E-COM News: Zölle wanken, JD expandiert – Europa als Chinas neuer Umschlagplatz?

30. Juli 2025, mit Joel KaczmarekAlexander GrafJochen Krisch

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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, der liebe Jochen Krisch und der gute Alex Graf setzen mit mir heute unser E-Commerce-News-Format fort und es gibt ja Spannendes und Tagesaktuelles zu berichten. Wir reden einerseits über die Zölle, nämlich einmal in Richtung Westen, USA, Europa und dann aber auch in Richtung Osten. Was ist denn eigentlich mit China und USA so los? Und zweites großes Thema, was sich anschließt, ist auch den chinesischen Markt mal ein bisschen zu betrachten und als schönen Aufhänger dort, dass JD ja fleißig dabei ist, um Mediamarkt Saturn, nämlich Seconomy zu werben und was das eigentlich bedeutet. Vor allem gibt es da auch eine ganz spannende Schwemme an Brands, die gerade... aufkommen. Also strategisch super interessant. und that being said, tauchen wir doch gleich rein, ihr Lieben. Digital Kompakt.

Intro & Outro Speaker: Heute aus dem Bereich E-Commerce mit deinen Moderatoren Joel Kaczmarek, Alexander Graf und Jochen Krisch. Los geht's.

Joel Kaczmarek: Also Zoll Nummer 1, Thema gerade. Lieber Jochen, wie hast du das wahrgenommen?

Jochen Krisch: Naja, erstmal ist jetzt die Entscheidung gefallen, wie der Prozentsatz Richtung. USA ist USA-Europa mit von 30% auf 15% reduziert. Trotzdem natürlich noch eine Hürde. Für mich ist das Thema eigentlich eher immer spannend, gar nicht so sehr in der Richtung Europa-USA, sondern was bedeutet das letztendlich auch für die chinesischen Anbieter. Also wo können die dann verkaufen? Da gibt es glaube ich noch keine finale Entscheidung oder es ist zumindest noch von einem hohen Zinssatz die Rede und es ist weiterhin ja so, also wenn USA als Markt wegfällt, für Temu und Co. bleibt Europa und bleibt eigentlich eine aggressive Expansionsstrategie in dem Bereich rein. und das ist für mich weiter das große Thema.

Joel Kaczmarek: Okay, also du guckst gerade mehr in die chinesisch-amerikanische Richtung, während ja gerade quasi über den Ticker geht, dass Europa im großen Stile halt Gasvorkommen und andere Energieträger kauft und im Gegenzug hat man sich geeinigt, dass man bestimmte Zollsachen also senkt auf bestimmte Güter. Es gibt so Abstufungen, was vor allem jetzt glaube ich für die deutsche Autoindustrie sehr wichtig war, aber auch noch einige andere. Und das große Thema da war ja Planungssicherheit. Also das schrieb man ja als quasi großen Gewinn aus diesem Deal raus, während er ja an anderer Seite Schlagseite hat. Wie ist es denn für dich so, Alex? Was findest du, wer profitiert? davon? Wie ordnest du das ein?

