Jan Josef Liefers: Kunstfreiheit zwischen Netflix und Goethe
25. Juni 2020, mit Joel Kaczmarek, Sebastian Krumbiegel
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Joel Kaczmarek: Kunst trifft digital. Der Podcast. Hier erfahrt ihr jede Menge über Kunst in Zeiten der Digitalisierung und das hautnah von ganz fantastischen Künstlerinnen und Künstlern. Mein Name ist Joel Kaczamarek und wie immer an meiner Seite meine bessere Hälfte, wollte ich schon sagen, da wird meine Frau beeinträchtigt.
Sebastian Krumbiegel: Das ist aber gut, ja, das finde ich echt gut. Moin Moin, grüß dich.
Joel Kaczmarek: Sebastian, schön, dass du da bist. Herzlich willkommen. Ja. So, und heute geht's mal in eine, ja, wie soll man das denn nennen? Es ist so ein Hybridwesen, was wir heute hier haben, nämlich einerseits Musik, andererseits Schauspiel und TV ganz viel. Sagt man eigentlich Jan Josef oder sagt man Jan nur zu dir?
Jan Josef Liefers: Wenn man streng wird und irgendwas Ernstes hat, dann sagt man Jan-Josef.
Sebastian Krumbiegel: Jan-Josef, lass das!
Jan Josef Liefers: Ja, dann wusste ich, dass das was Amtliches ist. Ja, ihr beiden Hälften. Ich sitze hier genau zwischen euch, man kann es gerade nicht sehen, aber ich habe euch beide wie so eine Waage, sehe ich euch.
Sebastian Krumbiegel: Was denkst du, in welche Seite die Waage ausschlägt, wenn du das mal betrachtest?
Jan Josef Liefers: Ist das hier Stereo eigentlich? Also würde man hören, dass der Sebastian auf der rechten Seite sitzt von mir aus?
Sebastian Krumbiegel: Das ist rein politisch.
Jan Josef Liefers: Okay.
Joel Kaczmarek: Sebastian hat ehrlich gesagt immer JJ geschrieben in seinen SMSen. Ruft man dich auch so? Deine Kumpels in der Kneipe oder sagen die JJ zu dir?
Jan Josef Liefers: Es hat in Hamburg angefangen und zwar gab es einen Fußballer, JJ Okocza.
Sebastian Krumbiegel: Genau, weiß ich, ja.
Jan Josef Liefers: Und das Ehepaar, Kalbfleisch hießen die tatsächlich und haben die Hamburger Kantine des Thalia-Theaters geleitet. Also das war ihr Ding. Und die haben mit JJ angefangen. Und das hat sich dann komischerweise rumge Hab ich immer mitgeschleppt.
Sebastian Krumbiegel: Ich sag Jan, glaube ich. Ich sag nicht JJ.
Joel Kaczmarek: Weil er faul war zu tippen.
Sebastian Krumbiegel: Genau.
Joel Kaczmarek: Ich weiß doch, warum die Waage zu deiner Seite schlägt, weil du nicht mal beim Tippen die Bewegung
Jan Josef Liefers: Aber es gab schon viele, man kann mit meinem Nachnamen nicht so viel anfangen, aber mit dem Vornamen. Also einer kam auch und hat gesagt, das doppelte Jottchen.
Sebastian Krumbiegel: Hey, hey.
Jan Josef Liefers: War nicht schlecht.
Joel Kaczmarek: Also Fußballverein wärst du nicht tauglich gewesen, hab ich gelernt. Da muss man was haben, was möglichst nur eine Silbe hat. Dass man über den Platz schreien kann. Wie J.J.
Sebastian Krumbiegel: Okocha.
Joel Kaczmarek: Aber wo du sagst hier, wie hießen die, die in der Quarantäne gearbeitet haben? Hackfleisch.
Jan Josef Liefers: Hackfleisch wär auch nicht schlecht gewesen, aber Kalbfleisch.
Joel Kaczmarek: Ich habe in Wilmersdorf mal gesehen, da gibt es einen Proktologen, der heißt Dr. Loch. Das fand ich auch ganz charmant, um mal hier unseren Horizont ein bisschen zu bereichern.
Jan Josef Liefers: Das ist eine Herrenrunde. Lass uns diese Witze weitermachen.
Joel Kaczmarek: Ja, aber nehmen wir es mal mit in deine Welt. Also, weißt du, wenn ich hier mein Briefing angucke, was mir mein kompetentes Team geschrieben hat, dann steht da deutscher Schauspieler, Musiker, Regisseur und Produzent. Als was siehst du dich denn eigentlich? Was bist du denn hauptberuflich?
Jan Josef Liefers: Das weiß ich nicht. Keine Ahnung. Also, das muss man ja auch nicht mehr angeben.
Joel Kaczmarek: Ja, wir Deutschen sind immer so ein bisschen festgefahren, habe ich auch. Haben wir mit der Susan Sideropoulos im Gespräch gelernt, ne. Alles Lustige ist, mit Susan haben wir aufgenommen, der wird aber später veröffentlicht als der, den wir jetzt machen, so viel mal als kleinen Appetizer für die Zuhörer. Aber die meinte auch, Deutschland sei mal so, wir seien mal so schubladig, wir müssen immer ein Label auf alles draufpacken, hat sie ein bisschen recht, ne.
Sebastian Krumbiegel: Ja, ich bin jetzt zum Beispiel auch Podcaster seit kurzem. Also das ist für mich ja auch neu. Also Joel und ich, wir kennen uns erst seit irgendwie Mitte März oder Ende März. Und das ist schon irgendwie, ja, läuft gut.
Jan Josef Liefers: Und seid schon ein Paar. Ein Paar. Traumpaar.
Joel Kaczmarek: Ja gut, wie fangen wir mit dir an? Dann nimm uns mal mit auf deine Reise. Also ich lernte ja, du stammst aus einer Theaterfamilie. Also ich hatte auch viel Theater zu Hause, aber nicht im schauspielerischen Sinne, sondern irgendwie eher so.
Jan Josef Liefers: Das normale Alltagsdrama.
Joel Kaczmarek: Ist einem da so ein bisschen in die Wiege gelegt, dass man quasi auf die Bühnen dieser Welt strebt?
Jan Josef Liefers: Ja, ich weiß nicht genau, wie das mit Talenten ist. Und ich denke, jeder Mensch ist irgendwie ausgestattet mit Talenten. Viele kommen einfach aufgrund der Art, wie wir leben und groß werden, gar nicht dazu, das zu erkennen oder sich da groß mit zu beschäftigen. Und bei mir ist es halt so gewesen, mein Talent hin, Talent her, das war halt meine Welt, in der ich groß geworden bin. Das war das, was ich kannte. Das war mein Kindergarten, das Theater meiner Eltern. Das, was wir heute Backstage-Bereich nennen würden, das war mein Kinderzimmer. Und die wussten nicht, wohin mit mir. Also wenn der Kindergarten vorbei war, der lag direkt in Dresden, bin ich ja groß geworden, direkt neben dem Theater, wo meine Eltern gearbeitet haben. Dazwischen war ein Sportplatz, ein Fußballplatz. Und da war eine Lücke im Zaun. Es gab viele Lücken in der DDR, in vielen Zäunen, die konnten nicht repariert werden. Also da war auch eine. Meine Kindergarten-Tante hat mich sozusagen nicht vorne zum Eingang gebracht, sondern zu der Zaunlücke und dann bin ich über diesen kleinen Sportplatz gegangen und dann war wieder eine Zaunlücke und dann war ich auf dem Gelände des Theaters und dort haben meine Eltern gearbeitet, die mussten auch abends arbeiten. Und dann habe ich da einfach so viel Zeit zugebracht und habe, so wie man anderen Kindern sagt, guck mal, da ist ein Stock, spiel doch mal irgendwas, haben die halt gesagt, du, da hinten ist die Maske, da geh doch mal rein und die haben bestimmt so ein Ein Bart, den du dir ankleben kannst oder eine, die haben so Perückenköpfe gehabt, so aus Holz und dann habe ich da stundenlang Nägel reingeschlagen oder habe so geguckt, wie die den Bart knüpfen und die haben mich geschminkt und haben mir Sachen ins Gesicht geklebt. oder es gab den Malsaal, das war ein großer, muss man sich vorstellen, wie eine Turnhalle. Und da waren auf dem Boden große Leinenvorhänge gespannt und da malte jemand zum Beispiel die Toskana drauf. Und das wurde nachher, wie es im Theater so ist, hinten hingehängt als Kulisse, als Backdrop. Und davor spielte dann irgendein Stück, was eben in der Toskana spielt oder so. Und diese Dinger, da wo das gemalt wurde zum Beispiel, da haben sie mir dann einen Pinsel gegeben und ich konnte da malen. Oder die Requisite, das ist was ganz Tolles. Requisite ist halt alles, was man am Theater oder auch im Film macht. In der Hand, in der Tasche hat, was man so mit sich führt, eine Knarre oder sonst was. Und das musste eben anders als Spielzeug, was man als Kind normalerweise hatte, das war immer aus Plastik und man sah immer sofort eine Pistole, rot kann nicht sein. Und dort musste ja alles mal echt aussehen. Indianerstücke zum Beispiel, also das fand ich ja ganz großartig. Du hast dann so einen Federschmuck gehabt, der eben täuschend echt aussah und eben nicht wie aus einem Spielzeugladen. Solche Sachen. Und da bin ich halt groß geworden. Und irgendwann sagte auch einer, zieh dir mal ein Froschkostüm an, du kannst mit auf die Bühne gehen.
Sebastian Krumbiegel: Da spricht jetzt echt ein bisschen so immer noch der kleine Junge raus. Das finde ich schon irgendwie lustig. Ich kenne das ein bisschen, weil Ali, unser Schlagzeuger, ist genauso groß geworden. In Döbeln am Theater, sein Vater hat da gearbeitet, seine Mutter hat da gearbeitet.
Jan Josef Liefers: Mein Opa hat da gearbeitet. In Döbeln. Viele meiner Ferien habe ich in Döbeln zugebracht, weil meine Großeltern dort ein Haus hatten.
Sebastian Krumbiegel: Na cool, das ist wirklich eine echte Parallele, weil Ali genau das erzählt, dass er als kleiner Junge irgendwie da sozusagen mit der Muttermilch diese Theaterwelt aufgesogen hat.
Jan Josef Liefers: Döbeln an der Mulde.
Sebastian Krumbiegel: Genau.
Jan Josef Liefers: Ja und das ist so, du bewertest das ja nicht. Du sagst ja nicht, oh das ist jetzt hier ein besonders tolles Theater oder ein besonders mieses oder so. In diesen Kategorien denkst du ja nicht wie ein Kritiker oder so, sondern das ist halt für dich die Normalität. Und irgendwann gab es eben in der DDR einen Moment, da würde ich sagen, da war ich so 14, 15, wo ich dann…. Das war diese Zeit, wo auch gerne die NVA mal in die Schule kam und einen unter Druck setzte, ob man nicht drei Jahre oder vielleicht sogar Berufsunteroffizier werden wollte. und das habe ich damals auch voll abgekriegt. Das ging auch darum, wer darf Abitur machen, wer darf keins machen. Ich würde sagen, ich war bestimmt kein sehr fleißiger, aber eigentlich ein ziemlich guter Schüler. Also ich hatte gute Zensuren, hatte halt Schwein, dass mir das leicht fiel. mir das zu merken, worum es da ging. Und dann durfte ich aber trotzdem keins machen. Das war ja so von oben nach unten durchgetaktet. Also die Zahl derjenigen, die studieren durften, war in der DDR vorbestimmt. Und entsprechend wurden die Abiturienten auch limitiert. Und dann gab es immer erst die Arbeiter- und Bauernkinder. Und das war ich halt nicht. Und dann hat er mir gesagt, das wird nichts. Und dann kam so ein Offizier, so ein Werbeoffizier in die Schule und sagte eben Im Einzelgespräch da ein Jugendfreund, sage mal, willst du nicht mal später studieren, irgendwas hier? Und dann habe ich gesagt, ja, aber kann ich nicht, weil ich kein Abitur machen kann. Sagt er, na höre mal, willst du mich verarschen, ist doch kein Problem. Kommst du zu uns, zur Fahne, schön, drei Jahre, am besten gleich Berufsunteroffizier. Und dann regeln wir das schön mit den Abituren, kannst mir glauben, du wärst nicht der erste Idiot, den wir zum Akademiker machen. Und solche Gespräche und das war halt so. Nee, danke, daran bin ich nicht interessiert. Und dann wurde der auf einmal auch so eisig und sagte, dass du hier mal keinen Fehler gemacht hast, Jugendfreund. Und man kriegte so vor die Nase gehangen als junger Erwachsener, jetzt auf welcher Seite stehst du? und was soll hier aus dir werden? Wir können den Daumen hoch oder den Daumen runter machen. Und das war so ein Gefühl, an das kann ich mich noch gut erinnern in der Zeit, Pubertät, kurz danach, so 15, 16. Und dann dachte ich, was mache ich eigentlich tatsächlich? Was mache ich? Was mache ich hier in dem Land? Wo kann ich einigermaßen glücklich werden, ohne mich so zu verbiegen? Und dann ist mir aufgefallen, dass die einzige Welt in meiner ganzen Kindheit und Jugend, in der ich wirklich jede Spinnerei und mit jedem Quatsch willkommen war, War das Theater. Und überall anderswo bin ich eher angeeckt. Ja, der Spinner wieder oder jetzt reiß dich mal zusammen und kannst du dich nicht mal normal benehmen und solche Sachen. Und die einzige Welt, wo ich so das Gefühl hatte, so wie ich bin, bin ich gut, war tatsächlich das Theater. Und so hat es mich dann irgendwie automatisch dahin gezogen. Und dann habe ich gedacht, okay, hier könnte ich mir vorstellen zu arbeiten. Und dann so kam es dann.
