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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Health Tag von digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und an meiner Seite der treue Patrick Pfeffer. Hallo Patrick, schön, dass du da bist.
Patrick Pfeffer: Hi Joel, grüß dich.
Joel Kaczmarek: So, heute, bevor wir den Patrick nochmal in der Tiefe vorstellen und unseren spannenden Gast, geht es um das Thema Telemedizin, wo ich unsere Hörer nochmal ganz kurz abhole. Also, habt ihr bestimmt dieser Tage auch schon gelesen, rund um Corona kommt man ja quasi nicht dran vorbei, interessiert man sich quasi auch als Privatmensch für. Wir werden also fleißig darüber reden, was genau Telemedizin eigentlich ist, welche Technologien dahinter stecken. Aber natürlich, man kennt uns auch sicherlich in Richtung Geschäft. Also Geschäftsmodell, Markt, was für Business Cases gibt es dort? Wie sieht der Wettbewerb aus? Kann man das internationalisieren? Und, und, und. Das heißt, wir werden fleißig über Use Cases reden. Da bleibt auch nicht aus, dass man mal ein, zwei Sätze redet über Regulierung. Und es ist, glaube ich, auch ganz spannend, mal zu sagen, was war eigentlich prä-Corona und was ist post so los? Weil ich glaube, das kann man schon vorwegnehmen. Ich glaube, einiges. So, das mal so als kleiner Anreißer. Und jetzt fangen wir mit dem guten Patrick an. Patrick, für den geneigten Hörer, stell dich doch mal ganz kurz vor. Sag, was du machst. Und ja, dann kann man ja straight rein starten.
Patrick Pfeffer: Absolut. Ja, mein Name ist Patrick Pfeffer. Ich bin Gründer und Geschäftsführer der Healthcare Investment Plattform Escovest. Und der Gesundheitsmarkt ist nicht nur ein krasser Wachstumsmarkt, sondern eben auch einer, der jetzt aufgrund der Digitalisierung meiner Meinung nach in zehn Jahren nicht wiederzuerkennen sein wird. Also da wird sich wahnsinnig viel tun. Und wenn ich in zehn Jahren knapp noch unter 50 sein werde, bin ich total gespannt, wer diesen Markt prägen und dominieren wird. Und daher von meiner Seite herzlich willkommen zum Digital Kompakt Podcast Edition HealthTech.
Joel Kaczmarek: Gut, sag mal, gibt es bei dir schon irgendwie auch sozusagen Unternehmen, die sich fördern lassen? zum Thema Telemedizin? Also habt ihr bei euch schon Sachen auf der Plattform gehabt oder gerade aktuell sogar drauf?
Patrick Pfeffer: Nein, derzeit noch nicht, aber es ist jetzt gerade aufgrund der Situation zu erwarten, dass das mehrfach stattfinden wird.
Joel Kaczmarek: Gut, dann sei das hiermit ein Aufruf. Und ein sehr, sehr erfolgreiches Beispiel zum Thema Telemedizin haben wir jetzt hier quasi als Gast. Und zwar in Person von der lieben Katharina Schäfer. Jünger. Die hat eine Firma gemacht namens Teleklinik, die sich aber selber, glaube ich, 10.000 Mal besser vorstellen kann als ich. Deswegen so viel nur mal als meinen Anreißer. Liebe Katharina, schön, dass du mit dabei bist. Hallo.
Katharina Jünger: Hallo, freut mich sehr hier zu sein.
Joel Kaczmarek: Ja, erzähl mal ein bisschen was von dir. Man sieht dich ja in letzter Zeit in ganz vielen Magazinen, man liest irgendwie Schlagzeilen über euch. Also ihr habt wahrscheinlich eine riesige Welle gerade. Was ist die Teleklinik? Wie bist du dazu gekommen? Du hast ja auch irgendwie einen ganz spannenden Background. Stell dich mal ein bisschen vor.
Katharina Jünger: Gerne. Also vielleicht kurz zur Teleklinik. Teleklinik ist eine App, über die ihr rund um die Uhr, also 24-7 per Video mit niedergelassenen Fachärzten sprechen könnt. die euch vollumfänglich behandeln, digitale Rezepte und Krankschreibungen ausstellen und ihr so euch den gesamten Gang zum Arzt im Prinzip sparen könnt. Zu mir selbst, ich bin vom Hintergrund ursprünglich Juristin und habe dann am CTM in München noch Technologiemanagement studiert und komme aus einer Medizinerfamilie, war sozusagen das schwarze Schaf und habe da im Prinzip den großen Luxus gehabt, dass ich jederzeit und überall mit einem richtig guten Arzt sprechen kann, in dem Fall mit meiner Mutter. Und habe immer wieder erlebt, dass Freunde das auch sehr wertgeschätzt haben, dass sie gesagt haben, ach, jetzt habe ich dieses Schwächen in der Brust und dann wollen sie nicht zum Arzt gehen, weil das einfach viel zu umständlich ist. Und dann fangen sie an zu googeln und Google sagt, na, wahrscheinlich stirbst du. Das heißt, auch nicht so eine richtig gute Lösung. Und dann fangen sie an, irgendwie meine Mutter anzurufen oder zu whatsappen. Und plötzlich geht das alles ganz, ganz schnell. Und innerhalb von wenigen Minuten sind sie aus einem Zustand, wo sie sich wahnsinnig Sorgen gemacht haben, in einem Zustand, wo sie sagen, ach, alles gar nicht so schlimm und ich weiß, was ich tun muss. Und diese sehr, sehr einfache Lösung für ein extrem relevantes Problem, nämlich ich sorge mich um meine Gesundheit, die hat mich fasziniert. Und das war im Prinzip der Ausgangspunkt für die Teleklinik. Können wir denn nicht jedem Menschen in Deutschland diese Superlösung an die Hand geben, indem wir eben eine App bauen, die die besten Ärzte in Deutschland 24-7 über mein Handy verfügbar macht.
Joel Kaczmarek: Gefühlt ist es ja so ein totaler No-Brainer. Also ich glaube, das kann jeder Hörer gerade total nachempfinden. Bei mir ist es auch so, ich hatte irgendwie mal einen Ausschlag an der Hand. und dann denke ich so, Hautarzt gibt mir wieder einen Termin in drei Wochen, dann muss ich da hin, ich kriege einen Termin, sitze doch wieder 30 Minuten, dann guckt er es an, gibt mir eine Salbe und ich darf mich wieder vom Acker machen. Da hätte ich mir so oft schon gewünscht, dass er sagt, ja, das ist das, dann nehmen Sie mal irgendwo die Clodionungs, weiß ich nicht, Salbe XYZ. Also das hat, glaube ich, jeder schon mal erfahren. Jetzt gib uns mal einen Eindruck, wann hast du die Teleklinik gestartet, in welchem Jahr? Ende 14, Anfang 15, also 5,5 Jahre?
Katharina Jünger: mache ich es jetzt schon, ja.
Joel Kaczmarek: Ja, man kennt das, Gründerjahre sind wie Hundejahre, mal 7 habe ich gelernt, also kann man schon mal vergesslich werden. Wie war da die Marktlage, also als du das begonnen hast, war das sozusagen, warst du das Alien oder gab es irgendwie 15 andere, die es auch gemacht haben, weil wie gesagt, eigentlich liegt es ja irgendwie nahe.
Katharina Jünger: Ja, im Prinzip das, was du gesagt hast, trifft sehr, sehr gut, es ist eigentlich ein No-Brainer und das haben mir alle schon vor 5,5 Jahren gesagt, also alle haben gesagt, ah. Das ist ja klar, das wird kommen. Auf jeden Fall total spannend. Und dann schaust du dir den Markt an. In Deutschland gibt es im Jahr ungefähr eine Milliarde Arztbesuche im Primärversorgungsbereich. Also der Bereich, der wirklich für uns relevant ist. Also Riesenmarkt und super relevantes Problem. Also wenn du mich fragst, ich wollte immer was machen, wo ich auch einen gesellschaftlichen Impact habe. Und was gibt es Cooleres, als Menschen dann zu helfen, wenn sie sich Sorgen um ihre Gesundheit machen. Warum gibt es da in Deutschland noch keine richtig große Plattform? Und der Hintergrund ist tatsächlich primär regulatorisch. Also als ich vor fünfeinhalb Jahren mir den Markt angeschaut habe, bin ich auf einen ziemlich alten Paragrafen gestoßen, und zwar im Berufsrecht der Ärzte, das sogenannte Fernbehandlungsverbot. Und da stand drin, dass Ärzte Patienten über die Ferne nicht behandeln dürfen. Das heißt, dass Ärzte Patienten immer wirklich in der Praxis sehen müssen und sie anfassen müssen. Und das war der Grund, dass da in Deutschland nichts passiert ist. Und alle Experten, mit denen ich gesprochen habe, haben mir gesagt, ja, das ist In Deutschland gibt es ja dieses Fernbehandlungsverbot. Das geht einfach nicht. Und als ich dann in andere Länder geschaut habe, zum Beispiel die USA oder Schweden oder auch die Schweiz, habe ich gesehen, da gibt es ja irgendwie so Telemedizin-Plattformen. Und das Spannende ist, es gibt in der Regel einen Local Hero, der irgendwie so 70, 75 Prozent Marktanteil plus hat. Und es ist in der Regel auch der Player, der die Deregulierung des Marktes begleitet hat. Und was ich gesehen habe, ist, dass es nicht so ist, dass Deutschland besonders streng ist und alle anderen Länder sind irgendwie ganz, ganz lax, sondern dass es einfach in anderen Ländern eine andere Dynamik gibt und es häufig irgendwelche privaten Player gibt, die sagen, ist verboten, egal. Wir glauben, dass wir da was besser machen können, als es heute ist und wir probieren es einfach mal aus. Und wenn das, was wir machen, gut ankommt, dann wird sich die Regulatorik schon anpassen. Das heißt Ja, Entschuldigung.
Patrick Pfeffer: Das heißt, du warst wirklich bereit, hier Pionierarbeit zu leisten. Und nochmal eine andere Frage, heißt das vielleicht auch, dass man wirklich Juristin sein musste und eben nicht von einer anderen Profession, um diesen Weg dann zu bestreiten?
