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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Remote-Work-Podcast von Digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute machen wir mal was ganz Neues, weil in Zeiten von Corona und Co. müssen ja ganz, ganz viele Firmen mittlerweile auf Remote Work umstellen. Was lernt ihr heute? Grundsätzlich, unser Format wird relativ kurz und kompakt sein. Wir wollen Menschen da draußen, die vielleicht schon lange arbeiten, aber noch nicht lange digital arbeiten, mit an die Hand geben, wie Remote Work aussehen kann und alles, was dazu gehört. Das heißt, wir machen kurze Podcasts, 15 bis 20 Minuten. Ich gebe mir Mühe, ich quatsche immer so viel, aber ich versuche es. Und heute sprechen wir darüber, warum Home Office etwas anderes ist als Remote Work. Das heißt, wir werden über die Unterschiede dessen reden, wir werden darüber sprechen, wie sieht eigentlich eine Remote-Organisation aus? und natürlich auch über Tools, Frameworks und das nötige Mindset. Wenn ich wir sage, bin das also offensichtlich nicht nur ich, sondern auch mein guter alter Freund, der liebe Ahmet. Hallo Ahmet. Hallo Joel. Stell dich doch mal ganz kurz vor, du bist glaube ich so der Digital-Nomade schlechthin, den ich in meinem Bekanntenkreis habe und du kennst auch mal alles schon, bevor ich es kenne, was was heißen will. Wer bist du, was machst du, hätte ich früher gesagt.
Ahmet Acar: Ja, ich berate momentan das eine oder andere Unternehmen, unter anderem auch zu verteilter Arbeit. Ich baue Produkte und Dienstleistungen für die und mache das meistens so, dass man meinen Namen dann nicht kennt, sondern das Unternehmen glänzen kann.
Joel Kaczmarek: Das ist doch mal löblich, ja. Endlich mal ein Berater, der sozusagen sich selbst wegrationalisiert und nicht im Vordergrund steht. Also, aber so viel, lieber Hörer, sei gesagt, Ahmet hat immer so die neuesten englischen Bücher in seinem Gepäck, wenn ich ihn treffe. Und ein halbes Jahr später sind es dann diejenigen, die ich irgendwie überall um die Ohren geschlagen kriege, dass ich unbedingt lesen muss. Also er ist ein Trüffelschwein, was Informationen und digitales Arbeiten angeht. So, Ahmet, that being said, Homeoffice ist nicht gleich Remote Work. Lass uns mal darüber sprechen. Warum ist das beides was anderes?
Ahmet Acar: Ja, das ist was anderes, weil Homeoffice letztlich das ist, was der Bixelf hergibt. Man sitzt zu Hause und arbeitet da. Remote Work bedeutet, dass man die Arbeit selbst und die Organisation, die diese Arbeit benötigt, ganz anders organisiert und die Abläufe, auch die Vorgehensweisen und die Tools, die da zum Einsatz kommen, zum Teil ganz andere sind. Das so ganz kurz.
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine also im Prinzip, wenn man es mal so ein bisschen brutal runter bricht, machen die Leute eigentlich dasselbe wie in ihrem Betrieb, nur dass der Ort, wo sie es tun, ein anderer ist. Und das funktioniert ja auch für ganz viele nicht zufriedenstellend, habe ich immer so den Eindruck.
Ahmet Acar: Genau richtig, denn wer im Betrieb die Arbeitsanweisungen und Arbeitspakete von Woche zu Woche oder Monat zu Monat bekommt, ohne dass man vielleicht weiß, wie die einzelnen Dinge zusammenpassen, also wer da in seinem Silo arbeitet und diese Vorgehensweise einfach mit nach Hause schleppt, Dann findet man die Probleme vor, die im Zusammenhang mit Homeoffice erwähnt werden. Es gibt eine gewisse Vereinsamung, die Kommunikation funktioniert nicht, die Zusammenarbeit funktioniert nicht so gut, man erreicht die Leute nicht, man muss Dinge immer wieder machen. Also es ist ein nicht besonders befriedigender Zustand. Dem gegenübergestellt sind Unternehmen wie Automatic mit über 1000 Mitarbeitern, die seit 15 Jahren kein Büro haben, keinen Standort, um die Welt verteilt sind und es irgendwie gebacken kriegen und dabei ganz glücklich sind. Das heißt, es scheint einen sehr deutlichen Unterschied zwischen Teleheim-Arbeitsplatz, ja, der deutsche Begriff, und Remote Work, also verteilter Arbeit oder zu virtuellen Organisationen zu geben.
