Pop-Prinz trifft Podcast-Papst
24. Juni 2020, mit Joel Kaczmarek, Sebastian Krumbiegel
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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Kunst-Drift-Digital-Podcast von Digitalkompakt. So, und jetzt sitzt ihr hier und hört zu und denkt so, hä, was ist denn das? Kunst trifft digital? Das habe ich bei euch ja noch nie gehört. Richtig, ich habe nämlich ein ganz spannendes neues Format, was wir gerade auf die Straße bringen und wo ich ein bisschen meiner eigenen Vergangenheit auch begegne.
Genauer gesagt, glaube ich, meiner fünften Klasse, wenn ich mich richtig entsinne. Da war es bei mir so, dass auf Klassenfahrten immer Millionäre durch das Radio flimmerten, dass wir Kassetten hatten und uns immer vorgesungen haben, dass Küssen verboten ist. Also ich glaube, ihr merkt schon so ein bisschen, worauf ich hinaus will auf meine Jugendzeit mit den Prinzen. Ja, wir werden euch gleich ganz viel erzählen zu unserer Genese, wie wir zu diesem Format kamen und ich habe so ganz viele tolle Sachen für mich auch wieder entdeckt, alleine nur aus der Schaffung dessen, was wir hier gerade aufzeichnen. Dazu aber später mehr. Jetzt möchte ich erstmal meinen Gast, kann ich gar nicht sagen, meinen Partner, muss ich eher sagen, vorstellen, den lieben Sebastian Krumbi. egel Lieber Sebastian, schön, dass du da bist und ganz, ganz herzlich willkommen.
Sebastian Krumbiegel: Hey, für mich ist das Neuland, ich freue mich total und bin sehr gespannt, was jetzt passiert.
Joel Kaczmarek: Ja, ich auch. Und vielleicht alle, die jetzt zuhören, wundern sich so ein bisschen, wie macht der das eigentlich gerade? Also man muss sagen, wir sind hier in so einem provisorisch gebauten Studio mit irgendwie Plexiglasscheiben, also alles Corona-safe und irgendwie übers Wochenende zusammengebauten Schaumstoffpyramiden überall an der Wand. Also so ein bisschen wie das hier mit dem Studio ist das für mich auch gerade mit dir, dass man so ganz viele Sachen ausprobiert.
Sebastian Krumbiegel: Wir haben ja am Anfang überlegt, ob wir das digital machen, ob wir es sozusagen ich aus Leipzig und du aus Berlin machst. Und dann haben wir aber beide gedacht, Es ist schon was anderes, wenn man in einem Raum sitzt, wenn man sich sieht, wenn man sich anguckt. Und es ist auch was anderes, ob man über Skype oder über Zoom das macht. Man sollte schon zusammen sein. Und ich finde, so wie wir es gerade machen, es ist safe. Und deswegen Also ich nehme das ja sehr ernst, den ganzen Corona-Wahnsinn, den wir gerade haben. Und bin ja manchmal auch ein bisschen durcheinander, wenn Leute sagen, hey, ist doch alles nicht so wild und das wird doch alles wieder werden. Ich fürchte ja, dass das schon irgendwie ein einschneidendes Ding ist, was wir gerade alle miteinander erleben und dass uns das vor allem noch eine Weile beschäftigen wird. Und deswegen Finde ich. Man sollte Mittel und Wege finden, wie man das irgendwie cool bastelt. Und ich sehe hier durch eine Plexiglasscheibe zu dir. Wir haben hier einen Abstand von zwei Metern und das ist alles cool.
Joel Kaczmarek: Vielleicht kannst du auch schon mal eine erste Sneak Preview geben. Wir wollen ja mit Künstlern reden. So und Kunst, glaube ich, werden wir sehr weit interpretieren. Also ich habe mir schon vorgenommen, wir werden auch Sportler hier haben. Das heißt, ich würde auch Sport als Kunst verstehen. Wir werden Schauspieler hier haben, Comedians. Wir reden heute mal noch eine spannende Folge mit Influencerinnen später. Also jeder, der zuhört, kann sich schon mal auf Folge 3 wahrscheinlich freuen. Wie geht es dir denn eigentlich gerade mit deiner Kunst? Also jetzt auch gerade in Zeiten von Corona kann man ja mal so einen ersten Kick-Off machen. Was passiert da? Meine Hoffnung ist ja so ein bisschen, dass wir viele gerade kriegen, weil die auf dem Trockenen sitzen, was mir für sie total leid tut, aber das ist ja auch ein bisschen mein Bestreben, denen dann eine Möglichkeit zu geben, ihre Kunst trotzdem in die Welt zu tragen. Aber wie geht es dir gerade so?
Sebastian Krumbiegel: Ich muss dir ganz ehrlich sagen, ich glaube, ich wäre nicht hier, wenn Corona nicht wäre. Auf jeden Fall nicht so schnell und nicht so easy. Weil wir hätten auch viel zu tun. Wir sind eigentlich gerade auf Tour. Da hätten diese Tour gerade zu Ende gebracht. Wir hätten jetzt 22 Konzerte hinter uns mit den Prinzen. Und das ist eben alles ausgefallen bzw. verschoben. Wir haben es jetzt auf Oktober, November verschoben. Aber ich fürchte, dass auch das nichts werden wird. Ich denke, dass dieses Jahr gar nichts mehr stattfinden wird. Und deswegen hast du recht. Also ich habe viel Zeit. Ich habe viel Zeit zum Nachdenken und bin immer froh darüber, neue Wege zu beschreiten und neue Sachen zu machen. Also ich versuche erst mal im Großen und Ganzen, das alles positiv zu sehen. Natürlich nervt es, dass du gerade eben nicht unterwegs sein kannst, dass das, was wir am liebsten machen, was wir seit 30 Jahren machen, auf Bühnen des Landes irgendwie einen guten Eindruck und Musik machen und mit der Hüfte wackeln und eine gute Zeit haben, dass das eben alles gerade nicht geht. Aber dafür gehen andere Türen auf. Und ich hoffe, dass das eine Tür ist, die gerade aufgeht, die uns beide noch eine Weile beschäftigen wird.
Joel Kaczmarek: Ja, hast du absolut recht. Vielleicht können wir mal beginnen, indem ich auch mal so ein Stück weit erzähle, wie ich mich dem genähert habe und dann möchte ich mal nachvollziehen, was dich motiviert. Weil ich glaube, für so einen Hörer ist ja auch mal interessant, was machen die beiden Onkels da und warum eigentlich? und was darf ich erwarten? Mein Beginn war eigentlich ganz lustig. Ich bin über eine gemeinsame Bekannte mit dem Jan Müller zusammengekommen. Und Jan wird bei uns auch Gast sein, der ist Bassist bei einer sehr schönen Band namens Tokotronic. Von dir glaube ich auch sehr geschätzt, oder?
Sebastian Krumbiegel: Ja, unbedingt.
Joel Kaczmarek: Und ein unglaublich, wirklich unfassbar netter Mensch, also so einer der Nettesten, glaube ich, den ich kenne, liebenswürdig, sanft, also wirklich ein Feingeist und auch sehr intellektuell. Und wir haben lange uns darüber unterhalten, ob wir zusammen einen Podcast machen. Und er hat dann am Ende des Tages sich dazu entschieden, das mit 4000 Hertz zu machen, was mich wirklich tief geschmerzt hat auf der einen Seite. Auf der anderen Seite habe ich hinterher die Beobachtung gehabt, das hat für ihn ganz toll gepasst. Und dann ist mir das immer, ist die Freude viel größer, dass er für sich was Passendes gefunden hat, als der Schmerz, dass wir nichts machen. Weil man sieht sich immer zweimal. Der wird heute auch hier sein. Das heißt, ihr dürft euch bitte auch auf eine Folge von ihm freuen. Und mit ihm habe ich dann auch mal so ganz viel, ich habe so Blut geleckt. Das heißt, ich habe so gemerkt, okay, weil ich habe mit Jan ganz viel zusammengesessen und er hatte mir so Sachen erzählt, da gingen so Welten auf. Und da hoffe ich auch bei dir drauf, oder ist jetzt schon so in den Vorgesprächen, dass man da ganz viel mitnimmt, weil der saß dann so da und hat mir von seinen Mischern erzählt und von seinen Verlagen und irgendwie seinem Label. Und da habe ich gesagt, hä, was ist der Unterschied zwischen Verlag und Label? Erklär mal, ja. Also diese Mechaniken, die in dieser Kunstwelt stecken, die sind irgendwie so ganz eigen.
Sebastian Krumbiegel: Ja, und die sich vor allem gerade auch total verändern durch die Digitalisierung, ja.
Joel Kaczmarek: Ja, und ich habe dann mit ihm darüber geredet und gesagt, ich würde eigentlich gerne irgendwie was machen, lass uns doch mal ein Podcast-Format machen in die Richtung Digitalisierung der Kunst, Kommerzialisierung und so. Und es war ganz lustig, was dann für Filme anging auf beiden Seiten. Ich habe zu ihm gesagt, was passiert denn da bei euch? Du wirst so richtig Schwierigkeiten haben, Leute zu finden, die da viel zu sagen können, weil ganz viele Künstler haben irgendwie auch Berührungsängste vor sowas wie YouTube, wie Spotify, wie Netflix und so. Ganz viele machen sich auch um Commerz gar keine Gedanken. In meinem Eck ist es sogar noch schlimmer, da ist Commerz sogar irgendwie verpönt. Da werden wir ihn nachher auch mal darauf ansprechen, wenn wir unseren Podcast mit ihm aufzeichnen. Also so bin ich irgendwie dazu gekommen. Und dann habe ich mich ganz lange umgeguckt und gedacht, mit wem kannst du das machen? Weil ich habe mir durchaus auch mal blutige Nasen geholt. Ich habe einen Freund, der macht so Promi-Vermarktung und da habe ich gesagt, wie siehst denn du das? Und dann kam er, der wird nicht mitmachen, der wird nicht mitmachen, ach nee und mhm. Wir haben auch mal ein paar Leute angefragt und so vorgefühlt und dann meistens das Thema Zeit. Also eigentlich hatten die alle immer Lust auf die Sache, aber Zeit hat ganz oft nicht gepasst.
Sebastian Krumbiegel: Das glaube ich ja nicht übrigens. Also ich denke ja, wenn man was will, also der alte Spruch, Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich. Und ich glaube wirklich, wenn du auf irgendwas Bock hast, machst du das, gerade als Künstler. Und für mich war es wirklich so, ich habe gedacht, hey, das klingt alles spannend und natürlich steht und fällt das für mich immer mit dem persönlichen Ding. Und wir haben viel telefoniert, wir haben Also wir beide und haben gemerkt, hey geil, da ist irgendwie eine Wellenlänge da. Und für mich ist es einfach, wie ich es eben schon gesagt habe, eine neue Tür, die aufgeht und einfach ist es spannend. Und ich glaube, das Schöne an unserem Leben, das wir haben als Künstler, wenn man das mal so hochtrabend sagt, ist, dass wir frei sind in dem, was wir tun können und auch in dem, was wir lassen können. Und wenn ich Bock auf was habe, versuche ich das durchzuziehen. Und ich habe gerade Bock drauf und deswegen glaube ich, dass das schick wird.