Katharina Jünger: Ja, also erst mal zu deinem Punkt Pionieren. Im Prinzip war ich einfach Pionierin. oder naiv genug, das zu machen. Also als wir in der Teleklinik gestartet haben, war es tatsächlich so, das, was wir gemacht haben, war verboten. Ich habe immer gesagt, ja, hast du eine Grauzone? Streng genommen war es verboten. Der Arzt durfte den Patienten nicht über die Ferne behandeln. Wir haben das dann am Anfang so gelöst, dass wir gesagt haben, ja, der behandelt nicht, sondern der gibt dir so eine allgemeine Information. Die Wahrheit ist, wenn ein Patient mit dir spricht und sagt, Herr Doktor, es tut so weh, dann tut sich der Arzt relativ schwer zu sagen, ja, ich sage Ihnen jetzt mal abstrakt, was theoretisch möglich sein könnte, aber Ihnen helfe ich jetzt konkret nicht. Das heißt, wir waren da in der totalen Grauzone und haben im Prinzip versucht, so Use Cases und Daten zu sammeln und im Prinzip Ärzte und Patienten hinter uns zu scharren und sind dann mit den Daten wirklich durch Deutschland getingelt. Ich habe mich manchmal gefühlt wie so ein Staubsaugervertreter. Vorne Ärztekammer zu Ärztekammer und haben im Prinzip gesagt, schaut mal, das funktioniert, da sterben keine Menschen, das ist sinnvoll, lasst uns doch da jetzt mal regulatorisch was ändern. Zu deiner Frage, muss man dafür Juristin sein? Ich glaube tatsächlich, dass es sehr, sehr wichtig war, dass wir im Gründerteam eine Juristin hatten oder einen Juristen haben. Weil, also was war wichtig für Teleklinik? Das eine war sozusagen zu verstehen, was hindert andere Firmen daran, das zu machen. Und das Zweite, was aber wichtig war, war zu verstehen, erstens, was sind denn die Sanktionen? Also man kann sich ja immer nur vertrauen, gegen was zu verstoßen, wenn man weiß, in den Knast komme ich nicht. Es gibt vielleicht mal eine Abmahnung oder so, aber es ist nicht so ganz schlimm. Deswegen ist das, glaube ich, schon sehr relevant. Und als Geschäftsführer trägt man ja dann persönlich das Risiko, Und wenn du dann Juristen fragst, also ich kenne mittlerweile, glaube ich, die meisten der guten Medizinrechtler in Deutschland, die Juristen, deren Pflicht ist es ja, dir eher zu sagen, das geht alles nicht. Deswegen sozusagen als Geschäftsführer, die das Risiko übernimmt und die die Entscheidung trifft, selber das Risiko einschätzen zu können, hat, glaube ich, schon sehr, sehr stark geholfen. Und der zweite Aspekt ist, das Thema ein Verständnis davon zu haben, wer denn Entscheidungsträger dafür ist, dass das Recht verändert wird. Also sozusagen Teil unserer Vision war es ja und unserer Wette, dass wir diejenigen, die dieses Recht verändern können, treffen und dass wir die so auf unsere Seite bringen, dass sie tatsächlich das Ganze verändern. Und Fast Forward, also ich habe ja gesagt, 2015 gegründet, es hat dann tatsächlich bis Mitte 2018 gedauert, war schon ziemlich anstrengend, bis dann auf Bundesebene dieses Verbot aufgehoben wurde. Und das waren wir nicht alleine, aber das haben wir schon maßgeblich mitgetrieben.
Joel Kaczmarek: Und macht ihr Unterscheidungen? Also ich bin ja der Meinung, für manche Sachen, ich habe zum Beispiel eine Osteopathin, die sagt, ich bin Behandlerin, ich muss anfassen. Also es gibt, glaube ich, Beschwerden, da muss man berühren, da muss man vor Ort sein. Oder wenn jemand sagt, ich habe Herzstechen hier in der Brust, das können versetzte Blähungen sein, das kann ein Herzproblem sein, das kann irgendwie ein Rücken sein, wo was ist oder, oder, oder. Also es gibt ja gefühlt Dinge, die lassen sich jetzt per Tele, und Tele heißt ja, glaube ich, einfach Fern, also per Ferndiagnose irgendwie nicht behandeln. Macht ihr da Abstufungen, dass ihr sagt, folgende Sachen ja, folgende Sachen nein, oder machen das die Ärzte im Gespräch? Wie unterscheidet ihr das?
Katharina Jünger: Ja, also vielleicht erstmal so ein bisschen zur Datenlage. Heutige Medizinstudenten lernen in der Uni, dass 75 Prozent der Diagnosen durch eine korrekte Differenzialdiagnose, also durch das richtige Stellen der richtigen Fragen schon wirklich fehlerfrei gestellt werden können. 75 Prozent. Das ist wirklich super, super viel. Es wird niemals alles sein, weil, wie du sagst, also klar, Osteopathie, das ist ein richtig körperlicher Bereich, aber auch andere Bereiche, da brauchst du dann zum Beispiel eine Röntgenaufnahme oder ähnliches. Das heißt, es wird nie alles sein. Es wird auch nicht so schnell zu 75 Prozent hochgehen, aber in relevanter Bereich kannst du schon durch das richtige Stellen der richtigen Fragen sozusagen beantworten. Was wir gelernt haben, ist, das Allerwichtigste ist Erfahrung. Also bei uns auf der Plattform sind nur Ärzte, die mindestens sieben Jahre praktische Erfahrung in ihrem jeweiligen Fachgebiet haben. Und du musst dir einfach so vorstellen, stell dir vor, du bist Arzt in deiner Praxis, du bist da jetzt schon seit sieben Jahren und jeden Tag kommen viele, viele Patienten rein. Und 70, 80 Prozent dieser Fragen ähneln sich sehr, sehr stark. Das heißt, wenn du schon ein paar tausend Mal dieselbe Frage beantwortet hast, dann brauchst du da vielleicht bei den ersten 100 Fällen noch das Anfassen. Aber irgendwann ist es so, dass deine Erfahrung dir so stark hilft, dass du schon durch das richtige Stellen der Fragen und durch ein gutes Verständnis, wie der Patient ist, also was der für chronische Krankheiten hat und so, dass du da schon unglaublich korrekt sein kannst. Und was wir halt sehen ist, die Ärzte haften ja bei uns selber. Also wenn du auf unsere Plattform gehst, kann ich vielleicht nur kurz was dazu sagen, bist im Prinzip wie Uber. Das heißt, hier sind unsere Kernkompetenzen im Prinzip, dass wir die Liquidität auf der Plattform managen und dass es allen Leuten auf der Plattform richtig Spaß macht. Das heißt, wir kümmern uns darum, der Termin findet statt, der Patient ist derjenige, der er vorgibt zu sein, also Identifizierung, Wir kümmern uns darum, dass der Arzt am Ende auf jeden Fall sein Geld bekommt, auch wenn der Patient nicht kommt. Wir kümmern uns darum, dass Betrüger aussortiert werden. Da gibt es viele im Internet, die irgendwie Betäubungsmittel wollen oder Cannabis oder ähnliches. Das heißt, am Ende unser Job ist es, dass der Patient kommt, sagt, ich will mit einem guten Arzt sprechen und das Versprechen wird erfüllt. Er spricht ganz, ganz schnell mit einem richtig guten Arzt und der Arzt sagt, ich mache bei Teleklinik mit, weil ich sehr unkompliziert zusätzliche Ertragsmöglichkeiten in der Telemedizin sehe. Das ist im Prinzip unser Job. Und was wir eben sehen, ist, dass sehr entscheidend dafür ist, dass es erfahrene Ärzte sind, weil nur erfahrene Ärzte trauen sich auch haftungsseitig zu, wirklich gute Diagnosen zu stellen. Wenn du junge Ärzte nimmst, dann sagen die halt doch in einem Großteil der Fälle, das ist jetzt wahrscheinlich das, aber jetzt da die Haftung zu übernehmen, das ist mir dann doch zu heiß, gehen Sie bitte nochmal zum Kollegen vor Ort. Und dann bist du als Patient halt frustriert, weil du sagst, was ist denn das für ein Scheiß? Ich nutze ja die Teleklinik-App, weil ich danach nicht mehr zum Arzt vor Ort gehen will. Und das ist, was wir da ganz eindeutig sehen. Also Erfahrung hilft extrem. Und dann, wie du gesagt hast, gibt es halt Bereiche, da ist das Körperliche ganz, ganz wichtig. Und es gibt Bereiche, die gehen extrem gut. Allein dadurch, dass du ein Foto hast, dass du eben mit dem Patienten sprichst, dass du Daten hast. Insgesamt, dass ihr vielleicht ein Gefühl dafür habt, sind bei uns so 78 Prozent der Patienten fallabschließend. Das heißt, die gehen nicht mehr zum Arzt vor Ort. Das heißt, die Quote ist schon sehr hoch. Man muss aber auch dazu sagen, dass wir natürlich unser Marketing sehr gezielt ausspielen. Also wir machen jetzt keine Google Ads auf, du willst dich impfen lassen, dann zur Teleklinik. Das würde ja dazu führen, dass wir eine niedrige Fallabschlussquote haben. Sondern wir spielen schon auch unser Marketing so aus, dass wir nur die Patienten akquirieren, wo wir einen hohen Fallabschluss haben, wo wir dann auch wissen, okay, der Patient ist danach happy, weil unser Arzt nicht sagen muss, für die Röntgenaufnahme müssen Sie nochmal zum Kollegen vor Ort.
Patrick Pfeffer: Okay, also ich verstehe Plattform, Technologie, ein regulierter Prozess und das ganze Thema Know Your Customer, das steht bei euch stark im Vordergrund. Kannst du vielleicht nochmal ganz kurz uns erzählen, was sind denn so die gängigen Channels, mit denen Arzt und Patient interagieren?
