InstallionKapazitätenmanagment im 21.Jahrhundert

1. Januar 2000, mit David Wortmann

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David Wortmann: Hallo und herzlich willkommen bei einer neuen Ausgabe des Deep Dive Cleantech Podcasts hier bei Digital Kompakt. Ich bin David Wortmann, Gründer und Geschäftsführer von DWR-Eco, einer auf Cleantech spezialisierten Beratungsagentur im Bereich Politik, Kommunikation und Strategie. Wir haben uns viel schon über Energiewendethemen hier unterhalten, über Geschäftsmodelle und Technologien, die auf den Klimaschutz sich positiv einzahlen. Worüber wir noch nicht so richtig viel gesprochen haben, ist eigentlich sozusagen das operative System, was dahinter steht, nämlich Human Resources, die Handwerker. Und wie diese zu organisieren sind und wie man dieses Thema auch in die Digitalisierung heben kann, dieses Thema hat sich Florian Mayer-Delpho vorgenommen. Florian, ich heiße dich herzlich willkommen hier in dem Podcast. Hallo. Danke, David.

Florian Meyer-Delpho: Freut mich sehr, dass es heute klappt.

David Wortmann: Du bist Gründer und CEO von Instalion. Magst du vielleicht einfach mal ganz kurz etwas zu euch sagen, damit wir eine erste grundsätzliche Einordnung haben? Aber bevor du das tust, möchte ich ganz gerne noch erwähnen, dass du eigentlich ein Pionier der Solarbranche bist in Deutschland. Du hast 2005 PV Exchange schon mitgegründet, eine Handelsplattform für Solarmodule. Du bist Gründer und Geschäftsführer von Greener Jetic gewesen, die Lösungen für die Stadtwerke im Bereich der Energiewende angeboten haben. Und das ist nun jetzt deine dritte große Gründung, wenn ich das jetzt richtig sehe, mit Instalion. Ja, feuerfrei.

Florian Meyer-Delpho: Ja, gerne. Vielen Dank. InStellen ist im Prinzip ein Stück weit aus der Not geboren. Wir sind ein Online-B2B-Marktplatz, auf dem Montagekapazitäten gehandelt oder vermittelt werden und sind damit seit 2019 im Markt und schauen, dass wir die Energiewende ein Stück weit besser und effizienter umsetzen lassen, indem wir die Auftraggeber, die Aufträge haben, mit den Auftragnehmern, die ja nicht so üppig gesät sind in Deutschland, Handwerk ist knapp, besser und effizienter zusammenbringen.

David Wortmann: Super, das ist jetzt mal eine gute erste Einordnung. Ihr habt Instalion 2019 gegründet. Wie kam es denn dazu? Was war der Gründungsauslöser?

Florian Meyer-Delpho: Also im Prinzip, wie ich gerade schon sagte, es war aus der Not geboren. Ich habe bei der Green Energetic zwischen 2012 und 2019 festgestellt, dass spätestens seit 2018 es immer schwieriger wurde, Handwerkerkapazitäten zu bekommen. Und dann war eigentlich relativ schnell klar, nachdem wir ja in 2005 bis 2011 mit der PV Exchange sehr erfolgreich als weltweiter B2B-Marktplatz für Module, also Upstream-Marktplatz unterwegs waren, dass wir eigentlich so eine Art Marktplatz auch im B2B-Bereich für Handwerkskapazitäten im Bereich PV, Speicher, Ladeboxen aufsetzen möchten. Und das war die Geburtsstunde von Instalien. Heute ist es so, dass wir bei Instalien zwei Hauptgeschäftsfelder haben. Das heißt also zum einen sind wir wirklich ein B2B-Marktplatz, auf dem eigentlich so die gesamte Branche, also das Who is Who der Solar-, der Energie-, der E-Mobilitätsbranche Aufträge einstellt. In erster Linie Montageaufträge, bei denen Hauptkomponenten vom Auftraggeber gestellt werden und wir ein Monteursunternehmen bundesweit finden, was diese Montage realisiert. Das ist der eine Geschäftsbereich. In dem Zusammenhang bauen wir auch ganz konkret strategische Montagepartnerschaften auf. Das heißt, wir haben einige Energieversorger, die sagen, ich bin in den und den PLZ-Gebieten in Deutschland noch etwas schwach auf der Brust, was meine Montagepartner angeht. Den verdichten wir dann als Montagenetz. Alles im Rahmen dieses digitalen Marktplatzes. Aber wir haben auch ein zweites Geschäftsfeld, wo wir selber Montage-Hubs aufbauen. Das sind heute drei Stück an der Zahl. Die haben wir einmal in Hannover, einmal in Ulm und einmal in Köln sitzen. Und in diesem zweiten Geschäftsbereich, der in Steljen, planen wir bis Ende 2022 eine bundesweite Abdeckung von eigenen Montage-Hubs. Das hört sich zunächst mal an wie sich selbst kannibalisierende Geschäftsfelder oder der eigenen Montage habe, als wenn der das Geschäft der Handwerker kannibalisiert. Wir stellen aber zur Zeit fest, dass der Montage-Endpass so extrem stark ist, so massiv ist, dass die meisten Handwerker ehrlich gesagt da gar nicht so viel Wert drauf legen, dass in ihrem Umfeld kein Wettbewerb bestehen darf. Die meisten Handwerker, die wir sprechen, die wir teilweise anbetteln müssen und wo wir flehen müssen, dass sie Aufträge für uns annehmen, die sagen, ich bin sechs bis neun Monate ausgebucht, Das ist für mich echt seit egal, was um mich herum passiert. Das war wiederum zwischen 2012 und 2017, wo ja vor allem die Solarbranche durch einen Tal der Tränen gegangen ist, ganz anders. Da waren die schon sehr interessiert an Aufträgen. Seit 2018 ist das in unserer Wahrnehmung nicht mehr so stark der Fall und deswegen gibt es eben heute bei uns diese zwei Geschäftsfelder bei der Instellian.

David Wortmann: Jetzt gibt es ja auch andere Plattformen wie beispielsweise solar.de oder Enpal, die ja jetzt zuletzt mit hohen Bewertungen und Investitionsbeteiligungen der Samwer-Brüder Leonardo DiCaprio und andere in Erscheinung getreten sind. Was unterscheidet euch denn zu diesen Plattformen, die letztendlich ja auch Aufträge vermitteln und Handwerker losschicken, um Solaranlagen zu bauen?

