Deine Sätze für mehr Souveränität im Business

5. April 2023, mit Joel Kaczmarek

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Intro: Digital kompakt. Heute aus dem Bereich digitales Unternehmertum mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Jörg Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digitalkompakt und heute habe ich meine persönliche Lieblingsautorin zu Gast und sie ist nicht nur Autorin, sondern sie ist ein Schweizer Armeemesser für Wissen, Tricks, Tipps und noch einiges mehr. Sie hat mich vor allem sehr unter Druck gesetzt, weil sie im Vorgespräch zu mir meinte, das Schlimmste ist, wenn Leute sich keine Mühe geben, die Leute, die sie zu Gast haben, ihre Gäste, ordentlich anzumoderieren.

Also, Challenge accepted, liebe Karin.

Ich habe heute Karin Kuschik zu Gast und warum ich sage, dass sie meine Lieblingsautorin ist, liegt daran, dass ich letztes Jahr ihr Buch 50 Sätze, die das Leben leichter machen gelesen habe und Karin ist eine Performance Coach für Business, Bühne und Leben und aber auch noch vieles, vieles mehr. Also vielleicht gibt sie uns nachher auch mal eine kleine Kostprobe aus ihrer Radiozeit, da war sie nämlich auch lange, lange Zeit. Ach, wir reden gleich mal darüber, was sie alles gemacht hat, weil wenn ich allein mal ihren Klappentext hier so durchlese, Radiomoderatorin, Medientrainerin, Sprecherin, Eventpost, Songtexterin, Kino-Speakerin und und und und so. Aber weil Karin, genauso wie ich, einen hohen Anspruch hat, haben wir gesagt, wir machen das halt aber nicht so eine Kiste, dass wir hier das Buch nur abfeiern und irgendwie Werbung machen, sondern da drin steckt ganz viel Wissen zum Thema Souveränität und Abgrenzung. Und mein Wunsch an sie war, magst du nicht mal rumkommen? und wir reden darüber, wie man sich im Geschäftsalltag souverän und abgrenzend verhält.

Karin Kuschik: Ja, und da gab es übrigens eine wundervolle Mail, die ungefähr sieben Meter lang war und wo 900 meiner 50 Sätze drin standen. Und ich wurde mit meinen eigenen Waffen geschlagen. Ich soll jetzt hier bitte mich herbewegen und dieses Interview geben, weil ich immer gesagt habe, nein, ich habe keine Zeit. Darf ich da mal kurz reingehen?

Joel Kaczmarek: Ja, darfst du. Ja genau, also heute wird es darum gehen, wie gelingt einem eigentlich Souveränität und Abgrenzung im Geschäftsalltag. Das heißt, wir werden einmal überhaupt thematisieren, ist das überhaupt erlernbar souverän zu sein und wie kann ich das automatisieren. Dann gibt es ja so Situationen, wo man vielleicht noch gar nicht weiß im Business, was man eigentlich will und wird dann von anderen überfahren. Da haben wir ein paar Anleitungen dabei. Manchmal kriegt man auch so richtig beschissene Aufgaben auf den Tisch gelegt, die eigentlich unpassend sind und die man loswerden will. Dann gibt es natürlich einen riesigen Aspekt mit respektlosem Umgang einem gegenüber. und dann noch allgemein das Thema Konflikte. Also für jedes dieser Themen habe ich mir schon mal Sätze ausgehuckt aus ihrem Buch und ich glaube auch so ist sie eine kleine Wunderwaffe, von daher schön, dass du da bist.

Karin Kuschik: Sag mal und wenn ich dich frage und du einfach antwortest, hast du es ja besser drauf als ich, bin beeindruckt.

Joel Kaczmarek: Und liebe Hörerinnen und Hörer, jetzt muss man ja auch mal neidlos anerkennen, ich glaube einer der wenigen Gäste, nein eigentlich haben viele Gäste eine schönere Stimme als ich, aber der eine so signifikant schönere Stimme hat. Machst du uns einmal die RS2?

Karin Kuschik: 94.3 RS2, der gute Morgen für Berlin und Brandenburg.

Joel Kaczmarek: Lachen musste ich, als du mir mal über Flughafen Tegel eine Sprache geschenkt hast.

Karin Kuschik: Ah ja, stimmt. Nee, das war eben nicht Tegel. In Tegel war ja immer diese 70s-Stimme, dieses Achtung, Sicherheitshinweis, lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt. Wo ich dachte, hallo, was hat sie denn genommen? Aber ich sollte tatsächlich die Stimme mit den frohen Botschaften sein. Für Berlin-Brandenburg. Ich habe diese Takes vor zwölf Jahren aufgenommen. Haha. Vor einem Jahr wurde er dann netterweise mal eröffnet und bis dahin gab es dann noch 38 andere Ansagen, die dann andere Menschen gesprochen haben.

Joel Kaczmarek: Nee, du hast so Verkehrsverweise gesagt, aber gut, ich schreibe ab.

Karin Kuschik: Es geht um Selbstführung, es geht mir um Tiefe, es geht mir um wirklich die Verantwortung bei sich zu suchen und es geht mir wirklich um Veränderung, um Persönlichkeitsentwicklung, um das Leben bitte mal leichter zu nehmen.

Joel Kaczmarek: So und jetzt habe ich ja mal eine knackige Frage an dich. Als ich dieses Buch gelesen habe, habe ich mich gefragt, ist es auch Selbsttherapie? Also mal voll den Finger an die Wunde gelegt, wenn wir über Souveränität reden, warst du jemals in der Situation, dass du dich nicht souverän gefühlt hast und hast dir dann hiermit über Jahre so eine Art Werkzeugkasten gebaut?

Karin Kuschik: Na, ich war hundertmal in der Situation, dass ich, oder tausendmal, keine Ahnung, ich habe nicht gezählt, aus Selbstschutz, dass ich mich natürlich unsouverän gefühlt habe. Wenn du auf der Bühne stehst als Eventmoderatorin zum Beispiel und da unten sitzen, ich weiß nicht, 2000 Leute und jeder hat Angst, oh Gott, hoffentlich kann sie es wirklich, kann sie wirklich Englisch, ist es gut genug, wird der Botschafter, weißt du, diese ganze angstbesetzte Eventbranche, da gehst du nicht entspannt mal eben auf die Bühne und sagst locker, die Welt gehört mir. Oder auch im Radio, wenn du die Frühsendung moderierst, dann hast du halt die höchsten Einsteigquoten und damit die höchste Verantwortung und ganz, ganz viel Druck. Da wurde ich und viele andere natürlich auch mal schön rund gemacht in der sogenannten Flurschälte. Da steht man nämlich auf dem Flur und wird geschimpft. Ja, dann heißt es, wann war denn das da? Um sieben Uhr zehn, sag mal, jetzt noch oder so. Natürlich gibt es das, aber Therapie war das Buch überhaupt nicht. Ich mache den Job ja seit 23 Jahren, also als Coach für Business, für Bühne und fürs Leben. Also jedes Thema ist im Endeffekt möglich. Zu 90 Prozent waren es allerdings Manager und Schauspieler. Also Menschen, die einfach wissen, dass es keine zweite Chance für einen ersten Eindruck gibt und deswegen gleich beim ersten Mal gut aussehen wollen. Das ist so, aber therapiert, nee, hat es mich überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, es hat sich von alleine geschrieben, das kleine türkisfarbene Wunderwerk, in den Coachings. Ich habe mich dann immer was sagen hören und die anderen haben mitgeschrieben und irgendwann dachte ich, tja, scheint ja wichtig zu sein, schreib es doch mal mit.

Joel Kaczmarek: Also sind die Sätze sogar eigentlich dir von anderen geschenkt worden oder die haben sich so entwickelt in den Gesprächen mit den Leuten?

Karin Kuschik: Nee, die habe ich mir selbst geschenkt. Zum Beispiel habe ich irgendwann mal gesagt, Mann, wer dich ärgert, bestimmst doch immer noch du. Und dann war so eine riesengroße Verblüffungs-Bubble im Raum. Und er guckt und ich gucke. Und ich sage, weil es so schön klang, wer mich ärgert, bestimmt immer noch ich. Und er sagt, das schreibe ich auf. Und ich, ich auch. Weil ich es ja sonst selbst vergessen hätte. Und es ist eher, nein, das kam schon von mir, aber ich habe es dann aufgeschrieben und manche Sätze kommen auch von anderen. Da war ich so dankbar, wenn mir jemand einen Satz geschenkt hat. Die sind auch da drin, auf jeden Fall.