Joel Kaczmarek: Ja und ich muss sagen, deswegen habe ich natürlich eine Abstimmung mit dir, wir waren uns da beide einig, aber deswegen habe ich, was für mich eine Herzensangelegenheit, auch Jan als einen der ersten Gäste hier zu haben oder sogar den ersten im Interviewen, außer uns selber jetzt, weil er mir dich vorgestellt hat und ich so das Gefühl hatte, wow, da finden irgendwie, du hast irgendwie so einen coolen Satz gesagt, manchmal ist man auf Umlaufbahnen im Leben und dann treffen die sich, ich glaube so in der Art hast du das mal formuliert. Ja. Und da habe ich das Gefühl, dass wir so beide, also uns geht es beiden viel um Haltung, ja, ich glaube, das wird auch was sein, was bei uns hier in den Folgen eine Rolle spielen wird, wenn wir unsere Influencerin haben, wenn wir zum Beispiel mal sagen, welche Haltung habt ihr irgendwie zu Schönheit, welche Haltung habt ihr zu Werten und wie nehmt ihr Verantwortung wahr, solche Geschichten, also das sind so, um mal so eine erste Zielsetzung zu formulieren, für mich wäre das eines der Ziele, zu sagen, okay, welche Haltung verbindet sich mit den Dingen? und dann auch mal so hinter die Kulissen gucken, wie arbeitet ihr eigentlich, das sind so zwei meiner Elemente. Was kriegt dich denn daran?
Sebastian Krumbiegel: Erst mal, Jan habe ich kennengelernt, ich weiß gar nicht, wie lange das jetzt her ist, aber Bernd Begemann, ein Hamburger Künstler, den ich sehr schätze, der hatte 50. Geburtstag und ich glaube, das ist jetzt, ich müsste jetzt lügen, sechs, sieben, acht Jahre her und da war ich nach Hamburg eingeladen über meinen Label und über meine Partner in Hamburg, das ist Tapete Records, ein kleines Indie-Label und da habe ich verschiedene Leute kennengelernt und war eigentlich der Einzige, der nicht in dieser Hamburger Szene drin war. Da waren so von fettes Brot waren Leute da. Die Sterne waren da, Begemann selbst und eben auch Jan war da. Und wir hatten uns kennengelernt und haben gemerkt, hey, wir können ja was miteinander anstellen. Und ich glaube, das ist am Ende immer für mich, das klingt jetzt ein bisschen egoistisch, ist es schon Lustprinzip. Habe ich auf irgendwas Bock? Macht mir irgendwas Spaß? Kann ich mir vorstellen, dass mich irgendwas kickt? Also mich hat die Begegnung mit ihm erstmal gekickt und als er mich jetzt anrief oder anschrieb und sagte, hey, ich habe hier so eine Idee und kann ich dir die mal vorstellen und der hat da was vor, habe ich gedacht, yes, auf jeden Fall. Und natürlich auch deswegen, weil wir gerade im Ausnahmezustand sind und weil wir uns gegen das Virus positionieren.
Joel Kaczmarek: Super spannend, geht mir genauso. Also es ist lustig, manchmal trifft man sich am Leben und das passt irgendwie.
Sebastian Krumbiegel: Ja, weil du das sagtest mit den Umlaufbahnen. Das klingt sehr pathetisch, aber ich glaube wirklich, man trifft manchmal Leute und merkt dann irgendwie, hey, der kommt zwar aus einer völlig anderen Welt, aber du hast so viele Schnittmengen und du hast dieselbe Umlaufbahn, auf der du dich irgendwie bewegst. Und das können Leute sein, die aus völlig anderen Genres kommen, die aus völlig anderen Welten kommen, aber am Ende ist es das Was verbindet dich, ob das jetzt Werte sind oder ob das von mir aus auch ein gewisses Humorverständnis ist oder sonst was. Also für mich ist so ein Grundding, ich versuche prinzipiell nach Gemeinsamkeiten zu suchen und nicht nach Unterschieden. Das ist für mich so ein Grundding. Natürlich kannst du immer nach Unterschieden versuchen zu suchen und kannst immer sagen, du bist anders als ich, deswegen finde ich dich irgendwie ganz schön bescheuert. Du kannst aber auch sagen, hey Wir haben hier echt jede Menge Schnittmengen und können versuchen, was miteinander anzustellen. Und man muss auch, wenn man sich auf jemanden einlässt und man erst mal sich öffnet und sich auf jemanden einlässt, kann man ja auch merken, war vielleicht doch irgendwie nicht so eine gute Idee. Und da muss man dann auch nicht unbedingt Arschloch sein und sagen, verpiss dich aus meinem Leben, sondern man kann einfach sagen, du, war vielleicht gar nicht so eine gute Idee und ich muss hier gerade mal weiter und muss woanders hin. Und wie gesagt, ich lasse mich treiben und am Ende ist es wirklich Lustprinzip, weswegen ich diese Sachen mache.
Joel Kaczmarek: Ja, ich glaube, es ist ja auch so in der Konflikttheorie so ein Thema, dass man, ich habe es bei Star Trek lustigerweise gesehen, da ging es genau so, so kriegerische Völker.
Sebastian Krumbiegel: Bist du Star Trek-Fan? Bin ich auch. Siehst du, schon wieder, ja. Unendliche Weiten.
Joel Kaczmarek: Ja, die Führungsperson meines Herzens ist Catherine Janeway, wo ich denke, wenn ich mir eine Führungskraft designen könnte, so in so einem Drucker, in so einer D-Drucker, wäre das die, so diese Haltung und so, großartig.
Sebastian Krumbiegel: Aber Ich bin ja so oldschool, eigentlich next generation, also PK, es gibt ja jetzt die neue Folge, die heißt PK, also die neue Staffel und hab das mir alles reingezogen und hab am Anfang gedacht, Mensch, geht nicht so ganz ran, aber hat dann irgendwann doch Fahrt aufgenommen. und ich bin jetzt, ich bin da Fan von und finde gerade auch übrigens, bei denen geht es ja auch extrem um Haltung, also Der Gedanke, in die Welt rauszufliegen und erstmal sozusagen den humanistischen Gedanken zu haben, sich einerseits nicht einzumischen und Leute leben zu lassen und eben andere Spezies leben zu lassen, aber trotzdem am Ende sozusagen den Grundgedanken, ja, Humanismus, Humanität, das ist vielleicht auch falsch, weil es sind ja nicht alles Humanoide, aber eben die gegenseitige Achtung und eben der Grundgedanke von Gene Roddenberry, dem Macher, da stehe ich drauf.
Joel Kaczmarek: Ja, mir ging das auch so. Lustigerweise ging mir genau wie dir. Ich habe die bei Staffel 1 angefangen, weil ich kenne das noch als Kind. Dann hast du mal irgendwie da eine Folge gesehen, da eine Folge. Ich war erstmal ein bisschen irritiert, wie unfreundlich der ist. Der ist so ein bisschen Barsch. Aber man merkt auch so dieses Charisma irgendwie. Und dann im Kontrast dieser Amazon-Serie, von der du gerade redest. Ich gebe dir recht, die ist am Anfang sehr slow. Und dann, wenn du die auch nur im Wochentakt sehen kannst, weil Amazon die dir stückelt, dann ist das nochmal entschleunigend. Aber du hast recht, da steckt sehr, sehr viel Haltung drin und dieses mit der ersten Direktive sich nicht einmischen ist eigentlich interessant. Stimmt, lustig.
Sebastian Krumbiegel: Und er mag keine Kinder.
Joel Kaczmarek: Ja, komisch, ne? Magst du auch nicht? Du hast doch zwei.
Sebastian Krumbiegel: Doch, doch, doch. Also ich mag Kinder natürlich, logischerweise. Und ich glaube, dass er, ja, ich glaube, er, er, er, es ist auch ein bisschen… Er kokettiert damit, glaube ich, ein bisschen.
Joel Kaczmarek: Hast du, glaube ich, recht. Aber es ist eine lustige Brücke, weil so wie das eine Reise in die Vergangenheit für mich war, ist auch generell der Austausch mit dir eine gewesen. Was ich beobachtet habe, und das fand ich sehr faszinierend, war die latente Bekanntheit, die du bei gefühlt fast jedem hast. Also ich bin manchmal auf Leute zugegangen und habe gesagt, ich mache jetzt so einen Podcast mit einem hier, dem Sebastian Krumbiegel von den Prinzen. Deine Generation kennt den bestimmt nicht mehr, aber bei mir und ich konnte gar nicht ausreden, dann sagen die, doch, doch, das habe ich auch gehört als Kind und als Jugendlicher oder meine Kinder hören das und so weiter und es ist faszinierend, finde ich, wie viele Berührungspunkte, also wie viele Menschen du berührst auf so ganz unterschiedliche Art und Weise und das, also faszinierenderweise, ich glaube, ich polarisiere durchaus auch mal, aber bei dir immer sehr, sehr positiv aufgeladen, habe ich so den Eindruck.
Sebastian Krumbiegel: Wir polarisieren schon auch. Also logischerweise, weil wir uns immer auch in irgendeiner Weise, sind wir wieder bei Haltung, politisch auch geäußert haben. Und da muss man auch aufpassen, dass man es nicht übertreibt, dass man nicht missioniert, dass man nicht irgendwie versucht zu belehren. Aber für mich war klar immer, dass wir irgendwie so einen Kompass im Leben haben oder auch in der Kunst oder auch in der Unterhaltung haben. Für mich war immer klar, dass das Wort Haltung in Unterhaltung drin steckt. Und dass ich das auch von Anfang an immer so praktiziert habe. Also die ersten Texte, die ich geschrieben habe, noch zu DDR-Zeiten, irgendwie Mitte der 80er Jahre, das waren immer schon irgendwie auch Dinge, die sich mit gesellschaftlichen Sachen auseinandergesetzt haben. Für mich war es immer wichtig, mehr zu singen als nur über Liebe, Triebe und Herz und Schmerz. Und ich glaube, dass das das Ding ist, also natürlich das immer gemischt mit Humor, das finde ich auch ganz wichtig, dass du dadurch eben nicht in die Falle gerät, den Bono-Effekt zu haben sozusagen, den Prediger-Missionar-Effekt. Und ich glaube, dass das das Ding ist, weswegen wir eben zurzeit immer noch bei allen möglichen Generationen einen Stein im Brett haben. Also der Witz ist ja der, wenn ich heute Leute treffe, es ist gerade jetzt vor zwei, drei Tagen so gegangen, ich fahre mit dem Fahrrad durch Leipzig, gehe in irgendeinen Supermarkt und da kommen so drei Typen an, die sind vielleicht 18, 19, 20 oder so, Und sagt, ey, du bist doch hier der und dann fingen die voll an rumzukolten und so. Hey, komm, Selfie machen. und meine Mutter hat das gehört und wir hören das auch und wir hören das immer noch und es ist total geil. Und da freue ich mich natürlich wahnsinnig drüber und ich glaube, das hat viel damit zu tun, dass Annette Humpe, unsere damalige Produzentin, gerade bei den ersten Platten immer darauf geachtet hat, dass wir eine gewisse Kinderkompatibilität haben. schwieriges Wort, haben, ohne jetzt da hinterher zu rennen. Aber einfach zu sagen, hey, ein Kind kann ein Lied auf eine ganz andere, unschuldige Art hören, wo vielleicht noch eine zweite Ebene drin ist, was das Kind dann erst als Erwachsener checkt. Kriege ich oft zu hören irgendwie. Und wenn du ihn ganz lieb anschaust, dann holt er die Laterne raus. Hab ich als Kind immer gedacht, ja geil, die Laterne. Und später habe ich gemerkt, ups, da ist ja noch eine zweite Ebene drin und habe das irgendwie verstanden. Und ich glaube, dass das das Ding ist, weswegen heute eben alle Generationen mit uns was anfangen können.
