Unterschätzt der Handel das Thema KI?

30. Mai 2024, mit Joel KaczmarekAlexander GrafJochen Krisch

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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und heute haben wir mal wieder unsere beiden E-Commerce-Granten zum Spielen rausgeholt, den lieben Alex Graf von Kassenzone und Spryker und den guten Jochen Krisch von der K5, Glory und Exciting Commerce. Und ihr wisst, wenn es bei uns zur Sache geht, wird es unterhaltsam und es geht um Handel. Und heute ist unser Thema die Frage, unterschätzt der Handel das Thema KI? Weil da gibt es ja einige Möglichkeiten, wie sich das eigene Geschäft damit effizienter machen lässt, besser, erfolgreicher, größer, interessanter. Und gleichzeitig gibt es aber auch einige Ansätze jenseits des Handels, die dem Handel wiederum gefährlich werden. Deswegen. Alex hat heute schon gesagt, er hat die Hypothese, dass der Handel Folklore wird. Das werden wir uns mal anschauen, ob er damit recht hat oder was wir davon so denken. Ich glaube, heute ist alles gelegt für eine spannende Folge. Von daher, moin moin, ihr beiden.

Jochen Krisch: Hallo zusammen.

Alexander Graf: Servus.

Joel Kaczmarek: Jochen, übrigens, du erzählst ja fleißig, dass du immer nach London fährst, wenn irgendwie Shop Talk ist oder auch nicht. Und nach Florida. Du musst ab sofort auch an die Ostsee fahren. Also Alex und ich, wir sind jetzt hardcore gesynkt. Wir machen jetzt auch Urlaub zusammen.

Jochen Krisch: Tatsächlich, das ist mir neu. Wenn ich das weiß, komme ich dazu.

Alexander Graf: Wir haben uns im Steam Room getroffen. Ich habe Joel gar nicht erkannt, weil in diesen Dampfsaunen kann man ja nicht gucken. Und ich habe auch Joel's Stimme gar nicht erkannt da vor Ort. Erst seine Frau hat mich quasi identifiziert vor der Sauna. Und das fand meine Frau wieder erstaunlich.

Joel Kaczmarek: Ja. Weißt du, Jochen, stell dir so folgende Situation vor. Ich sitze mit meiner Frau und meinen Kindern in der Dampfsauna. Die Schwaden gehen durch den Raum. Das herrliche Arosa-Spa an der Ostsee. Wenn uns der Geschäftsführer hier zuhört, wir lassen uns auch gerne mit Gutscheinen bestechen für Werbung. Und dann geht die Tür auf, ein Mann kommt rein und ich höre nur, Hallo! Und ich sitze da und denke so: Das ist doch die Stimme von Alex Graf. Und dann fragt eins meiner Kinder, wann gehen wir denn hier raus? Und dann meint er so, ja, wenn der Dampf da ist. Und dann dachte ich so, nee, das klingt nicht wie Alex. Und dann habe ich mir gerungen und habe gedacht, okay, ist vielleicht auch ein bisschen awkward, irgendeinen Fremden hunderte von Kilometern von zu Hause anzusprechen. Bist du der Alex Graf? Und ging dann raus in den Entspannungsraum. Und dann kam eins meiner Kinder und meinte, Mama hat deinen Podcast da getroffen. Und dann meinte ich, heißt der Alex? Ja, heißt er.

Jochen Krisch: Ich sehe schon. Aber ich sehe auch, ihr sprecht euch hinterrücks ab, was ich natürlich nicht gut finde.

Joel Kaczmarek: Nein, war völliger Zufall.

Jochen Krisch: Ich bin also in der Minderheitenposition.

Joel Kaczmarek: Wir sehen es jetzt eher so, weißt du, jetzt haben wir nicht nur alles vom E-Commerce gesehen, sondern auch alles von uns. Jetzt sind wir sozusagen auf glattem Niveau. Nun ja, anyway, ist der Ruf erst ruiniert. Okay, Hosen runter. Zurück zum Thema. KI. Benutzt ihr beiden denn fleißig KI?

Jochen Krisch: Alex benutzt. Deswegen muss Alex einsteigen.

Alexander Graf: Ja, ich bin ja ein großes Spielkind. Ich finde ja alle neuen Sachen irgendwie spannend. Deswegen nutze ich KI, merke aber auch, dass ich dann immer doch wieder aktiv dann ChatGPT mit diesem neuen Modell, ist ja deutlich besser geworden nochmal, aktiv öffnen muss und Dinge, die ich dann eigentlich händisch gemacht hätte, dann doch darin ausprobiere. Jetzt mal habe ich gerade so eine Liste von 20 Unternehmen da reingeladen und gesagt, gib mir mal die Umsatzzahlen und mach da ohne weiteres. Also das kann jetzt wohl auch googeln. Wird also immer produktiver. und ansonsten bin ich natürlich beim Thema Podcast Post-Production großer AI-Fan geworden, was das Thema Transkription, Summaries, Audio-Optimierung. Ich meine, wer mal ein ganz schlechtes Audio-File hochgeladen hat bei Auphonic.com, ist wirklich erstaunt, in welcher studioartigen Qualität das nach ein paar Minuten zurückkommt. Ist total krass geworden. Und die Tools sind noch nicht so weit, dass sie jetzt irgendwie einen Personal Assistant abmelden würden. Aber es ist jetzt kurz davor, dass ich überlege, auch meinen Kindern eigentlich Pro-Accounts für ChatGPT und Co. anzulegen. Weil sehr, sehr viele der Dinge, die sie machen, auch Hausaufgaben für die Schule, wo sie irgendwie mal Hilfestellungen benötigen würden, sich damit wahrscheinlich besser lösen lassen. Und ich glaube, wenn die damit aufwachsen und in AI-Anwendungsfällen denken, dann können sie eine bessere Arbeit machen. Ein Beispiel ist, bei Podcasts markiere ich immer so ein bis zwei Stellen im Podcast, wo dann dieses Dynamic Advertising gemacht werden kann, wo dann der Werbeblock reinkommt. Da muss man ja dann überlegen, bitte immer, wenn Sprecher 1 aufhört zu reden nach einem Drittel des Podcasts, Jetzt mach mal hier einen Marker rein, damit da die Werbung reinkommt. Und das macht mein Sohn teilweise. und dann fragt er, warum macht das denn nicht ein AI-Tool? Das ist doch voll Banane, diese Aufgabe immer da reinzuhören. Das kann doch ein AI-Tool wahrscheinlich viel besser. Und da hat er auch recht. Und ich glaube, so muss man die Anwender auch trainieren, damit sie sich auf wirklich kreative Sachen konzentrieren und nicht irgendwie dumm Listen abarbeiten. Gerade lade ich für eine Veranstaltung im Juni ein und gehe da Excel-Listen durch und klicke die dann auf LinkedIn an. Habe dann natürlich auch einen gewissen Filter, wie und wer da ausgewählt wird, mit welcher Nachricht. Ich glaube, das kann ChatGPT heute schon besser. Allerdings ist es noch gar nicht so einfach, das zu konnektieren. Also mit LinkedIn zu konnektieren, mit der Excel-Liste zu konnektieren. Aber es kann es eigentlich heute schon besser. Deswegen bin ich ein großer Fan und Anwender, bin da aber jetzt im Freundeskreis, aber auch im Kollegenkreis alleine, weil Ich glaube, viele nicht so neugierig sind oder sich dann damit rausreden, dass sie dafür keine Zeit haben. Aber das ist ja eher ein Prioritätenthema.

Joel Kaczmarek: Also ich finde, man stellt ja auch verschiedene Dinge fest. Also das eine, was ich so gemerkt habe, ist, wenn die Convenience zunimmt, dann wird auch irgendwie die Akzeptanz höher. Also mir ging es so, ich habe anfangs immer mit Mid-Journey da irgendwelche Bilder gebaut. Und es ist ja schon krampfig, wenn du dir Discord runterladen musst, musst du dann genau wissen, wie ein Bild, was ich im Kopf habe, was muss ich da für Linsendaten eingeben und welche Formate und pipapo. Und wenn du jetzt bei ChatGPT einfach sagst, hier mach mal das Bild irgendwie im Stil von Dali oder im Stil von X oder Y und zack, es ist da. ist ja viel dankbarer. Und das andere, was ich so beobachtet habe, ist auch, dass es, glaube ich, manchmal ganz cool ist, wenn man die Use Cases noch klarer macht. Der erste Schritt war so mit Jasper AI und die denken ja super krass auch in so Bausteinen. Dann sagen die hier eine KI, die dir deine AdWords-Texte baut, eine KI für Facebook, eine KI für Produktbeschreibung und so weiter. Sowas hilft halt schon, oder? Wir benutzen zum Beispiel CastMagic sehr aktiv. Da kann man dann halt für den Podcast irgendwie Transkripte generieren und irgendwie Snippets und Newsletter schreiben lassen. Also das sind so ein paar der Kleinigkeiten, die man dann schon merkt. Und jetzt wäre mal ganz interessant, Alex, benutzt ihr bei Spryker eigentlich auch KI? Weil was wir hier machen, ist ja eher noch Medien. Und wir reden ja mehr über Commerce, wo man das anwenden will.

