Weg ins Produktmanagement: Karrierewege und Anforderungen

31. Juli 2023, mit Joel KaczmarekTill Reiter

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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich Tech mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's!

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digitalkompakt und heute habe ich wieder den lieben Till Reiter an meiner Seite. Ihr wisst, der Till ist VP Product bei SAP Signavio und wenn er kommt, reden wir über Produktthemen. Und heute ist das, welche Wege gibt es eigentlich ins Produktmanagement? Also wenn ich jetzt Produktmanager oder Managerin werden möchte, wie mache ich das eigentlich? Und was bedeutet das eigentlich? Also warum ist die Rolle attraktiv? Was sollte ich so mitbringen und was können dann Wege und Taktiken sein, um da hinzukommen? Das ist unser Thema heute. Weil es ist ja auch eine gehypte Rolle, also da passiert ja einiges. Und lieber Till, schön, dass du da bist und schon mal Moin Moin.

Till Reiter: Schön, hier zu sein. Moin Moin.

Joel Kaczmarek: Fangen wir mit dir eigentlich mal an. Wie war eigentlich dein Weg ins Product Management?

Till Reiter: Ja, also eigentlich wie klassischerweise sehr unkonventionell im Produktmanagement. Bin ja eigentlich von der Ausbildung her Psychologe, war aber dann immer im Tech- und Startup-Bereich eher unterwegs und habe dann tatsächlich bei Signavio damals als Software-Engineer angefangen. Und habe dann intern schnell rausgefunden, interessiere mich eher dafür, mit den Kunden zu interagieren, zu überlegen, okay, Was sind die nächsten Dinge, die wir bauen sollten, um zu wachsen oder die Kundenerwartungen zu erfüllen? Und bin dann so in die Rolle reingewachsen.

Joel Kaczmarek: Und hast es noch nie bereut?

Till Reiter: Noch nie bereut und keine Intention, etwas anderes zu machen aktuell.

Joel Kaczmarek: Okay, sehr gut. Ich meine, hilf mal so einem Noob wie mir. Ich bin ja nicht so in der Rolle verwurzelt wie du. Warum ist die denn attraktiv eigentlich?

Till Reiter: Also da gibt es mehrere Faktoren und wie du schon gesagt hast in der Intro, sie ist auch sehr gehypt. Also jetzt rein von außen drauf geschaut, innerhalb von Tech-Companies, glaube ich, gehört es schon generell zu den Rollen, wo man sich ein gutes Brot verdienen kann. Und Faktoren, die die Rolle für mich spannend machen und wie ich auch sehe bei anderen, ist einfach der Impact, den man haben kann. Also du hast natürlich einen direkten Einfluss auf, wohin geht das Produkt, was ist die Vision für die Zukunft. Dann ist es eine cross-funktionale Rolle, also für Leute, die gern irgendwie breit aufgestellt sind und mit unterschiedlichen Stakeholdern zusammenarbeiten, sitzt man da schon per Definition an der Cross-Stelle und bekommt meistens komplexe Probleme, da muss man irgendwie eine Lust zu haben, die zu lösen. Man muss auch Lust haben, ein bisschen anzutreiben, andere zu empowern, wenn man das so schön auf Denglisch sagt. Und das sind so die Hauptfaktoren, wieso ich denke, es ist eine sehr attraktive Rolle. Und es gibt ja auch Prominente Beispiele, sage ich mal, die damit ihre Karriere gestartet haben.

Joel Kaczmarek: Okay, wen denkst du denn also?

Till Reiter: Also ich glaube, most prominently der Google-CEO, Sona Pichai. Der war Produktmanager von Google Chrome zum Beispiel und anderen Google-Products. Satya Nadella war jetzt bei Microsoft Program Manager. Auch eine ähnliche oder artverwandte Rolle, also Produktmanagement ist er. bei jeder Company auch immer ein bisschen anders gestrickt, was die Verantwortlichkeiten betrifft. Und auch zum Beispiel Ben Silberman, der Co-Founder von Pinterest, hat ein Product Background. Ich glaube, er war davor bei Facebook. Aber es gibt einige Beispiele.

