Revolutioniert enyway den Strommarkt?

13. August 2019, mit David Wortmann

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David Wortmann: Ja, hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Digital Kompakt Podcast. Ich bin David Wortmann und heute habe ich Varena Junge zu Gast hier. Ich muss gestehen, das ist schon der zweite Anlauf. Das müssen wir nicht erzählen, aber können wir natürlich erzählen. Wir haben uns schon mal getroffen. Und insofern ist das jetzt der zweite Anlauf. Es gab ein, zwei technische Probleme und die haben wir jetzt heute hoffentlich nicht. Umso mehr freue ich mich, dass wir uns jetzt hier in Berlin treffen können. Du bist eigentlich aus Hamburg.

Varena Junge: Richtig. Moin David.

David Wortmann: Moin. Bist du geboren in Hamburg? auch?

Varena Junge: Ja, tatsächlich.

David Wortmann: Okay. Und hat dich dann wieder zurückverschlagen nach Hamburg? Du warst ja dann, ich glaube im Studium habe ich gelesen, du hast Umweltwissenschaften studiert?

Varena Junge: Ich bin so seit drei Jahren, gut drei Jahren wieder zurück in Hamburg.

David Wortmann: Okay. Ja, erzähl doch mal so ein bisschen über dich selber. Also wer bist du, was machst du und was macht vor allem deine Firma anyway?

Varena Junge: Das ist eine ganz kleine Frage zum Anfang.

David Wortmann: Ich sage erstmal zum Einstieg ganz generell und dann versuchen wir mal die einzelnen Aspekte so ein bisschen zu sezieren und auseinanderzunehmen und dann in die einzelnen Themen mal reinzugucken.

Varena Junge: Genau, ich bin Gründerin von Anyway, zusammen mit zwei großartigen Mitgründern und einem noch großartigeren Team. Und das Ganze hat vor zwei Jahren gestartet. Und davor hat mich das Thema Energiewende bzw. Klimawandel schon immer gepackt. Also das ist wirklich, seitdem ich 15 bin, meine DNA und das Thema, was mich gleichzeitig total frustriert und total euphorisieren kann.

David Wortmann: Ist das so ein Auslösermoment für dich? Also du sagst halt

Varena Junge: Ich habe mich in der Schule, wie das so ist, man musste ja irgendwann mal Referate und so machen und dort habe ich mich mit dem damals erschienenen IPCC, dem Intergovernmental Panel for Climate Change Bericht, auseinandergesetzt und habe den gelesen und dachte mir, was zum Henker, wie kann es sein, dass wir auf so eine Katastrophe gerade zulaufen? und wieso sind eigentlich nicht die Medien voll damit, wieso ist das Thema nicht bei allen im Mund? und wieso sind wir nicht heute schon in der Lage, radikal was zu tun, weil schon damals ja Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, also die Technologien waren auch da. auch schon da.

David Wortmann: Aber da stehen wir, glaube ich, heute auch, oder? Ich meine, Fridays for Future ist sowas von präsent. Das sind die heute 15-Jährigen und auch teilweise Jüngeren und natürlich auch Älteren, die auf der Straße stehen, die auch alle ihr Erweckungsmoment haben und eigentlich hat sich nicht viel geändert seitdem.

Varena Junge: Das ist auch tatsächlich eine meiner persönlich größten Herausforderungen, die Frage, bin ich eigentlich Optimistin oder Pessimistin? Weil man genau sagen kann, das ist schon 15 Jahre her, dass ich damals mit Greenpeace protestiert habe und jetzt 15 Jahre später Fridays for Future, was super ist und eine totale Kraft ja auch entfalten kann. Und ich habe so sehr die Hoffnung, dass es wirkt. Aber man ist natürlich so ein bisschen am Zweifeln, ob es reicht.

David Wortmann: Aber das sollten wir, glaube ich, nicht. Du bist inzwischen Unternehmerin, du bist Startup-Gründerin, ihr seid auch sehr erfolgreich. Du hast auch jetzt nicht nur dieses Unternehmen gegründet, sondern du hast auch zuvor bei Lichtblick gearbeitet. Vielleicht kannst du da auch nochmal so ein bisschen darauf eingehen, wie so der Übergang dann auch war zu der jetzigen Firma. Das zeigt aber auch alles, du bist eigentlich Optimistin. Als Unternehmerin, auch mit diesen Geschäftsmodellen, mit diesen neuen Technologien, kann man ja eigentlich nur einen Beitrag dazu leisten, dass das alles sich verbessert. Unbedingt.

Varena Junge: Also Kopf in den Sand stecken, finde ich, ist keine Option. Und das habe ich auch schon immer versucht in allem, was ich tue. Wir haben bei Lichtwild ja so einen Innovationsbereich aufgebaut, der sich genau auch damit beschäftigt hat, was sind denn die nächsten großen Sachen, die wir tun können, weil klassischer Ökostrom einfach auch niemanden mehr hinterm Ofen hervorgelockt hat und man festgestellt hat, das gibt es jetzt seit 20 Jahren, aber trotzdem hat es nicht den Umschwung herbeigeführt, den wir uns eigentlich dadurch vielleicht erhofft haben. Es gab eine gute erste Welle dadurch, aber es ist auch so ein bisschen eingeschlafen. Und sich dann die Frage zu stellen, okay, wie müssen wir eigentlich Energiewirtschaft wirklich neu denken, vielleicht auch außerhalb des Systems oder wirklich mal das System grundlegend verändern und nicht weiterhin auf so zentralen Mächten aufgebaut werden, die das versuchen zu orchestrieren und vor allen Dingen an der eigenen Gewinnmaximierung primär orientiert sind. Und genau da gehen wir halt rein und sagen, okay, wir machen das jetzt mal anders.

David Wortmann: Okay, super. Und was macht ihr denn? Vielleicht mal ganz kurz beschrieben in any way.

Varena Junge: Mhm. Wir sind eine Plattform für eine andere Art der Energieversorgung quasi. Denn wir ermöglichen das wirklich transparent, regional und vor allen Dingen zum selber mitmachen. Das heißt, wir ermöglichen es nicht nur denjenigen zu unterstützen, die bereits erneuerbare Energie produzieren. Das sind ja 1,5 Millionen Leute in Deutschland immerhin. Die kann man entweder unterstützen, indem man direkt seinen Strom von denen bezieht. Oder man kann halt sagen, ich möchte eigentlich selber so jemand werden und ich bin zwar Mieter und wohne irgendwie mitten in der Stadt. Das ist ein bisschen schwierig auf meinem eigenen Dach. Aber ich beteilige mich an einer gemeinsamen Solaranlage, die wir als Community bauen und wo ich mir quasi mein eigenes Stück von pachte und mein eigener Energieversorger werde.

David Wortmann: Die 1,5 Millionen, die heute schon Energie produzieren, damit sprichst du wahrscheinlich diejenigen an, die heute ein Solarmodul auf dem Dach haben und Solarstrom produzieren.

Varena Junge: Ja, das sind Hausbesitzer, Landwirte, kleine Gewerbebetriebe. Das ist vielen ja gar nicht bewusst, dass wirklich von den erneuerbaren Energien der Großteil schon in privater Hand ist. Und zum Beispiel die Big Four, also RWE, E.ON, Vattenfall, ENBWE, haben nur 6% der Erneuerbaren in Deutschland vorangebracht. Das ist deren Beitrag zur Energiewende. Und der Rest ist wirklich bottom-up entstanden quasi. Das ist schon mal ein riesiger Erfolg und das müssen wir über den restlichen Weg auch noch schaffen genauso. Und dafür können wir halt nicht nur auf die setzen, die ein Dach haben. Die meisten von uns leben in der Stadt.

