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Matthias Weigert: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen People-First-Podcast von Digital Kompakt. Mein Name ist Matthias Weigert und ich bin Geschäftsführer der Unternehmerschmiede. Die Unternehmerschmiede unterstützt Unternehmen dabei, digitale Innovationen erfolgreich umzusetzen, indem wir die richtigen Teams gewinnen und schmieden. Das heißt vor allem erfolgreich machen. Wenn dieses Thema auch für euch interessant ist, kommt gerne über LinkedIn direkt auf mich zu. In unserem Podcast People First geht es um das Thema Mensch in der digitalen Welt. Heute sprechen wir über Unternehmertum, Gründergeist und eine Menge Enthusiasmus. Vor allem aber wollen wir darüber sprechen, wie es möglich ist, in kurzer Zeit ein Unternehmen mit über 90 Mitarbeitern aufzubauen. Nach dieser Folge weißt du, wie ein Unternehmen in kurzer Zeit auf- und ausgebaut wird und was die Zutaten sind, dieses Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Zu Gast im Podcast heute ist Jan Bechler. Jan ist Geschäftsführer von Fink3. Jan sagt von sich selber, er ist ein gefragter Experte in Sachen Digitalisierung, Online-Marketing und Startups. Gleichzeitig ist Jan einer der Podcast-Pioniere. Seinen ersten Podcast hat er bereits im Jahr 2007 aufgezeichnet. Herzlich willkommen Jan.
Jan Bechler: Moin Matthias, schön, dass ich bei euch zu Gast sein darf.
Matthias Weigert: Ich freue mich wirklich, dass du dir die Zeit nimmst, heute mit uns über diese spannenden Themen zu sprechen. Jan, du hast schon viele spannende, erfolgreiche Dinge ausprobiert, umgesetzt. Was hat dich geprägt? Wie bist du geworden, wie du heute bist?
Jan Bechler: Oha, gute Frage. Ich glaube, was mich am meisten geprägt hat in meinem Leben sind wahrscheinlich drei Dinge. Auf der einen Seite ist es auf jeden Fall Sport und Dinge, die man so über den Sport lernt, also Teamgeist und irgendwie so Leistungsbereitschaft. Dann ist es ganz viele Misserfolge, die ich in meinem Leben gehabt habe, die aber immer eigentlich ein Absprungbrett waren für ganz tolle Dinge, die passiert sind. Können wir sicherlich auch ein bisschen darüber erzählen, was das so für Sachen waren, die irgendwie einfach richtig schief gegangen sind und auch wehgetan haben, aber hinterher ein ganz tolles Ende gefunden haben. Und was mich sicherlich sehr geprägt hat, waren zwei Jahre MBA an der Hamburg Media School, wo ich nämlich meine heutigen Geschäftspartner kennengelernt habe, ohne die so das, was wir heute unternehmerisch machen, einfach nicht möglich wäre.
Matthias Weigert: Ich hab immer so ein bisschen verstanden, wenn man so bleiben will, wie man ist, dann muss man sich ständig verändern. Was machst du, um dich zu verändern, um dich anzupassen irgendwo an das, was du jetzt gesagt hast, was diese drei Dinge sind? Gibt's irgendwas, wo du sagst, das hält dich ständig irgendwie auf Trab?
Jan Bechler: Also ich glaube, ich hab Eine relativ hohe Neugierde, gepaart mit der totalen Unfähigkeit, mich richtig tief in Sachen einzuarbeiten. Aber glaube ich, in einem ganz guten Talent darin, neue Themen schnell zu begreifen und schnell auf die Straße zu bringen. Das ist, glaube ich, so eine Kombination. Also ich habe einen wahnsinnigen Spaß daran, Themen zu entdecken und neue Themen auszuprobieren und die dann irgendwie anzuschieben. Aber mir wird dann auch relativ schnell langweilig oder ich merke auch, dass ich gar nicht so gut da drin bin für die nitty gritty Kleinkram-Tätigkeiten im Maschinenraum. Da ist es dann immer gut, dass ich Partner habe und Leute um mich herum habe, die da dann richtig gut sind und die mir dann auch wieder den Freiraum geben, mich wieder mit neuen Dingen auseinanderzusetzen und so dieser Neugierde und diesem Spaß am Experimentieren irgendwie Raum zu geben. Und das sorgt, glaube ich, dafür, dass ich hoffentlich nicht einroste. Das fände ich mit 40 zu jung, dass ich immer wieder mich selber auch verändere, einfach durch Beschäftigung mit anderen Themen.
Matthias Weigert: Vielleicht auch schon eines der Erfolgsgeheimnisse, auf die wir später nochmal zu sprechen kommen. Wir haben gesagt, wir wollen so ein bisschen über Fink3 sprechen, ein Unternehmen, das du mit den Partnern, die du ja eben nanntest, gemeinsam sehr, sehr schnell aufgebaut hast. Vielleicht magst du ein paar Worte dazu sagen, was sich dahinter verbirgt, was ihr macht, wie sich das so ein bisschen entwickelt hat.
Jan Bechler: Genau, die Fink3-Gruppe ist eine Gruppe von mehreren Spezial-Online-Marketing-Agenturen, die sich jeweils auf so ganz klar abgegrenzte Bereiche im Digitalmarketing fokussiert haben. Wir sind jetzt gute fünf Jahre alt, knapp 90 Mitarbeiter, relativ international, ungefähr 20 Länder, was eine sehr bewusste Entscheidung war, das so aufzubauen, auch als wir zu dritt irgendwie angefangen haben. Darüber können wir bestimmt heute ein bisschen reden, warum wir das Team so aufgesetzt haben. Und die Bereiche, auf die wir uns spezialisiert haben, ist einmal mit unserer Tochteragentur Fink3Commerce kümmern wir uns um E-Commerce Performance Marketing. Insbesondere um die großen E-Commerce-Marktplätze. Also wir helfen Marken wie Unilever oder Bosch oder Sennheiser oder Balsen auf Ebay, auf Amazon und anderen Marktplätzen zu wachsen und da ein Direct-to-Consumer-Geschäft aufzubauen. Dann haben wir eine Tochteragentur Bismuth, die macht nur digitales B2B-Performance-Marketing. Wir haben eine Unit, die ausschließlich CRM macht, also sich die Frage stellt, wie kommuniziere ich eigentlich mit Bestandskunden und wie kann ich mehr Umsatz aus bestehenden Kunden rausholen? Und dann gibt es noch eine Unit, die so komplexere Daten- und Analytics-Projekte macht und viel so im Business Intelligence-Bereich unterwegs ist und Kunden dabei hilft, weniger nach Bauchgefühl zu entscheiden, sondern mehr datengetriebene Entscheidungen zu treffen. Genau, also das ist das, wie wir so aufgestellt sind. Wir sitzen Überwiegend hier in Hamburg und haben noch ein Büro in der Slowakei in Bratislava.
