Reishunger 🍙 : Die Erfolgsstory des Reis-Spezialisten

4. Oktober 2023, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joël Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und heute geht es um Food und zwar genauer gesagt um Reis. Ich habe nämlich mit dem lieben Sohrab Mohammad, den Gründer von Reishunger hier. Wenn ihr kulinarisch unterwegs seid, kennt ihr das womöglich sogar schon. Das ist nämlich eine der bekanntesten Reismarken in Deutschland und wir reden heute mal über seinen D2C-Startup. Weil es ist total spannend, da passieren nämlich ganz viele Dinge. Wir haben ein Food-Produkt, aber auch Non-Food-Produkte. Das Produkt Reis ist ja erstmal total interessant. Wie kommt man dazu? Also wir werden heute über die Entstehung ganz viel lernen. Ich möchte natürlich wissen, wie funktioniert der Wettbewerb? Wie finanziert man das Ding? Marketing und, und, und. Also ich glaube, heute wird es ein schöner und bunter Ritt und darauf freue ich mich. Lieber Sorab, moin moin. Schön, dass du da bist.

Sohrab Mohammad: Hallihallo, wie geht's?

Joel Kaczmarek: Ja, mir geht's gut. Wie ist es bei dir?

Sohrab Mohammad: Ja, auch gut. Dankeschön.

Joel Kaczmarek: Wie kamst du denn auf die Idee, Reis zu machen, sag mal?

Sohrab Mohammad: Aber wir hatten irgendwie beide keinen Bock auf diese typische Karriere als Wirtschaftsingenieur bei Airbus oder bei Daimler einzusteigen und deswegen haben wir uns gedacht, hey, lass uns doch mal was gründen. Damals war das Thema Food und E-Commerce ja noch nicht so richtig verbreitet und wir dachten dann damals, hey, lass uns doch mal irgendwas in diese Richtung machen. Und dann hat Torben mich irgendwann im Laufe des Brainstormings gefragt, sag mal so, was gibt es eigentlich im Iran, was es in Deutschland nicht gibt? Hintergrund, meine Eltern kommen aus dem Iran. Ich bin zwar hier geboren und aufgewachsen, aber klar, die Kultur existiert bei uns zu Hause natürlich par excellence. Und da spielt das Thema Reis eine sehr große Rolle. Denn Reis ist im Iran tatsächlich keine Beilage, wie zum Beispiel hier im nordeuropäischen Raum, sondern das ist eigentlich so das Hauptding. Also wenn du so auf so einen typischen Iran In den iranischen Foodtable Shows hast du erstmal drei, vier verschiedene Variationen an Reis mit Berberitzen, mit Safran, mit Kruste, ohne Kruste und dann kommen dazu sozusagen die ganzen Beilagen in Form von Eintöpfen, Fleisch, Fisch und so weiter und so fort. Also Reis muss im Iran immer tip top sein. und weil ich das von zu Hause kannte, kamen wir auf die Idee.

Joel Kaczmarek: Ich habe gerade richtig so ein Bild vor Augen von diesen schönen Schüsseln aus Porzellan mit so Zeichnung drauf und so einen reich gedeckten Tisch, kann ich mir sehr gut vorstellen.

Sohrab Mohammad: Ja, genau so ist es.

Joel Kaczmarek: Und dann habt ihr euch quasi hingesetzt und überlegt, es macht noch kaum jemand was mit Food und Reis, ist irgendwie in Persien groß, aber hier irgendwie noch nicht so. und dann habt ihr euch überlegt, da starten wir mal rein, oder wie?

Sohrab Mohammad: Genau so ist es. Also wir dachten, hey, welche Lebensmittel eignen sich für den Direktvertrieb? Da schränkte sich das natürlich insofern ein, als dass wir uns vor allem Trockenlebensmittel angeschaut haben. Müsli war mit MyMüsli schon sehr gut besetzt. Das Thema Tee, Kaffee, natürlich sehr große umkämpfte Märkte. Im Nachgang hätte man sicherlich sagen können, wären wir damit vielleicht anders erfolgreich geworden. Die Produkte werden einfach mehr konsumiert in Deutschland, aber man hat auch Und bei Reis war es irgendwie ein geiles Thema, weil wir sofort irgendwie gecheckt haben, Alter, das ist ein richtiges Problem in Deutschland oder in der westeuropäischen Küche. Jeder kennt Reis, hat schon mal Reis gegessen, aber jeder hat irgendwie eine Assoziation damit, die eigentlich dem wichtigsten Grundnahrungsmittel der Welt nicht wirklich gerecht wird. Also man weiß eigentlich nicht, was ist guter Reis, was ist schlechter Reis und man weiß eigentlich auch nicht in der Regel, was man damit macht. Und das war die grundlegende Idee, dem deutschen Küchenhaushalt da draußen auf der einen Seite guten Reis zu liefern, also höchste Qualität, die man so am Markt kriegt. Und dann aber auch über Content, also über den Direktvertrieb genau zu beschreiben, wie man diesen Reistest zubereitet und produziert. Das ist so die grundlegende Idee gewesen, denn Reis, auch guten Reis, gibt es in Supermärkten und gibt es auch in Asia-Stores. Aber versuch mal dort jemandem beizubringen, was du dann damit machen kannst. Funktioniert nicht. Und deswegen war die Online-Plattform natürlich für uns ganz entscheidend.

Joel Kaczmarek: Aber du hast wirklich recht, wenn ich so zurückdenke an meine Kindheit. Also ich würde sagen, als Deutscher hat man mal Reis mit so Hühnerfrikassee gegessen, was?

Sohrab Mohammad: Ja, ich liebe Hühnerfrikassee, by the way.

Joel Kaczmarek: Und ich weiß noch, als ich so zwischen acht und zehn war und meine Mutter dann auf einmal angefangen hat mit Basmati-Reis. Das war so, ich fand den ja voll kacke als Kind, wie das immer so ist. Alles, was gesund ist, war mir, aber ich gebe dir recht, man war dann so non-educated.