Florian Meyer-Delpho: Das ist ein ganz dramatischer Unterschied. Das sind alles unsere Kunden. Also wenn beispielsweise eine Zola einen Auftrag umsetzt für einen Kunden, den die ja selbst gewonnen haben, dem sie eine PV-Anlage bauen, dann sind diese Firmen herzlich willkommen, bei uns diesen Auftrag einzustellen, damit wir dann wiederum den passenden Handwerker finden oder, was wir zunehmend auch tun, selbst uns als Handwerker in den Regionen, wo wir die Montage-Hubs schon aufgebaut haben, betätigen. Das heißt, konkretes Beispiel, ich nehme jetzt mal die von dir genannten Zola. Angenommen, Zola hat jetzt in Anführungsstrichen aus Versehen auf Sylt eine PV-Anlage verkauft. Die ganzen Firmen, die du gerade nanntest, die sind ja so unterwegs, was ich auch absolut stütze. Wir mit Green Energetic waren ja 2012 eine der ersten, die diesen online, digitalen und schnellen Vertriebsweg sehr stark in den Vordergrund gestellt haben. Deswegen halte ich das auch für absolut richtig, dass man bundesweit verkauft, nach sehr, sehr standardisierten Prozessen, nach sehr, sehr standardisierten Annahmen und erst nach dem Verkauf den Handwerker hinschickt. Es ist also durchaus möglich, heutzutage mit den Medien, die wir haben, das zu tun. Das führt aber unter Umständen dazu, dass so jemand wie Zola ja auch bundesweit verkauft. Und wenn es der Vertriebler mal aus Versehen auf Sylt eine PV-Anlage verkauft hat, dann hat Zola unter Umständen in der Region noch kein etabliertes Handwerkspartner-Netzwerk. Und dann könnte Zola beispielsweise bei uns den Auftrag einstellen und wir finden dann einen passenden Handwerker für Zola. Das können die auch selber tun, allerdings, es ist einfach so, in einem Markt, der knapp ist, und das ist der Markt für Handwerkerkapazitäten, ist es extrem schwierig, aus den rund 25.000, 30.000 relevanten Handwerkern denjenigen zu finden, der jetzt gerade Kapazität hat und der gut ist. Und es ist relativ simpel, wenn ich eine Firma habe, wie die in Stelien, die den ganzen Tag nichts anderes macht, als den Markt zu durchkämmen, nach diesen passenden Handwerkern, die gut sind und gleichzeitig aber eben auch Kapazitäten haben, dann passiert das dort vermutlich effizienter, als wenn ich es eben selbst mache. Also um deine Frage zu beantworten, Firmen wie Zola, Enpal und wie sie alle heißen, sind unsere Auftraggeberkunden und wir sind sehr gerne für diese tätig, indem wir Handwerker finden oder indem wir uns selbst als Handwerker betätigen.

David Wortmann: Pioniere in dem Umfeld war ja beispielsweise auch Thermondo, die das ja vor allen Dingen auch im Wärmebereich gemacht haben. Jetzt hast du gerade, glaube ich, schon mal mit so einem Nebensatz die Segmente angesprochen, die ihr bedient. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Solaranlagen, also PV-Anlagen. Dann ist es Batterie und Ladeinfrastruktur. Oder gibt es da noch andere Segmente, auf die ihr euch aktuell konzentriert?

Florian Meyer-Delpho: Also zunehmend kommt natürlich auch durch den Smart Meter Rollout kommen so Themen wie Energiemanagementlösungen und solche kleinteiligen Elektroarbeiten. Aber im Kern sind es die drei Produktgruppen, ja.

David Wortmann: Ich hätte wahrscheinlich vorher noch mal recherchieren müssen. Ist beispielsweise energieheld.de, ich weiß jetzt gar nicht, wie aktiv die am Markt aktuell sind. Die haben sich ja, glaube ich, auch in diesem Umfeld bewegt, beziehungsweise es gibt ja auch noch andere Plattformen, die ganz normale Handwerksdienstleistungen auch vermitteln. Wie sind denn da die Schnittstellen? Gibt es da teilweise auch eine Wettbewerbssituation?

Florian Meyer-Delpho: Durchaus, ja. Also wir haben schon einen Wettbewerb. Zwar jetzt nicht zu der üblichen MyHammer-Kundin, also die Tante Erna, die sich irgendwie von einem ungeschulten Spargelstecher die Glühbirne einschrauben lässt für 23,50 Euro. Das ist eher B2C. Wir sind rein B2B, das heißt auf unserer Auftraggeberseite sind eben die gerade genannten größeren Energieversorger, aber eben auch die Player aus Berlin. Und wir legen Wert darauf, dass wir im Produktzuschnitt sehr spitz sind. Das heißt also, Wie du gerade gesagt hast, Produkte sind bei uns PV-Speicher-Ladeboxen, ein bisschen Energiemanagement-Lösung, aber eben nicht die Breite, die so eine MyHammer hat. Dafür aber sehr, sehr spezialisierte Partner vermitteln. Das heißt also, dass wir auch beispielsweise relativ wenig Reklamationen bezüglich Qualität haben. Also es kommt ganz selten ein Auftraggeber zu und sagt, Mensch, was habt ihr mir denn da für einen Heini vermittelt? Der kann ja gar nichts. Das, was MyHammer und die üblichen B2C-Plattformen sehr stark umtreibt, das passiert bei uns nicht so stark. Und gleichzeitig muss man dazu sagen, dass wir so spitz wir in dem Produktzuschnitt sind, so tief gehen wir jetzt auch in die Wertschöpfungskette, indem wir eben mit eigenen Montagehubs, teilweise auch exklusiv beispielsweise, wir haben zum Beispiel in Hannover einen Montagehub für einen Energieversorger aufgesetzt, der den mehr oder weniger exklusiv auch nutzt, in den Markt gehen und damit natürlich auch unsere Wertschöpfungstiefe verstärken.

David Wortmann: Und die Handwerksdienstleistungen sind Elektriker. oder gibt es da noch andere Gewerke?

Florian Meyer-Delpho: Ja, also das ist ja Elektrikersolateure so in dem Umfeld, also Dachdecker, Elektrikersolateure. Wenn man jetzt mal so das ganze PV-Feld abdeckt, da braucht es ja nicht nur Elektriker, sondern im Große der Arbeit findet ja auch ein Dach statt. Von daher, wenn man jetzt mal unterscheiden würde zwischen AC- und DC-Arbeiten, die wir ja vermitteln, oft wird angefragt, dass der Auftragnehmer, den wir vermitteln, beides machen soll.

