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Marina Löwe: Hallo und herzlich willkommen zu Make it Mindful bei digital kompakt. Wie viele Gehirne haben wir eigentlich? Was denkst du? Und wie schnell ziehst du dir Informationen rein, wie zum Beispiel über diesen Podcast? Was es mit dem Thema Multiple Brains und unserem Wissenskonsum auf sich hat, das klären wir in der heutigen Folge von Make it Mindful, dem Podcast für achtsames Arbeitsleben. Ich bin Marina Löwe, Talent-, Team- und Unternehmensentwicklerin und falls ich dich heute erfolgreich davon überzeugen kann, dass wir mehr als ein Gehirn haben, ist nur noch die Frage, was machst du dann mit dieser Erkenntnis? Am Ende findest du wieder eine Idee und Übungen, mit der du Achtsamkeit konkret umsetzen kannst. In diesem Fall dann, um deine Gehirne zu synchronisieren.
Und vielleicht muss ich nach dieser Folge wieder mit Jan diskutieren. Jan arbeitet bei digital kompakt und schneidet meinen Podcast. Liebe Grüße Jan. Nachdem er meine erste Folge geschnitten hat, habe ich ihn angerufen und gesagt, sag mal Jan, mir bleibt die Luft weg beim Zuhören. Wo sind eigentlich meine Atempausen hin? Und wo sind die Pausen, die ich bewusst nach den Fragen gelassen habe, damit die Zuhörer mal kurz sinken lassen können und nachdenken? Was löst die Frage bei mir aus? Und er meinte nur, naja, aber unsere Zuhörer wollen das ja auch so schnell geschnitten hören. Das ist ja wie wir das bei den anderen Podcasts auch machen. Und die meisten von den Hörern pitchen das sogar nochmal auf anderthalbfache Geschwindigkeit. Ja klar, so wie wir Essen, Kleidung oder Sachen konsumieren können, so sind wir inzwischen ja auch mit Wissen unterwegs. Also du kannst dir über Apps ganze Bücher auf wenige Sätze komprimiert reinziehen. Du kannst dir jede Frage im Internet in Sekundenschnelle beantworten lassen. Und Alles, was dich an Themen interessiert oder wo du denkst, dass du mithalten musst, ziehst du über Podcast rein.
Und wenn es zu langsam geht, pitchst du dir halt nochmal ums anderthalbfache.
Aber da möchte ich dir gerne mal die Frage stellen, ob Wissen konsumieren auch wirklich das Gleiche ist wie Lernen. Und in der ersten Folge haben wir uns mit dem Thema Autopiloten beschäftigt und mit der Frage, was machst du jetzt, wenn du im Tunnel bist, egal ob im positiven, den du durch den Flow-Zustand hast oder durch den Stresstunnel.
Wie kommst du da wieder raus in die Kontrollzentrale, dass du weniger reagierst auf das, was um dich herum passiert, als auch bewusst agierst mit dem, was da los ist?
Das Kontrollzentrum, haben wir gesagt, sitzt direkt hinter der Stirn. Das ist die Exekutive, die dann dir hilft, bewusste Entscheidungen zu treffen, als nur dem ersten Impuls zu folgen. Und wenn du im Flow-Tunnel bist, so wie der Rapper, wenn er improvisiert, dann kann man sehen, dass in deinem Gehirn zwar richtig Kirmes ist, aber in der Kontrollzentrale ist quasi keiner mehr zu Hause. Es wird nämlich alles abgestellt, wie zum Beispiel auch im Stresstunnel, was du nicht unbedingt fürs direkte Überleben brauchst. Und der ganze Körper wird dabei auch mitgezogen. Also immer, wenn im Gehirn gewisse Entscheidungen getroffen werden, dann geht auch der ganze Körper mit. Beziehungsweise kann die Entscheidung auch von unserem Körper getroffen werden. Wie ist das eigentlich? Das hat mich für diese Folge besonders beschäftigt.
