SUSHI BIKES 🚲: E-Bikes für eine autofreie Stadt

28. Juni 2022, mit Joel KaczmarekAnja Hendel

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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich Mobility. Mit deinen Moderatoren Joel Kaczmarek und Anja Hendel. Los geht's.

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digitalkompakt und heute wird es wieder mobil. Ich habe nämlich wieder die liebe Anja Hendel von Diconium an meiner Seite. Und wenn ich mit Anja rede, dann geht es immer um Mobilität und deren Zukunft. Und heute wird es dabei auch noch elektrisch. Wir sind nämlich ganz elektrisiert mit dem lieben Andi Weinziel von Sushi-Bikes zu reden und sind neugierig darauf, wie entwickelt man eigentlich ein E-Bike, was mit der Mission gestartet ist, für unter 1.000 Euro profitiert. Da es gerade eh alles schwierig ist mit Lieferkette und alles teurer wird, sind wir ihm nicht böse, dass es ein bisschen teurer geworden ist. Aber er ist immer noch sehr, sehr nah dran an dieser Vision. Macht er super spannende Dinge und uns interessiert. als überbordendes Element, wie sieht eigentlich die autofreie Stadt aus? Was für Geschäftsmodelle entwickeln sich dort? So, das ist für heute unser Thema. Und ja, schön, dass ihr beiden da seid. Moin, moin erstmal.

Andy Weinzierl: Einen schönen guten Tag, Anja und Joel.

Anja Hendel: Hallo, guten Morgen.

Joel Kaczmarek: Und Anja, dir gehört ja als erstes das Wort. Du machst ja mit unseren Gästen immer so einen kleinen Fragenhagel. Attacke, los geht's.

Anja Hendel: Genau, dann lege ich gleich los zum Aufwärmen, bevor wir dann die Fragen starten und in die ausführlichen Antworten mit einer schnellen Runde Fragenhagel. Andi, los geht's. Teilen oder besitzen?

Andy Weinzierl: Besitzen.

Anja Hendel: Bauen oder kaufen?

Andy Weinzierl: Kaufen. Äh, bauen.

Anja Hendel: Fliegen oder Zug?

Andy Weinzierl: Zug, definitiv.

Anja Hendel: Radeln in der Stadt oder Biken auf dem Berg? Berg.

Andy Weinzierl: Schön. Radl in der Stadt.

Anja Hendel: Navigieren oder treiben lassen?

Andy Weinzierl: Navigieren.

Anja Hendel: Gadget-Junkie oder Minimalist?

Andy Weinzierl: Leider Gadget-Junkie. Hollandrad oder Fixie? Fixie.

Anja Hendel: Work-Life-Balance oder Work-Life-Separation?

Andy Weinzierl: Work-Life-Balance.

Anja Hendel: Dann sind wir durch und haben schon den ersten Eindruck bekommen.

Andy Weinzierl: Spannende Fragen. Da ist ja ganz schön viel dahinter. Es ist schwierig, darauf zu antworten.

Joel Kaczmarek: Bei fast allem hätte ich auch gedacht, dass du anders antwortest. Ich auch. Teilen oder besitzen? Besetzen.

Andy Weinzierl: Ja, wir verkaufen E-Bikes. Das ist das Ding.

Anja Hendel: Ich dachte ehrlich gesagt eher bei Gadget Junkie oder Minimalist, dass es eher auf Minimalist geht. Dann können wir gleich mal die Fragen einstellen. Ist ja eigentlich das Gegenteil von Gadget Junkie, sondern eigentlich sehr minimalistisch aufgebaut. Vielleicht willst du da ein bisschen was zu allen, die nichts über euch wissen, über eure tollen Räder erzählen.

Andy Weinzierl: Ja, natürlich. Also ihr habt vollkommen recht, dass das eher minimalistisch aufgebaut ist. Aber was machen wir? Wir bauen E-Bikes bzw. Pedelecs, heißen sie korrekterweise, die ein bisschen schlanker sind, die einen kleinen Akku dran haben, die ausschauen wie alte Rennräder. Das war nämlich damals meine Idee oder Vision. Ich wollte damit nicht auffallen. Und vor allem habe ich sie günstiger gebraucht. Also diese typischen E-Bikes, die es damals gab, die waren mir einfach zu teuer als Studienabgänger. Und dementsprechend einfach ein Single-Speed-Bike fixiert. Deswegen habe ich mich über die Frage gefreut, gekauft und dann da mal Technik dran geklatscht und am Ende gemerkt, das funktioniert das Ding und daraus kann man vielleicht ein bisschen mehr machen. Also das machen wir ganz, ganz grob gesagt.

Joel Kaczmarek: Man muss ja auch mal zu Andis Geschichte sagen. Also wir haben endlich eine ganz lustige Kennenlerngeschichte. Ich habe es zu meiner Schande gar nicht mehr erinnert, weil damals hattest du noch kein Fahrrad gemacht. Ich wurde irgendwann mal auf Xing angeschrieben, ob ich Lust hätte, mit nach Israel zu kommen für eine Woche. Die möchten irgendwie 150 Young Leaders einladen. Das erste, was ich dachte, war, Leute, ich bin 33. Was ist denn daran Young Leader? Aber man hat mich trotzdem noch mit reingelassen. Und Andi und ich sind da eine Tour lang wirklich irgendwie durch Tel Aviv und Jerusalem. Und da war ja alles dabei. Es war total der crazy Ride. Wir saßen beim Ministerpräsidenten, beim Präsidenten. Wir haben Investoren gesehen und, und, und, und, und. Und ich finde total beeindruckend, in wie kurzer Zeit, ich meine, es war so 2016, glaube ich, du dann mal eben so einen Bike-Star aufgebaut hast, out of the blue gefühlt. Und du hast ja, glaube ich, auch eine Familie, die sehr Fahrrad-Background-orientiert ist. Kann das sein?

Andy Weinzierl: Mhm, definitiv. Also Glückwunsch kann ich erstmal zurückgeben. Du warst damals kurz vor Gründung bei Digital Kompakt, glaube ich. Und ich weiß noch, wie ich da von dem Frühstück, als wir zusammen saßen, meinen Freunden erzählt habe, hey, ich saß da mit dem Gründer von Gründerszene zusammen und so weiter. Das war ein sehr besonderer Moment. Aber die Familie ist tatsächlich sehr bikebegeistert. Mein Großonkel, der hat schon Bikes gebaut. Damals so um die 77 Stück, hat er immer ganz stolz gesagt. Selbst zusammengeschweißt in München, Neuried. Und davon sind immer noch ein paar unterwegs. Ich versuche sie gerade alle zurückzukaufen, aber die sind unfassbar teuer. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Und dann hat mein Papa auch immer eine Fahrradwerkstatt gehabt. Der hat bei einem großen Autobauer hier in München gearbeitet und nebenbei abends und am Wochenende hat er seine kleine Radlwerkstatt aufgemacht, weil die Familie natürlich ein bisschen teuer wurde mit zwei Kindern. Und so hatten wir schon immer Radlbezug. Also wir mussten alles selber reparieren oder durften alles selber reparieren. Und dementsprechend große Radaffinität, viele Touren gefahren. Aber dass ich dann am Ende auch Fahrräder baue in so einem fast schon professionellen Stil, das hätte wahrscheinlich keiner gedacht.

Joel Kaczmarek: Magst du uns mal ein bisschen an die Hand nehmen? Also wir wollen natürlich Strategie und Markt und alles und die ganze Theorie dahinter kennen, aber rein mal so, du kommst aus Israel wieder, putzt dir noch irgendwie den Humus von der Schnute und dann geht es ja auch schon relativ schnell los. Wie hast du angefangen? Also was waren so deine ersten Prototypen? Wie haben sie dein Geld? Wie hast du es finanziert? Da gibt es ja gefühlte 20 Fragen, die ich dir stellen könnte.