David Wortmann: Das musst du vielleicht noch mal kurz erläutern für denjenigen, der nicht ganz so tief in Energiethemen drinsteckt, was jetzt AC-Leistung und DC-Leistung ist.

Florian Meyer-Delpho: Ja klar, sorry. Also AC ist im Prinzip alles das, was im Keller passiert, ab Wechselrichter. Also den Zählerschrank umbauen, die Anlage unten in Betrieb zu nehmen. Und DC ist das, was auf dem Dach passiert. Das heißt, Module aufs Dach bringen und so weiter. Und die DC-Arbeit, die Gleichstromarbeit, das Verschalten der Module, ist ehrlicherweise ziemlich simpel. Aber die Dacharbeit, die ist nicht ganz trivial. Da müssen Ziegel ausgeschliffen werden, das muss sauber an Dachsparren festgemacht werden. Und da ist eigentlich ein Dachdecker der Richtige. Und im Keller ist der Elektromeister der Richtige. Und viele Gewerke, und das sind ja so die Firmen, die uns seit 2005 begleiten, sind dann sogenannte Solateure, die meistens einen Dachdecker und einen Elektriker haben und die das Gewerk dann komplett abdecken.

David Wortmann: So, was braucht es denn jetzt, um ein solches bundesweites Handwerksnetzwerk mit diesen genannten Gewerken auch aufzubauen? Vor allem auch, um die Qualität sicherzustellen, die du auch gerade mehrfach angesprochen hast, als Unterscheidungsmerkmal auch zu anderen Plattformen.

Florian Meyer-Delpho: Also es sind jetzt letztlich zwei unterschiedliche Geschäftsmodelle, die wir betreiben, die aber sehr nah miteinander verwoben sind. Das eine ist ein digitaler Marktplatz, auf dem ich sehr prozessoptimiert die Partner miteinander vermitteln muss. Also auf der einen Seite rund 350 wiederkehrende Auftraggeber, Energieversorger, Solar etc. Und auf der anderen Seite diese große Wust an 25.000, 30.000 Elektrikern. Das ist zum einen mal ein komplett digitales Geschäftsmodell mit den ganzen, auch letztlich digitalen, digitalen Gesetzen und den ganzen Gesetzen aus so einer typischen Startup-Welt. Und wenn ich jetzt den zweiten Geschäftsbereich anschaue, nämlich den Aufbau von eigentlichen Niederlassungen, das ist Handwerksgeschäft. Und das ist das, was auch aus meiner Sicht das Spannende bei unserem Unternehmen ausmacht, ähnlich wie ja auch bei Termondo. dass wir eine Digitalisierung und das Handwerksgeschäft miteinander verbinden, mit dem Ziel, effizientere Strukturen zu schaffen, damit, und das darf man nie vergessen, am Ende aus einer geleisteten Handwerkerstunde einfach mehr Effizienz rauskommt. Weil das ist ganz wichtig für das Gelingen der Energiewende. Wir schaffen das nur, wenn wir die Handwerker, die ja so rar gesät sind im Markt, wenn wir die deutlich effizienter einsetzen. Weil die wachsen halt nicht so schnell nach, wie wir sie brauchen und die können auch gar nicht so schnell aus den osteuropäischen Ländern rüberkommen und qualifiziert werden. wie das in Deutschland zurzeit benötigt wird. Und wenn du fragst, was braucht man? Ich glaube, dass wir, auch wenn ich mir jetzt mal anschaue, welche Ansätze es auch bei großen Energieversorgern, das ist ja so das Geschäftsfeld, in dem ich mich mit der Bina Jetik die letzten acht, neun Jahre betummelt habe. Was braucht es, um so etwas wie die in Stallion aufzubauen? Dann ist es zum einen die Startup-Welt und dieses Digitale, was auch mein Mitgründer, der Till Körnay, mit reinbringt. Also wirklich Prozesse zu optimieren, zu digitalisieren und Dinge komplett neu zu denken. Aber eben auch das handwerkliche Verständnis. Denn was ich auch in der Vergangenheit immer wieder festgestellt habe, wenn man mit neuen Geschäftsmodellen auf Handwerker zugeht oder in die Handwerksbranche geht, man braucht da eine gewisse Glaubwürdigkeit. Und wenn man da zu Berlin-Mitte-artig auftritt, das finden Handwerker nicht so gut, das finden auch die Branchen nicht so gut. Das heißt also, diese Mischung aus beiden, die ist ganz, ganz wichtig.

David Wortmann: Ist das dann auch der Grund, warum Stadtwerke, größere Energiekonzerne oder auch Stadtwerkeverbünde sich dann doch etwas schwerer tun, dann selbst in diesen Markt hineinzugehen? Dass es dann auch gerade deswegen euch braucht? Oder gibt es dann auch andere Gründe, warum vom Konzern es schwerer fällt, als jetzt Startups wie ihr in diesen Markt hineinzukommen?

