Darum sollten wir unsere Gefühle mit in den Arbeitsalltag nehmen

17. November 2020, mit Marina Löwe

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Marina Löwe: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Make it Mindful bei digital kompakt.

Heute reden wir über Gefühle. Das ist im Zusammenhang mit Arbeit und Hochleistung. Auf jeden Fall, Emotionen lenken unsere Entscheidungen und unseren Umgang miteinander mehr, als uns klar ist. Beispielgefällig, du sitzt in einem Meeting, könntest deinem Gegenüber gerade fast ins Gesicht springen vor lauter Wut oder du merkst, wie dir gerade vor Wut die Tränen kommen und du sie runterschlucken musst. Falls dir im Gegenteil nicht klar ist, wie sich manche Menschen so wenig im Griff haben können, weil das für dich überhaupt nicht geht, Gefühle im Business, jemand vor dir in Tränen ausbricht oder einen Wutanfall kriegt und du dir denkst, das finde ich gerade völlig unangemessen und einfach nur Unverständnis dafür hast, was soll das und was soll es jetzt damit, dann ist die heutige Folge für dich wahrscheinlich besonders interessant.

Ich bin Marina Löwe, Talentteam und Unternehmensentwicklerin und freue mich heute sehr darüber, dass Jana Tasche, meine liebe Kollegin und Freundin, sich Zeit genommen hat, um mit uns über das Thema zu sprechen. Denn Jana behauptet, ohne Wut gibt es keine Leidenschaft, ohne Angst keine Innovation, ohne Trauer keine Bedeutung und ohne Freude keine Motivation. Sie sagt, wir müssen uns das Fühlen erlauben und dann können wir unsere Gefühle als Stärke einsetzen, auch im Business. Das besonders Spannende an Jana ist für mich, dass sie selber erlebt hat, was passiert, wenn man seine Wut zu lange im Kochtopf gären lässt und immer wieder den Deckel drauf hält. Jana ist Coach, Trainerin und Yoga-Lehrerin. Sie hat fast zehn Jahre lang als Strategin und Konzepterin in verschiedenen Werbe- und Media-Agenturen gearbeitet und war zuletzt Gruppenleiterin für Marketing und Kultur.

Der Burnout hat sie dann am Ende zum Umdenken gezwungen. Die tiefe Auseinandersetzung mit ihren eigenen Werten und Träumen hat sie dann dazu gebracht, eine Coaching-Ausbildung zu machen. Und in ihrer eigenen Praxis verbindet sie dieses Wissen jetzt mit Yoga und Achtsamkeitstechniken, um so ihre Klienten zur mentalen Freiheit zu begleiten, selbstbestimmt zu leben und zu arbeiten. Und Jana, ich bin heute sehr, sehr gespannt darauf, was das alles für dich bedeutet und ob du auch teilen kannst mit uns, was für dich besonders hilfreich war auf diesem Weg, raus aus dieser absoluten Erschöpfung, die du hattest. Also erstmal herzlich willkommen und schön, dass du da bist.

Jana Tasche: Ja, vielen Dank für die Einladung und dass ich heute hier sein darf.

Marina Löwe: Sag mal, was macht das Thema Emotionen für dich so relevant?

Jana Tasche: Ja, eigentlich macht das Thema Emotionen Zweierlei mit mir. Natürlich einmal durch meine eigene Geschichte, durch den Burnout, den ich hatte und im Prinzip das, was dazu geführt hat. Und dann natürlich auch jetzt in meiner Praxis als Coach. Da beobachte ich auch ganz oft, dass einfach Gefühle schon ganz lange mit sich herumgetragen werden und dann in der Coaching-Praxis plötzlich Gefühle zum Ausbruch kommen und die Klienten davon total überrascht sind und dann aber auch erleichtert gehen können. Freit.

Marina Löwe: Diese Überraschung von den Gefühlen, das finde ich auch immer was, was mir auch beim Coaching und der Teamentwicklung auffällt, dass wir vieles davon gar nicht so auf dem Schirm haben. Also wenn ich jetzt mal bei dir gucke, du warst in der Medienagenturwelt unterwegs und hast da ja auch wachsend immer mehr Verantwortung übernommen. Wie bist du früher mit Emotionen und Gefühlen umgegangen?

Jana Tasche: Ich sage mal so, als ich in den Beruf gestartet bin, habe ich eigentlich versucht, meine Gefühle und Emotionen außen vor zu lassen, weil ich immer super professionell auftreten wollte. Jetzt bin ich von Natur aus eher ein Mensch, der ich würde sagen, stark fühlt. Und ich kann mich einfach gar nicht abschneiden von meinen Emotionen. Und das war, sage ich mal, ein langer, schmerzhafter Lernprozess, der eben letztendlich im Burnout geändert hatte und der mich dann letztendlich zum Umdenken gezwungen hat.

Marina Löwe: Also erst mal war da der Glaube, okay, jetzt ist hier Business. Und im Business setzt das professionelles Verhalten voraus und professionell ist nicht, Emotionen und Gefühle zu haben oder die zu zeigen. Hast du eine Ahnung, wo das herkam, diese Meinung? Hat man dir das gesagt oder dir das Umfeld das gespiegelt? Oder wo kam diese Meinung her, dass das da nichts zu suchen hat?

Jana Tasche: Ich glaube, das war so eine Mischung aus den Beobachtungen, die ich gemacht habe. Ich habe mir natürlich, als ich angefangen habe zu arbeiten, die ganzen Praktika, als ich die gemacht habe, habe ich mir natürlich Führungskräfte angeguckt, die schon in höheren Positionen waren und habe die immer als sehr tough, sehr geradeaus. Und da haben im Prinzip Emotionen gar keine Rolle gespielt. Natürlich war das damals alles unterbewusst. Die Bewusstheit ist, sage ich mal, mit der Reflexion jetzt in den Jahren da reingekommen. Aber zu dem Zeitpunkt dachte ich einfach, wenn ich hier was erreichen möchte in der Branche, in meiner Karriere. Ich hatte natürlich riesengroße, hohe Ziele, wollte möglichst schnell in eine Führungsposition kommen, viel Geld verdienen, was man halt so für Träume auch hat, wenn man in den Beruf startet. Und ja, für mich gab es eigentlich nur einen Weg, nämlich die Karriereleiter nach oben. Und da habe ich gedacht, den Weg schaffe ich nur, wenn ich es schaffe, die Emotionen außen vor zu lassen. Und dass das natürlich ein Trugschluss ist, habe ich bitter gelernt, aber ich bin auch super dankbar über diesen Prozess, den ich gegangen bin, weil er mich ja letztendlich dahin gebracht hat, wo ich heute bin und diese tiefe Auseinandersetzung zu haben durch den Burnout mit mir selber, mit meinen Werten, was mir überhaupt wichtig ist, für die Zeit bin ich heute super dankbar, auch wenn ich damals traurig, wütend, also ich glaube, da kamen wirklich alle Emotionen zusammen, die man nur haben kann in dem Moment und auch in dieser Phase, aber das hat sich eben gekehrt und aufgeräumt. Ich bin innerlich wesentlich ruhiger geworden und habe ja, ich würde sagen, zu mir gefunden, wie man so schön immer sagt.

Marina Löwe: Ich bin dir übrigens extrem dankbar, dass du das so offen teilst, deine Geschichte, weil du gerade auch schon was sehr Wichtiges gesagt hast, was, glaube ich, vielen Führungskräften gar nicht klar ist. Wie sehr dieses Erleben, wie Führungskräfte mit ihren Emotionen und Gefühlen umgehen, bei dir unbewusst diese Meinung mitgeformt hat, ah, okay, die zeigen es nicht. Ich erlebe die gar nicht als emotional oder sehr offen über ihre Gefühle. Und anscheinend ist das was, was einen dann gar nicht nach oben bringt oder was man zumindest, wenn man in Führung gehen möchte, im Weg steht oder da nicht mehr hingehört. Ja, und das ist eine Ebene, die, glaube ich, vielen Führungskräften gar nicht klar ist, wie sich das auf dich dann irgendwie ausgewirkt hat, ohne dass es beabsichtigt war.

