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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich Cleantech mit deinem Moderator David Wortmann. Los geht's.
David Wortmann Hallo und herzlich willkommen bei einer neuen Ausgabe des Deep Dive Cleantech Podcast hier bei Digital Kompakt. Mein Name ist David Wortmann. Ich bin Gründer und Geschäftsführer von DWEGO, einer auf Cleantech spezialisierten Beratungsagentur für Politik, Kommunikation und Marktstrategien. Mein heutiger Gast ist Martin Barth. Martin Barth ist Gründer und CEO von Ecoligo. Grüß dich Martin.
Martin Baart: Hallo David.
David Wortmann: So, bevor wir jetzt in die einzelnen Fragestellungen und Details eures Geschäftsmodells, eures Marktes hineinsteigen, kannst du mal ganz kurz vorab sozusagen deinen Pitch einfach mal geben. Was macht ihr eigentlich?
Martin Baart: Ja, wir bei Ecoligo finanzieren und betreiben Solaranlagen in Schwellen- und Entwicklungsländern. Und damit treiben wir die globale Energiewende voran. Und was uns ausmacht, ist, dass wir diese Projekte als Finanzprodukt deutschen Privatinvestoren zur Investition anbieten, die für ihre Investitionen neben einer attraktiven Rendite auch das gute Gewissen bekommen, dass sie aktiv gegen den Klimawandel kämpfen.
David Wortmann: Vielleicht steigen wir mit der Frage mal ein. Warum sollte ich als deutscher Investor der Geld anlegen könnte? Mit eben der Motivation, die du auch beschrieben hast. Denn in ein solches Produkt hinein investieren, was irgendwo anders sozusagen CO2 einspart. Aber ich könnte sozusagen ja auch bei mir zu Hause eine PV-Anlage investieren oder vielleicht in vergleichbare Produkte in Deutschland investieren.
Martin Baart: Das ist richtig. Die Motivation, bei uns zu investieren, ist eigentlich die, dass wir erkennen müssen, dass der Klimawandel ein globales Problem ist und dass wir dieser Herausforderung nur dann wirklich auch entgegentreten können, wenn wir auch global Lösungen anbieten und das Verständnis haben, dass wenn wir was in Deutschland tun, dass es eventuell nicht ausreichen wird und dass wir einfach dafür sorgen müssen, dass in Schwellen- und Entwicklungsländern eben auch nachhaltig gewirtschaftet wird und auch nachhaltige Infrastruktur aufgebaut wird.
David Wortmann: Hat es dann auch etwas damit zu tun, dass ich quasi pro eingesetzten Euro, den ich, weiß ich nicht, irgendwo in Kenia, in Tansania einsetze, über Projekte, die ihr baut, mehr CO2 einsparen kann, als wenn ich das in Deutschland tue, weil eben der Bau von Anlagen hier in Deutschland teurer ist als beispielsweise in diesen Ländern?
Martin Baart: Ja, das ist schon so. Das kommt aber aus zwei Effekten heraus. Zum einen sind die Kosten geringer. Das heißt, für das eingesetzte Kapital kann ich mehr Kapazität bauen und dadurch auch mehr CO2-Emissionen einsparen. Und der zweite Punkt ist, dass die Kilowattstunden steigen. bei unseren Kunden verdrängt werden, die aus dem Netz bezogen werden. Und da spielt der Energiemix eine wichtige Rolle. Und der Energiemix ist in Schwellen- und Entwicklungsländern sehr stark noch basierend auf fossilen Energieträgern. Weshalb pro Kilowattstunde, die wir da einsparen an Strom durch die Solaranlage, auch der Gehalt der CO2-Emissionen deutlich höher ist, die wir einsparen. Und in Kombination ist es dann tatsächlich so, dass für meinen investierten Euro die eingespannten CO2-Emissionen in einem Schwellenland deutlich höher sind als bei der Solaranlage zum Beispiel in Deutschland.
David Wortmann: Dann lass uns doch einfach mal das ein bisschen plastischer beschreiben. In welchen Ländern seid ihr unterwegs und was sind das denn für Projekte, die ihr baut?
