Ein Weltmeister im Schlittenhunderennen über Digital Detox

9. Oktober 2020, mit Mathias Weigert

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Matthias Weigert: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen People-First-Podcast von Digital Kompakt. Mein Name ist Matthias Weigert und ich bin Geschäftsführer der Unternehmerschmiede. Die Unternehmerschmiede unterstützt Unternehmen dabei, digitale Innovationen erfolgreich umzusetzen, indem wir die richtigen Teams gewinnen und schmieden. Das heißt vor allem erfolgreich machen. Wenn dieses Thema auch für euch interessant ist, kommt gerne über LinkedIn direkt auf mich zu. In unserem Podcast People First geht es um das Thema Mensch in der digitalen Welt. Heute sprechen wir über ein spannendes Thema. Es ist ein anderes als die, die wir bisher aufgezeichnet haben. Es geht um ein Thema, das alles andere als ein digitales ist. Ganz im Gegenteil, es ist ein analoges Thema und dennoch hat es viel mit der digitalen Welt zu tun. Aus diesem Grund möchte ich euch ein wenig mehr Kontext geben. Es geht um den digitalen Entzug, den Digital Detox. Es geht darum, wieder, wie es mein heutiger Gesprächspartner formulierte, den Weg zu sich selbst zu finden. Dabei hilft eine einzigartige Kombination von Mensch und Tier. Heute spreche ich mit Hendrik Stachmau, einem der erfolgreichsten Schlittenhundeführer der Welt. Mit seinem Unternehmen Voice of Nature öffnet Hendrik der Welt wieder die Augen für das Traditionelle. Er veranstaltet Schlittenhundetouren in Schweden. Viele der Teilnehmer suchen die Entschleunigung aus dem immer stressiger werdenden Alltag. Dieses kommt nicht zuletzt auch durch den krassen Anstieg an digitalen Verhaltensweisen. Nach dieser Folge weißt du, wie du wieder ein Stück innere Ruhe gewinnst und darüber Eigenständigkeit erfährst, Selbstvertrauen schöpfst und am Ende auch Freiheit gewinnst. So formulierte es zumindest Hendrik in einem kurzen Video auf seiner Website. Zudem erfährst du, welche Rolle dabei Alaskan Malamutes und Grönlandhunde spielen und ob es einen Zusammenhang mit dem Konstrukt der emotionalen Führung gibt. Herzlich willkommen, Hendrik!

Hendrik Stachnau: Ja, danke schön. Hallo.

Matthias Weigert: Bevor wir auf die von dir gegründete Firma Voice of Nature kommen, möchte ich dich bitten, dich kurz persönlich vorzustellen. Was hat dich geprägt, was am Ende dafür geführt hat, was du heute machst?

Hendrik Stachnau: Ja, es war schon eine recht lange Geschichte, aber eigentlich ging es schon in meiner Kindheit los. Also ich bin ganz normal in Hamburg groß geworden und habe Tennis, Hockey gespielt, haben ein ganz normales Leben geführt. Ja, meine Eltern hatten immer relativ viele Tiere. und dann haben wir uns, oder meine Eltern haben sich einen Alaskan Malamut angeschafft, als ich neun Jahre alt war. Da habe ich angefangen, mit dem zu arbeiten, den zu trainieren und dann auch das erste Mal vor den Schlitten zu spannen. Und dann ist so der Virus entfacht. Schneller, höher, weiter bin ich mit 13 mein erstes Schlitten. Rennen gefahren in der Erwachsenenklasse. Mit 15 dann schon Deutscher Meister geworden. Wollte das Ganze eben vertiefen. Hab dann mit 18 das Ganze schon übernommen. Meine Eltern hatten acht Alaska Malamutes. Sieben davon haben sie mir dann überschrieben, weil sie wollten das Ganze nicht mehr so weiterziehen. Ich wollte zu den größten Schlittenhunderennen der Welt, auf jeden Fall langfristig. Und dafür brauchte ich mehr Hunde und musste das weiter ausbauen. Ich hab dann letztendlich aus den sieben Hunden mehr gemacht, hab mit einer deutschen Hundefuttermarke zusammengearbeitet, die mich voll gesponsert hat. Im Studium bin rausgezogen aus Hamburg, hab vier Jahre auch ohne Studium in so einem Eselstall gewohnt, die Sucht entwickelt, nebenbei BWL studiert mit einem Schwerpunkt Personalführung und bin fünf Winter in der schwedischen Wildnis, habe ich in einer 14 Quadratmeter Hütte ohne Strom, ohne alles gelebt, mit vier Zentimeter dicken Wänden, wo man jede Nacht die gleiche Temperatur hat wie draußen und so meine Selbsterfahrungstrips gemacht. Daraufhin mich eben sehr intensiv mit emotionaler Führung beschäftigt, das Voice of Nature Konzept entwickelt und angefangen mit Gruppen zu arbeiten. in Extremsituationen, in der totalen Wildnis oben in Schweden, ein Camp aufgebaut, eine Woche lang jeden Tag nur zwei Stunden schlafen, ansonsten draußen bei 30 bis 50 Grad Minus in der Wildnis zu sein, sich bewegen zu müssen, um seinen Kreislauf im Gang zu halten, im Schneesturm zu sein bis zu 140 kmh überhalb der Baumgrenze, Es bringt natürlich nichts daran, meine Grenzerfahrung jetzt auf die anderen wortwörtlich zu übertragen. Es geht darum, Menschen an ihre Grenzbereiche zu bringen. Dort mache ich eben seit über zehn Jahren Veranstaltungen mit Gruppen in der schwedischen Wildnis, wo es darum geht, die Menschen an ihre Grenzbereiche zu bringen und wirklich in die Menschen reinzukommen, bei ihnen Effekte zu erzielen, die sie im Leben weiterbringen. Und seit zehn Jahren arbeite ich intensiv mit Gruppen in der Extremerfahrung. mit meinem Unternehmen Voice of Nature, mit den Schlittenhunden, den Grönlandhunden, den Alaska Malamutes, die als Konfrontationspartner letztendlich dienen, die Menschen dichter an sich selbst ranbringen. Tiere können nicht lügen, sage ich immer. Wenn man mit diesen Tieren arbeitet, kriegt man ein sehr schnelles Feedback über sich selbst und man spürt es letztendlich, weil das Tier einem das signalisiert und die sind nicht dressiert, sondern die machen das eigenständig und das bewirkt wiederum Selbstreflexion und dass man schneller in den Prozess geht. und Und das Ziel ist natürlich, diese Fähigkeiten mit in den Alltag zu nehmen, wenn man letztendlich vier Tage bei mir oben war, mit einem Lächeln wieder rauszukommen. Das ist immer das Ziel, auf das Leben mit einem Lächeln zuzugehen, mehr in sich zu ruhen, mehr Freiheit zu fühlen, sich von Ängsten nicht so stark beeinträchtigen zu lassen und das Leben auf sich wirken zu lassen, sich zu trauen, das Leben zu leben, auch wenn es nicht gewiss ist. Das ist eben so, dass wir von der Evolution da eigentlich zu gezwungen wurden, weil früher war das Leben nicht planbar. nur zu gewissen Bereichen. Und auch heute ist es ja immer noch so, wir merken das ja, wie wir immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert werden. Aber man muss das Lächeln auf den Lippen behalten, um effektiv zu bleiben und den besten Weg zu finden. Weil sonst leben wir uns, gehen auch ja nicht mehr fröhlich durchs Leben, treffen auch die falschen Entscheidungen. Und das ist so die Quintessenz auch meiner Veranstaltung, um diese Freiheit in den Menschen zurückzubringen. Ja, auch die Lebensfreude, die letztendlich damit einhergeht.

