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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, herzlich willkommen, hier ist Joel und heute mal was ganz Besonderes. Ihr wisst ja, ich bin ja visuell interessiert. Ich mache Videos, ich bin auf Podcast-Covern zu sehen und natürlich schaue ich mir auch fleißig LinkedIn und Co. an und habe dann eine spannende Frau kennengelernt, die liebe Linda Böse nämlich. Die ist Fotografin und jetzt kommt's. Die ist spezialisiert auf Visual Personal Branding oder insgesamt visuelles Branding. Was qualifiziert sie dazu? Sie war lange in der Modeindustrie tätig, also egal ob Barbour, Vogue oder Louis Vuitton, all das hat sie schon geshootet. Und dann bin ich neugierig geworden und habe gedacht, ach spannend, wenn jemand sowas schon gemacht hat und diese ganzen ästhetischen Gedanken, also dieses Profi-Niveau hat und das auf was überträgt, was so meine Domäne ist, nämlich digital und wie man sich im Digitalen präsentiert, da wird ja einiges Interessantes bei rumkommen. Das heißt, in der heutigen Folge nimmst du mit, wie funktioniert denn eigentlich Visual Personal Branding? Also natürlich werde ich Linda mal fragen, wie sie dazu gekommen ist, aber dann wirst du ja natürlich auch verstehen, welchen Impact haben eigentlich Bilder? Wie kann ich das beeinflussen? Wofür verwende ich die? Reicht nicht eigentlich auch KI? Das und einiges andere mehr. Da bin ich ja schon mal gespannt, wie viel zu bogen. Von daher, hallo liebe Linda, schön, dass du da bist.
Linda Böse: Freut mich sehr, vielen Dank.
Joel Kaczmarek: Ich habe es ja gerade schon so ein bisschen skizziert, also eigentlich die Mode deiner Welt und dann bist du auf einmal in die Sphäre des Visual Personal Brandings gekommen. Ich weiß gar nicht, hast du den Begriff erfunden? Gab es den schon? Formst du den gerade?
Linda Böse: Eigentlich ist das ein ganz normaler, also gerade Personal Branding in aller Munde und der visuelle Teil davon. Personal Branding kann natürlich auch einfach viel durch Text und im Grunde. Kann man da so ganz grundsätzlich einmal ansetzen, ist eigentlich alles, was man tut und nach außen hin zeigt und sagt und macht Teil der eigenen Brand. Also wenn man das mal so ganz genau nimmt, dann fängt das da schon an und dann ist der visuelle Teil eben ein Bestandteil davon.
Joel Kaczmarek: Und wie war dein Weg dahin? Also wie bist du dazu gekommen, dass du erst Models shootest, die irgendwie ein neues Paar Schuhe zeigen und im nächsten Moment? Wahrscheinlich Führungskräfte, tippe ich mal, kommen wir ja gleich noch zu, denen zeigst, wie sie sich geil im digitalen Raum quasi präsentieren.
Linda Böse: Ich fange mal mit dem aktuellen Offer an. Ich habe einfach erkannt, dass in dem Bereich Personal Branding eine unfassbare Lücke ist, die ich sehr gut füllen kann. Mit dem, was ich tue. Und zwar ist es einfach so, wenn man, ich nehme jetzt einfach LinkedIn mal als Beispiel, man könnte aber auch einfach durch ganz viele verschiedene Magazine, was das angeht, auch blättern und so weiter. Die Bilder, die man von den eigentlich krassen Menschen sieht und das sind alles Menschen, die in ihrem Leben aus den verschiedensten Gründen wesentlich weitergekommen sind als die allermeisten ausgerechnet. Von diesen Personen gibt es die nur generische Bilder, die absolut austauschbar sind. Alles ist der gleiche Businessbrei. Das bedeutet nicht, dass die Bilder schlecht sind an und für sich. Es ist einfach das Gleiche. Und nichts lässt die Person oder die Persönlichkeit dieser Person, die Identität fühlbar durchscheinen. Als ich das gemerkt habe, dachte ich mir, das geht geiler.
Joel Kaczmarek: Das ist ganz lustig, weil du hast ja eigentlich recht. Wenn man zum Beispiel auch so Lebenslauffotos macht oder so, das sind immer die gleichen Posen, immer die gleichen Anzüge. Wahrscheinlich Standardisierung einfach.
