Wish – Shopping nach dem Minimalprinzip

26. März 2018, mit Joel KaczmarekAlexander GrafJochen Krisch

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen E-Commerce-Crossover-Podcast von Digital Kompakt. Mein Name ist Jörg Hatschmarek und heute betrachten wir Wish. Denn der gute Alex Graf hat heute 22 Millionen Euro aufs Konto überwiesen gekriegt und fragt sich, was er jetzt damit machen soll. Und wir gucken jetzt mal, wie er das in China gewinnbringend in Ramschware anlegen kann. Nein, Spaß beiseite. Alex, an dieser Stelle erstmal herzlichen Glückwunsch. Du hast einen sehr tollen, potenten Move gemacht.

Alexander Graf: Ja, vielen Dank, vielen Dank. Ich bin mir noch nicht sicher, ob unser Beirat das zulässt, das ganze Kapital für Konsumgüter in Asien auszugeben. Aber das können wir ja gleich diskutieren. Vielleicht ist ja eine strategische Anlage.

Joel Kaczmarek: Ja, da musst du an der Stelle natürlich mal erzählen, was das tolle Unternehmen ist, was so viel Geld bekommen hat, was du dort mit aufbaust und was du sonst tust für alle, die aus irgendeinem unerfindlichen Grund die anderen Folgen verpasst haben.

Alexander Graf: Ja, das kann ja gar nicht sein, dass irgendjemand diese Folge verpasst hat. Ich habe ja schon gesehen, dass die Folgen von 7.000 Leuten im Schritt gehört werden. Also mehr Leute, als bei der K5-Konferenz sind, sind ja per Definition ja gar nicht in unserem Markt unterwegs. Deswegen stelle ich mir nämlich trotzdem mal vor, also ich bin Alex Graf, Gründer und Co-CEO von Spiker Systems. Ich gebe auch Kassenzone.de heraus, einen E-Commerce-Blog und Spiker ist eine E-Commerce-Software, mit der man total coole Sachen machen kann. Und die hat gerade 22 Millionen Dollar eingesammelt von OnePeak aus London.

Joel Kaczmarek: So und K5 ist ja ein gutes Stichwort. Der kreative Kopf hinter dieser tollen Konferenz ist natürlich auch wieder mit im Gespräch. Hallo Jochen und auch von dir mal ein kurzes Vorstellungswort bitte.

Jochen Krisch: Hallo Joel. Ja, ich mache Exciting Commerce seit 2005. Die K5-Konferenz schon erwähnt und den Global Online Retail Fonds, wo wir in börsennotierte Unternehmen investieren.

Joel Kaczmarek: Genau, und heute wollen wir über ein sehr spannendes Unternehmen aus den USA sprechen, was ja eigentlich fast ein Abfallprodukt ist, dass das ein E-Commerce-Unternehmen wurde, weil es eigentlich mal ganz anders gestartet ist, nämlich eigentlich als Mobile App Network und dann als so eine Art Online-Wunschzettel und zwar Wish. Also wer sich schon mal gefragt hat, warum heißt der Laden eigentlich Wish, das ging irgendwann dazu über, dass der Gründer angefangen hat, Leute zu fragen, was wünschen sie sich eigentlich? und hat dann so ein bisschen Groupon-Style versucht, rauszukernen, kriege ich das nicht irgendwie in Asien günstig, wenn ich irgendwie gleich schon ein paar hundert oder ein paar tausend Bestellungen habe auf ein Produkt. Also so habe ich die Geschichte verstanden. Alex, du hast ja gerade eine Analyse geschrieben zu Wish und das mit so schönen Worten wiedergegeben. Magst du nicht mal zusammenfassen, was Wish heute ist, so in aller Kürze? Und dann haben wir, glaube ich, ganz viele Punkte, auf die wir bei der Positionierung mal eingehen können.

Alexander Graf: Oh, ich glaube, das ist gar nicht so einfach, weil in dem Business scheiden sich die Geister. Ich freue mich erstmal, dass die Kassenzone E-Commerce-Analysen hier mal als Basis genutzt werden für den Podcast. Und bei Wish habe ich mich selber so ein bisschen gesträubt, weil für mich war das irgendwie so eine App, die Billigheimer Produkte aus Asien importieren lässt und das sehr, sehr erfolgreich macht mit einem sehr, sehr hohen Funding. Mittlerweile habe ich aber verstanden, dass es tatsächlich einen Player, der sehr erfolgreich heute über mobile Applikationen, also in der Regel über Apps, über Android und iOS-Apps, Kunden erreichen kann, die sehr, sehr gut an sich bindet. Natürlich sehr stark über das Thema Preis, Verbilligung, Produkte aus Asien an diese Kunden weltweit verschickt mit mittlerweile zwei oder drei Millionen Paketen pro Tag. Und da habe ich mich mal drauf gestürzt und geguckt, was machen die eigentlich richtig. Da unterhalten wir uns heute drüber. Am Ende des Tages ist es tatsächlich eine sehr, sehr erfolgreiche mobile App, die das ganze Asien-Geschäft so ein bisschen revolutioniert. Viel besser irgendwie, als Amazon und Ebay das je gemacht haben.

Joel Kaczmarek: Also man kann ja mal so ein paar der Superlative zusammenfassen. Wish wurde 2010 gegründet, also vor sieben Jahren, hat mittlerweile 1,3 Milliarden Dollar an Funding und hat so Investoren wie DST oder den Founders Fund, also wirklich namhafte Akteure. Beim Umsatz sind sie immer so ein bisschen geheimniskrämerisch. Wie ich gelernt habe, hat der Kollege Graf ausgegraben, dass sie schätzungsweise 3 Milliarden Euro Außenumsatz 2016 gemacht haben, was bei einer Provision von 15 Prozent, die die Plattform einzieht, ungefähr 450 Millionen Euro Innenumsatz bedeuten müsste. Also Geschäftsmodell eigentlich ganz simpel. Es ist eigentlich ein Marktplatz, der chinesische Hersteller direkt einbindet und dann 15% pro Abverkauf an Provision verlangt. Jochen, du hast ja auch Wish als einen deiner Beobachtungskandidaten des Jahres, 2017 in dem Fall, ausgewählt. Was gab da bei dir den Ausschlag? Was findest du spannend an dem Modell?

Jochen Krisch: Bleibt auf der Liste. Also das, was Alex schon gesagt hat, ich finde es spannend als Mobile Player. Vor allen Dingen finde ich es auch spannend jetzt ein Newcomer, der wirklich nochmal versucht gegen Amazon, Ebay und die ganzen Chinesen anzutreten. Auch strategisch, da können wir vielleicht noch später darauf eingehen, dass sie nicht nur auf eine App setzen, sondern ein ganzes Spektrum von Apps, die sie vorantreiben, was eigentlich sich kaum jemand anderes traut, weil es einfach zu kostspielig ist. Also das sind so die ganzen Aspekte und ich finde auch sehr smart, man kann es immer gut mit Ebay vergleichen. Warum kommt Ebay gerade nicht so voran? Der smarte Zug von Wish war, wirklich direkt an die Hersteller in China heranzugehen und die quasi auf die Plattform zu bekommen und damit jetzt erstmal sich als Billigheimer zu profilieren. Also das ist natürlich auch dieses Vorurteil, auch das, was Alex erwähnt hat. ist natürlich immer da, aber das ist ja der Einstieg. Und die Frage ist dann, was passiert im Zuge der Professionalisierung? Die sind natürlich, du hast es auch erwähnt, sehr technologisch getrieben. Das heißt, die versuchen wirklich über die Empfehlungen und über das Ausspielen der Produkte andere Wege zu gehen. Auch, was ich zusätzlich spannend finde, andere Impulse zu setzen. Also, dass man da, wenn immer man reingeht, einfach andere Inspirationen, Anführungszeichen, oder sagen wir mal Verführungen bekommt, um einfach, und das sind ja wirklich super günstige Produkte, zu kaufen. Also das sind so die Aspekte, die ich spannend finde.

Alexander Graf: Ich glaube, was ganz wichtig ist für die meisten Hörer, weil wenn man über WISH hört, wenn man diese Dimension hört, irgendwie 450 Millionen Dollar Innenumsatz, mehrere Milliarden Dollar Außenumsatz, dann fragt man sich immer, wie machen die das? Und sozusagen der klassische Analyst, so wie wir oder alle, die wahrscheinlich so über 30 Jahre alt sind, gehen erstmal auf die Webseite und gucken, was machen die denn? Dort sieht man so unendlich viele Produkte, die da runterlaufen. Man muss sich per Facebook irgendwie einloggen. Man soll irgendwie die App runterladen. Man wird quasi in ein anderes Interface gezwungen. Und ich glaube, mit dieser Außensicht, mit der man ja versucht, das dann zu vergleichen mit dem Amazon oder Ebay und sich überlegt, warum können die so viele Produkte verkaufen, kommt man da nicht weiter. Ich war ähnlich skeptisch. Und dann habe ich mich mal angemeldet für diese App und gucke mir immer wieder aus Analysteninteresse da rein und habe mir jetzt, und das machen die ziemlich gut, also die geben solche Angebote wie, kauft jetzt hier vier Überwachungskameras mit Aufnahmegerät für 23 Dollar statt 788 Dollar. Wenn man die Produkte eins zu eins vergleicht bei Ebay, dann gibt es auch nicht viel teurer, aber die machen das halt sehr, sehr gut. Also die finden relativ schnell raus, was ist eigentlich mein Interesse? Wo sind eigentlich meine Schwerpunkte? Und jetzt haben sie mich dazu gezwungen, in Anführungsstrichen, ich habe jetzt schon so ein Endoskop gekauft, was man ans Handy verbinden kann. Das braucht eigentlich keine Sau, aber ich meine, 7 Dollar ein Endoskop, was irgendwie Full-ID-Videos macht. Ich meine, wie geil ist das denn? Und das andere, was habe ich noch gekauft? Ich glaube so eine Stirnlampe. Ich wohne ja auf so einem Bauernhof und wenn da nachts mal die Schafe ausbrechen, dann braucht man so eine Stirnlampe. Und die hat irgendwie mega viel, irgendwie 5000 Lumen, also unfassbar viel. Auch für 9 Dollar statt 89 Dollar. Also das ist wie, das eine ist halt dieses Preisgefühl, auf der anderen Seite sind sie wirklich relativ günstig und schaffen es dann, das hierher zu shippen. Und ich glaube, da muss man halt, und das empfehle ich jedem Hörer mal, da muss man einmal raus aus seiner Komfortzone und das tatsächlich mal selber ausprobieren, um das ein bisschen zu verstehen, weil Konsumenten, die jetzt so unter 25 sind, vielleicht auch unter 20, die eigentlich so in das ganze Thema E-Commerce reinkommen, die lassen sich dann über so ein Modell, wie es Amazon heute abbildet oder auch eBay heute noch abbildet, so klassisch transaktionaler E-Commerce, gar nicht mehr so leicht einfangen. Und das ist ja ein Markt, und das hat ja auch der Wish-Gründer auf ein paar Konferenzen sehr, sehr erfolgreich gesagt, das ist halt ein Markt und auch eine Zielgruppe, die bisher in den bestehenden E-Commerce-Modellen total unterrepräsentiert war. Die lässt sich überhaupt gar nicht mit unseren Schemata, die uns zur Verfügung stehen, vergleichen. Und da ist halt Wish Ob das jetzt alles fair und gerecht und sinnvoll ist, diskutieren wir ja gleich. Aber da kann man erstmal wirklich keinen Vorwurf machen. Das ist schon ein sehr, sehr, sehr, sehr spannender Ansatz, den sowohl Amazon krass verpennt hat, den eBay verpennt, den haben sogar die Player in Asien ziemlich verpennt. Also das ist ein sehr, sehr innovatives Unternehmen. Ob das nachhaltig ist, besprechen wir ja glücklich.