Sohrab Mohammad: Total. Also es gibt mehrere tausend verschiedene Reissorten, die im freien Verkauf sind, ne? Also es gibt wahrscheinlich noch mehr Möglichkeiten der Züchtung. Von daher, das ist schon ein riesengroßes Feld. Jedes Reiskorn unterscheidet sich in der Regel über Geschmack, Form, Farbe, über Geruch. Also ein wirklich schönes Lebensmittel und sehr dankbar für das, was wir vorhatten, und zwar den Online-Direktvertrieb.

Joel Kaczmarek: Es geht ja immer so dieses Thema um, dass Reis so ungesund ist, weil der doch so, was war das, Arsen belastet ist, ne?

Sohrab Mohammad: verschiedenen Regionen dieser Welt durch zusätzliche menschliche Belastung dieser Arsengehalt dann extrem hoch ist und dann von der Reispflanze stark aufgenommen wird. und deswegen müssen wir in der Qualitätssicherung darauf achten, wo wir den Reis herbeziehen, unter welchen Bedingungen der dort angebaut ist. und dann ist Reis eigentlich Völlig unbedenklich, was das Thema Arsen angeht. Man sollte aber trotzdem einfach schauen und sich selber educaten, wie viel Arsen möchte ich zu mir nehmen pro Tag, pro Monat, pro Jahr. Und da kann man zum Beispiel auch mal auf die Website der WHO gehen und dann kann man sich das mal selber hochrechnen. Ich sag mal vorsichtig, man muss schon sehr, sehr viel Reis essen, den Arsenengehalt des eigenen Körpers so zu belasten, dass es extrem schädlich wird. Aber ich bin kein Arzt, jeder muss das für sich selber entscheiden, aber das ist so. das Thema Arsen bei Reis, ja.

Joel Kaczmarek: Mir geht es bei Reis insgesamt so, ehrlich gesagt, dass ich finde, das ist so ein Nahrungsmittel, um das sich so ganz viele Themen ranken, die sich teilweise auch widersprechen. Also Arsen war ein Thema, was ich gehört habe. Dann gibt es ja immer so diese Geschichten von wegen, das seien leere Kalorien. Man hätte Tauben mal nur mit weißem Reis gefüttert, die seien verhungert. Dann in der TCM zum Beispiel ist Reis ein sehr wertvolles, also traditionelle chinesische Medizin, ist das ein sehr wertvolles Element, weil man halt sagt, das ist entfeuchtend oder befeuchtend, irgendwas in die Richtung. Also man merkt so, es ist bei Ernährung ja wie immer nicht ganz so einfach, ne?

Sohrab Mohammad: Einmal das. Des Weiteren, es ist das älteste und weit verbreitetste Grundnahrungsmittel der Welt. Entsprechend ranken sich die Mythen. Aber letztendlich gibt es ja auch nicht den Reis. Es gibt ja unterschiedlichste Reissorten, wie gesagt. Und dann gibt es ja auch unterschiedlichste Formen, wie du den Reis zu dir nimmst. Es ist zum Beispiel auch ein großer Unterschied, ob du den Reis in geschälter Form, in halb geschälter Form oder in nicht geschälter Form, also in Vollkornform zu dir nimmst. hat ganz unterschiedliche Auswirkungen auf den Körper. Man muss sich mit dem Thema Reis wirklich auseinandersetzen, um es vollends zu verstehen. Und genau das ist die Mission von Reishunger, das gesamte Lebensmittel vernünftig zu beschreiben, wo es herkommt und vor allem, was man damit alles machen kann.

Joel Kaczmarek: Wenn ich dich jetzt nachts um drei wecken würde, wie viele verschiedene Reissorten könntest du aufzählen?

Sohrab Mohammad: Wahrscheinlich 20 so am Stück.

Joel Kaczmarek: Okay, ich gehe mich im Kopf die ganze Zeit schon durch. Jasminenreis, Langkorn, Basmati.

Sohrab Mohammad: Und da ist es auch schon ein Fehler drin. Du hast nämlich gerade Langkorn gesagt. Das ist nämlich ein weit verbreiteter Mythos, dass Langkorn eine eigene Sorte ist. Ist sie nicht. Am Ende des Tages ist zum Beispiel der Basmati-Reis. Ein Langkornreis, aber genauso ist der Jasminreis auch ein Langkornreis. Das heißt, wenn wir vom Thema Langkorn, Mittelkorn oder Kurzkorn sprechen, geht es, wie der Name schon sagt, um die Form und dann gibt es kürzeren Basmati-Reis, längeren Basmati-Reis und die eine Kategorie von Basmati-Reis gehört dann in die langen Körner und die andere in die Kürzkörner und so weiter und so fort.

Joel Kaczmarek: Sorab, Klugscheißer mag keiner.

Sohrab Mohammad: Genau so ist es, ja.

Joel Kaczmarek: Mal back to business. Kern verstanden. Reis ist ja wirklich in der Tat ein super dankbares Produkt, weil es lädt sich erst auf, wenn man es kocht, weil es Wasser aufnimmt. Also es ist klein, es ist kompakt, man kann es trocken verschicken, keine Kühlungsthemen. Also für E-Commerce schon mal echt ganz cool.

Sohrab Mohammad: Ja, total.

Joel Kaczmarek: Was waren denn eure ersten Steps, als ihr dann diese Idee schon mal hattet, was damit machen zu wollen?

