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David Wortmann: Hallo und herzlich willkommen zum Deep Dive Cleantech Podcast hier bei Digitalkompakt. Ich bin David Wortmann, Gründer und Geschäftsführer von DW ECO, einer auf Cleantech spezialisierten Unternehmens-, Politik- und Kommunikationsberatungsagentur. Lass mich diese erste Ausgabe hier im Jahre 2020 mit einer kurzen Rückschau auf 2019 beginnen. Denn parallel zu unserer Cleantech-Podcast-Reihe ist das Klima- und Umweltschutzthema auch gesellschaftlich ganz schön nach oben auf die Agenda gerückt. 2019 stand sehr stark unter dem Einfluss von Fridays for Future. Keiner hätte gedacht, dass die schwedische Schülerin Greta Thunberg nun zum großen Vorbild werden würde für Hunderttausende von Schülerinnen und Schülern, die 2019 jeden Freitag auf der Straße standen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Irgendwann kamen dann die Kritiker und die sagten, lasst uns doch mal die Profis machen. Naja, und diese Profis haben wir in unserer Podcast-Reihe ein ganzes Jahr lang, Monat für Monat zu Wort kommen lassen. Immer haben wir versucht, Geschäftsmodelle oder Technologien genauer zu beleuchten oder mit Wissenschaftlern, Visionären und Managern zu reden, um zu schauen, wie sich deren Aktivitäten positiv auf den Klima- und Umweltschutz einzahlen. Wir haben uns das Thema Mobilität angeschaut. Wir haben zum Beispiel mit Christopher Burkhardt von Chargepoint darüber gesprochen, wie wie man möglichst schnell eine Ladeinfrastruktur für Elektromobilität aufbauen kann. Mit Valerian Seiter von EMI haben wir über seinen E-Scooter gesprochen, den er in Berlin, Stuttgart, Düsseldorf und in vielen anderen Städten nun weiter ausbaut. Mit Gunnar Froh, dem Gründer von Wunder Mobility, haben wir über Sharing-Geschäftsmodelle gesprochen. Die Kreislaufwirtschaft haben wir insbesondere in unserem Podcast mit Matthias Spanek thematisiert. Der Gründer und Geschäftsführer aus Konferenz Von Scrapple, der einen digitalen Marktplatz für Schrott aufgebaut hat. Mit Philipp Siefer und Waldemar Zeiler haben wir über nachhaltige Produktion gesprochen. In Ihrem Fall von Kondom und Hygieneartikel. Mit Ihrer Firma Einhorn setzen Sie ein ganz besonderes, positives Beispiel auf, was die nachhaltige Unternehmensmanagementstruktur für Zukunftsunternehmen anbelangt. Im kommenden Sommer werden sie nun jetzt auch das Olympiastadion füllen, um dort mit bis zu 90.000 Menschen Petitionen für besseren Klimaschutz, für mehr Gerechtigkeit und andere tolle Themen im Bundestag einreichen zu können. Für Inspiration und Vision hat in unserer Podcast-Reihe vor allen Dingen Bertrand Piccard gesorgt. Er ist einer der letzten großen Abenteurer. Er ist mit einem Solarflugzeug und einem Heißluftballon als erster Mensch um die Erde geflogen und hat dort viel von seinen Erkenntnissen und Teilhaben. lassen. Orientierung und Überblick haben uns insbesondere gegeben Sven Plöger. Er hat uns nicht nur den Unterschied zwischen Wetter und Klima erklärt, sondern auch, wie dringend wirklich Klimaschutzmaßnahmen nun sind, wie wenig Zeit wir eigentlich haben zum Umsteuern. und Andreas Kuhmann, Chef der Deutschen Energieagentur, hat uns einen aktuellen Stand der Energiewende in Deutschland gegeben. Und Claudia Kempfert, Wissenschaftlerin am Deutschen Institut für Wirtschaft, hat uns eine Bewertung des Klimaschutzpaketes der Bundesregierung gegeben, welches sie im September verabschiedet haben. Hier haben wir insbesondere mit Christopher Fichtner von EcoWorks gesprochen über die Wärmewende in Gebäuden. Wir haben mit Anyway und deren Geschäftsführerin Varena Junge über die Revolution im Strommarkt gesprochen und haben mit Paul von Sonn darüber gesprochen, wie die