Matthias Weigert: Wie kann ich mir das vorstellen? Du sprichst ja von ganz vielen Tieren auch. Sind die permanent bei dir oder leben die dann in Schweden? Wie funktioniert das so?

Hendrik Stachnau: Genau, ich habe das eben so Stück für Stück aufgebaut. Mit Anfang 20 hatte ich dann so 15 bis 20 Schlittenhunde, also die Alaska Malamutes und Grönlandhunde. Und habe sie dann immer zwischen Deutschland und Schweden hin und her transportiert. Im Winter war ich in Schweden, habe da in meiner 14 Quadratmeter Hütte mit denen. oder ich selbst in der Hütte und die draußen gewohnt und habe mich auf diese extremen Rennen vorbereitet und bin die extremen Rennen gefahren. und im Sommer war ich in Deutschland und habe BWL studiert und habe das so immer hin und her gepaart. Dann sind es aber irgendwann immer mehr geworden und dann habe ich die Hundewelt nach Schweden verlagert und auch nicht mehr hin und her transportiert. Wenn man über 60 Hunde hat, ist das irgendwann logistisch auch eine Herausforderung und die Tiere haben es natürlich auch dann besser, wenn sie durchgehend in Schweden sind, vom Platz her und von den Trainingsbedingungen. Ja, ich bin so, dass ich eben mein Camp dort oben habe, aber trotzdem sehr viel unterwegs bin, habe eben Sehr viel Zeit dort oben natürlich verbracht, bin viel in Hamburg, aber fliege auch hin und her und habe ein Team, was eben mich unterstützt. Also das habe ich mir eben über die Jahre aufgebaut. Vom Einzelkämpfer macht ja keiner ewig. Wir eben im Team das Ganze bewältigen und uns weiterentwickeln.

Matthias Weigert: Das heißt also von wenigen Hunden hin zu jetzt über 60, sagst du, also schon auch beeindruckende Zahl vom Aufbau alleine mal der Tiere, die ja wahrscheinlich alle ihren eigenen Charakter so ein bisschen entwickeln. Wir haben gesagt, wir sprechen ein bisschen über die Hunde. Was zeichnet sie aus?

Hendrik Stachnau: Ich sage mal, wer hat mich eigentlich erzogen? Waren es meine Eltern oder waren es diese Tiere? Weil ich mit acht Jahren habe ich den ersten Malamute letztlich durch meine Eltern bekommen. Mit neun habe ich angefangen, ihn zu trainieren. Ja, die haben mich eigentlich geprägt, weil der Malamute oder der Grönlandhund ist ein Überlebenskünstler. Und wenn man überleben will, muss man innovativ sein und eigene Gedanken fassen. um zu denen zu gehören, die am Ende leben und nicht sterben. Die Hunde wurden durch die Evolution damit konfrontiert und zwar extrem. Die Grönlandhunde auch heute sind so, dass sie auf Grönland mit sehr widrigen Bedingungen klarkommen müssen. Harter Selektionsdruck, das hatten wir auch mal. Auch heute gibt es Selektionsdruck, aber Überlebensselektionsdruck ist natürlich in Deutschland etwas geringer geworden. Aber die Tiere haben mir das beigebracht, mit evolutionären Selektionsdruck klar zu kommen, Freidenker zu sein, selbst Entscheidungen zu treffen, durchgehend die Lücke im System zu suchen. Das haben sie mir beigebracht. Das Problem ist, zu viel Druck erzeugt Gegendruck. Bei diesen Hunden ist die Revolutionsgefahr dann relativ hoch. weil sie sagen, mein höchstes Gut ist Freiheit, freies Denken, weil das für Überleben verantwortlich ist. Deshalb checken sie mich durchgehend, ob ich gut genug bin, sie zu führen. Und wenn ich das nicht bin, kriege ich ziemlich schnell Probleme. Und sie sind auch konfrontationsbereit. Und das hat mich in der Kindheit geprägt. Das heißt, ich muss erst mal Tools entwickeln, wie ich damit umgehe, mit diesen Hunden so zu arbeiten, dass wir gemeinsam ans Ziel kommen. Wenn man allein ein Hundegespann sieht, der vorne läuft, ist kein Mensch, sondern ein Hund. Der hat keine Zügel, der kann jederzeit umdrehen, das ganze Team wenden. Gerade wenn wir im Schneesturm sind, bin ich da hinten und kann mit ihm teilweise noch nicht mal kommunizieren. Das heißt, ich muss voll delegieren und er muss mir vertrauen, es aber auch wollen, weil sobald ich keine Macht mehr habe und er sich gegen mich wendet, begeben wir uns in Notfall und Lebensgefahr. Ja, diese Konfrontation des Freidenkens, desto mehr Führungserfahrung die haben, desto schwerer ist es auch, sie davon abzukriegen, ihre Meinung preiszugeben. Sie haben mich letztlich konfrontiert und ich sage immer, zum gewissen Teil haben mich bestimmt meine Eltern geprägt, aber zu einem sehr großen Teil wurde ich von diesen Tieren erzogen und die haben eine Denkweise, in die ich dann für mich weiterentwickelt habe und bis heute natürlich auch lebe, aber auch in der normalen Welt lebe, das heißt hart, aber herzlich. Das ist auch eine ganz weiche Seite, weil Emotionen gehören eben auch dazu, genauso wie eine Kampfbereitschaft im Notfall und eine harte Konfrontation. Also von beiden Seiten ist extrem viel dabei. Im Notfall springen sie aber von einem ins andere Feld. Hart, aber herzlich, zu weich, gefühlvoll, empathisch. Und das ist eine extrem interessante Welt, aber auch sehr konfrontativ im Notfall, aber weiterführend.