Katharina Jünger: Der Patient bei uns kann sich entweder die App unterladen, Teleklinik, iHealth oder Android oder er kommt über unsere Webseite. Erster Schritt ist dann, dass er sein Anliegen angibt über so Fragebögen im Prinzip. Könnt ihr euch vorstellen, im Prinzip wie wenn ihr zu Zalando geht, dann sucht ihr euch halt ein bestimmtes Kleidungsstück aus und dann sucht ihr Größe aus und so weiter. Und bei uns ist sozusagen der Einstieg halt nicht das Kleidungsstück, sondern ist dein Symptom zum Beispiel Halsschmerzen. oder Kopfschmerzen oder Hautausschlag oder ähnliches. Und dann fragen wir alle Daten ab, die uns helfen, erstens zu identifizieren, ob du überhaupt für Telemedizin geeignet bist oder ob wir dir sagen müssen, Achtung, Achtung, die Notfallaufnahme. Wir haben zum Beispiel Männer, die rufen am Wochenende an und sagen, ich habe jetzt seit sechs Tagen Blutimmurin. Jetzt würde ich gerne mal mit einem Klinikarzt sprechen. Da sagen wir dann, ja, vielen Dank für Ihr Vertrauen, aber vielleicht noch besser die Notfallaufnahme, weil das hört sich jetzt nicht mehr so gut an. Oder was du vorhin gesagt hast, hier das Stechen in der Brust oder sowas. Also es gibt eben, das nennt sich dann bestimmte Red Flags, die eben auch von unseren Ärzten erarbeitet wurde, wo unsere Fragebögen dann sagen, Achtung, Achtung, jetzt nicht Telemedizin, sondern jetzt Arzt vor Ort oder Notfallaufnahme oder ähnliches. Am Ende des Fragebogens wirst du dann gefragt, möchtest du so schnell wie möglich in unter 30 Minuten mit einem Arzt sprechen oder auf Wunschtermin. Dann kannst du zum Beispiel eingeben, jetzt bin ich in der Arbeit, aber heute Abend 19 bis 23 Uhr ist gut. Und dann schickt im Prinzip unser System, unsere Plattform an alle Ärzte deutschlandweit. die bei uns mitmachen, auf die Teleklinik-Ärzte-App diese Anfrage raus. Könnt ihr euch genauso vorstellen wie bei Uber, da haben doch die Fahrer, wenn ihr bei Uber gefahren seid, haben die vorne diese Uber-Driver-App und genauso haben unsere Ärzte halt die Teleklinik-Ärzte-App und die liegt entweder beim Arzt direkt oder bei der Helferin in der Praxis und da kommen dann für die Fachrichtung die Anfragen rein und der Arzt oder die Helferin kann eben sehr, sehr flexibel entscheiden, ah perfekt, Patient ist gerade ausgefallen, jetzt haben wir gerade eine Lücke, die fülle ich mit dem Teleklinik-Patienten. oder auch mal nachmittags, hat der Arzt den ganzen Nachmittag für die Teleklinik geblockt. Dann siehst du als Patient in der Teleklinik-App, ah, der Dr. Meier ruft mich um 19 Uhr an, du kannst auch sein Profil auschecken, was hat er für Bewertungen, was hat er für Spezialisierungen. Der meldet sich bei dir per Video und stellt dir halt nochmal Fragen, hat schon deine Historie, hat vielleicht schon ein Foto von deinem Hautausschlag und kann dann eben auch entscheiden, ob er sich zutraut, dir eine Krankschreibung auszustellen oder ein Rezept. Und wenn du jetzt zum Beispiel ein Rezept bekommst und es ist wirklich super praktisch, dann poppt es so in der App auf und dann hast du eine Karte und kannst entweder das an eine Apotheke bei dir in der Nähe schicken, rein digital oder an eine Versandapotheke und gehst dann eben entweder zur Apotheke, holst das Medikament oder kriegst es nach Hause geschickt.
Patrick Pfeffer: Und habt ihr da inzwischen auch schon so richtige Power-User auf der Ärzteseite? Also die fast schon am Break-Even sind und mehr über die Teleklinik machen als wirklich face-to-face mit dem Patienten?
Katharina Jünger: Ja, also vielleicht kurz zum Hintergrund. Es gibt ja in Deutschland Privatpatienten und gesetzlich Versicherte. Und Ärzte, die gesetzlich Versicherte Patienten behandeln wollen, dürfen nicht nur Telemedizin machen, sondern die müssen mindestens 25 Stunden pro Woche auch Patienten vor Ort behandeln. Das heißt, da ist es dann schwer für uns, sozusagen relevanter zu werden als die Patienten vor Ort. Aber bei Ärzten, die sich auf Privatpatienten spezialisiert haben, was bei uns schon noch ein relevanter Teil ist, die können auch nur Telemedizin machen. Und da haben wir also unsere Power-Ärzte, die einen sehr, sehr guten Job machen, die verdienen schon so 20.000 Euro im Monat. Also das ist dann durchaus sehr relevant.
Patrick Pfeffer: Was du jetzt zur Plattform erzählt hast, also Stichwort Anamnese, gehe ich mal einfach davon aus, dass das auch jetzt ein stets lernendes System ist, das ihr stetig erweitern müsst, um das immer smarter zu machen, um einfach das, was du gerade gesagt hast, dir versucht 75 Prozent sozusagen im Vorfeld zu klären. dass dieses System einfach immer besser wird.
Joel Kaczmarek: Genau. Ja, ich habe eh nicht gedacht. Eigentlich ist es ja fast ein Chatbot-Thema. Da kannst du ja sagen, wenn 75 Prozent auf den richtigen Fragen basieren, dann haust du die ja durch den Ast durch, links, rechts, links, rechts. Und dann muss ja der Arzt ja nur noch kurz sagen, ja, okay, passt, passt nicht, oder?
Katharina Jünger: Ja, also absolut. Es ist ja auch immer die Frage, sozusagen, brauchen wir überhaupt noch den Menschen? Oder kann man das nicht rein durch einen AI-basierten Chatbot machen? Ich glaube, theoretisch kannst du es durch einen rein AI-basierten Chatbot machen. Praktisch ist es aber so, dass es halt krass komplex ist, weil das ist ja nicht nur sozusagen, die Diagnose basiert nicht nur auf reinem Wissen, sondern in der Medizin gibt es halt auch sehr viele Sachen, die zum Beispiel auf sozialen Faktoren beruhen. Also wir sehen immer wieder, dass der Arzt halt sagt, das, was du mir jetzt als Wissensinformationen gibst, ist das eine, aber so wie ich dich erlebe im Gespräch, ist es das andere. Also du kannst, ich sage jetzt gerade zum Beispiel im Bereich Psychosomatik, kann ich angeben, ich habe Rückenschmerzen und schon so lange und so weiter. Dann würde eine AI vielleicht ausschmeißen, das ist ich, das ist das Medikament. Der Arzt, der aber mit dem Patienten spricht, merkt dann vielleicht, vielleicht ist da was im Argen und sagt, haben Sie denn auch psychische Themen? Und da kommt vielleicht raus, es ist gar kein körperliches Problem, sondern es ist ein psychisches Problem. Also es gibt weltweit schon ein paar sehr gute Chatbots, also zum Beispiel Ada, kennt ihr vielleicht, habt ihr schon mal gehört, oder Babylon aus UK, die sind schon sehr, sehr gut. Da sind wir weit weg, also wir haben jetzt keine eigene AI oder so, sondern bei uns sind es wirklich regelbasierte Fragebögen. Also der eine Aspekt ist sozusagen, wie gut kann diese AI-basierte Chatbot wirklich sein? Das nächste ist dann das Thema, was will denn eigentlich der Patient? Also was wir halt schon sehen und wovon ich auch persönlich überzeugt bin, ist, mir geht es nicht nur darum, ob das die richtige Antwort ist, sondern in Medizin geht es ganz, ganz stark ums Vertrauen. Also zu sagen, ich will mit jemandem sprechen und wenn du dir unsere Ratings anschaust, das Rating ist nicht am Ende, also ja, die Antwort war auf jeden Fall richtig, sondern das Rating ist, krass, der Herr Doktor, der hat mir jetzt wirklich ein gutes Gefühl gegeben und danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich hatte wirklich das Gefühl, ich werde mal gehört.
Patrick Pfeffer: Das würde ich dir sofort unterschreiben, weil wir 2020 haben, aber jetzt mal 2025 aufwärts. Ist es dann nicht möglich, dass jetzt ein ADA zum Beispiel in eine Teleklinik integriert wird?
Katharina Jünger: Ja, ich sage mal kurz den letzten Punkt, warum ich auch noch nicht unsere Ärzte ersetze durch ein AI-Chatbot, ist das Thema Geschäftsmodell. Was wir machen, ist ja jetzt kein B2C-Modell, also das zahlt ja nicht der Patient und das macht das Ganze auch anspruchsvoll, sondern du musst es ja schaffen, in diese
Joel Kaczmarek: ganzen
Katharina Jünger: regulierten Abrechnungssysteme reinzukommen, weil der normale Deutsche, 90 Prozent sind gesetzlich versichert, ihr habt keine Zahlungsbereitschaft, sondern ihr geht zum Arzt und sagt, ach, das mit dem Zahlen, das passiert ja irgendwie im Hintergrund. Und genau so läuft es bei uns. Und im Prinzip ist es halt so, dass diese ganzen Vergütungsmechanismen sind halt an den Menschen gekoppelt. Deswegen, Ada ist eine mega coole App, aber die verdienen kein Geld. Weil du dafür, dass eine AI Chatbot eine Diagnose stellt, das kannst du nicht abrechnen. Dafür brauchst du einen niedergelassenen Arzt und seine Praxis und so weiter. Deswegen Also allein aus Geschäftsmodellperspektive gibt es da noch eine zusätzliche Herausforderung. Für uns aber, also jetzt nochmal zu deiner Frage. Ja, so ein AI-Chatbot mit einer richtig coolen künstlichen Intelligenz ist mega spannend für uns, um einfach Prozesse zu beschleunigen, die Qualität noch zu verbessern. Sowohl vorm Arzt als auch auf Arztebene ist das super cool. Also stell dir jetzt mal vor, du bist Arzt und dann redet der Patient mit dir. Und du musst halt nicht sozusagen selber auf die Antwort kommen, sondern unser System würde dir schon mal sagen, basierend auf dem, was ich vielleicht sogar mithöre, könnte es 1, 2, 3, 4 sein. Und vielleicht hat es sogar noch Informationen, die der Arzt nicht hat. Achtung, Patient ist gerade auf Bali, der dich anruft. In Bali gibt es gerade die und die seltene Erkrankung, die der Arzt vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat. Also insofern glaube ich, dass AI uns auf jeden Fall helfen wird, noch schneller, noch bessere Diagnosen zu stellen. Wir bei Teleklinik glauben aber auch, dass der Arzt als menschliche, emotionale Komponente und auch für die Erstattung erst nochmal lange Zeit ein wichtiger Bestandteil bleiben wird.
Joel Kaczmarek: Kannst du mal sagen, wie lange so die durchschnittliche Behandlungsdauer eigentlich ist? Und als du eben gesagt hast, die verdienen 20.000 Euro mit euch, würde mich mal interessieren, das fragt mich bei meinem Hausarzt auch immer, wie viel verdient ein Arzt denn mit einer niedergelassenen Praxis normalerweise sozusagen pro Monat? und wie viel mit euch? Das wären so die beiden Metriken, die mich mal noch interessieren.
Katharina Jünger: Ja, also wie lange geht eine Behandlung im Schnitt bei uns? Im Schnitt so zwölf Minuten. Es gibt eben Behandlungen, die gehen extrem schnell, eine Minute, Folgerezept. Und es gibt eben Gespräche, die dauern deutlich länger, im Schnitt aber zwölf Minuten. Wie viel verdient ein Arzt in Deutschland? Das hängt sehr stark davon ab, wie er wo arbeitet. Wenn du jetzt einen niedergelassenen Arzt mit einer eigenen Praxis nimmst, der hat ja auch wirtschaftliches Risiko, der ist ja selber sozusagen Unternehmer, dann schwankt es zwischen 100.000 und 400.000 Euro im Jahr. Das ist so die Range. Von einem Hausarzt zu einem spezialisierten Radiologen, Nephrologen. Also zwischen 100.000 und 400.000 Euro im Jahr. Jetzt bei uns, bei der Teleklinik, also man muss sagen, das, was halt auch teuer ist und wo Ärzte immer viel verdienen, ist, sobald apparative Diagnostik hinzukommt. Also die Ärzte, die am meisten verdienen, sind Nephrologen und Radiologen. Das heißt diejenigen, die dich ins MRT schieben und die dich an die Dialyse anschließen. Und dieser richtig teure Bereich, der geht halt nicht in der Telemedizin. Bei uns ist ja primär Reden. Deswegen, wenn du mich jetzt fragen würdest, wie viel würde ein Telemedizinarzt im Schnitt bei Teleklinik verdienen, dann ist es eher im Bereich, sag ich mal, 150 wahrscheinlich. Einfach weil sozusagen die ganz teuren Sachen halt über die Ferne gar nicht gehen.