Florian Meyer-Delpho: Also ich glaube, das hat verschiedene Ebenen. Das eine ist, die neue Energiewelt, auf die wir zusteuern oder in der wir eigentlich schon komplett angekommen sind, die ist digital, dezentral und erneuerbar. Das heißt also, durch die ganze E-Mobilität, die ja inzwischen wirklich in voller Fahrt eigentlich in ganz Deutschland angekommen ist, durch die Elektrifizierung der Hauswärme, im Prinzip durch das ganze Thema Sektorenkopplung, haben wir eine Situation, dass die neue Energiewelt und die neue Infrastruktur, die gebaut wird, nach ganz anderen Regeln tickt, als das früher der Fall war. Das ist per se für einen Energieversorger schon mal ein Problem, der diese kleinteiligen Projekte, Individualprojekte sind es ja, das sind ja individuelle Kraftwerke, idealerweise auch intelligente Kraftwerke, Damit kommen die nicht klar. Das können die nicht qua ihrer DNA. Das ist das erste Problem. Das zweite Problem ist, wenn ich jetzt auf die Ebene gehe, wirklich Handwerkerstrukturen aufzubauen, die es ja braucht, um diese neuen Kraftwerke zu realisieren, dann ist es auch wieder schwierig. Ich gebe ein Beispiel. Ich weiß, dass eigentlich fast alle größeren Energieversorger sich mit dem Thema Aufbau von Montagestrukturen, übrigens auch Hersteller, zunehmen. Die haben alle gemerkt, das neue gehypte Thema ist Downstream. Ja, also Downstream heißt alles ab dem Zeitpunkt, wo jetzt der Endkunde ins Spiel kommt, der Endkunde verkauft ist, denn heute haben wir ja kein Problem mehr, dass der Endkunde kauft. Das ist ja viel schöner als noch 2012 bis 2017, da war der willige Endkunde das Bottleneck. Heute ist die sauber verbaute Hardware das Bottleneck, also der Handwerker. Und die Firmen, die sich bisher als Großkonzerne daran versucht haben, die haben drei Hauptschwierigkeiten. Das eine sind die Sicherheits- und Gesundheitsrichtlinien, also die HSEC-Kriterien, die die anlegen. Das ist im Großkonzern extrem und das ist so, dass glaube, dass auch die meisten Großkonzerne nicht in der Lage sind, dieses kleinteilige Handwerksgeschäft, was ja nicht umsonst in größtenteils drei bis fünf Mannboden heutzutage liegt, in der Hand von drei bis fünf Mannboden, dass sie das einfach nicht effizient in ihren Strukturen aufbauen können. Jetzt kann man sagen, kaufe ich mir halt welche dazu. Jetzt pack mal eine M&R-Abteilung von einem großen Energieversorger mit einem Handwerker zusammen in einen Raum. Da kommt am Ende wahrscheinlich nichts Gutes bei rum, weil die komplett anders ticken. Das heißt also auch das Kaufen von Handwerksbetrieben, das anorganische Kaufen von solchen Strukturen und dann vielleicht den Konzernrahmen darüber zu legen, funktioniert nicht. Was funktioniert aus meiner Sicht ist, dass man Leute, die beide Bereiche kennen, nämlich wie das Handwerksgeschäft funktioniert und wie aber auch eben digitales Startup-Geschäft funktioniert, dass man die zusammenbringt und das ist der Fall bei Instellian, dass man eine digitale Handwerkerstruktur aufbaut, aber abseits des Konzerns. Und dann, wenn das alles aufgebaut ist und die HSC-Kriterien beispielsweise nicht im Aufbau der Strukturen schon überall die Mühlsteine an den Fuß gebunden haben, sondern dass man dann eben einigermaßen frei diese Strukturen aufbauen kann, wenn man dann darüber einen Partner legt wie ein Stadtwerk oder ein Energieversorger, dann kann das funktionieren. Aber ich glaube, dass diese Unternehmen selber solche Strukturen aufbauen, das ist extrem schwierig. Ich kann auch die Beispiele nennen. Also das ist ein sehr, sehr aufwendiges Geschäft, so eine einzelne Montageniederlassung mit fünf funktionierenden Installateuren, mit zwei Autos, Kaffee in der Kaffeemaschine und funktionierenden Prozessen dahin zu stellen. Wenn ich mir überlege, dass ich das in einer Konzernstruktur mit den Freigabeprozessen, bis man einen Mitarbeiter angestellt hat, bis man mal ein Auto im Leasing besorgt hat, Das funktioniert nicht. Und das ist der Punkt, weshalb es aus meiner Sicht auch schwierig ist, dieses kleinteilige Handwerkergeschäft, was essentiell ist für das Gelingen der Energiewende, in Großkonzernen umzusetzen.

David Wortmann: So, wie geht ihr denn jetzt ganz konkret vor? Jetzt haben wir ja wirklich die Herausforderung, dass die Handwerker, ich denke mal auch trotz dieser Corona-Phase, in der wir gerade drin sind, sehr, sehr stark ausgelastet sind. Wie findet ihr denn überhaupt diese Handwerker, die euren Qualitätsstandards gerecht werden? Und wie reagieren die Handwerker auf euch, die ja möglicherweise sagen, wisst ihr was, euch da oben, wo ihr jetzt gerade sitzt, brauchen wir euch auch nicht.

Florian Meyer-Delpho: Also im Prinzip ist da auch wieder zwei geteilt. Also der erste Teil der Antwort ist, wie finden wir Handwerker, die bereit sind für unsere Auftraggeber, also die größeren Partner tendenziell und die ja auch teilweise mit neuen Ideen kommen. Also wenn ich mir den Mario Kohle von Endpale anschaue, der strotzt vor Dynamik und wenn dann da so ein Handwerksbetrieb gesagt bekommt, ey, bau doch mal so und mach das mal so, dann gehen die oft auf Distanz. Und auch bei uns merken wir das, also wir profitieren natürlich sehr stark von unserem Netzwerk, der Klaus Goldmuth, der mit uns gemeinsam gegründet hat, Der ist seit, ich glaube, 25, 27 Jahren in der PV-Branche. Also als der in die PV gegangen ist, da wussten die meisten, was Photovoltaik überhaupt ist. Und wir können also ein relativ gutes Netzwerk vorweisen von Partnern, die sagen, ach ja, ich kenne die Jungs, für die mache ich was. Aber es ist tatsächlich so, in dem Bereich Marktplatz, den wir betreiben, dass das auch teilweise Überzeugungsarbeit braucht. Also ein Handwerksbetrieb, der ist nicht per se offen dafür, Schraubeaktivitäten zu übernehmen. Und zum Zweiten ist es auch so, dass es relativ erratisch ist, wie die vorgehen. Das heißt also, ich kann den die eine Woche anrufen, da ist ihm gerade irgendwie ein Kunde auf den Nerv gegangen, dann schreit er dich am Telefon an und sagt, ruf mich nie wieder an, du Vollidiot. Und ich rufe ihn die nächste Woche an, dann hat er das schon wieder komplett vergessen und er ist gerade gut drauf. oder noch besser, ihm ist gerade irgendein anderer Auftrag weggebrochen und dann hat er Zeit. Es gibt also nicht die Aussage, der Markt ist leer oder der Markt ist voll. Das war auch damals bei uns bei PV Exchange so. Wir haben ja ganz oft die Rückmeldung bekommen, sag mal, wieso macht ihr im Markt was für Module? Es gibt doch keine Module am Markt, das ist ja Quatsch. Es gibt, während wir gerade sprechen, hier im Umkreis von Köln, 20 Handwerker, die morgen eine Photovoltaikanlage bauen könnten. Das Problem ist, in einem Markt, der so knapp ist, ist es schwierig, die zu finden. Ja, weil diese 20 haben gerade morgen Zeit, aber die haben unter Umständen in zwei Wochen nicht mehr Zeit. So in einem Markt, der eigentlich normal ist, da greife ich zum Hörer in den gelben Seiten und von zehn Handwerkern oder von zehn Auftragnehmern sagen, ach ja, ich bin bereit für dich tätig zu werden und hier hast du relativ gute Konditionen von mir. Und das ist eben die Schwierigkeit und ich glaube, dass wir als Unternehmen, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als diese Kapazitäten zu finden und den Markt zu durchkämmen, damit einfach erfolgreicher sind, als wenn es jetzt ein Auftraggeber für sich selbst macht. Das ist die Beantwortung der Frage auf den ersten Teil unseres Geschäftsmodells. Und beim zweiten Teil, nämlich dem Aufbau von eigenen Hubs, da lernen wir am eigenen Leib, wie schwierig es ist, das, was die Handwerker uns ja auch sagen, Personal zu finden. Also die Handwerker, die wollen ja auch gar nicht wachsen großartig, weil die sagen, ach, ich habe jetzt hier meine vier Leute und mit denen läuft das gut, ich habe gar keine Lust, jetzt zehn, zwölf Leute anzustellen und dann kommt der Altmaier im Dezember und versaut mir wieder das ganze Geschäft. Ja, deswegen bleibe ich lieber klein. So, und wir sind da ein bisschen anders unterwegs. Wir glauben als Instelling wirklich, dass es wertvoll ist, ein bundesweites Montagenetzwerk aufzubauen und zu gleichbleibender Qualität diese Anlagen realisieren zu können. Und wir stecken sehr viel Arbeit und Zeit auch da rein, entbrechendes Personal zu finden. Und die Recruiting-Strategie ist da ein Schlüssel. Also, erstes Beispiel, es ist ein Riesenunterschied, ob jetzt ein Energieversorger inseriert, wir brauchen Elektriker, Also der Elektriker kommt schon mit einem ganz anderen Habitus und einer ganz anderen Einstellung zum Energieversorger, als es beispielsweise der Elektriker ist, der jetzt sich bei uns bewirbt oder den wir aktiv ansprechen. Das heißt also, die Recruiting-Strategie von uns, hey, wir sind ein junges Startup, du kannst hier dein eigener Chef sein, du kannst vielleicht sogar eine Niederlassung, ein eigenes Hub leiten, das wolltest du sowieso schon immer, aber dir war immer das Thema Personalführung und ganze Verwaltungskram ein Dorn im Auge, das nehmen wir dir ab, weil wir eben zentral organisiert sind. So ein bisschen die Story, die ja auch der Philipp Fauster mit Thermondo im Recruiting hat, haben wir auch. Der Unterschied ist, dass wir eben als B2B-Dienstleister Tätig sind.

