Next Generation Food: Entsteht so das Essen der Zukunft?

1. März 2021, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Gastro Podcast von digital kompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute sprechen wir über das Thema Next Generation Food Universe. Also, es wird darum gehen, wie man eigentlich Food-Produkte heutzutage an den Markt kriegt. Und ihr sagt, hä, was hat das denn mit Gastro zu tun? Naja, schon was, weil Gastro ja auch ein spannender Markt sein kann, wo man diese Produkte platziert. Aber wir gucken natürlich auch ein bisschen über Gastro hinaus. Also der Blick über den Tellerrand ist heute garantiert. Da haben wir super spannende Gäste, zu denen ich gleich noch ein bisschen mehr erzähle. Einmal aus dem Hause Rügenwalder, kennt ihr bestimmt alle die Fernsehwerbung, die Rote Mühle. Dann von Kassel. Katjes Green Food, die auch sehr, sehr spannende Dinge machen im Bereich Investieren in Food-Produkte und natürlich NX Food von unserem Partner der Metro, wo es quasi darum geht, dass Food-Innovationen entwickelt werden. Mit den drei Kollegen und Kolleginnen werden wir heute fleißig darüber reden, wie eigentlich so die Marktentwicklung aussieht, wie es eigentlich genau zustande kommt, dass neue Food-Produkte entstehen, also was bei Alternativen zum Beispiel auch wichtig ist, weil man wird vielleicht staunen, was zum Beispiel bei Rügenwalder und Katjes Green Food so passiert und wie kommt dann eigentlich der Eingang in den Handel zustande werden können. So, an meiner Seite heute, quasi wie meine Art Co-Moderator, mit dem fange ich mal an, der liebe Fabio Ziemsen von NX Food. Lieber Fabio, schön, dass du da bist.

Fabio Ziemssen: Ja, vielen lieben Dank, Joel, für die Einladung.

Joel Kaczmarek: Komm, sag doch mal einen Satz zu dir und deiner Butze, aber wie immer schön kurz und knackig halten, dass die Hörerinnen und Hörer auch wissen, was du eigentlich machst und was du heute beisteuerst.

Fabio Ziemssen: Sehr, sehr gerne. Also mein Name ist Fabio Ziemssen. Ich bin Geschäftsführer der NX Food und wir beschäftigen uns tagtäglich mit den neuesten Foodtrends und Foodinnovationen und gucken, wie man daraus gute Modelle kreieren kann für Partner, aber auch mit den Startups und anderen Innovatoren zusammen. Und da gucken wir uns alles von Alternative Proteins bis hin zu Vertical Farming an bis zu Go-to-Market-Strategien an.

Joel Kaczmarek: Sehr gut. Und heute ist es ein Podcast der ungewöhnlichen Namen. Also nicht nur ich bin heute mal der Exot, sondern beide Gäste, außerdem Fabio auch. Und Fabio ist ja auch ein bisschen international. Wir haben von Katjes Greenfood nämlich die liebe Manon Litek da. Hallo Manon, schön, dass du da bist. Und bei dir gleiches Spiel. Erzähl doch mal kurz, was du machst und was deine Firma so betreibt.

Manon Littek: Ja, hallo Joel, vielen Dank für die Einladung. Also ich bin Manon Littek, ich bin Geschäftsführerin von Katjes Green Food. Das ist die dritte Schwestergesellschaft der Katjes Gruppe. Und wir haben vor vier Jahren gestartet, als erstes in Europa nur in nachhaltige Food-Produkte zu investieren, also Food Impact Investing. Wir haben zwölf Unternehmen im Portfolio, sechs in Europa, hauptsächlich DACH, und sechs in den USA. Und es geht hier um Next Generation Food, also nur Clean, Plant-Based und Sustainable. Da kann ich ja gleich mehr dazu erzählen.

Joel Kaczmarek: Ja, Megaman, es läuft ja hier wie geschnitten Brot mit euch. Ihr könnt ja das richtig euch kompakt vorstellen. Dann macht jetzt das der Godo, der liebe Godo Röben von Rügenwalder Mühle auch. Der ist das COO.

Godo Röben: Kein CEO, Mitglied der Geschäftsleitung, aber sonst passt das schon alles. Ich bin seit 25 Jahren bei der Rügenwalder Mühle. Als ich anfing, da sagte ich dem Chef, ich würde hier gerne als Junior-Produktmanager anfangen. Und da meinte er, das haben wir gar nicht, Marketing. Aber wenn du Lust hast, baust du das hier auf. Und ich glaube, das ist dann ganz gut gelungen. Jetzt 25 Jahre später, also das ist eine Firma, die seit 200 Jahren Fleisch und Wurst macht. 100% Familienunternehmen, so um die 250 Millionen Umsatz, damit man ein Gefühl dafür hat. Und beschäftigen uns seit sechs Jahren jetzt auch mit alternativen Proteinen. Und nach den sechs Jahren sind wir jetzt schon bei über 50% Umsatzanteil der alternativen Proteine fürs Gesamtgeschäft. Und wachsen mächtig gerade in dem Bereich.

Joel Kaczmarek: Wenn man eure Werbung immer sieht, dann denkt man ja, ihr seid so eine Firma, die irgendwie auf dem Bauernhof angesiedelt ist oder so. Wo sitzt ihr? Wie muss man eure Firmenzentrale sich vorstellen? Seid ihr schon so richtig schön KMU, bisschen steif oder seid ihr noch jung und hungrig?

Godo Röben: Nee, wir sind jung und hungrig. Also das ist tatsächlich, wenn du zu uns kommst, das ist ganz viel Gegend. Also wenig Häuser, wenig irgendwas, sondern ganz viel Bäume. Und wenn ich zur Arbeit fahre, eine halbe Stunde sehe ich nur Kühe. Und wir haben auch ein schönes Gasthaus, was redgedeckt ist. Aber natürlich, Fabrik ist eine Fabrik. Also das ist logischerweise. Aber alles an einem Standort, keine zwei Werke. Durch das Wachstum sind wir jetzt auf die anderen Straßen weiter auch gegangen. Aber das ist das Weiteste, was entfernt ist.

Joel Kaczmarek: Gut, ich würde ja gerne mal ein bisschen Zeit investieren, eure beiden Unternehmen zu beleuchten und Fabio hilft mir dabei. Vielleicht fangen wir, wenn wir schon über die Mühle reden, mit Rügenwalder an. Du hast eben gesagt, 250 Millionen Umsatz und wie lange seid ihr schon sozusagen als Fleischfabrikanten am Start?

Godo Röben: 1834, also knapp 200 Jahre sind wir da, siebte Generation und es ist einfach schön, so ein Familienunternehmen, wo man die Inhaber auch jeden Tag sieht.

Joel Kaczmarek: Und wie muss ich euch vorstellen, also was ist eigentlich so euer Kerngeschäft? Ist das typischerweise Wurst- und Fleischwarenverkauf im Supermarkt, also LEH, wie man es kennt und da jetzt zunehmend auch quasi dieses, was du eben beschrieben hast mit den alternativen Proteinen? Vielleicht kannst du mal so euer Spektrum grob aufmachen, wie sich euer Geschäftsfeld zusammensetzt.

Godo Röben: Also wir sind so ein richtig kleiner deutscher Mittelständler. Wir sind nur in Deutschland unterwegs. Also das, was wir noch ein bisschen in Österreich und Luxemburg oder Belgien verkaufen, das ist sehr übersichtlich. Also fast alles nur Deutschland und dann auch fast zu 100 Prozent im Lebensmitteleinzelhandel. Also wir haben ein Klumpenrisiko. Also wir haben vier, fünf Kunden. Rewe, Edeka, Lidl. Und das ist so das Hauptaugenmerk, wo wir unterwegs sind. Dann mit Fleisch- und Wurstprodukten bis 2014. Das ist Rügenwoller Teewurst, Pommersche Leberwurst, Schenkenspecker, Mortadella. So die klassischen Wurstprodukte. Und dann kamen jetzt die alternativen Proteinprodukte dazu.

Joel Kaczmarek: Mit dem ganzen Tönnies-Skandal muss man sagen, ist ja bei vielen Menschen erstmal so aufs Tapet geraten, was Fleischindustrie eigentlich bedeutet. Macht ihr auch den ganzen Prozess, dass ihr sozusagen Tiere auf der einen Seite reinkriegt und verpackte Wurstwaren auf der anderen Seite rauskommt?

Godo Röben: In Wurst bekommen wir Teilstücke. Also wir haben früher selbst geschlachtet, das ist aber 30 Jahre her. Dann haben wir halbe Schweine gekriegt, haben daraus die Wurst gemacht. Und jetzt ist es so, dass wir nur die Zuschnitte kaufen, die wir brauchen. Also eine Oberschale für einen Schinken und so weiter. Im Bereich der alternativen Proteine ist es eher so, dass wir in die Vorstufen ganz tief reingehen, weil da sich gerade was ganz Neues entwickelt. Also da geht es bis zur Sachforschung, mit der wir uns gerade beschäftigen in dem Bereich.

Joel Kaczmarek: Und 50% Umsatz, der quasi vegan ist, oder?

Godo Röben: Vegetarisch vegan, ja genau. Also wir hatten gehofft damals, dass wir mit 5 Tonnen die Woche mal starten. Wir sind sofort auf 100 Tonnen die Woche gekommen, das ist eine ganze Menge. Das sind jetzt Mengen, die da unterwegs sind, da hätten wir nie mit gerechnet. Wir sind jetzt bei über 50% jede Woche vom Umsatz, Absatz, vegetarisch, vegan und wir wachsen in dem Bereich trotzdem derzeit um 80, 90%. Crazy.

Joel Kaczmarek: Was glaubst du, woher kommt das? Also dieser ganze Trieb, weil ich meine, jemand, der 200 Jahre lang sein Geld damit verdient, Tiere in Wurstwaren zu verwandeln, dass der auf einmal quasi das gar nicht mehr tut, sondern auf diese vegetarisch-vegane Schiene geht. Ist das so ein bisschen Zeitgeist oder was ist das?

