Wie geht es mit dem E-Commerce 2024 weiter?

16. Januar 2024, mit Joel Kaczmarek

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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich E-Commerce mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's!

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek, ich bin der Geschäftsführer von Digitalkompakt und im Folgenden hörst du eine besondere Folge, quasi zum Jahresauftakt, denn mein lieber Freund Ruppert Bodmeier hat mich gefragt, ob ich Lust habe, ein Crossover mit ihm aufzunehmen. Und natürlich habe ich das, denn Ruppert macht zusammen mit Stefan Wenzel einen großartigen Podcast, der den schönen Namen 2 mit Schuss trägt. Und du hörst im Folgenden, wie ich bei den beiden zu Gast war, sprich, dann sind es mal drei mit Schuss und wir sprechen darüber, was denn eigentlich auf den E-Commerce im Jahr 2024 zukommt. Also eine spannende Zukunftsperspektive. und vielleicht für dich zum Gewöhnen, die beiden machen das manchmal ein bisschen Storytelling-mäßiger und in dem Fall ist die Story, dass sie über einen Markt schlendern, dort ein Wahrsagerzelt sehen und Überraschung, Überraschung, wer sagt denn da die Zukunft voraus? Das kannst du dir vielleicht schon denken. Also, viel Spaß bei unserem Crossover.

Stefan Wenzel: So, Ruppert, komm mal mit. Ich habe mir was ganz Tolles für dich ausgedacht. Jetzt zum Einstieg ins neue Jahr 2024, Ruppert. Ein Besuch im Zelt bei Madame Destiny. Schau mal hier.

Joel Kaczmarek: Wahrsagerei. Großartig. Das finde ich super.

Stefan Wenzel: Ich dachte, unsere Glaskugel war ja letztes Jahr leicht verstaubt. Ich sah einen leichten Ölfilter drauf. Nicht alles war prognosesicher. Jetzt dachte ich mir, holen wir uns professionelle Hilfe. Lass mal reingehen. Es ist ja sehr muckelig hier bei Madame Destiny. Komm, wir gehen mal rein.

Ruppert Bodmeier: Komm. Endlich mal eine Person mit Kompetenz.

Stefan Wenzel: Da ist sie, guck mal, da ist sie. Bisschen komisch die Klamotte, aber guck mal.

Joel Kaczmarek: Hallo die Herren. Guten Tag. Guten Tag. Ich halte die Zukunft für Sie bereit. Wie kann ich helfen?

Stefan Wenzel: Sag mal. Sag mal, sag mal, sag mal.

Ruppert Bodmeier: Eben hab ich Sie schon mal gesehen, Madame Destiny.

Stefan Wenzel: Ja. Madame Destiny, du kommst mir so bekannt vor.

Joel Kaczmarek: Ich hab halt ein Allerweltsgesicht.

Stefan Wenzel: Joel? Joel, du bist das, oder?

Ruppert Bodmeier: Ah!

Joel Kaczmarek: Man ihr 2, ey, nun kommt, als wenn ihr das nicht auch mal habt, dass es mit dem Podcast nicht so läuft und ihr noch alternative Geldquellen antreibt.

Ruppert Bodmeier: Mega, dass wir dich hier treffen. Aber ein schönes Zelt hast du hier.

Joel Kaczmarek: Ja, habe ich mir selber zusammengeflickt und bei Shein gekauft, habe ich von Alex Graf empfohlen bekommen.

Stefan Wenzel: Sehr gut.

Ruppert Bodmeier: Und die Glasskugel, ist die auch von Shein oder Temu?

Joel Kaczmarek: Ja, die ist von Temu.

Stefan Wenzel: Links die Pizzadecke und in der Mitte die Temu-Glaskugel aus Plastik.

Joel Kaczmarek: Ich mache ja hier den Podcast der Bundesregierung und da kam einmal so ein Zukunftsforscher und hat sich hingesetzt und hat gesagt, das mit der KI ist völlig übertrieben, das wird gar nicht so viele Leute beeinflussen. Und dann habe ich da schon da gesessen und habe gedacht, das klingt ja aber nicht so sinnhaft. Und dann habe ich neulich eine Präsentation gesehen, da war der gleiche Zukunftsforscher zitiert mit dem Zitat, das Internet ist keine bleibende Sache, das wird nie groß. Da dachte ich, was der kann, kann ich auch.

