Sebastian Fitzek: der König des Deutschen Thrillers
28. Oktober 2020, mit Joel Kaczmarek, Sebastian Krumbiegel
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Joel Kaczmarek: Kunst trifft digital. Der Podcast. Und ich bin total froh, dass ich heute den Pop-Prinzen Sebastian Krumbiegel an meiner Seite habe.
**Sebastian Krumbiegel: **Und auch ich bin froh, dass ich nicht alleine bin, dass der Podcast-Papst Joel Kaczmarek bei mir ist. Denn heute wird es echt gruselig, Leute. Wir haben nämlich niemand anderen da als den fabulösen Autor Sebastian Fitzek. Lieber Sebastian, hallo.
Sebastian Fitzek: Ja, hallo, schön. Freut mich sehr, dass ich hier bei euch sein darf.
Joel Kaczmarek: Also du bist ja ein Mann der Superlative. Ich halte ja auch gerade dein neuestes Buch in den Händen, Der Heimweg. Wann kommt das raus?
Sebastian Fitzek: Das kommt am 21. Oktober raus.
Joel Kaczmarek: Und sag mal ganz kurz, Abriss, worum es da geht?
Sebastian Fitzek: Es geht darum, dass eine Frau nachts Angst hat auf ihrem Heimweg und sie ruft das Begleittelefon an. Das gibt es wirklich. Es gibt so eine Nummer, kann man unter heimwegtelefon.net mal googeln. Die kann man anrufen, wenn man nachts eben Angst hat. Und das macht sie, damit eine Stimme sie sicher nach Hause begleitet. Aber sie hat auch begründete Angst, denn vor einigen Wochen hat ein Psychopath mit Blut an ihrer Schlafzimmerwand ein Datum geschrieben und gesagt, es wäre ihr Todestag. Und genau dieser Todestag, der nähert sich in wenigen Stunden.
Sebastian Krumbiegel: Ups, wie kommt man denn auf so einen Scheiß?
Sebastian Fitzek: Also zunächst einmal hat mal eine Leserin mir geschrieben, dass sie ehrenamtlich bei diesem Heimwegtelefon arbeitet. Und ich dachte, ach ist ja interessant, das ist ja eine gute Idee. Man kann ja nicht immer gleich die Polizei rufen, wenn man merkt, da steht jemand so merkwürdiges an der Bushaltestelle. Sebastian, wenn ich dich jetzt sehen würde beispielsweise, ein dunkler Schatten irgendwo, dann Weiß man ja nicht. Und da ruft man dann das Heimweg-Telefon an. und da wusste ich aber auch, das ist eine gute Idee für die Gesellschaft, aber auch eine gute Idee für einen Thriller vielleicht.
Sebastian Krumbiegel: Ich finde das ja wirklich praktisch. Ich habe mich natürlich ein bisschen mit dir beschäftigt, ein paar Interviews gelesen und gesehen. Du greifst ja wirklich Themen auf, die natürlich hardcore sind, also auch Kindesmissbrauch, irgendwie Pädophilie. Also wirklich Themen, die eigentlich keine sexy Themen sind sozusagen. Man redet nicht gern drüber, du unterstützt den Weißen Ring, diesen Opfer-Täter-Ausgleich. Könnte ich dir auch eine Story erzählen, weil ich habe mit denen auch schon zusammengearbeitet, weil ich mal überfallen worden bin. Naja, aber es ist schon wichtig, sowas zu featuren. Und wenn ich jetzt mal die suggestive Frage stelle, ist das für dich Programm, dass du wirklich sagst, ich nehme mir diese Heavy-Themen als Themen um. um sozusagen auch ohne jetzt moralisch mit dem Zeigefinger zu wedeln, aber um sozusagen auf diese Dinge aufmerksam zu machen und dass wir über diese Dinge sprechen sollten.
Sebastian Fitzek: Also nicht bewusst, muss ich ganz ehrlich gestehen, sondern ich weiß nicht, es geht vielleicht doch dir als Künstler so, du hast einen guten Song, einen Text und auf einmal fügt sich alles zusammen und dann ist es ein schöner Nebeneffekt, wenn man da auch noch auf politisch relevante Themen aufmerksam macht. Es ist aber in erster Linie meine Agenda schon, ein spannendes Buch zu schreiben. Und da fließen dann immer die Themen ein, die mich persönlich bewegen. Ich habe aber auch schon Bücher geschrieben, die jetzt also kein brisantes tagespolitisches Thema zum Inhalt hatten.
Joel Kaczmarek: Ich glaube, die erste Frage, die ich dir eigentlich auch mal stellen muss, weil garantiert hast du die schon 50 Mal gestellt bekommen, sie will aber jeder wissen und dann hast du es hinter dir.
Sebastian Fitzek: Gerne.
Joel Kaczmarek: Also eigentlich ist es so eine Trias, glaube ich. Muss man selber ein bisschen sick sein, um sowas zu schreiben? Wie kann man das sozusagen verdauen, wenn man abends mit den Kindern auf der Couch sitzt? Wie kommt man auf solche Ideen? Das ist so
Sebastian Fitzek: Also die erste Frage ist ja die Frage, muss man nicht selbst eine Macke haben? Und die gebe ich immer zurück. Wie groß ist die Macke der Leserinnen und Leser, die mir sogar Geld dafür geben, um das zu lesen? Und da hat man eine Psyche. Psychologin mich in Schutz genommen, die ist während einer Lesung in Wien aufgestanden und sagte mir, er muss jetzt mal Tacheles reden, weil eigentlich müssen wir uns mehr Sorgen machen um Leute, die sowas nicht lesen oder nicht sowas im Fernsehen sehen, kein Ventil haben, um sich damit mal zu beschäftigen, die alles in sich hineinfressen und in so einer rosaroten Blümchenwelt leben, die explodieren dann irgendwann. Die, die sowas lesen, die haben halt ein Ventil gefunden, um sich ihren Ängsten zu stellen. Die nächste Frage war, wie andere damit quasi umgehen, wenn sie mit mir auf der Couch sitzen.
Joel Kaczmarek: Nee, wie du das schaffst. Meine Frau meinte, wenn sie deine Bücher liest und unsere Tochter kommt, sie umarmen, dann meint sie, musst du das mal beiseite legen und fühlt sich so richtig ein bisschen besudelt von dieser Gewalt.
Sebastian Fitzek: Vom Fettseck besudelt. Also ich weiß es nicht. Natürlich unmittelbar danach oder dabei ist es vielleicht nicht gerade so ein Kuschelmoment. Wobei es heißt ja, dass Thriller-Filme die besten Dating-Movies sind. Weil wenn man so einen Moment in Comedy sieht, dann ist man total relaxed und entspannt und sieht wahrscheinlich sogar immer noch hübschere Menschen als einen selbst dann beim Kuscheln zu. Wohingegen man bei so einem Horrorfilm schon enger zusammenrücken will. Ein bisschen peinlich ist es vielleicht, wenn der Mann dann heulend auf dem Schoß von seinem Tinder-Date sitzt. Aber gut, kann ja passieren. Das ist schwer, aber ich glaube, wir sind alle in meinem Umfeld froh, dass es nicht umgekehrt ist. Also nicht, dass ich meine dunkle Seite in der Realität auslebe und dann Rosamunde Pilcher lese oder schreibe. Also ich bin ja sehr ausgeglichen dadurch. Ich stülpe meine Albträume anderen auf und kann dann selbst beruhigt schlafen. Und die nächste Frage wäre ja auch so, du siehst gar nicht aus wie jemand, der Psychos oder schreibt. Das ist ja auch so ein Klischee. Wie sieht so jemand aus? Ja.