Alexander Graf: Ja, also es gibt natürlich die klassischen Entwickleranwendungsfälle mit Copilot, die aber vor allem auch bessere Entwickler schneller machen. Also da darf man sich nicht von sozusagen nicht beeindrucken lassen von den Statistiken, die dort Microsoft und Co. rausbringen. Also es bringt schon was, es bringt auch deutlich was im messbaren, zweistelligen Prozentbereich, aber wir sind bei weitem noch nicht auf einem Convenience-Niveau, bei dem ich sagen würde, das ist jetzt einfach für jeden anzuwenden. Also wir haben natürlich so ein AI-Board, wo jede Woche, fast jeden Tag neue Tools eingereicht werden. Hey, wir würden jetzt gerne hier diesen Slack-Sniffer oder dieses Tool, was Zoom-Calls mit aufzeichnet, machen. Das geht dann natürlich erstmal bei uns in das Legal Department. 80% muss man tatsächlich ablehnen, weil die Sicherheitsvoraussetzungen einfach nicht gegeben sind. Man speichert Daten irgendwo anders, man weiß nicht, was damit passiert. Das ist vielleicht deutlich einfacher im privaten Bereich. Und die Dinge, die dann im Convenience-Bereich angekommen sind, wie Photoshop oder Adobe Premiere, da glaube ich, nimmt der normale Anwender oft gar nicht mehr wahr, dass es AI ist, also es geht ja in Photoshop zum Beispiel gar nicht mehr darum, jetzt irgendwie ein Bild, drei White Dudes machen einen Podcast, mach mal ein Bild, das wäre hier quasi dieses Bild hier für uns, sondern was die jetzt auch schon können, ist das im Stil der Spryker-CI zu machen. Oder im Stil sozusagen der Digital-Kompakt-AI. Das kennt die Farbstile, das kennt bestimmte Formgebungen, die werden dann irgendwie eingebaut. Aber das ist dann so normal wie Paint. Also Paint ist ja für ein Kind, was vorher auf einem Blatt Papier gemalt hat, auch irgendwie eine Offenbarung, dass man dann auf Flächen klicken kann, die werden ausgemalt. Und genau so wird AI jetzt in bestehende Abläufe mit eingebaut. Was ich schon beobachte, ist, dass viele dieser Dinge, die vorher als normal aufwendig galt, Also Listen abgleichen, keine Ahnung, Veränderungshistorien bei Word irgendwie nochmal nachvollziehen, wo ja Leute sich Sachen ausgedruckt haben, so ganz, ganz fleißig Dinge vergleichen mussten. Dafür gibt es jetzt in der Regel Tools und Anbieter, die dann auch eingefordert werden, weil man wirklich sehr viel Zeit spart und damit halt auch Geld freisetzen kann für andere Dinge oder Ressourcen freisetzen kann für andere Dinge. Aber ja, wir nutzen das intern. Bei den Kunden ist es okay in der Nutzung. Da haben wir natürlich diese Cases, dass dann Bilder generiert werden, Texte generiert werden und Co. Das sind dann oft so Drittanbieter. Aber ganz ehrlich, jetzt irgendwie noch fünf AI-Anbieter, die sich dann andocken wollen an das PIM oder an das CMS oder das Commerce-System, Einkaufen und trainieren, da ist die Bereitschaft aktuell gar nicht da. Die meisten Unternehmen wollen ja eher sparen in den Lizenzen. Und das sind halt oft Add-on-Kosten, über die wir dann reden, die sich erst nachweisen müssen über eine lange Zeit, dass sie einen höheren Ertrag bringen oder echte Kosteneinsparungen bringen. Also für kleine, freie Anbieter da jetzt Kunden zu finden, das ist glaube ich keine einfache Zeit gerade. In großen Tools diese Suiten zu ergänzen, ob das jetzt bei Office 365 ist oder im Copilot oder wo auch immer, das auf jeden Fall. Aber diese Neugier, die ich dir gerade beschrieben habe mit, ah, da ist irgendwie ein neues Tool, ich kann jetzt auch, Ich kann Sulu sprechen oder ich kann meine Tochter hier französische Lieder singen, erst mit ihrer Stimme und ihrer Lippensynchronität. Da würde ich sagen, da bin ich eher die Ausnahme. Die meisten sind eben nicht so neugierig und nicht so Spielkinder, wie ich das bin.

Joel Kaczmarek: Ich bin auch so ein Spielkind. Bevor wir Jochen jetzt gleich mal auf den Handel blicken lassen, was da eigentlich so Anwendungsszenarien sind, ein Thema, was mich beschäftigt dabei, vielleicht geht es dir ja ähnlich, ist, dass ich so eine Paranoia immer habe über die Halbwertszeit. Weil bei uns war es zum Beispiel so, ich habe immer Learnings rausgeschrieben aus meinem Podcast, dann haben wir mit ChatGBT experimentiert, war jetzt nicht so der Kracher, dass der mir die Learnings zusammenfasst. und dann haben wir mit der Amazon KI angefangen, die macht das richtig gut. Und ich habe aber trotzdem immer so das Gefühl, so die nächste KI ist schon wieder um die Ecke. Also du fängst irgendwie an, machst vielleicht mit Castmagic deine Transkripte, dann machst du es auf einmal mit irgendwie einer Eigenbaulösung, die dann irgendwas angedockt ist per API. Dann kommt da jemand wieder um die Ecke, der macht es nochmal besser. Also das fühlt sich halt so an, als wenn, jetzt muss man eine Sache natürlich, darf man nicht vergessen, wir sind so die Speerspitze. Also ich glaube, ich sage mal, die große, es gibt ja diese gaussischen Verteilungskurven, die große Masse, die kommt ja erst noch. Also es ist ja bei ganz vielen überhaupt nicht angekommen in der Tiefe. Deswegen ist unser Blick vielleicht auch ein bisschen ein besonderer. Aber trotzdem, so wenn man da vorne dabei ist, geht es dir vielleicht auch so, dass man das Gefühl hat, so das, was ich heute benutze, benutze ich nächsten Monat vielleicht nicht mehr oder nächstes Quartal.

