Inkster ⚓️: Europas Marktführer für temporäre Tattoos

15. August 2024, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und heute habe ich ein spannendes Startup im Deep Dive Interview bei mir, nämlich Inkster. Und der liebe Melvyn Wittwer ist dort der Geschäftsführer und Gründer und vielleicht habt ihr von Inkster schon mal gehört, ist nämlich total angesagt und tippt. Die machen Tattoos, die aber zum Aufkleben sind, beziehungsweise also non-permanent, die nicht ewig bei dir in der Haut drin stecken, sondern die sich nach einer Zeit wieder auflösen. Und ich habe mich mal so umgehorcht, wer ist denn cool, wer ist denn hip? Und da wurden mir die Jungs von Inkster genannt. Und deswegen war ich neugierig, mal zu verstehen, wie funktioniert das Geschäftsmodell? Wie sind sie eigentlich auf die Idee gekommen? Wie muss man drauf sein, um sowas zu machen? Und wie verkauft man den Stuff eigentlich? Von daher heute ein schöner bunter Ritt, mal wieder ein cooles Startup. Und that being said, lieber Melvyn, moin moin, schön, dass du da bist.

Melvyn Wittwer: Moin moin, freut mich, hier sein zu dürfen.

Joel Kaczmarek: Ich habe hier eben so rumgekrepelt. Wie erklärst du das denn korrekt? Also sind das sozusagen ablösbare Tattoos, auflösende? Wie nennt man das korrekt?

Melvyn Wittwer: Korrekt würde man sagen semi-permanente Tattoos. Also nicht diese Stick-on-Tattoos, nennt man diese Klebetattoos, die einfach oben auf der Hautschicht liegen. sondern die ziehen in die erste Hautschicht ein, basiert auf so einem Fruchtextrakt, reagiert dann mit organischen Verbindungen und der Luft und so, dann färbt sich die erste Hautschicht, deswegen semi-permanent, weil es eben nicht nur ein, zwei Tage hält, sondern circa zwei Wochen.

Joel Kaczmarek: Okay, die Hautschuppen müssen sich sozusagen erst wieder ablösen. dann, so wie wenn man Sonnenbrand hat und dann geht es weg?

Melvyn Wittwer: Kann man sagen, also Die Haut regeneriert sich immer beim Menschen so innerhalb von ein bis zwei Wochen. Das ist völlig normal, ohne dass man es merkt. Beim Schlafen, beim Duschen, beim Schwitzen. Und so verblastern unser Tattoo langsam. Ist ähnlich, kann man sich das vorstellen, wie ein Selbstbräuner, der auch nur die erste Hautschicht färbt. Oder Henna, kennt vielleicht auch der ein oder andere, was so die erste Hautschicht braun-orange färbt. Und unsere Tattoos haben so einen dunkelblau bis schwarze Farbe und sehen dementsprechend sehr echt aus.

Joel Kaczmarek: Und was hast du gesagt, worauf basiert es?

Melvyn Wittwer: Basiert auf einem Fruchtextrakt aus dem südamerikanischen Dschungel. Klingt wild, ist es auch. Das ist die sogenannte Jaguarfrucht. Und wenn der Fruchtextrakt von dieser Jaguarfrucht in Berührung mit der menschlichen Haut kommt, dann sieht man erst mal gar nichts. Also man könnte das dann einfach abwischen, abwaschen. Aber weil das in Berührung mit der ersten Hautschicht kam und eingezogen ist, färbt sich das dann über die nächsten 24 Stunden, kann man sagen. Also wir sagen immer, trag am besten das Tattoo auf, bevor du schlafen gehst. Und am nächsten Tag siehst du dann schon das Tattoo und es dunkelt dann nochmal nach über den Tag.

Joel Kaczmarek: Crazy, also kann es dir passieren, wenn du da in Südafrika durch den Dschungel läufst und dir fällt so eine Frucht auf den Kopf, mitten ins Gesicht und der ganze Fruchtsack läuft dir lang, dass du danach erstmal für zwei Wochen aussiehst wie so ein Angemalter.

Melvyn Wittwer: Wenn sie aufbricht und der Fruchtextrakt austritt, dann könnte das passieren, ja. Er wird tatsächlich in Südamerika verwendet. von so indigenen Völkern auch für Körpermalerei benutzt. Also da kommt das eigentlich her, dieser Fruchtextrakt. Sieht dann natürlich nicht aus wie so ein westliches Tattoo, was wir hier kennen, aber den Job haben wir dann übernommen.

Joel Kaczmarek: Und mal blöd gefragt, also ich meine, bei Henna mal gelesen zu haben, Das ist aber auch schon Jahre her, dass es irgendwie auch schädliche Komponenten haben kann. Also da kommt es ein bisschen, glaube ich, darauf an, welche Mischart das ist. Also ob du sozusagen Stoffe aufnimmst, wie ist das bei dieser Jaguarfrucht? Also muss ich mir da Gedanken machen, dass es in der Leber landet und abgebaut wird und irgendwie schädlich ist? Oder ist es komplett harmlos?

Melvyn Wittwer: Das ist vielleicht auch das Spannende, als ich das erste Mal in Berührung kam mit diesem Fruchtextrakt und dass das die erste Hautschicht färbt. Ist auf jeden Fall schon mal gut, wenn die Völker das schon seit Jahrhunderten benutzen. Das würden sie wahrscheinlich nicht machen, wenn das irgendwie schädlich für die Haut wäre. Aber wenn wir ein Produkt hier in Europa an den Markt bringen wollen, dann muss das natürlich EU-Kosmetik zertifiziert sein. Das war ein sehr, sehr langer Weg. Wir haben das aber alles testen lassen mit unabhängigen Sicherheitsberatern, die dermatologische Tests machen und so weiter. Und das ist sicher für die Haut, gar kein Problem. Getestet, funktioniert.

Joel Kaczmarek: Und jetzt hast du gesagt, ihr habt so ein blau oder so dunkelblau oder schwarz. Also gibt es bei euch nur einfarbige, monochromatische Tattoos. oder habt ihr auch bunte?

Melvyn Wittwer: Nur einfarbig. Das ist wegen des Fruchtextrakts so. Bisher haben wir noch keinen Fruchtextrakt gefunden, der grünfarbig grün, rot, blau färbt, da müsste man dann halt chemische Komponente verwenden, wie das tatsächlich bei dunklem Henna verwendet wird, was du gerade angesprochen hattest. Da ist das so, normalerweise ist es Henna braun, braun-orange und wenn man das schwarz machen möchte, dann müssen da so ein paar chemische Sachen dazu. Das kann dann aber zu Bläschen unter der Haut führen und so weiter. Aber da wollten wir uns Stand jetzt fern von halten und 80, 90 Prozent, glaube ich, aller Tattoos sind auch dunkel. Also das ist auf jeden Fall das, was nachgefragt wird, was die Leute haben möchten. Deswegen bisher nur dunkle Tattoos.

Joel Kaczmarek: Und wer ist bei euch so Zielgruppe und was ist die Motivwelt? Also sprechen wir da jetzt hier von irgendwie Rocker-Totenkopf oder sprechen wir von eher buddhistisch-weiblich-Yoga-Style? Weißt du, was ich meine, um jetzt mal so ein paar Klischees zu bemühen?