David Wortmann: Aber jetzt muss ich doch nochmal einhaken, weil ich hatte bislang verstanden, dass ihr existierende Handwerksunternehmen, die in der Größenordnung von 3, 4, vielleicht sogar auch mal 2, 3, vielleicht auch mal 5, 6, aber im Prinzip diese sehr dezentralen Akteure unter Vertrag nimmt, die aber eigenständige Unternehmer sind und bleiben. Habe ich jetzt gerade trotzdem verstanden, dass ihr auch Handwerker anstellt?

Florian Meyer-Delpho: Also das Geschäftsmodell ist im Prinzip zweigeteilt. Wir haben einen Marktplatz, auf dem Handwerksbetriebe ihre Kapazitäten anbieten können. Oder in der jetzigen Situation ist es eher so, dass wir die aktiv ansprechen, weil wir auf diesem Marktplatz Auftraggeber haben, die Aufträge eingestellt haben. Also Montageauftrag, Einfamilienhaus in Köln, 7 kW. 3.500 Euro, wer schraubt. Das vermitteln wir dann an freie Betriebe. Betriebe, die sagen, ich bin bereit zu montieren. Und das zweite Geschäftsfeld ist, weil wir eben aufgrund dieses Marktplatzes, wo wir auch einen ganz guten Einblick haben in die Knappheiten des Marktes, dass wir in einigen Gebieten auch selber Montageniederlassungen aufbauen. Das heißt also, wir betätigen uns als Installien wirklich als Handwerksbetrieb. Und da rekrutieren wir auch unsere eigenen Mitarbeiter.

David Wortmann: Tretet ihr denn dann beim Kunden dann als Instalion auf? oder ist es dann in dem Sinne auch eine White-Label-Lösung, dass wenn ihr beispielsweise für Solar oder Enpal jetzt agiert, dann auch in dem Marketing, in dem CI mit den T-Shirts, ich weiß nicht was, das Kunden auch auftretet?

Florian Meyer-Delpho: Das hängt jetzt immer davon ab, wie der Auftraggeber unterwegs ist. Manche Auftraggeber sagen, das ist mir vollkommen egal, wie beim Kunden montiert wird. Das sagen wir dann, wenn wir über den Marktplatz beispielsweise den Kontakt zu einem Handwerksbetrieb hergestellt haben, so auch dem Handwerksbetrieb, sagen wir ihm hier, sprich bitte mit dem Auftraggeber XY und dann klären wir das untereinander, ob der die Jacke von dem trägt oder nicht. Einige sagen aber, wenn du zu meinem Kunden fährst, dann musst du bitte das Auto mindestens mal mit dem Magnetschild kenntlich gemacht haben oder im Auftrag von Stadtwerk Sozo dich als Auftragnehmer oder ausführender Betrieb des Stadtwerks XY zu erkennen geben. Das ist sehr unterschiedlich.

David Wortmann: Und wenn ihr jetzt eure eigenen Handwerker beschäftigt, eure eigenen Hubs habt, konzentriert ihr euch dann dennoch vor allen Dingen auf diese Marktsegmente Batterie, Solar, Ladeinfrastruktur? oder würdet ihr auch ganz normale Elektroinstallationsdienstleistungen anbieten?

Florian Meyer-Delpho: Also würden wir grundsätzlich auch, das würden wir übrigens auch in beiden Geschäftsbereichen, also egal ob wir die Dienstleistung über unsere eigenen Mitarbeiter abdecken lassen oder diese Dienstleistung an einen Subunternehmer vermittelt wird, grundsätzlich sagt der Auftraggeber, was gemacht werden soll, aufgrund der schieren Menge der Aufträge im Bereich PV, Speicher, Ladeboxen, kommt es aber dazu gar nicht, dass irgendjemand fragt, machst du auch Haustechnik? In den meisten Fällen ist es auch so, dass die Haustechnik eher mal von den Elektrikern um die Ecke gemacht wird. Zählerschrankumbau oder Verkabelung von einem Anbau oder so Geschichten. Das machen wir eher wenig. Ehrlicherweise auch, weil da nicht unser Herz hängt. Wir sind schon alle drei überzeugte Photovoltaiker, überzeugte Energiewendeverfechter und insofern ist das Thema Elektrokabel legen nicht unbedingt so sexy. Obwohl es wirtschaftlich attraktiv ist für viele Elektriker.