Jana Tasche: Ja, absolut. Und das war auch eine sehr wertvolle Erkenntnis für mich dann letztendlich, weil nach meinem Burnout bin ich erstmal zurückgekehrt in die Media-Agentur, habe dann auch eine Führungsposition angenommen, weil ich einfach gucken wollte, wie ich das auch schaffe mit meinen ganzen Erkenntnissen eben aus dem Burnout und wollte das einfach mal ausprobieren und habe natürlich durch den Burnout dann auch diese Erkenntnis gehabt, als Führungskraft ist man nicht nur eine fachliche Person, die irgendwie guckt, dass alles läuft und die Projekte gut laufen und man die irgendwie zu einem guten Abschluss bringt, sondern auch, dass sich die Leute im Team gut fühlen, dass wenn die sich mal einen Tag nicht so gut fühlen, dass man darauf eingeht und sagt, ey, es ist auch in Ordnung, wenn du dich heute mal nicht so gut fühlst und was brauchst du jetzt gerade, um trotzdem arbeiten zu können? Bist du heute überhaupt arbeitsfähig? Macht es nicht vielleicht mehr Sinn für dich, heute einmal nach Hause zu gehen, dir eine Pause zu gönnen und dann morgen wieder mit vollem Elan reinzukommen? Weil ich glaube, wenn wir uns diese Pause nicht gönnen, dann ziehen wir das nur auseinander wie Kaugummi, diese Phase, in der wir weniger leistungsfähig sind. Wenn wir uns diese Pausen gönnen, dann sind wir halt mal einen Tag krank, aber dafür zieht sich das nicht über Wochen hin, sondern wir sind am nächsten Tag wieder leistungsstark. Und ich glaube, das kennt jeder, wenn man sich irgendwie mal eine schlaflose Nacht um die Ohren haut. Wir sind alle Menschen, wir bringen alle unsere Probleme aus dem Alltag mit in die Arbeit. Und keine Ahnung, es kann ja immer mal sein, dass irgendwas zu Hause vorgefallen ist. Ein Streit mit dem Partner, irgendwie Leute, die Kinder haben, Familien. Die Kinder, die spielen natürlich auch nicht immer mit. Und da kann es natürlich mal zu schlaflosen Nächten kommen. Wenn man dann am nächsten Morgen aufsteht mit Kopfschmerzen, muss man sich dann ins Büro setzen? Oder ist es dann nicht auch einfach möglich, von zu Hause aus zu arbeiten, Homeoffice zu machen? Liebeskummer, ich weiß es nicht, Todesfälle, also die Bandbreite ist ja groß an Dingen, die wir alle mit auf die Arbeit bringen. und das außen vor zu lassen, habe ich natürlich jetzt erkannt, ist ein total kranker Ansatz in meinen Augen, weil es ja überhaupt nicht möglich ist. Ich schicke ja nicht eine andere Jana morgens zur Arbeit, als die, die abends dann nach Hause kommt und irgendwie in ihr Privatleben startet, sich mit Freunden trifft, sondern ich komme mit dem gesamten Paket zur Arbeit. und Und natürlich geht es gleichzeitig auch dann darum, die Emotionen, ich finde das Wort regulieren irgendwie nicht so schön, aber ich sage mal, gut mit seinen Emotionen umgehen zu können. Und natürlich sollte ich den Ärger, den ich jetzt zu Hause habe, vielleicht nicht unbedingt auf der Arbeit auslassen und da irgendwie die Stimmung im Arbeitsumfeld verpesten, sondern ich sollte mir dessen bewusst sein, dass es mir heute nicht so gut geht und dann gucken, wie kann ich denn damit umgehen? Und wie kann ich es auch schaffen, das eben nicht an meinen Arbeitskollegen auszulassen, sondern das irgendwie für mich zu verarbeiten und ja trotzdem gut durch den Tag zu kommen. Und die Gefühle, die da sind, nicht aus den Gefühlen heraus zu handeln. Also für mich geht es darum, die Gefühle nicht zum Treiber werden zu lassen, die mich quasi durchs Dorf treiben, sondern die Gefühle als Antreiber zu nehmen. Im Prinzip, wenn man es vergleicht mit einem Auto, die Gefühle sind eigentlich nicht der Motor, sondern die Gefühle sind das Benzin. Und da ist natürlich auch eine Mischung drin. Und Benzin ist ja irgendwie auch eine Mischung und darauf kommt es für mich an. Um dann eben auch bewusst wählen zu können, lasse ich jetzt sozusagen den Motor an und das Benzin läuft ein oder sage ich, ich lasse heute den Motor irgendwie aus und dieses Benzin fließt heute da mal nicht rein.

Marina Löwe: Das ist auch ein spannendes Bild mit dem Benzin und dem Motor. Ja. Und ich erinnere mich, dass wir ja auch Gespräche hatten, gerade über was macht das eigentlich mit dir, diese Erfahrungen, die du gemacht hast, gerade auch in der Corona-Situation, weil ihr hattet ja auch den Lockdown, wo du dann in der Gruppenleitung gesessen hast und wir auch darüber gesprochen haben, wie ist das für dich jetzt eigentlich in der Führung zu sitzen und auch zu sehen, da ist eine ganz große Bandbreite, die du auch in deinem Team erlebst. Also was hast du da vom Team zurückgespiegelt bekommen oder wie hat sich das ausgewirkt, dass du für dich einen anderen Umgang gewählt hast mit Gefühlen und Emotionen im Team, als du das früher selber erlebt hast?

Jana Tasche: Naja, was ich immer versucht habe zu machen, ist, ganz informelle Termine einzustellen, ein Feierabendgetränk gemeinsam einzunehmen und einfach mal ins Team zu horchen. Wie geht's euch? Was ist gerade los? Ich meine, wir waren irgendwie alle alleine zu Hause. Teilweise waren die Leute ganz alleine zu Hause eingeschlossen. Ich hatte einen im Team, der tatsächlich auch zwei Wochen in Quarantäne musste, dann mal zu horchen. Kann ich dir irgendwas Gutes tun? Ich habe ihm dann einmal zum Beispiel Einkäufe vorbeigebracht. Jetzt habe ich natürlich irgendwie ein kleines Team um mich und hat den Luxus, mir das dann auch leisten zu können und da auf jeden individuell eingehen zu können. Aber ja, da einfach reinzuhorchen und mal wirklich auch zu fragen, wie fühlt ihr euch denn? Und nicht einfach nur zu fragen, wie geht es euch? Wie so dieses amerikanische What's up? How are you? Sondern wirklich zuzuhören, vor allem auch als Führungskraft und zu hören, wie es den Leuten wirklich geht und darauf einzugehen und gemeinsam auch Lösungen zu finden, wenn es gerade vielleicht nicht so gut geht. Und die Leute ja auch zu ermutigen, zu ihren Gefühlen zu stehen und zu dem, wie es ihnen gerade geht und da keine Angst vor zu haben. Das habe ich zumindest immer versucht, das zu machen. Jetzt könnte man natürlich mal mein Team fragen, wie das da angekommen ist, aber so habe ich das zumindest versucht in der Corona-Zeit zu handhaben und auch so im täglichen Umgang jetzt.

Marina Löwe: Das eine wäre ja das Feedback von deinem Team, das andere ist ja das Arbeitsergebnis, weil ich habe einige Führungskräfte gerade im Kopf, mit denen ich auch im Coaching mal merke, dass sie da echt mit hadern, dieses Feedback. Ja, aber ich bin ja nicht dazu da, jetzt allen das Köpfchen zu streicheln. Und wenn wir ständig über die Gefühle reden, dann meinen die nachher, die könnten jetzt ständig, wenn ihnen mal nicht danach ist, zu Hause bleiben. Und am Ende leidet die Leistung total. Wie hast du das erlebt beim Arbeitsergebnis dann in deinem Team? Also da könnte man jetzt meinen, ach, ist laissez-faire, komme ich heute nicht, komme ich morgen. Diana versteht das schon.

Jana Tasche: Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass es der Leistung gar keinen Abbruch getan hat. Eher im Gegenteil. Ich bin eher immer die Person, die wirklich darauf hinweist und sagt, wenn es dir nicht gut geht, dann gönn dir eben diese Pause. Und dass das manchmal auch gar nicht so gerne angenommen wird, sondern die Leute trotzdem lieber arbeiten möchten. Ich glaube, das hat natürlich auch ganz viel mit der aktuellen Situation zu tun, mit Corona. wo man natürlich beobachtet, dass in anderen Firmen Stellen gekürzt werden, Kündigungen ausgesprochen werden und da geht es dann natürlich irgendwie um Existenzen und auch um Existenzangst. Das ist bestimmt nochmal eine spezielle Ausnahmesituation, aber ich habe bisher noch nie die Erfahrung gemacht, dass das irgendwie der Leistung Abbruch getan hat oder die Leute gedacht haben, naja gut, dann kann ich ja als Frau sein und mich vielleicht auch mal einen Tag mehr krank melden. Ich glaube, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Ich glaube, dass sich Leute eher mal krank melden, wenn sie gar nicht krank sind, wenn sie das Gefühl haben, die ganze Zeit nur unter Druck gesetzt zu werden, weil sich dann so eine Einstellung einstellt, naja, wenn ihr mir nicht irgendwie auch was Gutes mal geben könnt, dann nehme ich mir das halt jetzt einfach. Und ich glaube, dass dadurch eher die kranken die Krankentage steigen, als wenn man damit ganz offen und ehrlich eben umgeht.

Marina Löwe: Ja, das sind ja auch Zahlen. Ich meine, wenn dieses Prinzip der Dauerleistung und dieses keine Schwächen zeigen funktionieren würde, dann würden wir ja andere Zahlen sehen in den Statistiken. Dann hätten wir ja nicht die Krankentage, die wir haben. Dann hätten wir nicht diese Zunahmen von psychologischen Erkrankungen gesehen. Oder auch psychosomatischen Krankheiten, ja, also selbst wenn ich diese Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehme, da sind ganz, ganz viele oder Magen-Darm-Probleme, werden wir gleich auch nochmal drauf gucken, was alles auch so Anzeichen sein können von einem möglichen Burnout oder eben, dass man in diesen Erschöpfungs- und Überlastungsmoment reinkommt. Das ist ja irre, wenn ich mir da die Zahlen angucke und denke, ja, dieser Ansatz hat früher sehr viel Beachtung gefunden. Wir sehen aber aufgrund ganz vieler Fakten, dass es nicht unbedingt der geschickteste Ansatz ist. Und wenn wir nochmal auf deine persönliche Geschichte zurückgucken, du hast ja auch ganz viel darüber gesagt, dass es mit Reflexionen, aber auch mit deinen Werten zu tun hatte. Magst du uns nochmal mitnehmen, was war die Ausgangssituation? Also wir wissen schon, du hast über die Führungskräfte und das System, in dem du unterwegs warst, den Eindruck gehabt, professionell muss man sein, damit man nach oben kommt und professionell sein heißt, keine Schwäche zeigen und Emotionen und Gefühle haben hier keinen Platz. Wie hat sich das Ganze aufgeschaukelt bei dir?