Matthias Weigert: Wie viele Leute sind da ungefähr?
Jan Bechler: In der Slowakei sitzen knapp 20 Kollegen.
Matthias Weigert: Spannend, also insofern auch schon international aufgesetzt. Wenn ich jetzt höre, das hört sich erstmal so ein bisschen klassisch vielleicht sogar an. Tauscht ihr Zeit gegen Geld oder habt ihr digitale Produkte, die ihr tatsächlich anbietet?
Jan Bechler: Also erstmal ist es ein Agentur- und Dienstleistungs- oder Beratungsgeschäft und da wird vor allem Zeit gegen Geld getauscht. Das ist so, also wir rechnen in der Regel auf Geld. Tages oder Stunden setzen ab und das ist ja auch erstmal ganz attraktiv, weil relativ schnell generiert man zumindest Cashflow. Wir sind so ein bisschen vorgeprägt, weil wir vorher, meine beiden Partner und ich, ein E-Commerce-Unternehmen gegründet haben, das Wein verkauft hat oder verkaufen sollte. Ehrlich gesagt hat es nicht so viel Wein verkauft, deswegen hat es auch nicht so gut funktioniert und wir haben es irgendwann wieder sein lassen. und Und gleichzeitig haben wir uns immer noch die Frage gestellt, wie kann man denn auch als Unternehmen wachsen und so ein bisschen menschenunabhängige Erlösquellen nochmal aufbauen. Also wie kann ich Erlöse erzielen abseits von, ich muss jetzt nochmal eine Stunde oder einen Tag mehr arbeiten. Und wir entwickeln gerade noch so eine Reihe von digitalen Cross-Selling-Produkten, so eigene Analytics- und BI-Lösungen, die ein Kunde dann einfach gegen eine Lizenzgebühr langfristig nutzen kann. Und so ein paar andere Ansätze gibt es, die wir da gerade entwickeln.
Matthias Weigert: Was macht euch besonders?
Jan Bechler: Also wir haben immer gesagt, wir wollen keine gewöhnliche Agentur sein und wir stellen erstmal alles in Frage und versuchen so viel wie möglich anders zu machen als normale Beratungen oder Agenturen. Und das ging schon los, als wir zu dritt waren, drei nun deutsch sprechende und aus Deutschland kommende Gründer. Und wir haben vom ersten Tag an gesagt, unsere Firmensprache ist Englisch, weil dieses ganze Online-Marketing-Geschäft ist sowieso ein internationales und wir sehen uns gar nicht als deutsche Firma, eine internationale Firma, die zufälligerweise in Deutschland sitzt. Wir glauben aber, dass es total attraktiv ist, ein internationales Team aufzubauen, weil wir dann auch für internationale Kunden arbeiten können und weil es uns auch ziemlich sicher im Recruiting helfen wird, weil nämlich es nun ja nun mal so ist, dass es einen relativ harten Wettbewerb auch gibt um Talente im Digitalmarketing. Davon gibt es tendenziell zu wenig und zu viele Firmen suchen solche Leute. Und es gibt dann doch immer wieder viele Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland oder nach Hamburg kommen, ganz häufig Delhi bewegen, weil man irgendwo jemanden kennengelernt hat. Und dann kommen eben Menschen nach Hamburg, die total gut ausgebildet sind, die aber nicht oder nur sehr begrenzt Deutsch sprechen. Und die könnten jetzt bei vielen eher klassischen Agenturen und Unternehmen eigentlich nicht mitarbeiten. Weil da immer noch Deutsch die Firmensprache ist, alle Dokumente, die ganze Kommunikation, alles ist auf Deutsch. Da fallen die also raus. Bei uns können die von Tag 1 an produktiv mitarbeiten, weil wir immer gesagt haben, jede E-Mail, jede Kommunikation, jedes Dokument ist einfach auf Englisch. Und das hilft uns total im Recruiting, muss man einfach sagen. Das ist sicherlich schon mal gut. Und dann ist es auch so, dass in der Art der Arbeitsweisen und wie wir Leute suchen und ausbilden, wir versuchen, viele Dinge anders zu machen. Also erstmal ist es so, das wichtigste Kriterium, worauf wir achten, wenn wir Leute einstellen, ist nicht, was haben die vorher gemacht, sondern wir gucken darauf, sind das Fast Learners. Also sind die in der Lage, schnell zu lernen? Und bringen sie das Energielevel mit, das auch zu tun? Warum? Weil ganz viele in diesen Feldern, in denen wir unterwegs sind, die sind so dynamisch und passiert jeden Tag wieder was Neues. Und es entsteht ein neuer Kanal oder neue Methoden, neue Wertschöpfungsketten und Mechanismen. Und da gibt es ja in vielen Bereichen gar nicht jetzt Leute, wo man sagt, also suche ich jetzt mal jemanden, der schon acht Jahre Erfahrung hat mit Amazon Advertising, weil so lange gibt es das noch gar nicht. Das heißt, ich muss viel mehr darauf gucken, sind das Leute, die kognitiv gut sind und die in der Lage sind, sich schnell in neue Themen reinzuarbeiten, um immer so market leading knowledge zu haben und sich das immer wieder anzueignen. Und darauf achten wir. Das führt dazu, dass wir richtig viele Quereinsteiger bei uns haben. die heute aber totale industry experts sind aber aus einem ganz anderen bereich eigentlich kommen und ich glaube das hilft uns auch