foodlab Hamburg 🌶 – so könnte die Food-Zukunft aussehen

30. April 2021, mit Mathias Weigert

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Matthias Weigert: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen People-First-Podcast von Digital Kompakt. Mein Name ist Matthias Weigert und ich bin Geschäftsführer der Unternehmerschmiede. Die Unternehmerschmiede unterstützt Unternehmen dabei, digitale Innovationen erfolgreich umzusetzen, indem wir die richtigen Teams gewinnen und schmieden. Das heißt vor allem erfolgreich machen. Wenn dieses Thema auch für euch interessant ist, kommt gerne über LinkedIn direkt auf mich zu. In unserem Podcast People First geht es um das Thema Mensch in der digitalen Welt. Heute spreche ich wieder über ein sehr zeitgemäßes und spannendes Thema. Ein Thema, das mehr ist als ein Geschäftsmodell. Es ist für viele eine Leidenschaft. Ein Bereich, der unsere gesamten Sinne berührt und gleichzeitig extrem aktuell ist. Es geht um das Thema Food, also Lebensmittel, in der Verbindung mit Start-up. Wir sprechen über das Food Lab im Herzen von Hamburg. Nach dieser Folge weißt du, was genau hinter dem Begriff Food Lab steht? Was es bedeutet, ein innovatives, nachhaltiges Konzept im Food-Bereich in einer sehr herausfordernden Zeit aufzubauen? Du lernst Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen einem Food- und einem Tech-Startup kennen und weißt, was zukünftige Food-Trends sind und wie Food-Visionäre von morgen noch besser gemacht werden können. Zu Gast im Podcast heute ist Christine Siegemund, die mit viel Mut, enorm viel Herzblut und großer Leidenschaft das Foodlab in Hamburg im letzten Jahr gegründet hat. Herzlich willkommen, Christine.

Christine Siegemund: Hallo, herzlich willkommen. Vielen Dank.

Matthias Weigert: Wir sind heute hier tatsächlich physisch wieder vor Ort. Ich mache das gerne. Ich freue mich, dass ich auch das Foodlab sehen kann. Aber bevor wir aufs Foodlab kommen, würde mich immer interessieren, was sind so die Stationen, die dich begleitet haben, die dich geprägt haben? Christine, magst du unseren Hörerinnen und Hörern da so ein bisschen einen Einblick geben?

Christine Siegemund: Ja, sehr gerne. Was hat mich geprägt? Also ganz bestimmt eine ganz große Leidenschaft fürs Essen aus Kindertagen. Da gibt es so ein, zwei bis fünf Erinnerungen. Dann in jedem Fall eine sehr große Reiselust, die mir mit in die Wiege gelegt wurde. Also so eine typische Neugierde auch. Mal beruflich gesehen auch. Ich wollte tatsächlich immer Autorin werden oder Schriftstellerin und war immer sehr neugierig auf Trends. Und so bin ich dann irgendwann in die Werbung gekommen. Das war, glaube ich, so eine große Station. Dann hat mich tatsächlich auch immer wieder getriggert, über meinen Schatten zu springen und mich selbst zu challengen. Und so bin ich halt irgendwann mal für vier Wochen nach New York gegangen, während mein Mann über den Atlantik gesegelt ist, was auch mit vielen Höhen und Tiefen verbunden war. Und dann ja immer wieder so der Blick für Neues und Ungewohntes. Sei es dann, weil ich irgendwann auf Marketingseite gewechselt oder auf Unternehmensseite ins Marketing gewechselt bin oder dann irgendwann einen Foodblog gegründet habe, als alle nachgefragt haben, Food was? Genau, so und ich schätze, das waren so die, also gar keine wirklichen Stationen, dass man die so benennen könnte. Aber ich glaube, das sind so die größten Antreiber.

Matthias Weigert: Toll. Und dann ist irgendwann das Foodlab entstanden. Was führte dazu?

Christine Siegemund: Eine große Portion Langeweile. Als ich nämlich tatsächlich in einem Unternehmen saß und Marketingleiterin war und ich das auf der einen Seite sehr spannend fand, aber auf der anderen Seite damit beschäftigt war, nur noch Menschen und Zahlen zu delegieren und mir das Kreative fehlte, was ich ja so aus der Werbung kannte. Und dann habe ich, wie gesagt, diesen besagten Food-Blog gegründet und bin darüber an die Zusammenarbeit mit Startups gekommen. Und dann habe ich diesen Bedarf erkannt, dass es schön wäre, wenn es einen Ort gäbe, wo alle Foodies zusammenkommen und gar nicht nur die Food-Startups, sondern alle, die was mit Food zu tun haben und wenn sie nur gerne essen.

Matthias Weigert: Und das ist so ein bisschen auch der, glaube ich, der Beginn. Und ich gucke immer so ein bisschen gerne am Anfang, so was ist der Zweck? Simon Sinek wird wahrscheinlich fragen, der Purpose so von dem Food-Lab. Kannst du den beschreiben? Was war so der Kern des Beginns?

Christine Siegemund: Menschen übers Essen zusammenbringen. Weil ich glaube, neben aller Digitalisierung, die sehr wichtig ist, gerade seit einem Jahr, merken wir glaube ich auch alle, wie wichtig es ist, wenn sich Menschen begegnen. Und ich glaube immer mehr daran, wenn Menschen sich begegnen mit einer Leidenschaft, mit einem gemeinsamen Ziel oder mit einer gemeinsamen Leidenschaft, dann kann manchmal wirklich Magic passieren.