Matthias Weigert: Und hat sich ja auch in deinem Firmennamen wiedergespiegelt, diese Stimme der Natur, auf das das ja auch so ein bisschen anspielt.

Hendrik Stachnau: Genau, Voice of Nature ist eben zum einen natürlich, was bewirkt die Natur bei dir, aber auch, was ist dein Voice of Nature, was steckt in dir? Wir haben ja das Vertrauen in unsere eigene innere Stimme, da ist ja was. Wir kriegen Signale von uns. 95% aller Dinge, die wir aufnehmen, nehmen wir unterbewusst wahr. In unserer heutigen Welt ist das Ratio sehr entscheidend und wir sind so, dass wir uns rational ausrichten wollen und das ist ja auch richtig, das Ratio zu benutzen. Aber das Bewusstsein, dass das Unterbewusstsein existiert und extrem mächtig ist, bringt uns weiter. Also dass wir das letztendlich ans Licht bringen und damit bewusst mit dem Unterbewusstsein arbeiten, weil intuitiv Entscheidungen zu treffen ist natürlich Gerade wenn es schnell gehen muss. Unser Ratio ist viel langsamer. Wir denken, dass wir rational entschieden haben. In Wirklichkeit haben wir schon lange aus dem Inneren die Entscheidung getroffen. Und danach kommt die rationale Reflexion und dass wir rational die Argumente für unsere Entscheidung rausfinden. Aber in Wirklichkeit hat alles schon vorher stattgefunden. spürt, was in mir passiert, so gut wie ich selbst. In diese Stimme zu horchen und daran aber auch zu glauben, weil da sind Signale, die spüren wir, wir müssen sie aber hören und auch daran glauben und teilweise kann uns das im Leben sehr viel weiterbringen. Und das ist Voice of Nature. Natürlich externe Faktoren, die auf uns wirken. Wir müssen auf die Umwelt reagieren, aber intern wird es verarbeitet und aus uns raus sprudelt letztendlich ein Lebensweg, eine Stimme, der wir zuhören sollten. Das ist meine Überzeugung, aber dazu gehört auch Mut und Vertrauen. Das ist für mich Voice of Nature.

Matthias Weigert: Perfekt, jetzt kommen wir nochmal ein bisschen mehr zu Voice of Nature. Wir haben gesagt, Digital Detox, was lassen die Teilnehmer schnell zurück aus ihrer Welt, aus der sie kommen? Und was sind vielleicht auch Dinge, die so kniffliger sind, Verhaltensweisen, die sie bei dir vielleicht auch erst entlernen müssen? Gibt es da Beispiele?

Hendrik Stachnau: Ja, ich meine, ich bin so, dass ich jetzt kein Freund des Zwangs bin, das Handy einfach mal auszumachen. Das Gute, wir haben oft natürlich auch kein Netz oder im Notfall auch keinen Strom. Das mache ich auch bei meinen Rennen, dass ich mich völlig befreie von allen externen Einflüssen, auch Informationen, weil das im Notfall auch Energie zieht. weil ich mich damit beschäftige. Ab und an ist es auch mal wichtig, sich mit dem Inneren zu beschäftigen und was mit uns selbst eigentlich passiert. Von der Evolution her wurden wir immer zu Selbstkonfrontationen letztendlich gezwungen, weil es immer Phasen der Ruhe gab. Heutzutage ist es natürlich so, wenn wir Phasen der Ruhe haben, kommt Facebook, Instagram, externe Informationsquellen, die auf uns einwirken, die natürlich auch schön sind und entspannt sind, dass wir uns damit beschäftigen, aber wir beschäftigen uns damit weniger mit dem, was in uns selbst eigentlich passiert, sondern immer wieder mit externen Informationsquellen, die uns von uns selbst auch ablenken. Nichts tun, wirklich nichts tun, machen wir ja kaum noch. Weil selbst wenn wir nichts tun, Langeweile ist eigentlich gesund. Einfach mal dem Wind zu horchen, aus dem Fenster zu gucken, im Notfall ruhig mal die Decke anzustarren, dann geht es ja erst los, dass wir eigentlich mal gucken, was passiert eigentlich gerade mit mir? Was denke ich über mich selbst? Wie fühle ich mich eigentlich? Was will ich eigentlich? Und diese Prozesse überhaupt mal in Gang zu bringen, loslassen, ausmachen. mich aufs Hier und Jetzt besinnen, Ruhe in mir selbst aufkommen lassen. Das versuche ich auf jeden Fall zu bewirken. Meistens passiert es aber auch von alleine, weil die Menschen auch von Atmosphäre nicht lösen können. Wenn du ein Feuer vor dir hast, was durchgehend flackert, irgendwann kommt die Ruhe von alleine in dich rein. Du kannst dich dann irgendwann auch nicht mehr so ganz davon entziehen. Das ist auf jeden Fall so, dass ich natürlich diese Tools auch nutze, um die Menschen mal ein bisschen auf sich selbst zu beziehen.

Matthias Weigert: Spannend. Ich würde jetzt gerne so ein bisschen auf das Thema Mensch und Team kommen, weil du ja schon viele Aspekte da angesprochen hast. So das Thema, was mir in den Sinn kommt, ist sehr schnell Führung. Und das hast du ja auf der einen Seite beschrieben als ein sehr traditionelles Bild, wo man sagt, es braucht eine Person, die das Ganze antreibt. Und du hast auch in den Tieren ja ein Leittier sozusagen. Das ist nicht das stärkste Tier, sondern das Tier, das am intelligentesten ist, in der Lage ist eben auch mit Verständnis. verschiedenen Situationen wahrscheinlich umzugehen, erfahren ist. Wie lassen sich diese Erfahrungen auf die Inhalte transportieren, die du in Richtung Führung vermittelst? Das würde mich interessieren.