Energiewende auch in der Wüste und aus der Wüste gelingen kann. Wir werden natürlich unsere Podcast-Reihe auch in diesem Jahr weiter fortführen und freuen uns immer auf eure Themen und Interviewvorschläge. Aber ein großes Anliegen von mir ist es auch, den Aktionsradius immer weiter zu erweitern, um sozusagen aus dieser Cleantech- und Social-Impact-Blase herauszukommen. Denn wir brauchen einfach mehr und mehr Akteure, die insbesondere auch mit neuen Geschäftsmodellen und Technologien einen positiven Einfluss auf den Klimaschutz bringen können. den physikalischen Kippmomenten des Klimas auch technologische Kippmomente der Wirtschaft und eben auch Verhaltenskippmomente der Gesellschaft beziehungsweise uns Konsumenten entgegensetzen. Ich habe aber nicht nur versucht, Profis aus der Wirtschaft in unserem Podcast zu Wort kommen zu lassen, sondern habe auch einige Initiativen in der deutschen Wirtschaft mit initiiert. Zum Beispiel die Und Entrepreneurs for Future, dort haben wir Anfang letzten Jahres mobilisiert und vor allen Dingen Unternehmen, die heute schon Geschäftsmodelle und Technologien haben, dazu gebracht, sich zu äußern und zu sagen, ja, wir sind die Profis, wir haben diese Geschäftsmodelle, wir haben diese Technologien, die gibt es eigentlich schon längst. Und über 4000 Unternehmen haben bereits investiert. Hier sich geäußert und unterstützen insbesondere auch die Fridays for Future Bewegungen. Parallel dazu habe ich mit einigen Digitalunternehmern die sogenannten Leaders for Climate Action mit ins Leben gerufen. Das sind führende Digitalunternehmen Deutschlands, wie zum Beispiel Zalando, West Wing, Idealo. Und viele, viele andere bekannte Unternehmensgrößen aus der Digitalszene, die gesagt haben, wir haben nicht nur politische Forderungen für mehr Klimaschutz, sondern wir wollen auch zeigen, dass wir uns selber auf den Weg machen. Und sie haben einen sogenannten Green Pledge entwickelt, den wir nun gemeinsam umsetzen. Das heißt, diese Unternehmen sind gerade dabei, sich Stück für Stück CO2-neutral zu stellen. Und dann natürlich auch, ihre digitalen Ansätze in die Klimaschutzdiskussion mit einzubringen. Ein weiteres Projekt, was mir wirklich sehr im Herzen liegt, war die Gründung des Arts & Nature Social Clubs. Hier versuchen wir über reale Salonabende die Kunst und Kultur als Transmissionsriemen zu schaffen, um wieder mehr Empathie für Wohnungen, das Lebendige und die Natur zu kultivieren und auch das Auswirken unseres Agierens wieder in den Kontext eines globalen Geobiosystems zu rücken, dessen Bestandteil wir ja eigentlich sind. Hier laden wir regelmäßig Profis aus der Wirtschaft und der Wissenschaft ein, aber insbesondere auch kulturschaffende Künstler und Musiker, die nicht nur ihre Kunst und Kultur präsentieren, sondern auch in kurzen Interviews zu Wort kommen lassen. Aus unserem ersten Salon möchte ich euch einen kleinen Ausschnitt präsentieren. Ich interviewe hier Professor Braungart, dem globalen Kreislaufwirtschaftspapst, und Hanna Helmke, eine sehr erfolgreiche junge Start-up-Unternehmerin im Bereich CO2-Bilanzierung und bespreche mit beiden den Zusammenhang zwischen Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz bzw. CO2-Reduktion. Eingeführt werde ich von Johann Hähling von Lanzenauer, dem Initiator des Arts & Nature Social Clubs. Die Diskussion wird live vor Publikum im Hotel de Rome in Berlin geführt. Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Zuhören und wünsche uns allen für 2020, dass wir nicht nur zuhören und reden, sondern dass 2020 vor allem ein Jahr des Schaffens wird, ein Jahr des Machens wird, ein Jahr toller Geschäftsmodeller, neuer Technologien, die sich alle positiv auf den Klima- und Umweltschutz einzahlen.