Matthias Weigert: Also bewusst auch nochmal aus der digitalen Welt wieder rauszukommen, so ein Stück Detox zu haben, um wieder eine Begegnung zu finden, einen bewussten Gegenpol zu bauen zu den ganzen Gemeinschaften, Communities, die aufgebaut werden, virtuell aufgebaut werden, um wieder wirklich mit allen Sinnen Gemeinschaft leben zu können.

Christine Siegemund: Genau. Ich sage immer, wenn jemand sagt, was ist das Food App, sage ich immer, es ist eine Begegnungsstätte. Hier passieren Dinge, weil sich Menschen über den Weg laufen, weil sie miteinander sprechen, die sich sonst vielleicht nicht kennengelernt hätten. Also ich meine, hier treffen so viele verschiedene Leute mit so unterschiedlichen Kulturen aufeinander, die im normalen Leben gar nicht zusammengekommen wären. Das ist wahrscheinlich vergleichbar mit, hast du einen besten Freund oder eine beste Freundin? Wäre das, die aus Kindertagen, wäre das heute auch noch dein bester Freund, deine beste Freundin? Und so begegnen sich halt hier Menschen auch, einfach weil sie das Essen zusammenbringen. Und das ist völlig egal, wer woher kommt, es ist einfach eine gemeinsame Leidenschaft da.

Matthias Weigert: Toll. Und wie schaffst du das jetzt? Also so ein bisschen, wie können wir uns das Foodlab vorstellen? Jetzt haben wir verstanden, wir wollen eine Gemeinschaft schaffen, wir wollen zusammenkommen und haben eine eigene Leidenschaft für Essen. Wie gehst du das an? Wie geht ihr das an hier im Team?

Christine Siegemund: In verschiedenen Bereichen. Also wir haben zum Beispiel einen Coworking Space, wo vermehrt Startups sitzen, die einen, ja die meisten haben schon ein anfassbares Produkt, arbeiten gerade an ihrem Businessplan oder sind auf der Suche nach Vertriebspartnern. Also das ist schon sehr viel Rechnerarbeit. Dann haben wir Produktionsküchen. Also auch eine Entwicklungsküche, eine Produktionsküche, eine Allergenküche, wo man die Produkte entwickeln kann. Manchmal ist es die Fortführung der Startups, die erst im Coworking-Space saßen und dann einfach eine Station weitergezogen sind. Es können aber auch Gastronominnen sein, die vielleicht auch eine Weiterentwicklung ihres Produkts, nämlich der Gastronomie machen. und jetzt vielleicht auf Boxen gehen oder auf Lieferservice oder, oder, oder. Das heißt, hier in den Küchen findet schon sehr viel Gastronomie statt, aber auch gepaart mit Produktentwicklung. Wir haben ein Pop-up-Restaurant, was derzeit natürlich geschlossen ist. Aber auch da kommt nochmal viel mehr die Gastronomie ins Spiel. Und wir merken immer, dass dieser Austausch zwischen den Produzenten, also zwischen den Start-ups, die ihr Produkt hier entwickeln und der Gastronomie sehr, sehr wichtig ist. Weil viele Trends kommen einfach aus der Gastronomie, was Essen anbelangt. Genau, was haben wir noch? Wir haben noch ein Café, worüber wir B2C ins Haus bekommen. Also wir gelten dann gleich als Testfläche, also mit dem Restaurant natürlich auch. Dann haben wir noch ein Foto- und Eventstudio und wir haben ein Accelerator-Programm, was wir jetzt zum März gestartet haben mit dem ersten Badge. Und wir haben noch eine kleine Agentur. Was heißt klein? Also es ist eine Agentur, die im Moment eher so ein bisschen unter Final Even läuft, aber die auch demnächst wieder ein bisschen angetrieben wird.

Matthias Weigert: Also wirklich vielfältige Angebote zu schaffen, also dieses Versprechen einzulösen, auch ein Stück diese Gemeinschaft zu schaffen durch die verschiedenen Teilnehmer, so schon fast in dem Food-Bereich. Wenn ich mir das jetzt vorstelle, wie vergleichst du das? Gibt es vergleichbare Dinge auch mit anderen? Vielfach ist es ja so, gibt es Vernetzung auch über Food-Labs hinaus, weil das ja auch so ein bisschen diese Frage immer sich sehr schnell stellt, wie kann ich mich auch von außen inspirieren lassen? Gibt es da etwas, wo du merkst, ist das ein Ökosystem sogar, Food? Oder ist das eher etwas, was noch sehr vereinzelt stattfindet?

Christine Siegemund: Das findet vereinzelt statt, das stimmt schon. Aber ich merke immer wieder, wie wichtig es ist, sich auszutauschen. Und ich liebe den Austausch mit Kitchentown in Berlin oder mit dem Foodtech Campus auch in Berlin oder mit dem CPH Foodspace in Kopenhagen oder dem Blank Space Market auch in Kopenhagen. Da findet schon ein Austausch statt. Klar, der muss auch stattfinden. Mein Traum wäre tatsächlich irgendwann ein Austauschprogramm mit Kopenhagen zu fahren, dass wir sagen, wir tauschen mal Startups durch und dann bis zur Wohnung können die alles tauschen und gucken sich mal die Märkte an.

Matthias Weigert: Also es ist schon eine Gemeinschaft, die irgendwie auch über das hinausgeht, was ihr hier schafft. Also das ist ja nochmal auch so dieser Purpose nochmal weitergetragen auch. Also da wirklich das Leben, dieses Thema Food einfach auch zu transportieren dann.

Christine Siegemund: Klar, aber das muss man natürlich pushen, das muss man anschieben. Von alleine kommt das nicht.

Matthias Weigert: Super. Wie viele Startups habt ihr jetzt im Moment ungefähr?