Joel Kaczmarek: Ich habe ja so eine ganz banale Frage, die ihr mir sogar beide beantworten könnt. Wie merkt man sich all diese Texte? Also vor allem, wenn man das sagt, ich bin jetzt Theaterschauspieler, dann ich meine gut, irgendwann hat man es wahrscheinlich drin, weil man das Ding dann jeden Abend spielt oder so und das über drei, vier Wochen. Aber da würde ich manchmal einen Knoten im Kopf kriegen. Wie gelingt dir das? Hast du da so Techniken oder fällt einem das so ein bisschen in die Wiege? Ist das Talent? Wie macht man das?
Jan Josef Liefers: Das ist eine ganz normale Übungsfrage.
Sebastian Krumbiegel: Ich glaube auch das Training. Also bei mir ist es ja noch ein bisschen was anderes, weil ich mir ja wirklich hauptsächlich meinen eigenen Scheiß merken muss. Also die Sachen, die ich selbst geschrieben habe sozusagen. Und das ist ja dann wirklich, fällt mir leicht. Aber natürlich auch Sachen, von denen ich wirklich Fan bin. Also wenn ich irgendwie, egal ob es jetzt alte Lindenberg-Texte sind oder auch teilweise englische Texte sind. Ich kann das natürlich, was ich als Kind gelernt habe, kann ich alles irgendwie auswendig. Und ich kann heute auch noch die Gedichte auswendig, die wir in der Schule gelernt haben. Was weiß ich, Osterspaziergang, irgendwie Erlkönig, Zauberlehrling.
Jan Josef Liefers: Von vorne bis hinten?
Sebastian Krumbiegel: Also Osterspaziergang auf jeden Fall. Osterspaziergang habe ich jetzt gerade zu Ostern 2020
Joel Kaczmarek: Ja, so ein Facebook-Video hast du doch gemacht, oder?
Sebastian Krumbiegel: Das habe ich auf Facebook gemacht, weil das fand ich sehr lustig, weil ich bin ja viel Fahrrad gefahren oder fahre zurzeit gerade viel Fahrrad und wenn du in Leipzig durch die Stadt gefahren bist, war da eben kein Mensch auf der Straße. Dann habe ich mich da wirklich auf den Augustusplatz gestellt und habe da den Osternspaziergang zitiert sozusagen. Und das kann ich wirklich noch und das ist immer noch irgendwie im Kopf. Zauberlernen glaube ich auch.
Joel Kaczmarek: Aber ich meine, manchmal ist es ja komisch, wie so ein Gehirn funktioniert. Also ich habe mal festgestellt, ich habe glaube ich bestimmt so 70, so eine Playlist mit 70 Herbert-Grönemeyer-Songs oder so und ich würde behaupten, ich kenne 60 oder sowas, kenne ich die Texte auswendig. Aber irgendwie auch nur, wenn ich sie höre. Wenn du mir jetzt die Melodie spielen würdest oder ich müsste es trocken singen, gelegt mir das zum Beispiel nicht. Deswegen habe ich da immer großen Respekt vor, wenn man da so völlig textsicher ist.
Sebastian Krumbiegel: Ich glaube wirklich, dass es am Ende auch eine Trainingsfrage ist. Du machst das eben und dein Gehirn kann das irgendwie.
Jan Josef Liefers: Das Einfachste an der Schauspielerei ist das Textlernen. Ehrlich? Ja, das ist sozusagen, also wenn du das hast, geht es erst los überhaupt.
Joel Kaczmarek: Was ist denn eigentlich die Fähigkeit, die man braucht als Schauspieler? Ich frage mich immer, wenn wir uns jetzt beide nebeneinander stellen und ein Profi guckt uns an, was sind so fünf Items, wo er sagt, okay, hier sehe ich sofort, das kann der JJ und der Joel kann das überhaupt nicht. Was ist das? Ist das irgendwie Timing, ist das Intonation, ist das Körpersprache, Gesichtsausdrücke? Was sind so die magischen Elemente der Schauspielerei?
Jan Josef Liefers: Gesichtsausdruck, wir hatten mal eine Nachbarin, die hat gesagt, ey, bin Schauspieler, also könnte ich nicht den ganzen Tag so Fratzen schneiden. Und hat sie gesagt, tut Ihnen dann abends nicht das Gesicht weh? Hat sie ganz ernsthaft gefragt, dass man so Schmerzen im Gesicht hat von den vielen Firmassen, die man macht. Nee, also ich glaube, alle guten Schauspieler haben eins gemeinsam, die haben ein großartiges Vorstellungsvermögen. Und darum geht es eigentlich, sich vorzustellen, die Situation, in der man gerade handelt, ist wirklich da.
Sebastian Krumbiegel: Und die Person bist wirklich du. Ja. Das ist, glaube ich, dieses
Jan Josef Liefers: Das ist eine Vorstellungskraft. Und wir sitzen jetzt hier so mit Plexiglasscheiben dazwischen und so weiter, damit wir uns nicht anspucken und anatmen. Und trotzdem würde man Jetzt stell dir vor, dass wir eine Kamera, kein Mikrofon oder so, also so ein Ding, was sich da anguckt Und du musst dir einfach trotz all dem vorstellen können, dass du in einem Kellerloch irgendwo sitzt und nicht raus kannst und seit drei Wochen hier eingesperrt bist oder was auch immer oder gerade dein Hamster gestorben ist oder sonst was. Und alle Schauspieler oder das, was man sehen kann, Leute, die sich das so gut vorstellen können, dass sie dann egal wo und egal in welchem Umfeld so handeln und sprechen und fühlen können, als wäre es so, die haben schon mal eine große Hürde genommen. Und der Rest ist dann, was du sagst, Timing oder so, das sind dann Erfahrungsdinge, auch Sachen, die man lernen kann. Aber es gibt auch Sachen, die man nicht lernen kann.
Joel Kaczmarek: Und musst du dich auf sowas vorbereiten? Also dass du sagst, du setzt dich erstmal eine Woche mit so einer Rolle, einer Person auseinander? Oder könnte ich dir jetzt zum Beispiel zuwerfen, so okay, du bist jetzt in folgender Situation, das ist passiert, spiel mal so.
Jan Josef Liefers: Ja, das wäre jetzt eine sehr technische Übung. Das könnte man vielleicht so aus sportlichen Gründen mal machen. Aber darum geht es eigentlich beim Schauspiel nicht. Da geht es nicht darum, dass man sagt, jetzt sei mal traurig. Noch jemand was? Ja, sei mal lustig. Das wäre nicht die Aufgabe, sondern die Aufgabe ist eigentlich zu verstehen, Dass wir eine Geschichte erzählen, in der du eine bestimmte Figur darstellst. Die Geschichte hat einen Anfang, die hat eine Mitte und die hat ein Ende. Und in dieser Welt oder in diesem Rahmen entsteht eine ganze Welt. Und in der musst du dich auskennen und daran besteht deine Vorbereitung. Also wenn du jetzt zum Beispiel, du willst Hamlet spielen, dann kannst du nicht einfach sagen, ey sag mal sein oder nicht sein und dann sagst du sein oder nicht sein oder Jetzt sagst du mal ein bisschen lustig, sein oder nicht sein. So geht das nicht. Sondern du musst verstehen, wo kommt der her? Was ist ihm passiert? Und wie versucht er damit umzugehen? und was stürmt auf ihn ein? Daraus setzt sich eine Figur zusammen und eine Rolle, die du dann spielst. Und bis zu einem bestimmten Punkt kann man das erklären. Und dann gibt es so einen Anteil, den kann man nicht erklären. Der ist dann einfach da oder nicht da. Und der unterscheidet dann eben auch so eine
Sebastian Krumbiegel: Da oder nicht da, das ist hier.
Jan Josef Liefers: Genau. Und der unterscheidet dann am Ende eben auch, ob wir als Zuschauer sagen, boah, war das Hammer oder ja, ging so.
Sebastian Krumbiegel: Ich schreibe dir ja manchmal, wenn ich irgendwie, du freust dich dann auch, wenn ich dich sehe oder so, dann denke ich mir, hey, gucke ich das gerade an und denke manchmal auch, also wenn im Fernsehen irgendwas läuft, wo Jan-Josef mitspielt und dann denke ich mir, Hey, schreib es mal und denk dann manchmal, ist das jetzt nervt oder so, wo er sagt, nee, ich freue mich da wirklich, wenn du mir ein Feedback gibst und ich finde, also für mich ist ja auch ganz spannend, weil du gerade Hamlet sagst und eben, also es gibt ja glaube ich, was so runterbricht für mich so als Außenstehenden, so die drei Disziplinen Theater sozusagen als Königsdisziplin, kann man das so sagen, ich weiß es gar nicht. und dann gibt es jedenfalls noch den Unterschied zwischen, Also Fernsehen und Kino. Und was wir jetzt neulich gelernt haben bei Susan, glaube ich, dass die neuen Formate Netflix nochmal was anderes ist. Dass das nochmal irgendwie eine andere Herausforderung und ein völlig anderes Arbeiten ist. Wie würdest du das für dich einordnen? Du hast ja alles gemacht. Du hast Kino gemacht. Du hast Theater gemacht und du hast Fernsehen gemacht. Was ist da für dich der Unterschied und was ist für dich die, was macht mehr Spaß? Oder ist erstmal jetzt viele Fragen auf einmal auch der Unterschied, ob du eben vor einem Publikum bist oder ob du nur in Anführungszeichen vor einer Kamera bist. Was ist da einfacher, was macht mehr Spaß, was ist irgendwie erfüllender?
Jan Josef Liefers: Ja, also es unterscheidet sich schon alles ein bisschen voneinander. Ich habe sehr gerne Theater gespielt und würde auch, das vermisse ich auch heute sehr, weil du dort chronologisch von Anfang bis Ende in Echtzeit deine Rolle durchspielst und zwar in unmittelbarer Anwesenheit derer, für die du es machst. Die sind halt direkt vor dir und du kriegst sofort einen Lacher oder einen Seufzer oder einen Applaus oder die hören dir zu, hängen dir an den Lippen oder fangen halt an zu quatschen, wenn du den Punkt verpasst hast. Das alles kriegst du sofort und du machst die Reise von Start zum Ziel in Echtzeit und wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Dann gibt es das nie wieder. Die einzigen Zeugen sind die Zuschauer und du selbst und das hat was. Und dann Film hat mich immer sehr interessiert und hat ein bisschen technischere Aspekte noch. Ich finde es auch Und schwieriger in einem Film, gut zu sagen, so ein Schauspieler, der es schafft, in einem Film eine Figur, wirklich diese Reise, die die Figur macht in einem Film, auf so eine selbstverständliche Art durchzuerzählen, hat eine Aufgabe erfüllt, die man am Theater nicht hat. Man muss nämlich total unchronologisch arbeiten. Also das kann dir beim Film passieren, dein erster Drehtag ist die letzte Szene und der zweite Drehtag ist die Szene aus der Mitte. Und der letzte Drehtag ist die allererste Szene im Film. Das heißt, du musst dir noch besser vorstellen können, wo in der Geschichte du gerade bist, damit es nachher zusammengeschnitten aussieht, als wäre es ganz selbstverständlich in der Reihenfolge entstanden. Diesen Transfer musst du am Theater nicht machen. Trotzdem hast du beim Film natürlich andere Möglichkeiten. Im Theater sitzt du in der zwölften Reihe und wenn du da vorne nuschelst, verstehst du nichts. Oder du siehst auch nicht diese kleinen Regungen im Gesicht. Die siehst du natürlich in der Kamera. Und deswegen ist die Die Art zu spielen, anders als am Theater. Aber nach vielen Jahren Drehen war ich sehr froh, dass die Musik wieder in mein Leben zurückgekommen ist. Und ich muss sagen, ich liebe eigentlich die Arbeit im Studio. Ja, das ist okay. Ich finde es toll, Songs zu schreiben und die dann auch aufzunehmen und sowas. Aber ich freue mich dann eigentlich immer schon aufs Live-Spielen. Und da bin ich wieder wie im Theater auf einer Bühne und da sitzen wieder die Leute da und ich kriege wieder alles sofort, das Feedback sofort und die Atmosphäre. Und als Zuschauer, das wollte ich jetzt nochmal sagen in dem Zusammenhang, ist man eben nicht so ein passives Klümpchen Eiweiß, was da unten rumsitzt und irgendwas über sich ergehen lässt, sondern, das weiß man manchmal gar nicht als Zuschauer oder als Publikum, dass man selbst einen unfassbaren Anteil hat am Gelingen des Abends. Ob ich selbst Spaß habe, wenn ich auf eine Party gehe, liegt zu 50 Prozent an mir selbst. Und du kennst das garantiert. Du stehst auf der Bühne und nehmen wir mal an, da unten sind alle in ehrfürchtigem Schweigen erstarrt. Dann heißt das nicht, dass die das nicht mögen, was du machst. Aber es ist natürlich nicht so irre hilfreich. Die Luzi geht viel mehr ab, wenn die Leute ganz klar machen, wir wollen mit euch zusammen einen Hammerabend haben. Also das ist sowas, dass ich immer jetzt auch sage, wenn mich Leute so fragen, die nie auf einer Bühne stehen, sondern immer eher die Zuschauer sind, dann sage ich, Leute, ihr glaubt gar nicht, wie wichtig ihr auch seid für so einen Abend.
Sebastian Krumbiegel: Wisst ihr noch, wie das früher war, als wir noch auf Bühnen standen und Menschen im Publikum eng beieinander standen? Das war schön früher, oh ja.
Joel Kaczmarek: Ich meine, kannst du uns mal mit in deine Welt nehmen, wie ist denn eigentlich so ein Schauspieleralltag? Also hat man da überhaupt Alltag? Es gibt so Jahreszyklen, das wird ganz viel irgendwie im Sommer produziert und im Winter sitzt du irgendwie nur vorm Kamin. Wie ist das?