Speaker 0: David Wortmann ist nicht nur Beirat im Arts & Nature Social Club. David Wortmann ist auch Gründer und Geschäftsführer von DWR ECO und ein sehr versierter PR- und Unternehmensberater. Darf ich das so sagen? Und wird an der Stelle übernehmen.
David Wortmann: Danke.
Speaker 2: Ja, Johann, ganz besten Dank für die kurze Einführung. Wir wollen natürlich versuchen, diesen Abend so kurzweilig wie möglich zu machen. Wir haben eine kurze Diskussion vor von 20, 25 Minuten in etwa mit zwei Gästen, die ich Ihnen gleich vorstellen werde. Und zwar zum Thema unseres heutigen Abends Kreislaufwirtschaft. Ich möchte jetzt zu Beginn Hanna Helmke kurz vorstellen. Hanna Helmke ist Wirtschaftsministerin. Gernot bei der Rechten hier, Gründerin von Right Based on Science, ein Start-up, welches sie gemeinsam mit Sebastian Müller 2016 gegründet hat. Sie bezeichnet sich, und das nehme ich als Zitat von ihrer Homepage herunter, sie bezeichnet sich als herausfordernd ehrlich und ihre Integrität dem Richtigen gegenüber eine lösungsorientierte Vertreterin der Zuversicht. Was sich dahinter verbirgt und was ihre Einstellung ist, auch zu diesem Thema, wird sie uns später verraten. Ich möchte ferner vielleicht einen kurzen Applaus gerne an Hanna Helmke. Gerne ebenso auch Professor Michael Braungart kurz zu uns bitten. Wo ist er? Er hat zusammen mit William MacDonald das bekannte Cradle-to-Cradle-Konzept entwickelt. Darüber werden wir gleich etwas mehr erfahren. Er ist ein sehr visierter Wissenschaftler, ein sehr bekannter Wissenschaftler, einer der Päpste, würde ich sagen, im Thema Kreislaufwirtschaft. Er ist aktuell Professor an der Universität Rotterdam. Er hat eine Gastprofessur an der University of Virginia und ist zudem auch noch Professor an der Universität Lüneburg. Also zahlreiche Professoren und gerade als ich das kurz vor Abgespräch hatte, es gibt noch viele andere Aktivitäten, das wird zu weit jetzt führen. Er erhielt allerdings, das möchte ich ganz gerne noch erwähnen, den Presidential Green Chemistry Challenge Award in den USA. Also insofern auch ein sehr weltbekannter Vertreter seines Faches. Ja, herzlich willkommen, Sie beide. Steigen wir doch gerne, es kann immer wieder applaudiert werden. Herr Professor Braungart, vielleicht fangen wir mit Ihnen an. Wie ich gerade schon erwähnte, gelten Sie als weltweiter Papst des Credit-to-Credit-Prinzips, was möglicherweise auch nicht jeder hier kennt. Wir kennen Begriffe wie Kreislauf, Kreislaufwirtschaft, Recycling, Upcycling, Downcycling. Können Sie vielleicht einfach mal zu Beginn an etwas Orientierung in diese Begriffswelt bringen und erklären, was dieses Prinzip denn ist und warum es so bedeutsam ist?