Christine Siegemund: Ich würde mal sagen so um die 12 bis 15.

Matthias Weigert: Also schon eine veritable Größe, auch um sich selber wieder auszutauschen, zu inspirieren, also auch voneinander zu lernen. So habe ich dich ja erlebt, auch wo du sagst, das ist ja auch eins der zentralen Aspekte.

Christine Siegemund: Ja, gerade mit dem Accelerator-Programm. Da merken wir jetzt seit März, da ist nochmal wie so ein frischer Wind reingekommen. Das tut total gut, weil das auch eine Mischung aus Produzenten ist, Food und Beverage und auch Foodtech.

Matthias Weigert: Super. Da würde ich gerne noch ein bisschen drauf eingehen, glaube ich. Denn in diesen Phasen auch des Geschäftsmodellsbaus hast du ja erstmal so die Idee auf dem Papier. Dann fängst du an, das mit für verschiedene Gruppen zu bauen, die Probleme zu verstehen, so erste Prototypen zu entwickeln, immer wieder zu vertesten. Gibt es einen Rang? der euch, der dich besonders interessiert in diesen Geschäftsmodellen, wo du sagst, das wäre cool, wenn die hier sind? Oder ist das eigentlich irgendwo egal?

Christine Siegemund: Eigentlich ist es egal. Ich liebe tatsächlich sehr das Entstehen. Ich mag das total, wenn jemand mit einer Idee hier reinkommt und man dann zur Realität werden sieht. Ich liebe das sehr und weil ich auch gerne Leute feiere für ihre Erfolge. Also ich bin da, ich verstehe mich da immer so ein bisschen als Cheerleader, was an der Seite steht und ja und die Startups hier anfeuert. Und ich finde das mega cool, wenn jemand sagt, ich hatte jetzt hier irgendwie Corona genutzt und habe irgendwie einen Ausstieg aus meiner Firma und ich habe eine Idee und die will ich jetzt vorantreiben, weil wenn nicht jetzt, wann dann? So und auf einmal entstehen da irgendwelche Workshops, die die Leute geben oder sie haben ihr Produkt auf den Markt gebracht und daraus entsteht wieder was. Oder zum Beispiel haben wir hier zwei Startups, die sich dann gefunden haben und auf einmal ein gemeinsames Projekt machen. Das ist einfach so schön, da auch zu sehen, wie sich Startups verändern. Also auch hier haben wir zum Beispiel ein Startup, das ist im letzten Jahr im Juli mit uns gestartet, erst im Coworking, hat gedacht, Das ist der Weg. Und dann, dank Corona, nee, der Weg ist ein komplett anderer. Und jetzt ist der quasi, also ist weggegangen, ist zurückgekommen, nutzt jetzt die Küche und nicht mehr den Coworking. Und das ist cool zu sehen.

Matthias Weigert: Also es ist auch dieses Gemeinschaft-über-Zeit-Leben. Also deswegen dieser nachhaltige Gedanke auch dabei zu sagen, ihr seid nicht einfach nur einmal da, sondern erhitzt die Idee und gebt sie weiter, sondern ihr nehmt sie auch gerne wieder mit. auf und entwickelt weiter. Jetzt ist ja Innovation auch häufig so Reduktion von Eigenschaften. Erstmal, um überhaupt auf den Kern zu kommen. Jetzt gibt es ja viel, die im veganen Bereich sind. Ich selber habe auch einen ehemaligen Kollegen, der mit Happy Ocean Food in dieser veganen Garnelen-Richtung weiter testet. Also Robin, herzliche Grüße an der Stelle nochmal an dich auch. Dann gibt es No Moo, also auch diese veganen. Hast du Produkte, wo du sagst, auf die hast du extrem große Lust?

Christine Siegemund: Da spricht jetzt die Werberin in mir auf all die Produkte, die wirklich relevant sind. Ich mache schon gerne viel Quatsch mit, aber gerne lieber in Aktion und nicht im Produkt. Ich könnte es jetzt gar nicht benennen, aber für mich muss nicht künstlich eine Struktur herbeigeführt werden, obwohl ich mich bewusst gegen einen Lebensstil gestellt oder für einen anderen Lebensstil entschieden habe.

Matthias Weigert: Ich kann es ja auch so ein bisschen anders ausdrücken. Gibt es etwas, wo du sagst, die würden es eher schwer haben, hierher zu kommen? Irgendwo Produkte, wo du sagst, da connecten wir nicht so richtig?

Christine Siegemund: Wir sind schon sehr stark Makerspace, würde ich sagen. Allein schon, weil wir die Küchen haben, weil wir die Testfläche haben, weil wir einfach auch diesen großen Anteil an Gastronomie haben. Also Foodtech ist schon immer schön, aber wenn es, glaube ich, zu abstrakt wird, dann ist das eher nicht der richtige Platz. Aber ansonsten, also ich liebe Open House. Erstmal jeder will kommen und im Zweifel gibt sich immer irgendwie eine Kooperation oder irgendwie das gemeinsame Voranbringen und das Netzwerk ausweiten natürlich.

Matthias Weigert: Da nicht eingegrenzt, sondern eher offen erstmal für die Idee. Und jetzt ist, wenn wir auf die Entstehung auch von Ideen gucken, dann ist es ja in den Feldern, in denen wir auch viel sind, datenzentriert. Habt ihr hier Unterstützung, dass ihr den Startups helft, auch breiter zu testen, auch über den Slab hinaus? Gibt es da Möglichkeiten und wenn ja, wie sehen die aus?