Joel Kaczmarek: Okay, cool. Und dann lass uns doch mal rein starten in die Frage Souveränität und Abgrenzung. Also das Grundlegende, was ja viele Menschen, die vielleicht mit sowas Probleme haben, sich fragen, ist wahrscheinlich, ist das denn überhaupt erlernbar? Also komme ich da wirklich hin oder ist das so ein Persönlichkeits-Trade? Und wenn ja, wie geht das? und ist das überhaupt so, dass das wirklich mal kommt? Weil es ist ja auch so, ich bin dann immer nicht so schlagfertig. Das höre ich oft von Menschen in solchen Situationen.

Karin Kuschik: Ja, das höre ich auch und das wird ja auch oft verkannt, dieses Buch, als wäre ich eine Schlagfertigkeitsexpertin, was ich schon alles war. Ich empfinde das nicht so, ich verstehe aber die Herleitung. Denn ja, es stimmt, was du gesagt hast. Erstmal darfst du es natürlich vielleicht auswendig lernen, aber das ist ja bei zwei Worten, zum Beispiel wie zum Glück, relativ schnell, sage ich gleich, was das war. Zum Glück ist einer dieser 50 Sätze, der einem sehr viel Abgrenzung und Selbstführung bescheren kann in gewissen Momenten. Und ja, natürlich, du lernst halt diese zwei Worte und dann sagst du sie und dann machst du eine Erfahrung. Und dann merkst du, boah, das hat sich ja richtig gut angefühlt und der andere hat wirklich aufgehört zu reden. Nicht wie sonst immer halbe Stunde Dramagespräch oder Rechtfertigung und Angriff und so, sondern es ist plötzlich Ruhe im Karton. Und sowas ist halt toll, wenn ich das mal sagen darf, bei zum Glück ist es so, dass viele Menschen nervös werden, wenn sie hinterfragt werden, wenn ihre Kompetenz hinterfragt wird. Ja, können sie das denn auch wirklich, wirklich gut? Hast du das denn drauf? Ja, aber in deinem Lebenslauf steht das gar nicht. Und wenn man dann einfach lächelt und sagt, zum Glück. dann ist alles gut. Weil im Grunde, was sagt das über mich? Gar nichts. Wir nehmen so viele Dinge persönlich. Aber wenn mich jemand hinterfragt, dann ist das ja gar nicht persönlich. Sondern was er eigentlich sagt, ist, ich bin skeptisch. Ich kann dem Frieden nicht ganz trauen. Ich habe Angst, dass du es nicht hinkriegst. Ich habe Angst, dass du mein Problem nicht löst und dass ich es also behalte. Und daher ist so etwas Kleines wie zum Glück mit einem Lächeln natürlich Gold wert.

Joel Kaczmarek: Da geht es vielfach auch darum, bei sich zu bleiben, wenn es um Souveränität und Abgrenzung geht.

Karin Kuschik: Es geht immer darum, bei sich zu bleiben und mitzukriegen, wir sind gar nicht der Nabel der Welt. Und die anderen meinen vielleicht auch unbedingt gar nicht uns. Das merkst du ja in dieser wunderschönen kleinen Frage. Wenn du zum Beispiel was persönlich genommen hast und dann merkst du es ja meistens im Solarplexus. Oder wo merkst du das? Wenn du so

Joel Kaczmarek: Bauchgegend wahrscheinlich, ja. Wie ein Bauchgeschlag.

Karin Kuschik: Und das kannst du erreichen, wenn du zum Beispiel eine Frage stellst, nämlich hätte der das jetzt auch gesagt, wenn ich nie geboren wäre? Und da ist ja die Antwort meistens ja, na klar hätte der das gesagt, weil er oder sie halt eine ist, die halt solche Sätze sagt, völlig egal, ob ich jetzt gerade in der Tür stehe oder jemand anderer.

Joel Kaczmarek: Ja, meine Frau, dass man zu mir gesagt hat, die meinte, ja, wenn der ein Problem mit dir hat, dann lass doch, ist doch Science, mach es doch nicht zu deinem. Das stimmt.

Karin Kuschik: Darf man sich abgrenzen, dann bist du wieder bei dem Wort, was du vorhin schon anmoderiert hast.

Joel Kaczmarek: Cool, dann schauen wir mal so in den ersten Bereich, der mich immer beschäftigt. Manche Leute wissen ja vielleicht noch gar nicht, was sie eigentlich wollen. So, was will ich eigentlich? Und ich schmeiße mal einen Satz rein, den ich dazu sehr schön finde. Wenn manchmal Leute einem dann vielleicht so ihre Ideen mitgeben, man spürt, aber es sind nicht die eigenen. Da geht es ja schon los mit Souveränität und Abgrenzung. Und zwar, ich verstehe sie absolut und ich möchte gern was anderes.

Karin Kuschik: Ja, da geht es eigentlich um das Wort und. Ich hätte auch nur UND hinschreiben können. Ich verstehe sie absolut und ich möchte gern was anderes. Üblicherweise heißt der Satz, ich verstehe sie absolut, aber ich will es so, dass wir es so machen, wie ich es will. Aber, aber bügelt alles weg, aber macht alles tot, was vor dem Aber stand. Wenn du aber sagst, ich verstehe dich absolut und ich habe einen anderen Geschmack und es gibt einen Grund, warum ich es so möchte und wir machen es bitte so, wie ich es gesagt habe, dann drückt es ja eine Haltung aus, nämlich A, ich habe dich gehört. Ich verstehe dich, dazu muss man jemanden hören. Und jeder will gehört werden, sonst würden wir nicht reden. Zweitens drückt es aus, ich bin reflektiert, weil ich habe darüber nachgedacht, was du da so möchtest. Ich habe es verstanden und ich habe eine eigene Haltung und eine eigene Entscheidung. Und das sagt ja was anderes. Wir können ja auch nicht alle immer dieselben Pullover kaufen. Es geht ja nicht. Jeder hat halt nur mal einen anderen Geschmack. Und so wird auch immer eine Führungskraft was anderes wollen als vielleicht der Mitarbeiter. Und als diese Führungskraft ein Mitarbeiter noch war Hätte sie vermutlich sogar dasselbe gesagt. Aber jetzt mit der höheren Verantwortung, mit diesem Reporting nach oben, mit diesem ganzen Druck, der da einfach auch mal dranhängt. Und ich habe ja fast nur Führungskräfte gecoacht, meistens C-Level. Das ist ein irrer Druck, das weiß doch überhaupt keiner, der keine Personalverantwortung hat. Das sieht von unten alles entspannt aus. Ist es aber nicht. Ist es überhaupt nicht.

Joel Kaczmarek: Und ich finde den Satz, der da so artverwandt mit reingeht, da hast du lustigerweise aber kein Und geschrieben, wenn ich ihn richtig abgeschrieben habe. Der lautet, klingt alles logisch, mein Gefühl rät mir jedoch etwas anderes. Warum ist es da kein Und?

Karin Kuschik: Könnte ich auch machen, aber ich wollte ja hier Das Aber ist ja immer dann blöd, wenn das was kaputt macht. Also wenn zum Beispiel, ja, klingt alles logisch und ich möchte was anderes. Das klingt für mich total fremd. Ich möchte sagen, ich möchte dennoch, jedoch, trotzdem, sogar trotzdem hätte man sogar noch sagen können, dann wäre es noch stärker in dem Trotz sozusagen drin gewesen. Ich möchte was anderes. Nee. Mein Gefühl rät mir was anderes. Also das heißt ja, trust your guts. Also das Herz war nun mal, vertraue deinem Herz, es war schon da, bevor du denken konntest. Wenn mein Gefühl mir was anderes sagt, sage ich was ab. Völlig egal, ob das unlogisch ist, ob Hunderttausende von Euro dagegen sprechen. Nein, es hat mich noch nie betrogen und ich werde auch in Zukunft daran glauben. Deswegen sage ich da trotzig jedoch.

Joel Kaczmarek: Es sind auch zwei meiner Lieblingssätze, ehrlich gesagt.

Karin Kuschik: Ach echt?

Joel Kaczmarek: Ja, aber es ist so schlimm, wenn ich damit anfange, wenn ich mal aufmache, dann habe ich immer ein 7, 8, 9, 10 und dann denke ich, okay, wenn es ein Fünftel der Sätze sind, dann kannst du nicht mehr von Lieblingssätzen reden. und dann heißt es, ich mag alles.

