Fahrradmarkt online 🚲 – Strategieanalyse von Herstellern bis Händlern

15. September 2021, mit Joel KaczmarekAlexander GrafJochen Krisch

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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich E-Commerce mit deinen Moderatoren Joel Kaczmarek, Alexander Graf und Jochen Krisch. Los geht's.

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital Kompakt und habe heute wieder das Vergnügen, dass an meiner Seite die beiden E-Commerce-Granden der liebe Jochen Krisch von der K5 Exciting Commerce und dem ganzen Imperium drumherum bei an meiner Seite ist und natürlich auch der Supergraf Alexander Graf von Spryker bzw. Kassenzug. Und wir sprechen in der heutigen Folge über den Fahrradmarkt. Das heißt, wir haben uns eine Handvoll von Beispielen rausgesucht. Allen voran Bike24, weil es da natürlich eine schöne Datenlage gibt. Aber auch andere, von Hersteller bis Händler. Also ihr werdet in der heutigen Folge mit Marken wie Fahrrad.de, WUM, Rosebikes und einigen mehr in Kontakt kommen. Und wir möchten gerne diesen Markt betrachten. Wir werden also mal schauen, wie viel macht man eigentlich mit Fahrrädern, wie viel macht man mit Zubehör, wie ist insgesamt die Professionalisierung dieses Marktes gegeben. Ganz viel auch so ein paar Detail-Ecken mal angucken, also Markenbekanntheit, gibt es nicht so ein bisschen Feature-Test-Aspekte in dem Segment etc. Also ich glaube, es gibt heute genug Themen. Wir müssen wahrscheinlich uns echt dran halten, dass wir hier die innerländische Fluglänge nicht überschreiten. Deswegen, da könnt ihr euch auf einiges freuen, liebe Hörerinnen und Hörer. Jetzt ihr beiden, herzlich willkommen. Schön, dass ihr da seid.

Jochen Krisch: Hallo Joel.

Alexander Graf: Moin Moin.

Joel Kaczmarek: Wichtigste Frage des Tages, was fahrt ihr denn für Fahrräder?

Alexander Graf: Ich fahre noch ein Fahrrad, das hat mir meine Frau geschenkt, als ich damals 2005 bei Otto angefangen habe. Da bin ich immer die drei Kilometer von meiner Wohnung in Hamburg zu Otto gefahren. Ein ganz normales Herrenrad, was aber immer gepflegt wird und gewartet wird. Ziemlich schwer und unsexy. 399 Euro.

Joel Kaczmarek: Was denn, du willst mir echt erzählen, du hast in Kiel dir nicht schon längst irgendwie so ein E-Bike geholt, um da über die Deiche zu pesen? Und auch kein Rosebike von deinem Freund Markus Diekmann?

Alexander Graf: Auch noch nicht. Ist natürlich ein Traum von mir, aber habe ich noch nicht gekauft.

Joel Kaczmarek: Jochen, wie ist das bei dir? Bist du überhaupt Fahrradfahrer?

Jochen Krisch: Nein, ich bin Fußgänger. Ich bin in meiner Jugend so viel Fahrrad gefahren zur Schule, dass ich jetzt auch zu Fuß umgestiegen bin, hauptsächlich, wenn ich so unterwegs bin.

Joel Kaczmarek: Na gut, na gut. Also ich für meinen Teil bin nicht Rosebikes-Fahrer. Ich werde seine Flagge heute hochhalten. Ich habe ja gelernt, es gibt so die unterschiedlichen Lager, aber ich bin trotzdem natürlich neutral. Fangen wir mal an mit dem Markt. Jochen, das war ja auch ein Stück weit, darf man ja den Hörerinnen und Hörern auch mal so ein bisschen Einblick hinter die Kulissen geben. Auch eins deiner Herzensthemen, dass wir heute mal über den Fahrradmarkt und Bike24 sprechen. Wie kommt's?

Jochen Krisch: Weil ich Bike24 als Unternehmen schon sehr lange spannend finde, früh ein bisschen Einblicke bekommen habe. und jetzt sind sie an die Börse gegangen, jetzt haben wir alle Unterlagen und können da reingucken. Zugleich ist auch Fahrrad.de und Wiggle in der Kombination, also das wäre das englische Fahrrad.de, vor dem Börsengang. Auch da gibt es gute Unterlagen inzwischen über Signalsports United. Ja, so kann man den Markt insgesamt beleuchten und hat eben ganz gute Zahlen auch und kann da mal reingucken. Und die Herausforderung in diesem Segment ist ja tatsächlich, wenn man jetzt vom Fahrrad kommt, das sind einmal Käufe oder Käufe, die nur alle paar Jahre stattfinden. Wenn es ein gutes Fahrrad ist, das nicht kaputt geht und man nichts braucht, man sich auch nicht sonderlich weiter ausstattet mit Kleidung. Und deswegen müssen die eigentlich immer bei der ersten Bestellung profitabel sein. Während hingegen der Zubehörmarkt den Bike24 bedient, wer tatsächlich ein schönes Stammkundengeschäft ist. Weil das tatsächlich dann die sind, die eine Leidenschaft dafür haben oder die das Fahrrad sehr interessieren. Und immer wieder mal Ersatzteile brauchen etc. Insofern hat man da ein im Grunde dankbares Geschäft.

Joel Kaczmarek: Ich teile deine These da ehrlich gesagt nicht. Also was ich so mitkriege von Leuten, die sich Fahrradzubehör kaufen, sind das tierisch untreue Tomaten. Also ich glaube, die gucken, wo kriegen sie ihre Ritzel? und dann ist das ein bisschen so ein Google-Game, oder?

Jochen Krisch: Das stimmt. Das ist natürlich ein Preiswettbewerb, aber ich glaube schon, das gibt dem Partner des Vertrauens. Und ich kann mal kurz aus der Bike24-Präsentation vorlesen, wie die geclustert sind. Also den Casual-User, die untereuen und die, die halt nicht viel Fahrrad fahren, die klammern sie mal aus. und dann haben sie den Weekly-Commuter, den Daily-Commuter, den Enthusiast und den Athleten. Hängt davon ab, an wen du dich wendest und, glaube ich, wie du dich aufstellst. Also wenn du natürlich nur vom Produkt kommst und über Preis verkaufst, dann ist es wie überall, dann ist es schwierig, die Kunden zu halten. Aber wenn du als Partner bist und zum Beispiel, das ist, also Bike24 verkauft sich jetzt auch sehr gut, aber sie sagen einfach, sie haben eine Kundenserviceabteilung mit 55 Nationalitäten oder sprachlich sehr breit aufgestellt, auch international. Ich glaube, wenn du über die Service-Schiene auch kommen kannst und das machen ja viele dieser Spezialisten dann oder können sich leisten, dann hast du auch eigentlich ganz gute Karten, da eine Stammkundschaft aufzubauen.