im recruiting und uns ist total wichtig dass die leute immer das gefühl haben bei uns arbeiten sie mit den schlauesten leuten die es in der branche gibt zusammen und die waren nicht nur die schlauesten sondern die bleiben es auch. das heißt wir legen sehr sehr viel wert auf die weiterbildung der leute und zwar nicht indem wir die irgendwo zu irgendwelchen öffentlichen seminaren schicken sondern Obwohl wir jetzt ja gar nicht so groß sind mit 90 Leuten, haben wir eine interne, wir nennen das Fink3 Academy aufgebaut mit ganz viel interner Weiterbildung und Schulungen und Seminaren, sage ich mal, für die Leute, wo wir immer sie auf so State-of-the-Art-Wissen aus- und weiterbilden. Und das hat sich schon sehr bewahrheitet. Gute Leute arbeiten einfach gerne mit anderen richtig guten Leuten zusammen. Und das ist so ein Aspekt, dass Leute, glaube ich, sehr gerne bei uns arbeiten. Und das zweite, was, glaube ich, bei uns sehr groß geschrieben wird, ist das Thema Trust und Vertrauen. Wir geben den Leuten sehr viel Verantwortung und sehr wenig Vertrauen. und lassen die Leute von überall auf der Welt arbeiten. Jeder kann arbeiten, wann und wo er will. Und es ist immer okay. Das ist der Default-State. Du arbeitest, wann und wo du möchtest. Wir vertrauen darauf, dass das immer zur größten Zufriedenheit bei Mitarbeitern und zu den besten Ergebnissen führt. Auch in dieser Corona-Phase, Homeoffice war jetzt für uns nicht so aufregend, weil das ist eh irgendwie Teil der Firmenkultur. Wir haben auch Mitarbeiter, die z.B. den dunklen, grauen Januar in Deutschland nicht ertragen, die dann einfach im Januar aus Südafrika arbeiten. Und da ist auch noch dieselbe Zeitzone wie praktisch. Und abends und am Wochenende gehen sie halt irgendwie surfen oder fahren nach Stellenbosch zum Wine-Tasting. Oder letztes Jahr haben wir das erste Mal ein Haus auf Mallorca gemietet für drei Monate. In Klammern hießen natürlich dann die Finca 3. Und haben das als Pop-up-Büro auf Mallorca gemacht und gesagt, fahrt da hin. Habt da eine gute Zeit, die Firma zahlt und ihr könnt von da arbeiten. Und so kommt dann viel zusammen, was glaube ich dazu führt, dass die Leute einfach gerne bei uns arbeiten. Und der Effekt ist, da bin ich wirklich stolz drauf, das hat mir jetzt unsere HR-Kollegin gerade gesagt, wir haben in diesem Jahr ungefähr in den ersten sechs Monaten 350 qualifizierte Bewerbungen bei uns bekommen. Und das finde ich jetzt für so eine Firma unserer Größe schon extrem viel und zeigt irgendwie, dass es uns so ganz gut gelingt, Talente im Online-Marketing für uns zu begeistern und da so ein ganz gutes Employer-Branding, glaube ich, aufgebaut zu haben. Da freue ich mich drüber.
Matthias Weigert: Wenn wir mit Mittelständlern sprechen häufig, dann geht es gerade im Thema Digitalisierung so um das Thema Sinn oder Purpose. Nach dem Simon Sinek, warum macht ihr das eigentlich? Warum gibt es euch? Ist das ein Thema für euch? Habt ihr euch damit beschäftigt? Gibt es so ein Why bei euch?
Jan Bechler: Wenn du mich fragst, was mein größtes Problem ist in der Firma, ist es genau das. Wir machen einmal pro Jahr so eine große Mitarbeiterumfrage und da sind wir wirklich in allen Dimensionen, die wir so abfragen, top. Immer so eine Skala von 0 bis 10 auf den einzelnen Fragen und Dimensionen. Wir sind überall irgendwie neun aufwärts. Außer Bei der Frage, die so sinngemäß heißt, my daily work gives me the feeling that it's important. Das ist immer eher so eine 7,5 oder so was. Jedes Mal ärgert mich das wieder und ich denke mir so, was kann ich denn machen? Aber am Ende muss man einfach auch mal anerkennen, wir lösen nicht das Problem des globalen Klimawandels. Wir retten keine Menschenleben, sondern am Ende machen wir digitale Werbung. Muss man einfach mal so hart sagen. Da muss man sich schon sehr bemühen, um da jetzt so einen harten Sinn drin zu finden, der einem jetzt auch so eine ganz krasse Erfüllung gibt. Man kann das so ein bisschen konstruieren und kann sagen, naja, wir helfen irgendwie dem kleinen Mittelständler gegen das große Amazon irgendwie zu competen und von dem nicht erdrückt zu werden, sondern das eher so für sich als eine Rampe zu nutzen. Also man kann das so ein bisschen hinkonstruieren. Aber am Ende, es ist halt auch nur Marketing und Werbung und es gibt viele Jobs und Tätigkeiten, die einem sicherlich mehr einen höheren und wertvolleren Purpose haben als das, was wir machen. Aber ja, die Frage treibt mich total um.
Matthias Weigert: Was ich spannend finden würde, ist, wenn du so ein bisschen nochmal zurückspulst, als ihr noch ganz, ganz klein wart, so vor fünf Jahren und sagst so, was war so die emotionale Reise des Aufbaus? Wie hat es gestartet? Mit welchen Menschen habt ihr gestartet? Was war dann so der nächste Schritt?