Jana Tasche: Das hat sich in dem Sinne aufgeschaukelt, dass, also ja, im Prinzip war es rückblickend betrachtet sehr facettenreich. In dem Moment habe ich natürlich einfach nur gedacht, ich habe damals an einem sehr, sehr großen und auch im Nachhinein sehr erfolgreichen Projekt gearbeitet und war da alleine verantwortlich für die Projektkoordination, war mit bei Dresd dabei. Im Prinzip hing die ganze Verantwortung an mir. Und im ersten Jahr war das auch noch in Ordnung, weil das Projekt noch überschaubar war. Im zweiten Jahr wurde das größer. Ich hatte mit mehr Dienstleistern zu tun, mit mehr Parteien, die ich einfach involvieren musste. Und ich habe mich die ganze Zeit gefühlt wie so ein Jongleur, der die ganze Zeit die Bälle in der Luft halten muss. Und habe damals häufiger mal um Hilfe gebeten, tatsächlich im Team auch. Und habe diese Hilfe nicht bekommen. Das hat mich natürlich wütend gemacht. Aber die Wut, die hatte keinen Platz. Dann sind Sachen passiert, die natürlich nicht vorhersehbar waren. Ich habe dann jetzt auch im Nachhinein erkannt, da kam natürlich auch so ein Perfektionsstreben von mir dazu. Ich wollte, dass alles möglichst fehlerfrei funktioniert, alles ganz professionell abläuft. Und ich wurde immer wütender. Also in mir drin hat sich so eine richtige Wut aufgebaut. Und ich hatte auch Situationen auf der Arbeit, wo ich in Konfi gegangen bin mit einer befreundeten Kollegin, wo ich einfach mal Wut ablassen musste. Ich war so wütend, ich habe so rumgeschrien. Dann sind immer wieder Situationen passiert und einmal saß ich dann tatsächlich mit meinen beiden Teamchefs, also mit meinem direkten Chef und dem da drüber im Konfi und ich bin da einfach ausgeflippt, wirklich sprichwörtlich ausgeflippt. Ich habe rumgeschrieben, also rückblickend, wenn ich darüber nachdenke, dann stelle ich mir mich selber gerade vor, wie ich wirklich mit Schaum vor dem Mund, vor Wut wie rumpelstürzend durch diesen Konferenzraum laufe, weil einfach Dinge passiert sind. Ich keine Unterstützung bekommen habe, Dinge falsch gelaufen sind und letztendlich alles an mir hängengeblieben ist und ich mir damals den Schuh angezogen habe. Das ist mein Fehler war. Und das war dieses Brodeln da in mir. Und dann natürlich bin ich aus dem Konferenzraum raus nach dieser Situation und dachte in dem Moment, ach du Scheiße Jana, bist du eigentlich komplett irre? Wie kannst du hier auf der Arbeit so ausrasten? Das kannst du dir nicht erlauben. Du bist hier projektverantwortlich, du musst professionell sein. Also immer wieder dieses Professionellsein, das hat hier im Business nichts zu suchen. Habe dann natürlich versucht, das irgendwie zu regulieren, wie ich damals dachte. Jetzt im Nachhinein betrachtet, habe ich einfach nur die Emotionen versucht wegzudrücken. Und ich habe gearbeitet wie eine Irre von morgens bis abends. Und irgendwann bin ich an einem Punkt angekommen, saß ich beim Arzt. Ich war eigentlich nur da, um die Blutergebnisse von meinem Allergietest abzuholen, weil ich damals auch ganz stark mit Allergien zu kämpfen hatte. Und der Arzt guckte mich dann an, nachdem wir das besprochen hatten und guckte mich an und sagte so, Frau Tasche, kann ich sonst noch irgendwas für Sie tun? Und irgendwas hat er mir in mir in dem Moment geöffnet und die Tränen flossen nur noch aus mir heraus. Und ich konnte überhaupt nichts sagen. Ich habe nur gesagt Ich bin total fertig. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Können Sie mich irgendwie für ein paar Tage krankschreiben? Ich glaube, ich muss einfach mal schlafen. Der Arzt hat dann zu mir gesagt, ja, ich schreibe Sie nicht nur für ein paar Tage krank, sondern ich schreibe Sie jetzt mal direkt für zwei Wochen krank. Und nächste Woche kommen Sie dann und dann unterhalten wir uns mal in Ruhe. Und zu meinem Glück, der Arzt, das war eben ein Allergologe und eben Psychotherapeut. In der Woche darauf bin ich dann noch mal zu dem Arzt gegangen. mich fast eine Stunde lang mit ihm unterhalten und er fragte mich dann so zum Abschluss, Frau Tasche, was denken Sie denn, was Sie haben? Da habe ich gesagt, naja, vielleicht so eine kleine Krise und vielleicht müsste ich auch einfach mal wieder ein bisschen schlafen. Dann hat er zu mir gesagt, nee, Sie haben eine Depression. Und zwar keine leichte Depression, sondern eine mittelschwere Depression. Sie sind einfach völlig ausgebrannt. Und Ja, mit der Diagnose bin ich dann rausgegangen aus der Arztpraxis und die Tränen flossen einfach. Ich habe mich so hilflos gefühlt. Ich wusste überhaupt nicht, wohin mit mir. Ich hatte dann eine Freundin, die habe ich dann angerufen, die hat um die Ecke gewohnt, die war zum Glück auch zu Hause. Da bin ich dann hingelaufen, die hat dann zu mir gesagt Jana, wo ist denn dein Vater? Da habe ich gesagt, oh Gott, das habe ich bei der Arztpraxis stehen lassen. Also ich war völlig gedankenlos, kopflos, völlig verwirrt und wusste überhaupt nicht, wie mir geschieht. Und war dann zum Glück erst mal bei ihr, konnte dann mit ihr darüber reden und bin dann aber irgendwie nach Hause gegangen. Und ich war einfach nur fertig. Die ersten Wochen war ich einfach nur fertig. Ich habe so viel geschlafen und habe einfach nichts gemacht. Und das war aber auch ein Kampf in mir selber, weil ich immer dachte, du kannst nicht jetzt einfach nichts machen. Ich dachte immer, nee, ich muss ja auch wieder arbeiten. Ich dachte immer, naja, so in ein, zwei Wochen ist das schon irgendwie geregelt. Aus den ein, zwei Wochen wurden acht Monate, also ich war acht Monate aus dem Job raus. Und im Nachhinein war das die wertvollste Zeit, die mir jemals jemand geschenkt hat oder die ich mir auch selber natürlich geschenkt habe, dadurch, dass ich meinen inneren Drang, wieder direkt zurück zur Arbeit zu gehen, widerstanden habe. Und das war natürlich irgendwie ein Auf und Ab. Ich wurde auch zwischendurch wütend und habe gedacht, warum ich? Was soll das? Warum passiert mir das? Das kann mir doch gar nicht passieren. Und meine Mutter, die hatte schon vorher immer mal, bevor das passiert war, zu mir gesagt, Jana, pass auf, nicht, dass du irgendwann einen Burnout, ich meine, man kennt das ja auch aus der Werbebranche und So diese Spur. und ich konnte das damals nicht hören und war dann natürlich auch wütend so im Prinzip, dass jemand schon vorausgeahnt hat und ich da auch nicht drauf gehört habe und ja, habe mich einfach komplett der Situation ausgeliefert gefühlt und meinen eigenen Emotionen.

Marina Löwe: Wow, also was für eine Intensität auch einfach in der Zeit, dass du um Hilfe gebeten hast, dich da alleine gefühlt hast, dann dieser Eigenanspruch, diese große Verantwortung und dann auch noch dieses ganz feste Glauben daran, dass diese Emotionen da nichts zu suchen haben. Das stelle ich mir anstrengend vor, damals in der Zeit, sich dann auch obendrauf nicht gehört zu fühlen und zu merken, je mehr ich den Deckel eigentlich drauf halte und darüber hatten wir ja im Vorfeld gesprochen, dieses Runterhalten von deiner Wut, die du da schon hattest über Leute, ich habe ganz oft gesagt, ich brauche Hilfe. Es funktioniert hier ganz vieles nicht. Und dann zu merken, das Bild, was mir immer hilft, ist dieser Luftballon. Wenn du den mit Luft gefüllt hast und versuchst, den unter Wasser zu drücken immer wieder, das kostet wahnsinnig viel Kraft und Energie. Ich darf hier nicht ausflippen. Ich muss professionell sein. und Dann kommt dieser Punkt, wo du diese Kraft nicht mehr hast, das unter Wasser zu halten und es plöppt dir da in diesem Besprechungsraum raus, wo du mit deinen Chefs da sitzt. und dann kommt auch noch diese Schuld obendrauf, das Schamgefühl, oh Gott, jetzt habe ich erst recht diese Professionalität nicht eingehalten. und dann bist du in diesem Kreislauf drin, wo du im Nachhinein ja auch beschrieben hast, wie viel du geschlafen hast. Das ist im Grunde genommen bei allem, wo wir wissen heute, Burnout ist so schwer zu greifen als eine Definition. Also es gibt bis heute keine eindeutige Definition von Burnout. Man ist sich nicht einig, das ist es und die anderen Sachen sind es nicht. Aber was sie miteinander gemeint haben, ist diese absolute Verstreuung von Energie, sodass der Akku komplett leer ist am Ende. Und was ich mich gerade frage, wenn du schon sagst, dass deine Mutter wusste, Kind, geht es dir gut? Und bist du dir sicher, dass das alles so im richtigen Fahrwasser ist? Wenn du zurückguckst heute auf die Zeit, was hätte dir damals früher helfen können? Also, dass jemand dir nahe steht und dich darauf anspricht, war anscheinend noch nicht das, was du hören wolltest und was durchgedrungen ist. Was glaubst du, hätte es noch gebraucht?

