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Opinary – Content Marketing und User Engagement neu definiert
28. Juni 2017, mit Joel Kaczmarek, Katja Nettesheim
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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Medien-Digital-Podcast von Digital Kompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute machen wir Meinungen. Knallhart und das aber mehr aus der technischen Sicht. Und mit mir ist wieder mein Nummer-eins-Meinungsträger dabei. Hallo Katja.
Katja Nettesheim: Super, Nummer-eins-Meinungsträger, das passt ganz gut, weil ich doch zu immer und allem eine harte Meinung habe.
Joel Kaczmarek: Danke.
Katja Nettesheim: Hallo Joel, ich freue mich, dass wir eine neue Folge hier aufnehmen können.
Joel Kaczmarek: Ja, und auch wenn das mal so klingt, als ob man einen an der Klatsche hat, ist ja, glaubst du, die Metapher. Wir sind nicht ganz alleine, aber heute im wortwörtlichen Sinne, wir haben einen spannenden Gast dabei. Also wenn wir sagen, wir machen Meinung aus technischer Sicht, dann machen wir das natürlich nicht selber. Stell dich mal ganz kurz vor.
Cornelius Frey: Ja, hallo Joel, hallo Katja, danke für die Einladung. Cornelius, Gründer, Mitgründer von Opinary. Unsere Tagline ist tatsächlich Make Opinions Matter. Opinary kennen vielleicht nicht so viele als Namen direkt. Was die Leute bestimmt kennen, ist zum Beispiel der Meinungstacho. Wir bringen Meinung dahin, wo die Leute eh sind und erreichen über 60 Millionen Nutzer im Monat dadurch, dass wir bestehende Inhalte interaktiv aufbereiten.
Joel Kaczmarek: Ja, das ist ganz cool. Wenn man teilweise unter so Artikel guckt, weiß ich, bei der Welt, bei der Bild, irgendwie im Spiegel, dann hat man irgendwie ein Thema, wie finden Sie Trumps Reise in Nahost? Und dann hat es wirklich so von links nach rechts, hat man vielleicht schon mal gesehen. und hinterher, wenn man dann geklickt hat, kriegt man so, ich sage mal, das Bundestagsbild, wie dieser Sitze verteilt, wie irgendwie die Meinung ist. Da wollen wir vielleicht mal so ein bisschen einsteigen, dass wir mal dein Produkt kennenlernen. Und am spannendsten ist ja manchmal, wenn man das so ein bisschen aus der Historie auch beleuchtet. Und was ich so mitkriege, ist eure ja da relativ speziell. Wie seid ihr in dieses ganze Thema gestartet?
Cornelius Frey: Das ganze Thema sind wir gestartet. Ich habe selber 15 Jahre im Ausland gelebt, zuletzt für McKinsey das Westafrika-Büro mit aufgebaut und irgendwann gemerkt, die Themen, die zu Hause richtig abgehen, in dem Zeitpunkt war das meinetwegen das neue iPhone 7 oder Formkrise von Marco Reus oder Ukraine-Konflikt. Dazu kriege ich weder von den Zeitungen, die ich lese, ein richtig ausdifferenziertes Meinungsbild, habe auch nicht die Zeit, da richtig tief einzusteigen. In sozialen Netzwerken, bevor das damals ein Thema war, ist mir schon irgendwie aufgefallen, hänge ich in meiner Filterblase fest. Da denken eigentlich eh alle weitgehend dasselbe wie ich. Und worauf es dann am Ende raus lief, einmal in der Woche mit meinen Eltern zu telefonieren und zu fragen, was ist eigentlich zu Hause los, war irgendwie als jemand, der sein Leben lang digitale Side-Hustles hatte und immer kleine Projekte aufgefangen hat. Da habe ich gesagt, das kann es nicht sein. Da habe ich mit meiner Schwester gesprochen, die damals mobile Produktentwicklung bei Axel Springer mitgeleitet hat und gesagt hat, hier läuft irgendwas nicht richtig. Ihr gebt das ganze Thema Engagement, Austausch, Community, Interaktion und eben Meinung in fremde Hände, während eigentlich ich von euch erwarte, der zentrale Punkt für mich zu sein, wo Meinung ausgetauscht wird, wo Meinungsvielfalt lebt. Und da haben wir uns einfach mal nachts gesagt, lass uns ohne jeglichen Geschäftsfragen, ohne alles einfach mal was zusammenkloppen, was bauen, ein Produkt, was diese Lücke füllt.
Joel Kaczmarek: Da wird man bestimmt begeistert eigentlich bei Springer, wenn man denen sagt, ihr lasst Meinungen liegen, oder? Das ist doch eigentlich eines von deren Kernassets.
Katja Nettesheim: Ja, wobei, das ist ja genau das Thema, was wir auch haben in der Umstellung der Denke bei Verlagen. Wessen Meinung? Ja, natürlich ist bei Springer Meinung ganz, ganz wesentlich, aber das ist halt die Meinung der Redaktion oder des Chefredakteurs. Und das, was Cornelius und Pia ja, sag ich mal, zur Oberfläche bringen, ist die Meinung der Leser und das in einer aggregierten Form. Repräsentativer und auch leichter verdaulich als Leserbriefe.
Cornelius Frey: Und ich glaube, leichter verdaulich ist da ganz wichtig. Leserbriefe, Kommentare, auch Likes, auch Facebook-Interaktionen, alles wunderbar. Da machen aber ungefähr ein halbes Prozent der Nutzer mit. Und was wir dann relativ schnell gesehen haben, als wir als totalen Testpallon diesen Presse-Kompass gestartet haben, dass wir Engagement-Raten, Interaktionsraten hatten von Nutzern, die einfach nur sagen, ich sehe visualisiert ein Thema mit verschiedenen Meinungen auf einen Blick. Mit einem Klick teile ich meine eigene Meinung, bewege die Nadel und sehe, was jetzt im Fall der BILD zum Thema Martin Schulz gestern 500.000 andere Nutzer denken.
Katja Nettesheim: Wow.
Cornelius Frey: Das hat einen Effekt, dass du eine Engagementrate von 20, 25 Prozent hast, wo wirklich ein extrem hoher Teil der Nutzer sagen, das macht mir Spaß, hier möchte ich meine Meinung teilen. Das ist so einfach, insbesondere auf mobil. Das hat uns den Kick gegeben, dass du eigentlich eine vollkommen neue Contentform hast, die des interaktiven Contents, die das Ganze richtig spannend macht.
Katja Nettesheim: ist schon angerissen, aber erklär doch nochmal ganz deutlich, wie genau funktioniert euer Content-Format. Wer kann wo wie abstimmen, was für Vergleichsmöglichkeiten gibt es, wo ist das eingebunden etc.