Sebastian Krumbiegel: Und vor allem tragen wir nicht alle irgendwie auch diese Abgründe mit uns rum. Das denke ich ja oft, dass wir alle natürlich beide Seiten haben. Wir haben beide die fröhliche Seite, wir haben beide die traurige und eben auch die abgründige Seite und irgendwelche Dinge, mit denen wir irgendwie klarkommen müssen und die wir in irgendeiner Weise verarbeiten müssen. Und natürlich, entschuldige, dass ich aber, ich glaube, es ist durchaus zu vergleichen, du hast eben das selbst schon gemacht. Richtig. Wenn ich einen Song schreibe, kann ich mir auch Dinge von der Seele schreiben und kann darüber berichten und fühle mich danach irgendwie erleichtert oder besser oder irgendwie habe das sozusagen
Sebastian Fitzek: Schreibst du am Klavier?
Sebastian Krumbiegel: Meistens am Klavier.
Sebastian Fitzek: Wenn du dich ans Klavier setzt, wird es aber auch nicht so sein, dass du sagst, ich habe jetzt das erlebt und das muss jetzt raus, sondern wahrscheinlich ist es so, dass es intuitiv auch häufig passiert.
Sebastian Krumbiegel: Das war intuitiv und ich wundere mich selbst immer wieder, wie das wirklich funktioniert. Ich habe gerade wieder, wir sind gerade dabei, eine neue Platte vorzubereiten nächstes Jahr, wir schreiben sehr viel. Super. Echt irgendwie so ein Lauf. Und eben nicht diese berühmte Schreibblockade, die es auch gibt. Aber zurzeit irgendwie, ich wundere mich selbst immer, wenn ich mich abends um acht hinsetze und ich bin so ein Nachtmensch und bin dann wirklich früh um drei fertig und auf einmal ist da ein Lied fertig. Und woher kommt das? Ich weiß es nicht genau. Es kam eben irgendwie angeflogen. Natürlich musst du auch danach suchen und musst offenen Auges durch die Gegend rennen, um die Dinge eben aufzusaugen. Richtig.
Sebastian Fitzek: Und ich sage immer so, das Unterbewusstsein ist bei mir so eine Art Co-Autor, der dann etwas einwebt, da kann man noch so sehr probieren, ja auch, dass man vielleicht etwas gar nicht nicht thematisieren will, dann findet es sich doch dann wieder in dem Buch. und das meinte ich damit, ich setze mich nicht hin und sage, du musst jetzt ein Buch über häusliche Gewalt schreiben. Sondern dann am Ende denke ich, ach guck mal, wie das alles zusammenpasst, das scheint dich irgendwie zumindest unbewusst bewegt zu haben. Also das ist bei künstlerischen Prozessen, glaube ich, häufig ähnlich.
Sebastian Krumbiegel: Und du überraschst dich dann auch manchmal selbst. Total. Dass auf einmal was kommt und du sagst, hey, das gab es ja auch noch in mir drin.
Joel Kaczmarek: Ich wollte dir gerade auch vorlesen, meine Frau hat mir die Danksagung deines Buches, der Insasse, geschrieben. Das ist sehr nett verfasst, weil da schreibst du eine Kurzgeschichte, in der du schreibst, du wirst irgendwie entführt, wachst in einer Gummizelle auf und jemand sagt, du hast wen vergessen zu danken. Und dann zählst du, oh Gott, wer könnte es sein? und zählst quasi alle Leute auf, die du danken willst in dem Buch. Und am Ende kriegst du raus, das bist quasi du selber dein Unterbewusstsein. Und dann gab es hier so eine schöne Textzeile, wo dein Unterbewusstsein dich hier quasi gefühlt schon anschreibt. Warum hast du dich dazu entschlossen, in die Therapie die Erlebnisse mit deinem besten Freund und Mentor zu verarbeiten, fragte sie. Weil es meine eigenen waren. Wer sorgt dafür, dass der Tod deiner Mutter immer und immer wieder unterschwellig einzugenehmende Romane hält? Schlaganfälle, Locked-In-Syndrom. Hä? Klickert da was? Ich nickte und mir wurde schwarz vor Augen.
Sebastian Fitzek: Ja, so ist das tatsächlich. Also gerade bei Die Therapie, meinem ersten Roman, da hat ein guter Freund den vor der Veröffentlichung gelesen und meinte, dann sag mal, du beschreibst doch da Erlebnisse, die wir gemeinsam mit einem guten Freund hatten. Und wirklich, wenn man das weiß und unsere Geschichte kennt, dann glaubt man mir nicht, wenn ich sage, ja, das war mir selbst gar nicht klar. Das musste mir erst von außen gesagt werden, was da erstmal drin steckt. Das ist immer so die schlechte Antwort, die ich für Schüler und Schülerinnen parat habe, denn heun und wieder kriege ich eine Mail und da steht ja, ich soll einen Aufsatz über ein Buch von dir schreiben oder wir lesen das gerade und die Lehrerin sagt, die Intention wäre das und das und zum Glück lebst du. Deswegen können wir mal fragen, weil wir glauben gar nicht, dass du dir das dabei gedacht hast. Und dann sage ich, also pass auf, die gute Nachricht für dich ist, nee, habe ich, ich habe da nicht dran gedacht. Die schlechte Nachricht ist, manchmal weiß der Schriftsteller aber selber gar nicht, was er damit eingewoben hat und man braucht einen Blick von außen. Insofern ist das gar nicht so blöd gedacht von deiner Lehrerin. Das könnte sogar so sein. Also insofern, was hat der Autor sich gedacht? Interpretation, die Intention des Autors, womit wir alle in der Schule gequält wurden. Es ist gar nicht so unsinnig, diese Frage zu stellen.
Sebastian Krumbiegel: Aber ich finde ja auch interessant, dass die Kunst ist ja eigentlich auch, glaube ich, Dinge so zu schreiben, dass jeder seinen eigenen Film fahren kann. Und dass jeder sozusagen das aus seiner Sicht für sich selbst so interpretieren kann, wie er das eben für sich interpretiert. Also es gibt ja keine absolut wahre Interpretation einer Geschichte, sondern jeder sieht. Jeder erlebt es anders, selbst das Leben als solches. Wenn wir zusammen irgendwas machen, du erlebst es anders als ich und ich reflektiere dann eben auch anders darüber als du.
Sebastian Fitzek: Definitiv. Also da gibt es ja Experimente, allein das, was wir sehen. Jeder sieht was anderes. Da hast du drei Zeugen und die haben vier unterschiedliche Dinge beobachtet beim Unfall. Deswegen sind ja Richter, Staatsanwälte, die Zeugen, da schlagen die immer die Hände vom Kopf zusammen, weil das so subjektiv ist. gefärbt ist. Aber die Leute, habe ich auch festgestellt, werden so ein bisschen wahnsinnig, weil es gibt so manche Sachen, die lasse ich eben auch bewusst offen. Nie die Hauptfrage, dass ich mich dann drum drücke, wer jetzt der Täter ist oder so. Das nicht. Aber wenn jetzt beispielsweise es um die Frage geht, die Mutter, das war in Noah so die Bank da drum, ob das Kind, was sie hat, wirklich gesund zur Welt kommt oder nicht. Und das wurde jetzt nicht bis ins Letzte geklärt, weil sie strifft einfach den Entschluss, das Kind so oder so zu bekommen. Die Leute schreiben dann aber, und wie war es, was ist mit dem Kind? Sie wollen das wissen, sie wollen sich nicht selbst ihre Vorstellung machen. Nicht alle, aber einige. Also ich kriege wirklich bei einigen Büchern nach dem Motto, wir streiten uns, ist das Ende so oder so? zu verstehen? Und ich sage, ihr habt beide recht. Also ich kann euch sagen, wie ich es sehe, aber das heißt noch lange nicht, dass eure Meinung weniger wert ist. Ich habe schon mal mit einem guten Freund gesprochen. beim Nachtfall am Ende und ja, ist das jetzt so oder so? Und ich habe es ihm erklärt, wie ich das sehe und er sagt, nee, finde ich blöd, ich sehe das anders. Und das ist aber die richtige Einstellung. Richtig.
