So funktionieren VC-Fonds – Aufbau und Strukturen (Teil 2)

9. März 2018, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Legal & Tax Podcast von Digital Kompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und ich rede heute wieder mit einem exzellenten Rechtsversteher, dem guten Helder. Hallo Helder.

Helder Schnittker: Hallo Joel.

Joel Kaczmarek: So, du musst dich mal ganz kurz vorstellen. Kleine Anekdote am Rande. Ich habe heute Morgen meine Sachen gepackt. Wir haben so Ansteckmikros, mit denen ich meine Partner aufnehme. Und habe gedacht, ach Helder ist Anwalt, der hat garantiert ein Hemd an, das ist super, das kann man so bequem immer an den Kragen klemmen. Und jetzt sitzt ein Mann vor mir, der hat einen Hoodie-Pullover an mit dem eigenen Logo seiner Anwaltskanzlei. Man hört ja schon am Namen der Kanzlei, Schnittgammelmann Partners, du bist Gründer dieser Kanzlei. Also du bist ein wirklich ein unternehmerischer Anwalt, kann man sagen, wirklich im bildlichen Sinne und im inhaltlichen Sinne.

Helder Schnittker: Ja, wir haben uns, mein Partner Peter Möllmann und ich, stark anstecken lassen von den Menschen, die wir in den letzten Jahren ganz besonders intensiv beraten haben und haben uns, obwohl es uns gut ging, in einer sehr gut gehenden Kanzlei, nämlich Flecoke Schaumburg, entschieden, doch etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. ganz besonders fokussiert auf die Gründer und jungen Unternehmer ausgerichtet ist.

Joel Kaczmarek: Was ist genau euer Fokus? Also ich habe schon gesagt, Schnittkammelmann Partners, SMP ist so das Kürzel. Also ihr seid wirklich modern, innovativ unterwegs. Das darf ich ja wertschätzend auch mal sagen. Was ist so euer Fokus? Was genau macht ihr? Was bietet ihr an?

Helder Schnittker: bieten eigentlich drei Bereiche an. Wir bieten einmal den ganzen Bereich des Steuerrechts an, der bei jungen wie bei alten oder etablierten Unternehmen eine große und zentrale Rolle spielt. Dann bieten wir Fonds, Fondsstrukturierung an. Wir beraten Initiatoren, Manager, auch Investoren, ihr Geld zu bündeln, zu poolen und das möglichst strukturiert zu tun und wir beraten dann solche Fonds oder Investoren bei ihren Investments in junge Unternehmen. Das Ganze mit einem sehr starken Fokus sicher eben auch auf die Industrie der jungen Unternehmen, das Venture Capital, aber eben auch das Private Equity, also in dem Bereich sehr fokussiert und konzentriert.

Joel Kaczmarek: So, und wir beide wollen heute über die zweite Achse von euch sprechen, nämlich das ganze Thema Fonds. Weil was ich so mitkriege, bist du ja so einer der Fondpäpste auf der Anwaltsseite hier in Berlin. Zumindest immer, wenn ich über irgendwelche VCs rede, dann kannst du mal nichts sagen. Also das spricht ja für dich. Da machen wir einen Zweiteiler draus. Das heißt, wir werden heute mal so anfangen abzugrasen, was genau ist eigentlich ein VC-Fonds? Welche Arten gibt es? Was hat der eigentlich für eine Aufgabe in unserem Ökosystem? Und wie investiert so jemand? Und dann werden wir in einem zweiten Teil mal darüber sprechen, wie gründe ich eigentlich einen? Also das finde ich ganz, ganz spannend, mal die andere Seite der Medaille kennenzulernen. Was gehört da eigentlich zu? Wie setze ich das auf? Was ist das für eine Struktur? Welcher rechtlicher Aufbau? Da tauchen wir dann auch mal in die Terminologie ein. Also da werden wir auch mal durchdeklinieren, was ist eigentlich ein normaler Carry? Das ist irgendwie eine Hurdle Rate, die so ein Fonds sich auferlegt. Gibt es das eigentlich noch? Ja, nein. Waterfalls, solche Geschichten. Also da wird es ein bisschen tiefer. Wir fangen jetzt mal ein bisschen bodenständiger an, dass wir auch die Leute abholen, die damit nicht tagtäglich zu tun haben. Und da können wir nochmal genau irgendwie einsteigen. Was ist denn eigentlich ein Venture Capital Fonds oder ein Venture Fonds oder VC Fonds? Das sind ja so die Begriffe, die man dafür hat.