Joel Kaczmarek: Also ich muss dazu sagen, mein Vater ist so gefühlt 68er-Generation, also der ist 53 geboren, aber der könnte wie du so ein Rolling-Stones-T-Shirt tragen, der kifft auch mal gerne ein, das ist so ein rockiger Typ. Und da bin ich zu ihm hingegangen, der kam gestern mich besuchen im Büro. und dann sag ich so, Jörg, sag mal, ich warte eigentlich die ganze Zeit darauf, dass du mich irgendwie verarschst, dass irgendwie mal ein Ossi-Witz kommt, dass du mal irgendwie was über den Prinzen erzählst, ist ja gar nicht, wie findest du denn den so? Ja, nee, fand ich eigentlich auch ganz gut. Also früher ein bisschen mehr als heute, heute bin ich da vielleicht, nee, nee, ist schon okay. Für meinen Vater ist das schon Ritterschlag.
Sebastian Krumbiegel: Hammergeil, ja. Ja, grüß ihn mal.
Joel Kaczmarek: Also, das ist lustig. Aber jetzt habe ich mal eine kleine Brücke. Und zwar hast du mir ja sogar ein Lied empfohlen von Danger Dan, den ich durch dich entdeckt habe, wo es wirklich cooles Zeugs gibt.
Sebastian Krumbiegel: Antilopengang.
Joel Kaczmarek: Ja, in der Tat. Der hat ein Lied geschrieben, das nennt sich Die Prinzentragödie. So, und Ich mag, der hat eine unglaublich schöne Melodiosität, also ich höre das irgendwie echt gerne, weil der trifft irgendwie so einen angenehmen Ton, irgendeine Schwingung, die ich gut finde. Mein Sohn sagt immer schon, Papa, nicht wieder, oh Sebastian, weil er immer singt, oh Sebastian, oh Sebastian, mit 14 habe ich dich geliebt, aber heute, das gebe ich ganz offen zu, bist du nicht mehr so richtig mein Typ. Und dann hat er eine Passage, wo er singt, manchmal bezweifle ich, ob sie je Prinzen waren, denn sonst wären sie heute ja Könige. Und dann gibt es von dir eine Passage, da singst du dann wirklich, deswegen fand ich das geil, weil wenn ich eins liebe, das ist für mich die höchste Kunst der Demut, glaube ich, Selbstironie. Da gehst du dann hin und sinngemäß sagst du, Danger Dan, du hast ja recht, wie konnte das nur geschehen? Du hättest den Fehler gemacht, du hast das Lied, man muss ein Schwein sein, wörtlich interpretiert und optisch umgesetzt.
Sebastian Krumbiegel: Ja.
Joel Kaczmarek: Wo ich dachte, wie arschcool ist das denn, dass man über sich selber sagt.
Sebastian Krumbiegel: Ja, ich muss dazu sagen, Daniel, also Danger Dan, hat das Lied geschrieben, bevor wir uns kannten. Er hat das irgendwie an seinem Geburtstag am 1. Juni vor mittlerweile, glaube ich, drei Jahren geschrieben. Und ich habe, ohne das zu wissen, logischerweise, weil es war ja noch nicht veröffentlicht, habe ich die Antilopen-Gang gestalkt im Netz und habe irgendwie über alle Kanäle die beballert und habe gesagt, hey, ich finde eure Sachen cool und Wird euch gerne mal kennenlernen. Und dann habe ich die irgendwann besucht. Genau, als die in Leipzig gespielt haben, war ich selbst unterwegs und konnte da nicht hingehen. Habe die besucht in Heidelberg und habe mich mit allen dreien lange unterhalten und wir haben gemerkt, es war wieder der Umlaufbahneffekt da, dass wir wirklich viele Schnittmengen hatten und dass wir geplaudert haben und wirklich gesprüht haben ohne Ende. Und irgendwann sagten die anderen beiden, also Kolja und sein Bruder Panikpanzer, na komm Daniel, spiel es mir doch mal vor und zeig es mir doch mal. Und er hatte mir vorher schon gesagt, hey, hat dir schon mal irgendjemand was gesteckt? Hat dir irgendjemand was verraten? Ich wusste überhaupt nicht, worüber er redet und habe gesagt, nee, keine Ahnung. Und dann gingen wir da Backstage und dann spielte er mir seine Strophe und den Refrain eben vor. Und er vor allem war ein bisschen aufgeregt, wie ich darauf reagiere, ob ich das sozusagen cool finde oder ob ich irgendwie beleidigt bin. Und Selbstironie ist ja auch eine Waffe, muss man ja ganz klar sagen. Und wenn man irgendwie Ja, wenn man in irgendeiner Weise Dinge hat, die vielleicht nicht so cool sind und mit denen offensiv umgeht, kommt man damit auf jeden Fall besser klar. Und natürlich hat er gesagt, hey, der Krumbiegel ist ja echt ganz schön fett geworden und der sah früher ja irgendwie vielleicht mal ganz schnucklig aus, aber so wie der jetzt aussieht, ist irgendwie echt, also du bist heute nicht mehr so richtig mein Typ. Und da habe ich zu ihm gesagt spontan, hey, das finde ich echt cool und ich mache da eine Strophe zu. Und dann sind wir ins Studio gegangen hier in Berlin und haben dann das eben aufgenommen und und haben das ganze Ding dann im Lido in Berlin, ein halbes Jahr später, premiärenmäßig zu der Record-Release-Party seiner Platte aufgeführt. Und da war ich tierisch aufgeregt, wirklich, weil der ganze Laden war voll mit jungen, schönen, klugen, intelligenten Antilopen-Gang und Danger Dan-Fans. Und ich hab gedacht, mal gucken, wie die mich jetzt aufnehmen. Und das war dann wieder das Phänomen. Es war, genau, es war sein Geburtstag. Es war ein Jahr oder zwei Jahre, nachdem er das Lied geschrieben hat, ein Jahr, nachdem er das Lied geschrieben hatte, Und er sagte dann auf der Bühne, nachdem wir das Lied gesungen hatten, hey Sebastian, jetzt sing doch mal irgendwie mir ein Ständchen, ich habe heute Geburtstag und ich wünsche mir jetzt irgendein Prinzenlied. Und dann habe ich, neulich bin ich mit 120 auf meinem Fahrrad rumgefahren, unser Fahrradlied gesungen und der ganze Saal hat mitgesungen. Und da habe ich gedacht, wie geil ist das denn irgendwie? Du warst tierisch angespannt und hast gedacht, wie nimmt dich dieses Publikum auf? Und die Leute, ja, wenn du sie als Kinder gekriegt hast, hast du sie ein Leben lang. Und das ist für mich, das kannst du dir nicht schnitzen, das passiert irgendwie und da bin ich total dankbar, dass das so ist.
Joel Kaczmarek: Was ja meine Brücke bei der Frage war, ist mal mit dir nachzuzeichnen, was macht denn der eigentlich heute? Ist ja immer so die Frage. Wir haben früher mal sogar ein Format bei uns bei meinem alten Verlag gehabt, das war mal so, was wurde aus?
Sebastian Krumbiegel: Was macht eigentlich? Ist doch so eine Rubrik immer gewesen oder ist immer noch im Stern oder im Spiegel, glaube ich.
Joel Kaczmarek: Genau, das heißt, das fände ich halt auch mal spannend, mit dir darüber zu reden, weil das fragen sich bestimmt ganz viele. Was macht denn der Typ eigentlich, wenn er nicht gerade mit Joel hier irgendwie auf Popprince und Podcastpaps macht? Was geht in dem Leben vor? Und auch mal interessant, weil du ja selber gesagt hast, so digital verändert dein Geschäft, ist ja auch eine Businesskunst. Das heißt, wo seid ihr denn gerade mit eurer Band und was machst du so den lieben langen Tag?
Sebastian Krumbiegel: Ja, zurzeit ist es wie gesagt schwierig, weil eigentlich leben wir davon, live aufzutreten. Wie gesagt, gerade eigentlich auf Tour, alles verschoben oder verschoben hoffe ich. Also ich versuche kreativ zu sein. Wir bereiten eine neue Platte vor. Wir wollen jetzt im Herbst irgendwie die erste Single bringen und wollen dann Anfang nächsten Jahres das Album bringen mit wirklich zwölf neuen Songs und schreiben gerade mit unterschiedlichen Leuten außerhalb der Band zusammen Lieder. Also ich schreibe zum Beispiel gerade mit einem echt guten Kerl, aus Köln, Tobias Röger heißt der, der mich tierisch ankickt und mit dem ich irgendwie zur Zeit überzoome. Er sitzt an seinem Klavier in Köln, ich sitze an meinem Klavier in Leipzig und wir schreiben Songs. Und das funktioniert ernsthaft gut und ich bin da wirklich dankbar. Und es ist auch übrigens eine bewusste Entscheidung gewesen, mal über den Tellerrand rauszugucken und einfach neue Einflüsse von außen auf uns wirken zu lassen. Und mit neuen, mit anderen Leuten, mit frischen Leuten Musik zu machen und kreativ zu sein. Weil wir kennen uns alle miteinander seit unserer Kindheit. Ich kenne Tobias Künzel seit ich sieben Jahre alt bin. Also wirklich, ich bin jetzt 53 und wir kennen uns seit 1973. Und das ist schon irgendwie eine echt lange Zeit. Und das ist auch nicht immer nur cool, logischerweise gibt es Aufs und Abs und da merkst du irgendwie, wie du teilweise natürlich Schnittmengen hast und wie sich aber dann eben auch Schnittmengen verändern und wie du eben teilweise dich einfach persönlich in andere Richtungen entwickelst. Und ich meine das gar nicht so despektiert, ich meine das überhaupt nicht irgendwie doof, sondern ich glaube, dass das ganz normal ist, dass man sich eben verändert und dass der eine vielleicht in die Richtung geht und der andere in die Richtung. Erfahrung macht jeder irgendwie in seinem Leben, wenn er über alte Freundschaften nachdenkt. Und sowas zu pflegen und dann eben nach Gemeinsamkeiten zu suchen und nicht nach Unterschieden, sondern eben zu sagen, was verbindet uns, das ist wichtig. Aber dann auch sozusagen klug zu sein und zu sagen, hey, wir versuchen wirklich jetzt das Experiment zu machen, mit anderen Leuten den Prinzen eine neue Richtung zu geben, ohne den Kern zu verlieren. Also die, was macht uns aus, kann man jetzt irgendwie versuchen zu analysieren, bin ich eigentlich nie der Freund von, ich versuche immer das zu machen, was ich eigentlich gern machen will, aber am Ende macht uns natürlich der Gesang aus und am Ende macht uns auch eine Art von Humor aus und am Ende macht uns dass wir eine Haltung haben, vielleicht auch aus. Und zurzeit neue Songs zu schreiben, das treibt mich zurzeit um und da bin ich, glaube ich, ganz gut dabei. Nebenbei mache ich Sport übrigens, weil wir jetzt wieder bei O Sebastian O Sebastian sind. Also freue ich mich auch, dass das irgendwie Früchte trägt und fahre exzessiv Fahrrad und versuche mich ein bisschen gesünder zu ernähren, weil wir wollen echt nochmal an die Glocke hauen. Ich glaube, das wird uns gelingen.