Joel Kaczmarek: Es gibt ja hier in Berlin immer diesen schönen Satz, Berlin Mitte ist not a valid test market. Und ich glaube, im Fall von Wish kann man das so ein bisschen übertragen auf Menlo Park ist not a valid test market. Also der Gründer sagt ja auch immer ganz fleißig, er ist zu den ganzen großen VCs gegangen, die ihm alle gesagt haben Ich bin auf so einer Plattform nicht, warum sollte ich dort kaufen? Mit geringem Preispunkt kriegst du niemals irgendwie genug Marge hin. Du brauchst sehr viel Skalierung, damit das Recht sich rechnet. Und der hat dir eigentlich alle Lügen gestraft. Und der hat ja auch dieses Bild, und das fand ich ganz spannend, der spricht ja immer von dieser Invisible Half. Also dass er sagt, die unsichtbare Hälfte der Gesellschaft, die jetzt auch Trump gewählt hat. Das ist ja so, wo er sagt, das sei eigentlich typischerweise seine Zielgruppe. Also sehr jung, wohnt außerhalb von Ballungszentren, wie mit einem geringen Haushaltseinkommen eigentlich dabei. Und trotzdem ist das ja eigentlich vermeintlich eine ganz schwere Position. Das geht ja so ein bisschen in die Richtung wie so ein Primark, wie so ein H&M, wo man, glaube ich, gebe ich dir recht, ganz schnell eine Meinung zu hat. Du bist doch trotzdem aber eigentlich immer der Verfechter, Niedrigpreisstrategien eher zu verteufeln, Alex. Also dieses Price-First hat ja auch irgendwie gewisse Nachteile. Siehst du das bei Wish aus dem Grund ein bisschen anders?

Alexander Graf: Also erstmal bin ich ja ein großer Verfechter von Plattformstrategien, muss ich an dieser Stelle mal sagen. Und wenn es Wisch am effizientesten schafft, von allen Marktteilnehmern über dieses Argument Preis die Kunden auf die Plattform zu binden und dann möglicherweise in ein Servicegeschäft reinzukommen, ein vertikales Geschäft oder ein Servicegeschäft, Dann machen sie alles richtig. Also ich nenne mal ein Beispiel. Ich gucke mir ja an, was kosten denn die Produkte bei Wish eigentlich bei ebay.de. Dort gibt es ja offensichtlich ja schon irgendjemand, der es importiert hat oder der es aus Hongkong zum Beispiel anbietet. Und dort ist der Preis in der Regel nicht höher oder fast eigentlich immer genau auf dem gleichen Niveau wie bei Wish. Also der Preis ist da eigentlich der gleiche. Die Verfügbarkeit ist die gleiche des Angebotes sogar. Trotzdem ist Wish in diesen vergleichbaren Dimensionen, Preis, Angebot, Verfügbarkeit, viel besser, mich als Kunden anzusprechen und zu binden. Sie machen die Produkte ja nicht noch billiger als bei eBay, aber sie schaffen es mir, erfolgreich den Eindruck zu vermitteln, dass diese Angebote zeitlich begrenzt verfügbar sind und dass es jetzt ein Wahnsinnsangebot ist. Da sind so ein paar Game Mechanics drin, die sie relativ gut nutzen. Deswegen würde ich jetzt nicht sagen, dass sie nur über den Preis kommen. Sie sind halt von den Unternehmen, die über den Preis kommen, zurzeit das Attraktivste aus meiner Sicht.

Joel Kaczmarek: Jochen, wie geht es denn dir damit? Also ich habe auch mal den Roman Kirschmann dazu angehört, der hat auch gesagt, naja, also der betreibt ja Lesara, was sehr nah dran ist an Wish of an Art. Der hat auch gesagt, naja, wir haben halt einen sehr geringen Warenkorb. Das macht natürlich manche Sachen schwierig. Das heißt, er hat wenig Luft beim Thema Marketing. Und er muss bei der Marge immer gucken. Dafür hat er sehr, sehr gute Conversions. Das konvertiert sehr gut und er hat wenig mit Retouren zu tun. Das sind ja auch Aspekte, die man bei so einem Preispunkt als positiv mal nennen kann. Wie beurteilst du das, mit deiner langjährigen E-Commerce-Erfahrung auf billige Preise mit einem Plattformansatz zu setzen?

Jochen Krisch: Naja, billige Preise per se würde ich jetzt nicht unbedingt favorisieren, aber jetzt mal als Markteintrittsstrategie und als Wachstumsstrategie. Und dann bin ich sehr bei Alex, wenn man jetzt sich mal auch ansieht, also Plattformstrategie und was damit angeht, wie ist man da positioniert. Also das ist halt sehr geschickt. Im Unterschied zu Lesara hat Wish kein eigenes Warenrisiko. Also die arbeiten direkt mit den Herstellern, also die vertreiben die Ware dann quasi dort. Und wenn man auch sieht, wie Wish inzwischen dazu übergeht, einfach auch Distributionszentren, Lagerhäuser in den USA aufzubauen, um eben genau diese schnellere Lieferung hinzubekommen. Das ist ja noch der große Nachteil. Wenn man bei Wish bestellt, dann muss man schon ein bisschen warten und wundert sich vielleicht dann auch, wenn die Bestellung kommt. Und erinnert sich gar nicht mehr, dass man das überhaupt bestellt hat, weil es eben so günstig ist und wirklich so als Impulskauf funktioniert hat. Also das ist so ein bisschen, deswegen bin ich wahrscheinlich hier euphorischer, als ich bei anderen werde, weil im Prinzip sind das ja alles Warnsignale. Also billiger Preis, super viel Kapital, hauptsächlich ins Marketing gesteckt. Das ist ja im Prinzip alles, was man eigentlich sehr kritisch beäugt und sich dann fragt, ist das wirklich bloß so ein Blasenunternehmen? Aber da habe ich mich eben auch über die Zeit überzeugen lassen und sehe einfach mehr Chancen als Risiken, weil ich eben mich komplett als Mobile Player sehe, komplett andere Zielgruppen ansprechen sehe. und einfach sehr viel moderneren Ansatz sehe. Das Manko ein bisschen und die Frage wird sein, ob sich Wish so schnell drehen kann, dass diese ganzen Vorzugsbedingungen, unter denen es jetzt arbeitet, also sprich die günstigen Importe oder Exporte aus China zum Beispiel in die europäischen Märkte oder in der Schweiz ist das ein großes Thema, dass die quasi die Schweiz überfluten mit diesen billigen Waren, weil sie von der Post subventioniert sind. Deswegen können sie auch nur sehr günstige Ware anbieten und verkaufen, weil es da eben diese Schranken gibt. Also ähnliches AliExpress und ein paar Chinesen sind dann schon auch noch da. Oder jetzt finde ich auch sehr spannend, im Grunde früher zu alten Rocket-Zeiten werden da sofort die Copycats hochgeschossen. Ein Copycat, was inzwischen durchaus Anklang findet, ist JOOM, J-O-O-M. Aus Russland, das jetzt auch in den App-Charts sieht man es ja immer, sehr weit oben ist und da wirklich auch mit in den Kampf eintritt. Also deswegen bin ich da positiver, was dieses Thema angeht. und vor allen Dingen sehe ich ja auch, dadurch, dass die die Kapitalunterstützung haben, haben sie ja auch Gestaltungsmöglichkeiten. Und andererseits sehe ich jetzt auch das Team als nicht so unreif, dass sie sich auf irgendwas einlassen. Du hast das sehr schön beschrieben. Im Grunde sind es Techies, die sich aber dann sehr schnell gedreht haben, weil sie da eben Potenzial erkannt haben. Und das ist, finde ich, immer so der beste Weg eigentlich. Und dann kann man relativ schnell, also wenn man sich traut, hochskalieren. Und sie sind immer noch vergleichsweise unterm Radar, was jetzt in der Branche oder in der Szene angeht. Also andere hätten da schon früher, die zu Feb-Zeiten, zu Groupon-Zeiten, hätten da schon viel mehr Wind gemacht und die hätte man wirklich auf jeder Konferenz gesehen. Also es sind fast Ausnahmen, wo wirklich der Gründer spricht. Und insofern kann man Ihnen jetzt nicht vorwerfen, Sie würden jetzt da partout unbedingt eine Hype-Welle erzeugen.

Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, mir ging es auch so. Ich fand zwei Aspekte irgendwie faszinierend an dem Modell. Das eine war dieses Discovery-Shopping, wie der das ja selber nennt. Dass der also sagt, er schafft es, Kunden, die gar nichts kaufen wollen, zum Kaufen zu bewegen. Das ist mehr so wie Bummeln. Also Alex hat ja auch eine schöne Grafik bei sich gehabt, wie so E-Commerce 1.0 und 2.0 war, so E-Commerce. Dieser Gedanke des Suchens und dann Kaufens und das hast du da irgendwie gar nicht, sondern man geht halt wirklich hin, lässt sich inspirieren und kauft. Und das dann dadurch, dass der Preispunkt so niedrig ist, diese ganzen Qualitätsprobleme, die die Plattform ja hat, lange Lieferzeiten, teilweise irgendwie die Kartons kaputt oder schäbig, Rücknahmen funktionieren nicht, Kundenservice gibt es teilweise nicht bei den Herstellern. Also lauter Sachen, die eigentlich in der Amazon-Welt irgendwie zum Todesstoß ganz schnell werden können, spielen da gar keine Rolle. Das waren auch so Faktoren, die ich sehr, sehr spannend fand. Jetzt sollte man aber trotzdem mal, weil du es auch angesprochen hast, auch mal ein, zwei Sätze sagen zu dieser ganzen Hersteller-Situation. Also Subventionierung durch die chinesische Post, dass es so günstig geht, ist ja so ein Faktor. Also Roman Kirsch hat auch mal vorgerechnet, dass man da so 30 bis 40 Prozent Kosten sparen kann, die halt direkt im Prinzip dann bei Händler und Plattformen landen. Und dann hat man auch noch so den einen oder anderen Grauzonen-Aspekt. Also Umsatzsteuer, VAT, Value-Added-Tax nicht richtig abgeführt sicherlich. Ich bin mir relativ sicher, dass so Lizenzfaktoren teilweise nicht eingehalten werden. Also da gibt es schon viele rechtliche Sachen. auch, also was wir auch gerade angesprochen haben, diese ganzen Sachen mit Retouren und Co., die eigentlich eher problematisch sind oder Einfuhrzölle ist auch so ein Aspekt, der eigentlich bei Wish immer mal aufkommt. Glaubt ihr, dass das Thema Qualität und diese Herstelleraspekte für Wish irgendwann nochmal zum Problem werden und dass sie deswegen daran auch feilen werden? oder können sie das eine lange Zeit vernachlässigen?

Alexander Graf: Also dazu würde ich gerne was sagen. Fairerweise ist ja genau das auch die Kritik, die an Amazon und Ebay gerichtet wird. Das ganze Thema richtige Mehrwertsteuerverrichtung, Import, Elektrogeräte-Rücknahme-Gesetz. Also viele Dinge, bei denen scheinbar die anderen Anbieter umgehen. ungerechterweise Geld sparen können in einem Markt, der ohnehin kaum Margen verspricht. Da fühlt sich natürlich jeder Elektro-Geräte-Händler, und dazu gehört fairerweise auch Mediamarkt an der Stelle, die sich irgendwie in Richtung Gesetz halten müssen, fühlt sich natürlich ein bisschen veräppelt. Das ist quasi kein Wisch-Problem, sondern ein generelles Regulierungsproblem. Und da wird, glaube ich, Wisch sicherlich nicht proaktiv vorgreifen. Momentan profitieren sie ja noch davon. Und dieses Argument, dass die Kunden ja irgendwann sich mal dem guten Marktplatz zuwenden würden, Weil dort geht alles mit rechten Dingen zu, da werden die Steuern gezahlt und da wird kein Produkt in Kinderarbeit hergestellt und es findet keine Umweltverschmutzung statt. Diese Argumentation wurde ja vom Markt widerlegt. Also offensichtlich ist es ja so, du kannst dem Kunden vor dem Geschäft sagen, guck mal, alle roten Sachen, die du im Geschäft kaufst, die sind irgendwie nur halb so teuer, aber es ist Kinderarbeit, alle grünen Sachen Die sind total fair produziert. und dann sagt der Kunde vor dem Geschäft, dann kaufe ich nur die grünen Sachen, aber mit der Tüte, wenn er da rauskommt, ist halt 90% rote Sachen. Das ist halt ganz klassisch Einkaufspsychologie. Da wird sich gar nichts ändern aus meiner Sicht und es gibt ja auch gar keinen Trigger, weil Wisch muss ja genauso wie Amazon 100% kundenfokussiert sein und der Kunde Wenn Wish auf seine Daten guckt, dann werden sie herausfinden, die Produkte, die sie anbieten, die statt 1.000 Euro nur noch 50 Euro kosten, die laufen besser als die Produkte, die statt 1.000 Euro nur noch 150 Euro kosten. Das heißt, sie werden eigentlich noch stärker auf das ganze Thema Preis, Verfügbarkeit, Import, Optimierung abstellen und sagen halt am Ende des Tages, sie sind erstmal nur ein Middleman, der diesen Marktplatz abbildet. Deswegen glaube ich nicht, dass von Wish dort in irgendeiner Form da der Impuls kommen wird. Wenn er denn mal kommt, damit rechne ich fairerweise nicht nach dem Lesen des Koalitionsvertrages, dann wird er, glaube ich, von staatlicher Seite kommen.

Joel Kaczmarek: Ja, aber glaubst du, dass es für die trotzdem mal zum Problem wird? Weil gerade mit den chinesischen Händlern, wo du ja einfach wirklich keinen Durchgriff hast als jetzt europäischer Besteller und wo die Qualität halt schon manchmal ein bisschen exotisch ist bei manchen Sachen, also auch so die Kundenerfahrung. Glaubst du, dass das trotzdem, wenn das immer weiter sich majorisiert, dass das ein Problem wird?

Alexander Graf: Nee, weil am Ende des Tages, ich meine, da sieht man ja auch bei Plattformen wie AliExpress oder bei Banggood, wo ja auch viele Leute schon ihre Konsumgüterartikel bestellen. Es gibt auf der einen Seite, übernimmt die Plattform halt zunehmend ein Treuhandprinzip, also es wird kein Geld ausgezahlt in den Händler, wenn die Ware nicht ankommt. Das heißt, da gibt es schon mal diese ganzen grundlegenden Sachen, dass die Ware schon ordentlich beschrieben wird, die Bilder der Wahrheit entsprechen müssen. Das scheint erstmal schon mal alles lösbar zu sein über so einen Plattformmechanismus. Wird der Kunde, wenn er verstanden hat, dass die LED-Glühbirnen von Wish nur halb so lange halten wie die LED-Glühbirnen, die er vielleicht bei Amazon kauft, von Philips oder bei Otto.de oder bei anderen vertrauenserweckenden Händlern, wird er deswegen bereit sein, auf andere Plattformen umzuschränken? Nach allen Daten, die ich so gesehen habe, eher nein.

Jochen Krisch: Ich sehe schon die Problematik, dass das mittelfristig ein Problem wird. Aber ich finde, es ist ein antizipierbares Problem. Also dass man das so lange macht, bin ich bei Alex, dass man nicht selber aktiv wird und sich da umorientiert, solange es nicht nötig ist oder solange es nicht reguliert wird. Sicherlich, aber jetzt, wenn ich mal auf drei, vier, fünf Jahre Sicht sehe. Also bei uns kommt jetzt langsam die Welle hoch und es kommt Kritik, was die China-Importe angeht. In der Schweiz ist es noch viel dramatischer. Da ist das wirklich so eines der Top-Themen. Es ist die Frage, ob das europäisch oder im anderen Fall auch amerikanisch gelöst wird. Also ich glaube, darauf kann man sich aber einstellen als Unternehmen. Ich sehe das aber auch mittelfristig, langfristig nicht als da, wo WISH sein wird. Also ich glaube, die Professionalisierung wird sehr schnell voranschreiten. Und man hat jetzt ja gesehen, eigentlich jetzt sind sie ja in Richtung Europa unterwegs, haben jetzt ein Amsterdam-Büro, versuchen jetzt in England schon und ich glaube auch in Holland, Marktplatzhändler oder Anbieter zu gewinnen. sodass sie auch vor Ort dann was machen können. Und da komme ich auf den Punkt zurück, dass man nicht nur die WISH-Apps sehen, die reine WISH-Apps sehen müssen, sondern es gibt auch WISH-Home, es gibt WISH-Baby, Mutter, was weiß ich, was es alles gibt. Also sie können segmentieren und sie können im Prinzip ja auch einen WISH-Premium machen, wo einfach andere Qualitätsmerkmale eine Rolle spielen als der Preis. Und das sehe ich perspektivisch als große Chance, wie auch immer sie sich da orientieren wollen. Sie haben sich jetzt einen riesigen Kundenstamm angelacht, also mitgemacht, Vielleicht gar nicht Kundenstamm, sondern Mitglieder, die die App nutzen. Weiß nicht, wie oft die da bestellen, aber dürfte jetzt mittlerweile von den Mitgliedern oder der Zahl der Nutzer einer der größten Online-Anbieter sein. Weil zur Orientierung, ich weiß leider die Alibaba-Zahlen nicht, aber eBay war es jetzt immer so bei 160, 70 Millionen Nutzern weltweit. Und da dürfte ein Wish auf jeden Fall drüber sein. Und mit denen lässt sich natürlich auch noch anderes machen.