Hendrik Stachnau: Genau. Also ich habe ja erst mal angefangen, das Führungsverhalten an Naturtieren einfach zu beobachten. In meiner Kindheit, in der Jugend. Und habe dann eben große Rudel gehabt, siebener, achter Rudel, die gut geführt haben oder nicht gut geführt haben. Nicht gut führen heißt im Notfall getötet werden. Gut führen heißt, lange zu leben, letztendlich sein Einflussgebiet zu erweitern. Das heißt, immer eine Top-Führung kann dann eben größere Teams auch führen, was natürlich voraussetzt zu delegieren. Wenn man nicht delegieren kann, kann man nicht große Teams führen, weil erstens nicht alle Fähigkeiten in einer Person vereint sind, nur im Team letztendlich alles abgedeckt wird. Das habe ich aber an den Tieren für mich erstmal erkannt.

Matthias Weigert: Kurze, wie delegiert so ein Hund? Woran erkennst du, dass das delegiert wird?

Hendrik Stachnau: Ja, ich habe zum Beispiel eine Top-Leithündin gehabt. Also ist es bei den Hunden wie bei Menschen ja auch. Die Führungsperson kann männlich wie weiblich sein. Sie muss gewisse Fähigkeiten vereinen. Und es liegt nicht nur daran, ob sie körperlich stark ist, sondern es ist eben viel Kopfsache. Ich habe starke männliche und weibliche Führungspersonen letztendlich auch in den Rudeln gehabt. Und mir fällt gerade eine Hündin ein, die es geschafft hat, zehn Tiere zu führen, was einem intensiven Hunderudel sehr viel ist. Sie hat es eben geschafft, Führungsebenen einzubauen. Sie hatte letztendlich ihre älteste Tochter, top zweiten Mann ausgebildet. Bei den Hunden war es sogar so extrem, dass sie sich selbst nicht fortgepflanzt hat. Hat sich letztlich um ihre Geschwister gekümmert. Dadurch war die Bindung extrem stark, hat aber extrem viel Freiräume gehabt. Ihre Mutter hat dann als nächstes analysiert, was geht da drunter, weil da kam ja ihre Enkelin zum Beispiel auf. War sehr ähnlich gestrickt wie sie selbst. Und dann hat sie eben auch für sich gespürt, ich muss ihr Verantwortung und ein Spielfeld geben. Wenn ich ihr kein Spielfeld gebe, selbst Raum, um sich zu entfalten, wird sie nach oben gucken. Und sie ist auch weitaus jünger, das heißt, sie wird mich entfalten. irgendwann angreifen. Das heißt, sie hat ihr ein Spielfeld, was sie auslastet, gegeben, wo sie aber ihre Fähigkeiten auch entsprechend umsetzen kann, was sie befriedigt. Da ist ein Genstamm letztendlich bei den Hunden, der eben weiter entfernt ist, den musste sie führen. Also zwei weitere Hündinnen, die unter ihr waren, die kompliziert zu führen waren. Ihre Oma hat letztendlich immer mal gesagt, das machst du super gut. Sie hat dann immer gesagt, ja, ich mach das super gut, hat mit der Oma aber nie Konflikte gehabt, sondern sie hat sich eben ausleben können. Das hat eben funktioniert, weil sie erstens Freiräume gegeben hat, wenig Vorgaben, Vertrauen. Das Problem ist natürlich, wenn sie diese Freiräume gegeben hätte und ihre Enkelin falsch eingeschätzt hätte, wäre da unten vielleicht eine Revolution in Gang gegangen oder eine Katastrophe. Man muss erstmal rausfinden, ist es die Person am richtigen Platz? Dafür muss man natürlich sich mit der Person beschäftigen, sie richtig durchcharakterisieren, starken Schwächenanalyse, das richtige Gefühl dazu aufbauen. Das Nächste, was ist Führung? Führung ist ja eigentlich Verantwortung übernehmen und im Notfall natürlich auch den Kopf hinhalten. Da habe ich zum Beispiel ein Beispiel, ein Biss einer Kreuzotter ist für einen Hund, kann tödlich sein. Dementsprechend, ich sehe, was ist da los, ist da ein Kampf? Nein. Der ranghöchste Hund, sie hat Freiraum geschaffen, habe ich geguckt, was da ist, eine Schlange, eine Kreuzotter. Sie hat die Erfahrung, hat wahrscheinlich schon mehrere Schlangen bekämpft in ihrem Leben, hat alle ferngehalten von der Gefahr und selbst mit der Schlange gekämpft, bis der Kopf ab war. So eine Situation, das macht sie ein-, zweimal. Dann wissen die Leute, die ist für uns da und hält auch ihren Kopf hin. Und ist auch noch gut da drin. Bringt ja nichts, wenn sie ihren Kopf hinhält und dabei drauf geht. So was erzeugt natürlich Vertrauen. Dementsprechend kann so ein Rudel dann eben auch lange laufen, ohne weiteren Druck ausüben zu müssen. Es gibt Führungspersonen, die setzen ständig Eckzähne. Immer nur am Schimpfen, am Kritisieren. Und dann gibt es welche, da denkt man, die führen ohne zu knurren. Und wenn man genau hinhört, haben sie irgendwann mal geknurrt. Oder eben einen Eckzahn gesetzt, der vielleicht auch tief ins Fleisch gegangen ist. Im richtigen Moment muss man dann schon mal Druck setzen oder eben eine Erfahrung den Tieren geben wie mit der Schlange, woran sie merken, woran sie sind, wissen, dass sie auch vertrauen können, aber man muss auch kampfbereit sein. Gute Führungspersönlichkeiten setzen selten, aber sehr gezielt Eckzähne und dann auch mit einem gewissen Druck. Schlechte Führungspersonen setzen ständig Eckzähne. bis nicht mehr zugehört wird oder eine Revolution kommt, weil das Team besteht ja meistens nicht aus einer Person. Wenn sich das Team zusammentut, ist es im Notfall immer stärker als die Führungsperson. Es kommt letztendlich so, wenn sich fünf zusammentun und gegen einen kämpfen, verliert der eine, dann kann er noch so gut sein. Ich sage immer, mach deinen Mantel selbst auf, weil Leute fragen, ja, da sind so überall interne Konflikte und es wird nicht offen geredet. Ich so, was machst du denn? Red über deine Schwächen und die Menschen werden sie auch letztendlich sich öffnen. Weil jeder Mensch hat Schwächen und danach kannst du auch ganz klar deine Stärken kommunizieren, selbstbewusst, ohne arrogant zu wirken. Ja, diese Mischung habe ich erstmal bei Tieren erkannt und seit über zehn Jahren eben immer wieder in den menschlichen Teams dann eben wiedergefunden. Ich