David Wortmann: Also 94 Prozent des heute in Deutschland produzierten Stroms aus erneuerbaren Energien wird nicht von den großen vier Energieversorgern produziert. Und der Rest fällt dann auf die Eigenheimbesitzer und auf

Varena Junge: Also es gibt auch Projektierer noch, das ist auch noch ein Anheil, aber ungefähr 60 Prozent sind halt tatsächlich Privatpersonen, Landwirte, kleine Gewerbetreibende.

David Wortmann: Und das ist euer Markt, den ihr adressiert. Das sind die 60 Prozent und potenziell wahrscheinlich auch noch mehr, weil insgesamt der Strommarkt im Bereich der Neuerbeinergien ja auch wachsen wird. Wir sind ja heute, glaube ich, bei roundabout 40 Prozent ungefähr in Deutschland. Und irgendwann werden wir ja auf die 100 Prozent dann kommen. Das heißt, ihr adressiert vor allen Dingen den Privaten, den Endkonsumenten, den B2C-Marktern.

Varena Junge: Genau, wobei wir halt uns nicht so stark auf die konzentrieren, die ein Hausdach haben und sich eine Solaranlage aufs Dach setzen können. Dafür gibt es schon ganz viele tolle Angebote und das macht ja auch finanziell total Sinn heutzutage, das zu machen, zumindest wenn ich ein Dach mit Südausrichtung habe. Wenn ich aber genau das nicht habe, kein eigenes Dach, kein Dach, was passend ist, das sind diejenigen, die wir adressieren. Zu sagen, okay, du willst trotzdem selber was tun? Wir zeigen dir wie und das ist auch noch zunehmend finanziell attraktiv. Ab 2020 werden wir das nochmal richtig stark spüren, weil ja die Subventionen auslaufen und dann der Markt nochmal einen richtigen Schwung machen wird.

David Wortmann: Da gehen wir gerade mal ein bisschen rein. Also ein sehr wichtiger Hinweis, also ihr adressiert all diejenigen, die eigentlich keinen Zugang zu einem eigenen Dach haben. Das werden ja wahrscheinlich auch die meisten sein. Also wir haben ja in unserer ersten Podcast-Folge ja Solar hier drin gehabt, Alex Melzer. Die adressieren ja genau diesen Bereich, derjenigen, die sich eine Solaranlage bauen wollen mit ihrer Plattform.

Varena Junge: Total wichtiger Beitrag, also die brauchen wir auch, aber das sind halt leider zu wenige. dann am Ende.

David Wortmann: Kannst du noch ein paar Zahlen vielleicht mal in den Raum schmeißen? Also von den, wie viele haben wir jetzt, 83, 84 Millionen deutschen Bundesbürgern, wie viele haben eigentlich einen Zugang zum eigenen Dach und wie viele dann nicht?

Varena Junge: Ungefähr 30 Prozent. Und dann hast du ja natürlich nochmal eine Quote an welchen, wo das Dach nicht passt oder wo man also entweder die Ausrichtung nicht gut ist. Das wird sich ein bisschen ändern natürlich, je effizienter auch die Technologie wird. Aber das ist natürlich schon eine Hürde. Oder wo die Baumaßnahmen notwendig wären. Das sind ja schon noch Themen. Und das heißt aber 70 Prozent. Wir haben einfach Leute, die einen Großteil der Menschheit, nicht nur in Deutschland, sondern ja global, lebt einfach in den Städten und lebt normalerweise. zur Miete oder in eine Eigentumswohnung und hat damit kein eigenes Dach.

David Wortmann: Dann lass das Ganze mal ein bisschen konkreter machen. Also wenn ich jetzt in Berlin wohne, in Hamburg wohne, in München wohne, in Bottrop wohne, im Ruhrgebiet, bin in einem Mehrfamilienhaus, bin Mieter. Wie kann ich jetzt mitmachen bei der Energiewende durch euch?

Varena Junge: Also es gibt quasi, ich finde, es gibt eine Art Evolution. Also bis vor kurzem gab es immer nur die Option zu sagen, okay, ich beziehe halt Ökostrom. Und dann kann ich vielleicht noch gucken, dass ich irgendwie mir eine Firma aussuche oder einen Tarif aussuche, der jetzt nicht zu den Big Four gehört, womit ich nicht am Ende Konzerne unterstütze, die gar nichts für die Energiewende tun. Aber eigentlich kaufe ich meine Energie nur von Zwischenhändlern. Weil diese Unternehmen, die Energieversorgungsunternehmen, die wir heute kennen, kaufen Energie ein und verkaufen sie wieder. Jetzt haben wir gesagt, wir machen Schritt 2. Wir machen eine Plattform, wo diejenigen, die wirklich selber erneuerbaren Strom erzeugen, also die Landwirte, Ulf, der Windbauer, Martina, die Solaranlagenbesitzerin, die können ihren Strom direkt an einen Kunden verkaufen. Und ich als Mieter kann halt sagen, okay, ich möchte genau von demjenigen meinen Strom und mein Geld landet auch bei der Person. Das ist Schritt 1. Von uns, ne? Also Genau.

David Wortmann: Heute ist es ja so, wenn ich jetzt Martina bin, die Sonarstrom produziert auf dem Einfamilienhaus, dann geht ja ein gewisser Anteil, 30, 40 Prozent oder so etwas in den Eigenverbrauch. Das heißt, ich nutze diesen Strom selber. 60 Prozent, je nachdem, wie wahrscheinlich die Anlage ausgerichtet ist, geht ja ins Netz hinein und Martina bekommt sozusagen dann ihre Einspeisevergütung dafür. Und so, das ist das Modell heute. Und das heißt, mit euch kann sich dann Martina entscheiden, ich will nicht, dass das jetzt einfach so im Netz untergeht und ich meine Einspeisevergütung von meinem Netzbetreiber bekomme, sondern ich sage sozusagen, diese 60 Prozent meines Stroms, den ich selber nutze, der geht jetzt an AnyWay.

Varena Junge: der geht nicht an eine E-Mail, sondern direkt an einen Kunden. Also wir stellen nur die Plattform zur Verfügung und wir machen Martina jetzt in diesem Beispiel zu einem echten Energieversorgungsunternehmen mit all den Regulatorien und Ähnlichem, was dazugehört, damit sie direkt ihren Strom verkaufen kann. Und das führt dazu, dass sie erstens ihren Preis selber festlegen kann und sagen kann, was will ich denn damit verdienen? Und dass sie vor allen Dingen halt auch einen Mehrwert hat. Also sie kann damit mehr verdienen, weil die Zwischenhändler rausgenommen werden, die ansonsten vorher damit verdient haben und kann halt außerdem sich auch persönlich damit in Szene setzen. Und wir haben noch einen kleinen Unterschied, wenn wir jetzt, das heißt ja auch Deep Dive, deswegen können wir das hier ja machen. Wir haben einen Unterschied zwischen sehr kleinen Anlagen, also so den klassischen Hausaufdachanlagen und ein bisschen größeren Anlagen in der Form der Vermarktung. Das eine ist ja über EEG und das andere ist über Direktvermarktung. Da gibt es dann die Marktprämie.

David Wortmann: Also wir sind zwar deep dive, aber ich glaube, eine Großzahl der Leute kennen sich trotzdem nicht so im Energiemarkt aus. Ich kann das trotzdem nur mal mit erklären.

Varena Junge: Genau, das heißt, es gibt zwei unterschiedliche Regelungen für sehr kleine Anlagen und ein bisschen größere Anlagen. Und ein bisschen größere Anlagen sprechen wir quasi schon vom Scheunendach. Ja, so von der Vorstellung, von der Größe her.