Alexander Graf: Ja, also auf mehrere Ebenen. Zum einen ist ja der Deal gar nicht so dramatisch, wie er dargestellt wird. Da wird ja Europa immer als großer Verlierer dargestellt. Aber diese Investment-Summen, von denen da geredet wird, sowohl was Energieimporte angeht, als auch Investment europäischer Unternehmen in den USA, das sind sowieso die größten Ordnungen, die wir da so auf fünf bis acht Jahresfrist investieren. Wir müssen jetzt nicht mehr Gas kaufen aus den USA wie bisher. Wir müssen nicht mehr investieren als bisher und haben so eine gewisse Planungssicherheit. Zölle Wir kriegen ja im Grunde genommen niemandem was, außer dass wir die Staatsquote in den USA erhöhen. Das heißt, dass wir günstige Importzölle auf US-Produkte haben. Das ist gar nicht so wild, weil für die meisten Dinge die USA ja auch gar nicht mehr wettbewerbsfähig sind nach vorne. Das kommt ja eher aus Asien. Was ich viel spannender finde, ist, dass mit einem festen Zollsatz von 15 Prozent macht es für asiatische Anbieter eigentlich Sinn, Europa als Umschlag zu sein. Platz zu nutzen, um zum Beispiel hier Produkte zu veredeln, als europäische Produkte zu branden und dann in die USA zu verkaufen. Das machen ja zum Beispiel italienische Unternehmen aus dem Luxus-Leder-Taschenbereich schon sehr erfolgreich. Made in Italy ist ja am Ende nur der angelegte Reißverschluss. Der Rest kommt ja aus Asien. Das kann ich mir nach vorne noch viel intensiver vorstellen. Das würden, glaube ich, findige chinesische Unternehmer machen. Deswegen bin ich jetzt eher beruhigt, was diesen Deal angeht. Und es wird ja zu einer Investitionen in Europa führen, um sich ein Stückchen resilienter aufzubauen für die Bereiche Militär, Infrastruktur, auch digitale Infrastruktur. Also biggest loser long term bleibt weiterhin die USA. Und solange es jetzt halt ein Stückchen Planungssicherheit gibt, egal ob es jetzt 10 Prozent oder 15 Prozent, hilft uns das am ehesten.

Joel Kaczmarek: Okay, also ihr seht beide quasi den asiatisch-europäischen Austausch eigentlich als denjenigen, der Potenziale birgt und dann die Sicherheit nach USA rüber. Also Jochen, siehst du auch so, dass quasi Europa dann, wie Alex gerade gesagt hat, der große Umschlagplatz werden könnte?

Jochen Krisch: Ja, hängt wirklich von der Quote ab, was die Zollquote dann ist, Richtung direkt China. Also nicht nur Zollen, sondern es geht ja auch um die ganzen Päckchen-Themen weiterhin. Was wird da an Porto und an Gebühren verlangt? Ja, ich folge da. Ich hatte den Gedanken nicht, so wie Alex jetzt, aber ich folge dem sehr, weil das bietet einfach dann Chancen. Und ich meine, alles ist im Umbruch, das ist das eine. Ich glaube auch, der Punkt ist einfach, es braucht mal eine klare Regelung und dann kann man wieder nach vorne gehen. Das Problem jetzt die letzten Monate war ja immer diese, an einem Tag Zölle kommen. Zu dem Zeitpunkt dann Zölle werden verschoben, dann die unterschiedlichen Größenordnungen. Also ich glaube, sobald das Thema weg ist, ist man da auch wieder. ein bisschen entspannter.

Joel Kaczmarek: Gut, dann können wir noch China als Aufhänger nutzen, um mal auf die anderen spannenden Themen zu gucken, die wir heute noch parat haben. Erster Aufhänger vielleicht JD und Seconomy. Also schon seit längerem besteht ja Interesse daran, das zu kaufen. Bisher war man sich, glaube ich, mit dem Preis nicht so einig. Jetzt nimmt es aber nochmal Fahrt auf. Also Jochen, du hast ja gerade ausgerechnet bei dir bei Exciting Commerce so ungefähr 2,3 Milliarden Euro ist die Summe, die im Gespräch ist. Wie betrachtest du denn den ganzen Deal?

Jochen Krisch: Ich finde ihn hochspannend. Also ohnehin sind es gerade die asiatischen Unternehmen, China, aber auch Südostasien, die eigentlich investieren und kaufen und irgendwie Fantasie haben für die Zukunft. Er ist noch nicht durch, der Deal. Also ich kann es mir eigentlich auch nicht vorstellen, dass MediaMarktSaturn nach China geht. Aber allein einfach mal zu sehen, warum macht JD das? Was versprechen sie sich davon? Und wären die Verkäufer tatsächlich bereit, zu dem Preis zu verkaufen? Wir haben ja letzte Woche über Bräuninger gesprochen. Da ist der Preis noch zu hoch. Bei MediaMarktSaturn einfach, um mal eine Einordnung zu geben. Die waren schon bei 500 Millionen runter in der Bewertung. Sie haben sich jetzt so eingependelt, auch über einer Milliarde wieder. Und insofern wäre die 2,5 Millionen. Aber das sind 20 Milliarden Unternehmen und eigentlich haben sich die ganzen Altaktionäre sehr viel mehr davon versprochen. Auch Trennung, Zerschlagung des Konzerns, ehemals Metro-Gruppe, sollte eigentlich alles separat mehr wert werden, ist nicht geworden. Also vielleicht ist das jetzt auch so aus einer... Man nimmt eben mit, was man bekommen kann. Ist so ein Deal jetzt möglich? Interessant ist aber, dass JD ja dran bleibt und immer wieder eigentlich Angebote macht. Und das ist jetzt nur was Konkretes und auch was Bestätigtes und das hatten wir in der Form noch nicht.