Jan Bechler: Also erstmal ging es los, das habe ich eben schon angedeutet, wir haben versucht, online Wein zu verkaufen. Das war so ein klassisch Venture-Capital-finanziertes E-Commerce-Startup. Und am Ende hat das nicht funktioniert oder nicht in dem Maße, wie wir und unsere Investoren sich das alle mal vorgestellt haben. Und das war einfach richtig scheiße. Und ich habe da persönlich richtig drunter gelitten. Ich habe alles mitgenommen an Schwierigkeiten. Stresssymptome, die man haben kann. Ich habe nicht mehr geschlafen. Ich habe mit den Zähnen geknirscht. Ich hatte, obwohl ich zu der Zeit noch sehr, sehr viel und sehr intensiv Hockey gespielt habe, viel Sport gemacht habe, eigentlich sehr fit war. Ich habe solche Rückenschmerzen gekriegt. Es gab einen Tag, da konnte ich nicht mehr aus dem Auto aussteigen. Und das war jetzt nicht körperlich bedingt, sondern das war einfach psychischer Stress, weil ich mit diesem Druck und diesem es klappt nicht, nicht klar gekommen bin. Ich habe dann mit einem total tollen Coach, der auch aus dem Leistungssport kommt, so einer der weltbesten Ironman-Athleten, der hat mir sehr dabei geholfen, das irgendwie zu erkennen und habe dann sehr stark angefangen, mich so mit Mentaltraining und Meditation und Achtsamkeitstraining auseinanderzusetzen. Und das war für mich dann eigentlich so die Brücke da so ein bisschen raus und das mit mehr Distanz zu sehen und erstmal überhaupt mit diesem Stress und diesen Negativgefühlen irgendwie besser klar zu kommen. Und das hat mir wiederum dabei geholfen, immer noch anzuerkennen, dass wir das Spiel nicht gewinnen werden. Wir lagen einfach zu weit hinten und die teuren Transfers, die man jetzt noch gebraucht hätte, um da aus dem 0 zu 7 noch irgendwie den 8 zu 7 Sieg zu machen, das war einfach nicht drin. Und dann haben meine beiden Partner und ich gesagt, alles klar, das klappt nicht. Wir überführen das jetzt mal in so einen Winterschlafmodus. Dann läuft die Seite noch weiter, aber wir müssen eigentlich keine Zeit mehr rein investieren. Und haben das dann auch sehr, sehr transparent und auch sehr, sehr partnerschaftlich mit den Investoren, für die nun einfach auch viel Geld verloren gegangen ist, kommuniziert. Sind da sehr fein rausgekommen alle. Auch wenn das nicht geklappt hat, haben meine beiden Partner und ich trotzdem gesagt, Wir glauben an diese Dreierkonstellation. Wir glauben, wir als Team, wir haben so viel Vertrauen ineinander und unsere Kompetenzen sind so komplementär, wir decken eigentlich schon viel ab gemeinsam. Wir glauben dran, wir kriegen was Gutes gemeinsam hin.
Matthias Weigert: Magst du so ein bisschen ausführen, wenn du sagst Kompetenzen komplementär, das klingt ja noch ziemlich abstrakt, aber welche Rollen habt ihr so abgedeckt und was hat euch geeint?
Jan Bechler: Wir kannten uns eben aus zwei Jahren sehr intensiven MBA. Das war wirklich zwei Jahre lang. Sieben Tage die Woche, drei Wochen Ferien im ganzen Jahr, inklusive Weihnachten und so. Also es war schon hardcore. Und dadurch kannten wir uns sehr gut und hatten ein ganz hohes Vertrauensverhältnis ineinander. Haben dann alle ein paar Jahre angestellt gearbeitet und dann irgendwann gegründet. Und ich bin sicherlich in dieser Konstellation, ich war früher Radiomoderator und bin, glaube ich, dann eher so der Sales-Typ und sehr outgoing und, glaube ich, ein ganz gutes, breites Netzwerk und bin wahrscheinlich so der Außenminister, würde ich sagen. Björn, einer meiner beiden Mitgründer, Hat einen ganz starken Background, wenn es um quantitative Methoden geht, was ja im Performance Marketing total wichtig ist. Und ist einfach ein sehr guter Analytics, Business Intelligence und Performance Marketeer. Und Tim hat einen sehr starken Background im Bereich Search. und im Bereich Technologie. Und das deckt schon zusammen dann sehr viel ab. Und keiner kann das, was der andere kann, jetzt in der gleichen Qualität. Und wir haben so an dieses Team geglaubt und haben dann gesagt, naja, das mit dem Wein hat nicht geklappt. Und jetzt nehmen wir uns mal ein bisschen Zeit und überlegen uns mal, was so das nächste Projekt ist. Und irgendwie müssen wir in der Zwischenzeit ja unsere Miete bezahlen und den Kühlschrank voll machen. Dann machen wir ein bisschen Freelance-Beratung. Irgendwas wird schon gehen. Irgendwer wird uns schon hier und da mal ein paar Tage im Monat buchen. Und davon kann man dann schon die Miete bezahlen. Und zur Not stelle ich mich wieder auf den Kiez in irgendwelche Hip-Hop-Läden und fange wieder an aufzulegen, was ich früher gemacht habe. Und dann war es tatsächlich so, als sich das so rumgesprochen hat, dass wir sehr schnell sehr, sehr viele Nachfragen hatten. Also es haben sich ganz viele Leute gemeldet, die gehört haben, ey, ihr habt gerade Zeit und wir bräuchten hier und da mal Support, könnt ihr uns irgendwie helfen? Und dann kamen wir so an den Punkt, dass wir schnell gemerkt haben, okay, das können wir eigentlich gar nicht bedienen, weil es viel zu viel ist. Das kriegen wir in dieser kleinen Konstellation gar nicht hin. Also wenn wir das jetzt alles bedienen wollen, dann müssen wir eigentlich dafür nochmal Leute einstellen. Und dann haben wir uns so gefragt, okay Vielleicht müssen wir ja gar nicht so lange überlegen, was jetzt so unser nächstes Projekt ist. Vielleicht ist genau das, was wir am besten können oder was man uns am meisten zutraut. Und da muss man ein bisschen sagen, sind wir dann auch so wie die Jungfrau zum Kinder dazu gekommen, am Ende so ein Beratungsgeschäft aufzubauen. Also das war jetzt nicht so auf dem Reißbrett ausgedacht und dann durchgezogen, sondern wir sind da mal platt gesagt reingerutscht. Ja, und dann war es natürlich, als wir dann uns irgendwie gesagt haben, okay, das ist es jetzt, dann haben wir uns natürlich die Frage gestellt, okay, wenn wir das jetzt machen, wie machen wir es denn bestmöglich? Haben tatsächlich auch noch so die paar Mitarbeiter, die wir bei Navinum, der Weinplattform hatten, alle behalten. Einige sind bis heute immer noch Teil des Teams und haben dann eben angefangen, das Team aufzubauen. Und da war dann eben genauso die Frage, weil du ja gefragt hast, was waren so wichtige Entscheidungen, also auf jeden Fall war es so diese Internationalität, die uns sehr wichtig war, dann sind es die ersten Mitarbeiter, die du einstellst. Die prägen auch eine Kultur und an denen hängt, glaube ich, schon sehr viel. Also ich glaube, an den ersten fünf Mitarbeitern hängt mehr vom Unternehmenserfolg als an dem 25. Mitarbeiter. Da bin ich schon sehr überzeugt von. Und da haben wir einfach ein paar Richtig gute Leute eingestellt.