Alexander Graf: Ja, das habe ich tatsächlich auch. Und ich finde auch, viele Sachen werden schnell langweilig. Wenn du jetzt mal Kassenzone.de aufmachst, dann siehst du das aktuelle Cover von dem Picknick-Podcast. Da habe ich dann bei ChatGPT gesagt, bitte mal mir ein Bild von einem Lieferwagen, einem Lebensmittel-Lieferwagen in Rot auf der Alster. Das hat es sehr direkt übersetzt, wenn du jetzt die Seite öffnest. Und nicht wirklich kreativ übersetzt, würde ich sagen. Es wirkt jetzt auf mich schon ein Stückchen langweilig, also vielleicht, weil ich jetzt schon so viele CGPT-generierten Bilder gesehen habe, aber es wirkt jetzt irgendwie nicht mehr echt oder cool. Ich glaube, ein lachender Frederik Knaut wäre witziger gewesen. Aber ja, wo ich total vorsichtig geworden bin oder, sagen wir mal, nicht mehr so oft auf Yes klicke, ist bei dem neuen Tool, was dann irgendwie ein Abo abschließen will für einen Zehner im Monat. Da war ich am Anfang deutlich freigiebiger und habe gesagt, dann probiere ich mal das aus, dann probiere ich das aus, dann Kommt man doch aus diesen Abos dann nicht so schnell wieder raus, dann merke ich auch, dass Aufwand und Ertrag nicht in einem guten Gleichgewicht stehen, weil dann vielleicht auch Phonic, mein Lieblings-AI-Tool, dann das doch vielleicht automatisch irgendwie dann da reinzieht. Und auch Tools, von denen ich sagen würde, mega, ich habe so ein Tool, ich weiß gar nicht, wie das heißt, Storyfy oder so, damit kann man so YouTube-Videos zusammenfassen, kriegt dann quasi so einen kleinen LinkedIn-Beitrag daraus. Das ist doch der Hammer, da muss man das gar nicht mehr gucken, das erzeugt auch direkt die, Beiträge für Kassenzone. Kann auch mal sein, dass ich mal einen Monat das nicht anklicke. Und dann fragt man sich schon, also braucht man das, braucht man das nicht? Das verstärkt bei mir zumindest die These, dass dann doch die Convenience siegt und damit einfach die großen Plattformen. Ob es am Ende in der Google-Suche abgebildet wird, weil Google quasi die Supersuchmaschine wird und dann selber googelt wieder. Google Chef das gerade gesagt hat oder ob dann ein anderes Chatfenster das dann macht oder alles in WhatsApp. Aber das scheint jetzt so eine Phase zu sein, in der man vieles ausprobiert und dann doch wieder vieles eingestampft wird. Und dann muss es halt tatsächlich einfach in Word oder in PowerPoint oder in der Developer-Umgebung da sein. Sonst ist man gar nicht mehr bereit, das zu nutzen. Auch privat nicht, dass das beruflich nicht geht, weil entsprechende ISO-Vorschriften gar nicht eingehalten werden können mit vielen Tools. Das ist sowieso klar und da setzt mir schon viel Aufwand rein, um das irgendwie möglich zu machen. Aber mittlerweile gibt es auch so einen gewissen Effekt privat. Außer bei diesen Tools, die mich in so viele Sprachen übersetzen lassen. Das finde ich immer noch sensationell. Das nutze ich auch noch nicht täglich, aber wöchentlich mehrmals und nervt Leute mit dem Alex auf Italienisch.

Joel Kaczmarek: So, Johann, jetzt haben wir natürlich ganz viel zu unseren Passionsthemen hier gesagt. Jetzt lass uns doch mal auf den Handel ein Stück weit gucken. Die Themenvorgabe heute kam ja von dir, unterschätzt der Handel das Thema KI. Was ist denn dein Take darauf?

Jochen Krisch: Weil ich eben genau nicht Spielkind bin, sondern das seriöse Element, wie alle wissen hier in dem Bereich. Und auch nicht First Mover, sondern immer Late Mover. Dann, wenn die Euphorie abklingt, finde ich eigentlich die Themen spannend. Und auch beim KI-Thema verfolge ich das faszinierend, was da technologisch passiert und was alles möglich wird, warte aber immer noch auf die Anwendungen. Und ihr habt ja jetzt lauter Anwendungen beschrieben, die tatsächlich das Leben einfacher, effizienter etc. machen. Was ich spannend finde, ist, sich zu überlegen, was kann denn jetzt entstehen an neuen Playern, also aus einer Startup-Sicht, die wirklich den Markt revolutionieren, den Handel revolutionieren. Und da gibt es ja so unterschiedliche Ebenen, auf denen man sich das vorstellen kann. Ich fand da auch, Anderson Horowitz ist da immer ganz spannend zu verfolgen, weil dies natürlich die Leute auch motivieren müssen, einfach neue Startups zu kreieren. Und die haben so relativ schnell eigentlich das Thema Gen-AI-Marketplaces hochgebracht. Was erstmal so ein Buzzword ist, wo man sich gar nichts vorstellen kann. Ich glaube, darum geht es auch genau. Also zu überlegen, ein bisschen analog zu dem, was hat uns das mobile Interface oder das Smartphone gebracht an neuen Möglichkeiten. Leider nicht im E-Commerce, sondern überall anders. Das sind halt die Instagrams und die TikToks und wie sie alle heißen entstanden. Diese Welle hat der Online-Handel ja irgendwie komplett verschlafen. Vielleicht Picnic ist noch das einzige Beispiel, wo man sagen kann, da ist wirklich mal eine Mobile-App, die so ein bisschen anders tickt, die das smarter angeht. Aber über das Ganze nicht. Und was kann das jetzt sozusagen interface-seitig in der Nutzung, in der Art und Weise, wie man Online-Handel versteht und auch angeht, im KI-Kontext bedeuten? Und wir haben ja zusammen mit Rupert Bodmeier so ein paar Sessions gemacht, auch Innovations-Sessions. um einfach zu überlegen, in welche Richtung kann man denken. Das eine war smarte Agenten, das andere war Interfaces, wie kann man das angehen und das ist so mein Denkansatz. und auch, wenn ich mich mit Marcel Weiß austausche in Exchange oder so, der natürlich immer sehr, der das auch eher konzeptionell begleitet, auch viel testet und macht, aber es eher konzeptionell begleitet und einfach jetzt auf den Sprung wartet, was ist, wenn AI Teil des Betriebssystems ist, so wie irgendwann eben grafische Elemente und alles in das Betriebssystem eingegangen sind und da konnte man sehr schnell sehr komplexe, umfangreiche Apps, Anwendungen kreieren. Also was passiert, wenn das dann da ist und was entsteht dann? beziehungsweise was kann man alles nutzen, wo man heute noch aufwendig irgendwelche oder andere Geschichten runterladen, einbauen etc. muss. Und das ist so mein Denkansatz auf den Markt. Also sehr anwendungsgetrieben und auch bewusst außerhalb der bestehenden Branche. Weil ich glaube, innerhalb der bestehenden Branche besteht eben ein starker Drang, nur zu optimieren und alles effizienter zu machen, weil der Kostendruck da ist, der Spardruck da ist momentan. Und das ist auch alles schön und gut. Ich finde nur, ich nenne es dann immer, wenn ich ein bisschen böse drauf bin, Aktionismus oder Aktionistisch. weil man natürlich dann alles nutzt und alles so mitsprechen kann, PR-seitig das nutzen kann, aber auch durchaus effizienzsteigernd das nutzen kann. Aber das kann einem ja auch ein bisschen die Sicht beschränken und dann guckt man eben nicht mehr, was passiert außenrum und was sind eigentlich die wirklichen gefährlichen Player, die da jetzt entstehen. Und eins unserer, also Marcel und von mir, eins unserer Lieblingsbeispiele ist eigentlich das Google, wie heißt das, Create-to-Search? Nee, wie heißt das, Circle-to-Search, wo man einfach, egal in welcher App man ist und egal wo man ist, ein Bild einkreist und dann, die Produktsuche quasi startet. Und das kann, man kann sich das mal vorstellen, im eigenen Shop sein, die Suche verleitet dann aber auf alle möglichen Shops weiter, also auf einen Marktplatz. Und das ist diese Gefahr, die ich auch sehe, dass einfach einfache, bequeme Anwendungen entstehen, die aber den bestehenden Handel komplett verlassen. Und das war so der Impuls, einfach auch mal dieses Thema zu besprechen und zu überlegen, ja, unterschätzen wir nicht das, was da alles kommt oder was könnte denn alles kommen? Wie könnte eine einfache Shopping-Welt letztendlich aussehen?

Joel Kaczmarek: Okay, also wenn wir das nochmal ein Stück weit aufarbeiten. Bisher sind also die Anwendungsfälle eher im Bereich Effizienz. Also ich sage mal Texte schreiben für Produkte. Alex hat ja eben auch von PIM geredet. Bilder erzeugen, Daten aufarbeiten wahrscheinlich. Ich habe im Vorfeld mit dir darüber gesprochen, da meinst du ja, Loyalty ist natürlich auch ein Thema. Also was biete ich an und wie führe ich Dinge zusammen? Aber dass man eigentlich dann Gefahr läuft, dass quasi, also diese Effizienzsteigerungen sind ja per se erstmal in Ordnung, aber es ist sozusagen nicht das Revolutionäre. Das ist ein bisschen dieses Bild, weil früher, wenn Guttenberg ein Mönch gewesen wäre, dann hätte er schneller schreibende Federn erfunden und nicht die Druckmaschine. So in die Richtung geht das.