Jana Tasche: Ja, ich glaube, dass das schon ein Zeitpunkt war, wo es zu spät war. Es gibt ja diese verschiedenen Stufen im Burnout und irgendwann hat man ja kompletten Empathieverlust und ist wie so im Tunnel gefangen und ist auch überhaupt nicht mehr empfänglich für das Außen. Und ich glaube, ich hätte jemanden gebraucht, der mir eher über Fragen auf den richtigen Weg hilft. Also nicht sagt, mach das mal so und so und so, weil da bin ich sowieso vom Typ her total rebellisch. Wenn mir jemand sagt, was ich zu tun und zu lassen habe, dann reagiere ich meistens mit dem Gegenteil und denke mir so, und jetzt erst recht und mit dem Kopf durch die Wand so ein bisschen. Also das ist natürlich Typ-Sache, aber was mir damals geholfen hätte, wäre, wenn mir jemand die richtigen Fragen gestellt hätte und vor allem auch die richtigen Fragen dahingehend zu sagen, Jana, hast du dir eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht, ob dieser Job zu dir, deinen Werten, deinen Bedürfnissen passt? Weil das war letztendlich das, was ich für mich im Nachhinein auch erkannt habe, dass ich ganz, ganz lange eigentlich gegen meine Bedürfnisse, gegen meine Werte gearbeitet habe und immer versucht habe, mich, also sagen wir mal, ich bin ein, keine Ahnung, rot-grün parierte Typ und ich habe mich immer versucht, in ein Umfeld einzupassen, was pink-lila gebartigt ist. Und ich habe immer versucht, wie so ein Chamäleon in dieses Umfeld reinzupassen. Und das hat natürlich nicht funktioniert. Und das habe ich aber über Jahre lang immer und immer wieder versucht, mich da einzupassen. Und auch rückblickend betrachtet, habe ich mich nie so richtig wohl in diesem Umfeld Werbung gefühlt, weil das natürlich mit super viel Leistungsanspruch zu tun hat. und ja, am Anfang sich auch viel ducken, einfach nur viel machen, viel wegmachen und das passt eigentlich gar nicht zu mir. Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch.

Marina Löwe: Ja, und du hast ja gesagt, leistungsorientiertes Umfeld, also da könnte man ja jetzt irgendwie auf den falschen Trichter kommen und denken, ja, okay, Jana ist nicht so für Leistung, aber ich erlebe dich ja ganz im Gegenteil als jemand, der von sich aus, und das hast du am Anfang ja auch beschrieben, sehr hohe Ziele hat und sehr viele Dinge auch einfach mit Freude und Leidenschaft macht. sondern was genau war das an diesem leistungsorientierten Umfeld, was dir nicht entsprochen hat? Also du hast auch mal sowas angedeutet von dem Umgang miteinander. Also das eine war ja das Zeigen von Gefühlen und Emotionen. Und du sagst, du bist jemand, der sich schon als jemand beschreiben würde, der grundsätzlich auch einen guten Zugang hat. Aber was war das, was an dem Umfeld für dich als Mensch toxisch war? Gar nicht per se vielleicht, aber was für dich dir so viel Kraft gezogen hat?

Jana Tasche: Ja, was mir vor allem ganz viel Kraft gezogen hat, ist die Frage, die ich mir immer selber immer wieder gestellt habe, wofür mache ich das hier eigentlich? Ich habe nicht für eine Agentur gearbeitet, die irgendwie nur nachhaltige Marken und sowas betreut hat, sondern natürlich irgendwie die großen Marken und natürlich auch war das toll, für diese großen Marken zu arbeiten. Aber ich habe mich immer wieder gefragt, wofür mache ich das eigentlich? Und vor allem nach einer Reise nach Asien, von der ich dann wiedergekommen bin und gedacht habe, Mensch, die Menschen sind damit so wenig so glücklich. Und da sind aber trotzdem so viele Probleme und wir leben hier irgendwie so privilegiert. Und wofür mache ich das eigentlich? Also ich hatte dann irgendwann so den Punkt, Mache ich das dafür, dass ich irgendein CEO einer großen Firma am Ende des Jahres die Taschen noch voller machen kann? Ist das meine Lebensaufgabe? Ist das, wofür ich meine Zeit irgendwie nutzen möchte? ohne irgendwie einen größeren Impact zu haben. Und da war für mich die Antwort eigentlich von Anfang an Nein. Nein, und die Antwort war auch schon vor dem Burnout Nein. Also die Frage habe ich mir nicht da zum ersten Mal gestellt. Ich habe die davor immer so ein bisschen weggedrückt. Ich wusste, dass die Antwort Nein ist, aber ich wusste auch keine bessere Antwort. Ich wusste nicht, was das Ja ist. Und ja, das zu dem Thema Werte. Ich habe eben immer gegen meine Werte, gegen meine Bedürfnisse gearbeitet und mich da immer eingepasst, wollte immer professionell sein, die Emotionen weggedrückt. Und das hat, glaube ich, letztendlich einfach dazu geführt, dass ich dann in diesen Strudel gerissen wurde und mich dann wirklich mal intensiv mit dem Ja auseinandersetzen dürfte. Wofür möchte ich denn meine Zeit und meine Energie einsetzen? Und gibt es vielleicht auch ein Arbeitsumfeld, in dem ein Mensch, der einen guten Zugang zu seinen Emotionen hat, gut zu Hause ist und trotzdem irgendwie was erreichen kann? Weil natürlich habe ich einen gewissen Leistungsanspruch und ich habe auch gerade so einen ganz interessanten Persönlichkeitstest selber nochmal gemacht, Und ich habe ein total starkes Leistungsmotiv. Deswegen an sich, so auf dem Papier, passe ich total gut in diese Welt rein, weil ich eben diesen Leistungsanspruch habe. Aber die Frage ist eben, wofür und warum? Und das hat für mich nicht mehr gepasst. Und da habe ich mich einfach selber eine ganze Zeit lang auf gut Deutsch verarscht und habe diese Frage immer wieder weggedrückt, bis sie halt irgendwann so laut und so präsent wurde, dass ich mich damit relativ auseinandersetzen musste.

Marina Löwe: Ja, und da hast du so viele Überträge auch zu dem Thema Achtsamkeit allgemein, weil ja oft die Frage kommt, wieso ist das wichtig? Man kann auch einen anderen Überbegriff als Achtsamkeit dafür nehmen, aber Achtsamkeit fasst es für mich deshalb ganz gut, weil es bedeutet, achtest du auch darauf? Also ist es dir zum einen überhaupt bewusst, dass es ein Thema ist, da mal hinzugucken und machst du es dann auch? Und du hast gerade mehrere Sachen gesagt. Also das eine ist diese Sinnfrage für sich zu klären. Was ist mein Zweck der Existenz? wie der Strelecki das so schön nennt, oder was ist mein Purpose? Der muss jetzt gar nicht unbedingt immer, ich will Weltverbesserer sein, aber habe ich klar, wofür ich diese Leistung bringe? Wofür renne ich hier eigentlich? Und das Zweite, was du gesagt hast, sind die Werte. Was sind Dinge, die mir wirklich wichtig sind? Und wo fordert mein Arbeitsumfeld von mir ein Verhalten, was da nicht konform geht? Sei es moralisch, ethisch, kannst du es eigentlich nicht mit deiner Einstellung übereinander bringen? Oder du handelst ein Stück weit vielleicht auch gegen deine Überzeugungen. Ich weiß, dass du mir auch mal ein Beispiel genannt hast von einem Werbepartner, wo du gesagt hast, boah, das ist eben keiner, der gesundheitsförderlich ist. Aber ich sorge eigentlich mit meiner Marketingkampagne dafür, dass die Leute einem ja quasi auch Suchtmittel positiv gegenüberstehen. Und wie kriege ich das für mich übereinander, diesen Wertekonflikt? Und Das, glaube ich, ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, den viele gar nicht für sich klar haben, denn das ist am Anfang eine kognitive Dissonanz. Also ich stehe eigentlich was oder ich glaube an etwas und ich handele aber die ganze Zeit dagegen. Und dann habe ich zwei Möglichkeiten. Entweder passe ich jetzt mein Wertekonstrukt an und drehe mir das so lange quer, bis es übereinander passt und ich sage, naja, das ist ja nur die Eigenverantwortung des Konsumenten. Der muss ja selber wissen, was er sich zuführt und was nicht. Und In gesundem Maße ist es ja auch nicht schädlich. Oder bleibe ich bei dem, wofür ich überzeugt bin und stelle dann mein Handeln in Frage. Und wenn ich halt den Fokus auf die Karriere hatte, so wie du es ja auch gesagt hast. Also es gibt so bestimmte Persönlichkeitsstile, sag ich mal, die haben eine höhere Prädestinierung dafür, eventuell in diese Erschöpfungsmodi reinzukommen. Also wenn man sehr perfektionistisch ist, einen ganz hohen Anspruch, ich muss alles richtig machen und es muss perfekt sein, dann diese geringe Kompetenzerwartung, wenn die nur dazukäme. Also ich schaffe das nicht, ich habe gar keine Chance, was bei dir ich eher rausgehört hätte durch die Umstände. Das Projekt ist größer geworden, man hat dich aber alleine gelassen und dir da keine zusätzlichen Ressourcen zur Verfügung gestellt, sodass du irgendwann dich fragen musst, kriege ich das alleine überhaupt hin? Weil es läuft ganz viel schief, muss ja irgendwie mit mir zu tun haben. Dann gibt es Menschen auch noch, die ein sehr ausgeprägtes Harmoniebedürfnis haben, also gar nicht so wie du sagen, das gehört hier nicht hin, sondern die sagen, man darf auch gar nicht Konflikte haben im Team oder ich darf mich auch gar nicht streiten und das müssen sich hier alle unbedingt gut verstehen. Oder eine externale Kontrollüberzeugung, also das Gefühl haben, ich bin das kleine Rädchen hier und ich kann hier gar nichts verändern oder mich hört sowieso keiner und ich kann hier auch nichts bewegen. Und das jetzt einfach mal im Allgemeinen auch für diejenigen, die uns heute zuhören, um zu sagen, wo kann ich mir auch ein Stück weit selber auf die Schliche kommen und was sind so Elemente, auf die ich gucken kann. Wo ich bei dir gerne nochmal ansetzen würde, denn darum geht es ja jetzt auch, sind die Emotionen und Gefühle. und vielleicht kannst du auch nochmal aus deiner Perspektive kurz sagen, wo du die beiden trennen würdest, weil da gibt es sehr, sehr viele spannende Diskussionen. und auch da, genauso wie was ist ein Burnout, keine hundertprozentige Einigkeit, aber wo ziehst du die Trennlinie für dich, was ist eine Emotion, was ist ein Gefühl?

