Case Study ⚡: Digitale Transformation im Elektrohandwerk

9. Mai 2024, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und ihr wisst ja, wir reden hier immer fleißig über die digitale Transformation, aber auch über die Digitalwirtschaft als Ganzes. Und heute wird es fast mal ein bisschen analog, denn heute sprechen wir über die digitale Transformation am Beispiel des Handwerks. Und was könnte analoger sein als Handwerk? Da steckt ja irgendwie die Hand schon drin. Doch, da tut sich natürlich einiges und das möchte ich mit euch heute gerne erschließen und habe da ein spannendes Triumvirat zusammengebracht, nämlich folgendes. Zum einen ist da der liebe Oliver Meyer, weil ihr wisst ja, mit Signal Iduna machen wir es regelmäßig so, dass wir Transformationsvorgänge nachzeichnen, weil die Jungs und Mädels machen da ganz viel. Und der liebe Oliver, der ist Zielgruppendirektor Embedded bei Signal Iduna und kann zu einer spannenden Kooperation etwas erzählen, nämlich zusammen mit MDA. Dahinter versteckt sich der Name Mixed Data Agency. Und was es damit auf sich hat, lernt ihr gleich. Das erzählt uns nämlich unter anderem der liebe Andreas Dörflinger. Der ist Bundesbeauftragter für Digitalisierung beim ZVEH. Das ist der Zentralverband der Deutschen Elektrohandwerke. Und wie das alles funktioniert, versteht ihr gleich. Denn Andreas ist auch noch der Geschäftsführer von besagter MDA. Das ist eine Ausgründung von dort. Also heute nehmen wir euch mal wirklich mit in den Maschinenraum, wie eigentlich Digitalisierung funktioniert, wenn man das ein bisschen ganzheitlicher macht. Und that being said, freue ich mich sehr, dass ihr beide da seid. Moin moin, ihr beiden.

Andreas Dörflinger: Moin. Moin.

Oliver Meyer: Hallo.

Joel Kaczmarek: Andreas, dann bist du vielleicht aber auch eine gute Person, um mal den Auftakt zu machen und uns so ein Stückchen für die Strukturen abzuholen. Weil heute ist ja, wie gesagt, so die Idee, wir zeichnen mal nach, wie digitale Transformation eigentlich funktionieren kann, am Beispiel vom Handwerk, in dem Fall dem Elektrohandwerk. Und als erstes hilft mir, wenn ich es dann mal verstanden habe, was macht so ein Zentralverband eigentlich? Was ist die Rolle? Wie ist vielleicht auch so die Struktur? Also wir wollen es jetzt nicht episch haben, aber mal so ein Big Picture wäre, glaube ich, schon ganz nice.

Andreas Dörflinger: Ein Zentralverband ist ein Stück weit die Vertretung der elektrischen Hände. Das heißt also, so ähnlich wie wir wählen gehen und eine politische Vertretung haben, hat eigentlich der Handwerker auch eine politische Vertretung. Das heißt, wenn ich ein Unternehmen gründe, das heißt, wenn ich sage, du, ich will Elektrohandwerker werden, ich sage, dann trete ich in die Innung ein. Das heißt, die Innung übernimmt das ganze Thema Ausbildung und veranstaltet zum Beispiel Gesellenprüfungen, Ausbildungsrahmenpläne, vertritt uns politisch. Und eben eine Innung ist wieder organisiert in einem Landesverband. Das heißt also, in der Regel hat jedes Bundesland von uns ein Landesverband und die Landesverbände sind wiederum eben unter dem Zentralverband angeordnet. Das heißt also, wenn man jetzt politisch eine Stimme braucht, wird das praktisch über die Innung in die Länder, über die Länder zum Bundesverband und der Bundesverband nimmt dann zum Beispiel an. politischen Sitzungen teil und vertritt das Handwerk. Ja, also das ist im Prinzip so die Zusammensetzung, das hört sich wild an, aber es sind natürlich in Summe, große Frage, wie viele Elektriker gibt es in Deutschland? Also es gibt in Deutschland 50.000 Elektroinstallationsbetriebe in Summe mit 530.000 Menschen, ich sage, die jeden Tag Kabelleitungen, Steckdosen, Wallboxen, PV-Anlagen an die Kunden Dienst leisten. Also ich sage, Wir sind, glaube ich, ein elementarer Partner, wenn es A, um die Energiewende geht, auch B, wenn es um das Thema Netzwerk und Informationstechnik geht. Wir, bevor ein WLAN-Router funktioniert, brauchen Strom und bevor ein WLAN-Router funktioniert, muss er auch eingerichtet werden. Also eigentlich sieht man, wir sind, ich will nicht sagen unersetzbar, das hört sich scheiße arrogant an, aber wir sind schon ganz schön wichtig. Ja, und Elektrotechnik, wenn man es mal so salopp sieht, ist eigentlich ganz schön jung. 1920, und das ist knapp mal 100 Jahre her, haben wir in Berlin die ersten Lichtschalter und Steckdosen installiert. Also da kam eigentlich zuerst das Thema Elektrifizierung und dann hat es lange gedauert, nämlich bis fast in die 50er Jahre. wo dann irgendwann mal eine Telefondose und eine Antennendose pro Wohnung dazukamen. Und das war eigentlich das Gewerke Elektro. Und wenn man mal sieht, was heute Elektro bedeutet, dann kann man sehen, es ist eigentlich von der technischen Transformation eine ganze Menge passiert.

Joel Kaczmarek: Ja, ich kann mich auch noch erinnern, ich hatte die eine oder andere Wohnung, wo ich noch stoffummantelte Kabel drin hatte. Also in Berlin gibt es das noch, so manche gute alte Gebäude. Ja, krass. Und ich kann ja schon mal als kleines Leak-Preview vorwegnehmen. Also diese MDA ist quasi eine Ausgründung aus eurem Verband mit dem Ziel, die Digitalisierung des Handwerks voranzutreiben. Dazu gleich mehr. Ich bin natürlich jetzt aber erstmal noch neugierig, wie passt denn da eine Signal Iduna rein, Oliver? Also was habt ihr mit den Jungs und Mädels so am Hut?