Jochen Krisch: Genau. Und eigentlich ja auch, das Schöne ist, es offenbart ja auch die Schwächen. Wo hat denn der Onlinehandel Schwächen? Er hat Schwächen bei der Suche, deswegen braucht er vielleicht noch einen Chatbot daneben, er hat Schwächen bei der Navigation, dann gibt es dafür Tools, Bildgenerierung etc. oder, also Es ist eher so, die Schwächen mit so einem neuen Tool, das ist ja eigentlich immer so, es wird erstmal dafür genutzt, auszugleichen. Und ich finde, der Online-Handel, der versucht ja immer noch so zu bleiben, wie er ist, möglichst, und bewegt sich da so in eine Sackgasse rein und versucht immer das, was eben bewährt ist und bekannt ist, zu optimieren und besser zu machen, merkt aber nicht, dass er da sehr rückwärtig unterwegs ist und nur die althergebrachten Welten quasi verwendet. etabliert und ich finde es eigentlich immer interessant, jetzt parallel auch, wenn man einfach mit den jüngeren Generationen spricht, wie die ticken, was die machen wollen oder was sie auch nicht, wo die Schwelle schon ist, was sie als unbequem empfinden, wo wir noch sagen, na, das kann man doch mal machen und das ist jetzt doch kein Aufwand oder so. Nee, und deswegen kommt ja so. ein TikTok-Shop zum Beispiel, ist für mich ja immer noch so eins der Innovationsbeispiele, weil ich sage, wenn der Checkout da wirklich in so eine Entertainment-Plattform integriert ist, dann ist das einfach eine tolle Möglichkeit. und so sehe ich das eben auch, wenn ich jetzt mir überlege, wie können AI-Interfaces aussehen, wie können AI-Welten aussehen, also smartere, also entweder Welten oder halt Bots, Agenten, ist ja auch dieses ganze KI-Umfeld, dann kann das komplett außerhalb des Onlineshops gehen und selbst der Checkout könnte innerhalb dieses Tools dann sein. Also der Handel muss sich schon sehr stark überlegen. dann, Welche Rolle erfülle ich dann eigentlich noch? Bin ich nur der, der die Produkte zur Verfügung stellt und liefert und habe überhaupt weder den Kundenkontakt noch, also nur so Erfüllungsgehilfe oder habe ich die Möglichkeit, und das wäre eben dann der nächste Schritt zu überlegen, habe ich eine andere Möglichkeit, eine Rolle in diesem neuen Kontext zu finden oder kann ich es auch mitgestalten? Das wäre natürlich die Kür, die Richtung denke ich schon meistens gar nicht. Weil es oftmals sehr schwer ist, für etablierte Player wirklich sich komplett neu zu erfinden. Da ist es meistens einfacher, wenn Newcomer kommen. Und ich gehe jetzt mal davon aus, in den nächsten drei, vier, fünf Jahren werden wir eine Masse an Newcomern haben. Also jetzt sind ja erstmal die spannenden Themen dran. Also E-Commerce, ich sage ja immer, E-Commerce ist das Langweiligste, es kommt immer erst sehr spät. Das ist jetzt ein bisschen gestiegen, weil man sieht, dass es eine schöne Monetarisierungsform bieten kann, jenseits von Werbung. Da passiert gerade sehr viel. Also deswegen erstmal die ganzen coolen Sachen, die Alex jetzt ja auch zum Teil beschrieben hat, mit Ton und Bild und was auch immer. Und dann kommt irgendwann auch wieder das Verkaufen und die E-Commerce-Welten. Deswegen glaube ich jetzt nicht, dass das morgen passiert. Das ist ja auch das Schöne, wenn man sich jetzt Gedanken macht, kann man sich ja überlegen, wie würde man dann potenziell auf sowas reagieren.

Joel Kaczmarek: Ist ja vielleicht auch eine ganz schöne Brücke zu dem Quote, was Alex gebracht hat, weil was ich so beobachte, können wir ja mal diskutieren, auch wie das in der Handelsbranche ist, in der Medienbranche, wo es irgendwie um Wissen geht, merke ich so eine gewisse Entwertung von Dingen. Also Wissen wird irgendwie entwertet, das geht dann eigentlich mehr zum Beispiel um Kuratierung von Wissen oder um Personenzugänge, weil du kannst ja alles mittlerweile sehr schnell erzeugen. Und jetzt kommt ja noch on top Wenn man sich mal anschaut, was da passiert, wie Texte werden erstellt von KI und Bilder, das wird ja irgendwann auch so ein bisschen inzestuös. Also irgendwie benutzen alle dasselbe und dann kriegst du wieder so den gleichen Einheitsbrei. Also es geht sich ja gar nicht mehr so aus, dass es noch die großen Unterschiede gibt. Deswegen, Alex, mal eine kleine Hinführung zu deinem Satz. Was meintest du denn mit dem Thema Handel wird Folklore?

Alexander Graf: Naja, also wir haben jetzt ja in den letzten Jahren beobachtet, dass die Handelsmodelle, jetzt reden wir erstmal über Handelsmodelle, die Ware sozusagen handeln, die sie nicht selber herstellen, also nicht vertikal sind, dass sie sich immer weiter zurückgezogen haben auf so ein Plattformgeschäft. Also erst haben sie sich selber in den Laden gestellt, das war quasi das Inventar, mit dem sie gehandelt haben, dann hatten sie irgendwie ein Zentrallager. Dann haben sie sich überlegt, das ist eigentlich total doof, wenn man so ein Zentrallager hat, weil dann hat man das ganze Risiko. Also hat man das Zentrallager geöffnet und Ware von Dritten da reingenommen, sozusagen das Risiko bei denen belassen. Und dann hat man gesagt, wir öffnen uns auch für Ware, die gar nicht in unserem Lager liegt. Wir handeln nur den Endkundenzugang. Aber um quasi diese ganze Prozesskette zu refinanzieren, muss immer ein sehr hoher Preis bezahlt werden von der Erstellung des Produktes, bis es dann beim Endkunden ist. Faktor 2, Faktor 3, Faktor 4. Und jetzt Kommen wir jetzt ja quasi, und das ist die echte Handelsinnovation, die aus meiner Sicht Shein und Timo halt massiv vorantreiben, in so eine Phase, bei der halt Ware erst produziert wird, wenn der Kunde es kauft, ja, oder sehr, sehr nah dran produziert wird, also keine riesigen Container mehr vorgelagert werden müssen und damit Fallen ja quasi diese ganzen Wertschöpfungsteile dahinter weg, also niemand muss das mehr irgendwie einkaufen, lagern, fotografieren, ja, irgendwo hinstellen und dann so tun als, hey, du kriegst diesen Gartenstuhl hier von mir, der kostet irgendwie 100 Euro, wenn in der Fabrik dieser Stuhl für 10 Euro plus 2 Euro versandt. zu bekommen, ist jetzt ein sehr extremes Beispiel. Das hat erstmal nichts mit AI zu tun, nur haben wir jetzt quasi Anbieter aus Asien, die das mit sozusagen AI massiv befördern, diesen Zugang zum Endkunden, während alle anderen, die in der alten Welt sind, entweder noch in einer uralten Welt, bei der sie die Ware selber im Laden haben oder in der modernen Welt, wo sie schon ein Stückchen Plattform sind, die sagen, wir machen einfach noch mehr Produktfotos. Oder wir sparen uns die Keyword-Optimierer und machen jetzt sozusagen die ganze Marketingstrecke komplett automatisch. Oder wir automatisieren den After-Sales-Prozess, nutzen quasi AI, um Kosten rauszunehmen. Gar nicht, um die Experience zu verbessern, einfach um Kosten rauszunehmen. Und das ist quasi der Außenspiegel an der Pferdekutsche. Das macht es halt nicht besser. Gleich kurzfristig, aber das verändert halt überhaupt nichts hinsichtlich des neuen Wettbewerbs. Und deswegen komme ich auch zu diesem Spruch, so handeln wird Folklore, weil das Handelsmodell, was sich im Wesentlichen über diese Funktionen Kuratierung, Lagerhaltung und Logistik erklärt hat, also diese drei Funktionen haben ja erklärt, warum es eben nicht die 10 Euro sind, die man bezahlt, sondern 100 Euro. Die werden ja rausgenommen sozusagen in dieser sehr, sehr digitalen Welt und Dann wird quasi die Handelsfunktion eher Folklore. Das heißt, der Wert des Handels nimmt auch ab. Also es macht ja gar keinen Spaß mehr, ein Produkt zu kaufen. Das ist eher so ein Zeitvertreib. Konsum ist ein Zeitvertreib. Wenn ich mir so eine Tischlampe für 10 Euro kaufen kann, also genauso viel wie tatsächlich ein Cappuccino, eine Kugel Eis kostet heute in Düsseldorf, wenn ich spazieren gehe, am Wasser. Genau das kostet quasi auch der Konsum eines Produkts, was bei mir zwei, drei, vier Jahre im Zimmer stehen kann. dann hat das ja nichts mehr mit einer Investitionsentscheidung zu tun. Dann gibt es auch nicht mehr diesen Spaß drumherum, das irgendwie anzufassen, auszuprobieren, sich auszutauschen. Und das alte Handelsmodell, was aber darauf angewiesen ist, Geld damit zu verdienen, damit Leute das im Laden anschauen können oder auf der Webseite anschauen können. Also der Webseite und der Laden nehmen sich da ja nichts. Der Laden hat es physisch ausgestellt, die Webseite hat alles ins Fotostudio geschickt. Das kommt mir folkloristisch vor. Das ist vielleicht extrem ausgedrückt, aber wir versuchen ja hier so ein bisschen Leitplanken zu bieten. Das geht jetzt nicht für alle gleichzeitig und sofort. Und es gibt bestimmt tolle Beispiele, wo die Kutsche mit dem Rückspiegel heute noch fährt, zum Beispiel in Wien für Touristen oder auf Mallorca. Aber das zählt jetzt für mich nicht so richtig als Gegenargument.