Joel Kaczmarek: Ich meine, vielleicht sollten wir als erstes mal vorneweg so ein Stück weit auch segmentieren, weil wir können ja an und für sich diesen Bike-Markt auch so betrachten, dass man sich einerseits Hersteller anguckt und andererseits Händler. Weil das, was du jetzt beschrieben hast, war ja alles sehr händlerlastig und die Hersteller haben ja teilweise so eine eigene Strategie, wie sie da rangehen. Und was ich so beobachte, ist, dass der Fahrer Stadtmarkt, gefühlt läuft man, glaube ich, immer Gefahr, dass das so eine Hardcore-Bubble ist. Also es gibt so das eine Eck, die, ich glaube, der Kollege Graf hier schon mal in unserer Gorillas-Folge liebevoll als Marmels bezeichnet hat, die Middle-Aged-Man in Lycra. Und man staunt, wenn man mit Leuten anfängt, über Fahrräder zu reden, wie viele dabei sind, immer ein und Bekanntenkreis, die sich in ihren Urlaub ein Rennrad mitnehmen und irgendwie ein Mountainbike und dann noch irgendwie unterschiedliche Ritzel und unterschiedliche Klamotten und sogar unterschiedliche Sonnenbrillen pro Fahrrad. Das ist so das eine Extremisten-Eck. Das sind, glaube ich, so gefühlt die drei Prozent, wo dann auch so die Fahrradhersteller ihre Feature Rites fahren und irgendwie sich auf die ausrichten, während so 97 Prozent, glaube ich, eher so ein Jochen oder so ein Alex sind, der sagt, ja, ich fahre hier halt irgendwie mit der Stadt, ich commute und ich brauche gar nicht so ein krasses Hightech-Ding mit irgendwelchen Supergang-Schaltungen, die keine Ahnung, ich weiß nicht mal, was die alles können.

Jochen Krisch: Ich glaube, du unterschätzt Alex. Alex ist der Lügler-Typ.

Alexander Graf: Noch nicht, aber in zwei, drei Jahren, wenn ich wirklich Middle-Age bin, kann das schon sein. Dann komme ich aber richtig dick um die Ecke, sowohl ausstattungsmäßig als auch Körperbau. Und dann fahre ich hier aber alles in Grund und Boden mit meinem Elektro-Bike.

Jochen Krisch: Im Grunde ist es schon so. Also ich glaube auch, deswegen ist der Markt etwas sehr schwierig und muss man auch differenzieren, dass die Fans oder die, die halt sehr intensiv sich mit den Themen beschäftigen, mit ganz anderen Interessen haben, auftreten. Auch jetzt der Elektrofahrradmarkt, der da entsteht, ich glaube, das ist nochmal ein komplett anderes Segment. Und dann ist das ja auch mehr Nutzfahrzeug dann auch zunehmend. Das Fahrrad ist ja auch eine interessante Entwicklung. Man sieht ja auch jetzt, auch im Nicht-Elektro-Bereich gibt es ja jetzt auch Fahrräder, die einfach in der Stadt dazu genutzt werden, was ich auch sehr spannend finde. Also insofern, ja, wir müssen da sehr, sehr differenzieren und sehr reingehen. Und ich glaube auch, dass die Affinität jetzt zu Marken dann im bestimmten Segment eben sehr stark da ist.

Joel Kaczmarek: Also ich erinnere mich noch, wie ich einmal hier zu Stadler gefahren bin. Von Rosebikes habe ich so einen Count Solo, ich schließt es an und dann kam so ein Typ zu mir, total ehrfürchtig, schaute mich mit großen Augen an und fragte mich, ob er mal mein Fahrrad hochheben dürfe. Also so eine Momente hast du halt mit den Bike-Enthusiasten, ja, und war dann völlig baff, wie leicht das ist und hat mir irgendwie vorgeredet, also er wusste besser über mein Fahrrad Bescheid als ich, war das peinlich. Und dann hast du aber so das andere Extrem, also da kommen sie dann alle zusammen. So die Mommys und Daddys, wo dann für die Kinder irgendwie, weiß ich, die kaufen Pookie oder wenn sie cool sind, kommen dann so die Wooms. Da können wir auch mal ein, zwei Sätze drüber reden. Ich glaube, Kollege Graf hat sich ja schon mal gelesen. Und dann eigentlich so das Normale, ne? Also da kommt ja am Bike-Markt irgendwie alles zusammen. So, aber Alex, komm, jetzt haben wir dich mal ins Gespräch hier holen. Was hast du dir denn schon angeguckt im Bike-Markt?

Alexander Graf: Also ich gucke mir natürlich, weil Rosa natürlich auch ein Spyker-Kunden ist, gucke ich mir den Bike-Markt jetzt beruflich auch schon seit zwei, drei Jahren an und sehe natürlich, dass es bei allen durch die Decke geht. Deswegen finde ich jetzt den Bike24-Börsengang auch nicht so überraschend. Wir selber haben sozusagen auch noch ein Wum-Fahrrad hier in der Familie für meinen Sohn und das ist schon der absolute Knaller, muss man sagen. Also die haben sich in diesem Bereich so Kinderfahrrad eine krasse Markenbekanntheit geschaffen. Ich beobachte natürlich so ein bisschen auch die Makro-Trends, also was passiert, wenn unsere Städte so ein bisschen fahrradfreundlicher werden. Wie kaufen die Leute ein? Man kann das ja auch in sehr, sehr kleinen Clustern beobachten. In Kiel gibt es zum Beispiel mittlerweile eine Veloroute, das ist eine alte Bahnstrecke, die durch die ganze Stadt läuft. Und die Leute, die dort in dieser Nähe halt arbeiten und wohnen, die fahren halt Fahrrad und kaufen sich natürlich auch Fahrräder. Und das ist natürlich aus einer makroökonomischen Perspektive sozusagen, hat Fahrrad sicherlich ganz viele Jahre noch vor sich, wo man ganz organisch noch 10, 20 Prozent wachsen kann. Jetzt mal unabhängig von diesen speziellen Nischen, Kinder- und Lykra-Träger. Was mir schockiert, schon immer noch so ein bisschen Fragezeichen ins Gesicht treiben, sind tatsächlich die klassischen horizontalen Händler. Und dazu gehört aus meiner Sicht auch Bike24. Vielleicht hast du schon ein paar mehr Infos dazu. Ich habe ja schon sehr, sehr früh, auch damals schon bei Otto, mit René Köhler Kontakt gehabt, der ja Internet-Stores und Fahrrad.de aufgebaut hat. Und das stimmt, wenn man da ein gutes Business draus macht, wenn man das richtig gut betreibt, ist man einfach viel, viel effizienter und viel besser aufgestellt als der klassische Fahrradhändler. Aber es gibt halt, insbesondere im Fahrradbereich, im Zubehör ist es schwierig, sich zu differenzieren, weil das einige große Hersteller sind aus Asien, die da einfach alles dominieren. Am Ende ist es halt im Schaltungsgruppenbereich immer Shimano. Das war schon damals so, als ich noch Fahrradenthusiast war in der Schule und wir diskutiert haben, braucht man jetzt die XT-Gruppe oder die XT-Gruppe. CR-Gruppe und das eine ist ein Parallelogramm, das andere ohne, die sind immer noch da drin. Und deswegen finde ich es halt schon schwer, wenn man jetzt eben nicht die Fahrräder herstellt, sondern sich auf dem Zubehörmarkt fokussiert, dort starke Eigenmarken jetzt mal außerhalb des Textilsbereich zu etablieren. Und langfristig sehe ich da halt schon einen Preiswettbewerb, der aktuell nicht durchschlägt, weil die Nachfrage viel größer ist als das Angebot. Also schwerer zu bedienen. Man kann auch die Preise noch so ein bisschen bestimmen. Aber auch das wird sich ja wieder einfangen. Ich fand René Köhler's Story schon damals sehr gut. Und der war ja auch mal im Podcast, hat mal darüber erzählt. Vor vier, fünf Jahren ist das, glaube ich, schon Ja, da war er dann schon gar nicht mehr im aktiven Management. Abgesehen von dieser makroökonomischen Brille. Ja, der Markt irgendwie wächst und da passiert irgendwie eine ganze Menge. Und die Kunden lassen sich da jetzt quasi neu in dieses Segment einfangen und abholen. Finde ich schon schwierig, sich da als Händler langfristig durchzusetzen. Und diese 200, 250 Millionen, die Bike24 in diesem Jahr erreichen wird, sind halt auch nur ein Bruchteil von dem Gesamt-Fahrrad-Markt. Wir reden jetzt hier noch nicht von einem Zalando-artigen Effekt. Super viele coole Häkchen so hinter den Geschäftsmodellen, die es da so gibt, aber Differenzierung und Oligopolstruktur bei den Komponentenzulieferern in Asien, gibt schon ein paar Fragezeichen, die ich da hätte.

