
Babyone 🍼: Wie Anna Weber ihr Franchise-Unternehmen transformiert
13. September 2023, mit Joel Kaczmarek, Marcus Worbs
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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich digitale Transformation mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digitalkompakt und heute habe ich wieder den lieben Markus Worps an meiner Seite. Ihr wisst, wenn Markus dabei ist, dann zeichnen wir immer die Digital Transformation Stories nach. Also wir versuchen zu verstehen, wie andere Unternehmen, die das schon sehr erfolgreich tun, eigentlich die Digitalisierung bewältigen. Und unser heutiger Gast dabei ist die liebe Anna Weber, die ich total gerne mag und die als Co-CEO von BabyOne wirklich spannende Dinge erlebt. Denn BabyOne gehört ja wirklich zu den führenden Anbietern für Baby- und Kleinkindprodukte in der DACH-Region. Und Anna ist 2017 in den elterlichen Betrieb eingestiegen und hat 2021 die Geschäftsführung gemeinsam mit ihrem Bruder, dem lieben Jan, von ihren Eltern übernommen. Und wir wollen mal verstehen, wie denn das eigentlich funktioniert, wenn man ein Geschäft betreibt, was A, franchisegetrieben ist, B, sehr stationär und C, glaube ich, auch gar nicht so unkompliziert immer bei der Kategorie. Von daher, ihr beiden, ich freue mich da total drauf und schön, dass ihr alle beide da seid. Hallo.
Anna Weber: Hallo.
Joel Kaczmarek: Ja, Markus, wie ist es mit dir? Hast du Kinder? Bist du Kunde von BabyOne?
Marcus Worbs: Selbstverständlich, ja. Mit drei Kindern kommt man nicht dran vorbei und will auch nicht vorbeikommen.
Joel Kaczmarek: Ich lerne ja von Anna übrigens immer ganz viel über das Babygeschäft. Und das, was mich eingebrannt hat, war, dass sie meinte, Babyhändler verdienen immer nur am ersten Kind. Habe ich das richtig abgespeichert, Anna?
Anna Weber: Absolut. Also nicht nur, aber am meisten. Die großen Ausgaben tätigst du eigentlich nur einmal, wie ein Kinderwagen, ein Babybett. Autositze brauchst du mehrere auf jeden Fall. Kommt drauf an, in welchem Abstand deine Kinder kommen. Aber die richtig fetten Ausgaben, die machst du einmal und hoffentlich bei uns.
Joel Kaczmarek: Ja, und dann gibt man es weiter. und vor allem, ich finde es echt faszinierend, weil dann hast du ja auch ganz oft den Effekt, dass wenn du das erste Kind hast, dann lernst du auf einmal andere Eltern kennen. Die haben dann vielleicht noch irgendwie Jüngere, die nachziehen. Wenn du dann das zweite Kind hast, kannst du von da wieder übernehmen. Also so funktioniert es. Aber cool, komm Markus, fangen wir mal an. Du hast heute mal den ersten Take-Off.
Marcus Worbs: Unsere liebste Eingangsfrage. Anna, welchen Fußabdruck möchtest du mit deinem Leben auf der Erde hinterlassen?
Anna Weber: Ich möchte die Dinge besser machen, als sie jetzt schon sind. Sicherlich kann ich nicht die Welt verändern. Das möchte ich mir gar nicht auf die Fahne schreiben. Aber ich möchte das, was ich beeinflussen kann, das möchte ich einfach besser machen. Ob für meine Family, ob für unsere Kunden und Kundinnen im Bereich Baby. Da will ich einfach Verbesserungen schaffen. Weil so wie es ist, reicht es nicht.
Joel Kaczmarek: Und du bist ja da auch wirklich am wichtigsten Punkt dran. Gib uns mal noch ein ganz kurzes Gefühl, von wann bis wann, also welches Kindesalter bedient ihr alles?
Anna Weber: Null bis vier.
Joel Kaczmarek: Man sagt ja immer, da werden die wichtigsten Weichen gestellt. Ich glaube sogar bis drei schon. Und nimm doch mal alle unsere Zuhörer mit, weil nicht alle davon sind irgendwie Eltern. Und was ist denn Baby One? Wofür steht das? Seit wann seid ihr auch irgendwie neben den Fachmärkten online aktiv? So eine kleine Roadshow mal.
Anna Weber: Also BabyOne gibt es jetzt seit 35 Jahren am Markt. Wir sind gestartet als ursprünglich rein stationärer Fachhändler. Große Märkte von im Durchschnitt 1200 Quadratmetern Fläche, die voller Ware gepackt worden sind. Das war damals eine riesige Besonderheit. Und wir haben alles für den Babybedarf, vom Schnuller über den Kinderwagen, Autositz bis zum Babybett, Textilien, Spielware, alles was Gehbrausartikel sind, keine Verbrausartikel wie in der Drogerie. Irgendwann hat stationär natürlich nicht mehr gereicht. Brauche ich hier, glaube ich, den Hörer nicht zu erzählen. Dann haben wir auch online gemacht. Erst wirklich rein als Schaufenster für die Märkte, also in Marketingmanier. Seit, ich würde sagen, ungefähr 2019 wirklich auch als eigenes Profitcenter und viel ernsthafter betrieben und eben auch erkannt, dass online definitiv nicht nur Marketing ist, sondern viel mehr betrieben werden muss. Wir haben jetzt 103 Fachmärkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz und einen Online-Shop. Wir sind ein Franchise-System. Das bedeutet, wir verschicken die Online-Ware aus unseren Stores heraus und haben natürlich seit Corona da auch einen ordentlichen Push bekommen, auch in der Ernsthaftigkeit, wie wir das selber betreiben. BabyOne ist ein Familienunternehmen, klar. Mein Bruder und ich sind ungefähr 2017 eingestiegen, 2019 in die Geschäftsführung und seit 2021 führen wir das jetzt allein in zweiter Generation.