Und die erste Frage, die ich dir dazu stellen mag, ist, wo sitzt denn eigentlich unser Gehirn? Falls du jetzt denkst, was ist denn das für eine blöde Frage? Natürlich zwischen den Ohren. Dann gucken wir uns doch nochmal ganz kurz an, was Gehirn eigentlich bedeutet. Also, wenn wir unser Gehirn verstehen als ein Netzwerk aus Neuronen, Ganglien, Interneuronen, das sind die, die so schön zwischen den Neuronen verschalten, dann hast du noch Gliazellen, Astrozyten, Proteine. und Wenn es ein Netzwerk ist, in dem neue Verbindungen geschaffen und Informationen wahrgenommen, aber auch verarbeitet und weitergegeben werden, wo komplexe Reflexe über dein intrinsisches Nervensystem vermittelt werden und das sogar in völliger Abwesenheit übrigens deines Kopfes, was ganz schön abgefahren ist, wo du aber auch ein chemisches Lagerhaus für Neurotransmitter hast. Dann hast du definitiv noch zwei weitere Bereiche in unserem Körper, die exakt die gleichen Strukturen aufweisen.
Der eine sitzt in deinem Brustraum. Das nennt man im Englischen so schön Cardio Brain oder auf Deutsch Herzchen. Da hast du so 40.000 bis 120.000 Neuronen. Der dritte Bereich, in dem du ebenfalls diese Strukturen findest, und zwar in wirklich beeindruckender Größe, das ist dein Bauchbereich. Hier sitzt das sogenannte enterische Nervensystem. Gerne mal Bauchhirn genannt, was ich etwas gängiger finde oder leichter zu merken als enterisches Nervensystem. Der Mann, der das Thema besonders vorangetrieben hat, ist Dr. Michael D. Gershon. Das ist der Autor von The Second Brain und er ist auch Vorsitzender der Abteilung für Anatomie und Zellbiologie an der Columbia University. der beschreibt, dass das enterische Nervensystem ein komplexes Geflecht von Nervenzellen ist.
Also du kannst dir deine Darmwand vorstellen. Das ist ein bisschen komisch, wenn du dann denkst, das wäre auch Wurst im Schweinedarmessen teilweise. Aber in dieser Darmwand, da sitzen genau diese ganzen Nervenzellen, die den ganzen Magen-Darm-Trakt durchziehen. Und bei Menschen hast du ungefähr vier bis fünfmal mehr Neuronen da sitzen in deinem Bauch als im Rückenmark. Und je nachdem, wenn du fragst, sind das so ungefähr 100 bis 600 Millionen Nervenzellen. Um die Größenordnung zu verstehen, das wäre in Größe und Komplexität ungefähr so viel wie ein Katzenhirn. Und ich finde, Katzen können eigentlich schon ganz schön viel. Unser Bauchgehirn wird gerne mal das zweite Gehirn genannt.
Es gibt aber durchaus Leute, die sich darüber streiten und sagen, Moment mal, ist das nicht sogar unser erstes Gehirn? Denn wenn du dir anguckst, wie sich ein Fötus entwickelt, dann ist der Verdauungsbereich definitiv der erste, der sich evolutionär gesehen entwickelt und somit auch ein ziemlich ausgeklügelter. Und noch weiter zurückgeguckt auf primitive Mehrzeller, haben diese zum Beispiel auch zuerst den Verdauungskanal. Und daraus entwickelt sich dann das enterische Nervensystem, also unser Bauchgehirn.
Die erste Frage bei den Mehrzellern zum Beispiel, aber auch bei uns Menschen im Fötus ist, die, die über Leben und Überleben entscheidet, was nehme ich zu mir, wie kriege ich das verarbeitet, was ich zu mir nehme und was lasse ich dann auch wieder los? Ist ja irgendwie logisch, dass diese Fragen für uns auf mehreren Ebenen relevant sind, oder? Da gibt es wieder Tiefen zu entdecken und Höhen. Spannende Frage, was nimmst du auf, wie verarbeitest du das und was lässt du wieder los? In dem Teil unseres Körpers, also im ganzen Magen-Darm-Trakt, steckt unfassbar viel Information. Und wir haben in unserer Kultur spannenderweise völlig den Fokus darauf verloren.
Das ist einer der Gründe, warum Themen wie Ernährung inzwischen wieder so im Fokus stehen, gerade auch beim Thema Hochleistung oder High Performance Leadership. Weil es geht gar nicht mehr nur darum abzunehmen, sondern schlicht und ergreifend auch zu verstehen, Du bist, was du isst, also was macht denn Nahrung eigentlich mit dir und mit deiner Leistungsfähigkeit? Du würdest dir auch nicht jeden Blödsinn in den Kopf stecken. Na okay, nehme ich vielleicht nochmal zurück, wenn ich auf das ein oder andere Fernsehformat gucke. Aber genauso wie es gute Gründe gibt, einfach mal sich Junk-TV reinzuziehen, gibt es vielleicht auch gute Gründe, ab und zu mal bei Junkfood schwach zu werden. Was mir gestern Abend zweimal passiert ist, wie ich leider gestehen muss, aber Es ist gut zu wissen, welchen Effekt das hat und den merkst du in der Regel nachts oder am nächsten Tag sehr gut. Und wie die ITler immer so schön sagen, shit in, shit out. Also je nachdem, was du reinpackst, kriegst du auch gerne mal das Ergebnis.
