Q&A – Nutzerfragen zum Thema Achtsamkeit

5. April 2019, mit Joel KaczmarekStefan Lammers

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen High Performance Leadership Podcast von digital kompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute gibt es nochmal eine kleine Nachfassaktion, denn wir hatten ja beim letzten Mal die liebe Marina zu Besuch in unserem Podcast und haben über Achtsamkeit gesprochen. Und ich habe auch gestaunt, was der Stefan schon alles für Qigong-Aktivitäten in seinem Berufsleben hatte. Und weil ich ja immer geneigt bin, die Community mit einzubinden, haben wir wieder über unseren Messenger gefragt, was die Leute so beschäftigt. Aber first things first. Erstmal nochmal Halli und Hallo, liebe Marina und lieber Stefan. Moin, moin.

Stefan Lammers: Danke, Joel. Schön, wieder mit dir dabei zu sein.

Joel Kaczmarek: Genau, und zwar, also Messenger kennen ja ganz viele schon, wenn ihr auf digitalkompakt.de slash messenger geht, könnt ihr dort euch quasi anmelden, also das kostet nichts und das ist auch irgendwie ganz schmerzvoll und ganz simpel, dann kriegt ihr unsere Nachrichten immer direkt aufs Smartphone und öfters mache ich davon Gebrauch, dass ich erzähle, mit wem ich gerade podcaste und frage, ob ihr auch Fragen habt. Und es sind eine ganze Reihe reingekommen. Das ist jetzt natürlich immer so ein bisschen ungeordnet, aber das macht ja manchmal auch so den Charme aus. Was fragen die Leute als erstes? Worum geht es ihnen? Marina, magst du aber zu Beginn vielleicht nochmal einen Satz zu dir sagen, was dein Background ist und was du so tust, wie du zu dem Thema Achtsamkeit kommst?

Marina Löwe: Sehr gerne. Ich bin Talentteam- und Unternehmensentwicklerin und von Haus aus Arbeits- und Organisationspsychologin. Das heißt, das Ganze drumherum, wie ticken wir, wie gehen wir miteinander um und wie geht das besser? Wie können wir uns da selber auf die Schliche kommen? Das ist alles, was mich rundum beschäftigt und ich habe das sowohl international, intern als auch extern gemacht. Und mit Stefan habe ich jetzt das Vergnügen, seit zwölf Jahren zu arbeiten, egal ob Großgruppen am Lugano-See, du hast das letztes Mal erwähnt, mit denen wir mit Tai Chi morgens gestartet sind, bis hin zu von der Bank bis zum Chemiekonzern, wo wir unterwegs sind und uns genau das umtreibt. Wie bringen wir die PS auf die Straße bei Führungskräften und Teams?

Joel Kaczmarek: Okay, also du bist wie Stefan munter an der Front und kriegst sozusagen alles hautnah mit. Kriegst die Schwingung mit, weißt auch so, wie die Leute reagieren. Und wir hatten, wie gesagt, als Thema beim letzten Mal Achtsamkeit. Hieß für uns sowohl sich selbst gegenüber, also manchmal sich zurücknehmen, das System runterfahren. Du hattest ja dieses schöne Bild von einer Wartung beim Auto oder auch von einem Auto, wo man im Prinzip sagt, wenn du mehr PS rausholen willst, kannst du entweder mehr Gas geben oder vielleicht auch mal überlegen, ob du den Bordcomputer mal, die Software neu installierst. Und dafür muss man halt Und wir haben Achtsamkeit aber auch in Bezug auf andere gesehen. Das heißt, in dem ganzen Zyklus von Start with Why, Simon Sinek, eine Vision haben über die Führung im High-Performance-Bereich, also dass man im Prinzip als ein wesentliches Element dort einfach auch eine gewisse Empathie, darf ich ja nicht sagen, sondern Mitgefühl, habe ich ja beim letzten Mal gelernt, also dass man sich ins Gegenüber hineinversetzen kann, ohne zu sehr darin aufzugehen und dass man halt wirklich im Moment ist beim anderen, oder? Das war ja so unser Take zum Thema Achtsamkeit. Und ich habe halt die Lutzer mal gefragt, was sie so beschäftigt bei dem Thema. Und wir fangen halt wirklich mal straight an. Ein junger Herr, dessen Foto mich hier angrinst, hat im Prinzip uns nur so drei Stichworte irgendwie hingeworfen. Morgenroutine, Tipps, Wichtigkeit. Vielleicht fangen wir mal mit Morgenroutine an. Gibt es eine Morgenroutine, die man sich angewöhnen kann, um sozusagen achtsamer zu werden?