Melvyn Wittwer: Gar nicht Rocker und typisch Tattoo, wie man sich das vorstellt, weil in der Regel die Leute, die so größere Tattoos haben und detailliertere Tattoos, eigentlich die sind, die sich Tattoos direkt stechen lassen. Wir haben auch das Feedback bekommen, dass tatsächlich wir gar nicht so die richtige Brand für Leute sind, die schon Tattoos haben. Die gehen einfach zum Tätowierer, lassen das machen. Wir sind eigentlich eher die Brand und das Produkt für Leute, die kein Tattoo möchten, kein Tattoo aufgrund der Religion haben dürfen, aufgrund des Alters, sich vielleicht schon längst gegen ein Tattoo entschieden haben. und das für die gar nicht mehr in Frage kommt, sich aber trotzdem tätowiert fühlen wollen. Und dementsprechend ist unsere Motivwelt auch, ging am Anfang eher so in die Richtung erstes Tattoo, also kleine minimalistische Motive, eine Welle, einen Anker, irgendwas, was vielleicht die Liebe zur Freund, zur Familie ausdrückt, Sportarten, eigentlich alle Themen, die emotional sind. Jetzt entwickeln wir uns immer weiter, dass wir auch ein paar größere haben und ein paar detailliertere. Eigentlich findet jeder bei uns was, der noch kein Tattoo hat, aber über eins nachdenkt, bis auf richtig große Rocker-Tattoos. Die gibt es bei uns nicht. Das wäre auch aufgrund der Auftragungsweise ein bisschen schwierig, das vernünftig darzustellen.

Joel Kaczmarek: Okay, also von I Love Mutti bis Borussia Dortmund alles theoretisch möglich.

Melvyn Wittwer: Theoretisch möglich, ja. Wir haben jetzt noch keine Partnerschaften mit Fußballvereinen, aber Zielgruppe ist auch tatsächlich eher weiblich und dementsprechend alles eigentlich, was das Frauenherz begehrt. Und den Rest für Männer haben wir auch ein bisschen was dabei.

Joel Kaczmarek: Wie viele Prozent Frauen habt ihr denn?

Melvyn Wittwer: 70 Prozent Frauen, 30 Prozent Männer.

Joel Kaczmarek: Ach ja, krass. Aber da habe ich gerade auch drüber nachgedacht, wie du so erzählt hast, ob nicht so Kollaborationen total sinnvoll wären. Also, dass du dir irgendwelche krassen Tattoo-Artists holst oder Popstars oder Also, ich meine ganz ehrlich, ist doch total plausibel. Du gehst ins Stadion, in meinem Fall als Masochist, Hertha BSC Und dann könnte ich jetzt meinem Nachwuchs irgendwie so ein Hertha-Emblem irgendwie zwei Wochen lang auf den Oberarm raufkleben. Außer du sagst mir, es ist für Kinder nicht tauglich. Und bei Lady Gaga oder wem auch immer könnte ich mir das auch vorstellen. Das macht doch eigentlich Sinn. Habt ihr sowas schon mal ausprobiert mit Kollaborationen?

Melvyn Wittwer: Ja, richtig cool, dass du das ansprichst. Wir haben am Anfang tatsächlich, war der Gedanke auch direkt so, okay, wir müssen Tattoo-Artists mit reinnehmen. Haben dann die ersten 300 Designs größtenteils auch mit Tattoo-Artists entwickelt. Haben dann aber gemerkt, die wollen uns gar nicht so richtig. Also diese herkömmlichen Tätowierer, da haben wir dann irgendwie so ein Produkt, was so ein bisschen gegen das echte Tattoo spricht. Also Es ist eher so, magst du semi-permanente Tattoos oder magst du echte Tattoos? Dementsprechend lief die Zusammenarbeit nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber so Co-Creations mit größeren Influencern, mit bestimmten Stars, das können wir uns auf jeden Fall vorstellen. Und wir sind jetzt auch in Gesprächen mit größeren Lizenzgebern, Vereinen von Fußballvereinen über Football. Also da ist einiges dabei und einiges in der Pipe.

Joel Kaczmarek: Ja, das könnte ich mir ganz gut vorstellen, weil ich weiß, ich habe gerade so den Typen vor Augen, der so einen Bierhelm auf hat und dem die Frau aber so voll einen aufs Maul haut, wenn der hier irgendwie mit so einem großen Football auf dem Oberarm dann tätowiert ankommt. Aber wenn er sagt, er hält ja nur zwei Wochen, dann fände ich das schon wieder plausibel eigentlich.

Melvyn Wittwer: Also es ist gerade nicht unsere derzeitige Zielgruppe, weil es halt überwiegend Frauen sind, die sich wahrscheinlich auch so ein semipermanentes Tattoo sofort auftragen würden. Aber wollen wir auf jeden Fall auch mehr rein. Also diese emotionalen Themen die zwar emotional sind, aber nicht so emotional, dass man auf ein echtes zurückgreifen würde.

Joel Kaczmarek: Wie ist das denn eigentlich entstanden? Also ich bin ja jetzt mit dir schon mitten ins Produkt reingestolpert. Beziehungsweise eine Frage vielleicht noch vorneweg. Was kostet so ein Tattoo? Also habt ihr da irgendwie Größen S, M, L, X, L und dann kosten die irgendwie X bis Y Euro. oder wie ist das preislich gestaffelt?

Melvyn Wittwer: Wir haben verschiedene Größen, haben mit vier angefangen, jetzt sind wir bei sechs. Meistens ist es so eine quadratische Größe und dann noch mal eine langgezogene davon. Die gehen so von zwei Zentimeter bis zehn, 15 Zentimeter, kann man sich das vorstellen. Und im Durchschnitt kostet ein Tattoo zehn Euro.

Joel Kaczmarek: Und hält dann?

Melvyn Wittwer: Bis zu zwei Wochen kommunizieren wir. Wir haben auch Stellen, wo nicht so viel Abrieb ist von der Haut, beispielsweise am Innenknöchel, am Fuß. Da kann es auch mal vier Wochen halten. Aber an den Fingern beispielsweise irgendwie nur fünf bis sieben Tage, wenn man sich oft die Hände wäscht.

Joel Kaczmarek: Je schmuddeliger du bist, desto länger hältst du. Okay, verstanden. Wo lasst ihr das fertigen?

Melvyn Wittwer: In China. Wir haben am Anfang einen Produzenten in Deutschland gehabt, als wir dann auf unsere zweite Iteration vom Produkt umgestiegen sind. Wir haben das dann mal so verändert. Nach dem ersten Jahr, dann mussten wir neue Lieferanten suchen. Es hat leider in Europa nicht geklappt, weil die unsere Tinte nicht verwenden wollten. Und in China sind wir fündig geworden. Weil es eine besondere Zusammensetzung von dieser Tinte ist und die, die so oft den Maschinen noch nicht hatten und keiner bereit war, mit uns da so einen kleinen Test zu fahren. Wir waren, glaube ich, auch noch zu klein als Start-up. als dass das für die interessant gewesen wäre. Dann haben wir das, sind wir in China für nicht gewonnen und sind auch sehr happy mit.

Joel Kaczmarek: Also mir kommen schon tausend weitere Fragen dazu, aber vielleicht nochmal den kurzen Schlenk gemacht. Wie ist das denn entstanden? Also wie bist du auf die Idee gekommen, dass du semi-permanente Tattoos verkaufst?