Jan Josef Liefers: So ein Schauspieleralltag ist so, du schläfst bis mittags um zwölf, dann stehst du auf, trinkst eine Flasche Champagner und läufelst dazu vier Kilo Kaviar und dann kommt ein Friseur, der dich massiert und dir die Haare schneidet und dann kommt ein Dings. Ja, das ist halt so das Schauspiel erleben. Das ist ja genau wie das Popstarleben. Es gab mal früher solche Perioden, wie du gesagt hast, das waren so die Zeiten im Sommer. Das gibt es nicht mehr. Es wird sehr viel gearbeitet, es wurde sehr viel gearbeitet. Es war kaum noch möglich Teams zu finden, die einen Film herstellen können, weil alle waren beschäftigt. Das kommt durch die, unter anderem auch die Streamingdienste, von denen du vorhin geredet hast, die natürlich plötzlich so ein Auftragsvolumen. Arbeit war genug da, so dass man sich fast manchmal fragen muss, ist das überhaupt alles auch wirklich wert gedreht zu werden? oder ist hier möglicherweise auch der Anteil an Scheiße ordentlich in die Höhe gegangen?
Joel Kaczmarek: Wie läuft das bei dir? Wonach entscheidest du denn, was du machst?
Sebastian Krumbiegel: Schon wieder Tatort.
Jan Josef Liefers: Ne, na gut, der Tatort. Der Tatort ist ja eine Entscheidung, die du auf Jahre hinaus triffst, die triffst du ja nicht.
Sebastian Krumbiegel: Das ist doch auch ein Segen, oder? Das ist doch eigentlich wirklich cool.
Jan Josef Liefers: Ja, aber es ist deswegen vor allen Dingen cool. Du, wir machen einen kleinen Einblick in unsere Welt. Axel und ich, wir machen sehr kurzfristige Verträge und man könnte uns theoretisch jederzeit den Vertrag nicht verlängern. Wir aber auch. Also wir machen jetzt keine Verträge, die über 20 Jahre gehen oder sowas.
Sebastian Krumbiegel: Ihr seid auch, glaube ich, der erfolgreichste oder beliebteste oder wie auch immer, oder?
Jan Josef Liefers: So ist es im Moment zumindest, genau. Aber gerade deshalb und auch, weil dieser kleine Unsicherheitsfaktor bleiben muss, machen wir relativ kurze Verträge, nur über zwei, drei, nächste und so und dann gucken wir wieder, damit wir einfach da, was das angeht, wach bleiben. Aber das ist eine Entscheidung, die triffst du jetzt nicht für ein Projekt, sondern die triffst du ja dann doch auch schon, inzwischen sind sie auch schon, meine Fresse, ich glaube über 10, 14 Jahre oder so.
Sebastian Krumbiegel: Wie viel, jedes Jahr zwei?
Jan Josef Liefers: Aber ich mache es so, ich lese ein Buch durch, ein Drehbuch, du kriegst ja immer ein Drehbuch geschickt und dann lese ich das und eine der ersten ganz simplen Fragen ist, möchte ich das selbst gern sehen.
Joel Kaczmarek: Hast du jemanden, der das vorher filtert? Du guckst ja bestimmt nicht alles an, oder?
Jan Josef Liefers: Nee, also doch, das gucke ich schon selbst an. Also manchmal gibt es auch, ich sage mal so, dann kommt so ein dickes Drehbuch und dann kann man das vielleicht zusammenfassen auf zehn Zeilen. Alleinerziehender Vater, sympathisch und jungenhaft. Kommt an seine Grenzen chaotisch und trifft dann irgendwann Frau und alles wird gut. Da würde ich jetzt im jetzigen Zeitpunkt sagen, da hätte ich Geschichten, das wird bestimmt ein zauberhafter Film, aber der muss jetzt nicht mit mir sein, da hätte ich vielleicht Sachen, die mich mehr interessieren würden als eine weitere Geschichte. Romantic Comedy beizusteuern, den vielen, die es schon gibt. Ich habe viele solche Filme gedreht und finde es oft total in Ordnung, aber das würde ich jetzt zum Beispiel dann nicht machen, weil ich sagen würde, ganz ehrlich, das würde ich mir glaube ich jetzt nicht angucken. Ich würde lieber gerne woanders mitspielen und die Möglichkeit, das überhaupt auszusuchen, die hat nicht jeder Schauspieler, aber wenn man sie dann hat, finde ich, dann muss man sie auch nutzen, dann kann man auch nicht.
Joel Kaczmarek: Hast du so einen Sweet Spot, wie man bei uns Unternehmern sagt? Also wenn du sagst, wenn Element 1, 2, 3 drin sind, dann hast du hier 80 Prozent. Jan, unterschreib bei dir Wahrscheinlichkeit.
Jan Josef Liefers: Ja, also das summiert sich nicht, das ist nicht ein Sport, also das beginnt mit der Geschichte, interessiert die mich, dann interessieren mich Fragen wie, wer spielt mit? Das ist eine ganz entscheidende Frage, wer sind deine Kollegen, mit wem zusammen machst du das, wer ist der Regisseur? Und wenn das alles hinhaut, dann bin ich fast schon dabei, ja.
Joel Kaczmarek: Hast du mal überlegt, die Seiten auch zu wechseln? Oder wenn du gesagt hast, du warst früher auch Schauspieler, der mal null verdient hat. Ich höre das irgendwie relativ oft. Ich weiß nicht, ob es bei euch so ist wie bei Buchautoren. Bei Buchautoren ist es zum Beispiel so, von allen in Deutschland gibt es vielleicht 20, die davon leben können. Lass es 50 sein, aber ich glaube eher so Richtung 20. Und ich habe den Eindruck, bei Schauspielern ist das teilweise auch so. Ich höre von ganz vielen Leuten, dass es Schauspieler gibt, die teilweise ganze Saisons über arbeitslos sind. Die sozusagen Hartz-IV-Empfänger sind, die irgendwie keine Jobs haben und so weiter. Das heißt, man ist ja in so einer krassen Abhängigkeit irgendwie drin, dass diese Aufträge kommen, dass es jemanden gibt, der dafür bezahlt. Wie bist du damit umgegangen? Hast du zum Beispiel überlegt, selber zu produzieren? oder guckt man ein bisschen, wie man sich emanzipieren kann?
Jan Josef Liefers: Ja, aber jetzt nicht so sehr um wirtschaftlich….
Joel Kaczmarek: Ich glaube, du gehörst jetzt eher zu den 20 oben, würdest du sagen.
Jan Josef Liefers: Ja, aber auch inzwischen, also inzwischen, das war ja auch nicht immer so und…. Und die, guck mal, wir haben 15.000 Schauspieler in Deutschland, 15.000. Und jetzt frag dich nur mal selbst, wie viele könntest du jetzt mit Namen aufzählen? oder wie viele würdest du dann vielleicht nicht mit Namen, aber vom Gesicht her kennen? Da würdest du vielleicht, wenn du richtig gut bist, auf 100 kommen? Vielleicht sind es auch nur 20 oder 50. Das sind die, die du dir gemerkt hast. Aber es gibt 15.000. Damit ist eigentlich schon gesagt, wie wenig zu empfehlen eine Karriere, also ein Berufsleben als Schauspieler wäre.
Sebastian Krumbiegel: Wenn man jetzt mal sozusagen sagt, es gibt Champions League, 1. Liga, 2. Liga, 3. Liga, dann sind das die aus der Champions League und aus der 1. Liga und die Hälfte aus der 2. Liga, die davon leben können.
Jan Josef Liefers: Würde ich sagen, ja. Dann wird es schon eng.
Sebastian Krumbiegel: Vorhin beim Briefing habe ich gelesen, Martin Brambach ist dein Stiefbruder.
Jan Josef Liefers: Stiefbruder ist glaube ich, wenn man nicht verwandt ist wirklich, aber so angeheiratet. Also um es genau zu sagen, Martin ist der Sohn einer Frau, mit der mein Vater dann zusammengekommen ist. Halbbruder wäre, wir haben ein gemeinsames Elternteil, das haben wir aber nicht.
Joel Kaczmarek: Der Vater nicht?
Jan Josef Liefers: Hast du nicht gerade gesagt, der ist mit ihr zusammengekommen, aber sie hatte das Kind schon von einem kompletten Vater.
Sebastian Krumbiegel: Das ist zum Beispiel einer, den ich vor, wann habe ich den entdeckt? Ich glaube, ich habe den entdeckt bei dem Film, ach mit dieser Paartherapie, wie hieß das gleich, mit dieser, dieser. Weißt du, was ich meine mit den verschiedenen, Wellness für Paare ist der, glaube ich. Und den fand ich so großartig und Stalker, den ist richtig und guck mir irgendwie Filme mit dem an und finde den echt richtig gut. Also sag dem echt mal bitte unbekannterweise liebe, liebe Grüße, weil das ist für mich echt so ein Typ, wo ich denke, ja, ich weiß gar nicht, wie ich darauf komme, wegen erster, zweiter, dritter Liga, also wo man den jetzt auch einordnet. Es ist vielleicht auch am Ende geht es, glaube ich, immer um das Wer ist dir künstlerisch nach oder wen magst du sozusagen als, also es gibt ja bestimmt auch ganz erfolgreiche Schauspieler, mit denen ich nichts anfangen kann, also ich persönlich.
Jan Josef Liefers: Das ist ja das Verrückte, du hast eigentlich zwei Kategorien, du hast die Kategorie, was kriegt jemand in seinem Beruf gebacken jetzt in einem Schauspielerberuf, also wie gut ist jemand, was kann er spielen und wie. Und das andere ist, wie erfolgreich es ist. Das ist ja nochmal eine neue Ungerechtigkeit.
Sebastian Krumbiegel: Das ist wie bei uns auch übrigens dasselbe. Es gibt ganz erfolgreiche Musiker, von denen ich gar nichts anfangen kann. Und es gibt Leute, die kennt Commie Mann, die finde ich hammergeil.
Jan Josef Liefers: Und dann kann es ja auch sein, dass du ein ganz toller Schauspieler bist. Aber nicht richtig weißt, wie du deine nächste Miete bezahlen sollst, weil das Publikum, das sozusagen den Daumen hebt oder senkt über dir oder einfach völlig gleichgültig bleibt, dir diesen Erfolg so nicht schenkt und mit diesem Erfolg überhaupt nur sowas wie ein Business sich verbinden kann. Wenn ich heute zum Beispiel für irgendwas besser bezahlt werde als ein anderer Schauspieler, dann ist das nicht, weil die sagen, du bist besser, sondern dann ist das, weil die sagen, da werden wir von schon mal von vornherein ein paar Zuschauer mehr haben als so. Oder auch die Presse, die nötige. Inzwischen höre ich auch, dass Fernsehsender Rollen vergeben, gerade an Junge, je nach ihren Instagram-Accounts. Guck mal, der hat 100.000 Follower. Der kriegt die Rolle. Oder haben wir die 100.000 schon mal mit im Loop?
Sebastian Krumbiegel: Das ist schon eine Währung.
Jan Josef Liefers: Wenn es um Vermarktung geht. Und das sind natürlich alles krasse Sachen. Da bin ich zum Glück auch bald raus. Ich bin ja nur schon 55. Aber
Joel Kaczmarek: Ich habe ja so ein bisschen im Kopf dieses Tischweiger-Vorgehen. Also ich muss gestehen, ich komme auf den nicht so gut klar. Das ist ein Popstar, dem ich nicht zuhören möchte sozusagen, aber ich erkenne den Erfolg an und der hat ja ganz viel in Richtung Produktion sich gedreht. Also ich meine, sein einer Film wird jetzt mit Michael Douglas auch verfilmt. nochmal, hier das Honig im Kopf. Oder wurde schon? Ich weiß gar nicht genau.
Jan Josef Liefers: Das war mal eine Idee, das mit Michael Douglas zu verfilmen. Der ist dann aber Nicht dabei geblieben und das wurde schon verfilmt mit Nick Nolte. Okay, gut.
Joel Kaczmarek: Aber nevertheless, erfolgreiches Vorgehen. Also du könntest ja theoretisch auch sagen, du produzierst selber und allein wenn du mitspielst, hat der wahrscheinlich schon mal eine Grundaufmerksamkeit der Filme. Das heißt, du kannst sogar noch mehr kontrollieren. Ist das für dich interessant gewesen oder ist das dir zu doof?
Jan Josef Liefers: Das ist interessant, das ist ja auch was ich mache. Also ich sitze jetzt gerade in den Vorbereitungen für ein Projekt, da geht es um eine Geschichte, die mich immer schon fasziniert hat und zwar betrifft die Honecker. Als Honecker gestürzt wurde, kam er ja erstmal ins Krankenhaus, weil er eine Nierenkrebsoperation hatte und danach war er einen Tag im Knast. Es liefen ja Ermittlungen gegen ihn und dann wurde er wegen dieser Haftunfähigkeit entlassen und lebte bei einem Pfarrer im Norden von Berlin in einem kleinen Häuschen. Als Privatgast in den Kinderzimmern mit seiner Frau. Also ich meine, was für einen krasseren Kontrast kann es geben. Und das ist eine wahre Geschichte, die hat wirklich stattgefunden. Und ich habe eine kleine Produktionsfirma, die ist aber jetzt, das kann man gar nicht vergleichen mit Till, also Till wäre dagegen ein Großmogul. Also das ist eine kleine Boutique, würde ich eher sagen. Und das ist ein Projekt, das mich einfach fasziniert und ich hoffe, dass das Und dass es mir gelingt, die Faszination, die ich habe für diese Geschichte, für diese ungewöhnliche Begegnung, dass die irgendwie in diesen Film reinkommt. Aber wenn ich das jetzt so mir selber zuhöre, dann denke ich nicht an acht Millionen Kinozuschauer oder irgend sowas. Das ist eine sehr spezielle Geschichte, die vermutlich….