David Wortmann: Das sind so eine 10-Kilowatt-Anlage? Ja, ab 100 kW gilt das sozusagen.

Varena Junge: Und dort muss ich mir sowieso schon einen Direktvermarkter suchen, der meinen Strom verkauft, weil ich ja viel mehr verkaufe als jetzt so ein Hausdach. Besitzer und muss auch extra Messeinrichtungen dafür installieren und ähnliches. Und die haben natürlich auch viel mehr Energie abzugeben. Also wenn ich als Landwirt ein Windrad beispielsweise installiert habe, kann ich damit tausend weitere Haushalte versorgen, statt nur meinen eigenen Haushalt. Bei einer kleinen Solaranlage sind es eher zwei bis drei Personen, die ich mir versorgen kann. Das heißt, das ist eine große Streu an was wir haben an Erzeugern. Und unsere Idee ist es, die am Ende alle draufzuholen und ihnen das alles zu ermöglichen. Stand heute ist es so, dass es sich für die ganz Kleinen, also die, die wirklich nur eine Person vielleicht noch mehr versorgen könnten, finanziell noch nicht ganz lohnt, weil sie bestimmte Messeinrichtungen installieren müssen. Das sind so rechtliche Vorgaben, aber da tut sich total viel im Markt. Und ich glaube, das wird nächstes Jahr deutlich anders aussehen.

David Wortmann: Okay, das heißt, Martina

Varena Junge: Und die verkaufen jetzt, genau, stellen ihren Preis ein, sagen, das will ich für meine Kilowattstunde bekommen und präsentieren sich auf unserer Plattform. und du, David, kannst dir jetzt aussuchen, von wem möchte ich meinen Strom.

David Wortmann: Das heißt, ich gehe da online oder ihr habt eine App

Varena Junge: Genau, wie ein Marktplatz, wie Airbnb. Du siehst Fotos, Videos, Interviews, Beschreibungen, die können sich darstellen, die erzählen was über sich. Du kannst auswählen, ob du lieber entweder nach Erzeugungsart oder nach Region, wenn es dir wichtig ist, dass es in der Nähe ist, kannst du das auswählen.

David Wortmann: Okay. Und gut, der Preis, den Martina dann einstellt, der richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Wenn ich den zu teuer mache, dann will sie nicht verkaufen. Und sie wird ihn aber dann gerade so teuer machen, wie sie dann auch eine Refinanzierung für ihre PV-Anlage dann auch dann bekommt. Weil die sollte ja wahrscheinlich dann entweder gleich oder höher sein, als was sie normalerweise als garantierte Einspeisevergütung bekommt.

Varena Junge: Unbedingt. Und da ist spannend zu wissen, dass ja die Förderung, also das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, läuft jetzt für die ersten Anlagen aus. Die haben das 20 Jahre lang erhalten und Anfang 2020 laufen jetzt die ersten Anlagen aus dieser Förderung raus. Und dann stellt sich die Frage, wie verkaufe ich eigentlich in Zukunft meinen Strom und kann ich diese Anlage auch weiterhin betreiben? Und dann als Einzelperson quasi das an der Börse zu verkaufen mit einer hohen Volatilität und zu Unklarheit darüber, zu welchen Preisen, ist extrem schwierig und auch extrem aufwendig natürlich. Und da bieten wir eine Alternative und sagen, okay, such dir doch einen Pool an Privatpersonen, verkauf an die, da kannst du zumindest für ein Jahr vielleicht ein bisschen stabileren Preis ansetzen und dadurch können sie ihre Anlagen weiter betreiben.

David Wortmann: Das ist ja echt super spannend. Das muss man vielleicht nochmal ein bisschen erläutern. Das EEG ist ja für die Photovoltaikanlagen zumindest so um 2003 herum entstanden. Und damals wie heute ist es so, dass ich mit meinem Solarstrom, den ich produziere, eine feste Einsparsevergütung bekomme. Und die ist über die Jahre natürlich immer weiter gesunken, weil auch die Solarkosten gesunken sind. Das heißt, die ersten Anlagen, die jetzt rauskommen, das sind so ab 2023 dann die Anlagen, die rauskommen, beziehungsweise wahrscheinlich noch ein paar Anlagen, die und Wind schon ein bisschen früher dann auch.

Varena Junge: Ja, genau. Und dann stellt sich ja wirklich die Frage, lassen wir die jetzt alle stilllegen? Und das ist überhaupt technisch überhaupt nicht notwendig. Ich kann die weiterhin betreiben. Man merkt jetzt anhand der Erfahrung, dass man viele Anlagen wirklich weiter betreiben kann. Und dafür bieten wir halt eine Option. Das ist jetzt sozusagen die eine, die Bestandsanlagen. Und spannend ist ja dann auch noch, dass aktuell die Förderung ja so niedrig wird, beziehungsweise auch ausläuft, dass ja auch die Frage ist, wie finanzieren wir eigentlich in Zukunft neue Anlagen?

David Wortmann: Aber ist es heute so, dass dann die meisten, die ihren Strom auf eure Plattform stellen, dann diejenigen sind, dessen Anlagen sozusagen nicht mehr diese EEG-Vergütung bekommen oder

Varena Junge: Total durchmischt. Primär kann man erst mal sagen, sind das alles totale Überzeugungstäter. Das sind alles Personen, also wir kuratieren das natürlich auch ein bisschen, weil wir einen enormen Andrang haben und uns auch ein bisschen aussuchen können, schrittweise die Leute auf unsere Plattform zu heben. Und das sind alles echte Pioniere, weil die halt teilweise vor 20 Jahren gesagt haben, ich baue das erste Windrad in Berlin und das durchgekämpft haben gegen Widerstände noch und nöcher Bürokratie, Dschungel und ähnlichem. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen, wahrscheinlich schon noch ein bisschen, aber kaum noch vorstellen. Und die sagen einfach, sie hatten eigentlich schon immer diese Idee, wieso kann ich meinen Strom nicht einfach an meine Nachbarn verkaufen? Wieso ist das nicht möglich?

David Wortmann: Ich kann mein Apfel regional kaufen und ich kann meine Tomaten regional kaufen, aber den Strom nicht.

Varena Junge: Ich erzeuge zwar den Strom, aber den Strom, den die Leute kaufen, den kaufen sie primär von großem Konzern. Da ist doch ein totales Ungleichgewicht irgendwie. Und genau das zu ändern und halt wirklich von einer zentralen Energieversorgung in eine dezentrale Energieversorgung, wo diejenigen die Wertschöpfung erfahren, die halt auch wirklich Wert schaffen, indem sie erneuerbaren Energien gebaut haben oder bauen wollen, das ist das Ziel.

David Wortmann: Okay, wenn ich jetzt als Martina sozusagen zehn Jahre lang bereits meine EEG-Vergütung bekommen habe, jetzt mich entscheide, den Reststrom, den ich selber nicht verbrauche, über euch ins Netz zu stellen, an den Verbraucher zu bringen, aber nach fünf Jahren entscheide, das finde ich jetzt doch nicht mehr so toll, kann ich dann wieder zurück wechseln in meine normale EEG-Vergütung?

Varena Junge: Ja, das geht tatsächlich. Also das ist noch möglich und es ist auch so, dass wenn sie nicht ihren ganzen Strom über uns verkauft bekommen, dass sie dann für den restlichen Strom weiterhin das über das aktuelle System laufen lassen.

David Wortmann: Okay.