Melvyn Wittwer: Ich wollte schon immer irgendwas online verkaufen. Das ist jetzt ein bisschen tiefer. Ich habe eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht damals und habe dann Eine Abteilung hatten wir, das war im Stahlhandel und die hatten so eine Tochterfirma quasi, wo ich auch mal für zwei Monate vorbeischauen durfte und die haben so Sprinklerköpfe gemacht. Und ich war dafür verantwortlich als Auszubildender, dass jeden Morgen die Pakete vernünftig rausgehen, dass die Kunden ihre Ware bekommen und wenn sie sehen, irgendwie mein Produkt ist noch unterwegs, dass sie sich bei mir melden können. Und das fand ich irgendwie cool. Es hat sich so angefühlt, so ein bisschen mein eigener Chef zu sein innerhalb dieser Firma und als wären das meine Pakete gewesen. Und dann kam so ein bisschen dieses Thema Online-Marketing dazu, was mich sehr interessiert hat. Und irgendwann habe ich überlegt, okay, könnte ich das nicht irgendwie verknüpfen? Online-Marketing und was physisches, was dann irgendwie versendet wird. Ich wollte schon immer ein Produkt haben, was man sieht, was man anfassen kann, nachdem man sich da irgendwas aus dem Kopf überlegt hat, das dann irgendwann in den Händen zu halten. Genau, und dann habe ich nach der Ausbildung studiert, habe mit einem Kumpel eine Sonnenbrillenfirma gehabt, dann habe ich mal T-Shirts online verkauft und dann bin ich während meines Studiums im zweitletzten Semester, im fünften Semester mit meinem heutigen Mitgründer Michi nach Kalifornien gereist und habe da ein Auslandssemester gemacht. Und da war es so, okay, Kalifornien, Beach Vibes und ich hatte Lust auf mein erstes Tattoo, wusste aber nicht, welche Stelle und welches Motiv. Und war auf der Suche nach so einer Lösung, die es einem ermöglicht, so ein bisschen Tattoo-Probe zu tragen. Diese herkömmlichen Kindertattoos, die man kennt, haben aber immer Motive, die halt für Kinder sind oder so extrem ausgefallene Motive, so Tribals und so, einfach nichts mehr, was cool war. Und die halten halt nur zwei Tage, wenn man damit ins Meer gegangen wäre oder einmal geduscht oder einmal rübergekratzt, dann sind die wieder ab. Ich wollte irgendwie einmal richtig dieses Gefühl haben, tätowiert zu sein. Und da kam dann das erste Mal die Idee, gibt es nicht irgendwas, was irgendwie in die Haut einzieht, was irgendwie nur in die zweite Hautschicht, erste Hautschicht gestochen wird oder sowas. Also so ein vorübergehendes Tattoo. Und ja, da bin ich dann irgendwann auf diese Frucht aus dem südamerikanischen Dschungel gestoßen und habe diese Idee mit nach Hause, mit nach Deutschland genommen und habe dann mit Michi zusammen daran angefangen zu arbeiten. Und jetzt sitzen wir heute hier und Inkster ist auf dem europäischen Markt.

Joel Kaczmarek: Wie viel seid ihr mittlerweile?

Melvyn Wittwer: Wir sind zwölft. Genau, uns gibt es seit drei Jahren. Wir hatten ein Jahr Produktentwicklung davor fast und haben im Juni 2021 das erste Mal das Produkt an den deutschen Markt gebracht.

Joel Kaczmarek: Und wo verkauft ihr? überall, in welchen Märkten?

Melvyn Wittwer: Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien, Frankreich, Spanien und Italien. Also schon für unser Alter und auch unsere Größe ganz schön viele Märkte.

Joel Kaczmarek: Ja, ich sehe genau. Also Deutschland, Spanien, also Dach 1, 2, 3, Niederlande, Belgien, Frankreich. Du bist ja schon fast bei zehn Märkten, also ist ja schon ganz schön fundig.

Melvyn Wittwer: Ja, da wollten wir schnell sein.

Joel Kaczmarek: Ist als Produkt wahrscheinlich aber auch total dankbar, weil du es wahrscheinlich im Briefumschlag einfach versenden kannst, günstig, ne?

Melvyn Wittwer: Ja, das haben wir über die Zeit auch so optimiert. Am Anfang haben wir noch in so kleinen Warenpostboxen versendet. Das haben wir aber jetzt komplett auf Briefumschlag umgestellt. Das ist natürlich für den E-Commerce ungewöhnlich und auch die Lagerung ist eigentlich super, weil die halt super klein sind, super leicht. Wir können immer per Luftfracht quasi unsere Ware holen. Das ist schon sehr dankbar. Nachteilig ist dann ein bisschen der niedrige Warenkorb. wo vielleicht andere E-Commerce-Player ein bisschen Vorteile haben.

Joel Kaczmarek: Ja, das stimmt natürlich. Magst du sagen, wie viele ihr im Monat verkauft, mit welchem Umsatz und vielleicht auch, was so die Marge ist? Wenn man jetzt so ein Ding für 10 verkauft, kauft man das für 50 Cent ein. oder wie ist es so gestaffelt?

Melvyn Wittwer: Wir waren die ersten zwei Jahre sehr offen mit unseren Zahlen. Das ist uns so ein bisschen auf die Füße gefallen. Wir werden dieses Jahr aber mehrfach Millionen machen im Jahr und in Spitze haben wir ein mittleres zweistelliges Bestellvolumen im Monat. Genau. Ich bin da jetzt extra ein bisschen vorsichtiger geworden, weil es dann viele Nachmacher gab, die versucht haben, das zu kopieren. Das ist eigentlich richtig geil. Im ersten Moment ist es voll scheiße, aber es hat jetzt dazu geführt, dass wir komplett umgedacht haben, noch ganz, ganz viele andere Sachen uns überlegt haben, was wir machen können und dementsprechend so ein bisschen neu innovativ sein mussten. Und das ist richtig cool. Aber wir wollen es nicht ganz ausreizen. Also wir sind sehr happy mit unserer Entwicklung. Das habe ich auch schon überall kommuniziert. Wir haben im ersten Halbjahr von Juni 21 bis Dezember 21 haben wir 180.000 Euro Umsatz gemacht. Dann im Jahr danach waren es 2,3 Millionen, glaube ich. Und in 2023 haben wir das nochmal verdoppelt, ganz grob sind es bei 5, 6 Millionen rausgekommen. Und ab 2024 sind wir ein bisschen zurückhaltender mit den Zahlen, aber es läuft weiterhin gut.

Joel Kaczmarek: Krass, 6 Millionen Euro Umsatz bei einem Durchschnittsbon. Also was ist so der Durchschnittsbon, wenn man sich so Tattoos kauft, die roundabout 10 Euro kosten? Kaufen die Leute gleich 10 oder kaufen die sich jetzt nur 1 oder 2? 2, 2, 3. Okay, aber 30 Euro Bon und dann 6 Millionen. Da muss man schon ganz schön Briefe verschicken, würde ich mal sagen.

Melvyn Wittwer: Da muss man schon ganz schön Briefe verschicken. Da gibt es auch eine kleine Anekdote mit unserem Fulfillment Center aus Berlin. Im Sommer, wenn bei uns komplette High Season ist, Dann passiert es schon mal, dass wir das Briefzentrum rund um Berlin ein bisschen überlasten, weil die das nicht gewohnt sind, dass jemand so geschäftlich so viele Briefe versendet und wir dann so ein bisschen aus dem Nichts halt zehntausende Briefe da im Monat hingebracht haben. Genau, die sollten alle, wir hatten immer dann, wir haben dann immer versendet mit Brief und zusätzlich Prio, damit das auch noch trackbar ist und das muss, sorgte dann dafür, dass das quasi jedes Mal gescannt werden muss. und normalerweise gehen Briefe halt einfach, werden einfach weitergereicht. und diese Prio-Geschichte, die hat dann halt für so einen kleinen Kollaps mal gesorgt für ein, zwei Wochen. und dann mussten wir überlegen, ob wir nicht in verschiedene Briefzentren das verteilen rund um Berlin, damit wir nicht eins komplett überlasten.

Joel Kaczmarek: Und sag mal, wenn du jetzt so ein Ding für 10 Euro verkaufst, für was kauft man so ein Ding ein?

Melvyn Wittwer: Das teile ich ungern. Wir haben eine gute Marge. Wenn man jetzt nur das betrachtet, ist es eine sehr gute Marge, übelst überdurchschnittlich prozentual. Die Rechnung geht so aber leider nicht auf. Das wäre schön, wenn das so wäre. Aber bei uns ist natürlich der Anteil von Versandkosten, von Lager, von Pick und Pack auf diesen kleinen Warenkorb viel, viel, viel größer. Jeder, der sich im Digitalbereich auskennt, weiß, dass man auch nicht für 5 Euro einen Kunden einkaufen kann. Da muss man schon tiefer in die Tasche greifen. Und wenn man für 20, 25, 30 Euro einen Kunden einkauft, dann kann die Marge noch so gut sein. Selbst wenn wir Luft versenden würden, wird es dann irgendwann knapp. Aber wir wachsen profitabel. Wir haben keine Investoren drin, wir sind rein bootstrapped, also müssen wir profitabel auf dem Erstkauf sein und das sind wir größtenteils auch.