Sebastian Krumbiegel: Ja, aber wenn du dafür brennst, also ich glaube, es gibt ja diesen berühmten Hitchcock-Satz irgendwie, es gibt drei Dinge, die für einen Film wichtig sind. The script, the script and the script. Also wenn die Story als solche erstmal irgendwie trägt, dann ist da schon mal, also was du jetzt erzählst mit drei Sätzen, das finde ich ja auch immer, wenn mir jemand einen Film erklärt. Oder erzählt, sag ich, sag mal in drei Sätzen oder in fünf Sätzen, worum es geht. Und wenn das geht, dann ist das, und wenn mich diese fünf Sätze irgendwie kicken, dann ist es cool. Oder genau wie mit einem Popsong, wenn du einen Popsong irgendwie mit drei Harmonien hast und kannst das an der Gitarre oder am Klavier irgendwie vorspielen und das trägt und das funktioniert, dann brauchst du nicht noch Pauken und Trompeten und irgendwie das ganze Orchester, sondern dann funktioniert es erstmal so. Also ich glaube, die Grundidee ist schon erstmal das Wichtigste.
Jan Josef Liefers: Ja, die ist wichtig. und dann natürlich noch viele andere Fragen, wie macht man es dann?
Sebastian Krumbiegel: Professionell muss es natürlich sein, logisch.
Jan Josef Liefers: Aber was du sagst, das finde ich auch interessant, aber weniger aus wirtschaftlichen Gründen, weil da ist es eher schwierig. Also sagen wir mal, wenn ich jetzt einfach nur als Schauspieler einen Film nach dem anderen drehen würde, würde ich wahrscheinlich wirtschaftlich am besten dastehen. Also das andere kostet eine Menge Zeit, eine Menge Nerven und prägt das mal gar nichts.
Joel Kaczmarek: Selbstverwirklichung hat sich halt auch, ne?
Jan Josef Liefers: Jaja eben und da haben wir wieder bei dem Konzept von glücklich sein, was macht mich froh und das macht mich einfach froh mit Leuten, die ich mag und die meine Idee dann anstecken kann oder die meine Idee sofort teilen, ohne dass ich sie anstecken muss oder so zusammen an sowas zu basteln und kreativ zu sein, das ist einfach eine tolle Sache und ich glaube, wenn das gut läuft und man es nicht verkackt, dann kann auch was Gutes bei rauskommen, was dann anderen Leuten auch Freude macht.
Sebastian Krumbiegel: Und dann vor allem hast du selbst auch den Rückenwind, das glaube ich ja. dann, also dieser alte Robbie Williams Satz, sing when you're winning, also dass du sozusagen, wenn du erfolgreich bist, dass du dann irgendwie nochmal dermaßen Schub kriegst und auch irgendwie ein Selbstbewusstsein und dadurch eben auch noch kreativer und noch sprühender und noch gut aussehender, wohlriechender und sonst was, dass jeder dir zu Füßen liegt, weil er sagt, ey, der Liefers, der ist ja echt ein cooler Scheißer.
Jan Josef Liefers: Naja, das wird wahrscheinlich nie passieren. Dazu gibt es zu viele Geschmäcker und Meinungen. Das ist ja auch gut so. Also ich finde das auch völlig in Ordnung so. Ich liege auch nicht allem zu Füßen, was in sich gut ist. Also Till zum Beispiel ist jemand, der hat damals, das war seine erste Produktion, Knocking on Heaven's Door. Die älteren Zuhörer werden sich vielleicht noch erinnern. Das war seine erste Filmproduktion als Produzent.
Sebastian Krumbiegel: Da habt ihr zusammen gespielt.
Jan Josef Liefers: Genau, da haben wir zusammen gespielt. Er hat es produziert.
Sebastian Krumbiegel: Schräges Drehbuch.
Joel Kaczmarek: Bärfurt Films war das glaube ich damals, oder?
Jan Josef Liefers: Wir waren damals, muss man sagen, wirklich jeden Morgen von früh bis in die Nacht zusammen. Und diese Energie, die entsteht, wenn Leute was zusammen machen, wo sie sagen, geil, geil, geil. Die ist einfach eine Kraft, die kann man nicht kaufen für Geld. Es ist scheißegal, wie viel Geld da ist. wie viel Geld dir jemand gibt. Der Film hat auch nicht viel gekostet. Und es war nicht so comfy, das Ganze drumrum. Also gab es nichts mit goldenen Wasserhähnen und so. Aber einfach die Arbeit hat froh gemacht, das Ding durchzuziehen und auch dieses Monopol so ein bisschen anzuknacken. Guck mal, wenn du so als junger Schauspieler da bist und sagst, ey, wir machen jetzt was. Das macht der Eichinger sonst, weißt du, die ganz großen Produzenten haben. Und auf einmal kommt jemand und sagt, ey, wir geben euch zweieinhalb, drei Millionen. Das ist eine Menge Geld. Könnt ihr ausgeben für euren Film. Das war irre. Und mit diesem Gefühl, ich spüre es heute noch, sind wir alle losmarschiert damals. Moritz bleibt treu und alle, die da dabei waren. Und Till hat es wahrscheinlich am konsequentesten und am linearsten dahin geführt zu sagen, ich mache große, kommerziell erfolgreiche Kinofilme, die ich selbst auch mag. Und das unterschätzt man manchmal bei Till. Der liebt das wirklich, was er macht. Und der findet das auch nicht platt oder doof oder so und macht es trotzdem. So wie vielleicht ein Geschäftsmann das machen würde, der sagt, ich muss die Scheiße ja nicht selber kaufen, Hauptsache die anderen kaufen sie. Sondern der macht das wirklich mit seinem Herzblut.
Sebastian Krumbiegel: Ich bin da fest von überzeugt. Ich glaube auch, dass Dieter Bohlen seinen Scheiß mag. Also ich meine, Scheiß ist nicht abwertend. Es gibt Geschmack, also wie gesagt, aber ich glaube, dass der auch davon überzeugt ist, dass er irgendwie der Mozart des 21. Jahrhunderts ist. Also wie auch immer, das möchte ich ihm auch überhaupt nicht absprechen und ich finde es auch total überheblich.
Joel Kaczmarek: Der sitzt bald auch hier, warte mal ab.
Jan Josef Liefers: Oh ja, und dann kriegen wir es aber ab.
Sebastian Krumbiegel: Nein, man darf sich da nicht, finde ich, echt drüber erheben. Das finde ich immer irgendwie so ätzend, wenn man dann so wissend irgendwie sagt, naja, ist ja irgendwie auch so ein Dreck, den der da macht und damit verdient er viel Geld. Nee, ich glaube, dass der da auch steht.
Joel Kaczmarek: Deswegen habe ich mit dem Zeug ja gar nicht so ein Problem. Auf mich wirkt ja manchmal so die Medienperson, wie man ihn in den Medien wahrnimmt, von der ich mir relativ sicher bin, dass sie nicht immer konsequent mit seiner Echten übereinstimmt, die wirkt mir ja so unsympathisch, so mackerhaft. Und der ist so ein bisschen für mich wie Clint Eastwood, der spielt eigentlich immer sich selber. Also gefühlt wirkt jede Rolle auf mich ähnlich. Tue ich ihm da Unrecht? Du hast ja wahrscheinlich mit dem dann, du atmest den ja quasi.
Jan Josef Liefers: Clint Eastwood?
Joel Kaczmarek: Nee, Til Schweiger. Wenn du sagst, ihr habt ja zwei Jahre lang im Zelt zusammen und, was heißt zwei Jahre denn?
Jan Josef Liefers: Nein, nein, da bist du bei der Drehzeit und ich würde schon Till zu meinem Freundeskreis zählen, das heißt aber nicht, wir quatschen jetzt nicht jeden Tag am Telefon zusammen oder sowas, überhaupt nicht, aber ich kenne ihn ganz gut, würde ich sagen, er kennt mich auch ganz gut und es gibt auch Gespräche, die mehr sind als Smalltalk zwischen uns und es ist auch jemand, den ich immer in bestimmten Situationen tatsächlich auch im Rat fragen würde. Das heißt ja nicht, dass ich das alles einfach dann auch so machen würde, also so nicht, aber es ist eine, er hat nämlich einen Blick, der mir fehlt tatsächlich. Also wir haben es ja vorhin schon gesagt, wir können nicht immer alle alles, aber wir können schon bestimmte Sachen gut. Aber manchmal ist es einfach schön, den Blick zu kriegen von jemandem, der so einen Aspekt, eine Sache reinbringt, die man selber nie hatte. Ich habe mich zum Beispiel immer schon, immer schon als Kind schon lieber mit Mädchen oder später auch mit Frauen unterhalten. Nicht nur wegen sexueller oder erotischer Interessen, sondern weil ich dachte immer, krass, weißt du, wenn Typen zusammenhängen, nach dem dritten Bier sind wir uns immer alle einig und sagen, ey genau, du hast total recht, yeah und sowas. Aber das ist ja nicht abendfüllend. Aber über eine Sache zu reden und dann von einer Frau zum Beispiel zu hören, was sie dazu zu sagen hat, ist für mich bis heute manchmal wie eine Märchenstunde, wo ich denke, das gibt es auch gar nicht, dass jemand das hier drin sieht. Das würde ich nicht sehen. Und bei Till ist es zum Beispiel, um das jetzt mal genau zu sagen, ähnlich. Also der hat einfach eine andere Perspektive auf Storys und auch wie man sie erzählt und so in Filmen. Und das finde ich immer manchmal verblüffend interessant und anders als meine eigene wäre. Und das kann ich respektieren und sogar mögen.
Joel Kaczmarek: Also ich sehe einen Grund mehr, dass wir den auch mal einladen, weil man muss sich immer mit Leuten, ich habe mal gesagt, Arschengel sagt man dazu. Wenn man Leute, wenn man sich irgendwie an denen reibt in irgendeiner Form, die regen einen auf oder man ist irgendwie so emotional oder sowas, dann halten die irgendwas für dich parat, was du über dich selber lernen solltest. Also ich lade für dich, da lade ich Dieter Bohlen ein und ich lade für mich Dieter Bohlen ein.
Jan Josef Liefers: Ja, guter Punkt, okay, guter Punkt. Ja, guter Punkt.
Joel Kaczmarek: Glaube ich schon, ist was dran, glaube ich. Aber wo du eben gesagt hast, dass mittlerweile Produktionsfirmen schon die Instagram-affinen jugendlichen Schauspieler einladen. Ich habe mir jetzt mal hier von meinem schlauen Team nachschauen lassen. 144.000 Abonnenten auf Instagram, 248.000 auf Twitter, fast 300.000 auf Facebook. Also du bist da auch unterwegs und auch substanziell. Wie setzt du das denn ein, Social Media?
Jan Josef Liefers: Tatsächlich total unprofessionell und absolut nach Belieben, also nach wie es mir Spaß macht. Die Idee ist ja so abstrakt, also du hast jetzt 300.000 Leute, erstmal lesen die nicht immer alles, was du machst, aber sie interessieren sich zumindest für dich. Ich nehme an, das ist das, was einen bewegt zu sagen, I follow oder I don't follow oder unfollow, interessiert mich das? Oder verliere ich das Interesse? So simpel. Und ich meine, früher mussten wir einen mega Aufwand treiben, keine Ahnung, wir mussten ein Interview geben in irgendeiner Zeitung, um zu hoffen, dass vielleicht zehn von den Lesern sich nur ausgerechnet auch noch für das interessieren, was man zu sagen hat. Dieser Weg ist ja viel schneller und viel kürzer. Und irgendwo rede ich mir, vielleicht rede ich mir das auch nur ein, aber irgendwie gefällt mir der Gedanke, auf diesem Weg bestimmte Sachen teilen zu können. Nicht alles, aber bestimmte Sachen eben einfach teilen zu können. Auch im Griff zu haben, was man teilt. Und wenn du eine private Geschichte raushaust, dann ist das natürlich eine, die genau so privat ist, wie ich das möchte.
Sebastian Krumbiegel: Wie gehst du damit um? eigentlich mit Privatdingen, also mit privaten Sachen? Also dass natürlich deine Beziehung mit Anna, natürlich logischerweise steht ihr da in der Öffentlichkeit, weil ihr eben zwei öffentliche Personen seid und auch die Beziehung sozusagen öffentlich ist. Von Kindern hat man eigentlich nie was gehört oder gesehen. Ist das bewusst? Ist das richtig? Wie gehst du damit um? Also mit dem Schutz deiner Privatsphäre, mal so pathetisch gesagt.
Jan Josef Liefers: Also am liebsten will ich das, was alle wollen, selber entscheiden, was nach draußen geht und was nicht nach draußen geht. Und dann gibt es Medien, deren Geschäftsmodell ist, auf Spekulationen hin, ich sag mal diese ganze Yellow Press, die irgendeinen Schein, also jetzt habe ich wieder was gelesen, da steht vorne drauf, riskiert er für sie seine Ehe und dann ist ein Foto von mir und Katharina Witt drauf. Also das ist… Wo du denkst, okay Leute, also wovon träumt ihr eigentlich nachts? Also das ist einfach eine extrem abgeschmackte, meiner Meinung nach miese Art und Weise sein Geld zu verdienen. Sage ich jetzt einfach hier mal so, aber ansonsten.
Sebastian Krumbiegel: Ich bin froh, dass die Yellow Press nichts von unserer Affäre weiß. Da bin ich echt dankbar.
Jan Josef Liefers: Ja, aber das bleibt jetzt hier unter uns in diesem Raum.
Joel Kaczmarek: Uns hört ja hier keiner zu.