Marina Löwe: Ja, definitiv. Und die Frage ist immer, wie sieht sie bisher aus? Und ich muss gestehen, dass es mich eine Zeit lang auch kurz erwischt hat. Man hat ja den Wecker häufig auf dem Handy und somit das Handy auch schnell im Bett. Und dann ist die Frage, womit startest du eigentlich morgens? Guckst du als erstes auf die E-Mails? Guckst du, was dir die Newsticker auf den Bildschirm bringen? Oder startest du morgens mit den Kids, die noch… irgendwas von dir wollen. Was ist dein Start? Und genauso bei der Arbeit. Gehst du als erstes hin und beantwortest E-Mails. Und als kleiner praktischer Hinweis, das ist was, was ich mir ganz gut angewöhnen konnte. Wir sind morgens, wenn wir im Büro sind, am produktivsten. Dann hast du so gegen 11 Uhr eine Kurve, die nach unten geht und nach dem Mittagessen sowieso. Woran liegt das? Das liegt an unserem Melatonin-Haushalt. Ja, das ist das, was uns entweder schläfrig macht oder was uns wach hält, je nachdem, wo der Level gerade ist. Und wenn du morgens als erstes die E-Mails checkst, dann verbrätst du eine Menge produktive Zeit, die du eigentlich einsetzen könntest, um gerade die komplexen, die schwereren Themen anzugehen. Und wenn du nach dem Mittagessen bei wichtigen Themen sitzt, weiß nicht, ob du das kennst, das ominöse Suppenkoma, dann hast du auch häufig mal Meetings, wo du merkst, wir haben jetzt eine Stunde oder auch überzogen anderthalb Stunden an dem Thema gesessen, aber eine wirklich gute Lösung haben wir immer noch nicht. Und da zu gucken, was sind Routinen und welche Auswirkungen haben die auf mich? Ja, wenn ich ins Büro komme, kann ich zum Beispiel erst mal drei Minuten lang mich sammeln und sagen, was hat heute Prio? Was mache ich heute auf jeden Fall? Und diese zwei, drei Punkte dann auch wirklich durchziehen und die E-Mails eher in die Phasen wie 11 Uhr und zwei oder drei Uhr zum Beispiel legen und nur an den festen Zeiten und nicht bei jeder E-Mail reagieren.

Stefan Lammers: Ich finde das ganz spannend mit Morgenroutine, weil als ich meine Ausbildung zum Executive Coach an der Uni Berkeley in Berkeley gemacht habe, war unter anderem in unserem Team auch eine thailändische CEO dabei. Und die sagte dann irgendwann an einer Stelle, also wir haben da auch immer viele Meditationseinheiten und Ähnliches gehabt, und die sagte an einer Stelle, Stefan, irgendwie finde ich das ein bisschen komisch mit dieser ganzen Meditationsgeschichte hier. Da habe ich gesagt, wieso? Das ist doch gut, wenn wir meditieren und so weiter. Da sagt sie, naja, das ist ja gut, aber wir tun das den ganzen Tag. Also egal da, wo ich gerade bin. Ich sage, was meinst du damit? Da sagt sie, naja, zum Beispiel, wenn ich morgens dusche, dann mache ich mir eine Vorstellung davon, wie dieser einzelne Tropfen auf meinen Körper kommt und so weiter. Also gerade zum Thema Morgenroutine, also wie sehr kann ich einfach Dinge nutzen, die sowieso da sind, um achtsam zu sein, um mich mit auseinanderzusetzen, was da gerade tatsächlich in diesem Umfeld passiert. Und das finde ich ganz spannend, deshalb habe ich das öfteren, dass ich dann beim Duschen mir da wirklich nochmal Gedanken mache, dass das eben nicht einfach passiert, dass das Wasser auf meinen Körper tritt, sondern tatsächlich auch immer schon daran denke, was sind das eigentlich für einzelne Tropfen, die da gerade rauskommen. Das kann bei ganz banalen Sachen möglich sein, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Joel Kaczmarek: Ich glaube jetzt eher, haben ganz viele zugehört und haben gerade eher eine thailändische CEO unter der Dusche vor Augen, als die Tropfen.

Marina Löwe: Wenn Sie das sehr achtsam machen, kann das auch ein gutes Bild sein. Ah, Joel.

Joel Kaczmarek: Aber witzige Frage eigentlich, ist Sexualität zum Beispiel eine gute Achtsamkeitsübung oder gerade eher nicht?

Marina Löwe: Naja, klar. Und ich meine, du hast ja eine Bewegung, du hast letztes Mal erwähnt, dass du mal Yoga ausprobiert hast, das Tantra-Yoga zum Beispiel. Und du hast genauso das Gleiche auch in der Sexualität und das hat auch was damit zu tun. Also wie bewusst mache ich das, was ich mache? Wie achtsam bin ich damit? Und wenn du diese Sinnesschärfung, und das ist Achtsamkeit ja vor allen Dingen, ich schärfe, was ich sehe oder was ich höre oder was ich schmecke oder was ich fühle, diese Aufmerksamkeit auf eine Sache zu lenken, das ist eine unheimliche Intensivierung. Und diese Aufmerksamkeitslenkung hat nicht nur im Business-Kontext Vorteile.

Joel Kaczmarek: Gut, nächste Frage. David fragt, Hi Joel, mich würde interessieren, wie man das Thema Achtsamkeit und Meditation am besten auf seine Mitarbeiter übertragen kann, beziehungsweise ob man das überhaupt versuchen sollte. Ich selbst nutze Meditation zum Beispiel selbst schon eine ganze Weile und es hat sich für mich persönlich total etabliert. Also, wie kann man das auf Mitarbeiter übertragen und sollte man das?

Marina Löwe: Auch da ist immer die Frage, wo steht das Team gerade? Was ist so die Beziehung zu den Teammitgliedern? Ein Weg, der relativ simpel ist, den jeder gehen kann, ist natürlich der persönliche Austausch mit den Teammitgliedern. Also inwiefern teilt man auch solche persönlichen Erfahrungen und welchen Nutzen man daraus hat? Und inwiefern gibt es Themen im Team, wo sich das gut anknüpfen lässt? Also gerade wenn es Momente gibt, wo man sagt… ach, das war jetzt gerade nicht das produktivste Meeting. oder wie ist eigentlich der Umgang, den wir miteinander haben. Das sind ganz gute Schnittstellen, wo man das anknüpfen kann. Und dann ist es eine Frage wirklich des authentischen Vorlebens. Also, was hast du gesagt, von wem war die Frage?