Linda Böse: Ja, warum? Gerade diese Personen, da ist so, und wenn man sich nämlich einmal hinsetzt und da mit der Person auseinandersetzt und sich wirklich anhört. was sie zu sagen hat und was Teil ihrer Geschichte ist, was Teil ihrer Haltung und aber auch Vision ist, da ist so unendlich viel. Wenn man sich einmal hinsetzt und sich das anhört und wirklich damit beschäftigt, wird einem klar, was man da eigentlich zeigen könnte. Und ich finde es, mir persönlich tut das weh, zu sehen oder zu wissen, wow, was eine krasse Persönlichkeit. Und dann sieht man absolut nichts davon. Und wie gesagt, das ist deswegen kein schlechtes Business-Foto vielleicht, aber es ist absolut austauschbar.
Joel Kaczmarek: Du hast ja vollkommen recht. Das ist das hundertste weiße Stehkragenhemd mit einem Telefon in Bürosetting am Ohr wahrscheinlich. Und die Kamera lächelt und du denkst dir so, hm. Und was ist so die Ableitung, die du daraus getroffen hast? Heißt es dann, jetzt muss ich mit bunter Fliege putzieren, irgendwie auf einer Müllkippe? Ich komme von der Straße, ich komme aus dem einfachen Frankfurt.
Linda Böse: Ich finde das eine großartige Idee. Für mich bedeutet das, dass ich mich erstmal hingesetzt habe und überlegt habe, okay, wie genau kann man das denn besser machen? Und für mich ist es ein absolut essentieller Punkt. Bestandteil des Ganzen, dass ich mich mit der Person einmal hinsetze und in einem Deep Dive Call, der auch wirklich mindestens eine Stunde, eher anderthalb geht, manchmal auch länger, mich mit dieser Person wirklich in aller Tiefe auseinandersetze. Ich stelle viele Fragen, die absolut nichts mit ihrem Business zu tun haben. Es geht mir bei Meine Arbeit mit diesen Menschen nicht darum, was machst du, sondern wer bist du? Und das ist auch, was für mich Personal Branding eigentlich bedeutet. Sich hinzusetzen, in aller Tiefe damit auseinanderzusetzen und zu verstehen, wer diese Person ist. Warum im besten Sinne bist du da, wo du jetzt bist? Was ist alles passiert? Wie sah dein Weg aus? Warum bist du zu der Person geworden? Wie gesagt, im besten Sinne, wo willst du hin? Wie sieht das in dir aus? Diese ganzen Dinge, die man auch als Unternehmer, viele verstehen das gar nicht, die sich nicht einmal wirklich, wie gesagt, in der Tiefe damit auseinandersetzen, was solche Menschen alles auch erleben und durchmachen müssen. um nicht nur dahin zu kommen, sondern auch da zu bleiben oder noch darüber hinaus zu gehen. Und aufgrund dieses Gesprächs, das so die Grundlage und Basis für alles Weitere bildet, erstelle ich dann ein Moodboard. Für mich ist es so, dass ich nicht nur wahnsinniges Interesse habe, die Person wirklich kennenzulernen und zu verstehen, sondern wenn mir jemand Wenn mir jemand eine Geschichte erzählt, wenn mir jemand, wenn jemand wirklich aus der Tiefe Dinge erzählt, dann geht in mir sofort eine oder mehrere Bildwelten oder Szenarien auf, Möglichkeiten. Okay, wie kann man das darstellen? Wie kann man das inszenieren? Wie kann man das hervorheben? Wie kann man das rausarbeiten auf eine gewisse Art und Weise, die dann eben auch zu der Person passt? erstelle ich ein Moodboard und packe das beides im Grunde zusammen. Die Welt, die in mir aufgegangen ist und das, was die Person mir erzählt und mit mir teilt in dem Bereich. Und dann shooten wir.