Christine Siegemund: Ja, wir arbeiten zum Beispiel gerade an einer Testgruppe, weil wir jetzt an einem Punkt sind, ich meine, wir haben ja erst seit etwas über einem halben Jahr auf, aber wir sind jetzt an einem Punkt, wo einfach viele Produkte tatsächlich da sind, wo die aus dem Kopf heraus sind und kreiert wurden und produziert wurden vor allen Dingen. Und da bauen wir jetzt zum Beispiel eine Testgruppe auf. Das heißt, wir haben eine, aber auch wieder eine sehr, also das sind echte Menschen. Natürlich wird das digital untermauert, weil du willst ja auch natürlich die Daten haben und so weiter. Aber da bauen wir zum Beispiel gerade eine Testgruppe auf, um zu sagen, was ist relevant? Wo hapert es noch?

Matthias Weigert: Und ist das eine Testgruppe, können wir uns das so vorstellen, die auch hier dann physisch zusammenkommt? Oder ist das auch etwas, wo ihr bewusst auch unterschiedliche Regionen verknüpft, vielleicht sogar, wo vielleicht auch andere Geschmäcker sind? Ist sowas eher regional bezogen?

Christine Siegemund: Läuft das Produkt darauf an, würde ich sagen. Die Frage, die sich mir dann als Startup stellen würde, muss, was genau will ich damit erreichen? Welchen Geschmack will ich treffen? Und ein Gastronomin hat mit Sicherheit nochmal eine andere Herangehensweise an ein Produkt als ein normaler Verbraucher oder eine normale Verbraucherin.

Matthias Weigert: Also wir sehen hier schon, dass es ein sehr analoges Produkt ist, eben auch im Vergleich zu den Tech-Startups, zu den Akzeleratorenprogrammen, die so hier ja auch in der Hansestadt sich an der einen oder anderen Stelle entwickeln. Siehst du noch andere Unterschiede auch, wenn du zwischen Tech und Food eine Parallele ziehen willst?

Christine Siegemund: Naja gut, die Produkte sind, also die anfassbaren Produkte sind einfach anfassbarer. Die werden im Zweifel auch schneller zu einer festen Instanz im Haushalt oder im besten Falle zu einer Love-Brand als irgendein Tech-Startup, wobei ich die auch nach wie vor für sehr, sehr wichtig halte. Und da können vor allem auch Startups von Startups lernen. Also wir haben ja nicht umsonst zwei Tech-Startups in unserem Accelerator-Programm, die wirklich großes Vorhaben und die vor allem für die Nachhaltigkeit sorgen. und Das kannst du im Zweifel mit einem Produkt nur sehr schwer oder in dem du sehr viel Geld investierst oder im Zweifel oder im schlimmsten Falle dann sehr viel Lagerhaltung betreibst. Da hat es natürlich ein Tech-Startup ein bisschen einfacher, aber in der Kommunikation wahrscheinlich ein bisschen schwerer. Und auch die Platzierung beim Verbraucher ist wahrscheinlich nicht so einfach.

Matthias Weigert: Das ist, glaube ich, auch nochmal eine ganz schöne Verknüpfung auch zwischen dem, was du sagst, auch da wieder Gemeinschaft bauen, eben nicht nur in einer Industrie, sondern eben auch breiter, um voneinander wieder zu lernen. Kann ich hier Investoren treffen? Kann ich hier Business Angels treffen, Wagniskapitalgeber? Oder ist das eher etwas, was du sagst, das wollen wir bewusst nicht, weil das auch schon so ein bisschen eine Veränderung erzeugen könnte in dem, wie Startups jetzt an ihre Produkte rangehen? Ist das etwas, was ich hier treffen kann?

Christine Siegemund: Absolut. Also weil da schließt sich das Netzwerk ja auch wieder nicht aus. Manchmal braucht man einen Mentor oder eine Mentorin, Coach, Coachin, wie auch immer, die sind ja wichtig. Also auch wenn ich zum Beispiel keinen Investor oder keine Investorin im Foodlab habe, habe ich ja meine MentorInnen. die absolut wichtig sind für mein Business und allein schon für meine persönliche Entwicklung. Letztendlich saß ich ja auch nur irgendwann vor zweieinhalb Jahren am Schreibtisch mit einer Idee und wusste nicht, fliegt das oder nicht. Und dann gab es Menschen auf dem Weg, die mich angefeuert haben, die mich bestärkt haben, die mich auch ein Stück weit gecoacht haben. Und das ist total wichtig.

Matthias Weigert: auch wieder ein weiteres Ökosystem bauen, zu sagen, also auch die sind willkommen, die helfen, das Ganze zum Erfolg zu führen.

Christine Siegemund: Absolut, weil ich kann das nachhaltigste Produkt haben, das tollste Produkt, wenn das keiner kauft, dann ist irgendwie doof.

Matthias Weigert: Absolut korrekt. Und da sind wir schon sehr nah bei meiner nächsten Frage, nämlich wenn du sagst, woran misst du denn den Erfolg von den Startups oder habt ihr so eine Idee auch schon, euch gibt es ja jetzt noch nicht so lange, aber gibt es Ideen, wo ihr sagt, das sind auch Kennzahlen, die wir jetzt sehr früh uns schon angucken, auch Bei unseren Badges, die wir hier sehen, woran wir den Erfolg der einzelnen Vorhaben so messen können, ist das etwas, wo du so ein bisschen Einblick geben kannst?

