Wie sich das Ökosystem Digitalwirtschaft verändert

20. Dezember 2019, mit Joel Kaczmarek

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Ruppert Bodmeier: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Innovation Hack von Digital Kompakt. Mein Name ist Ruppert Botmeier, ich bin Co-Gründer von Disrooptive.com, der Plattform für disruptive Innovation.

Und in der heutigen Folge wollen wir darüber sprechen, wie ich eigentlich einen Branchenstandard durchbreche und völlig neue Lösungsansätze in meiner eigenen Branche etablieren kann. Um zu erklären, wie man einen Branchenstandard durchbrechen kann, mache ich immer ganz gerne ein Gedankenexperiment.

Und ich frage immer ganz gerne Leute, was kriegt man wohl, wenn man ein Motorboot mit einem Panzer, mit einem Fahrrad und ein paar Ski miteinander kombiniert. Und all diese Produkte haben auf den ersten Blick erstmal herzlich wenig miteinander gemeinsam. Reduziert man sie aber auf ihre Kernbestandteile und beginnt man die Unterseite eines Boots mit dem Kettenantrieb eines Panzers, mit dem Lenkrad eines Fahrrads und mit ein paar Ski zu kombinieren, dann bekommt man die Grundidee eines Schneemobils. Wir nennen diese Art und Weise, völlig neue Innovationen und Lösungsansätze zu entwickeln, Innovation durch Rekombination.

Und die größten Innovatoren unserer Zeit arbeiten exakt nach diesem Schema. Zum Beispiel ein Elon Musk, Gründer von Tesla und SpaceX, ein Thomas Edison, Erfinder der Glühbirne, ein Quentin Tarantino, all diese Menschen ein, dass sie sich aus verschiedensten Bereichen und Kategorien einzelne Bestandteile leihen und diese zu etwas völlig Neuem zusammenfügen. Das heißt, was muss ich jetzt machen, um einen Standard in meiner Branche zu durchbrechen? Unserer Auffassung nach, zwei Dinge müssen passieren. Erstens, ich frage mich, was sind eigentlich heute die mit Abstand größten Pain Points, die in meiner Branche existieren? Und ich nehme einen Painpoint und ich gehe raus in den Markt und ich gucke mir alles mögliche an. Nur nichts aus meiner eigenen Industrie. Sondern ich suche ganz bewusst draußen am Markt nach anderen Playern, die ein ähnliches Problem auf eine schlaue Art und Weise gelöst haben. Und die Automobilindustrie steht aktuell stellvertretend vor. Für genau diese Entwicklung da. Jede Innovation, die da heute im Markt stattfindet, hat ihren Ursprung aus einer völlig anderen Industrie.

Ob das Machine Learning ist, das beispielsweise aus der Softwarebranche kommt, das heute die Grundvoraussetzung ist, dass wir über autonomes Fahren nachdenken. Ob es die Akkutechnologie ist, die eigentlich aus der PC- und Smartphone-Branche kommt und die heute die Grundvoraussetzung ist, über Elektromobilität zu sprechen. Ob es Echtzeit-Updates sind, die eigentlich aus der Mobile-App-Branche kommen, dass es uns erlaubt, auch heute schon ein Auto gegen Software-Upgrades weiter aufzumotzen. Und all diese Trends und Innovationen zusammengenommen und kombiniert können, werden, sollen zu einem völlig neuen Fahrerlebnis führen. Und es sind ja oftmals immer die einfachen Ideen, die uns Menschen begeistern und dafür sorgen, dass ein neuer Standard bei uns entsteht.

Da ist zum Beispiel der iPod von Johnny I von Apple, das komplett inspiriert wurde von den Designs von Dieter Rahms und von der Grundidee vom Aufbau eines Thermostats. Da ist zum Beispiel ein schlauer Kopf, der 1970 am Flughafen sich einfach nur gewundert hat, warum er eigentlich immer so einen schweren Koffer mit sich rumschleppen muss. und am Vorbeigehen hat er ein paar Handwerker gesehen, die auf Rollbrettern schwere Maschinen an ihm vorbeigeschoben haben, hat das miteinander kombiniert und heute ist ein Trolley im Grunde der Standard schlechthin, um eben zu verreisen. Kernfrage ist aber, wie kann ich denn sowas als Prozess ausreihen? Wie kann ich das innerhalb von Organisationen skalieren? Wie kann ich denn in kürzester Zeit herausfinden, was eigentlich andere Industrien an Lösungen parat haben und dass ich mir Erfolgsprinzipien aufbaue, die ich dann schnell und einfach auf meine eigene Branche adaptieren kann? Um das zu lösen, haben wir beispielsweise eigene Inspirationsbibliotheken aufgebaut. Wir haben das auf drei Routen beschlossen. Auf einmal auf digitaler Produktebene, um eben zum Beispiel einen Online-Shop, eine Mobile-App auf ein völlig neues Level zu heben.