Jochen Krisch: Aber das ist ja schon der Punkt, auch was du gesagt hast, Joel, diese Entwertung oder gefühlte Entwertung, weil es ja dann immer die Frage ist, arbeitet man an dem richtigen Werten? Also ich glaube schon, es geht immer, der Punkt muss ja immer sein, die Frage, wo ist der Mehrwert? Wie schaffe ich Mehrwert? Und für wen schaffe ich Mehrwert? Ich tue mich immer leichter, wenn ich diese ganzen Entwicklungen gar nicht so sehr aus Händlersicht betrachte, sondern aus einer Kunden- und Nutzersicht. Wenn ich mir da vorstelle, ich gehe bewusst immer nicht von mir aus, weil ich immer ganz was anderes brauchen würde, sondern was wollen die Leute, wie kann man es einfacher machen. Man kann es ja auch dann immer sehr schön in einfachen Sätzen formulieren. Shoppe für mich ist so ein Impuls, dass ich sage, So wie Suche für mich und alles, was wir jetzt ja sehen, das ist ja im Grunde das, was passiert. Aber das ist der Impuls, der aus Kundensicht da ist und da muss es Lösungen geben. Oder glaube ich, auch da wird es Lösungen geben. Und die werden halt nicht so aussehen, dass die bestehenden Player damit glücklich sind. Und das ist genau das Problem. Und wenn man es wirklich disruptiv-revolutionär betrachtet, das Potenzial, und man versucht ja, das immer so ein bisschen noch, es wird es noch nicht so schlimm kommen, sich hinzureden. Aber wenn man mal wirklich überlegt, was, also ich würde gar nicht sagen, wenn es schlimm kommt, sondern was sind denn tatsächlich die Möglichkeiten? Wie kann ich es denn revolutionieren und im Grunde ja wirklich, wirklich besser machen und den Kunden einen Mehrwert bieten? Zeitersparnis und einfach Bequemlichkeit. Ich gehe ja von eben Kaufimpuls bis hin zur Lieferung. Das ist ja immer mein gesamter Prozess, aber eben sehr stark aus der Kundennutzersicht betrachtet. Und da bin ich eigentlich durchaus euphorisch und gespannt. Also da kann man natürlich jetzt, ich bin auch niemand, der dazu neigt, den Bestehenden an Hoffnung zu machen, weil mir das in dem Fall jetzt egal ist, wenn ich den gesamten Markt betrachten will und mir überlegen will, wie sieht denn die E-Commerce-Welt in fünf Jahren, in zehn Jahren etc. aus. Dann ist es halt ein Kommen und Gehen und das ist bedauerlich für die, die einfach da nicht mithalten können oder sich, wie Alex es beschrieben hat, eher folkloristisch sehen und aufstellen. Aber gleichzeitig, glaube ich, tut sich da eine unheimlich große Welt auf. Und ich bin gerade so in einer Phase wie vor 20 Jahren, als ich Exciting Commerce gestartet habe, wo ich mir gedacht habe, wow, online wäre doch so viel möglich und was könnte da an innovativen Modellen kommen? Und es ist ja nur bis zu einem gewissen Grad gekommen, sage ich jetzt mal. Aber so wie diese Web 2.0-Welle, die wir hatten und eigentlich auch die Mobile-Welle, die wir, wie gesagt, im E-Commerce nicht hatten, aber überall anders, ist jetzt die AI-Welle da, die wirklich, also wenn man so offen durch die Welt geht und surft, wo man echt sieht, wow, da könnte viel kommen. und Ich hänge mich immer so ein bisschen an Marcel an, weil das ist der Tester bei uns. Seine Lieblingstools sind ja Perplexity und der Arc-Browser, die ja wirklich nochmal eine andere Komponente reinbringen. Perplexity in der nicht nur Suche, sondern auch Informationsaufbereitung, weil man es eben mit Links bekommt und anders strukturiert. als das jetzt Google bringen würde. Und der Art-Browser, weil der halt sehr gut in der Oberfläche zeigt. Wir haben so ein sehr beschränktes Browser-Denken. Eine Seite zur Zeit, viel Menüs, viel Struktur, klassische Navigation. Und wenn man sich einen Art-Browser mal anguckt und nutzt, der ist halt sehr viel impliziter und sehr viel lösungsorientierter. Und der zerschießt dann zum Teil auch Webseiten und zieht sich nur bestimmte Dinge raus oder Projekte, Die Webseite kannst du auch komplett anders gestalten nach deinen Bedürfnissen. Also Horror für alle, die diese schönen Webseiten und Apps etc. alles gestalten. Aber doch ein entspannender Gedanke, einfach so sich die Welt auch anzugucken und vorzustellen. Man muss es dann immer übertragen auf E-Commerce, wirklich auf den E-Commerce zu übertragen, weil der natürlich noch nicht so weit ist. Aber gerade ARK hat so dieses schöne Beispiel kürzlich gebracht, wenn eine Amazon-Seite wirklich sich sehr entschlackt präsentieren könnte, dass man all den Schnickschnack, all die vielen Werbeangebote etc. komplett ausblenden könnte und nur mehr das, was einen wirklich interessiert, eigentlich da hätte. Also würde das Geschäftsmodell natürlich sprengen von Amazon und ich bin schon gespannt, was da an Protesten dann kommt. Aber diese Möglichkeiten gibt es jetzt oder die gab es auch vorher schon, aber diesen Impuls gibt es jetzt, dass das passiert und da bin ich sehr gespannt, was da eigentlich an neuen Möglichkeiten auftaucht.

Alexander Graf: Und vielleicht bleiben wir mal ganz kurz bei dem Beispiel, sozusagen mobile Webseiten versus normale Webseiten, weil das, glaube ich, darauf kann man, glaube ich, gut ableiten, wie lange das dauert, bis sowas adaptiert ist. Wenn man sich heute Pitches anschaut, auch für Online-Shops, bleiben wir mal beim Online-Shop, ist das in der Regel noch ein Desktop-basiertes Mockup-Modell, was man bekommt, sozusagen groß, viele Bilder, Artikel-Detail-Seite mit Bewertung, ohne Bewertung. Und das, obwohl wir ja schon über 15 Jahre in der Mobile-Welt leben und seit über 10 Jahren in der Mobile-First-Welt. Die meisten nutzen alles direkt mit dem Handy, trotzdem werden jetzt noch Projekte angestoßen, die aus einer Desktop-Denke kommen. Ich würde sagen, wahrscheinlich sogar noch über 50 Prozent. Wir brauchen schon locker 10 Jahre, um das zu akzeptieren. und Das, was ja Jochen gerade beschreibt, ist ja, dass sozusagen Items oder Assets tatsächlich wirklich interfacefrei transportiert werden können. Egal, ob es am Ende irgendwie bei TikTok rauskommt oder bei Instagram oder im WhatsApp-Feed von Joel. Aber konzeptionell ist es heute immer noch darauf angelegt, dass Joel eigentlich auf einen Link klicken muss. Dann kommt er auf eine Webseite, muss sich irgendwie registrieren mit Google, wenn es ganz modern ist. läuft und dann kann er einen PayPal-Checkout machen. Aber man müsste viel weiter gehen, müsste sich überlegen, wie kann ich mein Angebot so gestalten, dass dann das Item des Gartenstuhls oder irgendwas anderes direkt bei dir im WhatsApp-Feed kommt, du auf Kaufen klickst und sozusagen? dann ist es direkt schon getan. Nicht mehr auf irgendeine Webseite kommen, weder mobil noch Desktop noch irgendwo anders hin, kein Paymentsystem mehr. und da tut es ja unsere Industrie schwer, weil natürlich diejenigen, die heute diese Ausschreibung leiten, Das sind ja alles Entscheider, die groß geworden sind in der Desktop-First-Welt. Die haben zwar die Leute mit dem Katalog ausgelacht, aber das ist tatsächlich nicht mehr angebracht. Auch die tun sich total schwer.