Sohrab Mohammad: Also das allererste ist erstmal ganz klassisch so ein Businessplan schreiben. Dann sind wir mit diesem Businessplan auf Leute oder auf Institute zugegangen, von denen wir glaubten, dass sie uns helfen können. Und teilweise hatten wir damit auch recht, Gott sei Dank. Also wir sind damals in Bremen gestartet, das ist meine Heimatstadt, sind dann auf den Großmarkt zugegangen, die uns eine Halle zur Verfügung gestellt haben, sind auf die Aufbaubank zugegangen. beziehungsweise KfW, die uns dann auch so einen Kredit zur Verfügung gestellt haben, beziehungsweise teilweise sogar auch Geld einfach so gegeben haben zum Start, haben dann irgendwie nach und nach, also Torben und ich wirklich zu zweit, irgendwie alles alleine gemacht. Wir haben die ersten Reiskontakte geknüpft. mit Bauern in Italien, Japan damals, in Kalifornien war einer, also so fünf, sechs Kontakte geknüpft, von denen wir sehr hochqualitativen Reis bekommen haben. Die dachten auch, Was ist denn jetzt los? Als wir da angerufen waren und gefragt haben, ob die uns vielleicht zwei 25-Kilo-Säcke senden können von der anderen Seite der Welt. Weil normalerweise sind die es gewohnt, in Containern zu sprechen. Dann kamen die Reissorten an, dann haben wir die verkostet. Einige haben wir verworfen, andere haben wir sozusagen aufgenommen. Ein paar Fotos geschossen, haben unseren Webshop kreiert. Damals gab es da dann noch kein Shopify und so. Wir mussten das alles in Detailarbeit, alles selber machen. Und dann haben wir den Shop online gestellt. Von der Idee bis zum Online-Gehen hat es so neun Monate gefällt. Und dann haben wir das Ding bei Facebook. damals, Instagram gab es nämlich auch noch nicht, haben wir bei Facebook geschrieben, hey Leute, Reisung ist endlich online und dann haben wir geguckt, was passiert.

Joel Kaczmarek: Und was ist passiert?

Sohrab Mohammad: Ja, erstmal natürlich gar nichts. Wie es halt immer so ist am Anfang, also ein paar Freunde, ein paar Familienleute und so weiter haben natürlich bestellt, dann fing die Arbeit erst so richtig an, haben wir erstmal von null quasi angefangen.

Joel Kaczmarek: Was war so ein Modell? Also das erste, wenn ich an Reis denke, wäre ja so der Günther-Faltin-Ansatz hier mit Teekampagne, wo der immer in Großmengen kauft und verkauft dir dann so einen 25-Kilo-Sack. Wäre, glaube ich, die Logik von Faltin. Oder macht man das eher wie bei Tee, dass man einen 25-Kilo-Sack selber kauft und dann in 100-Gramm-Verpackungen verkauft mit entsprechendem Aufschlag? Wie seid ihr vorgegangen? Ja

Sohrab Mohammad: zweiteres, also wir haben die großen Säcke gekauft und haben die sozusagen abgefüllt in kleinere Säcke und die dann entsprechend vermarktet, wie gesagt mit dem Content, Beilagen, die wir dazu gefügt haben und so weiter und so fort, aber das war halt das Ding, wir sind mit sechs Sorten gestartet, das war Basmati, Jasmin, Vollkorn, Basmati, Milchreis, Risotto und Sushi Reis. und haben relativ schnell gemerkt, oh je, hier fressen uns die Versandkosten aber auf. Also der Best Case war, dass jemand alle sechs Sorten einmal kauft. Dann sind wir irgendwie bei einem Warenkopf von 20 Euro, hat sich nicht wirklich gelohnt. Und von dem Punkt an sind wir dann quasi gestartet und haben wirklich angefangen, Produkte zu entwickeln auch richtig. Noch mehr Reissorten einführen, verschiedene Größen anbieten, also 200 Gramm zu probieren, 600 Gramm als Standardgröße, aber auch den 3 Kilogramm und den 9 Kilogramm, also den Faltinansatz in der Größe sozusagen zu horizontalisieren. Und dann aber auch Zusatzprodukte einzuführen, also angefangen bei Sushi-Zubehörprodukten, Soja, Algenblätter, Stäbchen, aber dann auch zum Beispiel den Reiskocher. Bis heute ein sehr wichtiges, tragendes Element unseres Geschäftskonzepts. Und so haben wir es geschafft, dann irgendwann, also heute haben wir so irgendwas zwischen 300 und 400 Produkten, die auch alle Reishunger gebrandet sind. So haben wir es geschafft, den Warenkorb immer weiter nach oben zu treiben.

Joel Kaczmarek: Ich war ja ein bisschen begeistert, ehrlich gesagt. Du hast mir so ein Paket mal zum Kennenlernen geschickt. Ihr habt so eine Reisschüssel. So was kann ich ja gar nicht, so zum Abgießen.

Sohrab Mohammad: Ach so, so eine Reisschüssel, ne? Ja, genau. Also Reis sollte in der Regel gewaschen werden, weil es ja auch, wie gesagt, ein Naturprodukt ist. Und der andere Grund ist tatsächlich auch, dass man durch den Waschvorgang Stärke entfernt. Und je stärkerhaltiger ein Reis ist, desto stärker klebt er zusammen. Du willst bei einigen Reissorten einfach nicht, dass sie zusammenkleben. Also zum Beispiel beim Basmati ist es sehr ratsam, wenn der schön luftig und locker ist, also wenn du den wirklich aufnimmst, den gekochten Reis aufnimmst, dass du den wirklich körnerweise runterrieseln lassen kannst, dann weißt du, dass du einen gut gemachten Basmati-Reis hast und deswegen ist es ratsam, den Reis zu waschen, zwei, dreimal.

Joel Kaczmarek: So, und wenn ich jetzt hier schon bei Aufklärungsarbeit mit dir bin. Wie funktioniert so ein fucking Reiskocher?

Sohrab Mohammad: Voll einfach. Also ein Reiskocher funktioniert im Grunde nur so, dass du die richtige Reis-Wasser-Menge, zum Beispiel bei Basmati ist es 1 zu 1,5, also ein Cup Reis und 1,5 Cups Wasser. Da machst du ein bisschen Salz rein und dann schließt du den Reiskocher und dann drückst du das entsprechende Programm und dann kocht er das Ding durch. Also er macht das mit einem Thermostat, der weiß, wann Wasser sozusagen verkocht ist. Am Anfang ist es sehr heiß, dann wird es ein bisschen weniger heiß, um das Korn zu schonen. Und am Ende piept er. Und dein Reis ist fertig. Also im Grunde genommen funktioniert das Ganze genau so, wie es bei einem Kochtopf funktioniert. Nur, dass du durch die programmierte Hitzeeinstellung eine viel bessere Hitzeverteilung hast. Und du musst nicht dabei stehen, falls irgendwie der Kochtopf überkocht oder so. Das kennt man ja beim Reis. Und es brennt auch nichts an. Das macht alles der Reiskocher sozusagen für dich in einem geschützten, geschlossenen Raum.