Joel Kaczmarek: Ich meine, ich habe gerade so drüber nachgedacht. Es ist ja wirklich so ein bisschen, man könnte sagen, deine Formel oder deine Feststellung war. There's nothing personal about your personal branding. Also es ist überhaupt unpersönlich, dazu kommen wir ja. Und du machst das sozusagen massiv persönlich, indem du so eine Anamnese mit den Menschen machst, die du kennenlernst und dann was draus baust. Jetzt bin ich ja mal neugierig, kannst du das mal anfassbar machen, dass du vielleicht mal Beispiele erzählst, können ja ausgedachte Menschen sein oder du musst ja nicht die Namen der Leute sagen, aber du hörst jetzt irgendwie anderthalb Stunden von jemandem, was sein Weg ist. Und dann baust du dazu Bilder. Füll es mal mit Leben. Beschreib zum Beispiel mal einen Mann oder eine Frau, die du erlebt hast und wie du das dann visuell übersetzt. Weil ich glaube, jemand, der nicht in deiner Sphäre ist, das ist relativ schwierig, sich zu vorstellen, okay, ich bin ein zäher Typ, weil ich irgendwie Entscheidungen durchziehen kann. Was für ein Foto sollte ich jetzt haben? Muss ich mich jetzt auf dem Laufband zeigen? Weißt du, so eine Logik. Also hast du mal Beispiele dafür?
Linda Böse: Ich arbeite regelmäßig mit einem sehr erfolgreichen Unternehmer zusammen, der auch der mich sehr nah auch an sich ranlässt in dem Gespräch und auch eine gute Verbindung zu sich selbst hat und daraus auch viel teilt. Das ist immer eine gute Voraussetzung, wenn jemand auch wirklich sich auch intensiv mit sich selbst schon auseinandergesetzt hat und da entsprechend weiß, wovon er spricht. Und ich würde ihn als krassen Unternehmer bezeichnen, aber auch als sehr spirituelle Person, die Musik liebt, wahnsinnig obsessed mit Unternehmen, Unternehmen bauen, aber auch visuell getrieben ist. Und was wir mit ihm oder was ich mit ihm mache in Zusammenarbeit auch mit meiner Stylistin, das darf man auch echt Nicht vergessen, was das für einen Impact auch auf die Bilder und auch auf das Wohlfühlen vor der Kamera und die eigene Präsenz in dem Moment hat, wenn man jemanden dabei hat, der für die Kleidung verantwortlich ist. Was wir mit ihm machen, ist ihn wirklich einfach in genau diese Welten setzen oder stellen. In Form von, dass man eine Disruption, eine Störung im Bild schafft, die eigentlich den Kontext total klar hervorhebt, aber gar nichts mit der Umwelt zu tun hat. Zum Beispiel in seinem Office, der Raum, in dem er sich täglich aufhält, in dem alles stattfindet, der super clean ist. iMac vor sich stehen hat und da findet die Arbeit statt, ja, ihn in einem super lässigen, aber halt eben ohne Hemd drunter, sondern super lässigen, entspannten Anzug barfuß auf diesen Schreibtisch zu stellen und pack vorne rein noch einen Strauß Blumen so. Weißt du, das ist so, das siehst du ja sonst nicht. Natürlich könnte ich ihn an den Schreibtisch setzen und dann sieht das super professionell und irgendwie echt aus, aber Nothing special. Und im Grunde geht es eben darum, vielleicht nicht mal unbedingt immer irgendwas komplett zu inszenieren, sondern einfach zu brechen und mit diesen Standards mal die anders anzufassen. Und Thema Musik zum Beispiel, was wir das letzte Mal gemacht haben, ist ihnen mit der Gitarre. einen riesigen Teppich einfach in ein Feld zu legen und dann mit dieser Gitarre darauf zu stellen oder zu setzen und da spielen zu lassen. Es muss nicht eine komplett andere Welt stattfinden, sondern es soll klar erkennbar sein, um was es geht. Man soll nicht ewig danach suchen, aber... jemanden frei darzustellen, diese Freiheit von, okay, ich gebe mich dieser Musik hin und ich stehe hier im Freien und lebe auch einen spirituellen Lifestyle, das damit zu übertragen.
Joel Kaczmarek: Vielleicht können wir uns ja auch mal so ein Stück weit den Anwendungsbereichen nähern, weil ich gerade darüber nachgedacht habe, in welchem Kontext würde ich jetzt einen Geschäftsführer von, was weiß ich, sagen würde, der ist irgendwie in der Metallbauindustrie. Auf seinen Tisch stellen, weißt du, was ich meine? Weil die Klassiker, die mir einfallen für Personal Branding, wäre ja, weiß ich was, wie LinkedIn, also online, wenn ich vielleicht eine Pressemitteilung rausgebe, wenn ich für ein Interview in der Zeitung parat stehe, für die eigene Webseite. Also denkst du diesen Kontext immer mit, wo das stattfindet oder baust du einfach diese Bilder und lässt ihnen dann entscheiden, wo sie anwendet?