Joel Kaczmarek: Ja, ich würde sagen, es ist ja durchaus quasi eine Karrierefahrt bis an die Spitze und ist ja auch sehr neuralgisch wahrscheinlich. Also wenn du an dem Thema bist, kriegst du ja alles mit. Also es ist ja der Kern, womit die Firma ihr Geld verdient. Also würde ich mal tippen, bist du da auch relativ impactfull quasi.

Till Reiter: Korrekt.

Joel Kaczmarek: Jetzt hast du ja eben mal so in der Schnelle gesagt, kann man ein ganz gutes Brot mitverdienen, sprich das Gehalt, die Compensation werden da ganz gut sein. Gibt es da irgendwie so typische Einstiegsgehälter, die im Markt rassieren oder wo du sagst, okay, du darfst eigentlich damit rechnen, das?

Till Reiter: Also es ist extrem facettenreich, die Antwort, die keiner hören will, it depends. Man kann jetzt bei einem Facebook, werden da teilweise Gehälter aufgerufen von um die 500.000 Dollar, aber da kommt es natürlich ganz auf deinen Background drauf an. Es ist oft so, dass wenn Facebook eine Akquisition macht, gibt es auch einige Beispiele, dass die Founder, die sie reinholen, dann da als Produktmanager arbeiten. Und Einstiegsgehälter variieren natürlich sehr. Bin ich jetzt im B2B oder im B2C-Bereich? Starte ich bei einer SAP oder bei einer Fünf-Personen-Idee in Berlin? Also da gibt es eine sehr hohe Variation. Aber wenn man sich so die Rollen insgesamt über das Tech-Unternehmen anschaut, dann ist es schon eine, die wo du vergleichbare Gehälter wie zum Beispiel Software-Engineers, die ja auch nicht schlecht verdienen, aufrufen kannst.

Joel Kaczmarek: Und was mich ja mal so noch beschäftigt ist, ab wann setzt denn diese Rolle eigentlich ein? Also du hast ja eben gerade die Fünf-Personen-Firma in Berlin genannt. Ist Product Management so eine Rolle, die eigentlich von Anfang an implementiert wird? Oder ist das eigentlich eher eine, die, sage ich mal, mit zunehmendem Reifegrad für die Leute aufkommt und deswegen halt auch eine Attraktivität hat, weil es schon eine gewisse Saturierung in der Firma bedeutet?

Till Reiter: Gute Frage, Joel. Du bist sehr aufmerksam. Und mein Fünf-Personen-Beispiel ist gar nicht so So gut, wenn ich drüber nachdenke, weil der erste Produktmanager ist eigentlich immer per Definition die Founderin oder der Founder, die natürlich mit einer Idee an den Start gehen und die ersten Prototypen bauen. Und dann kommt es drauf an, ab wann du denkst, ich muss das jetzt professionalisieren. Es wird immer Leute geben, die als Produktmanager mehr oder weniger agieren. Also jetzt eigene Geschichte. wieder bei Signavio. Wir waren schon Um die 50 Leute hatten zwei Product Lines, ohne einen dezidierten Product Manager zu haben. Du hast ja den Gero hier als regelmäßigen Gast am Podcast und der war eigentlich unser Product Mastermind und hat da von oben eigentlich die Richtung reingegossen. Und den Rest haben wir eben über die Product Owner etc. dann in den in den Engineering Teams organisiert. Also es kommt drauf an. Wie gesagt, Product Manager wäre eigentlich ein Founder in einem ganz kleinen Startup in den meisten Fällen. Und dann sage ich mal, in den meisten Fällen, wenn ein Product Market Fit gegeben ist, man hat schon eine gewisse Größe erreicht, irgendwann fangen dann die Startups an, die Rolle zu professionalisieren und zu etablieren. Oft aus den eigenen Reihen.