Godo Röben: Also wir haben ja immer noch zwei Standbeine. 50-50 ist ja dann eben auch noch ein Fleischstandbein. Aber da muss man, glaube ich, und das ist unser Job von Manon und von mir, dann auch mal auf der Meta-Ebene unterwegs sein und sich die Gesellschafts Entwicklung angucken. Und ich glaube, ein Riesenpunkt ist die Bevölkerungsexplosion, die wir in unserem Bereich einfach ignoriert haben. Also wenn wir gucken, 1960 waren wir noch drei Milliarden Menschen, jetzt sind wir siebeneinhalb. Normalerweise die drei Milliarden, das hat 200.000 Jahre gedauert, bis wir so viel waren. Und jetzt innerhalb von 60 Jahren sind viereinhalb Milliarden dazugekommen. Wir werden bis 2050 zehn Milliarden sein. Und da bringt es dann nichts mehr, das ist ein Rechenbeispiel und keine Ideologie, wenn man nur noch auf tierische Proteine. Also wir müssen zusehen in der Lebensmittelbranche, dass wir die alternativen Proteine ganz schnell mit an den Start kriegen. Ansonsten werden wir ein Problem haben, all die Menschen mit Sulfenil-Proteinen zu versorgen. Und wenn man das frühzeitig gesehen hat, und das ist im Mittelstand ein bisschen einfacher als bei den großen Konzernen, dann wird auch mal mit Mut gehandelt. Also vor sieben, acht Jahren habe ich es vorgestellt, vor sechs Jahren sind wir gestartet. Und das bringt dann einfach einen Vorsprung. Aber das ist eben das Große, das sind die drei Themen, die viele Menschen anders haben wollen. Das ist zum einen das Thema Tierwohl, also das Verhältnis. Das passt vielen Menschen nicht mehr durch die sozialen Medien überall sichtbar. Das zweite ist das Thema Gesundheit. Also jeder hört jeden Tag, esst weniger Fleisch und Wurst. Das ist, glaube ich, ein Thema, was die alternativen Proteine treibt und jetzt ganz großen Klimawandel. Wenn man weiß, dass die Tierhaltung mehr für den Klimawandel verantwortlich ist als der gesamte Verkehr weltweit, dann weiß man, dass wir im Sortiment ein Problem haben. Und deswegen ist es, glaube ich, normal und nachvollziehbar, dass dieser Bereich jetzt wahnsinnig stark schwächst.

Fabio Ziemssen: Ich würde da vielleicht noch was dazu ergänzen, weil ich muss ganz ehrlich sagen, die kulinarische Vielfalt in dem Bereich hat auch enorm zugenommen. Das heißt, die Menschen, die ja auch gewollt sind, sich anders zu ernähren, die haben jetzt natürlich auch viel, viel mehr Möglichkeiten, als das früher der Fall war. Und das zweite Thema ist, was ich extrem gut finde, ist, dass es halt auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Es ist halt einfach heutzutage modern, sich aufzubauen. auch ein Stück weit anders zu ernähren, als es noch früher der Fall ist. Und die Leute artikulieren sich halt auch darüber hinaus. Wenn du heutzutage nur noch rein fleischlich isst, dann gucken dich schon fast die Leute schräg von der Seite an, weil es halt einfach auch zum, ich will nicht sagen, gesunden Umgangston gehört, aber es ist halt einfach auch mit so einer gewissen Leichtigkeit geht es ja. Es ist nicht mehr so angestrengt und man wird nicht mehr abgestraft, wenn man sagt, man möchte sich halt diese Woche mal nur pflanzlich ernähren. Das ist halt einfach, sage ich mal, es hat eine gewisse Legitimation jetzt auch.

Godo Röben: Ich glaube, und genau da bin ich bei dir, Fabio, da kann jetzt gerade der Tipping-Point entstehen, weil es in der Masse angekommen ist. Das ist keine Ideologie mehr, nicht mehr der gegen den und Fleisch gegen Pflanzen, sondern das merke ich gestern zum Beispiel, ich bin mit dem Hund noch abends gejoggt und dann kam ein Freund von mir, Landwirt, war dem Ganzen sehr kritisch immer gegenüber, ich wohne hier wirklich auf dem Land und der sagte, Mensch Godo, ich habe vorgestern gekocht und da habe ich euer pflanzliches Hack genommen und da habe ich Königsberger Klopse draus gemacht. Und meine ganze Familie hat nicht geschmeckt. Da habe ich gefragt, wie ist denn? Und ja, super, lecker, wie immer. Und er sagte, ja, ist vegan gewesen. Und war voller Freude, dass seine Familie da geschockt war, dass das kein Mensch gemerkt hat. Und ein Landwirt, der vor sechs, sieben Jahren noch gesagt hat, auch mit diesem veganen Mist. Und das bringt mir so die Punkte, wo ich sage, ja, das ist wirklich in der Mitte angekommen. Und da können deswegen jetzt auch wahnsinnige Mengen entstehen.

Joel Kaczmarek: Und bevor wir jetzt gleich mal darauf eingehen, was das eigentlich bedeutet, was ihr da mit künstlichen Proteinen quasi eigentlich so alles produziert, hilft mir nochmal zu verstehen, was ist denn eigentlich genau euer Asset? Also was ist sozusagen eure Marktstärke, über die ihr euch positioniert? Weil du hast eigentlich selber gerade schon gesagt, ihr seid nur in Deutschland, damit hohe Abhängigkeit von fünf LEH-Playern, die, wenn sie auf den Preis drücken, dich unter Druck setzen können. Und dann bist du eigentlich jemand, der quasi links was reinkriegt und rechts am Ende des Tages eigentlich nur eine Marke vor allem hat und das, was dazwischen passiert. Was seht ihr als eure Wertschöpfung?

Godo Röben: Ich glaube, das Asset, was wir auch gerade in dem neuen Markt haben, das ist die Historie, dass wir aus dem Fleischmarkt kommen. Also viele Startups, die fangen jetzt nur mit Pflanzen an. Und ich glaube, wir haben Erfahrung 200 Jahre im Fleisch und Wurst. Also wer macht das beste alkoholfreie Bier? Das macht nicht irgendeiner, der nur alkoholfreies Bier macht, sondern das macht Becks oder Jever. Und wer macht die beste fleischfreie Wurst? Das ist wahrscheinlich dann der Metzger, der da am besten mit umgehen kann. Und das Zweite, was uns unterscheidet zu den Konzernen, ist eben, dass viele Menschen, die den Kopf aufmachen für diese alternativen Produkte, die wollen gerne dann, dass die Produkte auch nicht durch die ganze Welt fliegen und auch die ganzen Rohstoffe nicht aus der ganzen Welt kommen, sondern wir haben unseren Fokus darauf, dass wir die Rohstoffe aus Niedersachsen bekommen, aus Deutschland bekommen, ob es die Ackerbohne ist, Weizen, wo wir dran arbeiten. Soja bauen wir jetzt schon selbst in Deutschland an mit eigenen Bauern. Und ich glaube, das passt ganz gut zusammen. So ein Mittelständler aus Deutschland, der in Deutschland vertreibt. Und ich glaube, das ist der Unterschied zu den Startups aus Amerika und zu den Konzernen weltweit.

Joel Kaczmarek: So, und jetzt hast du ja schon gesagt, alternative Proteinquellen. Wie muss ich mir das vorstellen? Macht ihr sozusagen aus einem 3D-Drucker gespritzte Soja-Pellets? Ist das irgendwie Soja pur? Sind das Insekten? Was macht ihr, wenn ihr sagt, das ist vegetarisch vegan?

Godo Röben: Wir gehen nur auf Pflanzen. Es gibt ja die drei Wege Insekten, Invitro und Pflanzen. Wir haben uns 100% auf Pflanzen fokussiert. Wir nehmen regionale Pflanzen, die auch hier in Deutschland angebaut werden können, wie Weizen, Kartoffeln, Erbse, Ackerbohne, aber auch Soja. Und Soja zum Beispiel, wir brauchen das Harte aus der Sojabohne. und die werden zu Pellets verarbeitet. Also das muss man sich dann vorstellen, die sehen aus wie Cornfields. Und die kommen bei uns in der Firma an und die nutzen wir wie Fleisch. Alles andere ist in dem gleichen Prozess. Also wir haben ja Schinkenspicker, das ist eine Mortadella, die haben wir in Schwein, Geflügel, vegetarisch und vegan. Und der Prozess ist bei allen der gleiche. Also das alles kommt in den Kutter, wird klein gemacht, wird zusammengemischt, also Wasser, Ratsöl, Gewürze, dann die Pellets und dann wird es gekocht, dann wird es in Form gebracht. Dann wird es aufgeschnitten, dann wird es verpackt. Also die ganzen Prozesse sind relativ gleich im Fleisch- und Pflanzenbereich, nur dass wir vorne statt Fleisch dann eben Weizen- oder Erbsenproteine nehmen und statt Speck nehmen wir Rapsöl.

Fabio Ziemssen: Wenn wir uns das Ganze angucken und das sehen wir jetzt gerade halt auch im Fischsegment, da wird auch immer mehr davon gesprochen, dass auch eine hybride Version eine Lösung sein kann. Insbesondere auch, wenn wir uns in Zukunft das ganze Thema Cultivated Meat angucken als ein Ingredient. War das für euch von vornherein ausgeschlossen, auch mit hybriden Produkten an den Markt zu gehen? Und könntest du dir vorstellen, auch in Zukunft gerade auch auf Cultivated Meat oder Fat Ingredients zuzugreifen, um die in pflanzlichen Lösungen beizumischen, um eine bessere Textur konsistent zu bekommen, als es jetzt schon der Fall ist?