Oliver Meyer: Ja, man muss fast umgekehrt fragen. Die Signal Duna wurde auch vor weit über 100 Jahren von Handwerkern gegründet als Selbsthilfeeinrichtung. Also ist das Handwerk im Grunde unsere DNA, wie wir bei uns immer so schön sagen. Und gerade im Bereich der Klimagewerke, dem Elektrohandwerk, allem voran, haben wir ja mittlerweile enge Freundschaften. Und unsere eigene Transformationsgeschichte über Signal Duna in Bezug auf digitale Transformationen unseres Kerngeschäfts, aber auch Methodenkompetenz und unser Netzwerk so in die Startup-Szene in Deutschland hinein, Macht uns vielleicht auch als spannenden Partner an der Seite attraktiv, um auch der MDA dort weiterzuhelfen. Also wir haben zum einen natürlich das Ziel, unser Kerngeschäft hier zu stärken, auch mit modernen Ansätzen wie Embedded Insurance und Embedded Finance dort tief in die Customer Journey zu integrieren und auf der anderen Seite aber auch eben unser Know-how und unsere Partner mit einzubringen.

Joel Kaczmarek: Dann ist jetzt vielleicht ein ganz guter Zeitpunkt auch, Andreas, dass du uns mal ein Stück weit an die Hand nimmst. Was ist denn so die Digitalisierungslage im Elektrohandwerk? Also ist es so in Bereiche aufgeteilt? Welchen Impact hat das? Wo steht ihr jeweils schon? Vielleicht kannst du uns ja da mal eine Einführung geben.

Andreas Dörflinger: Zunächst Elektrohandwerk digitalisiert doppelt. Das heißt also einmal, was bedeutet Digitalisierung grundsätzlich? Digitalisieren heißt ja, dass Dinge, die es früher analog gab, auch ob das jetzt das Stück Papier ist oder ob es der Hersteller ist. Produktkatalog ist, wird in Summe einfach digital und online zur Verfügung gestellt. Und das ist so ein Stück weit so das Thema. Das heißt also, der Elektriker digitalisiert Häuser über den Oberbegriff Smart Home. Zum einen muss aber zum anderen auch seinen Betrieb digitalisieren, weil eigentlich in Summe der komplette Arbeitsprozess immer digitaler wird. Ich meine, früher kam der Kunde in dein Geschäft, du hattest einen Katalog und eine Mustertafel und dann hast du ihn mit dem Katalog und der Mustertafel beraten. Dann hast du ein Angebot geschrieben. Zum Glück ist die Schreibmaschine nicht mehr da, aber ich kann mich noch an Bernstein-Monitore und 24-Nadel-Drucker erinnern, wo man trotzdem Kunden am Anfang dann ein Angebot übermittelt hat. und heute geht das alles digital. Das heißt, heute kommt der Kunde eigentlich gar nicht mehr in dein Geschäft und er sagt, hör mal, was gibt es denn für Lichtschalter, sondern der weiß schon, was er für einen Lichtschalter möchte. Da hat er vorher schon im Internet mal unter Lichtschalter gegoogelt, was ihm denn da so gefällt und da sieht man, dass die Kommunikation und der komplette Prozess schon ganz anders aussieht. Das war eigentlich auch der Grund, warum der Verband gesagt hat, wir müssen uns mit der Digitalisierung, mit dem digitalen Geschäftsmodell, das heißt eigentlich von der Kundenanfrage bis zum After-Sales-Geschäft 100% digital. Ich sage, wie funktioniert das? Und das ist eben die Herausforderung, wo wir sagen Das soll die MDA machen oder die MDA soll dabei unterstützen. Eigentlich ist das Ziel, Prozesskosten zu minimieren, das heißt im Büro mit digitalen Werkzeugen effizienter zu werden und eben mit minimierten Prozesskosten eigentlich mehr Produktivität zu bekommen, nämlich weniger im Büro zu sitzen und dadurch natürlich auch wieder ein Stück weit den Fachkräftemangel zu kompensieren.

Joel Kaczmarek: Also wenn ich es jetzt mal so versuche, in kleine Inseln zu sortieren. Also eine Insel ist quasi die Kundenakquise gefunden werden und die Kundenauftrag erhalten. Eine Insel ist quasi das ganze Prozessuale im Betrieb selbst von Anfang bis Ende. Und was ich jetzt so raushöre, ist einer wahrscheinlich auch so die ganze Servicekomponente, nachdem irgendwie der eigentliche Auftrag abgeschlossen wurde. Gibt es noch weitere? War das richtig? Oder vielleicht habt ihr ja so Segmente, in denen ihr denkt.

Andreas Dörflinger: Nein, das sind ja schon Segmente. Natürlich sind das Prozessschritte. Alles, was du tust, hat ja Prozessschritte. Ich sage, beim Kuchen backen ist der erste Prozess auch, was will ich backen. Dann ist der zweite Prozess Zutaten kaufen. Der dritte ist zusammenrühren und dann zu sagen, habe ich einen passenden Ofen dazu. Und in der Elektrotechnik ist das ähnlich. Das heißt zum Beispiel, ich will eine PV-Anlage oder ich kaufe mir ein E-Auto, ich brauche eine Wallbox und dann hast du erstmal die Idee. Dann googlest du vielleicht Wallbox oder sagst, wen spreche ich an, wenn ich eine Wallbox brauche. und dann beginnt eben dieser digitale Prozess. und oft ist die zweite Frage, okay, Wallbox ist das eine. Das andere ist, was kostet das? Wann bekomme ich das? Und das läuft heute alles eigentlich digital. Und der Handwerker möchte natürlich jetzt nicht, wenn er jetzt alles digital schon hat, wie kriegt er das in seine kaufmännische Software? Er braucht ja wieder Das heißt vom digitalen Angebot eigentlich zur digitalen Auftragsabwicklung bis zur, ich sage mal, digitalen Kundenzufriedenheit oder eben nachher auch die Nachbetreuung. Es ist ja schön, wenn der Kunde anruft und ich kann ihm sofort sagen, dann und dann wurde deine Wallbox gebaut, du hast das und das Modell. Und ich kann auch die Informationen dem Monteur gleich mitgeben, weil es kann ja ein anderer sein, der es errichtet hat. Also in Summe hast du das super erklärt. Und auch, ja, so funktioniert das.

Oliver Meyer: Wann ist die MDR gegründet worden?