Joel Kaczmarek: Ich werde dich dabei unterstützen, weil mich freut das, wenn jetzt nächstes Jahr 30 Jahre dann wahrscheinlich anstehen.
Sebastian Krumbiegel: 30.000 Jahre die Prinzen, sage ich immer gern.
Joel Kaczmarek: Da unterstütze ich dich sehr gerne und ich melde den Wunsch an, mit dir auch mal was zu schreiben. Also ich kann Musik nicht schreiben, aber ich kann Texte, ich kann gut Texten.
Sebastian Krumbiegel: Hey, dann lass uns das machen. Wer weiß, wo uns das hinführt.
Joel Kaczmarek: Dann schreiben wir uns hier so ein eigenes Podcast-Intro oder so.
Sebastian Krumbiegel: Genau, habe ich übrigens auch schon gedacht, wir müssen das musikalisch noch irgendwie machen. Also ich höre ja viele Podcasts, also ich finde, es ist ja immer Musik auch dabei. Was weiß ich hier, Fest und Flauschig, Schulz und Böhmermann, geiles Intro, aber auch Jan Müller, auch ein geiles Intro irgendwie, finde ich auch irgendwie cool. Und da muss man irgendwie gucken, wie man da irgendwie, ja, müssen wir uns was einfallen lassen.
Joel Kaczmarek: Aber das muss man ja auch mal sagen, das ist ja vielleicht auch für viele, uns hören ja auch viele Unternehmer, und für die ist es wahrscheinlich auch interessant, weil was du gerade gesagt hast, wenn man 30 Jahre miteinander zusammen ist, Prioritäten ändern sich. Ich finde, ich beobachte das ganz oft im Leben, ich habe das bei Freunden früher gehabt, wenn ich studiert habe und die anderen beim Bund waren, da hast du keine Schnittmenge mehr gehabt. Auf einmal, wenn der mir erzählt hat, er hat gerade Biwak gemacht und musste irgendwie dunkle Schokolade essen, damit er drei Tage nicht aufs Klo muss, da saß ich so da und dachte, was ist denn mit dir los, was ist denn in deiner Lebenswelt gerade, ja? Während der wahrscheinlich dachte so, okay, deine dritte Studienarbeit interessiert mich jetzt auch nicht, die Bohne. Das ist mal so als eine Geschichte, das passiert immer wieder im Leben. Du kriegst irgendwie Kinder, Leute ohne Kinder können es nicht verstehen. Heirat, Scheidung.
Sebastian Krumbiegel: Genau, erste Freundin ist schon mal das erste Ding. Die erste Freundschaft wird total auf die Probe gestellt, sobald der eine sich verliebt. Dann bist du eifersüchtig und das kenne ich alles. Ich glaube, das kennt jeder.
Joel Kaczmarek: Und wie habt ihr das geschafft, über 30 Jahre euch zusammenzuhalten und nicht in Streit, selbst die Beatles haben sich irgendwann verstritten.
Sebastian Krumbiegel: Ich glaube, das Wichtige ist, oder ein Geheimrezept, was eigentlich gar kein Geheimrezept ist, ich glaube, sehr wichtig ist, sich auch in Ruhe zu lassen und das zu wissen. Wenn du irgendwie ein halbes Jahr auf Tour warst oder drei Monate, dann musst du danach erstmal irgendwie auch deiner eigenen Wege gehen. Und viele Leute draußen denken immer, Also ich höre das immer noch oft, dass wenn mich Leute irgendwie ansprechen draußen, ja, was machen eigentlich die anderen? Und ich sage, du ehrlich, die habe ich jetzt irgendwie seit drei Wochen nicht gesehen. Und bin da auch ganz froh drüber, dass wir einfach irgendwie bewusst uns voneinander Urlaub nehmen, dass wir ganz bewusst sagen, räumliche und auch allgemeine Trennung schafft dann wieder Lust aufeinander. Ich glaube, es gibt auch diesen, wie geht dieser Spruch irgendwie, getrennte Schlafzimmer regen das Sexleben an. Ja. Also in jeder Beziehung, ich glaube, dass da auch wirklich was Wahres dran ist und wenn man voneinander lässt, freut man sich wieder aufeinander. und das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt. und es war nicht immer alles eitel Sonnenschein, logischerweise, aber ich denke eben auch, eigentlich geht das draußen keinem was an, aber ich versuche trotzdem, ja, offen damit umzugehen und trage manchmal mein Herz mehr auf der Zunge, als mir selbst lieb ist.
Joel Kaczmarek: Aber ich glaube, das macht dich aus. Ich glaube, das reizt deine Haltung auch, dass es authentisch und echt ist.
Sebastian Krumbiegel: Das Geile ist ja, wir können ja, wenn ich Scheiß erzähle, können wir es rausschneiden. Stimmt.
Joel Kaczmarek: Dann mache ich mal irgendwie so ein Appressatape hier mit irgendwie die schlimmsten Takeouts.
Sebastian Krumbiegel: Genau, die Abgründe von.
Joel Kaczmarek: Die Abgründe der Prinzen exklusiv. Aber ich verstehe, was du meinst.
Sebastian Krumbiegel: Wir haben ja alle Abgründe. Entschuldige, dass ich unterbreche. Und ich glaube auch, dass es schon auch gut ist, teilweise darüber zu reden. Also auch über seine eigenen Abgründe, über seine eigenen Dämonen, über seinen eigenen Scheiß, den man hat in seinem Leben. Und ich glaube, dass einen das selbst stärker macht, wenn man darüber redet, dass das fast einen therapeutischen Effekt hat. Natürlich muss man aufpassen, dass man sich selbst und auch die Band nicht beschädigt. Aber ich habe da keine Angst vor.
Joel Kaczmarek: Ja, ich habe ja mal was zu dir gesagt in Vorbereitung auf unser Format, wo ich das Gefühl hatte, das ist eigentlich eine unserer größten Schnittmengen. Wenn man sich wünscht, dass Leute sich einem öffnen, muss man sich auch selber öffnen. Und ich mache das aber gar nicht aus Kalkül, sondern bei mir ist das immer so, für mich ist das so, wie du eigentlich gerade gesagt hast, Selbstverarbeitung. Ich habe zum Beispiel, ich habe mich jetzt mit einer Mitarbeiterin mal gestritten so ein bisschen und dann fragen mich die anderen, dann rede ich mit denen darüber und dann sage ich hinterher zu denen, du, aber das ist überhaupt nicht als lästern gemeint, sondern es ist für mich Verarbeitung. Alles, was ich dir sage, sage ich ihr auch genauso und vice versa. Und das habe ich auf ganz vielen Ebenen, dass ich über Dinge rede, wo manche Leute sagen, bist du bescheuert? Was erzählst du denn da? Du kannst doch nicht hier irgendwie demjenigen genau erzählen, wie viel Kohle du damit verdienst und wie du das machst. Und ich sage, ja, wieso? Also Also erstens, eine Sache, die ich gelernt habe, ist, Ideen sind nichts wert, sondern immer nur Umsetzung. Zweitens, die kriegen es so oder so hin und warum mache ich es nicht partnerschaftlich? Ich hätte auch Jan Müllerstein in den Weg legen können für seinen Podcast, warum soll ich das tun? Ich freue mich, wenn es dem gut geht, ja, also das ist so ein, das mag ich bei Startups so ein bisschen, die haben so eine Gebermentalität, ohne zu fragen, wenn ich irgendwie auf Konzerne, es gibt so ein goldenes Wort bei uns, Intro. Intro heißt, ich stelle dir jemand anderen vor. Ich habe es einmal gehabt, da hatte ich früher in meinem alten Magazin, da hat mir irgendjemand was geschrieben und da habe ich gesagt, nee, kann ich dir nicht helfen, ich kenne da wen, den so und so, sonst soll ich dir mal ein Intro machen. Dann antwortet er mir, was ist denn das, dieses Intro und kostet das Geld? Und ich sage, es kostet kein Geld. Bei manchen kostet das Geld bei mir nicht. Das heißt, ich stelle dir den vor. Warum machst du denn das? Weil es mich freut, wenn ihr weiterkommt.
Sebastian Krumbiegel: Du hast es ja vorhin selbst gesagt, was Jan Müller betrifft. Also man trifft sich immer mehrmals im Leben. Und ich glaube, dass es wirklich so ist, dass du, also ich will das gar nicht so hochtrabend sagen, dass alles Karma ist. Aber ich glaube schon, wenn du dich Leuten öffnest und wenn du eben nicht immer daran denkst, was habe ich denn eigentlich davon, was habe ich denn eigentlich davon, dass du das irgendwie zurückkriegst. Dass du auch Was weiß ich? Also nicht nur kritische Sachen, die du Leuten erzählst, sondern auch Freundlichkeiten. Also ich versuche das in letzter Zeit sehr bewusst, eine Art Freundlichkeitsoffensive zu starten. Auch Leuten gegenüber, die ich gar nicht kenne. Wenn ich jetzt irgendwie an der Tanke bin oder wenn ich im Supermarkt bin, einfach mal noch einen freundlichen Spruch mehr zu machen und vielleicht gerade auch zu jemandem. der oder die da an der Kasse sitzt und die gerade total zerknirscht aussieht und irgendwie unfreundlich ist und dann eben zu sagen, hey, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und irgendwie ein netter Spruch. Und dann merkst du, zack, die Mundwinkel gehen hoch und das ist so ein Win-Win-Ding, das dir selbst tierisch was bringt, dass du da rausgehst und sagst, hey geil, ich fühle mich jetzt besser, weil ich war freundlich und habe die Freundlichkeit zurückgekriegt. Und das ist, glaube ich, am Ende, Auch so eine Art egoistisches Ding.
Joel Kaczmarek: Ja, what goes around comes around, sagt der Engländer.
Sebastian Krumbiegel: Oder wie man in den Wald hineinruft und so weiter. Das ist ja dasselbe.