Joel Kaczmarek: Ja, und ich glaube, wer sich damit mal auseinandergesetzt hat, der merkt das sehr schnell, dass das Pain ist. Also ich weiß, beim letzten Startup war es auch so, zwei von uns saßen in Berlin, zwei von uns saßen in Bonn, dann haben die Bonner teilweise über Nacht irgendwelche Sachen entwickelt, von denen wir Berliner gar nichts wussten, man hat sich in der Tat nie erreicht, also es ist ein tierischer Pain, wenn man einfach sein 9-to-5 auf ein sozusagen dezentrales System überträgt und nichts an seiner Arbeitsweise ändert, also. Das kann man, glaube ich, machen, Homework, wenn es einmal, wenn man mal erkältet ist oder wenn irgendwie, weiß ich nicht, jeder Donnerstag irgendwie aus irgendeinem Grund problematisch ist, aber das hat nichts damit zu tun, dass man eine Remote-Organisation ist, da braucht es auf gut Deutsch andere Prozesse, Strukturen und Denkweisen, vor allem, wenn man so über Nacht denkt, Bonn und Berlin ist ja noch harmlos, wenn du sagst, Automatic, über 1000 Mitarbeiter, die sitzen ja garantiert nicht alle in USA oder England, sondern vielleicht auch mal in Asien, in Russland, da kommen dann Zeitzonen rein, da wird es nochmal ganz messy, ne.
Ahmet Acar: Genau, es kommen unterschiedliche Zeitzonen rein, unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Sprachen, natürlich dadurch auch unterschiedliche Verhaltens- und Denkweisen. Die alle zusammenzukriegen, bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich, die ein Unternehmen, was nur einen Standort hier irgendwo in Deutschland hat, nicht vorfindet. Und das ist auch der Grund, weshalb sich viele mit beschäftigen. Homeoffice oder mobilen Arbeiten, verteilen Arbeiten mit diesen Aktivitäten nicht wirklich auseinandergesetzt haben und jetzt natürlich Schwierigkeiten haben, wenn plötzlich der ganze Betrieb nach Hause soll. Zumal das bei vielen Betrieben gar nicht möglich ist. Also in vielen Betrieben haben die Führungskräfte oder so mittleres Management und darüber Laptops und Mobiltelefone und können überhaupt zu Hause arbeiten. Und die Assistenten und Einsteiger und administrativen Tätigkeiten, die haben Desktop-Rechner, die können gar nicht von zu Hause aus arbeiten. Und in vielen Fällen ist es auch vertraglich gar nicht geregelt, dass die aus der Ferne oder aus einem anderen Standort arbeiten können. Das heißt, wer von heute auf morgen wechseln muss, müsste nicht nur neue Infrastrukturen, Geräte und Software bereitstellen, sondern auch Verträge umgestalten.