Andreas Dörflinger: 1998. Also wir haben immer noch so ein Stück weit den Start-up-Charakter, sage ich jetzt mal. Wir sind aber natürlich auch in der Lernphase gekommen. Weil ein Handwerker denkt anders, wie er meint, wie es funktioniert. Drum ist er Handwerker. Und man sagt ja immer, Handwerker sind schlechte Verkäufer. Und wenn du heute eben im Internet googelst, nach was googelst du? Nicht nach einem Handwerker, sondern du googelst in der Regel nach deinem Problem. Also nach Wallbox, nach Smart Home, bis zur Sprechanlage kaputt. Und da kommt kein Handwerker mehr. Da brauchen wir eben Menschen, die uns dabei unterstützen, dass wir praktisch die digitale Welt verstehen und das Handwerk digital erhalten bleibt. Wir haben da ein Stück weit, glaube ich, auch Verantwortung, weil wir haben eigentlich die letzten 40 Jahre das Vertrauen beim Kunden aufgebaut als Handwerker und würden da natürlich auch teilnehmen. gerne behalten und weitermachen. Und wenn man sieht, dass ja da ein Stück weit im Moment ein Smart-Plattform-Feudalismus stattfindet, dass Geschäfte heute ganz anders funktionieren, ist das im Moment die richtige Zeit, auch mit einem Partner, der es richtig Spaß macht, mit der Signal Idona, die nämlich sagen, wir haben da auch zusätzliches Know-how. Und das ist ja genau das, wo wir sagen, wir legen eigentlich das schon freundschaftlich. Und da sieht man auch, dass so eine Kooperation durchaus Sinn macht. Wir haben primär liegen unsere Stärken in der Dienstleistung und in den Händen, wie man Geschäft macht oder andersrum, wie so ein Prozess denn in der Praxis wirklich aussieht. Da denken Handwerker viel zu technisch. Ich sage immer, wenn wir einen Wellnessbereich verkaufen, fangen wir mit der Pumpe an und erklären, wie der Ofen funktioniert. Und wir verkaufen überhaupt keine Stimmung und sagen, was ist der Nutzen? Also wir sind da eher die Techies und deshalb tut das gut.

Joel Kaczmarek: So, und bevor wir jetzt gleich mal den Oliver noch mal tiefer eintauchen lassen, auch so in eure Kooperation, die ihr da habt, würde mich ja noch mal interessieren. Also 25 Jahre ist ja echt lang. Ich hätte jetzt gedacht, du sagst mir, ihr seid so 2019 gegründet oder sowas. Also Chapeau, dass ihr das schon so früh auf dem Radar hattet. Was ist denn so, sag ich mal, der Status Quo der Digitalisierung im Handwerk? Weil für mich ist das ja so, dass ich mich nicht mehr so sehr interessiere. Für mich fühlt es sich immer so an wie Mittelalter. Vielleicht sagst du mir aber ja auch, nee, wir sind jetzt schon in der, oder fast manchmal Steinzeit, hätte ich beinahe gemeinerweise gesagt. Also ich habe immer den Eindruck, dass der Handwerk sehr unterdigitalisiert ist. Vielleicht liege ich damit aber total falsch.

Andreas Dörflinger: Anfrage, hätte ich jetzt fast gesagt. Wie gesagt, der Handwerker digitalisiert doppelt. Das ist einmal eine Herausforderung. Das andere Thema ist aufgrund des Fachkräftemangels. Also aufgrund der Knappheit hat der Handwerker natürlich hier und da auch ein Zeitproblem, sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Das heißt also, warum? Es ist gar kein richtiger Druck da, weil wir haben Kunden, die rufen an und sagen, nicht mach mal ein Angebot, sondern die fragen, haben Sie Zeit? Und können Sie das, was ich möchte? Und dann geht die Geschichte los. Das heißt, für was? digitale Prozesse? Ja, aber man sieht ja im Moment, dass die Baubranche aufgrund von Zinssteigerungen, aufgrund von Kostensteigerungen, dass die Bauvorhaben abnehmen. Die Handwerker sind aber die gleichen. Das heißt, wir bekommen wieder Wettbewerb und der Wettbewerb ist entscheidend. In Summe natürlich, ich fange jetzt wieder an, Angebote zu schreiben. Also das Angebot und Nachfrage bestimmt natürlich auch ein Stück weit den Zwang zu digitalisieren. Und was natürlich dazu kommt, und das wird immer mehr, eben Prozesskosten minimieren, um eben Fachkräftemangel zu kompensieren, ist natürlich auch ein guter Ansatz. Also das, was so rückständig sind, sage ich erstmal nicht. Es ist sehr komplex. Weil wenn man jetzt Energiewende hört, muss der Elektriker erst mal sein eigenes Produkt digitalisieren. Aber er muss natürlich auch, wenn es um eine Photovoltaikanlage geht oder um eine Wärmepumpe. Das heißt also, wir benötigen heute, um den Kunden glücklich zu machen, oft Material. Mehr wie nur ein Gewerk. Wir brauchen Dachdecker, wenn es um PV-Anlagen geht. Wir brauchen Heizungsbauer. Ich sage, wenn es um das Thema Wärmepumpe geht. Wir brauchen stellenweise Garten- und Landschaftsbauer. Wenn es um die freistehende Wohlbox auf dem Parkplatz geht und du sagst, ich muss da mal 20 Meter Pflaster aufnehmen. Und man sieht, dass eben auch, wenn Gewerke unterschiedlich anbieten, dass sie ja auch digital untereinander Daten austauschen müssen. Das hat halt einfach eine gewisse Komplexität und eine Komplexität. Wenn du das richtig machst, braucht es eine Zeit, weil unsere Politik natürlich sagt, wir brauchen Standards. Das heißt, wir wollen keine, ich sage mal, Schnittstellen, wo sich Leute isolieren, sondern die sagen, wir wollen offene Schnittstellen, wir wollen einen offenen Wettbewerb. Und dann denkt man an und sagt, ja, so eine Schnittstelle muss normiert werden und dann reden wir nicht nur über Deutschland, sondern wir reden dann auch über Europa. Und bis dann sowas durch Gremien ist, dass eigentlich das, was man mal als Idee geboren hat, anerkannter Standard ist, dauert. Und je nach Bereich und je nach Thema Jahre mache ich mir kein Geheimnis draus.

Joel Kaczmarek: So Oliver, jetzt haben wir mal so grobes Verständnis davon, was das für eine Branche ist, wie viele Leute sind da aktiv, wo steht die Digitalisierung, wie sieht die aus? Und jetzt bin ich ja mal neugierig, an die Hand genommen zu werden von dir wiederum. Seid ihr seit 1998 mit dabei bei dieser MDA oder seid ihr erst später hinzugekommen? Vielleicht kannst du ja mal so den Zusammenschluss von euch da nachlesen.