Joel Kaczmarek: Stimmt, kann man ein bisschen deutsch werden. Das freut mich. In meiner Branche ist man sehr englisch. So, aber jetzt mal vielleicht nochmal auf unser Thema zurückkommt. Ich bin ja so ein bisschen der Digitalonkel, du bist der Kunstonkel. So verpacke ich uns jetzt mal. Wobei wir uns beide, glaube ich, überschneiden. Wir sind ja gar nicht so Sortenreinig.
Sebastian Krumbiegel: Ach, du hast vorhin nach Spotify und nach allem möglichen gefragt. Ich schweife ab, es tut mir leid. Ich unterbreche mich.
Joel Kaczmarek: Ne, mag ich ja auch gerne. Aber was ich jetzt lerne ist, du hast zum Beispiel vorhin schon so ein bisschen angedeutet, ihr verdient euer Geld zum Beispiel mit Konzerten, weil ganz viele Leute fragen sich, hat der Typ ausgesorgt, setzt er sich hin, GEMA schiebt ihm einen Scheck alle drei Monate rüber und der muss nichts mehr machen. Ich glaube, das ist fairerweise bei den wenigsten so. Ich kenne mich ja im Bereich Bücher so ein bisschen aus und da weiß ich, es gibt, glaube ich, 30 Leute in Deutschland oder so, die können von Büchern leben. Also Schätzing und Schalotting und so. Und die ganz viele andere schreiben und da passiert halt nichts. Die müssen halt andere Dinge tun. Das heißt, es fände ich mal interessant, mit dir schon mal ein bisschen ranzurobben. Wie ist das in der Musik? Also wie bestreitest du deinen Job? Was für ein Bouquet machst du? Bist du auch so jemand, der sagt, ich mache Konzerte, ich mache Lesungen, ich mache live dies, das, jenes? Wie tackerst du dir so deinen Job?
Sebastian Krumbiegel: Genau das, was du gerade sagst. Also ich habe ja auch ein Buch geschrieben vor drei Jahren, bin seit drei Jahren damit unterwegs und mache Lesungen, die ich allerdings eben auch musikalisch mache. Das ist sozusagen meine Nische, die ich mir gesucht habe, die wirklich auch gut funktioniert vor sehr kleinem Publikum, also irgendwie vor ja, teilweise wirklich in kleinen Cafés oder in kleinen Theatern vor, was weiß ich, 50 bis 250 Leute ungefähr. Viel größer darf es auch nicht sein, weil dann hast du die Intimität nicht mehr, die so ein Ding braucht. Und das ist für mich, glaube ich, ein Baustein, den ich für mich entdeckt habe, der mich befriedigt und mit dem ich nebenbei auch Geld verdiene. Und natürlich, hey, ausgesorgt, das ist, glaube ich, Quatsch. Also natürlich, wir haben echt viel Geld verdient Anfang der 90er Jahre. Und Und das ist jetzt auch wieder so ein Nähkästchen. Erzählst du sowas oder erzählst du sowas nicht? Man spricht über Geld nicht, der ganze Wahnsinn. Mir ist das ehrlich gesagt ziemlich egal. Also ich glaube, viele Leute denken, wir sind irgendwie alle millionenschwere, reiche Kerle. Sind wir nicht. Wir haben damals auch Fehler gemacht. Wir haben Geld investiert in irgendwelche Sachen, hatten irgendwelche Finanzberater, die uns gesagt haben Sie haben dieses Jahr so und so viel verdient, Sie werden doch nicht irgendwie die Hälfte Steuern zahlen. Seien Sie doch schlau und machen Sie doch das und das. Investieren Sie hier und hier und da und da. Und es war für uns natürlich auch als Ossis damals völlig ein neues Leben und völlig neue Regeln. Und wir haben dann gedacht, geil, jetzt kommt hier so ein smarter Typ an und dem vertraust du dann. Ja, Kacke. War eben irgendwie, hey, am Ende Lehrgeld und ich trauere dem auch wirklich nicht hinterher, muss ich ehrlich sagen. Ich bin ein Typ, glaube ich, der Ich werde immer irgendwas machen. Ich werde mich nie darauf verlassen, dass ich irgendwie in Anführungsstrichen ausgesorgt habe. Ich habe immer Bock, was Neues zu machen, neue Dinge zu tun. Von mir aus damit auch zu scheitern. Aber wenn ich es nicht mache, ärgere ich mich. Und das treibt mich an. Mein Motor war nie Kohle. Also natürlich ist es auch immer doof. Ich verdiene ganz gut. Und das muss ich ganz klar sagen. Wir sind die Prinzen. Wir kommen gut zurecht. Wir haben das Privileg, von dem, was wir machen, leben zu können. Aber wir sind keine Millionäre und brauche ich auch gar nicht. Ich muss mir nicht Gedanken machen, wenn ich abends weggehe, ob ich 50 Euro oder 150 Euro ausgebe. Und das reicht mir schon völlig. Ich brauche kein goldenes Auto und kein Schloss. Ich brauche irgendwie Freiheit. Und natürlich Brauchst du, um dich frei fühlen zu können, brauchst du erstmal eine gewisse auch finanzielle Grundlage, weil sonst bist du nicht frei. Wenn du aufs Amt gehen musst und dich irgendwie nackt machen musst, weil du irgendwie Unterstützung brauchst, ist das irgendwie für viele Leute, es ist kein schönes Gefühl, glaube ich. Und ich kenne Leute, denen gerade jetzt zu Corona-Zeiten, denen das so geht, also Kollegen und Freunde aus Leipzig, DJs, irgendwie Leute, die im Club arbeiten, Und die eben gesagt haben, ich war immer zu stolz dazu, das zu machen und mache es jetzt aber, weil mir nichts anderes übrig bleibt. Und das ist, wie es ist. Und hey, wer weiß, vielleicht geht es mir irgendwann auch mal so. Und du merkst jetzt, ich komme jetzt hier schon ins Stottern. Also ich glaube, ich werde immer irgendwas machen und werde immer in irgendeiner Weise im allerbesten Sinne meine Haut zu Markte tragen. Und damit eben auch Geld verdienen. Natürlich kannst du nie, nie sagen. Und wenn irgendjemand sagt, ey, der ist obdachlos und der lebt auf der Straße und der ist da selbst dran schuld. Fuck him, ey, das darf man nicht sagen, das kann dir selbst genauso gehen, dir kann alles zusammenbrechen, dir kann deine Frau wegrennen, du kannst deinen Job verlieren, eins ergibt das andere, dann verlierst du deine Wohnung. und dann, wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, das ist total überheblich, das so zu denken, man darf nie, nie sagen.
Joel Kaczmarek: Ich meine, ich staune manchmal ein bisschen, weil ich mal denke, es gibt ja so soziale Auffangmomente und habe den Eindruck, oft spielen Drogen eine Rolle bei solchen Schicksalen, aber ich gebe dir recht, eine gewisse Hybris ist da schon drin und man sollte auch irgendwie, ich meine, das ist ja so wie bei Jesus schon, der, der ohne Tadel werfe den ersten Stein oder wie das Zitat heißt. Ja, ja. Und ich sage mal so, um auch mal hier einen Striptease zu machen, weil du ja immer sagst, man darf auch mal ein bisschen sich nackig machen, bei mir war es auch so, ich musste glaube ich zweimal beim Amt antanzen. Das erste Mal nach meinem Studium, weil ich einfach irgendwie zwei, drei Monate gebraucht habe, um mich so zu finden. Ich war nie so einer, der 50 Praktika schon gemacht hatte und und und. Und das zweite Mal, glaube ich, so zwischen zwei Jobs. Und ich fand das auch hochgradig unangenehm. Also diese Situation, du gehst auf so ein Amt, kriegst Geld und wie du da behandelt wirst. Das Ganze, dieses Altpapier, auf dem die Kacke da gedruckt ist, ja, das ist so. Und wenn ich nie vergessen, dann haben die mir so einen Kurs aufgebürdet, nach dem Studium fairerweise. Muss man auch sagen, es gibt ja Arbeitslosengeld 1 und 2. 1, wenn du schon eingezahlt hast, 2, wenn noch nicht. Und nach dem Studium hattest du nicht eingezahlt. Also Alt 2, also Arsch vom Dienst. So, dann sitzt du da bei so einer Beraterin, guckst sie so an und denkst dir so, hm. Also man will ja nicht herablassend sein, aber man hat so den Eindruck, man weiß ein paar Sachen mehr im Leben schon zu diesem Zeitpunkt. Und dann hat die mir so einen Kurs aufgedrückt, ich schweife jetzt echt krass ab, aber mal als eine interessante Story darf ich auch mal sagen. Hat die mir so einen Kurs aufgedrückt, so ja, wie schreibe ich meinen Lebenslauf so sinngemäß, wie man sich richtig bewirbt. Und ich gucke die so an und denke, muss ich das machen, geht das nicht, kommen Sie mal gucken, was ich studiert habe und so. Ja nein, das muss sein, das ist Pflicht, ansonsten.
Sebastian Krumbiegel: Was hast du studiert?
Joel Kaczmarek: Ich habe Kommunikations- und Medienwissenschaft studiert.
Sebastian Krumbiegel: Na dann kannst du das natürlich.