Joel Kaczmarek: Wish hat 300, wenn ich jetzt mal die zusammengetragenen Zahlen irgendwie mitkriege. Wir können mal ein paar dieser Zahlen aufarbeiten. Also 300 Millionen Kunden, zwei Drittel davon Frauen, dem Vernehmen nach. 70 Millionen SKUs, also 70 Millionen Produkte auf der Plattform von insgesamt 300.000 Herstellern. Ist damit der sechstgrößte E-Commerce-Player weltweit und hat zwei Millionen Bestellungen pro Tag. Also Das ist ja schon ein paar Bretter, ne? Und bietet ja auch eine schöne Überleitung, um mal zu fragen, was ist eigentlich der klassische Wettbewerb von Wish? Also viele gehen ja natürlich immer hin und vergleichen das mit Alibaba oder mit Amazon. Das gibt es sicherlich noch weiter. Wir sollten nochmal über Stationäre reden, über Zoom, Lesara, Ebay. Aber wenn ich jetzt mal Amazon und Alibaba mir angucke, fand ich bei Alex eigentlich einen Satz ganz prägend, den ich teile. Den kann Alex ja vielleicht gleich mal ausführen, wie er den meint oder warum er daran glaubt. Wo er halt sagt, naja, selbst wenn Amazon jetzt irgendwie die Anzahl seiner Produkte irgendwie verdoppeln würde und irgendwie sein Kundenerlebnis weiter verbessert und den ganzen Ausbau weiter treibt, würde das auf Wish irgendwie einen latent geringen Einfluss nur haben, also eigentlich kaum merkbar. Und das glaube ich auch, weil das einfach eine komplett andere Kategorie ist. Alex, vertief doch mal ein bisschen, wie du das gemeint hast, genau.

Alexander Graf: Ja, das hängt so ein bisschen mit dem Stellprozess zusammen, den du ja eben schon genannt hast. In der klassischen E-Commerce-Welt kommt irgendwo aus einem externen Kanal ein Kaufbedürfnis. Ja, mein Stift ist kaputt, ich sehe irgendwo eine coole Hose, was auch immer. Und ich gehe dann auf eine Webseite oder ich nehme mir ein Autokatalog und suche mir dort ein Produkt. So am Ende des Tages. Wish überspringt ja diesen Punkt. Wish ist ja in der Sofa-Kaufsituation, das ja die Jochen auch immer anspricht. Die Leute kaufen halt gerne von zu Hause ein. Die sind halt noch näher am Kunden dran, sind noch deutlich aktiver und da brauche ich noch nicht mal ein Kaufbedürfnis. Wish schafft es, dieses Kaufbedürfnis zu erschaffen. Und das ist ja ein Punkt bisher den der stationäre Handel für sich geclaimed hat. Die haben ja gesagt, wo kannst du denn eigentlich inspiriert werden? Das geht ja nur in der Stadt. Das geht ja nur, wenn du durch die geschmückten Schaufenster bummelst und dann siehst du irgendwo mal ein neues Sommerkleid oder einen tollen Fernseher oder was man auch immer in der Innenstadt kaufen kann. Und das stimmte ja auch, wenn man sich nur transaktional optimierte Geschäftsmittel angeschaut hat, wie einen Otto.de oder auch einen Amazon, bei dem man eigentlich immer schon mit einem Kaufinteresse auf die Webseite gekommen ist. Wisch dreht das jetzt irgendwie um. Wisch ist in der Lage, ohne dass ich ein konkretes Kaufinteresse habe, ohne dass ich jemals was von dem Produkt gehört habe, Stichwort Endoskop mit WLAN, mir ist in der Lage, mir Produkte anzudienen, mir quasi aus meiner Geldbörse Kapital anzudienen. rauszuziehen und es direkt zu mir nach Hause zu schicken und ist damit eigentlich ein Wettbewerber am ehesten zum stationären Handel geworden, der es dann eigentlich noch schwerer hat zu inspirieren. Der ist ja noch weniger datengetrieben und Wisch zeigt mir ja in der App, wenn ich das oft genug nutze, ja Produkte an, die mich interessieren und möglicherweise können sie das irgendwie auch noch über andere Ausgabemedien in Zukunft machen. Voice könnte ja so ein Thema sein. Deshalb glaube ich nicht, dass man mit so klassischen Strategien von einem transaktional optimierten Portal wie einem Amazon oder auch einem Zalando oder einem Otto dass man dort eine Chance hat, Wish-Umsatzanteile wieder zu entziehen. Ich glaube, man muss eigentlich genauso vorgehen, wie Wish das macht und diesen kompletten, super koordinierten Kaufprozess mal hinter sich lassen und überlegen, wie komme ich eigentlich noch stärker, noch näher ran an die Kunden in diese ganzen Push-Nachrichten, die Wish ja extrem exzellent spielt. Und das ist für mich schon, also die Frage ist, bei wie vielen Käufen trifft das eigentlich zu? Wie viele sind eigentlich so Schläferkäufe bei den Kunden, gar nicht aktiv suchen, sondern eigentlich wissen, dass sie, keine Ahnung, einen einen Fernseher brauchen und einfach auf das beste Angebot warten. Das weiß ich halt nicht, aber ich finde diesen Ansatz zu sagen, ich bin ganz nah am Kunden dran, ich brauche gar kein Kaufinteresse vorab, ich kann das triggern, das finde ich schon ziemlich cool. Und ich glaube, wenn man das noch über weitere Produktkategorien aufbauen kann, nicht nur über diese Produkte, die halt unter 20, 30 Dollar kosten und einfach zu versenden sind, sondern tatsächlich auch mal in Produktkategorien wie Möbel, Küchenzubehör, Reisen, das ist ja überall der gleiche Mechanismus. Da sehe ich eher das Potenzial von Wish. Das ist schon extrem vielversprechend.

Jochen Krisch: Wenn ich da ergänzen darf, also ich sehe es eigentlich wie vorhin beschrieben, dass BISH eher neues Marktpotenzial eröffnet und Zielgruppen anspricht, die bisher noch nicht online affin waren und die einfach von anderen nicht so bedient wurden. Und wenn ich mir so ein stationär analoges Modell angucke, dann ist am nächsten für mich noch ein Primark dran, was die an neuer Klientel oder an anderer Ansprache der Nutzer haben. Nur kann Primark natürlich offline nie so schnell vorankommen wie ein BISH jetzt online. Und deswegen ist das einfach…. ich stolpe mich immer das Wort gefährlich zu nennen, aber auch was du jetzt gerade gesagt hast, Alex, ich sehe kaum Chancen, einem Wish noch nachzukommen. Also die haben einfach jetzt den Vorsprung, haben sich damit etabliert und haben einfach jetzt die besten Karten, sich strategisch so aufzustellen, dass sie in fünf Jahren, in zehn Jahren ein relevanter Player sind wie in Amazon, wie in Ebay, wie in Alibaba. Also das sehe ich als die große Chance und deswegen finde ich es auch so spannend, sich jetzt schon damit zu befassen, wo das im Prinzip noch nicht. Also sie sind noch nicht durch. Man kann jetzt nicht darauf wetten, aber sie haben die besten Voraussetzungen, da wirklich hohe Relevanz zu erreichen.

Joel Kaczmarek: Was würdet ihr denn tun, wenn ihr jetzt irgendwie im Driver-Seat säßt bei Alibaba oder Amazon? Weil Kaufinteresse ist ja gegeben. Das heißt, es soll ja so ein 10-Milliarden-Angebot auch mal schon gegeben haben von Amazon, was Swish ausgeschlagen hat. Wahrscheinlich auch aus gutem Grund. Immerhin sind sie jetzt schon 8,5 wert. Wenn man die letzte Finanzierung sich betrachtet, wie kann ich denn als ein Amazon oder ein Alibaba oder auch ein eBay auf sowas dann eigentlich noch reagieren?

Alexander Graf: Ich würde da so ein bisschen lernen aus dem, was Facebook gemacht hat, dass ja über die Akquisition von WhatsApp das ganze Thema Messenger für sich dicht gemacht hat. Die haben gemerkt, dass sie mit ihrer eigenen Herangehensweise an das ganze Thema Messenger-Technologie nicht schnell genug vorankommen. Da haben wir gesagt, okay, dann zahlen wir halt so einen unfassbar hohen Betrag, ich weiß gar nicht, was es da ging, 20, 30 Milliarden Dollar, also einen Riesenbetrag für ein relativ junges Team mit wenig Mitarbeitern, was aber diese Traction hatte, was nach allen Regeln, sozusagen klassischer M&A, noch nicht mal nach den Regeln sozusagen von der Silicon Valley M&A-Logik zu bewerten wäre, haben sich halt den Marktzugang gekauft und der wird jetzt auch belohnt. Und wahrscheinlich würde Wish heute nicht mehr 10 Milliarden aufrufen, sondern wahrscheinlich 50. Nehmen wir mal so einen absurd hohen Wert, 50 Milliarden Dollar Bewertung bei 500 Millionen Euro Innenumsatz. Da würde ja jeder Controller irgendwie seinen Kaffee auf die Tastatur spucken. Aber man muss hier mal ganz klar sagen, die erreichen einen Markt, den Amazon mit seinen bisherigen Apps und mit seiner bisherigen Handlungsweise nicht erreicht hat. Und sie werden dadurch natürlich Amazon und einem Alibaba in irgendeiner Form auch gefährlichen. Da würde ich sagen, als Amazon, na gut, dann tausche ich halt ein paar Aktien und dann muss ich irgendwie eine Rakete weniger starten lassen im Jahr. Ja, alles fein. dann kaufe ich halt diese Switch. Wir haben ja quasi diese Zeitrestriktion im E-Commerce und in der Digitalisierung. Auch wenn Amazon sagt, ich würde diese 50 Milliarden lieber einsetzen, um selber etwas zu bauen, dann kann ich das vielleicht noch viel, viel größer machen. Also dieses Zeitfenster ist einfach so eng. Man muss da so viel Gas geben. Und diese Plattformökonomie ist auch zu Amazon sehr, sehr ungenädig. Ich würde das Gebot einfach massiv erhöhen. Irgendwann verkaufen die schon. Also es wird schon einen Preis geben, bei dem die verkaufen. Da wäre ich mir ziemlich sicher. Also so nett das alles klingt, was der Gründer da auf der Bühne sagt, am Ende des Tages ist es ein Venture-Capital-Business. Und das würden die Käufer finden.