Joel Kaczmarek: Okay, gut. Kommen wir mal zu der Kernfrage. Was soll ich denn eigentlich mitbringen, wenn ich im Product Management landen möchte?

Till Reiter: Wir haben ja in unserer Folge mit Björn letztes Mal schon so ein bisschen drüber geredet. Also Kundenzentrierung ist wichtig, strategisches Denken, Kommunikation, das datengetriebene Entscheidungsfindung. Und generell, ein Product Leader, dem ich immer folge, so auf Twitter etc., Shreyas Doshi, kann ich wärmstens empfehlen. Der nennt das High Agency. Das ist auch noch etwas, was ich auch bei Menschen, die ich rekrutiere in meinem Team, immer für schaue. Also das ist Auf der einen Seite hast du immer Talent, das ist hoffentlich gegeben oder die Leute arbeiten da stark dran. Aber auf der anderen Ebene brauchst du einen hohen Bias für Action. Wenn du hohes Talent und Wissen hast und die Leute sind trotzdem verzweifeln an den inneren Strukturen und Roadblocks, dann kommst du als Produktmanager auch nicht weiter. Deswegen High Agency ist sowas, wo ich nachsuche.

Joel Kaczmarek: Und woran erkennst du sowas? Was sind für dich so typische Merkmale, wie man sowas ablesen kann?

Till Reiter: Also am liebsten propel ich immer so ein bisschen in der Vergangenheit. Das lässt sich eigentlich dann relativ gut ablesen. Was haben die Leute da vorgenacht? Bei einem extremen Junior-Kandidaten ist das manchmal schwer, wenn du jetzt nur irgendwie sagen kannst, okay, ich habe ein Abi gemacht und war im Fußballverein. Aber du findest relativ schnell immer Storys oder Geschichten ab. wo du von ablesen kannst, wie die Leute mit Hindernissen umgehen. Reden wir später wahrscheinlich noch drüber, wenn wir über die unterschiedlichen Pfade reden, aber so Founder, Gescheiterte, ich will es ja gar nicht so nennen, aber wo das Produkt nicht funktioniert hat oder aus sonst irgendwelchen Gründen, ist zum Beispiel ein Profil, das sehr häufig ins Produktmanagement weil das halt oft Leute sind, die eigene Initiative ergreifen, was machen wollen, Entrepreneurial Mindset. Das sind für mich so klare Indizien, dass das so eine Person ist, die High Agency mitbringt.

Joel Kaczmarek: Gibt es denn so einen bestimmten Background, den ich idealerweise haben sollte, wenn ich da hin möchte? Also sollte ich zum Beispiel was Technologisches studiert haben oder braucht es das gerade gar nicht? Gibt es vielleicht eigene Studiengänge dafür? Was wäre so der typische Weg dahin?

Till Reiter: Ja, das ist ein Feld, das, glaube ich, gerade im starken Wandel ist. Die Rolle an sich, also ursprünglich Product Management erfunden wurde, ist, glaube ich, bei Procter & Gamble. Aber das war jetzt nicht eine sehr technologisch orientierte Rolle, aber ja, es war halt eine Person, die irgendwie Pricing verantwortet, Go-to-Market-Strategie etc. und die User Research, da kommt es ursprünglich her. Also Ausbildungswege gab es eigentlich ewig nicht. Aber jetzt so, was ich immer mehr gesehen habe jetzt über die letzten fünf Jahre, gibt es so, wie auch die Web-Development-Bootcamps oder sowas aufgepoppt sind, gibt es jetzt auch so Product School, Product Academy, wie sie sich alle nennen oder Reforge ist auch so ein. Product-Management-fokussiertes Weiterbildungsprogramm, wo man sich Crash-Kurse holen kann oder auch schon welche, die sehr fokussiert sind. Also bei Reforge kann ich jetzt auch super tief in Pricing gehen. Aber Weiterbildung, sage ich mal, ist gerade so ein wachsender Weg. Und hier in Berlin haben wir auch die Code University. Und da habe ich jetzt auch einen Werkstudenten bei mir im Team, der wirklich Product-Management da als Bachelor studiert. Also jetzt sage ich mal, für Absolventen, die wissen, ich will da rein, ergeben sich da immer mehr Möglichkeiten.