Stefan Wenzel: Offensichtlich auch die Glaskugel auf Temu gekauft.

Ruppert Bodmeier: Ja, und Nebeneinnahmen kann man immer gebrauchen. Geschäft diversifizieren finde ich super.

Joel Kaczmarek: Da sind wir ja mitten beim Thema. Also ich erinnere mich, ich habe von Stefan hier den schönen Leitsatz bekommen, 2023 war jetzt nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Den Satz habe ich mir gemerkt. Das stimmt. Da habe ich gedacht, ist was dran.

Ruppert Bodmeier: Ja, aber wird 2024 besser?

Stefan Wenzel: Tja. Ja, das ist die Frage, ne? Wirf doch mal deine Glaskugel an. Jetzt haben wir dich hier als Madame Destiny.

Joel Kaczmarek: Warte mal ganz kurz. Ich muss mal ganz kurz meinen Lichtblickstrom hier noch anmachen. Sekunde. So, jetzt.

Ruppert Bodmeier: Also. Die Atmosphäre muss sein.

Stefan Wenzel: Aber jetzt mal Butter bei die Fisch. 23, ich meine, können wir uns einmal darauf einigen, dass 23, also auf der Skala von 0, totales Desaster, bis 10, ich habe es noch nie geiler gesehen. Gebt ihr beiden mir mal kurz mal einen Punktewert für 23.

Ruppert Bodmeier: Minus 5.

Joel Kaczmarek: Minus 5 passt. Ich hätte es jetzt auch wettertechnisch als nuklearer Winter hätte ich es eher eingesortiert.

Stefan Wenzel: Ja, würde ich mitgehen. Gut, aber jetzt sind wir ja in 24, wir haben Anfang Januar, die Hose spannt noch ein bisschen vom Weihnachtsbraten, die Laufschuhe sind aber aufgebügelt. Wir wollen ja nach vorn schauen, die Teemu-Plastik-Glaskugel ist jetzt irgendwie, die leuchtet. Noch haben wir gute Vorsätze. Ja, du, ich meine, Vorsätze können wir auch noch darüber sprechen. Ich hoffe, dass 24 nachhaltiger wird als unsere Vorsätze in der Regel. Aber lass doch mal einsteigen. Wie guckt ihr auf 24? Ich meine, wir können das ja, das kann man ja beliebig sehen, eine VC-Szene, Mitarbeiter-Menschen-Gesundheit, das ist ja ein Riesenblock. Womit wollen wir anfangen? Wie guckt ihr auf 24?

Ruppert Bodmeier: Ja Joel, start mal. Du siehst so viele Leute und sprichst mit denen. Ich glaube, du hast da einen ganz bunten Blick drauf.

Joel Kaczmarek: Naja, ich habe so gedacht, wahrscheinlich, wenn wir im Bild bleiben, kommen wir vielleicht vom nuklearen Winter in den nuklearen Herbst, wäre so meine Vermutung. Konsumschwäche war ja so das große Thema der Stunde und dann war natürlich immer die Frage Wer hat denn eigentlich sozusagen gute Chancen? Kannst ja gar nicht mehr sagen. Wer hat solide Überlebenschancen? Das waren ja gefühlt diejenigen, die halt ein gutes Bestandskundengeschäft hatten, nicht wahr? Also die jetzt nicht so stark davon abhängig waren, über Marketingausgaben das eigene Wachstum zu finanzieren. Und die halt im besten Fall noch ein bisschen Pulver auf der Bank hatten. Also wo, sag ich mal, noch Kapital da war. So richtig beschissen dran warst du ja, wenn du keine Kohle hattest, hast du Corona keine Ware gehabt und hast dich nach Corona dick eingedeckt und saßt dann auf den ganzen Sachen drauf. Dann war ja Arschkarte. Oder der andere schöne Leitsatz, den ich in Erinnerung habe von Alex Graf, der meinte, egal wie schlecht es dem Onlinehandel geht, dem stationären Handel geht es noch schlechter. Ich habe mit Alex und Jochen, also Chris, habe ich da auch gerade ein Gespräch drüber geführt, wo dann ja auch so der Input war, so nach dem Motto, sieh mal einer an, wenn man denn profitabel werden muss, dann geht es ja auf einmal doch bei dem einen oder anderen. Von daher Spezialisierung ist ja immer das große Thema. Also wenn man an so, Thomann ist mal so ein gern zitiertes Beispiel bei uns gewesen, die halt so eine super starke Nische haben mit gutem Preispunkt, guter Wiederkaufsrate, eine gewisse Nostalgie bei den Kunden, also die haben so eine gewisse Produktliebe. Damit fährst du ja ganz gut, zum Beispiel, um mal ein Beispiel zu nennen. Während wenn du natürlich generisch bist und im schlimmsten Fall noch Fläche an der Hand hast, dann wurde es jetzt im letzten Jahr eher schwierig. Und ich meine, es ist ja auch ganz spannend, as we speak ist ja noch mitten die Abwicklung der Signapleite irgendwie im Gange. Von daher als mal so ein stationäres Beispiel. Ja, von daher ist es nicht langweilig. Ist jetzt mal so mein erster Take.