Joel Kaczmarek: David.

Marina Löwe: Dann wäre die Frage an David ja, was sind so die Aspekte im Alltag, wo er sagt, das wäre ein kleiner Schritt, wo ich mein Team einfach einladen kann, das mal auszuprobieren. Und je kleiner der Schritt, desto niedrigschwelliger ist das und desto geringer ist das Risiko, dass du einen großen Widerstand bekommst. Das kann sein, dass du das gar nicht Meditation nennst, sondern sagst, okay, bevor wir mit diesem Meeting starten, lass uns doch einmal ganz kurz ankommen. Wir kommen alle gerade aus anderen Themen. Wie können wir das zurücklassen und uns nochmal ganz kurz sammeln und überlegen, worum geht es eigentlich jetzt? Und wenn du das erstmal ganz klein hältst, ist das für die meisten auch noch gar nicht so ein schräger Einstieg.

Stefan Lammers: Meine Erfahrung ist da auch bei solchen Dingen, wenn man die neu einführt, dass es oft gut ist, nicht gleich alle davon überzeugen zu wollen, sondern dass man mit denen einfach anfängt, auch die da Lust drauf haben und dann darüber redet, was das für Erfahrungen sind. Das hilft oft, eine größere Akzeptanz zu finden. Und dann braucht es auch ein Stück weit Durchhaltevermögen. natürlich, dass ich nicht so beim ersten Widerstand einknicke und es wird von dem einen oder anderen möglicherweise Widerstände geben, dass der sagt, das finde ich jetzt aber doof, dass wir das machen oder was auch immer und sich davon nicht einschüchtern lassen, sondern dann seinen Weg auch weiter folgen und es braucht auch manchmal Zeit über diese unangenehme Situation, die es vielleicht für den einen oder anderen bedeutet, erstmal darüber hinweg zu gehen.

Marina Löwe: Und ein Punkt, der mir noch einfällt, ist, ich habe mich auch mit Leuten unterhalten, die diese Achtsamkeitsübungen, Stefan hat die letztes Mal erwähnt, mit der Rosine. Das ist so der Klassiker, sich auf die Rosine zu konzentrieren und die unterschiedlichen Facetten daran mit den Sinnen wahrzunehmen. Ich merke, wenn die Erklärung dazu fehlt, wozu machen wir das und was löst das gerade aus, dann ist es für manche Leute noch ein schwerer Weg, das zuzuordnen. Warum soll ich jetzt die Rosine hören? Das war das Abgefahrenste, dass jemand sagte, hm, Wie kann man denn so eine Rosine hören? Und warum sollte ich das machen? Wenn du stattdessen erklären kannst, was das in unserem Gehirn auslöst, wenn du einen Sinn schärfst und die Aufmerksamkeit auf diesen einen Sinn lenkst, wie du dann zum Beispiel deinen präfrontalen Kortex auch stärkst, indem du diese Achtsamkeitsübungen trainierst und damit die Exekutive in deinem Kopf, also weniger das reagieren auf Dinge, sondern das konstruktive, proaktive Agieren im Vorfeld, dann kriegt das eine andere Dimension. Und ich glaube, das ist so das Dilemma beim Thema Achtsamkeit. Das ist natürlich auch relativ breit verbreitet, das Thema, und wird in sehr unterschiedlichen Bereichen gemacht. Und wenn du solche Übungen nicht gut anleitest, dann hast du im Business-Kontext auch schnell mal, dass jemand sagt, das ist mir jetzt ein bisschen schräg. Also auch ein gutes Anleiten und Erklären, wozu machen wir das gerade? und what's in it for me, was habe ich davon?

Joel Kaczmarek: Gut, der liebe Tobias hat gleich drei Fragen, die aber glaube ich alle gut passen. Und der erste ist hier ein Elfmeter für Marina. Gibt es einen positiven, hart belegbaren Zusammenhang zwischen Achtsamkeit bzw. Meditation auf die Leistung von Führungskräften?

Marina Löwe: Ohne Ende. Ich wüsste gar nicht, wo ich da anfangen sollte. Also da kann er definitiv sich etliche Studien raussuchen im Internet über Mindful Leadership und die entsprechenden Results. Und lass mich mal überlegen, habe ich eine, die man rausnehmen kann?

Stefan Lammers: Ich bin gerade am überlegen, ob wir eventuell das Buch empfehlen von Google an dieser Stelle auch nochmal. Search Inside Yourself von Google, wo die ihr Programm beschreiben und da wird auch auf verschiedene Studien und so weiter verwiesen.

Joel Kaczmarek: Aber vielleicht kannst du ja mal so die Top 3 sozusagen rausgreifen, was so typische Benefits sind, die man sogar auch schon belegt hat, wenn man meditiert bzw. achtsam ist.