Joel Kaczmarek: Und was sagt so deine Erfahrung, wo kommen die besten Product ManagerInnen her? Ist es eher jemand, der, sage ich mal, so hands-on selbst gegründet hat, der sozusagen, wie du es gerade beschrieben hast, eigentlich so unternehmerisch ist oder jemand, der das richtig strukturiert gelernt hat?

Till Reiter: Also ich habe am Anfang auch gesagt, die Rolle ist teilweise sehr unterschiedlich gestrickt, je nach Unternehmen. Also jetzt ein Product Manager im Zalando-Shop macht völlig unterschiedliche Sachen, wie jetzt einer bei uns bei SAP Signavio, der da vielleicht eine Product Line verantwortet. Und da braucht man eh schon unterschiedliche Skills und die Rolle sieht auch relativ unterschiedlich aus. Aber ich sage mal, je nachdem, wie sie geschnitten ist, wird es die Leute auch in diese Richtung ziehen. Wenn ich jetzt Produktmanager bei OpenAI werden will, dann wird ein Research Background in Computer Science sicherlich förderlich sein. Jetzt zurück zum Zalando Beispiel. Hier ist es je nachdem, woran man arbeitet. Die haben natürlich auch solche Programme intern. teilweise nicht erforderlich, dass ich mit einem technischen Background da reingehe. Und das ist auch das Attraktive an der Rolle. Wer wirklich mit Ingenieuren zusammenarbeiten will, nah an der Technologie dran sein will, ohne selber diesen Background zu haben, findet so einen guten Weg eigentlich in die Tech-Welt.

Joel Kaczmarek: Und sag mal, auch bei den bekannten Beispielen, die wir eingangs gesagt haben, waren ja nur Männer dabei. Ist es so wie im Tech, dass man da irgendwie so eine hohe Männerquote hat? oder ist es so, dass auch immer mehr Frauen da den Zugang finden zu diesem Berufsbild?

Till Reiter: Ich glaube schon, weil die Rolle so ein paar Erwartungen oder es gibt so ein paar Skills, für die ich immer gerne schaue, wo…. tendenziell auch Frauen oft die Vorreiter sind. Customer Empathy, gute User Research machen, gut zuhören. Ich will jetzt hier keine Klischees bedienen, aber da haben wir strenge Kandidaten. Mein Team ist 50-50 zum Beispiel. Und dann effektive Kommunikation und Kollaboration. Es ist ja so eine von diesen verteufelten Rollen, so Leadership without Authority. Es gibt so viele Product Manager, die gerne sagen, ja, ich bin der CEO des Produkts. Aber wenn man dann sich näher mit beschäftigt, was für Verantwortlichkeiten etc. ein CEO hat, ist es doch so ein Vergleich, den ich gar nicht so mag. Aber man muss viel in der Organisation durchbekommen, durch Kommunikation, Feinfühligkeit, Zuhören, Empathie etc. Deswegen ist es eine Rolle, glaube ich, die von beiden Geschlechtern ganz gut besetzt ist.

Joel Kaczmarek: Das freut mich ja zu hören. und kannst du mir mal so ein Gefühl vermitteln? Man hat es ja manchmal auch, dass manche Jobs ganz anders funktionieren, als man es so denkt. Das heißt, was ich dich jetzt mal fragen möchte ist, wenn ich Product Management mache, bin ich da manchmal vielleicht mehr Lobbyist oder Anwalt oder bin ich mehr Psychologe, Therapeut, weißt du, was ich meine? Also wenn du gerade sagst, es ist so cross-functional, es klingt ja eher nach einer kommunikativen als einer technischen Rolle sogar vielfach.