Matthias Weigert: Wie seid ihr da vorgegangen? Was sind so Felder, in die ihr euch entwickeln wollt? Du hast ja vorher auch auf die Kompetenzen geguckt so ein bisschen. Gibt es da was, worauf du oder ihr gemeinsam besonders geachtet habt?
Jan Bechler: Wir haben gesagt, uns ist wichtig so Exzellenz in dem, was wir tun. Also wir wollen in den Dingen, die wir machen, wollen wir die Besten sein. Und wir wollen auch nur Leute einstellen, wo wir wirklich aus Überzeugung sagen, das sind auch die Besten, die man dafür kriegt. Und wir haben gesagt, wir wollen nicht so eine generalistische Online-Marketing-Agentur sein, die alles irgendwie macht, aber vieles auch nur so halb gut. Sondern wir haben gesagt, wir spezialisieren uns auf schnell wachsende Bereiche im Online-Marketing und machen dann auch wirklich nur das. Wir machen kein Social Media heute. Wir machen auch kein SEO und wir machen auch eine Reihe von anderen Dingen, die wir einfach nicht machen, sondern wir konzentrieren uns auf wirklich so diese abgegrenzten Bereiche. und sind da dann sehr spitz positioniert. Das war, glaube ich, auch eine gute Entscheidung, weil dann auch Mitarbeiter sich viel bewusster genau dafür auch entscheiden und sich damit dann auch identifizieren. Und dann haben wir halt Leute gesucht, die auch so diesen Spirit mitgebracht haben. Ja, ich glaube daran. Ich sehe da so eine Vision, wo die hinwollen. Ich habe Bock, das mit aufzubauen. Ich habe Lust, mich in Themen reinzuarbeiten, die heute noch ganz klein sind. Also das Thema Amazon Marketplace war damals super klein, super früh. Dann haben wir irgendwie Leute gefunden, die genau wie wir daran geglaubt haben, dass das mal groß wird und gesagt haben, ist ja geil, bei so einem neu entstehenden Thema ganz früh mit dabei zu sein. Da ist man ja automatisch der Schlauste im Markt, weil es gibt gar nicht so viele. Und dann muss man ja nur zusehen, dass man es auch. Und nach solchen Leuten haben wir eben geguckt und das hat dann schon gut funktioniert und trägt sich bis heute. Und tatsächlich ist es auch so, dass fast alle von denen, mit denen wir damals so gestartet haben aus dem Kernteam, heute noch bei uns sind. Also wir haben eine sehr geringe Fluktuation.
Matthias Weigert: Da würde ich gerne gleich auch nochmal drauf eingehen, aber jetzt so von dem Aufbau her. Ich habe immer so im Kopf, ich habe mal mit einem in der Gaming-Industrie gesprochen, der das aufgebaut hat, der hat gesagt, du Matthias, irgendwann wird es schwierig, wenn du an der Kaffeemaschine stehst und gefragt wirst, wer bist du denn? von der Größe der Organisation. Jetzt weiß ich nicht, ob das bei euch auch schon vorgekommen ist, aber zumindest so dieses, wenn es dann 10 Mitarbeiter, 15 sind, dann gibt es ja immer so Wellen. Vielleicht kannst du dazu noch so ein bisschen was sagen, weil da das ja auch viel mit Kultur dann zu tun hat, weil du nicht mehr mit allen sprechen kannst. So diesen Spirit am Anfang, den ihr verbreitet, der muss sich dann ja auch weitertragen durch andere.
Jan Bechler: Total. Also ich habe das das erste Mal so wahrgenommen bei so 20 Leuten, als wir so 20, 25 waren, dass sich so ein bisschen was ändert. Und dann später nochmal bei, ich sage mal so 50 und 80. Auf der einen Seite musst du dann, glaube ich, nochmal anders über Strukturen und Prozesse nachdenken, weil du dann eben einfach nochmal eine Führungsebene einziehen musst. Und gerade wenn du relativ schnell wächst, ja auch Prozesse bauen musst, die irgendwie eine gute Kommunikation sicherstellen und dir dann auch so ein Wachstum aushalten. Was, glaube ich, bei uns auch sehr wichtig war, als wir so gute 20 waren, haben wir gesagt, wir wollen jetzt mal unsere Kultur und unsere Werte aufschreiben. Und idealerweise wollen nicht meine beiden Partner und ich das aufschreiben, sondern wir wollen eigentlich, dass das Team das macht. Und wir fahren einmal pro Jahr mit dem ganzen Team weg, so ein langes Wochenende. Und das ist immer im Januar. Immer so ein Rückblick aufs letzte Jahr, Ziele für das Jahr, plus ganz viel auch einfach Gin Tonic trinken und eine gute Zeit haben, ja? Und in dem Jahr, als wir dann so gute 20 Leute waren, haben wir gesagt, wir wollen das Wochenende mal nutzen und überlegt euch mal, was ist euch eigentlich wichtig, wenn ihr morgens aufsteht und ins Büro kommt? Und wann geht ihr abends nach Hause und sagt, das war ein guter Tag und hier arbeite ich gerne? Und haben dann hunderte Post-its vollgeschrieben und an Wände geklebt und das dann wieder so ein bisschen konsolidiert und runtergebrochen. und daraus sind dann so aus dem Team heraus so zehn Kernwerte entstanden, die bis heute eigentlich auch tragen und die so ein bisschen unsere zehn Gebote sind, die auch überall im Büro sichtbar sind und präsent sind.