Andy Weinzierl: Ja, wo fängt man da an? Also ich habe bei dem großen Autobauer gelernt, habe da Fertigungsmechanik in der Ausbildung gemacht und auch schön am Band gearbeitet und da bin ich auch extrem dankbar für diese Erfahrung, weil mir das auch heute wieder ein bisschen hilft. Bin dann aber ins Studium gegangen, weil ich nebenbei mein Abi machen durfte, wirtschaftliche Nerdwesen studierte in München und in dieser Zwischenzeit zwischen Bachelor und Master, den ich dann im Ausland machen wollte, da war ich nochmal kurz auf dem Praktikum, bin zurück nach München gekommen, weil mir das Praktikum nicht gefallen hat, das ist die very short version. und in München hatte ich dieses Mobilitätsproblem wieder, sieben Kilometer in die Stadt fahren und da habe ich einmal das Bike von meinem Papa ausprobiert und dachte mir, das ist cool, aber damit kann ich eben nicht rumfahren. Und so ist die Idee geboren. Und innerhalb von drei Monaten, die ich noch Zeit hatte, bis ich dann für meinen Master nach London gehen musste oder durfte, haben wir dann alles geprototypt. Das heißt wirklich erstmal alle Teile bestellt, die irgendwie sinnvoll sich angehört haben. Sehr viel verbaut. Ich habe mir sogar rohe Battery Packs bestellt, weil ich dachte, ich werde jetzt zum Elektrotechniker und kann die zusammenbauen. Turns out, ist ganz schön schwierig. Aber so ist das irgendwie alles entstanden. Und dann bin ich naiverweise auf Supplier-Suche gegangen und Und habe dort auch wieder Samples bekommen und habe alles erspart. Es waren irgendwie 3.000, 4.000 Euro. Dort verbraten in ein paar Sample-Fahrräder. Aber dann kam der entscheidende Moment, in dem ich gesagt habe, jetzt habe ich irgendwie alles reingesteckt, was ich habe. Jetzt müsste ich Marketing machen, weil eine Kickstarter-Kampagne, davor hat mir jeder Angst gemacht. Jeder hat gesagt, eine Kickstarter-Kampagne brauchst du nicht machen. muss ein, zwei Jahre Vorlauf haben, Newsletter aufbauen, ansonsten wird das ein Riesenflop. Also hatte ich ein bisschen Angst davor, ehrlich gesagt, und habe mir gedacht, okay, dann muss ich kreativ werden und habe einen alten Bekannten, den ich noch von, also eine lange Geschichte, ich war Münchens Radlstar mal, by the way, und da habe ich einen kennengelernt, der von Green City war. Und der hat mir beim Streetlife Festival in München einen Stand zur Verfügung gestellt, sehr, sehr kostengünstig. Und da durfte ich dann das Bike das erste Mal präsentieren. Und das habe ich gesehen als Validierung des Business-Konzepts oder der Idee. Denn ich habe einfach ein Roll-Up gebastelt. Ich hatte nur irgendwie fünf Tage Zeit, musste alles auf Express bestellen. Kurz ein Roll-Up bestellt mit dem Preis drauf, Bild drauf, ein Pavillon selbst gebügelt mit dem Namen drauf, den wir uns ausgedacht haben kurz vorher. Das Fahrrad hingestellt und über das Wochenende über 1000 Newsletter-Abonnenten generiert. Natürlich hatten wir ein Gewinnspiel damit verbunden, aber die 1000 waren für mich Indikator dafür, dass ich das weiterverfolgen muss. Und dann ging irgendwie alles ganz schnell.

Joel Kaczmarek: Was heißt denn, du warst Münchens Radels-Star?

Andy Weinzierl: Das war damals so eine komische Online-Wahl. Wir haben ein Gesicht gesucht für die Kampagne Radlhauptstadt München und da ich ganz, ganz viele Teenie-Freunde hatte, die auf Facebook sehr aktiv waren, habe ich natürlich die Online-Wahl gewonnen als 16-Jähriger natürlich. Und seitdem trage ich diesen stolzen Titel und erzähle das jetzt auch immer.

Joel Kaczmarek: Das klingt ein bisschen so, wie wenn man so Blumenmädchen in Oberösterreich ist oder sowas, ne?

Andy Weinzierl: Hey, Moment, das war ein Mädchen, ja.

Anja Hendel: Wie heißt es? Weinkönigin oder so?

Andy Weinzierl: Ja, so fühlt sich das an, ja.

Anja Hendel: Und es ist so ein Lifetime-Titel. Ah, das ist ein Jahresbezug. Gibt es jetzt neue Radl-Stars?

Andy Weinzierl: Es kann nur einen geben, denke ich mir.

Anja Hendel: Denke ich auch. Spätestens jetzt. Du, wie kannt ihr denn auf den Namen? Das frage ich mich gerade die ganze Zeit. Weil du gerade gesagt hast, wir haben uns einen Namen ausgedacht und haben das dann aufgebügelt.

Andy Weinzierl: Ja, damals war es noch nicht Sushi, damals war es noch ein anderer Name. Und dann kam ja ein sehr prominentes Gesicht dazu, den ich kennenlernen durfte. Joko an meiner Seite, der von Anfang an mit dabei war. Also drei Monate nach Idee kam er dazu. Und so haben wir dann immer wieder gebrainstormt, weil der alte Name war nicht gut. Der war schnell überlegt. Hauptsache, wir haben irgendwas für dieses Streetlife Festival. Irgendwas muss draufstehen. Also haben wir lange, lange überlegt. Und es ist gar nicht so einfach, Fahrradmarken zu finden, die sich anhören wie eine Fahrradmarke, aber noch nicht geschützt sind oder irgendwie eine ähnliche Tonalität haben. Und Dann saßen wir tatsächlich beim Sushi zusammen und haben irgendwie aus Spaß gesagt, weil wir bis Mitternacht wollten wir einen Namen haben, sonst können wir hier nicht gründen. Wir müssen auch irgendwie mal die Agentur briefen. Und bis Mitternacht wollen wir hier rausgehen und einen Namen haben. Und null und null hatten wir immer noch keinen Namen. Und irgendjemand hat dann reingerufen, lass doch einfach Sushi nennen. Und so sind wir nach Hause gegangen, alle nicht mit dem Wissen, dass wir so wirklich heißen werden. Aber zwei, drei Tage später haben wir gesagt, das wäre schon ganz lustig. Zwar werden wir wahrscheinlich immer für einen Lieferdienst gehalten, aber ist ja egal, das prägt sich ein. Und heute bin ich sehr dankbar darüber.

Joel Kaczmarek: Ja, der ist gut. Vor allem die Radnamen sind auch cool. Hier mit California Roll und Marky und so.

Andy Weinzierl: Radnamen aus Inside Out.

Anja Hendel: Das wird den Gründern von Diconium, für die ich arbeite, gefallen, weil die hatten genau das Gleiche. Die haben die Firma umbenannt in Diconium und da war auch das Gleiche. Die haben gesagt, heute Nacht geht keiner heim, bevor wir einen Namen hatten und irgendwann hatten sie den. Das ist die offizielle, was ich noch nicht kenne. Ich habe keine Ahnung, wie lange die Nacht lang ging, aber wahrscheinlich war auch der ein oder andere Trink im Spiel. Also an alle, die eine Firma gründen wollen, sich eine Deadlife bis Mitternacht zu irren und dann los brainstormen.

Joel Kaczmarek: Das ist auch echt schwer. Ich habe neulich mit einem Freund geredet, der meinte, es gibt diesen einen Podcast, der ist so im Gaming-Bereich und die gucken sich dann alte Videospiele an und suchen sich Podcasts. pressegewitter von vor zehn jahren raus das heißt was vor zehn jahren die krassen schlagzeilen waren und der podcast ist dann irgendwie zehn jahre schlauer. da hab ich gedacht das recht ist es gibt manchmal so namen so das passt. und sushi bikes finde ich das ist so griffig man merkt sich das. aber vor allem muss jetzt wissen lag es an deinem neuen ruhm als radlstar dass du dann hier bei yoko auf der couch landet ist und ihn da kennenlernt ist? oder wie seid ihr zusammengekommen?