Joel Kaczmarek: Bisschen wie so ein Eierkocher, denke ich.

Sohrab Mohammad: Ja, so in die Richtung geht das. Bisschen komplexer.

Joel Kaczmarek: Mit 50 Sensoren und naja, kostet 15-fach. Aber hey. Und wie seid ihr da vorgegangen? als junge Gründer, die irgendwie von, also gut, ihr hattet ja eigentlich eine Ausbildung sogar ein bisschen mit dem Background.

Sohrab Mohammad: Wie Wirtschaftsingenieure, genau. Also du meinst jetzt mit dem Reiskocher. Mhm. Also wir sind am Anfang opportunistisch vorgegangen. Also wir haben überlegt, hey, wir haben zu wenige Produkte in unserem Online-Shop und wir müssen mehr Produkte haben, mehr passende Produkte haben. Was könnte das sein? Der Reiskocher war einer der Produkte, die bei uns auf der Liste standen. Und am Anfang sind wir da ganz stumpf vorgegangen und haben einfach als Händler Produkte gestartet. eingekauft, also nicht Reishungerprodukte eingekauft, haben die neben unseren Reishungerprodukten auf unsere Seite gepackt und haben gesagt, guck mal, das ist der perfekte Reiskocher für unseren Reis. Haben dann sozusagen von der Marge gelebt. Und dieses Vorgehen hat sich dann über die Zeit einfach angepasst, weil wir gemerkt haben, hey, Reiskocher ist ein Riesenthema in Deutschland und haben dann angefangen, chinesischen, vietnamesischen vietnamesischen, koreanischen und japanischen Reiskocherherstellern zu sprechen und haben uns dann quasi über die Zeit einen eigenen Reiskocher entwickelt. In verschiedenen Farben, in verschiedenen Größen und sind so Reiskocher-Marktführer in Deutschland geworden. Ich habe jetzt keine validen Daten, aber mich würde es wundern, wenn es eine Firma gibt, die mehr Reiskocher verkauft als wir.

Joel Kaczmarek: Und was sind so die Topseller bei euch?

Sohrab Mohammad: Basmati-Reis, Jasmin-Reis, der Reiskocher und unsere Currypasten, die Reiswaschschüssel oder so. Ich bin so stolz auf das Produkt, weil das der Kern ist von dem, was wir tun. Weißt du, es ist so, keiner weiß, dass man Reis waschen muss. Das ist sozusagen schon mal das Erste, dass wir allein mit dem Produkt sagen, hey, wasch dein Reis, das macht dein Reis besser. Und dann gibt's Kein schicken, guten, funktionalen Reiswaschschüssel. Und dann kommen wir mit diesem Produkt um die Ecke und erklären es und liefern auch gleichzeitig sozusagen die Lösung. Auch wenn es nicht zu unseren Top-Sellern gehört, weil eine Reiswaschschüssel braucht jetzt auch nicht jeder. Man kann den Reis auch anders waschen.

Joel Kaczmarek: Ich wäre schon manchmal froh, wenn manche Leute sich selbst waschen würden. Aber ich finde die ganz nice, weil du kannst ja auch sowieso einen Sieb benutzen so halbwegs oder für Salat. Crazy. Und wart ihr verführt, dass ihr mal darüber nachdenkt, von der deutschen Beilagendenke in so eine Art, du hast ja gerade gesagt, HelloFresh gab es noch nicht, also in so Menüs zu gehen, dass ihr sagt, weil du auch Pasten gerade erwähnt hast, dass ihr sagt, hey komm, wir machen jetzt hier irgendwie Reis als Kernprodukt, aber jetzt gehen wir mal hin und verkaufen dir irgendwie so ein Food-Abo oder sowas.

Sohrab Mohammad: Also klar, wir haben natürlich ganz unterschiedliche Konzepte probiert. Wir verstehen uns heute tatsächlich auch nicht unbedingt als reine Reismarke, sondern eher als digitaler Lösungsanbieter für Leute, die mehr Reis in ihren Diätplan einbuchen möchten. Dafür liefern wir sozusagen die Komplettlösung, außer alles, was frisch ist. Also Beispiel, du kriegst auch eine Currybox bei uns oder eine Sushi-Box bei uns. Also wirklich fertige Gerichte, die du mit ein paar Zukäufen dir relativ schnell selber zusammenzaubern kannst. Aber Wir haben uns nie in die Richtung HelloFresh und Co. getraut, weil wir einfach mit frischen Produkten nicht so gut umgehen können. Vielleicht muss man dazu sagen, dass wir auch seit der Gründung von HelloFresh, ich glaube dann so drei Jahre, vier Jahre waren wir der Hauptreislieferant für die. War auch eine super geile Zeit, hat auch richtig Bock gemacht, haben gemerkt an der Art und Weise, wie die bei uns bestellt haben, wie groß die auch in kürzester Zeit geworden sind und so. Aber dann hat man auch irgendwann gemerkt, dass man getrennte Wege gehen muss, weil die brauchten zwar auf der einen Seite Qualität, aber auf der anderen Seite natürlich auch möglichst gute Preise und das konnten wir bei unserem Konzept überhaupt nicht anbieten. Wir sind kein Lohnabfüller, deswegen sind wir dann irgendwann getrennte Wege gegangen, aber wir hatten immer was so peripher mit solchen Konzepten auch zu tun und wie gesagt, haben dann mit unseren Boxen und unseren Komplettlösungen auch versucht, das zu tun, was wir können.

Joel Kaczmarek: Und ich habe jetzt ganz viele HörerInnen im Ohr, die so, ey, jetzt frag doch den Sorab endlich mal, wie groß ist denn eigentlich der Markt, wie viele Leute kaufen eigentlich Reis in Deutschland, so, das haben wir gefühlt noch gar nicht thematisiert.