Joel Kaczmarek: Ja, das ist ein gutes Stichwort. Dann lass uns mal genau eintauchen. Wie sieht eine Remote-Organisation aus? Wie werde ich dazu? Also erster Punkt, den du gerade gesagt hast, ich muss die notwendige Hardware erstmal beschaffen, sprich Dongles, um irgendwie VPNs zu ermöglichen, also Security-Themen spielen eine Rolle, dass ich von zu Hause mich vielleicht in mein Firmennetzwerk einwählen kann, ohne Sicherheitsrisiken einzugehen, dass ich einen Laptop habe, dass ich vielleicht ein Handy habe, was immer notwendig ist. Und vielleicht gehen wir auch nochmal auf das andere Thema ein, was du gerade gesagt hast mit den Verträgen. Also arbeitsrechtliche Grundlage höre ich da jetzt raus, muss ich erneuern. Ja,
Ahmet Acar: also was viele Organisationen machen, die rein virtuell funktionieren, also die keine Standorte haben, wo man nicht irgendwo in einem Büro vorstellig sein muss, geben den Mitarbeitern ein Budget in die Hand oder unterstützen den Aufbau eines virtuellen Arbeitsplatzes, ob das jetzt zu Hause ist, in einem Coworking-Space oder ob sich der Mitarbeiter eigenständig irgendwo ein eigenes Büro anmietet, sei dahingestellt, was man da stattdessen macht. ist, eine gewisse Verantwortung natürlich mit finanzieller und auch mit organisatorischer Unterstützung an den Mitarbeiter zu geben, damit der sich so einrichten kann, wie er das braucht. Das ist schon mal ein ganz anderes Konzept. Zu irgendeinem Betriebsschutz oder Betriebsrat muss gucken, dass du deinen Arbeitsplatz zu Hause auch richtig eingerichtet hast, ja, dass der Tisch im richtigen Winkel ist und so weiter, da wird die Verantwortung eher weggenommen oder vielmehr auf die Organisation übertragen. Also das ist schon mal ein sehr harter Unterschied. Damit hängen auch solche Dinge zusammen, wie gehe ich über einen VPN rein, ist es ein Dongle, was für Software wird genutzt, das ist in vielen Fällen mit den Mitarbeitern zusammen abgesprochen Es bilden sich natürlich ein paar Standards raus, aber das ist auch eine andere Vorgehensweise, als die IT guckt, prüft zwei Jahre und kauft dann irgendwas ein, was auch anders ist hierzulande oder in traditionellen Unternehmen als in Remote-Organisationen. Das ist dann wieder ganz spannend. Viele Remote-Organisationen haben ihren Hauptsitz irgendwo, wo die Vertragsgestaltung recht flexibel ist. Ein Beispiel ist Hotjar, die sitzen in Malta und können dort Verträge aufsetzen. für EU-Bürger natürlich ohne Probleme, für alle außerhalb der EU allerdings auch, weil Malta bestimmte besondere Regelungen für Online-Businesses und für Remote-Work hat. Das gleiche gilt auch arbeitsrechtlich, zum Beispiel in UK oder in Irland. Da hat der Arbeitnehmer einen Anspruch drauf, ein Home Office sich einzurichten und zu machen. Das kann er auch dem Arbeitgeber gegenüber durchringen, weil das gesetzlich in Großbritannien geregelt ist und in Irland ebenfalls. In Deutschland ist das zum Beispiel nicht der Fall. Also da, ich weiß nicht, wann das letzte Update her ist, da muss man Arbeitsrechtler vielleicht fragen, aber da gibt es keine Normen dafür.
Joel Kaczmarek: Gut, also wir hatten mal ganz grundsätzlich fest, wir machen natürlich keine Rechtsberatung. Also jeder, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, sollte einen kompetenten Anwalt zu dem Thema beschäftigen. Aber was wir grob lernen und bisher so verstanden haben, ist, als Arbeitnehmer habe ich kein Anrecht drauf, im Homeoffice zu arbeiten. Ich habe sozusagen nicht die Möglichkeit zu sagen, ich bin weg, fuck you. Und als Arbeitgeber habe ich aber auch umgekehrt nicht die Möglichkeit, juristisch zu sagen, okay, du arbeitest bitte zu Hause, weil ich es dir so befehle. Sondern grundsätzlich muss man so ein bisschen Governance-Hygiene betreiben und im Prinzip hingehen und sagen, ich schaffe eine Vertragserweiterung, ich kläre das. In dem Fall bleibt er nicht, sondern kann zu Hause sein. Er bleibt dann zu Hause.