Joel Kaczmarek: Alex, was ist denn so deine Hypothese? Was will denn JD mit Seconomy?

Alexander Graf: Also die sind ja schon ewig da dran. Und bisher hat sich einmal die Kellerhaltsfamilie dem Ganzen versperrt, weil die, glaube ich, eher so eine Bewertung zwischen 5 bis 10 Milliarden sehen und nicht zwischen 1 bis 2 Milliarden. Ich glaube, was halt passiert ist, und das konnte man auf der K5 von Jochen Krisch ja gut sehen, ist, dass JD gesagt hat, okay, wenn wir es nicht kaufen können, dann bauen wir jetzt selber Infrastruktur in. Deutschland aus. Die haben ja schon mehrere Warenlager angemietet, sind womit mehrere hundert, vielleicht sogar tausende Mitarbeitern aktiv und wollen hier im Oktober starten. Und dann würde ich mich als Mediamarkt-Aktionärsseite fragen, wenn JD das jetzt ohnehin macht und die auch schon Wareninfrastruktur haben und dann in den Online-Wettbewerb einsteigen mit Produkten, die wir vielleicht gar nicht in unserem Laden führen können, dann sollten wir jetzt doch noch verkaufen. Ich gebe aber zu bedenken, dass auch wenn der Pitch sich gut liest, das wird dann das Interface für chinesische Marken nach Europa sein, JD gehört ja nicht zu den großen Gewinnern der China-Welle in Asien. JD ist das Karstadt der Online-Unternehmen in Asien. Sie sind eher die Loser. Und sozusagen das Momentum ist da so ein bisschen raus. Auch wenn es erstmal eine coole Brand ist. Aber die werden natürlich links und rechts von Pinduoduo, Douyin und Kuaishou in Asien angegriffen. Und die suchen jetzt so ein bisschen die Flucht nach vorne ins Ausland. Es kann schon ein Schuh draus werden zu einem fairen Preis. Das ist, glaube ich, eine Win-Win-Situation. Aber Mediamarkt hat jetzt die schwächere Hand, weil JD investiert hat und gesagt hat, wenn ihr uns das nicht verkauft, machen wir es selber und dann kriegt ihr gar nichts.

Joel Kaczmarek: Aber warum geht JD in diesen ganzen Elektronikbereich? Also ich meine, bis dato war ja viel eher Fashion da der Fokus.

Jochen Krisch: JD kommt aus dem Elektronikbereich. Das war ursprünglich mal ein Elektronikhändler in China. Sind eben genau den Weg gegangen. Also auch lange Zeit nur ein Händler. in Anführungszeichen, bis sie sich dann als Marktplatz geöffnet haben. Aber gerade im Vergleich zu Alibaba sind noch an die 60 Prozent, glaube ich, Handelsumsatz und der Rest ist Marktplatzumsatz. Im Grunde genau dasselbe. Also war auch, am Anfang hatten sie ein paar Läden, haben das dann stationär betrieben, also Anfang der 2000er letztendlich und haben dann aber sehr schnell gemerkt, dass die Online besser vorankommen. Jetzt war China natürlich auch noch ein anderer Markt. Nee, das passt sehr gut zusammen, weil es im Grunde aus derselben Kategorie ist. Elektronik, weiße Ware, all diese ganzen Gerätschaften in dem Bereich. Inzwischen sind sie breiter aufgestellt und das, was sie jetzt mit Joybuy zum Beispiel in Europa planen oder in England schon gestartet haben, ist sehr viel breiter. Interessanterweise hat es im Food-Markt die ersten Schlagzeilen gemacht, weil sie eben auch dann Grocery und diese Themen abdecken. Deswegen glaube ich, verstehen sich die auch, liegen die auf einer Wellenende. Gerade wenn der Gründer noch mitspricht und zum Beispiel den Deal mitverhandelt, das ist eine sehr ähnliche Geschichte.