Joel Kaczmarek: Okay, wow. Ich meine, ist es sonst abotauglich, wenn du sagst, das ist so nach zwei Wochen wieder weg, wäre es ja eigentlich voll plausibel zu sagen, du kriegst sozusagen zwölf Packages im Monat, sind immer zwei Tattoos drin oder sowas?

Melvyn Wittwer: Ja, schon, also grundsätzlich schon. Wir haben aber auch gemerkt durch Bundles, wo wir das mal ausprobiert haben, dass die Leute es nicht so gerne mögen, wenn man für die die Designs auswählt, weil es halt super individuell ist, was jemand mag und bei dem einen Der möchte eben lieber Herzen haben und der andere steht eher auf Travelen und möchte dann lieber irgendwie die Berge oder einen VW-Bus oder whatever. Das ist dann ganz schwer quasi vorauszuwählen, was für die Person richtig ist. Und wir haben auch das Gefühl, wenn man jetzt schon fünf Tattoos aus dem Travel-Bereich hat, dann ein Travel-Abo abzuschließen, könnte schwierig sein. Man kann darüber nachdenken. Wir haben es noch nie komplett getestet mit wirklichen Abos.

Joel Kaczmarek: Ich denk grad so drüber nach, ich mach das manchmal, ich hab so eine so gefrorenes Essen bestell ich mir manchmal, wo du dann so unterschiedliche Gerichte hast. Die Pasta Bolognese oder die Gemüsepfanne oder so und so. Und da krieg ich dann immer so einen Hinweis so, hey, in drei Tagen macht sich deine Lieferung wieder auf den Weg zu dir, willst du noch mal reinschauen, dir die konfigurieren? So in so einer Art könnte man das ja eigentlich ganz gut bauen. Dass man sagt, guck mal, wir haben hier folgende fünf Designs, sind grad unsere Bestseller für dich, aber vielleicht magst du dir ja ein eigenes zusammensammeln.

Melvyn Wittwer: Ja, gute Idee, voll.

Joel Kaczmarek: Ja, wir können das vielleicht mit dem Bootstrap ändern. Also, von daherbiete ich mich dir hier gleich als neuer Investor und Ideengeber an. Ich zahle in die guten Ideen, wie du merkst. Nein, aber Spaß beiseite. Da wäre ich ja immer hinterher, dass ich über so was nachdenke. Oder auch, weil du Bundles gesagt hast, müsste doch eigentlich auch ganz gut gehen, eure Sachen mit anderen Dingen zu kombinieren. Also, ich denke jetzt so an Merch zum Beispiel. Macht ihr schon Partnerschaften, dass ihr jetzt sagt, es gibt irgendwie Also kann man ja stationär und online betrachten, dass ihr sagt, okay, cool, wenn du jetzt irgendwie ins Metallica-Konzert gehst, kannst du dir in dem und dem Merch-Shop auch noch irgendwie Metallica-Sachen von uns, also das wäre so die Denkrichtung, weißt du, was ich meine?

Melvyn Wittwer: Ja, richtig geile Idee. Ab diesem Jahr haben wir damit so ein bisschen angefangen. Und sind da auch gerade in den finalen Zügen mit ein paar Vereinen, gerade diese emotionalen Themen, wenn es um Musik geht, wenn es um irgendwelche, auch coole Brands, wenn coole Brands bestimmte Sprüche haben, also niemand würde sich jetzt ein Brand-Logo irgendwo drauf machen, aber wenn es so ein Gefühl ist, was transportiert wird, über einen bestimmten Spruch vielleicht oder über bestimmte Motive, dann können wir uns das richtig gut vorstellen. Und da wird dieses Jahr auch noch einiges kommen und grundsätzlich sind wir da offen für. Wir haben schon immer, wenn größere Unternehmen angefragt haben für irgendwelche Sommerfeste, für Events, für Mitarbeiter, vielleicht fürs Onboarding oder sowas, wenn da Unternehmen angefragt haben, haben wir das schon immer gemacht. Immer auf einer gewissen Menge natürlich. Aber wenn die Ideen cool sind, dann sind wir da auf jeden Fall offen und glauben, dass das komplett richtig ist. Also jeder hat schon mal ein T-Shirt von Metallica gesehen und jeder hat schon mal irgendwie einen, weiß ich nicht, einen Kugelschreiber von irgendeinem Unternehmen gesehen. Aber an den Zwei-Wochen-Tattoo wahrscheinlich noch nicht.

Joel Kaczmarek: Aber stimmt, das ist echt ganz interessant. Also so der B2B-Winkel auch. Bist jetzt hier, weiß ich nicht, Weltmarktführer im PVC-Rohre herstellen und dann kannst du hier auf dem Unterarm diesen PVC-Rohr von deinem Arbeitgeber mal zwei Wochen hin tätowieren. Ja. Gar nicht mal so abwegig, ja? Oder wenn du irgendwie so einen Leitspruch hast?

Melvyn Wittwer: Ich glaube, wenn das Motiv cool ist und das eben nicht plump das Logo ist, dann könnte das, also wenn man sich wirklich Gedanken macht und vielleicht das Marketing-Team ein bisschen kreativ wird, dann glaube ich, gibt es da schon gute Möglichkeiten, das abzubilden.

Joel Kaczmarek: Ich denke jetzt gerade über Tattoo-Merch für mein Digital-Kompakt-Universum nach oder meine sonstigen Podcast-Aktivitäten. Werde ich mit dir nochmal sprechen. Aber ist interessant. Wie ist denn das generell mit den, sag mal, ist das ein Lizenzthema? Also die Motive, gehören die euch? Oder wie läuft das, wenn du jetzt sagst, ihr habt da irgendwie eine Welle oder eine Uhr oder ein Herz?

Melvyn Wittwer: Wir haben in-house eine Designerin. die dann regelmäßig neue Tattoo-Drops erstellt. Und die ganz simple Motive, die es überall zu finden gibt, die können wir natürlich nicht schützen. Das sind nicht unsere Motive. Aber sobald wir eine Wellenkombination machen und eine Sonne dazu haben oder so, dann liegen die Rechte bei uns. Also das kann man nicht einfach so kopieren. Wenn das passiert, dann müssen wir auch dagegen vorgehen.

Joel Kaczmarek: Also ich habe es vorhin auch aus der Kostenseite gesehen. Also ich habe mich gefragt, ob ihr, wenn ihr jetzt so ein 10-Euro-Tattoo verkauft, ob ihr dann irgendwie auch noch einen Euro für Lizenzkosten an irgendjemanden rechnen müsst. Aber dann ist das ja mal safe. Aber ich sage mal, wenn du jetzt anfängst, hier die Elsa von Disney irgendwie rauf zu printen, dann wäre es sozusagen eine different story. Ist es denn kindertauglich?

Melvyn Wittwer: Das ist kindertauglich. Wir haben auch Viele Mütter, die das mit ihren Kindern oder der ganzen Familie auftragen. Wir hatten tatsächlich auch mal eine Bestellung von ganz am Anfang von 30 Tattoos und dann haben wir das Feedback bekommen, ja, den Bewohnern hat es sehr gut gefallen. Und dann haben wir nachgefragt und dann hatte ein ganzes Altenheim oder ein kleiner Teil des Altenheims, hatten die alle unsere Tattoos drauf. Also auch für ältere Haut kein Problem. Gerade da vielleicht, manche Tattoos sehen eben nicht mehr so nice aus, wenn die Haut ein bisschen an Elastizität verloren hat. Und dann vielleicht einfach mal ein Inkster-Tattoo drauf. Das klappt.

Joel Kaczmarek: Geil, hab ich jetzt hier Oma so vor Augen, die im Altenheim sitzt und hat so ein Rocker-Ding da auf dem Unterarm. Geil. Gefällt. Ja, verrückt. Wie ist denn so die Wettbewerbslage da eigentlich? Wie viele gibt es, die so was machen wie ihr? Ich weiß gar nicht, wie du nachts schlafen kannst. Es muss jede Nacht drei Ideen kommen bei eurem Thema. Es gibt gefühlt dutzende Wege. Aber das weckt ja dann auch andere. Was ist da so los?