Karin Kuschik: Aber die sagen wenige Menschen, also es uns sagen viele, aber diesen Satz hat noch überhaupt keiner gesagt.

Joel Kaczmarek: Doch, die beiden finde ich sehr gut und vor allem das Starke ist ja daran, ich finde es hat ja manchmal Mantra-Charakter. Also nicht nur der Satz, sondern einige andere Dinge auch. Also wenn ich zum Beispiel dabei ertappe, dass ich müssen sage, dann denke ich an einen Satz, der kommt vielleicht später noch zu. Wenn ich ein Aber sage, dann denke ich, oh, Ocarin auf deiner Schulter wird jetzt sagen, das Aber macht alles vor dem Komma kaputt. Ist das so? Will ich das kaputt machen? Das ist interessant, finde ich.

Karin Kuschik: Vor allem, wenn du über dich selbst redest. Ich war mal im Gesangsunterricht und da hat eine Frau wirklich wundervoll gesungen, die vor einem hört man ja. Und dann hat sie sich angezogen, ist rausgegangen und so Mütze auf und wollte gerade gehen und ich sage, boah, du hast ja super geklungen. Singst du professionell? Und sie sagt, ja, ich singe professionell, aber nur Musicals. Und da weiß sie ja genau, was sie von sich hält. Also findet sie blöd, sie hatte was anderes vor, sie hat einen Traum, der hat nicht geklappt, irgendwie muss sie ja ihr Geld verdienen. Alles ist in dem Aber drin. Es wäre schöner gewesen, auch für mich, die ja ein Kompliment gemacht hat. Also ein Kompliment ist ja ein Geschenk, das gebe ich dir ja und sage damit Bitte, und du sagst ja damit, indem du es annimmst, danke. Und ich habe weder bitte sagen können, noch konnte sie danke sagen, weil sie ja gleich die Sache kaputt gemacht hat. Schade eigentlich.

Joel Kaczmarek: Anderer Lieblingssatz, der auch noch zu dem Thema passt, mit was will ich eigentlich, ist, ich weiß nicht, heißt immer nein. Das meine ich mit Mantra.

Karin Kuschik: Weißt du, was ich meine? Ja, jetzt komme ich drauf langsam. Ich liebe diesen Satz. Er hat mich schon so oft vor stundenlangen Überlegungen hin und her, Pingpong-Spielereien und Brainstorming bewahrt. Wenn du sagst, ich weiß nicht, dann heißt es ja immer, ich weiß es, aber. Das heißt ja, ich weiß nicht. Und das Aber ist meistens so groß, dass ich halt sage, ich weiß nicht, heißt immer nein. Weil wenn ich es wüsste, dann würde ich ja ja sagen. Wenn du sagst, willst du mich heiraten? Ich sage, ich weiß nicht. Naja, dann würde ich mal sagen, die Antwort heißt nein. Weil ja, ich will, spürst du eben. Und für die ganz wenigen Fälle, vielleicht einen von zehn oder so, bei denen dieser Satz nicht stimmt, weil ich weiß nicht, heißt jetzt eigentlich nur, ich darf die Umstände ändern und eigentlich ist es ein Ja, ist er trotzdem gut, weil dann kannst du mal rausballern, nein, möchtest du es haben, nein. Und durch diese Wucht und die Vehemenz und die Klarheit von diesem Nein merkst du, nee, ich will es doch, oh Gott, nein, ich will es unbedingt. Und dann ist es also so ein Verstärker, so ein Hinweisschild, was dir sagt, ah, okay, I got it. Also es hilft dir so oder so, entweder weil es eine Abkürzung ist, weil es wirklich Nein ist oder weil du durch dieses Nein merkst, ha, es ist doch ein Ja.

Joel Kaczmarek: Also ich mache hier schon mal so eine kleine Lernliste, wenn Menschen jetzt zuhören, was man eben jenseits der Sätze auch nochmal so als Metafakten mitnimmt, finde ich. Also das Erste, was wir schon gesagt hatten, war, man sollte bei sich bleiben bzw. sein. Und das zweite ist ja, was ich daraus jetzt höre, man muss manchmal wirklich auch lernen, sich wieder spüren zu können.

Karin Kuschik: Ja, ja, auf jeden Fall. Wir sind ja, also das, was am meisten fehlt in der Welt, glaube ich, ist ja nicht Frieden oder sowas, also das wäre eine Konsequenz von allem für mich, sondern Bewusstsein. Wir sind ja alle wahnsinnig unbewusst. Also ich merke das ja in jedem Corporate Workshop. Wenn ich was sage und dann sage ich, okay, kannst du nochmal kurz wiederholen? Ist gar keiner in der Lage dazu, irgendwas zu wiederholen. Die Leute sind mit sich selbst beschäftigt oder sie überlegen, was das für ihr Leben jetzt bedeutet oder wie es gewesen wäre. Oder warum guckt denn der so komisch? Hat der was gegen mich? Wieso guckt denn der jetzt hier so hin? Dem sage ich jetzt gleich was in der Pause oder Na, kann mir doch egal sein, wie der guckt. Ich gucke, wie ich will. Und dann, was soll ich wiederholen? Und dann ist das schon wieder nicht möglich. Und weil wir nicht mal mitkriegen, dass wir nicht zuhören. Nicht mal das. Wir sind einfach irgendwo, meistens denken wir unsere Gedanken gar nicht, sondern die Gedanken denken uns.

Joel Kaczmarek: So, jetzt haben wir über einen Bereich geredet, nämlich wenn man noch nicht so richtig weiß, was man will. Jetzt gibt es ja einen anderen Bereich, da habe ich richtig so ein Bild aus deinem Buch im Kopf. Ich glaube, es war eine Assistentin, die du da beschrieben hast, die so gefühlt so einen Stapel auf den Tisch geballert kriegt.

Karin Kuschik: Die tolle Assistentin, ja.

Joel Kaczmarek: Die gute Seele der Firma.

Karin Kuschik: Ja, die war toll.

Joel Kaczmarek: Manchmal gibt es ja im Berufsleben die Situation, dass man unpassende Aufgaben zugewiesen bekommt. Ich glaube, das ist jetzt für dich ein leichtes, welche Sätze ich dir da so anspreche. Ein schöner, der mir sehr gut gefällt. auch ist, ich fühle mich hier gar nicht zuständig. Ist gleich der sechste im Buch.

Karin Kuschik: Ja, das ist Mila, die tolle Assistentin. Das ist eine Frau, Abgrenzungsthema ist oft Frauenthema. Das heißt nicht, dass es Männer nicht haben. Das heißt nur, sie haben es vielleicht und geben es nicht zu. Aber es ist ein besonderes Frauenthema, weil Frauen so gern von jedem geliebt werden wollen. Denen ist es nicht so wichtig, dass sie irgendwie aufsteigen oder so, sondern es ist ganz, ganz, ganz doll wichtig, was andere über sie denken.

Joel Kaczmarek: Warum ist das so mal als kleiner Exkurs? Hast du da so eine Hypothek?

Karin Kuschik: Ich glaube, weil Frauen so socialisen. Die sind ja immer gleich zur Stelle, weißt du? Also wenn Sagen wir mal, eine Frau war zwei Tage nicht da und dann trifft sie einen Kollegen. Und der sagt, na, warst ja gar nicht da. Und dann sagt sie, ja, mein Sohn war krank. Und dann sagt er, ah ja, na gut, dann ist jetzt ja wieder gut. Du, wollen wir nochmal kurz wegen der Sache reden? So, jetzt machst du dieselbe Geschichte mit einer Frau und ich möchte hier nicht schwarz-weiß malen, sondern das ist meine Erfahrung, mein Leben. Dann heißt es, ja, mein Sohn war krank. Ach, was hat er denn gehabt? Ja. Es gibt sofort ein Gespräch. Ja, dann sagst du auch nicht Scharlach oder Bronchitis. Hast du schon mal versucht, diesen Rettich auszuhöhlen und dann Kantiszucker reinzulegen? und wenn du unten da ein Loch machst, dann läuft was raus und das ist ein toller Hustensaft. Dann nimmt aber die andere Frau und sagt nicht, ah ja gut, danke und wischt es weg. Ach, das schreibe ich mir gleich mal auf. Ihr Handy und quatschende Sprachmemorien. Das ist ein Fass ohne Boden. Es geht immer weiter. Frauen sind Netzwerker, die verbinden sich. Ah, da kenne ich auch eine tolle Freundin, die musste mal treffen und so. Das ist so ein typisches Frauending. Und deswegen sind die natürlich ganz, ganz, ganz, ganz schwer dabei, wenn es um Abgrenzung geht. Weil Abgrenzung angeblich, und das stimmt nicht, aber das ist das Missverständnis, Abgrenzung ist das Gegenteil von, ich werde nicht mehr geliebt. Oder bedeutet, ich werde nicht mehr geliebt. Und das stimmt ja gar nicht. Meistens wird man auf jeden Fall mehr respektiert, sagen wir so.