Andy Weinzierl: ich Ich saß noch nicht auf seiner Couch, das möchte ich klarstellen an dieser Stelle. Aber wie kam das? Im Prinzip habe ich das komplett anders gedacht. Wir waren ja damals zusammen eben in Israel, weil ich schon mal versucht habe zu gründen. Das Ganze offensichtlich nicht mega erfolgreich, sonst würde ich das heute noch machen. Habe das aber aufgehört und so ein bisschen reflektiert, was haben wir denn damals für Fehler gemacht? Und ich habe ehrlich gesagt das Gründungskapitel abgeschrieben, weil ich mir dachte, ja gut, dann bin ich halt nicht der Typ für. Ich habe es zweimal probiert, zweimal im super kleinen Stil gescheitert. Vielleicht kann ich das einfach nicht. Was wir aber, glaube ich, falsch gemacht haben, war immer, wir haben niemand davon erzählt, wir haben niemand gefragt, was wir eigentlich bauen sollen. Und das klingt jetzt wie so ein typisches Startup-Coaching, so fragt die Leute da draußen. So bin ich auch nicht. Also man muss auch nicht kaputt validieren, so eine Idee. Aber wir haben damals gemeint, diese Plattform, die muss mit einem Big Bang rausgehen. Das sollte so eine Influencer-Marketing-Plattform werden. Und wenn die rauskommt, dann sind wir hier die Startup-Götter. Das war die Idee. Am Ende haben wir aber ein Produkt gebaut, das der Markt überhaupt nicht gebraucht hat. Und bei dem Bike habe ich es mir gedacht, komplett anders. Ich will ja gar nicht gründen. Ich schicke einfach diese Präsentation. Ich liebe es, Pitches zu bauen. Immer wenn ich irgendeine Idee habe, baue ich erstmal einen kleinen Pitch, um zu schauen, wie sich das anfühlt, ob das irgendwie Potenzial hätte, wenn man das zeigt. Und so habe ich es da auch gemacht und habe diesen Pitch einfach an alle Leute geschickt, die ich irgendwo im Netzwerk hatte. Und irgendwelche E-Mail-Adressen findet man ja auch im Internet. Und habe da die ganz großen, prominenten Gründernamen auch rausgesucht. und habe denen einfach mal einen Pitch geschickt. Habe gemeint, schick mir mal Feedback, wie findest du das? Soll man sowas machen oder nicht? Und Feedback war teilweise verheerend, aber daraus habe ich gelernt und habe dann ganz, ganz viele Extraschleifen gedreht. Es gab wirklich tolle Personen, die immer wieder eine Schleife mit mir gedreht haben, bis dieser Pitch einigermaßen rund war. Und in diesem ganzen Prozess ist wohl auch ein Deck in Richtung Joko gegangen über gemeinsamen Bekannten, beziehungsweise nur ein Foto am Anfang. Und dieses Foto hat mir dann ermöglicht, ihn kennenzulernen. Und so ging das dann ganz unkompliziert und nett.

Anja Hendel: Tolle Botschaft, so im Endeffekt trau dich rauszugehen und Leute anzusprechen und einfach raus aus der Komfortzone. Genau,

Joel Kaczmarek: aber ich habe genau dasselbe gerade wieder, auch wenn man wie ich Design Thinking gelernt hat, man ist irgendwie immer zu weit weg von den Nutzern, es schleicht sich immer wieder ein, es ist ganz krass, man geht immer wieder in den Elfenbeinturm und baut was und dann muss man immer wieder zurück und sagen, hier Zahlungsbereitschaft, hier löst es sein Problem, Stickiness und so weiter, also.

Andy Weinzierl: Ja, voll. Ich will bloß noch dazufügen, dass wir bauen auch keine Persona gerade momentan oder ich habe am Anfang auch nie Persona gebaut, weil ich der Meinung bin, so ein bisschen Konsequenz gehört auch dazu, weil wenn wir nur die Kunden gefragt hätten, Kundinnen, dann hätten wir just another E-Bike gebaut. Es hätte 2.500 Euro gekostet im Durchschnitt, es hätte einen Bosch Motor gehabt, es wäre tauglich für Berge, für Land. Und für die Stadt gewesen. Und das war halt damals der Inbegriff von dem E-Bike, dass wir rausgekommen wären, wenn wir Leute gefragt hätten. Und kein Mensch hat nach diesem Fahrrad gefragt, das wir rausgebracht haben. Und wahrscheinlich sind wir deswegen auch in so einer kleinen Nische drin. Aber ich finde es eben eine total wichtige Sache, da abzuwägen zwischen dem, was du sagst, vollkommen richtig. Also man muss das schon mal überprüfen, ob es eine Zahlungsbereitschaft dafür gibt. Aber ich höre auch sehr oft in den ganzen Startup-Coachings, dass man noch eine Runde drehen muss und noch eine Runde. Nee, am Ende muss man auch einfach mal konsequent sein und daran glauben, dass die Idee, die man hat, auch ganz gut ist vielleicht.

Joel Kaczmarek: Da hast du sehr recht. Es gibt ja diesen schönen Satz immer, hätte Gutenberg die Mönche gefragt, wie der Buchdruck hätte aussehen sollen, hätten sie gesagt, ich will noch schneller schreiben können. Hätte das iPhone mit Tasten gebaut und so.

Anja Hendel: In der Mobilität ist das schnellere Pferde anstatt ein Auto. So kommen wir vielleicht auch ganz gut zum Thema Mobilität. zurück. Du hast vorher gesagt, du kommst ja nach München zurück und standest wieder vor diesem Mobilitätszimmer mit sieben Kilometern. In der Stadt gibt es doch eigentlich genug Angebote. Ich meine, wenn man das Auto nicht mag, gibt es ja andere Themen. Es gibt ja öffentliche Verkehrsmittel, aber ich habe auch so ein bisschen mich über dich eingelesen und ich glaube, du hast da andere Visionen. Das würde mich total interessieren, weil ich glaube, von der autofreien Stadt, um so viel vorzugreifen, träumst du auf jeden Fall. Was für eine Rolle spielt denn da das Thema E-Bikes in deinem Bild?

Andy Weinzierl: Ja, das ist tatsächlich ein Thema, über das ich mir dann erst später diese großen Gedanken gemacht habe. Also ich kam hier wirklich aus diesem kleinen subjektiven Problem, das ich hatte. Und jetzt sind wir ja in München total privilegiert. Wir haben wahnsinns ÖPNV und meckern, wenn die S-Bahn fünf Minuten zu spät kommt. Die kann man auch nehmen, die ist okay. Ich hatte ein Auto, ich hatte ein Motorrad, weil ich eben bei einem Autobauer gelernt habe und ich auch alles Motorgetriebene geliebt habe. Dementsprechend aus einer sehr, sehr privilegierten Situation habe ich mir gedacht, ich habe ein Mobilitätsproblem. Ich komme einfach nicht nachhaltig und schnell von A nach B, weil erstens S-Bahn bin ich darauf angewiesen, ich muss mit Menschen im Raum sitzen, das mag ich nicht so gern. Autofahren, stressig, ich habe keinen Parkplatz dort bei dem Werkstattendenjob und Motorradfahren ist auch nicht immer das Wahre und man riecht danach immer nach Benzin. Und dementsprechend kam so das Problem für mich zustande, dass ich eben gerne auch durch die Parks fahren könnte. Das war nämlich das Argument gegen Motorrad. Ich würde gerne auch durch den Englischen Garten kreuzen. Ich kann hier in München die komplette Isar entlang fahren auf einem Fahrradweg. Aber man braucht das richtige Vehikel dafür. Und jetzt kommt, warum ich so dran glaube, dass E-Bikes oder Pedelecs wirklich eine Chance haben, ist, ich habe letztens eine Präsentation gebaut und 1886 ist der erste Mercedes rausgekommen und das Safety Bike, was so als erstes richtiges Fahrrad galt. Davor gab es nur diese Penny-Far-Thing mit diesen riesengroßen Rädern vorne, die kennt ihr vielleicht. Die waren ja lebensgefährlich, da sind sehr viele Menschen umgekommen. Aber das Safety Bike, deswegen heißt es auch so, war das erste in der Fahrradform. Und dann habe ich drunter zwei Bilder gezeigt, wie Fahrräder 2022 ausschauen und da halt natürlich plakativ ein Bild von einem Discounter-Fahrrad genommen und nebendran aber einen Mercedes AMG, wie sich die entwickelt haben. Und was ist passiert? Autos sind ein extremstes Statussymbol geworden. Es gab in den 80er Jahren, 60er Jahren dieses Wirtschaftswunder und Autos wurden richtig gefeiert. Musikvideos hier, ich habe Spaß, ich gebe Gas, habe ich mir dann rausgesucht. Das war nicht meine Generation. Ich kam erst irgendwie zwölf Jahre später, glaube ich. Aber was ist da drin passiert? Menschen saßen im Auto und waren unfassbar glücklich. Auto als Inbegriff für Freiheit. Und dann hat das Fahrrad ein Statussymbol nie wirklich gewonnen. Also es war nie cool, Fahrrad zu fahren. Jetzt gibt es E-Bikes und ich sehe das als komplett neue Chance, dass das wieder ein Statussymbol wird, weil es a leichter ist zu fahren und b wir das hoffentlich jetzt auch cool machen. Und wir kriegen jetzt schon mit, wie es endlich bei Influencern oder Creatern im Wohnzimmer stehen kann und dort stolz in die Kamera gezeigt wird. Und das gab es meines Erachtens noch nie mit dem Fahrrad davor. Und darauf bin ich ein Stück weit stolz, weil ich glaube, dass wenn wir das zum Statussymbol machen, Dann können wir die Mobilität wirklich verändern. Das stimmt ein bisschen.