Jochen Krisch: Wenn ich da kurz ergänzen darf, ich bin natürlich ein großer Verfechter des Spezialistentums im Onlinehandel. Und je spezialisierter man ist, desto größere Chancen hat man. Das zum einen. Und das andere ist, Bike24 macht nicht nur Zubehör, sondern eben Assistenzpack, Teile, Komponenten, Accessoires und Clothing. Die drei Kategorien, die sie haben. Und ich glaube, dass in jedem Bereich ein Spezialist eine Chance hat. Ich habe ja versucht darzustellen, auch welche Kategorien sie ansprechen. Ich glaube, alles andere geht schon über Amazon, über die Marktplätze, das ist ja das, was du damit meinst. Das zum einen und das sehen wir mit Zooplus im Tierbereich, das sehen wir hier im Bike-Bereich, im Mode-Bereich, da gibt es mehrere Spezialisten, die auch unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Also da glaube ich sehr stark dran. Tatsächlich, ich hatte auch nochmal ein Gespräch oder habe es zumindest mitbekommen mit René und Fahrrad.de. Was der sehr gut argumentiert hat, ist, es gibt Kategorien, da brauchst du Händler, weil du kannst zum Beispiel nicht direkt auf die Herstellerseite gehen, weil du da nicht so affin bist, die halt eine Auswahl bieten und die dir einfach den Einstieg erleichtern. Und dann hast du eine Möglichkeit tatsächlich am Markt zu bestehen und dein Geschäft auch entsprechend aufzubauen. Ich würde aber immer sagen, das hängt alles von einer gewissen Größe ab und ob du es effizient so gestalten kannst, dass du eben auch in dem Preiswettbewerb dann doch mithalten kannst. Und bei mir ist es so, bei 200 Millionen fängt es tatsächlich an, aber am liebsten habe ich natürlich Unternehmen, die Richtung 500 Millionen Euro gehen und dann europäisch aufgestellt sind. Ich glaube, um die muss man sich dann keine so großen Sorgen machen. Die zwei Facetten Spezialisierung und Händler bei Kategorien, wo es nicht so eine hohe Markenaffinität gibt.

Joel Kaczmarek: Klingt so, als wenn du ein Unternehmen sammelst. Das klang gerade so, als hättest du auch weiße Tiger bei dir im Vorgarten und ein Unternehmen mit 500 Millionen Umsatz sammelst du auch.

Jochen Krisch: Wir haben ja unseren Glory-Fonds. Das heißt, ich muss mir die ja alle angucken und befasse mich natürlich auch mit denen, die nachkommen. Und deswegen bin ich ja so interessiert jetzt auch an denen, die an die Börse gehen. Dann halte ich eben von einem Bike24, das 200 Millionen jetzt schon mal hat, mehr, als wenn da ein Unternehmen kommt, das halt so 25 Millionen hat. Dann ist es noch eine wackelige Angelegenheit.

Alexander Graf: Aber wie erklärst du denn beim Bike24, das ist ja eher ein Multisortimenter im Sport, so ein bisschen das, was Signar, da sprechen wir vielleicht auch gleich drüber, in einzelnen Brands an die Börse bringt, mit irgendwie Camps und dann Fahrrad.de und vielleicht noch was anderem. Das ist ja hier unter einer Marke, da sehe ich, wenn ich auf die Hauptkategorien gehe, Radfahren, Laufen, Schwimmen, Triathlon, Fitness, Outdoor und natürlich Sail, darf ja nicht fehlen. Das ist ja schon, wenn jetzt da nur irgendwie noch Radfahren und sozusagen Indoor stehen würde, wo man so Rollen und Fitnessgeräte verkauft, würde ich noch verstehen. Aber hier ist ja sehr breit schon ein Spezialist, aber eben nicht Spezialist genug, würde ich jetzt behaupten.

Jochen Krisch: Ja, aber ich glaube, man muss ein bisschen über die Historie dann auch nochmal sprechen, wie sich die Unternehmen gerade wandeln. Also gerade solche Unternehmen sind halt durch SEO groß geworden. Und die haben eigentlich dadurch, dass sie alles hatten, waren sie eigentlich ganz gut in den Produktsuchmaschinen vertreten und haben darüber eigentlich Interesse generiert. Und das muss sie natürlich schon wandeln. Und deswegen, das ist aber auch gerade der Punkt, dass das Unternehmen sind, die jetzt stärker ins Branding investieren, die stärker auch Sponsoring-Partnerschaften etc. machen, damit sie einen Namen haben, auch als Unternehmen per se, weil das natürlich ein Ende hat irgendwann. Und die Frage ist, wie lange SEO noch ist und wie viel in Richtung Social Media geht. Diese Thematiken, die haben eine Historie und die müssen sie sich erstmal so ein bisschen abtrainieren und anders aufstellen. Deswegen brauchen sie halt eine Stammkundschaft. Ohne die geht es nicht. Das ist eine Kernkompetenz, die da aufgebaut wurde und eine Stärke, die man weiter ausbauen kann im Rahmen des Wandels. Also ich würde jetzt nicht sagen, dass ein Bike24 ewig so bleiben kann oder ein anderes Unternehmen, Spezialist.

Joel Kaczmarek: Also mir ging es so ein bisschen ähnlich. Ich habe das als so eine Art Produktsuchmaschine gesehen, die eigentlich über Longtail quasi Umsatz generiert, mit einem ehrlich gesagt ziemlich schmodderigen Webshop, was ich so wahrnehme. Das Problem war, dass es eigentlich keine Markenbekanntheit hat. Also du hast eigentlich nicht diese Treue, da müssen wir wieder aufpassen, diese Segmente. Also ich glaube, die Familie, die sich jetzt irgendwie eine Bremse für das Fahrrad kauft oder ein Schutzblech, ist jetzt nochmal was anderes als derjenige, der sich das fünfte Ritzel für sein Rennrad kauft. Also das mal außen vor. Du Du kommst ja eigentlich immer über den Suchmaschinen-Link dahin, guckst nach dem besten Preis bei relativer Transparenz. Deswegen wäre so meine Frage an dich, glaubst du nicht, dass so ein Bike24 aber sukzessive mal in den Markenaufbau rein muss und sagen muss, so eine gewisse Form von Exklusivität, von Prägnanz, vielleicht auch Eigenmarken mehr forcieren?

Jochen Krisch: Das meinte ich, aber guckt euch da wirklich mal die Kennzahlen an. Also das sind im Vergleich zu anderen Traumkennzahlen, die die haben. Also Average Order Value 136 Euro 2020, EBITDA-Marge 13 Prozent. Also das sind eigentlich die hochprofitablen Online-Händler, die jetzt da gewachsen sind. Das müssen sie jetzt tun, sie müssen in Marke investieren, Markenbekanntkeit, sie müssen stärker…. dass es eben auch Service gibt und sie müssen eigentlich stärker diese Kundenbindung hinbekommen. Aber das ist ein generelles Thema in der gesamten Branche. Alle waren immer sehr gut in der Neukundengewinnung. Alle sind nicht so gut, die Wiederkäufer zu aktivieren. Auch bei Bike24, das sind halt jetzt aber immerhin schon mal zwei Bestellungen pro Jahr. Wer nur Fahrrad verkauft, der ist froh, wenn die alle ein, zwei, drei Jahre kommen. Die Kennzahlen sind schon eindrucksvoll und ich glaube, das reicht noch eine Weile. Also das ist jetzt nicht akut, dass man in Panik verfallen muss und jetzt sofort sich drehen muss. Bike24 stellt das sehr gut dar, haben auch gute Berater offenbar, die die Unterlagen erstellt haben etc. Da sieht man eine strategische Weiterentwicklung, wo sie hinwollen und wie sie aus der Falle, die tatsächlich auch da ist, rauskommen wollen.