Speaker 1: Ja, also ich bin deshalb so gerne da, weil es ja gerade darum geht, das Verhältnis zwischen Menschen und den anderen Lebewesen sich nochmal neu anzugucken. Und da gibt es halt sehr erstaunliche Dinge. Die Leute denken, sie schützen die Umwelt, wenn sie ein bisschen weniger Schweinereien machen. Also schütze die Umwelt, mach weniger Müll oder schütze das Klima, nimm die Bahn. Das ist doch gar kein Schutz, das ist nur weniger Zerstörung. Das wäre so, wie wenn ich sagen würde, schütze dein Kind, schlage es nur fünfmal anstatt zehnmal. Oder deinen Mann, je nachdem. In dieser Logik hat ein Land wie Polen die Umwelt so viel besser geschützt als Deutschland einfach durch Ineffizienz. Dadurch konnten die die ganzen Feuchtgebiete nicht kaputt kriegen, weil sie das Geld nicht hatten. Also wir müssen erst fragen, was ist das Richtige und nicht, wie machen wir es richtig. Also es geht um Effizienz und Effektivität. Die Natur ist nicht effizient, aber eben effektiv. Das heißt, wenn ich von Berlin nach Hamburg möchte, dann hilft es mir nicht, effizient nach Leipzig zu fahren. Ich muss erst mal fragen, was ist das Richtige. Und im Moment machen wir das Falsche richtig und damit richtig falsch. Eine Stadt wie Berlin möchte klimaneutral sein. Ich meine, was Dümmeres gibt es doch gar nicht. Und die Grünen beschließen das auch, Klimaneutralität. Und jeder Konzern hat jetzt eine klimaneutrale Broschüre. Sie können nur klimaneutral sein, wenn sie nicht existieren. Also schauen Sie, kein Baum ist doch klimaneutral. Also warum wollen wir dümmer als Bäume sein? Ein Baum ist immer gut fürs Klima. Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause und sagen, ich bin heute kinderneutral. Ich will doch gut für meine Kinder sein. Das heißt, Cradle to Cradle heißt, die Menschen als Chance zu begreifen. Also nicht zu sagen, kannst du 20% weniger Schwein sein, sondern zu sagen, wie kannst du nützlich sein und nicht weniger schädlich. Also nicht den ökologischen Fußabdruck zu minimieren, sondern einen großen Fußabdruck zu haben, der aber ein Feuchtgebiet wird. Also alles, was verschleißt, Schuhsohlen, Bremsbeläge, Autoreifen, wird so gemacht, dass es biologische Systeme unterstützt. Alles, was nur genutzt wird, Waschmaschinen, Fernseher, die verbrauche ich doch gar nicht, die nutze ich ja nur, geht in die Technosphäre. Es gibt also keinen Abfall mehr, aber es geht nicht bei Cradle to Cradle ein Konzept ohne Abfall, denn dann denken Sie ja immer noch an Abfall. Es wäre so, wenn ich sage Denken Sie nicht daran, wie Donald Trump ohne künstliches Haarteil aussieht, dann denken Sie genau daran. Denken Sie nicht daran, wie ein rosarotes Krokodil aussieht. Also es geht nicht um eine Welt ohne Abfall, sondern eine Welt, wo alles Nährstoff ist, wo alles nützlich ist. Daraus entstehen völlig neue Produkte, zum Beispiel Teppichböden, die aktiv die Luft reinigen, die nicht nur giftig sind. und man verkauft diese Teppichböden nicht mehr, sondern man verkauft nur zehn Jahre Fußbodenverpackungsversicherung, dann kann der Hersteller das beste Material nehmen, nicht den billigsten Dreck. Oder man verkauft eben 3000 Mal waschen anstatt einer Waschmaschine. Dadurch kann man anstatt 150 billige Kunststoffe vier Kunststoffe verwenden, die wieder in tatsächlichen Kreisläufe zurückgehen können. Also das ist manchmal, jetzt setzt sich das ja schnell davon, es gibt über 11.000 Produkte schon auf der Welt und manche sind ein bisschen mehr Knödel zu Knödel oder so zu sagen. Also es gibt Qualitätsprobleme, aber es wird jetzt schick. Also es setzt sich mit einer Geschwindigkeit um, wie ich sie selber nicht erwartet habe.