Matthias Weigert: finde es total beeindruckend, mit welcher Passion und Leidenschaft, und leider können dich die Hörerinnen und Hörer nicht sehen, auch spannend, dass du wieder zurücktransportierst in Richtung Führungsspanne, Führungsspanne im Team, das ist eigentlich so eine ideale Spanne, das Thema Führen mit Beispielen, auch zu zeigen, wie Erfahrungen weitergegeben werden, also das ist ja ganz viel auch Transport. Tolle spielen Werte. Du hast eben ja auch dieses Thema eher traditionelle Führung mit den Eckzähne-Sätzen. Wenn wir das auf die digitale Welt übertragen und viele reden von Co-Kreation, von offenen Gemeinschaften. Wie würdest du das übertragen? Gibt es zu diesen neuen Führungskonzepten auch irgendwo einen Bezug, wo man so ein bisschen feststellt, so dieses klassisch-hierarchische Modell, hast du ja eben auch schon beschrieben, ist es nicht. Irgendwas dazwischen, da vor allen Dingen in Richtung Werte, das Wertegerüst, das würde mich nochmal faszinieren.

Hendrik Stachnau: Man muss ja dann irgendwann loslassen, die Teammitglieder selbst agieren lassen. Ich denke mal, dass man alles online hinkriegt. Bei Kommunikation ist es natürlich so, dass sie in der Grundfassung aus vielen Bereichen besteht, das heißt auch dem Miteinander von Menschen. Aber wenn man es geschafft hat, erstmal ein Wertesystem aufzubauen, durch natürlich auch reale Kontakte, ist es so, dass das natürlich weiter wirkt und man es in der gesamten Organisation auch kommunizieren kann. Es muss natürlich einfach aufgebaut sein, dann kann es natürlich weiter ausgebreitet werden. Grundsätzlich ist es natürlich so, dass Kontrolle eben nur bedingt möglich ist und auch nur auf kleinen Gruppen am besten, wenn man eben ständig sie überwacht. Was aber natürlich langfristig nicht zu Erfolg führt. Überwachung ist kein Prinzip, was Leute glücklich macht. Das heißt, man muss sie freilassen, natürlich im Austausch bleiben. Das heißt, man muss das Base erstmal in einer persönlichen Beziehung schaffen und dann die Menschen so freilassen wie möglich. Also in der heutigen Welt, dadurch, dass wir eben digital vernetzt sind, aber teilweise im Homeoffice oder sonst wo auf dieser Welt uns dann auch nicht mehr sehen. Das heißt, die Werte, die einfach einfach erhalten und dann letztendlich die Menschen wieder frei lässt und darauf vertrauen kann, dass sie nach diesen Werten leben. Also Unternehmenskultur letztendlich verinnerlichen durch Präsenzerfahrung, echte menschliche Erlebnisse, die man gemeinsam gemacht hat und dann natürlich loslässt und ohne Überwachung die Menschen agieren lässt und vertraut, dass es weitergeht. Aber Menschen arbeiten ja auch nur produktiv, wenn sie selbst gestalten können und wenn sie merken, hey, der kontrolliert mich ja gar nicht. Das ist natürlich sehr positiv in der heutigen Welt, dass wir eigentlich die Chance haben, uns Freiräume zu schaffen, eigenständig zu arbeiten. Dafür muss natürlich diese Vertrauensbasis da sein und irgendwann mal eine Unternehmenskultur kreiert worden sein, die sich im Netzwerk verbreitet, aber auch gelebt wird und verstanden wird. dass man eben mit diesen Tools arbeitet und dann eben darauf auch vertrauen kann, dass die Arbeit verrichtet wird auf dem Weg, wie das Individuum es richtig hält. Und natürlich, das Resultat wird bewertet, aber wie es letztendlich kreiert wurde, ist dann ja individuell für den Menschen sein Weg. Eine Mischung zwischen Freilassen und kreierter Unternehmenskultur, die natürlich in den Grundfesseln schon irgendwann mal auch in der persönlichen Ebene gelebt worden sein muss und verstanden worden sein muss und kommuniziert werden muss.

Matthias Weigert: Also auch da wieder ein schöner Bezug im Endeffekt zur Natur und den Gegebenheiten dort. Ein dritter und letzter Punkt, den ich immer persönlich extrem wichtig finde und du hast ihn eben unterschrägisch auch schon angesprochen, ist das Thema Kommunikation. Da hast du gesagt, für Menschen wie für Tiere ist die eindeutige Kommunikation überlebenswichtig. was absolut Spannendes und da vor allen Dingen auf die Signale und Botschaften abgestimmt, damit Sender und Empfänger zusammen funktionieren. Was können wir im Thema Kommunikation vielleicht auch von den Tieren nochmal im übertragenen Sinne wieder nutzen für unsere Kommunikation, um Sender und Empfänger zu finden und uns auf einen Signalkanon vielleicht sogar zu verständigen?