Christine Siegemund: Wir haben uns weniger die Kennzahlen angeguckt als das Produkt und die GründerInnen. Das war für uns ausschlaggebend, dass das Produkt relevant ist und dass Gründer oder Gründerinnen eine Leidenschaft mitbringen und vor allem Produktverständnis haben. Das sind Startups in einem sehr early Stage. Deswegen kannst du dann auch gar nicht auf Kennzahlen gucken. Wir haben natürlich gerade bei den, wobei bei allen Sachen haben wir auf Skalierung geguckt. Klar, da geht es natürlich immer darum, wenn du ein Produkt hast, was du auch im Handel verkaufen möchtest. Ja, und auch gute Foodtech-Systeme. Klar ist das immer anders skalierbar zu messen und da sind immer andere Kennzahlen als bei einem Handelsprodukt, bei dem es auch immer sehr stark darauf ankommt, mache ich jetzt ein Getränk oder mache ich handgeklöppelte Pralinen, wo einfach die Arbeitsstunden gar nicht zu bemessen sind. Aber Manufakturprodukte sind eher nicht dabei.

Matthias Weigert: Genau, aber es ist schon so, dass ihr euch vorher überlegt, an welcher Phase wollen wir wirklich was messen? Ist da ein Produkt marktfit irgendwo oder ein Problem lösungsfit? Sogar früher noch, also das heißt, ihr habt schon auch da einen klaren Rahmen sozusagen, auch wenn er nicht quantitativ ist, aber schon, dass ihr messen könnt, sind wir auf dem richtigen Pfad immer noch.

Christine Siegemund: Absolut, für die Produkte oder für die Startups, die Produkte bereits haben und nicht noch in der Produktentwicklung stecken, definitiv, klar.

Matthias Weigert: Dann finde ich es noch spannend, so ein bisschen zu sprechen. Jetzt hat sich ja durch die Pandemie leider so ein bisschen was verändert. Wir haben auf der einen Seite ja ganz viele Situationen, wo jetzt auch Restaurationen, Bars geschlossen sind. Auf der anderen Seite hat sich ja, so erlebe ich es zumindest auch selber in der Familie immer so, dass das Kochen ist ein Event geworden. Auf einmal sind wir jetzt so zu viert und es ist total leidenschaftlich und meine Kinder sind schon, die beiden Töchter, dabei zu kochen. Hat sich irgendwie für euch in dieser Kürze der Zeit auch hier etwas verändert, was ihr gemerkt habt, dass es irgendwie eine Reaktion erforderte, auch auf diese neue Situation jetzt, wo du merkst, da haben sich einige Startups vielleicht ein bisschen gewandelt, verändert in dem, was sie vorher umsetzen wollten?

Christine Siegemund: Nein, wir sind mitten in der Pandemie gestartet. Deswegen, also wir kennen gar keine andere Situation als Lockdown oder als Corona. Deswegen kann ich das nicht wirklich beobachten. Was ich beobachte, ist das Verhalten der Menschen draußen. Wir haben ja zum Beispiel aus unserem Pop-Up-Restaurant haben wir ein Pop-Up-Fenster gemacht. Und da merken wir einfach, dass die Leute so Lust auf Soulfood haben und dass die Menschen sich was Gutes tun möchten. Viele Startups müssen natürlich oder gerade in der Gastronomie müssen sie umdenken. Nicht umsonst gibt es Boom in die Kochboxen und die Survival Packs und wie sie nicht alle heißen. Ja, aber ich glaube, wir alle sind froh, wenn wir einfach mal wieder irgendwann in einem Restaurant sitzen, im Zweifel sogar Alkohol draußen trinken dürfen und zusammenkommen dürfen und einfach auch die Arbeit, die in der Küche passiert, wertschätzen können, dürfen.

Matthias Weigert: Total. Also ich kann auch nur sagen, selber ist das auch bei mir ein großes, großes Thema. Und wenn wir wieder dürfen, ist es, glaube ich, das allererste mit, was wir tun würden. Lass uns noch ein bisschen aufs Team kommen, weil bei uns es ja auch immer um die Menschen geht. Jetzt haben wir ganz viel gesprochen über Food, Food Lab, Startup, auch so ein bisschen, wie ihr es aufgebaut habt und da viel auch Impulse bekommen, wie ihr dieses analoge Thema eben auch in eine Gemeinschaft führt. Welche Menschen braucht es hier im Food Lab, um das umzusetzen?

Christine Siegemund: Welche Menschen braucht es? Menschen mit Leidenschaft fürs Essen natürlich, wobei wir auch klassische Nicht-Foodies in unserem Team haben, die vielleicht gerne essen und trinken, aber vorher noch nicht so wahnsinnig viel Berührungspunkt oder nur im Einzelnen hatten. Also das war kein Einstellungskriterium, dass man was mit Food zu tun hat, außer vielleicht bei der Küchenchefin. Da ist es sehr hilfreich. Aber es sind alles Leute mit einem Antrieb, mit einer Vision, mit einer wahnsinnigen Leidenschaft und mit, ich finde, sehr viel Loyalität. Und natürlich schweißt das, glaube ich, schon auch irgendwie zusammen, wenn man gemeinsam so einen Foodlab eröffnet. Und ich liebe das, dass jeder seine eigene Persönlichkeit mit einbringt, dass jede und jeder von uns Impulse gibt. Und auch da wieder dieses, wie vorhin gesagt, mich selber challengen, dass ich manchmal auch denke, ernsthaft? Okay, cool, machen wir. Und ich dann über meinen Schatten springe und denke, ja, das ist wirklich cool, das machen wir auch. Und da muss ich gar nicht um Erlaubnis gebeten werden, sondern es passiert einfach, weil es einfach ein riesengroßer Spielplatz ist. Nicht nur für die Leute, die hier zum Arbeiten herkommen, weil sie sich hier eingebucht haben, sondern auch für mein Team und auch für mich natürlich.