Linda Böse: Es gibt verschiedene Bildwelten, die ich auch gerne in jedem Shooting abdecke. Also auf der einen Seite ist es wirklich eine, von deinem current state of entrepreneurship. Wo bist du gerade? Wie drücken wir das aus? Das ist der super kreative Teil. Den kannst du dann für LinkedIn verwenden. Den kannst du, eigentlich alle Beispiele, die du gerade genannt hast, aber eben auch nochmal ein bisschen dezenter zu werden und wirklich einfach ein paar geile, professionelle Bilder reinzubringen. Sodass wir nicht nur eine Bildwelt haben, in der alles irgendwie super fancy ist, sondern es gibt immer verschiedene Teile von einem Shooting. Und ich gucke, dass wir da wirklich für alle Kontexte was reinbringen. Das heißt, wenn du jetzt sagst, okay, du hast ein Speaking-Event, dann hast du da Bilder aus dem Shooting dabei. Du kannst davon auf LinkedIn was verwenden, auf Instagram, wie auch immer. Also du kannst da aus jedem Shoot... Alle Bereiche einmal mitnehmen, wenn du aber vorher sagst, ich will unbedingt nur in diese eine Richtung gehen, dann machen wir nur das eine.
Joel Kaczmarek: Also ich versuche ja auch immer für Menschen etwas abzuleiten, nicht mit dir zusammenarbeiten sozusagen. Was kann ich jetzt von der Linda lernen? Also das Erste, was ich jetzt mal lerne, ist so ein bisschen break the habits. Also dass du durch diese besonderen Situationen, die schon irgendwie verwandt sind mit dem, was du tust, aber irgendwie ein Item drin haben, was Aufmerksamkeit zieht, dass du so einen Thumbstopper quasi baust. Also da stolperst du drüber. Heißt aber nicht in der Konsequenz, dass alles, was du machst, jetzt unbedingt laut und verrückt und abgehoben sein muss, sondern manchmal einfach, dass es wirklich darum geht, das darzustellen, was die Person ausmacht, dieses Personal reinzubringen.
Linda Böse: Ja, und genau das ist es eben. Also ich habe einen besonderen Stil, den ich mir, es ist einfach ein Editorial-Stil, den ich mir in der Zeit, in der Mode erarbeitet habe, der auch einfach wahnsinnig besonders ist. Aber den muss ich jetzt nicht... unbedingt auf jede Person drauf klatschen, wenn es gar keinen Sinn macht, nur um da meinen Stil durchzusetzen. Das Allerwichtigste ist, dass die Person, dass es die Person darstellt, authentisch und echt und das muss nicht immer super fancy sein, das kann es werden und Teile des Shootings können es werden, aber wie gesagt geht es in der Essenz um die Person und das authentisch darzustellen, wer sie ist.
Joel Kaczmarek: Kannst du eigentlich auch mal für einen Laien erklären, was ist denn bei Fotografen eigentlich der Unterschied, ob ich jetzt mit einer Annie Leibovitz irgendwie fotografiere, mit einer Linda Böse oder mit Bernd mit einem günstigen Angebot von um die Ecke? Weißt du, was ich meine?
Linda Böse: Am Ende des Tages ist es, wenn du den Wert erkennst, was das mit sich bringen kann, wenn man mit jemandem arbeitet, der versteht, was er da der die Person wirklich greifen kann und in der Lage ist, das auf eine einzigartige Weise visuell umzusetzen und zu transportieren, dann ist das in dem Sinne gegeben. Du kannst es niemandem irgendwie, wie kannst du Kunst erklären oder wie kannst du das beschreiben? Eine Sache von, okay, siehst und erkennst du den Wert darin? Und wenn nicht, dann kannst du es aber auch niemandem irgendwie aufreden.
Joel Kaczmarek: Also es ist im Prinzip eine Mischung aus einer persönlichen künstlerischen Handschrift und der Fähigkeit, diese Handschrift sozusagen auf deine Persönlichkeit zu übertragen, sodass du in diesem Kunstwerk stattfindest. So würde ich es jetzt mal für mich übersetzen.