Melvyn Wittwer: Wir sind Europamarktführer für semipermanente Tattoos. Jetzt schon nach den drei Jahren, in denen wir das machen. Liegt aber daran, weil es nicht viele gibt. Also es gibt nicht viele Wettbewerber. Wir haben das Thema so ein bisschen nach Europa gebracht. Nach Europa gebracht sage ich extra, weil es gibt den Weltmarktführer aus Kanada bzw. Nordamerika, der vor allem in Amerika und Japan unterwegs ist, soweit ich weiß. Genau, und wir haben das Thema so ein bisschen nach Europa gebracht. Wir sind hier der Größte. Es gibt ein, zwei kleine, ich hatte ja vorhin schon erwähnt, so ein paar Wettbewerber, Copycats, die versuchen uns nachzumachen, die glücklicherweise das machen, was wir vor zwei, drei Jahren gemacht haben und wir dann dadurch ein bisschen weiter sind, aber ist nicht ganz so simpel. Also die Eintrittsbarrieren sind höher als bei Sonnenbrillen oder T-Shirts, die ich vorher gemacht habe, sagen wir mal so.

Joel Kaczmarek: Oh mein Gott, wo du Japan sagst, da tut sich ja noch eine Welt auf Anime. Oh mein Gott, was du alles machst. Überleg mal, wenn du bei der Pokémon Company dir irgendwie die Pokémon-Lizenz holst, dann machst du 150 Pokémon oder machst du ins Kalender 365 Tage Pokémon, jeden Tag ein Tattoo oder so. Deine Umsätze gehen ja skyrocket.

Melvyn Wittwer: Ja, da sagst du was. Ich will, wahrscheinlich hören unsere Kunden jetzt nicht so krass deinen Podcast, also einige vielleicht, aber ich glaube, da gibt es jetzt nicht so die riesen Schnittmenge. Aber wir haben

Joel Kaczmarek: Das wird mir hier nicht persönlich, Freundchen.

Melvyn Wittwer: Ja, also vielleicht doch, aber wir haben natürlich auch ein paar jüngere Kunden, überwiegend weiblich. Ich weiß nicht, du hast ja noch nichts zu deiner Zielgruppe gesagt. Können wir ja darüber nachdenken.

Joel Kaczmarek: Ja, 80% männlich, ich gebe es ja leider zu. Mhm.

Melvyn Wittwer: Aber ist tatsächlich ein sehr spannendes Thema für uns Lizenzen. Und wir haben einen der größten Lizenzgeber in diesem Bereich abgeschlossen vor ein, zwei Monaten. Und da wird nächsten Monat tatsächlich was Großes kommen. Also ist genau der richtige Gedanke, den du erwähnt hast, so Richtung Welten zu denken.

Joel Kaczmarek: Aber ich stelle mir als größte Herausforderung bei euch das Thema Discovery vor. Also wenn ich bei euch so auf die Seite gehe Ich hab mich dabei ertappt, dass ich für mich nichts gefunden hab, weil du hast ja auch erzählt, 80 Prozent weiblich bei euch, ja, also es war vieles sehr, also was ich als feminin empfinde oder an meinem alten Männer denke, feminin einordnen würde. Und ich glaub, das muss ja voll komplex sein, die Leute so in ihr Universum, was sie toucht, reinzuführen. Weißt du, was ich meine? Dass du jetzt sagst, okay, wow, ich bin irgendwie in der Yogi-Richtung unterwegs oder ich bin mehr Rock, ich bin der Pokémon, ich bin Disney, also Lizenzen kommen ja vielleicht erst, aber weißt du, was ich meine? Das ist so erschlagend, was ihr alles an Masse habt.

Melvyn Wittwer: Ja, das ist auch gar nicht so einfach. Da muss man immer aufpassen, dass man nicht in dieses Netflix-Prinzip verfällt, dass es irgendwie so viel Auswahl gibt, dass man schon fast keinen Bock mehr hat, überhaupt irgendwas zu wählen. Jeder kennt das ja, wenn man irgendwie zu Hause sitzt, mit einem Partner oder mit Freunden und man möchte einen Film aussuchen und nach einer halben Stunde sagt man so, scheiß drauf, lass quatschen. So, da müssen wir schon aufpassen. Wir arbeiten da täglich dran, also die Filterung zu optimieren, eine richtig gute Suche zu haben und so weiter. Da muss man schon in so Richtungen denken und vor allem auch umdenken aus den eigenen Bedürfnissen raus, was einem selber gefallen würde, weil da gibt es halt ganz, ganz viele verschiedene, die bei uns kaufen. Also sehr breit. Unsere Zielgruppe ist auch sehr breit. Also es ist ein Massenthema. Bei uns kauft eine junge Schülerin genauso wie ihre Mutter und vielleicht sogar ihre Oma. Und dementsprechend ist das auf jeden Fall ein sehr wichtiges Thema. Was wir aber so ganz gut hinbekommen, du als Mann, wird es ein bisschen schwieriger, dass du genau das findest, was du haben möchtest. Das stimmt.

Joel Kaczmarek: Ja, Johannes Klischee von Snox hat es die Tage gerade geteilt, dass er meinte, die hatten die Boxershorts in, ich weiß gar nicht, zehn, zwölf Farben oder sowas. Und dann haben sie nur auf die vier Bestseller runtergecuttet und hatten 15 Prozent Umsatzwachstum. Also machen 15 Prozent mehr Umsatz, weil sie die Anzahl an Auswahl reduziert haben. Also das ist manchmal richtig krass. Da denke ich gerade bei dir auch noch drüber nach, dass es wahrscheinlich auch ein bisschen darum geht, so eine Discovery vielleicht auch manchmal von sich wegzuholen. Also wenn ich du wäre, würde ich jetzt, sag ich mal, und in Lizenzen denke, ich würd mir halt Partner suchen. Ich würd so Collabs machen und dann würd ich so mit Subdomains arbeiten oder mit so Unterseiten, dass ich sage, okay, cool, komm, jetzt machen wir so eine Nintendo-Kollabo. Der Joel, der steht doch auch irgendwie voll auf Zelda. Dann gibt's jetzt hier irgendwie das Zelda-Egg und dann haben wir hier irgendwie mit den New York Giants haben wir irgendwie auch eine Geschichte. Weißt du, was ich meine? Und dann leitest du die sozusagen nur in die Special-Shops um. Also macht das Sinn, was ich erzähle oder ist das krasser Bullshit?

Melvyn Wittwer: Nee, so dedizierte Landingpages würden wir unter dem Thema, würden wir das so bearbeiten und das macht auf jeden Fall Sinn, da vielleicht ein bisschen weniger Auswahl zu geben. Wir merken aber auch, dass wir so ein bisschen das Ikea-Prinzip haben. Also es ist schon interessant bei uns, wenn wir den Weg zu starr und zu geradlinig machen. dann werden nicht noch weitere Sachen mitgenommen. Wir haben das gemerkt, wir hatten teilweise Optimierungen, die so gut funktioniert haben, dass die Conversion-Rate zwar höher war, der durchschnittliche Bestellwert aber niedriger, weil eben genau das sofort gefunden wurde, was man haben möchte und vielleicht nicht noch unterwegs gesehen wurde, ah, das kann ich ja meiner Freundin mitbringen. oder das ist bei so einem 10-Euro-Produkt natürlich super. Wir haben viele Impulsivkäufe und da müssen wir auch aufpassen, dass wir nicht zu geradlinig und zu perfekt die User-Experience machen. Es ist ein schmaler Grad und superinteressant.

Joel Kaczmarek: Ja, ist voll spannend, zumal, sagst du ja wieder was, der Geschenkemarkt ist ja auch voll riesig. Also, du kannst ja eigentlich auch sagen, dass man versucht, dass man andere Leute, also, ich bin da vielleicht nicht Zielgruppe im Sinne des Käufers für mich, aber vielleicht für jemand anderen. Oder wenn Muttertag ist, machst du so vielleicht eine Mutter-Mantretu oder Vatertag oder keine Ahnung. Also, hat ja voll das Potenzial, da ganz viele Dinge zu tun.