Godo Röben: Da hat mir der Vorteil bis jetzt noch gefehlt. Also das sehe ich ähnlich wie damals die Light-Biere. Das ist so ein Mittelding, wo man sagt, warum? Also die Mortadella, die wir haben, die haben wir entweder aus Fleisch, das ist für die Fleischliebhaber, oder aus Pflanzen für die Pflanzenliebhaber. Warum sollte ich so einen Mischmasch noch da anbieten? So eine Mortadella halb Fleisch, halb Pflanze. Das ist eine schöne Idee und von den Marktforschungsergebnissen oder von den Gedanken her ganz gut. Aber ich glaube, das würde im Markt nicht so funktionieren, wenn sie keinen Vorteil bringt, was Geschmack oder so angeht. Und unsere Mortadella, die ist schon eins zu eins. Da unterscheidest du bei Pflanzen und Fleisch keinen Punkt mehr. Da macht ein Hybrid keinen Sinn. Es kann sein, dass man zum Beispiel, wenn wir nachher auf diese schweren Produkte kommen, also immer wenn man Wurst klein macht und mischt, wie bei Würstchen, Mortadella, Salami, dann macht es keinen Unterschied. Wenn man aber aus dem Tier ein Stück rausschneidet, wie beim Schinken, beim Steak, dann wird es schwerer. Und da kann es sein, dass man dann vielleicht auf Cultivated Meat zurückgreifen könnte.

Joel Kaczmarek: Mal blöde Frage, wenn ihr so eine organische Wurst macht, ist das sozusagen so ein hochprozessiertes Industriegut oder ist das relativ naturbelassen?

Godo Röben: Genau wie die tierischen Produkte. Also die unterscheiden sich, wenn sich auch die Menschen, die Mühe machen, unsere Zutaten sich mal anzugucken. Da kann man sich Flügelschwein, vegetarisch-vegan umdrehen. Da sind ungefähr die gleichen Zusatzstoffe drin. Wenn man vier Wochen haltbar sein muss, und das müssen wir im Handel sein, dann muss man bei beiden auch zwei, drei Zusatzstoffe nutzen, die aber vollkommen in Ordnung sind. Aber die vegetarisch-veganen haben keine längere Zutatenliste als die Fleischprodukte.

Joel Kaczmarek: Aber ist es jetzt gesund, wenn ich vegane Wurst esse?

Godo Röben: Ich habe mir da auch wieder ganz normal gesunder Menschen verstanden, mit meinem Hausarzt drüber gesprochen. Da sagt er, du hast hohe Cholestrinwerte, du darfst keine fettreiche oder gesättigten Fette zu dir nehmen. Und tierische Fette sind halt ungesünder für den Blutkreislauf, da sind pflanzliche Fette immer gut. Habe ich dir immer gesagt, morgens entweder einen kleinen Schnapsleinöl oder Rapsöl zu dir nehmen, das ist was Gutes, das hast du jetzt schon in der Wurst drin. Kannst nichts falsch machen.

Joel Kaczmarek: Gut. Fabio, was ist denn so dein Outsider-Blick eigentlich auf Rügenwalder? Also wenn du das so mal betrachtest, was findest du spannend dran?

Fabio Ziemssen: Godo hat mir da schon einiges vorweggenommen, aber für mich ist Godo und Rügenwalder wirklich in der Vorreiterposition in Deutschland gewesen und wirklich, wie sagt man, ein Vorbild, wenn es darum geht, eine Transformation des Business-Modells hinzubekommen. Die Zahl 50 Prozent jetzt mit veganen und vegetarischen Produkten, das muss man erstmal hinbekommen und da auch wirklich diesen neuen Trend setzen und da auch wirklich den Markt mitentwickeln. Und das haben wir hier wirklich gesehen. Kodo ist jemand, der sehr, sehr stark dort an der Front gekämpft hat für diese neue Sache und das ganze Thema sehr stark nach vorne getrieben hat und ist somit ein Vorzeigebeispiel für viele andere Teilnehmer dieser Industrie. dass es halt möglich ist. Und das ist etwas, was wir halt auch einfach brauchen. Wir brauchen diese Vorbilder, die zeigen können, dass man diese neuen Trends für sich nutzen kann und dass man damit auch aufs richtige Pferd sitzt. Und deswegen sind Codo und ich da auch schon länger im Austausch und in verschiedenen Aktivitäten unterwegs. Und ich kann einfach auch nur vor den Aktivitäten den Hut ziehen und sagen, das ist genau das, was wir brauchen, um diesen neuen Markt zu entwickeln. Und das ist einfach der richtige Vibe, den wir in dieser neuen Thematik brauchen.

Joel Kaczmarek: Gude, bevor wir jetzt gleich mit Manoma über eine wahrscheinlich ähnliche Dimension im Zuckerbereich reden, helft mir nochmal zu verstehen, das, was ihr jetzt tut mit den vegetarischen Alternativen, ist das am Ende des Tages eigentlich teurer oder vielleicht sogar günstiger als das, was ihr mit Fleisch gemacht habt?

Godo Röben: Derzeit teurer, weil ich hatte gerade anderthalb Stunden wieder ein Rohstoffmeeting mit unserem Einkauf, F&E und so weiter. Man kommt nicht mehr an die Rohstoffe, weil der Markt so explodiert. Das ist ja nicht, dass wir die Weizenernte brauchen, sondern wir brauchen auch die, die dann daraus diese Pellets machen. Wir brauchen die, die dann daraus die Dinge machen, die wir brauchen. Und da ist gerade so ein Rand drauf. dass die Preise da wahnsinnig hoch sind. Ich glaube, dass wir in drei, vier Jahren spätestens so weit sind, dass sich die Branchen umgestellt haben und dann gehen die Preise runter. Und dann werden die vegetarisch-veganen Artikel billiger oder günstiger sein als die Fleischartikel, weil wir da im Fleischbereich ja auch viele Initiativen haben, dass da jetzt berechtigterweise der Preis auch steigt. Also die Bundesregierung will die Initiative Tierwohl voranbringen, will die 40 Cent nochmal auf die Fleischprodukte drücken. Da wird einiges passieren und in zwei, drei Jahren sind die vegetarisch-veganen Artikel günstiger, derzeit aber noch teurer.

Joel Kaczmarek: Wird man irgendwann von euch auch irgendwie in vitro oder Insektensachen sehen oder hältst du das nicht für vermittelbar an Endkunden?

Godo Röben: Ich glaube, das brauchen wir nicht. Also es wird alle drei Wege geben. Als kleiner Mittelständler muss man sich fokussieren, weil wir merken jetzt schon, wenn wir da mit Saatgutforschung und Proteinforschung starten und das mit meinen acht Entwicklern, die ich da habe, dann haben wir im Pflanzenbereich genug zu tun und wir würden uns verzetteln, auch auf Cultivated Meat oder auf Insekten zu gehen. Deswegen wir konzentrieren uns auf Pflanzen. Die beiden anderen Wege werden aber auch gebraucht, unbedingt gebraucht.

Joel Kaczmarek: Gut. Manon, lass uns mal ein bisschen über Katjes Green Food sprechen. Was ist eigentlich so eure Mission nochmal zusammengefasst, dass wir da mal eintauchen?