Martin Baart: Mittlerweile sind wir in sechs Ländern aktiv. Das fängt in Südamerika an mit Chile, geht über Zentralamerika mit Costa Rica hin, In Afrika Ghana und Kenia und in Südostasien Vietnam und Thailand. Und wir als Unternehmen haben uns spezialisiert auf Gewerbe- und Industriekunden. Das sind zum einen Hotel, Eco-Lodges oder aber auch Blumenfarmen in Kenia zum Beispiel. oder große produzierende Industriekunden, die Lieferanten sind für namhafte Textilhersteller. Und wir verkaufen diesen Unternehmen letztendlich Solarstrom. Und wir bauen die Anlagen dabei nicht selber, sondern beauftragen lokale Partner für den Bau der Anlagen. Die Partner müssen dabei ein Qualifizierungsverfahren durchlaufen, dass wir sicherstellen können, dass sie auch qualitativ hochwertige Solaranlagen bauen. Das Spannende ist, wie gesagt, die Kombination, dass wir das gleichzeitig als Investitionsobjekt in Deutschland anbieten.
David Wortmann: Diese Anlagen liefern Strom beispielsweise an eine Farm oder einen Hotelbetrieb. Ist denn diese Anlage dann in Eigentümerschaft eben dann dieses Betriebes dann auch oder gibt es dann eine eigene Gesellschaft, die diese Anlage betreibt und quasi über den Verkauf des Stroms dann die Anlage refinanziert?
Martin Baart: Also die Solaranlagen gehören letztendlich EcoLego über unsere Tochtergesellschaften in den Ländern. Und wir haben 20 Jahre Stromlieferverträge mit den Hotels, den Farmen, den Industriekunden abgeschlossen. Und dadurch, dass wir der Besitzer der Solaranlage sind, können wir halt auch sicherstellen, dass Wartungen durchgeführt werden, dass die Betriebsführung in Ordnung ist, dass bei kleinen technischen Defekten auch sofort jemand vor Ort zum Projekt fährt und das Problem löst.
David Wortmann: Das heißt, ihr lasst diese Anlage durch regionale, lokale Handwerker, Installateure bauen, die einen Qualifizierungsprozess von euch durchlaufen, aber die Anlage selber ist in eurer Eigentumerschaft. Das heißt, ihr tretet letztendlich vor Ort als Energieversorger auf.
Martin Baart: Genau, richtig.
David Wortmann: Und sind denn diese Anlagen meistens dann auch direkt vor Ort, also sprich direkt bei diesem Hotelbetrieb oder bei dem landwirtschaftlichen Betrieb? oder ist das dann ein Vertrieb, der dann über regionale Netze dann erfolgt?
Martin Baart: Nee, das sind meistens wirklich Anlagen, die entweder auf dem Dach oder einer frei verfügbaren Fläche direkt beim Kunde installiert werden. Das hat den Vorteil, dass die Anlagen auch geschützt sind, weil sie auf dem Gelände des Kunden. sind und wir haben keinen regulatorischen Aufwand, denn in diesen Ländern, in denen wir aktiv sind, ist das Stromnetz oft in der Hand eines staatlichen Energieversorgers und das Modell, was du beschrieben hast, bei dem man eventuell den Strom durch das Netz durchleitet und dann verkauft an Gewerbeindustriekunden, das ist regulatorisch relativ komplex. und Und unser Modell ist relativ einfach, weil wir den Strom direkt an den Kunden verkaufen und gar nicht in Kontakt kommen mit dem eigentlichen Stromnetz und mit dem Stromnetzbetreiber.
David Wortmann: Welchen Anreiz haben denn eure Kunden, euren Strom zu beziehen? Denn wenn ich das jetzt mal einfach mal pauschalisiert beschreibe, und du kannst es auch gerne differenziert darstellen, müsste es ja so sein, dass sie wahrscheinlich dann einen Dieselgenerator vor Ort haben und dann bestimmte Energiekosten haben. Geht es dann rein darum, dann diese Kosten zu unterlaufen, also günstiger zu sein, billiger zu sein? Oder gibt es dann auch andere Treiber, die euch dann die Möglichkeit geben, dort als Energieversorger aufzutreten?