Matthias Weigert: Gibt es noch mehr, worauf du achtest, wenn du guckst auf das Thema Team oder wie findest du sowas raus? Gibt es ein paar Ideen, ein paar Tipps oder Tricks, wo du sagst, so habe ich die Leidenschaft gefunden oder die haben mir das gezeigt in irgendeiner Form? Hast du da irgendwas auch gefühlt?

Christine Siegemund: Also definitiv Bauchgefühl. Die Menschen, die mit mir arbeiten, die habe ich anders eingestellt als damals in einem Unternehmen. Damals habe ich einfach einen wahnsinnig großen Wert auf Fachlichkeit gelegt. Ich habe im Foodlab bei der Teamzusammenstellung einen großen Wert darauf gelegt, dass die Menschen zu mir passen, sodass ich dann nicht erklären muss, warum ich wie was mache, sondern dass wir einfach irgendwie ein ähnliches Mindset haben, dass die Werte da sind. Also ich habe zum Beispiel auch fast alle mit einer Coachin eingestellt. Also habe da sehr stark einen Fokus auf Purpose gelegt.

Matthias Weigert: In der Zusammenfassung eher Mindset, Werte, Haltung und weniger Fachlichkeit, mehr dieses, ich habe dich verstanden, auch, aber Fokus schon auf dem Thema, welcher Mensch bist du?

Christine Siegemund: Genau. Also zum Beispiel, unsere Küchenchefin ist gar keine gelernte Köchin. Ist eine Querensteigerin, hat sich das Kochen selber in Kopenhagen und irgendwann in Mexiko beigebracht. Und war in tollen Läden. Und die gibt so viel Input. War in Berlin, hat da große Festivals organisiert. Die ist einfach eine Macherin. Und das bewundere ich sehr, weil sie auch da immer wieder hinter die Fassade blickt und immer nochmal fragt, warum, wieso, weshalb. Und einen so coolen Drive hier reinbringt. Und da muss man einfach sagen, das ist schon sehr viel Marike in der Küche. Was aber toll ist, im Community-Bereich ist es Rieke, die hat nie Community-Management gelernt. Das ist gar kein Ausbildungsberuf. Was hat die aber gemacht? Die hat eine Hotelfachausbildung oder Restaurantfachausbildung. Das heißt, die ist Gastgeberin durch und durch. Das heißt, eigentlich ist sie perfekt für diese Position gemacht. Und meine rechte Hand, die ist, ohne die könnte ich, Claudia, die könnte ich gar nicht leben. Es ist so, Johnny ist jetzt frisch dazu gekommen, hat der betreut das Accelerator-Programm und hat früher selber mal ein Startup gehabt, hat auch mal in den Bereich Accelerator reingeschnippert und ist jetzt auf dem Weg zum Coach. Also das passt alles so sehr. Manchmal dauert die Suche danach ein bisschen länger. Ich könnte an dieser Stelle Instagram als Bewerber-Tool empfehlen. Aber ja, klar, manchmal dauert es ein bisschen länger, aber es lohnt sich sehr. Und vor allem sind es ja alles Menschen, mit denen ich lange zusammenarbeiten will. Ich lege ja keinen Wert darauf, mir in zwei Jahren ein neues Team zu suchen.

Matthias Weigert: Das jetzt übertragen auf die Startups, ist das etwas, worauf du auch achtest, wenn du Startups scoutest?

Christine Siegemund: Und jein, ich habe inzwischen gelernt abzugeben und dass ich nicht, oder sagen wir mal so, ich gewöhne mich langsam daran, dass ich irgendwann nicht mehr jeden hier kennen werde. Was mir wahnsinnig schwer fällt, weil es natürlich schon irgendwie mein Baby ist, aber ich so ja auch fähige MitarbeiterInnen habe, die also dieses Foodlab wunderbar am Leben halten können, ohne dass ich jeden Tag da bin. Deswegen, ja natürlich gibt es auch Startups, die wir ablehnen. Also es gibt einen ganz aktuellen Fall, da habe ich gesagt, nee, es tut mir leid, es passt einfach nicht. Das müssen wir, glaube ich, auch machen zum Schutz der anderen, weil das wahrscheinlich auch irgendwann, muss man sich die Frage stellen, welchen Preis würden wir zahlen, damit jetzt jemand kommt, der vielleicht gar nicht dazu passt. Das gehört dazu, das tut deinem Kaufmann manchmal ein bisschen weh, aber ist, glaube ich, die richtige Entscheidung für alle.

Matthias Weigert: Und wenn wir jetzt nochmal vielleicht das etwas nach oben wieder heben und sagen so, wenn du sagst, wie sieht denn so ein tolles Gründerenteam aus, das, wenn du es dir bauen könntest für deine Startups, gibt es da so, ja im Tech-Bereich erleben wir viel, da gibt es die eine Person, die so eine Passion hat für Kunde, Markt, Business Development und auf der anderen Seite so einen extremen Produktfokus hat, so einen Tech-Fokus hat und in der Mitte treffen die sich so ein bisschen. Und mich würde interessieren, wie sieht so ein Gründerteam im Food-Bereich aus?

Christine Siegemund: Wir haben viele Einzelgründer hier, außer in der Gastronomie. Ich glaube, das perfekte Gründerinnen-Team würde aussehen, jemand nah am Produkt, jemand eine andere oder eine andere vielleicht nah am Vertrieb und der oder die dritte im Bunde vielleicht nah am Digitalen. So, das wäre wahrscheinlich so die eierlegende Wollmilchsau. Tatsächlich haben wir so ein Team in unserem Accelerator-Programm. Das ist eine Gründerin, die sich ganz viele tolle Co-Founder an die Seite geholt hat. Und die decken ziemlich viel ab, muss man sagen. Ich bin sehr gespannt, wo da die Reise hingeht.