Marina Löwe: Also definitiv Steigerung der emotionalen Intelligenz. Dazu gibt es jede Menge Studien, dass das nachgewiesen ist. Dann eine Steigerung der Produktivität durch kürzere Meetings, weil sorgfältiger ausgewählt wird, was man sagt. Und eine höhere Qualität der Entscheidungen und Lösungen, also auch die Kreativitätssteigerung kannst du deutlich nachweisen, was sich auch, wenn man sich wenig mit Gehirnforschung beschäftigt, nachvollziehen lässt, weil in dem Moment, wo du unter Stress und Druck bist und dein Hormonlevel steigt, dein Puls steigt, macht auch dein Gehirn zu. Du musst dich nur noch konzentrieren. Der selbe Zahntiger ist vor mir. Greife ich den anderen, renne ich weg oder stelle ich mich tot? Und andere Alternativen fallen in dem Moment weg. Wenn du es schaffst, dein System so weit wieder runterzufahren, dein Nervensystem, dann hast du auch wieder die Sprünge von der einen Hirnhälfte zur anderen frei. Und wir wissen zum Beispiel, dass die Lösungsorientierung in der rechten Hirnhälfte sitzt. Und alles, was so faktisch, analytisch Zahlen betrifft, das sitzt auf der linken Hirnhälfte. Und in dem Moment, wo du Stress hast, fallen die Sprünge von links nach rechts schwer. Das heißt, du bist dann häufig mit dem Fokus auf der einen Seite. Wenn ich zum Beispiel sage, warum funktioniert das nicht oder wieso klappt das nicht oder wieso kriegen wir das nicht hin? dann aktiviere ich die problemorientierte Seite und kriege auch eher Rechtfertigung. Und wenn ich Lösungen will, frage ich eher, was können wir tun, damit das anders wird? Wie schaffen wir das? Wie kriegen wir das hin? Und sowas kannst du ganz schön unter dem Brainscan beobachten. Deshalb pusht Achtsamkeit gerade so, weil die ganzen Neurountersuchungen das belegen, was ja Meditation ist, eine alte Wissenschaft, viele aus Erfahrung schon lange wissen.

Joel Kaczmarek: Gut, die zweite Frage von Tobias lautet, wann sollte ein Manager am besten meditieren? Vor, während oder nach der Arbeit?

Marina Löwe: Gute Frage.

Stefan Lammers: Das ist eine individuelle Geschichte, wie es für einen passt.

Marina Löwe: Für manche ist es auch mittendrin gut. Also zu sagen, ich habe einen Hardcore-Tag. Ja, wir hatten das gerade, zwölf Stunden Meetings, Stück an Stück. Wo blocke ich mir aber trotz allem die zehn Minuten oder auch die fünf Minuten? Und das machen auch die Top-Manager teilweise mitten im Tag und nehme mir die Zeit und halte mich auf dem Leistungslevel überhaupt, indem ich zwischendurch meinem Körper und meinem Kopf vor allen Dingen die kurze Entspannung gönne.

Joel Kaczmarek: Okay, also es gibt keine generische Antwort drauf, sondern das hängt individuell ab. Aber ich habe mich auch schon dabei ertappt.

Marina Löwe: Du, kann sein, dass es eine Studie gibt zu Urzeiten, aber die ist mir noch nicht untergekommen.

Joel Kaczmarek: Und die letzte Frage geht, glaube ich, so ein Stück weit in Richtung Role Models, Vorbilder. Welche Top-Manager sind gute Beispiele für gutes und richtiges Meditieren?

Stefan Lammers: Also das ist schon eine Frage alleine aus Diskretionsgründen, dass wir solche Sachen aus unserer Praxis nicht sagen können, mit wem wir da konkret arbeiten an diesen Dingen. Da würde ich einfach auch eine Suchmaschine nutzen und mal schauen. Da gibt es Veröffentlichungen zu, dass manche Topmanager an dieser Stelle Meditation nutzen für sich regelmäßig. Aber ich kann im Moment jetzt keine Namen nennen an der Stelle.

Joel Kaczmarek: Ich könnte vielleicht sogar mal was reingeben. Es gibt ja von dem Tim Ferriss, der damals die 4-Stunden-Woche geschrieben hat, gibt es ja einige neue Bücher, wo er so relativ geschickt einfach mal ein paar hundert Leute Sachen gefragt hat und hat das dann in Content-Form gegossen. Und es gibt ein Buch, das heißt Tools der Mentoren. Das ist auch wirklich ganz gut gemacht. Da hat er mehrere Dutzend Menschen, die ja wirklich hochgradig erfolgreich sind, also Top-Unternehmer, weiß ich nicht, so Level wie Elon Musk und Co. bis hin zu Arnold Schwarzenegger gefragt, was so ihre Tools sind, um zu arbeiten. Und da kam ganz, ganz, ganz, ganz oft Meditation. Also da ist man erschreckt, wie viele Leute, die man halt wirklich so als Top-Notch kennt, vor allem auch in der amerikanischen Wirtschaft, wie das alle machen.

Marina Löwe: Ja, also diese Beispiele findest du bei SAP zum Beispiel, McKinsey, Accenture, Marriott. Im Moment müsste ich eher fast überlegen, in welchen Firmen das noch gar kein Thema ist. Aber was so unsere Klienten tatsächlich betrifft, da ist das mit dem richtig und wer meditiert. Es gibt viele, die darüber public sind, also öffentlich sprechen und das auch gerne teilen, ihre Erfahrungen. Und da gibt es viele Beispiele.

Stefan Lammers: Also vielleicht nochmal so ein bisschen. gerade beim Nachdenken ist mir aufgefallen, Bunky Moon beispielsweise, Peter Terium, Vorsitzender BMW, Aufsichtsrat Norbert Reithofer, sind Menschen, die besonders viel Wert auch auf Meditation und Yoga laut Wirtschaftswoche legen.

Joel Kaczmarek: Gut, nächste Frage. Marc Gründler sagt, ich soll Stefan mal sagen, sein Bild hängt schief. Das kommt rum, wenn man Screenshots über seinen Messenger schickt, seht ihr mal. Also Stefan, dein Bild hängt schief.

Stefan Lammers: Der gute Marc.