Varena Junge: Also das ist ja auch wichtig, am Anfang eine gewisse Sicherheit zu geben, um sowas auszuprobieren. Das war gerade am Anfang, vor zwei Jahren, als wir gestartet haben, auch ganz wichtig, weil das ein komplett neuer Ansatz war, eine komplett neue Idee. Und sich dann zu überlegen, okay, wie können wir das so gestalten, dass das Risiko am Ende auch überschaubar bleibt. Und trotzdem sind alles unternehmerische Persönlichkeiten und sind auch gewillt, ein gewisses Risiko einzugehen und zu sagen, den Effekt, den wir haben, der ist so viel größer, lass uns das ausprobieren, lass uns das machen.

David Wortmann: Cool, aber dann lass uns mal auf die andere Seite gehen. Wir haben jetzt gerade viel über die Leute gesprochen. Frau Horni, sozusagen über Ihre Anlagen. Strom vor allen Dingen, es ist ja nur Strom, also über Wärmeseite noch nicht aktiv, aber Strom zumindest über Eure Plattform verkaufen. Wer ist denn typischerweise bei Euch derjenige, der sagt, ich will jetzt diesen Strom bei Euch kaufen und gehe jetzt nicht zu meinem regionalen Energieversorger, meine Stadtwerke oder vielleicht auch den großen Energieversorgern?

Varena Junge: Das ist interessanterweise total breit und das freut mich auch, weil es zeigt, dass das für ganz viele Leute eine eigene Motivation gibt, zu sagen, ey, das ist das System, wie ich es mir eigentlich vorstelle. Es gibt diejenigen, denen Regionalität total wichtig ist und die kommen eher von ihren regionalen Stadtwerken, wo sie immer die Vorstellung hatten, dass die doch sicherlich was in der Region machen. schaffen und feststellen, mein regionales Stadtwerk kauft auch genauso Ökostrom aus Norwegen ein wie jeder andere Anbieter und dann sagen, okay, stattdessen nehme ich doch lieber den Ökostrom-Erzeuger, den echten Erzeuger aus der Region. Es gibt diejenigen, die sagen, ich wollte schon immer mich für eine bestimmte Erzeugungsart entscheiden. Ich finde Solar einfach viel geiler als Wind oder Wasser und ich möchte das unterstützen oder andersrum. Es gibt auch welche, die einfach sagen, ich bin Ich bin so begeistert von diesen Leuten, die diese Pionierarbeit leisten und die Energiewende voranbringen. Ich möchte bestimmte Persönlichkeiten unterstützen. Und es gibt diejenigen, die sagen, die Transparenz ist mir total wichtig. Ich möchte wirklich wissen, woher kommt mein Strom und ich will kein Greenwashing. Ich möchte keine Zertifikate, die gehandelt werden, keine Labels, die ihr irgendwie draufpackt, Ich kann im Zweifelsfall dorthin fahren, wo mein Strom entsteht. Und das ist eine viel höhere Transparenz. Und was man natürlich auch noch sagen muss, wir sind am Ende halt auch nicht teurer, sondern in vielen Fällen auch günstiger, weil es ja dieser Marktplatz ist und damit halt auch wettbewerbsfähig. Und das ist, glaube ich, auch einfach ein total wichtiger Faktor, um wirklich in der breiten Masse auch damit anzukommen und zu sagen, hey, es ist heute wirklich nicht mehr teurer. Im Gegenteil, es wird zunehmend günstiger. Und dann kommen wir ja zu dem nächsten Schritt, den wir dann anbieten. Mach doch noch mehr, investiere doch selber und geh den Schritt selber, eine Martina, jetzt um an dem Beispiel zu bleiben, zu werden. Auch wenn du jetzt nicht Landwirt bist und nicht das Hausdach hast, aber selber Impact, selber den Ausbau vorantreiben.

David Wortmann: Vielleicht können wir das gleich nochmal ein bisschen vertiefen. Wenn ich jetzt, keine Ahnung, Christian bin und bei Martina kaufen möchte, wie ist denn da der Schritt? Also ich gehe über die App rein und muss dann angeben, wie viel Strom ich verbrauche und sage, ich möchte jetzt Martinas Solarstrom haben, aber die Sonne scheint ja nicht den ganzen Tag und ich will jetzt nur Martinas Solarstrom haben. Wie wird dann sozusagen der Rest abgedeckt? Also erklär das vielleicht nochmal so ein bisschen auch für den Laien auch, wie das Geschäftsmodell da an der Reihe oder die Customer Journey da funktioniert.

Varena Junge: Das ist wirklich super einfach. Das muss man vorwegnehmen, weil viele glauben, das ist super kompliziert. Auch Stromanbieter wechseln hat ja so den Ruf, total kompliziert zu sein, muss es aber gar nicht. Ich glaube, das ist etwas, was so im Markt bekannt ist, weil das anfänglich so war und es ist natürlich auch ein bisschen gute Politik, die die Konzerne dort geschafft haben, dass das so wirkt, als sei das total schwierig. Und dann beschäftige ich mich lieber nicht damit, aber es geht in drei Minuten. Und man geht bei uns auf www.anyway.com, das ist ja unsere Webseite, und kann sich dann überlegen, welchen möchte ich aussuchen, kann sich die Storys angucken, kann aber auch sagen, ich filter einfach, ich weiß schon ganz genau, was ich will. Ich will Sonne, es soll in meiner Region sein. Und dann finde ich ein Profil, was mir gefällt. Ich hinterlasse meine Daten, also wer bin ich, wie viel Strom brauche ich so grob. Das reicht uns auch als Angabe. Bin ich ein Zwei-Personen-Haushalt, Drei-Personen-Haushalt? Und dann übernehmen wir den kompletten Wechsel.

David Wortmann: Okay, also ihr seid im Prinzip Full-Service-Stromanbieter und ein Teil wird dann Martina rein sozusagen geblendet in den Strommix.

Varena Junge: Genau, wir kümmern uns darum, dass niemand im Dunkeln steht. Es ist in Deutschland die Gefahr eh ziemlich gering, aber wir sorgen halt dafür, das ist dann eine der Dienstleistungen, die wir erbringen, dass immer, wenn die Sonne nicht scheint und es keinen Solarstrom gibt, wir dann halt zertifizierten Strom, Ökostrom aus Wasserkraft dazuliefern. Und in Zukunft wollen wir es halt auch ermöglichen, dass man das Ganze bündeln kann. Also dass man sagt, ich nehme den Windstrom von Ulf und die Solarenergie von Martina ab, Und ich mache da mein eigenes Bündel oder wir bieten auch schon solche Bündel schon fertig quasi an.

David Wortmann: Wie groß ist denn auf der jeweiligen Seite? Oder habt ihr Angebotsüberhang, Nachfrageüberhang?

Varena Junge: Wir haben einen riesigen Zulauf, ohne dass wir das kleinste bisschen gemacht haben auf der Angebotsseite, weil die ganzen Energieerzeuger und Erzeugerinnen das total spannend finden. Nicht nur für heute, sondern auch für die Zukunft halt gerade. Und auf der Endkundenseite sind wir total zufrieden mit der Entwicklung. Trotzdem, wenn ich daran denke, wie viel mehr wir noch machen könnten, will ich natürlich noch mehr. Das ist klar, auch als Unternehmerin ist es natürlich wichtig, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Und da machen wir dann halt auch ganz interessante Sachen. Ich weiß nicht, ob wir da später nochmal zu kommen werden. Tiefkühl-Pizza-Kooperation gemacht, was ich einfach spannend finde, um wirklich aus dieser Ecke rauszukommen, in der man manchmal dann so ein bisschen verhaftet ist, wenn man sich mit nachhaltigen Themen beschäftigt.