Joel Kaczmarek: Alex hat es ja gerade kritisch eingeordnet, Jochen. Glaubst du denn, dass JD im Westen eine Chance hat gegen so Player wie ein AliExpress, wie ein Tenu und Co.?

Jochen Krisch: Wir sind halt sehr spät dran. Also ich sehe es im Grunde ähnlich wie Alex. Jetzt argumentiert der Gründer von JD, dass er sagt, das, was wir machen, ist ja alles viel schwieriger und das braucht drei, vier Jahre und wir haben jetzt so die... Basis gelegt und eben Läger aufgebaut und alles vorbereitet. Vielleicht kann man jetzt auch so einen Deal einfädeln. Also der gibt sich da mehr Geduld und hat irgendwie schon die, ja, ich würde jetzt nicht sagen überhebliche Herangehensweise, aber er sagt, wir machen ja auch das bessere Geschäftsmodell, weil wir bringen da Marken und relevante Produkte. Die anderen haben nur den ganzen Billig-Kladderadatsch etc., wenn man es jetzt mal platt formuliert. Also er ist da ein bisschen anders drauf und die Frage ist halt, ob die Wette aufgeht. Aber JD hat es einfach noch nie bewiesen, dass sie international irgendwie vorankommen und sind jetzt auch national. nicht der Coolste unter den Coolen, weil eben Pindoro hat allen den Rang abgelaufen. Und JD ist immer so ein bisschen der Dritte quasi, der da noch versucht, was zu machen und auch der Letzte, der jetzt einfach diese Internationalisierungsstrategie fährt. Und deswegen kann man schon skeptisch sein. Also ich finde den Deal spannend, aber ich bin jetzt nicht super euphorisch, dass das jetzt der nächste große Hit wird aus China.

Joel Kaczmarek: Und wir können ja noch eine andere spannende Überleitung daraus bauen, nämlich, dass es ja in China gerade auch ganz viele Börsengänge von Consumer-Brands gibt. Und da tun sich ja spannende Elemente auf, wenn China auf einmal gar nicht mehr nur in dem Gedanken geht, Factory to Consumer und da sage ich mal eher das Elektronikzeug, sondern eher dieses, kennen wir ja alle, irgendwelche unbekannten Namen draufstehen, sondern wenn die jetzt auch noch auf das Brand-Level gehen. Was ist denn also deine Einschätzung, Alex? Was macht das mit dir? Was vermutest du dahinter?

Alexander Graf: Also als ich die Liste gesehen habe, ich habe das natürlich auch bei die Zeit in Commerce gesehen, da habt ihr ja so einen Artikel verlinkt von Shenzhen Sellers, ein Substack-Blog. Da habe ich natürlich die Liste gespannt drauf geguckt. Ich glaube, den Anker Case, den haben wir vor fünf, sechs Jahren schon besprochen. Das ist so ein bisschen der Vorreiter gewesen der coolen Powerbank-Marke aus Asien. Und da habe ich ja Marken gesehen wie Insta360, von der ich bisher geglaubt habe, ist eine US-Marke. Die hat ja der GoPro komplett den Rang abgelaufen. Ich habe auch eine. Total krasses Produkt, also super Qualität, mega Software drauf. Das ist die Marke, wo sich mein Sohn die ganzen LED-Stripes für sein Zimmer kauft. Wenn man gute LED-Stripes haben will, mit ganz, ganz vielen Effekten und geilen Funktionen und guter Verarbeitungsqualität, dann greift man halt zu Govee. Und die anderen Marken kannte ich noch gar nicht, aber die google ich seitdem, seit ich die Artikel gesehen habe und gucke mir das bei Amazon an. Dann gibt es halt so coole Sachen wie Alpicool. Ja, sozusagen Marken, die sich darauf spezialisiert haben, irgendwie Kühltränke sozusagen oder Kühlboxen für Autos zu bauen. Und da kam es schon richtig geil. Also wenn die Sachen bei Amazon verfügbar sind, haben sie in der Regel 4,6, 4,7 Sterne, sozusagen sind preislich in einer sehr attraktiven Range. Ist jetzt nicht billig, billig, sondern wirklich. hochqualitative Produkte zu einem sehr, sehr fairen Preis. Und wenn du jetzt eine Hülle drumherum bauen würdest, um so ein Vertriebskonzept, und JD wäre ja eine sehr glaubwürdige Hülle, ich weiß jetzt gar nicht, ob die dann Mediamarkt dann weiterführen würden als Spark, aber da halt eine Asien-Ecke bauen, wo du dann siehst, da kriegst du irgendwie die Garantie drauf, du kannst jetzt irgendwie Produkte austesten. Dinge, die wahrscheinlich heute noch in Europa eher von Herstellern wie Hama besetzt werden oder Sony. Da wird für mich schon ein Schuh draus. Das finde ich schon sehr, sehr spannend. Da bin ich echt so ein Rabbit Hole reingefallen, als ich dann nach Naval, SwitchBot, Makeblock, SainSmart gegoogelt habe und habe jetzt deutlich mehr Produktwünsche als vorher.