Stefan Wenzel: Aber geht das 24 so weiter? Ich meine, glaubst du, dass an der Börse das Thema E-Commerce positiver gesehen wird oder müssen wir davon ausgehen, dass die Kapitalkostensituation sich nicht dramatisch verbessert? Konsumstimmung, wie guckst du da? Positiv oder auch so?

Joel Kaczmarek: Nächstes Jahr ist EM und wenn die Temperaturen wieder wärmer werden, dann tut sich ja in der Regel was. Nevertheless darf man ja mal gespannt sein, aus was für einem Weihnachtsgeschäft jetzt der Handel so kommt, weil wenn das Ding schief liegt, dann gehst du natürlich manchmal auch schon mit einer gewissen Hypothek irgendwie ins nächste Jahr. Also ich glaube, das werden so ein paar Stellräder, die jetzt mal so rein von der Umgebung her gesteuert werden. Und dann, finde ich, bleiben die Gesetze erhalten, hätte ich jetzt gesagt. Aber

Ruppert Bodmeier: Wobei ja der Handel sein Weihnachtsgeschäft schon selber in die Tonne gekloppt hat, mit Cyber Monday und Black Friday und so weiter und so fort. Alle warten nur noch auf die eine Woche und dann wird alles zu 30% rausverschnalzt und dann ist ja die Marge auch im Arsch.

Joel Kaczmarek: Ja, ist eigentlich komisch. Ihr seid doch so Internet- und Handelsgurus. Wer hat das eigentlich erfunden? Ist das so eine Amazon-Erfindung, der

Ruppert Bodmeier: Naja, klar. Wer sonst kann drauf scheißen? Aber das ist ja nochmal Ausblick. 24. Händler, die 24 Händler bleiben wollen, die haben es irgendwie noch nicht verstanden, glaube ich. Und jetzt ist ja dieses Amazon Beispiel, die haben wirklich schon lange draußen. Und ich meine, die haben immer noch keinen einzigen Euro mit Handel verdient. Und die können sich diesen ganzen Cyber-Dreck und Black-Friday-Dreck halt leisten, weil es halt denen scheißegal ist. Das ist doch genial. Der Konkurrenz tust du die Marschen völlig schrotten, dir kann es egal sein, weil du dir die Gewinne holst du ganz woanders, so zerstört man Märkte. Und wenn ich jetzt nicht, du gehst in die Wahrsagerei, was Stefan macht, kann er gleich noch erzählen, wer sein Geschäft nicht diversifiziert und alternative Einnahmequellen ausfindig macht, die irgendwie ja trotzdem im Nukleushandel bleiben können, aber die halt trotzdem Ticken mehr Marge bringen oder wo ein bisschen mehr Musik drin ist, das wäre natürlich schon für 2024 angebracht, zumindest mal strategisch ins Auge zu fassen.

Stefan Wenzel: Aber Herr Dr. Bodmeier, nochmal kurz zur Makro-Prognose.

Ruppert Bodmeier: Jetzt komme ich ja wieder mit seinen Marktforschungsergebnissen.