Martin Baart: Also vor fünf Jahren hätte ich geantwortet, es geht nur um die Kosten. Da war es tatsächlich so, dass der Haupttreiber auf der Kundenseite war, größtmögliche Einsparungen zu erzielen. Und das ist auch so, wenn Kunden wirklich am Stromnetz sind und vom Energieversorger den Strom beziehen. Denn was viele nicht wissen ist, dass Gewerbe- und Industriekunden in Schwellenländern oftmals sehr teure Tarife haben. Also Das geht hoch bis zu 35 Eurocent pro Kilowattstunde. Das ist natürlich im Vergleich zu Europa extrem hoch, weil in Europa die hohen Stromtarife eigentlich eher von den Privathaushalten getragen werden. Allerdings hat sich das auch ein bisschen gewandelt und in den letzten fünf Jahren ist es tatsächlich so, dass immer mehr Unternehmen ihre Produktion oder auch ihre Supply Chain nachhaltig gestalten wollen. Und als Konsequenz daraus ist eigentlich die Umstellung der Energieversorgung auf eine nachhaltige CO2-freie Energieversorgung der Erste. der einfachste und der logischste Schritt. Und so ist es tatsächlich so, dass Unternehmen, die zum Beispiel an große Lieferanten liefern, also an große Unternehmen wie Ikea oder Nike, eine Verantwortung haben, ihre Produktion selbst klimaneutral zu gestalten. Und daher sehen wir mittlerweile deutlich mehr Anfragen von Kunden an uns, die aus der Motivation heraus handeln, diesen CO2-Fußabdruck zu verringern. Und meistens sind sie dann sehr überrascht, dass durch eine Solaranlage und den Stromverkauf auch noch Kosten gespart werden können.
David Wortmann: Du hast gerade gesagt, ihr konzentriert euch auf Gewerbeanlagen. Wie groß sind die Anlagen ungefähr?
Martin Baart: Also wir haben kleinere Anlagen von so 50 Kilowatt Peak. Das entspricht in etwa 40.000 Euro Gesamtinvestitionsvolumen. Und wir haben jetzt mittlerweile auch große Anlagen gebaut. Die sind so zwei oder drei Megawatt. Das sind dann so circa anderthalb bis zwei Millionen Euro Invest pro Projekt. Und mit so zwei Megawatt kann man schon eine ordentliche Fabrik wirklich mit Strom versorgen.
David Wortmann: Also das ist ja wirklich interessant, dass sozusagen die Corporate Social Responsibility der westlichen Unternehmen, das ist wahrscheinlich jetzt nicht nur Europa, sondern möglicherweise auch aus den USA heraus, dann tief in die Wertschöpfungsketten hineingreifen und letztendlich dann die Produzenten vor Ort in Asien dann mit dazu motivieren, dann auf ökologische Stromproduktion umzusteigen.
Martin Baart: Ja, definitiv. Das ist aber tatsächlich auch erst ein sehr neues Phänomen. Also ich glaube wirklich, dass durch den Greta Thunberg-Effekt sehr viel dazu beigetragen wurde, dass dieser Druck auf Unternehmen, etwas Nachhaltiges zu tun und ihre komplette Wertschöpfungskette auch umzustellen, dass der deutlich größer geworden ist.
David Wortmann: Jetzt seid ihr ja nicht die Einzigen, die Solaranlagen baut, auch nicht in den von dir genannten Ländern. Wer sind denn da so eure größten Wettbewerber bzw. welche USP habt ihr den anderen gegenüber? Zur Finanzierungsseite kommen wir gleich noch. Da werden wir sicherlich gleich noch einiges besprechen.