Helder Schnittker: Ja, also ein Venture Fonds ist, wenn man das versuchen wollte technisch auszudrücken, ist das eigentlich eine Kapitalsammelstelle, also eine Einheit, in die Investoren Kapital hineingeben und Initiatoren, jetzt haben wir auch schon die ersten beiden technischen Begriffe, oder grundsätzlichen Terms, Investoren und Initiatoren, eben Manager, die über besonderes Know-how, auch einen Marktzugang, ein Netzwerk verfügen, die eben in der Lage sind, dann Targets, Portfoliounternehmen, Startups, interessante Investmentopportunitäten ausfindig zu machen, um dort dann zu investieren.

Joel Kaczmarek: Also man hat ja so Fonds, irgendwie hört man sonst immer so aus dem Aktienwesen oder wenn man irgendwie mal privat Geld anlegen will für die Rentenvorsorge. Also eigentlich sagst du, das ist auch ganz richtig, da gehen eigentlich einzelne Menschen hin, die du jetzt gerade Initiatoren genannt hast, in dem ganzen englischen Duktus sagt man ja immer General Partner und sammeln das Geld von vielen anderen ein. LP ist ja immer so ein Begriff. Kannst du mal sagen, was sich dahinter verbirgt? Das hast du ja eigentlich gerade schon gesagt. Das ist ja eigentlich nur ein anderer Begriff für Investoren, aber was genau es damit auf sich hat?

Helder Schnittker: Die Begriffe GP und LP, das hört man in dem Klang schon an, sind englische Kürzel für General Partner und Limited Partner. Und ins Deutsche übersetzt ist der General Partner eigentlich nichts anderes als ein Komplementär einer Kommanditgesellschaft. Und ein LP ist ein Limited Partner, also ein Kommanditist einer Kommanditgesellschaft. Und GP, LP beziehen sich natürlich nicht auf Kommanditgesellschaften im eigentlichen Sinne, sonst würden wir eben von Komplementären und Kommanditisten sprechen, sondern kommen aus der Urform der Venture- oder auch Private Equity-Struktur, die in Deutschland, 99 von 100 Fällen als Limited Partnerships aufgelegt sind. Limited Partnerships, wie gesagt, im Deutschen das Äquivalent wäre die Kommanditgesellschaft. Und dort beschreiben diese beiden Begriffe eigentlich die Funktion der GP, der Vollhafter, der Geschäftsführer, der Manager und damit im Prinzip die Die Einheit, in der die Initiatoren oder aus der heraus die Initiatoren tätig werden und der LP, eben der Investor, der haftungsbeschränkt sein Investment tätigt.

Joel Kaczmarek: Also der GP ist im Prinzip der Geldeinsammler, der LP ist der Geldgeber. und dann verbindet sich halt damit, dass der GP eigentlich sozusagen einen Anteil kriegt, sich bereichert am Geld anderer, dass er vermehrt, dadurch kriegt er einen Anteil. Dadurch erklärt sich dann auch ein bisschen dieser Haftungsfaktor. Also er haftet mehr, dafür bringt er weniger ein, das gleicht sich aus, er wird eigentlich für seine Leistungen bezahlt. Was ist denn eigentlich so der Unterschied zu Private Equity Fonds zum Beispiel? Das hat ja der eine oder andere vielleicht auch schon mal gehört und wirft es vielleicht durcheinander. Venture Capital, Private Equity, beides englische schwierige Begriffe, hat irgendwie mit Finanzen zu tun. Kannst du da mal einen Unterschied beschreiben, wie die anders funktionieren?

Helder Schnittker: Ja, der klassische Venture Capital Fonds investiert eben in junge Unternehmen und das ist auch das Besondere oder das, was den Venture Capital Fonds ausmacht. Es hat ein anderes Risikoprofil. Man investiert, gerade wenn man in einer sehr frühen Phase Geld investiert, ist das Venture Geld da drin. Steckt auch so ein bisschen ein Abenteuer mit dahinter. Ich investiere in ein Unternehmen, von dem ich im Zeitpunkt meines Investments noch nicht weiß, ob das ein Jahr, zwei Jahre oder auch 100 Jahre alt werden wird oder ob das vielleicht auch nach drei Monaten schon wieder beendet ist. Private Equity setzt auf einem anderen Reifegrad auf des Unternehmens, des Zielunternehmens. Das sind in aller Regel etablierte Unternehmen. Das sind Unternehmen, die schon viele Jahre am Markt tätig sind, die möglicherweise ein Nachfolgethema haben oder leicht leckgeschlagen sind. Und da kommen dann spezialisierte Teams rein, in Form von Initiatoren von Private-Equity-Fonds zu investieren dort. Also anderes Risikoprofil, anderer Grad der Zielunternehmen.