Speaker 2: Cradle to Cradle als Prinzip, als Philosophie. Es gibt keinen Abfall, es gibt Materialströme und Wertstoffströme.
Speaker 1: Ja, alles ist Nährstoff.
Speaker 2: Alles ist Nährstoff. Hanna, du hast dich auf den Weg gemacht, nicht über die Wissenschaft die Welt zu revolutionieren, sondern mit einem Unternehmen, welches du 2016 gegründet hast.
David Wortmann: Was ist denn euer Ziel?
Speaker 0: Also das Ziel ist erstmal nicht, die Welt zu revolutionieren, sondern meine kleine Welt zu revolutionieren. Ich habe mich tatsächlich gerettet in mein eigenes Unternehmen, weil ich mit der Art und Weise, wie gewirtschaftet wird, wie der Anspruch an die eigene Arbeit ist in der normalen Wirtschaftswelt heute, hat mir die Seele ausgehöhlt. Und der einzige Rückzugsort war ein eigenes Unternehmen, das man so aufbaut, dass es die Bedingungen liefert, die man braucht, um glücklich zu sein. Aus diesem Projekt ist dann doch etwas Größeres entstanden. Also so langsam merken wir, was wir da machen, hat eigentlich doch ein bisschen Impact und kriegt Aufmerksamkeit. Was wir tun, ist jetzt mit einem Zwölf-Mann-Team, bestehend aus Naturwissenschaftlern, Mathematikern, Softwareentwicklern, Datenwissenschaftlern, Finanz- BWLern, Juristen. Wir berechnen den Beitrag einer einzelnen wirtschaftlichen Einheit zum Klimawandel und drücken den direkt in der Grad-Celsius-Zahl aus. Wir sagen also, dass ein Unternehmen XY unter einem bestimmten Szenario bis 2050 3,2 Grad kompatibel ist. Was bedeutet, wenn alle sich so verhalten würden wie das unter dem Szenario, was wir uns angucken, würde sich die Erde bis 2050 um 3,2 Grad erwärmen. Wir wissen aus der Klimawissenschaft, dass in einer 3,2 Grad Welt dann die heftigen Konflikte anfangen, wo man den Planeten aus seiner Balance so weit rausgerissen hat, dass sich neue Balancen einstellen, die hoch riskant sind für den Menschen. sodass man diese Geschichten an die ökonomische Aktivität und wie ein Unternehmen im Moment wirtschaftet ketten kann und diese Geschichten auch mal anders erzählen kann, als zu sagen, ich habe dieses Jahr 10.000 Tonnen CO2 gespart und letztes Jahr nur 9 und deswegen bin ich dieses Jahr ganz toll. Da sagen wir, Sie sind immer noch ein 5 Grad Unternehmen. Da müssen Sie ein bisschen mehr rangehen. Das machen wir.
Speaker 2: Schaut ihr euch denn nur CO2 oder alle Treibhausgase an?
Speaker 0: Wir schauen uns alle Treibhausgase an. Im letzten halben Jahr haben wir ein Klimamodell in unser Modell integriert. Also wir bauen ein ökonomisches Climate Impact Modell. Und im letzten halben Jahr haben wir ein Klimamodell integriert, was den ganzen Carbon Cycle abbildet. Also den Austausch von CO2 vom Planeten und in der Atmosphäre. Und hier können wir tatsächlich alle Treibhausgase in ihren unterschiedlichen Auswirkungen auf das Klima separat eingeben, wenn wir die Daten von den Unternehmen haben. Ja, das ist natürlich der Bottleneck, ja.