Joel Kaczmarek: Ganz kurze Nachfrage noch dazu. Bei Supermärkten im LEH gibt es ja immer so diese Unterschiede zwischen Discounter, Supermarkt, vielleicht auch Premium. Wie ordnet ihr euch so auf diese Achse ein? Seid ihr eher Premium, seid ihr eher günstig, seid ihr was dazwischen?
Anna Weber: Wir sind für alle da und wir sagen immer selbst, wir sind die Mitte von der Mitte, weil wir wirklich im Fachhandelssortiment für alle Kunden etwas anbieten. Wenn du dir jetzt zum Beispiel Kinderwägen beguckst, dann haben wir definitiv Modelle, die du auch für Supermärkte, 299 Euro bekommst, was so Preiseinstieg bei einem Kombikinderwagen ist. Verkaufen aber natürlich auch die Premium-Modelle von Jules, Bugaboo, Cybex für 1200, 1300 Euro und auch gerne mal mit E-Motor dann für 1516.
Marcus Worbs: Wahnsinn, du hast gerade schon so ein paar Stichworte genannt. Ihr seid auf dem Weg und habt den Weg der Digitalisierung stattgefunden. schon angestoßen, was bei gewachsenen Unternehmen per se schon komplex ist. Ihr seid zudem noch ein Familienunternehmen im Franchise-System arbeitet. Vielleicht fangen wir daher mal beim Einstieg an. Wie war denn dein Weg ins Unternehmen und wie hast du den erlebt?
Anna Weber: Mein Bruder und ich sind ja 2017 reingekommen. Obwohl wir ein Familienunternehmen sind, stand bei uns nie fest, dass wir ins elterliche Unternehmen einsteigen. Wir waren beide vorher in komplett unterschiedlichen Unternehmen und haben auch eigene Karrieren vorangetrieben. Dann ist mein erster Sohn zur Welt gekommen. Und das ist ja so ein Zeitpunkt, wo du dir vielleicht auch nochmal Gedanken machst über dein eigenes Leben und wo du hin willst und wie deine Frage eben auch, was für einen Fußabdruck du hinterlassen willst. Und dann habe ich gemerkt, dass ich eben nicht, ich habe damals bei Vodafone gearbeitet, dass der Weg für mich langfristig nicht mehr im Konzern ist, sondern dass ich etwas erhalte. machen möchte, wo ich viel Gestaltungsfreiheit habe, wo ich auch viel Verantwortung übernehmen muss. Und dann habe ich die Gespräche mit meinen Eltern angefangen, weil meinem Bruder verlief das ungefähr parallel. Und dann haben wir uns beide überlegt, okay, könnten wir auch beide machen. Und man muss sagen, dann hat aber dieser Prozess der Vorbereitung auf die Nachfolge und bis wir wirklich eingestiegen sind, der hat so um die anderthalb Jahre gedauert. Wir haben uns einen Coach genommen, wir haben genau überlegt, wie unsere Rollen sein können und sind dann dann ins Unternehmen eingestiegen mit dem Zusatz unseres Vaters damals, dass wir ein Jahr lang straffrei wieder aufhören können, wenn es uns doch nicht so gut gefällt oder wenn wir es vielleicht auch einfach nicht können. Und ich glaube, das hat uns beiden geholfen, weil es ist ja schon eine Bürde und eine Last, wenn du dann auch einsteigst und dann denkst du, okay, jetzt ist mein Leben gelaufen, was anderes kann ich nie wieder machen. Das war ein guter Trick von ihm, weil natürlich hätten wir beide niemals diese Karte gezogen. Aber zum Glück hat es uns dann auch gefallen und wir sind geblieben. Und ich will auch wirklich nicht sagen, dass das der richtige Weg ist. Das war für uns der richtige Weg. Aber ich glaube, jedes Familienunternehmen muss da schauen, was der richtige Weg ist. Und ich weiß, dass es auch ganz viele gibt, die von Anfang an mitarbeiten, die sofort Stallgeruch mitnehmen und all sowas und hat sicherlich auch seine Berechtigung. Es ist einfach nur der Weg, der für uns funktioniert hat.
Joel Kaczmarek: Trotzdem hast du ja vollkommen recht, es ist ja auch wirklich anspruchsvoll, so ein bestehendes Geschäft von einer Generation in die nächste zu übergeben. Von daher magst du uns da nochmal ein bisschen detaillierter an die Hand nehmen, wie du das gemanagt hast, weil was sind denn zum Beispiel so Unternehmerkompetenzen, die du von deinen Eltern übernommen hast? oder was hast du dir auch selbst aufgebaut? oder vielleicht auch, was du so komplett anders machst? Es ist ja manchmal auch so ein Ding, dass man sich manche Sachen abguckt und manche so anti-abguckt. Also das wäre mal ganz interessant. Vielleicht sagst du ja auch, ach du, meine Eltern sind auch noch im Beirat oder ich rufe die öfters nochmal an. Da bin ich ja echt mal neugierig, wie ihr das macht.
Anna Weber: Drei Jahre lang waren wir zusammen im Unternehmen und wir hatten uns diese Zeit vorher auch genau gesetzt, diese drei Jahre. Davon waren wir ein Jahr ungefähr gemeinsam in der Geschäftsführung und dann sind die rausgegangen. Die sind jetzt noch im Beirat, ganz wichtig, die sind auch noch Mitgesellschafter und wir besprechen auch noch viele Themen mit unseren Eltern. Die Tiefe der Themen und so operativ wie sie sind, das nimmt über die Jahre natürlich ab. Also jetzt geht es meist um Zahlen. Vorher ging es auch mehr um operative Themen. Und ich glaube, das ist auch eine ganz, ganz natürliche Entwicklung. Unternehmereigenschaften, die ich von denen gelernt habe, sind, glaube ich, und das finde ich ist die absolut wichtigste, ist überhaupt die Freude und Bereitschaft, Verantwortung für andere Menschen und Themen zu übernehmen. Und nicht nur für sich selbst und die eigene Karriere, sondern wirklich auch die Bereitschaft zu zeigen, eine Verantwortung für 1400 Menschen zu haben und das auch wirklich zu leben. Entscheidungsfreude und auch Entscheidungsmut, das ist auch nämlich gar nicht so einfach. Und auch eine Leidenschaft dafür, Dinge zu verändern, sich komplett in ein Thema reinzuwerfen.