Joel Kaczmarek: Gut, die Weihnachtsliste steigt. Jochen, wie betrachtest du das denn so?

Jochen Krisch: Genau, Alex, echt ecke. Ja, ich war auch ganz erstaunt. Also erstmal über die Liste, weil es sind natürlich schon die Börsengänge. Das ist die Spitze des Eisbergs. Die sind schon entsprechend groß oder haben eben große Ambitionen, sodass sie eben in China hauptsächlich in die Börse gehen. Deswegen bekommen wir es hier nicht mit, also entweder Hongkong oder China selber direkt. Und der JD-Gründer sagt eben in dem Kontext 1000 Marken. Dieser noch unbekannten Marken wollen sie quasi exklusiv dann im Westen etablieren. In beide Richtungen interessanterweise hat er das gesagt, so seine tausender Marke, aber da sieht man halt auch, was da... unterm Radar alles läuft, also wie sich China eben auch professionalisiert hat, wie sie inzwischen für Innovation stehen, wie sie für Produktqualität stehen. Das ist mit den Handys hat das begonnen, das ist in den Elektroautos so, da sehen wir ja schon, dass wir die Marken hier haben. Bei anderen Bereichen, ich fand es genauso interessant, ich habe es mir dann auch angeguckt, dass sie dann immer US-Adressen noch haben. Also wenn man erstmal guckt, da hat man das Gefühl, das ist erstmal eine US-Company und dann bekommt man erst drauf, dass das chinesische Anbieter sind. Und genau darum geht es. Aber das sind nicht nur Elektronikprodukte. Ich habe mich lange auch mit dem Chiclam-Vertreter unterhalten auf der K5. Was die einem unter der Hand verrät, eigentlich auch dieses Selbstbewusstsein, was sie haben. Einfach, dass sie auch qualitativ ähnlich gute Produkte bauen können. Also auch im Beauty-Bereich zum Beispiel. Weil eben die ganzen Zutaten ohnehin. Aber von der Marke her sind sie noch nicht so stark. Und darum geht es jetzt eigentlich, dass wir im Westen dann auch den Eindruck haben, dass China qualitativ hohe, höherwertige Marken haben kann. Und ich glaube, da sind sie auf einem guten Weg. Und wenn sich das durchsetzt, dann sehe ich da wirklich eine Welle auf uns zukommen. Und natürlich brauchen die andere Vertriebskanäle andere Strukturen, weil sie nicht auf eine jahrzehntelange Historie bauen können. Das gilt es jetzt eben zu bauen und da sind jetzt erstmal die Chinesen predestiniert, aber das könnten auch andere machen. Also das sehe ich als große Chance jetzt durchaus auch für andere Player, das mitzutreiben. Also wenn es sich nicht verhindern lässt. Viele werden natürlich wieder sagen, das muss verhindert werden. weil das kann nicht sein. Aber das ist schon eine spannende Thematik.