Oliver Meyer: Total gerne. Also einmal, glaube ich, hat man gerade gemerkt, dass das total herzliche, ehrliche Menschen sind im Handwerk, mit denen wir da zusammenarbeiten dürfen. Und ich habe eben von der DNA der Signal-Duna-Gruppe gesprochen. In solchen Gesprächen, in aller Offenheit, wie Andreas das gerade gemacht hat, da lernen wir natürlich als Signal-Duna auch total viel über unsere Zielgruppe. Und du hattest eben auch nach Segmenten gefragt. Da vielleicht nochmal, klar gibt es da einen B2B-Kontext, den der Andreas super darstellen kann. Wie hilft die MDA bei der Digitalisierung der Wertschöpfung? Aber auf der anderen Seite glaube ich auch den besonderen USP im Sinne von für den Endkunden, also der B2C-Ansatz. Und da bin ich total überzeugt davon, dass das Handwerk da noch viel, viel selbstbewusster sein kann, weil die Besonderheit unserer MDA-Plattform ist eben, dass dort 21.000 Fachbetriebe bundesweit hinterstehen. Und dass die Herausforderung bei anderen Plattformen da viel, viel größer ist, überhaupt Umsetzungsressourcen zu finden, die eben PV beim Endkunden oder so umsetzen. Und die sind hier einfach mal da. Also die Angebotsseite gilt es hier ein Stück weit auch zu organisieren auf der MDA. Und da haben wir hier ein echtes großes Fund. Ich habe letztens vom ultimativen USP fast gesprochen. Genau.

Joel Kaczmarek: Okay, verstanden. Aber ich will ja vor allem von dir wissen, warum seid ihr da eingestiegen? Wie ist das passiert? Weil es ist ja jetzt erstmal ein relativ überraschender Gedanke, dass sich ein Versicherer mit einem Handwerkszentralverband zusammentut und einen Joint Venture gründet.

Oliver Meyer: Also im Rahmen der Jahrestagung des Elektrohandwerks in Bonn letztes Jahr wurde unsere Partnerschaft verkündet. Ich glaube, das hatte auch eine ganz schöne Reichweite, auch über das Elektrohandwerk hinaus. Wir haben das wahrgenommen, gerade so gewerkeübergreifend. Und dass die Reise dort begonnen hat, sieht man auch daran, dass wir zum Beispiel aus unseren Partnern heraus so ein paar Assets und Stärken versuchen mit einzubringen. Also nicht nur, dass wir Invest einbringen, sondern eben auch aus dem Thema unserer Google Cloud Partnerschaft, die die Signal Duna nur seit etwas über einem Jahr hat, dass wir dort Kontakte machen zu zum Beispiel Google Earth oder versuchen die Solar API hier mit einzubringen, um sozusagen PV-Potenzial zu messen und all das nutzbar zu machen für die MDA und da eben auch Kontakte zu knüpfen und auf der anderen Seite zum Beispiel auch auf dem Alphabet Universum die MDA in das Google for Startups Programm zu bringen, was ja nochmal große Vorteile hat. Und auf der anderen Seite solche Themen wie ein Company Builder mit an Bord zu holen, um zu sagen, dass uns jetzt die MDA mal gemeinsam sozusagen nach das Startup-Standards aufsetzen. und mit Marshall & Machine haben wir da, glaube ich, einen sehr, sehr coolen Company-Builder an Bord, der wirklich sehr, sehr kundenzentriert unterwegs ist, der schaut, was will eigentlich so ein Elektro-Kunde und wie können wir das bestmöglich bauen, also wirklich auch ein agiler Ansatz, der da mit reinkommt, sehr datenbasiert, mit guter Kompetenz im agilen Kontext und dann halt Build-Measure-Learn-mäßig von MVP zu MVP das Ganze zu bauen. und aktuell ist das eben das Thema Wallbox und der schließlich dann für uns als Signal Luna auch der Kreis, weil das Thema zum Beispiel E-Auto-Versicherung oder eben Versicherung der Wallbox als Embedded-Produkt in der Customer Journey des Kunden dann auch für uns viel Spaß macht.

Joel Kaczmarek: Okay, also wenn wir mal zusammenfassen, ihr seid, die sind 98 gegründet, aber ihr seid 23 erst eingestiegen. Ich überlege zwei Gedanken. Also A, möchte ich natürlich mal verstehen, warum jetzt, Timing. Und B, dass wir nochmal quasi euren Teil des Kuchens irgendwie aufmachen. Also was bringt ihr rein? Fangen wir vielleicht mal mit der Motivation an. Was gab denn jetzt den Ausschlag, das jetzt zu tun?

Oliver Meyer: Also ganz simpel, dass das Handwerk auf uns zugekommen ist und gesagt hat, hey, wir wollen unsere Bemühungen da deutlich verstärken. Und sozusagen das, was schon da ist und so ein bisschen ja auch aus dem Ehrenamt mit viel, viel Energie und Enthusiasmus, kann man sagen, for free auch gebaut wurde, auch einfachen durch Andreas Dörflinger. Und Team, das wollen wir jetzt skalieren und das wollen wir jetzt viel, viel mehr Betrieben zugänglich machen und deswegen suchen wir strategische Partner. Und das hat uns schon auch abgeholt und motiviert, weil wir gesagt haben, dafür haben wir uns an unsere Geschichte erinnert und wir glauben auch, dass wir da viel mit einbringen können.

Joel Kaczmarek: Und sagen wir mal so, als Investor denkt man ja oft in so Verkaufsebenen. Ich nehme mal an, das ist bei euch gar nicht so, das ist dann eher langfristig strategisch gedacht. oder habt ihr vor, das irgendwann mal zu veräußern oder irgendwas anderes zu überführen?

Oliver Meyer: Also klar spielt beim Invest auch immer das Thema Rendite und Risikoabwägung eine Rolle. Hier ist es aber vor allen Dingen eben genau auch die strategische Ebene. Wir haben seit Jahrzehnten eine Kooperation mit dem Elektrohandwerk und gehen hier jetzt sozusagen noch einen Schritt weiter und sagen, ey, wir bauen hier auch gemeinsam eine Company auf und versuchen dadurch schlichtweg auch den Login natürlich in eine unserer Kernzielgruppen nochmal zu erhöhen und wollen unsere Marktführerschaft auch in dem Segment noch festigen. wenn nicht sogar aufbauen in Richtung der Betriebe und wollen dann sozusagen mittelbar auch natürlich noch mehr Kunden erreichen, die das Handwerk als Kunde hat, die dann eben im Bereich Smart Home oder erneuerbare Energie oder Mobility Transformation unterwegs sind und die für uns dann natürlich auch super spannend sind.

Joel Kaczmarek: Okay, das finde ich ja smart. Und by the way, für die geneigten Zuhörenden, falls ihr euch wundert, was immer PV heißt, Photovoltaik fällt mir gerade mal so auf. Das dürfen wir vielleicht auch mal erzählen. Wir machen nachher noch so eine kleine Abfrage, Oliver. Wie heißen die Leitungen, wenn man eine neue Lampe anschließt? Das kannst du schon mal nachdenken.