Jochen Krisch: Das ist das große Problem. Ich würde kurz einen Punkt mit reinbringen, gerade bei dem Mobile-Thema. Für mich ist der Realitätscheck immer nicht nur, wie ist die Webseite gestaltet und wie ist der Text? Interface-Eindruck, sondern auch, welche Funktionalitäten von dem Smartphone nutze ich eigentlich als Online-Händler? Das ist ja auch nochmal ganz interessant zu verfolgen. Wenn man sich einfach mal anguckt, was die regulären Web-Anwendungen inzwischen nutzen an Navigationsmöglichkeiten, aber auch Standort. zum Beispiel ist ja Es gab ja mal die Foursquare-Phase, da war Standort dann ganz, ganz wichtig. und dann dachte ich mir, Local Commerce wäre ein Ding. Und inzwischen, ich nenne das ja immer, um ein bisschen anderen Namen zu haben, so ein Nearby-Service. Also, dass man trotzdem, dass man entscheiden kann, sozusagen, kann ich das Produkt in der Nähe bekommen oder irgendwie weiter weg. Aber dafür müsste man ja diese Funktion nutzen und das können ja auch nur bestimmte Player machen. Also da sieht man eigentlich auch schon, wie sehr das hinterherhängt. Und der Grund ist eben genau das, was du beschrieben hast, dass es eben am Desktop quasi skizziert wird und dann alles, was man übernehmen kann, übernommen wird. Aber diese Mobile-First-Denke oder jetzt dann künftig eben AI-First-Denke, die ist in keinster Weise da und ich sehe es eben genauso. Das können wir nicht machen. Wir sind die falsche Generation. Wir können grob so eine Idee entwickeln, dass man auch so denken kann. Aber das müssen eigentlich die Generationen machen, die denken, die in den Zwanzigern im Grunde jetzt sind, die da wirklich an vorderster Front einfach mit konzipieren.

Joel Kaczmarek: Aber interessanter Faktor eigentlich, den ihr auch beide angesprochen habt, dass Handel irgendwie so eine Art Trichter am Ende wird oder so eine Art Outlet, aber gar nicht mehr im Fokus sozusagen der Aufmerksamkeit steht. Weil wenn man mal sagt, okay, Werbung ist ein Modell, Handel ist das andere, aber die ganze Komplexitätsebene drüber, die wird eigentlich komplett abgeschnitten, weil ich gucke mir eigentlich nur noch ein TikTok-Video an und vergleiche dann nicht mehr 50 Items, weil so wie Alex gerade gesagt hat, wenn es jetzt nicht gerade eine 1000 Euro Kamera ist, dann ist es glaube ich okay zu sagen, das 40 Euro Kleidungsstück, das nehme ich jetzt mal aus dem Impuls heraus, dann ist ja sozusagen die ganze Tiefenebene, die sonst durchgegangen ist. und dieser Folklore-Faktor, den Alex geschrieben hat, der fällt ja irgendwie weg. Also die Daseinsberechtigung für, ich mache da quasi aus dem Handelsthema einen Aufmerksamkeitsasset, ist ja eigentlich ad absurdum dann.

Alexander Graf: Außer du schaffst es natürlich als Händler relevant sozusagen Zeit zu generieren.

Joel Kaczmarek: Ja genau, Aufmerksamkeitsökonomisch.

Alexander Graf: Bei den Kunden. und da war mein bestes Beispiel, wer ist der beste Händler gewesen in dem Podcast in den letzten paar Jahren bei Kastenzone? Das war Karls Erdbeerhof. Die haben aber quasi nur 5% ihrer Fläche, die verdienen ja Geld mit Handel, nicht mit irgendwie Spaßrutschen und Treckerfahren, sondern indem da die Leute Produkte rund um die Erdbeere kaufen. Aber die Leute kaufen das auf einer Fläche, die nur 5% sozusagen von der Gesamtfläche ist. Der Rest ist Entertainment. Und das Entertainment-Angebot erzeugt konsumfähige Zeit bei dem Kunden, die sie nicht auf dem Mobilgerät verbringen, sondern die sich dort vor Ort verbringen. Weil auf dem Mobilgerät würde es Karls Erdbeerhof viel schwerer haben, sozusagen diese Zeit zu bekommen. Die müssen sie sich dann kaufen, die müssen in Auktions Prozesse reingehen bei Google, bei Instagram, demnächst auch bei Temo sozusagen. Es ist für sie viel billiger, vielleicht nochmal eine große Wasserrutsche aufzubauen, die dann vielleicht direkt bei den Kassen rauskommt, wo man den Erdbeerschnaps kaufen kann, wo dann die Eltern aufgrund des Lärms, der da entsteht, sowieso gerne diesen Schnaps konsumieren. Aber so muss man sich's vorstellen. Und wenn man sich jetzt mal anschaut, wie sich klassische Handelsflächen, wie sind sie damit umgegangen, Entertainmentflächen zu werden, dann liest man solche Sachen wie neue Rutsche in der Mall of Berlin. Ja, da kommst du von der zweiten Etage ins Erdgeschoss, so eine ganz sterile Edelstahlrutsche, die die ungefähr so 0,3 Prozent der Fläche einnimmt, das reicht halt nicht. Also es bringt jetzt natürlich irgendwie dem großen Piken Kloppenburg, deiner Spitaler Straße bei uns jetzt nicht dieser Kommentar, aber es geht schon, aber es geht um Zeit. Also wie viel Zeit kann ich physisch oder im Kopf zumindest bei meinen Kunden generieren, um ihm dann Produkte anzudienen. Das Karls-Erd-Beruf ist aus meiner Sicht ein besserer Händler als Kloppenburg.

Jochen Krisch: Aber ich finde das super beschrieben, also genau auch in dem Kontext und auch in dieser Beziehung, 5% zu 95%. Diese 95% werden ja aus Handelssicht, so wie wir aus der optimierten Handelssicht heute, rein als Vierlefants betrachtet. Das ist alles nice to have. Und warum soll ich da Zeit, Energie etc. reinwenden? Das ist genau das Thema Interface, Frontend sozusagen, wo ich immer so dafür plädiere. Das müssen die zukräftigen, attraktiven Treiber eigentlich des Geschäfts sein. Und letztendlich passiert ja das auch. Also wenn du dir einen TikTok-Shop anguckst, da ist auch dann über 90% Entertainment. Aber eben der Rest der Zeit und des Feeds wird quasi intensiv genutzt, um die Leute zu inspirieren und motivieren, da einzukaufen. Also deswegen finde ich, kann man das gut übertragen. Im ersten Moment musste ich stutzen, weil ich dachte, das ist ja jetzt wieder ein typisches Alex-Beispiel, wo er so seinen Lokalportraitismus raushängen lässt. Nee, aber im Grunde ist es genau so. und dieses zweite Segment Entertainment, Leute bei Laune halten, Engagement, als Begriff gibt es das ja, aber Engagement wird immer sehr, so wie du es jetzt mit der Rutsche beschrieben hast, im Online-Bereich wird das dann halt mal mit ein bisschen aufgepeppten Storys oder so und so beschrieben, aber da sieht man halt eigentlich, dass es komplett was anderes sein könnte und da hat der Online-Handel weder Hirnschmalz noch sonst irgendwas investiert, sich zu überlegen, wie kann ich eigentlich eine attraktive Online-Handelsplattform

Joel Kaczmarek: werden. Ja, ich meine, also eigentlich, wenn ich so drüber nachdenke, könnte man wahrscheinlich sagen, als Händler ist es deine Aufgabe, Duell-Time zu kriegen. Also, dass du die Leute mit ihrer Aufmerksamkeit bei dir fesselst. Und vielleicht ist es ja manchmal auch so ein bisschen Aktionsgetriebe. Also, ich denke gerade darüber nach, ich habe die Tage mit meinem Freund Just Wiebelhaus telefoniert vom Frankfurter Laufshop. Der erzählte mir, dass er bei sich irgendwie Bitcoin als Zahlungsmethode eingeführt hat. Und ist ja klar, das ist ja einfach nur ein Marketing-Ding, aber es bringt eben halt die Leute in den Laden. Frankfurt als Finanzstandort ist auch nochmal so ein Ding. Also das ist ja schon ganz interessant, was da dann quasi mittlerweile Hebel sind. So, na gut, sind wir heute ja mal erschreckend gleichgeschaltet wieder. Überraschung.