Wenn du also jetzt weißt, dass du im Bauchraum ein zweites Gehirn hast, im Brustraum ein Vielleicht sogar ein drittes. Da streitet man sich hier und da noch, ob die Neurotransmitter dann auch tatsächlich die gleiche Funktion und so weiter haben. Aber du hast das Nervenzellengeflecht und es gibt eine Menge auch im Bereich Herz- und Brustraum weiter zu erkunden. Generell geht es einfach um die Einheit von Kopf, also deinem Verstand, deinem Bauchgefühl und auch Herzensangelegenheiten. Klingt das jetzt ein bisschen spiri oder eh so? Witzigerweise können wir das inzwischen über die Wissenschaft viel besser erklären und nachweisen und dann wird es ganz gut greifbar und ziemlich konkret. Du kannst das vielleicht auch mal so aus den Sätzen, die man auch gerne im Alltag benutzt, rausziehen. Also was sagt eigentlich dein Bauch dazu? Das liegt mir gerade schwer im Magen. Das muss ich jetzt erst mal verdauen. Oder das liegt mir am Herzen. Das mache ich nur schweren Herzens.
Da haben wir auch linguistisch gesehen einfach sehr, sehr viele Begrifflichkeiten, die schon zeigen, bestimmte Prozesse ordnen wir auch bestimmten Bereichen unseres Körpers zu. Nicht nur im Kopf, sondern im ganzen Körper. Da musst du einfach unfassbar viel wissen und verarbeitest auch. Wir nehmen ja auch wahnsinnig viele Informationen unbewusst auf, so wie die Stimmung oder die Anspannung von anderen. Und dann kann uns das sogar auf den Magen schlagen, wenn es zum Beispiel unseren Kindern schlecht geht oder unseren Eltern oder einfach jemandem, der uns sehr nahe steht. Dann hat man das Ganze plötzlich nicht nur im Kopf, sondern trägt es auch irgendwo im Körper mit sich rum. Und die kognitiven Prozesse laufen zwar definitiv im Gehirn ab, aber sie werden von Prozessen, die nicht im Gehirn stattfinden, beeinflusst.
Und das ist zum Beispiel unsere Körperwahrnehmung, die unsere Urteils- und Entscheidungsfindung beeinflusst. Wenn du schlecht drauf bist, entscheidest oder urteilst du definitiv anders, als wenn du in allerbester Laune bist. Selbst wenn deine schlechten Gefühle in keinem inhaltlichen oder logischen Zusammenhang mit der Urteilsfindung stehen. Da hast du ein ganz banales Beispiel von der Yale-Universität, wo man den Studienteilnehmern eine warme Kaffeetasse in die Hand gegeben hat. Und die fanden die ihnen vorgestellten Personen dann häufiger warm und freundlich, wenn sie eine warme Kaffeetasse in der Hand hatten, als wenn sie was Kaltes in der Hand hatten. Logisch? eigentlich eher nicht, oder? Was soll das Getränk in deiner Hand damit zu tun haben, wie du dein Gegenüber wahrnimmst? Es gibt aber zahlreiche Studien, die zeigen, dass wir einfach dazu neigen, unsere Körperwahrnehmung zu rationalisieren.
Das heißt, du fühlst was und dann gibst du diesem Gefühl einen subjektiv nachvollziehbaren Grund. Und dann ist immer die spannende Frage, was ist eigentlich jetzt Henne und was ist Ei? Eines der spannendsten Bilder dazu finde ich, dass du das elektromagnetische Feld, das von unserem Herzbereich aus strahlt, sogar auf dem Hautwiderstand des Gegenübers messen kannst, selbst wenn wir ein paar Meter entfernt sind.
Um das etwas praktischer zu machen, wenn du jemandem zuhörst, der einen Vortrag hält oder du hörst einem Podcast zu, in dem keine Atempausen sind, weil jemand sagt, durchredet oder vielleicht sogar beim Reden die Luft immer weiter hochzieht und du denkst, man könnte dir denn bitte vielleicht auch mal ausatmen, wenn du halbwegs empathisch bist. dann wirst du dich ein Stück weit auf den anderen eintunen und mitgehen.