Jana Tasche: Ja, ich habe dazu tatsächlich auch viel gelesen und ich finde es eine total spannende Frage. und für mich ist eigentlich so, das Gefühl ist in dem Moment, wo das da ist, also Und meistens ist ja ganz egal, in was für einer Situation das ist, aber es passiert irgendwas und es entsteht ein Gefühl. Und das Gefühl entsteht ja nicht im Kopf, sondern meistens spüren wir das als allererstes im Körper, wenn wir dann so achtsam sind, dass uns das eben auffällt. Und ja, das Gefühl ist für mich das, was in dem Moment entsteht, durch was das auch immer ausgelöst ist. Und eine Emotion, würde ich sagen, ist eher was Langfristiges. Also eine Emotion ist für mich was, was mich vielleicht auch schon mein Leben lang begleitet, was ich vielleicht seit meiner Kindheit schon habe, was immer wieder getriggert wird in bestimmten Situationen. Und das finde ich auch wiederum dann im Business-Kontext so interessant, sich das mal anzugucken. Weil wenn ich merke, ich werde auf der Arbeit immer wieder wütend, Und es sind immer ähnliche Situationen, dann ist es, glaube ich, kein Gefühl, sondern dann ist es eher eine Emotion. Und da kann man dann mal hingucken und sich selber fragen, woher kenne ich denn dieses Muster? Wann habe ich das denn das erste Mal gespürt? Wann hat sich das sozusagen in mir gespürt? ja, eingenistet, um dann eben mal so dahinter zu gucken und sich selber verstehen zu können. Weil ich glaube, ganz, ganz viel hat einfach mit Selbsterkenntnis zu tun. Und dann eben in dem Moment, wo dieses Gefühl dann augenscheinlich erstmal wieder in Erscheinung tritt, kann ich dann erkennen, ach, guck mal, das ist gar kein Gefühl, was jetzt irgendwie einmal kurz da ist in dem Moment, sondern das ist eine Emotion und die begleitet mich schon länger. Und dann kann man eben auch erkennen, dass diese Emotion vielleicht mit der Situation gerade gar nichts zu tun hat. Und das dann auch gehen lassen und sein lassen. Du musst da gar nicht drauf einsteigen, sondern kannst einfach sagen, ich weiß, diese Emotion, die gerade da ist, die hat mit der jetzigen Situation nichts zu tun und ich atme einmal tief durch und gehe dann eben weiter durch den Tag. Das ist für mich so die Trennung zwischen Gefühl und Emotion.

Marina Löwe: Und bei Gefühl kann man, man sagt ja auch, ich fühle mich gerade hungrig oder ich fühle mich müde oder Durst. Also es ist eher so eine Wahrnehmung im Moment. Und die Emotionen, die du schon gesagt hast, das war ja was, je mehr du diese Wut unterdrückt hast, desto mehr hat sich diese Emotion aufgebaut und dann auch an falscher Stelle entladen. Und du hast schon gesagt, ein Ding, was dir mit Sicherheit geholfen hätte, wäre, die richtigen Fragen zu stellen. Ja. Und eine Frage wäre gewesen, sag mal Jana, inwiefern passt eigentlich dieser Job gerade zu dir? Was glaubst du, wären noch hilfreiche Fragen damals für dich gewesen, um dich, bevor man dich schon eigentlich nicht mehr erreichen konnte, darauf hinzuweisen, du, ich glaube, hier ist irgendwas im Gange.

Jana Tasche: Ich glaube, was mir damals geholfen hätte wäre so ein Stück weit gewesen, dieses ganze Thema Persönlichkeitsentwicklung, wie ticken Menschen eigentlich, dass das schon viel früher ein Teil von meinem Leben gewesen wäre. Und da können wir jetzt wahrscheinlich einen Podcast von drei Tagen drüber aufnehmen, aber auch das Bildungssystem. In der Schule lernt man irgendwie Kurvendiskussionen und keine Ahnung was alles, aber so wirklich vorbereitet auf den Berufsalltag, gerade mit seinen Emotionen ist man eigentlich nicht Und ich finde, das ist eigentlich ein ganz elementarer Teil, das zu schulen und den Leuten den Umgang mit sich selber beizubringen. Also irgendwie so eine Gebrauchsanleitung im Prinzip für einen selber und für die Gefühle und wie man damit dann auch später im Berufsalltag umgeht. Und das hätte mir auf jeden Fall geholfen, da irgendwie aufgeklärter zu sein und irgendwie so Methoden an der Hand zu haben, die man im Prinzip auch so als SOS-Methoden anwenden kann, wenn es dann denn darauf zusteuert, wenn man merkt, oh, oh, der Luftballon, ich kann ihn jetzt nicht mehr lange unter der Wasseroberfläche halten. Ich möchte aber auch nicht, dass der einfach hochploppt und ich hier explodiere. Was mache ich denn jetzt in dieser SOS-Situation? Und da einfach Hilfsmittel an der Hand gehabt zu haben, wäre, glaube ich, gut gewesen, weil dann hätte ich mich zumindest nachher nicht schämen müssen nach dieser Situation, sondern hätte vielleicht diese Wut gespürt. der in einem Moment Luft machen können, wenn ich für mich bin, wenn es irgendwie, wenn ich das auch kontrolliert möchte, wenn ich mich aktiv dafür entschieden habe und nicht, wenn die eben Besitz über mich ergreift.

Marina Löwe: Ja, und der Enkel von Gandhi hat ein ganz schönes Buch geschrieben, Wut ist ein Geschenk. Darüber hatten wir ja auch gesprochen, dass jede Emotion, wenn wir jetzt gerade mal über diese Grundemotionen sprechen, die ja jetzt im Podcast auch sehr zentral stehen, also Freude, Angst, Wut, Trauer und auch Scham, dass diese Emotionen alle Funktionen haben, also dass die eine ganz wichtige Daseinsberechtigung haben. Was würdest du sagen, war die Funktion der Wut? Denn die war bei dir ja Sehr zentral, also es waren ja zwei Emotionen, die du jetzt häufiger genannt hast, die Scham auch, aber vor allen Dingen die Wut und die Traurigkeit. Wenn wir mal mit der Wut anfangen, was war die Funktion der Wut und wozu war es gut, dass sie da war?

Jana Tasche: Ja, die Wut hatte für mich eigentlich zwei Facetten, nämlich einmal wollte sie mich natürlich auf etwas hinweisen. Wenn das alles nicht passiert wäre, wenn die Wut nicht so rausgebrochen wäre oder wenn die Wut überhaupt nicht da gewesen wäre, dann hätte ich ja gar nicht gemerkt, dass irgendwas gerade falsch läuft. Darauf hat die mich natürlich hingewiesen. Und auf der anderen Seite hat es mir natürlich auch gezeigt, dass ich in irgendeiner Form für dieses Projekt gebrannt habe, dass ich wollte, dass das gut läuft. Da war ich natürlich mit Leidenschaft und mit voller Eifer dahinter, weil das natürlich stellenweise auch Spaß gemacht hat. Das war ja nicht nur blöd und nicht nur anstrengend, sondern das hat auch Spaß gemacht. Und ich wollte natürlich, dass das ein Erfolg wird, weil es einfach toll war. Und dafür war die Wut auf jeden Fall gut.

Marina Löwe: Und eine Funktion der Wut ist ja das Grenzen setzen, sich abgrenzen können. Was wären die Grenzen gewesen? Oder du kannst es auch gerne auf die jetzige Zeit ziehen. Was sind heute Grenzen, die du oder auch früher ziehen kannst, als im Vergleich zu damals?