Speaker 2: Was Unternehmen machen können, darüber sprechen wir gleich nochmal, aber ich versuche zusammenzufassen, ihr versucht Treibhausgasen ein Gesicht zu geben, um letztendlich diesen Treibhausgaben auf die Schliche zu kommen und sie zur Strecke zu bringen. Und wie man das tut, da können wir gleich nochmal drüber sprechen. Jetzt schwenken wir nochmal ganz kurz zum Thema und versuchen dann insgesamt gleich mal den Bogen nochmal zusammenzubinden zwischen der Treibhausgaswelt und der Kreislaufwelt. Wir haben jetzt Professor. Vor zwei Tagen hat das Umweltbundesamt neue Zahlen vorgestellt und gesagt, dass jeder Einzelne, wie wir hier im Raum sitzen, im Durchschnitt ungefähr 226 Kilo allein an Verpackungsabfall erzeugen pro Jahr. Und das ist eine Steigerung gewesen von sechs Kilogramm vom Jahr davor. Das heißt, eigentlich sehen wir ja keine Verbesserung und das ist ja jetzt auch nur in Deutschland. Wir haben aufstrebende Entwicklungsländer, was auch erfreulich ist, dass Wirtschaftswachstum ja auch woanders stattfindet, aber das geht natürlich auch einher mit mehr Müll und mehr Verpackung. Wie werden wir denn mit dem Prinzip, was Sie propagieren, dieser Situation her?
Speaker 1: Ja, also zuerst mal gehört schon dazu, dass wir begreifen, dass wir praktisch 30 Jahre nichts gemacht haben. Und zwar, weil wir dachten, mit der Wiedervereinigung können wir uns die Umwelt nicht leisten. Es gab den grünen Punkt dann und der grüne Punkt hat für die Umwelt überhaupt nichts gebracht. Bis vor drei Jahren war es möglich, einfach Plastikäpfel in Bergwerke zu kippen und das als Verwertung auszugeben. Oder sie nach Kambodscha oder Vietnam zu schicken als angebliche Wirtschaftsgüter und daraus eine Recyclingrate zu haben. Es ist kein giftiger Kunststoff verschwunden vom Markt, kein PVC oder keine giftigen Pigmente. Davon der grüne Punkt hat einfach nichts gebracht, weil man gedacht hat, das Umweltthema ist ein Moralthema. Und immer wenn man Stress hat oder wenn man Geld woanders braucht, dann kann man sich die Moral eben nicht leisten. Also die Moral, jetzt versteht man endlich, dass das Umweltthema ein Innovationsthema ist. Also der grüne Punkt hat für die Umwelt gar nichts gebracht, aber er hat zum Beispiel so 100.000 Ehen gerettet, etwa in Deutschland würde ich sagen, weil Ehepaare die Jahrzehnte sich in der Küche nur noch angeschwiegen haben. hatten jetzt plötzlich ein Thema und sagten, Schatz, muss ich den Joghurtbecher ausspülen noch? Oder in welche Tonne gehört das? Also die Mülltrennung hat immerhin Paare zusammengehalten. Die soziokulturellen Dinge sind dann schon interessant.
Speaker 2: Hat ja auch einen Wert für sich.