Joel Kaczmarek: So, und hier hast du einen Namensvetter, auch ein Stefan Niemeyer in der Sekunde, fragt, wie schätzt Marina das Thema digitale Achtsamkeit ein? Sieht sie auch den Trend, dass wir wesentlich bewusster mit unserer Online-Zeit umgehen und der Preisgabe von Daten?

Marina Löwe: Das eine sind die Sachen, die wir selber im Griff haben. Ich glaube, dass der ein oder andere da wacher drüber ist, wie viel, wie oft nehme ich mein Handy in die Hand, wie viele Sachen folge ich und wo sage ich auch bewusst, hier gibt es Zeiten, wo ich das an die Seite lege. Auch das, du kannst den Stress ganz gut messen bei Menschen, wenn du ihnen das Handy mal weg nimmst und das nur auf einen anderen Tisch legst. Da werden viele schon sehr nervös. Also das ist ein Anzeichen, wo du merkst, da könntest du vielleicht mal drauf gucken auf das Thema. Wir haben eben auch Branchen, die darauf aus sind, uns mit den Medien ja zu verfolgen. Das heißt, wenn du dir über bewegte Werbung Gedanken machst, die in Zukunft, glaube ich, auch unsere Straßenbilder noch mehr begleiten werden, dann hast du mit der Digitalisierung natürlich auch Bereiche, wo es schwerfällt, sich zu entziehen, weil dir die Werbung hinterherkommt oder eben auch die Medien. Und ich glaube, dass wir fortlaufend da immer wieder dieses Bewusstmachen brauchen. Wie bin ich eigentlich gerade unterwegs? Wie ist mein Alltag gestrickt? Wie bin ich getaktet? Passt das noch für mich? Oder gibt es Punkte, wo ich mich mal fragen sollte, ob so ein Detox Sinn macht? Auch die Auszeiten, die am meisten wachsende Touristenbranche im Moment sind Retreats. Alles, was mit Meditation und Yoga-Retreat zu tun hat, boomt gerade wie Hölle. Also wenn du touristisch unterwegs sein willst, Joel, dann kann ich dir das empfehlen. Such dir was auf Bali oder Costa Rica und ich nehme mich da voll mit rein. Oder auch Indonesien. Warum? Anscheinend gibt es den Bedarf danach, sich irgendwo die Auszeit zu nehmen. Und das ist nicht mehr der klassische Familien- oder Action- oder Partyurlaub, sondern bewusst ein, ich will meine Woche Ruhe. Auch die Schweigeretreats oder die Auszeiten in Klostern nehmen, egal ob bei Führungskräften oder auch Mitarbeitern, massiv zu gerade, weil du sonst Schwierigkeiten hast, dir überhaupt noch einen Raum zu suchen, wo du nicht digital erreichbar bist.

Joel Kaczmarek: So, Chris Laumann fragt, gibt es Erfahrungen mit Meditation als Angebot für Mitarbeiter? Gibt es ein Unternehmen, in dem das während der Arbeitszeit angeboten und genutzt wird? Das klingt ein bisschen so, als ob man das sonst nicht dürfte. Man kann sich ja auf die Toilette verziehen, aber Er schreibt, er stellt es sich vor, wie entspannt so ein Klima eigentlich sein muss, wenn alle einmal am Tag das Gefühl haben, dass sich halt nach so einer Meditation einstellt. Also habt ihr sowas schon erlebt, dass Leute das Unternehmen das richtig als Angebot an ihre Mitarbeiter formulieren?

Stefan Lammers: Ja, also das große Beispiel ist tatsächlich an der Stelle Google, die das ja ganz intensiv mit ihren Programmen machen, die sie auch eben mit Corifane in dem Bereich, mit dem John Capazin und anderen entwickelt haben. Und das wird immer mehr in vielen Unternehmen angeboten, diese Rückzugsräume, um für sich selbst auch zu sorgen. Und auf der anderen Seite ist genau der Punkt, ich muss eben nicht zwangsläufig dazu eine Erlaubnis haben oder ähnliches, sondern macht es in dem Moment. Seid einfach in ganz bestimmten Momenten achtsam. Das kann auch mal in einem Meeting sein, wo ihr Teilnehmer seid und wo es gerade nicht der Topic ist, wo ihr in der ersten Reihe stehen müsst, wo ihr einfach für euch dann in diesem Moment diese Zeit auch sinnvoll nutzt und möglicherweise mal Mini-Meditation einführt.

Marina Löwe: Und die Programme werden mehr, weil du hast als Arbeitgeber ja auch eine Fürsorgepflicht. Da haben wir ja auch spannenderweise Gesetze in Deutschland, die das mit unterstützen und auch viele gerade produzierende Unternehmen, die auch Normen einführen. Es gibt da die berühmte ISO 45001, das war ein britischer Standard, umgestellt wurde. Und da ist die Frage nicht mehr nur nach Arbeitssicherheit. Wie verhindern wir, dass Leute Unfälle haben? Sondern die Frage ist auch, wie schaffen wir es, dass die Leute bei uns gesund sind und bleiben. Und da sind Programme neben Rückengymnastik oder Sportprogrammen und Angebote über Ernährung genauso üblich inzwischen wie diese Achtsamkeits- und Meditationsprogramme. Und da muss man echt sagen, da ist so eine riesen Bandbreite. Also du kannst von mal einen Vortrag zu dem Thema haben, vielleicht sagt die Betriebsärztin was zu dem Thema, bis hin zu wirklich Führungskräfteprogramme, die über mehrere Wochen laufen, damit du in diese Routine, über die wir vorher schon gesprochen haben, ich glaube, der David war das, die Morgenroutine, deinen Weg findest im Führungsteam, das zu etablieren als Teil der Kultur. Ja, das ist eine schöne Kultur, wenn man sowas hat. Das stimmt.