Joel Kaczmarek: Ich meine gut, daraus abgeleitet natürlich auch mal eine andere Upside. Also so ein VC-Fonds, der früh investiert, hat mehr Risiko, aber auch irgendwie mehr Chance auf höheres Investment. Ist die Konsequenz daraus, dass so ein PE-Fonds auch ganz andere LPs anzieht, also ganz andere Leute, die ihm Geld geben, weil Vermutlich musst du ja, wenn du eigentlich, und viele von denen sind ja Konsolidierer, also die gehen dann irgendwie hin und kaufen irgendwie drei Firmen, die dasselbe machen, verschmelzen sie zu einer, verkaufen sie dann teurer weiter. Da brauchst du ja auch mehr Cash. Also eigentlich ist so ein PE-Fonds ja auch viel größer. Wirkt sich das entsprechend aus, dass du ganz andere Investoren in so PE-Fonds hast als in VC-Fonds?

Helder Schnittker: Also in jedem Fall ist es mal so, dass die Gruppe der Privilegedy-Fonds eine größere ist, denn das Risiko ist geringer. Und wir leben halt in einem Land, das ganz überwiegend risikoavers ist, anders als das beispielsweise in den USA der Fall ist. Also ein Pensionsfonds, ein Versicherer wird gesichert. für Venture Capital Investments das Ganze fünf oder sechs Mal prüfen und sich die Frage stellen, ist das Risiko vertretbar, dass man hier damit verbunden ist und wägt ab, ob es in dem limitierten Bereich, der überhaupt für Alternative Investments zur Verfügung steht, in Private Equity investiert oder in Hedgefonds oder eben in Venture Fonds. Ja, ich wollte nur sagen, wenn man das vergleicht, das ist eben auch ein Manko, dass wir, die wir in dieser Branche hier angehören, die in der Branche tätig sind, auch immer wieder ansprechen und uns anders wünschen. Denn das Ganze ist natürlich eine Aufgabe, die eine von nationaler, internationaler Bedeutung. Man sieht es in Nordamerika, gerade Pension Funds, große Insurance Companies und so weiter, doch viel, viel Geld auch in Venture investieren. Erklärt das auch den Umstand, dass wir dort große technologische Unternehmen haben, die Weltmarktführer sind und die ein gutes Stück unserer Wirtschaft dominieren.

Joel Kaczmarek: Lass uns doch mal vertiefen, was für Arten von VC-Fonds es eigentlich gibt. Da wäre ja Investorenbasis zum Beispiel ein Aspekt, aber auch vielleicht ist das etwas angedockt, also beispielsweise ein Konzern oder ist das etwas komplett Eigengegründetes. Wie unterscheidest du, also was für Arten von VC-Fonds kommen dir in den Kopf?

Helder Schnittker: Ja, also du sprichst eigentlich schon das erste Unterscheidungskriterium an. Ich unterscheide nach der Art von Investoren. Es gibt auf der einen Seite die ganz typischen Venture-Fonds, unabhängige Manager, die sich am Markt nach Investoren umschauen und dann Investoren finden bei Family Offices, bei etablierten Unternehmerfamilien, Unternehmern. die im Venture-Bereich natürlich auch sehr häufig sich um Geld bewerben beim European Investment Fund, der nach wie vor der größte Venture-Investor in Europa ist. Und ich habe auf der anderen Seite die Captive-Fonds, Fonds, die aus einem Konzern hervorgehen, Viele Konzerne, die inzwischen ihre eigenen Venture-Aktivitäten bündeln in einer Art Fonds, nicht immer in einem klassischen Fonds, häufig auch in ganz normalen GmbH-Strukturen, aber mit wachsendem Reifegrad stellen wir fest, dass auch Captive-Fonds, also Corporate-Venture-Funds, sich entwickeln hin zu klassischen Venture-Capital-Strukturen häufig dann auch irgendwann eine Emanzipation stattfindet, das Team sich dann ein Stück weit löst von dem Konzern, aus dem es eigentlich hervorgeht. Das sind sehr viele Beispiele. Das ist also der eine Unterscheidungsweg und der andere ist der nach dem Investment, der Investmentart, beziehungsweise dem Ziel.

Joel Kaczmarek: Fokus meinst du?