Je aufgeregter derjenige ist, desto mehr kann es sein, dass er dich mit in diese Aufregung kriegt oder dass du auch hinterher denkst, das ist ja selber ganz fahrig. So gehen Leute, die gemeinsam im Meeting sitzen, in der Regel zum Beispiel mit einer sehr ähnlichen Stimmung aus dem Meeting wieder raus. Das heißt, unsere Stimmungen sind ansteckend. Findet mit Sicherheit so ein Stück weit im Kopf statt, weil du auch Körpersprache natürlich siehst, aber es ist eben nicht nur auf der Oberfläche, die du sehen kannst, sondern du nimmst das mit dem ganzen Körper wahr, wenn die Stimmung besonders gut ist oder wenn die Stimmung auch besonders schlecht ist. Unterhalb der Wasseroberfläche, unterhalb all der PowerPoint-Präsentationen und Daten und Fakten, über die wir dann diskutieren, werden Entscheidungen eben auch auf anderen Ebenen gefällt. Nachgewiesenermaßen sind die besten Entscheidungen die, in denen wir diese Ebenen nicht blind vorpreschen lassen, aber sie definitiv mit einbeziehen. Wenn du also alles in Einklang kriegst, das, was du denkst, das, was du willst und auch das, was du tust, Verstand, Herz und Bauch, dann sind deine Entscheidungen am besten. Und in deinem Kopfhirn, um dir einfach Bilder mal mitzugeben, da sitzt quasi der Analytiker. Da hast du die kognitive Wahrnehmung, da sitzt dein Denken, da wird Bedeutung und Erklärung zugewiesen. Bei deinem Herzhirn, da kannst du sagen, sitzt so der Träumer. Das ist der, der Sehnsüchte hat, der die Ziele hat, wo aber auch Werte sitzen.
Der, der immer für was einsteht, was ihm besonders wichtig ist. Und im Bauch oder Darmhirn, da hast du die Mobilisierung, den Selbsterhalt und auch die Kernidentität. In dem Typ kannst du dir so ein bisschen vorstellen wie den motivierenden Trainer. Also du hast den Analytiker, dann hast du den Träumer und dann hast du den motivierenden Trainer.
Und du kannst dir vorstellen, so wie in der Teamarbeit du auch davon profitierst, dass du ganz unterschiedliche Kompetenzen am Tisch hast, du natürlich auch davon profitierst, wenn die drei sich mal austauschen, bevor du was entscheidest. Und jetzt ist die Frage, wie kriegst du die drei am besten zusammen an einen Tisch? Und wie fantastisch, dass wir jetzt eine tolle Schleife zur ersten Folge haben. Denn was ist auch hier der stärkste Weg, in diesem Fall um unsere drei Gehirne miteinander zu synchronisieren? Der Atem. Du wirst es nicht glauben. Es ist unfassbar, was dieses banale Ding Atem alles mit uns macht. Und auch da sind wir forschungsmäßig noch fast in den Kinderschuhen, weil es noch ganz viel daran zu verstehen gibt. Aber es gibt einiges, was wir heute schon klar wissen. Man sollte meinen, dass wir geboren werden, anfangen irgendwie zu atmen, gut ist. Das stimmt auch nur, dass wenn wir geboren werden, wir noch ganz anders atmen, als wir das als Erwachsene heute tun. Babys kannst du super dabei beobachten, wie sie ganz tief in den Bauch atmen. Du kannst sehen, wie sich mit jedem Atem der Bauch wirbt und beim Ausatmen wieder senkt.
Wenn wir erwachsen sind Dann wird mit Stress, Ängsten oder Sorgen, die wir haben oder auch Traumata der Atem gerne immer höher gezogen. Und dann kann es sein, dass wenn du beim letzten Mal die Übung mitgemacht hast, die Hand auf deinen Bauch zu legen und einfach nur zu spüren, wie der Atem im Bauch ankommt, dass du vielleicht gar nicht so viel gefühlt hast. Und dann wäre das definitiv gar nicht so unnormal, weil das bei vielen von uns so ist, dass wir das erstmal wieder lernen müssen, gerade nach einem stressigen Tag. Und das ist auch was, was wir in unserem Alltag selten tun. Mal die Hand auf den Bauch legen und tief bis in den Bauch einatmen. Ich meine, guck mal, die Atempausen werden sogar bei dem Podcast rausgeschnitten. Also wie viel Wertschätzung bringen wir eigentlich den Pausen entgegen? Wie viel Fokus haben wir auf das Machen und auf das Füllen der Pausen? Und wie viel Fokus eigentlich aufs Durchatmen? Und ganz ehrlich, das Durchatmen ist mehr, als dein Gehirn und den Rest des Körpers mit Sauerstoff zu versorgen.