David Wortmann: Erklär das nochmal ein bisschen mehr. Was ist diese Tiefkühl-Kooperation-Pizza?

Varena Junge: Da sind wir jetzt dann bei unserem zweiten Schritt, den wir anbieten, dass man nämlich bei uns sich sein eigenes Stück Solaranlage aussuchen kann. Wir bauen das. Wir bauen eine große Solaranlage und man kann halt ein Stück davon, so eine virtuelle Einheit aussuchen. quasi pachten. Und die kleinste Größe, die wir anbieten, ist Pizzakarton groß. Damit man sich einfach vorstellen kann, wie groß das ist, haben wir das gewählt. Die nächste große ist quasi Strandhandtuch und dann Tischtennisplatte. Und dann gibt es noch größer, weil mit Quadratmetern können irgendwie die wenigsten so richtig viel anfangen. Mit Kilowatt ja auch nicht so richtig. Mit Kilowatt erst recht nicht, genau. Und ich finde, das hilft, das total gut zu verstehen. Und natürlich schafft ein Pizzakarton große Solaranlage es jetzt nicht, mich vollständig mit Strom zu versorgen, aber es ist so ein Schritt in die erste Richtung zu sagen, ey komm, ich probiere mal aus, wie es sich anfühlt, selber Stromerzeuger zu werden. Und das ist halt relativ simpel und ich kann ja im Nachhinein immer mehr davon kaufen.

David Wortmann: Okay, das heißt, ihr macht dann quasi auch Akquise für Flächen und sprecht dann Hausbesitzer an, die Dachflächen haben und sagt denen, ich bezahle euch eine Miete und dann holt ihr euch sozusagen bei euren Stromkunden dann die Investitionen.

Varena Junge: Genau, so kann man sich das vorstellen. Also die erste Anlage wird jetzt auch tatsächlich gebaut, die wir halt so finanziert haben, indem ganz viele Leute gesagt haben, okay, ich steuere so ein Pizzastück dazu bei. Und dann bauen wir diese Anlage und dann kann man halt sagen, über x Jahre möchte ich meinen Strom von diesem Stück bekommen und den restlichen Strom liefern wir dann natürlich auch noch mit dazu. Und das Ganze liefern wir halt auch zum Einkaufspreis, weil wir sagen, du bist ja jetzt quasi dein eigener Stromversorger geworden, da sollte niemand anders mehr dran verdienen.

David Wortmann: Aber wenn ihr am Einkaufspreis den weitergebt, dann verdient ihr selber nichts.

Varena Junge: Wir nennen das den Anyway-Beitrag. Den weisen wir transparent aus, wo wir sagen, das brauchen wir, um unsere Kosten zu decken. Und vielleicht kurz, was hat das Ganze mit Tiefkühl zu tun? Wir nennen das unsere Solarpizza, Pizzakarton, großes Stück Solaranlage. Und wir haben mit einem Startup, Gustavo Gusto, das sind drei Münchner Jungs, die gerade die Tiefkühlpizzamarkt quasi revolutionieren. Da sind wir zusammengekommen, die nämlich hochwertig, richtig handgemachte Tiefkühlpizza produzieren. Und wir haben gesagt, ey komm, wir tun uns jetzt zusammen. Das war gerade das Thema Kohleausstieg. Die Kohlekommission hat getagt und zwar, dass beiden Unternehmen viel zu langsam, viel zu lahm, viel zu träge, viel zu unambitioniert. Und wir haben gesagt, okay komm, wir bauen gemeinsam eine riesige Solaranlage und verschenken gemeinsam davon Pizzakarton große Stücke. Und das machen wir halt jetzt über die Tiefkühlpizza.

David Wortmann: Also ein schöner Cross-Marketing-Effekt dann für beide.

Varena Junge: Ja, genau. Und es ist halt auch einfach mal ein anderer Stolperer, wenn ich über Pizza nachdenke. Also das ist natürlich auch ein bisschen die Idee, alle lieben Pizza. Kriegen wir es nicht auch hin, dass alle Energiewende lieben? Und wie kriegen wir es hin, dass das Thema so einfach ist, dass es nicht so kompliziert wirkt?

David Wortmann: Cool. Aber wie ist denn das Geschäftsmodell für euch? Also womit verdient ihr eigentlich euer Geld? Ist das eine Provision, die ihr dann pro Kilowatt verkauft, verdient?

Varena Junge: Nein, also wir weisen unseren Anyway-Beitrag ganz transparent aus. Das ist eine monatliche Gebühr. Die ist schon eingepreist in allen Preisen, die man auf der Webseite sieht, damit man das auch in Gesamtkosten sozusagen immer vergleichen kann mit anderen Angeboten. Und dann haben wir noch bestimmte Zusatzdienstleistungen, die wir halt den Stromverkäufern, also den Energieerzeugern anbieten, die wir für sie übernehmen. keine Ahnung, Rechnungsausfallrisiko, solche Sachen. Und die können Sie anklicken sozusagen, was Sie davon wollen und was Sie davon nicht wollen. Und dann übernehmen wir das auch noch. Das sind so Dienstleistungen, die wir als Plattform anbieten.

David Wortmann: Die dann andere im Kern dann erfüllen diese Dienstleistungen und da habt ihr dann schon eine Provision wahrscheinlich dann da.

Varena Junge: Genau, da gibt es eine Dienstleistungsgebühr.

David Wortmann: Und der Anyway-Beitrag, wonach bemisst er sich? Da wird ja wahrscheinlich nicht jeder den gleichen bezahlen, oder? Ich meine, Ulf, der Bauer, der jetzt irgendwie eine, weiß ich nicht, eine 4-Megawatt-Windkraftanlage hat, obwohl das ist ja der Anbieter, aber der Nutzer sozusagen.

Varena Junge: Also der Endkunde zahlt bei uns einen einheitlichen Anyway-Beitrag, den wir fix haben.

David Wortmann: Also egal, wie viel Strom er verbraucht.

Varena Junge: Genau. Das ist sozusagen, weil wir haben mit dem Service, den wir anbieten und den ganzen Aufwänden, ist es eigentlich eher so, dass erstmal jeder Kunde an sich so einen Grundaufwand mit sich bringt. Wie hoch ist der Beitrag? Und der liegt bei 2,99. Im Monat?

David Wortmann: Mhm. Okay.

Varena Junge: Genau. Und damit können wir halt auch anbieten, dass wir, wir haben Leute, die bei uns wirklich noch ans Telefon gehen und Chat betreuen und E-Mails beantworten und wir einen wirklich richtig guten Kundenservice haben. Wir müssen die ganzen Prozesse im Hintergrund natürlich abbilden, den ganzen Energiehandel. Wir müssen uns um all das kümmern, damit unsere Stromverkäufer damit so wenig Aufwand wie möglich haben, weil das sind ja alles nicht hauptberuflich jetzt Stromverkäufer plötzlich geworden oder Energieversorger, sondern in der Regel Stromverkäufer. der so eine Privatperson oder so ein Landwirt noch einen anderen Job. Und das ist ja genau das, was wir anbieten. Wir kümmern uns darum.

David Wortmann: Das heißt, ihr habt eigentlich einen Anreiz, euch eigentlich insofern zu optimieren, dass ihr versucht, möglichst viele Nutzer auf eurer Plattform zu bekommen.

Varena Junge: Ja, aber nicht möglichst hohe Verbraucher.

David Wortmann: Richtig, weil je höher der Verbrauch pro Nutzer ist, desto weniger habt ihr was davon. Das heißt, ihr seid eigentlich eher dann wirklich auch für diejenigen dann da, für die ganz normalen Haushalte, die am wenigsten verbrauchen auch.