Oliver Meyer: Das könnte dunkel werden. Okay.

Joel Kaczmarek: Phase, Erdung und was ist die dritte?

Andreas Dörflinger: Neutralleiter.

Joel Kaczmarek: Neutralleiter. Siehst du, Andreas hat es drauf. Aber Oliver, gesagt auch nochmal, einmal ganz kurz zusammengefasst, vielleicht auch nochmal, was ihr mit an den Tisch bringt, also was auch vielleicht eure Rolle da ist, also ich habe jetzt gelernt Investment, also Kapital, Methoden-Know-How, du hast gesagt, ihr habt irgendwie eine Koop mit Google, wo anscheinend irgendwie Assets reinfließen, ist das so das Wesentliche, habe ich noch was vergessen, vielleicht magst du ja mal beschreiben.

Oliver Meyer: Also im Wesentlichen hast du es super umrissen. Also wir versuchen natürlich auch aus unseren Erfahrungen auch bei anderen Investments mit anderen Startups und so weiter einfach ein bisschen Advisory und Erfahrung mit reinzubringen. Darüber, dass wir auch mit im Beirat sitzen, um die Gesellschaft in die richtige Richtung zu lenken und zu entwickeln. Wir bringen viele, viele Assets aus dem Google Cloud und Alphabet-Universum mit unserem Partner zusammen. Google zusammen, Google Deutschland mit ein. Wir haben den Company Builder an Bord geholt, der einfach nochmal einen ganz anderen Ansatz auch reinbringt, nämlich die Kundenperspektive und versuchen auch sowohl nah am Betrieb zu sein mit verschiedenen Workshops. Zum Beispiel gab es einen zum Thema KI mit Google BART, sozusagen Impact gerade. Und auf der anderen Seite eben auch vielmehr noch die Endkundenperspektive reinzubringen, also nicht nur Glaube zu haben, den Kunden zu kennen, sondern das auch datenbasiert zu entwickeln, um dann wirklich auch den MVP-Ansatz zu verfolgen. Wenn es einen Nutzen hat, entwickeln wir es weiter und wenn es keinen Nutzen hat, dann auch mal schnell sozusagen zu failen.

Joel Kaczmarek: Ja, cool, Andreas. Und dann bin ich ja jetzt mal neugierig. Jetzt sind sozusagen die Dominosteine aufgestellt. Was sind denn jetzt so die, sage ich mal, relevantesten Projekte, die ihr gemeinsam angeht? Also bietet ihr zum Beispiel auch selbst Softwarelösungen an? Baut ihr selber Software oder seid ihr mehr vermittelnd tätig mit der MDA? Also das ist ja natürlich jetzt der nächste logische Schritt, mal zu verstehen, was sind denn die Kernelemente, die ihr angeht?