Jan Josef Liefers: So Leute, die verdienen erhebliches Geld eigentlich mit Fake News. Das ist einfach herbeigefälschtes Geld. Zeug, was dazu dient, Anzeigen zu verkaufen. Das ist das Geschäftsmodell dieser ganzen Billo-Zeitung. Weil keiner ein Anzeigenheft kaufen würde, kaufen sie dies, kaufen sie das, müssen sie zwischendrin so Storys bringen, die andere dazu bringen, diese Zeitung zu kaufen. Das ist das ganze Ding. Das hat keine journalistische Qualität, das hat nichts. Ist nur bunt und schreit nach Gossip. Ja. Das ist so das eine und dagegen gehe ich immer regelmäßig auch vor, wenn es geht. Und zwar nicht, weil ich einfach denke, die sollen wissen, dass man sich das so nicht bieten lässt. Aber es ist auch nervenaufreibend und irgendwie auch am Ende ätzend. Aber die Kinder versuchen wir da auszuhalten. Manchmal schnappen die sich dann die Insta, das gab es auch schon, da wurde dann von meiner Tochter, da war die 15 oder so, wurde irgend so ein Bikini-Foto, was sie gemacht hat aus dem Urlaub, das wurde dann hergenommen. und dann unter der Überschrift, oh, äh, reift hier eine kleine Lolita heran und was sagt denn der Vater dazu? Also sowas finde ich einfach so ekelhaft. Da geht mir echt das Messer in die Tasche auf und sowas finde ich abscheulich. Und dann denke ich an die armen Menschen, die sowas kaufen müssen. Also viele sagen, ach Herr Liefers, regen Sie sich doch nicht so auf, das nimmt doch gar keiner ernst, das ist doch nur Pipifax, damit wischt man sich den Arsch und das war's. Aber es hat kurz mal was ein netter Zeitvertreib. Ja, vielleicht ist es so.
Sebastian Krumbiegel: Ja, aber ich sage mal so, ich ertappe mich auch nicht mal selbst dabei. Wenn ich irgendwo eine Gala rumliegen sehe, zack, dann atme ich die auch ein. Und dann blätter ich die durch und weiß dann wieder kurz mal Bescheid über diese ganze Szenerie.
Jan Josef Liefers: Aber Gala ist ja noch ein bisschen was anderes. Das ist was anderes, natürlich.
Sebastian Krumbiegel: Das ist natürlich wirklich, ja.
Jan Josef Liefers: Also das ist so eine Art von Privatheit, die gar keine ist. Das ist im Grunde genommen eine Lügengeschichte an der anderen, die dann so tut, als wäre sie privat. Und ansonsten, ja, wir versuchen das den Kindern. Die Große wird ja nun 18, dann kann sie selbst entscheiden. Die spielt ja auch schon in Filmen mit, also mal gucken, was da draus wird. Irgendwann.
Joel Kaczmarek: Kannst du eigentlich mit deinen Aktivitäten auf Social Media auch richtig Knatter machen? Also kommen da irgendwie Firmen auf dich zu, sowas wie Toyota hast du ja Werbung gemacht, Ferrero. Kommen die und sagen, Herr Liefers, machen Sie mal eine Story oder wollen wir da mal was zusammen machen? oder bist du da nicht der Typ für?
Jan Josef Liefers: Gab es schon. Die Leute melden sich und da gibt es ja dann noch spezielle Agenturen und so, die einem sowas nahelegen. Habe ich noch nie gemacht. Und Auch Werbung selbst oder so, was das angeht vielleicht altmodisch, das ist natürlich schon immer auch ein ganz schönes Zubrot, das wird ja auch bezahlt. und trotzdem war mir immer, ich hätte es immer doof gefunden irgendwas zu bewerben, wo ich selber sage, oh Gott, das kommt mir nicht ins Haus oder so. Irgendwie muss das schon immer stimmen. und ich dachte mit Schokolade kann man eigentlich nie was falsch machen und das ist doch eine feine Sache. und dann… Und die Hybridtechnologie von Toyota. damals fand ich innovativ, da ging es um Energieersparnis und vielleicht eine moderne Art von Verbrennungsmotor irgendwie oder den Motor dann mal zu ersetzen durch irgendwas Schlaueres. Die haben ja auch, das fand ich auch toll, das Wasserstoffauto gebaut, das erste richtige, stammt auch von Toyota. Das ist natürlich für mich so interessant, ich bin jetzt nicht so ein Technikfreak, aber ich interessiere mich schon dafür, was wir für eine Umwelt hinterlassen. Wenn wir hier vom Planeten abdanken werden, wie hast du gesagt, 45 Jahren oder so?
Sebastian Krumbiegel: Ich hoffe, ich hoffe.
Jan Josef Liefers: Und das ist sowas und versuche ich so in Einklang zu bringen mit mir. Insofern, auch wenn du jetzt meine Facebook, Instagram Accounts, Twitter Dings anguckst, wirst du ziemlich ungefiltert. Das mache ich alles selbst. Es gibt niemanden, der das für mich macht. Mhm.
Joel Kaczmarek: Engagest du denn mit deiner Community, wie man so neudeutsch sagt? Also gehst du mit denen in Dialog, schreibst du Kommentare, diskutierst du mit denen oder ist das für dich so ein Absetzerkanal?
Jan Josef Liefers: Das geht deswegen nicht, weil es, ich mache es manchmal tatsächlich, habe ich auch schon gemacht, auch schon lange, ging ewig hin und her.
Sebastian Krumbiegel: Aber nur, wenn du betrunken bist.
Jan Josef Liefers: Nee, besser nicht, lieber nicht, das funktioniert bei mir gar nicht.
Sebastian Krumbiegel: Also echt total gefährlich.
Jan Josef Liefers: Ja, ganz gefährlich. Nee, aber mache ich manchmal, meistens geht es aus Zeitgründen, das kannst du einfach nicht machen, kannst du einfach nicht mit, du hast ja schon ein Problem, wenn es nur machst irgendein Live auf Instagram, erzählst irgendwas und dann will sich jemand dazuschalten und dann sagst du, okay, meine Güte, hier hören gerade 600 Leute zu, die kann ich jetzt nicht alle dazuschalten, das geht gar nicht. Und so, aber in kleinem Umfang, wenn es geht, mache ich das auch. Also ich betrachte auch Leute, die, ich sag jetzt mal das Wort Fan, Fans, nicht als, also ich habe da keine Phobie oder so. Oh Gott, oh Gott, wer sind diese Leute oder sowas. Ich finde es toll, dass die meinem Kram zugucken und manchmal begegnet man hier auf der Straße auch vorhin hier in dem Café neben uns so eine Frau, ach Mensch und so, macht mal einen kleinen Plausch und.
Sebastian Krumbiegel: Komm, das ist doch angenehm. Ich finde das auch immer so ätzend, wenn sich Leute darüber aufregen, dass sie so prominent sind und angesprochen werden.
Joel Kaczmarek: Ich kann mir nur vorstellen, dass es auch unangenehme Momente dabei gibt, oder? Habt ihr das nicht auch? Also ich habe zum Beispiel gehabt, ich bin ja wirklich Billow bekannt. Ich bin ja so ein Wirtschaftsfuzzi. Das heißt, ich bin eigentlich nur so ein Startup-Unternehmer. Dann treffe ich Leute auf der Straße, die mir sagen, sie sehen mich mit meinem Sohn in die Kita gehen und wo die Kita ist. Oder ich hatte mal jemanden gehabt, der hat mir bei Facebook zum Geburtstag meines Sohnes gratuliert, den ich überhaupt nicht richtig kannte.
Sebastian Krumbiegel: Da denkst du so, Das ist spooky, das finde ich dann auch nicht schön. Also wie gesagt, sobald es um private, familiäre Dinge geht, bin ich da ganz allergisch. Aber mir begegnen die Leute echt respektvoll. Also es gab auch irgendwie Scheiß. Also ich weiß noch, dass ich einmal in Leipzig an der Ampel stand und neben mir hielt ein Auto an und da saß irgendwie So ein echt offen Rechtsradikaler drin, der so eine Pistole formte mit der Hand und irgendwie in meine Richtung schoss und irgendwie so, wo ich auch gedacht habe, ups, ey, ist ja auch echt scheiße. Aber hey, das ist so selten, dass sowas passiert. Also eigentlich ist er immer extrem respektvoll und freundlich und schön.
Jan Josef Liefers: Unangenehm wird es eigentlich immer nur, wenn zu viel Alkohol im Spiel war. Also ich bin einmal mit Axel zusammen in Köln in eine Karnevalsgesellschaft geraten, die da auf der Straße, die sind jetzt vorbei und so schnell kannst du gar nicht trinken, um das aufzuholen. Und dann kriegst du irgendeine schon halb bewusstlose Frau in die Hand geschoben und dann werden Fotos gemacht und dann kommt einer und sagt, das ist doch der Jupputti oder was. Und dann geht es auch hier Hand ins Gesicht und Arm um die Schulter und dann wird geküsst und Dings. Und das ist dann, da würde ich dann sagen, okay. Stab. Und es gibt auch manche Leute, die einfach so übergriffig sind. Aber das ist dann eigentlich mehr eine Charakterfrage. Es gibt einfach Leute, die sind so. Weil sie da jetzt sind, bist du irgendwie wie so ein Zootier. Du kannst gefüttert und gestreichelt werden.
Sebastian Krumbiegel: Es gibt unterschiedliche Leute, wie sie unterschiedlich miteinander umgehen. Wenn ich mit Udo Lindenberg unterwegs bin, Dann die Leute, die knallen ihm alle die Hand auf die Schulter und so, Udo, der mag das auch. Schon die Physiognomie ist oft genau. Aber dann gibt es eben auch Leute wie, was weiß ich, Dietmar Bär, den wir jetzt auch zu Gast haben werden irgendwann. Ich war mit ihm mal beim BVB, beim Spiel, auf seinem Stammplatz sozusagen im Stadion. Und der hat dann richtig manchmal irgendwie so ein bisschen, der wird dann halb phobisch, da kommt dann so viele Leute und sagt, komm wir müssen jetzt hier weg und das verstehe ich auch.
Joel Kaczmarek: Ich habe mal die Geschichte gehört, lustigerweise der CEO von Rosebikes hat mir das glaube ich erzählt, weil wir vorhin im Vorgespräch vor unserem Podcast über Rosebikes geredet haben, der saß mit Olli Pocher im Flugzeug und dann haben die gequatscht so nebeneinander und dann meinte der Pocher halt, ja weißt du. Ich habe es relativ oft, dass Leute mich erkennen und dann meinen die immer, ich muss die umarmen oder die fragen mich immer, darf ich sie umarmen? Und nach so einem zwölf Stunden Interkontinentalflug rieche ich jetzt nicht mehr ganz so frisch und die auch nicht, da habe ich eigentlich keine Lust. Aber wenn ich die nicht umarme, dann wirke ich irgendwie als Schnösel. Keine Ahnung, ob die Geschichte stimmt oder ob ich es auch hundertprozentig wieder richtig gehe, aber ich habe gedacht, okay, das muss manchen ganz schön unangenehm sein, wenn man bekannt ist und dann kannst du es gefühlt manchmal auch falsch machen, ne?
Sebastian Krumbiegel: Ich finde immer wichtig, dass man irgendwie Stil und Ton wahrt. Also auch die Leute, die einen dann eben ansprechen. Ich mache das manchmal, wenn irgendwelche Leute kommen, ey, komm mal hier, schreib mal hier. Und wo ich sage, hey, bitte wäre irgendwie auch ganz cooles Wort und so. Und dann, ah, war nicht so gemeint. Und dann geht das auch. Aber so eine Art Übergriffigkeit oder Besitz, ich bin sozusagen dann Eigentum in dem Moment, das mag ich dann auch gar nicht.
Jan Josef Liefers: Ja, erstmal glaube ich, ist das Bild auch entscheidend, was die Leute von dir haben. Also jemand, der wie Olli Pocher in der Öffentlichkeit steht, wird wahrscheinlich auch damit identifiziert, so wie sie bei mir viele Leute sozusagen, also sprechen mich, gerade, dass sie nicht Professor sagen. Aber das ist natürlich auch…. Und wie du selber kommst, wie du selber bist. Mario Barth werden sie wahrscheinlich am Bahnhof anders angehen als Marcel Reich-Ranitzky zu dieser Zeit. Ja, weißt du. Und ich glaube, die einzige Ausnahme von dem, was ich gerade sage, wäre dann vielleicht, wenn du so ein Teenie-Idole bist. Weil was da an Pegel freigesetzt wird, wenn das Gekreische losgeht.
Sebastian Krumbiegel: Das kenne ich ja noch von früher.
Joel Kaczmarek: Das war ja auch so echt.
Sebastian Krumbiegel: Natürlich, wir waren vor der Kanne, Anfang der 90er war das so richtig, um hier echt, kreisch ihn an.
Jan Josef Liefers: Und das ist so, wenn so 100, so 14, 15-jährige Mädchenstimmen loslegen, dann wow, dann
Joel Kaczmarek: Ja, der Jan Müller hat mir das auch erzählt mit Bill Kaulitz. Also da konnte er auch Geschichten erzählen.
Sebastian Krumbiegel: Ich war ja bei Tokio Hotel irgendwann auf deren Höhepunkt in Leipzig zum Konzert und habe mir das angeguckt und habe echt nochmal gedacht, das war nochmal eine Potenz dessen, was wir erlebt haben. Also an wirklich Kreischalarm und an Plüschtierregen und was weiß ich, was es da immer noch gab.
Joel Kaczmarek: Ein Thema, was mir noch im Kopf hängt, darüber haben wir noch gar nicht geredet, immer mal so angerissen, war das ganze Netflix.
Jan Josef Liefers: Gibt es irgendein Thema, worüber wir noch nicht geredet haben? Wir haben noch die ganze Welt schon durchgehämmert.
Joel Kaczmarek: Ich habe noch zwei im Kopf, Musik von dir und Videostreaming, dann bist du erlöst.
Sebastian Krumbiegel: Ach siehst du, ja, Mensch.
Joel Kaczmarek: Nein, aber was Sebastian ja angeschnitten hatte, der geneigte Podcast-Zuhörer hört das erst später, weil Susan Sideropoulos nach dir kommen wird in der Veröffentlichungsfrequenz, also.