Ahmet Acar: Genau, es gibt gute Musterverträge da draußen, gerade für kleinere Betriebe lässt sich das empfehlen. Ansonsten kann das jede Kanzlei oder interne Rechtsabteilung auch. Es sind letztlich ein, zwei Seiten, die man da aufsetzt, aber das muss tatsächlich festgehalten werden.
Joel Kaczmarek: Gut, was brauche ich noch, um eine Remote-Organisation zu bauen? Wir haben jetzt gesagt, wir müssen das Setup klären, also man muss auch ein bisschen auf Security gucken, aber dass die Hardware da ist und die Absicherung, quasi einen Arbeitsplatz einrichten, wenn man das auf der Arbeit tut, schaut man sich den ja genauso an, also auch zu Hause und ich muss die arbeitsrechtlichen Grundlagen schaffen. Was spielt noch eine Rolle?
Ahmet Acar: Man muss entweder die Mitarbeiter, die man hat, schulen oder Mitarbeiter reinnehmen, die diese Art von arbeiten können. Viele geben als Nachteil von Homeoffice ein paar Punkte vor, die immer wieder auftauchen. Das eine ist eine gewisse Vereinsamung, eine gewisse Isolation. Das zweite ist, sagen wir mal, die fehlende Arbeitsmoral oder Arbeitsdisziplin. Es gibt einfach sehr viel Ablenkung. Und das dritte ist die fehlende Zusammenarbeit bzw. dass man jetzt nicht genau weiß, an was man arbeiten soll und an was nicht. Das sind eigentlich alles eher Symptome, die davon zeugen, dass die Person entweder in einer Organisation arbeitet, die Remote Work nicht kann oder einfach sich mit dieser Art des Arbeitens noch nicht gut auseinandergesetzt hat. Also um den ersten Punkt mal aufzugreifen. Ich kenne sehr viele Entwickler, du sicherlich auch, die irgendwo in der Welt sitzen und mit ihren Kollegen zusammenarbeiten und die sind nicht vereinsamt. Das sind auch keine Einsiedler-Nerds, die in ihrer Höhle hocken, sondern Leute, die Tools wie Slack und Co. überhaupt geschrieben haben. Das heißt, Vereinsamung tritt eigentlich nur auf, wenn man es nicht schafft, seine Arbeit so zu organisieren, dass man auch die sozialen Komponente, die sonst natürlich in dem Büro entstehen, ohne dass man was tun muss, auch selber herstellt. Also dass man Mittagessen nicht mal kurz in die Küche geht, sondern vielleicht mal rausgeht, sich in einen Café setzt und sich mit Leuten trifft. Homeoffice heißt ja auch nicht, dass ich nur zu Hause hocke, sondern ich kann, wenn ich mir mal zwei Stunden was überlegen muss, ja auch mal mich in den Park setzen oder mich im Café mit Kollegen treffen und da ein kurzes Brainstorming machen. Also diese unterschiedlichen Arbeitsmodi auch zu Hause wahrzunehmen, ist etwas, was dann in der Eigenverantwortung liegt. Der zweite Punkt im Homeoffice der Ablenkung ist, sagen wir mal, etwas, was man im Büro eigentlich auch hat. Auch im Büro kann ich statt an einem schweren Dokument zu arbeiten erstmal meinen Arbeitstisch organisieren oder mal zum Kaffee trinken mit Kollegen gehen und ich würde mal behaupten, im Büro gibt es deutlich mehr Ablenkungen als zu Hause, denn zu Hause habe ich es unter eigener Kontrolle. Ich habe keinen, der mal die Tür aufmacht und mir auf die Schulter tippt. Sofern ich das entsprechend organisiert habe. Ein Problem, das viele im Homeoffice auch haben, ist, dass sie ihre Partner oder Kinder oder Mitbewohner da nicht mitnehmen und ihnen nicht signalisieren, dass sie jetzt gerade arbeiten und die nicht reinkommen und einen stören können. Das bedeutet, eine gewisse Arbeitshygiene muss man im Homeoffice wie im Büro lernen, nur im Büro kann man es auch auf andere Leute schieben, das kann ich zu Hause nicht. Und der