Andreas Dörflinger: Ja gut, was sind die Kernelemente? Ich sage, das Ganze könnte man theoretisch und praktisch in einen Satz bringen. Also ich sage, alles, was dem Handwerker Nutzen bietet, ist erstmal gut. Und ich sage, wir wollen eigentlich digitalen Nutzen stiften. Das ist eigentlich so die Basisidee gewesen, weil ich sage, was digitalisiert wird, wird digitalisiert werden. Also ich kann ja heute schon mein Begräbnis digital buchen. oder gewisse andere Sachen. Wir müssen natürlich auch als Handwerker verstehen und lernen, was bedeutet Digitalisierung bei uns. Weil, wie schon erzählt, Google, der Endkunde, ja nicht mehr nach Elektro-Meyer oder nach Elektro-Dörflinge oder nach Elektro-Katschbarex, sondern der googelt nach seinem Problem. Der sagt, Licht, Dunkel. Ja, und dann muss natürlich sich einer Gedanken machen und sagen, okay, was muss ich tun, dass der Handwerker nicht aus dem Fokus rutscht. Ja, und es gibt ja Firmen, die investieren eben in Google, in Medien ganz viel Geld, um im Ranking nach oben zu rutschen. Ich bin mal ganz ehrlich, davon hat ein Elektrohandwerker nicht allzu viel Ahnung. Ja, weil wir denken technisch, wir denken in Summe immer in Lösungen, wir denken kompliziert und vergessen manchmal den Kunden abzuholen. und der Kunde sagt, hör mal, sag es in Deutsch und er sagt, fang chinesisch. Eben wie beim Lamper anschließen, wie das geht, ist dem Kunden wurscht. Ich sage, wenn ich mein Auto wegbringe, ist mir auch wurscht, was der tut. Hauptsache es läuft wieder, wenn ich es abzuholen. Ja, und deshalb ist für uns natürlich wichtig, was ist zu tun, ich sage kurz, mittel, langfristig, eigentlich um unseren Berufsstand, ich sage so, zu erhalten, sage ich mal, wie er war. Und dann haben wir uns natürlich auf eine Reise begeben. Das heißt, Marketing war früher eine Zeitungsannonce. Der Handwerker ist ja in der Regel lokal tätig, war lokal eigentlich bekannt. Und ein Handwerker war es nie gewohnt, Werbung zu machen. Ich sage, es gibt heute noch Handwerk ohne Homepage, fast unvorstellbar, aber versprochen gibt es. Und nur eine Homepage zu haben, ist wie ein Schaufenster und ein Schaufenster in der Nebenstraße. Kommen nicht so viele Leute vorbei, glaube ich. Ja, und das ist im Prinzip das, was wir in Summe alles lernen müssen. Das heißt, wie funktioniert digitales Marketing? Was brauche ich denn heute, um eben präsent zu sein? Und da haben wir natürlich als MDA gesagt, es gibt ja auf dem Markt den regelrechten Konfiguratoren-Hype. Also eigentlich haben das ja die Autoindustrie erfunden. Und jetzt, wenn ein Kunde was sucht, dann macht er das meistens abends beim nicht allzu spannenden Fernsehprogramm im Tablet. Und ich sage, du, ich beschäftige mich jetzt mit irgendwas. Und dann haben wir natürlich gesagt, wir brauchen auch Attraktivität als Handwerk. Das heißt also nicht nur, dass der Kunde herstellerbezogen ist. sondern das ist der Vorteil unseres Verbandes, dass wir eben sagen, wir können in einem Konfigurator eine fertige Hausinstallation abbilden und nicht nur die Antennenanlage und nicht nur das Bussystem und nicht nur die Einbruchmeldeanlage, sondern wir arbeiten schon. als MDA an gewerkeübergreifenden Tools, wo wir natürlich auch versuchen, die Industrie mit den Artikeln mit einzubinden, weil Konfigurator funktioniert ja nur, wenn er das entsprechende Material hat. Das heißt also, wir pflegen natürlich auch jetzt eine Material-Artikel-Plattform, um den Konfigurator zu füttern und Und machen uns jetzt natürlich, wenn wir über den Prozesskostenminimierungsabsicht sprechen, zu sagen, Mensch, alles, was wir tun, hat Vorschriften. Und kann man nicht die Vorschriften jetzt mit dem Produkt verknüpfen, dass wenn der Handwerker sagt, okay, ich wähle jetzt ein Kabel aus, haben wir ein Beispiel, ein Erdkabel, und dann zeigt mir mein Tool automatisch schon an, wie tief ich das eingraben muss, was ich zu beachten muss, wie ich das vielleicht absichern muss. Wenn wir sagen, wir reden über Digitalisierung, also wie kann man letztendlich Prozesse so gestalten, dass sie eben Zeit sparen und Nutzen bietet. Also ein Projekt ist eben mit dem Normungswesen im Moment ins Gespräch zu gehen und zu sagen, aus so einer Norm, ich nenne es immer Oper, muss ein Volkslied werden. Das heißt also, es muss aus meiner Sicht dahin, wo es gebraucht wird. Auch das Thema Schnittstelle ist spannend. Also wie transportieren wir Informationen von A nach B? Das heißt also, Tools müssen miteinander sprechen und müssen Daten austauschen. Wenn ich keine Schnittstelle habe, bedeutet das Doppeltarbeit, weil ich das Ergebnis ja nicht in ein weiteres Tool transportieren kann. Ich muss jetzt natürlich noch die Frage beantworten, worum geht das nicht alles in einem Tool, weil es natürlich recht komplex ist. Es gibt eben unterschiedliche Tools, ich sage mal eben A für unterschiedliche Gewerke. Das heißt, Konfiguratoren, um als Beispiel zu machen, ist, dass eigentlich heute jedes Produkt, jeder Hersteller einen Konfigurator hat. Und jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie kriege ich das Ergebnis eines Konfigurators? In meinem Arbeitsprozess, das heißt, ich muss ja Material bestellen, ich muss meine Kosten bewerten und da habe ich wieder ein eigenes Tool. Das ist nämlich meine kaufmännische Lösung, sage ich jetzt mal. Und wenn das Projekt fertig ist und ich muss es reparieren, dann wäre es natürlich auch schön, wenn ich per Knopfdruck, um einen gescheiten Service zu bieten, sage, wie kriege ich denn da die Informationen zur Verfügung gestellt. dass wenn ich sage, der Kunde ruft an, vielleicht sofort am Bildschirm aufpoppt, der Kunde öffnet sich und ich sehe alle Projekte, die ich mit ihm bis dato gearbeitet habe. Das sind alles Nutzenthemen, wo wir uns natürlich mit beschäftigen. Plus ein spannendes Thema Internet der Dinge, das heißt also der intelligente Heizkessel oder die intelligente PV-Anlage oder die intelligente Wallbox, die sich von sich aus meldet, wenn sie vielleicht eine Wartung braucht. Oder wenn ein Defekt ansteht. und natürlich auch die große Frage, was bedeutet künstliche Intelligenz? Was kann ich letztendlich noch weiter digital optimieren mit dem Thema künstliche Intelligenz? Das ist ja eigentlich eine weitere spannende Herausforderung, wo man sagt, okay, was bedeutet das für uns alle? Was bedeutet das für unser Gewerk? Was bedeutet das für Gewerkunversicherung? Also man kann natürlich auch sehen, dass das im Moment richtig interessant ist, was da gerade passiert ist.

Joel Kaczmarek: Also ich erinnere mich noch, als ich unser Büro renoviert habe. Wir haben den komplett bodenneu verlegt und dann haben wir von unserem Schaltkasten ein Herdkabel gezogen über, ich glaube, 10 Meter oder sowas. Und ich weiß noch ganz genau, wie unser Handwerker daneben schon meinte, Jungs, da braucht ihr aber irgendwie auf die Entfernung ab über 10 Meter braucht es irgendwie die Signaldicke DX. Und ihr habt zwar einen 5-Aderig, ist das schon mal richtig, oder 7-Aderig oder so, aber es muss dicker sein. Mein Vater stand daneben und meinte, naja, aber wieso? Jetzt mal rein physikalisch, da geht so und so viel Stromstärke durch bei der und der Spannung, das macht also folgendem. Physikalisch funktioniert das. Da meinte er, ja, hast du auch recht, nur versicherungstechnisch ist es nicht abgebildet, wenn. Also es hat eine unglaubliche Komplexität und ja auch einen riesigen Impact, was da passiert. Und vielleicht können wir auch nochmal eine Ebene draufsetzen, wenn man sich mal Handwerk insgesamt anguckt, also eure Branche, da sind ja Ressourcen. riesige Potenziale drin. Also da lassen sich Unmengen an Geld einsparen, CO2, Geschwindigkeit. Also da steckt so, so, so viel drin. Und wenn ich jetzt nochmal so dir zuhöre, habe ich jetzt gelernt, okay, ihr denkt in Richtung Konfigurationstools, ihr denkt in Richtung Materialtools, Kommunikation, Abverkauf, Marketing. Dann habt ihr wahrscheinlich viel auch so Schulung, könnte ich mir vorstellen, dass ihr Leute auch nochmal aufschlaut und einfach Wissensvermittlung macht. und so ein gewisses Maß an Lobbyismus ist ja im Zentralverband sowieso inne, weil es Das Einzige, was ich mich noch frage, ist, ihr seid ja quasi, hast du ja selber beschrieben, mit all den Gewerken seid ihr ja nicht unabhängig. Das heißt, was passiert denn, wenn jetzt irgendwie der Zentralverband des Sanitärhandwerks sagt, wir haben aber einen eigenen Konfigurator oder der Trockenbauer oder you name it. Da gibt es ja so, so viele eigene. Und du hast ja gerade auch selber geschrieben, wenn man auf Regierungsebene schon so Normungen abstimmt, dauert es ewig. Das muss ja bei euch nochmal schlimmer sein, weil ja viele Partikularinteressen auch zustande kommen. Von daher, lange Einleitung, kurze Frage. Wie kriegt ihr das orchestriert, wenn halt mehrere Gewerke eigentlich zusammenkommen?