Joel Kaczmarek: Gibt es Sachen, die du anders machst explizit?
Anna Weber: Ich glaube, es gibt unendlich viele Sachen, die wir anders machen hier im Unternehmen als unsere Eltern. Aber es sind nicht die kompletten Grundsätzlichkeiten. Also ich glaube, das, was wir an Wertegerüst von unseren Eltern mitbekommen haben, das sieht man natürlich auch hier im Unternehmen. Das darf man nie vergessen. So ein Unternehmen wird ja auch von der ersten Generation mit aufgebaut und geprägt, so wie auch eine Familie. Und deshalb matcht das, glaube ich, schon ziemlich gut zusammen. vom Basisfundament, wie wir hier reingegangen sind. Aber natürlich gibt es ganz, ganz viele einzelne Themen, ob es am Anfang, weiß ich noch, waren es die Diskussionen über Homeoffice, wo wir uns wirklich mit in die Haare bekommen haben, Verantwortung auch abzugeben. Also wenn du jetzt auch ein bisschen mehr auf New World guckst und selbstgesteuerte Teams und sowas, das wurde einfach früher nicht so gemacht. Und da wirklich in die Diskussion zu gehen, wie viel Freiheit du denn auch gibst und wo es aber auch wichtig ist, einen Rahmen zu setzen. Also ich glaube schon, dass wir da unterschiedlich sind. Wie wir unsere Büros gestalten, also was. Aber das sind wirklich eher die Umsetzungsthemen, aber nicht das Fundament.
Marcus Worbs: Du hast auf LinkedIn geschrieben, dass die Zusammenarbeit mit deinem Bruder Jan harmonisch verläuft, überwiegend. Wie bekommt ihr das denn hin? Weil das würden wahrscheinlich nicht alle Geschwister claimen. Und wie habt ihr euch auch die Arbeit aufgeteilt?
Anna Weber: Harmonie bedeutet ja nicht, dass wir uns nicht auch mal fetzen und nicht auch mal anderer Meinung sind. Weil das ist auch super wichtig, zu diskutieren und nicht immer nur die Themen von den anderen anzunehmen und zu sagen, ja, genau so, wie du es sagst, ist genau richtig und hintenrum was anderes zu denken. Sondern wir diskutieren die Themen wirklich aus. Und am Anfang war es so, damals sind wir beide gependelt, da haben wir anderthalb Stunden morgens und anderthalb Stunden abends geredet. Und wirklich so, was hast du heute gemacht, was hast du heute gemacht, welche Entscheidung hast du getroffen, mit welchen Leuten hast du geredet, um wirklich dann allein zu sein. Das brauchen wir heute zum Glück nicht mehr drei Stunden am Tag. Das hat sich einfach auch eingespielt über die letzten sechs Jahre. Aber ich glaube, dieses vor allen Dingen, wenn du gemeinsam Verantwortung für etwas trägst, man darf nie vergessen, wie viel Absprache Zeit es braucht und wie viel auch Zeit, tief in die Themen reinzugehen und wirklich zu hinterfragen, was der eine oder der andere möchte und was für Grundeinstellungen da vorhanden sind. Also es ist Zeit, es ist miteinander reden, es ist auch mal auszuhalten, anderer Meinung zu sein und dann aber wirklich auch in den anderen reinzuhören, Und auch dem anderen manchmal die Kompetenz zu geben und zu sagen, du weißt, ich stehe da nicht voll hinter, aber mach das, weil du wirst die richtige Entscheidung treffen und ich vertraue dir da einfach.
Joel Kaczmarek: Ich meine, je länger man so über euren Case nachdenkt, merkt man mal die Vierschichtigkeit. Ja, also wir haben jetzt Familienunternehmen, dann mit dem eigenen Bruder an der Spitze stehen und dann kommt noch hinzu, dass ihr halt sehr stationär arbeitet, plus auch noch Franchise als System, was ja auch nicht unkompliziert ist. Also ich erinnere mich noch, Anfang der 2010er Jahre, glaube ich, gingen immer so diese Mediamarkt-Stories durch den Markt, wie schwer es die hatten, irgendwie den Online-Shop zu orchestrieren mit Franchise. Von daher, nimm uns doch mal so ein bisschen mit hinter die Kulissen. Wie moderiert ihr denn das?
Anna Weber: Franchise ist ja einfach eine super Möglichkeit, schnell zu wachsen, aber das eben auch nicht mit dem vollen Risiko auf deiner eigenen Tasche. Und Franchise bedeutet auch ein System von selbstständigen Unternehmern und Unternehmerinnen und das ist einfach etwas komplett anderes als ein Filialsystem. Die Franchise-Märkte zum Beispiel bei uns haben im Schnitt immer bessere Ergebnisse. als die Filial-Stores, weil da einfach ein Unternehmer, eine Unternehmerin vor Ort ist und die managen den Laden einfach komplett anders. Das dürfen wir nie vergessen. Und das hat eben auch den Erfolg von BabyOne so stark ausgemacht. Das ist der positive Part von Franchise. Der eventuell negative ist natürlich, dass Entscheidungen manchmal länger dauern, weil wir nicht komplett durchregieren, sondern weil wir auf Überzeugung setzen. Und das haben wir schon immer. Also das ganze Leben von BabyOne bedeutet, wir sind kein Hard-Franchise, sondern wir sind ein Soft-Franchise. Und wir möchten, dass die Menschen davon überzeugt sind von dem Weg, den wir gehen. Und das bedeutet natürlich viele Gespräche, viel Überzeugungskraft. Wir haben einen Franchise-Nehmer-Beirat, mit dem wir ganz viel diskutieren. Wir diskutieren auch mit den einzelnen Franchise-NehmerInnen und deshalb dauern die Dinge manchmal länger. Dafür sind die Menschen dann aber auch davon überzeugt im Endeffekt und setzen es natürlich besser um. In Bezug auf online hat es natürlich einfach länger gedauert, bis wir mit einem richtig guten Online-Konzept rausgekommen sind und haben dadurch definitiv Marktanteile eingebüßt.