Joel Kaczmarek: Wie würdest du sowas denn andocken? Also wie müsste denn Amazon, wenn die jetzt den Zuschlag bekommen hätten, so ein Tool eigentlich instrumentalisieren, um diese Zielgruppe auf sich irgendwie zu münzen? Also einfach frei weiterlaufen lassen als externes Produkt? Oder wie würdest du da rangehen?

Alexander Graf: Ja, also Amazon ist ja nachgewiesenermaßen extrem unerfolgreich bei der Akquisition von Geschäften. Und immer dann, wenn man sagt, Amazon hat irgendwie ein Top-Executive-Management, alles, was runterkommt, ist irgendwie Durchschnitt. Immer wenn es quasi irgendwo aufgehangen wird. Und ich glaube, da ist Woot irgendwie das schönste Beispiel, weil es auch super oft dokumentiert ist. Alles, was irgendwo darunter aufgehangen wird und in dieser klassischen Amazon-Synergie-Logik gemanagt wird, das stirbt halt nach einer gewissen Zeit. Und wenn Amazon dieses Learning auch so haben sollte, weiß ich nicht, ob sie das haben, dann würde man das natürlich maximal mit Freiheitsgraden ausstatten und überlegen, das weiter pushen. Sicherlich auch überlegen, ob man das in diese Plattform-Logik hineinbekommt, diese Reichweite dann irgendwie anderweitig nutzt. Klar, so Kleinigkeiten wie AWS und sowas wird auch mit Wish funktionieren, aber am Ende des Tages würde ich versuchen, glaube ich, relativ selbstständig laufen zu lassen.

Jochen Krisch: Man wird jetzt mal sehen, wie Amazon Whole Foods verdaut, wie das klappt. Da haben sie jetzt immerhin schon mal im zweistelligen Milliardenbereich auch ausgegeben. Deswegen ist das gar nicht mehr so utopisch, dass Amazon so viel Geld auf den Tisch legt, um sich ein Unternehmen zu schnappen. Also ich sehe das aber auch als einzige Chance. Also selber sind sie nicht schnell genug. Für mich ist auch eigentlich Facebook immer das beste Beispiel, was so Themen angeht. Wenn man sieht, was mit WhatsApp passiert ist, was mit Instagram passiert ist, das zu übernehmen, aber doch relativ frei selber laufen zu lassen. Das sehe ich als die einzige Chance, um die jetzt noch einzufangen. Außer Wish selber schafft es nicht. Darauf kann man auch noch immer spekulieren. Aber interessant ist schon…. dass bisher eigentlich speziell im US-Markt immer Amazon sich alles aufgekauft oder zugekauft hat, was aufstrebend war. Wish ist jetzt mit so das Erste, was wirklich auch Stitch Fix könnte man dazu nehmen, was so vorbeigezogen ist. Also vielleicht zieht Amazon sich schon so als gesetzt an, dass sie einfach die Macht im US-Markt sind. Aber dann sieht man halt, wenn jemand sehr stark international von Anfang an geht, gibt es schon immer noch die Chancen. Kostet alles viel Geld und es ist alles Irrsinn, was da reinfließt. Aber das stört mich nicht so, wenn ich sehe, dass es ein alternatives Modell ist und ein sehr zeitgemäßes, zukunftsgerichtetes Modell. Und Mobile ist einfach im E-Commerce noch nicht gesetzt. Das ist alles bitter. Conversions sind bitter, Vermarktung ist bitter. Alles funktioniert nicht so für die etablierten Player, wie man sich das wünschen würde. Für mich gibt es so zwei Beispiele im Mobile-Bereich momentan. Das eine ist Wish, das andere ist Poshmark, die es schaffen, die Nutzer anders einzubinden und zu aktivieren und damit einfach ganz gute Karten haben, wenn man das ganze Modell weiterdenkt, eben in Richtung Plattform, in Richtung Services und auch ein bisschen in Richtung, wie sich die ganzen chinesischen Player im E-Commerce präsentieren. Das sind ja alles andere Modelle, viel läuft über WeChat und solche Angebote. Das kann man dann mobile machen, das kann man im klassischen E-Commerce so nicht machen. Und da ist auch für mich Wish nochmal ein spannender Case, was die da noch an Impulsen bringen.

Alexander Graf: Wobei man fairerweise sagen muss, das Argument, mobile funktioniert nicht im E-Commerce, diese Aussage geht ja vor allem für die etablierten Player, die aus der Desktop-Welt kommen. die ja versucht haben, die Desktop-Logik mit Suche und Filtern und Navigation und Menüs und Checkout auf Mobile zu übertragen. Und damit sind eigentlich mittlerweile alle gescheitert. Sozusagen der klassische Mobile-Shop, der funktioniert zwar in der Statistik noch relativ gut, aber eher mangels Alternativen für die Kunden oft. Und das ist halt ein mega Eintrittsfenster für Unternehmen wie Wish oder ich weiß gar nicht, warum Wish damit nicht rumexperimentiert, aber so eine Art Tinder E-Commerce, wo man sozusagen Lieblingsprodukte nach links und rechts wischt und nicht mehr irgendwie einen komischen Fragebogen ausfüllen muss für seine Vorlieben. Also ich glaube, da kann noch eine ganze Menge kommen. und da war es die einzige Antwort, die Desktop-basierte Ansätze wie in About You und Zalando bisher hatten, war ein individualisierter Produktkatalog. Aber dahinter steckt, und das sieht man den Apps ja auch an, dahinter steckt immer noch eine normale Webseite und die normale Such- und Filterlogik. Und ich glaube, das ist schwierig. Also ich glaube, man kommt da nicht so richtig raus aus dieser gedanklichen Falle.

Joel Kaczmarek: Was ist denn eigentlich mit unserem deutschen Pendant, könnte man sagen, also Lesara? Wenn man jetzt dem Roman Kirsch zuhört, seine Investoren-Story ist ja ein bisschen anders als die von Wish. Das heißt, er sagt, das ist eigentlich kein klassischer Marktplatz, sondern sie betrachten sich selbst sogar eher als Hersteller. Also sie wollen die komplette Kontrolle der Value Chain haben. Trotzdem sind sie ähnlich. Sie gehen auch stark datenbasiert ran, versuchen sich Datenpunkte zu sammeln, irgendwie über Google Trends, über Social Media, über andere Shops. Geht dann nach China, lässt in sehr kleinen Chargen, was weiß ich, 100 Stück ein Produkt herstellen, guckt, wie es sich abverkauft und wenn es gut funktioniert, prügelt das massiv hoch und legt sozusagen im großen Stile nach. Also so ein bisschen Trendsetting, möglichst schnell nach dem gleichen Ansatz verkaufen, also auch geringer Preis. Aus China kommend, aber mit mehr Kontrolle über die genannte Prozesskette. So der Pitch. Wie verortet ihr denn Lesara im Vergleich zu Wish?

Jochen Krisch: Naja, Lesara ist schon das gefährlichere Modell, weil sie eben Warnrisiko haben, weil sie anders aufgestellt sind. Da tut sich ein Wisch sehr viel leichter, deswegen finde ich sie auch eigentlich nicht vergleichbar. Also ich sehe den Punkt für Lesara schon, im Prinzip ähnlicher Pitch, Zielgruppen anzusprechen, die bis jetzt noch nicht online sind und eben nicht Berlin Mitte, sondern Berlin Marzahn eher als Zielgruppe. Sagen sie ja auch. Und dann eben sehr mobile optimiert zu arbeiten. Also da ähneln sie sich, aber sie sind natürlich in den Möglichkeiten viel beschränkter. Und ich bin mal gespannt, also ich weiß nicht, ob sie das schon so hundertprozentig gelöst haben, dieser Direktversand aus China heraus. Das ist sicherlich jetzt eine Möglichkeit und solange das eben noch regulatorisch geht. Also ich verfolge Lesada fasziniert, weil ich das auch sehr spannend finde, da irgendwie ein neues, anderes Modell mit sehr viel Power in den Markt zu bringen. Habe aber da schon an der einen oder anderen Stelle so meine Skepsis und meine Zweifel, ob das nachhaltig ist, was da entsteht. Andererseits traue ich Roman relativ viel zu und denke mir dann immer, dann wird es sich wieder drehen und wird es sich als irgendwas anders verkaufen. Also das hat ja schon unterschiedlichste Labels jetzt gehabt in der Historie. Am Anfang irgendwie als das Aldi, das Online-Handel. Und jetzt geht es immer Richtung mehr AliExpress und Wish. Ja, also etwas mehr Skepsis als bei Wish, muss ich schon sagen, von meiner Seite.

Joel Kaczmarek: Warum? Also sag mal, was sind Punkte, die dich da skeptisch machen?

Jochen Krisch: Ja, das Klagerrisiko, sie sagen zwar, es geht alles in Richtung agile Handhabung, aber kann gar nicht so agil sein wie jetzt. ein Marktplatz, der einfach aktiv mit den Herstellern arbeiten kann, weil ich da einfach die Auswahlgröße habe und sehr viel schneller reagieren kann. Das Gute, dass sie natürlich sehr mit Eigenmarken und allem arbeiten können und da schon den Markt bedienen können. Also ich finde, Lesara ist näher an Primark dran, an Kik und wie sie alle heißen, hat aber halt die Herausforderung, Also Margen vom Produkt mögen jetzt gar nicht so schlecht sein, wenn es aus China gesourcet wird. Aber Versand ist natürlich schon eine große Thematik bei den niedrigen Warenkörben. Und das hat natürlich so ein Lesara und das sind so ein paar Knackpunkte, die ich habe. Ich war schon mal erheblich skeptischer, was Lesara angeht, muss ich sagen, ganz am Anfang. Inzwischen, sage ich mal, bin ich neutral skeptisch.