letzte Punkt, dass ich nicht genau weiß, wie ich im Homeoffice vielleicht mit anderen zusammenarbeiten soll oder woran ich arbeiten soll, entsteht eigentlich nur, wenn die Arbeit so organisiert ist, dass man immer nur in wöchentlichen Meetings oder wenn die Führungskraft was aufträgt oder eine Planung macht, weiß, woran jetzt zu arbeiten ist oder man gar nicht selbst die Befugnis hat, sich die Arbeitspakete auszusuchen, sondern wenn das immer von außen kommt. Das ist ja auch mitunter gesund, weshalb viele Organisationen versuchen, in Richtung agil zu gehen, was auch immer das jetzt im Einzelnen heißt. Also letztlich Organisationen, die Mitarbeiter mehr befähigen wollen, ihre Arbeitspakete selbst auszusuchen, zu schnüren und an den Zielen mitzuarbeiten. Das muss ich in einer Organisation, die rein virtuell ist, zwingend, denn ich kann nicht jedes Mal über zig Zeitzonen Leute in einem Videocall zusammensuchen, auch weil ich nicht weiß, ob die Verbindung immer gut ist, sondern die Arbeit muss so organisiert sein, dass die Einzelnen ergebnisorientiert arbeiten und wissen, wie ihre Ergebnisse dem Ganzen zusammengefügt werden. Das heißt, es braucht auch eine ganz andere Art der Transparenz, Und eine andere Art der Kommunikation. Es kommt nicht von ungefähr, dass einige Remote-Organisationen, wie zum Beispiel Buffer, nach außen komplett transparent sind. Das heißt, dass man auch die finanziellen Daten einsehen kann, was man in vielen anderen Organisationen nicht dürfte.
Joel Kaczmarek: Gut, also wenn ich es mal so ein bisschen runtergebrochen übersetze, ich muss also Mitarbeiterbefähigung betreiben, ich muss eine Klärung anstreben, was soll eigentlich zu Hause passieren und welche Ergebnisse erwarte ich, weil diese ganze Aufstellung nach Zeit halt dysfunktional wird, wenn jeder sich seinen Tag vielleicht auch anders strukturiert, an einem anderen Ort gewählt ist und so weiter. Hast du einen Tipp, wo ich sowas finden kann? Also ich glaube, unsere 20 Minuten heute sprengen ein bisschen den Rahmen, um da 15 Anleitungen zu geben, aber wo kann ich mich denn fortbilden, wenn ich sage, wie muss meine Klärung, mein Framework aussehen, wenn ich Leute enablen möchte und wenn ich quasi Arbeitsergebnisse nicht mehr an Zeit bemesse?
Ahmet Acar: Wer der englischen Sprache mächtig ist, es gibt da einige sehr gute Bücher, die man empfehlen kann und auch einige gute Webseiten. Was wir rausgefunden haben, ist, dass viele doch irgendwas auf Deutsch bevorzugen und dass es da gar nicht so viel gibt. Das entsteht jetzt gerade vielerorts. Ich stelle gerade selbst mit einigen Bekannten vor. eine Seite zusammen, die heißt bleibim.haus und da übersetzen wir vieles und stellen auch vieles zusammen. Das ist absolut kostenlos. Da sind verschiedene Leute beteiligt. Das ist also auch keine Werbung für irgendwas, sondern das sind ein Haufen Leute, die keine Lust haben, die gleiche Frage zehnmal zu beantworten. Und da kann man auch einiges nachlesen.
Joel Kaczmarek: Gut, also bleib im Punkt Haus, keine URL, wo ich weiß, ich habe mit Ahmet zu gechattet, was man irgendwie gut fand. Du hast noch andere coole Vorschläge, die sagen wir lieber nicht, nachher verwirren wir die Leute. Also bleib im Haus, das könnt ihr euch merken als Webadresse. Gut, last but not least, lass uns noch über Tools, Frameworks und Mindsets sprechen, so ein Stück weit, vielleicht mehr die Tools. Was für eine Infrastruktur muss ich schaffen, wenn ich meine Leute für Remote Work qualifizieren bzw. arbeitsfähig machen möchte?