Helder Schnittker: Fokus, genau. Vielen Dank. Es gibt viele Fonds, gerade die, die schon länger mit dabei sind, die haben in einer ersten Welle vor einigen Jahren sich stark auf E-Commerce-Themen fokussiert und dann wurde das in der Folge immer weiter spezialisiert. Es gab dann Fonds, die sich auf Software as a Service, auf Marktplattformen konzentriert haben. Fonds, die sich sehr stark auf technologische Lösungen konzentrieren. Jetzt sehen wir in jüngster Zeit Fonds, die sich spezialisieren auf PropTech, Property Technology, auf Mobility, auf Cryptocurrencies. Also es wird immer fokussierter jetzt, um einfach auch in dem Wettbewerb durch Fokus und durch Spezialisierung einzugehen. eine Berechtigung und auch einen Vorteil zu erwerben.

Joel Kaczmarek: Gut, also ich nehme jetzt mit, wenn ich mal zusammenfasse, du unterscheidest die Arten von VC-Fonds danach, wie sie im Prinzip, also welche Investoren rein investieren, wie sie aufgehangen sind und welchen Investmentfokus sie haben. Jetzt will ich so ein, zwei Sachen nochmal ein bisschen vertiefen, vielleicht auch mal mit Beispielen belegen. Wenn du sagst, Family Offices zum Beispiel. Ja, das ist ja vielleicht auch so ein Begriff, den wir mal Leuten erklären sollten, die damit nicht so oft zu tun haben, was sich genau dahinter verbirgt. Du hast ja gesagt, das ist jemand, der teilweise in so einen Fonds investiert. Ist ein Family Office auch eine Art Fonds eigentlich?

Helder Schnittker: Ja, ein Family Office ist im Prinzip eigentlich nur eine Abteilung zum Beispiel in großen Unternehmen oder Unternehmerfamilien, die viel Geld mit ihren unternehmerischen Aktivitäten verdienen. erwirtschaftet haben über Jahre und die sagen, wir müssen unsere Kapitalanlage jetzt in fachmännische Hände legen. Wir bauen jetzt im Prinzip eine eigene Struktur auf, um unser eigenes Geld anzulegen. Sinnvoll. Und sie bauen sich damit eben ihr eigenes Family Office auf. Es gibt auch Family Offices, die das Geld ihrer Kunden anlegen, also die eben nicht exklusiv für eine Familie tätig sind, sondern die vielleicht mehrere Familien im Beritt haben. Das sind dann auch Family Offices, aber die sind dann beispielsweise bei einer Bank angesiedelt oder sind einfach unabhängige, beratende Unternehmen.

Joel Kaczmarek: Wie muss ich mir solche Leute eigentlich vorstellen? Wer sitzt da so vor dir? Sind das so diese Leute, die so Anzüge haben, die so wirklich auf die Haut geschneidert sind, die so total so Wohlstand schon irgendwie aus den Poren trieft? oder sind das irgendwie ganz normale, unkomplizierte Menschen?

Helder Schnittker: Da gibt es solche und solche ganz sympathische, unkomplizierte Menschen, wie wir sie jetzt gerade vor uns sitzen haben. Und dann gibt es natürlich auch die andere Gruppe. Also das ist ein sehr buntes Feld.

Joel Kaczmarek: Ich musste mich so lustigerweise daran denken. Ich hatte mal einen, der war so Investmentbanker, hat auch für schwer, schwer reiche Menschen, also wirklich Milliardäre, Geld investiert. Und da hast du schon so diesen Habitus. Am Gendarmenmarkt wird deniert mit irgendwie Anzug. Und er hatte ein Parfüm. Da meinte ich so, Sie haben ein gutes Parfüm. Was ist denn das? Wie heißt das denn? Ja, das heißt Greed. Auf Englisch Gear. Da musste ich mir Schlaf verkleiden. Das ist ja echt plakativ.

Helder Schnittker: Ja, im privaten Leben aber bestimmt auch ein sehr sympathischer Mensch.

Joel Kaczmarek: Nee, der war auch nett. Also das sind sehr eloquente, sehr intelligente Menschen. Aber ich will ja mal den Leuten vermitteln, wie diese Welt sich so anfühlt. Von daher, gut. Aber wir lernen, in den VC-Fonds können demnach also Privatmenschen investieren, was in der Regel Business Angel sind oder auch mal eigentlich Unternehmer häufig, institutionelle Geldgeber, Family Offices. Was ist mit Corporates und mit Fonds? Sind das eigentlich auch Leute? Also gibt es Fonds, die wiederum in Fonds investieren?