Joel Kaczmarek: Ich kann ja mal so wiedergeben, wie der Roman das verkauft. Ich durfte ja schon lernen, dass er ein guter Verkäufer ist und ich schätze ihn auch sehr. Also schönen Gruß, wenn er gerade zuhört. Der sagt ja, er hebt ja stark auf diesen Qualitätsaspekt ab. Also er unterstreicht ja diesen Aspekt, dass Wish irgendwie seine Hersteller nicht so in Kontrakontrolle hat, dass er die Qualität nicht irgendwie managen kann und sagt, dass er im Prinzip so ein bisschen BI-basierte Produktentwicklung macht. Das heißt, wenn er irgendwie mitkriegt Eine 100er-Charge von dem und dem verkauft sich gut und gewinnt dann auch ein schnelles Gefühl für Passgrößen. Also wenn du einmal einen Lesara M kaufst, passt dir jedes Lesara M und du hast irgendwie nicht diese Sprünge zwischen den unterschiedlichen Produkten. Also obwohl er auf ein niedriges Segment geht, argumentiert er sehr stark, so verstehe ich das, mit datenbasierter Qualitätsoptimierung. Das war so einer der Pitches, den ich da irgendwie rausgehört habe.

Jochen Krisch: Ja, das ist aber so ein bisschen So ein bisschen, wenn ein Stationärer mit seinen Filialen argumentiert. Also das ist ein Argument, aber ich finde nicht das Maßgebliche, weil du bist halt gehandicapt. Und Wish kann ja diese Qualität erreichen. Es wird ja sehr schnell herausfinden, wo Retouren da sind oder unzufriedene Kunden da sind und das entsprechend bewerten. Also das alte eBay-Modell. Also deswegen, das war auch immer so, warum alle eBay nicht mochten. Angeblich, weil da eben auch nur Schund und man das Vertrauen nicht haben kann. Ich glaube, das Vertrauensproblem lässt sich lösen jetzt für einen Marktplatzplayer. Also das wäre jetzt für mich nicht so das Argument, aber nachvollziehbar aus seiner Sicht.

Joel Kaczmarek: Also du meinst, es ist eher so ein bisschen Schönreden der Problembereiche, die man hat bei diesem Modell, wenn man im Prinzip mehr in die Verantwortung geht.

Jochen Krisch: Ja, ich glaube, der Punkt ist, gelingt es einem Lesada, das, wo sich Kik und Primark schwer tun, auch online abzubilden. Was stationär eben super funktioniert, weil die Leute in die Läden kommen und weil du eben nicht die ganze Versandthematik hast, gelingt es, das online zu bringen. Und da gibt es ja auch in den USA durchaus jetzt auch Versuche, die wirklich so funktionieren. sehr billige Produkte in der Eigenherstellung vertreiben, ist noch nicht gelöst. Ist sicherlich eine Thematik und es ist ja nicht aussichtslos, das Unterfangen. Ist aber ein komplett anderes Modell und es muss sich halt rechnen und es wird nie hochmarschig sein und es wird immer schwierig sein, das Investoren zu verkaufen, weil die halt ungern in solche Modelle investieren, die mit Lagerhaltung arbeiten und mit Risiken arbeiten, wo Wettbewerber eben kein Risiko haben.

Joel Kaczmarek: Alex, du bist ja noch so überraschend still für deine Verhältnisse zum Thema Lesara. Wie siehst du das?

Alexander Graf: Ja, ich wollte erst mal die Argumente von Jochen hören und dann überlegen, ob ich ihn da loben kann und darauf einsteige, bevor ich mich hier in irgendeiner Position verrenne, die ich dann nicht mehr halten kann. Nee, also man muss mal gucken, sozusagen historisch gesehen, also Lesara ist ja 2013, glaube ich, gegründet worden. Also hat ja jetzt auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Da war fairerweise auch noch 2013 das eBay-Amazon-Geschäft ein bisschen anders, als es heute war. Heute sozusagen sind natürlich die Leute, die da in Asien sitzen und auch diese Sachen herstellen, Die haben natürlich auch Leute, die Marktplätze managen können. Das sieht man ja heute auch. Die meisten Produkte auf Amazon.de kommen ja direkt aus Asien. Die werden auch über Asien eingestellt. Da brauchst du keine Zwischenhändler mehr. Das heißt, diese reine Zwischenhandelsfunktion in einer Plattformwelt, da würde ich mir auch so ein bisschen Gedanken machen. Aber das ist, glaube ich, total normal für ein Geschäft wie die Zara. Die müssen sich sowieso alle ein bis zwei Jahre neu erfinden. Das wäre jetzt für mich auf keinen Fall ein Vorwurf. Ich finde, es wird dann gefährlich, wenn Sie in Ihrer Argumentation tatsächlich zu einem Wettbewerb von einem Unternehmen wie Wish werden. Vielleicht gibt es da noch andere. wie auch gerade gesagt hat, in dem Bereich, weil, wenn Sie das so sehen, intern, und Sie sind ja auch immer permanent im Bereich Finanzierung unterwegs, da weiß ich nicht genau, was da gepitcht wird, wenn Sie das so sehen, Finde ich, ist dieser Kampf extrem schwer zu gewinnen. Also weil, klar, so ein vertikales Geschäft, bei dem man selber sourced, ist halt deutlich starrer, deutlich behebiger. Aber noch viel wichtiger, aus der Kundenperspektive sind diese ganzen Argumente, die du ja gerade genannt hast, ja nicht proven, sind ja gar nicht gewinnbar. Wenn das so wäre, dann würden die Kunden ja nicht bei Wish einkaufen, dann würden sie ja dann irgendwie bei ihrem örtlichen Target-Händler einkaufen oder Hätten sie es nicht den Rücken zugewandt vor irgendwie fünf, sechs Jahren. Und wenn man das immer so runterdengelt auf Kundenperspektive, dann sind diese ganzen sozusagen Prozesse und die überspringende Handelsstufe Argumente, die sind halt schwer durchhaltbar. Wenn es wirklich darum ginge, eine deutlich höhere Qualität zu produzieren, dann muss die, glaube ich, noch mal deutlich spürbarer sein und auch deutlich besser bewiesen werden, als das heute in Summe Lesara Case ist. Um das so ein bisschen abzurunden, ich glaube schon, dass da noch einiges geht in diesem Geschäftsmodell. Die werden natürlich durch einen Amazon, durch einen AliExpress, durch einen Banggood, durch einen Besara und durch andere gezwungen, sich da immer wieder neu zu erfinden. Ich finde das Plattformmodell von Wish, und ich sehe das fairerweise als eine Konkurrenz, vielleicht liege ich da auch nicht richtig mit, ich finde das Plattformmodell spannender und interessanter, aber fairerweise die Zahlen sprechen halt für sich. Wenn ein 3 Milliarden GMV, 2 Millionen Pakete am Tag. Vielleicht sind es sogar mehr Pakete mittlerweile. Also die Zahlen, auf denen ich ja aufgebaut habe, sind ja mittlerweile auch schon ein halbes, dreiviertel Jahr alt. Ich habe ja auch in meiner letzten Amazon-Analyse geschrieben, Amazon ist, glaube ich, 20 Prozent in Deutschland, 30 Prozent weltweit gewachsen. Das ist quasi ein Unternehmen, was mit Amazon im Wettbewerb steht und unter 30 Prozent wächst, verliert langfristig. Und die große Plattform gibt halt nochmal den Takt an. Und ich glaube, Lesara ist auch noch in einer relativ guten Wachstumsrate, aber so wie Wish wächst, Schwierig. Also ich finde schon, dass es vergleichbar ist, weil es nämlich für den Kunden total gleich aussieht.

Jochen Krisch: Ich würde es vielleicht nochmal anders formulieren. Was mir bei Lesara fehlt und worüber wir ja auch bei Wish extrem viel gesprochen haben, ist ja die Kundenansprache und in Anführungszeichen Mobile Experience. Gibt es da ein einzigartiges Modell, was die Produkte anders präsentiert, was die Kunden anders bietet? Und das ist so ein bisschen für mich das, was mir noch fehlt. Also das sehe ich so nicht. Ich glaube schon, dass Sie jetzt im ganzen Mobile-Bereich sicherlich mit vorn dabei sind, wenn man sich jetzt die deutschen Player anguckt. Aber geht das wirklich so diese zwei, drei, vier Stufen weiter, sodass man sagt, du hast dann damit auch noch eine Chance, weil die Kunden in Anführungszeichen die App einfach lieben und gerne nutzen, weil sie die Art und Weise schätzen, wie man da einkaufen kann. Das wäre für mich zum Beispiel ein Argument dafür, dass ich sagen würde, Lesara hat auf jeden Fall gute Karten.

Alexander Graf: Ich glaube, man muss hier auch so ein bisschen die Kirche im Dorf lassen. Wir diskutieren jetzt hier auf sehr, sehr hohem Niveau sozusagen zu Lesara, die sicherlich da strategisch eine Antwort finden müssen. Aber jetzt müssen wir uns ja mal vorstellen, wie ist denn diese Diskussion gerade bei Ebay, die eigentlich mit einem viel, viel höheren Umsatzniveau kommen. Und die werden jetzt links und rechts in die Beine weggeschossen von so Businesses wie Wish und Lesara. Und ich sage ja, Lesara Kann noch ohne weiteres antworten. Sie haben genug Kreativität, sie haben genug Funding-Power, da ist sozusagen auch genug Volumen, Lernkurve drin. Da gibt es halt tausend Möglichkeiten, die ich spannend finde und die, glaube ich, auch der VC-Markt spannend findet. Jetzt guckt euch mal so einen Mediamarkt, so einen Ebay, möglicherweise auch so einen Amazon an, wie schwer die sich tun, obwohl das ja eigentlich Unternehmen sind, die auch mit der digitalen DNA werben, da gegenzuhalten. Ich glaube, von denen hätte jeder gerne das Lesara-Problem.

Jochen Krisch: Ja, bin ich absolut bei dir.