Varena Junge: Genau. Also das fände ich auch total irreführend, wenn wir am Ende damit verdienen, dass Leute möglichst viel Strom verbrauchen. Das hat ja einen total gegenteiligen Effekt. Wir finden es super, wenn sie den Strom, den sie verbrauchen, halt aus richtig coolen Quellen beziehen. Aber am Ende ist das Thema Energieeffizienz ja auch ein total wichtiger Baustein für die Energiewende.

David Wortmann: Als normaler Stromkonsument zahle ich in der Regel eine Grundgebühr und zahle dann ja nochmal on top das, was ich verbrauche. Ist das bei euch dann auch so und hat dann auch diesen dritten Bestandteil eben der Anyway-Gebühr von 2,99 Euro?

Varena Junge: Genau, das ist ja die Grundgebühr, die gibt es bei uns auch, allerdings weil die durch die Netzbetreiber entsteht. Und bei normalen Energieversorgern ist es so, dass die dann da immer noch so eine Marge draufpacken, wo man nicht genau weiß, wie hoch die ist, weil die dann sozusagen nicht einzeln ausgewiesen wird. Und wir reichen die halt wirklich eins zu eins durch und sagen, okay, und dann ist das hier on top unser transparenter Anyway-Beitrag, das ist das, was bei uns landet, weil wir genau diesen Anspruch halt haben, es transparenter zu machen und durchschaubarer, damit ich wirklich weiß, an wen geht denn welcher Teil meines Geldes, den ich da monatlich

David Wortmann: zahle. Habe ich trotzdem die Chance, bei euch noch günstigeren Strom zu beziehen als bei anderen? Also ich habe ja den Vorteil, dass ich regionalen Strom und auch Ökostrom beziehen kann, aber kann ich ihn auch günstiger beziehen?

Varena Junge: Ja, auf jeden Fall. Also das ist sogar so, dass die Mehrzahl unserer Stromverkäufer auf der Plattform den Preis eingestellt haben, der günstiger ist als die klassischen Premium-Ökostrom-Produkte, die man so im Markt kennt.

David Wortmann: Okay, und das ist immer noch hoch genug für die

Varena Junge: Das ist hoch genug für die und wir können halt unsere Kosten damit decken. Und für uns ist es natürlich interessant, vor allen Dingen erstmal viele Nutzer auf die Plattform zu bringen und damit zu wachsen und das Energiesystem umzukrempeln. Und das ist unser Anspruch da.

David Wortmann: Super. Ja, cool. Was habt ihr denn so für Wettbewerber? Also was mir jetzt so in den Kopf kommt. nicht vielleicht Wettbewerber, zumindest auch ähnliche Modelle, sondern ist ja mit einem Community-Modell unterwegs, wo sie ja versuchen, ihre eigenen Kunden, die Batterien kaufen und betreiben, sozusagen auch miteinander zu vernetzen.

Varena Junge: Ja, das ist für mich tatsächlich wieder ein Angebot, was sich eher an Hausbesitzer richtet und wo ich auch wieder eine hohe Anfangsinvestition tätigen muss. Das ist ja auch das, was mich so stört. Also die Möglichkeiten, am Energiemarkt teilzuhaben, sind so hoch für Endkunden, weil entweder ich brauche erstmal ein Haus, ich brauche ein Dach, ich muss dann in eine Solaranlage investieren, ich muss vielleicht auch noch in eine Batterie investieren oder zumindest in eins von beiden. Und dann kann ich vielleicht Teil von so einer Stromcommunity werden. Mich interessiert aber, wie gesagt, da waren wir ja auch am Anfang, die Mieter. Und wie können die denn jetzt teilhaben? Und wie können wir denen den Zugang schaffen? Und ich glaube, das kriegen wir hin, indem wir sagen, investiert doch auch in eine Solaranlage. Aber halt nicht mit irgendwie 10.000 Euro oder mit 2.000 oder 1.000 Euro. Und auch nicht in einen Hausspeicher in der großen Ordnung.

David Wortmann: Sondern in den Pizzakarton.

Varena Junge: In den Pizzakarton, ja. Und das geht ab unter 50 Euro los. Und damit kann das erstmal wirklich jeder. Und dann kann man sich ja dem ganzen Amt nähern. Und wer gerne mehr machen will Unbedingt. Da entwickeln wir uns auch gerade hin, dass wir das noch mehr anbieten möchten und wirklich sagen kann, okay, wie viel brauche ich denn? Und dann mache ich mich quasi zum Selbstversorger, obwohl die Anlage halt nicht auf meinem Dach steht, sondern woanders.

David Wortmann: Luminasa fällt mir noch ein. Ist das eher ein komplementäres Angebot zu euch? Ich meine, die sind ja eher Software-Anbieter.

Varena Junge: Genau. Die sind ja gar nicht selber im Endkundengeschäft, sondern die sind eigentlich ein B2B-Software-Provider, die bestimmte Dienstleistungen für Stadtwerke oder Ähnliches anbieten.

David Wortmann: Und ihr seid rein auf dem B2C-Markt ausgerichtet oder habt ihr auch ein B2B-Produkt? Also ihr könntet ja letztendlich eure Plattform ja auch in eine regionale Stadtwerke.

Varena Junge: Also wir sind tatsächlich unabhängig von klassischen Energieversorgern, weil das ja genau das sind ja genau die Zwischenhändler, die wir quasi aus dem System rausnehmen wollen, um es effizienter zu machen. Was wir haben, ist natürlich ein Angebot für Gewerbekunden. Also wenn ich jetzt ein Architekturbüro habe oder einen Laden oder ähnliches, dann kann ich auch meinen Strom über die Anyway-Plattform direkt von jemandem beziehen.

David Wortmann: Okay, aber die Endmarke ist dann Anyway und es ist jetzt nicht so, dass ich jetzt, wenn ich jetzt Ikea wäre und habe sowieso jetzt ein

Varena Junge: So ein White Label Produkt meinst du, oder?

David Wortmann: Ich meine, die haben ja Kunden, die haben ja Zugang zu Hunderttausenden von Kunden, die letztendlich ja dann auch darüber auch ein Stromprodukt vermarkten könnten dann mit eurem Produkt.

Varena Junge: Also wir arbeiten schon mit, also wir machen Kooperationen natürlich, um mit anderen Firmen anzubieten, die selber gar nicht in diesen Markt rein können. Aber dann halt immer unter der Marke Anyway, weil wir halt auch sagen, damit haben wir halt die volle Kontrolle für das, für das, was wir stehen. Also Transparenz, Dezentralität und echte Wirkungsenthaltung, das halt auch wirklich noch unter Kontrolle zu haben und dafür auch gerade stehen zu können.

David Wortmann: Aber dann ist der größte Wettbewerb wahrscheinlich immer noch der regionale Stromanbieter, oder? Die Stadtwerke um die Ecke, bei denen, glaube ich, immer noch zu 70 Prozent die Stromkunden ja auch sind. Also ich glaube, trotz der Liberalisierung seit über 20 Jahren haben ja, glaube ich, gerade mal 30, 40 Prozent der Stromkunden tatsächlich ihren Stromanbieter gewechselt.