Helder Schnittker: Ja, absolut. Das sind dann die Dachfonds oder Fund-to-Funds, die eben für eine größere Diversifikation sorgen wollen, indem sie eben sagen, wir vertrauen hier nicht nur auf ein Team, das dann Zugang zu Start-ups hat, sondern wir versuchen, das Ganze zu streuen und investieren in eine Reihe von Fonds. Die gibt es. Die gibt es auch wieder in Nordamerika anzahlmäßig mehr, als es sie in Deutschland gibt. Aber ja, die gibt es.

Joel Kaczmarek: Wie ist es denn mit Unternehmen? Also wir haben ja, du hast jetzt gesagt, es gibt manchmal konzernbasierte VC-Fonds. Ja, also man kann da zum Beispiel ganz früh denken an so ein T-Venture, was aus der Telekom hervorgegangen ist oder der Kollege Leibold, der mit mir den VC-Podcast macht, der ist ja auch bei iVentures, was eigentlich mal an Otto angedockt war, sich verselbstständigt hat. Hast du trotzdem auch viele Corporates und Mittelständler, die an Fonds investieren?

Helder Schnittker: Also die dann nicht über eigene Strukturen investieren. Ja, die gibt es schon auch. Es gibt eine ganze Reihe von, ich sage mal, sehr etablierten, größeren Mittelständlern, die sehr aktiv in der Venture-Welt sind und die, soweit ich weiß, gar nicht über einen eigenen Fonds wirklich verfügen. Die haben ihr Geld entweder selber und direkt investieren in Startups, weil sie vielleicht auch selber schon einen sehr, sehr guten Zugang zu dieser Industrie entwickelt haben. Das ist aber wohl eher die Ausnahme. Ganz überwiegend sind gerade große Corporates schon dazu übergegangen, sich Fonds ähnliche Strukturen zu geben.

Joel Kaczmarek: Wie ist das eigentlich? Ich habe neulich mich mit jemandem unterhalten, der meinte, so VC-Fonds wie in Cherry Ventures oder jetzt La Familia, Cavalry Ventures, wo viele Privatmenschen eigentlich investieren, also klassischerweise Business Angel, sei eher die Ausnahme, dass eigentlich sehr, sehr häufig eher sozusagen institutionelle Geldgeber in VC-Fonds investieren. Ist das wirklich so? Ist es irgendwie im Berliner und deutschen Ökosystem so, dass es eigentlich mehr großes Geld ist, was in solche Fonds wandert oder ist das durchmischt?

Helder Schnittker: Also wenn wir uns den deutschen Markt anschauen, dann muss man einfach sagen, dass es einen mit Abstand größten Investor gibt, den hatte ich eben schon genannt, den European Investment Fund, der sozusagen eine Mission hat und die lautet eben auch, diese Industrie zu fördern. Und der ist in einer ganzen Reihe von Fonds auch in Deutschland investiert und ist dort nicht selten auch der größte Investor. Dass private Menschen, also Business Angels, anzahlmäßig durchaus beachtlich, aber in Summe mit dem, was da an Volumen investiert wird, immer eher untergeordnete Bedeutung haben, das erklärt sich alleine einfach daraus, dass halt ein einzelner, eine einzelnatürliche Person, vermutlich nicht über die Mittel verfügt, über die halt eben ein großer Corporate oder ein großer Institutioneller, der das Geld von vielen verwaltet, wie im Pensionismuskasten oder Versicherer, die Mittel, der verfügt über andere Mittel einfach.

Joel Kaczmarek: Also anzahltechnisch gar nicht mal so gering, aber im Volumen logischerweise.

Helder Schnittker: Gerade in Berlin gibt es schon eine ganze Reihe von recht erfolgreichen Entrepreneurs, die nun eben auch dazu übergehen, die Früchte ihrer Arbeit auch weiter sinnvoll zu verwenden und sich nicht einfach nur auf ein Girokonto zu legen, sondern

Joel Kaczmarek: Abschließend, was siehst du eigentlich als Aufgaben von so einem VC-Fonds? Also klar, Geld geben. Man investiert in junge Unternehmen, um denen die Erfolgschancen zu maximieren, wo die Bank versagt den Kredit. Aber was siehst du sonst als Aufgaben im Ökosystem von so einem VC-Fonds?