Hendrik Stachnau: Da sind wir natürlich in der Präsenz. Wirkliche Kommunikation geht natürlich nur in der Präsenz, weil geschriebene Kommunikation nicht alle Tools der Kommunikation beinhaltet. Bei den Tieren, die kommunizieren ja nur zu Teilen verbal. Ist bei uns letztendlich auch so. Auch wenn wir sehr viel reden, kommunizieren wir, ob wir wollen oder nicht, zu einem sehr großen Anteil nicht verbal. Durch Körpersprache, durch Blicke. Ich bin der Meinung auch, dass jeder Mensch emotionale Ausstrahlung hat. Manche Menschen haben die natürlich stärker und manche haben sie weniger stark. Aber ich sage immer, Kommunikation in einem Raum, wenn mehrere Menschen zusammen kommunizieren, ist es so, als ob wir alle zusammen eine Suppe kochen. Jeder schmeißt da Gewürze rein. Am Ende schmeckt die Suppe irgendwo nach. Natürlich die Führungspersonen, die am meisten Einfluss haben, am meisten Aufmerksamkeit in einer Gruppe, schmeißen am meisten Gewürze rein. Die anderen aber auch. Aber ob die Suppe am Ende schmeckt, liegt natürlich an dem Gesamtcocktail. Kommunikation ist eben letztendlich aber auch ein emotionales Gefühl, was sich in einer Gruppe ausbreitet, was wiederum bei allen etwas bewirkt. Eben Stimmung alleine. Man weiß, Lachen steckt sich an. Es ist erwiesen, dass sich ja Emotionen ausbreiten. Das heißt, Wenn zehn Leute im Raum sind, fünf oder sechs fröhlich sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die anderen vier dann auch fröhlicher werden, mittlerweile erhöht, weil sich Emotionen eben übertragen. Das ist natürlich nicht alles sichtbar. 95 Prozent der Dinge, nehmen wir unterbewusst wahr, ist eben bei der Kommunikation auch so. Und bei den Tieren ist es eben extrem, dass sie eben nur bedingt durch Geräusche kommunizieren, sondern viel sogar nur durch Blicke. Und das Gleiche mache ich eben bei den Tieren oder selbst wenn ich ein Gespann führe. Selbst wenn die Tiere nach vorne gucken, ich bin so, dass ich ganz intensiv die Tiere angucke, obwohl sie mich nicht sehen. Ich bin der Meinung, dass sie diesen Blick trotzdem spüren. Wenn man in der Straße durch die Gegend geht, guckt man sich manchmal um und man weiß gar nicht, warum. Aber in Wirklichkeit bin ich der Meinung, dass es daran liegt, dass man spürt, dass ein Mensch einen beobachtet hat von hinten. Auch da spürt man, Kommunikation geht nicht nur durch reale Blicke, sondern es ist Senden von Botschaften, Emotionen, Informationsflüssen. Ich sehe es eben, wenn ich Führungsteams habe bei mir vor Ort, ich natürlich schon, auch wenn ich die Menschen nicht kenne, teilweise spüre, wer könnte hier am meisten Einfluss auf die Gruppe haben. Neulich hatte ich ein Teambuilding, 18 Leute und ich kannte sie erst kurz. Da ist immer die Frage, wer fährt zusammen einen Schlitten? Und dann kam letztlich die Führungsperson des Gesamtteams relativ schnell zu mir und sagte, wie hast du das hingekriegt, dass genau die beiden stärksten Konfliktpersonen verbunden hast zu einer Gruppe, dass die zusammenfahren? Du hast doch mit denen gar nicht geredet. Nee, ich habe von jedem zwei, drei Blicke, aber ich habe natürlich die Gruppe eine Weile beobachtet und ich sage, ja, wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung. Es war, glaube ich, nicht nur Glück, sondern dass man eben spürt, wo sind die Harmonien, Disharmonien in einer Gruppe, unterbewusst auf einmal Entscheidungen trifft und gar nicht genau weiß, warum. Und er meinte, irre, dass die jetzt mal dazu gezwungen werden, ein Team zu werden, weil wenn sie es nicht werden, kommen sie nicht ans Ziel. Das ist eben in der Wildnis natürlich der Fall. Wenn du nicht produktiv zusammenarbeitest, kommst du nicht ans Ziel, kriegst du nichts zu essen, kriegst du nichts zu trinken, ihr werdet Freunde oder beide schaffen es nicht. Und das ist eben natürlich auch ein gewisses Druckprinzip, was die Wildnis uns aufdoktroyiert, was in der heutigen Zeit teilweise auch durchaus sinnvoll ist, weil wir eben Probleme sofort angehen müssen in der Wildnis. Wenn wir hier im Alltag sind, sage ich immer, spüren wir die Probleme, aber wir können sie aufschieben. Denn abends ist der Kühlschrank immer noch voll und das Bett ist auch da. Aber wenn wir das den Menschen im Notfall nehmen, wenn ich Problembewältigung heute angehe, nicht das Problem jetzt löse, aber angehe, erreiche ich vielleicht heute Abend schon nicht mein Ziel. Ich kriege heute Abend nichts zu essen. Man wird zu einer schnelleren Konfrontationbewältigung gezwungen. Die Welt hat sich eigentlich nicht verändert. Teamführung, Lebensführung, individuellen, persönlichen Führung. Die Prinzipien sind die gleichen, die über Erfolg und Misserfolg für das Individuum und für Teams dastehen.

Matthias Weigert: Sehr klug, auch wie du immer wieder das überträgst von den Tieren auf die menschlichen Zusammenhänge. Du hast gesagt, du hast ein Team mittlerweile aufgebaut. Worauf achtest du?