Jochen Krisch: Ja, naja, aber ich finde, was ich immer spannend finde, ist, dass trotzdem die Impulse, es kommen Impulse ganz anderen Richtungen, als man sich das vorher so vorstellt. Und gerade so das, was Alex als letztes gesagt hat, das kann man echt mitnehmen.

Joel Kaczmarek: Erzähl doch nochmal einen Satz, du hast ja vorhin eingangs erzählt, dass ihr euch mit Rupert hingesetzt habt und mit seinem Disruptive, was ja auch auf KI-Steroiden mittlerweile läuft, sehr erfolgreich. Dass ihr da mal aus Kundensicht gedacht habt, was sozusagen eher die größeren Umwälzungen sind und auch in anderen Bereichen geguckt habt. Vielleicht ist das ja so ein schöner Schlussakkord hier, dass du das nochmal ein bisschen irgendwie aufdröselst. Also du hast ja über Agenten geredet, war eins der Elemente. Vielleicht magst du ja da nochmal ein bisschen mehr erzählen.

Jochen Krisch: Also da kam halt für mich heraus, also war man sich natürlich vorher Gedanken gemacht, was könnte das jetzt bedeuten? Agenten fand ich immer spannend. Ja, was ist überhaupt das Thema? Welche Aufgabe muss gelöst werden? Und natürlich auch so ein bisschen, wie ist der Zugang dann? Muss das unbedingt im Chat sein oder kann das nicht auch visueller etc. sein? Wo ich dann eben durch diesen Sprint-Workshop einfach gelernt habe, nein, im Output ist auch super viel Potenzial. In der Präsentation, in der Art und Weise, wie du das dann machst, wo ich mir gedacht habe, nee, das reicht doch, wenn ich da ein paar Produkte oder ein paar Links oder irgendwas bekomme. Aber da kannst du dann erst so richtig einsteigen und eine Welt aufmachen. Also das war für mich so eine Richtung. Wir machen es eben bewusst da aus einer Kundensicht heraus. Also man könnte mit Rupperts Methode alles machen, aber weil ich ihm glaube, da ist tatsächlich extrem das Potenzial da und Rupperts Ansatz ist ja einer, der versucht, außerhalb der E-Commerce- und Handelsbranche einfach Ideen reinzunehmen und Impulse zu bekommen. Und gerade beim Thema Interface sieht man ja eigentlich, was es da alles gibt im Mobile-Bereich und wie man eigentlich navigieren kann, wie man Dinge präsentieren kann. Ich bin ja so ein großer Feed-Fan auch. Das Thema Feed, Stream etc. hat sich ja nie durchgesetzt im Online-Handel. Aber das ist einfach so ein schöner Treiber, weil Abwechslung da ist, weil man alles Mögliche da reinbringen kann etc. Und wenn man dann sieht, dann kommt eben ein Vorschlag raus in der Session, die eigentlich schon sehr, also nicht eine ein umsetzungsfähiger Vorschlag, aber doch schon sehr handfest, wo man sehen kann, okay, so ist quasi das konzeptionell gedacht und das wäre quasi die Aufgabe. Und das waren so ein paar Impulse, die ich da bekommen habe. Und das ist eigentlich für mich, deswegen auch heute die heutige Session, ist ja für mich auch so interessant. dann, weil man, wenn man sich schon Gedanken gemacht hat, aber dann sieht, nee, man kann es komplett anders denken und man müsste eigentlich da noch viel andere Aspekte machen. Aber das geht halt nur, wenn man das Fass mal aufmacht und sich mit den Themen bewusst befasst und eigentlich auch nicht immer nur dem hinterherläuft, was gerade so da ist, sondern auch eine Vorstellung zur Entwicklung von dem, was eigentlich möglich wäre. Und dann hat man ja das Raster, dann kann man nochmal gucken, was gibt es denn dann schon an Startups, an Lösungen etc. in dem Bereich. Und das ist eigentlich mein Ansatz und das ist für mich auch so das Leitmotiv für dieses Jahr. Also gerade bei Exciting Commerce, wir haben also ein paar große Trendthemen. Das eine ist unser Lieblingsthema China und das andere ist Food & Delivery, das mag gar niemand. Aber das andere ist wirklich die Innovationswelle oder die mögliche Innovationswelle, die tatsächlich da kommt. Und da ja alles gerade so in einem Dornröschenschlaf liegt, Alex hat es ja beschrieben, viele müssen sparen und so richtig investieren. Geld für Innovation und Lust auf Innovation haben sie auch nicht, aber gleichzeitig öffnen sich da so viel gerade und deswegen ist für mich das einfach ein spannendes Feld. Jetzt auch so ein bisschen erstmal ein Jahr abzuwarten, was KI angeht und die ganze Euphorie und Hype-Welle vielleicht nicht so aktiv mitzunehmen. Ich bin nicht das Spielkind, hatte ich schon gesagt. Und dann jetzt, wenn man so langsam sieht, wo das hingeht oder welche Richtungen, es sind ja unterschiedliche Richtungen, die sich da gerade auftut, das geht, dann kann man so ein bisschen aktiver sich nochmal einbringen und eine Vorstellung entwickeln von dem, was möglich ist.

Alexander Graf: Wobei, ich finde diesen Hinweis sozusagen gut, nicht dem bestehenden Hinterherlaufen. Was heißt das eigentlich? Und daran haben wir uns ja in den letzten zehn Jahren immer schwer getan. Uns fällt es schwer zu erklären, was muss Piken-Kloppenburg tun, um besser zu werden. Weil man eigentlich immer nur versucht….auf ein bestehendes Rasterneue Technologien draufzulegen. Der Laden hat die Webseite bekommen zum Beispieloder der bestehende Online-Shophat jetzt die Buybox bekommen,weil es andere Anbieter auf das gleiche Produktbieten können. Und wenn man sich da sozusagen öffnen,bedeutet ja, wenn man jetzt mal diesem Karls-Erb-Erhof,wenn dieser Idee folgt, heißt es jetzt nicht zu überlegen,wo kriege ich jetzt Fläche, um Fashion auszustellen,sondern sich zu überlegen,wo verbringen Menschen gerne Zeit? Physisch und digital. So gehe ich auch daran. Ich überlege mir, Würde es nicht vielleicht sogar Sinn machen für Netflix, irgendwann diese E-Commerce-Komponente zu öffnen? Können sie das jetzt nicht viel einfacher mit KI, wenn aus diesen Videos Produkte getaggt werden, die man direkt über den Netflix-Account kauft? Ja, der Adresse ist schon drin, die Zahlungsdaten sind drin und die Leute verbringen freiwillig Zeit dort. Die Lösung wird nicht sein, dass ich als Fashion-Anbieter bei Netflix Werbung schalte, damit die dann in einen Online-Shop kommen, bei denen die Leute eigentlich gar nicht sein wollen, sondern muss eigentlich dort sein, wo die Leute gerne sind. Und warum macht Candy Crush, nicht ein E-Commerce-Engine rein. Müsste es nicht Anbieter geben, die diesen Online-Gamern echte E-Commerce-Engines geben, wo dann der Checkout super easy funktioniert? Ist das nicht das Modell für ein Idealo nach vorne zum Beispiel? Also so muss man da rangehen. Also wenn man bereit ist, sich so zu öffnen und wenn man jetzt nicht irgendwie an der Innenstadt oder am Springbrunnen am Parkhaus hängt, dann ist das, glaube ich, eine Möglichkeit, darüber nachzudenken. Mir fällt es genauso schwer, wie den Menschen bei den Fashion-Händlern selber, das zu adaptieren auf die bestehende Welt. Das ist total schwer, weil jetzt diese Supply-Chain-Disruption noch dazu kommt. Aber wenn man sich alleine mit diesem Faktor Zeit, wo verbringen die Menschen Zeit, digital und physisch und wo wird diese Zeit vielleicht noch nicht ausreichend monetarisiert? In der Temo-App wird sie monetarisiert, aber in ganz vielen anderen Fällen wird sie noch nicht monetarisiert. Und vielleicht ist das ja meine Funktion als Händler, Netflix nahe zu bringen, Gartenmöbel zu verkaufen. Sorry, ich habe hier eine Gartenmöbel-Webseite offen, deswegen habe ich doch dieses Beispiel hin und wieder zurückgegriffen. Aber so gehe ich da ran.