Stefan Wenzel: Aber ändert sich was am Rahmen? Bevor wir aufs Modell nochmal gehen, oder auf die Modelle, aber ändert sich was am Rahmen nach deinem Gefühl im Holzbein? Also, keine Ahnung, Kapitalkosten, die Börse blickt auf E-Commerce-Firmen oder Konsumstimmung, Makro Ja, also was den Handel inhaltlich dann bewegt, wie guckst du auf diesen Rahmen? Wie ist die Prognose?

Ruppert Bodmeier: Ey, die Börse ist mir echt so wurscht, ich kann es dir gar nicht sagen. Weder habe ich Händleraktien, noch interessiert es mich, ganz ehrlich. Es ist mir so gacke, was die Börse sagt. Die Börse sagt, Handel grundsätzlich scheiße. Ist doch wurscht, was du machst. Brauchst du gar nicht drauf gucken. Du musst doch gucken Bin ich überlebensfähig in den nächsten Monaten? Bin ich in der Lage, ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen, das funktioniert und das darüber hinausgeht, wie ich verkaufe denselben Dreck, den alle anderen auch verchecken? So, das muss doch mein Fokus sein. Was die Börse sagt aktuell, die gucken ja eh nur drei Monate voraus. Du musst dir unabhängig von werden, weil die zerreißen es in dem Moment, wie es aktuell ist. Ihr habt es ja angerissen, Konsumflaute, EZT, die zerreißen das so oder so, was du machst. Wenn du irgendwas anders machst, heißt es defokussieren. Wenn du dich fokussierst, heißt es, ja, aber die Marge ist scheiße. Also bitte, würde ich gar nicht gucken. Ja, ist mir auch echt. Also wenn ich ehrlich bin, ist es mir Lachs.

Stefan Wenzel: Das verstehe ich, wenn Gleiches trotzdem ja auch Einfluss hat. Das hat schon Einfluss auf das, was dann inhaltlich passiert. Das stimmt. Ja, ja, ich meine, wie Joel gesagt hat, warum sind dieses Jahr, also letztes Jahr in 2023, warum sind so viele am Krückstock gegangen? Naja, das sind die gewesen, die auch vor allen Dingen Performance-Marketing basiert, Neukundengeschäft basiert irgendwie skalieren mussten. Wer seine Bestandskunden nicht hatte oder damit nicht umzugehen wusste, Und da rede ich mal gar nicht über schnell Wachstum durch Neukunden und dann irgendwie ohne Eigenkapital, ohne Ausreichendes. Da kann das tollste Modell sein, wie es will, dann scheiterst du ein Stück weit auch an diesen Rahmenbedingungen. Von daher

Ruppert Bodmeier: Aber wenn du halt progressiv managst, das ist genau das, was ja Joel vorhin meinte, Leute, die natürlich Pulver auf der hohen Kante hatten und wer hat Pulver auf der hohen Kante, ist ja normalerweise eher ein bisschen eine konservativere Art des Managements, weil die meisten hauen es ja sofort raus in Wachstum, Umsatzsteigerung und was Pipapo. Vielleicht werden so, ich sage jetzt mal so klassische, fast schon verschriene Managementpraktiken, die werden halt wieder ein bisschen zeitgemäßer, was halt notwendig ist, weil Zinsen hoch. Du weißt nicht, wann die nächste Krise reinkommt und dann musst du halt vielleicht an der einen oder anderen Seite dich ein bisschen mehr fokussieren, im Sinne von schlechten Umsatz abschneiden, guten Umsatz dranlassen, so in die Richtung. Aber ich meine, du bist doch Mr. Markt, lieber Stefan. Sag du doch mal, wie blickst du drauf?