Linda Böse: Ja, was für mich aber eigentlich der... Noch ausschlaggebenderer Punkt an der Sache ist, ist das grundlegende Verständnis dafür, was es wirklich für einen Impact hat, wie ich mich visuell nach außen hin darstelle. Die Entscheidung darüber, welche Bilder andere Menschen von mir sehen, ist... Und sich das einmal bewusst zu machen, dass es eine wahnsinnige Wirkung auch vor allen Dingen unterbewusst auf andere hat, was ich da von mir zeige, wie ich mich zeige, noch viel tiefgreifender und auf verschiedenen Ebenen im Gegensatz zu einem Text, den ich jetzt erstmal lesen muss. Und natürlich kann ich darüber auch... mich fühlbar machen. Aber ein Bild ist in a split second, löst das so viele Dinge in einem aus. Und dieser Eindruck, den man da hinterlässt, der ist einfach, der hat einfach eine wesentlich größere Wirkung als ein Text.
Joel Kaczmarek: Lass uns da noch mehr drüber sprechen, weil das war auch der Punkt, den ich dich als nächstes fragen wollte, den Impact von Bildern. Du hast im Vorgespräch zu mir gesagt, die Leute unterschätzen einfach, welchen Effekt das haben kann. Ich habe es ein bisschen am eigenen Leib gemerkt, weil meine frühere Karriere oder Beruf war ja, ich habe ein Online-Magazin gebaut, gründerszene.de, war da viel mit Video präsent. Und jetzt bin ich ja jahrzehntelang oder fast ein Jahrzehnt mit Audio. Am Start. Eigentlich gleiches Thema, gleiche Art, unterschiedlicher Zugang zum Thema, aber gleich. Und ich habe schon den Unterschied gemerkt, wie Leute dich wiedererkennen und dich wahrnehmen, wenn du was Visuelles hast versus was reingesprochen ist, wenn du nur hörst. Es gibt ja auch so Leute, die können Stimmen nicht unterscheiden. Also ich höre in Filmen immer sofort raus, Synchronsprecher, was hat der noch gesprochen? Bei anderen ist das so, die merken das gar nicht. Also habe ich so gelernt, okay, offensichtlich ist das Auditive bei den Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Wie würdest du den Effekt von Bildern auf Menschen beschreiben?
Linda Böse: Es macht im Grunde genau das Gleiche, wie wenn jetzt eine Person vor dir sitzt, die einfach ihre Haare morgens gekämmt hat und geduscht hat und du weißt, die war beim Sport und die kommt hier nett angezogen und setzt sich vor dich hin und hat eine gewisse Haltung und spricht auf eine gewisse Art und Weise und hat eine bestimmte Gestik. All das nimmst du ja wahr. Im Gegensatz zu einer anderen Person, die vielleicht all das nicht gemacht hat, diese Person nimmst du anders wahr. Und nichts anderes ist ein Bild, nur dass es eben einfach nur aus einem Moment entsteht. Es ist eine andere Wahrnehmung auf einer anderen Ebene, als wenn du jetzt einfach nur von der Person einen Text bekommst und den liest. Das macht einfach einen unglaublichen Unterschied.
Joel Kaczmarek: Ich meine, du wirst ja wahrscheinlich, oder hast du das, Fragezeichen, so eine Art KPI, also irgendeine Messgröße, wo du sagen kannst, vor der Arbeit mit mir, nach der Arbeit mit mir, also was für Reaktionen stellen sich auf die Ergebnisse ein, die mit dir entstehen?
Linda Böse: nicht nur von meinen Kunden bekomme, sondern auch von Menschen, die die Bilder meiner Kunden sehen, ist einfach unglaublich gerade. Es kommen wirklich Menschen auf mich zu, die sagen, dass sie solche Porträts noch nie gesehen haben, dass ich verantwortlich bin für die Identität, die eine Person nach außen hin trägt. Was ich immer wieder gespiegelt bekomme, ist, dass Es einfach anders ist. Und alleine schon aus dem Grund merken die Leute sich das.
Joel Kaczmarek: Und jetzt habe ich darüber nachgedacht. Du hast ja selten die Situation, dass ein Bild alleine steht. Also vielleicht, wenn du eine Webseite hast, beim Scrollen gibt es das mal als so eine Art Muteindruck, Gefühl. Aber in der Regel ist es ja... Das Bild zu einem Artikel, ein LinkedIn-Beitrag. Ich bin manchmal schockiert, was für Textbildscheren es unter Beiträgen auf LinkedIn gibt. Ich habe so einen Bekannten, der fotografiert sich dann mit seiner Frau im Flieger mit einem Baby auf dem Arm und schreibt über Sales Conversions im Verkauf. Da falle ich vom Glauben ab. Aber worauf ich eigentlich hinaus will ist, deine Kunst wird ja oft im Zusammenhang mit Text und mit Inhalten betrachtet. Ich kann ja ein großartiges Bild nehmen, wenn der Text dazu völlig weird ist. Es ist ja merkwürdig. Versuchst du sowas auch mit zu inkorporieren oder bringst du deinen Klienten ein bisschen bei? Du guck mal, das ist die Idee dieses Bildes. Achte darauf das.