Marcus Worbs: Ja, wie habt ihr denn da eure Franchise-NehmerInnen mit auf den Weg genommen und von online überzeugt und jetzt vielleicht einen Ansatz gefunden, wo alle sagen, ja, da stehe ich dahinter, wie du es gerade gesagt hast und es gewinnen auch alle?
Anna Weber: Der Umsatz bleibt auf der Fläche. Das ist ehrlich gesagt Key von unserem Online-Konzept. Wir haben ein Ship-from-Store-Konzept, habe ich ja eben schon erwähnt, eingeführt. Das bedeutet, dass alles, was aus dem Online-Store verschickt wird, kommt aus den stationären Fachmärkten. Und dadurch bleibt der Umsatz und Rohertrag auch auf der Fläche bei den Franchise-NehmerInnen. So einfach ist es eigentlich und dann natürlich auch wieder so komplex. Kunde, die Kundin soll davon nichts merken. Also das finden wir schon super wichtig, dass es nicht irgendwie ist, du musst vorher einen Store auswählen und dann musst du gucken, ob in dem Store die Sachen vorhanden sind. Das ist ja auch nicht convenient, sondern im Hintergrund arbeitet ein Algorithmus, der erstmal guckt, wer kann den kompletten Warenkorb bedienen. Also einfach, dass wir nicht so viele Sendungsteile haben und im nächsten Schritt guckt, wer ist denn am nächsten regional gesehen zur Kundin. Und der bekommt den Auftrag und dann kommt wirklich bei denen hinten im Lager aus dem Drucker der Auftrag und Label für den Versender raus und dann wird die Ware gepickt. Retouren machen wir zentral. Das heißt, wir haben auch ein externes Fulfillment, was auch bestimmte Aufträge dann bedient, weil da einfach dann auch das Retourenlager ist. Aber ich glaube, es sind fast 90 Prozent, die aus den Fachmärkten verschickt werden.
Joel Kaczmarek: Cool, dann haben wir ja operativ jetzt verstanden und Omnichannel ist ja noch so ein Magic Word, was dann irgendwie immer aufkommt. Also es ist ja klassischerweise so eine Herausforderung im Retail und Johannes Klieschen ist ja auch irgendwie mit Snox zum Beispiel total erfolgreich und hat auch vor kurzem mal gesagt, dass er denkt, dass Marken auf allen Plattformen parallel zugegen sein müssten. Gerade der Franchise-Ansatz macht es natürlich gegebenenfalls für euch schwieriger. Was heißt, wie habt ihr denn da für euch eine Strategie gefunden oder wie agiert ihr denn da?
Anna Weber: Definitiv sind wir nicht auf allen Plattformen und Kanälen zugegen, auf gar keinen Fall, sondern wir sind das im eigenen Store und eben in den eigenen stationären Filialen. Das ist auch ehrlich gesagt, Johannes hat eine Marke, wir sind ein Händler. Das darfst du nicht vergessen. Und als Händler, der Fremdmarken verkauft, ist es ehrlich gesagt auch nicht wirklich profitabel, dann noch damit zum Beispiel auf Amazon zu gehen.
Joel Kaczmarek: Ja, das machen irgendwie immer die, die so ein bisschen eine letzte Strohhalm hat man das Gefühl, da geht es dann immer so in die Richtung, ne?
Anna Weber: Ja, also für uns kommt das derzeit auf jeden Fall nicht in Frage.
Joel Kaczmarek: Aber wie macht ihr das mit Elsa und Emil?
Anna Weber: Elsa und Emil vertreiben wir gerade über den eigenen Elsa und Emil Shop und exklusiv bei BabyOne.
Joel Kaczmarek: Da seid ihr nicht verführt, mal Amazon, Otto und Co. irgendwie mit anzubinden?
Anna Weber: Wir machen das jetzt auf jeden Fall erstmal so. Und im nächsten Schritt gucken wir weiter. Aber mit der Power, die Baby One hat, auch einfach in Bezug auf Anzahl Kinderwägen etc., ist das für uns definitiv gerade die richtige Strategie.
Marcus Worbs: Du hattest ja schon gesagt, das erste Kind ist das, mit dem ihr am meisten Geld verdienen könnt. Das heißt, ihr müsst euch ja wahrscheinlich auch ein bisschen Gedanken über die Reaktivierung eurer Kundinnen Gedanken machen. Vor allem interessiert es mich da mal, wie ihr zwischen stationär gewonnenen Kundinnen unterscheidet oder wie ihr die identifiziert und dann versucht, das Ganze auch online weiter zu bespielen, um da die Kundenbeziehungen aufzubauen und zu halten.
Anna Weber: Wir arbeiten schon seit vielen, vielen Jahren, weit bevor ich eingestiegen bin, mit einer Kundenkarte. Die haben wir schon sehr früh eingeführt mit einem Loyalty-Programm. Hohe Anteile unseres Umsatzes werden über diese Karte gemacht. Und das bedeutet, die kann natürlich online oder auch offline abgeschlossen werden. Und wir arbeiten da mit einem sehr schönen Bonifizierungssystem über Punkte, also auch im Franchise-System möglich, egal in welchem Store da eingekauft wird. Und so können wir natürlich richtig gut unsere Kunden identifizieren. ob es eben stationär ist oder online. Aber keine Frage, das ist ein Thema, an dem wir kontinuierlich arbeiten. Und was so unendlich wichtig ist, das Schöne an unserem Business ist ja, dass unsere Kundin total vorhersehbar ist. Also das Erste, was du meistens kaufst, ist die Babyschale. mit der du ja auch das Kind aus dem Krankenhaus raus transportierst. Und von dem Kaufzeitpunkt der Babyschale oder natürlich noch viel besser vom Geburtszeitpunkt lassen sich so viele Dinge berechnen. Also wann du den Hochstuhl benötigst, wann du den nächsten Autositz benötigst. Und da lassen sich natürlich richtig schöne Strecken und KundInnen-Akquisitionen aufbauen.