Joel Kaczmarek: Ja und dann saß ich zwei Wochen in diesem fucking Kurs, ich fand es auch wieder witzig, das war so ein Sozialexperiment und ich weiß eine Situation, die fand ich extrem lustig, aber da kriegt man vielleicht auch mal mit, was dann sozusagen der Kontext ist, dann saßen wir da so, ich habe ja alles Zeugs immer schon in den ersten zehn Minuten fertig gehabt, so nach dem Motto und dann so, lass mich bloß in Ruhe, dann hacke ich auf meinen Laptop und mache auch welches anderes Zeug. Und dann kam der so, meine Damen und Herren, jetzt werden wir mal auf die Webseite focus.de gehen, dort gibt es einen Bewerbungsgesprächstest, weil manchmal gibt es auch so Assessment-Tests, wenn Sie beim Bewerbungsgespräch sind. Ich so, alles klar. Bitte gehen Sie jetzt auf Ihrem Computer auf focus.de slash Bewerbung. Ich so eingetakt, die Seite lädt schon längst, meldet sich neben mir so ein Mädel und sagt Wie schreibt man Fokus? Und dann denke ich so, mit C oder mit K? Mit F oder mit V? Und ich sitze so da und gucke die an und denke so, ach du Scheiße, was ist denn hier los? Da merkst du dann auch deine eigene Hybris. Da sitzt du dann und denkst so
Sebastian Krumbiegel: Aber das finde ich eben auch wieder wichtig, entschuldige, aber da muss man auch aufpassen, dass man das nicht irgendwie einfach jetzt verurteilt. Weil es ist nicht jeder gesegnet mit einer Bildung wie du und ich. Und das klingt jetzt auch wieder scheiße. Aber es ist am Ende wirklich so, hey, wenn du irgendeinen Weg einschlägst, das hat eine Menge damit zu tun, wo du herkommst, was deine ob du in deinem Elternhaus gefördert worden bist, ob du Eltern hattest, die dir am Ende Liebe gegeben haben, die dir am Ende Verständnis gegeben haben, die dich gefördert haben in dem, wo du hin wolltest oder wo die wollten, dass du hin willst. Und meine Eltern waren auch nicht begeistert, als ich gesagt habe, hey geil, ich will Musiker werden. Meine Eltern wollten immer irgendwie, dass ich irgendwie, keine Ahnung, irgendwas Akademisches mache. Und ich sage ja immer gern, ich bin Also auch, wenn ich jetzt mit jüngeren Leuten rede, ich bin am Ende Harlequin geworden. Das ist natürlich auch so ein bisschen, ja, ich tue mal so als ob, aber am Ende, was kann ich denn wirklich? Also ich kann natürlich, ich kann singen, habe ich in meiner Kindheit im Thomaner Chor gelernt, seit ich zehn Jahre alt bin, habe ich Johann Sebastian Bach gesungen, zwei Stunden am Tag und danach kannst du singen. Danach kann dir keiner mal irgendwas erzählen, singen oder irgendwie, wie geht denn das? Nö, das weißt du einfach, weil du es als Kind nebenbei wie eine zweite Fremdsprache gelernt hast. Und viel mehr kann ich aber nicht. Und das meine ich jetzt gar nicht irgendwie Fishing for Compliments mäßig, sondern du wächst natürlich mit deinen Aufgaben. Also ich habe vorhin von dem Buch erzählt, ich schweife jetzt auch ab. Wir haben Freunde aus Hamburg gesagt, hey, wir waren in deinem Konzert und in deinem Solo-Konzert und war zwar geil, aber du hast viel zu viel erzählt, du hast viel zu viel gelabert. und mach mal lieber mehr Musik und das, was du da erzählt hast, schreib das doch mal auf und mach ein Buch draus, wo ich zuerst gesagt habe, oh nee, das ist mir viel zu hoch, ich bin doch kein Autor. und nee, am Ende habe ich dann irgendwie in mein Handy, das wo ich auch saß und stand, irgendwie irgendwelche Sachen reingehämmert, die mir eben eingefallen sind. und Dann habe ich Freunde gehabt, eben die Hamburger Freunde von Tapete, die mir da eben geholfen haben, das zu ordnen, die mir geholfen haben, einen Deal mit dem Verlag zu kriegen. Da hatte ich das große Glück, eine Lektorin zu haben, die mich verstanden hat. Und am Ende ist dann, auf einmal bin ich Autor und hätte das auch niemals gedacht. Und das ist schon geil. Und am Ende, wie gesagt, ich habe es dir vorhin gesagt, ich versuche irgendwas zu machen und wenn ich was will, klingt das auch wieder ein bisschen überheblich, dann schaffe ich das auch. Und so bin ich erzogen und so versuche ich das hinzukriegen. Und andersrum gesagt, ich versuche gar nicht erst Sachen zu wollen, die ich mir nicht vorstellen kann oder die ich nicht weiß. Wenn mir jetzt jemand sagt, hey du, bei dir kann ich mir echt vorstellen, dass du eine geile Karriere als Turmspringer machst. Nee, natürlich Quatsch, also niemals.
Joel Kaczmarek: Naja, weißt du, das Ding ist, was man glaube ich auch oder was ich so aus dieser Geschichte vielleicht mitnehmen kann beim Arbeitsamtding, also lustigerweise lässt man ja auch mal seine eigene Schwäche da durchblicken, so diese Hybris, weil ich glaube, die größte Krankheit von Talent, die größte Gefahr ist immer Arroganz oder dieses vermeintliche, sich für was Besseres halten, das ist Merke ich immer, ganz vielen Leuten bemerke ich das, auch talentierten Unternehmern.
Sebastian Krumbiegel: Deswegen kam ich jetzt drauf, weil du hast gesagt, das Fokus mit F und V. Also man darf sich nicht für etwas Besseres halten. Und natürlich machen wir das alle trotzdem immer wieder.
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, das bricht sich auf eine Sache runter und ich glaube, die würde uns auch in unserem Format begleiten, das ist Bewertung. Also ich habe für mich festgestellt Ich glaube, ich war ein unglaublicher Kackvogel zu Schulzeiten, weil ich einfach total leistungsfixiert war. Mir war wichtig, ich muss meine Eins ziehen, weil da bist du auch mal wieder in der Historie. Eltern triezen dich, haben immer eingebläut, dein Zeugnis in der 10. und in der 13. muss gut sein, alles andere ist scheißegal. Ich habe irgendwie mehr Geld gekriegt als Belohnung, wenn ich eine Eins hatte, als eine Zwei, so in dem Stil. Ich bin da super dankbar für, don't get me wrong, aber was ich für mich mitgenommen habe, ist, dass man super stark in Bewertungsmatrizen abfällt, dass man so eine gewisse, ich meine fairerweise, ich habe wirklich immer zu der Leistungsspitze gehört, wenn ich meinem Fahrlehrer gesagt habe, was laberst du mich voll, ich kann auch mit einer Hand fahren, das stimmte schon halbwegs, aber es ist halt trotzdem vermessen. und was ich echt hart gelernt habe, ist das eine, jeder kann irgendwas, also jeder hat Talente. Und das Zweite ist, sich Bewertungsfreiheit einzuräumen,mal einen Schritt zurückzugehen und zu sagen,ich nehme Sachen, wie sie sind,und versuche gar nicht da zu sagen, ist das gut,ist das schlecht, ist das hoch, ist das niedrig. Die Alte weiß nicht, ob man Fokus mit F oder mit V schreibt. Okay, dafür ist das vielleicht eine Visagistin,die auf Hollywood-Niveau Leute schminken kann. Oder die, keine Ahnung, sportliche.
Sebastian Krumbiegel: Turmspringerin ist, ja.
Joel Kaczmarek: Von daher hast du mich schon wieder sozusagen bereichert. Ja.
Sebastian Krumbiegel: Naja, das ist, jeder kann irgendwas, das ist glaube ich wirklich der, das ist ein ganz kluger Satz und das versuche ich immer, also, was weiß ich, wenn ein Kind in der Schule irgendwie in Mathematik, oder ich kann ja von mir selbst reden, bei mir war es nie so, ich war nie gut in der Schule, also ich war gut in, Musik, ich war gut in Englisch und ich war gut in Deutsch. Das waren die Sachen, die mich interessiert haben. Englisch wollte ich gerne, also Musik sowieso. Englisch wollte ich, weil ich englische Musik gehört habe, wollte ich die Texte verstehen. Und Deutsch war eben, ja, ich habe teilweise die besten Aufsätze geschrieben und war aber in Naturwissenschaften, eigentlich überall in allen anderen Fächern. war ich schlecht, weil es mich nicht interessiert hat und weil ich irgendwie gesagt habe, wofür brauche ich den Scheiß denn mal? und natürlich ist das eigentlich Quatsch und natürlich kann ich das auch heute meinen Kindern nicht so sagen. oder hätte es meinen Kindern nicht so sagen können, weil wie gesagt, Harlequin und das war für mich irgendwie so ein Ding, ich wusste seit ich 15 bin, was ich machen will und dass ich Musik machen will und mein Meine Vorbilder waren irgendwie, was weiß ich, John Lennon, Freddie Mercury, Udo Lindenberg, Rio Reiser. Das war so das, wo ich gedacht habe, oh geil, das ist so mein Traum, da willst du irgendwann mal hin. Und deswegen habe ich gesagt, nö, ich brauche den anderen Scheiß nicht. Und ich habe mein Abitur zum Beispiel, und das klingt jetzt auch wieder so, Ja, Fishing for Compliments mäßig oder eben, hey geil, der Typ, der kann so einen geilen Scheiß erzählen. Ich bin aus dem Chor rausgeflogen, kurz vor Schluss, aus Disziplinengründen. Ich habe mein Abi irgendwie mit dem Prädikat bestanden, bestanden, also nicht mit gut, sehr gut, befriedigend oder irgendwie so, sondern, also ich hatte eben in Mathe eine 4 und gerade so übrigens, meine Mathelehrerin, ich hatte Vorzensur 4 und schriftliche 5. Und meine Mathelehrerin sagte, Sebastian, ich erspare uns beiden die Peinlichkeit einer mündlichen Prüfung. Ich gebe Ihnen die vier so. Da habe ich gedacht, ja, danke schön. Und natürlich hätte ich dir auch sagen können, ich lasse dich durchs Abi rauschen. Was mir vielleicht am Ende auch nicht geschadet hätte. Aber was
Joel Kaczmarek: Und bist du da rausgeflogen aus dem Kurs? Hast du verbrochen?
Sebastian Krumbiegel: Ach, das hat sich lange, lange aufgestaut irgendwie. Ich habe immer gerne irgendwelchen Scheiß gemacht. Und irgendwie eben auch gegen dieses gegen dieses verknöcherte und auch eben sehr christliche und sehr konservative, jetzt rückblickend kann ich das so sagen, versucht aufzubegehren. Klingt jetzt auch wieder so heavy. Aber hey, ich habe zum Beispiel, wenn der Chor da steht und singt irgendwas, dann singst du irgendeine Textveränderung, die nur die Leute, die um dich rumstehen, hören und die lachen sich kaputt. Und das merkt natürlich irgendwann der Kantor, der da vorne steht. Und so ein Chor wie der Thomanner Chor Leipzig funktioniert natürlich nur mit Unterordnung und auch mit einer Disziplin, die du einhalten musst, weil sonst geht das nicht. Also der Spruch war immer, wenn Sebastian Krumbiegel sich draußen daneben benimmt, dann war das für die Leute nicht Sebastian Krumbiegel, sondern war das für die Leute einer vom Thomanner Chor. Und das war immer so. das Grundding und das ist bei uns Tradition seit 1212 und das hat mich immer alles tierisch genervt. Und natürlich am Anfang war ich immer stolz drauf und fand das geil und hab irgendwie, hey, wir sind durch die Welt gereist und haben viel gesehen, haben Musik gelernt und bach, und das war irgendwie alles natürlich großartig, aber irgendwann, sobald du dann 14, 15, 16 bist, merkst du, es gibt noch was anderes. Und dann war sozusagen, ja, eben einfach das sich auflehnen oder irgendwie rebellisch irgendwie dagegen sein, das war sozusagen mein Sport.
Joel Kaczmarek: Weißt du, was ja die Ironie an der Geschichte ist? Dass ausgerechnet Krummi, Krumbiegel, der sich immer krumm gelegt hat, der sozusagen der Revoluzzer war, wahrscheinlich das größte Aushängeschild dieses Kurses. Das ist doch eigentlich lustig.