Cornelius Frey: Genau. Du bist Nutzer, du liest Content auf, in unserem Fall 13 der 15 größten deutschen News-Seiten, immer breiter werdendes Portfolio auch in England und USA, auch auf Commerce-Seiten. Du liest ein Thema, das dich interessiert. Und eingebettet in diesen Artikel, in dieses Content-Stück ist in unserem Fall eben nicht ein YouTube-Video oder ein anderes Widget, sondern ein Widget, das dir eine Frage stellt. Du liest eh den Artikel und hast die Frage, Katja, iPhone 8, was würdest du denn dafür bezahlen? Sag mir, 500 Dollar, 1000 Dollar, 1500 oder Bundeswehrabzug als Incirlik, totaler Blödsinn. oder bitte jetzt, vorgestern oder Hybridautos von Toyota gesponsert, kommen wir gleich nochmal dazu. Aus welchem Grund bist du eigentlich hier, bist du gerade an alternativen Antriebsformen interessiert? Und die Idee ist immer, auch unsere Technologie, dich mit der Frage zu erreichen, die dir eh eigentlich gerade im Hinterkopf liegt.
Katja Nettesheim: Das willst du nicht wissen. Wo kriege ich jetzt schnell noch ein Geschenk für mein Patenkind, was heute Geburtstag hat?
Cornelius Frey: Die Save-for-Work-Frage, die dir gerade im Hintergrund umgeht, die du diskutieren willst, wozu du eine Meinung haben möchtest, wo du, wenn du abends nach Hause kommst, beim Abendessen sagst, hier war eigentlich das Thema und das ist meine Meinung, ich weiß, was die anderen Leute dazu denken. Über diesen Hook die Leute zu erreichen.
Katja Nettesheim: Und dann gebe ich meine Meinung ab. und was passiert dann?
Cornelius Frey: dann siehst du nach Abgabe der Meinung, was denken eigentlich alle anderen dazu? Das heißt, das ist ein ganz wichtiger psychologischer Haken. Ich habe nicht nur eine Meinung im Vakuum, sondern ich sehe, ich stehe hier relativ differenziert, halb links in dem Thema. Ich sehe aber, wie stehen alle anderen zu? Ist das ein super polarisierendes Thema? Bin ich in der Minderheit? Bin ich in der Mehrheit? Wer denkt wie? Und ich schaffe es mich selber, außerhalb meiner eigenen Filterblase, die ich ja habe, wenn ich mich zu Hause zum Thema unterhalte, wenn ich auf Facebook und Twitter unterwegs bin, sehe, kann mich verorten im gesamten Meinungsspektrum des Landes.
Katja Nettesheim: Und wenn du sagst gesamtes Meinungsspektrum, ist das wirklich das gesamte Meinungsspektrum? oder sind es die Leser jetzt dieser Publikation oder irgendwie ein anderes Subset?
Cornelius Frey: Es sind natürlich nicht in Deutschland 80 Millionen Deutsche, aber du erreichst damit mittlerweile bei 50 Millionen Uniques in Deutschland alleine im Monat ein extrem hohen Anteil der Deutschen, was auch oftmals Leute sind, die durch klassische Befragungen am Festnetztelefon oder in Einkaufsräumen überhaupt nicht mehr erreicht werden. Und wir haben in der Tat auch Möglichkeiten, diese Befragung repräsentativ zu rechnen, durch eine Zunahme soziodemografischer Daten.
Katja Nettesheim: Das heißt aber nochmal, es vergleicht nicht die User der Welt oder der Spiegel Online, sondern es vergleicht, wenn ihr die gleiche Frage auf verschiedenen News-Sites stellt, vergleicht das über alle News-Sites hinweg.
Cornelius Frey: Gibt es in der Tat unterschiedliche Modelle? Manchmal ist es ganz wichtig, eine super spannende Kooperation mit T-Online, die gerade live geht, die T-Online-Meinung des Tages, die dann auch bei Ströer auf allen Out-of-Home-Streams rausgespielt wird. Da geht es tatsächlich um diese Community. Das ist ganz wichtig. Die wollen wissen, was denken unsere Nutzer, wie bedienen wir unsere Community. Wir haben aber auch die Möglichkeit für jemanden, der sagt, insbesondere für Unternehmenskunden, ich möchte wirklich die statistisch signifikanten Insights ziehen. Das Ganze über die gesamte Zielgruppe ausgesteuert wird und somit alle verschiedenen Nutzerpockets erreicht werden. Das kommt auf den Use Case drauf an.
Katja Nettesheim: Okay, das heißt aber, ihr seid letztendlich Meinungsaggregator wirklich über alle verschiedenen Mikrokosmen in Deutschland, zumindest soweit die Leute digitale Nachrichten lesen. Oder sich im Internet befinden und dann da mitmachen. Also das ist ja schon so gesamtdemokratisch betrachtet ein sehr wertvoller Service.
Cornelius Frey: Ist ein Service und auf Daten- und Insightsicht ist das extrem spannend. Geht natürlich vom Geschäftsmodell darüber hinaus, nur die Daten abzugreifen. Die Tatsache, dass wir mit all diesen Nutzern eigentlich mehr wie ein soziales Netzwerk eine aktive Beziehung haben, weil die mit unseren Tools interagieren. immer wieder zu enormen Interaktionsraten, bindet natürlich, anders als eine einmalige Telefonbefragung, auch einen direkten Engagement-Kanal zu diesen Millionen und Abermillionen Nutzern her.
Katja Nettesheim: Ohne, dass sie sich einloggen.
Cornelius Frey: Richtig.
Joel Kaczmarek: Und wer erstellt die Fragen eigentlich? Also ich habe nämlich zum Beispiel auch gedacht, ich würde das eigentlich gerne benutzen für meinen Dienst, digital kompakt, macht ja irgendwie Sinn. Jetzt seid ihr aber nicht irgendwie so ein typisches Social-Media-Tool, wo ich hingehe, gehe auf die Seite, hier anmelden, dann eine Frage definieren und dann einbetten. Sondern wenn ich da hingehe und sage, ich möchte gerne mitmachen, dann steht da irgendwie, ja, jetzt geht's los, schreibt uns, pia.opinary.com. Vielleicht kann man das mal so als Doppelfrage ein bisschen bauen. Also wie komme ich als Verlag, der sich dafür auch interessiert, in euren Pool rein und die Fragen erstellen? Macht ihr das dann? Macht das eure Technologie oder kann das jeder Partner selber anscheinend.