Jana Tasche: Ja, ganz wichtiger Punkt, Grenzen ziehen, finde ich, weil was ich auf jeden Fall gelernt habe, ist, dass ich damals immer und immer wieder über meine Grenzen hinausgegangen bin. Also eigentlich habe ich Hürdenlauf über meine Grenze gemacht und Ich versuche immer weiter auszudehnen und bin ja letztendlich gestolpert. Aber was heute auf jeden Fall anders ist, ist, dass ich ein anderes Gefühl für mich selber erst mal entwickelt habe, meine eigenen Grenzen erst mal zu erkennen und die dann eben auch zu kommunizieren und zu sagen, pass mal auf, das und das kann ich stemmen, aber darüber hinaus habe ich gerade einfach keine Kapazität. Ich bin ja auch nur ein Mensch und kein Roboter und ich möchte irgendwie mein Leben genießen und so eine gute Balance finden und das dann eben auch zu sagen, ohne Angst zu haben, unprofessionell zu wirken oder dass mein Gegenüber vielleicht denkt, die ist irgendwie leistungsschwach. Nein, ich bin mir meiner sehr bewusst geworden. Ich weiß, dass ich Leistung bringen kann, dass ich auch mal ein paar Wochen am Stück mehr arbeiten kann als sonst, aber dass es dann halt wieder diese Grenze braucht, um zu sagen, und jetzt gönne ich mir eine Pause. Und auch mit Freunden da ganz offen und ehrlich drüber zu sprechen, auch in Verabredungen vielleicht da sind, da mal zu sagen, ich fühle mich überhaupt nicht gut und ich merke, ich brauche jetzt gerade eine Pause. Und das ist auch okay. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich da offen drüber spreche, wie es mir geht und was ich brauche, über meine Bedürfnisse, dann reagiert das Gegenüber nicht blöd oder ist irgendwie verletzt oder sagt, jetzt hat die schon wieder abgesagt. Nein, das passiert nicht.

Marina Löwe: Und es scheint mir ein ganz großes Geschenk, auch gerade diese Offenheit über die Themen. Ich meine, wir haben ja das Beispiel von dem Torwart, der sich auch das Leben genommen hat oder viele bekannte Beispiele, die über ihre Depressionen sprechen, denn dann ist ja das große Risiko, wenn wir das nicht besprechbar machen, dann muss es immer alles unter dem Deckmantel stattfinden. Und dann folgt dieser Scham, die du hattest über die Wutausbrüche, am Ende eventuell im schlimmsten Fall noch die Scham darüber, dass man es eben auch eine ganze Weile noch nicht wieder geschafft hat, in den Beruf zurückzukehren, sondern dass dieses die Energie wieder auftanken, den Akku wieder vollmachen, dass das einfach eine ganz, ganz lange Zeit braucht, weil wir das System so lange ignoriert haben, weil wir mehr als die Reserve verfahren haben. Dann hast du halt einen Motorschaden. und nicht nur, dass der Sprit alle ist. Und das ist ja das große Dilemma, dass das ganz viele vergessen. Und da weiß ich, dass wir leider auch in der Gesellschaft immer noch einen Blick haben auf Männern fällt das noch deutlich schwerer, diese Schwächen oder auch Grenzen zuzugeben und die auch für sich einzugestehen. Und es gibt eben einige Studien, die da auch darauf hinweisen, dass das häufiger zum Teil im Suizid endet. Das ist das eine. Also da ist eben in der Statistik 75 Prozent der Suizide werden von Männern durchgeführt, wohingegen aber 75 Prozent der Therapien eher von Frauen besucht werden. Und das andere sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, chronische Themen, für die eben auch die Männer sehr anfällig sind. Aber das sind dann ja vielfach auch Dinge, die final sind. Also wenn ich immer, immer weiter über diese Grenze gehe, dann ist es schon krass, dass man, so wie du ja auch gesagt hast, acht Monate braucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Aber es ist gut, dass man überhaupt wieder auf die Beine kommt. Und kein bleibender Schaden zurückgelassen wurde. Und das ist das, was mir sehr am Herzen liegt, dass ich mir da wirklich mehr Offenheit drüber wünsche, zu sagen, wofür bringen wir Leistung, auch als Team? Wie gehen wir da miteinander um und wie gehen wir mit uns selber um und welche Vorbildrolle haben wir dann auch in der Führung? Wo geben wir ein Feld dafür, zu sagen, du hast das gerade schon formuliert, wir sind keine Maschinen, wir sind keine Roboter, sondern die Emotionen und Gefühle machen einen ganz, ganz großen Teil unserer Menschlichkeit aus. Und das ist auch gut so, weil sie uns zu ganz vielen Dingen befähigen. Und die Wut, die du gerade aufgezählt hast, das Grenzen setzen, das Aufzeigen, ist ja auch was, was dir im Projekt am Ende wieder gut getan hätte, denn du hast ja gesagt, viele Dinge haben nicht funktioniert. Hättest du in einer angemessenen Art und Weise diese Grenzen früher aufzeigen können, in einer anderen Klarheit, wäre es vielleicht auch anders möglich gewesen, vom Umfeld zu reagieren, also an vielen Stellen. liest man das ja falsch. Die Jana Tasche macht das, sie hat das das erste Jahr super gemacht, die trägt die ganze Verantwortung und jetzt im zweiten kriegt sie das ja auch hin. Und dann irgendwann kommt so ein überproportionaler Wutanfall, wo man dann sagen könnte, naja, das war jetzt heute hysterisch, aber für dich war es ja eher Das Ende einer ganz langen Odyssee schon, die du vor dir hergetragen hast. Was war dann für dich der Co-Spieler, denn die beiden hängen ja sehr nah aneinander, die Wut und die Traurigkeit. Also wie ging es dir dann auch mit der Traurigkeit, gerade in der Zeit danach?

Jana Tasche: Ja, also ich würde sagen, die Traurigkeit ist ein sehr guter Freund von mir. Also nicht umsonst wurde mir auch eine Depression diagnostiziert damals. Ich war sehr traurig. Ich habe mich auch sehr viel selber bemitleidet und bin auch am Anfang richtig rein in die Trauer. Und diese Diagnose Depression wurde so ein bisschen zu meiner Identität. Und ich habe auch damals aufgehört, irgendwie selber für mich verantwortlich zu sein. Ich habe damals die komplette Verantwortung im Prinzip an den Therapeuten abgegeben und habe gedacht, naja, ich gebe es da einmal die Woche hin und der wird das schon wieder regeln. Was ja totaler Bullshit ist. Nur ich selber bin für mich verantwortlich und für mein Wohlergehen verantwortlich und ich hatte damals das Glück, dass ich schräg gegenüber von einem Yoga-Studio gewohnt habe und habe mich da dann zu einem Workshop angemeldet. Da hatte ich mich dann mal rausgequält, möchte ich fast sagen, aus meinem Zuhause und bin da hingegangen. Und ja, über dieses Körpergefühl, meinen Körper mal wieder zu spüren, das hat mir irgendwie so viel gegeben. Ich war in diesem Moment auf der Matte, war ich einfach für mich und alles war gut und ich habe mich aufgehört zu vergleichen mit den anderen Yogis. Ich war wirklich total bei mir und es hat mir so viel gegeben, dass ich direkt danach einen Vertrag abgeschlossen habe und ich war dann ab dem Zeitpunkt wirklich jeden Tag in diesem Yoga-Studio, teilweise auch mehrfach. und dieses Yoga, diese Bewegung über den Körper mit der Achtsamkeit in Verbundenheit, das hat mir im Prinzip das Vertrauen in mich selber wieder zurückgegeben und vor allem mich auch erkennen lassen, dass ich es bin, die es in der Hand hat. Ich konnte plötzlich dafür sorgen über Yoga, dass es mir besser geht. Dann habe ich gedacht, naja, wenn das im Yoga möglich ist, dann wird das ja irgendwie mit meinen Gedanken und mit allem, was da in meinem Kopf passiert. in irgendeiner Form auch möglich sein. Und habe dann eben angefangen, ganz viele Bücher zu lesen, mich weiterzubilden und habe ehrlicherweise die Therapie auch irgendwann zu einem Zeitpunkt selber abgebrochen. Ich habe die selber für beendet erklärt und habe mir dann damals einen Coach gesucht und da weitergearbeitet, weil mir irgendwann dieses Rumkram in der Vergangenheit, das hat mir so ein, zwei Erkenntnisse gebracht. Jetzt kann ich sagen, dass mir keine traumatischen Erlebnisse in der Kindheit irgendwie passiert sind. Deswegen hat mir dann in dem Moment die Zusammenarbeit mit einem Coach mehr geholfen, weil ich da einfach noch mehr Klarheit bekommen habe darüber, was denn meine Werte sind, was sind meine Bedürfnisse, in was für einem Umfeld fühle ich mich wohl, was brauche ich, damit ich mein volles Potenzial abrufen kann. Das konnte ich in der Therapie nicht machen, deswegen habe ich das dann eben in Zusammenarbeit mit einem Coach gemacht und da Glaubenssätze verändert und bin diesen Weg gegangen.