Varena Junge: Ja, es sind ein bisschen mehr, weil manche haben dann beim Grundversorger den Tarif gewechselt, aber sind halt weiterhin bei dem Grundversorger. Ja, ich finde, da krankt ja auch irgendwie das System. Also wenn ich unabhängig jetzt sozusagen von dem, was ich mir für Anyway wünsche, sagen würde, wie müssen wir denn eigentlich, wie könnten wir vielleicht auf einen Hebel das Energiesystem deutlich ändern, dann müssten wir eigentlich dafür sorgen, dass diese Grundversorgung, auf jeden Fall erneuerbar ist. Also quasi wie, auch etwas umstritten, aber ich finde es ja genau richtig, bei den Organspenden ausweisen, dass man sagt, der Default, der ist erstmal Ökostrom, der ist grün, der ist erneuerbar und dann sollen sich die Leute vielleicht aktiv eher für Kohle oder Atom entscheiden, wenn sie das gerne wollen. Wie kommt das eigentlich, dass das der Default ist? Wie kommt das, dass das das Standardangebot ist? Das ist doch absurd.

David Wortmann: Spannender Ansatz, spannender Ansatz. Das muss natürlich dann politisch wahrscheinlich verordnet werden.

Varena Junge: Genau, und dann dauert es wahrscheinlich wieder.

David Wortmann: Genau, das ist ja so ein bisschen auch zum Anfang des Gesprächs Fridays for Future und jetzt ist ja so ein bisschen Bewegung ja auch wieder in die ganze Diskussion um Klimaschutz gekommen. Seid ihr denn, das überlege ich gerade die ganze Zeit, seid ihr denn quasi die große Antwort darauf, letztendlich die Energiewende realisierbar zu machen, ohne dass man erneuerbaren Energien Strom subventionieren müsste, ohne dass er über das EEG gefördert wird, wie es ja in der Vergangenheit auch der Fall war. Weil ihr bietet eine Plattform an, wo ich meine Preise einstellen kann und da gibt es eine große Nachfrage dazu und eigentlich brauche ich gerade keine staatlich vergütete Einspeisevergütung mehr.

Varena Junge: Genau. Also wir brauchen halt, die Förderung brauchen wir auch gar nicht mehr, weil halt Solar beispielsweise heute schon viel lukrativer ist als alles, was ich an fossiler oder nuklearer Stromgewinnung irgendwie machen könnte. Und wir wollen vor allem Tempo reinbringen. Also ich glaube, auf die Politik zu warten oder darauf zu warten, dass die Idee, die ich da habe, mit der Grundversorgung sich irgendwie durchsetzt, das wäre natürlich schön, wenn da mehr passiert. Und natürlich versuchen wir dort auch, soweit es uns gelingt, irgendwie unsere Meinung kundzutun und laut zu werden. Aber wir sind meines Erachtens viel schneller, wenn wir einfach selber die Arme hochkrempeln und sagen, okay, komm, wir ziehen jetzt mal rechts vorbei und machen das einfach selbst, indem wir es ganz vielen Leuten ermöglichen, es selber zu machen. Und ihr Geld in Erneuerbare zu setzen und dafür zu sorgen, dass wir einfach den Ausbau voranbringen.

David Wortmann: Aber hängt sie jetzt noch an politischen Regularien? Gibt es da Risiken für euch oder seid ihr komplett unabhängig?

Varena Junge: Wir sind komplett unabhängig. Es gibt quasi eine Chance oder etwas, was ich auch total sinnvoll fände, und das ist das Thema, lass uns doch endlich da, wo CO2 entsteht, das Ganze auch mit einem Price Tag versehen, also wirklich die Kosten einpreisen, die man dort hat. Das heißt, wieso gibt es nicht die diskutierte CO2-Steuer. Ob es dann eine Steuer ist oder das über den Emissionshandel, darüber kann man nochmal im Detail diskutieren. Aber wieso gibt es denn nicht eigentlich einen Preis auf die CO2-Entstehung und dort, wo sie entsteht? Weil das ein total faires und richtiges System wäre, um diese Kosten, die dadurch entstehen, gesellschaftlich halt auch abzubilden. Und das wäre für uns als Anyway natürlich toll, aber vor allem, glaube ich, wäre das für uns als Gesellschaft genau das Richtige und das, was wir dringend brauchen. Ich finde es da halt wirklich spannend, wie man gerade wieder merkt in der Politik, dass diese Themen ja jetzt auf die Agenda kommen und jetzt wird diskutiert, wie kann man es machen, aber es wird ja auch noch ganz viel diskutiert, ob wir es überhaupt machen sollten. Und anstatt einfach mal zu sagen, wir einigen uns jetzt mal drauf, Dekarbonisierung muss stattfinden, alles andere macht auch aus Energiewende-Sicht überhaupt gar keinen Sinn, weil wie gesagt, Solar ist günstiger, Wind ist günstiger, die Erneuerbaren sind günstiger de facto und Lasst uns dort jetzt massiv reingehen. Das erhöht unsere Wettbewerbsfähigkeit. Das setzt so viel Innovationskraft frei. Ich glaube, Hermann Scheer hat mal gesagt, es wäre eine Beleidigung für die deutschen Ingenieure, wenn wir die Energiewende nicht schaffen oder wenn man behauptet, wir könnten die nicht schaffen. Und das ist ja auch so. Es mangelt uns nicht an technologischem Know-how. Es mangelt uns nicht an diesen ganzen Lösungen. Es mangelt uns an Geschwindigkeit und daran, uns nicht mehr damit aufzuhalten, über Reparationszahlungen quasi an Kohleverstromer zu diskutieren. Ich finde, das ist ein erschreckendes Beispiel, wenn man sieht, dass als Anfang des Jahres die Kohlekommission ihre Ergebnisse veröffentlicht hat und unter anderem ja auch zugesagt hat, dass es Entschädigungszahlungen geben wird, die Aktienkurse der großen Energiekonzerne nach oben geschnellt sind. Weil dahinter Aktionäre sitzen und sagen, ach geil, da kommt jetzt nochmal richtig Geld in die Kasse. Und das ist ja ein System, was krank ist.

David Wortmann: Gleichzeitig haben wir einen viel größeren Abbau von Arbeitsplätzen gesehen im Solarbereich und da gab es keine Entschädigungszahlungen und das ist dann schon wirklich ein Ungleichgewicht. Aber genau, lass uns jetzt auch nicht zu politisch werden an der Stelle, weil wir wollen ja vor allen Dingen auch immer wieder Geschäftsmodelle uns anschauen, die auch so ein bisschen die Energiewende weiter voranbringen und da scheint ja echt eine super, super Lösung hier gefunden zu haben. Du hast gerade von Tempo gesprochen. Vielleicht kannst du mal ganz kurz ein paar Kennziffern zu euch nochmal nennen. Also wann seid ihr gestartet? Wie groß seid ihr jetzt und wo wollt ihr hin?

Varena Junge: Also wir sind vor knapp zwei Jahren gestartet. Ja, tatsächlich aus Lichtblick heraus. Das hattest du vorhin ja auch kurz angesprochen als Innovationsabteilung. Und dann haben wir aber festgestellt, wir müssen unabhängig werden, damit wir uns selber so entfalten können, wie wir das wollen und wie wir das auch brauchen. Und haben natürlich am Anfang mussten wir das Ganze rechtlich prüfen. Die ganzen ersten Schritte sind ja immer schwierig und es ist ja auch ganz gut, wenn einem nicht gesagt wird, was alles auf einen zukommt, weil sonst würde man es wahrscheinlich doch nicht machen. Es haben uns ganz, ganz viele gesagt, es ist nicht möglich. Also die größten Energieexperten, die ich kenne, haben mir gesagt, Verena, im Vertrauen, ich weiß, dass ihr das unbedingt machen wollt, aber das geht regulatorisch gar nicht, das geht rechtlich nicht, das geht in der Umsetzung gar nicht. Was waren denn die Bedenken? Die Bedenken waren, dass das nicht umsetzbar ist, diese Dezentralität, die wir damit quasi schaffen. Und das ist natürlich, wirkt es erstmal absurd zu sagen, wir machen eine Martina, um dabei zu bleiben, zu einem gleichberechtigten Energieversorgungsunternehmen wie ein Energy. Also mit den gleichen Rechten und Pflichten. Das klingt natürlich tatsächlich, wenn man sich das so vor Augen führt, erstmal faszinierend. Ziemlich absurd, aber es geht halt. Und es ist natürlich schon so, dass wir viele bürokratische Hürden im Hintergrund haben, die wir überwinden müssen. Aber ich glaube halt, dass wir da hoffentlich noch ganz viel Digitalisierung sehen werden. Knock on wood. Also das ist so ein bisschen das, worauf wir natürlich auch setzen und hoffen. Und wir können natürlich halt unsere Plattform automatisieren. Genau, das waren ganz viele Bedenken.