Die zweite Bibliothek enthält Inspirationsbeispiele auf Basis von Services. Das heißt, welche digitalen Services kennen wir, die heute im Alltag unglaublich stark helfen und eben Kunden einen echten Mehrwert bieten. Und die dritte Ebene ist Inspirationsbeispiel für neue, total ausgeflippte und radikale Geschäftsmodelle. Und alles, was wir machen, ist, jedes Mal, wenn uns draußen am Markt einfach etwas ins Auge sticht, das hervorragend gelöst wurde, was einfach wohltuend heraussticht. bei all diesen anderen Standardlösungen, die am Markt existieren, haben wir es uns angewohnt, in diesem Moment unmittelbar sofort einen Screenshot zu machen. Einmal kurz zu dokumentieren, was hat uns an dieser Lösung so begeistert, warum ist dies uns so positiv aufgefallen und wo könnte uns diese Lösung denn weiterhelfen. Und dann platzieren wir diese Lösung je nachdem in einen von den drei Inspirationsbibliotheken eben auf Produktebene, Serviceebene oder Geschäftsmodellebene. Gleichzeitig erlauben wir pro Inspirationsbibliothek auch nur maximal 50 Beispiele.

Haben wir also eine neue Mechanik entdeckt und die Bibliothek ist schon voll, dann muss vorher erstmal ein anderes Beispiel rausfliegen, damit wir das neue mit aufnehmen. Das ist wie ein Qualitätsfilter, heißt so viel wie, finden wir das Beispiel wirklich so gut, dass wir dafür sogar ein anderes Beispiel aus der Bibliothek wieder rausschmeißen würden. Gleichzeitig hilft es uns permanent am Zeitgeist eben zu sein und Und immer tagesaktuell und nicht irgendwie alten Morast permanent mit uns rumzuschleppen. Und gleichzeitig hilft es ebenfalls, dass man nicht irgendwann mal von 200, 300, 400 Beispielen erschlagen wird, sondern dass man immer nur durch eine überschaubare Menge von bis zu 50 Stück eben durchgehen muss. Der entscheidende Vorteil ist, wenn man das fortlaufend dokumentiert und seine Organisation zur Verfügung stellt, ist, dass man heute einfach Recherche nicht mehr machen muss. Wir hatten ein Projekt, wo zum Beispiel Axel Springer eben auf uns zukam, wo sie wollten, dass wir die Art und Weise, wie sie ihre Online-Abos verkaufen, neu erfinden sollten. Da hat sie mir nicht mehr rausgegangen in den Markt. haben wir nicht mehr recherchiert, sondern wir sind einfach nur noch in unsere Inspirationsbibliotheken reingegangen, haben geguckt, was für Erfolgsprinzipien und Mechaniken haben wir denn dort schon gesammelt? und was können uns für dieses Problem eben bei Axel Springer weiterhelfen.

Und wir haben in neun von zehn Fällen immer noch drei bis vier bis fünf Mechaniken gefunden, die uns sofort auf völlig neue Ansätze, Ideen und Lösungsideen gebracht haben. Und dadurch kann man einfach viel, viel schneller neue Lösungsansätze entwickeln. Auf Basis von Mechaniken an den Industrien kann man auch mit viel höherer Wahrscheinlichkeit Lösungen an den Markt bringen, die funktionieren, weil die Grundmechanik ja schon mehr als getestet wurde, weil diese ja schon am Markt existiert. Alles, was wir dann noch machen, ist einfach eine Transferleistung zu bringen. Wie lässt sich das simpel und einfach auf die eigene Branche adaptieren? So, wie funktioniert jetzt sowas aber in der Praxis? Simples Beispiel, ein Kunde kam zu uns, wir können ja zum Beispiel die Outfit-Ideen besser rüber transportieren. Für uns war das klar, das muss eine Produkt-Idee sein, also sind wir in unsere Inspirationsbibliothek für Produkte reingegangen, sind dort über Citymapper gestoßen, die zum Beispiel eine Route von A bis Z eben in Schritt-für-Schritt-Anleitungen erklärt, was man machen muss, dort einsteigen, vier Stationen fahren, aufsteigen. auf die andere Straßenseite rüber gehen, vorne einsteigen, weil man dann danach eben schneller bei der Treppe ist und so weiter und so fort. Und diese Grundidee haben wir eben auf Mode interpretiert, gesagt, dieses Outfit-Idee setzt sich aus diesen fünf Ideen zusammen, du kombinierst dieses Hemd mit dem und dem Gürtel, das kombinierst du aus dem und dem Gürtel mit der Farbe und so kann man es schnell und einfach, die Idee von Outfits auch Menschen zugänglich machen, die vielleicht nicht so in Modefragen bewandert sind. Und das ist nur ein simples Beispiel von locker schon tausend Beispielen, die wir angegangen sind und Für diesen Ansatz haben wir keine fünf Minuten gebraucht, Problem irgendwie ausfindig gemacht, in die Bibliothek reingegangen, in ganz simpler und einfacher Brückenschlag und dadurch einen Lösungsansatz einfach entwickelt, der so in der Branche noch nicht existiert. Und wer bei der Lösungsfindung sich immer nur in seiner eigenen Branche orientiert, der darf sich dann aber auch nicht wundern, wenn er als Ergebnis immer auch nur austauschbare Lösungen anbietet, die die Konkurrenz ebenfalls bereits hat.

Insofern meine Empfehlung an euch, baut diese Inspirationsbibliotheken auf, sammelt Mechaniken, die euch weiterhelfen, bestimmte Kundenprobleme, die bei euch existieren, irgendwie anzugehen und überlegt euch dann auf eine simple Art und Weise, wie kann ich die adaptieren und interpretieren auf meine eigene Branche.

Insofern probiert es aus und wie immer schreibt uns Feedback, welche Erfahrungen ihr da mitgemacht habt und wir freuen uns, wenn ihr auch das nächste Mal wieder einschaltet. Hey! Hey! Hey!

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