Marcus Worbs: Wie ist da euer Kunden-Feedback in Bezug auf die Nahtlosigkeit zwischen diesen beiden Kanälen Offline und Online? Merken die Menschen das, dass wir auch tatsächlich in so einer Franchise-Struktur sind, die aber dann natürlich trotzdem, wie du sagst, man kann die Gutscheine überall einlösen? Wie kommt da der Kunde auf euch zurück?
Anna Weber: Also das meiste Feedback ist auf jeden Fall positiv, weil ich glaube, ganz viele Prozesse bekommen wir schon richtig gut hin. Wir haben einheitliche Systeme über das ganze Franchise-System. Das ist auch nicht immer so gegeben. Also vom Warenwirtschaftssystem über das CRM etc. pp. Das ist über das gesamte System gleich und auch die Kundinnendaten kommen in den selben Topf. Da sind wir schon mal weiter als andere Franchise-Systeme. Aber natürlich haben wir auch noch viele, viele Dinge zu lernen. Weil nochmal, selbstständiger Unternehmer, selbstständige Unternehmerin vor Ort bedeutet natürlich auch immer, dass du Menschen vor Ort hast, die auch unterschiedlich mit Garantiefällen umgehen, die unterschiedlich auch mit KundInnen umgehen. Und ich glaube, da können wir immer noch besser werden. Und Nahtlosigkeit von online to offline, jeder, der was anderes behauptet, lügt nicht. Aber das ist ein stetiger Verbesserungspunkt, weil ja auch, und das darfst du ja nie vergessen, auch in unseren Fachmärkten, was macht denn unseren BeraterInnen vor Ort richtig viel Spaß? Das ist die Beratung mit den Menschen. Und das heißt, auch für die ist natürlich die Kundin, die reinkommt, hat einen ganz anderen Wert als die Kundin, die den Autositz online bestellt. Und bis zu dem Zeitpunkt, wo wir aber sagen, es ist beides mega cool und beides treibt unser Geschäft voran, da vergeht auch noch einfach was an Zeit. Und ich kann es aber total gut nachvollziehen.
Joel Kaczmarek: Und es ist ganz cool, was du sagst hier mit dem Thema, jeder, der das erzählt, lügt. Wenn wir mal so in Metaperspektive gehen, was würdest du denn insgesamt sagen, was so eure größten Herausforderungen waren, um in so ein konstruktives Machen zu kommen? Als Organisation, sag ich mal.
Anna Weber: Legacy IT. Also ich glaube, das ist wirklich ein starker Punkt. Nenn es mal gewachsene Strukturen. Ein 35 Jahre altes Handelsunternehmen, klassisch stationäres Handelsunternehmen, wir haben überall gewachsene Strukturen. Ob wir einmal unsere IT nehmen, ob wir unsere Mannschaft sehen, ob wir unsere Prozesse angucken, es ist gewachsen. Es wurden ganz viele Sachen einfach irgendwie gemacht. Ich habe irgendwann auch mal gelesen, ich glaube so bis 80, 100 Mitarbeitenden kannst du so einfach machen. Und es läuft auch total cool, weil jeder so sein Ding macht. Und dann fängst du an, Bürokratie und Prozesse und alles Mögliche. Und ich glaube, da einen guten Weg zu finden, nicht überzubürokratisieren alles Mögliche und trotzdem aber die Dinge richtig gut nach vorne zu bringen. Ich glaube, in diesem Spannungsfeld befinden wir uns definitiv. Und da einen guten Weg zu finden, das dauert halt.
Joel Kaczmarek: Da kann, glaube ich, hier Markus mit Diconium einige Liedchen singen von Legacy IT, I guess. Was er bei seinen Kunden so beobachtet.
Marcus Worbs: Genau, da erleben wir einiges. Auf jeden Fall. In der digitalen Welt haben sich ja Organisationsmodelle in agiler Form als Erfolgsmodell etabliert. Wie seid ihr denn in diesem Bereich aufgestellt? Wie macht ihr Softwareentwicklung? Vertestet ihr schnell Ideen? Seid ihr kulturell auch schon sehr agil aufgestellt? Vielleicht ein bisschen einen Einblick geben. Du hast ja gerade schon New Work angesprochen.
Anna Weber: Wir befinden uns auf einer kontinuierlichen Lernkurve und wir sind definitiv kein rein agiles Unternehmen. Und ich glaube aber auch ehrlich gesagt, dass wir das gar nicht sein müssen. Wir dürfen auch nie vergessen, was wir gerade tun und wie das Business auch in den Stores läuft. Wir haben Einheiten, die schon richtig agil arbeiten und das ist auch richtig so, ob das in der Shop-Entwicklung läuft, auch mit den externen. Das ist super wichtig. Natürlich arbeiten wir mit Ticketsystemen. Wir werden auch immer besser in Prozessen, in Projekten. Die müssen aber auch nicht immer agil. Manchmal ist good old Wasserfall jetzt auch nicht schlimm. Wir befinden uns da auf einer kontinuierlichen Lernkurve und wir investieren da bei BabyOne auch wirklich viel Zeit und Ressourcen, um das Wie unserer Arbeit zu verbessern. Also ob das wirklich mit einer Einheit an Leuten ist, die das ganze Thema Change und Kultur vorantreiben, mit den ganzen Teams Retros und Reviews und alles Mögliche durchführen, sind wir kontinuierlich dran. Ich glaube, so läuft es aber auch. Damit bist du halt leider nie fertig.
Joel Kaczmarek: Und sag mal, du und ich, wir kennen uns ja auch durch unseren gemeinsamen Freund Markus Diekmann, weil worauf ich noch hinaus möchte mit dir ist, wie arbeitet ihr denn, wenn ihr euch externen Rat einholt? Der war ja bei euch im Markenbeirat. Ich habe vor kurzem ein Dinner organisiert, da war auch Franziska von Hardenberg, die hat auch erzählt, dass es sie voll ins Schwärmen gebracht hat, wie cool es ist, mit so einem Thema mal zu arbeiten und was da für Potenziale drin liegen. Wie prozessiert ihr denn sowas? Wann habt ihr entschieden, dass ihr euch was oder wofür? und wann habt ihr entschieden, was Externes an Wissen reinzuholen und was macht ihr dann damit?