Joel Kaczmarek: Wie ist deine Happy-End-Quote bei deinen Büchern?
Sebastian Fitzek: Das kann man gar nicht so genau sagen, weil ich finde das Realistische an einem Horror, und ich schreibe jetzt keinen Horror wie Stephen King, das Realistische an diesem abgedrehten Genre des Horrorfilms wie Buches ist es, dass das Böse eigentlich am Ende nie komplett ausradiert ist. Man sieht ja immer noch so ein bisschen
Sebastian Krumbiegel: Selbst wenn bei Alien das Raumschiff wegfliegt, zack, da ist noch ein kleiner, genau.
Sebastian Fitzek: Das ist nicht nur, damit es eine Fortsetzung gibt, sondern weil man eben weiß, das Böse wird nie völlig ausgelöscht, das Gute hat aber zum Glück obsiegt. Und so ist es auch in meinen Büchern. Also es gibt immer so ein Semi-Happy-End. Der Grundkonflikt ist gelöst, aber es ist nie alles Friede, Freude, Eierkuchen.
Joel Kaczmarek: Ist das generell was, was dich begleitet, der Kampf zwischen hell und dunkel, schwarz und weiß, gut und böse?
Sebastian Fitzek: Eher der Kampf zwischen Schein und Sein, denn, haben wir eben gerade darüber gesprochen, also wir haben völlig unterschiedliche Wahrnehmungen und das ist eigentlich ganz interessant, dass jeder die Welt irgendwie komplett anders sieht und ganz anders betrachtet. Und für mich war es schon immer eine der größten Horrorvorstellungen, irgendwann aufzuwachen und dir sagen, Leute, also all das, was du geglaubt hast, das ist gar nicht so. Also nach dem Motto, sie sind gar kein Bestseller-Auto, wir haben das Experiment beendet. Und Dr. Krumm-Wiegel wird sie jetzt wieder auf die Station bringen. Das ist so ein Horrorszenario. Und was können wir denn wirklich für bare Münze nehmen? Das sind so die Mysterien, denen ich immer auf den Grund gehe.
Sebastian Krumbiegel: Ich denke das ja manchmal wirklich auch. Ich denke manchmal irgendwie, hey scheiße, irgendwann kommt das alles raus und die Leute merken, dass du eigentlich nur so ein Harlequin bist, so ein Schaumschläger, der eigentlich nichts so wirklich richtig kann. Der kann ein bisschen singen, kann ein bisschen Sprüche machen, aber eigentlich steckt da nicht so viel dahinter. Irgendwann kommt das mal raus.
Sebastian Fitzek: Ich glaube, diese Angst haben alle Künstler irgendwie, weil das so ungreifbar ist.
Sebastian Krumbiegel: Du kannst ja auch nicht die Hand dafür uns vorlegen, dass es immer so bleibt übrigens. Du kannst nicht die Hand dafür uns vorlegen, dass du immer kreativ bleibst.
Sebastian Fitzek: Das nicht. Ich meine vor allem, wenn man einen Beruf hat, wo man vom Geschmack von anderen auch abhängig ist, den kann man ja nicht beeinflussen so sehr. Man kann halt immer nur sein Bestes. geben und dann hoffen, dass man nicht der Einzige ist.
Sebastian Krumbiegel: Und sein Ding machen, das wäre meine Frage auch gewesen, weil ich habe gelesen, dass bei Therapie das erste Buch, 13 Anfragen an Verlage, alle haben es nicht gecheckt. Richtig. Und dann auf einmal kommst du zu irgendjemandem und der checkt das und du, zack, verkaufst auf einmal irgendwie tierisch viele Bücher. Deswegen ist doch eigentlich die Lehre daraus, mach dein Ding, zieh das durch. Ich weiß für mich, wie es geht, ob das jetzt, ob alles immer wieder dann auch erfolgreich ist, ob das, genau wie es bei uns war, die erste Platte sofort hat geballert, eine Million Stück verkauft. Wahnsinn. Und dann machst du die zweite und denkst irgendwie, ah, jetzt müssen wir da eigentlich dranbleiben. Es ist keine gute Intention, irgendwie kommerziell erfolgreich sein zu wollen.
Sebastian Fitzek: Nein, das stimmt. Und man darf sich auch nicht so unter Druck setzen, weil ob man dann am Ende kommerziell erfolgreich ist, hat noch viel mit Glück zu tun. Dass dann gleich die erste Platte so ballert, liegt eben daran, dass man zum richtigen Zeitpunkt in die richtigen Hände gekommen ist, die das gespielt haben und toll fanden. Und dass das nicht immer so weitergeht, das muss eigentlich klar sein.
Joel Kaczmarek: Also ich glaube, es gibt ganz viele von diesen Geschichten. Ich weiß, der Erfinder von Kentucky Fried Chicken hat ein Hähnchenrezept. Das hat er, glaube ich, 1300 Restaurants vorgelegt, bis irgendeiner mal gesagt hat, das probieren wir mal aus. Und Stephen King meine ich auch. Ja. 23 Mal und hat es weggeschmissen. Seine Frau hat es wieder rausgeholt.
Sebastian Fitzek: Das, was seine Frau aus dem Papierkorb geholt hat, der wollte quasi schon Aufgeben. Er ist entdeckt worden von einem Literaturagenten, der später dann auch einem anderen Autor, der auch aufgeben wollte, der auch überall abgelehnt wurde, auch eine Chance gegeben hat. Das war John Grisham. Also der scheint einen ganz guten Riecher gehabt zu haben, dieser Agent für neue Autoren.
Sebastian Krumbiegel: Sind das auch ein bisschen so deine Buddys, deine Vorbilder? Also gerade Crasham und auch Stephen King?
Sebastian Fitzek: Ja, mit Michael Crichton bin ich ja als Kind der 80er mit englischer Literatur, amerikanischer Literatur aufgewachsen, ja. Mittlerweile lese ich halt auch alles querbeet, aber das ist schon so, klar, Stephen King war schon der Erste, wo ich in jungen Jahren da angefangen habe, diese Bücher wegzusuchten.
Sebastian Krumbiegel: Unsere erste Produzentin, Annette Humpe, hat damals zu uns immer gesagt, Lesen ist gleich Schreiben. Also du musst sozusagen viel lesen oder auch viel hören und dich viel beeinflussen lassen. Also eben wie gesagt, wach sein, die Dinge aufsaugen und dann auch keine Angst davor zu haben, Ideen zu klauen, um es mal so hart zu sagen, aber dann eben trotzdem ein eigenes Ding draus zu machen. Ich glaube, du hast das erst mal gesagt. Die Geschichte ist immer schon erzählt. Am Ende kommt es darauf an, wie du sie verpackst, wie du die Charaktere entwickelst, wie du die Leute greifbar machst, wie du die ganze Sache eben spannend machst. Aber eigentlich ist es immer, jeder Liebesroman ist immer Mann trifft Frau, Frau trifft Mann oder Mann trifft Mann, Frau trifft Frau, keine Ahnung. Aber es ist immer dasselbe. Und du musst eben dann irgendwie gucken, dass du das so verpackst, dass es kein Scheiß wird, kein Schnulze, dass es irgendwie geil wird.