Linda Böse: So nicht. Ich gehe natürlich vorher gewisse Punkte durch. Also wenn ich weiß, die Person schreibt immer über Thema 1, 2, 3. dann versuche ich einen Bezug dazu aufzubauen in den Bildern. Oft ist es aber umgekehrt. Und was ich wunderschön finde, ist, dass mir viele Kunden gerade sagen, dass die Bilder an sich sie zum Schreiben inspirieren. Das heißt, sie sehen ein Bild und dieses Bild inspiriert sie dann zu einem gewissen Artikel oder zu einem bestimmten ... Und das ist auch wunderschön gerade.
Joel Kaczmarek: Voll nice. Ja, weil ich finde an dem, was du gesagt hast, ich habe mich so im Vorfeld mit dir über ein Thema unterhalten und da habe ich gesagt, wie jemand für mich, der gerade so KI-Sachen macht, mich immer bewildern, hast du gesagt so, und so sieht die Person mich. Und da schließt sich ja so eine interessante Frage an, wie möchte ich gesehen werden? Wie schwer fällt es deinen Klienten, wenn du mit denen redest und sagst, hier, guck mal. Ich möchte eine Persönlichkeit zeigen. Denken viele von denen darüber nach, wie sie eigentlich wahrgenommen werden wollen?
Linda Böse: Viele haben sich damit, einfach weil die meisten einfach über mindestens mal die letzten Jahre einfach maximal busy waren, wenig auseinandergesetzt. Was eigentlich ganz schön ist, weil das mir eine gewisse Art von Freiheit gibt und mir auch das Vertrauen absolut geschenkt wird. Und manche, wie jetzt zum Beispiel der eine Unternehmer, von dem ich gerade gesprochen habe, wissen das aber sehr genau. Also es gibt auch Menschen, die trotz der heftigen Zeit, die sie da für ihr Unternehmen aufbringen, noch in sich rein spüren und schon genau wissen, wer sie sind und was ihnen da jetzt entspricht und was nicht. Also ich finde beide Ansätze. Wahnsinnig schön und für mich spannend. Auf der einen Seite ist es eine Person wirklich noch tiefer greifen zu können und zu verstehen und ihnen dann wirklich auch genau das geben zu können. Und auf der anderen Seite dann eben etwas, also diese freie Hand zu haben, etwas zu machen und ihnen letzten Endes auch ein Stück weit zu zeigen. Und oft erkennen sie sich selber dann auf eine andere Art und Weise darin. Und ja, beides nice.
Joel Kaczmarek: Und dann habe ich über was nachgedacht, nämlich den Zusammenhang zwischen Qualität und Quantität. Weil ich habe so überlegt, ich kann ja jetzt zu dir kommen und das, was du gerade beschrieben hast, hier mit einer Decke ins Feld legen und eine Gitarre drauf spielen oder auf dem Schreibtisch stehen. In den Bürosättlingen kann man sicherlich ein paar mehr Bilder machen. Aber ich sage mal, ich mache eine Session mit dir und es fallen vielleicht 20 Bilder ab.
Linda Böse: Immer wesentlich mehr. Ja? Ja. Also wir sind da ja nicht nur mal eben dran. Das ist ja die Vorbereitung alleine. Und dann will man ja auch wirklich was Geiles da rausbekommen. Also wir shooten da einige Stunden und ich will auch eine Vielfältigkeit an Locations, an Posen, an Winkeln und all dem abdecken, sodass wir wirklich eine geile Auswahl haben und da einfach gut. Gut abgedeckt sind, ja.
Joel Kaczmarek: Oder vielleicht formulieren wir die Frage anders. Was glaubst du, wie viele Bilder braucht man denn eigentlich, um sich gut positionieren zu können? Braucht man jedes Jahr 50? oder weißt du, was ich meine? Weil ich habe das Gefühl, es ist alles so schnell und so viel und so voll geworden.