Stefan Wenzel: Ich sehe das ein bisschen differenzierter, was die großen Plattformen angeht, als mein polarisierender. Also ich glaube, es ist schon davon auszugehen, dass die großen All-You-Can-Eat-Player nach wie vor sich großer Beliebtheit erfreuen. Ich meine, übrigens auch an der Börse und natürlich ist Amazon ein Mischkonzern. Aber wenn du dir die Kursentwicklung von Amazon in 2023 anschaust, dann lagen die halt bei plus 70%. So, das ist jetzt schon deutlich entkoppelt von dem, was wir in dem Retail-Lager erzählen. Ja, das ist Retail Media und das ist AWS. Ja, ja, ja. Aber natürlich basierend im Nukleus auf einem Plattform-Gedanken mit einem Handelsnukleus. Das Größte, was bei denen am dynamischsten wächst, ist natürlich nicht der Einzelhandel in deren Modell, sondern die Plattform, der Marktplatz, zumindest in diesem handelsnahen Umfeld. Deswegen glaube ich schon, dass es auch nächstes Jahr so sein wird, dass sehr, sehr viele Menschen sehr, sehr viel kaufen werden auf Marktplätzen. Die Frage ist, wie konsolidiert sich das? Wie viele von den vergleichbaren Plattformen brauchst du? Und das ist ja bei Mode eine spannende Diskussion. Zalando, Asos, About You. wie differenziert sind die voneinander und ist das finanzierbar, dass man drei, vier, fünf weitestgehend redundante Modelle durchfinanziert? Das ist ja eine spannende Frage. Gibt es da Konsolidierung der Player 1 bis 10 Milliarden? Hätte ich viel Fantasie. auch übrigens aus Asien kommt, dass die Alibabas dieser Welt durchaus da mal Cherrypicking machen, weil die Kurse jetzt so günstig sind, Übernahmekandidaten wie ASOS im Grunde da liegen, mit Bestseller spielen könnte. Also ich glaube, da in dem Block gibt es Konsolidierung. Grundsätzlich hätte ich zumindest Fantasie, dass es das geben könnte. Aber ist das Modell Plattform im Sinne von größtmöglicher Auswahl für indifferente Nachfrage, ist das Modell tot? Glaube ich überhaupt nicht. Ich glaube nur, dass es unheimlich schwierig wird, da jetzt noch weiter mitzuspielen oder eine neue Idee in dem Segment zu platzieren. Und das ist das Spannende. Was bleibt da übrig? Und da bleibt eine Menge übrig. Das sind die ganzen Konzepte jenseits der austauschbaren Masse, jenseits der All-You-Can-Eat-Konzepte. Da ist eine Menge Thermik und da kommen neue Modelle. Zu sagen, ich gucke nicht auf Effizienz, ich mache nicht die Optimierung der Rille, sondern ich gehe auf Effektivität. Ich schaue mir an, wie ich nicht 3% Conversion in meinem Konstrukt hinbekomme, sondern 30%, indem ich weniger mache, aber das hardcore optimiert auf den Punkt der Aufmerksamkeit, den Ort, an dem die User sind und versuche, das bestmöglich zu bedienen. Und das hat nämlich überhaupt nichts damit zu tun, dass man alles macht. Sondern es hat was damit zu tun, dass man das Richtige macht im richtigen Kanal. Und das ist eine Thermik, da kommen auch so Themen wie Discovery, Commerce, da kommen solche Themen rein. Da habe ich viel, viel Fantasie, dass 2024 auch aus der Not da nochmal eine neue Dynamik entstehen wird.

Joel Kaczmarek: Ich habe ein ähnliches gedacht, gerade wie Stefan. Wir hatten letztes Jahr eine Runde mit Snox, Purelay, Douglas und Payback. Und dann haben wir darüber geredet, wie die so ihr Social Game fahren. Und es war relativ faszinierend zu betrachten, weil zum Beispiel so ein Douglas gesagt hat, wir haben jetzt mittlerweile unsere eigene App. Da können Creator sich quasi einen eigenen Feed aufbauen. Also die Idee ist, dass sie so eine Art Wikipedia werden wollen für Beauty-Produkte. Also die wollen im Prinzip Unboxing-Videos, die wollen Besprechungen haben usw. und das halt auf Masse und sagen sich halt, wir versuchen diese Öffentlichkeit ein Stück weit zu uns zu ziehen. Das ist vielleicht ein bisschen gewagt, klingt mal auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite hast du ja auch gemerkt, die haben natürlich den Charme, den ganzen Influencern ganz interessant ins Geschäft zu kommen, weil sie Multi-Brands sind, weil sie sehr viele Beauty-Zugänge haben, Sichtbarkeit etc. pp. Und ich glaube, solche Elemente brauchst du halt, dass du digital denkst, dass du auch mal schnell ausprobierst, dass du dir überlegst, wie komme ich eigentlich mit den neuen Kanälen hin, weil ich meine, die große Diskussion ist ja, wird jetzt so ein Zalando irgendwie von den She-Ins dieser Welt im nächsten Jahr weg disruptiert? Also ist jetzt SHEIN das, was irgendwie Zalando vielleicht für Karstadt war, mal überspitzt gesagt, oder für den anderen lokalen Handel. Und was ist denn die Innovation bei diesen Playern? Es ist ja in der Regel eine Social Discovery auf Geschwindigkeit gemünzt, dass du schnell Trends erkennst, schnell den Verkauf kriegst und schnell die Distributionen. Und dann hast du natürlich noch so einen ganzen Rattenschwanz hinten dran mit irgendwie Umweltfaktoren, mit irgendwie Steuern ein bisschen merkwürdig, mit Postkosten und so weiter. Ich weiß gar nicht, ob dieser Deal noch steht. Früher hat ja die chinesische Regierung, glaube ich, die Postkosten