Sohrab Mohammad: Ja, es gibt unterschiedliche Daten, aber so grundsätzlich irgendwas zwischen 5 und 8 Kilogramm isst der typische deutsche Burger pro Jahr. Wenn man das mal vergleicht mit anderen Regionen dieser Welt, wird man sehen, dass der Markt ausbaufähig ist, sehr viel Potenzial besitzt. Im Nahen Osten ist diese Kilogramm Menge nämlich bei so 30 bis 40 Kilo und im Fernen Osten variieren die Zahlen so zwischen 60 und 80 Kilogramm pro Jahr, pro Person und von daher. Ja, daran sieht man, dass der Markt in Deutschland auf jeden Fall oder in Dach noch ausbaufähig ist. Man braucht gar nicht weit gucken übrigens, um zu sehen, wie schnell dann die Zahlen nach oben gehen. Also zum Beispiel in Italien, kleine Randnotiz, Italien ist das größte Reisanbaugebiet Europas. Um Mailand herum in der Po-Ebene, da zum Beispiel sind die Zahlen auch nochmal anders, also im Vergleich zu Deutschland. Da wird auch deutlich mehr Reis gegessen, obwohl man jetzt sagen würde, da wird auch mehr Pasta und Pizza gegessen. Nee, Reis wird da auch mehr gegessen, aber ich glaube generell wird auch einfach mehr und hochwertiger dort gegessen.

Joel Kaczmarek: So okay, ich weiß jetzt, wir essen 5 bis 8 Kilo pro Jahr, aber den Marktgröße weiß ich noch nicht.

Sohrab Mohammad: Marktgröße kann ich dir so auch nicht sagen, aber sie ist auch nicht so wirklich relevant für uns, weil wir sind ja kein reiner Reisanbieter. Wir sind ja sozusagen dieser Komplettanbieter und drehen uns eher um die ganzen Reiszubehörprodukte. Inzwischen macht Reis vielleicht so 20 Prozent uns Gesamtumsatzes aus. Mehr ist das nicht. Wie viel Umsatz macht ihr denn im Jahr? Um die 25 Millionen, die wir dieses Jahr umsetzen werden, sind profitabel, haben eine Unternehmensgröße von so 80 Mitarbeitern, sitzen in Bremen, haben ein eigenes Fulfillment, haben das also nicht outgesourced. Dort arbeiten circa 30 Leute und ein eigenes Büro natürlich, wo ungefähr 50 Leute arbeiten, sehr klassisch aufgebaut, seit Tag 1 profitabel. Bis auf das letzte Jahr, was ein bisschen kriselig war, waren wir immer profitabel und werden es auch dieses Jahr wieder sein, weil wir nie irgendwelche externen Gelder von Investoren und Co. aufgenommen haben.

Joel Kaczmarek: Und in welchen Märkten seid ihr alles aktiv?

Sohrab Mohammad: Also wir sind hauptsächlich in Dach unterwegs, also Deutschland, Österreich, Schweiz, auch mit eigenen Shops, aber wir haben auch Anbindungen in andere europäische Länder durch Amazon, weil wir auch über Amazon vertreiben. und dort sind wir, wenn mich nicht alles täuscht, zwischen, weiß ich nicht, 11, 13, 14 Ländern unterwegs.

Joel Kaczmarek: Und juckt dich das in den Fingern, dass du auch mal so überhabst? Polen, Spanien, Frankreich, Italien, nachdenkst du?

Sohrab Mohammad: Es juckt uns immer wieder mal in den Fingern. Wir versuchen, in unserem Tempo vorzugehen. Also das ist auch eine Prämisse, die wir uns von Anfang an gesetzt haben und was uns vielleicht auch von anderen Food-Startups, die um uns herum fulminant aufgekauft wurden, um keinen Namen zu nennen, da sind so ein paar Leute um uns herum, die geil vorgegangen sind für das, was sie vorhatten, aber es war nie unser Weg. Genau deswegen ist das Thema Internationalisierung bei uns Eher kein Thema, weil das ein zu langes Return on Investment hätte. Also klar, wir gucken links und rechts immer. Koro, mit denen wir auch persönlich befreundet sind. Die Schnelligkeit des Wachstums, die die an den Tag legen, das ist nichts, was wir stemmen könnten und auch nicht wollen. Das passt auch nicht so wirklich zu Torbens und meinem Charakter. Wir sind so diese typischen hanseatischen Geschäftsleute, die irgendwie versuchen, den Euro, den sie heute eingesetzt haben, daraus irgendwie morgen zwei Euro möglich zu machen und nicht erst in fünf Jahren. Viele Unternehmen in unserem Umfeld sind halt so vorgegangen und das war nie so richtig unser Weg.

Joel Kaczmarek: Was ist denn eigentlich so euer Wettbewerb? Also wir haben jetzt Koro genannt, die machen ja teilweise, machen die auch Reis by the way?

Sohrab Mohammad: Die machen auch Reis ein bisschen, ja.

Joel Kaczmarek: Dann, wenn ich an Reis denke, dann fällt mir mal sowas ein wie Uncle Bens, Oritza, wahrscheinlich irgendwie die Eigenhersteller der großen Supermärkte, also ich schätze mal Lidl, Aldi und Co. Ja. Oder auch so hier Ja, diese Eigenmarken, die werden ja auch ganz viel haben. Also sowas bei mir mal, wenn ich als Student Reis gekauft habe, waren das mal vier Beutel in so einem günstig Ding für 1,50 oder so. Das ist sozusagen die Riege, gegen die du antrittst oder wer ist das?