Jochen Krisch: Aber guck dir nochmal an. an, wo sich Shopify überall versucht anzudocken und reinzubringen. Aber guter Punkt, da würde ich gerne noch meine anderen Beispiele bringen, die sich momentan echt lohnt anzugucken und YouTube sich anzugucken oder YouTube Shorts, wie die inzwischen und das ist auch KI-gestützt, automatisiert einfach Videos vertecken und Dinge da machen. Witzigerweise im Unterschied zu TikTok-Shop das noch nicht mit einem Checkout machen, der nicht mehr weiterleitet zum Händler, sondern eigentlich genau die andere Philosophie verfolgen, aber eben auch Entertainment-Plattform und du integrierst quasi da diese Welt. Und was anderes, was mich super erstaunt, jetzt nachdem ich es nach ein paar Jahren eigentlich wieder intensiver mal nutze, Ist Pinterest, wie weit Pinterest inzwischen ist, wirklich als Shopping-Inspirationsoberfläche, würde ich es jetzt mal tatsächlich so nennen, zu wirken, weil auch da super integriert. Das Schöne ist natürlich auch dadurch, dass jetzt alle auf Marktplätzen sind, kann man natürlich auch sehr viel mehr Händler und mehr Produkte. da integrieren in solche eher Entertainment-Kontexte. Also die warten auch darauf, dass jetzt diese AI-Tools und Geschichten kommen, sodass du einfach noch einfacher, effizienter das entsprechend integrieren kannst. Also das sehe ich ähnlich. Ich glaube, alles, was nicht gelungen ist über die Jahre, bei Facebook nicht, bei Twitter nicht und sonst irgendwo, E-Commerce wirklich da nativ zu integrieren, sodass es irgendwie auch sinnvoll ist, das witzigerweise scheint jetzt möglich. Also mir scheint es mehr und mehr möglich. möglicher zu werden, sodass es auch funktioniert, also nicht so aufgesetzt ist. Also für mich war es damals schon ein Spottthema, aber das war ja mit einer Ernsthaftigkeit, ist das ja betrieben worden, dass jeder einen Facebook-Shop haben musste. Facebook-Shop, also nicht eben in Feed. Und damals gab es ja auch Apps, die du integrieren hättest können. Nein, Facebook-Shop war das Ding. Und das ist halt aufgesetzt. Und jetzt passiert das sehr viel integrierter, Und ich glaube gerade, also wo du es jetzt erwähnt hast, Shopify wäre für mich so ein Beispiel, die sind so super umtriebig und so und das ist eigentlich auch ja nur die Checkout-Komponente da, aber die suggerieren eben den Partnern, mit uns als Partner hast du die Möglichkeit, damit ist es noch nicht der Händler. Aber man sieht ja sozusagen, wen Shopify da inzwischen alles anspricht. Das könnte genauso gut Händler getrieben letztendlich laufen.

Joel Kaczmarek: Aber ich finde, ihr habt da recht. Also ich habe auch zum Beispiel nie verstanden, warum damals so ein Big Bang Theory, was in hunderte von Ländern Erfolg wurde. Warum man da nicht irgendwie einen eigenen Merch-Shop macht, wo man sich diese verrückten T-Shirts kaufen kann, die die immer getragen haben. Es war ja wirklich jede Episode drei verschiedene T-Shirts so im Nerd-Style. Und die Beispiele sind ja, glaube ich, endlos. Also bei James Bond die Probefahrt mit dem Aston Martin buchen und, und, und. Und ich hätte auch so die Hypothese, dass YouTube ehrlich gesagt so das Zentrum der Gravitation da wird, was Medial angeht.

Alexander Graf: Aber ich finde, du übersetzt es sehr, sehr gut. Also in der alten Handelswelt hätte man sich überlegt, so da würde jetzt About You oder Zalando eine Koop machen, ja, mit einer entsprechenden Serie. Sozusagen in der neuen Handelswelt muss man sich überlegen, so wer ist derjenige, der das facilitätet? Weil Netflix will ganz bestimmt keine Commerce-Infrastruktur aufbauen, Lagerhaltung, T-Shirts drucken. Das ist natürlich eine smarte Handelsfunktion da drin, dass man irgendwie die Scrubs-Shirts dann irgendwie bekommt. Wie gesagt, wir gucken da immer von der Seitenlinie zu und tun da so schlau von außen. Das ist bestimmt alles nicht ganz trivial, aber es ist halt bei weitem nicht unmöglich. Man kann da irgendwie mithalten und diese Innovationsthemen öffnen sich ja jetzt erst alle. Jetzt ist es ja offensichtlich technologisch möglich. Jetzt gibt es ausreichend Dinge, damit Leute an ihrem Mobilgerät bereit sind, stundenlang im Feed zu bleiben. Das war vorher noch nicht der Fall und sich da auch inspirieren zu lassen. Jetzt sind irgendwie Produkt- und Lagerdaten weitestgehend verfügbar. So soll das jetzt vielleicht eine chinesische T-Shirt-Fabrik sein, die mit Netflix kooperiert und ihr Scrubs-T-Shirts irgendwie rausschickt? Oder kann es vielleicht nicht doch ein europäischer Anbieter sein, weil die Marge einfach gut genug ist und dieser Zugang zum Netflix-Management näher dran ist? Das ist ja auch so ein bisschen die K5-Themen hier, die wir schon vorbesprechen.

Jochen Krisch: Ja, die Thesen und alles.

Joel Kaczmarek: Ich meine, der Game Changer ist ja dann wahrscheinlich eigentlich Bewegtbild in Verbindung mit der Undock-Fähigkeit. Aber gut, anyway. So viel mal heute zu unserem wunden Ritt. Jochen, wir arbeiten dran, dass wir dich auch noch ein bisschen spielkindiger kriegen.

Jochen Krisch: Nee, nee, ich bin genau, ich muss ja der Konterpunkt sein zu dem, was ihr macht. Deswegen, ich mag es, wenn ihr von euren Erlebnissen erzählt und ich gucke Alex gern dazu, wenn der Indisch und alles Mögliche spricht, weil dann sehe ich, was möglich ist. Und da habe ich euch gerne als die Tester und Vorleiter, die Neugierde habe ich einfach nicht so. Und ich gucke mir das dann an und denke mir, ach ja, siehste, das ist alles möglich und alles.

Alexander Graf: Ich logge mich mal schnell ein hier in das Tool, weil ich habe nämlich gesehen, letzte Woche, also bisher waren ja nur so 15 Sprachen möglich. Ich glaube aber mittlerweile kann man tatsächlich, Moment, kann ich nicht mehr sagen, ich glaube mittlerweile kann man 70 Sprachen machen oder so. Ich mache mal irgendein Quatschvideo. hier rein, Generate Transactually, Target Language. Ah, ne, sind immer noch irgendwie 15 Sprachen. Da ist ein paar dazugekommen, Malayisch und sowas, weil letzte Woche habe ich schon einen Test gesehen, da gab es dann auch sowas wie Zulu, 15 arabische Dialekte. Also, ich bleibe dran. Bis zum nächsten Mal begrüße ich euch dann auf Zulu, was immer auch Servus oder Moin Moin auf Zulu bedeutet.

Joel Kaczmarek: Na dann, in diesem Sinne, ihr Lieben, macht's gut.

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Handelsstrategien

Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um E-Commerce: Joel trifft sich regelmäßig mit den beiden E-Commerce-Experten Alexander Graf (Kassenzone, Spryker) und Jochen Krisch (Exciting Commerce, K5) um ihr Wissen zu bündeln. Gemeinsam nehmen die drei dich mit auf eine Reise zu spannenden Tiefenanalysen, Strategiediskussionen und Praxiseinblicken des Onlinehandels. Ein wahres Feuerwerk zwischen drei Experten, die scharfe Thesen formulieren und lebhaft miteinander diskutieren.