Joel Kaczmarek: Das liegt, glaube ich, auch an den ganzen Marmels. Diese Middle-Aged-Man in Lycra, wie man ja so schön sagt. Also ich finde auch, Fahrradklamotte ist sau uncool. Also als Markus Diekmann dann angefangen hat, hier mit Drycorn sich zusammenzutun, Rose trifft Drycorn, wir machen mal coole Fahrradklamotte. Das war ja irgendwie, wo ich dachte, krass, ja, interessant. Das stimmt. Und das kommt jetzt immer mehr auf. Also Funmove macht ja irgendwie auch sehr spannende Sachen in dem Bereich. und Von daher, was mir noch ganz interessant wäre in dem ganzen Zuge, was du gerade meintest mit der Mobilität und dem Fahrrad, wie siehst du denn den Faktor Digitalität? Weil Anja hat es ja so ein bisschen angedeutet, ihr seid ja eigentlich sehr spartanisch unterwegs, während das Funmove, was ihr zum Beispiel gerade genannt hattet, da ist ja irgendwie alles mit dem Smartphone, das Abschließen, Alarmanlage, Navigation etc. etc. Wie kommt es, dass ihr das so runtergebrochen denkt?

Andy Weinzierl: Ja, woher kam es ursprünglich? Eigentlich aus dem Gedanken, dass ich ein Fahrrad haben wollte, das einfach nur ein Fahrrad ist und ich nicht technologisiert unterwegs sein möchte und vor allem unabhängig sein möchte. Ich habe dann die Horror-Stories gehört, dass man ein Schloss nicht aufbekommt, wenn mein Handy akkulär ist. Das ist inzwischen alles geklärt, da gibt es Lösungen für. Aber für mich ist Fahrrad wirklich Freiheit. Aufsteigen losfahren, ohne sich um irgendwas kümmern zu müssen. Und das haben wir mit diesem sehr, sehr minimalistischen Display geschafft, dass man echt einfach nur anschaltet und drei Stufen hat und mehr ist da nicht drauf bei der ersten Generation. Und ich fahre das Display bis heute, weil ich es einfach liebe, dass da nichts digital angeht. Widerspricht mir als Person ganz extrem, ehrlich gesagt. Ich bin jeden Tag auf Product Hunt unterwegs und schaue, welche neue Software es gibt und lade mir irgendwelche sinnlosen Tools runter. Ich würde mir gerne jedes kleine Gadget kaufen, aber versuche das zu vermeiden. Und beim Bike ist es einfach, beim Auto glaube ich krass dran. Dieser Tesla-Ansatz von innen drin wird alles auf Entertainment ausgerichtet. Es geht nicht mehr ums Autofahren. Ich glaube, darüber sind wir hinweg, dass Autofahren wirklich Spaß macht. Das, glaube ich, bestätigen die wenigsten, dass das wirklich noch Freude macht, so ein Auto zu fahren. Außer jetzt auf einem schnellen Lunch, also sowas, was wieder verboten wäre. Da ist Entertainment im Vordergrund, aber auf dem Fahrrad fahre ich Fahrrad. Da muss ich nicht unterhalten werden. Da brauche ich nicht die ganzen Technik-Features, die alle In zehn Jahren wirst du wahrscheinlich nicht mehr funktionieren werden. Und das will ich dir auch gar nicht unterstellen. Ich weiß es nicht besser. Aber Technik ist fehleranfällig. Und je weniger Technik wir verbauen, desto nachhaltiger ist das Fahrrad in meinen Augen.

Joel Kaczmarek: Das ist ein interessanter Gedanke. Da ist ja Anja eigentlich der Pro. Ich finde Knöpfe etwas angenehmeres als Displays. Weil wenn du irgendwie fährst und mit der rechten Hand greifst du irgendwie so nach dem Radio, einen Knopf kann ich drehen. Auf so einem Display mache ich irgendwas und weiß es halt nicht. Also Haptik ist schon ein Faktor, finde ich. Total.

Anja Hendel: Ich finde auch den Aspekt da. Nachhaltigkeit interessant, ja. Aber klar, Technologie veraltet ja irgendwann. Also digitale Themen sind irgendwann einfach nicht mehr abspielbar oder sind auch irgendwann outdated, weil das halt einfach mit der Hardware, auf die sie läuft, nicht mehr funktioniert. Klar, Dinge ohne Hardware, nicht mehr auch im Autobereich mit Oldtime oder sowas, sind halt dann langlebiger als so moderne Autos. Wahrscheinlich werden die Autos, die heute irgendwie erste Digitalthemen drin haben, in 30 Jahren nicht mehr so beliebt sein, wenn man überhaupt in 30 Jahren noch Autos in der Form noch so hat, wie wir sie heute nutzen.

Andy Weinzierl: Ja, total. Und deswegen ist auch die Fehleranalyse bei uns so einfach. Also wir haben da einen relativ einfachen Fragenkatalog für unseren Customer Support auch. Und wenn ein Fehler auftritt und wir haben meistens innerhalb von ein paar Minuten identifiziert, welches Bauteil es ist, weil es sind nicht viele Bauteile, man kann relativ schnell ausschließen, was es sein könnte. Und wir haben nur einen kleinen Controller, der steuert alles und da ist nicht viel drauf. Und dann wissen wir genau, wann ist der kaputt, wann ist ein Kabelstrang irgendwie defekt. Sollte es zu Defekten kommen, im sehr unwahrscheinlichen Fall, dann wissen wir relativ schnell, was das ist. Und das ist ganz angenehm. Wir müssen nie das ganze Fahrrad retournieren eigentlich. Wir tauschen eigentlich immer nur kleine Teile aus. Und auch das ist wieder nachhaltiger.

Anja Hendel: Also ich finde den Nachhaltigkeitsgedanken total toll, weil er ja in vielen Produkten heutzutage gar nicht mehr drinsteht. So Waschmaschinen oder so sind heutzutage dafür ausgelegt oder Spülmaschinen, dass man die benutzt eine gewisse Zeit. Und im Endeffekt sind die auch so gebaut von den Herstellern, dass man die halt irgendwann komplett auswechselt, weil eine Reparatur so teuer ist und dass es eben günstiger ist, sich eine neue zu holen, als sie reparieren zu lassen. Was das dazu bringt, dass es dort neue Startups im Feld gibt, die quasi die Geräte, verließen jetzt, also im Endeffekt nur noch in ein Sharing-Modell eigentlich kommen und sagen, wir stellen die zur Verfügung, dann kümmern wir uns auch darüber, die eben instand zu halten und haben so auch ein Urinteresse daran, die Dinge eben langlebig zu gestalten. War das bei euch ein Gedanke, weil du hast vorhin gesagt, verkauft eure Produkte. Hast du dir mal überlegt, aufgrund der Nachhaltigkeit vielleicht auch ein anderes Modell anzugehen und sagen, ähnlich wie bei den Rollen, man kann das vielleicht gar nicht in der Form kaufen, sondern eher in einem Abo-Modell eben die Fahrräder zur Verfügung gestellt bekommen, also auch andere Geschäftsmodelle als das klassische Kaufen und Besitzen?