Sohrab Mohammad: Es gibt keine eindeutige Antwort darauf, ne? Also man könnte sagen, die ganzen Online-Player um uns herum, ja, also auch die, die vielleicht nur Gewürze gemacht haben oder machen, das sind alles sozusagen Konkurrenten oder Wettbewerber, weil der typische deutsche Küchenhaushalt ein Online-Budget von so und so viel Euro pro Monat hat. Passt überhaupt nicht zu unserem Vorgehen, weil wir sind natürlich alle miteinander connected, tauschen uns aus, kooperieren in unterschiedlichsten Formen miteinander. Von daher sehen wir das überhaupt nicht so, dass da irgendwelche großartigen Wettbewerbe stattfinden. Und dann könnte man natürlich die ganzen Reisplayer nehmen, das heißt nicht mehr Uncle Ben's by the way, das heißt Ben's Original von Mars oder von Oriza oder Reisfitz, die beide zur gleichen Company gehören. Klar, könnte man auch sagen, aber da wiederum hinkt der Vergleich irgendwie auch, weil wir verstehen uns nicht als reine Reismarke, wir sind ja mehr als nur eine Reismarke, wir sind ja eine Lösung, wenn du so willst. Und von daher, so in der Form, wie wir es machen, macht es irgendwie niemand und das ist wie unser Vorgehen gewesen und deswegen ist Wettbewerb kein großes Thema für uns.

Joel Kaczmarek: Wir haben ja noch gar nicht darüber gesprochen, wie ihr eigentlich verkauft. Also ihr habt einen eigenen Onlineshop, klar, cool. So 2010 wart ihr hier Pioniere. Amazon hast du auch schon erwähnt. Was ist mit stationärem Handel? Also kann ich euch auch im Handel kaufen?

Sohrab Mohammad: Ja, du kannst auch im Handel kaufen. Also wir sind national gelistet bei Alnatura, Aleko. Die sind nicht so groß wie Alnatura, aber die gibt es auch hier und da. Und dann sind wir regional gelistet bei Rewe und Edeka auch.

Joel Kaczmarek: Ja, weil ich wollte gerade sagen, das ist ja hauen und stechen. Im Einzelhandel ist ja hier jeder Regalmeter wahrscheinlich hart bezahlt. Das wissen ja die meisten Leute gar nicht. Ich glaube, 80 Prozent der Supermarktware stammt von fünf Firmen oder irgendwie sowas.

Sohrab Mohammad: Das kann sehr gut sein. Und diesem Kampf wollten wir uns niemals aussetzen. Deswegen sind wir den Supermarkt auch eher immer umgangen. Haben dann aber trotzdem immer die Kooperation gemacht, die uns zugetragen wurden. Was natürlich zur Folge hatte, dass wir eben keine WKZs, also Werbekostenzuschüsse, zahlen mussten. Aber dieses Konzept so in der Form ist nicht nachhaltig. Also den Startup-Bonus, den kriegt man nicht auf ewig. Für uns ist es eine binäre Entscheidung zu sagen, hey, wollen wir im Supermarkt irgendwie groß werden oder nicht? Und wir haben uns bisher, genau wie bei der Internationalisierung, eher dagegen entschieden, weil wir einfach wissen, mit welchen Investitionskosten wir arbeiten. wir uns da brüsten müssten, um auch wirklich vernünftig mitbieten zu können. Um es mal ganz konkret zu machen, man müsste dann Verträge mit Handelsvertretern oder Handelsagenturen schließen, die dann quasi deine Produkte vor Ort vermarkten und verkaufen. Oder du baust deine eigene Vertreterflotte. Das sind dann irgendwie in Deutschland 20 bis 25 Autos und Vertreter, die dann halt regional irgendwie rumfahren und die Produkte platzieren. Das sind Kosten, die andere Food-Unternehmen um uns herum auf sich genommen haben. weil das auch strategisch für die Sinn gemacht hat, für uns noch nicht. Mal gucken, was die Zukunft bringt.

Joel Kaczmarek: Ja, weil ich meine ganz ehrlich, bei wie vielen Marken ist es so, dass du da so einen tierischen Werbedruck drauf gibst, über vielleicht manchmal sogar fünf oder zehn Jahre und dann stellt man es ab und es lebt noch zehn Jahre weiter. Das ist ganz absurd, habe ich mal irgendwie gehört. Plus dann das ganze WKZ-Spiel, was du beschrieben hast.

Sohrab Mohammad: Ja, genau, richtig. Man muss sich darauf einlassen und wenn man sich darauf einlässt, muss man die ganze Klaviatur spielen. Und dazu gehören auch die Jahresgespräche mit den Konzernen, wo man auch gut vorbereitet sein muss und im Voraus denken muss und im Voraus auch rechnen muss. Und das ist einfach alles nicht so richtig unser Game. Also Torben und ich sind so ein bisschen nerdig unterwegs, würde ich sagen. Also wir lieben das, hinter unseren Rechnern zu hocken, uns Strategien zu überlegen mit dem Team und die dann auszurollen und dann hinterher schnell auszuwerten und zu gucken, was hat funktioniert, was hat nicht funktioniert. Wir sind überhaupt keine Sales-Typen. Also wir sind gar nicht die Typen, die irgendwie rausgehen und den Leuten irgendwie versuchen, was zu verkaufen. Das war nie unser Ansatz und wahrscheinlich, solange wir in dieser Konstellation weitermachen, wird es auch niemals unser Ansatz sein.

Joel Kaczmarek: Wie viel Marge ist denn eigentlich auf Reis bzw. auf den anderen 80%, mit denen ihr euren Umsatz macht an Produkten?

Sohrab Mohammad: Das ist sehr unterschiedlich, aber wir sind sehr hochmargerig unterwegs, weil wir uns natürlich auch im höheren Segment ansiedeln, was die Qualität angeht, unsere Kommunikation angeht. Also wir sprechen hier von einer Bruttomarge von 60 bis 65%. Das ist ganz gut. Also wir haben uns aber auch lange Jahre hingearbeitet, können dann mit diesem Ergebnis auch schöne Investitionen in die Zukunft tätigen, die uns dann wiederum neue Produkte ermöglichen, neue Märkte ermöglichen.

Joel Kaczmarek: Welche Rolle spielt so Amazon für euch? Oder habt ihr auch noch andere Online-Großhändler, mit denen ihr arbeitet?