Stefan Lammers: SAP macht es beispielsweise auch, um mal einfach wieder bei so einem Vorreiterunternehmen da auch mit reinzubringen.

Joel Kaczmarek: So, dann habe ich hier eine junge Dame, deren Namen ich nicht kenne. Ich nenne sie mal 0176, damit geht die Nummer nämlich los. Sie hat keine konkrete Frage, aber Fokus interessiert sie. Und ich glaube, sie hat doch eine Frage formuliert. Und zwar sagt sie Multitasking versus Monotasking. Also ich glaube, es zielt ein bisschen darauf ab zu sagen, steht Multitasking im Konflikt zu Achtsamkeit? Sollte ich eher Monotasking machen?

Marina Löwe: Ja, das ist ein ganz spannendes Thema, weil das ein Eingangspunkt ist, über den ich auch merke, dass viele Teams und Führungskräfte sich leicht öffnen. Weil du kannst fragen, würdest du bekifft zur Arbeit gehen, Joel?

Joel Kaczmarek: Jetzt fragst du mich, wenn ich gerade was trinke. Nee, würde ich wahrscheinlich eher nicht. Mein Vater würde es wahrscheinlich machen, der hat doch den Humor.

Marina Löwe: Also im Grunde genommen kannst du es folgendermaßen vergleichen, warum? die Frage gibt es zur Arbeit gehen, weil Multitasking dich genauso konzentriert macht wie ein Joint. Du machst mehrere Sachen gleichzeitig. Und was passiert beim Multitasking? Wir können nicht mehrere Sachen gleichzeitig machen. Das heißt, du springst permanent von einer Aufgabe zur nächsten. Und sobald du eine dritte Aufgabe mit reinnimmst, fällt dir eine von den anderen beiden runter, weil mehr geht nicht. Und dafür gibt es schöne kleine Übungen, die man machen kann, um zu merken, okay, So ist das also, wenn ich im Meeting sitze und parallel eine E-Mail schreibe oder noch mit den Gedanken vielleicht beim dritten Thema bin. Ich bin eigentlich nebenwo richtig. Und wenn du dir solche E-Mails nochmal anguckst, die du rausgeschickt hast, dann ist die Frage, war das wirklich die beste Antwort, die du hättest schicken können auf die E-Mail? oder wäre das Thema leichter zu lösen gewesen, wenn du dich voll konzentriert hättest? Und Achtsamkeit ist tatsächlich das Ding, was dagegen geht. Wir haben uns angewöhnt und ich nehme mich da völlig mit rein, bin super Multitasker, ich kann immer mehrere Sachen gleichzeitig und Fakt ist, ich mache dann tatsächlich nichts davon richtig, sondern die Fehleranfälligkeit ist deutlich größer. und hinterher guckst du nochmal, der Satz macht ja irgendwie gar nicht so fürchterlich viel Sinn, ja, weil ich parallel dann mit jemand anders gesprochen habe. Und sich dabei zu erwischen, das ist das, wo Achtsamkeit dir einfach hilft, bewusst zu sein, wie oft mache ich das und wo macht es wenig Sinn.

Joel Kaczmarek: Was sind das für Übungen, von denen du gesprochen hast, um mal diesen Effekt kennenzulernen?

Marina Löwe: Also ganz banal kannst du zum Beispiel oben drüber in der ersten Reihe das Wort Multitasking schreiben. Dann schreibst du die Zahlen von 1 bis 9 und darunter schreibst du die Buchstaben von A bis I. Und du misst die Zeit, die du brauchst, um diese drei Reihen zu schreiben. Multitasking 1 bis 9 und A bis I. Und dann machst du das Gleiche nochmal, aber jetzt schreibst du M1AU2B. Das heißt, du schreibst die Reihe nicht von links nach rechts, sondern von oben nach unten. Und misst dann nochmal die Zeit. Und du brauchst signifikant mehr Zeit, weil du springst zwischen dem Wort, zwischen den Zahlen, zwischen der Buchstabenreihe. Und genau das ist das, was wir mit Multitasking machen. Und es kostet dich schlicht und ergreifend Zeit.

Joel Kaczmarek: Ich sehe jetzt ganz viele Leute vor mir, die das gerade parallel machen, so im Bus während sie unseren Podcast hören oder so.

Marina Löwe: Klar, da bist du wieder beim Multitasking. Und die 0176, hast du ja gesagt, wir sehen den Namen nicht, hat noch die Frage gestellt nach dem Fokus. Das ist etwas, was ich auch sehr spannend finde, weil du mit Achtsamkeit den Fokus auf verschiedene Arten und Weisen trainierst. Das eine ist nämlich, wie viel Informationen kann ich in einer gewissen Zeit verarbeiten? Das zweite ist, wie komplex kann die Information sein, die ich verarbeite? Das dritte ist, über welche Dauer kann ich diese Informationen aufnehmen? Und davon gibt es weitere Aspekte. Und je mehr du Achtsamkeit trainierst, desto mehr merkst du, dass du auf all diesen Ebenen Fortschritte machst. Auch das kannst du bei dir messen. Wie lange kann ich die Aufmerksamkeit halten? Wie viel Input, wie komplex kann ich aufnehmen? Und wie gut auch umswitchen? Da sind wir wieder bei Agilität. Wie schnell kann ich meinen Fokus vom Gespräch mit Stefan zum Beispiel zu meiner E-Mail richten? und wieder zurück. Und solche Sachen bewusst zu machen und das Training auszubauen, da hast du einen Riesengewinn von natürlich, je voller dein Schreibtisch ist.