Manon Littek: Ja, also ich habe erst mal ganz gespannt zugehört, was Herr Gudow erzählt hat und sehe da auch so ein paar Parallelen, auch was den Markt angeht und auch das Marktumfeld. Also es ist ganz, ganz spannend, weil ich war sehr, sehr lange in einem Tech-Bereich tätig, also erst auch unternehmerisch und dann aus der Investmentperspektive und bin immer schon Vegetarier gewesen und habe einfach gesehen, dass da eine Entwicklung stattfindet in dem Food-Markt und bin dann eben vor vier Jahren relativ zufällig mit Katastrophen hat jetzt zusammengekommen, die einfach diese Veränderungen auch im Markt gesehen haben. Und das war sozusagen der Anfang von Katjes Queen Food. Aber es war natürlich so, dass sich erstmal alle meine Bekannten, die haben sich eigentlich lustig gemacht und haben gedacht, was machst du da? Also vor so Silicon Valley Deals und hier ganz vorne dran. Und das war halt Tech, war die Revolution. Und außer Tech gibt es eigentlich nichts. Und dann zu sagen, okay, warum jetzt Mittelstand und warum jetzt Consumer Goods und Food? Das ist ja total und hier ist keine wirkliche IP und was hat das jetzt mit der Zukunft zu tun? Und das hat auch relativ lange noch so weiter angehalten. Also ich hatte dann auch immer mal so ein paar Gespräche mit Medien und das war eigentlich bis zum Beyond Meat IPO war das immer so ein bisschen belächelnd betrachtet, was wir da machen. Also so der Veggie-Trend und jetzt will jemand die Bratwurst wegnehmen und was ist denn das hier und so. Und ich glaube, dass dieser ganze Umschwung international natürlich schon immer sehr viel früher, also seit Beyond Meat IPO, macht sich keiner mehr lustig, weil ich glaube, das war einfach mal so der Einschnitt. Und ich glaube, das nächste Thema, was jetzt nochmal echt was vorangebracht hat, ist diese Oatly-Bewertung mit zwei Milliarden, was ja wirklich dann Consumer Package Woods ist. Also das ist auch nicht wirklich IP, sondern es geht hier einfach um Hafermilch, also einfach in Anführungsstrichen. Aber es geht um die Plan-Based Revolution. Und ich glaube, das sind so ein bisschen die Turning Points. Und was wir gemacht haben, also wir haben vor vier Jahren gestartet. Wie gesagt, wir haben gesehen, dass da eine Veränderung stattfindet. Das kommt immer sehr stark erstmal auch aus den USA, die einfach weiter vorne dran sind. Da gibt es diese größte Messe der Welt für Natural Food Expo West. Die Eigentümer von Katjes waren auch einige Jahre schon davor da und haben gesehen, da entsteht auf einmal ein Riesenmarkt mit neuen Consumer Goods in dem Bereich. Also alle Leute wollen mehr Natural Food. Die Millennials konsumieren anders. Es geht hier anders. um nachhaltigen Konsum. Also dass das ganz klar ist, dass so neue Marken auch in diesem großen, eigentlich relativ verkrusteten Food-Markt entstehen. Und dass da wirklich so ein Gründerspirit ist. Also wie im Tech jetzt vor 10, 15 Jahren. Und die größte Revolution ist halt ab so dieses Plant-Based-Thema, was zwei Komponenten hat, was wir ja eben schon so ein bisschen besprochen haben. Also einmal ist es einfach diese Notwendigkeit aus der Makro-Perspektive. Es wird einfach nicht funktionieren. Und ich glaube, deswegen ist Silicon Valley sehr früh drauf besprochen. weil die einfach visionär sind und die gucken einfach nur auf die Zahlen, Daten, Fakten. Und du hast eine steigende Bevölkerung und wirst jetzt, wie das Landwirtschaftssystem momentan aufgebaut ist, du kannst die Menschen in den nächsten 20 Jahren nicht mehr so ernähren. Du hast einfach nicht die Ressourcen. Du hast nicht die Wasserressource, du hast nicht die Landressource. Massentierhaltung ist der größte Nutzer in den beiden Bereichen. Und jetzt ganz, ganz stark in den letzten zwei Jahren das ganze Thema CO2-Emissionen und Klimawandel. was ja durch Fridays for Future nochmal nach vorne gebracht worden ist und jetzt auch stark durch die Covid-Pandemie. Also das sind einfach die Themen, mit denen wir uns auf dem Markellevel in Landwirtschaft und auch Foodsystem beschäftigen müssen. Und das ist einer der größten Verursacher in dem Bereich. Und auf der anderen Seite sehen wir halt jetzt eine Veränderung in den Konsumentenverhalten. Also es sind die nächsten Generationen, die eben auf Tierwohl achten, auf nachhaltige Landwirtschaft, die ethischen Konsum wollen, aber auch zum ersten Mal wirklich diese Verbindung zwischen Ernährung und Klimawandel herrschen. Also ich glaube, das ist relativ neu. Vorher ging es bei diesen Veggie-Themen mehr um Gesundheit und Tierwohl. Und diese Klimawandel-Perspektive, die ist so seit ein, zwei Jahren drin. Seitdem ist da ein wahnsinniger Wachstum in dem Bereich. Also es ist jetzt wirklich in der Breite der Masse angekommen. In Berlin hast du den größten Anteil von Veganern, wobei Vegan sehe ich immer so ein bisschen als diese Kreativität. extreme Position. Darum geht es ja gar nicht, dass Menschen vegan werden sollen, sondern es geht um die Flexitarier, die jetzt schon sehr, sehr stark wachsen und die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland ausmachen. Also das heißt bewusst konsumieren, Fleisch reduzieren und mehr auf pflanzliche Alternativen achten. Ja, also es geht darum, dass man da eine gute Mixform hinbekommt. So, sorry, jetzt bin ich total abgespeicht. Also aber das war sozusagen der Spirit, ja, und deswegen bin ich auch so leidenschaftlich dabei, das zu gründen, was wir gründen. Also was wir jetzt machen, ist genau in diesen Bereich einzuinvestieren und zu gucken, was sind eigentlich die Marken der Zukunft, das, wo wir glauben, dass sie das Food-System so ein bisschen sozusagen disruptieren werden. Und wir haben drei Kategorien, einerseits plant-based, Also das heißt, das sind die Substitute zu momentan Animal-Derived-Products, also was normalerweise von Tieren sind. Da ist zum Beispiel, zum Beispiel investiert ein Bacon-Ersatz in Los Angeles. Der Mitgründer hat Beyond Meat mitgegründet. Das ist momentan da auch ein riesen Celebrity-Thema. Snoop Dogg ist mit eingestiegen und es hat eine sehr, sehr, sehr hohe Bewertung, also diese klassischen Sachen. Oder hier in Deutschland haben wir jetzt dieses Jahr investiert, zum Beispiel in veganen Tierfutter. Also weil Tierfutter ist eine der Haupt Treiber von CO2-Emissionen, also 86 Millionen Tonnen weltweit. Und auch da gibt es eigentlich keinen Grund, dass man nicht an eine flexitarische Ernährung oder zumindest die Snacks von Tieren und Hunden nicht CO2 besser aufbereitet anbietet. Das Zweite ist aber, dass wir nicht nur auf diese Thema Alternative Protein gehen, sondern auch gucken, was sind an sich nachhaltige Konzepte, die das Food-System besser aufstellen. Es gibt ja nicht nur das Thema Alternative Protein, sondern es gibt auch zum Beispiel Waste Food, das ist ein Riesenthema. Da haben wir investiert in ein Unternehmen, das jetzt in den USA launcht, in die Kaffeefrucht. Die Kaffeefrucht wird in der Kaffeeernte, was ja eine Milliardenindustrie ist, einfach weggeschmissen, hat mehr Koffein als die Bohne, Antioxidantien und dadurch, dass sie einfach an die Flüsse vor Ort gekippt werden, bringt das auch die ganze Flora Fauna vor Ort durcheinander. Und wenn man das jetzt nutzt, hat man das Thema, dass man Waste Food nutzt. Man bringt auch eine weitere Einnahmequelle zu den Bauern vor Ort. Also an sich wirklich Social Entrepreneurship. Und es ist die gesunde Alternative zu Coca-Cola und anderen Drinks. So, das ist zum Beispiel ein Thema. Oder wir haben investiert hier in Deutschland, was super läuft, in The Rainforest Company. Die arbeiten mit wildgepflückten Acai aus dem Regenwald. Also Rainforest ist ja eines der Der großen Themen, was auch CO2 angeht, weil es gibt die ganzen Brandrodungen, da hatten wir ja gerade dieses Anfang des Jahres mit den Feuern. Und warum passiert das? Weil die indigenen Völker vor Ort, die brauchen einfach eine Einnahmequelle. Und natürlich ist das Einzige, was sie machen können, ist Viehzucht oder eben Sojaanbau, um das Vieh dann zu füttern. Und wenn man denen aber eine alternative Einnahmequelle gibt, wie zum Beispiel Acai, was einfach wild wächst, im Regenwald und auch so als Grundnahrungsmittel für Jahrhunderte genutzt worden ist, dann ist das einfach eine Möglichkeit für die, eben das nicht zu tun. Das Unternehmen bringt Acai nach Europa, alles versuchen natürlich so weit wie möglich. es geht, die Wertschöpfung nachhaltig zu gestalten und auch CO2-neutral. Natürlich hat man den Transportweg, der über Schiffe gemacht wird, aber da versucht sie Offsetting zu machen. Und auch das Produkt ist eine Acai Bowl to go. was so auch so ein neuer Trend ist unter Millennials. Und das wird konserviert über HPP. Das ist auch so, es geht ja wieder Richtung Foodtech. Das sieht man in ein paar so Babyfood-Unternehmen gerade. Das ist eine neue Pasteurisierungsform. Normalerweise wird das ja erhitzt und die Vitamine und so weiter sterben. Und das ist eine Druckpasteurisierung. Und so kann man so eine Acai-Bowl, aber das geht auch im Babyfood, in einem anderen Bereich, so essen, als ob es frisch zubereitet ist und nie pasteurisiert wurde. Zum Beispiel. Aber ich habe noch tausend mehr Beispiele, aber ich glaube, dann rede ich zu viel. Ja.

Joel Kaczmarek: Aber hilf mir nochmal, du hast gesagt, drei Konzepte verfolgt ihr. Plant-based, nachhaltige Konzepte. und was ist das dritte?

Manon Littek: Das dritte sind, dass wir sozusagen, und da spielen wir mehr so im US-Markt mit, weil das einfach nicht so nachhaltig aufgesetzt ist wie in Europa. Es gibt wahnsinnig große Kategorien, wie jetzt zum Beispiel der Backmarkt ist vier Milliarden groß in den USA oder der Frühstücksmarkt und so weiter usw. Und da haben wir in Unternehmen rein investiert, die diese neuen Kategorien einfach mit Cleaner Label, also Clean Label, das heißt, die es die Produkte auf den Markt bringen, die eben nicht so viele Zusatzstoffe haben, bestenfalls keine Zusatzstoffe, mit anderen Ingredients zusammenarbeiten, trotzdem es schaffen, preislich in der gleichen Kategorien zu spielen und dann diese großen Kategorien mit Better-for-you- zu disruptieren. Und das funktioniert auch sehr, sehr gut. In Europa haben wir einfach nochmal andere Sätze, Regularien, sodass wir eigentlich gar nicht so dieses Problem haben mit diesen tausend Zusatzstoffen und E-Nummern und so weiter. Teilweise schon, aber nicht in dem Maße. Und da haben wir ein paar interessante Unternehmen, also gerade dieses Frühstücksbereich, General Mills und Kelloggs verlieren immer mehr Marktanteile, weil dieses klassische Cyl-Pops, die sind ja überzuckert, aber auch mit wahnsinnig vielen Farbstoffen drin und so weiter, die verlieren Marktanteile. Und Da sucht eigentlich die Bevölkerung nach neuen, nachhaltigen Konzepten in dem Bereich. Da haben wir in einer, die haben eigentlich zum ersten Mal aus Europa Müsli dahin gebracht, aber haben dann Grain-Free-Müsli und jetzt sind sie richtig in den Box-Serial-Bereich reingegangen. Interessant, auch die arbeiten da mit Sunflower-Protein, was auch ein Wegwerfprodukt ist, eigentlich von Sonnenblumenöl-Herstellung, ist aber sehr, sehr proteinhaltig. Und das verarbeiten die jetzt in den Box-Serial.