Cornelius Frey: Ja, vielleicht. zweite Frage zuerst. Wie kommt das Ding dahin, wo du als Nutzerin, Katja, damit abstimmst? Egal, ob es ein Verlag ist oder ein Unternehmen oder ein Blog. Wir haben ein mini-mini-Content-Team, das am Tag wirklich sehr visionär unsere Formate mit den zehn Fragen des Tages befüllt und die auch ein Storytelling-Tool ist. Es ist ja nicht einfach so, hier sind drei Ja, Nein, Vielleicht-Buttons, sondern du kannst es anreichern mit interessanten Stimmen, die es gab. Das sind zehn Fragen am Tag. die im Vergleich stehen zu 1600 bis 1800 Fragen, die unser System täglich laufen, weil jeder Kunde, jeder Partner in unserem Content-Management-System, in unserem Editor, in Sekundenschnelle selber interaktiven Inhalt erstellen kann. Was natürlich für die Leute auch attraktiv ist, weil was sind andere engage-ende Formate? Video, super aufwendig. Bei uns kannst du diesen Content innerhalb von 30 bis 60 Sekunden erstellen. Diese Fragen, diese angereicherten Tools, das eine. Und immer mehr geht es auch in die Richtung, dass wir in der Lage sind, automatisiert spannende Fragen aufzustellen. Ein ganz cooles Beispiel dazu ist das Finanztool, das wir haben. Erkennt automatisch, ist automatisch als Script eingebettet, erkennt, geht es ja um bestimmten Finanztitel, geht es um die Frage, wie performt eigentlich Aktien? Rocket Internet gerade oder was weiß ich, zieht automatisch die Meinung der Equity-Analysten, kalibriert die nach ihren Target-Preisen und stellt das Ganze dar, ohne dass jemand auch nur einen Finger krumm machen muss. Und dahinter steckt vielleicht noch ein ganz wichtiger Punkt. Warum 1.600 Polls? Warum lohnt sich das, eine solche Tiefe zu erstellen? Neben dieser reinen Technologie Fragen richtig cool aufzubereiten, sodass eigentlich jeder sagt, mit dem du sprichst, klar, bei diesem Tacho, da mache ich auch immer mit, ist die Disprutationsengine, die wir aufgebaut haben, die auf Basis einer Natural Language Processing Technologie die richtigen Fragen automatisiert genau in den richtigen Content ausspielen kann und zwar tausendfach.
Joel Kaczmarek: Aber das muss ich mal kurz verstehen. Wenn ich jetzt irgendwie meinetwegen die Bild bin oder sagen wir mal der Spiegel und habe jetzt irgendwie einen Artikel zu Trump, entscheidet dann der Spiegel-Redakteur, welche Frage im Opinion-Retool steht. oder macht das eure Technologie?
Cornelius Frey: Wenn der Spiegel-Redakteur entscheidet, das ist meine Frage für diesen Artikel, dann hat er die totale Hoheit oder sie. Wenn aber nichts kommt und wir merken, hier gibt es in einem großen Content-Pool eine Frage, die perfekt auf den Artikel passt, mit einem hohen Confidence Level des Intertopic Distance Mapping Algorithmus, um den Nerd Alert einmal kurz anzuschalten, dann kann es auch sein, dass diese Frage direkt ausgespielt wird. Ebenso für redaktionellen Content, als aber auch für gesponserten Content. Wenn zum Beispiel jetzt unser Kunde Toyota sagt, das Thema alternative Antriebsformen, damit will ich richtig große Nutzerschichten erreichen. Und diese Nutzerschichten erreichen im Moment, wo sie sich wirklich für das Thema interessieren, dann nutzen die unser Tool und unsere Formate und unsere Distribution Engine, um im genau richtigen Moment diese Nutzerschichten zu erreichen, die gerade einen Artikel zu dem Thema lesen und die sie dann da abholen und mit ihnen interagieren.
Katja Nettesheim: Es sei denn, der Spiegel-Redakteur hat vorher gesagt, er will da nur seine Frage drauf haben.
Cornelius Frey: Dann ist absolut redaktionelle Hoheit gegeben.
Katja Nettesheim: Genau, also primär Redaktion, sekundär automatisch reingespielt, Nachpassung.
Cornelius Frey: So ist es. Okay, verstanden.
Joel Kaczmarek: Und wie verhindert ihr Dupletten? Also ich kann ja jetzt irgendwie sagen, ich bin Leser von der Welt, von der Bild und vom Spiegel meinetwegen und mache bei dem Tool jedes Mal mit und verfälsche das Ergebnis. Habt ihr da irgendwie Algorithmen, die sowas verhindern?
Cornelius Frey: Wir haben in der Tat, also A, das Szenario ist total spannend. Von den Fragen, die in dem Pool sind, laufen super oft auf acht der zehn größten Reichweitenmedien in Deutschland diese Tools. Teil 1, wie Katja vorhin meinte, ist repräsentativ, da ein relevantes Ergebnis rauszurechnen. Für die Medien treiben wir total spannend, wie sind eigentlich unsere Nutzer anders, was treibt unsere Nutzer an, wo valorisieren wir unsere Nutzer im Gegensatz zu anderen Portalen. Stichwort Fraud Prevention, ganz wichtig, Dubletten sind auch nicht mal das größte Thema, aber das Thema Verfälschung durch Verbrechen, Anstiften zum Wählen. Wir hatten einmal einen Fall letztes Jahr, wo Frauke Petry ihre 2,1 Millionen Twitter-User aufgefordert hat, hier mal kurz die Nadel umzudrehen und das Meinungsbild zu ändern. Da haben wir richtig investiert und von IP-Rate-Limiters, Time-Limiters, Quellen-Limiters zu sehen, was gibt es für erkennbare Muster. wo ein Meinungsbild verfälscht wird, die wir abfangen können und dann rechtzeitig das Sammeln und Verschieben und Verfälschen der Meinung abfangen können. Total wichtig, weil natürlich auch Publisher und Brands gleichzeitig sagen, natürlich ist es cool, hier ein total brandsicheres Interaktionsmodell zu haben, wo nicht jeder Kommentar unglaublichen Blödsinn drunter schreiben kann. Aber auch da ist die Frage, wie sicher ist das? Und das ist ein Riesenthema.
Joel Kaczmarek: Und nochmal kurz zu meiner Doppelfrage von vorhin. Wenn ich jetzt Verlag bin, der noch nicht bei euch mit drin ist, also 13 der 15 größten habt ihr, was ist, wenn jetzt 14 und 15 da auch Lust haben? Was ist der Anbindungsprozess?
Cornelius Frey: Natürlich ist es auf unserer Roadmap, dass du auf unsere Website kommst und niemanden anrufen musst, sondern sagst, let's go, sign up, mein Tool und let's go. Ja, ist auf unserer Roadmap, aber selbst mit zehn Entwicklern ist die Roadmap immer noch größer als das, was wir monatlich umsetzen können. Du kannst aber innerhalb von einem Tag live gehen. Wichtig ist, dann wird das Tool für dich designt. Es soll immer sehr, sehr nativ wirken. Es ist jetzt nicht irgendeine UFO, was reingeflaggt wird, sondern du bekommst dein eigenes Tool und kannst dann nach einem 10-Minuten-Tutorial deine eigenen Pools bauen, das Script integrieren und somit auch auf unseren Library-Content, der bei dir dann finanziert, sodass du Geld damit verdienst oder rein redaktionell ausgespielt wird. Oder du sagst, ich baue meine eigenen Themen.