Till Reiter: Auf jeden Fall. Lustige Story. Ich bin ja Diplom-Psychologe eigentlich und irgendwann habe ich meinem Vater erzählt, ich gehe in ein Start-up in Berlin. Und dann meinte er, oh toll, ich habe gelesen, es gibt so viele Nerds in der Szene, da kannst du sicher als Therapeut viel erreichen. So war das nicht gemeint, aber der Background hilft hier. Wobei jeder dann je nach Background unterschiedliche Stärken ausspielen kann. Es gibt auch wirklich sehr technisch versierte Product-Management-Rollen. Dann, je größer das Unternehmen wird oder wenn man eine B2B-Organisation ist, die Sales getrieben ist, dann macht hier ein Sales-Background auch Sinn. Also es kommt dann wieder darauf an, worauf man sich dann spezialisiert. Und jetzt in meinem Fall auch, wir reden jetzt hier eher von Entry-Level, wie komme ich rein? Aber dann, wenn man in der Organisation wächst, ein bisschen ein paar Hierarchie-Ebenen nach oben geht, dann ändert sich das Feld natürlich oder die Verantwortlichkeiten. Dann muss man eher auch klassische Management-Skills sicher arbeiten.

Joel Kaczmarek: Kann ich solche Rollen denn eigentlich gut abwerben oder ist es eher schwierig? Also klar, ich kann dann so bei meinem direkten Wettbewerb gucken, wenn du sagst, naja, der Product Manager bei Zalando macht was ganz anderes als bei SAP Signavio. Geht es trotzdem, dass man solche Leute quasi sich da so wie Rosinen pickt?

Till Reiter: Also wenn man jetzt sich mal erfolgreiche Produktmanager auf LinkedIn anschaut, dann sieht man oft, dass die komplett unterschiedliche Sachen gemacht haben. Und das Geile an der Rolle ist auch, dass man, man muss Bock haben zu lernen, sich schnell in neue Sachen reinzudenken. Wenn du weißt, der kommt jetzt nicht aus einer ähnlichen Industrie oder sonst was, dann musst du halt einplanen. Gut, den müssen wir jetzt onboarden. Wir brauchen drei Monate mehr. Aber es ist nicht so, dass man nur in eigenen Gewässern schwimmen kann. Ja, dann würde man die Pipeline überhaupt nicht gefüllt bekommen.

Joel Kaczmarek: Wir können jetzt ja auch mal umdrehen. Also wir reden ja momentan darüber, was sollte ich mitbringen, um Product Manager zu werden. Wenn du es jetzt mal verdrehst, was ist denn so die beste Anleitung oder der beste Weg, um nicht Product Manager zu sein, so das Gegenteil? Oder wann bist du da total unglücklich? Was für ein Charakter solltest du vielleicht gerade nicht sein?

Till Reiter: Sehr gute Frage. Man sollte jetzt nicht von Verantwortlichkeit und Responsibility zurückschrecken. Also eine der Schattenseiten, die auch oft, die ich jetzt in meinem Coaching und One-on-One-Gesprächen oft habe, ist Wenn Dinge schlecht laufen, dann kann es sehr oft sein, dass es beim Produktmanager ankommt. Aber wenn du Erfolge feierst und dich darauf vorbereiten willst, dass du weiterhin Erfolge hast, musst du oft den Fame, sag ich mal, auch natürlich an alle anderen, die Contributed haben, weiterreichen. Also hier sollte man Sollte man nicht zu zart beseitet sein. Und auch die Rolle ist by nature sehr doppeldeutig. Hast ein hohes Level an Uncertainty. Das sollte einen nicht aus der Bahn werfen. Und man muss immer Prioritäten balancieren, Trade-offs machen. Also es gibt stressige Phasen. Da muss man sich einfach bewegen. vorher bewusst sein. Das ist schon eine verantwortungsvolle und spannende Rolle, aber eben auch teilweise anstrengend. Und man muss Lust haben auf Lernen. Wenn man eher so gestrickt ist, ich will meinen Job machen und wenn ich das dann kann, dann reicht mir das dann. Weil die Industrie wechselt zu schnell. Die Anforderungen wachsen zu schnell. Also was vor fünf Jahren der Hotshit war, muss es nicht jetzt mehr sein. Das ist ähnlich wie im Software-Engineering.