Matthias Weigert: Sagst du ein Beispiel, wie die formuliert sind, dass man so einen Eindruck bekommt?
Jan Bechler: Einer der Werte heißt Make Smart Mistakes, wo die Leute sagen, wir wissen, Rückschläge und Fehler sind Teil von Innovationsprozessen, aber wenn es passiert, dann stellen wir sicher, dass wir es a transparent unserem Kunden und unseren Kollegen erklären, warum es passiert ist und was wir sicherstellen, dass es nicht nochmal passiert. Oder ein anderer ist, das habe ich ja schon eben angedeutet, We offer the highest flexibility regarding time and place of work. Das ist eben einer unserer Werte. Und dann geht es viel auch um Respekt miteinander und um, wir helfen uns gegenseitig und wir wollen Thought Leader in unseren Bereichen sein. Also solche Dinge sind das. Und ich nehme ja auch bis heute mit jedem neuen Mitarbeiter die Zeit, wenn der anfängt, So, nach 14 Tagen werden so die ersten ganzen Eindrücke, die dann auf einen einprasseln. Mich selber eine Stunde mal hinzusetzen und mal einen Kaffee zu trinken und mal zu fragen, hey, wie waren denn so die ersten zwei Wochen? Und übrigens, jetzt hast du ja schon gesehen, ich hänge über all diese Werte. Ich will dir einfach nochmal erzählen, wie die so entstanden sind. Also die sind jetzt nicht so top-down irgendwie vorgeschrieben worden, sondern die kommen aus dem Team. Und ich ermutige die Leute immer zu sagen, das ist unser Bezugsrahmen. Und wenn du irgendwie das Gefühl hast, jemand hier in der Firma hält sich nicht dran, Oder irgendwo fasert es gerade so aus, dann bitte macht es zu einem Thema und erinnert die Leute dran. Es ist total okay und es ist sogar gewünscht, sich gegenseitig mal dran zu erinnern, wenn irgendwie wir uns mal nicht dran halten. Und ich glaube, das funktioniert schon auch sehr gut und sorgt dafür, dass die Leute gerne ins Büro kommen. Und ansonsten versuchen wir uns einfach sehr, um die Leute zu kümmern.
Matthias Weigert: Was ich total spannend finde, wir haben auf der einen Seite Werte jetzt und so dieses Gerüst. Jetzt hattest du kurz gesagt Prozesse, Strukturen. Da gibt es ja auch die verschiedensten Arten. Alle rennen so ein bisschen mit der Spotify, mit dem Aufkleber durch die Gegend und sagen, wir müssen uns anders organisieren. Wir sind eher im Netzwerk organisiert, wir haben Kompetenzteams, wir haben cross-funktionale Go-to-Market-Teams. Wie habt ihr das für euch gelöst? Wie habt ihr euch organisiert?
Jan Bechler: Also bei uns ist es schon so, dass gerade wenn du in einem Beratungsgeschäft bist und den Anspruch hast, wirklich market leading Qualität anzubieten, dann brauchst du schon auch Leute, die wirklich Experten in ihrem Bereich sind und musst auch so deine Teams organisieren. Und klar, wir sind dann so nach diesen verschiedenen Kompetenzfeldern aufgestellt. Also es gibt dann die CRM-Spezialisten, es gibt die Analytics-Business-Intelligence-Spezialisten und im E-Commerce-Bereich gibt es die Advertising-Spezialisten oder die Strategen und Client-Leads. Da hat schon jeder so seine klare Rolle und trotzdem ist es ja so, dass auf einem Kunden Mitarbeiter aus unterschiedlichen Teams zusammenarbeiten. Das ist ja auch klar. Also rein technisch. Organisieren wir uns über Tools, also Asana ist unser Projektmanagement-Tool, Microsoft Teams ist unser Kommunikationstool, weil wir insgesamt auf der Microsoft-Infrastruktur unterwegs sind. und vom Wissen und der Arbeit ist es dann schon so, dass wir sagen, na klar, der BI-Kollege, der soll schon Spezialist und der Beste im Bereich Business Intelligence sein, aber der kann seinen Job nur dann richtig gut machen, wenn er auch ein Grundverständnis dafür hat, was in den anderen Teams passiert. Also wir wollen dann auch nicht so scheu klappen, ich bin jetzt nur in diesem Bereich und da weiß ich alles, aber drumherum weiß ich nichts, sondern wir glauben auch, dass so ein holistisches Verständnis für das Gesamtgeschäft unabdingbar ist. und da bilden wir die Leute auch schon.
Matthias Weigert: Wenn wir da nochmal einen Augenblick gucken, das eine ist ja, was man so intern macht. Und die Frage ist ja auch so ein bisschen, wie so das Ökosystem um einen herum sich entwickelt. Wie stellt ihr sicher, dass, wenn du sagst, wir wollen immer die Cutting-Edge-Leute haben, dass die auch an den neuesten Themen arbeiten? Seid ihr vernetzt mit anderen, international vernetzt? Internationalität ist ja bei euch schon gelebte Praxis sozusagen. Aber die Frage auch so ein bisschen, wie offen ist eure Struktur auch aufgebaut?