Fabio Ziemssen: Was ich ganz gut finde, danke dir Manon, der Titel der heutigen Session ist ja auch Alternative Food Universe und gerade an den drei Säulen, die du dargestellt hast, kann man sehr, sehr gut erkennen, welche Ansätze es darum gibt, dieses neue Food-Universum zu kreieren. Also es sind einmal die Nachhaltigkeitsthemen, das ist einmal das ganze Thema der alternativen Proteinen. Aber es ist natürlich auch das Thema, dass wir jetzt neue Produkte haben, die sauberer sind und gewissenhafter konsumiert werden können, als dass ihre Originale sind. Und das ist, glaube ich, genau das, was auch Kimball Musk damals meinte, weil du ja auch gesprochen hast, dass dieses Thema auch sehr, sehr stark aus dem Valley gebackt wird, dass Food das neue Internet ist. Wir haben einen riesigen Bereich, der jetzt disrupted werden kann. Weil es im Grunde auch ganz andere Ansprüche gibt an die Qualität dessen, was wir da haben. Und jedes einzelne der Unternehmen, die wir gerade am Markt sehen, ist gegründet, um den Status Quo in Frage zu stellen. Und das mit neuen Technologien, mit neuen Ansätzen. Und das ist unheimlich spannend. Sei es jetzt Sidestream-Produkte, sei es jetzt Produkte, die weniger Zucker haben oder überhaupt gar keinen Zucker haben, aber trotzdem das gleiche kulinarische Profil haben. Sei es Produkte aus diesem alternativen Proteinsegment oder halt Impact-Produkte, die noch einen sozialen Wert mitgeben. Das finde ich ist halt genau das, was dieses alternative Food-Universum am Ende des Tages ausmacht.

Joel Kaczmarek: Ich meine, helfen wir uns mal zu verstehen, wenn man euch jetzt zuhört. Also du bist bei Katjes Greenfood, muss man immer dazu sagen, hast du gesagt, eine der drei Schwestern. Katjes als Mutterunternehmen ist ja im Prinzip so, ich glaube, da verrate ich jetzt kein Geheimnis, Zucker und hochprozessierte Produkte, was ja sozusagen Süßigkeiten eigentlich im Prinzip sind, ist jetzt nicht gerade hoch angesagt, sagen wir mal, auf der ethischen Agenda. Warum macht ihr das eigentlich? Ist das ein bisschen so ein vom Saulus zum Paulus Fall? oder was ist eure Motivation, dass jemand, der eigentlich bisher Zucker-Süßigkeiten-Produkte hergestellt hat, auf einmal Food-Impact-Investing macht?

Manon Littek: Also da muss ich eine Lanze brechen für Katjes. Also erstmal ist es ein Familienunternehmen. Ich glaube, da sind Werte in der Unternehmenskultur von Anfang an bemerkenswert. Einfach im Teil der Unternehmenskultur. Und es geht ja auch um Langfristigkeit, weil man versucht ja, das Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben. Also deswegen ist Nachhaltigkeit sehr, sehr wichtig. Und was CATIS schon vor zehn Jahren gemacht hat, also deswegen ist es schon eine logische Weiterführung, CATIS-Produkte werden ohne Gelatine hergestellt. Und die Umstellung fing an vor zehn Jahren sehr, sehr visionär, hat sich noch kapiert. Kein Mensch dafür interessiert für dieses ganze Plant-Based-Thema. Und normalerweise ist ja Gelatine Teil von dieser Kategorie von Süßware. Also es war sehr visionär und natürlich absolute Vorreiterrolle. Und da ging es um das Thema Nachhaltigkeit und das saubere Aufzustellen. Ich glaube, da kann ich auch nochmal an Godo anknüpfen. Also der Mittelstand kann da, glaube ich, schneller agieren, ist schneller am Markt dran und ist einfach nachhaltig. anders unterwegs. Also von daher ist das immer Teil der Unternehmenskultur gewesen, dieses Plant-Based-Thema. Das Weitere ist, dass sie auch immer ohne Zusatzstoffe und Farbstoff und so weiter gearbeitet haben. Also das Produkt ist natürlich aufgestellt, das Kernprodukt von Cartier. Ich glaube, das große Problem jetzt in den westlichen Industrieländern ist der versteckte Zucker, also das ist ja bei den ganzen Fertigprodukten und so weiter, da wissen viele Menschen gar nicht, wie viel da drin ist. und ich glaube, Süßware ist halt immer so eine persönliche Indulgence, wo jeder weiß, auf was er sich drauf einlässt, ja, also ich bin auch ein großer Fan von Schokolade und anderen Dingen und ich weiß aber natürlich irgendwo, natürlich sollte ich jetzt nicht fünf Packungen davon essen, sondern es ist so ein bisschen der kleine Luxus zwischendurch. und ich glaube deswegen, man spricht mit aufgeklärten Verbrauchern, man weiß, was man tut und in kleinen Maßen ist es auch nicht. Also deswegen würde ich immer sagen, es ist jetzt nicht Saulus zum Paulus, sondern erstmal habe ich eine andere Perspektive auf das ganze Zucker-Thema. Aber es ist auch so, dass Nachhaltigkeit und das Plant-Based-Thema war immer Teil der Unternehmenskultur. Und ich glaube, dann sind es zwei unternehmerische Gesellschafter, die einfach diese Veränderungen gesehen haben und sagten, okay, wir wollen teilhaben. Es ist nicht unser Kerngeschäft, aber wir sehen eine Änderung im Markt und wir verstärken jetzt einfach mal. Also das ist, glaube ich, auch wieder so ein bisschen der Vorteil vom Mittelstand, dass man sagt, man macht einfach mal. Ich glaube, als es gestartet worden ist, Wusste jetzt erstmal keiner, was das wird. Und dann hat man halt immer mehr so eine Struktur rausgeformt mit dem Impact-Investing-Thema und deswegen würde ich sagen, ist das schon linear. Also es ist kein Bruch.

Joel Kaczmarek: Und was ist das Ziel? Also sollt ihr Rendite erwirtschaften? Sollt ihr irgendwie parallele Bereiche aufbauen? Will sich Katja jetzt diversifizieren? Was ist sozusagen eure Zielmarschrichtung?

Manon Littek: Also wir sind ja komplett getrennt als dritte Schwestergesellschaft. Die einzige Konstante ist, die Gesellschafter bleiben gleich bei allen dreien Gesellschaften. Also wir haben jetzt erst mal gestartet, um zu gucken, was passiert da? Was entwickelt sich in dem Markt? Können wir teilhaben? Und die Endgame ist so ein bisschen offen. weil wir keine klassische VC-Struktur haben. Das heißt, man muss jetzt nicht in fünf Jahren irgendwelche Sachen exiten, sondern man ist da durchaus dabei, das langfristig zu halten, mit den Unternehmen lange zusammenzuarbeiten. Natürlich auch Ideen. kann man eventuell das weiter aufstocken. Aber es sind auch wieder andere Sachen, wo man einfach zum Beispiel, was ich erzählt habe von den US-Firmen, da sind teilweise Bewertungen so hoch, da hat man kleine Anteile, die steuern auf den Exit zu. Ja, da ist man dabei, lernt viel und bekommt einfach viel von dem neuen Markt mit. Und was die weiteren Sachen sind, da bin ich selber gespannt. ist auch immer zu Überraschungen bereit. Und das ist auch durchaus opportunistisch getrieben. Also bisher funktioniert es sehr gut. Und genau.

Joel Kaczmarek: Wie entscheidungsfähig bist du bei euch? Hast du da freie Handhabe oder spielt am Ende der Mutterkonzern immer, was die eigene Strategie geht, dann auch beim Investment eine zentrale Rolle?

Manon Littek: Wir haben im Endeffekt so Steering-Komitees mit den Gesellschaftern und besprechen natürlich jedes einzelne Investment, das ist klar. Aber es wird stark darauf vertraut, was wir aussuchen und was wir empfehlen und so weiter. Aber natürlich ist es so, dass die Gesellschafter mitreden bei jedem Investment.

Joel Kaczmarek: Und was ist sozusagen eure Strategie? Also wenn du jetzt mal die Landkarte aufmachst. Ich habe gelernt, USA und Europa bisher so als Lokation. Was für Phasen guckt ihr euch an? Was für Gebiete, thematisch, Branchen? Hast du da irgendwie so eine Art Sweet Spot, wo ihr schaut?

Manon Littek: Wir machen Late Seeds USA von den Investments. Regional ist es so, dass wir sowohl Europa als auch USA und da einen Fokus natürlich auf Dach haben, also wie wir es jetzt gespielt haben. Wir investieren in die drei Kategorien rein. Also für uns, wenn wir Investitionen aussuchen, teilweise bei diesen Plant-Based-Themen macht man auch wirklich ganz, ganz viele Investments, weil dann die Bewertungen extrem hoch gehen und man muss Vorentscheidungen treffen, bevor man wirklich sieht, wie performt ihr im Markt. Und da geht es dann mehr darum, um das Produkt und um das Team und andere Themen. Aber normalerweise gucken wir auch bei den sehr frühen Investoren, was ist jetzt schon im Kleinen die Marktperformance, also welche Drehungen haben sie im Kleinen, wie performen die gegenüber die Wettbewerber, was sind die Skalierungsmöglichkeiten. Aber das Wichtigste ist die Marke, also kann man die Marke weiter aufbauen, weil am Ende diese Wiederkäufe im Food werden stark getrieben durch Investoren. Den Geschmack, das ist 1-1-1. Und dann musst du immer, um wettbewerbsfähig zu sein, musst du convenient sein und du musst preislich in der Kategorie mitspielen. Aber dann kommt sehr stark die Marke. Katjes ist da ein absolutes Role Model in Deutschland. Die sind die absolute Love Brand. Und ich glaube, deswegen spielt das bei uns auch eine große Rolle, weil wir da auch viel mitgeben können. Also da ist auch der Mutterkonzern dahinter und da helfen wir unseren Beteiligten, das weiter auf- und auszubauen. Und das ist für uns auch ein ganz großes Investmentkriterium, wie wir einsteigen und warum wir einsteigen.

Joel Kaczmarek: Letzte Frage mal, bevor wir gleich alle über nochmal Marktentwicklung allgemein reden. Welche Rolle nimmt denn bei eurem ganzen Thema oder auf dem Marktgebiet, was ihr euch anguckt, dieses Thema Ultra-Processed ein, also so ultra-prozessierte Produkte? Wenn man über Foodtech redet, ist das immer sehr viel sowas, dass da sozusagen sehr viel Prozessierung passiert oder ist das gar nicht immer so?