Joel Kaczmarek: Gut, und dann lass uns mal zuspitzen. Was sind so typische Wege und Taktiken, um eigentlich ins Product Management zu kommen?

Till Reiter: Also man kann jetzt mal innerhalb der Organisation das so betrachten. Wir haben intern sehr viele Leute rekrutiert. Da kann man zum Beispiel sagen, hey, ich suche mir jetzt cross-funktionale Projekte, wo ich weiß, Produktmanagement ist involviert. Üblicherweise rennen die Produktmanager immer durch die Organisation, suchen Kunden für ein User-Testing etc. Wenn ich jetzt eh schon im Support oder Service Unit bin, kann ich da unterstützen, Leute zu finden, kann sagen, ich will mit rein in die Interviews, bitte shadowen und kann danach natürlich auch auffallen, wenn man sagt, hey, hier ist die Meeting Summary, meine Key Insights und sich so schon mal intern ganz gut positionieren und auch Relationships aufbauen. Und dann, was ich auch immer sehe oder wegen was ich gefragt werde, ist Leute, die noch woanders unterwegs sind, aber die sagen, hey, hättest du ein bisschen Zeit für mich als Mentor zu agieren? Ja, ich interessiere mich für das Feld, aber hier ist, wenn man proaktiv ist und sich richtige Leute intern aussucht, Fragen kostet nichts. Und auch so tut man sich auf die Map sozusagen bringen, wenn sich eine neue Opportunität intern ergibt. Dann haben wir am Anfang besprochen, du kannst auch zusätzliche Weiterbildungen machen, es gibt diese ganzen Kurse. Dann kann man natürlich intern auch wieder sagen, hey, ich habe jetzt das und das gelernt, kann ich euch zum Beispiel bei der nächsten Pricing-Initiative unterstützen. Und extern ist es halt, kommt es immer drauf an, dann muss man gucken, wenn ich jetzt in dem Bereich starten will, was für Transferable Skills sozusagen habe ich, die bei der Rolle gebraucht sind. Also habe ich jetzt eine Fashion-Direct-to-Consumer-Brand gegründet und es hat nicht funktioniert, aber ich habe Bock bei About You. zu arbeiten, dann kann ich schon mal rausstellen, dass ich von der Industrie eine Ahnung habe, bestimmte Projekte, die ich gemacht habe. Also da muss man dann ein bisschen besser schneidern, sage ich mal, dass das wirklich auf die Rolle passt. Nicht irgendwie auf LinkedIn 100 Job-Offers anklicken, sondern lieber 5 Targeted. Klassischerweise, wenn es geht, übers Netzwerk vielleicht nochmal eine eine Person in einem Unternehmen kontaktieren. Das sind so die Taktiken, die Sinn machen, wo ich sie erfolge.

Joel Kaczmarek: Kommen die meisten Leute eigentlich direkt auf das Thema oder gibt es auch Leute, die umgeschult werden?