Andreas Dörflinger: Ja gut, sprechen wir miteinander? Also das ist im Prinzip auch Aufgabe eines Verbandes, zu sagen, was tun wir? Gehen wir aufeinander los oder versuchen wir, Synergien zu erzeugen? Ich sage, Schnittstellen zu definieren, ein Miteinander so zu organisieren, dass der Kunde möglichst viel Nutzen erhält. Das ist ein Weg. Der andere Weg habe ich noch gar nicht erzählt. Wir haben zum Beispiel ein komplett neues Berufsbild entwickelt. Also der Elektriker gibt es ja jetzt in verschiedenen Berufsgruppen. Es gibt den Energieanlagenelektroniker, es gibt den Informationselektroniker und es gibt jetzt im Prinzip den Elektrotechniker für Gebäude- und Systemintegration. Das heißt also, wir haben einen komplett neuen Beruf, der genau das tut, nämlich die Gewerke technisch so zu verknüpfen, dass möglichst viel Nutzen entsteht. Und man muss ja mal überlegen, was bedeutet das denn alles? Und ich sage, unser größtes Problem ist, glaube ich, dass ganz viele Angst haben, wird es nicht irgendwann mal dunkel in Deutschland, wenn abends zwischen 18 und 20 Uhr alle, die ihr E-Auto haben, das in der Garage einstecken, wir eine Wärmepumpe haben, die eigentlich nicht mit Öl und nicht mit Gas funktioniert, sondern nur mit Strom. Und wir haben minus 20 Grad und ich sage ein Heizstab elektrisch unterstützt. Also auch das Thema Energiemanagement ist ja eine Sache, die hochspannend ist. Und das beginnt eben auch beim Elektroversorger, der die Energie zur Verfügung stellt. Also man sieht durchaus, es ist eben recht komplex. Und die Komplexität endet letztendlich darin, dass auch eine ganze Menge Kommunikation und Netzwerk stattfindet. Aber ganz klar, es gibt auch Wettbewerb. Das ist natürlich auch eine Sache, wo wir sagen, wir müssen zusehen, dass wir eben da auch mitspielen und nicht durch eben, wie soll ich sagen, Satelliten, die, ich sage mal, mit ganz aggressiven Preisen sich vielleicht auch ihren Prozess optimiert haben, nicht versuchen, da was zu tun. Aber das ist ja ein legitimer Prozess. Aber eben deshalb auch das Netzwerk, wo wir sagen, Tradition, Botenständigkeit und Innovation ist für mich gleich Erhalt der Zukunft und eine Perspektive. Und das ist das, was wir tun. Und man muss natürlich auch wissen, dass so ein Verband hauptsächlich aus Ehrenamtsträgern besteht. Also ich meine, ich habe einen Elektroinstallationsbetrieb und bin dann in unserer Innung Innungsmitglied gewesen, bin vom Innungsmitglied zum Obermeister gewählt worden, bin dann vom Obermeister, war ich Delegierter in unserem Landesinnungsverband und der Bundesbeauftragte. Für Digitalisierung ist also kein Hauptamt, sondern das ist ein Ehrenamt, was du eben nebenbei im Beruf machst. Und deshalb ist es umso wichtiger, dass man sagt, jawohl, ich habe Partner auch an der Seite, die das professionell machen. Ich sage, unser Hauptamt, also ich sage, wir sind stolz auf unser Hauptamt, aber das Hauptamt ist wieder vom Wissen des Handwerkers abhängig. Und das sind natürlich auch ganz viele Juristen. Also wir haben wenig Kaufleute im Hauptamt. Und deshalb ist es natürlich schön, dass wir auch Partner haben, wie jetzt die Signal Iduna, die sagt, Mensch, auch wir leisten unseren Beitrag oder wir unterstützen euch dabei. Und so wird da eigentlich ein Stück weit ein Schuh draus. Und ich sage, das Ziel, der runde Prozess, weil ich sage immer, ein runder Prozess ist ein guter Prozess und das ist das, woran wir eigentlich arbeiten. Wir wollen einen runden, digitalen Prozess, der möglichst viel Nutzen stiftet und zwar für alle, die an diesem Prozess teilnehmen. Ist es der Hersteller, ist es der Handwerker, ist es der Endkunde und sind es unsere Partner?

Joel Kaczmarek: So, und jetzt haben wir ja unsere Case Study schon mal weit durchdekliniert. Wie sieht denn so die Beteiligungsstruktur aus? Also die MDA, wenn ihr Tools baut, irgendwann entsteht ja da auch Wertschöpfung. Das ist ja durchaus spannend, zumal die Handwerker natürlich eine Zielgruppe sind und dann der Endkunde aber auch. Also da gibt es sozusagen durchaus Potenziale. Ist es bisher so, dass es einfach dem Zentralverband gehört und jetzt ein Teil der Signal Iduna? Gibt es noch weitere? Sollen weitere hinzukommen?

Andreas Dörflinger: Ja gut, man muss vielleicht zur MDA nochmal ein bisschen ausholen. Ich sage, die MDA ist praktisch ein Digitalisierungsunternehmen, was auch durch finanziellen Beitrag der Länder getragen wird. Also ich sage, Digitalisierung ist Mannschaftssport, glaube ich. Anders kannst du das gar nicht betrachten. Und ich sage, nur ein gutes Team und wenn jeder im Team seine Aufgabe übernimmt, kannst du Erfolg haben. Einzelspieler bist und versuchst, in der Mannschaft dich durchzusetzen, ist es schwierig. Und für mich ist das eben genau das, was wir tun müssen. Also wir haben dazu natürlich auch noch eine Industrie, die ihre Produkte produziert. Wir haben Großhändler, die die Produkte vertreibt. Wir packen das Ganze mit Bauzeit zusammen, weil wir sind ja letztendlich Dienstleister. Und Material und Dienstleistung gibt erst das Endprodukt. Und da sieht man ja, dass eine ganze Menge zusammenarbeiten muss, dass da letztendlich dann, ja, wenn man sagt, man muss viel tun, bis es nicht brennt.

Joel Kaczmarek: Blöd gefragt, habt ihr da eigentlich auch sozusagen eine komplett eigene Gesellschaft und eine eigene Webseite, weil ich habe da noch gar nichts zu gefunden. Vielleicht habe ich auch einmal zu doof geguckt. Also betrachtet ihr das sozusagen komplett losgelöst vom ZVEH oder seid ihr sehr nah dran mit der MDA?