Manon Littek: Doch, also deswegen, wir haben so ein Gegenmodell von Anfang an gesteuert. Also wir machen keine Ultra-Process-Sachen. Wir gucken wirklich auf Clean Ingredients in alle Dinge, die wir investieren. Und das ist auch so ein Thema, was eben Beyond Meat und andere sind natürlich Ultra-Process und Impossible oder auch teilweise GMO. warten wir auch so ein bisschen auf die nächste Generation, was es da für Möglichkeiten gibt, nicht im Geschmack einen Compromise zu haben und eben diese Additive nicht zu haben. Also wir gehen tatsächlich, wenn es dann zu overly processed ist und auch zu sehr dann auf die IP und so weiter, da gehen wir nicht rein. Das ist ganz klar von unserem Fokus.

Joel Kaczmarek: Gut. Fabio, lass uns doch nochmal jetzt wechseln in Richtung Markt insgesamt, wie eigentlich solche Dinge entstehen. Vielleicht kannst du auch nochmal ein, zwei Sätze zu NX Food sagen, wie ihr eigentlich so aufgestellt seid. Wir haben dein Wissen bisher angezapft, aber noch nicht irgendwie hergeleitet.

Fabio Ziemssen: Ja, vielen lieben Dank, Joel. Also was wir mit NX Food machen, ist, wir gucken uns halt den ganzen Markt an, insbesondere halt auch die Startup-Entwicklung. Wir gucken uns an, an welchen Hotspots die Innovationen entstehen. Vor allem wurde schon gesagt, dass in dem Valley viel entsteht, dass an der Westküste und an der Ostküste Innovationen entstehen und in Europa, ob es in Wageningen, in London oder auch hier in Berlin ist. Aber wir gucken uns darüber hinaus auch an, was in Tel Aviv abgeht, was in Singapur gerade abgeht. Einer der Hotspots, würde ich gerade sagen, für das ganze Foodtech-Thema und versuchen natürlich dann auch noch weiter überwunden in den chinesischen Markt reinzublicken. Und wir gucken uns halt nicht nur die Entwicklungen aus Startup-Ebene oder auch aus der Food-Trend-Entwicklung, sondern versuchen auch automatisch Rückschlüsse daraus zu entwickeln, wie wir anderen Unternehmen helfen können, Zugang zu diesen Ökosystemen zu bekommen. Denn das, was gerade dieses neue Food-Universum so besonders macht, ist, dass wir hier neue Akteure haben. Wir haben hier ganz viel Venture Capital, wir haben neue Player, die in dem Markt aktiv sind, wir haben hier junge Startups, die auch auf Netzwerke zugreifen können. Modelle wie Assetlight-Modelle, die sich aus ganzen Netzwerken zusammenbauen. Aber wir haben auch viele Quereinsteiger, beispielsweise aus dem Biotech-Bereich, die jetzt versuchen, diese neuen Themen, sei es jetzt Cultivation in Meat etc. mit sich zu nehmen. Und natürlich auch Lateral Entrance, würde ich sie mal bezeichnen, die jetzt sagen, da ist so ein Momentum in diesem Food-Markt gerade. Wie kann ich das für mich interpretieren und wie kann ich im Grunde davon profitieren? Und das sind genau diese Punkte, die wir uns genau angucken und wo wir sagen, da wollen wir unterstützen. Wir haben mittlerweile fünf Jahre Expertise in diesem ganzen Bereich. Wir haben das Thema Vertical Farming mit Infarm in Deutschland enorm nach vorne gebracht. Wir haben mit Beyond Meat diesen bekannten IPO-Burger nach Europa gebracht und wir haben die ersten Insektenproteine mit in den Markt eingeführt und natürlich auch durch unsere Startup-Regale sehr, sehr viel Erfahrung gesammelt, um zu wissen, wie halt Go-to-Market funktioniert und auch mit sehr, sehr vielen erfolgreichen Startups zusammengearbeitet. Und dieses Wissen wollen wir halt einfach mit anderen Startup-Teilen, aber halt auch mit größeren Unternehmen, um dort halt zu gucken, wie man diesen Markt halt gemeinsam weiterentwickeln kann. Und das ist das, was wir im Großen und Ganzen Und wir haben jetzt ja gerade eben auch schon sehr, sehr viele Themen gehört, die diesen Markt nach vorne treiben und warum dort eine Notwendigkeit ist, jetzt schnell zu reagieren, die Innovationszyklen zu verkürzen und vor allem offen für Neues zu sein. Und da wollen wir genau unterstützen und diesen Markt mitentwickeln.

Joel Kaczmarek: Wie entwickelt sich dieser Markt? Weil was ja auch zu beobachten ist, wenn man sich mal so Lebensmitteleinzelhandel anguckt, das war ja ganz faszinierend zu beobachten, auch wenn man sich so Höhle der Löwen und solche Geschichten anschaut, dass man jetzt eigentlich in den letzten vielleicht fünf Jahren so die Tendenz hat, dass ja auch neue Produkte auch wirklich mal in den Markt kommen. Bis dato war es ja immer so, da war ja glaube ich der Regalspace quasi an Godo, Manon und Co. sozusagen dauervermietet und als ein junges Startup kann man da gar nicht rein oder wenn, wenn man sich nicht sofort verkauft hat, flog man sofort wieder raus. Was hat denn sich so ein Stück weit geändert im Marktgeschehen?

Fabio Ziemssen: Da hat sich einiges geändert. Du hast gerade eben die Höhle der Löwen genannt und das ist sicherlich auch ein Multiplikator gewesen für viele junge Startups. Aber grundsätzlich kann man sagen, dass Gründer und Startups zu Medien geworden sind. Das heißt, es gibt ganz viele neue Möglichkeiten, den Markt zu attackieren. Es gibt unheimlich viele verschiedene Distributionskanäle und Möglichkeiten, mit dem Kunden in Kontakt zu gehen. Es gibt das große Thema Direct-to-Consumer. Das heißt, ich kann mir im Grunde über die verschiedenen Medien online eine solche Reichweite aufbauen, dass ich im Grunde am Handel vorbeigehen kann. anderen Access bekommen. Und das ist ja auch eines der großen Themen. Ich kann halt vor allem auch die Gastronomie verwenden als Go-to-Market-Strategie, was viele dieser Player, Oatly ist vorhin genannt worden, aber auch ein Impossible oder ein Beyond Meat, gerade in der Anfangsphase genutzt haben, um halt auch die Markenbegehrlichkeit aufzubauen. Und das sind natürlich auch andere Wege, die jetzt möglich sind. Das ist so das eine Thema. Das andere Thema ist, dass natürlich wir gerade auch ein Stück weit eine Demokratisierung der Geschmäcker erlebt haben. Es gibt keine Lebensmittel, die es noch nicht im Lebensmittelhandel irgendwie gab. Und wir jetzt natürlich auch die Konsumenten haben, die versuchen, ihre eigenen persönlichen Ernährungsprofile zu erstellen. Und dementsprechend natürlich sehr, sehr stark darauf achten, was habe ich für Produkte, was erzählen die für eine Geschichte und wie passt die zu mir? Wie kann ich mich darüber artikulieren? Und dann haben wir sehr, sehr schöne Dynamiken darin. Wir sehen einen Just Spices, der den ganzen Gewürzmarkt auf den Kopf gestellt hat. Wir haben einen MyMüsi gesehen, der die ganze Müsli-Regale offen disrupted hat, sage ich mal so. Und so gibt es halt in den ganzen Categories diese neuen Unternehmen, die halt im Grunde den Status quo in Frage stellen. Und das waren jetzt, sage ich mal, die Prime-Example, die ich gerade genannt habe, mit noch drei, vier anderen, die es dort gibt. Aber im Longtail haben wir so viele Anbieter, dass es halt schon signifikante Auswirkungen hat. Und das ist das, was dieses neue Thema so interessant macht.

Joel Kaczmarek: Gordo, vielleicht kannst du uns ja auch nochmal mitnehmen, weil wenn wir jetzt über Marktentwicklung reden, dann müssen wir auch mal uns über alternativen Gedanken machen. und was sind eigentlich die Stellhebel, die Alternativen zum Erfolg führen? Manon hat ja eben auch schon sowas gesagt, wie die Textur muss stimmen, geschmacklich muss es sein, Preis ist ein Thema, Marke. Was sind so für euch die Maßstäbe, die ihr angelegt habt, um zu sagen, alles klar, wenn ich jetzt ein alternatives Produkt positionieren will, muss ich hinter folgende Checkboxen irgendwie einen Haken machen?

Godo Röben: Bei mir in der Zeit, wo ich jetzt beruhigen wollte, arbeite und wir haben ja davor auch schon ein paar Innovationen gebracht. Es ist immer, innoviere nicht zu doll. Also wir hätten jetzt ja sagen können, wir machen jetzt eine pflanzliche Wurst, die schmeckt wie rote Beete oder die schmeckt wie Gemüse oder man macht die Form ganz anders oder man macht die Verpackung ganz anders. Und meine Idee ist immer, dass man eine Sache komplett verändert und alles andere gleich lässt. Also man guckt jetzt bei diesen alternativen Produkten. Die Leute haben ja kein Problem mit den Produkten, die mögen sie ja. Die mögen Milch, die mögen gerne Wurst, die mögen gerne ein Stück Fleisch. Das Problem sind eben Dinge, die mit der Tierhaltung dann zum Beispiel zu tun haben. Und dann muss man nur das eine rausnehmen und alles andere versuchen genauso zu lassen. Also lass die Mortadella genauso schmecken, wie sie schmeckt, lass sie genauso aussehen, verpackst sie genauso und benahme sie genauso. Das war ja der Streitpunkt, den wir dann immer auch mit der Politik haben, zu sagen, wir brauchen auch den Namen vegetarischer Mortadella. Und dann, meines Erachtens funktioniert das ganz gut, weil die Menschen dann wissen, ah, ist genau das, was ich haben will. Ich kann mein Wurstbrot essen, ist nur aus Pflanzen. Also nicht zu viel innovieren, eine Sache und der Rest muss gleich bleiben.