Matthias Weigert: Und damit aber auch schon bestätigt, es sind wahrscheinlich verschiedene. Also ein Team braucht es schon, um dann auch wirklich alles abdecken zu können.

Christine Siegemund: Ja, also ich glaube, es braucht immer einen Häuptling oder eine Wie nennt man eine? Genau, die weibliche Form des Häuptlings. Genau, ich glaube, es braucht immer schon einen oder eine, die vorangeht, um im Zweifel einfach mal eine Richtung vorzugeben. Aber es braucht ganz viele Menschen drumherum, die mitmachen und das Thema vorantreiben. Das hat tatsächlich mal Marike irgendwann ganz schön gesagt. Sie hatte manchmal das Gefühl, wir sind hier auf so einem Schiff und ich bin hier quasi der Kapitän und weiß, wo es längs geht. Und da vertraut mir mein Team auch, wenn ich sage, wir müssen jetzt geradeaus, dann fahren wir einfach geradeaus. Aber ich könnte halt gar nicht geradeaus fahren, wenn der Rest nicht funktionieren würde. Weil wenn ich gleichzeitig in die Küche müsste oder irgendwo einen Leck stopfen müsste, dann könnte ich gar nicht mehr das Steuer in der Hand halten. Und somit ist das zum Beispiel auch ein Grund, warum wir alle das Gleiche verdienen. Wir haben transparente Gehälter und verdienen alle das Gleiche, was für eine wahnsinnige Ruhe im Team sorgt. Ich finde, es ist auch eine Art von Wertschätzung, weil jeder Job, der hier gerade gemacht wird, der ist gleich viel wert, weil würde das eine nicht funktionieren oder würde es das eine nicht geben, könnte das andere nicht funktionieren.

Matthias Weigert: Das heißt, keine Unterschiede auch in der entsprechenden Vergütung, sodass du das schon mal rausgenommen hast als ein schwieriges Thema.

Christine Siegemund: Genau. Und wenn wir ein extrem gutes Jahr irgendwann haben, dann freuen wir uns alle.

Matthias Weigert: Wir sind alle dabei. Ich finde das Beispiel mit dem Boot ganz schön. Was ist so? euer nächster Station? Wo geht es hin mit dem Foodlab Hamburg?

Christine Siegemund: erstmal wieder Türen aufmachen fürs Restaurant. Das ist so der nächste große Milestone. Wir möchten noch mehr, also wir haben zum Beispiel eine Zukunftswerkstatt, die führen wir regelmäßig. Wir möchten zum Beispiel noch nachhaltiger werden. Wir haben einen Komposter am Haus, da ist das so ein wirklich kleiner Step in Richtung Nachhaltigkeit. Aber wir möchten gerne noch nachhaltiger werden, was Foodways angeht, was Verpackungsmüll angeht. Wir möchten der Ansprechpartner für Food Startups werden in Hamburg oder vielleicht sogar in ganz Deutschland. Und wir haben uns vorgenommen, immer ein Stück weit die anderen zu überfordern, dass hier jeder wirklich was mitnimmt. Also mein Anspruch ist es, dass jeder, der hier das Food Lab betritt und wenn er wieder rausgeht, dass er irgendwas mitgenommen hat.

Matthias Weigert: Okay, also insofern ein bisschen aus sich selber herauskommen und zu sagen, so einmal reflektieren und ein Thema, das ich hier neu danach mache, erlebt habe. Finde ich gut. Jetzt gibt es ja eine ganz spannende Zielgruppe noch, die Kinder. Uns eint das ja auch so ein bisschen, aber wie wichtig sind Kinder zukünftig? Also ich kann das vielleicht nur bei mir ganz plastisch sehen. Meine ältere Tochter ist elf, die Kleine neun. Kochen hat eine extreme Faszination bekommen und deswegen würde mich jetzt noch mal interessieren. Wie ist diese Zielgruppe? Wie siehst du das? Wie geht ihr damit um?

Christine Siegemund: Also ich muss dazu kurz einhaken. Bei uns hat Kochen keine Faszination bekommen, einfach weil es schon immer stattgefunden hat. Gut, das kommt ja auch aus den Flugblogger-Zeiten. Die Mädels waren eher, also ich habe zwei Töchter, die waren immer eher genervt davon, wenn ich wieder irgendwas fotografieren musste. Aber na klar ist das eine sehr, sehr wichtige Zielgruppe. Eines, das vielleicht auch nochmal zum Thema Milestone. Wir würden so gerne im Q3, wenn es dann erlaubt ist, oder Q4, je nachdem, ein Kinderrestaurant veranstalten mit Kooperationspartnern. Weil ich glaube, es ist sehr wichtig, und das ist im Zweifel auch irgendwann eine runde Sache, wenn du Kindern immer wieder dieselben Kinderkarten vorsetzt im Restaurant, wo 90 Prozent frittierte Sachen draufstehen. Wie sollen Kinder und die Generation von morgen und übermorgen, wie sollen die dann einen anderen Geschmack lernen? Wie soll der Zucker rausgehen? Wie soll der Salzgehalt rausgehen? Wie soll das alles passieren? Wie sollen wir nachhaltiger leben? Wie sollen wir irgendwann diese vielen Menschen ernähren, wenn alle immer nur noch so viel Fleisch konsumieren? Also da muss man ja mal irgendwann ansetzen. Und die Industrie fängt ja schon an, Stück für Stück zu reduzieren. Aber solange wir immer noch Kinder haben, die auf den Markt gehen und nicht wissen, wo ein Apfel herkommt, das ist schon dramatisch. Und da würden wir sehr gerne in den Bereich kommen. Ja, Schulen, Kindergärten gehen, um auch da nochmal Wissen zu vermitteln, aufzuklären, zu zeigen, wie toll Essen sein kann. Was, also auch da, wenn sich zwei Menschen, wenn sich Lebensmittel begegnen, da kann ja auch manchmal wirklich was Spannendes rauskommen und was ganz Tolles. Nur weil ein Kind keine Pilze mag, heißt das ja nicht, dass es den Geschmack nicht mag, sondern vielleicht mag es einfach die Konsistenz nicht. Also auch da nochmal die Facetten aufzuzeigen und auch zu erklären, wie toll kann das sein, was aus der Natur kommt. Und wenn wir damit ein bisschen achtsamer umgehen, dann haben wir, glaube ich, schon ganz viel erreicht. Aber da müssen wir halt ganz vorne anfangen. Und ich glaube, da muss man vielleicht gar nicht bei den Eltern anfangen, würde zwar auch schon helfen, aber manchmal braucht man, glaube ich, auch einfach nur bei den Kindern anfangen, weil die mir im Zweifel die Welt erklären. Also auch schon erlebt zu Hause, dass meine Töchter mir die Welt erklären.