Sebastian Krumbiegel: Ja, also ich merke gerade auch, während ich das erzähle, das ist mir eigentlich fast auch ein bisschen wieder unangenehm, weil das klingt wieder alles so, hey, ich erzähle hier mal irgendwie so geile Scheiße aus meiner Jugend. Ich kann nur sagen, wie ich das empfunden habe und das ist übrigens auch so ein Ding, Jeder hat ja seine persönliche Wahrheit. Es gibt ja keine absolute Wahrheit. Das, was ich erzähle, mit jedem Mal mehr erzählen, schmücke ich es ein kleines bisschen mehr aus und es verändert sich wieder ein kleines bisschen mehr. Und viele Sachen, die ich erlebt habe, waren vielleicht ganz anders. Und ja, natürlich gefalle ich mir auch in der Rolle, sowas jetzt zu erzählen. Wenn du mir die Brücke baust, das zu sagen, ja geil, ich war immer dagegen und so. Hey, ich war bestimmt auch oft genug ein Duckmäuser und war feige und habe irgendwie Und Sachen eben, war nicht so cool, wie ich das gern sehe, aber erzähle das eben nicht so gern oder verdränge es auch übrigens. Jetzt trage ich gerade wieder mein Herz auf der Zunge, aber natürlich habe ich auch echt irgendwie Sachen gemacht, auf die ich nicht stolz bin und die ich dann nicht so gern erzähle.
Joel Kaczmarek: Naja, das ist ja eine schöne Brücke zu unserem Digital-Thema wiederum. Rollendarstellung. Also ein Element von digital ist ja zum Beispiel Social-Media-Profile. Also ich weiß, du bist bei Instagram, du bist bei Facebook.
Sebastian Krumbiegel: Bei Instagram bin ich total, also ich mache da ganz wenig. Alibier. Ja, wirklich. Ich habe das gemacht jetzt, ich habe das vor einem halben Jahr gemacht, weil ich da eine Single rausgebracht habe, alleine gerade. Und das war mir wichtig, das zu machen und es hat auch die Firma gesagt, die soll das machen, aber ich merke, es war irgendwie nicht mein Ding. Facebook ist so, sagen mir viele Leute heute, ja, machen ja nur alte Leute. Hey, okay, ja, mache ich. Fühle ich mich wohl, mit dem Format komme ich klar. Wer weiß, vielleicht lerne ich ja durch dich irgendwie dermaßen. Genau, TikTok und Instagram machen wir alles.
Joel Kaczmarek: Nein, aber ich meine, der Punkt ist ja, ich sitze auch hier gerade so da und denke so, ja super, jetzt hast du ja erzählt, wie du dich über ungebildete Menschen lustig gemacht hast zu irgendwie Nachstudienzeiten. Man schafft sich ja eine Rolle. Also ich merke, wenn ich digital auftrete, es ist nicht so, dass ich jetzt irgendwie hier meinen Cape irgendwie überschleife, bin irgendwie ein komplett anderer Mensch, sondern man zeigt natürlich andere Facetten und man will im besten Licht dastehen. Das heißt, bei mir ist das auch so, wo ich sage, okay, ja. Ich glaube, es ist ganz sympathisch, wenn man auch mal sagt, okay, der Typ war auch mal ein Penner. Der sagt von sich selber, er war ein Arschloch in der Schule, weil er irgendwie auf seine Leistung fixiert war.
Sebastian Krumbiegel: Aber vielleicht ist auch das schon wieder kokettieren übrigens.
Joel Kaczmarek: Ja, ein bisschen.
Sebastian Krumbiegel: Das ist ja auch das Ding. Also ey, was ist denn Authentizität? Jedes Ding, wenn du rausgehst, wenn du irgendwie, das heißt, wenn du zu irgendeiner Party gehst, du willst irgendwie der coole Typ sein. Ja. Oder du willst eben irgendwie, am Ende willst du gemocht werden, am Ende willst du nicht, du willst nicht, dass alle Leute sagen, was ist denn das für ein Langweiler, was ist denn das für ein Arschloch. Nee, du willst am Ende sagen, hey, das ist ja echt ein sympathischer Kerl und der riecht so gut und sieht so geil aus und das willst du alles. Und deswegen ist alles am Ende irgendwie immer kokettiert.
Joel Kaczmarek: Ja, ist kacke, du bist echt schlau, dir kann man ja nichts vormachen. Vielleicht überdenke ich das mit dir noch. Aber spielst du eine Rolle digital?
Sebastian Krumbiegel: Ich glaube, jeder, na klar, wenn ich ein Selfie mache und das poste, dann gucke ich irgendwie, also ich sage sogar jetzt selbst, wenn irgendwelche Leute fotografieren, sag mal, von oben fotografieren, von oben, da habe ich kein Doppelkinn. Natürlich will ich nicht, dass ich da nicht gut aussehe. Natürlich will sich jeder ins rechte Licht rücken. Und das merkt man doch, hey, guck dir doch mal, guck dir doch die ganzen Accounts an. Und ich meine das auch überhaupt nicht verurteilend. Wir wollen alle, dass wir uns ins rechte Licht rücken. Ich versuche da offensiv mit umzugehen und es gibt ich weiß gar nicht, wie die heißt, aber das finde ich so lustig, so eine Frau auf, ist das Instagram oder ist das irgendwas anderes, die irgendwelche Sachen nachstellt, also irgendwelche Werbeposings und so und die das dann so richtig scheiße nachstellt. Kennst du das?
Joel Kaczmarek: Ja, ich weiß, was du meinst.
Sebastian Krumbiegel: Und das finde ich so lustig, das finde ich so viel Understatement, dass man da eben sagt, ich versuche, dasselbe Motiv zu nehmen, aber mache da eben genau irgendwas draus. Wo ich so richtig kacke aussehe, ja.
Joel Kaczmarek: Ich habe es manchmal, ich habe mir TikTok hier so runtergeladen, so wie wahrscheinlich 50 Prozent der Deutschen, so aus Langeweile, habe es dann nach einem Tag wieder abgedreht, weil es ist mir zu viel Reiz in zu kurzer Zeit. Ich merke, wenn du so 15-Sekunden-Videos, das ist ja da der Case, und das über eine Stunde, 15 Sekunden, 15 Sekunden, und am Ende immer Prante, Prante, Prante, Prante, da geht dir die Energie aus. Und da sitze ich manchmal und denke so, was haben denn manche Leute für eine Fantasie? Also da war eine Frau, die hat dieses, du kennst bestimmt von Phil Collins' In the Air Tonight. Klar. Was sich so steigert und dann kommt immer dieses So richtig schön ist, und die hat sich so, die ist so die Treppen hochgekrochen, immer und als dann dieses kam, ist die runtergeschlittert. Das sah so witzig aus. Was ist das denn? Und was dann aber lustig ist, also da bist du ja auch wieder bei Rolle und irgendwie Erwartungshaltung. Als ich gesehen habe, das haben noch zwei, drei andere Leute gemacht, habe ich realisiert, das ist so eine Art Challenge gewesen. Nimm dieses Lied und spiel das irgendwie nach. Und das ist ja schon ganz lustig, wie man so soziale Wahrnehmung erzeugt und wie die sich auch total relativiert, wenn du die wieder in einen anderen Kontext setzt. Wie willst du denn wahrgenommen werden, wenn du sagst,du spielst online eine Rolle oder digital?
Sebastian Krumbiegel: Ich glaube, also wie will ich wahrgenommen werden? Ich will so wahrgenommen werden, wie ich mich wohlfühle und wie ich selbst mich sehe. Oder vielleicht auch, wie ich mich selbst sehen würde. Natürlich glaube ich, dass man immer beschönigt in irgendeiner Weise. Oder mindestens, dass man die Sachen weglässt, die nicht so cool sind. Und wie will ich wahrgenommen werden? Also ich denke schon, dass authentisch sein Eine Stärke ist, wenn du authentisch sein kannst, wenn du dich nicht verstellen musst oder nicht, wenn du nicht was anderes, oder andersrum gesagt, wenn du versuchst, was anderes zu sein, als du bist und dich auch so darstellst, fällst du irgendwann auf die Füße, weil irgendwann merkt das jeder, dass du da gerade eine Rolle spielst. Ganz abgesehen davon, wie gesagt, dass man immer mehr oder weniger eine Rolle spielt oder mehr oder weniger sich eben versucht, ins rechte Licht zu setzen. Am Ende versuche ich so zu sein, wie ich bin, glaube ich.
Joel Kaczmarek: Ich sag mal so, aus der Passage, die wir eben hatten mit jeder kann was, was mir so aufgegangen ist, weil du auch meintest, du wolltest immer Musik machen, deine Eltern fanden das nicht so toll. Ich habe für mich festgestellt, was für mich unfassbar beruhigend war, war, dass selbst die schlimmsten Abstürze bei Menschen immer noch zu was geführt haben, was gut ist. Also ich habe Leute gesehen, wo ich dachte, so Wahnsinn, da hätte ich, also ich war ja mit ganz vielen Ängsten dann eigentlich konfrontiert in so einer Entwicklung, wenn du so zur Schule gehst und wirst immer, du musst gut sein, du musst dies, sonst das. Und ich habe schlimme Sachen gesehen, so mit Schulden haben und all so ein Zeugs. Aber dann denke ich so, ja krass, Wahnsinn. Was hast du dir für einen Druck gemacht? Selbst Leute, die voll abgeschmiert sind, haben irgendwie was supergeiles gemacht. Und es gibt bei dir in der Musik bestimmt auch Leute, die Millionen geschäffelt haben und haben vielleicht einen Hauptschulabschluss oder was weiß ich. Und was ich realisiert habe ist, das habe ich, glaube ich, meiner Frau erzählt. Jetzt erzähle ich es zum zweiten Mal und bin dann schon gleich dir und vor tausend Leuten. Ich hätte eigentlich auch total Bock, auf Bühnen was zu machen, musikalisch zu sein, Kreatives zu tun. Das heißt, ich bin eigentlichaus irgendwie Prägung in was reingegangen,was gar nicht meins war. Und ich merke, wenn man das loslässtund sich sozusagen akzeptiert, wie man istund was die eigenen Bedürfnisse sind,dann funktioniert die Sache auch von alleine. Also das, was ich mache beruflich,hat mich gefunden, nicht ich den Beruf. Und dann merkst du, es funktioniert gut,weil du was tust, was einfach deins ist,was einfach du bist.