Joel Kaczmarek: Also ich würde auch ehrlich gesagt vermuten, dass du eine Lesara definitiv irgendwo verkauft bekommst. Glaube ich schon dran. Lass uns doch auch nochmal einen Satz sagen zu Joom. Vielleicht macht das Jochen mal. Die habe ich bisher ehrlich gesagt gar nicht so sehr auf dem Schirm gehabt. Da war mein Fokus anscheinend zu gering. Ich habe immer stark stationär gedacht. oder an die großen Plattformen. Wie ordnest du die ein, Jochen? Was haben die für Chancen? Wie sind die so ausgerichtet?

Jochen Krisch: Im ersten Moment dachte ich, ui, guck mal, ein Drittbettfahrer, der das irgendwie mitnehmen möchte. Und es gibt leider wenig Infos. Und wenn, dann gibt es das alles nur auf Russisch und man muss es mit Google Translate übersetzen. Aber was für Jooms spricht, ist, dass es erfahrene Gründer sind. Also die natürlich jetzt durchaus von Wish inspiriert, also das ist wirklich als Copycat zu sehen, da angreifen. Also insofern muss man es ernster nehmen, als wenn da irgendwelche jungen Gründer kämen und sagen, wir machen das mal, weil ganz einfach ist es ja auch nicht. Und wenn Zoom jetzt hauptsächlich mal den russischen Markt sich nimmt, der ja noch ein entstehender ist und da das Modell da Fuß fassen kann, das Modell etablieren kann, hat das ja auch eine gute Basis, um dann international zu expandieren. Mich hat nur überrascht, muss ich ehrlich sagen, dass sie das so früh und so schnell machen, ja auch in andere Länder reinzugehen und dann eben in direkten Wettbewerb mit eben Wish, AliExpress und wie sie alle heißen, treten. Ich habe das auch erst, als ich das letzte Mal über Wish geschrieben habe, entdeckt. Gibt es jetzt auch schon ein, zwei Jährchen und insofern können sie schon etablierter sein, als man sie jetzt wahrnimmt. Also ich verfolge die jetzt im Kontext mit Wish einfach mit, weil sie haben ein spannendes Gründerteam, haben auch Kapital bekommen entsprechend und präsentieren sich jetzt auch international. Aber da sind noch weniger Informationen bekannt als über Wish. Insofern würde ich da jetzt alles weitere wäre Spekulation.

Joel Kaczmarek: Gut, also die behalten wir mal auf dem Schirm. Bevor wir jetzt abschließend mal über die Perspektiven reden von Wish, so als Ausblick nach hinten raus, muss natürlich noch einmal hier die Herzensdisziplin vom Kollegen Graf genannt werden, nämlich Nutzergewinnung und Reaktivierung. Wie siehst du das bei dem Modell von Wish? Was ich so mitgekriegt habe, ist das ja sehr stark auf Social Networks irgendwie basiert. Also wir haben ja glaube ich schon ausführlich gesagt, diese Stickiness der App ist so die Basis, wo man die Leute irgendwie reinkriegen möchte. Und dass diese Profilbildung oder Profilierung ein sehr, sehr wichtiger Faktor ist, um Relevanz zu bekommen. Also sprich, man muss schaffen, dass die App benutzt wird und dass ich mich darin wiederfinde, dass ich da tolle Sachen irgendwie entdecke. Und die gehen ja nun wirklich super, super stark auf Push-Marketing, haben irgendwie bei Facebook 100 Millionen Dollar gelassen. im Jahr 2016, war damit drittgrößter Werbetreiber von ganz Facebook. Also eigentlich haben wir es ja schon gesagt, bei jedem normalen E-Commerce-Player wird man da irgendwie so ein bisschen Bauchweh kriegen. Wie ordnest du die ein? Wie betrachtest du das?

Alexander Graf: Klar, fairerweise, die setzen am Anfang des Tages ja auch auf andere Plattformen auf, auf Android und iOS. Da ist auch die Gefahr so ein bisschen für Wish. Aber ich gucke mir halt immer die klassischen App-Listen an. Und ich habe jetzt das gerade mal aufgemacht, sozusagen für Deutschland. iPhone ist Wish auf Platz zwei hinter eBay. Kleinanzeigen bei Gratis-Themen. Das werden sie sicherlich noch ein paar Monate, vielleicht sogar Jahre halten müssen, bis ein Großteil des stationären Umsatzes dann quasi auch komplett digital transformiert ist, dann muss man nämlich vorne sein. Dann muss man quasi diese ganzen Plattform-Ökonomie-Effekte für sich durchgesetzt haben. Also beim Thema Kundengewinnung, klar ist es teuer, das über Facebook und Co. zu gewinnen, aber die Umsatzzahlen geben Ihnen recht. Bei 3 Milliarden GMV, letztes Jahr 100 Millionen Euro Facebook-Werbung, Das erscheint mir ein relativ fairer Deal zu sein, um sozusagen dieses Wachstum zu finanzieren. Diese Kohortenanalysen, von denen du sprichst, also wie viele Käufe macht da eigentlich ein einzelner Kunde, wie groß werden die Warenkörbe, wachsen die Warenkörbe, da sind die Daten, die ich so gesehen habe, gehen alleine nicht tief genug. Also das wäre natürlich mega interessant zu sehen. Also noch so ein Endoskop kaufe ich mir jetzt nicht, aber vielleicht gibt es da noch ein spannendes weiteres Produkt, was mir Wisch andrehen kann. Sie sind natürlich bei diesem Preispunkt darauf angewiesen, dass man relativ viel kauft, können das aber, glaube ich, auch relativ gut verkaufen. Und deswegen ist bei diesen klassischen E-Commerce-Faktoren, die ich mir dann immer angucke, also was kostet irgendwie Neukunde, wie teuer ist Neukunde, was sind die durchschnittlichen Warenkörbe, hätte ich heute nur ein Fragezeichen beim Thema Warenkorb aufgrund dieser ganzen Preispositionierung. Aber Akquisitionskosten und Loyalty bin ich eigentlich ziemlich fein nach dem, was ich heute gesehen habe.

Joel Kaczmarek: Also was ich so mitkriege ist ja irgendwie CRM, so das Kernthema bei diesen Niedrigpreispunkten. So Lesara hatte irgendwie erzählt, sie machen 50 Prozent ihrer Umsätze oder sogar noch relativ deutlich mehr, wahrscheinlich um was 60, 65 aus im Prinzip Bestandskunden, diese wieder reaktivieren. Von daher könnte ich mir schon auch vorstellen, wenn die einen da einmal reingezogen haben in ihren Funnel, dass Wish da sehr gut drin ist, einen zu konvertieren. Weil man sagen muss, ich weiß nicht, wie es euch so geht, wenn ich bei Facebook surfe, kriege ich regelmäßig so Produktwerbung von Wish, wo ich erstmal gar nicht verstehe, was das ist. Also das erste Bild ist bei mir meistens irgendwie so eine schwarze Frau, die im Fitnessstudio steht und so eine Art Spanx anhat, irgendwie so eine Leggingshose, wo ich überhaupt nicht verstehe, warum ich das ausgespielt kriege. Dann habe ich irgendwelche beleuchteten Lautsprecherboxen ganz oft und irgendwie so, keine Ahnung, irgendwelche Einfluss, wo ich gar nicht verstehe, was es eigentlich ist. Also es ist eigentlich ganz interessant, wie die das machen, dass die halt wirklich so stark über Visuals gehen, Bild und Video und einem da irgendwie Produkte empfehlen. Also das fand ich irgendwie erstmal latent ulkig. Ist das bei euch auch so?

Alexander Graf: Erstmal muss man hier ja sagen, das ist ja ein Fehler vom Spryker-Retargeting. Du müsstest ja eigentlich die ganze Zeit Spryker-Anzeigen sehen. Da werden wir nachher nochmal ein bisschen aufdrehen. Ich bekomme übrigens nicht über Facebook und sowas, also ich nutze es auch nicht mobil, diese Anzeigen. Ich bekomme die Push-Nachrichten aber vom Bisch. Da komme ich irgendwie jeden Tag ein paar, werden ein paar aufs Handy gezogen. Das finde ich gar nicht so Klar, die haben ja nur so zwei, drei Käufe und ein paar Produkte, die ich mir angeguckt habe. Aber es ist schon erstaunlich relevant, was sie mir anzeigen. Aber diese beleuchteten Lautsprecher, da gucke ich bei Bisch gleich mal nach. Das klingt interessant.

Joel Kaczmarek: Was kriegst du da für Push-Nachrichten? Wie sehen die aus?

Alexander Graf: Muss ich gleich mal raussuchen, wer Jochen das beantwortet. Aber ich sage, ich lese dir gleich mal eine vor.

Jochen Krisch: Das ist auch das, was ich spannend finde an dem Modell. Dass sie eine Chance haben, Kunden zu binden. Also auch nochmal auf Risada zurückzugehen, so wie du es auch beschrieben hast. Natürlich einerseits durch den Preis, aber im Grunde auch durch das, was sie dazulernen, durch die Häufigkeit der Bestellungen, haben die durchaus bessere Karten, Kunden zu binden und zu einer dauerhaften Einkaufsmöglichkeit zu werden, als so manche andere, wo man nur gelegentlich drauf geht. Die Krux, ich meine, Sie haben es selber gesagt, Sie sind besser geworden in der Kundenbindung und mit den Notifications und allem drumherum. Also schöpfen Sie aus Ihrem Pool, aber erst mal Werbung zu schalten, um eine App downzuloaden und dann geht es eigentlich erst los. Das ist schon…. Also dieses ganze Mobile-Geschäft ist schon noch ein sehr, sehr schwieriges.

Alexander Graf: Guck mal, ich habe gerade die App geöffnet. Mir wird als erstes eine Automatic Mechanical Watch angeboten. Ich halte die mal hier in die Kamera. Und statt, seht ihr das? Ein unfassbar schönes Bild einer hochwertigen Uhr. Und statt 442 Euro nur 16 Euro. Entschuldigung, ich muss jetzt hier raus.