Speaker 1: Ja, natürlich. Aber ich würde nicht immer so auf die Tonnen gucken. Wir haben in Hamburg eine Kupferhütte. Die verursacht viermal mehr Müll als der gesamte europäische Hausmüll überhaupt. Also allen Müll, den Sie irgendwo in Europa haben, ist die Kupferproduktion viermal mehr. Als ich ein Kind war, hat ein Kupfererz 3,5 Prozent verursacht. Also 35 Kilo pro Tonne Kupfer. Heute sind wir bei einem Kilo pro Tonne Erz. Das heißt, die Materialseite ist letztlich kritischer als die Energieseite, weil die Energieseite würden wir lösen. Vielleicht, wenn wir nicht wirklich endlich handeln, zu spät davon, aber sie ist lösbar. Aber wir haben nicht genügend Meteoriten, die neues Kupfer liefern. Und wir haben jetzt in Deutschland so eine Art Ökologismus, so wie der Sozialismus nie sozial war, entsteht jetzt ein Ökologismus, der der Ökologie gar nicht dient. Wir halten die Menschen einfach beschäftigt. Wir tun so. Und wir machen jetzt hauptsächlich die Verpackung, so wichtig das ist. Eigentlich ist das Gesamtmüll weniger als 5% der gesamten Müllmenge. Die Kupferrecyclingrate heute war noch nie so gering. Wir nennen es Handyrecycling, wenn von 41 seltenen Elementen genau 9 zurückgewonnen wird. Kein Gallium, kein Indium, kein Germanium wird zurückgewonnen. Das ist sowas von gelogen einfach. Wir beziehen die Fläche des gesamten Frankreichs als Futtermittel, als Europäer, und nehmen die Fläche Deutschlands, um erneuerbare Energien zu erzeugen. Dabei verlieren wir bis zu 30 Tonnen Boden pro Hektar, wenn wir Weiß anbauen. Das heißt, der Boden ist aber der Hauptkohlenstoffträger. Das heißt, wir tun so als ob. Wir halten die Menschen beschäftigt und sagen, es geht ja ein Schritt in die richtige Richtung. Tatsächlich stehen die Maßnahmen in keinem Verhältnis zur Dringlichkeit, überhaupt in keinem. Und die Materialseite, vielleicht noch an einem Beispiel zu erklären, Phosphor ist viel seltener als Öl, viel, viel dringender, ist hoch kontaminiert mit Radioaktivität, es kommt viel mehr Radioaktivität durch Phosphorwerkbau in die Umwelt, als in allen Atomanlagen verwendet wird. Und darum ist es so wichtig, was ihr hier macht, ist die Kultur, die Kunst, die Philosophie zusammenzubringen. Denn viele von Ihnen, die hier da sind dazu, essen sicher gerne Bio-Lebensmittel. Aber es ist nicht elementar traurig, kollektiv glaube ich das Traurigste, was man sich vorstellen kann, dass es kein einziges Bio-Siegel gibt, was erlaubt, dass meine eigenen Nährstoffe zurück dürfen. So verliert selbst Demeter-Landbau zwei Tonnen Boden pro Hektar und Jahr. Weil wir denken, es ist nur Bio, wenn wir nicht dabei sind. Das ist total traurig, weil das heißt, dadurch sind wir allein darüber zu viele, wenn unser Phosphor nicht zurückgeht. Wir brauchen Phosphor für unsere Zähne, für unsere Knochen, für unsere Energiespeicherung im Körper. Und es gibt kein Bio-Siegel, was erlaubt, dass wir in Nährstoffe zurück dürfen. Also wir fühlen uns so schlecht, dass wir da sind, dass wir sagen, es ist nur Bio, wenn wir nicht da sind. Ich habe das erst begriffen, als ich zwei Jahre in China gearbeitet habe. Wenn man in China zum Essen auf dem Land eingeladen ist, dann erwarten die Leute bis heute, dass man so lange bleibt nach dem Essen, bis man die Toilette aufsucht. Es gilt als unhöflich zu gehen und die Nährstoffe mitzunehmen. Denn man ist ja zum Essen eingeladen worden, nicht zum Nährstoffdiebstahl. Das heißt, wir müssen vor allem von anderen Kulturen lernen, wie wir die Dinge angucken. Und wie gesagt, wir kaprizieren uns jetzt alle auf diese Verpackungen. Und das ist ja so schön konkret und praktisch. und vielleicht noch die Strohhalme und die Kaffee-to-go-Becher dazu. Aber eigentlich ist das Beschäftigungstherapie. Das ist so, wie wenn wir auf der Titanic sitzen und sagen, wir löffeln jetzt mit dem Esslöffel anstatt mit der Teelöffel. Das ist absurd, das ist eine Spielerei.