Sohrab Mohammad: Wir haben auch noch andere Online-Großhändler, mit denen wir arbeiten, zum Beispiel Flink und Gorilla, die ja in den letzten Jahren aufgepoppt sind, mit denen wir von Anfang an kooperiert haben. Wir arbeiten auch mit anderen Plattformen zusammen, aber die wichtigste und größte Plattform ist auf jeden Fall Amazon und spielt schon eine wichtige Rolle bei uns.

Joel Kaczmarek: Fluch und Segen wahrscheinlich.

Sohrab Mohammad: Ja klar, also wie es halt immer so ist, wenn man nicht auf seiner eigenen Plattform unterwegs ist. Aber wir haben eigentlich immer sehr gute Erfahrungen mit Amazon gemacht. Also wir wurden noch oft gefeatured, zu Interviews eingeladen, Werbefilme wurden mit uns gedreht, weil wir von Anfang an auf diese Plattform gesetzt haben, in eine schöne, gute Kooperation mit denen gegangen sind. Umsatz liegt irgendwas zwischen 20 bis 30 Prozent unseres Gesamtumsatzes kommt über Amazon.

Joel Kaczmarek: Ich wollte gerade sagen, stationär ist dann wahrscheinlich gar nicht so groß?

Sohrab Mohammad: Nee, so 10 Prozent ungefähr.

Joel Kaczmarek: Okay, dann habt ihr das meiste bei euch selbst in der Hand. Und wie ist denn so der Angang eigentlich? Also wie macht ihr zum Beispiel Marketing? Arbeitet ihr mit Influencern? Habt ihr irgendwie, weil du hast ja auch gesagt, man kann sehr schön mit Rezepten arbeiten, mit Aufklärungsarbeit. Es ist ja ein sehr visuelles Produkt und so weiter. Also es ist auch ein Genussprodukt, würde ich sagen.

Sohrab Mohammad: Genau, ganz klassisch. Technische Online-Marketing-Klaviatur, die wir da bedienen, natürlich mit unterschiedlich starken Präferenzen, je nachdem, in welcher Phase wir uns befinden. Zum Beispiel die letzten Jahre haben wir sehr starkes Influencer-Marketing gemacht, wo wir mit Koch-Influencern oder mit Lifestyle-Influencern viel gemacht haben, aber der Markt ist so ein bisschen weggebrochen, weil Influencer einfach zu teuer wurden für die nicht immer hochpreisigen Produkte, die wir anbieten. Ich meine, so eine Reistüte kostet dann irgendwie 2,99 Euro. Da kannst du ja ausrechnen, wie viel du davon über einen Influencer verticken musst, wenn der einen Preis von XY aufruft. Das hat sich so ein bisschen verändert, aber ansonsten Kundengewinnungsmaßnahmen, Kundenbetreuungsmaßnahmen, Newsletter-Marketing, Social Ads, keine großen Überraschungen, die wir da irgendwie fahren. Was uns, glaube ich, besonders macht, ist, wir haben unsere eigene Content-Maschinerie aufgebaut, wo wir wirklich ein eigenes Kochstudio haben, ein eigenes Fotostudio haben und dann zu jedem Reis die Geschichte erzählen. Wo kommt es her? Was kann man damit machen? In welchen Variationen kann man das kochen? Das dann in Verbindung mit unseren ganzen Non-Food-Produkten. Genau, und dann wird irgendwann so ein Schuh draus. Und das ist vielleicht so das größte Asset, was wir innerhalb unseres Marketing-Teams haben. Eine eigene Content-Produktion und das Wissen darüber, wie man den Content produziert und wie man ihn sozusagen an den verschiedenen Stellen ausspielt.

Joel Kaczmarek: Was wäre da so? dein Tipp, wenn du jetzt andere Leute, die irgendwie zuhören, also wahrscheinlich ist es so eine Richtung Content Repurposing, also dass du einmal was produzierst und auf möglichst vielen Plattformen irgendwie quer einsetzt oder wie geht ihr so vor?

Sohrab Mohammad: Genau, also wir haben am Anfang der Kette eine Art Produktentwicklungsmaschinerie. Es hört sich immer so unmenschlich an, ja, also da stecken Menschen, da stecken Köpfe, da steckt richtige Kreativität und richtig gute Leute hinter, aber es geht darum, neue Produkte zu entwickeln. Also zum Beispiel die Reiswaschschüssel, über die wir vorhin gesprochen haben. Also wie kann man Reis eigentlich vernünftig waschen? Und dann gibt es unterschiedliche Wege. Dann gibt es den normalen Sieb und dann guckst du dir den Sieb an und dann merkst du, da fällt irgendwie die Hälfte der Reiskörner durch. Wenn die Löcher zu groß sind und wenn die zu klein sind, dann funktioniert es irgendwie auch nicht. Schaffst du es irgendwann mit einem Hersteller eine Reiswaschschüssel zu entwickeln oder zu entdecken, die zum Beispiel aus Plastik besteht und dann wäre der nächste Step zu sagen, okay, Plastik will halt nicht jeder haben. Wie kann man dann irgendwie daraus ein höherwertiges Produkt zum Beispiel aus Edelstahl machen? Also eine ganze Produktentwicklungskompetenz, die wir aufgebaut haben, sehr wichtig für uns. Das ist sozusagen der Anfang der Kette. Und sobald das Produkt eingekauft ist, in unserem Lager ist, wandert dieses Produkt dann durch unsere Content-Maschinerie, wo dann dieses Produkt in Szene gesetzt wird, also vernünftige Fotos gemacht wird, vernünftige Produktvideos gemacht wird, aber auch Erklärvideos gemacht wird. Dieser Content wird dann auf den ganzen Kommunikationsplattformen wie unserem eigenen Shop, bei Amazon, aber auch bei unseren Social Media Kanälen platziert. Dann gehen wir in die Vermarktung. Dann geht es darum, das Produkt an die Leute zu bringen, die das brauchten oder die vorher nicht wussten, dass sie es brauchen, aber dann wissen, dass sie eine Reißwaschschüssel brauchen.