Sebastian Fitzek: Was sich unterscheidet, sind schon die Menschen, die man da aufeinander trifft. Die kann man, die glaube ich, sind noch nie auserzählt und deswegen steht und fällt ein gutes Buch immer mit den Charakteren. Aber na klar, ich kenne Autoren, die sagen, ich lese nicht mehr, weil ich habe Angst, unbewusst was zu entnehmen. Das macht man ja in der Regel auch nicht bewusst. Ich sage, das könnte ich schon deswegen nicht, weil Lesen nach wie vor ein tolles Hobby ist von mir. Das wäre so, als wenn ein Musiker jetzt und du jetzt sagen würdest, ich höre jetzt keine Musik mehr, aus Angst, dass zwei Töne in der gleichen Reihenfolge kommen.
Joel Kaczmarek: Aber lustigerweise, ich hatte das gerade heute Morgen, da habe ich am Frühstückstisch meinem Team erzählt, dass ich gestern mal wieder ein paar Zeilen an meinem Kinderbuch, was ich irgendwie gerade so aus Spaß nebenbei schreibe, verfasse. Und dann sagte mir eine so, ja, aber das ist doch die Story von so und so. Also ich kannte das Buch ehrlich gesagt nicht. Ich sage so wirklich, ach du, von Walter Möhrs, der Labyrinth der Bücher. Und ich dachte so, echt, ist das genau so? Ja, ja, genau so. Und sie sagt so, scheiße. Da hätte ich manchmal Angst, dass alle Ideen schon erzählt sind. Und dann habe ich gedacht, nee, aber eigentlich ist ja egal. Ist egal. Genau wie du sagst, man kann ja immer was.
Sebastian Fitzek: Ja, also ich habe ja mit meinen Instagram-Followern in der Corona-Zeit ein Kurzgeschichtenband zusammengestellt. Da ist Identität F42, weil 1.142 Leute haben eine Kurzgeschichte eingeschickt. Es ist ein Band rausgekommen, da sind auch andere Autoren wie Schottel Link oder Frank Schätzing dabei, die auch etabliert sind. Und so haben Newcomer mit Etablierten diesen Band geschrieben, der für einen guten Zweck verkauft wird. Und wir haben uns eine Vorgabe gemacht. Alle Geschichten sollen das Thema Identität haben und im Kern passiert, dass man ein fremdes Handy findet, aber auf dem sind Fotos von einem selbst drauf. Jetzt könnte man ja sagen, das müssen jetzt alle Geschichten gleich sein. Nee, wir haben hier 23 Geschichten drin, die sind so unterschiedlich, dramatisch, komisch, spannend, lustig. Das ist so der Beweis, man kann Natürlich gibt es so einen Rahmen schon einmal, so wie alle Töne schon einmal irgendwie gespielt worden sind. Wir haben auch eine beschränkte Anzahl von Buchstaben, aber das, was dann daraus gemacht wird, das ist ganz unterschiedlich. Es gab ja mal, das in Filmen kennen wir ja das ja auch, ne? Es gab ja einmal dieses Weiße Haus. Eines war White House Down und Angel Has Fallen. Die beiden Studios haben parallel die gleiche Story gehabt, nämlich dass der Präsident im Weißen Haus als Geisel genommen wird und sein Bodyguard ihn befreien soll. Trotzdem sind die beiden Filme unterschiedlich und haben beide auch ihr Publikum gefunden. Mit anderen Worten, ich würde dir den Tipp geben, lies das nicht, wenn du es nicht kennst. Mach dein Ding und Noch ein besseres Beispiel ist Jojo Moyes, die hat einen Weltbestseller geschrieben mit ein ganzes halbes Jahr. Und das ist wirklich, damit hat die ihre Karriere in diesem Frauenroman-Bereich. Ein tolles Buch, muss man sagen, auch als Schülerleser, Jojo Moyes, ein ganzes halbes Jahr. Handelt aber im Kern davon, dass eine Krankenschwester einen Behinderten im Rollstuhl versorgen soll. Und die Krankenschwester ist dafür gar nicht geeignet. Sehr flippig so und faszinierend. Verändert aber das Leben des Rollstuhlfahrers. Erinnert natürlich genau an Ziemlich Beste Freunde. Es ist eigentlich Ziemlich Beste Freunde im Plot. Und sie hat es geschrieben, hat sich von der Welt zurückgezogen, gibt das Buch ab und sieht diese Kinowerbung für Ziemlich Beste Freunde und denkt sich, das kann doch nicht sein. Oh Gott, die zerreißen mich in der Luft. Die Geschichte ist trotzdem total anders. Also obwohl der Rahmen identisch ist und es gibt noch nicht mal einen Vorwurf vom Publikum, weil die das merken, ja. Die dritte Geschichte ist Sixth Sense mit The Others. Sixth Sense hat eine Wendung am Schluss, für alle, die es nicht gesehen haben, verraten wir es mal nicht. Es ist dieselbe Wendung wie in The Others. und da dachte auch der Regisseur, wenn ich jetzt danach komme, ich werde zerrissen. Beide haben ihr Publikum gefunden, beide Filme waren mega erfolgreich, Sixth Sense ein bisschen mehr, klar. Also das darf einen nicht davon abhalten, erst wenn du bewusst etwas klaust. Das merkt dann aber auch natürlich der Leser oder der Zuhörer.
Joel Kaczmarek: Hast du sonst geblickt, was eigentlich im Buchmarkt die Hebel für Erfolg sind? Weil bei mir war es so…. Ich habe eine Biografie geschrieben über drei Internetunternehmer und das war wirklich so, es hatte eigentlich von der Timinglage alles, um erfolgreich zu werden. Es gab zwei Börsengänge von denen, ich war live im Fernsehen, das war irgendwie reißerisch, das war wie so eine Cowboy-Indianer-Geschichte, weil die auch ziemlich hart drauf sind. Und ich weiß noch genau, ich bin immer in den Buchladen gegangen, habe geguckt, wo stellen die denn so ein Buch hin, bin jedes Mal an den Regalreihen vorbeigegangen und da stand dieses Darm mit Scham von so einer jungen Ärztin. Und ich saß jedes Mal da und habe gedacht so, was genau sorgt dafür, dass du irgendwie so eine Reißerbiografie hinten in der Ecke hast und so ein Darm mit Scham. 50 Mal auf Sichthöhe.