Jochen Krisch: Normalerweise würde man 10.000 Euro dafür zahlen, Alex.

Alexander Graf: 150 Leute gucken sich das gerade an und ich glaube, da muss ich jetzt ran. Also so sieht das ja aus. Das ist halt so ein bisschen wie so eine Mischung aus Booking.com, Homeshopping24, Amazon. Also schon, wir schaffen es an diesem Podcast nicht mehr, über die Downsides zu sprechen, moralisch und was das ganze Sourcing-Thema angeht. Aber das ist schon ziemlich verlockend, das muss man ganz klar sagen. Also wenn ich da auf diesem Podcast, Product-Stream rumsurfe, der ist jetzt auch nicht besonders hübsch, schaffen Sie es, obwohl ich eigentlich weiß, was die Produkte kosten und dass das meist irgendwie auch Ramschiffs, schaffen Sie es schon, dass ich da immer wieder mal draufklicke. Also wer mal Dark Patterns im E-Commerce verstehen will, also wie sieht eigentlich die E-Commerce-Seite aus, diese ganzen Booking.com-Elemente beinhaltet, der muss sich die App auf jeden Fall mal runterladen. Oh, fast weg. Ah, hier ist der USB-Lautsprecher, der ist fast weg. Minus 98 Prozent, da muss ich ran.

Joel Kaczmarek: Ihr müsst mir übrigens mal bei der Beantwortung einer vielleicht total dummen Frage helfen. Muss die Wish-App eigentlich für jeden Verkauf, den sie jetzt zum Beispiel über die iOS-App verscheuert, dann auch irgendwie einen Cashback an Apple geben? Also Diese 30%, die sich Apple immer einbehält, geht das auf jeden Sale?

Alexander Graf: Nee, ich dachte immer, das gilt nicht, sie sagt Produkte in der App, das gilt quasi nur für digitale Substationen. Also wenn du Upgrades in einer App verkaufst und die Goldstücke in einem iOS spielt, aber nicht für Handelsprodukte. Ich glaube, dann könnten sie die Preise nicht durchsetzen, aber ich glaube, das wäre ganz nice für Android und iOS, ja.

Joel Kaczmarek: Da habe ich auch gedacht, dann hätten sie erst mal 5% von diesem Außenumsatz eingesackt. Hervorragend. Letzter Punkt. Was seht ihr für eine Perspektive für Wish? Also wir können ja mal ein, zwei Sätze dazu sagen, was ihr glaubt, wie sich die Firma entwickeln wird. Also gefühlt gibt es, glaube ich, am Privatmarkt draußen noch genug Kapital, als dass man sich jetzt über einen schnellen Börsengang Gedanken machen müsste. Und Exit-Kanäle hat man ja auch schon irgendwie ausgeschlagen. Das wäre so eine Geschichte. Und das andere natürlich produktseitig, wie sich die Firma weiterentwickelt. Frage vielleicht mal mit dem Finanzteil an. Was glaubt ihr, wie das sich in den nächsten Jahren entwickeln wird für Wish? Was werden die tun?

Alexander Graf: Meine 50 Cent dazu, ich glaube, Wish wird dieses Jahr gekauft von Amazon und Alibaba für einen unfassbar hohen Betrag.

Jochen Krisch: Alternative wäre im Börsengang, das ist ja auch ein Kandidat. Aber ob sie sich das antun wollen, ist die andere Frage. Aber ich bin gar nicht so sehr jetzt, was den Kern angeht, so gespannt, wo sich das hinentwickelt, sondern ich versuche ja immer ein bisschen meine Vorstellungskraft zu aktivieren und mir zu überlegen, was kann E-Commerce noch sein. Und momentan kommen eben sehr viele Impulse aus China und da sieht man ja, was da immer das Thema ist, was auch von bestimmten Investoren vorangetrieben wird, das Super-App-Thema. Also dass in Apps nochmal Mini-Apps angedockt werden, sodass man über Schnittstellen andere Services, andere Themen einbinden kann. Das macht man bei WeChat, das machen zum Teil auch schon JD und andere, die dann plötzlich Gaming-Angebote im Shopping-Umfeld haben, weil sie die Nutzer eben stärker binden können und aktivieren können, die einfach die Einstellung vertreten, okay, wenn sie jetzt gar nichts kaufen, verbringen sie trotzdem die Zeit in unserem Angebot. Und das sind alles so Wege und Themen, das fällt alles unter das große Thema Plattform-Strategie. Das hat für mich immer nicht nur mit der Einbindung von Händlern, Herstellern, Kundenzugang und allem zu tun, sondern das hat für mich auch sehr und zunehmend mehr mit Services zu tun, die man einbinden kann. Und ob Wish irgendwann mal Payment startet, ob Wish irgendwann mal Chat-Services auch wirklich startet oder andere Geschichten macht, dann wird es natürlich noch viel attraktiver. Und ich glaube, so eine Mobile-Plattform oder so ein Mobile-Player hat solche Chancen und solche Optionen. Andere haben das nicht und das ist unheimlich schwer jetzt zum Beispiel in Amazon in diese Welt zu bekommen und da was zu machen. Da muss Amazon schon auf seine Alexa-Welt bauen und da…. Und das sind für mich eigentlich so die spannenden Fragen jetzt für die nächsten fünf, vielleicht sogar zehn Jahre. Aber ich glaube, in fünf Jahren werden wir sehr spannende mobile Angebote sehen. Und wenn ich jetzt in der westlichen Welt mich umgucke, dann ist eigentlich Wish mit so einer der, den ich da sehen würde. Da sehe ich eben kein eBay, da sehe ich auch kein Amazon, da sehe ich die anderen auch nicht. Zalando, witzigerweise, hat jetzt sein Build-Programm gestartet, was so ein bisschen in die Richtung geht, dass sie eben auch Services in die App einbauen können. Ist nicht annähernd so weit jetzt, dass ich sagen würde, das ist schon eine Richtung, aber das ist zumindest so ein Indikator, dass es in so eine Richtung gehen kann. Also deswegen auch aus technologischer und aus Verzahnungs-Integrationssicht finde ich Vision einen extrem spannenden Player.

Joel Kaczmarek: Was glaubt ihr produktseitig? Was kann sich da noch tun? Also jetzt hat man so dieses Billigheimer-Image. Die denken ja schon darüber nach, dass teilweise einige Sachen vorgehalten werden sollen in Lagern in den USA, um zumindest mal die Versandzeitproblematik gelöst zu bekommen. Was seht ihr produktseitig für eine Perspektive, was irgendwie strategisch noch passieren kann bei Wish? Also sollte man zum Beispiel exklusiver werden? Sollte man auch über Marken nachdenken, die man mit einbindet auf der Plattform? Wo geht das dahin?

Jochen Krisch: Die können in jegliche Richtung gehen. Die haben sich keinen Weg verbaut. können höherwertiger werden, können exklusiver werden, können vertikal werden.

Alexander Graf: Es gibt ja schon viel mehr Produkte, die da drauf sind, von denen wir heute vielleicht noch gar nicht so viel wissen. Also es wird immer, ich habe auch mal im Kassenzone-Post geschrieben, das 20er-Pack Zahnbürsten für drei Dollar, ist halt ein spezieller Case, aber es wird ja heute schon Möbel geben. Und solange sich das als Plattform-Gedanke verstehen und es schaffen halt die Kunden zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Produktinformation zu versorgen, das müssen ja nicht nur asiatische Hersteller sein, das können ja auch andere Hersteller sein, Ist das, glaube ich, schon für alle plattformübergreifend. Und ich glaube, sie würden, wenn sie vertikalisieren, also selber irgendwo Ware herstellen oder sich um das ganze Thema Logistik noch intensiver kümmern, alles, was das Wachstum verlangsamt, würde ich aus Wischstelle, glaube ich, nicht machen. Alles, was das Wachstum irgendwie konstant hält, in einem krassen Wachstumsmarkt, in dem halt sehr, sehr viele stationäre Warenströme jetzt auch online gehen, das würde ich halt massiv beschleunigen. Deswegen sehe ich da jetzt auch kein klassisches Produktlimit. Ich muss mal ein bisschen googeln. Also ich sehe natürlich immer nur diese Ohren und diese Endoskope und irgendwelche komischen Kameras, aber Ich glaube, es gibt da auch schon Möbel, also diese ganzen Sachen, die West Wing zum Beispiel verkauft, diese ganzen kleinen Sachen, die man einfach gut versenden kann, die in diese DRL-Box irgendwie reinpassen, die gibt es da halt auch schon. Deswegen ist auch sowas wie Wish schon eine große Konkurrenz für den jungen West Wing Kunden.

Jochen Krisch: Wish Home gibt es als App, also es gibt für alle Spezialgebiete.

Alexander Graf: Ach, der Jochen ist ja immer so gut informiert, das gibt es doch gar nicht. Warum kenne ich das nicht?

Jochen Krisch: Ich Ja, aber theoretisch, ich bin halt nicht so eingenordnet und lasse mich da nicht verführen, sondern ich gucke mir das weiter unerfohlen genommen an und sehe einfach dann, was sie so zu bieten haben, theoretisch.

Joel Kaczmarek: Also ich sehe, es tut gut, dass wir hier drei unterschiedliche Charaktere drin haben, so bringt jeder was mit. Dafür danke ich euch ganz herzlich, dass ihr das heute auch getan habt zu dem Thema und freue mich schon auf unseren nächsten Talk.

Alexander Graf: Vielen Dank. Tschüss.

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Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um E-Commerce: Joel trifft sich regelmäßig mit den beiden E-Commerce-Experten Alexander Graf (Kassenzone, Spryker) und Jochen Krisch (Exciting Commerce, K5) um ihr Wissen zu bündeln. Gemeinsam nehmen die drei dich mit auf eine Reise zu spannenden Tiefenanalysen, Strategiediskussionen und Praxiseinblicken des Onlinehandels. Ein wahres Feuerwerk zwischen drei Experten, die scharfe Thesen formulieren und lebhaft miteinander diskutieren.