Anna Weber: Ich finde, es gibt nichts Besseres, als mit Menschen zu sprechen, die die Dinge besser machen als du selbst. Wir holen uns genau dafür Rat für Dinge, die wir vorher noch nie gemacht haben. Und dann fangen wir eben nicht an, zwei Jahre lang irgendwelche Pläne aufzuschreiben und Listen zu tun und am besten noch fünf Bereitschaften. reinzuholen, sondern dann ist es immer besser, mit Leuten zu sprechen, die Erfahrung in dem Bereich haben und die eine Expertise mitbringen. Und das war eben zum Beispiel unsere Eigenmarke Elsa und Emil, wo wir gesagt haben, boah krass, wir haben weder Produktentwicklung selbst jemals schon mal gemacht, noch haben wir eine Marke aufgebaut. Also man muss sagen, ja, Baby One ist eine Marke, aber die ist einfach so gekommen, ehrlich gesagt, über die Jahre. Aber jetzt Markenaufbau ist ja auch nochmal was anderes. Und dafür haben wir uns ein Experten-Team zusammengestellt. Was aber ganz wichtig ist, du musst die Bereitschaft haben, dich komplett selbst challengen zu lassen. Du musst die Bereitschaft mitbringen, Kritik einzustecken und vor allen Dingen dann die Themen auch wirklich umzusetzen und diesen Rat anzunehmen. Sonst macht es nämlich auch für die Leute keinen Spaß. Und dann ist es auch ad absurdum geführt. Dann hast du einfach nur eine nette Kaffeeklatschrunde. Dieser ExpertInnen-Beirat, den wir uns zusammengestellt haben, das haben die auch gemerkt, dass wir wirklich auf sie hören und dass wir die Meinung so sehr schätzen. Und deshalb macht es auch, glaube ich, allen richtig viel Bock. Und mit Markus haben wir ja vorher schon zusammengearbeitet bei dem ganzen Thema digitale Transformation, aber auch insgesamt Transformation. Das war richtig, richtig gut. Der war manchmal so unser personifiziertes schlechtes Gewissen, uns immer wieder auf Dinge aufmerksam zu machen. Und ich glaube, das brauchst du manchmal. Und vor allen Dingen brauchst du auch die Zeit, die du dich selber aus dem operativen Hustle rausziehst und an den Dingen arbeitest.
Joel Kaczmarek: Ich kann mir so die Gespräche vorstellen, die du da geführt hast. Ich weiß ganz genau, was für Sprachnachrichten du gekriegt hast, welche Telefonate. Du hast ungefähr 100 Pro. Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Anna Weber: Ich glaube 2019 beim Vortrag. Irgendwer hat mich mitgeschleppt zu dem Vortrag in Bocholt, den er damals bei Rose mit Alex Graf gemacht hat. Dann habe ich ihn angesprochen, gesagt, dass ich Babywarn mache. Am nächsten Tag hatte ich auf jeden Fall eine mordsmäßig lange E-Mail von ihm. Hahaha. mit irgendwelchen Vorschlägen, Dinge besser zu machen. So war das Kennenlernen. Gott sei Dank, das war richtig, richtig cool und hat uns definitiv so viel gebracht.
Joel Kaczmarek: Und du hast ihm für sein nächstes Kind schon mal einen Kinderwagen hingestellt und er den cooles Fahrrad, hoffe ich.
Anna Weber: Kinderwagen hatte er damals schon, leider. Aber viele, viele andere Produkte auf jeden Fall, ja.
Marcus Worbs: Den Auszug kriegen bei mir jetzt alle Berater nochmal extra. Was macht eine vertrauensvolle Beziehung mit Ratgebern aus? Das ist auf jeden Fall auch für die Profession sehr wertvoll. Produkte. Ja, genau. Wenn wir nochmal zum Thema Agilität zurückkommen. Ich laufe auch sehr gerne, auch mir kommen wie anscheinend dir auch viele Ideen und Problemlösungen fürs Business dabei. Da hast du mal bei LinkedIn kürzlich geschrieben, dass du deinen Workout in diesem Kontext auch als Arbeitszeit siehst. Diskussion über Leistung angestoßen, weil du die sinnigerweise auch als Basis jeder Arbeitsbeziehung siehst. Wie bemesst ihr denn Leistung bei euch im Unternehmen, insbesondere vor dem Hintergrund von agiler Organisation und der damit einhergehenden Dezentralisierung und Selbststeuerung?
Anna Weber: Wir wollten ja auch ein bisschen über Fuck-Ups sprechen. Also da sind wir noch nicht gut. Wirklich jemand, der richtig gut Leistung messen kann, bitte bei mir melden und gerne davon berichten. Also wir steuern uns im Unternehmen über OKRs. Das hilft uns bei der Steuerung, aber wir dürfen ja nicht vergessen, dass das nicht wirklich etwas ist, um individuelle oder auch Teamleistung zu messen. Wir versuchen uns in Babyschritten gerade daran, Performance messbar zu machen. Und ich glaube, was bei uns der erste Schritt ist, ist das gerade besprechbar zu machen. was wir erreichen, was wir nicht erreichen, welches Team dabei, welchen Input hatte und überhaupt das Thema Leistung zuzulassen als Themenschwerpunkt. Du musst jeden Schritt einfach auch gut erklären können, warum es nämlich so wichtig ist, dass wir auch Leistungen feiern und sichtbar machen. Und auch wenn mal nicht genug Leistung gezeigt wird, dass es nicht sofort heißt, oh mein Gott, wie schlimm, sondern was lernen wir daraus? Was können wir beim nächsten Mal besser machen? Das sind ja die Themen, die wir besprechbar machen wollen.