Jan Josef Liefers: Die muss dich aber beeindruckt haben, das heißt du jetzt schon. das vierte Mal höre ich diesen Namen aus deinem Mund in meiner Sendung. Das ist doch irgendwie abgefahren.
Joel Kaczmarek: Ja, das ist mir echt aufgefallen. Ich habe schon 17 Mal Gregor Gysi gesagt, aber wie dem auch sei.
Jan Josef Liefers: Noch zu weniger erwähnt. Also wer meintest du jetzt?
Joel Kaczmarek: Ich sag den Namen nicht nochmal. Sie sagt ja auf jeden Fall, das was Sebastian meinte, es gibt mittlerweile Fernsehschauspieler, Kinoschauspieler und Streamingschauspieler, was ich ja echt ganz ulkig fand. Hast du mal Berührungspunkte gemacht mit diesen ganzen Streamingdiensten und wie das sozusagen euer Geschäft umkrempelt?
Jan Josef Liefers: Ich kann das, geht schon mal bei mir damit los, dass ich es gar nicht bestätigen kann. Also in nahezu allen großen Streamingproduktionen spielen Schauspieler, die man bisher im Kino kannte oder von anderswo kannte mit. Also dass da irgendeine Trennung gäbe, mag für bestimmte Sachen hinhauen, aber….
Sebastian Krumbiegel: Nee, wir meinen jetzt die Trennung nicht irgendwie, dass da andere Leute mitspielen, sondern dass das sozusagen eine andere Qualität ist und ein anderer Schnack ist.
Jan Josef Liefers: Achso, inhaltlich sozusagen. Arbeitsweise auch. Ja, ja. Ich habe ja Artus Gesetz gedreht mit TNT. Turner Network ist das, auch so ein Cable-Kanal. Und das ist ein völlig anderer Schnack, was das Arbeiten angeht. Also während ich hauptsächlich ja in öffentlich-rechtlichen Sendern auftrete oder sagen wir mal in klassischen, althergebrachten Fernsehsendern oder auch Kino, Da geht es eher darum, glaube ich, wie können wir maximale Zuschauerzahlen erzielen. Und die Streamer haben das angefangen zu knacken, diesen Kokon, dieses Gerüst, weil sie gesagt haben, okay, uns geht es gar nicht um das Maximum an Zuschauern, uns geht es darum, Talk of the Town zu werden. Wir wollen gar nicht auf eins sein, was die Zuschauer angeht, aber wir wollen auf eins sein, was den Buzz angeht, diesen Brummer, der stattfindet. Und ich sag mal, wir sind jetzt alle alt genug, Breaking Bad zum Beispiel. Breaking Bad, als das im normalen Fernsehen ausgestrahlt wurde, war eher kein Erfolg, wenn du dir die Zahlen anguckst. Aber alle haben drüber geredet.
Sebastian Krumbiegel: Aber dann, als es auf Netflix war. Ich habe das neulich übrigens nochmal gesehen, das fand ich so, also neulich vor einem Jahr oder so. Ich habe das damals gesehen und war nochmal genauso angefixt und fand das genauso geil wie damals.
Jan Josef Liefers: Das ist auch toll. und die haben eben was, oder sagen wir mal House of Cards oder so, die haben halt angefangen mit etwas, wo sie gesagt haben, wir, erstens die Serie wieder, die Serie war auch in meinem Berufsstand eher verpönt. Wie, du machst eine Serie oder so? Nein, ich mache nur Kino. Das hat sich total verändert. Also dieses Format auf so einem kleinen Bildschirm wie im Fernseher oder am Laptop oder von mir aus dann auch dem größeren Flatscreen, wenn man das dann überträgt, das ist ja eine, diese dreiviertel Stunde oder 40 Minuten oder 50 Minuten pro Film und dann kommt eine neue Story.
Sebastian Krumbiegel: Mit Cliffhanger.
Jan Josef Liefers: Mit Cliffhanger und über acht oder zwölf Episoden gestreckt. Ist eine super Erzählweise. Es ist relativ kompliziert 90 Minuten spannend voll zu machen. Also von 20.15 bis 21.45. Das ist nicht einfach 90 Minuten, aber 45 oder 50. Da kann je mehr, plus. du hast einen viel längeren Atem, was die Figuren angeht. Das nennt man in der Fachsprache horizontales Erzählen. Du kannst sozusagen auf dem horizontalen Zeitstrahl lange Bögen erzählen und das macht dir diese Filme auf einmal viel interessanter. Auf einmal hat man. diese Identifikation mit den Leuten ist viel leichter gefallen, weil man hat die zum Beispiel fünf Minuten dabei beobachtet, wie sie sich die Schuhe zumachen oder wie sie auf dem Klo sitzen oder duschen oder wie sie sich im Klo einschließen, weil sie ihre Frau gerade nicht ertragen können, die da vor der Tür sitzt und so. Dafür konnte man sich Zeit nehmen, weil man eben nicht in einer bestimmten Zeit fertig sein musste, sondern sagt, hey wir haben acht Folgen, wir haben zwölf Folgen, easy peasy und trotzdem in jeder Folge neue Wendungen drin zu haben und so. Das ist eine Art von Erzählen, die man eben in so einem klassischen 90-Minüter- oder Kinofilm so nicht hat. Das ist der eine Unterschied. Und der andere ist eben, dass der Konsenswunsch nicht so groß war. Also wenn wir heute einen Tatort drehen, da gibt es ganz knallharte Dinge, an die man sich da halten muss. In Minute so und so muss die Leiche da sein. Und es geht ganz langsam, dass sich das ein bisschen auflöst. Der Münster-Tatort ist eigentlich schon der Ausreißer schlechthin, weil es auf der komischen Seite ist.
Joel Kaczmarek: Ja, ich meine, der Wirtschaftsfuzzi hat jetzt wieder gesagt, ist natürlich auch viel geiler, wenn du was gefunden hast, was funktioniert, Schauspieler miteinander, ein Thema, ein Sujet, kannst du es natürlich viel länger ausschlachten über so eine Serie.
Jan Josef Liefers: Ja, und natürlich dann auch, wo investiere ich und wo stecke ich mein Geld rein. Trotzdem muss man sagen, dass Netflix beispielsweise kein wirtschaftlich profitables Unternehmen ist.
Joel Kaczmarek: Ja, ich wollte es gerade ansprechen. Ich meine, ich kenne mich mit sowas schon ganz gut aus und das kann von der Logik eigentlich nicht funktionieren. Ich meine, mit wem ich mich so unterhalte, die sagen ja alle, da wird irgendwann Werbung kommen, ganz klarer Fall. Aber es ist ja wie bei Spotify. Also wenn ich jetzt Sebastian gleich auf Spotify fragen würde oder dich ja auch, dann würde ich mir beide sagen, damit verdiene ich als Künstler kein Geld, sondern das ist sozusagen zu Brot, Cash mache ich über die Auftritte. Und dann frage ich mich, wie soll das in der Netflix funktionieren, wenn du da acht Euro zu verteilen hast und dann gehst du nach Eyeballs, wer hat hier was geguckt, wie lange und so weiter. Für mich geht die Rechnung nicht auf.
Sebastian Krumbiegel: Und was ist dann da das Geschäftsmodell dabei? Also wie funktioniert das?
Joel Kaczmarek: Also mein Verdacht ist, dass du sagst, ich muss jetzt erstmal auf Masse gehen. Also jetzt ist sozusagen Krieg um Reichweite, Abonnenten generieren, dass Disney Plus oder Amazon Prime sozusagen hinter dir liegen und dann, wenn du sozusagen da die Kontrolle hast, wirst du glaube ich sukzessive gucken, also Produktplatzierung gibt es ja schon und ich glaube auch, dass da Werbung reinkommen wird. Premiere macht auch Werbung.
Jan Josef Liefers: Ich glaube aber mehr, dass zum Beispiel Amazon Plus oder sowas natürlich ein harter Knochen ist oder Disney, weil die einen Backkatalog haben, den hat ja Netflix nicht. Netflix muss ja aus dem Nichts kommen und kann vielleicht hier oder da mal eine Fernsehproduktion, die zeigen jetzt doch dann Tatortreiniger oder sowas, lizenzieren. Wo es vielleicht dann nicht ganz so teuer ist, aber ansonsten müssen die ihre Eigenproduktion selbst bezahlen und da ist mal eben Martin Scorsese dabei und Robert De Niro und Schieß mich tot, das sind alles keine Leute, die for free arbeiten.
Sebastian Krumbiegel: Hast du den gesehen? Wie fandst du ihn?
Jan Josef Liefers: Ich fand's geil.
Sebastian Krumbiegel: Ich fand's auch geil, ich fand's auch geil, wirklich. Alte Mafia-Scheiße, geil.
Jan Josef Liefers: Und dieses Modell ist teuer und wenn du jetzt Amazon bist, hast du immer noch deinen Handel im Portfolio, diesen Einzelhandel oder dieses Produktverschickende, also ihr eigentliches Kerngeschäft. Das heißt, du kannst dir schon mal auch eine Durststrecke leisten und Disney hat einfach diesen Wahnsinns-Backkatalog an Filmen. Also ich würde mal sagen, wenn ich mir jetzt so vorstelle, ich finde das super, ich habe tolle Sachen auf Netflix gesehen, inzwischen gibt es auch relativ viel Stuss, aber es gibt wirklich ganz, ganz tolle Sachen und die haben die Welt verändert, wirklich verändert. Aber wenn du mich jetzt so, ich bin kein großer begabter Geschäftsmann, aber wenn ich jetzt mal so meine Geschäftsmannbrille aufsetze, würde ich denken, die wären ein Kandidat. gekauft oder irgendwie geschluckt zu werden irgendwann. Weil so viele Leute kannst du, ich meine, guck mal, du kannst dir ja ausrechnen, was zahlt man für Netflix? 9,99 oder so. Und dann hast du all das, was da ist. All das, was da ist. Und das ist ja wie bei Spotify auch. Das große Problem bei Spotify ist, dass du für ein Appel und ein Ei die ganze Musik der Welt bekommst, aber gar nicht hörst. Und ich sag jetzt mal so, nehmen wir mal an, die Prinzen haben jetzt, keine Ahnung, die werden im Monat so und so oft gestreamt. Von den Leuten, die diesen gleichen Beitrag zahlen. Und das, was da reinkommt, wird aber unter allen aufgeteilt. Das ist ein Verteilungssystem auch bei Spotify, was keinen Sinn macht meiner Meinung nach. Nehmen wir mal an, ich wäre jetzt ein Jazzmusiker und ich würde im Monat zehnmal gestreamt werden. Dann müsste ich zehnmal 9,99 kriegen. Im Grunde genommen. Aber warum kriegt irgendein Rapper, warum kriege ich ganz wenig? und der größte Teil sozusagen von dem, was ich quasi durch meine zehn Hörer da reingebracht habe, wird verteilt unter anderem, die gar nicht gemeint waren mit dem Klick. Also da muss man auch, bestimmt wird man noch sehr viel drüber nachdenken können und auch über die Frage, was kommt dann wirklich auch bei den Leuten an, die die Mucke machen. Das ist ja wirklich ohnehin schon ein Job, seitdem du bist jetzt einer von den wenigen, die richtige große Hits haben, wie Sebastian Kumbigl. Aber der Junge mit der Gitarre, der da irgendwie so auch passabe Musik macht, der weiß ähnlich wie diese vielen Schauspieler, von denen wir vorher geredet haben, auch nicht, wie er jetzt die Miete bezahlen soll. Da ist sehr viel Idealismus im Spiel und irgendwie muss man
Joel Kaczmarek: Ich weiß nicht, ob ich es richtig erinnere, aber ich habe mal einen Podcast mit Dieter Bohlen gehört, wo der hier über einen Song von Capital Bra redet. Ich glaube, den hat er geschrieben, vielleicht bringe ich es auch durcheinander. Long Story Short, der war Streaming-Hit Nummer 1 in Deutschland und der hat, glaube ich, 500 Euro daran verdient als Autor.
Jan Josef Liefers: Das wird sich auch ändern. Ich glaube, da werden neue Verträge gemacht werden und das wird nicht Das macht ja auch keinen Sinn. Also wenn mich vier Musikgenres interessieren, dann muss ich die Möglichkeit haben, die hören zu können und nicht für alles andere mitzubezahlen. Als Kunde würde ich das so sehen und umgekehrt auch als Künstler, da sagt man natürlich okay, aber wenn es jetzt Leute gibt, die nur wegen mir hier sind. Also dann will ich den Anteil auch haben von denen. Das ist ja so wie im Konzert. Wer eine Karte kauft, davon kriege ich ein bisschen was ab von der Karte. Und das haut halt im Moment überhaupt noch nicht hin und das wird sich bestimmt irgendwann ändern müssen.
Sebastian Krumbiegel: Ich habe ja jetzt zu Corona-Zeiten über Spotify entdeckt, dass man viele Hörbücher hören kann. Das ist auch geil, wirklich. Das macht mir auch Laune. Und ich war ja am Anfang so ein Also so aus Prinzip sozusagen ein Gegner. Und habe gesagt, nein. Früher haben wir noch, ganz am Anfang haben wir Schallplatten verkauft. Da haben wir irgendwie so und so viel Prozent vom HAP, vom Händlerabgabepreis bekommen. Dann haben wir CDs verkauft. Dann haben wir irgendwann von Downloads, da haben wir auch irgendwie Prozente bekommen. Und jetzt gibt es eben Streams und daran verdienst du wirklich nichts. Also das ist wirklich irgendwie, du brauchst irgendwie Ich kenne die Zahlen wirklich nicht, aber ich weiß nur, da kommt einfach nichts am Ende beim Künstler an und habe das deswegen immer abgelehnt. und mittlerweile finde ich das echt zu geil. Die ganze Musikwelt liegt dir zu Füßen und du kannst vor allem auch Sachen entdecken. Du hast natürlich auch riesige Müllberge, wo du drin rumwühlen musst, auch wenn du weißt, wonach du suchst. dann ist das schon echt geil.