Andy Weinzierl: Naja, das ist eine super spannende Frage, auf die ich wahrscheinlich nie eine perfekte Antwort haben werde, weil ich die Zahlen der anderen nicht kenne. Aber ich glaube persönlich, und das habe ich in meiner Masterarbeit, die offengestanden nicht mega wissenschaftlich war, aber in der habe ich das untersucht, wie kaufen und leasen sich im Bike-Bereich oder generell bei Technologie verhält. Und ich finde schon, dass es dort Unterschiede gab, der Art der Technologie. Und beim Fahrrad sehe ich immer noch sehr viel Ownership und glaube da ganz, ganz fest daran, dass vor allem bei dem Preispunkt, den wir haben, wenn jemand relativ flott ist in Mathe, dann bekommt er Oder siehe das relativ einfach hin, dass er sich das lieber kaufen sollte versus leasen sollte, weil es ist relativ schnell amortisiert und man hat sein eigenes Bike. Und ich würde bei Langlebigkeit tatsächlich so ein ganz klein wenig widersprechen, weil wenn ich den Service anbiete und die Bikes jederzeit zurückholen kann, dann tausche ich die Teile halt einfach schnell aus. versus wir, die ein Fahrrad verkaufen, wir geben zwei Jahre natürlich Garantie auf dieses Fahrrad oder Gewährleistung. Wir sollten sicherstellen, dass dieses Bike nicht kaputt geht. Und die ganze Kundenzufriedenheit hängt davon ab, ob das Rad läuft oder nicht. Dementsprechend bauen wir jedes Teil, das wir einbauen, so langlebig wie möglich. Und ich fahre immer noch eins aus der allerersten Charge. Das ist zweieinhalb Jahre auf der Straße unterwegs. Es stand nie im Keller, steht immer nur draußen vor der Tür und hat schon so viele Macken. Aber es läuft und läuft und läuft. Und ich glaube fest daran, dass wir langlebiger bauen müssen als Sharing-Modelle. Und dass der Fahrradbereich noch ein bisschen Ownership verträgt. Versus bei Autos glaube ich fest daran, dass da Ownership nicht mehr so wichtig ist. Auch weil es ein Statussymbol verliert. Letztens eine Statistik gefunden, die ich auch gezeigt habe, zwischen 16- und 29-Jährigen, lasst mich lügen, sagen 70 Prozent, dass das Auto kein Statussymbol mehr ist. Und das ist schon ein massives Zeichen in die richtige Richtung.

Anja Hendel: Ja, auch immer weniger, die einen Führerschein überhaupt machen und, und, und. Also vor allem im städtischen Raum. Ist das so? Ja. Vorhin hatten wir eine Kooperation mit der Cote University in Berlin. Und das sind junge Großstädter. Und zwei Drittel aller Leute dort, die dort studiert haben, haben keinen Führerschein. Also nicht kein Auto, sondern keinen Führerschein. Also es ist wirklich beeindruckend, wenn man in einem städtischen Umfeld lebt und es halt einfach nicht mehr braucht. Dann überlegst du dir doch irgendwann, was du machst, wenn du genügend andere Angebote hast.

Joel Kaczmarek: Ich bin ein alter Mann, ich habe gerade eine Anfrage gekriegt von einem Typen, der hat so eine Art Fahrschulstädtchen gebaut, so ein kleines Dorf. Da kannst du übernachten und in einer Woche kannst du deinen Führerschein machen und wurde bekannt, weil ganz viele Influencer das da gemacht haben. Und dann habe ich so zwischendurch kurz drüber nachgedacht, ob ich sowas auch mal mache. Ich habe nie gelernt, mit einem Anhänger zu fahren. Und es ist so unmöglich, wenn du ein Auto hast, mit einem Anhänger rückwärts zu fahren, das ist ja tot. Also ich denke immer so eine Kacke nach, oder ob ich mal einen LKW-Führerschein just for fun machen sollte.

Anja Hendel: Also momentan sind Fahrer noch sehr gesucht, Trucker-Life, aber wahrscheinlich nicht mehr so lange. Das wird wahrscheinlich der erste Bereich sein, der sich auflösen wird in der Mobilität.

Joel Kaczmarek: Followed by Taxi, in der Tat. Aber sag mal, Andi, hast du dich eigentlich mal mit so Märkten wie Holland auseinandergesetzt? Weil Amsterdam ist ja so die Bike-City schlechthin. Für wie realistisch hättest du sowas eigentlich in deutschen Städten mal, die autofreie Stadt, gedacht?

Andy Weinzierl: Boah, riesengroße Frage. Aber prinzipiell die Märkte. schauen wir uns an. Wir sind aber auch sehr privilegiert, dass Deutschland der stärkste E-Bike-Markt in Europa ist und dementsprechend haben wir ein Wahnsinns-Heimspiel, auf dem wir noch einiges am Marktanteil gewinnen dürfen und sollten. Aber trotzdem, natürlich, die anderen Länder sollten auch in den Genuss von Sushi irgendwann kommen und deswegen schauen wir uns das ganz genau an. muss ich gestehen, war ich erst einmal ganz kurz. Ich muss es mir noch genauer anschauen. Ich plane demnächst mal einen Trip, um mich inspirieren zu lassen, um all diese großen Fragen auch beantworten zu können, wie ich das sehe. Aber autofreie Städte in Deutschland, ich bin da immer nicht der Aktivist, der sagt, ab morgen kein Auto mehr in die Innenstadt. Ich glaube, wir müssen mit Technologie und mit Substituten gegen kontern, sodass Der Wille aus dem Menschen herauskommt. und genau das versuchen wir mit den Bikes. Jetzt haben wir irgendwie eine sehr, sehr große Anzahl an Fahrrädern schon in Deutschland, Österreich, Schweiz unterwegs und ich glaube, dass wir damit schon einen ganz leichten Impact haben. und wir spüren es auch mit diesen Pop-Up-Bike-Lanes, die geblieben sind. In München haben wir prominente Straßen und da gibt es tolle Bilder vorher nachher mit Pop-Up-Bike-Lanes ausgestattet. Also während der Corona-Zeit im April 2020 wurde, glaube ich, 25 Prozent mehr Fahrrad gefahren als sonst. Und da sind vier von fünf geblieben, weil der Druck der Fahrradfahrer so groß war, dass einfach die Infrastruktur dasteht. Und da ist keiner auf die Straße gegangen. Da hat sich keiner vor die Autos gelegt oder gekettet und gesagt, wir wollen jetzt die Autos aus der Stadt haben, sondern wir haben einfach eine andere Technologie genutzt und die Infrastruktur gezwungen, sich zu verändern. Und das finde ich den schöneren Ansatz. Einfach diese natürliche Veränderung herbeiführen mit smarten Produkten. Wenn wir das weiter fortführen, dann werden wir in der Stadt immer weniger Autos brauchen. ohne sie verbieten zu müssen. Vielleicht kann man in letzter Instanz dann irgendwann mal ein Verbot einführen für gewisse Fahrzeuge. Aber wenn wir den Großteil rausbekommen, die alle kein Argument haben, mit dem Auto zu fahren, dann glaube ich, leben wir schon extremst viel schöner in den Innenstädten. Weil wir können ja Menschen rausnehmen, die Beschränkungen haben, die einfach aufs Auto angewiesen sind. Da gibt es Sonderfälle, ganz klar. Aber diese Sonderfälle, die würden wir gar nicht spüren, wenn nur die auf der Straße unterwegs sind. Also dann wären die Städte komplett leer.