Joel Kaczmarek: Habt ihr euch eigentlich sowas wie Amen damals angeguckt? Weil daran erinnere ich mich jetzt noch ein bisschen. Kennst du das als Geschäftsmodell? Das war ja auch so der Ansatz, wie so eine Art Twitter-Case, dass die mal gesagt haben, jemand hat ein Statement geproduziert. Das war so bausteinartig. Also du konntest dann irgendwie sagen, is the best or is the worst. Was weiß ich, Steve Jobs is the best entrepreneur in the world. Und dann konnten die sagen, hell yes oder hell no oder Amen stimmt. War ja genau der gleiche Gedanke, Werbetreibenden sozusagen Meinungen zur Verfügung zu stellen. Habt ihr euch solche Sachen auch angeguckt?
Cornelius Frey: Total angeguckt. Ich fand Amen genial. Gibt es auch wie state.com vom Fitbone oder Jawbone-Gründer, Mitgründer, was in die Richtung geht. Ich glaube, was ein bisschen der Case ist, wo wir das Ganze verändern, auch für uns und für die Werbetreibenden, ist tatsächlich die Reichweite. Dass durch diese Publisher-Partnerschaften, bei denen die Publisher wirklich profitieren, durch höhere Sharing-Rates, höhere Verweildauer, höhere Return-Rates und extrem gute Publisher-Metrics, aber auch, dass sie durch die Monetarisierung mitverdienen, haben wir einen wenn man so will, Growth Hack geschaffen, dass wir auf eine Audience von 60 Millionen Nutzern zugreifen können, die erreichen, mit denen interagieren und die nicht alle mit einem App-Marketing-Programm irgendwie als Installs einkaufen müssen, um die zu erreichen und zu konvertieren für unsere Partner.
Katja Nettesheim: Das ist echt sehr clever. Du hast es jetzt ein paar Mal schon gestreift. Kannst du noch mal ganz klar sagen, wie ist das Geschäftsmodell, wie laufen die Revenue-Streams?
Cornelius Frey: Ja, absolut. Wir, du als Publisher, bindest uns ein, machst deinen Inhalt besser, Redaktion und das Ganze erstmal, zahlst eine kleine Commitment Fee, die wirklich eher darum geht, meinst du es ernst und geht es hier richtig los? Aber die wichtigen Flüsse, die Streams sind, wir vermarkten dann genau dann, wenn es passt, wenn es thematisch passt, wenn es vom User-Targeting passt, das Format auch für unsere Brandkunden und sind in der Lage zum Beispiel, du liest gerade, um es auf den Nutzer zurückzuführen, liest gerade auf Automotor und Sport einen Artikel zum Thema Hybrid-Motoren 2018. Dann bist du in der Lage, auf genau das Thema mitten im Inhalt als Werbetreibender, als Toyota-Kunde von uns zum Beispiel, ein Format in den Inhalt, klar als Werbung, Kennzeichen auszuschalten, das die Nutzer zum Mitmachen, zum Engagen motiviert. Und du bist dann eben auf einmal die Automarke, die sagt, übrigens, du machst dir gerade über Hybridmotoren Gedanken. Was wäre eigentlich dein Grund, ein Hybridauto zu fahren?
Katja Nettesheim: Das heißt, dann fragt mich Toyota diese Frage auf der Webseite vom Spiegel und danach kommt noch ein schöner Toyota eingeblendet. Und Toyota habt aber ihr akquiriert.
Cornelius Frey: Toyota haben wir akquiriert.
Katja Nettesheim: Und teilt das dann mit dem Publisher.
Cornelius Frey: Und teilt das mit dem Publisher. Und wir gehen da sogar ins Risiko. Wir sagen Toyota, alle tausender Kontaktpreismodelle und ein schöneres Display-Ad, das kennt ihr alles. Wir sagen, wir zahlen nur für die Nutzer, die tatsächlich sagen, das finde ich eine spannende Frage. Dazu habe ich wirklich eine Meinung, wenn ich schon im richtigen Kontext bin. Bin die Zielgruppe, bin der richtige Nutzer, habe eine Meinung dazu, stimme ab und sehe danach noch den nachgeschalteten, interessanten, relevanten Content von Toyota. Das ist im Grunde, wenn du aus Brand-Sicht denkst, nicht wie, ich flagge mal kurz eine Million Display-Medium-Rectangle-Ads raus, sondern ich bin auf einem Level der Vorqualifizierung und des Dialogs, als stünde der Nutzer schon bei mir im Autohaus und bucht gleich die Probefahrt.
Katja Nettesheim: Ja, ja, super, super. Natürlich auch nochmal eine Möglichkeit, da dann auch ein Lead-Generation-Widget einzubinden. Aber andere Frage. Und das heißt aber auch, ihr habt nicht nur die Mühe, diese ganze Technologie zu entwickeln und den Distribution-Kanal aufzubauen, sondern auch noch Vermarktungskunden, also Brands anzuschleppen.
Cornelius Frey: In der Tat, die Mühe haben wir. Da vielleicht ein bisschen das Glück, dass du hier ein Format hast, was eigentlich mittlerweile die meisten Menschen in den Märkten, in denen wir aktiv sind, kennen. Und wenn du auf sie zukommst, Wie gesagt, Opinary Miles, wir sind rein B2B unterwegs. Keine Ahnung. Dann sagst du hier, dieser Tacho bekommst du von der Hälfte im Raum, wenn du bei einer Agentur oder beim Endkunden sitzt. Klar, mache ich auch immer mit. Das macht Spaß. Dann fragst du nochmal, okay, was ist denn das letzte Werbemittel, was du verkaufst? Was ist der letzte Banner oder der letzte Sponsored-Facebook-Post, den du wirklich erinnerst? Da erinnern die meisten nicht sonderlich viel.
Katja Nettesheim: Aber eure Tachonade.
Cornelius Frey: Und das ist eine Einflugscheiße, wenn ich sage, da habe ich in meinem passiven Nutzer-Flow mich irgendwie gestoppt und aktiv nachgedacht und interagiert. Das hat ein so hohes Aufmerksamkeits- und Conversion-Potenzial, dass du zumindest eine ganz gute Startsituation hast. Natürlich ist deine Frage absolut richtig. Mit einem vierköpfigen BizDev- und Sales-Team Wie weit kommst du da? Und deshalb sind wir auch auf gute Partnerschaften mit den Agenturen, mit den Vermarktern angewiesen, die aber mehr und mehr erkennen, um in diesem riesen Dschungel von Marketing-Neues durchzukommen, brauchen sie neue Ansätze.
Katja Nettesheim: Ich denke jetzt gerade noch mal ein bisschen darüber nach, über das Verhältnis zwischen den Publishern, auf deren Webseiten ihr ja stattfindet, die ja selber auch Vermarktungskapazitäten haben und eurer Vermarktungskapazität. Ich meine, das ist ja ein Feld, das schreit ja nur nach Konflikten. Was ist, wenn jetzt Axel Springer auch Toyota hat? Wem gebührt dann welcher Share? Kann Axel Springer auch auf seiner Toyota-Schiene euch mitverkaufen oder also das Format mitverkaufen? Wie läuft das denn?