Joel Kaczmarek: Ich bin ja noch ein bisschen neugierig, by the way, auf Elsa und Emil. Das erste wäre mal, wie so der Know-how-Transfer war. Also vielleicht so dieser ganze Entwicklungsprozess, weil ihr müsst ja unglaublich viel Wissen auf der Fläche haben. Also wenn man sich da mal anschaut, so eine Beratung zu einem Kinderwagen, das sind ja manchmal ganz banale Details. Ja, wo kommt der Flaschenhalter hin? Wie mache ich es mit der Bremse? Soll der drehbar sein? Schwenkbar? Wie schwer? Wie gut zusammenklappbar? Etc. etc. Also wie war so dieser Prozess? Und dann auch daraus abgeleitet, wie viel Abhängigkeit habt ihr jetzt von euren eigenen Märkten? Dann seid ihr ja quasi Hersteller und Händler zugleich. Und dann vielleicht auch daraus abgeleitet, was so die Strategie ist. Also Entstehung, Abhängigkeit, Strategie. So, da press ich jetzt gerade.
Anna Weber: Entstehung, guck, wer wirklich deine KundInnen sind und entwickle die Produkte mit denen. Und bei uns waren das definitiv keine Eltern. Weil Eltern haben keine Ahnung, die meisten, wenn sie einen Kinderwagen kaufen müssen. Versetzt euch mal kurz bei euch in eure Lage, wie das war. Sondern die ExpertInnen vor Ort sind wirklich die Berater und Beraterinnen bei uns auf der Fläche. Die haben eine wahnsinnige Macht. in der Beratung für den Kinderwagen. Die wenigsten Leute kommen und sagen, ich will genau das Modell und die Marke, sondern ganz viele beschreiben ihre Situation, wofür sie einen Kinderwagen brauchen, wo sie leben, ob Land oder Stadt, wie viele Kinder etc. Und dann haben wir unsere Berater und Beraterinnen vor Ort. denn die wissen wirklich, was auch mal schwierig werden kann, wie ätzend das ist, so einen Wagen zu klappen oder wie oft auch so ein Reifen kaputt gehen kann im Zyklus von einem Kinderwagen und was dann nämlich passiert. Und deshalb haben wir den Wagen mit zehn Beratern und Beraterinnen aus allen Stores entwickelt, also Franchise-Stores und unsere eigenen Stores, haben ein Jahr lang mit denen zusammengearbeitet und haben wirklich von Farbgebung, von ob es Luftreifen oder Gummireifen sind, alles Mögliche mit denen entwickelt und hatten dann einfach die gesamte Power vom System. Erstens hilft das dabei, den wirklich besten Wagen für die Kundin zu haben. Und es hilft natürlich auch dabei, das Backing von denen zu haben. Und wie cool die das jetzt auch finden, wenn die sagen, boah, ich habe diesen Wagen entwickelt. Also man sieht definitiv, dass die Leute, die den mitentwickelt haben, auch die höchsten Verkaufsquoten jetzt haben bei dem Wagen, weil die da voll dahinter stehen. Dann sind mein Bruder und ich den kompletten Februar durch die Märkte gefahren und haben die Leute selber geschult auf den Wagen. Also das bedeutet, wir sind in die Stores, wir haben eine Roadshow mit einem Bulli gemacht, wo der ganze Bulli voller Wägen war und Rucksäcke und allem Möglichen. Und haben dann wirklich in jedem Fachmarkt anderthalb Stunden lang die Leute geschult, haben gezeigt, wie man hier klappt, haben direkt Feedback aufgenommen. Mega cool. Wir haben in diesem Monat 30 von den 103 geschafft. Mehr schaffst du nicht in einem Monat. Unser Elsa und Emil Team, also die Produktentwickler selbst, sind auch rumgefahren und haben geschult. Heißt aber auch, wir haben so geiles Feedback nochmal mitgenommen und waren ganz nah an denen dran. Und ich glaube, das haben die schon gewertschätzt, dass wir da selber rumgefahren sind und auch so viel Zeit investiert haben. Und deine anderen Fragen habe ich jetzt vergessen, Joel.
Joel Kaczmarek: Abhängigkeit und die Strategie.
Anna Weber: Und abhängig, natürlich sind wir jetzt abhängig von den Fachmärkten. die sind jetzt diejenigen, die verkaufen müssen. Bedeutet aber ja wiederum nur, dass wir auch davon überzeugen müssen, was das für ein Wagen ist. Definitiv, es hat ja immer ganz viele Facetten. Und da müssen wir kontinuierlich dranbleiben. Definitiv haben wir auch noch unsere eigenen Kanäle von Elsa und Emil und die sind auch super wichtig. Also das heißt, ob Insta oder Telegram, TikTok oder auch den eigenen Online-Shop. Das heißt, da machen wir natürlich auch ganz viel mit Influencer-Kooperation, mit Social Media und haben da einfach neben den Baby-One-Kanälen auch nochmal die Elsa und Emil-Kanäle, wo wir einfach auch selbst Storytelling betreiben können.
Marcus Worbs: Wie ist das denn organisatorisch? Habt ihr Elsa und Emil komplett autark aufgestellt oder ist mit Baby-One verflochten? Habt ihr die Werte von Baby-One übernommen oder habt ihr eigene Werte genommen? Ihr seid ja als Familienunternehmen auch sehr wertorientiert. Wie habt ihr das gemacht?
Anna Weber: Elsa und Emil ist komplett in einer eigenen Gesellschaft ausgelagert und es sind auch Leute, die wirklich nur für Elsa und Emil arbeiten. Die haben wir bis auf eine Person auch komplett neu rekrutiert und die arbeiten da auch nur in dem Bereich. Die sind in vielem von Baby One mit eingebunden, aber längst nicht in allem. Also einfach damit die auch Schnelligkeit auf die Straße bringen, damit sie selbst Entscheidungen treffen können. Und das ist, glaube ich, auch total wichtig, weil sonst ist einfach nur irgendwie so eine Gemengelage. Die sitzen hier mit in Münster, aber in einem eigenen Raum und wir haben ganz viel selbst und haben aber auch ein paar Parts von Baby One IT zum Beispiel, die dann nicht komplett neu mit aufgebaut werden müssen.