Joel Kaczmarek: Welche Gewerke gehen denn überhaupt über die Ferne?
Katharina Jünger: Welche was? Entschuldigung?
Joel Kaczmarek: Gewerke, also welche, wie sagt man in der Medizin, welche Disziplinen? HNO und so weiter.
Katharina Jünger: Also auf Platz 1 ist bei uns der Hausarzt, also der Facharzt für Allgemeinmedizin. Da ist die Abschlussquote auch richtig hoch. Also wenn du dir überlegst, du gehst zu deinem Hausarzt, der hat ja in der Regel jetzt auch nicht irgendwelche krassen Geräte oder so, der operiert ja auch nicht, sondern da ist es wirklich der Standardfall beim Hausarzt ist Krankschreibung. ist Rezept und ist irgendwie dann so ein bisschen Sprechen. Also gar nicht despektierlich, aber sozusagen im Haushaltsbereich geht extrem viel. Da sehen wir halt auch immer zum Beispiel saisonale Peaks. Also das ist ich, Corona, war ein guter saisonaler Peak. Oder Grippe oder Heuschnupfen oder Zeckenbiss. Also da sehen wir wirklich, also das sind die klassischen Peaks wie in der Haushaltspraxis. Ähnliche Verteilung auch zum Beispiel, was das Zeitliche anbelangt. Montagfrüh ist die Haushaltspraxis immer voll, weil alle wollen montags früh die Krankschreibung. Bei der Teleklinik ganz genauso. Genau, deswegen Platz 1 Hausarzt, Platz 2 Kinder. Also im Kinderbereich ist es so, ich weiß nicht, ob ihr Kinder habt, ich sage immer, Eltern sind schlimmer als Chroniker, weil die haben irgendwie jeden Tag ein Problem und immer Probleme, von denen sie noch nie gehört haben und Probleme bei Menschen, wo sie die sozusagen nicht mehr äußern können, was ihnen fehlt. Und da ist man natürlich emotional extrem verunsichert. Dann ist man häufig auch nicht so mobil, weil man hat vielleicht zwei Kinder, kann man nicht so schnell einpacken, die Maxis fahren. Also für Eltern super, super Geschichte, Teleklinik. Danach kommt bei uns schon relativ schnell der Bereich Sexualmedizin. Also was wir schon sehen, ist halt, dass so schambehaftete Themen auch sich super eignen für Telemedizin. Also von Männern, denen es einfach unangenehm ist, zum Arzt zu gehen, über Frauen, die vielleicht auch, ja, also das ist ich, von Sexualthemen über Wechseljahre und so weiter. Das ist einfach auch super über die ferne Psyche. Ist durchaus auch relevant, kann man sich, glaube ich, gut vorstellen. Und Ortho geht irgendwie erstaunlich auch gut über die Ferne. Da gibt es halt auch viel Zweitmeinung, wo ich meine Röntgenaufnahme hochlade. Und dann gibt es noch Derma, kann man sich auch gut vorstellen. Da mache ich ein Foto vom Hautausschlag. Es geht auch extrem gut.
Patrick Pfeffer: Was ich super spannend fände zu wissen wäre, welcher Typ Arzt bei euch mitmacht? Also ein bisschen Demografie, was ist die Motivation wirklich bei der Teleklinik mitzumachen? Ist es wirklich den Terminkalender auf die effizienteste Art und Weise vollzukriegen? oder ist es da ein bisschen mehr im Bereich Technologie irgendwie auch mit vorne zu sein? Erzähl mal ein bisschen da, wer von der Ärzteseite bei euch mitmacht.
Katharina Jünger: Ja, also unser durchschnittlicher Arzt ist männlich und Ende 40, Anfang 50. Also Thema Erfahrung super relevant. Männer sind einfach auch technisch affiner. Das sehen wir nicht nur auf der Arzt-, sondern auch auf der Patientenseite. Und sind vielleicht manchmal auch noch näher an der Optimierung. Ich sage jetzt alles gegen mein eigenes Geschlecht. Und deswegen zwei entscheidende Faktoren sind erstens digitale Affinität. Also zu sagen, macht mir Technik Angst oder macht mir Technik Lust? Und ich finde es cool. Und dann danach kommt schon das Thema Optimierung. Also wir bei Teleklinik sagen den Ärzten halt schon, über uns könnt ihr wesentlich effizienter Patienten behandeln und deswegen in kürzerer Zeit im Schnitt pro Minute mehr verdienen als mit einem Patienten in der Praxis. Gilt nicht für alle Ärzte, aber für die Arztgruppe, die jetzt für uns relevant ist, kriegen wir den Pitch, ist das schon unser Pitch.
Joel Kaczmarek: Gibt es eigentlich solche, aber gut, also bei den gesetzlichen hast du ja gesagt, geht es nicht, aber ich muss gerade so daran denken, im Gastronomiebereich gibt es ja mittlerweile so Ghost Restaurants, also dass die sozusagen kochen und es kommen gar keine Kunden mehr hin, keine Besucher, sondern die liefern nur noch. Ist das bei euch auch so ein bisschen oder vielleicht muss man es ein bisschen giftiger formulieren, sind das dann vernünftige Ärzte, weil man könnte ja auch sagen, ah, das sind ja nur solche, die sich nicht trauen, die sitzen lieber hinterm Monitor und sind sozusagen anonym und entfernt oder so. Also wie ist denn da so der Habitus?
Katharina Jünger: Also erstmal grundsätzlich achten wir sehr, sehr stark auf die Qualität der Ärzte. Das ist auch was, was sich immer wieder zeigt, auch in unseren Ratings und wenn wir getestet werden, die Qualität ist wirklich gut. Also wenn es mal Probleme gibt, ist es eher, weil irgendwie technische Probleme, also Internet ist zu schlecht, wo der Patient oder Arzt sitzt und dann funktioniert das Video nicht. Oder auf der Apothekenseite, die Apotheke hat noch nie von einem digitalen Rezept gehört und sagt, oh Gott, oh Gott, was ist das? Aber die Qualität der Ärzte, die ist wirklich durch die Bank extrem gut. Und wir glauben schon, dass ein guter Arzt in der Regel, nicht immer, aber in der Regel ein Arzt ist, der schon auch Patienten noch physisch behandelt. Das heißt, auf deine Frage, wir wollen jetzt eigentlich nicht Ärzte haben, die nur noch Teleärzte sind. Da mag es mal ein paar geben, die dann vielleicht davor 30 Jahre in der physischen Interaktion waren und deswegen da genügend praktische Erfahrungen haben. Aber jetzt ein Medizinstudent, der nie mal einen Patienten angefasst hat, der das rein über die Ferne macht, also das gibt es im Ausland ja so Modelle, das Also will ich von so einem Arzt behandelt werden? Wahrscheinlich eher nicht. Also deswegen, unsere Ärzte in aller Regel haben die eine eigene Praxis.
Joel Kaczmarek: Und die 22 Prozent der Patienten, die dann nicht fallabschließend sind, gehen die dann zu dem Arzt hin, der sie auch sozusagen telebehandelt hat? Oder ist das dann sozusagen deren Sache?
Katharina Jünger: Nee, was wir machen ist ja, wir matchen ja im Prinzip basierend auf zeitlicher Verfügbarkeit und Spezialisierung. Das heißt
Joel Kaczmarek: Ich kann auch einen bayerischen Arzt kriegen. Ich kann in Berlin auch einen bayerischen Arzt kriegen.
Katharina Jünger: Genau, der ist irgendwo in Deutschland.
Patrick Pfeffer: Für das Wachstum der Teleklinik ist es sicherlich erforderlich, dass ihr mehr und mehr Kassen angebunden bekommt. Da gehe ich mal ganz stark davon aus. Wie kompliziert ist dieser Prozess insgesamt und was hat sich jetzt auch aufgrund der Corona-Krise in diesem Bereich getan? Siehst du da irgendeine Beschleunigung, dass man einfach erkannt hat, was Telemedizin jetzt in Zukunft auch für eine Rolle spielen wird und hat sich dadurch einiges für diesen Bereich beschleunigt?
Katharina Jünger: Ja, da vielleicht kurz nochmal zur Geschichte der Teleklinik, einfach, dass ihr das einordnen könnt. Ich habe ja erzählt, die ersten zweieinhalb, drei Jahre, die waren echt richtig schwer, weil das, was wir gemacht haben, im Prinzip noch nicht so richtig erlaubt war. Dann Mai 2018 wurde es überhaupt erlaubt. Dann ging es bei uns so richtig los, seitdem skalieren wir sehr, sehr stark. Aber es war am Anfang noch so, dass es eine Selbstzahlerleistung war. Das heißt, die 10 Prozent der Deutschen, die privat versichert sind, die kriegen eine Rechnung, könnten die einreichen, super. Aber für 90 Prozent der Deutschen, die gesetzlich versichert sind, war das halt noch unattraktiv. Und das hat sich Ende letzten Jahres geändert. Also zu deiner Frage, seit Ende letzten Jahres ist es so, dass wir keine einzelnen Verträge mehr mit Krankenkassen brauchen, sondern alle gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland sich verpflichtet haben, für Telemedizin zu zahlen. Und wir sind damit jetzt am 28. Mai deutschlandweit live gegangen. Wir sind aktuell die einzige On-Demand-Plattform in Deutschland, wo du umsonst zum Arzt gehen kannst und ein Rezept und eine Krankschreibung bekommst. Das heißt, wir brauchen jetzt keine individuellen Verträge mehr an Krankenkassen.
Patrick Pfeffer: Ah, das ist fantastisch, weil ich hatte noch wirklich gelesen, da hattet ihr auch in einem Beitrag aufgelistet, mit welchen Kassen ihr sozusagen schon gebunden seid. Klasse, okay.
Joel Kaczmarek: Aber kannst du euer Geschäftsmodell nochmal ein bisschen ausrollen? Also wie ist denn dann so die Verteilung? Also eine Behandlung kostet den Betrag X und dann nehmt ihr einen Cut und der Rest geht an den Arzt? Oder wie muss ich mir das vorstellen?