Melvyn Wittwer: Absolut. Es sind auch riesige Events, wo sehr viel gekauft wird, sehr viel geshoppt wird. Da machen wir auch immer mit.

Joel Kaczmarek: Was ist denn eigentlich mit stationärem Handel? Also ich meine, da wäre ja sonst voll plausibel zu sagen, Nimm dir irgendeine Stoßrichtung. Also es gibt doch immer zum Beispiel, ich denke jetzt gerade so, das ist ja absurd, aber das hast du ja bei Chibo zum Beispiel ganz intensiv und andere machen das dann auch, wenn du so in den, weißt du, du gehst so einkaufen durch die Einkaufszone, bist bei Rossmann, dann bei Chibo und dann vielleicht bei Lidl oder sowas, dann merkst du ja, die haben ja alle so Richtungen. Dann haben die so Richtung Januar gibt es dann irgendwie die Yoga-Ecke, weil alle wieder mehr Sport machen wollen und dann verkaufen die wieder Handeln. Dann kommt die Gartengeschichte, dann kommt irgendwie Kochen, dann kommt Putzen. Also da gibt es ja immer auch so Wellen. Und das wäre voll plausibel zu sagen, du machst jetzt eine Chibo-Koop in Sachen Yoga, dass wenn die da wieder ihre Yogamatten und ihre Yoga-Würfel verkaufen, dass dann daneben auch irgendwie zehn Motive deiner semi-permanenten Tattoos hängen.

Melvyn Wittwer: Finde ich auch eine sehr gute Idee. Bisher haben wir uns von stationärem Handel immer so ein bisschen ferngehalten. weil wir die Marke komplett unter Kontrolle haben wollten. Jetzt sind wir aber, glaube ich, an einem Punkt angekommen, wo das ein sinnvoller nächster Schritt sein könnte und haben auch ein paar Anfragen von Drogeriemärkten und sind auf jeden Fall auch offen dafür. Wenn man da eine gute Auswahl hat, wie du schon sagst, ein Thema, was irgendwie gut sich einfügt und zu dem passt, was angeboten wird, zur richtigen Zeit, dann macht das auf jeden Fall Sinn.

Joel Kaczmarek: Ja, stimmt, noch besser DM. Also ist ja eigentlich Nummer eins Ort für euch, wenn du da neben dem Nagellack irgendwie noch sowas hast. Also, meine Güte. Ich glaube, deine große Aufgabe ist Fokussierung, wa? Musst du aufpassen, dass du nicht irgendwie jedem Hund hinterher rennst, sag ich mal.

Melvyn Wittwer: Ja, in so Gesprächen wird das immer wieder klar und das finde ich auch so spannend, dass so viele gute Ideen im Austausch entstehen für unser Thema, weil das eben irgendwie so nahbar ist und man das so direkt greifen kann. Bei uns ist auf jeden Fall das Thema Fokussierung, also eher die Dinge, die wir nicht machen, zu denen wir Nein sagen. Und wir sind da schon ganz gut, waren wir von Anfang an, dass wir selbst als Mini-Startup uns Sachen vorgenommen haben und eine Strategie ausgearbeitet haben und auch an der dann erstmal festgehalten haben. Und alle anderen Themen nehmen wir immer so mit in den Backlog. Jetzt sind ja auch gerade ein paar Ideen entstanden, die ich auf jeden Fall mitnehme. Aber würden wir allem nachjagen, würden wir, glaube ich, nicht ankommen.

Joel Kaczmarek: Macht ihr wie alle Startups eigentlich schon einen Adventskalender?

Melvyn Wittwer: Nee, noch nicht. Haben wir auch tatsächlich schon drüber nachgedacht. Der Winter ist nicht unsere Zeit. Jetzt ist die Frage, ob man dann einen Adventskalender macht, um dem entgegenzuwirken. Ich bin nicht so der Fan von Moves mit dem Rücken zur Wand, so ein bisschen um das Schlechte auszugleichen, sondern eher, wenn man sowieso gerade stark ist, das Momentum mitzunehmen. Deswegen haben wir es bisher noch nicht umgesetzt. Auch weil man sehr krass vorweg planen muss und wir jetzt nicht so krass oder ich eigentlich, ehrlicherweise, ein paar aus dem Team sehen das schon, aber ich habe es bisher nicht so gesehen, dass jemand sich 24 oder vielleicht 12, aber 24 verschiedene Tattoos, die halten ja alle zwei Wochen, also das muss man sich ja, das sind ja dann, keine Ahnung, 50 Wochen oder so, das ist ein ganzes Jahr, weiß nicht, ob die Welt das braucht.

Joel Kaczmarek: Ich glaube, das ist ein Fehler. Also es gibt so viele Sachen, wo ich sage, da brauchst du echt keinen Adventskalender.

Melvyn Wittwer: Ja, stimmt. Stimmt, wenn man das so sieht und die sich auch verkaufen, das stimmt, ja. Vielleicht, ja.

Joel Kaczmarek: Und weißt du, warum es auch charmant ist? Nenne mich einen Spießer, ja. Aber mich nervt immer tierisch, wenn du dann, es gibt ja hier die ganz großen Schokoladenhersteller zum Beispiel, auch wenn du so einen Kinder-Adventskalender hast, wo dann so diese Minis drin sind und dann hast du außen so eine Pappgeschichte, das sieht aus wie so ein Obelisk. Und wenn du dann hinterher das Ding in den Müll schmeißt, machst du auf und hast innen drin nur Plastik. Das finde ich irgendwie voll asozial, dass man dann irgendwie, keine Ahnung, 500 Gramm Kunststoff verballert, um irgendwie 20 Gramm Schokolade zu verkaufen. Aber in deinem Fall könntest du ja so richtig Origami-Style quasi mit Papier arbeiten. Deswegen, also ich finde das schon plausibel, vor allem wer weiß, ob so ein Adventskalender nicht so ist, dass den die ganze Familie nutzt oder Pärchen oder sowas, weißt du? Also heißt ja nicht, dass einer das nutzt und ich meine, heißt ja auch nicht, dass du die Tattoos nacheinander nutzt. Ich meine, du hast ja viele Stellen am Körper und hast am Knöchel den 2. Dezember und am Handgelenk den 14. oder so, ja?

Melvyn Wittwer: Ja, stimmt. Guter Punkt. Ich glaube, man müsste sich mal umhören, wie Adventskalender genau genutzt werden. Aber mehrere Stellen am Körper macht schon Sinn. Wir haben auch ganz viele Tattoos, Sleeves und so. Also Leute, die sich so einen eigenen Sleeve dann zusammenbauen und da werden dann halt gern mal fünf, sechs Tattoos auf einmal aufgetragen. Ach ja, cool. Per Point. Also Adventskalender auch noch mit auf die Liste.

Joel Kaczmarek: Wir machen das doch noch hier, der ideengebende Business Angel, wenn ich mich hier mal bei dir prostituieren darf. Aber ich überleg grad auch, was sind denn noch so Ausbauprodukte? Oder willst du gar keine Ausbauprodukte? Mir kam zum Beispiel grad, wo du Sleeves sagst, es gibt ja manchmal auch so, als ich im Studium war, hab ich so was mal gesehen, da gab's so wie so eine Art Strumpfhosen, die sind so bedruckt, kannst du über den Arm ziehen, dann sieht's aus, als wenn dein Arm tätowiert ist und du ziehst ihn einfach wieder ab, wenn der Disco-Besuch vorbei ist. Oder wahrscheinlich gibt's noch so ein paar andere Nebenbereiche, die vielleicht auch interessant sind, was weiß ich, vielleicht Hautcremes, die die Tattoos noch mal mehr leuchten lassen oder Pipapo. Denkt ihr über so was nach? oder sagt ihr um Gottes Willen, hokus pokus, keep the focus?