Martin Baart: Also die größte USP, die wir haben, ist die, dass wir extrem flexibel sind. Und das sind wir wegen der Finanzierungsseite, aber da können wir ja gleich nochmal kurz drauf eingehen. Wir können unseren Kunden letztendlich ein Vertragsmodell anbieten, bei dem der Kunde wirklich das sich aussuchen kann, was er haben will. Also ich gebe mal ein Beispiel. Die Vertragslaufzeit kann sehr kurz sein. Das heißt, ein Kunde bezieht nur drei Jahre Strom von uns und ist danach Eigentümer der Solaranlage. Oder aber er zeichnet einen 20-Jahres-Vertrag. Und was die Preisgestaltung angeht, bieten wir Fixpreise an, aber auch sogenannte Floating-Preise, bei denen immer ein Rabatt gegenüber dem Strompreis des Energieversorgers garantiert wird. Und aus all diesen verschiedenen Optionen kann der Kunde dann aussuchen, was er will. Und das ist tatsächlich etwas, was nur wir anbieten können. und was die Kunden wirklich gut finden. Denn viele Kunden würden zum Beispiel gerne lieber die Solaranlage kaufen. Ihnen fehlt aber das Kapital. Aber weil der Grundgedanke ist, ich würde die Anlage eigentlich gerne besitzen, bevorzugen die zum Beispiel eine sehr kurze Laufzeit. Und andere Kunden sagen, Ich finde es super, einen 20-Jahres-Vertrag zu haben mit einem garantierten Strompreis, denn dann habe ich Planungssicherheit und ich muss mich niemals in diesen 20 Jahren um Wartung kümmern oder um Ersatzteile etc., weil wir das in unserem Service übernehmen. Und dadurch können wir einfach viele Kunden von unserer Lösung überzeugen, die bei anderen Anbietern mit einem Standardmodell, nämlich immer 20-Jahres-Laufzeiten, eben nicht zum Abschluss kommen würden.
David Wortmann: Gehen wir jetzt mal auf die Finanzierungsseite. Beschreibt uns doch mal, wie ihr das notwendige Geld einsammelt, um diese Anlagen zu bauen.
Martin Baart: Ja, die Finanzierungsseite ist die Seite, die uns eigentlich damals auch motiviert hat, das Unternehmen zu gründen. Denn wir haben über mehrere Jahre versucht, Projekte in Ostafrika zu realisieren. Und trotz der hohen Sonneneinstrahlung und trotz Unternehmen, die die Anlagen hätten bauen können und interessierter Kunden, ist es immer an der Finanzierung gescheitert. Und mein Mitgründer, der Markus Schwaninger und ich, wir haben gesagt, wir müssen doch mal dieses Finanzierungsproblem angehen. Und zeitgleich haben wir gesehen, viele unserer Bekannten und Freunde in Deutschland haben ein Interesse, nachhaltig zu investieren und mit ihrem Geld in nachhaltige Projekte zu investieren und das Geld eben nicht nur auf dem Sparbuch liegen zu lassen. Und so haben wir gesagt, Lass uns doch die beiden Komponenten zusammenbringen, Solarprojekte in Schwellenländern und die Investitionen in genau diese. Und mit der Crowdinvesting-Plattform bieten wir letztendlich Privatinvestoren an, in diese Projekte zu investieren für eine feste Laufzeit und einen festen Zins. Und das ist möglich ab 100 Euro. Also wirklich jeder kann mitmachen, jeder kann zum Eco-Crusader werden, wie wir das sagen, und aktiv den Klimawandel bekämpfen, indem er diese Projekte unterstützt, dafür auch noch eine Verzinsung bekommt und investiert. Ja, das ruhige Gewissen hat, dass er wirklich aktiv im Klimawandel mit seiner finanziellen Entscheidung bekämpft.
David Wortmann: Was sind denn jetzt diese typischen Investments? oder wie hoch sind sie? Du sagst, die starten bei 100 Euro. Wo endet das? Wie ist das durchschnittlich? Und mit welcher Rendite, mit welchem Zinssatz kann ich denn rechnen?
Martin Baart: Also ab 100 Euro geht es los. Und das Maximalinvestment ist für Privatpersonen 25.000 Euro pro Projekt. Und im Durchschnitt bieten wir eine Verzinsung an von 5,5 Prozent pro Jahr. Allerdings ist es in jedem Projekt unterschiedlich. Also das hängt damit zusammen, dass wir ja in jedem Projekt andere Kosten haben, das Projekt zu bauen. Wir haben in jedem Projekt einen anderen Tarif, den wir mit dem Kunde ausverhandelt haben. Und daraus resultierend ergibt sich halt für jedes Projekt auch ein anderes Risikoprofil und eine andere Verzinsung, die wir den Privatinvestoren anbieten können.
David Wortmann: Aber investiere ich jetzt in spezielle Projekte hinein oder sozusagen in einen Fonds, in so eine Art Investmentsee und bekomme so eine Art durchschnittliche Rendite von euch, die sich dann leveraged und dann, wo die Risiken diversifiziert sind?