Speaker 2: Auf der Titanic befinden wir uns hoffentlich nicht, obgleich wir gleich natürlich schon einen kleinen musikalischen Act auch noch haben werden. Das Thema Kommunikation, das Thema Narrativ ist eine große Rolle. Hast du, Hanna, das Gefühl, dass Die Bewegung um Fridays for Future, Greta Thunberg, ist das sozusagen ein gesellschaftlicher Meteorit gewesen, der ausreicht, um sozusagen auch Veränderungen herbeizuführen? Ihr arbeitet ja vor allen Dingen mit Unternehmen zusammen, um denen sozusagen auch zu zeigen, was sie denn auch an Treibhausgasen verbrauchen. Hast du das Gefühl, da hat sich jetzt etwas verändert und reicht das dann auch tatsächlich aus, um diese nachhaltigen Veränderungen herbeizuführen?
Speaker 0: Also da hat sich definitiv was verändert. Ich weiß nicht, ob es ausreicht, aber da kommt jetzt so ein neuer Player irgendwie aufs Spielfeld. Und das wurde für uns unheimlich deutlich, dass irgendwelche Leute, die in sehr, sehr hohen Positionen sind, irgendwie CEO von irgendwelchen multinationalen Konzernen, irgendwelche hohen PwC-Partner oder so, die kamen mit ihren Kindern zu uns. Und die Kinder saßen daneben und der Papa hat gesagt, schau, ich mache hier was im Thema Klima. Ich mache da was. Das ist die Antwort auf deine Frage heute Abend beim Abendessen. Und das kam erst mit dieser ganzen Fridays for Future Bewegung, dass die Leute jetzt einen Druck bekommen von jemandem, der relevant für sie ist. Ich kann ja nur jemanden erreichen, wenn ich relevant für diese Person bin. Also ich zum Beispiel jetzt könnte ihnen irgendwie Sachen erzählen über Klima, eine X-Grad-Kompatibilität über Klimaneutralität, das fänden sie interessant, aber ich würde sie wahrscheinlich nicht richtig erreichen, weil wir kennen uns nicht. Wenn ihr Kind ihnen aber was erzählt, ein Mensch, der ihnen wichtig ist, ein Mensch, der eine Verbindung zu ihnen hat und der hat so eine Anforderung an so, dass sie jetzt hier besser sein sollen, dann berührt es die Menschen ganz anders, das aktiviert die Menschen ganz anders. Und ich glaube, da hat diese Fridays-for-Future-Bewegung massiv was geändert. Ich weiß nicht, ob es reichen wird. Das kann ich nicht beantworten, weil die Herausforderung ist gigantisch.
David Wortmann: So, liebe Hörer, für heute sind wir schon wieder am Ende unseres Podcasts angelangt. Wenn euch das Thema aber noch weiter interessiert, habt ihr die Möglichkeit, euch auf Patreon extra lange Podcasts von uns zu besorgen. Also quasi jeweils einen Directors Cut, der noch einmal 10 bis 20 Prozent länger ist und dementsprechend mehr Inhalt bietet. Patreon schreibt sich wie der Patron, nur mit E dazwischen, also Patreon. Und unter patreon.com slash dekompakt könnt ihr euch für monatlich ein paar Taler besagte extra lange Podcasts klicken. Dort ist dann übrigens auch keine Werbung enthalten, sondern diese wird ans Ende geschnitten. und auch sonst kommt ihr in den Genuss unterschiedlicher Extra-Inhalte, wie unser Recherchematerial, die Teilnahme an all unseren Gewinnspielen und und und. Uns freut es natürlich sehr, wenn wir euch für diese Bonus-Inhalte begeistern können. Ansonsten vielen Dank fürs Zuhören und auf bald! Hey! Hey!