Katharina Jünger: Genau, also wir haben, wir nennen es ein hybrides Geschäftsmodell. Das heißt, wir haben zwei Hauptumsatzkanäle. Das erste ist im Prinzip genau das, was du gerade angesprochen hast. Klassisch wie bei einem Uber, bei einem Taxi oder bei anderen Plattformen. Wir ermöglichen die Transaktion, in unserem Fall den Arztbesuch, kümmern uns um alles, von Datenschutz über Vermittlung über Payment und erhalten dafür vom Arzt, eine Gebühr. Wir sind im Prinzip seine digitale Praxis. Und wir haben aber dazu noch sogenannte Premium-Mitgliedschaften, ähnlich wie ihr das bei Spotify kennt. Das heißt, da brauchen wir jetzt wieder die Krankenversicherungen. Krankenversicherungen, sowohl gesetzliche als auch private, können sich dazu entscheiden, mit uns sogenannte Premium-Mitgliedschaften abzuschließen. Und dann kriegen Ihre Mitglieder halt bestimmte Vorteile, wie noch kürzere Wartezeiten, eine exklusive Concierge-Hotline, nochmal erweitertere Öffnungszeiten, ein paar andere Vorteile. Und dafür kriegen wir dann nochmal eine extra Premium-Gebühr im Prinzip.
Joel Kaczmarek: Und das schließt aber nicht die Nutzer ab, sondern die Krankenkassen.
Katharina Jünger: Ja, genau. Also deine Krankenkasse sagt, du bist bei der AXA versichert, Partner von uns, dann sagt die AXA, ich will, dass mein Versicherter weiß, hier ist er bei der richtigen Versicherung, weil dadurch, dass er bei der AXA ist, ist er bei der Teleklinik Premium-Mitglied und er kann dadurch eben sich sicher sein, auch wenn mal ganz viel los ist in Corona-Zeiten. Der Premium-Nutzer, der kommt immer in spätestens 30 Minuten dran. Der kann, wenn er Fragen hat, auch telefonisch mit einem exklusiven Concierge über alles nochmal sprechen, Termine telefonisch verschieben etc.
Joel Kaczmarek: Genau. Also ich bin ja so ein Mensch, ich muss ja sagen, bei Gesundheitsthemen finde ich ja so Zweiklassengesellschaft immer ein bisschen irgendwie unschön. Geht dir das nicht auch so?
Katharina Jünger: Ja, also deswegen unsere Basismitgliedschaft, die hat im Prinzip schon alles, was du im Prinzip brauchst. Aber es gibt halt zusätzlich diese Premium-Mitgliedschaft, die es uns auch ermöglicht, unser Geschäftsmodell anders zu tragen, als wenn wir es nur vom Arzt rausbekommen würden.
Joel Kaczmarek: Aber löst sich das nicht auch so ein bisschen auf, wenn jetzt die TK hingeht oder die Barmer und sagt, okay, zack, gebucht, Premium, dann ist ja gefühlt jeder dritte Kunde bei euch, glaube ich, Premium-Mitglied, dann ist es ja auch schon wieder dahin, oder?
Katharina Jünger: Ja, die Versicherung hat auch noch ein paar Vorteile, ein paar B2B-spezifische Vorteile, also zum Beispiel Reportings darüber, also anonymisierte Reportings, inwiefern wir die Patient-Outcomes verbessern, weil halt Patienten nicht so lange warten müssen, bis sie zum Arzt gehen und so weiter. Also es gibt für die auch Vorteile, die einfach als solche so attraktiv sind, dass es sich für sie lohnt, die Premium-Mitgliedschaft abzubauen.
Patrick Pfeffer: Auch wenn Prozesse jetzt per se erstmal langweilig klingen, also für mich ist Telemedizin so eine Art Prozessinnovation. Und es ist für mich genauso offensichtlich, dass das in die Zukunft gehört, wie dass ich jetzt sage, ich muss jetzt nicht im Supermarkt alles nochmal ausräumen, auf das Kassenband legen und wieder rein und dann in meinen Rucksack. Also manche Dinge, vielleicht ärgert man sich da tagtäglich drüber, gehören einfach nicht in die Zukunft mit hinein. Zu Prozessen gehört immer das Thema Effizienz. Kannst du uns mal bildlich klären, wie so ein Effizienz-Case aussieht? Was für ein Einsparpotenzial hat Telemedizin im Vergleich zu, wie es nicht digital läuft?
Katharina Jünger: Ja, das ist tatsächlich wahrscheinlich die komplexeste Frage, die du mir jetzt stellen kannst, weil sie weltweit jetzt noch nicht wirklich geklärt ist. Da muss man kurz dazu sagen, also Gesundheitssysteme, du hast ja schon angesprochen, du magst keine Zweiklassengesellschaften. Das trifft eigentlich schon ziemlich auf den Kern, weil Gesundheitssysteme in der Regel jetzt nicht so ein normaler freier Markt sind, sondern es ist ein Sozialsystem. Was heißt das? Das heißt, wenn man irgendwo ein bisschen Kosten einspart, sage ich, dass es eine neue Innovation gibt, zum Beispiel eine neue Maschine oder ein neues Gerät, dann werden die irgendwo anders wieder draufgepackt. Also das ist jetzt, deswegen ist dieses Kosteneinsparen im System tatsächlich, Tatsächlich krass schwer, das tatsächlich vorzurechnen. In der privaten Krankenversicherung geht es etwas einfacher, da es unsere Kosten ersparen ist, so bei 20 Prozent, die wir vorrechnen können. Das liegt einfach daran, dass eben vor Ort, die Ärzte, die jetzt zuhören, werden es nicht so gerne hören, aber wissen, glaube ich, dass es richtig ist, dass einfach vor Ort halt viele Handlungen gemacht werden, die jetzt nicht unbedingt erforderlich sind. Also jetzt schauen wir doch nochmal irgendwie, jetzt machen wir nochmal ein Röntgenbild oder jetzt schauen wir uns nochmal das an, die aber halt einfach auch für den Arzt, der seine Vergütung optimiert, halt sinnvoll sind, zusätzlich abzurechnen. Und in der Telemedizin ist halt der Fokus rein aufs Gespräch. Und da können wir einfach schon mal grundsätzlich halt weniger abrechnen, als wenn der Patient in die Praxis geht.
Patrick Pfeffer: Kann man dann jetzt vereinfacht sagen, also du musst jetzt nicht mit einem Effizienz-Case rumlaufen, um irgendwelche Türen aufzumachen, sondern ist es mittlerweile politisch gewollt?
Katharina Jünger: Ja, also der privaten Krankenversicherung, die sind schon eher so wie private Unternehmen, die schauen sich das schon auch so stärker an. Aber in der GKV, in der gesetzlichen Krankenkassenwelt ist es wirklich so, die haben einen Versorgungsauftrag. Das sind keine privaten Unternehmen, sondern deren Job ist es, zu schauen, dass sie halt Patienten möglichst gut für möglichst geringe Kosten versorgen. Und da sind sich eigentlich alle mittlerweile einig, dass Telemedizin davon ein wichtiger Teil ist.
Joel Kaczmarek: Also sag mal so, was du gerade gesagt hast mit diesem extra, dem Maken des Patienten, sag ich jetzt mal ein bisschen despektierlich. Also Herr Katschmarek, für Ihren Hautausschlag machen wir jetzt nochmal ein großes Blutbild. Verstehe ich, dass man da sozusagen, also das ist so ein Trade-off, dafür hat man mehr Effizienz, mehr Patienten durch euch quasi pro Stunde. Ist es nicht aber auch so, dass dieses Abrechnungsthema so ein unglaublicher Brechreizfaktor ist, dass so ein Arzt eigentlich super dankbar sein muss, dass ihr diesen ganzen Abrechnungskram übernimmt?
Katharina Jünger: Ja, also du hast ja vorhin auch gesagt, Patrick, dass es für dich ein Prozessthema ist. Das ist auf jeden Fall so. Also ich habe ein paar Kollegen auch im Team, die davor eher E-Commerce gemacht haben, die dann angefangen haben und gesagt haben, Katharina, ihr macht das irgendwie alles so kompliziert. Wir räumen jetzt hier erstmal auf und dann machen wir das alles viel einfacher. Und dann sind die ein halbes Jahr und denken, fuck. ist das ja wirklich noch viel schlimmer als gedacht. Und es ist tatsächlich so, wenn du halt dir anschaust, wie läuft ein Prozess in der Praxis ab? Das ist jetzt eigentlich nicht so komplex. Termin buchen, Termin verschieben, Hallo sagen, identifizieren, Patientenaufnahme, ein bisschen was erzählen, dokumentieren, abrechnen. Das ist eigentlich nicht so viel komplexer, als irgendwie Schuhe kaufen im Internet. Aber es gibt in der Realität, sind halt diese ganzen Zwischenschritte, also es gibt da noch nicht irgendwie zig Software-Provider, wie wenn du jetzt irgendwie einen Online-Shop aufbauen willst, da musst du ja eigentlich nicht mal mehr tech-design, da gibt es ja dann sozusagen off-the-shelf-Provider, Was weiß ich, X-Payment-Provider, X-Identity-Provider, Baukasten für deine Webseite, Shopsysteme. Das gibt es halt alles im Medizinbereich noch nicht. Das heißt, wir müssen jeden dieser einzelnen Schritte wirklich entweder selber bauen oder halt irgendwelche Oldschool-Provider nehmen und dann versuchen, die digital zu machen. Und ein wirklich brechreifes Thema, wie du es genannt hast, ist tatsächlich Abrechnung. Es gibt zig Abrechnungsunternehmen in Deutschland. Wenn irgendjemand von euch, der sich sozusagen die digitale Welt gewohnt ist, sich die anschaut, da graust es euch. Also bevor die Prozesse automatisieren, stellen die lieber 100 Mitarbeiter an, die das per Hand machen. Also das ist ganz weit weg.
Patrick Pfeffer: Du hast gerade ein Stichwort selber geliefert, nämlich Plattform bauen. Kannst du uns vielleicht ein bisschen Einblick in euren Markt und auch das Wettbewerbsumfeld geben? Nämlich Stichwort, es gibt White-Label-Anbieter in diesem Bereich. Ihr seid da ganz anders positioniert, so wie ich es richtig verstanden habe. Kannst du da mal ein bisschen Licht ins Dunkel für uns bringen?