Till Reiter: Also ich würde sagen, der Großteil ist sozusagen umgeschult. Einfach schon aus dem Grund, dass es jetzt eigentlich bis vor ein paar Jahren überhaupt keine Ausbildung dafür gab. Also bekanntestes Beispiel ist da auch wieder Google. Die haben intern dieses APM-Programm etabliert, Associated Product Management. Und da sind auch ganz bekannte Persönlichkeiten, die dann später große Sachen gemacht haben, durchgelaufen. Also nicht nur Sundar Pichai jetzt, sondern zum Beispiel Joel, hilf mir, wie heißt die Frau, die dann auch CEO von Yahoo. Marissa Meyer. Genau. Auch Ex-Produktmanagerin. Hier haben wir das weibliche Beispiel. Und die ist dann eben durch diese interne Produktschule gelaufen. Wir machen das bei SAP Signavio auch. Also wir haben wirklich so einen Crash-Kurs, so ein Onboarding, wo du reinkommst und wo wir erstmal, okay, das ist das Domain-Knowledge, das ist der Bereich, in dem wir unterwegs sind. Da hast du eine Woche, wo wirklich richtig viel Knowledge in dich reingepumpt wirkt. Aber wo du auch so Praxisprojekte machst. Und dann haben wir intern unser Playbook definiert, wo wir wirklich sagen, hey, so bauen wir hier eine Roadmap. So führen wir eine Quarterly Business Review durch. Und je nachdem, wo die Leute herkommen, brauchen sie dann mehr oder weniger Zeit, sich da reinzudenken, bekommen einen Coaching-Buddy an die Seite. Also größere Unternehmen bieten die meisten da eigentlich auch intern Programme an.

Joel Kaczmarek: Hast du noch so ein paar Tipps zu No-Gos? Also wenn ich mich auf so einen Job bewerbe, wenn ich in so eine Rolle rein möchte, gibt es so Dinge, die ich tunlich vermeiden sollte?

Till Reiter: Also es gibt natürlich die klassischen No-Gos. Ich glaube, die sind jetzt gar nicht so interessant. Also was ich zum Beispiel letztens hatte, und das ist nicht wirklich ein No-Go, das ist so ein bisschen Framing. Teilweise bekommst du ja eine Bewerbung von einem Produktmanager, der in einem Startup war und die haben nicht Product-Market-Fit gefunden. Und da könnte man jetzt denken, hey, das ist absolutes No-Go. Das hier ist der Beweis, dass der Produktmanager das nicht kann. Und da muss man eben herausstellen, was man trotz dieser Widrigkeiten alles gemacht hat. Du wirst trotzdem wahrscheinlich User-Research gemacht haben. Du hast ein paar Hypothesen aufgestellt. Wieso haben die sich nicht bewahrheitet? Hast du datengetrieben gearbeitet, etc.? ? Also ich glaube, man muss einfach schon darüber nachdenken, was für Skills bringt man mit und hat man erlernt und wie sind die eben auf diesen Job anwendbar.

Joel Kaczmarek: Na gut, lieber Till, also ich würde sagen, dann reflektiere ich nochmal, ob ich mich vielleicht auch bei dir bewerbe. Scheint ja, es wird gut bezahlt, es macht Spaß, abwechslungsreich, ich lerne auch gerne. Klingt in der Tat nach einer spannenden Rolle und ich freue mich schon aufs nächste Mal mit dir, wo du uns dann wieder hinter die Kulissen nimmst in Sachen Product. Und für den Moment schon mal vielen Dank und bleib gesund.

Till Reiter: Ich freue mich auf deine Bewerbung. Danke Joel, mach's gut.

Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.

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Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Product und Technologie: Software und IT sind allgegenwärtig geworden und Joel möchte gerne verstehen, wie man denn eigentlich hervorragende digitale Produkte entwickelt. Deshalb spricht er regelmäßig mit Till Reiter und Björn Wagner, die als VP Product und VP Engineering bei SAP Signavio tätig sind und sich in der Materie bestens auskennen. Regelmäßig werden sie auch von bekannten, kompetenten Akteuren der Technologiewelt besucht und dabei unterstützt, Technologie- und Product-Themen möglichst leicht verständlich und anhand konkreter Praxisbeispiele zu vermitteln.