Joel Kaczmarek: Ich glaube ja auch mal ein bisschen, weißt du, wenn man nach den USA guckt, findet man diese Waffengesetze irgendwie immer so irrational. Und dem Deutschen ist das ein bisschen das Auto. Also wenn du hier so Tempolimit 120, da gehen ja hier Nackenhaare hoch. Deswegen finde ich das einen ganz interessanten Ansatz. Wie muss ich mir eigentlich vorstellen, wie ihr mittlerweile arbeitet? Also wo produziert ihr? Habt ihr eine eigene Produktion? Wie geht das? Und du musst mir eine Sache mal beantworten. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was ist ein Pedelec?

Andy Weinzierl: Also das muss man sich trotzdem fragen. Ne, alles gut. Also ein Pedelec ist so definiert, dass es bei 25 kmh abriegeln muss. Danach dürfen wir nicht mehr elektrisch unterstützen. Man muss immer treten, damit man Support bekommt. Sonst muss auch sofort abgeschaltet werden innerhalb von zwei Sekunden. Und dafür braucht man aber kein Kennzeichen und keine Helmpflicht und darf auf Fahrradwegen fahren. Was ist das S-Pedelec? Hat dann ein Versicherungs-Kennzeichen. Helmpflicht, man darf nur noch auf der Straße fahren. Das sind so die Unterschiede. S-Pedelec fährt auch 45 dann. Davon gibt es aber sehr wenig in Deutschland. Das sehe ich auch den Markt für nicht ganz, weil es einfach attraktive E-Scooter auch gibt, wo man gar nichts machen muss. Dementsprechend da haben die sehr, sehr harte Konkurrenz. Aber Pedelec ist so das gewöhnliche E-Bike. E-Bike an sich ist der falsche Begriff, den jeder so verwendet, weil es einfach ist. Ich verwende den auch. Aber im Prinzip ist ein E-Bike auch mit einem Gasgriff und so weiter. Und das ist streng verboten in Deutschland. Genau, das zur Definition von einem Pedelec.

Joel Kaczmarek: Okay, mein Freund Gero kommt manchmal hier zu mir zum Besuch, zu Podcast-Aufnahmen, der hat auch so einen Fun-Move und hat mir immer mal erzählt, er war gerade in den USA wegen irgendwie Board-Meeting oder SAP, bla, kam zurück und seine App war noch auf USA eingestellt und er konnte das Fun-Move wohl ungedrosselt fahren

Andy Weinzierl: und war ganz selig. Ja und komischerweise steht aber schon immer in der Pedelec-Norm übrigens, dass das nicht so sein darf und Vanhoof und Cowboy haben sich da nicht immer dran gehalten, aber ganz plötzlich haben sie umgedacht und das auch für den deutschen Markt tauglich gemacht. Aber sei es drum, macht ja auch Spaß mal schnell zu fahren, das ist noch nicht ganz erlaubt. Aber jetzt musst du mir nochmal ganz kurz einen Stichpunkt von deiner Frage geben, ich habe sie vergessen.

Joel Kaczmarek: Wo ihr produziert und was habt ihr eigentlich so an Infrastruktur?

Andy Weinzierl: Also vielleicht vorweg, man muss dazu sagen, dass die Fahrradindustrie extremst in Asien angesiedelt ist. Also die ist irgendwann in den 80er Jahren rübergewandert und dementsprechend ist es extremst schwierig in Europa eine hohe Fertigungstiefe hinzubekommen mit den Teilen, die wir brauchen. Aber das befindet sich auch seit der Pandemie ziemlich im Wandel und wir sind guter Dinge, dass wir mehr rüberziehen. Da komme ich gleich zu. Wir haben angefangen die Bikes in China zu bauen und dort die Vorteile zu nutzen von einem großen Lieferantennetzwerk. Sind dann nach Taiwan gegangen, um einfach alles konsolidiert an einem Ort zu bauen und das Fahrrad gesamthaft zu versenden. Und jetzt sind wir endlich den Schritt gegangen, die Montage nach Europa zu ziehen. Und da werden jetzt momentan in diesen Sekunden und Stunden dort die ersten Bikes montiert. Und ich bin ganz aufgeregt, ich werde auch die nächsten Wochen nochmal hin müssen oder hin dürfen und mir die ersten Bikes anschauen. Was bedeutet das aber trotzdem und warum hängen wir so nicht an die große Glocke? Wir müssen immer mehr Teile nach Europa ziehen. Wir sourcen immer noch wahnsinnig viel aus Asien, wie die komplette Fahrradindustrie. Da sind wir auch keine Ausnahme. Und jetzt gilt es, Rahmen in Europa zu bauen. Das ist 2023 auf jeden Fall möglich. Da bin ich guter Dinge. Motorenwerke werden eröffnet in Europa. Und so können wir jetzt Stück für Stück immer mehr hier rüberziehen. Und das noch in unseren Preispunkt reinzubekommen, ist nicht einfach. Vor allem nicht in der aktuellen Situation. Aber müssen wir versuchen. Nur so geht es.

Anja Hendel: Möchtest du so ein bisschen auf die Lieferkettenengpässe, die wir aktuell da sind, mal eingehen? Und ob die euch treffen? Und nicht nur idealistische Gründe, warum man nach Europa geht. Also Nachhaltigkeitsgründe, weil du natürlich Logistikketten sparst. Vielleicht da noch ein bisschen Hintergrund.

Andy Weinzierl: Also ganz weit vorne sind schon die idealistischen Gründe, dass wir hierher ziehen und einfach auch näher dran sind, Arbeitsbedingungen noch besser anschauen können und so weiter, wobei wir das auch dort massiv kontrolliert haben. Also es wäre kein Vaterhausen im Werk gegangen, in dem ich nicht irgendwie gewesen bin und mir das öfter angeschaut habe. Also das ist schon auch wichtig gewesen. Lieferketten? Ich kenne es ehrlich gesagt nicht anders. Wir sind 2019 am Markt und haben 2020 das erste Mal Fahrräder ausgeliefert. Dementsprechend kenne ich Logistik nur so konfus, wie sie momentan ist. Und wenn mir jemand erzählt, wie die Fahrradindustrie vor fünf Jahren aussah und was da für Lead Times gab, kann ich das nicht so ganz glauben. Aber ja, sicherlich. Bei jeder Lieferung haben wir irgendwelche Probleme. Sei es ein Lockdown in Shanghai, sei es ein querstehendes Schiff im Suezkanal. Irgendwas ist immer. Und dementsprechend müssen wir damit umgehen. Aber hilft nichts. Es wird auch die nächsten Jahre noch sehr, sehr viel aus Asien kommen. Und davor ist die Fahrradindustrie, da kann keiner sagen, er ist frei davon. Es sind sehr, sehr viele Teile, die da noch kommen müssen. Und egal, welche Mobilität man wählt. Wir dachten, wir sind extrem smart. Als dieses Schiff stecken geblieben ist, haben wir sofort alle Teile umgeleitet, haben gesagt, ab auf den Zug. Das wird ein bisschen dauern. Wir fahren mit dem Zug rüber und kompensieren diese Wartezeit dadurch. Und was ist passiert? Es gab ein Hochwasser mitten in China und die Züge sind auch drin geblieben. Dementsprechend konnten wir nie so richtig gegensteuern. Also es gibt immer ein Drama. Ich glaube, ich habe gelernt, resilient zu sein und das einfach zu akzeptieren und dann zu schauen, wie wir die Menschen informieren, dass es noch ein bisschen dauern wird.

Joel Kaczmarek: Wie seid ihr denn eigentlich wirtschaftlich aufgestellt? Also wie viele Räder verkauft ihr so pro Monat, pro Jahr? Was macht ihr in Umsatz? Was habt ihr an Investment noch in the Bank? Also musst du wieder an den Markt, weil das Klima ist ja gerade maximal schlecht. Wie seid ihr so positioniert?