Katharina Jünger: Ja, also Grundunterscheidung erstmal. Es gibt Software, die im Prinzip es dem Arzt ermöglicht, dass er mit seinem Patienten auch per Video spricht. Da gab es jetzt auch in der Corona-Zeit richtig viele. Da war es ja wirklich so, viele Ärzte hatten die Praxis zu. Und dann haben sie im Prinzip, ist es ein besseres Skype. Das ist im Prinzip einfach halt ein Videotool, weil diese ganze Plattform-Funktionalität, die brauchst du ja nicht. Also es ist nicht Terminbuchung. Da ruft dir halt bei dir der Praxis an und du schreibst es in dein Terminbuchung. Und auch die Abrechnung, das funktioniert ja alles, weil irgendwann kommt der Patient nochmal bei dir vorbei, das ist ja dein Patient, schiebt die Karte in das Gerät rein. Also diese echte Plattform-Funktionalität brauchst du in dem Case, ich spreche mit meinem Arzt für Video, brauchst du nicht. Da kannst du auch Skype nehmen, wenn es datenschutzrechtlich nicht anspruchsvoll wäre, aber sozusagen das ist einfach nur so ein Video-Plugin. Genau, das meinst du wahrscheinlich auch mit einer White-Label-Lösung, also sozusagen eine Software, die mein Arzt für die existierende Arzt-Patienten-Beziehung nutzt. Was wir machen, ist ja, wir bauen eben wirklich eine eigene, sagen wir mal, Provider-Brand auf. Wir sagen ja, lieber Patient, wenn du an Krankheit denkst, dann denkst du an Teleklinik. Und bei uns stehen jetzt nicht die Ärzte mit ihrer Brand im Vordergrund, sondern im Vordergrund steht die Teleklinik-Brand, die dir verspricht Geschwindigkeit, Convenience und Qualität. Und wir managen im Prinzip dieses System. Das richtige Zueinanderfinden von Supply und Demand. Wenn man sich jetzt das sozusagen anschaut, also welche Plattformen gibt es, die versprechen, dass sie dir wirklich innerhalb von kürzester Zeit einfach einen guten Arzt an die Hand geben. Da gibt es ein Startup aus Schweden, die heißen Krü. Dann gibt es ein Startup aus England, die heißen Zava. Und dann gibt es noch Dr. Lib, das ist ein Startup aus Frankreich. Keiner von denen bietet es Patienten schon komplett kostenfrei an. Also dieses Thema verkassen Patienten komplett kostenfrei. Plus Rezept, plus eben Versprechen, dass man innerhalb von 30 Minuten mit einem Arzt spricht. Zum Beispiel jetzt Zawa und Prü, da muss ich halt immer noch selber zahlen. Oder Dr. Lipp hat noch keine digitalen Rezepte. Also diese Kombination aus, ich kann wirklich so schnell wie bei Uber mit einem richtig guten Arzt sprechen, der mir auch ein Rezept ausstellt und es kostet nichts. Das gibt es zum aktuellen Zeitpunkt nur bei Teleklinik.
Joel Kaczmarek: Klingt, als hättest du die Lizenz zum Gelddruck.
Katharina Jünger: Dann würden es, glaube ich, schon viel mehr machen, aber es ist einfach brutal schwer. Also die einzelnen Prozessschritte sind wirklich super, super schwer. Und muss man auch dazu sagen, dass es wirklich auch ein bisschen frustrierend ist nach all den Jahren. Alle sagen, es ist ein No-Brainer. Wenn ich euch erwische, wenn ihr das nächste Mal krank seid oder einen Hautausschlag habt, dann bin ich relativ sicher, dass ihr nichts Teleklinik machen werdet, sondern dass ihr dann doch zu eurem Arzt geht. Also, was will ich damit sagen, ist halt ein krasser Behavioral Change, obwohl ihr beide sicherlich Digital Natives seid. Wenn es euch schlecht geht und irgendwie, keine Ahnung, 80 Prozent der Deutschen oder 90 Prozent sind keine Digital Natives, wenn es euch schlecht geht, dann verfallt ihr halt in das gewohnte Verhalten und probiert nicht mal so schnell was Neues aus. Jetzt, selbst bei Zalando, es war ja krass schwer, dass die Menschen angefangen haben, Schuhe online zu bestellen. Aber Schuhe bestellen ist halt irgendwie, da bist du nicht in dem Moment krass emotional verunsichert. Es ist nicht so vertrauensintensiv. Datenschutz ist schon wichtig, aber jetzt nicht so wichtig. Also es sind einfach viele Faktoren, die es super schwer machen, sozusagen das schnell richtig groß zu machen.
Joel Kaczmarek: weil ich gerade überlegt habe, ob ich mir eure App mal installieren soll. Habe ich gerade darüber nachgedacht, habe überlegt, wann würde ich das aufmachen, wann würde ich das benutzen. und bei Hautausschlag definitiv, das geht mir so auf den Nerv, ja. Aber wie macht ihr das denn eigentlich mit der Abrechnung, was du auch gerade gesagt hast? Weil bei mir war immer so, wenn ich gesagt habe, ey, ich habe folgendes, kann ich sie mir nicht eine E-Mail schicken mit einem Foto von meinem Hautausschlag und wir telefonieren oder so. Na, sie müssen ja kommen und einmal das Kärtchen vorzeigen. Wie geht das?
Katharina Jünger: Ja, also gerade das, was du sagst, ist richtig. Wo bist du versichert?
Joel Kaczmarek: TK. Ticker, genau.
Katharina Jünger: Also gesetzlich gesichert. Also Prozess bei uns, was wir auch auf der Plattform abbilden mussten, sind im Prinzip drei Sachen. Das erste, genau was du gesagt hast, du gehst in die Praxis und dann schiebst du ein Kärtchen da in die Hardware rein. Das geht ja nicht digital. Deswegen, das mussten wir digital abbilden. Das heißt, du musst ein paar Daten in der Registrierung eingeben und dann musst du dem Arzt so in die Kamera deine Karte halten, wie du es so kennst von Bankgeschäften, also so Video-Identik. Und dann müssen wir diese Daten halt so dem Arzt zur Verfügung stellen, dass er sie für die Abrechnung nutzen kann. Das Zweite ist, dass diese ganze Videotechnologie, die muss staatlich zertifiziert sein, dass das alles sicher ist und die Diagnosedaten nicht an Dritte gehen. Und das Dritte ist dann im Prinzip im Backend für den Arzt, wie kriegt er die Daten, wie werden die dokumentiert, dass der auf jeden Fall am Ende des Quartals auch sein Geld kriegt dafür, dass er dich behandelt. Weil du gehst da ja im Prinzip hin wie Freibier. Das gibt es ja sonst nicht. Also wie, wenn du jetzt zu Lando gehst und sagst, ich bin bei der TK und dann sagst du Lando, okay, ich schicke dir so viele Schuhe, wie du willst, umsonst.und wir kümmern uns schon im Nachhinein,dass die TK für deine Schuhe zahlt.
Joel Kaczmarek: Okay, verstanden, verstanden. Vielleicht müssen wir auch noch malauf so eine Meta-Ebene gehen,auf der wir noch gar nicht drauf waren. Wir sind ja so straightin dein Geschäftsmodell getauchtund haben hier irgendwieeins nach dem anderen durchgerattert,weil es auch irgendwie spannend ist,keine Frage, abervielleicht gehen wir mal so ganz basic ran. Was hast du eigentlich für dich für eine Definition, ab wann ist für dich ein medizinischer Vorgang eigentlich Telemedizin? Also ist das zum Beispiel was, was Video bedarf? Geht es da immer nur um Abstand zwischen Menschen? Also wo fängst du da an? Weil wir haben jetzt natürlich auch Wettbewerb auf euch gemünzt, aber vielleicht können wir es mal ein bisschen breiter auch spannen, was Telemedizin eigentlich noch alles ist.
Katharina Jünger: Ja, das ist eine super gute Frage und ich glaube, das verschwimmt auch immer mehr, weil eben, wir haben ja vorhin darüber gesprochen, ein Arzt in der Praxis dann seinem Patienten auch anbietet, mach irgendwie was über die Ferne mit mir. Aber die Grunddefinition ist schon, Telemedizin ist dann, wenn ein Arzt dich nicht anfasst.
Joel Kaczmarek: Wobei, wo mir gerade einfällt, du hast gar nicht gesagt, was ist denn der Cut, den ihr nehmt von den Ärzten? Wie viel Prozent gehen an euch?
Katharina Jünger: Das sag ich nicht.
Joel Kaczmarek: Du Schlingel, schade. Ist das teuer? Also ich weiß ja zum Beispiel, wenn man sich so Restaurants anguckt, die mögen ja gerne so diese Lieferdienste nicht, weil die nicht so viel Marge drin haben, dass die immer eben 20, 30 Prozent abdrücken. Sind das auch so die Dimensionen zumindest bei euch, 20, 30 Prozent, dass so ein Arzt halt sagen muss, die haben sicherlich mehr Marge als ein Restaurant?
Katharina Jünger: Ja, also ich glaube, wenn man so eine Plattform aufbaut, dann muss man es ja schon so machen, dass es nachhaltig skalieren kann. Das heißt, es muss den Ärzten ja schon Spaß machen. Gleichzeitig ist es sicherlich sozusagen so, dann haben wir unsere Kosten und der Arzt weiß ja, was wir für einen Aufwand betreiben. Also der braucht nichts außer Computer und Internet. Wir haben die Praxishelferin, wir haben ganze rechtliche, wir machen alle Abrechnungen. Da weiß der Arzt auch, was er sonst an Kosten abdrückt. Das heißt, wir schauen uns halt an, was verdient der Arzt normalerweise in der Praxis wirklich netto. Und im Prinzip müssen wir das matchen, weil sonst kriegen wir die guten Ärzte nicht auf unsere Plattform.
Joel Kaczmarek: So, jetzt haben wir eben versucht, uns mal so eine grobe, sozusagen hoch im Satellitenlook fliegende Definition zu erarbeiten. Was sind denn noch so Use Cases eigentlich für Telemedizin? Also was siehst du noch so, was kann man machen außer reines Arztgespräch mit eurer Technologie?