Matthias Weigert: Aber das ist, glaube ich, auch ein schöner Schlusswort nochmal. Also Zielgruppe Kinder auch eine wichtige, auch hier im Foodlab durchaus auch nochmal für euch eine besondere mit einer Beachtung. Also auch da wieder nicht nur Food als Lebensmittel, sondern auch als Geisteshaltung, als einen wichtigen Bestandteil auch des Lebens.

Christine Siegemund: Absolut. Auch zu sehen, wo kommt was her. Also wir hatten irgendwann mal jemanden hier, der hat an dieser Stelle schönen Gruß an Mitch, der hat hier ein Reh zerlegt. Also eine meiner Töchter war total gespannt darauf, das zu sehen, hat sie dann doch nicht miterlebt, aber die hätte das gerne gesehen. Und dann wäre die nächste Stufe zu zeigen, okay, wir gehen mal mit einem Freund mit, der ist Jäger und dann lass uns doch mal mitgehen. Also auch da, Wertschätzung vor dem, wo kommt was her, Wertschätzung, Achtsamkeit. All die Werte, die wir quasi auch im Foodlab vermitteln wollen.

Matthias Weigert: Super. Abschließend, Christine, habe ich immer noch drei Fragen, ganz kurze. Wie bildest du dich persönlich weiter? Wie sorgst du dafür, dass du aktuell bist?

Christine Siegemund: Tatsächlich bin ich gerade wieder auf der Suche nach Inspiration, wobei ich aktuell gerade wieder eine Mentorin habe. Also ich habe ja eh meinen Beirat, bestehend aus fünf ganz tollen Menschen. Ich habe jetzt aber noch eine Mentorin dazu bekommen, die mir sehr viel Inspiration gibt. Ich versuche aber auch immer den Blick nach Skandinavien und in die USA zu haben, suche aber tatsächlich da gerade Inspiration. Also falls da jemand einen Tipp hat, sehr gerne her damit. Ich bin immer noch sehr an Offline, also an Magazinen verhaftet. Auch da hole ich mir Inspiration, aber ich glaube, ich laufe einfach mit offenen Augen durch die Welt. Meinen größten Input nehme ich aber aus dem Gespräch mit Menschen, die ganz anders sind als ich, mit denen ich vielleicht in meinem normalen Privatleben, die ich wahrscheinlich gar nicht treffen würde. Und das finde ich am inspirierendsten tatsächlich.

Matthias Weigert: Und da kommt es wieder so ein bisschen auch auf den Anfang zurück, wo es eben um das Thema Gemeinschaft geht und auch den Austausch, den persönlichen. Gibt es etwas, weil du ja auch Foodtech-Startups hier hast, gibt es etwas, wo du dich digital hältst, wo du sagst, da bist du bewusst digital irgendwo, um Dinge, auch Trends aufzuspüren, die vielleicht auch ganz anders sind? Oder ist das eher etwas, was du gar nicht so sehr für dich als wichtig empfindest?

Christine Siegemund: Du meinst so als Sachen, die ich konsumiere?

Matthias Weigert: Genau.

Christine Siegemund: Klar, natürlich die sozialen Medien, also ganz klar. Aber ich lese tatsächlich auch ganz bewusst manche Newsletter. Ich halte die sehr klein, also ich bekomme nicht viele, aber die, die ich bekomme, die lese ich sehr intensiv. Ich lese lustigerweise keine Blogs, aber Newsletter lese ich.

Matthias Weigert: Prima, dann abschließend noch die Frage, wie können unsere Hörerinnen und Hörer mit dir in Kontakt treten, wenn sie das spannend finden, vielleicht selber mal eine Idee haben oder einfach nur einen Rat brauchen, sich vernetzen möchten oder vielleicht auch nochmal auf einen schönen Abend hier vorbeikommen wollen. Wie kann der Kontakt entstehen?

Christine Siegemund: Genau, also am besten über LinkedIn. Da findet man mich unter Christine Siegemund oder unter Foodlab. Auch da kann man Kontakt aufnehmen. Per Instagram gibt es einen Foodlab-Account. Wer eine Frage an mich persönlich hat, auch da ist der Name quasi Programm. Oder einfach eine E-Mail schreiben an moin.foodlab.hamburg.

Matthias Weigert: Vielen Dank für das wirklich inspirierende Gespräch.

Christine Siegemund: Vielen Dank dir.

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HR

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