Joel Kaczmarek: Was ist so dein Patentrezept, Manon? Ist es bei euch ähnlich, wenn ihr euch Innovationen anguckt?

Manon Littek: Ja, also eigentlich, was ich eben schon gesagt habe, aber ich fand das auch interessant, wo wir gucken, okay, ist es dann marktfähig, also mit Geschmack, Preis, Convenience und Marke. Aber was ich auch nochmal interessant fand, was jetzt Guldo gesagt hat, weil es wird ja auch oft die Diskussion gehabt, warum muss man jetzt, wenn man eine alternative Proteinquelle hat, das jetzt nachbilden zu der Wurst oder sowas, warum macht man nicht komplett was anderes oder so? Und ich fand das ganz interessant, weil diese Anfänge davon kamen eigentlich von dem Gruß Friedrich, das Good Food Institute gemacht hat in San Francisco in den USA und das ist so ein vegan-vegetarischer Aktivist, der irgendwie versucht hat, über 20 Jahre die Leute zu missionieren, zu sagen, okay, ihr müsst mehr auf pflanzliche Ernährung achten und so. und kein Mensch hat es interessiert, kein Mensch hat zugehört. Und auf Das war eigentlich der Anfang von Beyond Meat und anderen Dingen, dass man sagt, okay, wir müssen es schaffen, die Bevölkerung zu erreichen, auch diejenigen, die überhaupt gar keinen Bock haben, irgendwas mit vegan und vegetarisch zu tun haben, sondern wir wollen irgendwie den Cowboy aus Midwest Texas, der da irgendwie zu seinem Burger King immer läuft. Und wie schaffen wir das? Wir müssen es genauso gut schmecken machen oder genauso schmecken. Eigentlich sozusagen Genuss ohne Compromise. Und es muss das sein, was der Bauer kennt. Das, was der Bauer kennt, das isst er und sonst nicht. Und ich glaube, das ist auch so, warum jetzt diese ganzen Alternativen so dreckig nachgebildet werden und was der Erfolg ist. Weil so kriegst du irgendwie die Breite der Bevölkerung. Und ich glaube, das ist auch bei GoDo bei euch. Die Produkte sind ja wirklich top und es ist kein Kompromiss. Und du erreichst damit den klassischen Fleischesser, den du damit dann auch erreichen willst.

Fabio Ziemssen: Das ist in der Tat auch nochmal ein sehr wichtiger Punkt. Also der Mensch ist ein Gewohnheitstier und muss natürlich auch ein Stück weit dahin geführt werden. Und ich sehe genau in dieser Entwicklung auch die großen Chancen für die großen Fastfood-Ketten, die wir halt haben. Dass sie halt im Grunde sich wegentwickeln können von dem, was sie jetzt gerade haben und zu wirklich Gesundheitsspots werden können durch diese neuen Produkte. Und wenn wir da mit Independent-Restaurants zusammenarbeiten dann verstehen die schon mehr und mehr, dass sie das halt auch nutzen können, um halt ihren USP auszuarbeiten, um mehr Vielfalt zu bieten. Aber gerade die Großen fangen an zu verstehen, dass sie gerade durch diese Bewegung weg von ihrem schlechten Image in der Vergangenheit hin zu was Neuem kommen. Und diese Produkte ermöglichen im Grunde diesen Transfer. Wir haben alle die Bilder gesehen von KFC, als dort quasi die Beyond-Produkte gelauncht wurden. Da gab es wirklich Schlangen von Menschen, die um den KFC standen. Und es waren jetzt nicht neue Kunden, es war die klassische KFC-Kundschaft, die dorthin gekommen ist. Und das ist genau das, was dieses Segment so spannend macht, dass wir auf einmal komplett neue Hebelwirkungen im Markt haben und sich dort viele Anbieter auch komplett neu durch diese Produkte darstellen können.

Joel Kaczmarek: Normalerweise würden wir jetzt eigentlich an der Stelle mal langsam darüber reden, wie solche Produkte in den Handel kommen. Aber wir haben ja Gastronomen heute als Zielgruppe und vielleicht tauchen wir mal da ein. Bodo und Manon, verkauft ihr sozusagen Produkte an Gastronomen oder seid ihr alle mehr LEH?

Godo Röben: Manon, willst du? Also wir verkaufen ein wenig an Gastronomen und das wird jetzt immer mehr. Also wir sind jetzt in ganz vielen Verkostungen der Systemgastronomen jetzt gerade drin, weil die eben auch sagen, diese Ubiquität der Produkte wird es jetzt überall geben. Überall, wo es tierische Produkte gegeben hat, wird es pflanzliche geben. Egal, wo die verkauft wurden. Das versteht jetzt auch jeder Systemgastronom, jeder normale Gastronom und jeder versucht jetzt, die richtigen Anbieter da zu finden. Und zum Beispiel haben die Großen dann auf Große gesetzt. McDonalds hat mit Nesbitt zusammengearbeitet, Burger King auch mit dem Großen, weiß ich nicht, wer das jetzt genau war. Die gucken sich jetzt aber auch an, ob es regional vielleicht interessanter sein kann. Aber ja, das Thema Gastronomie und alternative Proteine geht jetzt auch richtig ab.

Manon Littek: Also bei uns, weil wir ja sehr stark auf Branded Business gehen, ist es relativ wenig. Also einige der Produkte haben auch einen B2B-Arm und gehen im Gastrobereich. Also ich sehe das auch ein bisschen von den Kategorien abhängig. Also sehr stark sehe ich das zum Beispiel im Beverage-Bereich, wo wir auch investiert sind in den USA. Da geht der Markenaufbau stark über die Gastronomie. Und auch jetzt Pickout und so weiter, die sprechen mit großen Pizzaketten und so weiter, dass sie da den Bacon beliefern und so weiter. Aber wir haben halt nicht so stark das Ding, dass wir halt in Ingredients investieren und die dann direkt zuliefern, sondern dann mehr an Marken. Deswegen hält es sich bei uns in Grenzen.

Fabio Ziemssen: Es gibt tatsächlich, du hast es jetzt gerade genannt, diesen Punkt der Markenbildung, die halt sehr, sehr gut über die Gastronomie funktionieren kann. Die bekanntesten Beispiele haben es halt auch gezeigt, dass man dadurch eine gute Skimming-Strategie entwickeln kann und halt vor allem von vornherein auch Referenzpunkte hat, die im Grunde die kulinarische Qualität des Ganzen untermalen. Das ist halt sicherlich ein sehr, sehr guter Punkt. Auf der anderen Seite ist es auch so, dass die Leute, die quasi über die Gastronomie den Go-To-Market haben, automatisch auch Multiplikatoren haben. Sie haben automatisch auch gute Sparringspartner und vor allem auch Testimonials. Das ist etwas, wo wir gerade sehen, dass dieser Weg jetzt immer mehr genutzt wird, weil halt im Grunde, wenn ich mich in der Anfangsphase bewege und ich habe ständige Iterationen in der Produktentwicklung, ich das unheimlich gut über die Gastronomie abbilden kann und die da wesentlich kritischer ist, als wenn ich jetzt ständig zum Einkäufer gehe und sage, ja, wir haben jetzt hier wieder eine neue Version. Das funktioniert einfach da nicht. Gerade in der Anfangsphase zum Markenaufbau und in dieser Phase bis zum Proof of Market ist unheimlich wichtig, die komplette Validierung über die Gastronomie abzubilden und diesen Hebel zu nutzen. Und ich gebe mal noch recht, klar ist es hier so, dass wir hier in erster Linie mit Raw Materials sprechen, aber das ist ja auch genau das, was es am Ende des Tages ausmacht, dass ich diese Phase nutzen kann, um das Produkt halt so zu entwickeln und auch den richtigen Approach definieren kann, mit dem ich dann am Ende des Tages den Markt adressiere. Und da werden sich die ganzen Early Adopter und Innovatoren aus Konsumentensicht sehr, sehr stark orientieren und dort halt aufspringen.

Manon Littek: Also da würde ich auch sagen, ein gutes Hauptbeispiel ist auch hier wieder Oatly mit der Barista-Edition. Also der Durchbruch kam wirklich mit der Barista-Edition, dass sie da mit den Cafés und Gastunternehmen zusammengearbeitet haben und die Community erreicht haben. Also das war der Durchbruch für die.

Fabio Ziemssen: Ja und da jeder Endkonsument den Anspruch hat, genau zu Hause seinen Kaffee so zu machen wie der Barista, hat dann ideal die Übersetzung stattgefunden.

Joel Kaczmarek: Ich weiß, dass ich zum Beispiel in unserem Vorgespräch mit Fabio eine ganz interessante Achse aufgemacht bekommen habe. Verbraucher versus Verwender, dass halt ein Restaurant jetzt nicht so sehr Verbraucher ist, sondern mehr Verwender. Kommen dadurch nochmal andere sozusagen Betrachtungen zustande, die man dann eigentlich in die Markenentwicklung oder Produktentwicklung mit einfließen lassen kann?

Fabio Ziemssen: Ja, absolut. Das ist genau dieses Thema der Raw Materials. Also ich kann jetzt nicht von vornherein Produkte entwickeln, die halt stark gewürzt haben. Ich muss dem Gastronomen etwas geben, was er im Grunde noch für sein Handwerk verwenden kann. Und daraus können sich sehr, sehr schöne Use Cases entwickeln. Bedeutet aber auch auf der anderen Seite, wenn er das in seinen Produktionsmechanismus eingliedert, müssen natürlich auch diese Produkte in sämtlichen Aggregatzuständen vergleichbar mit dem Original sein. Und das ist halt auch das, wo viele sehr, sehr stark in diesen ganzen Cultivated-Sektor schielen, weil das ist ja im Grunde ein 1 zu 1 das ähnliche Produkt, wo ich halt genau die gleichen Aggregat- und Anwendungsmöglichkeiten in vielerlei Hinsicht habe, wie ich es halt auch im normalen Bereich habe. Und das würde vielen Verwendern dann natürlich die Möglichkeit geben, noch einfacher an diesen Markt zu kommen. Aber viele neue Produkte sind dem halt schon sehr, sehr nah und da gibt es eigentlich fast schon gar keine Differenz mehr. Aber das ist eines der ausschlaggebenden Kriterien, die wir dort sehen. Also das Verwendungs- Profil halt einfach auch wesentlich anspruchsvoller ist, gerade wenn wir im professionellen Bereich unterwegs sind.