David Wortmann: Zwei Jahre seid ihr jetzt alt. Wie viele Leute sind jetzt bei euch beschäftigt?

Varena Junge: Wir sind knapp 60 Leute, zum Großteil Softwareentwickler. tatsächlich, weil wir halt diese Plattform sind und weil wir halt tatsächlich im Halbjahresrhythmus eigentlich neue Produkte auf diese Plattform stellen, um uns halt wirklich ständig weiterzuentwickeln. Und wir sind von der Plattformseite ja quasi wie so ein E-Commerce-Shop.

David Wortmann: Habt ihr da einen regionalen Schwerpunkt, dass ihr das mal in Hamburg versucht oder in Norddeutschland abzugrasen oder seid ihr da bundesweit inzwischen aktiv?

Varena Junge: Unser Angebot gilt ja bundesweit. Man merkt natürlich schon gerade als Startup, dass so ein bisschen die Homebase, also Hamburg, natürlich erstmal noch besser funktioniert irgendwie. Das eigene Netzwerk ist da auch größer, man kennt mehr Leute und es werden dann vielleicht auch Leute eher auf einen aufmerksam. Wir haben aber auch wirklich aus allen Ecken Deutschlands Mitmacher quasi.

David Wortmann: Super. Habt ihr Ziele, die ihr jetzt noch anstrebt? Also ihr braucht wahrscheinlich auch zur Finanzierung oder zum Wachstum noch weitere Finanzierungen. Vielleicht willst du da noch zwei, drei Worte zu sagen?

Varena Junge: Ja, das ist ja eher so Mittel zum Zweck. Also wenn wir über Ziele sprechen, dann würde ich eher sagen, mein Ziel ist es wirklich, es zu ermöglichen, dass jeder in Deutschland zum quasi Selbstversorger werden kann. Ich investiere in die Solarfläche, die ich brauche, um meinen eigenen Strom zu produzieren. und denen dann auch zu beziehen. Und es ist völlig egal, ob ich ein Hausbesitzer oder Mieter bin, das wirklich für alle zu ermöglichen und halt so niedrigschwellig, dass das nicht so ein exklusives Ding wird für diejenigen mit viel Geld, sondern das wirklich in der Breite zu verankern und das jedem zu ermöglichen, weil es ist zunehmend lukrativ, in Erneuerbare zu investieren.

David Wortmann: Und das ist vor allem im Strombereich. Also Wärme ist vielleicht noch ein bisschen schwieriger.

Varena Junge: Genau, das sind dann alles nächste Schritte. Aber der Ausbau der Erneuerbaren ist natürlich extrem unter Druck, weil wir durch die Wärme- und Verkehrswende, die wir durch eine Elektrifizierung voranbringen wollen, natürlich noch mehr Erneuerbare quasi brauchen. Also sind wir wieder zurück beim Thema Tempo. Wir müssen echt schnell werden, damit wir das schaffen. Und dazu gehört natürlich auch das Thema Akzeptanz. Also eine Akzeptanz schaffen für den Ausbau der Erneuerbaren. Und wenn ich selber in Erneuerbare investiert bin, dann habe ich ja auch ein viel höheres Verständnis dafür, wenn es dann halt diese Anlagen in meiner Region gibt. Ich glaube, das ist auch ein ganz wichtiger Faktor. Weil wenn ich selber davon profitiere und nicht das Gefühl habe, da baut mir irgendjemand anders, irgendein großer Konzern Windräder vor die Nase, sondern da bin ich selber mit investiert, dann bewerte ich das natürlich auch ganz anders.

David Wortmann: Absolut. Ja, super. Spannend. Also ich wünsche euch viel Erfolg. Ihr scheint ein Geschäftsmodell gefunden zu haben, was wirklich jetzt auch endlich mal diejenigen mitnimmt, die eben kein eigenes Dach haben. Das sind ja dann doch die meisten. Und vor allem dann auch noch die Möglichkeit schafft, dann auch noch diejenigen mitzunehmen, die auch investieren wollen und jetzt nicht nur erneuerbare Energien, Strom beziehen wollen aus der Region, sondern vor allen Dingen ja auch nochmal investieren wollen, ob es 50 oder 100 Euro und gerade aus den Städten auch heraus sozusagen dann auch Anlagen mithelfen können zu finanzieren, die eher dann auch in der Region dann auch dann aufgebaut werden.

Varena Junge: Ja, genau. Und ich kann auch nur nochmal hier quasi anteasern, wir haben echt tolle Pläne für das nächste Jahr, um das Ganze auch noch weiter auszubauen. Und ich glaube, da passiert noch ganz viel, weil sich auch der Markt nochmal drastisch ändern wird. Und ich glaube, dann schaffen wir das halt wirklich, da nochmal weitere total spannende Produkte anzubieten.

David Wortmann: Kannst du noch ein bisschen mehr verraten, als es nur anzuteasern, was ihr dieses Jahr vorhabt?

Varena Junge: Naja, das eine ist ja, wie lukrativ ist es, in eine Erneuerbare zu investieren. Und da ist es so, wir hatten das ja angesprochen, die Erneuerbaren verlieren ihre Förderung. Das heißt, da sinken auch nochmal die Kosten. Und das geben wir ja eins zu eins durch. Das heißt, es wird noch spannender, auch größere Summen zu investieren, aber auch die kleinen Summen zu investieren. Und wir haben natürlich einerseits die Möglichkeit, lokal zu investieren, irgendwie in Deutschland. Aber wieso sollte ich nicht auch in eine Solaranlage in Spanien beispielsweise investieren, die dort natürlich eine viel höhere Solarrendite bringt? Da kann ich dann nicht meinen Strom beziehen. Das mache ich vielleicht auch noch ein bisschen ein Stück was in Deutschland. Aber zu sagen, ich bringe die Erneuerbaren insgesamt voran.

David Wortmann: Aber bilanziell kann ich das ja auch dann mit dem europäischen Binnenmarkt dann trotzdem mit abzeichnen.

Varena Junge: Aber ich muss auch gar nicht meinen Strom daraus, also das ist ja der zweite Schritt, meinen Strom daraus auch zu beziehen. Der erste Schritt ist ja vor allen Dingen erstmal die voranzubringen, rein zu investieren und eine Rendite zu erzielen.

David Wortmann: Ja, klasse. Super. Viel Erfolg. Wir werden sicherlich noch einiges von euch hören. Und vielleicht gibt es ja auch den einen oder anderen, den wir jetzt interessiert gemacht haben, vielleicht Stromkunde bei euch zu werden. Und vielleicht gibt es ja noch andere, die sagen, vielleicht investieren wir über euch da neue PV-Anlagen.

Varena Junge: Genau, Strommacher zu werden.

David Wortmann: Strommacher zu werden. Super. Ganz besten Dank und bis bald. Danke, Brene. Vielen Dank.