David Wortmann: Personal ist ja ein Engpass. Was wünscht ihr euch beispielsweise von der Politik? oder was könnt ihr selber daran ändern, damit es hier noch mehr Menschen gibt, die in diese Berufe hineinkommen?

Florian Meyer-Delpho: Ja, das ist eine super Frage, weil ich glaube, das ist auch der entscheidende Schlüssel, wie wir die Energiewende voranbringen. Also zum einen die Effizienzpotenziale heben. Ein Handwerksbetrieb per se ist ja in der Regel nicht wahnsinnig effizient unterwegs, auch nicht besonders digital unterwegs. Aber zum anderen, die Leute, die jetzt gerade ins Studium gehen oder jetzt gerade entscheiden, was wollen wir machen, die müssen einfach verstehen, wie genial es ist, Elektromeister zu werden. Ganz platt, wir haben ja bei uns ein Callcenter, was die Vermittlungen durchführt. Wenn also ein Auftrag reinkommt, dann kümmern sich teilweise auch studentische Hilfskräfte um die Vermittlung dieser Aufträge an Handwerker. Es ist eine große Menge an Handwerkern, die dann angerufen werden muss und gefragt werden muss, machen Sie PV? Ah ja, wunderbar, hätten Sie vielleicht Zeit, übernächste Woche einen Auftrag von uns zu realisieren. Und die wundern sich, was die Handwerker teilweise verdienen. Und ich glaube, da müssen wir ansetzen. Wir müssen den Leuten klar machen, verdammt nochmal, es ist eine riesen Ehre, auf dem Dach rumzuspringen. Und als Handwerker kannst du echt Geld verdienen. Du musst nicht studieren und irgendwie am PC sitzen. Denn ich glaube, wir kriegen ansonsten, wenn wir das nicht massiv attraktiver machen, das Handwerk, und das wird es übrigens schon, die verdienen ja auch tendenziell immer mehr. Ich glaube, dass die Ergebnispools extrem stark jetzt von dem Thema Vertrieb und vom Hersteller sowieso, also in der Herstellung ist es ja sowieso schwierig, Geld zu verdienen, was früher ja eine Goldgrube war, gehen die Ergebnispools jetzt hin Richtung der wirklichen handwerklichen Arbeit und das ist gut. Aber das ist noch nicht überall angekommen. Der durchschnittliche Student, der hat überhaupt keine Lust, eine Handwerkstätigkeit zu machen und da müssen wir ansetzen. Und da erwarte ich ehrlich gesagt auch von Institutionen wie das Handwerk, die ja Werbung machen ohne Ende, vom ZVEH und anderen, dass die da mal aktiv mehr drauf hinweisen. Und von jedem einzelnen Unternehmen, was in der Branche tätig ist, erwarte ich natürlich oder sollte der Markt erwarten, dass sie sich halt entsprechend als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Da kommt es automatisch. Also Termondo wird auch bei Studenten sehr gut wahrgenommen.

David Wortmann: Die Handwerkskammern hast du ja gerade schon mit angesprochen, spielen ja auch eine große Rolle. Arbeitet ihr mit denen auch zusammen oder sind die euch auch so ein bisschen vorsichtig, weil ihr da jetzt disruptiv und auch digitalisierend im Markt unterwegs seid?

Florian Meyer-Delpho: Also wir hatten gefühlt deutlich mehr Gegenwind bei Greener Jetic. Wir waren ja mit Greener Jetic 2012 eine der ersten, die gesagt haben, wir verkaufen die PV-Anlage, wir planen die vor und du, lieber Handwerker, fährst nur noch zum Verifizierungstermin vor Ort. Das gab die erste Zeit teilweise schon echt einen Shitstorm. Aber das hat sich inzwischen so gewandelt, dass die Handwerker damit ganz gut umgehen. Und die Handwerkskammern, aber auch die Handwerker sind heute viel, viel offener für digitale Geschäftsmodelle. Und deswegen, glaube ich, sind wir da eigentlich auf einem guten Weg. Die sind immer noch relativ konservativ. Okay, das ist ja ein jahrhundertealtes Geschäft. Und die sagen sich, was wollen die ganzen neuen Juppies hier mit irgendwelchen effizienzsteigernden Digitalisierungsideen. Wir sind die letzten Jahre auch gut klargekommen. Das ist ja auch nicht ganz falsch, diese Einstellung. Aber ich glaube so von beidem das Beste rauszunehmen, das ist gut.

David Wortmann: Gib uns doch mal vielleicht nochmal ein Gefühl für die Größe des Marktes und wie sich der Markt auch in der Vergangenheit so ein bisschen entwickelt hat, aber vor allem natürlich auch in die Zukunft hinein. Du bist ja jetzt schon sehr lange, das habe ich ja in der Anmoderation schon erwähnt, sehr lange in der Sonarbranche unterwegs. Jetzt haben wir natürlich die riesengroßen Herausforderungen des Klimawandels. Wir haben den European Green New Deal. Wir haben die deutsche Bundesregierung, die Energiewendeziele hat, wo Solarenergie ja auch eine große Rolle spielt. Manche, und zu denen gehörst du sicherlich auch, würden sagen, die ist noch viel zu klein, diese Rolle. Das heißt, wir haben ja massive Ausbaustufen ja eigentlich noch vor uns. Gib uns doch mal so ein bisschen Gefühl für den Markt, wie er sich jetzt in den nächsten Jahren entwickelt und was es auch für euch und gerade auch für den Personalmangel bedeutet.