Joel Kaczmarek: Beschreib das vielleicht nochmal ein bisschen tiefer gehend. Warum ist es so, wenn ich etwas ablehne und damit das Gefühl habe, ich stoße jemanden vor den Kopf, ich setze eine Grenze, dass ich dann mich beliebter vielleicht sogar mache, auf jeden Fall respektierter?

Karin Kuschik: Naja, bei dem Beispiel davon, ich merke gerade, ich bin hier gar nicht zuständig, sagst du ja, also erstens, ich bin reflektiert, ich habe es gemerkt, dass ihr mir hier drei Jahre die Sachen rüber geschoben habt. Zweitens, ich kenne meinen Job. Drittens, ich kann Nein sagen. Nein ist unbequem. Ja ist ja ganz einfach. Ja ist ja easy way out. Nein ist eine Haltung. Wenn ich zu dir sage, du nach dem Podcast wollen wir noch zusammen essen gehen und du sagst ja, dann sage ich nicht echt, wieso denn? Würde ich ja nie sagen, weil ja ist easy way out. Wenn du sagst, nö, sage ich, ach so, soll ich dir was mitbringen? Und du, nee, nee, danke, ich habe schon. Soll ich warten? Ich kann auch warten. Weißt du, es wird unangenehm. Nein ist immer unangenehm. Nein ist eine Haltung. Und deswegen werden Leute natürlich respektiert, die mal sagen können, bis hierhin und nicht weiter. Die mal so einen kleinen, fiktiven, unsichtbaren, sagen wir mal, Zaun aufstellen und sagen, hier höre ich auf und da fängst du an. Weil das bringt ja den anderen auch was. Ich hatte mal einen CFO, der ein unfassbar übergriffiges Verhalten erlaubt hat von der Personalchefin. Also ich habe gedacht, ich fasse es überhaupt nicht. Ich saß nämlich in dem Zimmer, als sie reinkam. Da hatte ich so einen Job-on-the-Job-Tag. Sie hat mich aber nicht gesehen und sie wurde offenbar auch nicht informiert. Kam also rein, hat ihr Zeug dahin geknallt. Und hat gesagt, jetzt muss ich einen Namen erfinden, sage ich mal, das war in Hessen, Michael. Michael, ich muss mit dir reden, so geht es nicht weiter. Komm, bist du fertig oder was? Komm, wir reden. Und ich dachte, was ist das denn für eine Ansage? Und dann sagt er, das ist übrigens die Frau Kuschik, und sie sagt, warum weiß ich nichts davon? Wer sind Sie? Wo kommen Sie her? Und dann habe ich so auf ihn gezeigt, weil wer bin ich, dass ich diese Frage beantworte. Und er, dieses Coach, und die läuft bei mir mit. Ach, und es läuft nicht immer mein Schreibtisch, toll. Und so ging es die ganze Zeit. Und am Ende, das ist ja üblich bei Job on the Job, dass man dann eine Auswertung macht, war sie wieder weg. Und dann habe ich gesagt, wer hat denn das Gespräch eigentlich geführt? Und er sagte, na ich. Und ich, ah, wann denn war ich da draußen? Und dann habe ich gesagt, wir spielen das jetzt nochmal durch. So. Und da sie sich ja schon hingesetzt hat, einfach unaufgefordert in seinem Büro, habe ich gesagt, fangen wir doch damit an. Wenn sie sich schon hingesetzt hat, dann stellen sie sich doch neben sie und sagen mit einer Geste auf den Stuhl, setz dich doch, sie saß ja schon. Und dann, was, das soll ich machen? Ich sage, ja, das sollen sie machen, damit klar ist, wo hier wer ist. So und dann sind wir das alles durchgegangen und er hatte so ein schlechtes Gewissen, sich abzugrenzen. Schnitt. Zwei Wochen später komme ich wieder, komme mir vor für die Frau von der Hamburg Mannheimer, weil sie rennt mir schon auf dem Flur entgegen. Frau Kurschig, ich muss Sie knutschen. Ich sage, aha, warum? Also der Michael, der ist ja so super. Also wie der sich gemacht hat. Ja. Also was ich damit sagen will, wenn Menschen mal Grenzen, also Mitarbeiterinnen Grenzen gesetzt bekommen, sind sie froh. Weil die Frau hat ja wie ein Teenager, wie ein rotzfrecher Teenager immer wieder ausprobiert, wie weit kann ich gehen, wie weit kann ich gehen. Und als er gesagt hat, Füße vom Tisch, dann hat es geklappt.

Joel Kaczmarek: Ja, ist ganz ulkig, ne? Schöner Vergleich eigentlich auch mit der Erziehung. Spielt es eigentlich eine Rolle, dass in deinen Sätzen teilweise steht, ich fühle mich hier gar nicht zuständig? Klingt alles logisch. Mein Gefühl rät mir jedoch was anderes, weil wenn du sagst, ich glaube viele Frauen konsumieren deine Sachen und hast eben gesagt, der Rettich, der ausgepresste, was ist das? Ah ja, cool, dann können wir ja loslegen. Was macht denn dieses Wort fühlen im Vergleich zu, ich finde mich hier gar nicht zuständig zum Beispiel? Oder ich bin hier gar nicht. Weißt du, was ich meine?

Karin Kuschik: Ich weiß, was du meinst. Klingt so ein bisschen weichgespielt, so lenorig.

Joel Kaczmarek: Ich finde es gut, aber ich frage mich, ob es noch eine Funktion hat.

Karin Kuschik: Naja, zunächst mal, also 70, 80 Prozent meiner Klienten waren ja immer Männer. Die haben sich gefreut über diese Sätze, weil sie es mal sagen dürfen jetzt offiziell. Ja, viele geben sich nicht die Erlaubnis aus irgendeinem Grund so zu sprechen. Naja, wir reden ja hier über ein Gefühl. Ich kann ja schlechter sagen, ich denke, ich bin nicht zuständig, weil es ist ja kein Gedanke, es ist ja ein Gefühl. Also wenn es um ein Gefühl geht, würde ich doch auch mal dieses Verb benutzen. Wenn es um Gedanken geht, würde ich natürlich immer Denken sagen. Aber in dem Fall geht es ja um the guts.

Joel Kaczmarek: Anderer schöner Satz, der auch zu dem Thema passt, das möchte ich dir lieber nicht versprechen.

Karin Kuschik: Das ist schön. Wir haben ja oft so einen eingebauten Roboter, der verhindert, dass wir was, was wir jemals gesagt haben, zurücknehmen dürfen. Und deswegen tun wir uns dann schwer und wissen gar nicht, wie machen wir es denn jetzt? Jetzt habe ich dazu gesagt, wie soll ich absagen? Das wäre zum Beispiel der Satz, ich habe mich umentschieden. Und hier, dieser Satz ist ähnlich, da sagst du schon vorab, ich möchte es lieber nicht versprechen, weil du weißt, ich kam schon tausendmal in Teufels Küche und habe irgendwas zugesagt und da musste ich sowas von zurückrudern. Ja, bist ja nur am Lenken und das ist ja so viel aufwendiger, als einmal kurz vorher zu sagen, du, das möchte ich lieber nicht versprechen. Ich weiß es jetzt gerade gar nicht. Als du sagst, ja klar, easy way out für eine Sekunde, aber dann, Dong, Dong, Dong, Dong, Dong, Rattenschwanz, kommst nie wieder raus aus der Nummer.

Joel Kaczmarek: Ist aber auch ganz lustig gesagt, weil dann ist das ja quasi so ein Setze paar sogar eigentlich. Also das möchte ich jetzt lieber nicht versprechen. versus. ich habe mich umentschieden. Und ich finde, es macht ja auch was. Es bringt einen so in den Driver Seat. Also ich habe neulich, hat mich ein sehr unsympathischer Partner, mit dem ich gerade ein Issue habe, hat mich angeguckt. Ja, dann telefonieren wir am Montag. Dann habe ich gesagt, am Montag hat mein Kind Geburtstag, am Montag nehme ich mir dafür keine Zeit. Weißt du, was ich meine? Und es ist so Driver's Seat behalten. Nein, ich habe nicht gesagt, da kann ich nicht oder nee. Oder ich habe es dazwischen gesagt, nee, dann nehme ich mir da keine Zeit für. Das ist aktiv so.