Joel Kaczmarek: Kannst du auch mal so ein bisschen deinen Blick auf Fahrrad.de teilen? Bei mir war es auch so, ich weiß hier, René Köhler hatte damals sein Berliner Affiliate-Marketing-Team bei uns im Büro sitzen und ich bin auch mal nach Stuttgart gefahren. Ich wurde neulich gefragt, was für mein Kurs ist das Interview und das war eigentlich das bei Fahrrad.de, weil ich da auf so einem vier Meter hohen Stapel aus Kartons für Fahrräder stand und habe meine Anmoderation gemacht und bin in so einen Karton reingestiegen und wurde dann durch die ganze Halle gefahren, um so den Weg von so einem Fahrrad abzunehmen. Was ich mich so ein Stück weit frage ist, René war ja auch total früh dran mit diesem Thema oder Fahrrad.de war sehr früh dran. Fairerweise eher auf diesem Mid-Size-Market, also eher so diese durchschnittlich teuren Fahrräder, 200, 300 bis 600 Euro. Ich glaube, das war so ungefähr die Range, wo die ihre Stärke hatten. Warum war man da eigentlich nicht schneller? Also warum hat man nicht einen krasseren Landgrab bei Fahrrad.de schon gesehen, jetzt im Vergleich zu so einem Bike24?

Jochen Krisch: Naja, das ist ja wieder auch eine Kategorie, die vergleichsweise spät dran ist. Also wann trauen sich die Leute, Online-Fahrräder zu bestellen? Das sind halt wieder zum Teil höherpreisige Produkte oder sind halt dann lukrativer, wenn sie höherpreisig sind. Also ich glaube, das ist schon ein Gewöhnungseffekt, der da da war. Wobei ich finde jetzt die Dynamik von Fahrrad.de durchaus eindrucksvoll. Und sie haben es ja auch versucht so ein bisschen. Also ich durfte mir auch das Lager mal anschauen und war da ganz fasziniert von der hocheffizienten Logistik jetzt, was die Teile angeht. Und die kleineren Sachen und dann eben auch relativ viel Handarbeit eigentlich, um die Fahrräder so vorzubereiten, weil die Leute das natürlich nicht selber zusammenbauen wollen. Am Ende ist es eine quasi Produktion im Sinne von Fahrräder zusammenbauen und vorzukonfigurieren. Also das war schon alles sehr effizient dann auch gelöst. Gerade die Umsätze von so Unternehmen wie Fahrrad.de oder eben Wickel und andere sind halt sehr trüb. Weil die Preispunkte natürlich da höher sind und die Anzahl der Kunden, die da bestellen, ist vergleichsweise geringer, als das jetzt zum Beispiel ein Bike24 hat mit einem geringeren Warenkorb und Preispunkt. Also das sind andere Herausforderungen. Ich glaube, da kommt erst die Dynamik noch. Und jetzt gibt es Elektrofahrräder und die können jetzt ein richtig schönes Geschäft machen, weil sie da einfach auch die Prozesse haben. Und Fahrrad.de hat es ja auch irgendwann so gemacht, dass sie mindestens zwei haben und für das Outdoor-Geschäft noch ein anderes Laden. Also dass sie da auch spezialisierte Lager nochmal haben. Das ist das große Pfund, mit dem diese wuchern können, dass sie sich halt sehr professionalisiert haben und jetzt die Dinge im Griff haben, die andere nicht im Griff haben. Deswegen bin ich zum Beispiel, das kommt jetzt nicht so raus, aber bei Bike24 sehr skeptisch. Die sind halt auf die Kleinteile spezialisiert, schaffen es, die tatsächlich dann wirklich auch genauso effizient in die höherpreisigen Fahrräder und Elektrofahrräder reinzugehen.

Alexander Graf: Plus, man muss glaube ich bei Faraday auch nochmal sagen, dass die kommen ja aus einer anderen Zeit. Also die waren vor zehn Jahren ja schon groß. Damals war das auch vorherrschendes Dogma, dass man mit solchen Geschäftsmodellen noch Geld verdienen musste, auf Jahresebene. Wenn man sich überlegt, wie waren die Finanzierungsmöglichkeiten für E-Commerce-Businesses in 2011, das war ja komplett anders als heute. Also dass du da jetzt auf eine Zukunftsbewertung hättest, zu fairen Konditionen Geld ziehen können, das gab es nicht. Die haben ja noch klassisch aus dem Private-Equity-Umfeld sich bedienen müssen und da gab es halt ganz andere Bewertungen. Das heißt, so eine Landgrab-Strategie, wo man sagt, okay, wir Wir bilden den Markt hier so ein bisschen mit aus und E-Bikes gab es da damals auch noch nicht, was jetzt auch noch eine Sonja-Konjunktur erzeugt hat. Mit den Finanzierungsmöglichkeiten von heute wäre Fahrrad eh wahrscheinlich ein Milliardenunternehmen. Aber die gab es einfach nicht vor zehn Jahren.

Joel Kaczmarek: Ich würde ja sogar sagen, die haben ja damals eigentlich so ein bisschen auch quer subventioniert. Die hatten ja, also Internet-Stores hatten ja sowas wie Camps.de, erinnere ich mich noch. Das war ganz ulkig. Du warst in so einer riesigen Halle und dann waren hinten die Campingkocher und vorne waren die Fahrräder, weil man quasi versucht hat, da Synergieeffekte auch zu heben. Aber von daher, fair point.

Jochen Krisch: Sie haben einen Ausgleich versucht zu finden für das eher Sommergeschäft und Frühjahrsgeschäft und Herbstgeschäft, damit es mit Camping passt. Aber Sie haben am Anfang mit fitness.de gestartet und das hat nicht so geklappt. Glaube ich auch eher von Preispunkten, um das Geschäftsmodell einfach hinzubekommen. Das sind schon immer die Herausforderungen von diesen saisonalen Geschäftsmodellen. Auch Gartenmöbel ist ja so ein Thema. Die versuchen sich dann auch immer noch und Winterthemen mit reinzunehmen, damit sie dann ihre Mitarbeiter nicht in der Logistik wieder abbauen müssen. Das war so ein Problem, das Fahrrad Deal lösen musste. Und ich glaube, mit dem Outdoor, die haben jetzt auch in Schweden oder in Skandinavien ein Unternehmen dazu gekauft, AdNature, haben sie damit eigentlich ganz gut in den Griff bekommen.

Joel Kaczmarek: Aber guter Hinweis, wie viel Saisonalität steckt im Fahrradgeschäft? Konntest du das in Zahlen gut ablesen?

Jochen Krisch: Nee, sieht man jetzt nicht. Müsste man nochmal auf die Quartalsumsätze dann auch reingehen. Aber ich glaube, das ist schon ein Frühjahrsthema. Oder jetzt natürlich im letzten Jahr ist gar nicht gut einzuschätzen, weil die Corona-Effekte so ein Sondereffekt waren. Da waren ja plötzlich alle Familien irgendwie mit dem Fahrrad unterwegs da im Frühjahr 2020. Also da hat das richtig geboomt. Aber ist natürlich schon bei schönem Wetter eher gemacht. Also ich glaube, das muss jetzt erst kommen.