Florian Meyer-Delpho: Deswegen haben wir letztlich auch die Instelling gegründet, weil ich sehr überzeugt davon bin und die meisten, mit denen ich spreche, sehen das ähnlich, dass wir in den nächsten acht bis zehn Jahren eine Situation, wie wir sie 2012 bis 2017 oder 2016 vielleicht hatten, dass die Leute wirklich um Aufträge gekämpft haben. Das wird nicht mehr zurückkommen. Wir werden die nächsten acht bis zehn Jahre im Handwerksbereich, insbesondere im Elektrikerbereich, mit dem Marktanreizprogramm ist das auch im SHK-Bereich, im Sanitärbereich so, aber insbesondere im Elektrikerbereich werden wir eine davon galoppierende Knappheit haben. Und ich glaube, dass diese Knappheit eher zunimmt als abnimmt. Das heißt, wir haben noch gar nicht den Peak erreicht. Deswegen ist es auch wichtig und deswegen sehen wir auch, dass die vielen Konzerne, mit denen wir sprechen, alle dieses Thema auf dem Schirm haben. Dass die alle versuchen, sich da Lösungen zuzulegen. Weil sie sagen, wenn ich irgendwie in drei Jahren keine gesicherte Handwerkskapazitäten habe, dann mache ich einfach kein Geschäft mehr. Und um deine Frage zu beantworten, ich glaube, dass wir noch gar keine Vorstellung davon haben, was die E-Mobilität bringt, weil wir haben jetzt in diesem Jahr knapp 100.000 PV-Anlagen laut der EPD, die gebaut werden. Wir haben damit ein extremes Wachstum in den letzten zwei, zweieinhalb Jahren erfahren, wo davor eigentlich Flatline war. Dieses Wachstum wird aus meiner Sicht auch weiter ansteigen, weil die E-Mobilität, die ja lange, lange herbeigeredet wurde, die ist jetzt wirklich da. Und mit der E-Mobilität kommen ganz viele Mainstream-Kunden, die sagen, hey, jetzt habe ich das Auto da, das fährt auf Strom, jetzt brauche ich auch die PV-Anlage. Und diese Kombination, die jetzt relativ naheliegend ist, das ist nicht besonders intelligent, das zu sagen, aber diese Kombination wird dazu führen, dass wir noch eine weitere Verschärfung, positiv gesehen, Verschärfung im Bedarf an PV-Speicher-Ladeboxen haben. Und deswegen glaube ich, stehen wir da in den nächsten Jahren einer ziemlich interessanten Situation gegenüber. Nämlich, dass derjenige, der verbauen kann, derjenige ist, der am Ende lacht.

David Wortmann: Um vielleicht mal ein, zwei Zahlen einzuschmeißen. Das Ziel der Bundesregierung ist ja, 65 Prozent erneuerbare Energien bis 2030 zu realisieren. Diejenigen, die sagen, dass die Paris-Klimaziele eingehalten werden müssen, sagen, das muss eigentlich noch mehr als diese 65 Prozent erneuerbare Energien sein. Und in Deutschland werden sicherlich viele erneuerbare Energien eine Rolle spielen, aber Solarenergie und Windenergie werden sicherlich den größten Anteil auch darstellen. Und wenn man sich dann den Solarbereich anschaut, den ihr mit abdeckt, reden wir hier von 5 bis 10 Gigawatt, die eigentlich zugebaut werden müssen pro Jahr bis 2030. Vor allen Dingen, weil ja auch noch der Strombedarf ja zusätzlich. Du hast es angesprochen, der ist ja nicht nur da, um wie in der Vergangenheit so ein bisschen Licht zu Hause zu erzeugen oder den Fernseher oder den Computer zu betreiben, sondern wir haben über die Sektorkopplung dann natürlich noch einen zusätzlichen Strombedarf für den Mobilitätssektor, auch für die Heizung, die Wärmepumpe, die hier eine Rolle spielt, die direkte Nutzung von Strom für Wärme auch. Also wirklich ein riesengroßer Strombedarf, der auf uns zukommt, der zum großen Teil von Solarenergie gedeckt werden muss und der eben dann auch von Dachanlagen und natürlich auch von großen Freiflächenanlagen kommt.

Florian Meyer-Delpho: Absolut, ja. Also das sehe ich auch so. und ich glaube gerade die Dachanlagen und die Individualspeicher, denen ich sehr kritisch gegenüberstand, als das Geschäft sich so entwickelt hat 2010, 2011, die werden da einen ganz entscheidenden Beitrag bringen, weil wir nämlich viel weniger Kapazität brauchen, als wir es denken, wenn wir die Intelligenz in die Systeme und ins Netz bringen. Und von daher glaube ich, sind wir da auf einem guten Weg. und ich denke, weil du gerade die Mineralölgesellschaft angesprochen hast, also wenn ich mal schaue, da wo ich jetzt wohne, da gucke ich mich um und das ist größtenteils elektrisch, also hybrid oder elektrisch betrieben, was da rumfährt. Also wenn da jetzt ein CEO von der Mineralölgesellschaft reinschaut und sagt, okay, das wird unter Umständen mal das Szenario in fünf, oder zehn Jahren sein. Ich glaube sogar, dass es deutlich früher kommt, weil das so ein sich selbst beschleunigender Prozess ist. Wenn der Nachbar was hat, dann kaufe ich mir eben auch das Elektroauto. Die müssten aus meiner Sicht ziemlich Sorgen kriegen, dass sie irgendwann marginalisiert werden. Das ist gleichzeitig wiederum das, was aus meiner Sicht auch der Vorteil für die Stromkonzerne ist, Diejenigen, die jetzt Strom machen oder die sich hauptsächlich im Strombereich bewegen, für die ist es eine riesen Chance. Also mein Stromverbrauch, der hat sich irgendwie verandert halbfach seit Mitte dieses Jahres, einfach nur, weil ich ein Elektroauto habe. Und das ist eine komplette Verschiebung hin Richtung der Strombetreiber, die allerdings ihrerseits natürlich mit den eben genannten Problemen zu kämpfen haben, dass sie dieses Geschäft nicht vernünftig bedienen können, weil sie eben diese Kleinstkraftwerke bei ihren Kunden in den meisten Fällen nicht selber auf die Kette bekommen.

David Wortmann: Also wirklich großes Potenzial für Wachstum hier in Deutschland. Schaut ihr euch denn auch schon internationale Märkte an?