Stefan Wenzel: Ist vom Tisch, schon seit ein paar Jahren vom Tisch.

Joel Kaczmarek: Ja. Also trotzdem hast du so einen gewissen Wettbewerbsvorteil im Rücken gehabt und jetzt natürlich einfach Cashloads. Und das ist ja so. die Frage, Ruppert sagt ja auch immer so schön, worüber differenzierst du dich? Also ich finde Discovery kann ein Thema sein, ein anderes Thema kann irgendwie Service sein und Beratung oder Spezialisierung. Also es gibt glaube ich schon die Winkel, man muss sie nur finden. Also jetzt ist das Game zu fahren, ich mache jetzt Marktplatz, ich mache jetzt Plattformen, ich bin jetzt irgendwie, ich stelle mich gegen Amazon, das ist ja offensichtlich tot. Ja.

Ruppert Bodmeier: Aber es gibt doch echt eine Menge Spielraum eigentlich, würde ich sagen. Weil ich meine, auch jetzt Shein und Timu, am Ende des Abends, es ist ja immer noch im Kern das gleiche Handelsmodell, nur die Wertschöpfungskette wird völlig auf den Kopf gestellt. Aber du könntest ja theoretisch auch das Handelsmodell irgendwo auf den Kopf stellen. Versuche gibt es ja, die sind ja noch alle relativ klein oder sie sind halt total in der Nische High Snobiety zum Beispiel. Aber ich glaube, es gibt wirklich, wirklich eine Menge Spielraum. für, ich suche mir ein Thema, ich baue einen einzigartigen USP aus und ziehe es halt dann mal anders auf. Dogman, da haben wir auch schon öfters drüber gesprochen, Stefan, wie kann ich mit weniger Umsatz mehr Gewinn machen, oder wie kann ich mit weniger Sortiment mehr Umsatz machen, zum Beispiel. Also, so wie du sagst, nicht 3% Optimierung anstreben, sondern mal 30% anziehen. oder mit gängigen Händler-Dokumenten einfach mal brechen und die wirklich dann einfach mal strategisch zu hinterfragen. Ich hatte jetzt letztens mal mit einem super spannenden Fahrradhändler gesprochen und die hatten mal einen ziemlich klaren Nukleus, sage ich jetzt mal, und dann guckst du halt immer auf den Hand und dann lässt du dich ständig verfühlen. Ah, wir brauchen mehr Sortimente. Ah, wir brauchen einen Marktplatz. Ah, wir brauchen dies und das und dies und das. Die Branche tut dich ja geradezu in die Beliebigkeit, hinschubsen und sagen, so musst du es machen. Und die waren dann nicht mehr in der Lage eigentlich zu sagen, wofür stehen sie, wofür wollen sie stehen, wen wollen sie auch als Zielgruppe erreichen. Die haben ja gesagt, die erreichen plötzlich von die Leute, die eigentlich nur ein Fahrrad im Keller stehen haben, sie aber nie benutzen, bis zu den Hardcore-Usern, die jeden Tag mehrere Kilometer runterstrampeln. Und das ist halt beliebig. Und da sich wirklich klar artikulieren zu können, das ist meine Kernzielgruppe, von der komme ich und ich tue von diesem Nukleus links immer mehr andocken, bis ich merke, jetzt wird es so weit, dass ich mich irgendwie verwässere, dass so in dem Mittelpunkt, ich glaube, wir werden da im 24 ganz massiv eine Rückbesinnung auf solche Themen sehen, einfach weil sich eigentlich keiner mehr hochunprofitabel Umsatz mehr leisten kann. Du hast es ja gesagt, warum Stefan? Das geht halt einfach nicht mehr. Ich muss doch das abschneiden und ich spreche wirklich mit vielen Leuten, die da jetzt explizit viel genauer und klar reingruppen, welche Zielgruppen Kaufe ich mir heute eigentlich schon ein, welche sind eigentlich meine Dankbaren, welche sind meine Undankbaren. Weg mit den Undankbaren, Fokus auf die Dankbaren. Und das kann ja schon mal ein probates Mittel für 24 sein.