Marina Löwe: Und wenn ich mich richtig erinnere, auch über die Arbeit mit deinem Coach, das ist ja auch was, was mich in den letzten Jahren sehr geprägt hat. Also von am Anfang Führungskräfte-Trainings machen nach Konzept, da sind wir geschult worden als zertifizierte Trainer. Und dann hast du so ein Leadership-Modell. und dann macht man vielleicht noch verbale Rollenspiele, wo man spricht, aber du bist immer am Reden. Und auch in den Coachings war es am Anfang Gesprächsführung, ähnlich wie in der Therapie. Und ich habe immer gedacht, irgendwas fehlt mir hier. Und es war meine persönliche Erfahrung, wo es mir ging wie dir, dass dieses reine Sprechen und Kram in der Vergangenheit, das bietet dir Erklärungen, okay, aber nicht unbedingt Lösungswege. Und wo wir faktisch nicht hinkommen, und das war für mich eine ganz wichtige Erkenntnis, die mir eben auch eher über diese persönliche Erfahrung und über das Lesen gekommen sind, dass im Trauma die Verbindung zwischen dem Broca-Zentrum, also unserem Sprachzentrum im Hirn und dem limbischen System, Das heißt zum Beispiel die Soldaten, die aus dem Vietnamkrieg zurückkamen oder Menschen, die einen Überfall erlebt haben oder eine Vergewaltigung, die sind nicht ihrer Sprache mächtig häufig über dieses Trauma. und das bedeutet auch, dass sie sich nicht gut zureden können. Und es bedeutet, dass wenn ich über diese Dinge spreche, sich meine Emotion nicht verändert. Die sitzt immer noch im Körper. Das heißt, ich habe diese emotionale Erfahrung tief in meinem System gespeichert. Die sitzt in so vielen Zellen meines Körpers. Und dann zu sehen, wie die Menschen in den Yoga-Ausbildungen, die ich gemacht habe, oder in den, ich habe ja wirklich auch alle Felder mal bereist, weil ich das verstehen wollte, von Reiki über EMDR-Technik, also wo man eben auch das in der Traumatherapie nutzt, mit den Augenbewegungen, die wir auch im Tiefschlaf haben. Es braucht den Körper und es braucht die Bewegung, weil da was passiert. Und du hast das mit Yoga gehabt. Also sobald wir in Bewegung kommen, sobald der Körper mit reinkommt, da kann sich dann wirklich was auflösen. Und ganz abgefahren finde ich, dass es bei dir diese Eigenverantwortung überhaupt erst wieder getriggert hat, zu sagen, ich sitze hier nicht einfach stumpf beim Arzt rum und warte, bis der sagt, so Frau Tasche, Sie sind wieder gesund. Und zieh mir mal diesen Mantel dieser Diagnose ab. und nehme das wieder selber in die Hand. Aber was war das auch im Coaching? Vielleicht kannst du das nochmal teilen, weil da erinnere ich mich auch an einen Moment, den du beschrieben hast, wo du auch gemerkt hast, diese Emotionen kann ich nicht nur besprechen.

Jana Tasche: Ja, ich merke das tatsächlich in der Klientenarbeit immer und immer wieder, dass wenn wir versuchen, Emotionen irgendwie zu verändern Dass es nicht hilft, den Klienten in seinem Sessel sitzen zu lassen und einfach nur darüber zu sprechen, sondern ich sage dann immer, okay, und jetzt stehen wir auf und jetzt geh mal in die Haltung, wie du dich fühlen möchtest. Was für eine Körperhaltung ist das dann? Was verändert sich in deinem Körperempfinden? Wo spürst du plötzlich diese neue Emotion? Um das dann eben auch zu verändern, weil Ohne jetzt da wissenschaftliche Grundlagen zu haben, die du ja im Prinzip gerade geteilt hast, ist das einfach meine eigene Erfahrung, die ich selber mit mir, mit meinen Gedanken, mit meinen Gefühlen, mit meinem Körper gemacht habe. Und ich hatte ein ganz augenöffnendes Erlebnis in einem Coaching, wo ich eine Klientin hatte, die schon jahrelang mit einem Glaubenssatz durch die Gegend gelaufen ist. Und wir sind da reingegangen in das Gefühl von dem Glaubenssatz, Und haben das ganz, ganz groß werden lassen. Und ich habe sie dann gefragt, was passiert denn gerade? Dann hat sie gesagt, ich habe eine unfassbare Wut in mir. Dann habe ich zu ihr gesagt, okay, dann lassen wir diese Wut jetzt mal raus. Und das war ehrlicherweise auch so ein Experiment für mich, weil das war noch ganz am Anfang, als ich angefangen habe zu coachen. Und dann habe ich sie gebeten, natürlich die Augen aufzumachen und habe gefragt, wie kannst du dir vorstellen, jetzt dieses Gefühl loszuwerden, diese Wut in dir abzubauen? Dann hat sie gesagt, ich muss irgendwas zerschlagen. Und dann haben wir mit Kissen und Yoga, Löcken und keine Ahnung was, haben wir einen riesengroßen Berg gebaut. Und ich habe ihr dann so ein Klemmbrett in die Hand gegeben und sie hat mit diesem Klemmbrett auf diesen Kissenberg eingeschlagen. Und dieser Moment der Klärung, der war einfach so schön zu sehen. Und ich hatte das auch schon bei mir selber. Als ich damals nach Asien gereist bin, ging es mir privat einfach nicht so gut, wegen einer für mich ganz, ganz schlimmen Trennung damals. Und ich war die ganze Zeit super traurig. Ich war richtig gefangen in dieser Trauer. Die hat mich total lethargisch gemacht und Ich konnte mich auch zu nichts aufraffen. Jeder Tag war eigentlich, ja, war auch ganz egal. Ich hatte irgendwie gar keine Lust auf nichts. Und irgendwann hat sich diese Trauer dann angefangen zu wandeln in Wut. Und ich wurde richtig, richtig wütend. Richtig wütend. Und wir hatten uns dann an dem Tag, das auch so richtig intensiv wurde mit der Wut, Stand-Up-Pedalboards ausgeliehen und sind rausgefahren aufs Meer und Ich hatte dann irgendwie diesen Impuls, dieses Paddel zu nehmen und auf das Meer einzuprügeln. Und ich habe da Rotz und Wasser geheult, aus Wut, aus Trauer. Da lief einfach alles aus mir raus. Ich wusste gar nicht mehr, irgendwann ist das jetzt Seilswasser vom Meer oder sind das meine Tränen? Wirklich. Und ich habe da alles rausgelassen. Ich bin dann mit letzter Kraft noch irgendwie wieder zurück an den Strand gepaddelt, war auch völlig, also gegen die Strömung kam ich gar nicht mehr an. Ich bin dann wirklich mit der Strömung, irgendwo kam ich ganz anders am Strand an. Mein Bruder war damals zum Glück dabei, der kam dann den Strand runtergerannt, hat sich mal ein Wort genommen und das zurück zum Verleih gebracht. Und ich bin dann damals echt nur noch nach Hause in unsere Unterkunft, bin unter die Dusche und habe mich ins Bett gelegt und habe mich seit Wochen das erste Mal wieder befreit gefühlt so richtig. Ich finde es total wichtig, die Verbindung zwischen Gefühl, Gedanke, der da natürlich auch kommt, aber das Körpergefühl dabei eben nicht zu vernachlässigen und das vor allem auch zu verändern. Ich habe damals auf jeden Fall im Prinzip ein angestautes Gefühl oder eine Emotion aus meinem Körper rausgelassen und dieses Gefühl der Befreiung war einfach unbeschreiblich schön.

Marina Löwe: Und ich glaube, was wichtig ist zu wissen ist, es macht einen Unterschied, ob ich jetzt ständig wütend bin, dann nicht zu glauben, dass dieses lass deine Wut jederzeit sofort raus, wenn du dich wütend fühlst, das ist es ja genau nicht, sondern Du sprichst ja jetzt von den Fällen, wo diese Emotion eine ganze Weile unterdrückt war und wo man dann merkt, hinter dem, was sich eigentlich mir immer zeigt, also da, wo du immer traurig warst, steckt da eigentlich eine Wut auch dahinter. Da, wo jemand viel wütend ist, kann eben auch die Traurigkeit dahinter stecken. Und dass man da für sich einfach weiß, diese Emotionen haben Ebenen. Und manchmal habe ich vielleicht auch eine bevorzugte Emotion gesehen. Also auch im Familiensystem oder im Unternehmen. Da gibt es Unternehmen, in denen ist es völlig prima, sich gegenseitig anzumotzen und auf den Tisch zu hauen. Aber hier wird bitte keiner rumheulen. Also wenn hier einer anfängt zu flennen, dann ist es überhaupt nicht in Ordnung. Und genauso in der Familie vielleicht. Oder es gibt Bereiche, wo man sagt, okay, du kannst die Tränen runterschlucken, aber hier wird niemals gebrüllt. Und hier wird auch nicht auf den Tisch geschlagen. Wut gibt es bei uns nicht. Und in dem Moment, wo etwas einfach nicht sein darf, hat man keine andere Wahl, als immer diesen Luftballon unter Wasser zu halten. Und das ist ja das, was du beschreibst. Nachzugucken, habe ich da was, was ich die ganze Zeit unterdrücke, was mich ganz viel Kraft und Energie kostet und wo ist ein richtiger Rahmen für mich, um dem Ganzen auf den Grund zu gehen und das in einem für mich geeigneten Rahmen mir anzugucken und dass es da sein darf. Und das ist ja das, was wir im Coaching machen. schaffen können, den Raum zu halten für jemanden und die Erlaubnis zu geben und zu sagen, ja, diese Emotion darf sein, die ist okay und die ist nicht nur okay, sondern die ist jetzt auch gerade erwünscht, denn sie hat eine Funktion für dich und solange die nicht sein darf, kann sie ihre Funktion nicht ausüben, nämlich wenn du nicht weinen darfst, dann kannst du nicht loslassen und wenn du nicht wütend sein darfst, kannst du keine Grenzen setzen. Also da für sich das Verhältnis zu finden. Und wenn ich das nochmal Revue passieren lasse, jetzt unser Gespräch mit allem, was du geteilt hast, dann sag mir gerne, inwiefern das passt, was ich rausgehört habe, bevor ich dich nach deinen konkreten Tipps frage. Also was ich von dir gehört habe, ist Punkt 1, Aufklärung. Also zum einen zu wissen, wie ist das mit Emotionen, Gefühlen, aber auch zu wissen, wer bin ich? Was ist mein Sinn? Was sind meine Werte? Und diese Aufklärung bin ich total bei dir, würde ich mir wahnsinnig wünschen, dass es ein Selbstverständnis wird. Also wo kann man in der Schule auch Kinder schon besser equippen? Weil wir bringen denen bei, wie wichtig es ist, Zähne zu putzen. Wir sprechen vielleicht auch über Ernährung, aber über diese Mentalhygiene. Woher kommen Emotionen und Gefühle und wie gehe ich mit denen um? Dafür haben wir noch keinen Standard. Und dann läuft man vielleicht wie du mit ganz hohen, ambitionierten Zielen los und muss das auf eine sehr harte Tour lernen, anstatt, wie du ja im Nachhinein gesagt hast, über Fortbildung, Persönlichkeitsentwicklung da ein festeres Standbein zu haben. Das Zweite, was ich von dir gehört habe, ist die Eigenverantwortung. Sich nicht von irgendjemandem über irgendeine Diagnose zu da ein Label aufpacken zu lassen und zu glauben, das bin ich jetzt, ja, ich bin depressiv, sondern mir hat jemand gesagt, dass ich die Symptome einer Depression zeige, jetzt gerade, ist ein ganz anderes Verständnis, als zu sagen, ich bin depressiv. Und das Dritte, was ich von dir gehört habe, ist der Körper. Wir sind eben nicht nur unsere Gedanken und wir sind nicht nur das, worüber wir sprechen und wir sind einfach verdammte Axt, nicht nur professionell. Und professionell nicht in dem Sinne zu verstehen, dass du da funktionierst. Professionell sein heißt eben nicht funktionieren. Was würdest du noch ergänzen oder korrigieren?