Karin Kuschik: Was hättest du denn davon gehalten zu sagen, wie wäre es, wenn wir es jetzt machen? Oder ich möchte es lieber dann und dann machen, als zu sagen, wann du es nicht kannst oder wann du es nicht willst?

Joel Kaczmarek: In dem Moment war es, glaube ich, mal wichtig, demjenigen mal zu zeigen, wer hat eigentlich die Entscheidungsmacht gerade, weil er sehr übergriffig war. Aber per se, wenn es normal wäre, wenn es nicht eskalativ schon gewesen wäre, hätte ich es gemacht wie du.

Karin Kuschik: Weil es klingt eskalativ von einem Tonfall alleine. Zwei Leute mit einem Gewehr. Ich habe neulich eine Frau gehört, Amerikanerin, die das übersetzt bekommen hat von irgendjemandem, die gesagt hat, sie war so dankbar über diesen Satz. Ich habe mich umentschieden, hat mir überhaupt noch niemand gesagt. Die Leute sagen immer andere Lieblingssätze und ich sage, ach ja, wann denn? Und sie sagte, sie wohnt in New York und war in New York Upstate bei einem Verwandten und hat sich entschieden, sie will einen Tag früher zurück. Und üblicherweise, wenn sie jetzt sagt, ich fahre anders als geplant oder wenn der Plan gebrochen wird, sagt der Verwandte, Warum? Und dann gibt es eine halbe Stunde Justification, also Rechtfertigung. Warum? Aber du hast doch und ich wollte doch und jetzt habe ich doch und ich habe eingekauft und so. Und sie hat sich daran erinnert, ich habe mich umentschieden und hat gesagt, als er gesagt hat, why on earth? Why? Und dann sagte sie, I changed my mind. Und er sagt, oh, okay. Und das Und ich dachte, echt? Das hat sogar auf Englisch geklappt. Weil es ist so unüblich, dass jemand als Grund angibt, ich habe mich umentschieden, was ja offensichtlich ist. Aber you state the obvious. Du benennst jetzt das Offensichtliche. Und damit ist die Grundlage offensichtlich für eine Diskussion weg. Und das fasziniert mich an diesen Sätzen selbst. Weil sie ja alle so stummerprobt sind. und weil so, so viele Manager, die halt geprobt haben und gesagt haben, es klappt. Und es gab auch ganz andere, wo es nicht geklappt hat, die habe ich natürlich nicht mit reingenommen, ist ja klar.

Joel Kaczmarek: Aber es ist ironisch, weil ich bei dem Satz genau gedacht hätte, dass es exakt umgekehrt wäre. Man hat so die Erwartung, wenn man sagt, Freunde, ich sage unsere Spielrunde heute Abend ab, ich habe mich umentschieden. Da hätte ich gedacht, aber wieso denn?

Karin Kuschik: Ja, das sagst du nicht dabei. Du sagst, ich möchte es lieber absagen heute. Aha, was ist denn los? Ja, ich habe mich umentschieden. Achso, ja. Es ist so ein bisschen Teflonschicht, so ein bisschen unantastbar. Weißt du? Teflon. Vielleicht sagt dann einer, warum? Dann würde ich natürlich nachschieben, passt besser so für mich. Aber du musst, wir müssen alle nicht sagen, ich sag ab, weil und dann kommt die Riesen-Story, denn in der Regel ist es so blöd für jemanden, dass er eine Absage von uns kassiert, dass er nicht auch noch die ganze Backstory hören will, sondern er darf ja jetzt schon mal seinen Kalender umorganisieren und wir freuen uns ja eigentlich, wenn es dann auch irgendwann aufhört mit Ich kann da nicht. Ich möchte lieber dann und dann verschieben. Das reicht ja. Man muss ja nicht immer die ganze Story hören.

Joel Kaczmarek: Wenn man es jetzt mit dir durchprobt, merkt man es auch, weil es eigentlich eine Sackgasse ist. Ich habe mich umentschieden. Da gibt es gar nichts dran zu deuteln. Genauso wie du jemandem nicht sagen kannst, ich fühle das so und so. Da kannst du auch nicht diskutieren. Es ist halt so. Der fühlt sich. Da gibt es ja nichts.

Karin Kuschik: Wer fühlt, hat recht. Das ist leider so. Wer heilt, hat auch recht.

Joel Kaczmarek: Genau.

Karin Kuschik: Studie hin oder her.

Joel Kaczmarek: So, jetzt kommen wir mal zu einem anderen Themenbereich, nämlich respektloser Umgang. Also hat man ja gerne mal auf der Arbeit. Das, was du gerade beschrieben hast mit dem Michael und der H.A. Dame, war ja durchaus auch von Respektlosigkeit geprägt. Ein Satz, der in meiner Top-3-Beliebtheitsskala ist. Die Top-3 sind einmal das, was wir gerade hatten, klingt alles logisch und so weiter und dann der hier. Es tut mir leid, wenn ich den Eindruck vermittelt habe, dass sie so mit mir sprechen können. Und dann hört man im Raum hinterher so ein kurzes Buh. Oder?

Karin Kuschik: Echo, Echo. Ja, das sitzt. Der kommt nicht von mir, der kommt von einem Flugbegleiter aus der First Class. Wo sich Menschen, die üblicherweise noch nicht mal Business zahlen würden, auf Firmenkosten gern mal breit machen. Und da war ein so unverschämter Mensch, dass er ihm diesen Satz tatsächlich dann gesagt hat. Und der hat sowas von gewirkt, dass ich dachte, okay, also ich mag keine rhetorischen Ohrfeigen, bei mir geht es ja um Deeskalation, nicht um Eskalation. Aber manchmal, wenn jemand so ist und du gar nicht weißt, wie du raus sollst, schon gar nicht auf 11.000 Meter Höhe. Dann ist es vielleicht ganz gut, mal zu sagen, es tut mir leid, wenn ich den Eindruck vermittelt habe, dass sie so mit mir sprechen können. Können sie nämlich nicht. Ich habe den einmal benutzt, einfach weil ich ihn ausprobieren wollte. Und ich habe ihn deswegen mit reingenommen, weil er erstens tricky ist, weil er ja lange auf die falsche Fährte lenkt. Es tut mir leid, ah, es kommt eine Entschuldigung, dass ich den Eindruck vermittelt habe, uh, die ist reflektiert, dass sie mit mir so sprechen können. Äh, excuse me. Das, weil ich ihn halt lustig finde. Das andere ist aber, weil er mir niemals einfallen würde im Zauber des Augenblicks und in the heat of the moment wahrscheinlich auch keinem anderen einfallen würde. Den darf man wirklich ins Repertoire packen, einmal sagen, fünfmal sagen, auswendig lernen und hoffen, dass man ihn nie braucht.

Joel Kaczmarek: Ja, ich sage, meine Top 3 ist der. Den dritten kommen wir vielleicht nachher noch zu.

Karin Kuschik: Hast du den schon mal benutzt?

Joel Kaczmarek: Ich überlege gerade. Das Lustige ist, ich habe das nicht im Business-Kontext, sondern eher im Privatkontext, wo ich mir den immer bereit halte. Weißt du, so dieses, jemand fährt dir in die Hacken an der Kasse, dann drehst du dich um und sagst so, ich hatte keine Lesebrille auf.

Karin Kuschik: Immer passiert.

Joel Kaczmarek: Und dann sagst du irgendwas und dann werden die Leute unverschämt. So emotionale Geisterfahrer nenne ich das immer. Dafür bereite ich mir sowas eher vor. Und ich habe jetzt einen, da habe ich das so im Repertoire mit dem, was das Thema gerade hat, da habe ich gedacht, der ist im Pistolenlauf schon drin. Das muss man auch echt sich gewahr sein. Gut.

Karin Kuschik: Ich hoffe, dass du ihn nie brauchst.

Joel Kaczmarek: Ich auch, ich auch. Aber schön, ihn zu haben.

Karin Kuschik: Ja, auf jeden Fall.