Cornelius Frey: Können Sie auch und tun Sie auch, ob es IQD oder Media Impact bei Axel Springer sind, tun Sie auch, warum wir den Konflikt umgehen, wenn wir selber die Kunden ansprechen, ist, dass wir an Töpfe rangehen, die die gar nicht angehen.
Katja Nettesheim: Ah, clever. Ja, das ist dein Marktforschungsbudget oder so.
Cornelius Frey: Und Social. Wenn du am Punkt bist, wo 99 Cent von jedem zusätzlichen Werbedollar an Google und Facebook gehen, Und die Vermarkter selber teilweise sehr gut performen, aber wirklich klassisch noch Display und vielleicht ein bisschen Branded Content dazu verkaufen. Wir aber zu den Werbetreibenden gehen und sagen, na klar könnt ihr bei immer steigenden Preisen auf Facebook werben mit gutem Targeting und hoffen, dass das Engagement höher ist. Wir können euch aber auch genauso oder besser getargetete Zielgruppen im perfekten Umfeld bieten. und somit klassische Social-Budgets, die ja explodieren, zu den Publishern zurückbringen. dadurch durch einen anderen Ansatz, ist eigentlich der Konflikt, den du gerade erwähnt hast, total aufgehoben.
Joel Kaczmarek: Aber die Value Proposition ist ja echt gut von euch. Also ihr bringt denen im Prinzip mehr Engagement, irgendwie mehr Spaß mit der Marke plus irgendwie diese neuen Dollars, die ihr da eigentlich erschließt, plus wirklich reales Geld, auch was halt irgendwie rüberfließt. Dass ihr sagt, es gibt zwar eine Commitment-Fee, aber die kriegst du eigentlich wieder rein, wenn bei dir viel passiert, mit Werbepartner tauglich. Also makes sense. Wie seid ihr da eigentlich irgendwie reingerutscht? Also du hast ja erzählt, ihr habt da selber mal was programmiert. Da waren wir ja jetzt beim historischen Abriss so ein bisschen stehen geblieben. Wie seid ihr da in diese Verlagsbranche reingekommen, dass ihr 13 der 15 jetzt habt?
Cornelius Frey: Das waren bis vor ungefähr anderthalb Jahren noch vier, die wirklich ohne Sales, Outreach und alles einfach gesagt haben, das Ding ist heiß, das möchte ich haben. Ob das Florian Harms, der Online-Chef vom Spiegel damals war, bei der Welt und noch ein paar mehr. Und dann haben wir irgendwie gesagt, das Engagement ist so hoch, die Zielgruppe ist so hoch. Wir hatten noch unsere Jobs. Ich war noch bei McKinsey. Pia war noch bei Springer in einer komplett anderen Rolle. Und da haben wir gesagt, das müssen wir jetzt richtig machen. Also ich glaube, das kennen viele vielleicht, wenn irgendwas dein Baby ist, dann zieht sie so. Da haben wir auch keine großen Modelle aufgestellt, sondern einfach gesagt Now or never. Böse, böse, böse. Und haben dann aber natürlich, dann stellst du relativ schnell Modelle auf, wenn du sagst, das Ganze ist absolut ein VC-fähiger Case, weil wir ein dezentrales soziales Netzwerk mit enorm großem Reach und skalierbarem Format und so weiter sind. Und dann schaust du natürlich, wo du fragst, wer hat sich das umgeschoben, wenn du alleine SaaS-Gebühren den Publishern abnimmst. Das kannst du machen, da ist auch ein Wert. Da kommst du aber relativ schnell an die Decke. wie viele Publisher gibt es und wie viel sind die willens und in der Lage für ein Tool, das den Content besser macht, zu zahlen. Das war nicht der Case, für den wir gesagt haben, das ist das, wo wir jetzt voll attackieren, sondern da landest du dann relativ schnell dabei, dass der MarTech und Content Marketing Space, der von HubSpot über Adobe, die da massiv einkaufen und sich ausweiten, mittlerweile 28 Milliarden US-Dollar stark ist und unsere Kerncapability ist, Richtig, sehr, sehr einfach, extrem wertvollen Content erstellen zu lassen und ihn zu diskutieren, an die richtigen Zielgruppen ranzukommen. Das war der Pivot. Haben wir gesagt, diese Kombination zu schaffen, das ist ein Modell, der Sinn macht, dann haben wir auch externe Finanzierungen aufgenommen.
Joel Kaczmarek: Ja, wollte ich auch dazu kommen. Ihr seid ja mittlerweile Investoren finanziert.
Cornelius Frey: Wir sind mittlerweile, was rein meiner eigenen Ungeduld geschuldet ist, ich finde das Bootstrapping-Modell extrem attraktiv. Hat mir großen Spaß gemacht, das ganze Ding halbwegs lange zu bootstrappen. Aber wenn du dann merkst, die Instrumente auf technischer Seite, auf Data Science Seite, brauchst du auf einmal drei Backend-Engineers und so weiter, dann wird es relativ schnell eng und dann kollidiert dein Wille, das Ganze wie der mittelständische schwäbische Familienunternehmer aus Umsätzen zu generieren. kollidiert einfach mit den Möglichkeiten, die du siehst, wenn du viel, viel schneller exekutieren und attackieren kannst. Auch in Bezug auf unsere US-Expansion jetzt. Und da haben wir viel Glück gehabt. Haben wir eine knappe Million von verschiedenen, eigentlich fast alles Berliner Investoren aufgenommen, die uns unterstützen. Und das hat einen guten Boost gegeben.
Joel Kaczmarek: Lustigerweise ja eher gar nicht so medienaffine, sondern eher die Techies, also die Internetguys. Also GFC von den Sunwars ist mit dabei. Ich habe gesehen, einige Business Angels aus dem Umkreis von Idalic, wenn ich mich richtig entsinne. Also durchaus eher so tech-affine Leute.
Cornelius Frey: Absolut. Ich glaube, das spiegelt sich tatsächlich auch bei uns im Team wider. Wir haben eine total medien- und inhaltlich getriebene Seele auch bei uns im Team. Aber das, was wir machen, wenn du dir die Teamstruktur anschaust, das ist es, diesen Das ist komplett Tech-klassig. Also diesen Distributionskanal, die Reichweite, die Natural Language Processing-Technologie aufzubauen, das ist ein sehr Tech-getriebenes Unterfangen.
Katja Nettesheim: Was uns wieder auf unseren Punkt zurückführt, den wir ja vor ein paar Wochen mal hatten, so das, was wir in den USA gesehen haben, Media Companies, die sich primär als Tech-Companies positionieren, um auf die Art und Weise das VC zu bekommen. Also dann haben wir hier jetzt in euch quasi einen Beweis dieser These.