Sebastian Fitzek: Also Darmenscham ist natürlich ein absolutes Phänomen. Wenn du jetzt zu irgendjemanden kommst und sagst, also ich habe ein Buch über Darmtätigkeit geschrieben und du drückst es vielleicht sogar noch ein bisschen heftiger aus, dann sagen alle, ah das ist klar, das wird jetzt das meistverkaufte Sachbuch der nächsten Jahre. Das weiß ich jetzt gar nicht. Man muss hier sagen, das Buch hat einen guten Titel. Das macht auf jeden Fall erstmal was aus. Also das Buch ist auch gut. Ich habe jetzt deins nicht gelesen. Ich unterstelle mal, dass das auch gut ist und dass das Spaß macht zu lesen, weil das ist die Basis. Das ist aber nicht das Ausschlaggebende am Ende, dass man aufmerksam wird davon, weil dass das Buch gut ist, das setzt natürlich der Kunde voraus, der es kauft. So wie wenn du dir ein Auto kaufst, klatscht keiner in die Hände und sagt, ach toll, das fährt. Sondern da muss was hinzukommen. Und das, was hinzukommt, das ist natürlich auch Magie und Glück, das kann man nicht so beeinflussen. Da kann ein guter Titel bei helfen, dass der Fokus auf das gute Buch gerichtet ist. Da kann natürlich auch helfen Talkshow-Präsenz, die auch hat es. Nun muss man aber sagen, hatte die Autorin auch das Glück, ich weiß, das war Durchbruch, ich glaube in der NDR Talkshow mit Giovanni Di Lorenzo, er hat sie übers Pupsen geredet und das wurde sowas von rumgeschickt. Weil die es so charmant gemacht hat, dann passt auch noch das Buch dazu, dass jeder dieses Buch kaufen wollte, weil man über so ein Tabuthema auf einmal so charmant reden konnte. Im Nachhinein kann ich dir aber jeden Erfolg erklären. Frag mich mal, was morgen als Newcomer auf der Bestsellerliste steht, da habe ich keine Ahnung. Also hinterher sind wir immer schlauer.
Joel Kaczmarek: Ich habe gemerkt, man zahlt ja auch echt Lehrgeld. Ich weiß, ich habe damals mit einem Verlag verhandelt oder meine Buchagentin. Und dann kamen die und sagten, wir möchten den Buchtitel und das Cover bestimmen können. Und ich fand sowas sensitiv. Also als Medienmacher habe ich gedacht, so wie wird der? Das ist doch sozusagen so das Herz, ein Stück weit die Repräsentationsfläche. Und meine Buchagentin hat es mir ausgeredet, darauf zu pochen, dass ich das machen will. Und ich glaube, es war gut so, weil ich weiß noch ganz genau, ich habe dem Buch den Titel Menschenfänger gegeben, weil ich dachte, das klingt mysteriös und ein bisschen dreckig. Und die sind auch so, dass die Leute begeistern und in ihre Welt ziehen. Und dann kamen die an und meinten, nein, wir nennen das die Paten des Internets. Und ich so, okay. Und dann beim Cover kam es auch so, nein, Cover sollten irgendwie immer weiß sein. Helle Cover verkaufen sich besser für Biografien. Und das waren so, da habe ich irgendwann gemerkt, dass ich, okay, jetzt habe ich verstanden, warum die das sagt. Wenn du natürlich 50 Bücher irgendwie pro Saison rausgibst als so ein Verlag, weißt du was? Wie ist denn das bei dir? Machst du selber alle deine ganzen Verpackungen der Bücher?
Sebastian Fitzek: Also ich bin erstmal vorsichtig, wenn es so eine Regeln eben gibt, weil ich glaube, die richtig, richtig erfolgreichen Bücher waren ja dann immer die Bücher, die auch die Ausnahme waren. Das beste Beispiel dafür ist Harry Potter. Harry Potter, ich habe mal einen Verleger kennengelernt auf dem Weg von London zu einer Buchmesse im Zug. Und das war ein schwedischer Verleger, der sagte ganz stolz, ich bin der Verleger, der Harry Potter zweimal abgelehnt hat, der einzige. Weil alle anderen haben einmal abgelehnt. Und er sagt, warum haben wir das abgelehnt? Da kam ein 600-Seiten-Manuskript und wir haben gesagt, kein Kind liest 600 Seiten mehr. Das ist so wie, weiße Cover verkaufen sich besser. Ja, bis dato war das vielleicht der Fall. Aber es kann eben auch sein, dass da mal was ganz anderes kommt. Und häufig sind wirklich genau die Sachen, die halt auffallen, die rauspoppen. Du findest das Buch ja auch nicht wieder, wenn du 60 Bücher hast, die alle weiß sind. Das mag zwar sein, dass das ein bisschen freundlicher aussieht, aber es hat nicht diese Signalwirkung. Damit will ich jetzt gar nicht gegen das weiße Cover reden. Ich sage bloß, damit gebe ich mich erstmal nicht zufrieden, sondern was ich dann immer auch beim Coverbriefing sage, es sollte etwas Ungewöhnliches sein. Es sollte neu sein, so wie das Buch neu und ungewöhnlich sein sollte. Und beim Titel ist es auch so. Also ich traue keinem, der mir sagt, das ist ein Gesetz. Das gibt es also im Künstlerischen eigentlich ganz, ganz selten, dass das ein Gesetz ist.
Sebastian Krumbiegel: Deine Cover, also gerade jetzt der Heimweg, ist ja doch auch anders, würde ich mal sagen. Also sehr schräg und sehr extravagant.
Sebastian Fitzek: Ja, also es ist ein schwarzer Block. Die erste Auflage ist so eine limitierte Edition. Die hat auch sogar noch ein Loch eingestanzt. Man sieht eine fliehende Frau. Es hat einen schwarzen Schnitt, was bedeutet, die Seiten sind an den Kanten alle schwarz. Ich finde, das passt. Ich bin selber in Kunst 5 gewesen. Also bildende Kunst ist überhaupt nicht mein Ding. und ich kann mir auch, wenn mir jemand sagt, wie findest du die Farbe an der Wand, sage ich, ja, du streich die mal und lass mich ein halbes Jahr drin wohnen, dann sage ich dir Bescheid, wie mir das gefällt. Aber wenn du mir so ein kleines Muster da an die Tapete hältst, ich kann es dir nicht sagen. Mir fehlt die Vorstellungskraft. Deswegen schicke ich mir mal so Dummies zu, wo so ganz andere Bücher drin sind und dann kann ich mir das irgendwie vorstellen. Und da bin ich ganz froh, dass die auch kreativ sind, weil wir sind jetzt in einer Phase, das wirst du dir auch noch an Alben erinnern. Was waren das für Kunstwerke früher, die man in der Hand hielt?
Sebastian Krumbiegel: Wollte ich eben gerade sagen, also wenn du jetzt sagst, das weiße Cover vom Buch, die Beatles haben das weiße Album gemacht und hatten kurz vorher dieses gigantische Sgt. Peppers Cover, was wirklich ein großes Kunstwerk war. Allerdings. Und haben dann aber eben gesagt, hey, wir machen jetzt mal genau das Gegenteil. Und die Musik ist ja nicht minder schlecht oder anders. Okay, die waren in einer anderen Phase. Ich glaube, die waren bei Sgt. Pepper's wirklich auf dem Höhepunkt. Und das weiße Album ist ja dann schon eher so Solo-Songs von Paul und von John und von George. Das ist ja schon irgendwie dann nicht mehr ganz so. die guten alten Beatles sozusagen, wie wir sie kennen und lieben. Du bist auch mehr Beatles als Stones, habe ich gelesen.
Sebastian Fitzek: Ich bin mehr Beatles als Stones, ja. Das muss ich tatsächlich sagen.