Andy Weinzierl: Du wirst wahrscheinlich jetzt keine Verkaufszahlen hören von mir, da halte ich mich immer sehr bedeckt. Liebe Grüße auch an Markus, der wahrscheinlich auch sehnlichst darauf wartet hier, dass ich Verkaufszahlen sage. Also Markus von Rose, den du vorhin schon erwähnt hast. Übrigens super Typ, ich liebe seine Einstellung zu, wie die Fahrradindustrie miteinander arbeitet. Gemeinsam nach vorne, das hat sich bei mir eingeprägt und ich liebe das, liebe den Austausch mit ihm, das ist sehr, sehr wertvoll. Wie sind wir finanziert? Wir haben von Anfang an gesagt, wir sind kein Risikokapital-Startup, wir wollen das erstmal nicht, sondern bootstrappen, wie man so schön sagt und haben alles aus dem Cashflow finanziert. Wir haben eine extremst kleine Anschubfinanzierung zu Beginn der Pandemie uns geholt, weil wir einfach vor der Entscheidung standen, wird das ein Risiko für uns oder wird das eine Riesenchance? Und wir haben gesagt, all in, das wird eine Riesenchance. Mobilität wird wichtiger denn je. Naive Gedanke, es hätte komplett nach hinten losgehen können und dann gäbe es Sushi heute nicht mehr. Aber so waren wir lieferfähig in der Zeit, in der andere längere Lieferzeiten hatten und das als super kleiner Player im Markt. Das war, glaube ich, ein wahnsinnig wichtiger strategischer Schritt. Seitdem haben wir aber nie wieder irgendwas finanzieren müssen, sondern sind komplett aus der Liquidität gewachsen. Und das stellt uns auch in so einer Situation, in der wir jetzt gerade sind, vor die Wahl, wann wir umsetzen. uns wie finanzieren wollen und müssen, während der Markt eben extremst fragil ist und nicht wirklich toll, um große Summen einzusammeln. Da bin ich extrem dankbar für die Unabhängigkeit. Auch Unabhängigkeit dafür, dass wir unsere Strategie umsetzen können, wie wir sie wollen. Also wenn wir sagen, wir wollen es weniger profitabel sein, weil wir Nachhaltigkeitsoffensiven fahren, dann möchte ich das machen können. Dann möchte ich nicht rechtfertigen müssen, warum wir jetzt da so und so viel Geld ausgeben. Sei es eine Fair Kobold Alliance, wo wir jetzt auch signifikant fünfstellig Geld hingeben, um Arbeitsbedingungen im Kongo für die Gewinnung von Kobalt zu verbessern. Dafür möchte ich mich nicht rechtfertigen müssen. Und das ist das Schöne an der Art und Weise, wie wir aufgestellt sind und mit den Business Angels, die wir drin haben, funktioniert das sehr harmonisch und das möchte ich nicht missen.

Anja Hendel: Ich habe da zwei Anmerkungen gleich, was du so ein bisschen erzählt hast. Da kommt ja sofort das Schlagwort der Zebra-Startups in den Sinn. Ich weiß nicht, ob du den Begriff kennst und das erkläre ich gerne auch für unsere Hörer. Eigentlich so dieses ganze Startup-Umfeld ist ja ganz stark Unicorn-getrieben, also sprich Einhörner. Und es gibt eine, wenn ich sage, Gegenbewegung. Eine andere Bewegung im Startup-Umfeld, die nennt sich Zebra-Bewegung und das ist welche, die eine soziale Verträglichkeit mit einem wirtschaftlichen Interesse Hand in Hand geht. Die sagen immer so, Einhörner gibt es nicht und sie möchten Zebra sein. Zebras gibt es und Zebras sind schwarz und weiß. Sie wollen einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, aber eben auch wirtschaftlich sein. Also bewusst kein NGO, aber eben auch nicht dieses höher, schneller, weiter, Wachstum, Bewertung, Bewertung, Bewertung. Würdet ihr euch so einsortieren?

Joel Kaczmarek: Entschuldigung, kleine Randnotiz. Nett übrigens, dass Anja heute das Senior die höre, wenn nicht schwarz-weiß gekleidet ist.

Anja Hendel: Ja, genau. Habe ich auch gerade gedacht. Ich bin selber ein Zebra mit meinem Kleid.

Andy Weinzierl: Fühlen wir uns auszusehen? Wahrscheinlich schon. Also wir arbeiten extremst nach diesen three bottom line, also people, planet, profit oder planet, people, profit. Bedeutet einfach, dass bei jeder Entscheidung, die wir fällen, diese drei Faktoren berücksichtigt werden müssen, weil ich fest daran glaube, eine gute Idee und da sind wir wieder bei dem, die Menschen müssen es lieben, um Veränderung herbeizuführen. Eine gute Idee braucht Profit, weil sonst verliert man Impact, weil man dann nicht mehr lange am Markt ist. Ein Social Startup hat auch einen Impact, keine Frage. Es kann super funktionieren. Ich glaube aber, wenn wir in die breite Masse gehen mit dem Produkt, das wir jetzt gerade haben und das so nachhaltig wie möglich produzieren, damit aber indirekt auch Nachhaltigkeit vorantreiben, auf die Menschen in der Lieferkette achten und die, die für uns arbeiten, im indirekten und direkten Stile und gleichzeitig auf Profit schauen, dann hat man meines Erachtens den größten Impact. Und seit wir das so intensiv denken, habe ich das Gefühl, wir haben viel, viel schönere Entscheidungsfindungen in der Firma. Also sei es Kooperationen mit, letztens vielleicht ein bisschen fernab das Beispiel, aber es hat ein Milchproduzent bei uns angefragt für eine riesen Kooperation. Da ging es einmal in großes Volumen um extremst viele Point of Sale, dass wir auf den Verpackungen mit drauf sind. Ich bin aber der Meinung, Milch ist not made for Menschen. Milch ist für Kühe. Und dementsprechend sehe ich das nicht als nachhaltig genug, um mit denen zu kooperieren. Und das sind so diese konsequenten Dinge, die uns aber im Team auch alle total happy machen. Weil warum arbeitet man bei SushiBikes? Das ist Purpose, das ist ein junges, dynamisches Team. Das ist für sich selbst zu stehen. Und genau auf solche Dinge bin ich extremst stolz und froh. Vielleicht ist das der Zebrabegriff. Ich bin kein Fan von Unicorn. Ich bin kein Fan von Fundraising Talk. Ich versuche, dieser Bubble manchmal zu entfliehen, weil ich oft das Gefühl habe, es geht nur noch um, wann ist die nächste Runde. Lass uns doch mal auf unser Produkt fokussieren. Lass uns doch einfach mal Sachen bauen und nicht immer nur von Geld zu Geld zu rennen. Wenn die Idee gut ist, dann wird die schon finanziert. und dann ist Finanzierung einfach nur ein Hebel, um noch mehr zu erreichen und nicht Finanzierung der Finanzierung wegen. Und ich brauche keine Firma, die eine Milliarde wert ist oder zwei Milliarden. Wenn die einen Impact hat, dann wird das für mich persönlich auch irgendwann reichen. Da bin ich guter Dinge, dass das auch vollkommen ausreicht. Und dann ist es total egal, wie viel das wert ist.

Joel Kaczmarek: Die andere schlimme Krankheit gründen des Verkaufenswillens. Das ist irgendwie immer. Aber sag mal, was wir noch gar nicht so besprochen haben, ist, wie macht man das eigentlich, dass man Fahrräder verkauft, ohne dass ich sie im Laden gesehen habe? Also so rein webbasiert. Jetzt kommt wieder Markus ins Spiel, by the way. Der weiß, ich hatte den krassesten Scheiß schon ausprobiert mit Live-Beratung per WhatsApp und Instagram-Lives und mit dem Bulli die Fahrräder in den Umkreis fahren und, und, und. Was sind so eure Moves und was sind die Erfahrungen?