Melvyn Wittwer: Haben wir bisher so gesagt? Hokuspokus, keep the focus? Auch da sind wir offen und es wird irgendwann in den nächsten Jahren wahrscheinlich auch noch weitere Produkte geben. Es ist nicht ganz so einfach wie bei einer Sonnencreme beispielsweise, wo der Weg dann zu anderer Kosmetik recht kurz ist. Wir arbeiten mit Farbe, wir haben das Thema Ink im Namen. Das müsste schon irgendwas mit Farbe zu tun haben, was sehr ästhetisch ist, visuell ist. Da gibt es aber natürlich einiges, was da kommen kann. Definitiv. Bisher haben wir immer in die Breite das Produktsortiment durch neue Designs natürlich erweitert. Das ist für unseren jetzigen Stand auch das Beste, was wir machen konnten und können. Wird aber auf jeden Fall den Punkt geben, wo wir uns überlegen, okay, was können wir unseren Kunden noch anbieten in dem Bereich, wie können wir vielleicht sogar komplett neue Zielgruppen für uns gewinnen.

Joel Kaczmarek: Gott, fällt mir nicht noch was ein, wo du gerade sagst, man könnte ja auch so Tattoo-Sets machen, die wie so ein Panini-Album funktionieren. Also das sehe ich bei Kindern immer, wenn du sozusagen Packungen kaufen musst und immer in der Hoffnung, dass du eine Set vollkriegst und dann kannst du dir irgendwann wirklich den ganzen Abend voll tätowieren mit dem Motiv, was du eigentlich haben willst. Also das ist ja echt mal ein stimulierender Podcast hier heute mit dir. Sorry, ich werfe dich hier die ganze Zeit mit Ideen voll und du denkst so, was will der Bekloppte eigentlich? Ich will nur von meinem Umsatz erzählen.

Melvyn Wittwer: Nein, nein, das ist sehr gut, das freut mich. Also ich nehme hier sehr viel mit.

Joel Kaczmarek: Nice, nice. Vielleicht so als Endgespräch langsam auch mal oder Richtung Ende kommt. Wie ist es so mit dem Thema Marketing? Also was sind so eure Kanäle? Ihr könnt bestimmt das klassische Performance-Zeugs machen, also ich schätze mal Instagram wird bei euch ganz gut gehen. Ist es ansonsten so Pinterest oder ist es eher auch so TikTok-Geschichten, die für euch gut funktionieren? Wo gearbeitet ihr da?

Melvyn Wittwer: Wir sind auf allen Kanälen unterwegs, die du gerade genannt hast und noch weitere. Wir sind stark über Paid Social gewachsen. Nur deswegen konnten wir auch überhaupt so schnell wachsen. Das spricht sich jetzt nicht so schnell rum. Über Google Ads zum Beispiel hat es nicht so schnell funktioniert. Wir sind stark in E-Mail, wir spielen auch WhatsApp. Jetzt gehen wir in Influencer ein bisschen mehr rein. Also das ganze Repertoire eigentlich an Digital Assets, die man braucht im Marketing. Und um dir vielleicht so ein bisschen Rahmen zu geben, also Stand jetzt machen wir 60, 70 Prozent mit Paid Social. Da gehört dann auch TikTok dazu, Meta, TikTok, Instagram. Dann haben wir Google auch in allen Ländern aktiv. Pinterest als zweite Suchmaschine nach Google und den Rest bilden dann Influencer und alle CRM Kanäle. E-Mail und WhatsApp.

Joel Kaczmarek: Habt ihr mit Influencern schon mal intensiv versucht? Also ist es was, was da funktioniert?

Melvyn Wittwer: Sind wir gerade dran tatsächlich. Wir wollen auch gerne Co-Creations mit Influencern machen. Also kleine Kollektionen von bestimmten Influencern, die vielleicht auch designaffin sind, die ein bisschen kreativ werden können, die vielleicht ein gewisses Gefühl verkörpern. die für ein bestimmtes Thema stehen, da gibt es natürlich viele Möglichkeiten, dieses Thema in Tattoos auszudrücken. Da sehen wir auf jeden Fall sehr viel Potenzial. Und die ersten Tests mit Affiliates und Influencern sind sehr vielversprechend, ja.

Joel Kaczmarek: Wir haben heute beim Frühstück in der Firma über Michaela Schäfer geredet. Hab ich gerade gedacht, es wäre sehr witzig, wenn die so eine Nacktschnecke machen würde als Tattoo.

Melvyn Wittwer: Ich kenne mich mit Michaela Schäfer nicht. Warum Nacktschnecke?

Joel Kaczmarek: Ich glaube, die haben sie immer so genannt. Die war doch bei Germany's Next Topmodel und dann hat die ja immer blank gezogen. Die war doch dann Nackt-DJ'n. Also die hat immer oben ohne, hat die dann Platten aufgelegt und so weiter und hat immer durch viel durch nackte Haut zeigen. Dann haben sie die immer die Nacktschnecke, glaube ich, genannt.

Melvyn Wittwer: So eine Nacktschnecke kann man schnell umsetzen. Ich weiß nicht, ob wir Michaela Schäfer für unsere Brand gewinnen wollen würden, aber wir könnten eine Nacktschnecke umsetzen, sagen wir es so.

Joel Kaczmarek: Ja, stimmt. Wahrscheinlich eher so über die Mikro-Influencer. Wahrscheinlich so die Mami-Bloggerinnen oder die so Fashion machen in so gar nicht so großer Größe. Die haben ja meistens so die stärkste Affiliation mit ihrem Publikum irgendwie. Das ist so Und so kamen wir auf das Thema heute am Frühstückstisch. Ich weiß nicht, wie wir dazu kamen, aber es ging um Pornografie, weil wir, glaube ich, über Payment geredet hatten und dann das Pornounternehmen voll das Problem haben, Payment zu machen. Und da war auch so das Thema, dass man sich ja eigentlich mit denen identifiziert, die so der Nachbar von nebenan sind und nicht irgendwie die aussehen wie Hollywoodstar oder in dem Fall jetzt Sexindustrie. Naja, gut, aber anyway, ich schweife ab. Gut, gern verstanden. Marketing eigentlich relativ klassisch. Beim Thema Finanzierung, du hast es schon mehrfach erzählt, das ist sehr betont, dass ihr irgendwie bootstrapped seid. Wie kam's? Hattet ihr keinen Bock, dass ihr jemals mit Investoren arbeitet? Ist das so ein Freiheitsding oder gibt das Modell das nicht her? Warum die Entscheidung?

Melvyn Wittwer: Wir haben es nicht gebraucht, um es ganz kurz zu machen. Wir haben es bisher einfach nicht gebraucht. Wir konnten aus unseren eigenen Umsätzen wachsen, glücklicherweise. Wir hatten am Anfang keine Lust, direkt Investoren mit dazu zu nehmen, weil man da immer noch recht günstig viele Prozente abgibt und wir halt voll an die Idee geglaubt haben. Wir wussten, dass das Dass das groß werden wird, dementsprechend am Anfang keinen Investoren reingeholt und dann halt direkt so optimiert. Also dadurch, dass wir keinen Investoren hatten, mussten wir ja Dinge tun, die profitabel sind. Und ich glaube, das hat dem Unternehmen dann auch zu dem Wachstum verholfen, wie es heute ist und auch zu dem Fundament, dass wir eben profitabel handeln und uns nur Dinge überlegen, die auch wirklich Sinn machen. Und das hat für die schöne Entwicklung in den letzten drei Jahren gesorgt. Aber es wird, wenn es einen Zeitpunkt gibt, wo wir Investoren brauchen, sind wir da nicht komplett abgeneigt. Das ist nicht so ein Ding, wo wir sagen, nee, macht für uns gar keinen Sinn. Es ist nur so, wir haben jetzt eine sehr cleane Company-Struktur und sind auch froh, dass es so ist.

Joel Kaczmarek: Mir fallen gleich drei Business Angel ein für dich. Erzähl ich dir später.

Melvyn Wittwer: Bin gespannt.