Sebastian Krumbiegel: Weil die Beatles innovativer sind, glaube ich. Ja, meinst du? Ich glaube schon. Also die Stones, wenn man es mal böse sagt, ich mag die Stones auch. Ich habe die Stones vor zwei Jahren hier in Berlin im Olympiastadion gesehen, war total begeistert. Auch als die Mauer gefallen war, ich habe, weiß ich nicht, fünfmal die Stones live gesehen. Die Beatles logischerweise, haha, nicht. Im Original ist es ja schwer heute. Aber die Stones haben eigentlich Russian Blues gemacht, amerikanische Musik gemacht und die Beatles sind für mich eher innovative, klassische Popmusik sozusagen, die neue Dinge erfunden haben, die eben nicht nur mit drei Harmonien, was auch eine große Kunst ist, mit drei Harmonien und mit einem geilen Groove irgendwie einen Song zu machen, der knallt. Aber die Beatles sind für mich die Erfinder der Popmusik, die Vollender sogar der Popmusik.
Sebastian Fitzek: Das ist auf jeden Fall ein Phänomen, was mich auch begeistert hat.
Joel Kaczmarek: Wie ist denn das bei deinen Titeln? Die haben irgendwie immer so das Paket, die Therapie. Okay, jetzt hast du eins geschrieben, Fische, die auf Bäume klettern, aber der Heimweg.
Sebastian Fitzek: Ja gut, es gibt auch noch kürzere Noah oder Insasse. Es gibt aber auch noch was wie Amok-Spieler, der Seelenbrecher, der Augensammler. Auch Kunstworte haben es geschafft. Also die letzten Titel sind gar nicht von mir, muss ich sagen.
Sebastian Krumbiegel: Das wollte ich vorhin fragen. Das sagt dann der Verlag.
Sebastian Fitzek: Schlägt der was vor? Ja, ich sage immer, lass uns brainstormen, weil es ist wichtig, der Titel. Und er sollte nicht abgegriffen sein, er sollte zum Buch natürlich passen. Und da muss man sagen, ich hatte erst den Begleiter, der dich telefonisch nach Hause begleitet. Und da sagten die, ja, das ist schon ein ganz guter Titel, aber… Das hältst du von der Heimwege und das hat mich sofort gezündet, weil es gibt wenig Wörter, die eigentlich eine positive Bedeutung haben, wenn man länger darüber nachdenkt, aber auch einem komisch vorkommen. Und das ist, weil sowas schlicht wie der Heimweg, was ja auch sogar noch frei war, das muss man ja auch nochmal sagen, viele sind ja schon besetzt, die Titel, da wusste ich, nee, das ist es. und wenn da jemand mit einem besseren Titel kommt, sage ich sofort, okay, klar, das machen wir.
Joel Kaczmarek: Bei mir hat sich irgendwie eingebrannt, dass du immer so deinen Namen an so Posterwänden geschrieben hattest mit so einer Art Stacheldrahtzaun-Optik. Rot und dann waren immer so, ich glaube es war bei Noah und ich glaube bei der Insa ist es auch ein bisschen so.
Sebastian Fitzek: Kann sein.
Joel Kaczmarek: Also manchmal merkt man ja echt, wie sich sowas im Kopf auch festsetzt.
Sebastian Fitzek: Ja, du kommst ja auch sehr von der Grafik wahrscheinlich, insofern hast du da so ein optisches Gedächtnis, was mir auch fehlt.
Sebastian Krumbiegel: Vielleicht wegen Optik nochmal. Es sind ja auch einige deiner Bücher verfilmt worden. Ja. Übrigens ein lustiger Kreis. Ich komme gerade jetzt aus Neuss im Studio. Wir haben zusammen mit Echo Fresh gearbeitet. Der hat ja in Amok-Spielen gespielt. Und das fand ich total geil. Ich habe gesagt, ich treffe ihn jetzt. Ja, sag mal liebe Grüße.
Sebastian Fitzek: Ja, ganz liebe Grüße. Das hat er super gemacht, muss ich sagen. Wie
Sebastian Krumbiegel: ist für dich die Einmischung sozusagen, also ein Drehbuch und ein Buch ist ja was anderes, das sind ja zwei verschiedene Sachen, du kannst ja lange nicht, alles was in einem Buch drin ist auch, weil wir gerade über Harry Potter gesprochen haben, da fehlen natürlich ein Haufen Sachen und trotzdem ist es genial gemacht und ich finde das ja, also wir könnten lange über Harry Potter, ich bin ein großer, großer Fan, dieses, wie heißt das, Septologie?
Sebastian Fitzek: Sagt man das? Es ist eine Septologie.
Sebastian Krumbiegel: Aber wo war ich jetzt gerade? Ach so, genau, Filme. Das, was verfilmt wird. Also du schreibst das Drehbuch dann mit einem Drehbuchautor zusammen. oder wie geht das?
Sebastian Fitzek: Ich halte mich da komplett raus, weil das Drehbuch ist wirklich eine eigene Kunst. Er erfordert auch ein ganz anderes Wissen. Das kann man ja sogar studieren. Das ist nämlich nochmal die Kunst, dass man das, was in dem Buch steht, zu Bildern macht. Also mir hat einer mal gesagt, eigentlich ist eine Romanvorlage, du musst alles rausstreichen, was Gedanken sind Und alles, was Dialoge sind, wäre die Therapie. mein erstes Buch, das wäre ein Fünf-Minuten-Film geworden. Du musst also, wenn jemand nachdenkt, wenn du nicht immer eine Aufstimme haben willst, musst du das, was er gerade, du musst es bebildern. Und dann musst du Bilder finden, die nicht schon in jedem Film schon mal waren. Das ist eine ganz eigene Kunst. Und wenn du dann natürlich auch noch ein bisschen finanziell denkst, weil natürlich kannst du sagen, komm, wir schmeißen ja mal einen Flugzeugträger aufs Weiße Haus, das ist ja lustig. Oder nehmen wir vielleicht doch nicht, weil dann ist unser Budget gesprengt. Da musst du also jemanden haben, der auch die Regie und Kameraführung mitdenkt. Also sprich, jemand, der Erfahrung hat. Und da ist jeder, der einen Roman schreibt, wie so ein Fußball-Bundestrainer. Und zwar jemand, der vom Fernseher sitzt, der denkt, ihr kennt doch hier alle Fußballer, ihr habt doch tausend Spiele gesehen, ihr könnt jetzt auch mal die Aufstellung machen. Ja, Pustekuchen, nur weil ich tausend Thriller gesehen habe, kann ich noch lange kein Drehbuch schreiben. Aber ich bin immer so assistierend schon zur Seite. Wenn die mich fragen Ich achte darauf, dass die Grundessenz drin ist, probiere ich zumindest. Aber irgendwann, mir hat ein Freund mal gesagt, ein guter Vergleich. ist es so, als wenn du operiert wirst. Du suchst dir halt das Krankenhaus aus, den Operateur, du holst dir ein paar Sachen rein, du triffst eine Entscheidung, aber dann im OP fängst du nicht an, dem Chirurgen zu sagen, wie er das Skalpell ansetzen soll. Du hoffst, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und das habe ich dann eben, wenn ich der Produktionsfirma das Buch gebe und die das verfilme, hoffe ich, dass ich damit die richtige Entscheidung getroffen habe.
Joel Kaczmarek: Aber ich muss jetzt auch mal fragen, in Vorbereitung auf unser Gespräch, habe ich mit deiner, ich glaube PR-Verantwortlichen, der Sabrina geschrieben. Da meinte die, ja, ihr müsst irgendwie rumkommen und der hat nicht so viel Zeit, der will nicht so viel Travel haben, der schreibt gerade vier Bücher. Schreibst du immer sozusagen wirklich, also schreibst du wirklich vier Dinge in einem Jahr? oder ist das so, du hast immer mehrere Parallelen?