Jan Bechler: Das gibt es ja, ich sag mal, Push und Pull, ne? Da, wo Mitarbeiter selber von sich aus sagen, ich möchte da nochmal auf ein Thema, das möchte ich besser verstehen, dann ermöglichen wir ihnen das auf unterschiedlichste Arten und Weisen. Aber wir sagen dann auch immer, pass auf, du kannst alles machen, wir organisieren ein Training für dich, was auch immer du möchtest. Aber wir möchten dann, dass nicht nur du das richtig gut verstehst, sondern mach dann doch bitte ein Webinar für die Fink3 Academy, sodass auch andere Kollegen von diesem Wissen partizipieren können und es auch verstehen können. Das ist das eine. Das zweite ist, dass meine Partner und ich das auch als einen Teil von Führung verstehen. Ja, auch zu gucken, wo wollen wir Leute hin entwickeln und welche Themen geben wir ihnen an die Hand. Und eine Standardfrage bei uns in so einem Interviewprozess ist, Leute auch zu fragen, sag doch mal, was für Blogs, Magazine liest du regelmäßig, welche Podcasts hörst du eigentlich gerne? Und die Frage entlarvt schon sehr häufig die Leute, weil wenn dir da einer, wenn einer sagt, ja, ich bin total interessiert an dem Thema und finde ich alles ganz spannend, aber der dann irgendwie nicht sagen kann, welche zwei, drei Blogs er dazu konsumiert oder welche Podcasts, dann kann das Interesse, sich auf dem Thema weiterzuentwickeln, wahrscheinlich auch nicht so groß sein. Sorgt aber auch dafür, dass wir schon dann Leute einstellen, die auch intrinsisch irgendwie dann Interesse daran haben, sich weiterzuentwickeln. Und wir achten darauf, dass die Leute auch das Wissen dann weitergeben und es dann in der Organisation sich weiter verteilt.
Matthias Weigert: Du hattest dieses Fast Learner am Anfang schon angesprochen, also auch sehr viel Haltung. Was sind für euch oder für dich Kriterien, wo du sagst, darauf schaut ihr besonders, wenn du neue Leute einstellen willst oder Menschen entwickeln willst? Gibt es da irgendwas, woran ihr euch orientiert, was ihr für euch auch standardisierter habt? Oder ist es eher noch so ein bisschen Bauch?
Jan Bechler: Ja, ich glaube, wir entwickeln uns gerade so ein bisschen weg von nur Bauch hin zu einem standardisierteren Vorgehen da auch. Aber ich sage mal, es ist Auf der einen Seite ist das Thema, einfach zu gucken, sind die Leute kognitiv gut, weil dafür ist dann Digitalmarketing auch zu analytisch, zu zahlengetrieben, zu strategisch. Da musst du schon irgendwie auch kognitiv stark sein, um das gut hinzukriegen. So, dann ist das Thema, haben die Leute ein hohes Energielevel? Das ist uns mal extrem wichtig. Sind sie schnelle Lerner? Sind sie in der Lage, sich schnell in Themen reinzuarbeiten? Und das Vierte ist natürlich, haben die auch eine soziale Kompetenz. Also hast du das Gefühl, dass die auch in unserer Kultur einfach gut funktionieren. Und wir haben auch Leute, die auf den ersten drei Kriterien extrem stark waren, trotzdem nicht eingestellt, weil wir das Gefühl hatten, dass es einfach in der vierten Dimension nicht passt. Und dann kann dir der Misshire mehr kaputt machen, als er dir hilft. Da würde ich sagen, das sind so die vier Dimensionen, in denen wir so versuchen, uns sicher zu sein, wenn wir eine Einstellung tätigen.
Matthias Weigert: Spannend. Jetzt würde ich noch ein bisschen gerne auf die Zukunft kommen. Du hattest schon das angedeutet, was ihr vorhabt. Ihr wollt auf der einen Seite den langjährigen Führungskräften eine neue Möglichkeit geben, sich auch selber zu beteiligen. Gleichzeitig ist natürlich auch viel bei euch durch die Presse gegangen. Das haben wir ja auch gesehen, so ein bisschen, was ihr für eure Leute macht. Was ist so ein bisschen, was ihr für die Menschen macht, aber wohin entwickelt sich das Geschäftsmodell so ein Stück weiter her?
Jan Bechler: Also für meine Partner und mich, wir wollen das schon weitermachen. Also ist ja jetzt kein Geheimnis, man könnte eine gut aufgestellte Digitalagentur relativ gut verkaufen, wenn man das wollte. Und wenn wir das wollten, dann hätten wir es schon gemacht. Haben wir aber nicht, weil uns bringt das schon echt Freude und wir haben das Gefühl, es gibt kein besseres Setup gerade, als mit den ganzen Leuten irgendwie so ein Geschäft zu machen. Und das machen wir gerne. Und gleichzeitig wollen wir die Firma unabhängiger von uns aufstellen. Also wir sollten weniger irgendwie das Bottleneck sein. Das heißt, wir wollen einfach noch mehr auch Menschen Verantwortung geben und gleichzeitig damit dann ja auch so ein bisschen Freiräume nochmal haben, um auch nochmal als Organisation weiter wachsen zu können. Es gibt einfach wahnsinnig viele spannende Themen, die immer wieder neu entstehen im Online-Marketing, die noch keiner richtig gut bedient, also wo aber irgendwie klar ist, da wird ein Bedarf entstehen. und auf der anderen Seite, habe ich eben schon gesagt, uns gelingt es im Moment echt gut, einfach zu rekruten und Talente für uns zu gewinnen und Menschen bewerben sich bei uns. und dann denke ich so, ja, das muss man eigentlich zusammenbringen. Im Moment sind es so drei Agenturen, die zur Fink3-Gruppe gehören, aber ich kann mir auch vorstellen, dass das auch nochmal eine vierte, fünfte oder sechste werden, wenn wir andere Felder besetzen, wo wir auch glauben, dass die so eine ähnliche Entwicklung nehmen werden, wie die, auf denen wir jetzt unterwegs sind. Und da glaube ich schon, dass die Gruppe auch nochmal dahingehend wächst, unabhängig davon, dass die Firmen an sich auch hoffentlich weiter wachsen. Und da ist für uns sicherlich eine Herausforderung einfach, wie organisiert man so ein weiteres Wachstum, jetzt über 90 Leute hinaus, damit eben genau nicht das besteht, was du eben beschrieben hast, wo ich eine totale Angst habe, dass ich irgendwann in meine eigene Firma komme und da jemanden sehe und nicht mehr weiß, wie der heißt. Das fände ich ein unschönes Gefühl. Also das möchte ich gerne vermeiden. und da frage ich mich so, wie organisiert man eigentlich so eine Firma, wo das weiter auch so ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht und jeder irgendwie jeden kennt und auch jedem hilft und bei jedem danach fragt, hey, wie geht es dir eigentlich gerade? Auch wenn man nochmal ein bisschen größer wird.