Jan Josef Liefers: Also aus Musikhörersicht auf jeden Fall eine tolle Sache. Also als Spotify ja das erste Mal, die sind ja dann nochmal abgebrochen, das erste Mal gelanciert wurden hier in Deutschland, hatte ich so einen Test-Account gekriegt, so nach dem Motto, hey, guck doch mal, was wir hier anzubieten haben und was sagst du dazu. Und ich war begeisterter Hörer der ersten Stunde. tatsächlich, weil für jemanden, der Musik hört, ist das geil. Für jemanden, der davon leben will, dass er sie macht, ist es eine Katastrophe.
Sebastian Krumbiegel: Es ist ein Interessenskonflikt.
Jan Josef Liefers: Ja, ja, ja.
Joel Kaczmarek: Also ich habe gerade, ich gucke jetzt gerade mal nach den Prinzen, was die Prinzen an monatlichen Streams haben und ihr kommt auf 662.000 monatliche Hörer, fast eine Million Leute hören dich monatlich da und du bist nämlich nochmal bei 90.000, also nur du als Singulärum. Was bleibt da ungefähr hängen, kannst du das mal sagen?
Sebastian Krumbiegel: Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht.
Joel Kaczmarek: Aber es ist so wenig, dass es sozusagen nicht mal bei dir noch
Jan Josef Liefers: Dass er es nicht weiß.
Sebastian Krumbiegel: Es ist so wenig, dass er es nicht weiß. Also, pass auf. Ich sage das übrigens nicht hier, um rumzujammern. Also, am Ende, hey, wir haben das große Glück, irgendwie die Prinzen zu sein. Wir haben irgendwie einen Namen und wenn wir auf irgendeine Bühne gehen, wie gesagt, hey, hoffentlich können wir es bald wieder machen, dann kommen da eben irgendwie Leute und die zahlen Eintritt und davon leben wir. Aber davon verdienen wir nichts. Also, Streaming ist Fange ich gleich an zu stottern.
Joel Kaczmarek: Dürfen wir nicht nochmal ein paar Fragen über deine Musik eigentlich beherrlichen?
Sebastian Krumbiegel: Guck mal Radio Doria nach Zahlen.
Joel Kaczmarek: Dann habe ich natürlich den Flugmodus eingemacht, wie ich als korrekter Podcaster das natürlich gelernt habe. Ich habe eben schon Jan-Josef direkt gesucht, aber dann ist das deine alte Band, Radio. Da haben wir dich. Was schätzt du?
Jan Josef Liefers: Keine Ahnung.
Joel Kaczmarek: 16.868 monatliche Hörer. Also du füllst monatlich zweimal die Kolumbiahalle, glaube ich.
Sebastian Krumbiegel: Wir haben dich ja am Anfang gefragt, wo du dich siehst und wo du am meisten zu Hause bist, ob Musik, Theater, Schauspiel oder was weiß ich was. Die Musik ist schon irgendwie ein wichtiger Punkt für dich, ja?
Jan Josef Liefers: Ja, also auf jeden Fall. Wenn du mit irgendeiner Sache in diesem Land schon mal erfolgreich warst und du willst dann noch was Neues anfangen, hast du es hier ja ganz schwer. Weil ja alle sagen, ja was soll denn das jetzt wieder für ein Marketing-Werbegag und noch sowas. Und das alles hat sich allerdings auch in vielen, vielen Jahren, seit 2002 gibt es Radio Doria oder die Band, bin ich mit den Musikern zusammen unterwegs, durchaus gelegt. Und wir haben eine Fanbase. so, also wir haben zum Beispiel, also wenn wir in Berlin spielen, wir haben Tempodrom ausverkauft zum Beispiel. Ich kenne nicht so viele deutsche Bands, die das aus dem Stand so machen, also irgendwie gibt es uns. Die unbekannteste Band, die jemals das Tempodrom ausverkauft hat, so ungefähr sehe ich es. Und die Leute, die zu uns kommen, die kriegen was für ihr Geld? einen schönen Abend und auch schöne Lieder, wie ich finde und das machen wir und das ist ein Teil, wirklich ein Teil von dem, wovon ich immer geträumt habe, weil das ist mein ältester Traum, war nämlich nicht Schauspielerei, sondern war wirklich Musik zu machen, ich wollte immer Gitarrist sein in einer Band, das war mein Traum und heute bin ich es nicht, das hat nicht geklappt, aber ich stehe mit einer Band auf der Bühne und ich liebe jede Sekunde davon und
Sebastian Krumbiegel: nur Sänger, nur Sänger, nicht Gitarrist, oh,
Jan Josef Liefers: oh. Ja, also ich meine, wenn ich es mir heute aussuchen könnte, die meisten Frauen stehen auf die Schlagzeuger.
Sebastian Krumbiegel: Du, ich muss dir ehrlich sagen, ich bin eigentlich Schlagzeuger. Also ich habe die erste Band, die wir hatten damals, also mit Wolfgang, 1981 gegründet, die Band Phoenix, habe ich hinter dem Schlagzeug gesessen, hinten, hinter den Becken und mich hat das immer genervt. Also ganz am Anfang habe ich mir die Becken immer noch so hingemacht, dass man mich gar nicht sieht. Dann habe ich mir die Becken irgendwann runter gemacht, dass man mich endlich sieht. Und dann habe ich irgendwann gedacht, was machst du eigentlich hier hinten, ey, du musst da vorn. Und dann habe ich irgendwann gesagt, nee, komm jetzt, das Schlagzeug irgendwie nervt.
Jan Josef Liefers: Ich würde sagen, alle Frauen stehen erstmal auf Schlagzeuger und auf Bassisten. Dann kommt der Gitarrist, der hat sich nämlich schon völlig verausgabt, irgendwie mit seinem, davon hat er den Larry gemacht, mit seinem nicht enden wollenden Soli, allen gehörig auf die Nerven gegangen. Und der Sänger, naja.
Joel Kaczmarek: Bitte? Sicher?
Sebastian Krumbiegel: Ich habe da völlig andere Erfahrungen gemacht.
Jan Josef Liefers: Also ich staune wirklich, ich staune echt, was die Rhythmusgruppe für einen Magnetismus hat. Da kannst du da vorne irgendwie, in unserem Fall ist es jetzt so, viele Leute kommen ja da überhaupt nur hin, weil sie irgendwo gelesen haben, dass ich jetzt da bin und weil sie mich aus dem Film kennen, um mal zu gucken, was da ist. Ich kann mich jetzt auch nicht beklagen, aber über Zuspruch meine ich.
Sebastian Krumbiegel: Kennst du den alten Rhythmusgruppenwitz, dass irgendwie die Rhythmusgruppe, die immer geklappert hat, die nie zusammen gegruft hat und die dann sagen, oh scheiße, wir sind so schlecht und komm, wir suizidieren uns jetzt und gehen auf so ein Hochhaus und stehen da oben und sagen, ey, jetzt machen wir endlich mal was, was wir richtig zusammen machen. Springen runter und kommen auf.
Jan Josef Liefers: Ich kenne einen Witz, wo der Bassist den Schlagzeuger fragt, sag mal, was ist denn eigentlich eine Synkope? Und der Schlagzeuger sagt, deine Eins. Ja.
Joel Kaczmarek: Ja, ich wollte gerade sagen, die klang jetzt gerade eher so, als wenn der Attraktivitätsfaktor steigt. Also wenn du Schlagzeuger bist, hast du die Becken vor dir und wenn du vorne auf der Bühne stehst, hast du die einfach auf dir. So klang das jetzt gerade.
Sebastian Krumbiegel: Ja komm, lass mal die Sexismen weg. Ich meine einfach irgendwie am Ende, natürlich war ich immer der Typ, der nach vorne wollte. Ich war immer der Typ, der irgendwie in die erste Reihe wollte.
Joel Kaczmarek: Jan, das ist auch eine gute Frage an dich. Ich sage jetzt nochmal den Namen von einem vorigen Podcast-Gast, Gregor Gysi, den Namen sage ich immer öfter, der meinte zu uns in der Verabschiedung. vorhin, fand ich einen coolen Satz, werde ich mir merken fürs Leben, der meinte, junge Frau, sagt er zu meiner Mitarbeiterin, merken sie sich eins, die Menschen in der ersten Reihe haben immer Eitelkeit, die Frage ist, beherrschen sie die Eitelkeit oder beherrscht die Eitelkeit sie? Ah, ja. So, du bist auf mehreren Bühnen, Theater oder Musik, ist das bei dir, ist das so? Geht dir das auch so?
Sebastian Krumbiegel: Also ich bin überhaupt nicht eitel.
Jan Josef Liefers: Also ich würde das Wort eitel nicht benutzen. Jedenfalls nicht für mich. Weil eitel sind für mich, also ich weiß nicht, erklärt mich auf, wenn ich da falsch liege. Eitle Menschen sind Menschen, die blenden wollen. Also die sich zum Beispiel stundenlang vom Spiegel irgendwie hinzupfen und so, um etwas zu erscheinen, was sie nicht sind. So sehe ich Eitelkeit. Mehr auf so Schönheit oder so Bewunderung aus oder sowas. Ich bin aus eigentlich auf Liebe tatsächlich. Ich will in dem Moment das Gefühl haben, geliebt zu werden und zwar nicht wie, also jetzt nicht in dem erotischen Sinne, sondern ich habe diese zwei Stunden geliebt, wo ich dir zugehört habe. Es gibt manchmal so Begegnungen mit Menschen, wo man sagt, diese Stunde, die habe ich einfach gefeiert, geliebt. In dem Moment habe ich gedacht, wie geil ist es dir zuzuhören. Also ich versuche unterhaltsam zu sein, ich versuche irgendwie meine Sätze zu Ende zu bringen und vielleicht bin ich auch auf den einen oder anderen Lacher aus. Ich bin darauf aus, Leute anderthalb Stunden oder zwei Stunden zuzuhören. So zu unterhalten, dass die rausgehen und sagen, hey, was für ein geiler Abend war das? Was war das für ein geiler Abend bitte? Und das ist das, worauf ich aus bin. Ich würde es eher, deswegen sage ich jetzt mal so vorsichtig, Liebe oder Zuneigung nennen. Nicht so sehr Eitelkeit. Also mit dieser Huldigung kann ich nicht so viel anfangen.
Sebastian Krumbiegel: Ja, ich glaube schon, dass Eitelkeit, also ich habe das nie so gesehen, das ist wirklich so, was übrigens auch schon Bände sprechen, ich habe nie so gesehen, dass das so negativ konnotiert werden kann, sozusagen Eitelkeit. Also ich glaube, dass jeder, der auf eine Bühne geht, in irgendeiner Weise schon, es gibt ja immer die Frage, was ist denn eigentlich authentisch? Gibt es Authentizität wirklich oder ist nicht eigentlich alles, sobald wir irgendwie aus der Tür gehen, sobald wir irgendjemanden treffen, völlig egal, ob wir jetzt, prominent oder bekannt oder nicht sind, sondern wir haben eine Wirkung, wir sind uns dessen bewusst und wir gehen irgendwie, also wir gehen nicht gern aus der Tür irgendwie völlig nackt oder irgendwie sehen so richtig scheiße aus. Das wollen wir nicht, ja. Oder es ist uns eben vielleicht auch egal, dann ist es vielleicht auch okay, aber ich glaube schon, dass wir dass alles sozusagen, wie gesagt, wir waren vorhin bei Shakespeare, all the world's a stage, das ganze Leben ist eine Bühne und das glaube ich ein bisschen, dass jemand sagt, ich bin so authentisch, dann ist es auch schon wieder nicht authentisch, weil es irgendwie, weißt du, wenn sich Kurt Cobain irgendwie, die haben es erfunden sozusagen, weg vom Glamour, die haben sich einfach in ihren abgerissenen Klamotten hingestellt, Und das wurde sofort danach kopiert und war dann eben sofort wieder ein neues Geschäftsmodell. Oder Punkrock oder eben alles, was in irgendeiner Weise am Anfang mal authentisch war, wird dann irgendwann, man könnte jetzt böse sagen, industrialisiert oder es wird eben bewusst getan. Und deswegen glaube ich, also eitel sind wir alle, mehr oder weniger. Und das meine ich nicht negativ. Ich meine einfach so, eine Story ganz kurz dazu, weil das wirklich wieder echt Bände spricht. Wir hatten jetzt einen Brief zu Hause. Ich habe ja unseren Ministerpräsidenten Michael Kretschmer kennengelernt. CDU-Mann, den ich übrigens wirklich schätzen gelernt habe, weil er wirklich irgendwie für mich, ja egal, auf jeden Fall kennengelernt und so weiter und so fort. Und das kam ein Brief an und ich hatte keine Brille auf und habe den Brief aufgemacht und so. Und da stand drin, liebe Bürgerinnen und Bürger, lieber Sebastian, so handschriftlich so geschrieben. Und das habe ich so geguckt und habe gedacht, boah, ist ja echt cool, dass der irgendwie so persönliche Ansprache. Und dann setze ich meine Brille auf und dann stand da auf jeden Fall, liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Sachsen. Das habe ich nur echt gedacht, das ist ja wirklich wegen Selbstbezogenheit und wegen irgendwie, was willst du eigentlich für eine eitle Fatzke, dass du dir wirklich einen bildest, der schreibt da so und am Ende spricht das wirklich Bände.