Joel Kaczmarek: Sprechenderweise stelle ich jetzt im Gespräch mit dir fest, Podcast ist ein absolutes Non-Focus-Thema, weil kein Mensch hört eigentlich einen Podcast und macht nicht irgendwas parallel. Also so viel mal zum Thema Achtsamkeit. Die Ironie wurde mir gerade bewusst.

Marina Löwe: Ich kenne Leute, die sich bewusst auf die Couch setzen dabei tatsächlich.

Stefan Lammers: Ich kenne Leute, die sich dabei in die Badewanne legen.

Joel Kaczmarek: Ich habe mal, einer meiner besten Freunde macht Abwasch. Der hat keine Spülmaschine, der wäscht ab. Der sagt, seine Meditation ist Abwaschen und dabei hört er Podcasts. Also man merkt mal wieder, Meditation kann alles sein.

Marina Löwe: Wobei die achtsame Meditation beim Abwaschen wäre, dass er abwäscht. Punkt.

Joel Kaczmarek: Er ohne Hören, klar.

Marina Löwe: Genau. Du konzentrierst dich auf den Teller, auf das Spüli. Also es klingt vielleicht witzig, aber es macht einen Riesenunterschied, ob du was nebenbei machst und das ist es. Und das ist schön, dass du das Beispiel gerade bringst, weil das haben viele nicht so auf dem Schirm. Es geht eben genau darum, dass du nichts nebenbei machst, sondern dass du nur die eine Sache machst und bei der bist du. Und Abspülen ist dann meditativ, wenn nicht nur ein Podcast läuft und auch Netflix gucken auf der Couch. ist keine Meditation und es ist auch nicht entspannend. Und wenn ich Führungskräfte frage, die der eine oder andere sagt, ich falle abends maximal noch auf die Couch und dann gucke ich mir noch eine Serie vielleicht an mit meiner Frau. Dann sage ich, okay, und wie entspannt bist du hinterher? Ja, gar nicht, weil Fernsehen und auf der Couch hängen nicht entspannt. Und nichts tun zwischen den Feiertagen ist auch nicht Achtsamkeit und Entspannung, sondern du machst dann halt vielleicht gerade nicht viele produktive Sachen, aber du bist auch nicht achtsam automatisch und nicht unbedingt beim Thema Meditation, wenn du einfach nur nichts machst.

Joel Kaczmarek: Wir können ja sonst noch ein anderes Beispiel bringen von einem gemeinsamen Freund von Stefan und mir, über den wir uns damals kennengelernt haben, den lieben Michael Obern, der hiermit wärmstens gegrüßt sei. Michael ist Bienenzüchter. Wenn ihr Michael mal trefft, fragt ihn mal nach der Geschichte, wie er es geschafft hat, seine Bienen im Handgepäck nach Gran Canaria zu kriegen. Bei der Geschichte liegt man am Boden voller Stefan weiß auch, was Phase war.

Marina Löwe: Durch den Sicherheitscheck? Okay.

Joel Kaczmarek: Ja, eingetütet.

Marina Löwe: Durch die Sicherheitskontrolle.

Joel Kaczmarek: Ja, in Plastiktütchen in dem Handgepäck und er hat es geschafft, dass sie an Bord konnten. Aber Michael schafft auch irgendwie drei Zentner Mörtel im Flugzeug zu kriegen, habe ich auch mal gelernt. Also das ist tatsächlich mein anderer Mal.

Stefan Lammers: Plus Fliesen und so weiter, das schneiden wir, glaube ich, besser raus.

Joel Kaczmarek: Jetzt gibt es Ärger. Nein, Michael ist ein ganz, ganz lieber, netter Mensch und ich bewundere ihn für seine Durchsetzungsfähigkeit. Dafür sind das gute Beispiele. Und was anderes, was er tut, ist Imkern. Und er hat mir mal gesagt, seine Meditation ist Imkern, weil wenn du mit Bienen zusammen bist, musst du voll fokussiert sein auf diesen Moment, weil die merken jeden Stress und jede Ablenkung. Und dann wirst du halt gestochen. Und wenn eine dich sticht, stechen dich andere auch wegen der Giftausschüttung sozusagen. Also Im kann vielleicht sonst auch mal als ein Schritt von Meditation. So, letzten beiden Fragen. Die Nummer fängt auch mit 0976 an, aber es ist ein Mann. Nennen wir ihn 51, damit hört seine Nummer nämlich auf. Er hat zwei tolle Fragen auch. Kann man es erreichen, dass man den ganzen Tag achtsam ist oder muss man sich seine Achtsamkeit einteilen?

Stefan Lammers: Also ein Beispiel, was ich ja schon mal gebracht habe, ist die thailändische Dame auf der Ausbildung in Berkeley, die mir gesagt hat, dass es in dem thailändischen Bereich beziehungsweise in dem buddhistischen Bereich eben eigentlich den ganzen Tag auch um diese Achtsamkeit geht in allem, was ich tue. Also das ist eine Frage der Einstellung, wie achtsam gehe ich mit den Dingen um, die ich mache. Und also insofern die Frage, ja, geht auch den ganzen Tag um.