Das Durchatmen ist das, was dir erstmal Zeit gibt, im wahrsten Sinne des Wortes zu verdauen. Das liegt nämlich daran, dass du über den Atem bewusst das vegetative Nervensystem ansteuern kannst. Das ist der Bereich, der unsere Organe und Organsysteme steuert, die wir willentlich gar nicht beeinflussen können. Aber über den Atem hast du ein Steuerungsmittel fürs Nervensystem und das Nervensystem wiederum reguliert dann den Rest deines Körpers. Dieses vegetative Nervensystem besteht aus, man hat früher gesagt, zwei Hauptnerven. Inzwischen nimmt man das Bauchgehirn als den dritten Teil auch. Aber die zwei Hauptnerven sind der Sympathikus, das ist unser Stressnerv oder der Spannungsnerv, und der Parasympathikus. Der wird auch Entspannungs- oder Ruhennerv genannt. Also den Sympathikus kannst du dir vorstellen wie den Partytypen in der Truppe. Das ist der Teil des Nervensystems, der für die Bereitstellung von Action und von Leistung verantwortlich ist. Hier wird der Puls hochgefahren, deine Schweißproduktion angesteuert. Und in dem Moment wird zum Beispiel die Verdauung runtergefahren. Weil wenn dich derselbe Zahntiger angreift oder du vorne eine Rede halten musst, dann ist Verdauung gerade nicht das, was du dringend brauchst zum Überleben.
Der Gegenspieler ist der Parasympathikus. Das ist eher der ruhige, entspannte Chillertyp. Fahr mal runter, lass mal locker. Im Idealfall wechseln sich Sympathikus und Parasympathikus, also der Partytyp und der Chillertyp, ab und sorgen für ein gutes Gleichgewicht. Unter Hochleistung ist der Partytyp aber gerne mal deutlich dominanter. Wenn du jetzt den Chill-Typen aktivieren möchtest, kannst du das super über die Atmung machen. Und hier ist nochmal ein Punkt, warum der Parasympathikus so wichtig ist und du den so gerne aktivieren solltest. Dieser Nervus vagus geht von ganz unten in deinem Körper, also ganz unten, also zieht sich die komplette Wirbelsäule entlang und geht hoch bis ins Hirn. Warum sage ich von unten nach oben? Weil zu 80 bis 90 Prozent die Infos von unten nach oben ans Gehirn gesteuert werden. Runter gehen anscheinend nur 10 bis maximal 20 Prozent.
Das heißt, es geht ganz viel Info von dem, was dein Körper aufnimmt und verarbeitet, hoch in die Schaltzentrale, aber du kannst dir nicht einfach mal so einreden zum Beispiel, dass du jetzt gerade keine Angst hast oder dass das alles gar nicht so schlimm ist oder nicht so wichtig. Also wenn du dich schon mal wunderst, warum so ein innerer Dialog vielleicht nicht direkt körperliche Ruhe erzeugt, dann liegt das daran, dass der Körper einfach mehr Einfluss auf den Kopf hat. Teilweise ist der Kopf auf den Körper. Es sei denn, du hast eben auch Techniken, die das Nervensystem mit reinnehmen, indem du dich bewusst entspannst.
Vielleicht noch ein Bild dafür. Das, was du eigentlich gleich machst mit dem ruhigen, kohärenten Atem, ist, du hast eine riesige Menge eingekauft und jetzt steht der ganze Kladderadatsch im Flur rum. Und du stolperst jedes Mal drüber, wenn du zur Haustür reinkommst. Das Runterfahren, das Nervensystem beruhigen, ist genau die Zeit, in dem du deinem Körper Zeit gibst, den Flur mal auszuräumen und zu sortieren. Was gehört in die Küche, was muss in den Kühlschrank, was in den Keller, was gehört ins Bad? Und den Weg wieder frei zu haben, die Sachen sind nicht weg. Auch hier geht es nicht ums Wegdrücken, sondern es geht ums Einsortieren, den Dingen einen Platz geben. Und deshalb bleiben wir am Ende dieses Podcasts nochmal beim Atem. Als Info für dich noch, was macht das eigentlich mit dem bewussten Steuern des Atems? Also wenn du einatmest, das ist der Moment, wo du Energie einsammelst, dich für den Sprint bereit machst.