Sebastian Krumbiegel: Glaube ich schon auch. Also ich muss einmal kurz einhaken, weil du gesagt hast, meine Eltern mochten nicht, dass ich Musik mache. Das stimmt ja nicht ganz. Also ich habe ja Schlagzeug studiert eigentlich. Ich habe Schlagzeug gelernt und war in meiner ersten Band auch Trommler. War mir irgendwann zu doof, weil da hinten sitzen war irgendwie, ich wollte lieber vorne an der Bühnenkante sein und fetzen. Meine Eltern haben damals gesagt, wenn du schon Schlagzeug studieren willst, studiere doch wenigstens klassisches Schlagzeug. Und das gibt es natürlich an jeder Orchestermusiker. Also zum klassischen Schlagzeug gehört eben nicht nur Pauke und kleine Trommel, sondern gehört eben auch so Xylophonen, Vibraphone, diese ganzen wirklich, das sind ja alles anspruchsvolle Instrumente. Selbst eine Triangel spielen musst du irgendwie können und kann nicht jeder. Und ich habe aber, als meine Eltern gesagt haben, mach doch mal klassisch, habe ich immer gesagt, den Solo-Pauker des Gewandhausorchesters vor mir gesehen beim Weihnachtsoratorium. Das geht so los in Und das ist das Einzige, das ist so wie eine Fanfare am Anfang. Und dann sitzt der aber eben erstmal eine Stunde rum und hat dann wieder irgendwie die Möglichkeit, nach einer Stunde irgendwie bei irgendeinem anderen Ding zu zeigen, was in ihm steckt. Aber ansonsten sitzt er eben nur rum und da habe ich eben gedacht, nee, das ist überhaupt nicht deins. Du willst nicht irgendwie reproduzieren, du willst irgendwie dein eigenes Ding machen. Und das haben meine Eltern irgendwann trotzdem auch verstanden. Meine Großmutter, meine Großmutter mütterlicherseits, Feline Fischer, war wirklich eine Opernsängerin, eine Operndiva, möchte ich fast sagen. Große Händedarstellerin und hat irgendwie, Es gab mal eine Schlagzeile, Händel wurde groß durch sie und sie wurde groß durch Händel. Und das ist schon irgendwie ein geiler Spruch. Und die hat mir damals immer gesagt, was natürlich eine Großmutter viel leichter kann als eine Mutter oder ein Vater, weil eben die Generation dazwischen ist. Die hat immer gesagt, Junge, wenn du das wirklich willst, mach das und zieh das durch und lass dich nicht beirren und geh deinen Weg. Und das war für mich wirklich ganz wichtig, dass sie mich da bestärkt hat und das unterstützt. Ich dann eben gedacht habe, hey klar, wenn meine Oma mir das sagt, kann ich das E-Buch machen. Also da wollte ich reingrätschen und habe jetzt deine Frage schon wieder vergessen.
Joel Kaczmarek: Ich sehe ganz viele Menschen, die irgendwie sagen, ich muss jetzt ein Startup gründen, ich muss das verkaufen, ich muss reich werden. Und reich werden ist kein Selbstzweck. Reich werden ist ein Symptom von Erfolg und Erfolg stellt sich ein, wenn man Passionen nachgeht.
Sebastian Krumbiegel: So ist das, glaube ich auch. Da bin ich fest von überzeugt.
Joel Kaczmarek: Von daher, es gibt genauso, es gibt wahrscheinlich tausende von Menschen, die Musik machen, wo das nicht klappt und du weißt nicht, woran es liegt und vielleicht ist das wegen der fehlenden Passion oder oder. Aber was ich gerne nochmal zum letzten Abschluss irgendwie, was mich noch ein bisschen interessieren würde, wir wollten 20 Minuten Podcast und es sind 55, also mir macht das viel Spaß. Ich verquatsche mich selten, gute Leistung von dir. Wenn ich jetzt zum Beispiel hingehe und höre bei Soundcloud meine Prinzen-Playlist, verdienst du an solchen Sachen eigentlich nicht richtig signifikant? Also ist das digitale Geschäft für dich auch ein Geschäft oder ist das bisher für dich nur Plattform, um anderes vorzutragen?
Sebastian Krumbiegel: Ich glaube eher Zweiteres. Also ich weiß nur, dass wir, also wenn du eine Platte verkaufst, wenn du eine Schallplatte verkaufst, eine Vinyl-Schallplatte in den 90er Jahren oder auch eine CD dann später, die kostet irgendwie, weiß ich nicht, 20 Euro oder 18 Euro oder 15 Euro, dann verdienst du da als Band sozusagen einen gewissen Prozentsatz davon. Wenn du einen Plattenvertrag abschließt als Newcomer, kriegst du da eben irgendwie, weiß ich nicht, keine Ahnung, sieben Prozent. Und später, wenn du richtig gut bist, kriegst du eben vielleicht 20 Prozent. Das heißt, von 20 Euro, 20 Prozent ist gleich vier Euro. Trotz Mathematik. Und das geht dann natürlich bei uns durch fünf oder durch sieben. Also wir sind fünf Sänger und zwei Instrumentalisten. Und trotzdem ist das abrechenbar. Und ich glaube, bei Streaming-Diensten ist die Marsch so gering, dass du eigentlich, du brauchst so viele Streams, um irgendwie erstmal 100 Euro zu verdienen, dass das mehr oder weniger zu vernachlässigen ist. Und das ist, glaube ich, so wie es ist. Also jeder, der sich da ein bisschen auskennt, da gibt es jetzt auch viele Leute, die dafür kämpfen. dass Musiker eben da besser vergütet werden. Es gibt die GEMA zum Beispiel, die für viele Leute irgendwie so ein Feindbild ist, weil die bestimmt auch Fehler gemacht haben in Kommunikation, in diesem ganzen Ding. Aber eigentlich ist die GEMA eine Gilde, die dafür sorgt, dass Leute, die Songs geschrieben haben, dass die eben auch bezahlt werden dafür, dass eben zum Beispiel ein Lied gestreamt wird. Und das finde ich gut und finde ich richtig. Am Ende gibt es ein geistiges Eigentum und hey, ich habe irgendwann mal, ich wäre sogar ein Millionär geschrieben und wenn das im Radio läuft, finde ich das auch angemessen, dass ich dafür irgendwie, weiß ich nicht, wie viel Cent kriege. Am Ende ist es auch eine Wertschätzung. Am Ende ist es natürlich auch mein Beruf. Und ich habe natürlich den großen Vorteil gegenüber Leuten, die nur in Anführungsstrichen Autoren sind, die eben nicht die Möglichkeit haben, ihr Geld auf der Bühne zu verdienen, dass ich mein Geld eben noch live verdiene. Aber die Leute, die nur in Anführungsstrichen Songs schreiben, Die verdienen ausschließlich ihr Geld dadurch, dass es gestreamt wird, beziehungsweise früher, dass Platten verkauft werden. Und die gucken heute mehr oder weniger in die Röhre.
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, ich muss sagen, wenn ich so drüber nachdenke, ich finde sowas wie Spotify eigentlich auch fast zu billig. Man hat natürlich eine Leistung dort erzielt, dass es so convenient ist, da zu kaufen und so günstig, dass du keine Lust mehr hast, kostenlos, also illegal runterzuladen. Also das finde ich überhaupt nicht mehr attraktiv. Entweder hörst du es dir kostenlos mit Werbung an oder zahlst da deine 8 Euro oder vielleicht auch mal 10 Euro. Aber wenn man es mal genau nimmt, die Leute, die früher sich vier, fünf Platten pro Monat gekauft haben, warum zahlt man nicht 30 Euro oder 40 dafür, dass es so convenient ist und eine Flatrate, aber vielleicht kommen wir da irgendwann mal hin, wenn es sich konsolidiert.
Sebastian Krumbiegel: Man weiß es nicht. Also ich muss ehrlich sagen, ich habe das ja am Anfang total abgelehnt und war so ein richtiger kleiner Maschinenstürmer, bis ich irgendwann gemerkt habe, was soll denn das eigentlich? Und mittlerweile bin ich so ein Fan davon, höre wie gesagt, du kannst ja alles hören. Du kannst ja alles hören. Ich höre zurzeit Hörbücher. Ich habe mir irgendwie jetzt Bei meinen Fahrradtouren, ich höre irgendwie Franz Kafka, die Verwandlung, wirklich geil, irgendwie Reklam-Hörbücher. Ich habe jetzt gehört, die Biografie von Falco, gelesen von Smudo, was total geil war, was mich wirklich richtig begeistert hat. Bin gerade bei Paul Auster, amerikanischer Autor, genießt das so sehr. Und das ist ein Füllhorn. Und ja, wie es vergütet wird, ist eine andere Frage. Aber am Ende ist das, wir sind keine Maschinenstürmer, wir versuchen irgendwie mit der Zeit zu gehen. Wie ist der Spruch, hat Tobias Fader gesagt, wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen. Ja, und das ist wirklich richtig. Und am Ende versuchen wir alle mit der Zeit zu gehen und nicht mit der Zeit zu gehen.
Joel Kaczmarek: Das ist ein sehr schönes Schlusswort. Und lass uns doch am Ende vielleicht nochmal eine Einladung aussprechen. Wir müssen ja hier mal, wenn Leute, pass mal auf, wir werden so erfolgreich mit unserem Podcast, so ein Smudo hört den irgendwann auch. Das heißt, ich sage jetzt schon mal, Smudo, du bist eingeladen in eine unserer Folgen. Wen willst du noch dabei haben, perspektivisch?
Sebastian Krumbiegel: Boah, das ist sehr schwierig, also das ist eigentlich auch ganz einfach.
Joel Kaczmarek: Es gibt wahrscheinlich hunderte, die wir gerne hätten. Es gibt
Sebastian Krumbiegel: viele, also ich habe ja, ich habe das vorhin schon mal kurz angedeutet, ich wollte jetzt nicht so plump Werbung machen, ich habe letztes Jahr ein Lied aufgenommen, die Demokratie ist weiblich und habe dafür die Idee gehabt, ganz viele Leute anzusprechen, in dem Video mitzuspielen und zwar einfach nur den Text lippensynchron zu mimen, zu meinem Gesang sozusagen und habe da irgendwie 60 oder über 60 Leute gekriegt. Und die könnte ich alle mal fragen. Und ich glaube, da sind von Grönemeyer über Lindenberg, wo ich keine Ahnung habe, ob die da mitmachen oder ob die da wirklich Bock drauf haben. Aber was weiß ich, Smudo ist dabei zum Beispiel, Jan Delay ist dabei, Stoppock, Stefan Stoppock, guter Freund. Oder es sind auch Schauspieler dabei, Jan-Josef Liefers, Anna Loos. Ganz viele Leute sind dabei. Also ich glaube, ich habe da, wenn ich darüber nachdenke und eine Liste mache, habe ich da viele Leute, die ich einladen würde. Aber Smudo können wir fragen.
Joel Kaczmarek: Gut, den fragen wir. Grönemeyer werden wir auch fragen. Ich habe bei deinem Video auch Heller von Sinnen gesehen, die werden wir auch fragen.
Sebastian Krumbiegel: Unbedingt, ja.
Joel Kaczmarek: Auf solche Leute dürft ihr euch hier freuen, liebe Hörer. Und ansonsten gibt uns Feedback. Vielleicht machen wir mal so eine Laberfolge öfters. Ich merke, nicht nur du begibst dich in meine Hände, sondern ich mich auch in deine. Das finde ich sehr cool.
Sebastian Krumbiegel: Ich finde das gut, wie wir uns, wie gesagt, die Umlaufbahn, wir können uns gegenseitig anknipsen.
Joel Kaczmarek: Sehr, sehr gut. Es hat viel Spaß gemacht mit dir. Ich freue mich schon auf unsere nächsten Folgen. Liebe Hörer, gebt uns Input, wen ihr noch gerne hättet. Und ja, vielen, vielen Dank schon mal an dich.
Sebastian Krumbiegel: Hey, danke auch.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Kunst: Denn mal ehrlich, ein bisschen Fame will doch jeder, oder? Unser Podcast-Papst Joel hat sich deshalb Pop-Prinz Sebastian Krumbiegel ins Boot geholt. Gemeinsam löchern sie Musiker, Schauspieler, Models, Comedians und Sportler zu den Veränderungen ihrer Berufe in der digitalisierten Medienlandschaft.