Stefan Wenzel: Ich meine, für einen Hammer sieht halt irgendwie alles aus wie ein Nagel. Und das ist ja in unserer Handelsbubble ist das das Sortiment. Also für uns ist die Lösung gelernt immer Sortiment. Mehr Sortiment, mehr Produkt. Ich bin ja groß geworden mit Einkaufskalender-Sprüchen wie Warendruck erzeugt Umsatz. Da muss man sich mal vorstellen, so sind die Einkäufer sozialisiert und die meisten Handelsunternehmen sind einkaufsgetriebene Organisationen. Und ich glaube 2024, Ausblick, Glaskugel hier von Madame Destiny nochmal kurz nochmal aufpoliert. Ich glaube, dass 2024 aus der Not viel stärker auf Hebelwirkung geschaut werden muss. Das heißt, ich muss mehr aus meinem bereits bezahlten Traffic, mehr aus meinem vorhandenen Traffic, ich muss mehr rausholen. Das heißt, die Produktivität steigt. Und wenn ich weiß, dass ich mit 20% meiner Sortimente tatsächlich 80% der Umsätze mache, das ist ja kein Witz, das ist ja nicht eine Binse oder eine Plattitüde, das ist Fakt. dann muss ich halt mich auf die 20 fokussieren. Und das ist von Traffic über Sortiment. Ich muss an allen Stellen im Grunde auf Hebelwirkung stärker mich ausrichten. Und damit kommt Effektivität als komplett neues, aus meiner Sicht, Paradigma mit in unsere Bubble hinein. Das löst wirklich, meines Erachtens, im Kopf sehr viel. Das bricht Krusten auf. Jetzt ganz anders, nicht nur über Kundenzugang, sondern auch über Sortimentierung oder Verpackung, Kommunikation, Marketing, After-Sales. Ich muss über ganz andere Dinge nachdenken, um nämlich diese 20 Prozent ans Wirken zu bekommen. Aber heilsam, heilsam. Dann können die anderen gegen Shein vor Gericht gehen. Die anderen, die können das weiterhin sozusagen an ihren Plattformen schrauben und 10 Milliarden Plusplayer bauen. Und die meisten anderen werden sich aber genau mit den Themen hier beschäftigen müssen wahrscheinlich. Da freue ich mich drauf, weil das für den User spannend ist, weil neue Konzepte, neue Kundenzugänge entstehen werden. Das ist gut.