Joel Kaczmarek: Wir sind Amerikaner, ich brauche keine Waffen, aber es ist gut.

Karin Kuschik: I don't need my, you know, I just got it. Just sitting there, no problem.

Joel Kaczmarek: Und ich glaube, meine Frau hat sich, und das passt zu dem Kontext auch ganz gut, über den Satz gefreut. Wer mit dem Finger auf andere zeigt, zeigt dabei mit drei Fingern auf sich.

Karin Kuschik: Ja, mache ich gerade mal hier bei dir. Ich zeige jetzt auf dich und der Kleine, der Mittel- und der Ringfinger zeigen auf mich. Ist mir übrigens hier um die Ecke passiert, hier in Berlin. Genau hier beim Einparken war das. Da habe ich den zum ersten Mal benutzt, wo einer quer über die Straße geschrien hat. Das ist aber Haltefahrboot, da dürfen Sie nicht einparken. Und ich dachte, ja, darf ich schon, kostet 30 Euro. Und da habe ich gemerkt, gut, aber das, was der andere sagt, der kennt mich ja gar nicht, der redet ja nicht über mich, sondern er redet ja eigentlich über sich. Ich wäre gern Polizist geworden, was weiß ich. Ich halte mich an die Regeln, ich halte es nicht aus, wenn andere es nicht machen. Ich würde da nie einparken. Ich hätte gerne ein Auto, mit dem ich falsch parken könnte. Keine Ahnung was. Da kannst du ja tausend Sätze draus machen. Aber im Grunde geht es in diesem Satz doch dreimal mehr um uns selbst als um die anderen, oder?

Joel Kaczmarek: Sagt man den Satz eigentlich zu sich selbst oder zu anderen?

Karin Kuschik: Zu sich selbst. Viele Sätze sind Selbstgespräche. Genau wie wer mich ärgert, bestimmt immer noch ich. Das ist eine Einladung zur Selbstreflexion, um zu gucken, okay, wo stehe ich denn jetzt eigentlich gerade? Warum regt mich das denn jetzt so auf? Warum darf der andere mich denn jetzt so erreichen? Wieso lasse ich das denn zu? Wieso gebe ich denn die Macht ab? Es hören ja hier auch viele Führungskräfte zu. Es ist ein Entmachtungsthema, wenn ich jemandem erlaube, dass der jetzt bestimmen darf, wie ich mich fühle. Oder wie lange ich wach liege abends im Bett oder keine Ahnung was.

Joel Kaczmarek: Ich muss gerade daran denken, wo wir bei dem Thema emotionaler Geisterfahrer gerade waren und der Satz vielleicht auch passt, was bei dir der Parkhinweis war, war bei mir, ich stand um sieben Uhr morgens, weil mein Kind damals so früh wach war, stand ich vorm Bioladen und wartete, dass er aufmacht. Das war so zehn vor sieben. Und dann kam so eine alte Dame mit ihrem Kund angetippelt. hatte in der rechten Hand so einen Kackebeutel von ihrem Hund und der linken den Hund und legte den Kackebeutel so auf das Fensterbrett des Immobiliengeschäfts daneben und stellte sich da einfach so hin. Und dann guckte ich die an und es fiel aus mir heraus, wo ich sage so, Entschuldigung, haben Sie da gerade Ihre Kacke jemand anderem auf das Fensterbrett gelegt? Ja, was geht sie das denn an? Ich sag so, naja, also ich meine, ich wohne hier auch. Ich fände es jetzt nicht so geil, wenn es jemand aufs Fensterbrett liegt. Ja, sind Sie aus dem Osten oder was?

Karin Kuschik: Oh, viele Themen, viele so Metathemen.

Joel Kaczmarek: Nee, bin ich nicht, aber selbst wenn. Und damit war das Thema für mich gegessen. Und dann ging die zweite Schleife los. Als das ganze Thema schon vom Tisch war, ging die nochmal. Und das Ende vom Lied war, sie lief dann 60 Meter weiter zum Mülleimer und brach das Futsch noch irgendwie weg.

Karin Kuschik: Aber hattest du denn den Eindruck, sie will es da für immer ablegen? Oder hat sie einfach nur da gewartet, bis sie die Tür aufmacht?

Joel Kaczmarek: Wie ich es dir so erzähle, habe ich es dann auch gedacht, aber ich glaube, es sah schon so aus, wie ich pack das da hin.

Karin Kuschik: Achso, wow, interessant.

Joel Kaczmarek: Anyway, ich schweife ab. Respektloser Umgang trifft es aber hier auch. Einen letzten Satz noch dazu. Das Privileg gebe ich Ihnen nicht.

Karin Kuschik: Hat mal an Indian Guru told me once. Er hat mal zu mir gesagt, I would never give you the privilege to insult me, weil ich so laut denkend, ich hatte den interviewt vor tausenden von Menschen auf der Bühne und dann habe ich gesagt, oh, Selbstreflexion, did I just insult the guru? Und das fand ich super, weil das ist das, was ich eben gesagt habe, dieses Machtabgeben. Ich würde dir nie das Privileg geben, mich zu beleidigen. Das haben wir selbst in der Hand. Ich weiß, dass wir das oft nicht fühlen. Ich fühle das auch nicht immer. Ich rege mich auch manchmal auf über Sachen. Aber dann merke ich Gott sei Dank, ich rege mich auf. Nicht. es regt mich auf, ich rege mich auf, ne? Also ich kann ja auch das Gegenteil erlauben, dass ich sage, naja, das lassen wir jetzt mal schön beim anderen und ich bleibe mal schön entspannt in meiner Mitte, weil das Leben ist leicht, wir machen es uns nur kompliziert.

Joel Kaczmarek: Ich weiß gar nicht, ob ich es aus deinem Buch habe, ich glaube nicht, ich glaube, das ist mir irgendwann mal aufgefallen, aber in dem Zuge, genau bei dem Satz, so, ich ärgere mich ist was Aktives, also ich entscheide mich selbst darüber und das war beim Thema Sorgen. Man sagt ja auch, ich mache mir Sorgen und nicht, ich habe Sorgen. Also in der Regel sagt man nicht, ich habe Sorgen, sondern wenn du jemanden fragst, ich mache mir Sorgen und da ist mir so bewusst geworden, ja krass. Bei manchen Gefühlen bist du echt selbst der Architekt.

Karin Kuschik: Ich würde sagen, bei allen Gefühlen bist du selbst der Architekt. Guck dir Nelson Mandela an, der war auch selbst der Architekt. Der ist in diese Zwei-Quadratmeter-Zelle rein und hat sich überlegt, okay, jetzt wo ich hier sein muss, und da wären wir wieder bei dem Wort müssen, zwang, wie, und jetzt kommt's, will ich mich denn jetzt verhalten? Wie will ich meine Zeit hier verbringen? Was will ich denken? Was will ich fühlen? Können immer nur wir selbst bestimmen. Ein anderer darf das gar nicht.

Joel Kaczmarek: Passender Satz dazu, weil wenn wir mal so vom respektlosen Umgang rüber shiften zum Thema Konflikte, das nehme ich mal lieber nicht persönlich.

Karin Kuschik: Ja, das ist ja die Grundhaltung hinter allem. Wieso sollte man? Wie gesagt, wenn der andere, wenn ich nie geboren wäre, würde die Frau jetzt auch ihren Beutel da hinlegen oder so. Weißt du? Also das ist ja meistens so. Das dürfen wir nur halt auch erinnern. Das hat alles mit dieser Entmachtung zu tun. Macht, Entmachtung.

Joel Kaczmarek: Und vielleicht als abschließenden Satz noch dazu, ich möchte lieber professionell bleiben. In welchem Kontext benutzt du den Satz?

Karin Kuschik: Obwohl beide den Vertrag unterschrieben haben und beide wissen, auch Vertrag kommt von Vertragen. Man weiß es eigentlich und kann es immer ein Auge zudrücken. Das war der Kontext übrigens auch von einer sehr hochrangigen Managerin, die dann nicht wusste, was sie sagen soll. Weil sie Juristin auch noch war. Sie musste das Richtige tun. Sie kann nicht einfach sagen, ich handel mal gegen den Vertrag. Dann habe ich gesagt, dann sag doch einfach, ich möchte lieber professionell bleiben. Was soll ich denn da noch sagen? Das war der letzte Satz. Das sind alles sehr souveräne, entspannte Sätze. Da kommt nichts mehr. Da kommt auch keiner und sagt, was soll denn das heißen? Findest du mich jetzt unprofessionell? Das kommt dann nicht. Das ist einfach so ein What?