Ahmet Acar: Ja, also die meisten fangen erstmal mit Kommunikationstools an, Chat-Tools, Video-Tools und so weiter. Das ist alles schön und gut. Das hilft alles nicht, wenn ich kein Internet habe. Also an erster Stelle steht die Infrastruktur. Das heißt, ich brauche als Mitarbeiter zu Hause ein gutes Upstream. Ja, man kauft ja immer irgendwie 20 MBit, 50 MBit irgendwie diese Zahlen ein. Das ist aber nur die Downloadrate. Was wichtig ist, ist, dass ich auch eine hohe Rate habe, wenn ich irgendwas hochlade. Das heißt, wenn ich einen Videocall habe, schicke ich ja Daten raus, also brauche ich eine gute Internetverbindung. Wenn ich die zu Hause nicht habe, dann ist das Teil der Arbeitsausstattung. Also ich kann nicht damit rechnen, dass mein Mitarbeiter zu Hause ein gutes Internet hat, sondern wenn der das nicht hat, dann muss ich das auch unterstützen. Der Heimarbeitsplatz ist nicht nur der Tisch, der Bildschirm, die Lampe, sondern das ist natürlich die Internetleitung. Das steht an erster Stelle. Dann muss ich auch irgendwie dafür sorgen, dass diese gesichert ist. Also das bedeutet in vielen Fällen ein VPN-Dongle oder Tool oder irgendwas anderes in der Art. Und das bedeutet auch Passwortmanager, damit vernünftige Passwörter vergeben werden. Auch das ist bei großen etablierten Firmen, die verteilte Standorte haben, wichtig. In der Regel der Fall. Bei mittleren Unternehmen oder kleineren Unternehmen in der Regel nicht. Und das ist ein sehr wichtiger Punkt, wenn ich nicht nachher Leaks überall haben will oder gehackt werden will. Also wenn die Infrastruktur zu Hause, aber auch in der Zentrale erstmal soweit steht, dann brauche ich natürlich Hardware, mit der ich diese Infrastruktur bedienen kann. Das hatte ich vorhin erwähnt, nicht jeder hat einen Laptop. Jeder sollte aber eins haben, ist auch günstiger als ein Desktop Setup. Und dazu kommt letztlich, dass ich dann erst über die Software nachdenken kann. Und leider muss man sagen, bei vielen Betrieben ist selbst das, was eigentlich offensichtlich sein sollte, noch nicht gegeben an Software. Man braucht auf jeden Fall eine Chat-Software. Es muss nicht Slack sein, man kann natürlich auch Skype, Zoom oder irgendwas anderes nehmen, was eine Chat-Komponente hat, aber ich brauche einen ständig offenen Chat-Kanal, in den ich Dinge reinschreiben kann, ohne dass sich Leute direkt nerven und aus ihrer Arbeit reißen muss. Slack ist gerade im Startup-Umfeld eigentlich das Nonplusultra. Wer damit Probleme hat, kann auf Gitter oder eine Reihe von anderen Tools aufsteigen. Es gibt auch einige, die aus Europa kommen und sehr gut GDPR-konform sind. Ich brauche ein gutes Videotool. Das kann Google Hangout sein, das kann Skype sein, das kann Zoom sein. Ich vermute, dass einige von diesen Plattformen und Tools in nächster Zeit auch ein bisschen Schwierigkeiten haben werden, den Ansturm zu skalieren. Es lohnt sich also auch durchaus mal auf Alternativen zu gucken, die vielleicht nicht ganz so bekannt sind, aber die diese Probleme vielleicht noch nicht haben werden.
Joel Kaczmarek: Welche kennst du da?