Joel Kaczmarek: Oder die Fahrräder zum Geburtstag kriegt man als Kinder, kriegt man noch Fahrräder zum Geburtstag geschenkt. Aber ich meine, fair point, ich glaube, der eine Faktor, den man auch mal sagen sollte, weswegen es gerade, finde ich, relativ schwer ist, den Fahrradmarkt langfristig sauber anzugucken, ist, dass du natürlich diesen krassen Boost durch Corona hattest. Also da war ja wirklich, da hob die Flut ja alle Boote, die waren ja alle reihenweise ausverkauft, weil der zweite Effekt, da können wir vielleicht nach hinten raus nochmal drüber sprechen, war ja, dass die Nachschublinien auch durch Corona abgebrochen sind. Das heißt, du hast dann Fahrradkäufer, die müssen teilweise sechs Monate warten auf ihre Produkte oder auf ihre Nachbestell-Items, wenn sie ihre Ritzel haben wollen. Also es ist krass, wenn du gestandene Männer siehst mit 40, die sich dann durch 6, 8, 10 Online-Shops durchklickern, um da irgendwie ihr Zubehör zu kriegen. Also was ich mit euch gerne mal ein bisschen auch umreißen würde, wäre so die Sortimentsabgrenzung. Wenn wir jetzt verstanden, Fahrräder, so ein One-Off-Geschäft tendenziell, ein bisschen wie bei Matratzen, hatten wir damals auch. Eine unserer ersten Folgen, als wir über Casper geredet haben, war immer, ja, man verkauft die Matratze, dann sieben Jahre nix und vielleicht noch den Kissenbezug. Und so ist ja hier ein Stück weit ähnlich, dass man den Zubehörfaktor hat. Aber wenn wir jetzt mal einen kleinen Schlenker auch machen beim Thema E-Bikes. Ich habe ja da immer so ein bisschen das Bedenken, was ich so mitkriege, ist ja, du musst ja dann auch in Services auf einmal denken. Also wenn du ein E-Bike verkaufst, dann bist du fast ein bisschen wie so ein kleiner Autohändler so ungefähr. Du verkaufst was mit einem Motor, was kaputt geht, was gewartet werden will. Da ist doch kein Fahrradhändler darauf eingestellt, sich auf so etwas adäquat vorzubereiten. Das heißt, was habt ihr denn schon im Bereich Services euch so überlegt? Habt ihr da auch schon erste Hypothesen?

Alexander Graf: Ich sehe es so ein bisschen ähnlich wie gerade bei den Lieferdiensten. Ich glaube, wenn du versuchst, das über die Händlerinfrastruktur zu machen, die es in Deutschland gibt, hast du halt ein ganz, ganz großes Problem beim Thema Erwartungsmanagement. Also es wird, glaube ich, nicht möglich sein, einen 6.000 Euro Elektrofahrrad zu verkaufen und dann einen Service vor Ort zu bekommen, den Motor zu wechseln oder was immer auch kaputt gehen kann, bei dem du dann sagen würdest, wow, das hätte ich jetzt auch so erwartet. Also ich erwarte von den größeren Herstellern, dazu würde ich auch Rose zählen, eine ganz kleine Vertikalisierung. Also dass sie mir dann sagen, ähnlich wie Tesla, fahren sie halt mit irgendeinem Reparaturtruck durch die Gegend und sammeln die Dinge entweder ein oder reparieren sie vor Ort, weil die Fahrradläden, die platzen ja auch aus allen Nähten. Die können ja die Nachfrage auch nicht bedienen. Wenn da jetzt noch ein Rose oder ein Canyon oder wer auch immer kommt und sagt, komm, wir geben euch nochmal eine kleine Schulung, repariert mal die Fahrräder, das wird nichts werden. Und ich glaube, die Marken, die es schaffen, diese Serviceinfrastruktur abzubauen. als vertikalen Service anzubieten, die setzen sich langfristig durch. Weil die werden dann nämlich, ob das jetzt das Elektrofahrrad für meine Mutter ist oder das Lastenfahrrad, was dann irgendwie in Kiel oder Münster von links nach rechts bewegt wird, die setzen sich durch. Weil die Leute nicht so affin sind zu der einzelnen Marke, sondern die wollen eine bestimmte Optik, eine bestimmte Funktion. Und wenn das dann fährt und gut gewartet werden kann, das gewinnt. Ich habe es noch nicht gesehen, wie es jemand bisher geschafft hat, diese Infrastruktur so bereitzustellen. Aber ich glaube, darauf läuft es ganz klar hinaus. Und aus diesem Grund fände ich nämlich ein Bike24 spannend. Also sie haben jetzt, glaube ich, 100 Millionen Cash noch mal ins Unternehmen bekommen. Ab diesen Summen fängt es ja an, Spaß zu machen, über solche vertikalen Wege nachzudenken. Das ist quasi das Killer-Feature nach vorne für die vertikalisierten Anbieter.

Jochen Krisch: Ich würde vielleicht noch einen Schritt weiter vorne anfangen, tatsächlich schon im Verkaufsprozess. Es ist natürlich ein Unterschied, ob du so teure Produkte verkaufst und da ist der E-Commerce generell noch sehr schwach aufgestellt. Also wenn es mal in Richtung mehrere tausend Euro geht, dann sind natürlich die Entscheidungsprozesse auch komplett anders und dann musst du im Prinzip anders aufgestellt sein. Deswegen da auch wieder die Herausforderung für Bike24, die aus einer ganz anderen Welt kommen. Ich glaube, da tut sich ein Fahrrad.de oder ein Spezialist sehr viel leichter. Und hinten raus, aber das ist ja genau das Spannende, glaube ich, bietet online-mobile jetzt so viele Möglichkeiten, auch servicegetriebene Modelle zu bauen. Ob das Mietmodelle sind, ob das irgendwelche anderen kombinierten Ansätze sind, wo du einfach den Servicefaktor mit drin hast. Das zum einen jetzt aus der Geschäftsmodell-Sicht heraus, also sehe ich jetzt auch noch nicht so viel, bin ich aber auch nicht so tief drin, muss ich auch ehrlich sagen, vor allem nicht in einem Bike-Markt, in anderen Märkten sieht man das tatsächlich. Und dann eben diese Kombination hinzubekommen. Wo sind Anlaufstellen, wenn du ein Problem hast oder musst du das wirklich zurückschicken oder irgendwas. Aber ich glaube, das ist jetzt eine interessante Geschichte im ganzen Elektrofahrzeugbereich. Da entstehen ja jetzt sehr viele Sachen, die dann zum Teil vom Auto auch auf Fahrrad und andere Vehikel übertragbar sind. Und deswegen finde ich den Markt auch sehr spannend. Da kommt es halt jetzt darauf an, wer ist da der Vorreiter und entwickelt da Modelle? Also werden es eher die Etablierten sein? oder wird da nicht von der Seite wieder ein paar Startups kommen, die da einfach das Mehr drauf haben, so Service-Plattform-Modelle zu entwickeln? Also ich glaube, da muss man sich ein bisschen von dem Handelsfokus und dem reinen Produktfokus trennen und schon in Systemen und konzeptioneller denken. Aber das ist ohnehin auch eine Entwicklung, die ich erwarte, jetzt nicht nur in der Kategorie.