Joel Kaczmarek: Gordo, was wollt ihr denn eigentlich im Restaurantbereich machen, im Gastronomiebereich? Also klar, ich kann mir jetzt vorstellen, hier die ganzen Prenzlauer Bergcafés in Berlin-Mitte, wenn die Brunch machen, da kann man auch irgendwie vegane Wurst kredenzen von euch, aber sind Gastronomen für euch eigentlich auch potenzielle Großabnehmer?

Godo Röben: Wir sind da ganz klar, dass wir unsere Marke spielen wollen. Also wir würden niemals so ein Handelsmarkenlieferant werden oder einfach ein Lieferanten im Hintergrund. Dafür braucht die Gastronomie uns nicht. und wir brauchen die Gastronomie nicht, weil derzeit ist es bei uns so, dass wir die Mengen gerade zuteilen müssen. Also wir müssen jetzt gerade auch in der Weihnachtszeit, erste Quartal, jetzt mit dem Lockdown ohne Ende wird das wieder so kommen, dass wir Januar, Februar, März wirklich nur zuteilen können. Wir brauchen also nicht Menge. sondern wir wollen die Marke stärken. Und deswegen würden wir in Gastronomiebetriebe nur gehen, wenn auch die Marke mitspielt. Das sieht man aber bei vielen Systemgastronomen. Manon hat es gerade gesagt, Oatly, als die mit Starbucks zusammengearbeitet haben, das war so eine Win-Win-Situation für beide. Und sowas streben wir an, aber nicht irgendwie als Lieferant von Patties.

Fabio Ziemssen: Da gibt es auch die ganz bekannten Fähnchen von Impossible und Beyond Meat oder Moving Mountains. In jedem Bild, was man in der Gastronomie sieht, gibt es immer dieses Fähnchen obendrauf, das hier geflaggt worden ist.

Godo Röben: Absolut. Und da sind die aber auch ganz offen, weil die sagen, eigentlich bringt das auch nochmal so ein Proof of Concept, dass man denen sagen kann, ah, guck, da ist Rügenwald da drauf, da ist Beyond drauf, da ist das drauf. Das bringt die auch voran. Und die Gastronomen sind ja auch geübt. Also jede Systemgastronomie hat ja sechs, sieben Marken, die sie spielt. Ob es Coca-Cola bei McDonald's ist oder Dime Ice oder was die da alles haben. Also da sind die auch offen, das zu transportieren.

Fabio Ziemssen: Ja, aber es ist tatsächlich, und das kann ich dazu sagen, es ist auch für den Kunden ein komplett neues Erlebnis. Als ich in San Francisco war und auf einmal ein Just Egg bestellt habe, dann habe ich tatsächlich ein Ei bekommen mit einer Produktbroschüre nebenbei. Und ich habe gedacht, auf der Menükarte stand halt auch Just Egg und dann war da halt auch quasi der Trademark dahinter. Und das ist halt für den Konsumenten auf einmal ein ganz anderes Gefühl, dahin zu gehen und zu wissen dass eigentlich nur ein kleiner Schritt stattgefunden hat. Da wurde eine Flüssigkeit in eine Pfanne gegossen, ein bisschen zubereitet und mir serviert. Also das ist schon ein neues Gefühl einfach, was man da hat.

Joel Kaczmarek: Ich meine, was ist denn so die Nutzen-Kosten-Rechnung auf beiden Seiten? Also was hat so ein Gastronom davon, wenn er irgendwie Rügenwalder oder ein Katius-Projekt bei sich sozusagen featuret? Und was hat umgekehrt die Marke davon?

Godo Röben: Also ich glaube, das ist dieses Markenspiel. Warum funktioniert Coca-Cola bei McDonald's? Warum will Coca dahin? Warum sagt McDonald's, das passt, weil sich da zwei Marken gegenseitig antreiben und ein bisschen nach vorne ziehen? Und die Gastronomen, die vielleicht manchmal das Image haben, da ist was Ungesundes, was gerade die Systemgastronomen schnell haben, die können sich dadurch profilieren und sagen, wie cool, ich habe jetzt mal eine Biomilch, das hatte McDonald's ja schon vor diesen Produkten gemacht. macht Biomilch, Obsttüte und so weiter. Und jetzt können sie sich mit diesen Produkten, die einen wahnsinnigen Hype gerade erfahren, die eben auch ein Tick gesünder sind als die tierischen Produkte, die nicht den Klimawandel vorantreiben, die das Tierwohl berücksichtigen. Damit können sie sich dann auch profilieren. Und ich glaube, da bringt es dann nochmal einen Schub, dass sie dann die Firmen dann auch unterstützen, die auch im regionalen Kontext ein ganz gutes Image haben. Und da bin ich bei Manon. So eine Mittelständler, die ganz früh mutig gewesen sind, wie Katjes oder wie Rügenwalder, die funktionieren in dem Markt einfach wahnsinnig gut. Und damit kann so ein großer Systemgastronom sich auch nochmal ein bisschen wieder auf so eine Stufe bringen, die einfach ein Tick sympathischer ist. Aber auch die kleinen Gastronomiebetriebe können da genauso von profitieren, dass man den Leuten zeigt, wir haben jetzt auch solche Produkte. Wir sind in vielen kleinen Gastronomiebetrieben drin, weil die das ganz cool finden. Derzeit ist es auch so, dass der Geschmack wahnsinnig ausschlaggebend ist und wir sind da ganz weit vorne. Ich glaube, das ist so eine Win-Win-Situation für beide.

Fabio Ziemssen: Aber das ist tatsächlich jetzt auch spannend zu sehen, wie da die Entwicklungen sind. Also ich habe bis jetzt noch keinen Gastronomen gesehen, der, sage ich mal, einen Moving Mountain Burger, einen Impossible Food Burger, einen Beyond Meat Burger hatte. Und dann stand dann immer auch die Brand dahinter, dass das dann auch so deklariert worden ist. Sondern es gab, sage ich mal, Mamafuku in New York, der hatte beispielsweise einen Beyond Meat Burger. Und dann kamen da die Leute hin, weil die wussten, dort kriegen sie diesen Burger. Und ich glaube, da muss man auch einfach unterscheiden zwischen den Systemen, wo es Sinn hat. macht, wie du es gerade eben beschrieben hast, Bodo, weil dort halt auch eine ganz gute Markenosmose stattfindet. Und auf der anderen Seite das Thema der Early Adopter und der Independent Restaurants, den Unabhängigen, ob die das halt auch für sich so nutzen können.

Joel Kaczmarek: Was sind denn so die Risiken für Gastronomen, wenn man sich mit solchen Produkten auseinandersetzt? Also ich habe auch mal so versucht, darüber nachzudenken, weiß nicht, Abhängigkeiten oder Fremdbestimmungen. Was siehst du so, Fabio, als Preis, den man dafür zahlen kann?

Fabio Ziemssen: Also es ist in der Tat so, dass ich halt als Gastronom ein Stück weit aufpassen muss, weil ich mich halt so in eine gewisse Abhängigkeit schon bringe. Wenn ich diese Produkte bei mir gelistet habe, dann werde ich immer, das Beispiel Mamafuku und Beyond Meat, werde ich mit dieser Marke zusammengebracht. Und wenn dann irgendwann, wir hatten das Mitte des Jahres, gab es ja dieses Oatly-Thema mit dem Investor Blackrock, der da eingestiegen ist. Und sofort sind halt alle, sage ich mal, Überzeugungstäter auf die Barrikaden gegangen und haben gesagt, ich gehe da nicht mehr hin. Wir haben es in der Vergangenheit auch einmal mit einem Deutschen gemacht. Hersteller von Bio-Limonade erlebt, dass dort halt eine ähnliche Dynamik stattgefunden hat. Und man muss halt einfach sich dessen bewusst sein, wenn man in diese Partnerschaft eingeht, dass das halt gewisse Effekte mit sich bringen kann. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass gerade wenn ich in einem Marktumfeld bin, wo es halt wenig Anbieter von solchen Produkten gibt, das natürlich enorm dazu führen kann, dass ich jetzt einen Zulauf bekomme und die Leute wissen, mit dem Produkt ist auch eine gute Qualität verbunden und dass ich dadurch halt auch genau das auslösen kann. Ich bekomme halt nicht so einen klassischen Sojalappen, jetzt mal despektierlich gemeint, sondern ich bekomme halt schon etwas, was halt auch Qualität hat. Und wenn wir die Entwicklung weiter so haben, wie Manon sie beschrieben hat, dass die Produkte halt mehr und mehr in den Clean-Bereich gehen, also dass ich ganz klar weiß, welche Ingredients da drin sind und dass die IP am Ende nur darin besteht, wie ich die Komponenten ideal zusammenbringen kann. dann ist das natürlich auch ein ganz klarer Garant für gesunde, gute Produkte. Und das kann natürlich dann definitiv helfen.

Joel Kaczmarek: Gut, ihr Lieben, es war ein spaßiger Ritt. Also ich glaube, wir könnten noch gefühlt Stunden weiterreden und vielleicht machen wir das sogar auch nochmal an anderer Stelle. Also ich überlege, ob wir das echt nochmal vertiefen. Aber für den Moment, fand ich, hat das echt Spaß gemacht, mal so den Blick über den Tellerrand zu werfen und in die Breite zu denken. Lieben, lieben Dank euch und haltet mich mal bitte auf dem Laufenden mit den leckersten, neuesten Food-Innovationen, die ihr so hervorbringt. Lieben, lieben Dank euch allen. Danke. Ciao. Dankeschön.

Fabio Ziemssen: Ciao. Ciao.

Manon Littek: Hey! Hey!