Martin Baart: Nee, es geht wirklich um ein konkretes Investment in ein konkretes Projekt, weshalb auch auf der Plattform wirklich jedes Projekt im Detail beschrieben wird mit den kommerziellen Konditionen, aber auch mit dem technischen Baupartner und dem Endkunde, sodass man als Privatinvestor wirklich ein rundes Bild vom Projekt bekommen kann und auch genau weiß, dass sein Investment nur genutzt wird, um dieses eine Projekt zu realisieren.
David Wortmann: Ist das dann auch der Unterschied für mich als Investor zu einem ganz stinknormalen ETF, bei dem ich möglicherweise vielleicht sogar auch höhere Renditen ziehen kann, aber eben nicht so richtig weiß, wie und wohin mein Geld fließt, dass ich es bei euch eben ganz genau weiß und deswegen dann auch meine eigenen Risiken besser abschätzen kann und vielleicht sogar den Treiber noch habe, zu wissen, ich habe da ein ganz konkretes Projekt, was ich ganz klar auf der Landkarte verordnen kann sozusagen. Spielt das dann auch eine Rolle?
Martin Baart: Ja, definitiv. Also das ist wirklich, was uns ausmacht. Wir haben auch Investoren, die uns anschreiben und sagen, hey, ich habe in dieses Projekt investiert, bin zufällig auch in Kenia unterwegs, ich würde das gerne mal besuchen. Und das ist bei uns einfach möglich. Wir bauen einfach konkrete Projekte und jeder weiß genau, wo er da rein investiert und das ist möglich. zu 100% transparent und auch nachvollziehbar. Und neben der Transparenz sieht man auch wirklich genau für seine 1.000 Euro, die man investiert, wie viele Tonnen CO2-Emissionen von diesem Projekt anteilig für die 1.000 Euro, die man investiert, eingespart werden können. Das heißt, letztendlich kann jeder für sich entscheiden, was ist sein persönlicher CO2-Fußabdruck im Jahr und zum Beispiel in dieser Höhe in Projekte investieren, damit man seinen eigenen Footprint letztendlich kompensiert hat.
David Wortmann: Wie lange seid ihr denn jetzt schon unterwegs, beziehungsweise auf wie viel Erfahrung könnt ihr zurückgreifen? Und vielleicht kannst du auch mal ein paar Eckdaten nennen. Wie viel Geld habt ihr schon akquiriert? Wie viele Projekte habt ihr schon realisieren können?
Martin Baart: Ja, also wir haben das Unternehmen vor fünf Jahren gegründet. Allerdings haben mein Mitgründer und ich davor in der gleichen Branche gearbeitet. Also ich habe die letzten 17 Jahre meiner Karriere in der Solarbranche gearbeitet und der Markus knappe zwölf Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit bzw. in Emerging Markets. Und als Ecoligo haben wir mittlerweile 84 Projekte umsetzen können. Das sind Projekte in sechs Ländern, wie wir gesagt haben. Und für diese Projekte haben wir 14 Millionen Euro an Kapital von Privatinvestoren eingeworben und davon 10 Millionen alleine im letzten Jahr.
David Wortmann: Was macht das in CO2 aus oder in Megawatt?
Martin Baart: In Megawatt sind es circa 30 Megawatt an installierter Leistung. Und das entspricht circa 445.000 Tonnen CO2-Emissionen, die vermieden werden. über die Laufzeit der Projekte.
David Wortmann: Jetzt hast du eben angesprochen, dass ihr unter den Zielgruppen viele Privatpersonen habt, die nicht nur etwas für die Rendite von 5,5 Prozent tun wollen, sondern auch für ihren CO2-Fußabdruck. In welcher Wettbewerbssituation seid ihr denn da? Ich habe als Privatperson ja noch andere Möglichkeiten, meinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
Martin Baart: Genau, als Privatperson kennt man eigentlich, wenn man sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat, das klassische Offsetting. Also da gibt es ja mittlerweile viele Plattformen, die auch Privatpersonen anbieten, erstmal den CO2-Fußabdruck zu berechnen. und dann CO2-Zertifikate zu kaufen. Der Nachteil daran ist natürlich, dass ich die Zertifikate kaufe und mein Geld letztendlich getauscht wird gegen die Zertifikate, ich aber keinen Return bekomme. Bei uns ist das natürlich anders. Wenn man bei uns den berechneten CO2-Fußabdruck offsetten will, dann bekommt man zum einen sein Kapital zurück und zum zweiten die Verzinsung. Das heißt, wir stehen natürlich da schon in Konkurrenz gegenüber den Offsetting-Plattformen, sei es Planetly oder Plan A Earth. Da gibt es ja mittlerweile wirklich viele am Markt. Allerdings sehen wir uns gar nicht so wirklich als Konkurrent dagegen, sondern anders. Wir sind eher Konkurrenz gegen die Girokonten und die Sparkonten, bei denen Menschen einfach ihr Kapital, weil sie nicht wissen, dass sie nachhaltig investieren können, auf ihren Konten liegen lassen und nichts mit dem Geld tun. Denn das Passivsein mit dem Geld, das ist ja eigentlich das Ungeschickteste, was man machen kann.