Florian Meyer-Delpho: Ja, wir hatten, du kennst ja die Geschichte von BV Exchange, da waren wir ja sehr, sehr schnell international. Wir hatten, ich glaube, im dritten Jahr schon ein Büro in San Francisco, wir hatten ein Asienbüro und so. Das war super, das macht mir auch unheimlich viel Spaß. Allerdings haben wir hier dermaßen viel Geschäft vor der Brust in Deutschland und es ist natürlich auch ein lokales Geschäft. Das ist ja nicht so Hardware-lastig, sondern es ist ja sehr stark Dienstleistungslastig, Montagelastig. Und deswegen sind wir jetzt auf absehbare Zeit erstmal für Deutschland am Start sozusagen. Unser Marktplatz allerdings, über den ja die Vermittlungen von Handwerkerkapazitäten passieren, der ist im Prinzip sofort mehrsprachig und auch in anderen Ländern einsetzbar. Und wir haben auch schon erste Anfragen von Ländern, die sagen, Mensch, bei uns ist es genauso schwierig. Spanien zum Beispiel, super spannend. Letztes Jahr ist da der Solarboom wieder gestartet und die haben genau das gleiche Problem. Den sind die Handwerker ausgetrocknet in diesen knapp acht, neun Jahren saure Gurkenzeit in Spanien. Und jetzt springt sie wieder an den Markt und es gibt keine Handwerker.

David Wortmann: Wenn ihr euch euer Wachstum anschaut, wollt ihr das alles selber auch stemmen, also organisch wachsen oder strebt ihr hier auch noch Finanzierungsrunden an?

Florian Meyer-Delpho: Also wir streben ganz konkret jetzt für das kommende Jahr eine Series-A-Runde an. Wir adressieren etwa zweieinhalb Millionen Euro Kapitalbedarf, um dann Ende 2022 ein bundesweites Montagenetz aufgebaut zu haben. Und wir haben auch schon den einen oder anderen Partner an Bord geholt. Also ganz Bernhard Beck beispielsweise ist bei uns als kleiner Gesellschafter mit drin, den ich auch persönlich extrem schätze und der halt auch bei allen Innovationen immer ganz vorne dabei ist. Was mich sehr freut, ist, dass der Kai Hovald bei uns als Gesellschafter mit an Bord ist. Der war schon Gesellschafter der Greener Jettik und das freut mich natürlich als Gründer, wenn man die Gesellschafter auch überzeugen kann, wieder zu investieren. Dann hat man vielleicht nicht allzu viel falsch gemacht in der Vergangenheit. Und da kommen jetzt auch noch ein paar ganz spannende Persönlichkeiten dazu in den nächsten Wochen. die auch ihren Flag Record und ihre Historie aus der Branche haben. Und das freut mich ganz besonders. viel mehr noch als Kapital einzusammeln, wenn Leute, auf deren Meinung ich wirklich viel gebe, wenn die sagen, das ist genau ins Schwarze getroffen, genau das Geschäftsmodell braucht es und da mache ich mit. Also nicht nur Kapital, sondern die sich dann wirklich einbringen mit ihren Netzwerken und Partnerschaften. Das ist das Schöne, wenn man lange in der Branche ist, dass man auf diese Netzwerke ganz gut zugreifen kann.

David Wortmann: Dann sag du mir doch nochmal, vielleicht jetzt zum Abschluss unseres Gesprächs auch, was sind so die nächsten großen Milestones und Erwartungen an die Zukunft?

Florian Meyer-Delpho: Also ich glaube, wir sind zunächst mal dran, im nächsten Jahr zu zeigen, dass die Niederlassungen, die wir aufgebaut haben, die Montage-Hubs, wo wir wirklich mit eigenen Mitarbeitern montieren, dass die gut funktionieren. Die ersten haben wir schon in die Profitabilität gebracht. Aber das zu skalieren, das wird die Bambut-Aufgabe für nächstes Jahr sein. Und ich glaube, dass mittelfristig mit den Verwerfungen, die wir zurzeit im Markt haben, mit dieser Mega-Fusion oder Übernahme ist es ja eigentlich von Energy-Eon und den Digitalisierungsentwicklungen, die jetzt gerade in der Energiebranche ganz besonders viel Disruption bringen. Digitalisierung verursacht ja überall Disruption, aber ich glaube in der Energiebranche ganz besonders. Da stehen wir vor einer spannenden Zeit, weil ich überzeugt bin, dass zum einen diese Eon-Energy-Verschmelzung hier dazu führt, dass eigentlich aus zwei Firmen die relativ identisch waren, eine gemacht wird. Das wird dazu führen, dass sowohl Player im Markt, auch Startups wieder auf den Markt kommen, sich umorientieren, aber auch hochkarätige Manager und hochkarätige Mitarbeiter sagen, nee, ich suche jetzt mal ein Halbo anders. Plus, ich glaube, inzwischen ist es ja so, dass jeder propagiert, wir werden der neue Energieversorger. Ich glaube, dass es wirklich für die Energieversorger schwer sein wird, mit den Mühlsteinen der Großkonzernstruktur und dem dezentralen, digitalisierten, kleinteiligen Energiewelt der Zukunft mithalten zu können. Und ich glaube wirklich, dass die Startups, die sich da jetzt vortun, dass die die Chance haben, diesen Markt zu großen Teilen auch zu erschließen, weil sie eben nicht die Kostenstrukturen der Vergangenheit mit sich rumschleppen. Und das wird schwierig. Ich glaube, dass die Energieversorger sich da warm anziehen müssen. Das wurde denen seit 20 Jahren gesagt und ich höre auch immer wieder, ja, ja, ja, das wird uns seit 20 Jahren gesagt und Es hätte noch immer gut gegangen. Ich glaube, dass dieser Zeitpunkt jetzt nicht mehr da ist.

David Wortmann: Ja, ganz, ganz besten Dank für das tolle Gespräch, Florian. Ich wünsche euch viel, viel Erfolg. Also ihr habt da wirklich sehr große Marktchancen. Gibt es noch irgendwas, was du sagen möchtest?

Florian Meyer-Delpho: Gerne, ja. Danke für die Zeit. Ich habe mich total gefreut, dass du uns angenommen hast in den Kreis der Podcast-Beiträger und ich freue mich auf die nächsten Jahre. Das wird auf jeden Fall spannend und die Energiebranche ist wahrscheinlich Mit das interessanteste Thema, was man sich in unserer Wirtschaft aktuell antun kann.

David Wortmann: Wir werden bestimmt noch einiges von euch hören. Also potenzielle Investoren, die Serie A steht bevor. Potenzielle Mitarbeiter natürlich auch. Ihr sucht sicherlich auch immer gute, qualifizierte, motivierte Menschen, um mitzumachen. Und ja, wir werden bestimmt noch einiges von euch hören. Und ganz, ganz herzlichen Dank nochmal, Florian.

Florian Meyer-Delpho: Wir hoffen das. Danke dir.

David Wortmann: Also tschüss.

Florian Meyer-Delpho: Bis dann.