Jana Tasche: Also ich würde das auf jeden Fall so stehen lassen und unterschreiben. Und ja, ich fände es einfach schön, wenn sich Unternehmen in der Zukunft so entwickeln oder Unternehmenskulturen in der Zukunft so entwickeln, dass Emotionen, Gefühle da erlaubt sind. Natürlich in einem angemessenen Rahmen. Natürlich sollte sich da keiner wie die Axt im Wald verhalten und irgendwie die Wut vom Frühstückstisch dann an den Kollegen auslassen. Das meine ich damit überhaupt nicht. Aber diese Schockmomente, wenn doch mal Tränen kullern, dass Irrungskräfte darin vielleicht auch geschult werden, weil natürlich ist mir das auch schon passiert, dass Tränen gekullert sind und ich habe in völlig entsetzte Gesichter geguckt und dann steigt die Scham ins Unermessliche. und diese Sprachlosigkeit, die dann folgt, ist einfach kein schönes Gefühl, sondern dann einfach als Führungskraft dementsprechend geschult zu sein, in dem Moment zu sagen, es ist okay, es ist jetzt gerade okay. Wir zweifeln trotzdem nicht an dir als Mitarbeiterin oder als Mitarbeiter und wir machen jetzt hier erstmal eine Pause, du atmest erstmal tief durch und dann eben das Gespräch zum anderen Zeitpunkt einfach wieder fortzuführen und auch als Betroffener in Anführungsstrichen oder als Fühlender, vielleicht ist das das schönere Wort, dann auch Ja, vielleicht Mut zu haben oder zu wissen, ich kann jetzt nochmal auf meine Führungskräfte oder auf meine Führungskraft zugehen und sagen, du, es tut mir leid, was da passiert ist. Es hatte die und die Gründe oder sich vielleicht auch gar nicht erklären zu müssen. Danke, dass du so verständnisvoll reagiert hast. Und dann kann man auch wieder weitermachen, also dass man das Thema dann auch loslassen kann. Das finde ich irgendwie ganz wichtig. Und was mir total geholfen hat im Umgang mit meinen Gefühlen, weil nur weil ich mich jetzt irgendwie damit auseinandergesetzt habe und die Therapie gemacht habe und irgendwie Coaching-Ausbildung und keine Ahnung was, heißt das ja nicht, dass ich damit nicht mehr konfrontiert werde im Alltag. Aber es gibt eine ganz einfache Methode, mit Gefühlen umzugehen, wenn die kommen. Und das ist ein dreistufiges System und heißt AVS. Das sind einfach die Anfangsbuchstaben AVS. für bestimmte Wörter und das A steht dabei für annehmen, also diese Emotion oder das Gefühl, was in dem Moment kommt, einfach anzunehmen. Das V steht für verbinden, sich zu verbinden mit anderen Menschen, die vielleicht im gleichen Moment das Gleiche empfinden. Und das S steht für Selbstmitgefühl, zu sich selber einfach nett sprechen wie zu einer Freundin. Und das könnte dann ein Satz sein wie Ja, Jana, ich weiß, dass es gerade schwer ist, aber das ist in Ordnung. Es gibt andere Menschen, die fühlen sich im Augenblick genauso wie du. Und das geht vorbei. Es wird wieder alles gut. Und dadurch nehmen wir nämlich das Gefühl in dem Moment an, gehen weder in die Verdrängung, noch haften wir uns an dieses Gefühl an. Und dadurch kann das Gefühl letztendlich durch uns hindurchfließen. Weil wenn man sich mal so ein bisschen die Chemie oder die Physik von Gefühlen anguckt, ist es ja nichts anderes letztendlich als eine Energie. Und die einmal kommen zu lassen, wieder gehen zu lassen und gar nicht auf dieser Welle mitzureiten, das ist im Prinzip der Umgang für mich, mit meinen Gefühlen im Alltag umzugehen, wenn ich merke, bevor jetzt hier irgendwas explodiert, atme ich eben einmal erstmal tief durch, lasse dieses Gefühl kommen und gehen und kann dann meine Reaktion ganz bewusst wählen und muss nicht impulsiv aus dem Gefühl heraus handeln.

Marina Löwe: Und wenn jetzt irgendjemand denkt, das klingt aber irgendwie weich, der kann gerne sehr harte Fakten dazu finden, denn das Prinzip der Self-Compassion oder Mindful Self-Compassion, das sind wirklich auch Therapieansätze, die wissenschaftlich nachgewiesen sind, dass sie einen ganz großen Effekt haben. Und das, was du gerade gesagt hast, das Annehmen, das wäre ja auch etwas, was Führungskräfte machen können, nämlich erstmal einfach nur zu sagen, ich sehe, dass du traurig bist. Oder ich sehe, dass sie wütend sind. Also alleine das Benennen eines Gefühls ist schon eine Intervention, die totale Erleichterung bringen kann, weil, ja, stimmt, ich bin traurig. Und es ist nichts, was ich gerade weiter bekämpfen muss vor meiner Führungskraft, sondern die Führungskraft sieht das und kann das mit einer mitfühlenden Haltung auch ansprechen und besprechbar machen. Sodass diese Welle, die du gerade ja schon beschrieben hast, dann auch vorbeigehen kann. Denn diese Gefühle bleiben einfach nicht ewig. Sondern die kommen einmal in einer Welle und sie werden halt schlimmer, je mehr wir dagegen ankämpfen. Weil dann fühlt es sich irgendwann an wie so ein Tsunami, den man nicht mehr aufhalten kann. Wenn ich das aber hinkriege, in dem Moment wirklich, wie du gesagt hast, mich achtsam zur Seite zu nehmen und zu sagen wow, da ist gerade Traurigkeit und vielleicht sogar richtig viel. Dann kann sich auch irgendwann nach dem Annehmen zeigen, wo das gerade herkommt. Und das finde ich eine ganz schöne Methode. AVS, Annehmen, Verbinden, Selbstmitgefühl. Danke fürs Teilen. Als Tipp auch für diejenigen, die uns heute gefolgt sind. Wenn es euch mal so geht, dass ihr mit sehr hohen Ambitionen gerade unterwegs seid oder mit sehr viel Verantwortung, euch teilweise einfach wirklich überlastet und auch überfordert fühlt und das Gefühl habt, dass man euch nicht zuhört, dann glaube ich, kann man heute von Jana ganz gut mitnehmen, dass es sehr hilfreich sein kann, sich jemanden zu suchen, der euch Fragen stellt. Nicht nur in die Diagnose gibt, sondern auch die richtigen Fragen stellt, die ihr gerade braucht, um zu verstehen, wow, was arbeitet da eigentlich gerade in mir oder mit mir? und wo habe ich Handlungsoptionen, die ich gerade gar nicht mehr sehe, weil ich im Tunnel bin. Also wie kann ich das meinen Führungskräften noch deutlicher machen, was ich gerade brauche? Wie kann ich das meinem Team noch klarer aufzeigen? Und wie kann ich auch Hilfsangebote, die ich vielleicht teilweise übersehe, annehmen? weil ich mir da teilweise vielleicht mit meinem eigenen Anspruch auch selber im Weg stehe. Und für die akute Hilfe habt ihr jetzt das AVS-Modell und probiert das sehr gerne mal aus. Ich frage dich gerne zum Abschluss nochmal, Jana, vielleicht hast du ein Zitat oder ein Bild, was du zum Abschluss noch mitgeben möchtest, wenn es darum geht, den guten Umgang mit Emotionen und Gefühlen auch im Business-Kontext für sich zu nutzen.

Jana Tasche: Ich muss gerade kurz lachen, weil gerade eben ist mir eine Postkarte in die Hand gefallen mit einem Zitat vom Dalai Lama. Der Dalai Lama sagt, nichts ist entspannter als das anzunehmen, was kommt. Und ich finde, genau darum geht es eigentlich im Umgang mit Gefühlen, mit Emotionen auf der Arbeit, weil wir alle wissen nicht, was kommt. Und wenn man das annimmt, was gerade da ist, dann kann man damit arbeiten und daraus ergeben sich dann wieder neue Wahlmöglichkeiten.

Marina Löwe: Ganz herzlichen Dank für deine Offenheit und dein Teilen.

Jana Tasche: Ich danke dir.

Marina Löwe: Tschüss Jana. Tschüss.

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