Joel Kaczmarek: Ja, vielleicht sollten wir auch einmal einen ganz kurzen Einsatz sagen. NLP, damit meinst du im Prinzip diese Algorithmen, die im Prinzip die Spracherkennung machen, wie ihr dann zuordnet, dreht sich ein Artikel jetzt gerade um Hybridfahrzeuge oder irgendwie Benziner oder selbstfahrende Autos.
Cornelius Frey: Und dazu genau den passenden interaktiven Inhalten matcht, ohne dass irgendwo jemand einzeln sitzen muss und Artikel mit iFrame-Embed-Code, was er immer matchen muss, weil das nicht uns dahin skalieren würde, wo wir heute stehen.
Joel Kaczmarek: Jetzt haben wir über euer Produkt geredet, über die Historie, das Geschäftsmodell, Content und Engagement. Lass uns doch auch mal noch ein bisschen auf die Publisher-Seite eingehen. Was sind deine Erfahrungen in Deutschland mit den Publishern? Ist das eher zäh? Sind die innovativ? Eher nicht? Wie kommt man als junges Unternehmen, was was Innovatives, Technisches macht, mit dieser Klientel zurecht? Wie fühlt sich das an?
Cornelius Frey: Zuallererst ist eine Sache, die Spaß macht. Das sind echt ideell und inhaltlich getriebene Produkte. Leute, ich glaube, wenn ich jetzt nach einem rasant wachsenden Geschäftsfeld suche, lande ich nicht als allererstes beim Publisher. Das sind Leute, die wirklich mit extrem viel Leidenschaft dabei sind. Das macht alleine schon mal Spaß. Obwohl man das vielleicht anders von außen kennt, hast du gar nicht so viele Zyniker an Bord, sondern meistens Leute, die von was getrieben sind. Es gibt enorme Unterschiede. Man kann sie nicht über einen Kamm scheren, aber ich glaube, eine Sache ist, die Publisher in Deutschland verkaufen sich auch intern unter Wert. Eine spannende Auffassung ist, es gibt, Zukunft des Journalismus-Events, wo es Panel-Diskussionen nach Panel-Diskussionen gibt, die irgendwie Hände ringen, ja, wir müssten irgendwie und könnten, aber ist natürlich schwer mit den Strukturen und das Ecosystem und Google und du denkst, oh, Gott, hier geht gar nichts. Die stehen sich alle im Wege. Stehen sich auf den Füßen. Stehen sich auf den Füßen und reden. Man könnte einfach. Und das ist bestimmt auch bei vielen der Fall. Es gibt aber total gute Gegenbeispiele. Wenn alle Publisher in Deutschland von der Washington Post und der Jeff Bezos und unbegrenzten Möglichkeiten riesigem Produktteam reden, dann kann man auch einmal den Blick in Deutschland werfen, zum Beispiel auf ein Team wie das von Zeit Online, das eine geniale Entwicklungsredaktion hat, in der Lage ist, eine sehr große Leserschaft zahlungsaffin zu machen, sehr viele Daten erhebt, um die durch den Funnel zu jagen, neue Produkte entwickelt wie die D17-Initiative, die eine zahlungswillige, fantastische Klientel skalierbar bezahlungsfähig macht, weil sie ihre Kernkompetenz der Inhalte mit toller Entwicklung kombinieren, dann muss man eigentlich gar nicht so schlechter Laune sein. Also da gibt es auch lokal ein paar echt gute Beispiele.
Joel Kaczmarek: Und müsste man nicht fast so ein bisschen blasphemisch fragen, ob die Verlage da sogar trotzdem was verschlafen haben, dass man irgendwie hätte hingehen können und sagen können, Man verleibt sich euch ein, was wahrscheinlich nicht taugt, weil du ja sagst, du hast diesen distribuierten Ansatz. Das geht eigentlich nur über Multi-Plattformen. Man hätte zum Beispiel über Lizenzmodelle nachdenken können, dass man so ein bisschen White-Labeling-Geschichten macht. Hat man da was verschlafen oder werdet ihr für sowas auch gar nicht bereit gewesen?
Cornelius Frey: Uns ist die Unabhängigkeit total wichtig. Also wir leben von diesem, wir heben enorme Netzwerkeffekte. Und wenn du nur beim Augsburger Tageblatt live bist, dann kann dein Widget noch so gut sein, dann hebst du die nicht. Das heißt, für uns nicht das Thema. Ich glaube aber, das Bewusstsein, was Geschäftsmodelle, was Experimentieren, was Probieren, was Entwicklungsaufwand angeht, da wird definitiv viel verschlafen und ein paar wachen gerade sehr auf. Und mit denen macht es großen Spaß, zusammenzuarbeiten. Ich glaube aber, aufwachen heißt ja gar nicht zwingend immer, wir müssen alles alleine in Haus machen.
Katja Nettesheim: Das ist richtig. Also beide Teile deines letzten Satzes könnte ich unterschreiben. Zum einen, dass manche aufwachen, alle drei. Manche wachen auf. Zweitens, es macht total Spaß, mit denen zusammenzuarbeiten. Und drittens, man braucht wirklich nicht alles in-house zu machen und bitte nicht.
Joel Kaczmarek: Und wie ist es international? Also Deutschland ist gut abgedeckt, kriege ich mit, aber wie sieht es international aus?
Cornelius Frey: Wir haben das Ziel, 100 Millionen Nutzer bis Ende des Jahres zu erreichen. Das wird in Deutschland ein bisschen eng, rein rechnerisch. Und haben uns auf die Fokus-Märkte UK und USA fokussiert. Insbesondere, weil die Audiences haben, die weit über die eigenen Länder hinausgehen und ganz andere Skaleneffekte eintreten. UK ist uns aus Berlin rausgekommen. total gut gelungen. Wir sind da alle paar Wochen mal und haben mit Guardian, HuffPost, Telegraph, Times und so weiter independent eigentlich eine enorme Marktdurchdringung bereits geschafft. Interessant ist, dass USA echt anders aussah, obwohl wir mit viel Forschungslorbeeren gestartet sind, ich in den USA studiert habe, ein sehr gutes, aktives Netzwerk habe, haben wir in den USA die Erfahrung gemacht, die, glaube ich, auch ganz gut für Gründer aus Berlin generell verallgemeinerbar ist. Du bekommst jedes Meeting, die Türen stehen auf und die Leute wollen Neues hören. Aber um wirklich weitreichenden Deal einzutüten, wollen die meisten US-Partner mehr. Da reicht es nicht einmal aus Berlin anzufliegen und ja, klingt gut, okay, reicht, langer Deal. Die wollen, dass du vor Ort bist, die wollen dich kennenlernen. an den Ohren ziehen können, wenn irgendwas nicht klappt. Interessanterweise ein Punkt, den wir immer wieder gehört haben, ein amerikanischer Akzent schadet auch nicht. Und viel, insbesondere jetzt in dieser 30 Milliarden Dollar MarTech und Content-Marketing-Branche, die sehr ostküstenfokussiert ist, in der wir unterwegs sind, viel läuft über Kontakte. Und Kontakte, die über ein reines 30-Minuten-Meeting hinausgehen, wird zusammen Abend gegessen, siehst du dich auf den Events wieder, also eigentlich fast ein bisschen, wenn man will, provinzielleres Modell, als die herangehen und sagen, jo, passt für mich, mir ist vollkommen egal, wo die sitzen, wir können eh jederzeit telefonieren, geht, sondern die wollen eine tiefere Verankerung sehen. Und deshalb siehst du auch, wir sind unter anderem von German Accelerator unterstützt, den ja auch die Bundesregierung mitfördert, ist es für die allermeisten erfolgreichen Fälle, die ich gesehen habe, von deutschen Startups, die wirklich in den USA skaliert haben, essentiell eine Gründerpräsenz vor Ort sein. Das ist vielleicht nochmal ein ganz wichtiger Punkt. Schön und gut ein Senior Lead Business Development da zu sitzen haben. Amerikaner sind extrem gründerfokussiert. Die Story, der Spirit dahinter, du musst als Gründer aufschlagen.