Wenn du also zum Beispiel mal müde bist oder merkst, du hast wenig Energie, dann leg gerne mehr Fokus auf den Einatem. Vielleicht nicht ins Hyperventilieren, aber Mehr einatmen als ausatmen. Wenn du allerdings schon total angespannt bist und unter Stress, dann leg mehr Fokus auf den Ausatmen, damit du den Chiller-Typen ein bisschen mehr unterstützt. Also vielleicht indem du ein langgezogenes F machst oder zumindest den Atem auch gerne mal hörst. Mach ihn möglichst lang, den Ausatmen. Wenn du dir Synchronität wünschst, Dann kannst du gerne gucken, ob du den Einatem so lange nehmen kannst wie den Ausatem. Du kannst also wieder anfangen, deine Hand gerne auf den Bauch zu legen, wenn du magst.
Du kannst es auch gerne kurz pausieren und erstmal wieder fühlen, wo kommt der Atem eigentlich bei dir an. Wie nimmst du den wahr? Und wenn du den Atem eine Weile beobachtet hast, dann kannst du anfangen zu zählen. Zum Beispiel beim Einatmen bis drei. Und auch beim Ausatmen bis drei. Du zählst eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei. Und finde hier erstmal dein eigenes Tempo. Auch hier wirst du merken, genau wie bei allen anderen Achtsamkeitsübungen, dass du, je häufiger du übst und je länger du bei deinem Atem bleibst, immer wieder merken wirst, wie es dir mit jedem Mal vielleicht ein Stück weit leichter fällt. Wie sich vielleicht auch bestimmte Tage oder Momente auf dein Wohlbefinden auswirken, was das mit dir macht und auch mit deinem Atem.
Und auch das Atem will gelernt sein. Es hat gar nicht mal so viel mit deinem Lungenvolumen zu tun, sondern Ist auch eine Übungssache, dir den Raum zu geben, die Pause zu nehmen und deinen Atem schrittweise zu verlangsamen. Unsere natürliche Tendenz ist, dass du so ungefähr zwei bis drei Sekunden pro Ein- und Aushatmen nimmst. Und das Ziel, wenn du wirklich das kohärente Atmen trainierst, ist, dass du nachher auf fünf Atemzüge pro Minute kommst. Auch das ist genau wie Marathonlaufen. Es braucht ein bisschen Training, bis du an den Punkt kommst. Ich wünsche dir viel Spaß dabei, das vielleicht als zusätzliche Trainingsmethode in deinen Alltag zu integrieren und dir immer mal wieder Momente zu setzen, in denen du entweder deinen Atem beobachtest oder vielleicht über das Zählen mal guckst, was es für einen Unterschied macht, wenn du deinen Atem bewusst verlangsamst. Und auch heute hören wir gerne mit einem Zitat auf, diesmal eins von Theodor Fontane.
Es ist und bleibt ein Glück, vielleicht das Höchste, frei atmen zu können. In dem Sinne, make it mindful. Hey, hier ist nochmal kurz Joel von digital kompakt und ich weiß nicht, wie es dir ging, ich fand das wieder eine geile Folge Make it Mindful.
Und wenn du jetzt richtig heiß bist, noch mehr zu kriegen, du bist zwar achtsam und ein bisschen runtergepegelt, aber sagst, da muss noch mehr, dann lege ich dir ans Herz, morgen gibt es schon eine nächste Folge, wenn du Make it Mindful direkt abonniert hast.
Das heißt, wenn du direkter Abonnent von Make it Mindful bist, kannst du morgen schon die nächste Folge hören, du merkst, es lohnt sich da direkt zu verfolgen und das wollte ich dir noch ganz kurz mit auf den Weg geben. Hey!
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Achtsamkeit: Tief durchatmen und in den Bauch horchen! Auf deinem Weg in ein achtsameres Arbeitsleben begleitete dich bei uns regelmäßig Marina Löwe. Von ihr erfährst du in verschiedenen Folgen, welche Potenziale in dir stecken, wenn du Achtsamkeit als Haltung in deinen Berufsalltag integrierst.