Sebastian Fitzek: Ja, das ist ein bisschen übertrieben, glaube ich, aber es muss ja auch so eine gute Geschichte. Nein, also ich schreibe immer nur an einem Buch. Ich kann nicht parallel an mehreren schreiben.
Joel Kaczmarek: Dann hätte ich dich jetzt auch echt bestaunt.
Sebastian Krumbiegel: Dann kannst du Parallel lesen als Zwischenfrage?
Sebastian Fitzek: Auch nicht so gut. Also wenn ich dann ein Buch abgebrochen habe, finde ich es sehr schwer. Das ist bei Serien genauso. Wenn ich eine Serie unterbreche für eine andere, komme ich dann kaum wieder rein. Was aber passiert ist, dass ich, wenn ich eine erste Fassung geschrieben habe, was so drei, vier Monate dauert, da habe ich jeden Tag geschrieben, Dann geht es ans Lektorat in den Verlag und die lesen sich das durch. Es sind zwei, Regine Weißbrot und Carolin Grehl, die lesen sich das durch und die brauchen ja auch ein paar Wochen. Also ich wäre auch ein bisschen sauer, wenn die am nächsten Tag mir total durchlektoriert wieder zurückschicken. Die haben ja auch andere Sachen zu tun. Das heißt also, dann irgendwann sagen sie so, jetzt lesen wir es und dann sprechen sie sich ab, dann schicken sie es zurück. In dieser Zeit, kann drei, vier Wochen dauern, darf ich an dem Buch nicht weiterarbeiten, weil sonst haben wir die Diskussionsgrundlage verändert. Und das sind dann die Sachen, wo ich natürlich entweder Urlaub mache oder auf Lesereise bin oder auch mal ein Exposé von einem anderen Roman schreibe oder recherchiere irgendetwas. Was ich aber nicht mache, ich fange auch nicht an mit einem neuen Buch das zu schreiben, aber die Vorarbeit ist eben wichtig und so kann sich das schon mal überlappen.
Sebastian Krumbiegel: Würdest du selbst sagen von dir, dass du dich auch positiv gesehen als Getriebener deiner Zunft siehst, dass du sozusagen Junkie bist, dass du schreiben musst? Also mir geht es ja wirklich so. Wenn mir jemand sagt irgendwie, ich dürfte, was weiß ich, den Comedian Harmonist ist 1934 gesagt worden, ihr dürft nicht mehr Musik machen. Die Reichsmusikkammer hat beschlossen, in der Band, zack. Wenn ich jetzt irgendwie mir vorstelle, mir würde sowas passieren, da würde ich krank werden, da würde ich nicht mehr zurechtkommen, weil ich werde immer Musik machen, solange ich lebe. Und ich werde auch versuchen, immer kreativ zu sein mit allen, ich nehme jetzt hier ganz viel vorweg, also mit allen Höhen und Tiefen, mit Schreibblockaden, mit was weiß ich was. Aber ich bin eigentlich schon ein Getriebener, der das machen muss.
Sebastian Fitzek: Ja, definitiv. Also das ist so. Das habe ich auch mal, das hat mir sogar jemand mal übel genommen, weil ich ja Danksagen geschrieben habe. Also ich den Leserinnen und Lesern ja danke, aber ganz ehrlich, ich würde es auch ohne euch machen. Also weil ich muss das machen. Und wahrscheinlich nicht so häufig, weil man ja auch noch anders Geld verdienen muss, aber das ist schon etwas. Das ist aber auch ein gutes Zeichen. Für mich muss ein Buch halt immer einen Test, bevor ich mich ransetze. Man hat ja verschiedene Ideen. Vielleicht ist es auch ähnlich, ich kenne mich nicht so aus, aber wenn du verschiedene Songs hast, du weißt nicht, welche auf dem Album kommt. Bei mir ist es, ich habe verschiedene Ideen, ich muss genau gucken, das dauert vielleicht ein Jahr, also ich muss eins meiner Lebensjahre dafür opfern, für diese Idee. Dann stelle ich mir aber die Frage, ist das ein Buch, was du auch dann schreiben würdest, wenn du wüsstest, dass es dein letztes, du dürftest danach kein weiteres Buch mehr schreiben und sogar der ganz harte Test und alle sagen dir, nee, das wollen wir gar nicht lesen. Und wenn ich dann sage, trotzdem, ich will das, dann ist das etwas, worauf ich weiß, so nach einem halben Jahr setze ich mich trotzdem noch an den Schreibtisch und überwinde den inneren Schweinehund, weil das wäre jetzt auch gelogen zu sagen, jeder Tag ist voller Glückseligkeit und es könnte mir nichts Schöneres passieren, als jeden Tag krumm vorm Laptop zu sitzen. Da braucht man irgendein inneres Feuer, irgendetwas und das ist im Übrigen nicht der Bestseller-Listenplatz. Stephen King hat mal gesagt, ich konnte es so gut nachvollziehen, das habe ich gelesen lange bevor ich meine erste Geschichte geschrieben habe, der lag immer, bevor er veröffentlicht wurde, lag er häufig in der Badewanne und hat dem Playboy ein Interview gegeben. Playboy war in den USA, damals wenn du eine Buchbesprechung im Playboy interviewt hättest, dann warst du halt der Star. Der hat nicht davon geträumt, Platz 1 der New York Times Bestsellerliste zu sein oder von einer Lesereise oder irgendetwas, sondern das war sozusagen für ihn der Moment und der hat ihn angetrieben. Und ein Musiker, weiß ich nicht, der hat eine bestimmte Bühne, auf der er vielleicht stehen will oder irgendwas anderes und ich konnte das auch nachvollziehen. Also ich habe dann auch fiktive Interviews in der Badewanne gegeben. Ja.
Sebastian Krumbiegel: Wie gehst du mit Kritik um? Ich weiß nicht, wie oft du darauf angesprochen wirst, wenn man dich sucht im Netz, findet man irgendwie diese unsäglichen Zitate von Dennis Scheck zum Beispiel, den wir ja alle kennen, wie wir irgendwie mit Büchern uns auskennen oder wie wir uns dafür interessieren. Ist das für dich eine Sache, wenn er dich da niedermacht, wenn er irgendwie echt, in meinen Augen übrigens auch, eben nicht freundlich und nicht nett und irgendwie einfach Scheiße über dich schreibt, perlt das ab und sagst du, ja, ich mache mein Ding und ich Der Erfolg gibt mir recht oder von mir aus auch irgendwie.