Joel Kaczmarek: Gut, abschließende Frage an euch beide. Vielleicht kann Alex anfangen. Wenn wir jetzt mal ein Wrap-up machen, uns mal anschauen, was wir heute besprochen haben. Also die Zollgeschichte mit China, Umschlagplatz Europa, JD, Interesse an Mediamarkt Saturn und dann diese ganze Markenbildung. Was macht das denn für den deutschen Handel? Also was bedeutet das für uns hier vor Ort? Was sind die Ableitungen? Was sollten wir jetzt tun? Was heißt das für uns?

Alexander Graf: Erstmal frage ich mich, warum diese Marken nicht sowieso schon vom deutschen Handel viel progressiver gefördert worden und entdeckt worden sind. Jetzt gab es ja einen Aufschrei, weil Christoph Werner bei dm Shein-Produkte ins Regal stellen will. Dabei haben die Kunden schon lange entschieden, dass Shein cool ist, also Sheglam. Produkte, dass Sheglam cool ist. Das würde mit den anderen Marken auch so funktionieren. Ich glaube, man muss halt ein bisschen diese Scheuklappen ablegen. China ist böse, China ist schlecht. Die machen mittlerweile die besseren Produkte zu einem deutlich besseren Preis-Leistungs- Verhältnis. Sicherlich alles getrieben durch sehr, sehr hohe Überkapazitäten, aber die Innovationskraft ist jetzt nochmal da. Sie haben quasi unsere Rolle von vor 30, 40 Jahren eingenommen und wir können halt diesen Marktzugang weiterhin gestalten. Und das haben wir bisher nicht gemacht, diesen Marktzugang aktiv gestalten und zu überlegen, wie können wir dann die Kundenbeziehungen aufrechterhalten, haben wir uns darauf ausgeruht, auf alten klassischen Handelsmodellen. Und jetzt kommen Chinesen wie Pinduoduo mit Temu oder jetzt JD möglicherweise mit MediaMarkt, die sagen, okay, wenn ihr diesen Markt für uns nicht gestaltet und macht, machen wir es halt selber. Und ich glaube, es gibt noch sehr, sehr viele Nischen, wo man diese Scheuklappen, glaube ich, gut ablegen kann und von diesen Innovations- und Kostenvorsprung profitiert. Also ich glaube, als Unternehmer muss man da einfach mal schauen, Wer hat denn hier welche USPs und welche Assets? Und was wollen denn eigentlich meine Kunden? Ich glaube, wenn man diese Frage nochmal ganz... aktiv stellt und auch mit Partnern arbeitet, die ja auch in China ein Interesse haben, dass ihre Produkte nicht plagiarisiert werden. Also wenn ich da jetzt so einen Robot Maker habe, sozusagen Educational Robot Maker und mit dem irgendwie in den Markt gehe, möglicherweise auch nochmal eine europäische Marke gründe, dann kann der sich ja in China viel besser darum kümmern, dass diese Produkte nicht kopiert werden und das auch nachverfolgen, als ich das aus Europa raus könnte. Also so ein bisschen Scheuklappen weg ist, glaube ich, eine gute Empfehlung.

Jochen Krisch: Ich kann es relativ kurz machen, weil im Prinzip ändert sich nicht so viel. Wir lassen in China produzieren, also die meisten, aber wir haben halt noch ein vertrauenwürdiges Label aus Europa oder aus USA oder wo auch immer drauf. Und jetzt wird es eine chinesische Brand. Also mal nüchtern betrachtet, ändert sich gar nicht so viel. Die Frage ist halt, was macht das Vertrauen und was macht die Glaubwürdigkeit letztendlich aus? Da glaube ich, hat China noch ein bisschen dran zu arbeiten. Aber im Grunde für die Händler Ändert sich nicht so viel. Für die Hersteller ist es ein großes Thema.

Joel Kaczmarek: Gut, ihr beiden. Ganz herzlichen Dank. Und dann würde ich sagen, bis zum nächsten Austausch.

Alexander Graf: Danke dir. Ciao.

Intro & Outro Speaker: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.