Linda Böse: Das kommt einfach darauf an, wie oft postest du. Wenn du alle zwei Wochen einmal postest, dann haben diese Posts natürlich wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Impact und jedes... Bild hinterlässt im Grunde noch einen krasseren Fußabdruck, als wenn du zweimal am Tag postest. Dann ist es vielleicht auch nicht so schlimm, wenn da jetzt mal ein eher random Bild dabei ist oder mal eins, das nicht, also weißt du, was ich meine? Dann ist es eher so die, der Durchschnitt von dem, was du da zeigst.
Joel Kaczmarek: Und wenn man über Quantität nachdenkt, über Qualität kommt man halt auch Ist ja auch Zeitgeist gerade, schnell noch zum Thema KI. Also es gibt jetzt solche Spezies wie mich, da ist die Sichtbarkeit halt irgendwie Teil des Geschäfts. Also ich glaube jetzt nicht jeder hat wie ich irgendwie eine eigengebaute Lösung mit irgendwie zig trainierten Bildern, aber es ist ja schon ziemlich viel möglich, dass ich ein Bild von mir nehme, speise mich und kann hinterher per Knopfdruck sagen, wie ich gesehen sein will. Was ist denn so deine Einschätzung zu Bilder und KI?
Linda Böse: Ich hatte neulich eine spannende Unterhaltung mit einem guten Bekannten von mir. der mich gefragt hat, ob ich eigentlich immer vor einem Shooting sehe, wie das Ergebnis sein soll. Und das tue ich und ich habe eine absolut klare Vorstellung von einem Bild. Also ich weiß vorher, okay, das wird es. Noch bevor wir überhaupt an der Location sind, noch ganz weit vorher. Er meinte ja, okay, aber wenn du das so genau weißt, dann könntest du das ja alles mit KI bauen lassen. Und das stimmt, das könnte ich, aber ich nehme mir dadurch jegliche Chance und Möglichkeit auf das, was nämlich in den allermeisten Fällen bei jedem Shooting passiert, dass es nicht nur anders wird, sondern irgendwie noch geiler, als ich es mir vorstelle. In meiner Welt, es bewegt mich einfach kein bisschen, etwas einfach nur eins zu eins zu übersetzen und dahin zu stellen. Es kann dann halt auch immer nur das sein, bis genau zu der Grenze, zu der du denken kannst, aber das wird niemals darüber hinausgehen.
Joel Kaczmarek: Also dir fehlt bei KI so ein bisschen die Spontanität des Moments?
Linda Böse: Ja.
Joel Kaczmarek: Das Besondere?
Linda Böse: Ja, der Mensch. Der Mensch einfach.
Joel Kaczmarek: Hast du damit schon Erfahrung gemacht? Also ich mache zum Beispiel gerade die Erfahrung, dass ich diese ganzen KI-Bilder finde, die wir gerade benutzen seit Monaten. Es gibt welche, die heben voll ab. Aber in der Regel ist es so, dass ich den Eindruck habe, es ist so austauschbar. Also ich finde, man erkennt Texte, die von KI geschrieben sind, erkenne ich ganz gut. Und Bilder mittlerweile eigentlich fast auch.
Linda Böse: Bewegt es dich? Bewegt dich ein KI-Bild?
Joel Kaczmarek: Wahrscheinlich oft nicht.
Linda Böse: Fühlst du da was?
Joel Kaczmarek: Ja, das ist eine gute Frage. Ich bin bei den meisten nicht.
Linda Böse: Die Möglichkeiten sind insane. Aber etwas, das KI aus meiner Sicht niemals hervorbringen wird, ist, ein echtes Gefühl zu transportieren. Gefühle und auch ein Verständnis für eine Person, das sind einfach Dinge, die kann ein Mensch.
Joel Kaczmarek: Und ich bin mal neugierig, insofern du davon erzählen magst, du kannst es ja in der Range sagen, damit vielleicht auch die Menschen mal einen Eindruck bekommen. Wenn man mit dir arbeitet oder jemandem wie dir, wie lange ist so ein Prozess, was kostet sowas? Weißt du, was ich meine? Dass man mal so den Vergleich auch hat.