Andy Weinzierl: Ja, das schaue ich mir immer ganz interessiert an, was die so machen. Auch sicherlich Inspiration dabei, was wir aber noch nicht auch ausprobiert haben. Wir haben auch sehr viele Partner, wir haben glaube ich inzwischen 40, 50 Partner in ganz Deutschland, Österreich, Schweiz verteilt, die mit Bikes ausgestattet sind, wo man das Fahrrad durchaus testen kann, bevor man es kauft. Aber ich gebe dir vollkommen recht, das ist eine der größten Challenges für einen Online-Fahrradhändler, das Bike auch erlebbar zu machen. Und dementsprechend müssen wir gerade, oder willig, dass wir umdenken. Von Performance getrieben ist ja immer toll. Performance ist schön messbar und ich liebe Dinge, die messbar sind und man einfach sehr rational, wie ich glaube ich als Person bin, sagen kann, ich gebe hier ein Euro rein und bekomme x Euro wieder raus. Das ist wunderschön, wenn das so aufgeht. Aber die Zeiten haben sich geändert. ATT, Tracking-Probleme, Attributionsprobleme und so weiter. Und Passend zu unserem Produkt müssen wir einfach viel mehr in Experience investieren und da freue ich mich drauf, dass wir da verschiedene Formate ausprobieren können und Test Rides und Experience als Marketingmaßnahme sehen, weil das funktioniert extremst gut. Wenn Menschen auf dem Fahrrad sitzen, dann kaufen ungefähr 30% das Fahrrad auch, also teilweise über 30%, bei Messen sind es deutlich mehr und das müssen wir mehr spielen, das ist ja ein Wahnsinnshebel.

Joel Kaczmarek: 30%, die auf dem Rad sitzen, kaufen das auch. Was sind denn Retourenquoten bei euch sonst? Also ist das ein großes Thema bei euch oder… Haben die Leute gar nicht.

Andy Weinzierl: Das ist extremst klein und vernachlässigbar, was wir an Gesamtretouren haben. Wie gesagt, wir tauschen auch viel aus. Dadurch, dass es so simpel ist und ich es liebe, die Menschen dazu zu zwingen, Sachen selbst zu machen, weil mich das persönlich sehr weit vorangebracht hat. Und ich bin der Meinung, wenn wir Dinge reparieren können, wir sind in 22, wir müssen Dinge reparieren können, sonst wird es irgendwann düster in der Ressourcenlandschaft hier. Und wenn wir uns alle rantasten, jeder kann den Schraubschlüssel halten, jeder kann einer Anleitung folgen, man muss es nur wollen. Und das gefällt im ersten Moment nicht jedem und jeder. Aber wenn man dann so ein Display selbst montiert hat, innerhalb von fünf Minuten, dann ist man auch ein Stück weit stolz. Und das finde ich eine total schöne Entwicklung bei uns. Davor hatte ich extremst Respekt, muss ich sagen, davor. Aber es klappt ganz gut.

Joel Kaczmarek: Ich bin handwerklich, glaube ich, ganz gut begabt. Und ich habe neulich für meinen Sohn für 200 Euro so ein Fahrrad bei einem Online-Discounter gekauft. Habe es zusammengebaut. Meine Frau hat es dann zum Fahrradladen gebracht, weil wir nochmal Bremsen checken wollten. Da hat meine Frau gefragt, was macht denn ihr im Handberuf? Ich sage, macht Podcast. Ja, okay, ein Handwerker ist da nicht verloren. Also ich habe, glaube ich, alles falsch angebracht. Von daher. Naja, anyway.

Anja Hendel: Super beeindruckend, Andi. Willst du noch ein bisschen was sagen, was so eure nächsten Schritte sind? Was steht denn so an bei SushiBikes jetzt?

Andy Weinzierl: Wir professionalisieren, glaube ich, an allen Ecken und Enden. Also das Team wächst gerade massiv. Wir haben sehr, sehr viele Jobs ausgeschrieben. Wir müssen dieser Nachfrage auch irgendwann ressourcentechnisch gerecht werden. Und dementsprechend dieses Jahr sehr, sehr viel Strukturierung und Professionalisierung. Es kommen tolle, tolle Menschen rein, die mich auch in der Führungsebene, klingt so blöd, aber die mich da unterstützen, sodass da jetzt wirklich auch Erfahrung mit an Bord kommt. Und das fühlt sich gerade wahnsinnig gut an. Und ich glaube, dass wir mit dem ansteigen, sehr, sehr stark für 2023 aufgestellt sind. Und alles Weitere wird man dann sehen, was damit verbunden ist.

Anja Hendel: Wunderbar. Dann komme ich auch schon mal zu unseren Abschlussfragen. Und zwar stellen wir immer am Schluss nochmal so zwei Fragen. Und die eine ist, wo steht das E-Bike in fünf Jahren aus deiner Sichtweise?

Andy Weinzierl: Ich sehe beim E-Bike immer mehr Breite in der Technologie, also in den Lösungen, die da gerade kommen. Wir mit dieser Randlösung und vielleicht als Vorstory, die Early Adopters in dieser Industrie waren über 60-Jährige, über 55-Jährige, was total absurd ist. Early Adopters sind normal nicht so alt, das sind normalerweise die 25-Jährigen. Was wir gemacht haben, ist, wir sind einfach massiv diesen Shift runtergegangen und haben gesagt, hey, hier ist ein E-Bike für 25-Jährige. Und das passiert aber gerade im ganzen Markt. Inzwischen gibt es E-Bikes oder Pedelecs für alle Arten der Verwendung. Es fehlen noch ein paar Substitute, um das Auto komplett stehen zu lassen. Man denke an Regen, man denkt an Schnee und das sind immer noch Hauptargumente, warum das Fahrrad nicht als Mobilitätsmittel genutzt wird. Und ich glaube, dass da noch sehr, sehr viel passieren wird. Und da kommen auch schon wahnsinnig spannende Konzepte. Mal schauen, wie das E-Bike noch aussehen kann.

Anja Hendel: Also du glaubst, dass so eine Veränderung, wie sich das Auto verändert hat, jetzt beim Fahrrad nachgelagert auch noch kommt. Also du glaubst, dass das Fahrrad auch in der Form, wie wir es kennen, vielleicht auch nochmal neu gedacht wird in den nächsten fünf Jahren?

Andy Weinzierl: Ja, absolut. Ich habe da so verrückte Bilder im Kopf und ich würde die gerne alle umsetzen, aber das kostet so unfassbar viel Geld und das haben wir gerade nicht. Aber ich glaube fest daran, dass wir in fünf Jahren auf komplett neue Städte schauen können, wenn wir jetzt alle Gas geben und wenn Firmen wie wir auch das Geld richtig allokieren in die Entwicklung.

Anja Hendel: Also sollten unsere Hörer jetzt alle einen Sushi-Bike kaufen, damit sie sehen, was in fünf Jahren mit deinen Ideen passieren kann.

Andy Weinzierl: Zum Beispiel, ja.

Joel Kaczmarek: Na gut, kommen wir noch zum letzten. Anjas Lieblingssatz, den darfst du machen.

Anja Hendel: Dann bitte ich dich noch zum abschließenden Satz zu vervollständigen. Und zwar beginnt der Satz mit der Aussage, Mobilität bedeutet für mich.

Andy Weinzierl: Ich bin ja nicht so gut im Vervollständigen, aber Mobilität bedeutet für mich pure Liebe und Freiheit in unserer Bewegung. Sehr schön. Wahnsinn, oder? Ja, weiß nicht, ob das Sinn ergibt, aber

Anja Hendel: Ich finde es schön, dass das Wort Liebe als erstes fällt. Das ist sehr emotional.

Andy Weinzierl: Ich habe mir jetzt ein Longboard von meinem Papa ausgeliehen und jetzt plötzlich fahre ich mit dem Longboard auch mal durch die Stadt. Mobilität ist doch so geil, oder? Egal in welcher Art und Weise, man ist schneller als zu Fuß. Das ist doch immer ein Antrieb, im wahrsten Sinne des Wortes.

Joel Kaczmarek: Das ist doch mal ein Schlusswort. Andi, hat viel Spaß gemacht und wir drücken euch natürlich feste die Daumen, dass sich das weiterhin so gut entwickelt für euch. Und vielleicht gehen wir mal Sushi essen und quatschen dann über Sushi bei euch.

Anja Hendel: Sehr, sehr gerne. Ich melde mich, wenn ich mal nach München komme.

Andy Weinzierl: Ich freue mich. So machen wir es.

Joel Kaczmarek: Cool ihr Lieben, bleibt gesund.

Outro: Danke euch. Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.