Hendrik Stachnau: Die Leute kennen mich und melden sich bei mir und sagen, ja, ich würde gerne bei dir anfangen. Und dann sage ich, ja gut, wir testen das. Du weißt nicht, auf was du dich einlässt, selbst wenn du mich kennst und du musst es spüren, wie du dich hier fühlst. Ob ich spüre, diese Person könnte in den Aufgabenbereich, den ich für sie vorgesehen habe, passen. Und die Person spürt, ob das System für sie passt. Also ich muss rausfinden, was für einen Nutzen könnte ich der Person stiften, was für einen Nutzen könnte die Person mir stiften. Ob wir uns ergänzen, ob wir uns gegenseitig weiterbringen. Irgendwann muss man sich natürlich auch festlegen, also mehr festlegen, weil man fängt an, Verantwortung zu delegieren. Das heißt, die Person hat Macht. Und wenn die Person Macht hat, hat sie auch Macht über das Gesamtgeschehen und die Resultate des Unternehmens. Und wenn ich angefangen habe zu delegieren, also Verantwortung zu übertragen, kann sie alles in die Suppe ziehen. Das ist natürlich so, dass das eine Weile dauert, bis ich diese Schritte gehe. Und auch gerade in einem kleinen Team. Ich bin genau so zwei, drei, vier, acht dann irgendwann. Aber da hat jeder eine Aufgabe, die nur er erfüllen kann dann irgendwann. Auch gerade natürlich gewisse Aufgaben. Die Leute müssen zwei Jahre ausgebildet werden, bis sie das können. Und ich habe davon keine Doubles. Das heißt, wenn der im entscheidenden Moment in der Saison sagt, du übrigens, ich gehe, dann kann keiner mehr die Hunde füttern. Weil kann man mal 60, 70 Hunde füttern? Das dauert ganz lange, bis man all die Charaktere drauf hat. Weil Füttern ist bei denen nicht einfach nur Fleisch hinwerfen. So, also es bildet sich ein Vertrauensgebündel, was uns gemeinsam zum Erfolg bringt. Je schneller ich rausfinde, ob das sinnvoll sein kann und desto schneller die Person rausfindet, desto weniger Zeit und Energie verschwenden wir. Also deshalb, gerade in meinem Bereich sind es ja dann doch Spezialisten, die ich aufbilde, aber in jedem Unternehmen ist das natürlich der Fall. Irgendwann sind sie unersetzbar und wenn sie dann gehen, gerade in kleinen Gruppen, geht vielleicht das ganze Unternehmen. Deshalb ist natürlich die Konfrontation mit meinen Mitarbeitern ganzheitlich extrem wichtig. Das heißt, ich muss mich mit ihnen auseinandersetzen, aber eben nicht nur, was ich von ihnen will, sondern was kann ich ihnen geben? Und das ist ja nicht nur monetäre Anreize, sondern es sind ja ihre Lebensziele, Anerkennung oder eben Ziele, die sie nur mit mir erreichen können, aber Ziele, die ich auch nur mit ihnen erreichen kann. Das ist dann immer eine Symbiose. Und Führung ist nicht, dass der Vorgesetzte nur den einen führt. Sobald wir senden, führen wir Menschen. Genauso der Untergebene führt auch den Vorgesetzten. In jeder Kommunikation, sobald er den Mund aufmacht, Blick gesendet, fängt er an, auf den Vorgesetzten auch zu wirken und damit auch mitzuführen. Also Führung ist nicht einseitig, sondern es ist immer eine Symbiose. Das ist letztendlich branchenunspezifisch so. Solange wir uns mit Lebendigem auseinandersetzen, sind das Dinge, die nicht zu leugnen sind, dass in jedem Leben und in jedem Unternehmen eine extrem starke Rolle hat, egal wie viele Techniken wir benutzen. Technik sollte unser Hilfsmittel sein. Wir wollen uns an ihr bedienen. Es wäre natürlich schade, wenn die Technik irgendwann uns benutzt. Wenn man die Intelligenz in die Maschinen bringt, die können natürlich nicht emotional entscheiden, sondern das sind irgendwelche Parameter, wonach sie entscheiden. Das heißt, wir müssen natürlich Herr der Lage sein und dann kann sie uns natürlich sehr viel weiterbringen.

Matthias Weigert: Wann das Thema, würde ich gerne jetzt nochmal vertiefen, es gibt einen Kinofilm über dich, bist kurz davor auch ein Buch zu veröffentlichen. Magst du ein bisschen was dazu erzählen, denn du hast ganz viel, was du uns vorher begeisternd auch vermittelt hast, zusammengefasst in diesen eigentlich beiden Werken so ein bisschen.

Hendrik Stachnau: Ja, also wie schon schon gesagt, also mein erstes Rennen bin ich mit 13 Jahren gefahren. Ich bin jetzt 37 Jahre alt. Selbst in meiner Kindheit ist die Vision gewachsen, als erster mit den Grönlandtoten Alaska Malamutes das härteste Rennen der Welt zu fahren. Die Vision kam mit zwölf Jahren auf, als ich das erste Mal ein Buch von diesem Rennen vor mir hatte. Spielerisch habe ich davon geträumt, meinen Großeltern davon erzählt, haben gefragt, was willst du in Alaska, in Eskimo? Ich so, nee, damit hat das jetzt nichts zu tun. Mit zwölf Jahren denke ich nicht an heiraten. Ich habe einen Traum, den ich spielerisch kindlich verfolgen werde. Und dann muss ich aber erstmal alle Rennen, die davor kommen, bewältigen. Also ich habe Stück für Stück die härtesten Rennen Europas bewältigt, war der erste, der es mit diesen Urrassen geschafft hat, mit den Grönertoten der Laske Malamuts. Auch in der Schlittenhundeszene gibt es eine Hightech-Bewegung. Das heißt, es werden moderne Schlittenhunde gezüchtet, die schneller laufen, die aber nicht mehr Allrounder sind, sondern die werden mit technischen Hilfsmitteln ausgerichtet. Das heißt, sie müssen Jacken tragen bei Kälte, haben spezielle Schuhe, dass sie noch schneller laufen, aber den Umweltbedingungen angepasst sind. Mein Ziel war es, eben diese Urgesteine bis an diese großen Rennen zu bringen. Das habe ich dann Stück für Stück geschafft, war der erste, der die größten Rennen in Europa bewältigt hat. Du musst auch die Qualis E durchziehen, um an das härteste Rennen der Welt zugelassen zu werden. geflogen. Da stand ich 2019 beim herzlichen Rennen der Welt im Yukon Quest in Kanada und Alaska. Über 1600 Kilometer bei bis zu unter 50 Grad minus. Man muss sich vorstellen, was für mich wiederum Extremsituationen sind. 500 Kilometer ohne Straßenkontakt. Nur auf mich gestellt. Handyverbot ist bei dem Rennen. Wenn ein Handy irgendwo rausgeholt wird, ist man disqualifiziert. Unabhängig davon, dass es eh keine Netzverbindung gibt. Pure Eigenständigkeit. Und mein Ziel war es eben, dieses große Rennen zu bewältigen. Als erster mit diesen Urrassen. Das Rennen gibt es seit 35 Jahren. Hat noch nie jemand mit den Grönland und Alaska Malamutes bewältigt. Ich war der Erste, der das geschafft hat. Hab dazu eben das ganze Team rübergeflogen. Also meine gesamten Hunde, menschliche Team, Logistik, was natürlich schon recht aufwendig war, hat geklappt. Und darüber habe ich den Film Voice of Nature über das Yukon Quest gedreht. Der lief 2019 in den deutschen Kinos. Mal gucken, ob wir diesen Herbst auch nochmal in Kinos kommen, wo jetzt die Möglichkeiten wieder bestehen.

Matthias Weigert: Kann man aber auch bei euch auf der Homepage erwerben. Wenn man nicht ins Kino gehen möchte.