Ahmet Acar: Da gibt es auch unterschiedliche. Also Appearance ist eins, das ich ohne Softwareinstallation nutzen kann. Aber es gibt auch eine Auflistung, die wir zusammengestellt haben auf der Webseite.
Joel Kaczmarek: Bleibt im Haus, guckt euch an für Tools. Alles klar, verstanden. Also, wir fassen mal ganz kurz zusammen. WiFi, Security, Arbeitsgeräte, dann erst die Software, dann hast du jetzt gesagt Chat vor allem. Alles klar, gut. Was für Software brauche ich noch, wenn ich miteinander remote arbeiten möchte?
Ahmet Acar: Platt gesagt, alles, was danach kommt, ist eigentlich mehr oder weniger optional und ein bisschen von der Art der Arbeit abhängig, die ich mache. Ein Entwickler braucht andere Tools als ein Designer, als ein Finance-Guy, als ein Sales-Guy. Was alle in irgendeiner Form brauchen, ist ein kollaboratives Office Suite. Das kann Office 360 sein, das kann Google Drive sein, das kann das Office-Paket von Apple sein. Ich brauche aber auf jeden Fall etwas, wo ich synchron kollaborativ in einem Dokument arbeiten kann. Also wenn man verteilt arbeitet, wenn man remote arbeitet, muss man davon weg, sich gegenseitig Dokumente per E-Mail zu schicken. Die nächst weniger schlimme Variante ist, sich Dokumenten links per E-Mail zu schicken. Dann liegen die Dokumente irgendwo auf Dropbox. oder was ähnlichem. Die beste Variante ist, direkt im Dokument zu arbeiten und jemanden mit einem Klick da einladen zu können. Also wenn ich die Live-Variante von Office habe, kann ich in Word arbeiten, in meinem Browser und kann vier, fünf andere Kollegen einladen und die können alle zur gleichen Zeit. Das ist für alle im Startup-Umfeld ziemlich offensichtlich. Man muss das allerdings betonen, weil vor zwei Jahren zum Beispiel ein großes deutsches Unternehmen den Digital Transformer of the Year Award gewonnen hat für die Einführung von Office Online. Das sagt so ein bisschen über den Stand der Wirtschaft aus. Aber es ist wichtig, diese Tools zu haben, weil ich mir massiv Zeit und Ärger damit einspare. Und ein Office Suite braucht, glaube ich, jedes Unternehmen. Alles, was eigentlich danach kommt an verschiedenen Tools, ist Präferenzsache. Also auch Projektmanagement-Tools braucht man nicht unbedingt, wenn man es anders organisiert. Also bei Automatic haben die einen internen Blog zum Beispiel, in dem sie ihre Projekte organisieren. Aber wenn ich sehr psoikgetrieben arbeite, macht sicherlich sowas wie Asana oder Zello auch durchaus Sinn, weil ich da auch wieder Einsicht in die Arbeit der anderen habe, ohne ständig nach Statusupdates zu fragen.
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, man darf ja auch immer noch einen Satz von der Front sagen. Also bei uns ist es so, ich weiß, als ich das bei uns eingeführt habe, war auch ganz viel Fragezeichen, als ich mir sowas wie One Password ankam. Und man merkt, es ist so eine Erleichterung. Wenn du irgendwie Passwörter teilen kannst, ohne dass die Person sie zum Beispiel kennt. Also man kann Passwörter benutzen, ohne dass man sie kennt. Solche Geschichten, ja. Oder dass die Passwörter auch irgendwie eine gewisse Länge haben, eine gewisse Komplexität. Und genauso ging es dann bei uns auch los, als wir angefangen haben. Bei uns liegt alles auf Google. Also ohne, dass ich da jetzt Werbung für machen möchte, aber wir haben halt irgendwie diese Google Suite. Da hast du einen Drive, da hast du Daten drauf. Und als ich dann gesagt habe, so nee, nee, nee, geh mal weg mit deinem Excel, sondern wir machen jetzt mal hier irgendwie einen Google Sheet. Ja, warum denn? und wieso? Dann erklärst du halt, ja, weil dann halt alle daran zeitgleich arbeiten können und nicht irgendwie man sich gegenseitig Inhalte überschreibt. Also vieles ja Mindset. Worauf ich so ein bisschen abschließend hinaus will, ist, bei vielen deutschen Firmen hast du den Eindruck, man lebt so ein Default, dass alles irgendwie geschlossen, einzeln und separiert voneinander ist. Und ich glaube, da muss man sich ein Stück weit von verabschieden, wenn man im Prinzip remote arbeiten will, richtig?