Joel Kaczmarek: Ziehen wir da raus, du wirst bald wieder umziehen.
Cornelius Frey: Oder bist du schon? Meine Mitgründerin Pia backert sehr aktiv den amerikanischen Markt auf. für uns momentan. Aber das heißt natürlich nicht, dass ich nicht auch viel Zeit dort verbringe.
Joel Kaczmarek: Aber ist es eure logische Konsequenz, dass ihr da eine Dependance aufbaut, was ja für deutsche Internet-Startups typischerweise immer sehr, sehr schwierig ist in den USA. Es ist ja ein harter Markt, sehr teuer, also Mitarbeiter sehr, sehr teuer zu kriegen. Ist das die logische Konsequenz, dass ihr da mehr Präsenz etablieren müsst?
Cornelius Frey: Für uns in diesem Schritt, ja. Wir versuchen das intelligent zu tun und nicht, indem wir im allerersten Schritt viermal Sales Leads für jeweils eine Viertelmillion Fixgehalt einstellen. Aber diese Präsenz ist wichtig. Die muss halt im ersten Schritt viel von uns Gründern abgedeckt werden. Wir haben auch die ersten Hires da bereits gemacht. Aber unsere Erfahrung ist langfristig und übermal, wir testen das mal vier Wochen aus, sind die richtig spannenden Conversions, die wir gemacht haben, durch diese Präsenz getrieben. Absolut. Und wo du fragst, ist das für uns und dem Geschäftsmodell, den Markt, den wir beackern, langfristig wichtig? Absolut. Da ist auf Medienseite und auf Content-Marketing-Seite, da spielt die Musik und ist auch für uns spannend von Produktentwicklungsseite, sofort direkt am Markt zu sehen, was fliegt, was fliegt nicht. Und da vielleicht unterscheidet sich auch die Die Publisher-Sicht ein bisschen zwischen Deutschland und den USA, die Anforderungen, die technisch an uns gestellt werden, gehen oftmals so ein Dreivierteljahr voraus in dem, was in den USA an uns gestellt wird, zu dem, was in Deutschland gestellt wird. Beispiel, zwei ganz konkrete Beispiele, Loading Time weniger als 200 Millisekunden. absolutes Cut-Off-Kriterium, schon vor allem in den USA. Distributed Content, das Ding muss laufen in Google Accelerated Mobile Pages, Snapchat Discover und so weiter. Zack, das muss es geben. Da gibt es eine gewisse Lead-Time. Das dauert dann immer ein paar Monate, bis es dann auch hierüber geschwappt ist.
Joel Kaczmarek: Aber da merkt man ja, was die Ansprüche sind. Technischer Art, da versteht man auch wieder, dass du Investoren reingeholt hast, wenn man sowas erreichen will und so weiter. Beeindruckend. Was ist denn so, wenn wir jetzt mal den Ausblick wagen, was ist denn so eure Roadmap noch? Also wo geht es für euch noch hin? Was für Features kommen noch? Gibt es vielleicht noch Geschäftsmodell-Drehs, an denen ihr arbeitet oder neue Märkte außer USA, UK und Deutschland?
Cornelius Frey: Ich glaube, unsere Roadmap ist Zwingenderweise sind wir da ziemlich fokussiert und sind an drei Zielen aufgehängt. Das eine ist besagte Nutzerzahl, die wir in den drei Märkten durch immer höheren Grad von Automatisierung auch erreichen wollen. Und das zweite ist umsatzseitig. Wenn wir diesen Content-Marketing-Markt backern, auch um richtig attraktive Revenue-Shares unserer Publisher-Partner auszahlen zu können, dann ist in diesem Dreiklang mit extrem gutem interaktivem Content eine Markenbotschaft rüberzubringen, mit einem extrem guten Distribution-Algorithmus genau die richtige Zielgruppe im richtigen Moment zu erreichen und die dann zu konvertieren. Etwas, wo wir uns ein Revenue-Goal für 2017 aufgehangen haben, das durch diese Brand- und Marketing-Deals reinkommt. Und das Dritte ist natürlich, wir sammeln extrem spannende Daten. Da muss man vorsichtig sein. Unsere Erfahrung ist, je transparenter wir mit den Nutzern sind, was tatsächlich mit den Daten passiert, desto größer die Bereitschaft für uns, die auch einzusammeln. Dort den Mehrwert so zu heben, dass wir in Echtzeit jeder Brand, jedem Unternehmen genau sagen können, was passiert gerade. mit eurer Brand da draußen, weil wir kontinuierlich mit 2000 Fragen zu jeder Minute neue Impulse einsammeln und das aktiv steuern können, nicht nur sekundär Twitter scrapen, worüber reden andere gerade. Daraus im Grunde ein Standalone-Business noch zu deichseln, ist das nächste Ziel. Was da eigentlich Spaß macht, ist, wir haben da drei sehr coole Hypothesen. Und keine Ahnung, welche davon am Ende der echte Champion wird. Das heißt, das ist unser Experimentierfeld für 2017. Da probieren wir repräsentative Markt- und Meinungsforschung. Alleine ist da interessanterweise gar nicht das spannendste Modell, wo das Ganze aufhört. Sehr klein segmentierter, beratungsintensiver Markt, konservativer Markt noch. Aber da experimentieren wir und das hält uns so ein bisschen offen. Und da ist eigentlich die Experimentierung, Die Quotierphase, wie wir es arbeiten mit den Brands, mit denen wir zusammenarbeiten, ob es Mastercard ist oder die Allianz, das testen wir an echten Kunden.
Joel Kaczmarek: Jetzt musst du natürlich abschließend zum Nachdenken für alle Zuhörer die drei Hypothesen einmal sagen.