David Wortmann: Du hast gerade Planetly angesprochen, Planet A, es gibt ja auch MyClimate noch, eben diese Unternehmen, die den CO2-Fußabdruck in der Regel ja nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Unternehmen messen und dann Maßnahmen vorschlagen, diese zu reduzieren. Arbeitet ihr denn auch mit solchen Unternehmen zusammen? oder ist es etwas, was ihr perspektivisch euch überlegt? Eigentlich eine Maßnahme anzubieten, euch als CO2-Reduktionsinstrument zur Verfügung zu stellen, aber eben dann im Commercial-Segment, dass ich quasi auch als Unternehmen bei euch investieren könnte.
Martin Baart: Ja, das haben wir definitiv auf dem Schirm und da arbeiten wir dran. Das ist für uns der logische nächste Schritt. Denn wie du richtig gesagt hast, ist es ja so, dass viele Unternehmen ein Interesse daran haben, zum einen ihren Fußabdruck zu berechnen. Das machen wir jetzt nicht. Das bieten ja andere an. Aber dann wirklich den Offsetting-Schritt auch zu gehen. Und da sind wir durchaus eine adäquate Alternative. Und da macht es auch Sinn, mit diesen Plattformen, die den Fußabdruck berechnen können, zusammenzuarbeiten. Denn letztendlich wollen wir alle das Gleiche. Wir wollen den Klimawandel bekämpfen und wir wollen, dass möglichst viel Kapital freigesetzt wird für nachhaltige Projekte. Und da sind wir mit unserem Projekt Track Record einfach ein guter Partner, bei dem man sich sicher sein kann, dass das Kapital auch in die Projekte fließt und die erfolgreich umgesetzt werden.
David Wortmann: Wir haben jetzt vorhin schon etwas länger über euer Angebot gesprochen, eben die Solaranlagen in den angesprochenen Entwicklungsländern. Wir haben gerade über die Finanzierungsseite gesprochen. Wie bringt denn jetzt eigentlich Angebot und Nachfrage zusammen? Kannst du da mal die typische Customer Journey mal beschreiben?
Martin Baart: Ja, also die Customer Journey fängt bei uns an in den Ländern, in denen wir aktiv sind. Dort haben wir Tochtergesellschaften und Vertriebsmitarbeiter, die versuchen, Industrie- und Gewerbekunden davon zu überzeugen, so einen langfristigen Stromabnahmevertrag mit uns zu unterzeichnen. Und wenn das erfolgreich ist und wir einen Kunden überzeugen konnten, Dann ist eigentlich der nächste Schritt, dass wir das Projekt auf der Crowdinvesting-Plattform präsentieren. Dann wird es zur Investition freigeschaltet und Crowdinvestorinnen und Investoren können in das Projekt investieren. Und sobald wir das Kapital haben, das benötigt wird, um das Projekt auch umzusetzen, beauftragen wir lokal vor Ort einen Generalunternehmer, der uns die Solaranlage schlüsselfertig baut und dann in unseren Besitz übergeht. Und Mit Besitzübergang fangen wir an, dem Kunden monatliche Stromrechnungen zu schicken und einmal im Jahr werden durch die Einnahmen der Stromrechnung dann auch die Zinsen und die Tilgung an die Crowdinvestoren zurückgezahlt.
David Wortmann: Also das Investment selber ist technisch gesehen ja eigentlich ein Darlehen, was ich dann gebe. Ein Nachdarlehen, wenn ich das richtig gelesen habe.