Joel Kaczmarek: Am Ende tut sich auch einiges. Sushi-Bikes ist ein Thema, was das irgendwie bedient. Oder dieses Fun-Move. Also das ist ja echt ganz interessant. Je länger man darüber redet, auch Lastenfahrräder, was Alex von meinte, merkt man mal, wie viele kleine Segmente es eigentlich in dem ganzen Fahrradmarkt so gibt. Ich hatte ja auch Markus Diekmann ja schon mehrfach im Podcast. Und ich erinnere mich, wie er meinte, die hatten einen Bus. Bully, mit dem die teilweise zu Corona-Zeiten zwei bis drei Räder zu ihren Kunden gefahren haben, die konnten die da ausprobieren. Beratung über WhatsApp gemacht und die haben über Instagram so eine Art Live-Shopping-Geschichten gemacht und alles hat irgendwie funktioniert. Was sind denn eure Hypothesen, weil du ja eben auch gerade meintest, Jochen, es fängt früh an im Prozess, dass man so digitale Services irgendwie versuchen muss, für sich zu finden. Wie viel Musik siehst du da noch drin?

Jochen Krisch: Sehr viel. Also unter anderem bin ich bei einem Startup gerade, das einfach Frontend-Lösungen auch im Verkauf entwickelt. Also wo es mehr darum geht, auch Experten einzubinden und diese ganze Curated-Welt, die da auch Frontend-seitig oder Nutzerführung entsteht, da haben wir ja noch einen riesen Gap. Rein Suchmaschinen getrieben, Conversion-orientiert auf der Website abzuwickeln, zwar E-Commerce 1.0 oder wahrscheinlich noch 0.x irgendwas. Das ist eigentlich jetzt, was entsteht und das hängt jetzt auch ein bisschen davon ab, wie schnell da Lösungen kommen und wie schnell zum Beispiel Händler oder Hersteller diese Lösungen bekommen oder ob sie die selber entwickeln müssen. Ich bin da sehr euphorisch und warte eigentlich darauf, dass das Thema auch abhebt und dass gerade E-Commerce in diesen beratungsintensiveren Feldern Relevanz gewinnt, weil das ist ja eigentlich immer noch das Pfund, mit dem eigentlich stationärer Handel immer noch buchert, dass er sagt, okay, da kannst du es dir anschauen, da kannst du es ausprobieren, da kannst du das alles machen. Das wird halt jetzt in irgendeiner Form gelöst werden. und ich finde gerade, Rose ist ja zum Beispiel auch sehr pfiffig, dass sie versuchen, sich dann überall einzunisten, sowohl Ausstellungsflächen zu bekommen bei jetzt exquisiteren stationären Händlern, Also eben dann auch da Angebote zu nutzen oder Brillenmarkt hat man gesehen, dass die natürlich auch dann bestimmte Serviceaspekte da mit reinnehmen. Man merkt schon, ich habe da zig Beispiele und deswegen ist da meine Euphorie vergleichsweise groß und zuversichtlich bin ich ohne Ende immer, aber das kann schon nochmal fünf oder zehn Jahre dauern. Aber deswegen bin ich ein Freund von diesen Unternehmen, auch wenn sie jetzt noch nicht so ausgefeilt sind.

Joel Kaczmarek: Ich glaube, Rosebikes macht gar keine Händlerlistung. Ich glaube, die sind nur Eigenvertrieb, oder?

Jochen Krisch: Doch, die sind zum Beispiel bei Engelhorn. In Mannheim haben sie einen großen. Also das sind immer teilweise auch PR-Geschichten, teilweise Inszenierungen. Sie haben jetzt kein Händlernetzwerk, sondern sie setzen da auf ihre eigenen Läden. Aber manchmal versuchen sie doch dadurch zusätzliche Kunden, glaube ich, anzuziehen. Ist so Shop in Shop.

Alexander Graf: Ja, aber auch die Händlerliste nach vorne. Ich meine, was jetzt bei Rose ist oder auf einem Bike24, könnt ihr euch ja mal Elektro-Bikes anschauen oder grundsätzlich andere Konfigurationen. Wir kommen ja hier relativ schnell im Bereich 2, 3, 4, 5, 6.000 Euro. Hörer, die sich noch erinnern können, wie man damals durch den Brüggemann-Katalog geblättert war, das sind Preisbereiche, die waren damals unvorstellbar. So, jetzt hast du aber natürlich in der Fahrradladeninfrastruktur meistens das ja Eigentümer geführte Läden, ja, maximal nochmal irgendwie ein Mitarbeiter, der da irgendwie zukommt, relativ klein in der Fläche, sehr stark auf das Thema Reparaturservice gedacht, vorne stehen irgendwie noch ein paar Fahrräder für 300 bis 600 Euro, wie willst du denn da ernsthaft einen Fahrrad reinstellen, sozusagen für 3.000 bis 5.000 Euro. Das wäre ja so, als hättest du damals versucht, den Opel-Händlern noch ein paar Ferrari anzudehnen, zu sagen, komm mal, auch vier Reifen. und wenn da jemand kommende Probefahrt machen will, dann hier ist der Schlüsselkasten. So, und das geht einfach nicht. Das ist auch hanebüchen, das so zu planen. Es gibt sicherlich ein paar sehr, sehr große Händler, also insbesondere diese Handelsketten mit sehr, sehr großen Showrooms. Die sind aber genau, haben das gleiche Problem wie ein großer Mediamarkt oder Bauhaus auch. Die müssen natürlich am Personal sparen. Die haben gar nicht diese Tiefenkompetenz. Da kommst wahrscheinlich sogar du Mit mehr Fachkompetenz zu deinem Rosebike. Joel, die kann dir da gar nicht beantworten. Meistens in C-, D- oder E-Lagen, also am Stadtrand, so ein bisschen ehemaliges Autohaus. Die werden dann mit Fahrrädern vollgestellt, in der Hoffnung, dass man dann über die Masse verkauft. Also es bleibt den ambitionierten Marken gar nicht viel übrig, als das selber zu machen. Und das kann sich jeder selbst angucken, der mal quasi aus der Berliner Prenzlauer Bergblase rausgeht und sich mal einen durchschnittlichen Fahrradladen reingeht. Und irgendwie eine Fachfrage stellen, die über, können Sie meine Pedale wechseln, hinausgeht. Wird nichts. Ich kann da beide Seiten verstehen. Ich kann den Händler verstehen. Haben wir hier auch eins um die Ecke, der weder Zeit noch Platz noch Kompetenz da für 5000 Euro einen Top-Elektrofahrrad zu verkaufen, geschweige denn den Service dafür zu liefern.

Joel Kaczmarek: Also ich nehme schon mal eine Sache mit. Ich glaube, man hat noch auf jeden Fall auch Professionalisierungspotenzial bei den Händlern, auch was so in Richtung Marketing angeht. Gefühlt merkt man ja, ist auch vieles noch so hemmsärmlich unterwegs. Aber wenn wir das schon ansprechen, also wir haben jetzt über Rosebikes viel geredet. Es gibt aber auch noch andere Hersteller, sowas wie ein Canyon, wie ein Stevens. Wo seht ihr denn deren Chancen und wo seht ihr deren Gefahr?