Katharina Jünger: Also klassische Fälle sind saisonal bedingte Geschichten. Also ich sage jetzt mal, ich habe Husten, Schumpfen, Heiserkeit, ich habe Fieber, ich habe Grippe, ich brauche ein Antibiotikum, rede es mit dem Arzt und er verschreibt dir ein Antibiotikum, du lässt es dir nach Hause schicken. Komplette nervige Journey, Arzttermin vereinbaren, kranklich dahinschleppen, im Badezimmer sitzen, nächste Krankheit einfangen, nach Hause gehen, zur Apotheke gehen, komplett gespart, alles über die App abgewickelt. Klassischer Fall, Verhütungsmittel. Ah, fuck, meine Pillenpackung ist leer, dann kann ich einfach ganz schnell bei Teleklinik mir ein Folgerezept bestellen und die Pillenpackung ist morgen bei mir zu Hause im Briefkasten. Ich habe einen kleinen Sohn, kam vor drei Wochen nach Hause und dann hatte er so ganz rote Bäckchen und so trockene Haut und so Pusteln. Und dann war ich halt verunsichert. Ich habe natürlich, also Ärzte, Praxen sind auch schon zu und ich habe auch keine Zeit, am nächsten Tag zum Arzt zu gehen. Dann habe ich halt ein Foto gemacht und habe das bei Teleklinik um 19 Uhr hochgeladen und habe dann 20 Uhr mit einem Kinderarzt gesprochen. Und dann hat er mir halt erklärt, wenn die Haut nässend ist, machst du das. Wenn sie feucht ist, machst du das. Die Cremarten gibt es, hat mir ein Rezept verschrieben. In dem Fall habe ich am nächsten Morgen auf dem Weg zur Arbeit das in der Apotheke abgeholt. Super praktisch, extrem praktisch, dass ich das machen kann. Jetzt in Corona-Zeiten, wir haben noch nicht so viel über Corona gesprochen vielleicht noch. Was haben wir vielleicht auch angepasst auf unserer Plattform? Zwei Sachen, die sehr spannend sind. Das eine war Corona-Testkits. Also man konnte oder man kann immer noch bei uns sich so ein Corona-Testkit nach Hause bestellen. Da kannst du zu Hause so einen Rachenabstrich machen. Dann wirst du es wieder im Briefkasten in so einem zertifizierten Paket und dann gibst du es ans Labor und dann hast du am nächsten Tag in der Teleklinik App dein Ergebnis und kannst dich halt dann vom Telemedizinarzt betreuen lassen. Was ich muss ins Krankenhaus oder zu Hause bleiben. Da hatten wir halt auch krasse Fälle. Da gibt es halt dann Leute, die haben Corona und die müssen nicht ins Krankenhaus. Wir wollen ja auch nicht die Krankenhäuser verstopfen wie in Italien, aber dann gibt es halt irgendwelche Nebenerscheinungen, wie zum Beispiel eine Patientin hatte halt krasse Herpesflechten auf der Schulter mit ganz, ganz schlimmen Schmerzen, was halt einfach auch ein Effekt von Corona sein kann. Die musste jetzt nicht ins Krankenhaus, aber für die war es einfach super cool, dass sie jeden Tag einmal mit dem Arzt sprechen konnte, was soll sie tun, dass sie sich eher waschen, eher trocken halten, Creme draufschmieren, Schmerzmittel nehmen, welche, wie viel, der Schmerz lässt nicht nach. Also da glaube ich war auch dieses Thema Testing super wichtig. und jetzt haben wir eben auch den Antikörpertest, weil jetzt einfach ja auch für viele das Thema ist, zurück ins Office, kann ich wieder zurück ins Office und wenn ich weiß, ich hatte schon Corona. Dann kann ich natürlich auch mit einer ganz anderen Unbeschwertheit wieder rausgehen und ins Office gehen und so. Genau, deswegen also sowohl wirklich Corona-Testing als auch Antikörpertesting gibt es bei uns auch und ist auch was, was für die Patienten und die Ärzte super wichtig ist, weil da wird jetzt zum Beispiel nur reden nicht helfen. Da brauchen wir ja wirklich die Testergebnisse.
Joel Kaczmarek: Okay, also jetzt lerne ich, als erstes, du gehst nicht mehr zu deiner Mutter, die wird glaube ich beleidigt sein, dass du das Foto von deinem Kind jetzt zu euch wieder auf die Technologie schiebst, als du eine Mama hast.
Katharina Jünger: Die kriegt ganz viele Fotos, die brauche ich nicht beschweren.
Joel Kaczmarek: Aber das waren ja jetzt alles Use Cases bei euch. Siehst du so für die Technologie der Telemedizin insgesamt auch noch andere Geschichten? Also ich weiß nicht, ich glaube Therapie macht ihr auch, hast du gesagt, ne? Psycho meinst du? Ja. Also gibt es sonst noch irgendwie andere Anwendungsfälle, wo du sagst, okay, wow, das was wir machen oder vielleicht habt ihr ja auch Geschäftsmodellecken, wo ihr noch sagt, okay, momentan machen wir klassischer Arztbesuch. Gibt es noch weitere Möglichkeiten, wo ihr darüber nachdenkt, das Geschäftsmodell auszuweiten zum Beispiel?
Katharina Jünger: Ja, wir sind noch ganz am Anfang, also nur um das ins richtige Licht zu rücken. Telemedizin ist noch ganz am Anfang. Unser Schwerpunkt ist aktuell schon Allgemeinmedizin. Das ist unser Schwerpunkt. Und dann sozusagen diese Adjacent-Bereiche, die es halt auch noch gibt. Das ist so Derma, Kinder, Sexualthemen. Aber alles noch ganz am Anfang. Also gerade im Bereich Psyche gibt es krasses Potenzial, was du jetzt gesagt hast. Also dass du halt wirklich sagst, okay, es gibt eine Kurzzeit-Psychotherapie oder eine längere. Man hat auch Coaching-Elemente. Dann im ganzen Bereich. Im Bereich Chroniker ist es mega spannend, weil für uns als Plattform sind natürlich auch die Hochfrequenz-User, die auf jeder Plattform, sehr, sehr spannend. Und da tun wir noch sehr wenig, um sozusagen diesen High-Frequency-Usern richtig coole Experience zu bieten. Also beispielsweise, ich könnte dich ja immer erinnern, wenn du eine PIL in Packungen leer ist und sagen, Achtung, wir wissen ja, wann du deine Packung bestellt hast, jetzt wird die leer, willst du die nicht nachbestellen? Oder zum Beispiel das Thema Sensoren ist auch super spannend. Also bei Chronikern, wenn du halt wirklich sagst, okay, willst du nicht noch den Teleklinik XY-Sensor, damit du halt auch noch die und die Werte in die Teleklinik-App übertragen kannst, dann kann der Arzt dir ja nochmal besser helfen. Genau, also da gibt es wahnsinnig viel, wo wir noch ganz am Anfang stehen.
Patrick Pfeffer: Habt ihr da schon mit Technologieanbietern aus dem Bereich Wearables gesprochen?
Katharina Jünger: Ja, schon vor vier Jahren. Und das ist ja natürlich auch gerade für die Developer bei uns im Team immer total spannend. Das Problem ist, die sind halt noch überhaupt nicht verbreitet. Da gibt es dann x Sensoren und dann haben halt ein paar Chroniker haben den, ein paar Chroniker haben den. Also das ist irgendwie, ja. Und dann der nächste Punkt ist, wie medizinisch validiert ist das? Viele von den Sensoren sind, wenn du Ärzte fragst, sind halt irgendwie Lifestyle, aber noch nicht Medizin. Das heißt, wie brauchbar sind die Daten dann wirklich, damit der Arzt sagt, Dafür hafte ich dann auch und so. Also deswegen, da sind wir noch nicht so richtig weit. Ich finde jetzt das Thema Lab-Testing schon richtig cool. Und zu deiner Frage Geschäftsmodell, das ist auch was, was man natürlich ausbauen kann. Dass ihr zum Beispiel auch, was weiß ich, STD-Testkits, also sexual übertragbare Krankheiten, dass du sagen kannst, okay, ich will wirklich wissen, habe ich HIV oder so und mich dann wieder beraten lasse, was muss ich denn jetzt machen? und so weiter.
Patrick Pfeffer: Stichwort Internationalisierung. Ich kenne das aus dem eigenen Unternehmen. Da kämpfen wir immer mit der Tatsache, das Internet hört an der deutschen Landesgrenze auf. Ist das im Bereich Telemedizin genauso?
Katharina Jünger: Das Internet hört an der deutschen Landesgrenze auf.
Patrick Pfeffer: Inwieweit? Ja. Kannst du wirklich deine Services Ich frage es gerne nochmal. Aber kannst du wirklich so mir nichts, dir nichts, deine Services länderübergreifend anbieten?
Katharina Jünger: Okay, also du sprichst eine Kernhypothese von uns an und wir sind davon überzeugt, dass es jetzt keinen internationalen Telemedizinanbieter geben wird, sondern es wird pro Land einen dominanten Träger geben, der 70% plus Marktanteil haben wird. So ist es auch in Schweden, so ist es in den USA, so ist es in England, weil, das macht es ja so anspruchsvoll, kein normales B2C- oder B2B-Modell ist, sondern ein Modell ist, das sich ganz, ganz, ganz genau in das jeweilige System einpassen muss. von wie dürfen Ärzte da überhaupt mitmachen, über wie ist die Haftung, über wie sind die Vertragsverhältnisse, wie ist die Erstattung, wie läuft es mit dem digitalen Rezept. Das ist in jedem Land anders. Und insofern glauben wir, es wird ein Player pro Land geben. Das heißt aber auch, wir fokussieren uns ausschließlich auf Deutschland.
Patrick Pfeffer: Und trotz der Städten Steigerung von Selbstzahlern? Man sagt ja also wirklich, dass die Selbstzahler-Mentalität bei uns vor fünf bis zehn Jahren auf einem sehr niedrigen Level war. Und dank Napster und Co. ist das Ganze dann irgendwie stets gestiegen. In dem Bereich nicht?
Katharina Jünger: Es ist immer noch nicht relevant.
Joel Kaczmarek: Und was mich ja mal so interessieren würde, also ich bin ja so Geschäftsmodellonkel, ich will das noch mal weiter vertiefen mit dir. Funktioniert sowas wie Lead Generation eigentlich bei euch? Also wenn du zum Beispiel hingehst und sagst, pass mal auf, 78 Prozent unserer Patienten hier, die gehen raus, zack, bumm, fertig, sind happy. Aber ich will jetzt hier MRTs vermitteln, Röntgenaufnahmen, Blutbilder. Blut machst du sogar selber mit deinem Labor, ja, aber ist das ein Modell? Also zahlt dir irgendwie, was du ja gesagt hast, am MRT machst du dir eine goldene Nase. Geben die dir Geld für einen Kunden oder für einen Patienten, den du weiterleitest?
Katharina Jünger: Ja, da sprichst du ein sehr spannendes Thema an. Ich muss ein bisschen aufpassen, was ich sage. Also erstmal aus einer juristischen Perspektive ist es so, dass im deutschen Gesundheitswesen dieses ganze Thema, sich sozusagen Patienten zu schachern, extrem streng beachtet wird. Auch zu Recht. Also wirklich auch strafrechtlich. Also da kannst du auch ins Gefängnis kommen. Es gibt sehr viel, was Antikorruptionsmaßnahmen anbelangt. Auch zu Recht, weil man will ja nicht, dass der Patient dahin geht, wo der Kollege am meisten Provisionen für bekommt, sondern dahin, wo es sozusagen am besten ist. Was heißt das für uns? Das heißt halt für uns, der Patient muss immer die Wahl haben. Das heißt, was wir nicht machen können, ist zu sagen, wir schicken dich immer dahin, wo wir die meiste Provision bekommen, sondern wir können dir halt eine Auswahl darstellen und dann können wir halt dafür, dass verschiedene Parteien sozusagen an unsere Plattform angeschlossen sind, können wir eine Gebühr verlangen. Also konkret, wir können jetzt nicht sagen, wir schicken dich immer nur zu der einen Apotheke, Aber wir können schon sagen, okay, liebe Apotheken, damit ihr bei uns gelistet werdet, müsst ihr halt eine IT-Anschlussgebühr zahlen oder ähnliches. Und insofern, ja, also Teil unserer Vision und der Attraktivität unserer Plattform ist schon auch, dass halt die Patienten und ihr ganzes Verhalten halt, ja, dass es darum viel Geld geht. Und dass wir, wenn wir es wirklich schaffen, der erste Touchpoint für dich zu sein und der vertrauensvolle Partner für deine Gesundheit zu sein, wir insofern natürlich auch sehr eine hohe Relevanz haben.