Joel Kaczmarek: Du hast ja vorhin gesagt, ihr seid Soft-Franchise, hast du es glaube ich genannt. War es jemals eine Überlegung, diese Eigenmarke einfach unter Baby One drunter zu hängen und es zu einer Baby One Marke zu machen?
Anna Weber: Elsa und Emil ist mit Absicht eine neue und eine eigene Marke, weil wir gesagt haben, da glauben wir auch daran, dass das viel mehr Power hat, als wenn wir es jetzt als Baby One Marke machen. Wir haben auch Eigenmarken, die wir eher als Handelsmarke betreiben. Das ist bei uns Little One, das heißt dann Little One by Baby One oder von Baby One. Das ist ganz klar erkenntlich als Handelsmarke. Ich glaube, beim Eigenmarkenportfolio ist es eben immer wichtig, unterschiedliche und auch differenzierende Strategien zu fahren. Einerseits ist eine Handelsmarke total gut und sinnvoll. Andererseits ist eben auch eine eigenständige Marke wichtig, die nochmal eine andere Kraft hat. Und man darf ja nicht vergessen, Baby One ist eine tolle Marke und eine gewachsene Marke, aber einfach auch eine, die feststeht. Es ist ein sehr buntes 90er-Jahre-Logo. Das hat seine Berechtigung und das kennen auch viele Leute und das werden wir auch nicht verändern. Zeitgeist ist ja auch nochmal wichtig und ist einfach derzeit auch ein bisschen anders. Und mit Elsa und Emil haben wir einfach auch die Möglichkeit, nochmal andere Kundengruppen, Kundengruppen anzusprechen, die vielleicht bei dem Baby One Logo jetzt eher so denken, ist nicht so meins. und diese großen Fachmärkte und nee, das gefällt mir nicht, sondern wir konnten eben eine Marke bauen mit Elsa und Emil, die Kundinnen anspricht, die mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen, noch mal ein bisschen mehr bereit sind auszugeben, also einfach um zu schauen, wie bauen wir was komplett Neues und wie packen wir nicht alles unter Baby One.
Joel Kaczmarek: Finde ich sympathisch. Ehrlich, bist du genauso ehrlich, wenn ich dich frage, was so Learnings waren? Also was ist vielleicht so, wo du sagst, wow, das war super, dass wir das so gemacht haben und dann gibt es vielleicht andere Elemente, wo du sagst, oh, das würde ich beim nächsten Mal vielleicht anders machen.
Anna Weber: So eine Markenentwicklung ist nie total einfach, auch wenn wir das schön im Unternehmen getrennt haben mit Elsa und Emil und Baby One. Jan und ich machen ja beides und wir hatten auch vorher schon einen Vollzeitjob. Ich glaube, da immer auch auf die Hüte zu achten, wer bin ich gerade und wie viele und auch immer zu gucken, welche Entscheidungen treffe ich denn auch gerade. treffe ich jetzt die Entscheidung, um zu sagen, boah, jetzt mach doch mal schneller, ey, so ein Emil, geh raus, mach irgendwas. Oder gucke ich eben drauf, was hat das für Auswirkungen fürs Baby-One-System, was hat das für Auswirkungen insgesamt hier in die Belegschaft, wenn die einfach irgendwie als Speedboat agieren. Also ich glaube, da irgendwie mit klarzukommen, da arbeiten wir stetig dran, versuchen jeden Tag besser zu werden.
Joel Kaczmarek: Cool. Also das war mit dir ein super spannendes Gespräch, Anna. Und Markus und ich machen es am Ende mal so, dass wir so einen kleinen, schnellen Fragenhagel noch hinterher schicken. Das heißt, wir machen jetzt mal schnelle, kurze Fragen noch und du denkst gar nicht viel nach, sondern antwortest nur straight. Macht Sinn?
Anna Weber: Okay.
Marcus Worbs: Was tust du, um dein persönliches Wohlbefinden und deine Resilienz zu steigern?
Anna Weber: Sport, Family und ziemlich viel Wein mit guten Freunden.
Joel Kaczmarek: Du hast vereint, hast du da noch einen Tipp dazu?
Anna Weber: Natürlich, weil ich sie gerade besucht habe, Juwel von Juliane Eller.
Joel Kaczmarek: Was sind denn so deine drei wichtigsten Hacks, die dich beruflich erfolgreich machen?
Anna Weber: Früh aufstehen, Dinge nachhalten und organisieren auf To-Do-Listen, ob die jetzt per Papier oder iPad oder wie auch immer sind. Viel Rat einholen, da haben wir eben schon drüber gesprochen.
Marcus Worbs: Erinnerst du dich denn an einen Ratschlag, der dein Leben besonders positiv beeinflusst hat?
Anna Weber: Meine erste Chefin damals bei Vodafone hat mir gesagt, Anna, die Dinge passieren einfach nicht so, sondern du musst für jeden Shit kämpfen. Und das fand ich richtig gut.
Joel Kaczmarek: Und sag mal, welches Buch zum Thema Digitalisierung oder vielleicht auch Business im weiteren Sinne kannst du empfehlen?
Anna Weber: Was ich gerade lese und richtig, richtig cool finde, ist Scaling Up. Also das heißt, wo es eher wirklich um interne Organisationen und Strategieentwicklung und aber auch Meetingstrukturen, allmöglichen. Ich finde es so gut konkret und auf den Punkt gebracht und nicht lang rumgeschwafelt. Das lese ich gerade.
Joel Kaczmarek: Gleich mal auf die Liste nehmen hier. Also, liebe Anna, es hat viel Spaß gemacht und bestimmt werden wir noch öfters Schnittmengen haben. Wir machen ja so viel zusammen. Gemeinsame Freunde, wie ich hier lerne. Gemeinsame Investments, jetzt gemeinsame Podcasts. Also, to be continued. Und auch, lieber Markus, vielen Dank dir. Hat wieder mal viel, viel Spaß gemacht.
Anna Weber: Vielen, vielen Dank euch.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.