Matthias Weigert: Sehr spannend. Also ich glaube, eine tolle Reise, die ihr begonnen habt, die gezeigt hat, dass ihr ja auch verschiedene Stationen durchlaufen seid, auch durch Emotionskurven geführt seid. Abschließend habe ich immer noch so drei Themen, die mich interessieren. So die Frage, wie du dich persönlich weiterbildest. Was machst du? Was konsumierst du? Oder wo befriedigst du deine Neugier?
Jan Bechler: Ich höre tatsächlich sehr viel Podcasts.
Matthias Weigert: Aber hast du so ein paar, wo du sagst, die sind echt, echt cool?
Jan Bechler: Der OMR-Podcast liegt irgendwie nahe, dass ich den jetzt hier erwähne. Tue ich aber auch aus Überzeugung. Ich finde, aus Deutschland ist, gerade wenn man sich so um E-Commerce-Themen Gedanken macht, ist sicherlich Alexander Graf. Einfach ein super E-Commerce-Podcast, wo ich regelmäßig viel Neues lerne. Ich finde, in den USA einer meiner Lieblings-Podcasts ist How I Built This, weil man da einfach geile Unternehmer-Geschichten hören kann. und dann Ich höre mich auch immer wieder mal so durch und versuche hier und da was Neues zu finden. Im Moment höre ich gerade verstärkt Hörbücher. Es gibt so ein Thema, das mich gerade total begeistert, das ist Verhandlungsführung. Dann gibt es einen ganz tollen Menschen, Matthias Schranner, der so auf High-End-Niveau Verhandlungsführung macht. Der inspiriert mich auch total. Für mich ist auch eine Inspirationsquelle, um auf neue Themen zu stoßen, ist auch ganz viel Social Media. Weil ich da einfach Leuten folge, wo ich weiß, die sind einfach wahnsinnig schlau. Und deswegen habe ich einen relativ starken Social Media Konsum. Der heißt bei mir dann jetzt ehrlicherweise weniger TikTok oder Instagram, sondern der ist dann eher LinkedIn oder Twitter. Weil ich da halt genau solchen Leuten folge, wo ich einfach weiß, die sind schlau, haben immer geile Thesen und durch die komme ich auf neue Themen.
Matthias Weigert: Du bist ja in einem krass digitalen Umfeld. Wie schaffst du es? Wie hältst du dich selber digital?
Jan Bechler: Wenn man Leute fragt, die mich privat erleben, die würden immer sagen, sieh doch mal zu, dass du ein bisschen weniger digital bist. Weil man schon sagen muss, eine meiner größten Schwächen ist sicherlich ein ungesunder oder übertriebener Smartphone-Konsum. Deswegen versuche ich gerade, weniger digital zu sein. Das war übrigens total interessant während Corona, weil ich diese Entschleunigung total geil fand. Überraschenderweise hatte ich nicht damit gerechnet, aber ich fand so, dass die Welt so in Zeitlupe lief, das war für mich persönlich total super. Und ich versuche eben auch, mehr zu lesen und einfach nochmal ein bisschen weniger digital zu sein.
Matthias Weigert: Bist du so ein Ausprobiertyp? Wenn was Neues rauskommt, so ein neues Gadget oder im Shop ein neues Feature?
Jan Bechler: Doch, absolut. Also finanziere auch jedes beknackte Kickstarter-Projekt, weil ich dann so enthusiastisch bin in dem Moment. Ja, und dann dauert das ja immer noch anderthalb Jahre, bis es irgendwie fertig ist. Wenn sie überhaupt fertig werden, manche schaffen sie auch gar nicht. Und dann frage ich mich immer, wenn irgendwie wieder beim Zoll so ein Paket aus den USA oder Asien hängt, denke ich so, Hast du denn da irgendwie mal bestellt vor anderthalb Jahren? Und da muss ich erst mal wieder selber drüber nachdenken. Ja, also ich bin so ein Tool- und Gadget-Freak. Also da probiere ich schon gerne einfach.
Matthias Weigert: Cool. Gab es irgendwas in der letzten Zeit, was dich gekickt hat?
Jan Bechler: Was hat mich so am meisten gekickt? Das eine darf man gar nicht sagen, wenn die Polizei zuhört, aber es gibt einen ganz hervorragenden neuen Blitz-Havana fürs Auto, so ein ganz gutes Gadget, das ich schon sehr gerne nutze. Und ich bin ein großer Fan der neuen Generation der Apple Earpods mit Noise-Canceling und alles. Also die haben sich wirklich tief in meinen Alltag integriert und ohne die möchte ich eigentlich nicht mehr sein.
Matthias Weigert: Jan, mega. Vielen, vielen Dank für deine klugen, differenzierten Antworten. Wirklich, wirklich spannend, das Gespräch. Letzte Frage an dich. Wie können unsere Hörerinnen und Hörer mit dir in Kontakt treten, wenn sie mehr wissen wollen über Fing3?
Jan Bechler: Also ich freue mich über jeden, der sich meldet. Und der einfachste Weg ist auf Social Media, ob das Xing ist oder LinkedIn. Und da würde ich sagen, bin ich auch relativ responsive.
Matthias Weigert: Super. Vielen Dank fürs Gespräch.
Jan Bechler: Hat Spaß gemacht. Danke dir.