Joel Kaczmarek: Und dann ist meistens Ruhe. So, und jetzt können wir nach ganz hinten raus auch nochmal einen Satz machen. Ich glaube, du weißt schon, was kommt. Wenn ich dann doch mal, das Kind mal in den Brunnen gefallen ist. Es ist mir doch mal nicht gelungen, souverän zu bleiben. Es ist mir doch mal nicht gelungen, mich abzugrenzen. Ich bin am Punkt, wo ich sage, ach, da habe ich aber was Blödes gemacht. Da gibt es ja diesen schönen Satz, das verzeihe ich mir am besten gleich mal selbst.

Karin Kuschik: Ja, der ist so schön, mild, weich und gnädig zu uns selbst. Finde ich eine gute Haltung, ja, sage ich mir auch öfter. Gerade wenn es so hoch hergeht, weil was soll es jetzt, ich habe sehr hohe Ansprüche an mich selbst vor allen Dingen und an Professionalität und wie was aussehen darf und wenn ich was produziere, dann soll das schön sein. und wenn da was fehlt, dann ärgere ich mich nicht, sondern ich will unbedingt, dass es dann so ist. Und manchmal sage ich eben, ja, dann verzeihe ich mir da am besten gleich mal selbst und dann fühle ich mich besser.

Joel Kaczmarek: Und jetzt haben wir schon eine ganze Reihe von deinen Sätzen hier zitiert. Ich glaube, wer sich das Buch jetzt noch nicht bestellt hat, während er hier zuhört, der hat selber Schuld.

Karin Kuschik: Ich glaube ja nicht an Schuld, ich glaube an Verantwortung. Ja, okay, dann so. Ihr müsst die Verantwortung dafür tragen.

Joel Kaczmarek: Du hast ja einen interessanten Satz gesagt, wo ich mich bei ertappt habe. Wenn man das Zeugs liest und dann aber mit dir redet, hast du eben gesagt, das sind ja deeskalativ gedachte Sätze. Und was ist so dein Trick, dass man sowas hinkriegt, dass man diese Sätze sagt, ohne dass sie eskalativ wirken? Weißt du, was ich meine?

Karin Kuschik: Der Tonfall. Du hast ja zum Beispiel eine sehr zackige Art zu reden und deswegen kommt das öfter mal oder kann das öfter mal für Menschen, die zum Beispiel nicht so reden, wie ein Angriff wirken. Wenn der Inhalt ziemlich hart ist und der Trick ist, wenn der Inhalt also glasklar ist, sagen wir mal hart, meine ich im Sinne von ein Glas ist ja nicht weich, das ist ja kein Flummi. Wo du den reindrücken kannst, sondern es ist ja glasklar. Und je glasklarer ein Satz ist, desto weicher darf der Tonfall sein. Wenn du einen glasklaren Satz auch noch laserlike hinschmetterst, dann wird es schnell wie ein Angriff klingen. Gerade bei diesem Flugsatz da, weißt du, diese First Class Geschichte. Ja, es tut mir leid, wenn ich den Eindruck vermittelt habe, dass Sie so mit mir sprechen können. Können Sie nämlich nicht. Das ist natürlich zickig hochhundert. Aber wenn du sagst, ja, das tut mir jetzt leid, dass ich den Eindruck vermittelt habe, dass Sie so mit mir sprechen können. Also so Verblüffung. Ja, ich bin jetzt ganz verblüfft. Was ist denn jetzt mit Ihnen? Habe ich wirklich, habe ich so gewirkt? Das ist ja ein Ding. Da möchte ich mich mal entschuldigen, weil das dürfen Sie gar nicht. Können Sie mal Ihren Tonfall bitte mäßigen? Ich habe übrigens zwei Ohren am Kopf. Ja, wenn du also so redest, nach dem Motto, ich verstehe sie so gut, sie müssen gar nicht schreien. Dann wird es natürlich toll. und wenn du dir auch selbst, es sind ja viele Selbstgesprächssätze dabei, wenn du das immer so klingen lässt wie, ich nehme noch eine Apfelschorle, dann ist es richtig.

Joel Kaczmarek: Ja, das mochte ich auch. Das ist, glaube ich, relativ früh im Buch drin. Und jetzt mal die Kasus-Knaxus-Frage. Funktionieren die Sätze nur gesprochen oder auch geschrieben?

Karin Kuschik: Also die meisten Menschen sprechen sie, weil sie sich ja im Moment aufregen. E-Mail ist nichts Momentanes. Die kann man wieder zuklappen und fünf Stunden später Dann nochmal lesen und beantworten oder einen Tag später. Die meisten benutzen die ja im Alltag, wo sie eben nicht wissen, was sie sagen sollen. Dafür sind sie gemacht. Natürlich kannst du die auch schreiben, aber da kommt wieder der Tonfall nicht rüber. Da musst du dann wieder mit einem Emoji und dann klingt es wieder so babymäßig. Also ich würde lieber formulieren, tatsächlich im Gespräch.

Joel Kaczmarek: Heißt es in der Konsequenz auch, dass Souveränität und Abgrenzung im Geschriebenen schwieriger sind als im Gesprochenen?

Karin Kuschik: Nee, das heißt es nicht, weil da wird einfach eine andere Wortwahl nehmen. Also klare Sprache, Target Talk, also zielorientierte Sprache. Ich würde nie über nicht reden, über kein Ziel, über nie nicht, kein, würde ich immer weglassen. Ich würde immer, wird vor allen Dingen, konditional weglassen. Da fällt mir gerade auf. Also wir würden uns freuen, würde ich niemals sagen, sondern wir freuen uns, wenn sie Lust haben mitzumachen. Also ich würde es sehr verbindlich formulieren. Immer im Präsenz reden, nie in der Zukunft. Reinholen ins Jetzt. Also das ist auch ein schöner Trick, aber da kann ich jetzt acht Stunden Workshop drüber halten, ehrlich gesagt.

Joel Kaczmarek: Da macht man nicht acht Stunden Workshop, sondern vielleicht fünf Minuten noch. Was ist denn ein kleines Einmaleins, um Sprache so verdaulich zu machen, dass man damit ans Ziel kommt? Ist ja fast egal, ob geschrieben oder mündlich. Sowas, was du gerade beschildert hast. Gegenwart sein.

Karin Kuschik: Ich finde es grob fahrlässig, wenn ich jetzt in fünf Minuten was erzählen wollte. Ich nenne diese Technik, die ich entwickelt habe, Target Talk. Früher habe ich acht Stunden damit verbracht, dann waren die Klienten tot und ich auch. Dann brauchte jeder eine Vierhandmassage und selbst die hat nicht gereicht. Dann habe ich es auf zweieinhalb Stunden runtergekürzt. Und dann, nach diesen zweieinhalb Stunden, ist es wirklich ins System gesackt. Und mein Eindruck ist, wenn ich das jetzt machen würde, weil ich dir gerne Gefallen tun möchte und das liefern möchte, dann klingt das wie ein Abreißkalender und wie ein Glückskeks. Und dafür stehe ich ja gar nicht. Dafür stehe ich ja gar nicht zur Verfügung, weißt du? Ich stehe ja nur für Dinge, die wirklich tief gehen. die echt sind, die wirken und die man leicht umsetzen kann. Und um das leicht umsetzen zu können, darf ich halt manchmal auch eine halbe Stunde was erklären, damit der Kopf, der das ja unbedingt nicht glauben will, der ja unbedingt weiter glauben will, Gott, das ist ja alles so kompliziert. Und ich bin gar nicht der Typ dazu. Und die kennt mich nicht, sonst würde sie wissen und so. Dann kann die linke Gehirnhälfte, die Skeptische, mal ruhig sein. Und dann kann die Rechte mal auffahren und hochfahren. Und dann spürt es derjenige, weil er so einen Magic Moment in sich selbst hat. Und da muss ich nicht sagen, ja, ja, wirkt. Sondern die Leute gucken mich an und strahlen und sagen, oh, es ist angekommen. Und das finde ich schöner. Deswegen tue ich dir diesen Gefallen nicht. Aber du kannst ja zum Workshop kommen. Da kann ich das dann in ausufernder Breite, kann das dann jeder erleben, weil da gibt es dann natürlich Übungen. Und im besten Fall ist es halt so, ich erzähle nicht irgendwas, Theorie, und du hörst es, aha, und dann weißt du es. Sondern Wissen wird ja zu können, indem ich es übe. Schon immer so gewesen.