Joel Kaczmarek: Naja, ich habe ja auch darüber nachgedacht, wie ich mein schlechtes Jahr abfange. Mache ich jetzt hier einen auf Madame Destiny und Blick in die Zukunft? Oder vielleicht sollte ich auch darüber nachdenken, hier mir irgendwie in Richtung Onlyfans was aufzubauen, ein kleines Imperium. Also worauf ich hinaus möchte ist, digitale Inhalte. Wo ist die Airtime der Leute? Wo verbringen sie die meiste Zeit? Offensichtlich auf dem Smartphone. Deswegen kommen wir ja auch ein bisschen in das Ski-In-Thema, weil die natürlich verstanden haben, die Themos und Ski-In-Systeme. dieser Welt, die Social-Kanäle wie TikTok halt für sich anzuzapfen und dann in Handel zu überführen. Aber vielleicht kriegt man es ja auch hin, den Handel virtuell stattfinden zu lassen. Also Gaming riesiges Thema zum Beispiel. Vielleicht sollte Douglas also eher darüber nachdenken, ob sie jetzt Beauty-Produkte für das nächste Roblox-Game irgendwie verkaufen. Das finde ich irgendwie ganz interessant. und vielleicht nochmal anknüpfend an eure Effizienzdebatten, Thema KI natürlich. Also ich habe ja neulich von Rupa zum Beispiel gezeigt bekommen, der jetzt auch sein Disruptive-Tool mit KI hier pimpt, da ist mir der Schlipper weggeflogen. Also vielleicht hätte ich dann doch OnlyFans machen sollen ohne Schlipper, hätte sich wieder angeboten, wenn ich gerade so überreage. was man da für Potenziale heben kann. Also wenn ihr von den 30% redet statt den 3%, ist das natürlich ein schöner Weg, sei es jetzt irgendwie über Produktbeschreibungen nachzudenken, die von der KI geschrieben werden oder einen Kundenservice mit Chatbots noch mehr zu machen. Also es gibt ja Dutzende von Ansatzpunkten. Und es gibt ja immer so schön diesen Spruch, KI ersetzt nicht deinen Job, sondern der Typ, der KI beherrscht oder die Dame. Von daher, glaube ich, könnte das halt auch noch so ein Faktor sein, wenn man gut versteht, sich mal über das digitale Geschäft Gedanken zu machen oder mit KI Ressourcen zu heben, Effizienzen, dass das noch so ein Hebel für 2024 sein kann.

Ruppert Bodmeier: Also ein KI-fähiges Commerce-Interface, wer das als erstes hinkriegt, der hat wirklich eine Differenzierung, weil da lasse ich ja wirklich um Faktor 100 Dinge besser machen. Ey, wie viel Zeit geht heute flöten, ewiges Durchlaufen von endlosen Listen, das Ausfindigmenten, was ich eigentlich wirklich brauche. dann ellenlange Beschreibungen von Produkten durcharbeiten. Wir hatten da Bock drauf. Und es ist alles heute wirklich ein Tritt gegen das Schienbein. Und wer das schafft, ein spannendes, inspirierendes Format zu bauen, sodass ich aber nicht à la Prompt Engineering da irgendwas permanent reinhacken muss. Wir sind ja hier nicht im MS-DOS-Zeitalter, sondern ich will ja Arbeit abnehmen und ich will ja nicht nur die Nerdies erwischen. Ich glaube, da ist ein Riesenpotenzial. Wer das cool hinkriegt, für 24, riesen Spielraum, die APIs gibt es, die Potenziale gibt es, für die wendigen ergibt sich da wirklich etwas, wo man sich cool differenzieren kann und nicht dieser billige Zalando-Chatbot, den sie da mal gelauncht haben.

Stefan Wenzel: Aber guck mal, Madame Destiny, ich meine, da haben wir doch was zum Mitnehmen. Also ich nehme ja hier eine Headline mit, 30 statt 3, das ist auf jeden Fall was für den nächsten Glückskeks. und ich würde sagen, Ruppert, Dann lasst uns auch wieder die Perücken anziehen und wir wandern ins nächste Zelt. Danke Madame Joël. Sorry, Madame Destiny.

Joel Kaczmarek: Ja, ihr macht euch jetzt mal hier ein bisschen vom Acker. Ich muss noch Umsatz machen.

Ruppert Bodmeier: Hinter uns hat sich schon die Schlange gebildet.

Stefan Wenzel: Aber auf ein gutes 2024, ne? Auf ein gutes 2024. Ciao.

Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.

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Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um E-Commerce: Dazu spricht Joel regelmäßig mit den innovativsten Händler:innen und Hersteller:innen des Landes, um dir konkrete Praxisbeispiele, Erklärungen und Handlungsempfehlungen für die sich rapide wandelnde Handelslandschaft aufzuzeigen. Wir wollen nämlich nicht, dass du angesichts von Digitalisierung, Globalisierung, Marktfortschritt und der Coronapandemie deine Felle davonschwimmen siehst. Stattdessen versorgen wir dich mit dem Wissen der Besten – egal ob stationär oder online, Mittelstand oder Konzern, Traditionsunternehmen oder Startup. Denn nur gemeinsam sind wir in der Lage, diese großen Herausforderungen zu meistern!