Hendrik Stachnau: Genau, Voice of Nature, Kinofilm einfach mal googeln. Hendrik Stach noch mal googeln. Arctic Life ist Kooperationspartner, die den auch gedreht haben. Kann man schon käuflich erwerben. Da wird dieser gesamte Prozess bildlich mit schönen Aufnahmen emotional dargestellt. Die Vision Voice of Nature goes Yukon Quest in sehr schönen Aufnahmen dargestellt und auch den gesamten Prozess. Aber auch letztendlich, was bei mir da passiert ist. So, im nächsten Schritt habe ich jetzt ein Buch geschrieben, was ich dort erlebt habe, weiterverarbeitet und auch wiederum den Bezug emotionale Führung, wo ich eben schon vor 13 Jahren meine Diplomarbeit drüber geschrieben habe, letztendlich da reingebracht, weil eigentlich habe ich diese Grundwerte der emotionalen Führung gelebt die letzten 13 Jahre und bin damit meinen Lebensweg gegangen und habe verarbeitet, was die dieses Thema emotionale Führung in meinem Leben bewirkt hat, auch mit meinen Mitmenschen, mit meiner Arbeitswelt, meinen Teams, mit denen ich arbeite, mit meinen Teambuilding-Veranstaltungen und was passiert mit mir selbst. Weil das Buch heißt Voice of Nature, ich und ich. Es geht letztendlich viel um Selbstreflexion und das habe ich natürlich an mir selbst in diesem Buch dargestellt, an den Zielen, die ich mir gesetzt habe und auch erreicht habe. Eben das Herz des Schüttenrennen der Welt zu bewältigen und auf mein gesamtes Leben bezogen. Mit sehr vielen Extremsituationen, aber auch lustige Storys. Was ist Voice of Nature? Finde dein eigenes Voice of Nature. Was ist emotionale Führung? Und real, was bewirkt emotionale Führung in deinem individuellen Leben? Und darüber habe ich ein Buch geschrieben, Voice of Nature, was jetzt Anfang Oktober rauskommt. Einfach mal googeln, Voice of Nature, ich und ich, wird Anfang Oktober zu kaufen sein. Und wen dir das interessiert, soll er sich ruhig mal angucken.

Matthias Weigert: Tolle Sache, glaube ich. Auch ein spannendes Buch, wer deine Passion und Leidenschaft hier auch sieht. Empfehlung auch von People First. Jetzt der Abschluss. Ich frage immer, wie hältst du dich digital? Wahrscheinlich muss ich bei dir fragen, wie entschleunigst du? Aber gibt es Dinge, wie bleibst du am digitalen Zeitalter, sodass du merkst, dass es nicht komplett an dir vorbeirauscht?

Hendrik Stachnau: Ich bin sehr viel unterwegs und habe natürlich immer meinen Laptop dabei. Dadurch kann ich arbeiten, wo ich möchte. Bin natürlich dann immer wieder präsent irgendwo, aber dadurch ist es letztendlich zu großen Teilen auch egal, wo ich mich aufhalte, ob ich in der schwedischen Wildnis bin. Klar, da brauche ich eine Internetverbindung. Oder in Hamburg City ganz normal. Diese Freiräume, die mir letztlich die Digitalisierung gibt, nutze ich genauso wie viele andere. Und das ist auch ein Luxus. Deshalb pendle ich eben viel zwischen den Welten hin und her, was mir anders eben nicht möglich wäre.

Matthias Weigert: Wie geht es du persönlich mit der Familiensituation um? Ist das auch etwas, woraus du Kraft schöpfst? nochmal? Das stelle ich mir auch spannend vor, zumindest bei dem, was du vorher beschrieben hast, wie so dein Leben pendelnd abbildet.

Hendrik Stachnau: Ja, genau. Ich habe eben drei Kinder, denen ich möglichst vielschichtig das Leben auch versuche zu präsentieren. Auf der einen Seite genauso in Extremsituationen bereits zu gehen. Mein mittlerer Sohn, der hat das erste Mal mit einer Woche draußen übernachtet. Wobei er hat letztendlich in einem Mückennetz im Sommer in so einem Mückenhut geschlafen. Da war er eine Woche alt. Meine drei Kinder können alle bereits Schlitten fahren. Auch schon viele Extremsituationen auf ihrer Ebene bewältigt, aber ich versuche eben Freidenkertum meinen Kindern zu präsentieren, dass sie sich trauen, das Leben auf ihre Art und Weise wahrzunehmen, zu erleben. Und ich sage immer, das Kind im Menschen sollte man eben möglichst auch nicht verlieren, auch wenn man älter wird. Und ich sehe es natürlich immer wieder in meinen Kindern, was mich ja auch beeindruckt, das Leben einfach hier und jetzt zu genießen und sich zu trauen, weil was bleibt Kindern anderes übrig, als jeden Tag das Leben neu zu erforschen, gerade wenn sie klein sind. Das lebe ich zum einen Teil genauso mit meinen Kindern und bin entweder Papa oder in der Welt unterwegs, auf dem Schlitten, in der Wildnis, in der Einsamkeit. Also ich versuche möglichst viele Kontraste in meinem Leben zu bündeln, weil ich dadurch natürlich eine Vielschichtigkeit von Erfahrung für mich sammeln kann und leben kann. Und das bringt mich eben weiter, weil ich die Vielschichtigkeit des Lebens schon auch gerne konsumiere.

Matthias Weigert: Super. Ein schönes Schlusswort auch. Abschließend die Frage, wie können Hörerinnen und Hörer mit dir in Kontakt treten, wenn sie das spannend finden, was du machst? Wie können wir dich erreichen?

Hendrik Stachnau: Einfach mal Hendrik Stachnau googeln, weil den Namen gibt es nur einmal auf der Welt. Oder Voice of Nature. Mit E-Mail und Telefonnummer bin ich präsent. Also entweder für Teamveranstaltungen, Führungstrainings. Wer mein Buch lesen möchte, Voice of Nature, Film sehen möchte, muss einfach nur mal Hendrik Stachnau, Voice of Nature googeln. Dann findet man mich und kommt mit mir in Kontakt und kann mich auch gerne mal kennenlernen und mal gucken, was für Projekte da auf uns zukommen.

Matthias Weigert: Prima. Vielen, vielen Dank für das wirklich spannende Gespräch, Hendrik.

Hendrik Stachnau: Ja, vielen Dank. Hat mir auch sehr Spaß gemacht hier und schöne Sache.

Matthias Weigert: Ja.

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HR

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