Helder Schnittker: Nun, also das, womit eigentlich jeder Venture-Fonds, den ich kenne, wirbt, ist, dass er eben gerade nicht nur die Funktion erfüllt, die bessere Bank zu sein und Geld zu geben, sondern er gerade verspricht, auch Know-how zur Verfügung zu stellen, Kontakte, ein Netzwerk, was sehr, sehr nützlich ist, wenn es klappt. Und dort gibt es natürlich Fonds, die das sehr sehr umfassend tun, wenn man so Project A anschaut, die da eine ganz ganz große Gruppe von Fachleuten sitzen haben, die sich spezialisieren darauf, die Bedürfnisse von jungen Unternehmen durch die richtige Dienstleistung zu fördern oder zu befriedigen. Florian Heinemann sitzt ja regelmäßig bei dir und produziert interessante Podcasts. Und dann gibt es aber noch eine ganze Reihe von Fonds, die eben da auch eine Angebotspalette haben, die im HR-Bereich helfen, die im IT-Bereich helfen, auch im Business-Development-Bereich helfen. Also die einfach, gerade wenn es Unternehmer sind, selber Gründer waren, dann eben versprechen und auch in aller Regel, glaube ich, liefern Know-how-Hilfestellungen.

Joel Kaczmarek: Also im Prinzip zusammengefasst, Finanzierung jenseits der Bank, Know-how, Input, Netzwerk, Kontakte, bis hin auch das Ganze richtig zu so infrastrukturellen Services. Also Project A sagt ja zum Beispiel, die seien ein Operational VC, haben ja diesen Begriff richtig neu geprägt. Beobachtest du das, dass das im Prinzip, du hast ja gesagt, Investmentfokus ist einer deiner Unterscheidungsmerkmale bei VC-Fonds, dass zu so einem Investmentfokus mittlerweile sogar auch dazu gehört, wie viel partizipiere ich jenseits des Geldes noch dazu? Also ist das so ein Unterscheidungsmerkmal geworden?

Helder Schnittker: Aber ich glaube, so weit würde ich nicht gehen. Ich glaube, was zu beobachten ist, dass gerade Fonds, die in einen Bereich investieren, in dem die Konkurrenz groß ist, hier an der Stelle einfach auch ein differenzierendes Moment schaffen.

Joel Kaczmarek: Also eher ein USP als jetzt eine Konkurrenz?

Helder Schnittker: Genau. Die Fonds, die jetzt in jüngster Zeit entstehen, die mit einem sehr, sehr starken Sektorfokus unterwegs sind, die vermarkten sich investorenseitig eben als Experten auf dem Gebiet. Menschen, die noch besser beurteilen können, ist das Target, ist das konkrete Start-up, in das ich jetzt Geld investiere, wirklich promising oder ist das vielleicht doch eher ein Fail? Also die differenzieren über differenzieren sich über besonderes Know-how.

Joel Kaczmarek: Ja, ich habe gesehen, dass ja mittlerweile auch zunimmt, dass so junge Generationen von VC-Fonds sich als KI-Fonds so ein bisschen hinstellen, dass sie sagen, wir benutzen Technologie, um Sachen zu identifizieren. Da habe ich dann neulich von einem anderen Investor, der eher so alte Schule ist, gelesen, oder Mittelalte Schule, wenn wir nämlich für erschlagen, wenn ich sage, der ist alt, Ja, das ist ja so ein Peoples-Business. Also man merkt, es ist ganz interessant, wie sich sowas eigentlich unterscheidet. Ich glaube, wir haben jetzt mal ein paar gute Grundlagen gelegt, was das ist, ein VC-Fonds, was für Arten es gibt und welche Aufgabe er im Ökosystem hat. Ich danke dir ganz herzlich, dass du so basisch damit uns heranropst.

Helder Schnittker: Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte.

Joel Kaczmarek: Und beim nächsten Mal geht es dann, wie gesagt, weiter richtig in die rechtliche Gestaltung von sowas, wo echt mal interessant ist, was man eigentlich tun muss. Kann jeder einen VC-Fonds aufmachen? Ja, nein? Wie funktioniert das? Darauf freue ich mich schon sehr.

Helder Schnittker: Vielen Dank.

Joel Kaczmarek: In diesem Sinne, over and out. Hey!

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Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Rechtsthemen: Joel trifft sich dazu regelmäßig mit wechselnden Top-Anwält:innen, Steuerberater:innen und Rechtsexpert:innen, welche dir praxisnah und leicht verständlich die wichtigsten Rechtsthemen erklären. Als Unternehmer:in und Gründer:in kannst du diese dadurch sofort verstehen und anwenden.