Sebastian Fitzek: Also der Erfolg gibt mir recht, das ist immer eine ganz schlechte Ausrede, finde ich. Ich habe da lange drüber nachgedacht, aber jetzt nicht in Bezug auf diese eine Person, sondern generell, weil ich gemerkt habe, spätestens als mein Jüngster zu mir kam und sagte, ich würde gerne singen, aber ich habe Angst, wenn ich in einem Schulchor auf der Bühne stehe, also Grundschule, dass die dann alle lachen. Und da wurde mir klar, wir alle sind auf einmal in einem Zeitalter der Kritik angekommen, wo jeder kritisiert wird. Lehrer werden in Foren bewertet, Schüler bewerten sich untereinander. Meine Zahnärztin hat letztens darüber gejammert, dass irgendeiner eine schlechte Bewertung geschrieben hat, die gar nicht gerechtfertigt ist. Und wir alle müssen uns jetzt Kritik stellen. Junge Mädels, die auf TikTok oder Instagram was posten, bekommen irgendwelche Kommentare und sagen, wie war das, wenn Frau Koludowich ihre Füße ablichtet, dann geht das durch die Bank, aber man muss gar nicht prominent sein, man muss auch gar nichts veröffentlicht haben, außer vielleicht ein Foto von einem. und auf einmal ist man im Zentrum und da habe ich dann lange darüber nachgedacht, was sage ich auch meinen Kindern, wie geht man damit um, man kann ja nicht nur die guten Stimmen und auch zu sagen, ach du, pass mal auf, was andere über dich sagen, das interessiert doch gar nicht, naja gut, dann brauche ich auch meine Bücher nicht zu veröffentlichen, also das ist Ja, das kann es ja nicht sein. Und meine Quintessenz, und das habe ich den Kindern mitgegeben, beispielsweise im Buch Fische, die auf Bäume klettern, das habe ich da geschrieben und daran probiere ich mich auch selbst zu halten, ist, dass ich mir ganz genau angucke, was ist denn die Intention des Kritikers? Also, will der seine eigene Einschaltquote hochbringen, will der Zeitungen verkaufen, will der sein Instagram-Channel oder irgendwas hochvoten, um dann damit auch Geld zu verdienen.
Sebastian Krumbiegel: Eine auffällige Kritik in guter Verriss.
Sebastian Fitzek: Genau, will der, dass der quasi damit Geld verdient, dann ist das gar nicht für mich, sondern für andere, dann ist das eine Verkaufswarnung oder Empfehlung, aber dann ist das nicht, was an mich gerichtet ist. Will der aber, weil er sagt, den Fizek schätze ich eigentlich, aber pass mal auf, hier bist du deine Möglichkeiten zurückgeblieben. Also beispielsweise, das sind Menschen wie Lehrer im besten Falle, Eltern, Trainer. Wenn du Gesangsunterricht nimmst, ja. Und du singst was und dann sagt der Trainer, der Lehrer, das ist ja auch Kritik, aber der will, dass du besser wirst. Und der will nicht, dass er sozusagen der Held ist, sondern der sagt, ich will dir aufzeigen, wie du noch besser wirst. Das ist die Kritik, die man sich zu Herzen nehmen muss, auch wenn sie dann schmerzt, auch wenn dann Freunde sagen, also das Buch, pass mal auf, das hast du schon mal besser gemacht und ich sage dir jetzt auch wieso, nach meinem Empfinden. Also wirklich immer filtern, was ist die Intention? Und dann fallen 99 Prozent aller Kritiken raus. Das heißt jetzt nicht gut oder schlecht, sondern wirklich, was ist die Intention des Kritikers?
Joel Kaczmarek: Meine Mama hat mir sonst mal den Leitsatz mitgegeben, Sohn, ein Drittel kann dich nicht leiden, einem Drittel bist du egal und ein Drittel mag dich. Und ich denke mal, wenn ich das Drittel mit dem Mögen optimiert kriege, dann habe ich was richtig gemacht.
Sebastian Fitzek: Das stimmt natürlich. Und man kann wirklich nicht everybody's darling sein. Das ist leider völlig unmöglich. Und was diese Kritikgesellschaft, die wir gerade haben, wo ich die große Angst davor habe, ist, es braucht einen unglaublichen Mut, sich auf die Bühne zu stellen. Es braucht einen unglaublichen Mut, etwas zu machen, was andere nicht machen. Es braucht einen Mut, anders zu sein und sich zu verwirklichen. Und viele sagen eben wie, ich gehe diesen Schritt erst gar nicht. Und bleiben dadurch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die nehmen die schlechte Kritik schon. Und man achtet ja auch mehr auf schlechte als auf positive Kritik. So sind wir ja gepolt, dass wir darauf achten. Also ganz schwieriges Thema. Aber ich hoffe, dass ich da für mich einen Weg gefunden habe.
Sebastian Krumbiegel: Unbedingt. Wir haben ja leider nicht so viel Zeit, wie wir gerne hätten. Ja, tut mir leid.
Joel Kaczmarek: Aber eine Frage muss ich dir noch stellen. Eine letzte muss ich dir noch stellen. Weil unser Podcast heißt ja Kunst trifft digital. Ja, wo ist die Kunst? Wo ist das Digitale? Wie hat denn die Digitalisierung deinen Arbeiten, deine Kunst verändert? Also vielleicht auch so ein bisschen in den Denken, was ist eigentlich dein Geschäftsmodell? Benutzt du das nur für Vermarktung, das Digitale? Dein Produkt entsteht sicherlich auch ein Stück weit digital am Computer, aber was ist da bei dir?
Sebastian Fitzek: Also mein Produkt entsteht digital am Computer, ich kann meine eigene Schrift nicht lesen. Ja, das muss man ja mal sagen. Also das könnte ich nicht per Hand machen und ich muss auch die Sätze umstellen und gucken. Ich muss es dann auch sehen. Ich kann auch nicht diktieren in einem Diktiergerät oder so. Was definitiv sich verändert hat zum Positiven, ist in dieser schnelllebigen Zeit, in der wir sind, wenn man nur, in Anführungszeichen, ein Buch pro Jahr veröffentlicht. Da redet man ganz schnell in Vergessenheit. Denn man hat mal eine Untersuchung gemacht, man hat Leute am Strand gefragt, sag mal, welchen Autor liest du gerade? Und 50, 60 Prozent mussten das Buch umdrehen. Die wussten gar nicht, wie der Titel heißt und wie der Autor oder die Autorin hieß. Und nach einem Jahr, da ist man vergessen. Ganz, ganz, ganz schnell. Und die digitalen Medien, die helfen, dass man die Zeit zwischen den Büchern auch noch relevant bleibt. Also ich poste jetzt nicht jeden Tag ein Foto von mir und sowas, finde ich total. Aber natürlich, dass man mal überlegt, ich schreibe mit meinen Freunden zusammen ein Geschichtenband oder irgendetwas. Das ist schon wichtig und dafür nutze ich das auch quasi, um relevant zu bleiben. Muss das dann aber auch mit relevanten Inhalten füllen. Ansonsten finde ich, hat die Digitalisierung aber auch dazu geführt, dass früher durfte man sich, haben wir gerade darüber gesprochen, mit ein paar Rezensenten in der Presse rumärgern. Also auch Platten wurden damals von einer Handvoll von Leuten besprochen und ein paar Redakteure im Radio haben es ausgewählt. Heute musst du mit Tausenden dich auseinandersetzen. Das ist halt nicht immer so einfach.
Joel Kaczmarek: Lieber Sebastian, es hat viel Spaß gemacht und war gar nicht so gruselig, wie ich vorher dachte, wenn jemand so eine Bücher schreibt.
Sebastian Fitzek: Ja, es steht alles in den Seiten. Ansonsten kann ich gut schauspielern.
Joel Kaczmarek: Alles externalisiert. Hervorragend.
Sebastian Krumbiegel: Vielen, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Und ja, wir möchten allen ans Herz legen, Leute, lest erstens mehr Bücher und zweitens lest mehr Sebastian 14.
Sebastian Fitzek: Vielen herzlichen Dank. Danke vielmals.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Kunst: Denn mal ehrlich, ein bisschen Fame will doch jeder, oder? Unser Podcast-Papst Joel hat sich deshalb Pop-Prinz Sebastian Krumbiegel ins Boot geholt. Gemeinsam löchern sie Musiker, Schauspieler, Models, Comedians und Sportler zu den Veränderungen ihrer Berufe in der digitalisierten Medienlandschaft.