Joel Kaczmarek: Ich mag sowas. Also ich mag solche Produkte. Ich verstehe, wie du da denkst. Wie ist denn so die Internationalisierungsreise für euch? Also ist es für euch leicht, jetzt zu sagen, komm, wir nehmen jetzt auch noch Polen, Tschechien dazu. Ja, Scandics könnte ein Thema sein. Oder lass mal über Asien nachdenken. Lass mal über USA nachdenken. Ist das bei eurem Thema gut machbar?

Melvyn Wittwer: Wir haben ja recht schnell internationalisiert. Und ich habe das Gefühl, bei E-Com-Brands ist es allgemein irgendwie immer so, Es gibt so drei Arten, irgendwie nochmal einen richtig dicken Hebel on top zu packen. Das ist meistens entweder neue Produkte zu machen, also Sortimentserweiterung, komplett neue Kanäle oder neue Länder. Und wir haben uns dann recht schnell für neue Länder entschieden, weil wir bei den Produkten, da haben wir schon drüber geredet, es nicht so einfach haben, komplett neue Produkte auf den Markt zu bringen, außer ein breiteres Zettel-Sortiment. Bei Marketingkanälen waren wir happy mit dem einen, wo wir uns am Anfang stark darauf fokussiert haben und dann wollten wir First Mover sein. Wir hatten einen krassen First Mover Advantage in Deutschland und haben dann gemerkt, okay, das gibt es auch nicht in Frankreich, das gibt es auch nicht in den Niederlanden, das gibt es nicht in Österreich, in der Schweiz, nicht in Spanien, nicht in Italien. Wir wollen da die Ersten sein und diesen Hebel ausnutzen und haben das dann gut aufgebaut, merken jetzt aber auch, also es ist nicht einfach. Man verkauft nicht einfach so in sechs verschiedenen Sprachen in acht verschiedene Länder und macht das mal so nebenbei mit einem zwölfköpfigen Team. Also da steckt dann schon was hinter und Es ist schon was, was uns intern immer wieder challenged, das so weiterzuführen. Aber wir machen es gut und wir haben diesen Vorteil ausgenutzt. Also wir haben jetzt eine Position in Italien, wir haben jetzt eine Position in Spanien. Für mich als Gründer ist das völlig verrückt, dass wir irgendwie nach zwei Jahren, wir könnten durch Paris laufen und dann gibt es da Leute, die Inkster kennen und unsere Tattoos auftragen und wir können uns nicht mehr verständigen, weil ich kein Französisch kann. die vielleicht nicht so gerne Englisch sprechen. Also das ist schon für uns echt krass zu sehen. oder wir sehen immer mal wieder, dass eine der stärksten Städte irgendwie Mailand ist von uns und wir halt echt weit weg von Mailand sind. Also es ist echt richtig cool zu sehen und macht irgendwie glücklich und stolz. Wir werden jetzt aber nicht Nach Polen, Tschechien. Also wir werden jetzt diese Geschwindigkeit nicht krass weitermachen, sondern eher tiefer in die Märkte reingehen, wo wir sehen, macht Sinn, wo wir jetzt Learnings generiert haben. Und da natürlich auch einen Vorteil gegenüber allen anderen haben, weil wir wissen, welcher Markt wie performt.

Joel Kaczmarek: Für euch muss doch der ultimative Ballermann muss doch hier TikTok-Shop sein. Also Wenn du da irgendwie sagst, aus TikTok raus, direkt den Kram verkaufen, musst dann nur das Fulfillment, sag ich mal, halbwegs dezentralisiert kriegen. Das muss doch richtig krachen, oder?

Melvyn Wittwer: Noch kracht es nicht so krass wie andere Kanäle, aber wir sind dran.

Joel Kaczmarek: Habt ihr schon Märkte, wo ihr das betreibt?

Melvyn Wittwer: TikTok-Shop online noch nicht, nee. Wir haben ganz normal TikTok. Paid Ads gemacht. Ich muss aber dazu sagen, unsere beste Zielgruppe ist nicht krass jung. Also die, die bei uns richtig für Umsatz sorgen, sind 30 plus, auch wenn man das im ersten Moment nicht denkt. Und die halten sich weniger auf TikTok auf als auf Meta und Instagram.

Joel Kaczmarek: Ah, so ein Blödsinn. So ein Blödsinn. Das ist doch alte Weise meiner Denke. TikTok ist was für Junge. Das ist doch schon längst überkommen.

Melvyn Wittwer: Glaube ich nicht. Ja, ich glaube nicht, dass TikTok was für Junge ist. Ich glaube einfach, dass die meisten, die es nutzen oder ein großer Teil, die es nutzen, nicht älter sind. Oder gibt es da Statistiken, dass sich das komplett geändert hat? Sagen wir es so, zumindest haben wir die Erfahrung gemacht, dass die nicht unbedingt über TikTok kaufen. Vielleicht hängen sie da ab, aber die kaufen dann trotzdem über Instagram. Das kann natürlich sein, dass die alle TikTok auf dem Handy haben, aber dann da halt freizeitmäßig abhängen.

Joel Kaczmarek: Ich glaube, das shiftet. Also ich habe drüber nachgedacht, das müsste eigentlich ein krasser Kanal für dich sein. Vielleicht ist es auch völlig falsche Hypothese. Und ich meine, das andere, wo man natürlich drüber nachdenken kann, ist, weil du ja auch über Luftfracht geredet hast, dass man natürlich, ich weiß gar nicht, ob Temo das mittlerweile schon macht, dass die Fulfillment anbieten. Ob ihr nicht auch sagen könntet, ihr seid direkt auf Temo gelistet. Und vertreibt von da, vielleicht macht's ja sogar Sinn, über so eine zweite, so eine Zweitmarke nachzudenken, wie das ja auch immer, also da musst du ja eigentlich älter sein und größer und das macht voll viel Hassle und ist super nervig, aber wenn du eine große, geile, etablierte Brand hast und kannst sagen, die ist halt Quality, dann kannst du ja auch immer eine Zweitmarke machen, die halt so auf die Günstigschiene geht, dass du die Nachahmer, denen so ein bisschen das Wasser abgräbst und trotzdem der Umsatz aber bei dir landet so und du noch genug Marge machst, ja. Sodass man halt diese Temu günstig, ich kauf ganz viel, direkt aus Asien-Kiste fährt. Aber vielleicht ist das auch eine bescheuerte Idee. Macht ihr Amazon schon?

Melvyn Wittwer: Ja, klar. Amazon machen wir.

Joel Kaczmarek: Wie läuft das für euch?

Melvyn Wittwer: Sehr gut. Wir machen regelmäßig über zehn Prozent unseres Umsatzes über Amazon. profitiert auch stark von unseren Paid-Social-Kanälen. Man merkt schon, dass da eine Connection ist und die Leute da kaufen wollen, wo sie gerne kaufen.

Joel Kaczmarek: Also, Melvyn, war ja heute ein bunter Ritt. Obwohl ihr monochromatisch seid, war's trotzdem ein bunter Ritt. Hat mir viel Spaß gemacht, cool. Viel Erfolg, dass es weiterhin so gut geht für euch.

Melvyn Wittwer: Danke, dir hat mir auch Spaß gemacht. Danke fürs Gespräch.

Joel Kaczmarek: Vielleicht bis zum nächsten Mal. Hier gibt's ein Recap, wenn du in drei Jahren noch mehr von der Welt gekavert hast.

Melvyn Wittwer: Ich bin mir sicher, das wird so sein.

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Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Unternehmertum: Denn getreu dem digital kompakt Motto "Lerne von den Besten" trifft sich Joel in freudiger Regelmäßigkeit mit den erfolgreichsten Unternehmer:innen aus der Startup- und Digitalwirtschaft. Egal ob Scale-up, Soonicorn, Unicorn oder erfolgreicher Mittelständler – in unseren Episoden zu Unternehmertum lassen dich die Besten hinter ihre Kulissen blicken und nehmen dich mit auf eine Reise zur Strategie, Entstehung und Entwicklung ihrer Firmen.