Marina Löwe: Und da ist die Frage immer nach dem Umfeld. Also ich war auch in Costa Rica im Dschungel und habe gedacht, ist das auch einfach schön, hier achtsam zu sein, weil es ist ein tolles Umfeld und du hast wenig Ablenkung. Das ist bei uns im Alltag aber schon eine größere Herausforderung. Und ich glaube, da sind wir wieder bei dem Thema Haltung und Praxis. Je mehr das Teil deiner Haltung ist… So wie eben bei der thailändischen CEO und du bist einfach auch damit aufgewachsen, du hast das inhaliert und es ist für dich in jedem Alltag, Alltagsmoment etabliert, ja, beim Duschen, beim Essen, beim Laufen. Und ich glaube, für uns braucht das eine Weile, gerade wenn du in einem Arbeitsumfeld bist, wo permanent jemand in dein Büro kommt oder das Telefon klingelt oder du von einem Meeting zum anderen gehst. kann das sein, dass es erstmal unterbrochen ist. Aber ich glaube, jeder hat auch so seine Momente, wie du es gerade schon gesagt hast, beim Abwaschen oder beim Imkern. Für viele ist das auch beim Laufen gehen. Viele gehen ja morgens zum Beispiel auch joggen. Es kann sein, dass du dir auch da den Podcast reinhaust oder du läufst und du achtest auf deine Schritte, du achtest auf den Atem. Auch sowas kann sehr Achtsames haben. Für manche ist Achtsamkeit in der Bewegung leichter als im Stillsitzen. Und den ganzen Tag, ja, das ist leichter, wenn du irgendwo im Kloster bist als im Alltag.

Joel Kaczmarek: Okay, aber ich sehe, ich kann auch von dir einiges lernen. Wenn du irgendwie einen kostarikanischen Dschungel als ablenkungsfrei empfindest, dann ist das bewundernswert. Ich würde mir die ganze Zeit Gedanken machen über diese gefühlt vorspeisend tellergroßen Spinnen, die da durch die Gegend laufen.

Marina Löwe: Die bewegen sich ja kaum, von daher, die sitzen einfach nur vor dir und da kann man sie ganz gut lassen.

Stefan Lammers: Beruhigen. Sitzen da und meditieren.

Marina Löwe: Ja, das sind eigentlich sehr entspannte Spinnen in Costa Rica, zumindest die, die ich getroffen habe.

Joel Kaczmarek: So, die letzte Frage von 51, wie ich ihn getauft habe. Welche Möglichkeiten gibt es, sich schnell wieder zu fokussieren?

Marina Löwe: Ja, auch das ist eine Trainingsfrage. Und ich finde das ganz schön, wenn man sich ein bisschen mit Sport zumindest mal beschäftigt hat. Aber jeder kann das Bild nachvollziehen. Wie baut sich ein Muskel auf? Jedes Mal, wo du das Gewicht wieder anhebst, trainierst du deinen Bizeps, wenn du mal die Hand in der Hand dir vorstellst. Und das Gleiche ist Achtsamkeitstraining. Jedes Mal, wenn ich mit den Gedanken wieder woanders bin und merke, ich zähle gerade nicht mehr meinen Atem, sondern bin woanders, stelle ich quasi meinen Achtsamkeitsmuskel. Und ich erinnere mich, dass die ersten Male, wo ich dieses Atemzählen gemacht habe, ich auch gedacht, okay, eins, zwei, oh, du musst noch gleich einkaufen gehen, hast du eigentlich noch, Moment, eins, zwei, oh, die Wäsche musst du auch noch aufhängen, untermärksam. Am Anfang ist es vielleicht schwierig, bis 10 zu kommen, weil deine Gedanken immer wieder abschweifen. Je länger du das aber trainierst, desto schneller kriegst du dich wieder eingefangen. Du hast zwei Sachen. Das eine ist Fokus und das andere ist offenes Gewahrsein. Also konzentrierte Aufmerksamkeit und offenes Gewahrsein. Das eine ist, ich bin sehr auf einen Punkt konzentriert. Das hast du auch im Flow. Ich bin ganz im Moment, ich bin ganz eingetaucht. Und die Komponente, die dazukommt, ist das offene Gewahrsein. Ich bemerke aber, wenn rechts oder links irgendwas passiert, wo ich bewusst dann entscheide, reagiere ich drauf oder nicht. Und das gleiche habe ich mit meinen Gedanken. Ich konzentriere mich aufs Atmen, nehme aber wahr, wenn ich abschweife und hole mich wieder zurück. Und so kannst du dein Fokustraining relativ leicht gestalten, indem du einfach hartnäckig dranbleibst und merkst, oh, ich bin schon wieder woanders. Zack, wieder zurück.

Joel Kaczmarek: Hervorragend, ihr Lieben. Ich danke euch ganz herzlich, dass ihr euch nochmal extra Zeit genommen habt für die Fragen unserer Community. Wenn ich das mal ein bisschen mit mehr Vorlauf sozusagen ansage, haben die mich angemeckert, nicht ganz so unberechtigterweise. Kommt da bestimmt auch nochmal viel, viel, viel, viel mehr. Aber man staunt ja immer, was da so, selbst wenn es gar nicht mal so viele Fragen sind, für spannender Input kommt, wo man selber gar nicht dran denkt. Also die Vielfalt macht es in diesem Sinne.

Stefan Lammers: Wunderbar.

Joel Kaczmarek: Gut, ihr Lieben, dann. Ich kann jetzt nie wieder an Duschen denken ohne Wassertropfen, die an mir runterperlen. Und vielleicht träumt mir auch mal Ja, zähl sie. den Dschungel von Costa Rica. Ansonsten euch beiden ganz herzlichen Dank und ich freue mich schon aufs nächste Mal, vielleicht ja auch mal bald wieder mit Marina. Lieben Dank.   Marina Löwe: Dankeschön. Danke dir, Joel. Ciao.

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