Linda Böse: Also es geht im Grunde erstmal los mit einem kurzen Gespräch. Wo ich auch erzähle, wie der ganze Prozess abläuft und auch so einen groben Einblick bekomme, wo die Person gerade steht, wo sie hin möchte, wo die Probleme aktuell im visuellen Bereich liegen. Und dann gibt es zwei wichtige Termine. Einmal der Deep Dive Call, circa, sagen wir mal ein bis zwei Stunden. Dann gibt es noch ein paar Abstimmungen mit dem Moodboard, mit der Stylistin und so weiter. Und dann der Shooting-Termin. Das Shooting ist in den meisten Fällen, je nach Package auch, man muss sich nicht vorher genau festlegen, aber so grob, ist immer ganz hilfreich, zwischen 4 und 8 Stunden und liegt zwischen 5 und 15 K.
Joel Kaczmarek: Wow, das ist schon sportlich. Ich habe mich dann gefragt. Kommen Leute zu dir und sagen, ich möchte dich einmal im Jahr sehen und mit dir sowas machen? Wenn ich einmal da reingehe, muss ich dann sozusagen A, das muss auch B sagen?
Linda Böse: Bis jetzt, das entscheiden die ja Gott sei Dank selbst und das überlasse ich ihnen auch gerne selbst. Bis jetzt sind alle wiedergekommen bzw. sind ready to go für ein zweites Mal.
Joel Kaczmarek: Und jetzt würde ich von dir gerne nochmal so ein paar abschließende Tipps hören. Gerade auch mit Menschen im Hinterkopf, die jetzt einfach vielleicht am Anfang ihrer Reise stehen, sich so eine Budgets, wie du sie gerade geschürt hast, noch nicht leisten können. Bei dem, worüber wir heute geredet haben, was sind so deine Top 3, 4 Tipps, wo du sagst, achtet darauf, wenn ihr euch visuell mit Personal Branding beschäftigt?
Linda Böse: Sich einmal damit auseinanderzusetzen und auch sich wirklich vor allen Dingen vielleicht, okay, fangen wir mal mit dem ersten Punkt an. Einmal damit auseinanderzusetzen, wer man ist und wer man nach außen hin für andere sein möchte. Welche Facetten von mir möchte und sollte ich denn zeigen und darstellen? Und sich dann Inspiration holen, wie man das gut machen kann. Und sich im besten Falle dann einmal eine Person an die Seite holen und dieses Investment tätigen. Weil es hat einen riesigen Impact.
Joel Kaczmarek: Also meinst du einen Fotografen? Das ist natürlich ein bisschen frech durch die Hintertür jetzt rausgekommen. Ich sage, wie kann man sich dich, also was kann ich von dir lernen?
Linda Böse: Ja, ich meine, im Grunde kannst du natürlich auch deine, ich sage, ich mache ganz viele Bilder, natürlich jetzt nicht bei einem Personal Branding Shoot, aber ich für mich selber mache ganz viele Bilder mit meinem Handy. Du kannst dein Handy genauso nutzen und damit geile Bilder machen. Du kannst jemand anderen fragen, der Bilder von dir macht. Vielleicht ist es da sinnvoll und hilfreich, sich wirklich damit auseinanderzusetzen, wie das dann final aussehen soll und sich dieses Set zu bauen, wo oder wie auch immer das dann aussehen mag und das dann entsprechend umzusetzen.
Joel Kaczmarek: Findest du eigentlich so Signature-Items oder Dinge wichtig? Also bei mir ist ja zum Beispiel so.
Linda Böse: Ich finde es total wichtig. Ja? Ja, voll. Okay.
Joel Kaczmarek: Weil ich trage immer blau und blaue Basecap. Ist ja auch ein Statement hinter. Und ich habe das jetzt immer auf Events angegeben. Du siehst ja wirklich so aus.
Linda Böse: Ja, und das macht was. Die Menschen erkennen dich einfach wieder. Also es geht ja um einen Wiedererkennungswert. Und es geht ja darum, einfach nicht nur Dinge immer wieder zu tun, sondern auch einfach, wie gesagt, eine Disruption in einem bildlichen Kontext zu schaffen.
Joel Kaczmarek: Cool. Liebe Linda, ganz herzlichen Dank. Viel gelernt. Ich werde dich mal fleißig verlinken in den Shownotes für all diejenigen, die jetzt Blut geleckt haben. Und vielleicht machen wir ja mal irgendwie zusammen Newsletter, wo wir mal zeigen, wie deine Arbeit aussieht.
Linda Böse: So gerne.
Joel Kaczmarek: Bin ich echt neugierig. Vielen, vielen Dank.
Linda Böse: Danke dir.