Joel Kaczmarek: Was heißt denn Workshop? Coachst du eigentlich noch? Was machst du denn eigentlich jetzt jenseits von dem Buch noch?

Karin Kuschik: Ich coache nicht mehr, das kann ich gar nicht. Die Warteliste geht von hier bis Timbuktu, also das schaffe ich nicht. Ich habe mich auf andere Themen spezialisiert, auf Sachen, die das Leben leichter machen, wie zum Beispiel das Buch oder die Kartensets, die dazugehören oder kleine andere Tools. Und mein größtes Baby sozusagen jetzt, wo das Kind ja schon Geburtstag hat, das Buch ist ja ein Jahr geworden, wir haben Kindergeburtstag, sind Live-Workshops, die offen sind. Ich wollte drei Dinge in meinem Leben nie haben. Bekannt werden und Buch schreiben und offene Workshops geben. Also ich könnte mal zusammenfassen, das ist mein Mutprobenjahr, weil alles drei passiert jetzt irgendwie gerade. Und zwar deshalb, weil ich finde es nicht in Ordnung, wenn Menschen auf ihren Infos sitzen. Und sie immer nur singulär rausgeben. Und Coaching ist immer eins zu eins. Und es ist ja eigentlich schöner, wenn möglichst viele profitieren, zumindest wenn man wie ich einen Anspruch hat, nämlich, dass die Welt ein einfacherer Ort wird. Und deswegen habe ich gedacht, dann mache ich jetzt die Workshops auf, bin nicht mehr elitär nur an der Vorstandsetage unterwegs oder an sonst welchen Konferenzetagen, sondern jeder, der Lust hat, sich für sich selbst zu interessieren, kann buchen.

Joel Kaczmarek: Wie sieht denn so ein Workshop aus? Wie muss ich mir das vorstellen? Tief.

Karin Kuschik: Es wird auf jeden Fall ein Deep Dive. Ich mache sehr viele Angebote zur Reflexion. Ich glaube, es gibt keinen Workshops, wo so viele Reflexionsangebote sind, weil ich eben diesen Anspruch habe, dass die Leute es nicht verstehen, sondern machen. Und dazu darfst du es üben und deswegen gibt es nach jedem klitzekleinen Wissenshäppchen sofort die Möglichkeit, es zu üben. Das sind zwei Tage, Freitagabend. Bis Sonntagabend in Berlin, in Wien, in Frankfurt. Und natürlich geht es in der Hauptstadt los, ist ja klar. Und das wird ein Deep Dive. Davon kann man ausgehen. Kuscheln gibt es woanders.

Joel Kaczmarek: Kuscheln und kuschig würde aber eigentlich passen.

Karin Kuschik: Detail auch schon oft gehört. Ja, das würde eigentlich passen, aber es gibt ja diese Workshop-Hopper-Kurse. Dann war ich da, dann bin ich hier und jetzt mache ich Familienaufstellung, mache ich noch das und mache MRT und weiß ich was und mache ich noch NLP. und so wird es nicht, weil der Workshop heißt Deine beste Version und darum geht es mir. Können wir bitte alle mal unsere beste Version werden, weil dann ist die Welt ein schöner Ort, weil wenn jeder einen Besen nimmt und vor seiner Tür kehrt, Naja, dann wird es halt ziemlich schnell sauber.

Joel Kaczmarek: Aber heißt dann wirklich, die Leute arbeiten miteinander? Ist jetzt nicht so, dass du da fünf auf die Bühne stellst und coachst die vor allem, sondern man hat wirklich Übungen?

Karin Kuschik: Ja, ja, ja. Also viele Übungen hast du ja auch mit dir selbst. Also es gibt ganz, ganz viele verschiedene, ich glaube, ich habe neun verschiedene Wege der Reflexion mittlerweile gefunden. Es geht ja noch weiter, ich designe noch. Ja, es gibt natürlich Übungen mit anderen. Es gibt viele Übungen mit dir. Manche gehen auch hoch. Es gibt Hot Seats. Das mache ich ja bei Listen & Learn immer einmal im Monat. Da habe ich so ein Speed-Coaching-Format online. Und da finden sich tatsächlich sieben mutige Menschen, die zehn Minuten auf dem Hot Seat sitzen. Und ich darf das Thema dann lösen in zehn Minuten. Und das ist natürlich schon die Kür, möchte ich sagen. Weil welcher Coach macht das freiwillig, sich vor 500 Leuten hinsetzen und sich testen lassen, ob er in zehn Minuten was rauskriegt oder sie nicht. Hat bis jetzt immer sehr gut geklappt und die Hotseats wird es auch auf der Bühne geben. Es gibt immer Leute, die sagen, ich gehe hoch, ich will die Nähe, ich möchte das groß machen. Es macht mir überhaupt nichts, dass es jemand sieht und es gibt natürlich hunderte, die das dankbar annehmen, weil sie sich das nie getraut hätten. Ich würde nie auf die Bühne gehen und da live ein Hotseat machen, bin ich verrückt. Aber es gibt genug, die das machen und das finde ich natürlich großartig, weil dann kann jeder was lernen.

Joel Kaczmarek: Abschließend, wir haben heute über Souveränität und Abgrenzung gesprochen. Was wären noch so die drei Takeaways, die du Leuten mitgeben möchtest, wenn man jetzt zugehört hat und sagt, ja cool, ich habe jetzt schon mal Impulse, der Kopf ist schon so dreiviertel voll, aber ein Viertel geht noch rein. Was wäre das?

Karin Kuschik: Also ich glaube, Realität ist immer Verhandlungssache. Es ist selten irgendetwas, wie es scheint. Geht nicht, gibt es nicht. Und unsere Opas und Omas haben ja immer solche Sprüche gehabt. Ich glaube, dass fest Realität ist, verhandelbar. Und deswegen ist ja auch mein Spruch, sei realistisch, erwarte Wunder. Fast alles, was ich gemacht habe, hat von außen so gewirkt, als würde es nicht funktionieren. Ich habe immer wieder gehört, das geht nicht, das kannst du nicht machen, das funktioniert nicht. Komischerweise hat es aber immer funktioniert. Das Leben ist Einstellungssache, ist dann der zweite Satz. Ja, Realität ist verhandelbar. Das Leben ist Einstellungssache und das bedeutet, das was Ihr fühlt, folgt den Gedanken. Das heißt, das, was ich fühle, muss vorher ein Gedanke gewesen sein, sonst könnte ich es gar nicht fühlen. Und daher Satz Nummer drei, watch your thoughts. Also pass auf, was du denkst. Es könnte ein Gefühl werden, daraus könnte eine Gewohnheit werden. daraus könnte dein Charakter werden und daraus dann dummerweise auch dein Schicksal.

Joel Kaczmarek: Ja, meine Frau hat immer diesen schönen Satz, ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, ob er von dir ist, wo sie so sagte, ja okay, du hast jetzt dir vorgestellt, was ist denn, wenn es nicht klappt? Aber stell dir mal vor, wenn es klappt. Weißt du, was ich meine?

Karin Kuschik: Nee, der ist nicht von mir. Stell dir mal vor, wenn es klappt. Ach so, stell dir mal vor, es klappt.

Joel Kaczmarek: Und die meisten Leute denken sich immer nur, wenn es nicht klappt. Aber was ist denn, wenn es klappt?

Karin Kuschik: Stimmt, wir machen dieses Worst-Case-Szenario, was übrigens ja auch Dale Carnegie so groß gemacht hat und was ja auch gut ist, aber nur damit du dann sagst, ach, das ist der Worst Case, ist ja gar nicht so schlimm, dann kann ich mich ja jetzt mal entspannen und kann jetzt meine gesamte Aufmerksamkeit und die Kraft aufs Ziel legen. Dafür ist der Worst Case gut, aber generell finde ich, das, was deine Frau gesagt hat, super, das merke ich mir. Dankeschön.

Joel Kaczmarek: Danke dir heute. Also ich glaube, man hat viel mitgenommen und du hast ja viel im Angebot. Ich wünsche dir viel Erfolg mit. Vielleicht sehe ich dich ja mal wieder auf zwei Stunden, die du gesagt hast, die es braucht, um deine Methodien zu lernen.

Karin Kuschik: Target Talk zu lernen, ja.

Joel Kaczmarek: Gerne. Also viel Erfolg.

Outro: Dankeschön. Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.

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