Ahmet Acar: Richtig. Wenn ich virtuell arbeiten will, ist das Default Open. Also offen, nicht nur in dem Zugang zu den Ressourcen, die ich in der Organisation habe, nicht nur Offen zwischen den verschiedenen Bereichen und Abteilungen und Teams, sondern auch offen im Sinne von, es ist nicht mehr so, dass ich, wenn ich Wissen bunkere oder wenn ich die Daten und Dinge für mich behalte als Mensch im Unternehmen, dass ich mir damit meine Position sichere. Sondern ich sichere mir meine Position dadurch, dass ich möglichst viel rausgebe, weggebe, auch kostenlos weggebe und Kollegen, aber auch Kunden unterstütze, ohne jetzt unbedingt was dafür haben zu wollen. Weil wenn ich diese Offenheit nicht habe, dann habe ich nachher das Problem, also wenn dann mal Dinge entstanden sind, dass keiner was davon weiß. Wir inzwischen alle wissen, Aufmerksamkeit ist irgendwie das Zahlungsmittel im Internet. Und ein bisschen Aufmerksamkeit zu erlangen und zu haben, ist schon sehr viel wert. Und das gilt auch für Organisationen. Nichts umsonst hieß es früher, möglichst nah an der Zentrale, an der Machtzentrale zu sein, ist die beste Aufstiegschance für die eigene Karriere. Wenn ich aber keine Zentrale habe in einer virtuellen und verteilten Organisation, dann kann ich mich auch nicht einfach ins Büro nebenan vom Chef setzen oder ihm mal beim Mittagessen zufällig über den Weg laufen. Diese Spielchen funktionieren dann nicht mehr. Ich kann auch nicht mein Wissen bunkern und sagen, guck mal, was für ein toller Experte ich bin, wenn ich dieses Wissen einfach im Netz nachgoogeln kann. Und wenn ich danach google oder im Internet nachschaue und ich finde dich nicht, dann existierst du einfach nicht. Daher ist diese Offenheit wichtig, einerseits um die eigenen Ideen voranzubringen, andererseits auch um die eigene Reputation voranzubringen. Und das ist etwas, was bei vielen noch nicht ganz angekommen sind. Viele klammern sich noch an, das ist mein Dokument, da darfst du nicht drin schreiben. Heute ist das Gegenteil der Fall. Wenn 500 andere in meinem Dokument mitschreiben, dann ist das eigentlich erfolgreich, weil das bedeutet, das, was ich gerade initiiert habe, hat einen gewissen Wert und ich habe eine gewisse Gefolgschaft um mich versammeln können. Und das ist ein anderer Mindset.
Joel Kaczmarek: Sehr gut. Ich glaube, man kriegt ja auch ein Gefühl für, wenn der Mitarbeiter im Homeoffice oder im Remote Work erst mal dreimal nachfragen muss bei drei Positionen, ob er Zugriff auf eine Datei haben kann und dann noch immer nicht weiß, ob sie aktuelle ist. Das macht Probleme. Was ich also lerne ist, abschließend, digitale Führung ist noch ein Thema, was man, glaube ich, installieren soll. Und darüber würde ich mit dir gerne in einer anderen Folge reden. Deswegen danke ich dir schon mal ganz, ganz herzlich. Leg den Leuten nochmal bleib im.haus ans Herz und freue mich auf unseren nächsten Talk.
Ahmet Acar: Ja, danke dir. Tschüss.