Joel Kaczmarek: Okay, aber IT-Anschlussgebühr, das klingt schon ein bisschen nach Wegelagerei. So, hier, guck mal, du kannst mit dabei sein. Wir haben viele Kunden, aber wenn du daran partizipieren willst, dann ist hier mein Klingelbote.
Katharina Jünger: Wir machen natürlich auch viel. Also ich meine, wir kümmern uns ja auch für diese ganzen Player, die jetzt selber nicht so viel mit digital zu tun haben, um das gesamte digitale Setup. Also um Payment, Patientenidentifizierung, dass die wirklich ihr Geld bekommen, Marketing und so weiter. Also wir machen da auch schon was dafür. Aber das ist einfach sehr, sehr reguliert. Und was ich sagen kann, ist, du kannst nicht einfach Geld dafür nehmen, dass du irgendwie die Patienten hin und her schacherst, sondern das Entscheidende ist immer, der Patient muss ein freies Wahlrecht haben. Und wir sind halt eine Plattform, die sozusagen verschiedene Akteure aggregiert. Aber der Patient hat immer die freie Wahl. Und ja, wir kriegen auch eine Vergütung dafür, dass wir den Akteuren es ermöglichen, auf der Plattform miteinander zu spielen.
Joel Kaczmarek: Wie vermarktet ihr euch denn eigentlich selber? Also es ist ja auch, wenn man irgendwie für medizinische Dienstleistungen wirbt, nicht ganz so trivial in Deutschland. Wie macht ihr Marketing für euch?
Katharina Jünger: Frag mal unser Marketing-Team. Also wir machen klassisch die Performance-Kanäle. Ungefähr 50 Prozent bei uns ist Organic, 50 Prozent ist Paid. Stark Search, also eben Dann, wenn du wirklich das Problem hast, dann konvertiert es einfach am besten bei uns. Da gibt es Begriffe, auf die du nicht bieten darfst, auf viele darfst du aber auch bieten. Also Symptome oder sowas, das geht eigentlich alles relativ gut. Medikamente zum Beispiel ist eher schwierig.
Joel Kaczmarek: Und wie hast du denn eine Firma eigentlich aufgebaut? Mit wessen Geld war das denn eigenes? Hast du Investoren? Das ist vielleicht auch für den Einwanderer interessant.
Katharina Jünger: Ja, also ganz am Anfang war es tatsächlich sehr schwierig, klassisches Venture Capital zu bekommen. Wir hatten so ein bisschen diese Exist-Förderung. Ich weiß nicht, ob du die kennst, so eine staatliche. Und dann hatten wir wirklich sehr innovative deutsche Business Angels. Also zum Beispiel Michael Brehm, der ja StudiVZ, SchülerVZ mitgegründet hat. Stefan Wiskemann, der hat Ricardo, also das Schweizer Ebay gegründet. Urs Keller, der hat Billiger.de und Plansports und Web.de und so weiter. Also auch cooler Business Angel. Ja, also wir haben verschiedene super, super coole deutsche Business Angel, die mir wirklich über die Jahre immer die Stange gehalten haben und immer auch in Krisenzeiten da waren. Also wenn ich nochmal eine neue Firma gründe, all diese Business Angels sind wirklich ganz toll und haben uns unglaublich unterstützt. VCs haben immer gesagt, schwierig, der deutsche Markt ist ja so reguliert, die Deutschen sind so konservativ, ganz, ganz schwierig. Und wir haben dann 2016 unser erstes kleineres VC-Ticket bekommen, das waren 1,5 Millionen. Und dann, nachdem dieses Fernbehandlungsverbot gefallen ist, Ende 2018 7 Millionen von ID Invest, das ist der größte französische Fonds. Und jetzt werden wir bald eine nächste Runde announcen.
Joel Kaczmarek: Also können wir mal zum Abschluss machen, Prä-Post-Corona. Du musst ja wahrscheinlich gerade hier on Steroids laufen eigentlich, oder?
Katharina Jünger: Ja, also wenn du uns fragst, ist die Corona-Hysterie schon wieder vorbei. Also wir sind da so sensibel, sagen wir immer wie Bild.de. Du merkst ja auch schon, bei Bild, Corona kommt nicht mehr so wirklich auf dem Titelblatt vor. Das heißt, die Leute klicken es nicht mehr. Und so ist es bei uns schon auch. Also die krasse Corona-Hysterie, das war im März und die erste Aprilwoche, da sind wir schon so weekly, week over week mit 50 Prozent gewachsen. Also da ist es wirklich richtig krass gewesen. Jetzt mittlerweile ist Corona schon noch relevant, aber es ist schon wieder back to new normal, sage ich mal.
Joel Kaczmarek: Okay, also 50% Wachstum finde ich noch nicht krass. Also wenn ich hier sehe, dass irgendwie Brotbackmaschinen 380% gewachsen sind oder so.
Katharina Jünger: Für uns, wir wachsen normalerweise so im Schnitt monatlich mit 20%. Für uns war 50% wöchentlich, 5 Wochen hintereinander, war schon ganz okay.
Joel Kaczmarek: Ja, geil ist das schon, aber weißt du, was man so sieht, ist ja alles gerade aus dem Angeln gehoben. Und ich glaube, was man aber fairerweise schon sagen sollte, finde ich, oder musst du mal sagen, bist du die Expertin, meine These, ich glaube, prägt Corona war vieles von dem, was du jetzt tust, noch so ein bisschen irgendwie, wurde antiseptisch irgendwie so mit Fingerspitzen gerade angefasst und ich glaube, ist deutlich salonfähiger geworden danach.
Katharina Jünger: Ja, also es ist auf jeden Fall so, dass zumindest die meisten Deutschen schon mal irgendwie davon gehört haben. Es ist aber trotzdem noch lange nicht Mainstream. Also Telemedizin ist für mich also ähnlich wie irgendwie Essen bestellen. Du musst halt wirklich es schaffen im Moment, wo derjenige super emotional unterwegs ist. Also wie sozusagen ich habe Hunger und jetzt muss ich wissen, welche App ich auf meinem Handy habe, damit ich auf jeden Fall da bestelle. Über Google wirst du es nicht schaffen. Das heißt, du musst wirklich eine Brand aufbauen. Und das ist auch ganz ehrlich gesprochen für uns der nächste Schritt. Also deswegen machen wir jetzt auch diese Runde. Das, was wir bisher gemacht haben, ist toll und ich bin extrem stolz darauf. Aber sozusagen eine Relevanz, eine echte Relevanz im Leben der meisten Deutschen haben wir noch lange noch nicht. Und das ist jetzt für uns der nächste Schritt. Das heißt jetzt wirklich im Bereich Brand richtig Gas zu geben und da freue ich mich drauf.
Patrick Pfeffer: Gebt doch mal ein bisschen Ausblick. Also wie könnte das tatsächlich gelingen?
Joel Kaczmarek: TV. TV, du musst ja tiefe Taschen anhaben, nächste Finanzierungsrunde.
Katharina Jünger: Also wir haben ein extrem starkes Marketing-Team, das auch mit wenig Geld, glaube ich, das sehr, sehr effizient gemacht hat. Wir schaffen es, 20% manuell zu wachsen, aber sind natürlich noch weit weg davon, jetzt wirklich highly relevant zu sein. Und dafür sind zum einen das Thema TV ist schon was, was jetzt dann along the road kommen muss. Und das zweite ist das Thema Partnerschaften. Kann ich jetzt noch nicht announcen, aber es gibt einfach große Unternehmen, die schon heute sehr, sehr, sehr viel Traffic haben und für die wir extrem spannend sind. Und wenn wir es da schaffen, die Partnerschaften zu schließen, die wir schließen, dann werden wir einfach plötzlich auf ein ganz anderes Niveau kommen, weil wir halt integriert sind in existierende große Customer Bases.
Patrick Pfeffer: In welche Richtung geht das? Tech, Life Sciences, Healthcare Provider?
Katharina Jünger: Plus Media, also in den Bereichen. Ich kann es tatsächlich jetzt noch nicht sagen, aber in vier Wochen, denke ich, werden wir das announcen können.
Joel Kaczmarek: Ja, ich frage mich, ich denke ja auch gerade die ganze Zeit schon darüber nach, ob ihr eigentlich so Yameda-Direktintegration bräuchtet, ja, und dann überlege ich aber, ob das sozusagen schon wieder Geschäftsmodellkonfliktär ist, weil Yameda Geld kriegt von Ärzten, dass die inserieren und ihr dann sozusagen sagt, ne, geht nicht zu den Ärzten, dann ruft die lieber an, aber das wären ja eigentlich sozusagen so die Denke dahinter, oder, dass man sagt, jemand, der Leute hat, die mit dem Mindset kommen. Genau. Gut, liebe Katharina, ich lerne, ich rede mit dir mal über Podcast-Werbung. Also wer TV macht, der kann auch mal in einem auditiven Umfeld was werben. Nein, Spaß beiseite. Es war ein sehr spaßiger Ritt und ich glaube auch unterhaltsam. Also es ist ja wirklich so ein No-Brainer-Thema und doch ertappt man sich dabei, wie du gesagt hast, dass man Berührungsängste hat. Von daher bin ich dir sehr, sehr dankbar, dass du uns mal Berührung beschaffen hast sozusagen damit. Und ja, wir drücken dir natürlich die Daumen, was noch so kommt, oder? Lieber Patrick.
Patrick Pfeffer: Ja, von meiner Seite vielen, vielen Dank für das Gespräch und die Einblicke, die du uns gegeben hast. Und ich habe mir fest vorgenommen, auch wenn du es ja angezweifelt hast, ich möchte meinen nächsten Arztbesuch über die Teleklinik starten. Ich möchte es wirklich mal probieren. Wir haben es während der Corona-Krise gemerkt, dass der eine oder andere mal wirklich Dinge ausprobiert, die er von sich selber nicht erwartet hätte. Also von Möbel lackieren über Fahrrad selber reparieren etc. pp. Ich werde über meinen inneren Schweinehund springen und werde mich mal telemedizinisch beraten lassen, sofern das nächste Mal nötig ist.
Katharina Jünger: Sehr gut. Ich werde es nicht wissen, weil ich die Daten nicht anschauen kann, sondern nur die Ärzte. Aber ich würde mich extrem freuen, wenn ihr es mal ausprobiert und freue mich immer über Feedback.
Joel Kaczmarek: Hervorragend. Dann lieben Dank dir und alles Gute.
Katharina Jünger: Ciao, ciao.