Jan Josef Liefers: Ja, also bei sowas bin ich bestimmt auch zu erwischen, also das will ich gar nicht in Abrede stellen, aber es ist nicht der Grund, jetzt in erster Linie mich da so irgendwie selber zu sonnen in irgendeinem Ruhmesding, sondern eher gemocht. tatsächlich, diese Annahme in dem Moment, einfach so gemocht zu werden. Du siehst ja nicht unbedingt in die letzte Reihe, aber so, na klar, es sind vielleicht auch die, die jetzt besonders auf deiner Seite sind, die sich dann nach vorne stellen, aber das kennst du bestimmt, also das sind einfach so, das ist einfach, so angeguckt zu werden, ist einfach toll. Und dann ist mir auch dann wirklich die Alles, woran man noch so denkt, wie Kohle oder Erfolg oder so, in dem Moment echt scheißegal. Also das liebe ich auch daran. Und deswegen bin ich auch froh, deswegen ist aus mir auch kein Unternehmer oder so geworden, weil diese Denke würde mich auf die Dauer nicht zufriedenstellen.
Sebastian Krumbiegel: Ja, ja, ich glaube auch.
Joel Kaczmarek: Ich habe ja mit Sebastian jetzt glaube ich neun Podcasts oder acht oder sowas aufgenommen und ich sitze jedes Mal hier und bin fassungslos, wie planlos so viele erfolgreiche Leute sind. Also wirklich planlos, wo du merkst, so stolpern von einer Sache in die nächste, drehen Sachen ab, überhaupt kein Konzept. Wo unsere Riege halt sagt so, okay, ich bin total bei euch, dass man eine Passion haben muss. Also wenn du nicht was total brennst, wird es immer ein Rohrkrepierer, glaube ich. Und du musst auch irgendwie an deinem Publikum sein. Wenn du das nur für dich machst und irgendwie nicht so Marktfeedback einholst, aber trotzdem immer so, okay, was zahlt denn grob auf was ein, welche Strategie verfolgt? Da staune ich immer, dass das so viele prominente Macher gar nicht haben anscheinend.
Jan Josef Liefers: Aber das liegt doch, glaube ich, ein bisschen daran, dass man einfach Dass es einfach zu viele irrationale Komponenten gibt im Künstlerleben. Also du kannst keine Mafo in dem Sinne machen. Du kannst nicht mal Kriterien aufstellen, warum dir jemand sympathisch ist. Das ist ja auch die Ungerechtigkeit des Lebens. Du sitzt irgendwo und einer kommt zur Tür rein und alle machen ey und freuen sich und er setzt sich hin und sagt einen total belanglosen Satz und alle sind total. Und dann kommt der nächste durch die Tür und es wird noch nicht mal hi gesagt oder so. Ich wollte nicht hören. Achso, hi, hallo. Weißt du, warum ist uns jemand sympathisch und warum ist uns jemand nicht sympathisch? Manchmal begegne ich Leuten, die habe ich noch nie in meinem Leben gesehen und nach zehn Minuten habe ich das Gefühl, wir kennen uns schon. Und dann gibt es Menschen, die kenne ich 50 Jahre und ich habe das Gefühl, wir kennen uns wahrscheinlich gerade 10 Minuten oder so. Warum ist das so? Und der Markt oder ein Produkt im Markt zu platzieren, das kann man halt richtig lernen und das folgt sozusagen Gesetzen. Das Endgeheimnis, glaube ich, von Erfolg ist auch da immer noch so ein bisschen im Mysteriösen so. Aber man kann schon mit Pi mal Daumen Plänen und Rechnungen relativ weit kommen in der Wirtschaft oder im Aktienmarkt. oder wenn du dich da gut auskennst, dann muss man sich natürlich gut auskennen und auch ein bisschen ein Händchen dann haben, aber das geht halt bei uns nicht.
Sebastian Krumbiegel: Kannst keinen Businessplan machen, ich verlieb mich jetzt mal. Das glaube ich, meinen wir gerade.
Joel Kaczmarek: Naja, sagen wir es mal so rum, ich habe so die Ina Aogo im Kopf, mit der haben wir so zwei Debatten gehabt. Das eine ist, dass ich so meinte, okay, was ist denn deine Strategie, wenn du dich auf Instagram zeigst? Ja gar keine, ich zeige einfach mein Leben und ich will die Leute mit meinem Leben begeistern, ich will ein bisschen Glück spreaden. Okay, alles klar. Und wir sind es ja immer so, wir illustrieren ja immer unsere Gäste per Foto und dann hat sie mir ein Foto geschickt, was ich sage mal so in meinem Business-Kontext, es war sehr un-Business-like und dann habe ich mit ihr total lange darüber diskutiert.
Sebastian Krumbiegel: Das war sehr freizügig.
Joel Kaczmarek: Ja, sehr viel Busen, sehr viel irgendwie.
Jan Josef Liefers: Aber bist du sicher, dass das zur Veröffentlichung gedacht war? Vielleicht war das nur für dich?
Joel Kaczmarek: Ja, da habe ich hinterher die BH-Fotos gekriegt, alles gut, da habe ich mich versorgt. Nein, aber ich habe mit ihr voll diskutiert und dann ging es irgendwie so, ja, nee, wieso, ich bin halt so. Und dann meinte ich so, ja, aber das ist mir egal, nimm wie du es willst. Dann dachte ich so, ey, Mädel, das ist dein Kapital, dein Foto, dein Aussehen ist dein Kapital, damit verdienst du dein Geld auf Instagram, es ist dir egal, wie die Welt dich sieht. Bis ich dann aber irgendwann auch so sukzessive gedacht habe, nee, die ist halt, also sie hat mir etwas geschickt, was mit ihrer Geschichte kongruent ist. Das heißt, ihr war es gar nicht egal, sie hat nur gesagt, das ist genau in dem Rahmen, den ich bespiele, von daher kannst du es machen oder nicht.
Sebastian Krumbiegel: Sie hat uns schon beide überrascht, muss ich ehrlich sagen. Wir haben da, glaube ich, bei den beiden, also auch bei der Bei der Kim Gloss und bei Ina Aogo. Also natürlich hat man irgendwie Vorurteile oder sowas ähnliches gegenüber dieser Art von Business oder Influencerin. Was denkst du darüber? Und ich habe echt gedacht, die war so am Ende doch zwar manchmal wirklich blauäugig oder naiv oder so, aber trotzdem irgendwie authentisch. Aber eben irgendwie schon, hey, die wusste, was sie macht.
Jan Josef Liefers: Ja. Ich glaube, es ist auch manchmal so, mit den Erfolgsgeheimnissen. danach wird man ja oft gefragt, was ist das Geheimnis des Münster-Tatorts? oder können Sie was sagen darüber, warum glauben Sie, sind Sie so erfolgreich und so. Und ich bin wirklich überzeugt davon, dass das in unseren Berufen besser, man kann es fragen, aber besser unbeantwortet bleibt, weil ich hätte immer die Befürchtung, wenn ich wüsste, Warum würde ich es verlieren? Also das ist wie so eine, nehmen wir mal an, du würdest jemandem begegnen, der einen vollkommen natürlichen, von mitgebrachten aus sich heraus sprühenden Charme hat und damit alle Menschen gewinnt. Das ist unglaublich. So ein freundlicher, guter, offener Mensch und so sympathisch. Und das würdest du dem jetzt immer sagen. Und er würde sich zu Hause hinsetzen und sagen, warum sagen die Leute das über mich? Und würde jetzt so andere fragen. Was ist denn das denn so? Ja, es ist die Art, wie du lächelst. Schon kannst du nicht mehr lächeln. Schon denkst du, wie lächle ich eigentlich? Und setzt dich vielleicht vor den Spiegel und sagst, oder aber keine Ahnung. Und das heißt, du würdest dieses Geheimnis ergründen und wenn du es ergründet hättest würde es nicht mehr da sein. Und du würdest es vielleicht einsetzen. Vielleicht wäre die Verführung da, dass jemand sagt, setz doch mal deinen Liebreiz und deinen Charme ein. Und dann tust du es vielleicht. Und so bist du irgendwann korrumpiert. Und etwas, das eigentlich total schön war, ist, man kann auch Dinge zerreden. Richtig. Und wenn ich etwas als mein Business sehen würde, dann würde ich glaube ich schon Über Strategien nachdenken. Ich denke auch in meinem Beruf darüber nach, was ich jetzt als nächstes tun will und tun sollte. Die Zeiten, wo ich einfach alles gespielt habe, was nicht bis drauf im Baum war, um es allen zu zeigen oder auch um es mir zu beweisen, die sind vorbei. Ich frage mich heute schon mal, warum ich was mache und warum soll ich das jetzt machen? Warum soll ich jetzt von zu Hause weg meine Familie alleine lassen und diesen Film drehen? Oder warum soll man jetzt auf eine Bühne gehen und ein Konzert spielen? Irgend ein bisschen mehr als nur. Warum mache ich halt so? Keine Ahnung. Muss es schon haben. Aber da würde ich jetzt mal Instagram nicht so dazuzählen. Also ich verfolge eigentlich keine Absichten. Doch, manchmal. Zum Beispiel poste ich gnadenlos alles, was ich an sportlichen Aktivitäten zu bieten habe. Oder sagen wir mal jede Zehnte. Und das mache ich nicht, um zu zeigen, wie das alle sagen, guck mal hier, dieser alte Opi, was der hier noch drauf hat. Sondern, weil ich merke, dass die Leute sehen das und das ist wie bei mir umgekehrt, haben Bock, ihr Fahrrad aus dem Dings zu holen und auch zu fahren. Und ich bin ja nun keiner, der dafür, für Sport bekannt ist. Also mache ich daraus gerne kein Geheimnis, dass ich es total wichtig finde, Sport zu machen zum Beispiel. Je nachdem wie viel, aber einfach sowas zu machen. und ich merke zum Beispiel an dem Feedback der Leute, dass viele Leute darauf reagieren und durchaus auch so, es gibt es doch jetzt gar nicht, jetzt sind sie schon zum dritten Mal 80 Kilometer beim Fahrrad gefahren, jetzt hole ich meine Mühle auch raus und ich bin selbst so, ich lasse mich selbst von sowas anstecken. Das ist zum Beispiel die Absicht dahinter. Mache ich gerne, finde ich geil. Und wenn dann einer sagt, ich habe auch mit meinem Kumpel, bin ich jetzt losgefahren, es hat totalen Spaß gemacht, finde ich super. Weil das sind natürlich so Bereiche, in denen ich normalerweise überhaupt nicht vorkomme. Ich bin jetzt nicht ein Ulrich oder irgendein so ein weltberühmter Typ, weißt du, was das angeht, den man
Joel Kaczmarek: Ist vielleicht auch besser, ich glaube mit den Hoden gibt es doch mal Probleme, wenn man so viel Fahrrad fährt wie die, oder?
Jan Josef Liefers: Mit was mit?
Joel Kaczmarek: Mit den Hoden gibt es doch mal Probleme.
Sebastian Krumbiegel: Nicht nur mit den Hoden, auch mit dem Arsch. Also ich habe gerade gestern oder so irgendwo eine Werbung gesehen, weil ich zur Zeit auch extrem viel Fahrrad fahre, wirklich sehr viel und wirklich merke, um jetzt mal ein bisschen aus dem Nähkästen zu plaudern. dass man schon irgendwie Entzündungen oder auf jeden Fall irgendwie leichte Verletzungen davontragen kann. Und es gibt wohl irgendwelche Sattelbespannungen, die man da sich
Jan Josef Liefers: Das müssen wir mal dem Kollegen Rose vorstellen. Das muss man machen.
Sebastian Krumbiegel: Ich lasse mich da gerne Zumal bei mir ja auch ein gewisses Gewicht auf diesen Sattel dann drückt, der natürlich auch das Gesäß
Joel Kaczmarek: Wegen deinem Rucksack natürlich. Deine Elfenfigur kann das nicht sein.
Jan Josef Liefers: Wegen deines Rucksacks.
Sebastian Krumbiegel: Ja.
Joel Kaczmarek: Kennt ihr die Leute, die immer sagen, das ist Peter sein oder Peter ihm sein Auto? Das sind ja eher die Schlimmeren.
Jan Josef Liefers: Weiß ich nicht. Wen ist das Moped am Hof? Ich.
Joel Kaczmarek: Na gut. Schlusssatz. Jeder, der noch nicht deine Mucke gehört hat, was für eine Art von Musik machst du denn und was für Gefühle möchtest du damit transportieren, um nochmal ein bisschen für deine Musikkarriere zu werben, bevor wir dann langsam mal Das ist ja echt Lieblingsfrage, so eine Frage hasse ich.
Jan Josef Liefers: Ja, das ist, also jetzt wird man so, jetzt sagst du ja selber die Labels, haben wir nicht, wer hat das gesagt, sag nochmal den Namen der Kollegin, die kurz vorher auch einen Podcast gemacht hat, obwohl der nach meinem ausgestrahlt wird. Susan Sideropoulos. Und hat die nicht gesagt, wie hieß sie noch?
Joel Kaczmarek: Susan Sideropoulos?
Jan Josef Liefers: Richtig. Hatte doch gesagt, dass die Deutschen immer alles in so Schubfächer reintun müssen.
Sebastian Krumbiegel: Unsere Musik ist tanzbar und regt zum Nachdenken an.
Jan Josef Liefers: Ja, chartorientierte Tanzmusik. Was würdest du sagen? Pop, oder? Ich würde sagen Pop. Deutschsprachige Popmusik.
Sebastian Krumbiegel: Singer, Songwriter, deutscher Pop. So würde ich sagen.
Jan Josef Liefers: Das ist genau so die Antwort, die diese Frage verdient hat.
Sebastian Krumbiegel: Ja und was willst du damit deinem Publikum geben? Ich glaube wir haben schon viel gehört.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Kunst: Denn mal ehrlich, ein bisschen Fame will doch jeder, oder? Unser Podcast-Papst Joel hat sich deshalb Pop-Prinz Sebastian Krumbiegel ins Boot geholt. Gemeinsam löchern sie Musiker, Schauspieler, Models, Comedians und Sportler zu den Veränderungen ihrer Berufe in der digitalisierten Medienlandschaft.