Martin Baart: Richtig, ja.
David Wortmann: Und das geht, glaube ich, auch anders gar nicht. Nach deutschem Crowdinvestment.
Martin Baart: Genau.
David Wortmann: Könntest du nochmal erläutern, was da der technische Hintergrund ist?
Martin Baart: Ja, das ist einfach die Finanzmarktregulierung in Deutschland, die das Crowdinvesting, was früher mal auf dem grauen Kapitalmarkt platziert war, wirklich in eine reine legale mögliche Form gegossen hat. Und die ist eben durch das kleine Läger-Schutz-Gesetz definiert. Und danach können wir als Finanzprodukt im Markt eben dieses Nachrangdarlehen anbieten. Das ist durch die BaFin letztendlich auch so überwacht. Das heißt, wenn wir ein Projekt auf die Plattform stellen, dann gibt es ein sogenanntes Vermögen-Informationsblatt, das wir bei der BaFin, also der Finanzmarktaufsichtsbehörde in Deutschland, einreichen müssen und das dann genehmigt wird, bevor wir das Projekt auf die Plattform stellen können.
David Wortmann: Das war ja eine gute 360-Grad-Betrachtung eures Geschäftsmodells. Wie geht es denn jetzt weiter? Wie groß seid ihr heute? Wohin wollt ihr wachsen? Was sind eure Ziele für die Zukunft?
Martin Baart: Ja, wir sind immer noch ein kleines Unternehmen mit nur 28 Mitarbeitern. Aber für uns ist der nächste Schritt wirklich, deutlich mehr Impact zu erreichen. Und das geht primär darüber, dass wir in bestehenden Märkten neue Kunden akquirieren. dass wir aber auch weiter wachsen, in neue Märkte eintreten. Wir haben auf dem Plan, in den nächsten zwei Jahren noch fünf bis sechs weitere Länder wirklich in unser Portfolio mit aufzunehmen. Und das Ganze geht natürlich nur, wenn wir auf der Finanzierungsseite auch wachsen. Also für uns ist ganz wichtig, dass wir noch mehr Privatinvestoren davon überzeugen, in unsere Projekte zu investieren. Denn nur mit dem Kapital, der Einzelnen ist es uns möglich, die Vielzahl der Projekte auch umzusetzen.
David Wortmann: Aber mit den Investments der Privatpersonen werden ja nur die Solarprojekte finanziert, aber nicht euer eigentliches Unternehmenswachstum. Da ist dann eine strenge Grenze und ihr holt euch da das Geld für euer eigenes Firmenwachstum dann woanders her. Sehe ich das richtig?
Martin Baart: Genau richtig. Da ist eine strenge Grenze. Also das Kapital der Privatinvestoren geht wirklich nur in die Projekte. Und wir finanzieren unser Unternehmenswachstum mit Wachstumskapital. Das heißt, wir gehen an Venture Capital Investoren, an Family Offices, an Nachhaltigkeitsfonds heran und überzeugen mit unserer Geschäftsidee und sammeln letztendlich Kapital ein. zum Wachstum.
David Wortmann: Wie ist denn eure aktuelle Gesellschaftsstruktur bzw. hattet ihr jetzt auch Investitionsrunden oder stehen einige noch bevor?
Martin Baart: Also wir sind seit Unternehmensgründung vor fünf Jahren mit zwei Finanzierungsrunden bisher ausgekommen. Das war eine Business Angel Runde 2017, ein Jahr nach Gründung und eine Series A, die wir 2019 abgeschlossen haben, über zweieinhalb Millionen Euro. Und wir befinden uns aktuell in der Series B, in der wir bis zu zehn Millionen Euro an Wachstumskapital einsammeln.
David Wortmann: Und zu den Sales Chefs, dann kannst du was dazu sagen, wer dabei ist?
Martin Baart: Ja, also in der Business Angel Runde waren sehr viele Einzelpersonen aus der Energiebranche, zum Beispiel der ehemalige Geschäftsführer der E.ON Deutschland und der ehemalige Geschäftsführer von Rolls-Royce Deutschland, die mit investiert haben, aber auch ein EY Entrepreneur of the Year, der selbst ein erfolgreiches Technologieunternehmen aufgebaut hat. Und dann haben wir noch Eno Energy als großen Shareholder mit drin. das ja als europäisches Investitionsvehikel aufgesetzt ist, um Cleantech-Startups zu unterstützen.