Jochen Krisch: Also große Chancen finde ich in Geschäftsmodellentwicklung. Also die kommen natürlich jetzt alle tendenziell vom Produkt, aber wenn die sich ein bisschen anders aufstellen und einfach technische Feature in irgendeiner Form mit einbauen und ich bin jetzt leider nicht so tief drin, sodass ich nicht weiß, wie weit die jeweils einzeln sind oder ob es nicht Player gibt, die du nicht genannt hast. Also ich kann mir da einfach vorstellen, dass da viel ausgefeiltere, technologisch fortgeschrittenere, Elektrofahrräder oder auch reguläre Fahrräder kommen, die einfach mehr mitbringen und auch mehr Kundenbindungspotenzial haben. Also dass einfach eine Direktvertriebsstrategie auch aufgeht, durch eben Handy und Online-Zugang entsprechend lösen kann. Also das erwarte ich mir schon so ein bisschen, also gerade bei den Fans und Enthusiasten, die sehr intensiv diese Racer nutzen, aber eben auch in dem ganzen Nutzbereich. Potenziale sind riesig da. Die Kompetenzen sind natürlich ein bisschen anders gelagert. Das wird die Herausforderung. Jetzt sind wir wieder beim Thema, ist Digitalisierung möglich, wenn man jetzt ein angestammter Fahrradhändler ist? Sind das die bestehenden Player, die wir in fünf oder zehn Jahren sehen werden oder werden nicht komplett neu kommen, die diese Märkte dann bedienen, weil sie zum Beispiel ein anderes Technologieverständnis haben, eine andere Online-Kompetenz haben? Das wird so ein bisschen die Herausforderung sein. Aber ich sehe eben schon große Chancen, direktere und intensivere Kundenbindung einzusteigen. Das definitiv.

Alexander Graf: Stevens ist ja ein klassischer Hersteller, der über die Handelsinfrastruktur geht. Ich meine, die Fahrräder sieht man auch im klassischen Fahrradhandel. Canyon bin ich zumindest der Meinung, dass die auch im Direktvertrieb unterwegs sind und gar keine Händler beliefern. Also im Grunde genommen ja direkter Wettbewerb. Wobei Rose selbstverständlich hier Makros, falls du zuhörst, viel, viel besser ist. Da müssen wir gar nicht nochmal drauf eingehen. Grundsätzlich bin ich natürlich ein großer Anhänger des Direktvertriebs, weil insbesondere bei den hochwertigen Bikes du dir die Handelsmarge sparst, die du dann hoffentlich dann auch in ein besseres Service reinstecken kannst oder ein besseres Produkt. Ich glaube, da ist jetzt genau diese Balance. Also entweder musst du an den Teilen sparen und schaffst es dann, irgendwelche Infrastruktur bereitzustellen, also Flagship-Store, Servicefahrzeuge, die durch die Gegend fahren und deinem Fahrrad helfen oder du bleibst in deiner Positionierung und sagst, du steckst alles ins Produkt. Dafür erwarten wir aber auch vom Radfahrer, dass er so ein Kugellager mal selber ausbauen kann. So in diese beiden Extreme muss man sich wahrscheinlich bewegen, aber ich glaube, alle Hersteller, die klassisch in Horizontal- und Handelsmodell haben für mich deutlich weniger Handlungsoptionen als die Hersteller mit einem Direktvertriebsmodell. Wie smart man jetzt die Fahrräder machen kann, wie breit man da in den Sortimenten werden kann, ob jetzt Rose glaubwürdig oder Canyon glaubwürdig, lassen Fahrräder herstellen können. Weiß ich nicht, bin ich nicht tief genug drin. Müsste ich jetzt vielleicht nach 16 Jahren mit meinem letzten Fahrrad mich doch mal auf die Suche machen. Nach einem neuen.

Jochen Krisch: Du bist so der richtige.

Alexander Graf: Ich bin ja Bastler. Ich habe ja einen ostdeutschen Migrationshintergrund und ich repariere die Sachen ja auf das letzte Kugellager selber. Deswegen hält das ja auch noch.

Joel Kaczmarek: Ich überlege ja ehrlich gesagt, so ein bisschen kam mir gerade der Gedanke, ob der Fahrradmarkt eigentlich ein bisschen ähnlich dem Möbelmarkt ist. Weil ich glaube, wir sind hier hardcore in einer Bubble unterwegs. Wenn ich draußen auf der Straße 100 Leute ansprechen würde, nennen sie mir drei bekannte Fahrradmarken. Wahrscheinlich würde ich irgendwie Dutzende und Aberdutzende von Antworten kriegen, wenn sie überhaupt welche nennen können. Plus man hat so das gleiche typische Thema.

Alexander Graf: Diamant.

Joel Kaczmarek: Cannondale fällt mir noch ein. Seht ihr? Wir haben jetzt vier.

Jochen Krisch: Kettler ist doch auch noch die berühmte. Die kenne ich noch. Stimmt. Kettler 6. War auch mal Fahrräder. Peugeot Fahrräder, sieben. Deswegen versuche ich ja auch immer klarzumachen, die Daily Commuter oder die Weekly Commuter, das sind ja keine in dem Sinne Enthusiasten, sondern das Mittel zum Zweck und die brauchen halt ein brauchbares Fahrrad, das nicht gleich bei Wind und Wetter flöten geht. Das sind dann ganz andere Entscheidungen, dann auch relevant. Deswegen glaube ich auch nicht tatsächlich, dass es unbedingt ein reiner Herstellermarkt ist. ist, das müssen die Händler machen oder andere Anbieter machen. Und ich habe mir gerade gedacht, auch als Alex das so erzählt hat, dann habe ich das bei einem Hersteller, aber dann muss ich mich ja trotzdem modisch ausstatten und muss einfach dem Standard genügen, den man da so als Mountainbiker hätte oder in der Stadt oder so etc. hat. Also entweder bringen eigene Kollektionen raus oder sie haben Part. Ich glaube ohnehin, das ist so eine Kombination aus Plattform, Integration von Anbietern dann, also Partnerschaftsmodellen, die man dann irgendwie fahren muss. Da ist ein Händler gefragt und ich glaube, der kriegt die Produkte dann am günstigsten und mit der größten Auswahl etc. hin. Man kann schon in jedem Segment oder in jedem Thema seine Vorteile finden und die werden alle da sein. Aber jetzt aus Kundensicht betrachtet, braucht er trotzdem mehrere Anlaufstellen. Ich glaube, der Markt gibt das her.

Joel Kaczmarek: Also ich habe auch gerade so gedacht, wenn ich jetzt mal so ein Fazit für mich langsam ziehe, ist der eine Gedanke zu sagen, ich bin irgendwie ein stark vertikalisierter Hersteller mit Direktvertrieb, ist glaube ich ein ganz sinnvoller Ansatz. und der andere, wenn du halt wirklich breit aufgestellt bist mit einem guten digitalen Marketing, digitalen Vertrieb, wahrscheinlich musst du schon ein bisschen longtailig sein und schaffen, dass du diese langfristigen Wiederkäufe hinkriegst, weil ich habe gerade so an Jan gedacht. unseren Podcast-Verantwortlichen, als der sich vor zwei Jahren mal so ein richtig schönes Rennrad geholt hat, der ist, glaube ich, so diese typische Kaskade durchgegangen. Du holst dir das Rad, dann brauchst du einen Helm, dann bist du ganz schnell bei irgendwie einem vernünftigen Schloss, weil das Ding ist ja kacke teuer, dann brauchst du eine Versicherung, dann gehst du hin und sagst, ich möchte noch irgendwas haben, was reflektiert im Dunkeln, vielleicht auch noch einen guten Rucksack, eine Regenjacke, eine Regenhose, so eine Art Trikot. und dann brauchst du diese komischen Radlerhosen, wo immer so eine Windel drin ist, dass dir hier der Sattel nicht so am Arsch weht. und vielleicht brauchst du auch noch ein bisschen einen besseren Sattel. Also wenn man es mal so rund macht, hast du dann zu deinen 2000 Euro schickes Rad schon wahrscheinlich nochmal den gleichen Betrag oder die Hälfte an Zubehör. Und wenn du das natürlich alles schaffst, in einen Bucket zu kriegen und dich zu positionieren als jemand, der mit einer bekannten Marke langfristig deine Anlaufstation ist, wenn du jetzt mal neues Bremspedal zum Klicken der Fahrradschuhe brauchst oder oder, ist das wahrscheinlich nicht so doof.