Cornelius Frey: Zielgruppenansprache. Wie genau targete ich Leute, die wirklich interessant sind für mich über Alter, Geschlecht und Location hinaus? Ein echtes Verständnis, ein echtes tiefes psychografisches Verständnis von großen aggregierten Zielgruppen ist Nummer eins. Das zweite, ich kenne meine Zielgruppen bereits. genau zu verstehen, auf welchen Themen, die ich gerade erreiche. Wenn wir von einem Markt sprechen wie Content Marketing, wo wir immer sagen, klassische Jetzt-Kaufen-Werbung hat immer mehr ausgedient, da muss ich auch wissen, was genau interessiert meine Nutzer jetzt gerade. Und das prädiktiv vorhersagen zu können, das ist die Nutzerschicht, die du gerade targeten willst, weil wir mit denen zu 1800 Themen live und aktiv jeden Tag und uns erhalten, jede Minute, können wir ganz genau sagen, auf welche Themen musst du aufspringen, was musst du setzen in deinem Marketing. Und das Dritte ist in der Tat Markt- und Meinungsforschung, das zu demokratisieren, statt ein Drei-Wochen-Projekt, in dem mir ein klassischer Marktforscher für sehr viel Geld die Meinung von einem Panel von tausend Leuten liefert, das Ganze dir in die Hand zu geben und zu sagen, du kannst jetzt in den nächsten drei Minuten repräsentativ relevant Insights, omnibus Insights sammeln zu einer Frage, die dich brennend interessiert und danach diese Nutzer, das relevante Segment, die Leute, die aus Umweltgründen an einem Hybridauto interessiert sind, noch retargeten. Das ist der dritte Komplex.
Katja Nettesheim: Das ist schon mal eine ziemlich starke Value Proposition. Da würde ich mich als klassischer Markt- und Meinungsforscher warm anziehen. So, apropos warm anziehen. Das sind natürlich alles ganz tolle Fantasien. Daten man da alles haben kann und was man da alles draus machen kann. Da gibt es ja jemanden, dem das nicht so gefällt oder mehrere sogar. Das sind die Datenschutzbeauftragten. Was sagt ihr denen? Wie diskutiert ihr mit denen? Wo sind da die Grenzen für euch, die ihr euch selbst auferlegt beziehungsweise die das Gesetz euch auferlegt?
Cornelius Frey: Ja, genau. Es gibt zwei Perspektiven. Die eine sind die Datenschutzbeauftragten. Wir sind E-Privacy zertifiziert und arbeiten sehr aktiv daran, auch die neuen EU-Datenschutzlinien, die ab 2018 in Kraft tritten, im Produkt mit einzubinden. Da geht es darum, eigentlich komplett auf personenbezogene Daten zu verzichten. Und das tun wir auch. Das geht eigentlich immer nur um Aggregate. Es geht darum, einfach ganz klar auf der richtigen Seite des Gesetzes zu stehen.
Katja Nettesheim: Ganz klar, es geht immer nur um Aggregate. Das heißt, ihr habt keine personenbezogenen Daten, sondern eine IP-Adresse, oder?
Cornelius Frey: Richtig, wir wissen nie, dass Katja abstimmt. Und selbst bei IP-Adressen, die sind gehasht und selbst mit ganzen IP-Adressen hantieren wir überhaupt nicht.
Katja Nettesheim: Okay, ich wollte gerade sagen, weil nur eine IP-Adresse ist ja schon relativ nah an der Person heutzutage. Genau.
Cornelius Frey: Aber das ist Schritt eins. Immer im Grunde regulatorisch und datenschutzrechtlich vor dem Gesetz sein und komplett clean sein. Das ist aber wirklich nur Schritt eins. Das und so viele Nutzer ihre Meinung anvertrauen, ist der ein bisschen softere Teil des Ganzen. aktiv mit den Nutzern zu kommunizieren. Deshalb interessiert uns deine Meinung dazu. Das tun wir mit der Meinung. Hier landet sie und das ermöglicht uns, da extrem proaktiv zu kommunizieren und nicht nach mehr zu fragen, als wir brauchen und keine Anwendungsfälle im Grunde zu generieren, die dich als Nutzerin extrem überraschen würden, ist der Teil, der gar nicht nur regulatorisch ist, sondern auch im Produktdesign eine Anwendung findet, wo du einfach merkst, Je klarer und offener du bist mit den Nutzern dessen, was passiert, desto höher sind deine Engagementraten. Und das lässt sich natürlich auch über A-B-Tests extrem gut austesten.
Joel Kaczmarek: Ist ein Gedanke eigentlich, dass dir sowas vertieft, dass du hingehst und sagst, du hast jetzt irgendwie abgestimmt, wie du irgendwie Martin Schulz dieses Jahr findest. Wir hätten da übrigens noch hier so einen Fragebogen. Kannst du nochmal tiefer gehen? Ist das sozusagen ein Case, die noch tiefer reinzuziehen? oder wollt ihr das bei dieser Simplizität lassen?
Cornelius Frey: Was wir gerade tatsächlich schon haben, wo interessanterweise genau zu dem Punkt, wie bereit sind Nutzer, wenn du offen mit ihnen bist, mehr Zeit. Du hast gerade zu Martin Schulz abgestimmt und sagst, total interessant, wie denken eigentlich Männer versus Frauen oder Alt versus Jung in diesem Land dazu? Sag uns kurz, in welches Raste du fällst und wir geben dir den tieferen Breakdown. Testen wir gerade sehr aktiv. Akzeptanzraten in den USA deutlich höher als in Deutschland, aber natürlich super spannend. Und das ist dann ein Punkt, wo die Nutzer selber entscheiden, steige ich da noch tiefer ein oder bin ich hier fertig? Idealerweise für uns teile ich das Ding noch mal kurz, bevor ich aussteige, aber bin raus und lese den Artikel weiter. Sehr schön.
Joel Kaczmarek: Das ist ein sehr, sehr spannendes Geschäftsmodell. Finde ich sehr interessant und intelligent gehackt, wie ihr das macht. Und ich glaube, mit viel, viel Mehrwert für alle Seiten. Ganz herzlichen Dank, dass du uns so viel darüber erzählt hast. Bleib immer auf der guten Seite. Trump hat uns gelehrt, man kann mit solchen Sachen auch schlimme Sachen machen. Und ja, viel Erfolg. Ganz herzlichen Dank.
Cornelius Frey: Danke euch. Dankeschön. Danke, Katja.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Medien: Denn Modelle, die in der Vergangenheit viel Geld in die Kassen der großen Medien und Verlage gespült haben, tun heute mitunter gähnende Leere auf. Was also tun? Dazu haben wir regelmäßig mit Medienexpertin Katja Nettesheim gesprochen, um die Geschäftsmodelle der Verlagswelt in der digitalen Zukunft sowie die Herausforderungen auf dem Weg dorthin zu verstehen.