David Wortmann: InnoEnergy ist ja auch sehr rührig in vielen Startups unterwegs im Cleantech- und Energiebereich. Ich würde ganz gerne nochmal so ein bisschen zum Ende unseres Gesprächs über die, Den politischen Rahmen sprechen, der ist ja doch immer sehr stark, zumindest für viele Geschäftsmodelle im Cleantech-Bereich ausschlaggebend, entweder als Chance oder als Risiko. Wo seht ihr denn hier Chancen auch beispielsweise auf europäischer Ebene, auf deutscher Ebene? Habt ihr das Gefühl, da wird geübend getan im Bereich erneuerbare Energien? Die Finanzierungsregulation spielt bei euch ja dann auch nochmal eine gesonderte Rolle. Oder gibt es da irgendwie einen Katalog, den ihr hättet an Wünschen? Bald stehen ja auch Wahlen an in Deutschland. Wie stellt sich das Feld für euch dar?
Martin Baart: Ja, also regulatorisch ist es so, dass es im Moment eine europaweite Harmonisierung gibt des Crowd-Investing-Ansatzes. Und dass wir in Deutschland mal wieder überakkurat arbeiten und die Auslegung auf europäischer Ebene nutzen. sehr überspitzt und übertrieben versuchen, ins deutsche Recht umzumünzen. Das ist leider sehr kontraproduktiv. Also gerade wenn es darum geht, europaweit zu harmonisieren, damit man es vereinfachen kann, dass Crowd-Investoren aus anderen Ländern, zum Beispiel bei uns investieren oder deutsche Investoren in Plattformen außerhalb von Deutschlands, Dann muss man sagen, ist dieser Gesetzesentwurf, der aktuell vorgelegt wurde, einfach weit über das Ziel des Investorenschutzes hinausgeschossen. Und das ist ziemlich typisch für Deutschland, genauso wie die relativ träge Umsetzung des Ganzen. Da würden wir uns deutlich mehr Geschwindigkeit wünschen. Und vielleicht ändert sich ja dadurch, was durch die Bundestagswahl, je nachdem, wer da als Wahlsieger hervorgeht.
David Wortmann: Ja, Martin Barth, ganz herzlichen Dank für das tolle Gespräch. Ihr habt wirklich ein sehr innovatives Unternehmen aufgebaut, was tatsächlich ja versucht, hier Angebot und Nachfrage in besonderer Art und Weise zusammenzufügen. Eben nämlich, und das vielleicht nochmal zusammenfassend nochmal beschrieben, das große Solarpotenzial in sogenannten Emerging Markets in den Entwicklungsländern zu heben und das auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber eben dann, das Geld, die Finanzierung, die für den Bau dieser Anlagen notwendig sind, dann auch hier in Deutschland, in Europa entsprechend dann auch zu akquirieren. Ihr habt da eine tolle Plattform aufgebaut. Sagt doch mal, kannst du am Ende nochmal, wie eure URL ist, wo man euch findet? Weil ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass einige doch inspiriert sind und sagen, vielleicht investiere ich mal 100 Euro oder 1.000 Euro in ein Solarprojekt in Kenia oder sonst wo hinein.
Martin Baart: Ja, super. Wir haben zwei Webseiten, einmal www.ecoligo.com. Und dann die Investment-Plattform, die zu finden ist auf www.ecoligo.investments. Dort findet jeder alle aktuellen Projekte inklusive aller Details und kann sich über eine einfache Anmeldung sofort registrieren, um dann auch ab 100 Euro in die verschiedenen Projekte zu investieren.
David Wortmann: Also jeder, der etwas Vernünftiges mit seinem eigenen Geld machen möchte, nicht nur die berechtigte Erwartung für eine gute Rendite haben möchte, sondern auch wissen möchte, dass sein Geld gut angelegt ist in die Treibhausreduktion und ja, letztendlich gegen den Klimawandel, der sollte sich euch mal ganz genau anschauen. Ganz herzlichen Dank, Martin. Auf bald.
Martin Baart: Danke, David. Danke fürs Gespräch.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.