Jochen Krisch: Ich möchte erst, wenn wir schon in Richtung Fazit gehen, noch den einen Aspekt nochmal einfließen lassen. Last-Mile-Services in irgendeiner Form. Also das kann jetzt Lieferung sein. Deswegen, ich mich erinnere jetzt auch stark an den Möbelmarkt. Man hat einfach unhandliche Produkte, die man in irgendeiner Form zu den Kunden bringen will. Und wie schafft man das am besten? Aber Last-Mile-Service jetzt auch so in Richtung, dass eben Leute da sind, die dann auch nach Hause oder an einen speziellen Ort kommen können. Und das also fast in Richtung ADAC-Service oder Widerstandsservice. dass man da auch einfach anders denkt und andere Strukturen entwickelt. Und das ist halt vor dem Hintergrund ein attraktives Segment. Also das würde ich jetzt auch im Automarkt und in anderen Märkten sehen. Ob das jetzt dann die Händler machen oder ob sich die Dienstleister entwickeln, das sei dahingestellt. Aber ich glaube schon, das ist so ein Markt im Wandel, der stark profitieren kann, sowohl von den technischen Möglichkeiten als auch natürlich vom steigenden Interesse der Leute.

Joel Kaczmarek: Als Sneak-Preview auf unser nächstes Thema, lasst uns doch nochmal abschließend einen Faktor aufgreifen, den wir vorhin so ganz kurz angerissen haben, nämlich diese China-Nachschubsfrage. Durch Corona war ja das Problem, dass viele Händler und Hersteller gar nicht mehr ihre Ware aus China kriegten. Also ich weiß gar nicht, ob Shimano als Japaner herstellt, wird wahrscheinlich auch einiges in China produzieren, aber sagen wir mal, der asiatische Herkunftsmarkt war quasi oder ist bis heute problematisch. Und beim nächsten Mal werden wir drei ja darüber reden, was das eigentlich mit der Handelslandschaft so macht. Alex, guck mal, mach du mal heute so den Visionären zum Schluss. Mach mal auf, was diese Umstände bei dir an Denküberlegungen angestoßen haben.

Alexander Graf: Also im Fahrradbereich, glaube ich, wird es nicht so viel ändern, weil, also wenn im Autobereich natürlich darüber nachgedacht wird, einiges in der Bereichproduktion wieder nach Hause zu holen, nach Europa, wird das, glaube ich, schwierig in diesen superdominanten Fahrradherstellern. Was wir natürlich schon sehen, ist eine ganz andere Bevorratung. Da haben ja auch einige Fahrradhersteller davon profitiert. Viel spannender finde ich natürlich, dass es bisher ja auch chinesischen Anbietern nicht gelungen ist oder asiatischen Anbietern direkt zu versenden nach Europa, auch im Elektrofahrradbereich, nicht jetzt mal abgesehen von Amazon und Co., wo man dann auch ein paar asiatische Hersteller bekommt. Die kleineren Anbieter, und das haben wir im Vorgespräch auch schon mal angesprochen, über Wish und Gearbest und Co. gerade erhebliche Probleme bekommen, weil sie nicht mehr vom günstigen Briefversand nach Europa oder vom günstigen Paketversand nach Europa profitieren. Das dürfte ja dazu führen, dass die Web-Web-Situation wieder ein bisschen fairer gestaltet wird. Aber ich mache mir das schon als Vorgeschmack auf die nächste Folge. Für den durchschnittlichen deutschen Importeur von Bluetooth-Boxen oder Kugellagern für Fahrräder nicht zu viel extra Hoffnung.

Joel Kaczmarek: Ein allerletzter Punkt noch, by the way. Wir haben gar nicht so sehr, da können wir auch mal drüber nachdenken oder mal drüber sprechen, über den Faktor Umwelt geredet. Also wie wichtig eigentlich mittlerweile auch Nachhaltigkeit ist, um Geschäftsmodelle erfolgreich zu betreiben. Und der Fahrradmarkt ist ja ironischerweise gilt er ja als hochgradig umweltfreundlich, weil man ja mit dem Fahrrad fährt und damit CO2 irgendwie vermeidet. Aber wie ich dann auch mal lernen musste, ist das eigentlich ein ziemlicher Klimakiller, weil diese Carbonräder, aus denen die Rennräder ja zum Beispiel meistens bestehen, die Herstellung dessen ist wohl unfassbar CO2-intensiv. Ich glaube, es gab noch einen zweiten Metallstoff, der da auch so Probleme macht. Ist das eigentlich was, was ihr auch so zusehend auf der Uhr habt? Also guckt ihr euch sowas an als einen Faktor für Shops, ob das irgendwie beim Endkunden eine Rolle spielt?

Jochen Krisch: Ich nicht. Ich bin da auch noch hin und her gerissen, weil ich finde, das ist ein großes Branchenthema und alle versuchen sich umweltfreundlich und nachhaltig zu geben, aber die Kunden sind halt preisbewusst. Das ist der Spakat, in dem wir sind und deswegen ist für mich so ein bisschen die Frage Wie ernsthaft und nachhaltig kann das passieren? Also nicht, dass ich es mir nicht wünschen würde, das schon. Aber wenn ich mir das wirklich so mal angucke und dann auch sehe, was die Leute kaufen und wo die Leute jetzt sind, wo die Händler versuchen, sich zu positionieren oder auch die Hersteller, da ist das schon noch eine Diskrepanz. Also ich würde mal sagen, also das ist nicht gut fürs Klima, aber aus einer realistischen Sicht, glaube ich, werden dann schon noch ein paar Jährchen vergehen, bis wir da wirklich generelles Bewusstsein haben und die Leute auch bereit sind, da entsprechend vielleicht mehr zu zahlen oder entsprechende Entscheidungen zu treffen. Also deswegen, ich bin bei dem Thema tatsächlich echt ein Skeptiker, aber ich bin jetzt auch natürlich schon so alt genug, dass ich mehrere Wellen von Klimaschutz, Umweltschutz und allem möglichen mitgemacht habe.

Joel Kaczmarek: Du hast noch so die FCKW-Entwöhnung auf der Uhr quasi.

Jochen Krisch: Absolut, also alles und deswegen bin ich da ernüchtert unterwegs, warten wir mal ab. Also wünschenswert wäre es definitiv, ist ja keine Diskussion und notwendig auch. Lass mich mal überraschen.

Joel Kaczmarek: Gut, hoffen wir, dass wir nicht ein paar Jährchen drauf warten müssen, wo wir auf jeden Fall nicht warten müssen. Jahrelang, liebe Hörerinnen und Hörer, ist unsere nächste Folge Crossover, wie gesagt, zum Thema China-Verlagerung. Ihr beiden, es hat mir viel Spaß gemacht und vielleicht machen wir mal eine Radtour zusammen demnächst. Gehabt euch wohl.

Alexander Graf: Sehr gerne.

Jochen Krisch: Ciao.

Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.

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Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um E-Commerce: Joel trifft sich regelmäßig mit den beiden E-Commerce-Experten Alexander Graf (Kassenzone, Spryker) und Jochen Krisch (Exciting Commerce, K5) um ihr Wissen zu bündeln. Gemeinsam nehmen die drei dich mit auf eine Reise zu spannenden Tiefenanalysen, Strategiediskussionen und Praxiseinblicken des Onlinehandels. Ein wahres Feuerwerk zwischen drei Experten, die scharfe Thesen formulieren und lebhaft miteinander diskutieren.