Andreas Dörflinger: Wir sind natürlich sehr nah dran, weil letztendlich tun wir es ja für unsere Mitglieder und für unsere Betriebe. Und es wäre ja völlig fatal, wenn wir was am Ziel vorbeibauen. Also von der Seite sind wir natürlich schon sehr nah dran und hören da auch zu. Ich sage, Olli hat ja erzählt, wir haben einen Beirat und in diesem Beirat hat die Signal Iduna Einsitz. Aber wir haben natürlich auch Landesinnungsverbände und da haben wir natürlich auch eben Delegierte aus den Landesinnungsverbänden. Wir haben Delegierte aus dem Zentralverband. Und das wieder als Mischung aus Hauptamt und Ehrenamt. Also wir haben natürlich alle Komponenten, um nicht am Ziel vorbeizuarbeiten.

Joel Kaczmarek: Na gut, dann ist jetzt vielleicht der passende Zeitpunkt, um mal ein bisschen in die Kristallkugel zu schauen. Oliver, zum Schluss kommend, was sind so deine Erwartungen? Was sprichst du dir von? Es gibt ja diesen schönen Satz, man überschätzt, was in zehn Jahren passiert und man unterschätzt, was in fünf passiert. Was glaubst du so in fünf Jahren, was könnt ihr so mit eurem Joint Venture an der Front bis dahin erreicht haben?

Oliver Meyer: Ich hoffe sehr, dass wir mit dem Handwerk zusammen, und ich sage bewusst das Handwerk, also mit den relevanten Klimagewerken, die eben gekommen sind, wie der Tierheiz- und Klimabauer, wie der Dachdecker, wie der Schornsteinfeger, dass wir da auch gemeinsam etwas erreicht haben und die Wertschöpfung verbessert haben. Weil der Endkunde letztendlich ja sagt, hey, wenn ich mir eine Wärmepumpe hole, dann schließt sie zwar einer ab, an den Heizkreislauf an, aber da muss auch Strom ran. Also muss ich schon mal mit zwei Leuten reden. Und wenn wir das aus Endkundensicht so hinkriegen, dass der eigentlich nur mit einem reden muss und trotzdem relativ schnell sein Bedürfnis gestellt hat, moderne, erneuerbare Energie in sein Haus zu bringen oder das eben smart zu gestalten oder die Wallbox mit dem E-Auto zu haben. So aus der Sicht fände ich es cool. Und da sind ja ganz, ganz viele Gewerke relevant, aber vielleicht auch ganz andere Partner noch. Wenn wir jetzt in Richtung der nächsten Finanzierungsrunde gehen und Electrify, kann man übrigens googeln, dann findest du vielleicht auch das, was wir da gerade so treiben auf Electrify. Vielleicht auch andere Partner aus anderen Industrien noch drauf haben, vielleicht einen coolen Medienpartner drauf haben, der relevanten und spannenden Content vielleicht liefert. Dann haben wir, glaube ich, ganz, ganz viel erreicht. Und neben den Plattformen, die da gerade überall im Markt entstehen und erfolgreich sind, auch eben das traditionelle Handwerk gemeinsam in die Richtung zu bringen.

Joel Kaczmarek: Und Andreas, was würdest du sagen, also während ich hier auf Electrify gucke, die Seite sieht sehr schön aus, also darf ich euch erstmal loben. Hat der da recht? Hast du das auch so deine Prognosen für die kommenden fünf Jahre?

Andreas Dörflinger: Ja, natürlich hat Olli recht. Ich meine, wir ziehen ja auch am gleichen Strang, aber man muss eben überlegen, dass das alles eine gewisse Komplexität hat. Ja, weil letztendlich, warum geht das? Ich sage, jeder will Geld verdienen, jeder sagt, jeder will seinen Berufsstand erhalten und jeder würde natürlich gerne sagen, ich bin das Führungsgewerke. Ja, also das ist so ähnlich zu diskutieren. Was ist jetzt das wichtigste Körperteil? Es gibt ja so tolle Storys und wir müssen natürlich zusehen, dass wir eben langfristig, ich sage mal, gut aufgestellt sind, weil was bedeutet Digitalisierung, was bedeutet Energiewende? Das heißt also, wir pushen das im Moment wie verrückt, was wir brauchen. Jetzt Hände, die wir nicht haben, das sind aber alles Jobs, die werden endlich sein, weil irgendwann tritt ja eine Marktsättigung ein und dann kann die Mannschaft, die es gebaut hat, nicht in gleicher Stärke das wieder erhalten, sondern wir müssen uns natürlich auch Gedanken machen, wenn man jetzt die E-Bike-Branche sieht, die drei Jahre in Hype hatte und wenn du heute siehst, wie viele E-Bike-Hersteller schwächeln, musst du natürlich auch überlegen, was bedeutet die Befriedigung des Marktes zum einen, aber was bedeutet Konstanz? Und wie sieht die Zukunft aus? Also für mich ist das eine recht komplexe Geschichte, eben auch zu sagen, welche Rolle spielt die Digitalisierung als Oberbegriff insgesamt für unser Handwerk? Also ich sehe spannende Jahre, ich sehe tolle Jahre, aber ich sage immer, jede Herausforderung ist eine. neue Chance und man muss das bei uns glaube ich als Chance sehen. und deshalb bin ich natürlich voll positiv und euphorisch und ich sage, wenn wir unseren Job gut machen und einen guten digitalen Beitrag leisten, dann können wir da richtig was bauen.

Joel Kaczmarek: Gut, also ich sehe schon, ich nehme auch hier viele gute Zitate mit. Langfristig, die Opa soll zum Volkslied werden. Also gefällt mir, wie ihr irgendwie so hands-on alle seid. Vielen, vielen Dank auf jeden Fall euch beiden, dass ihr mich da mal mit hinter die Kulissen genommen habt. Und ich drücke euch sehr die Daumen, zumal es ja wie gesagt wirklich ein echt wichtiges, impactreiches Unterfangen ist. Also auf bald, macht's gut.

Andreas Dörflinger: Wir digitalisieren Vertrauen und genau so soll es bleiben. Danke auch und tschüss.

Oliver Meyer: Dankeschön, ciao.

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Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Digitalisierung: Und dazu haben wir uns die Besten an Bord geholt: Mit Viessmann gefolgt von Signal Iduna haben wir zwei erfolgreiche deutsche Mittelständler, die als Paradebeispiele gelten, wenn es darum geht, ein bestehendes Erfolgsgeschäft digital zu transformieren. Dazu erzählen Mitarbeiter:innen aus unterschiedlichen Bereichen wie ihre konkrete Arbeit aussieht und geben damit eine Blaupause für andere, die sich digitalisieren wollen.