Joel Kaczmarek: Und personalisiert ihr viel, also dass ihr es an den Gesichtern aufhängt? Bist du dann zum Beispiel so euer TikTok-Star oder macht ihr sowas nicht?

Sohrab Mohammad: Nee, das machen wir eher nicht. Also wir haben uns von Anfang an gesagt, dass wir eben keine Marke sein wollen, die stark von einzelnen Personen oder stark von den Gründern abhängt. Bei uns soll das Produkt und die Marke im Vordergrund stehen. Also die Storys, die erzählt werden, sieht man hoffentlich auch. Also ich gebe zwar hier und da immer noch Interviews und versuche natürlich die Firma zu pushen und bekannter zu machen, Werbung für unsere Produkte zu machen. Aber das könnte in dieser Form auch jeder andere bei uns. Und so gehen wir auch vor.

Joel Kaczmarek: Weil ich dachte so, ob Köche, die super auch für euch wären, so als Testimonials. Also zum Beispiel Tim Rauhe weiß ich, der ist Asia-Fan. Also wenn ich mich mit dem unterhalten habe, dann hieß es immer, der kannte alle Asialen, die ich auch kannte. Ja, hier, good friends. Und dann meinte ich so, ja, nee, ich gehe immer hier zu, in der U-Landstraße zu Tian Fu. Dann konnte der genau sagen, ja, die machen dies und das gut, da war ich auch in der Küche. Wäre so ein Gesicht für euch nicht voll praktisch, so einen Koch zu haben? Total, ja.

Sohrab Mohammad: Absolut, also gehört ja bei uns mit in die Riege der Influencer, schräg schräg der Kooperationspartner, auch hier ist es so, also wenn wir super interessierte oder interessante Persönlichkeiten haben, die gut zu uns passen, sehr gerne, wenn der Preis sozusagen stimmt, also von daher Tim, wenn du das hörst, bitte melde dich bei uns. Ich liebe ja Tim Rau, ich finde ihn ja mega geil, also sowohl was er alles macht und seine Persönlichkeit und so, das würde sehr gut passen, aber wir haben auch schon mit anderen Köchen gesprochen, es ist dann tatsächlich immer so ein bisschen an Preis gescheitert. und Und ich kann es auch irgendwo verstehen, ja, also wenn eine Persönlichkeit oder ein Reichweitengeber, der auch eine echte Bekanntheit hat, für ein Produkt sprechen soll, das kostet halt seinen Preis. Und das ist auch völlig in Ordnung und dann muss man sich irgendwie in der Mitte einigen und das haben wir bisher zumindest für sehr große, bekannte, prominente Reichweitengeber nur bedingt hinbekommen.

Joel Kaczmarek: Aber der ist wirklich cool, vor allem wie es im Essen sind, genauso wie der immer redet. Ich schreibe den immer ganz offen, hallo Tim, wäre cool, wenn du dies, das, jenes, was denkst du? Und dann mal so, ja, können wir machen.

Sohrab Mohammad: Dann weißt du ja, was du nachher für eine SMS an dich schreiben musst.

Joel Kaczmarek: Wenn mein Kontakt mal so gut wäre zu ihm, wie ich ihn für dich bräuchte. Bootstrapping, hast du by the way erzählt, bisher gar keinen Investor aufgenommen. Also hab ich es richtig mitgeschnitten? Einfach nur durch Zuschüsse, durch Kredite bisher finanziert, gar keinen Investor angebaut?

Sohrab Mohammad: Genau so ist es. Also am Anfang hat Torben 10.000 Euro aufgenommen, ich hab 10.000 Euro aufgenommen. Dann sind wir gestartet, haben die GmbH gegründet und haben dann jeden einzelnen Euro, den wir verdient haben, am Ende sozusagen wieder reingesteckt. Und so sind wir bestimmt drei Jahre vorgegangen, also immer nur kleinste Mengen eingekauft, konnten dann natürlich auch keine richtigen Einkaufseffekte erzielen, aber egal, Hauptsache erstmal da haben, verkaufen können. Und dann sind wir auf das Thema Banken aufmerksam geworden, dass wir da gewisse Kreditlinien ziehen können, um auch größere Einkaufsmengen zu finanzieren. Das ist das Einzige, was wir bisher gemacht haben. Also wir haben so drei, vier verschiedene Banken, mit denen wir zusammenarbeiten. Ansonsten teilen Torben und ich uns jeweils 50 Prozent der Firmen und haben bisher noch niemanden weiteren in die Gesellschaft aufgenommen.

Joel Kaczmarek: Ich weiß ja, wie das ist, dass man auf der einen Seite das Thema Risiko hat und Risikobereitschaft und Erfolgswahrscheinlichkeit haben so eine gewisse Paarung und auf der anderen Seite sitzt du dann ja auch da und denkst, okay, das Vorgehen, was ihr zum Beispiel gewählt habt, hält einen dann manchmal davon ab, brutal zu wachsen, was dann natürlich nochmal andere Dinge wieder erschließen könnte. Wie sehr warst du im Kampf mit dieser Strategie?

Sohrab Mohammad: Immer wieder. Ganz am Anfang würde ich sagen weniger, also als die Firma jetzt irgendwie ein, zwei Millionen Euro Umsatz gemacht hat, ja, also das Schlimmste, was passiert ist, dass du den Laden dann irgendwie zwei Monate später wieder schließt. und dann war es ein schönes Experiment und gut ist, aber je größer man wird, desto größer werden die Investitionssummen, desto größer wird natürlich auch der Druck, dass die Projekte, die man dann aufsetzt, auch funktionieren. Man denkt immer wieder darüber nach, ob jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt ist, einen größeren reinzuholen und an anderen Tagen ist man dann so, ja, ich bin Eigentlich ganz geil, dass wir so diese krasse Unabhängigkeit haben und einfach das machen können, worauf wir Bock haben. Also ein innerlicher Kampf, der immer da ist. Inzwischen ist es so, wir sind offen. Wir sind offen, wir führen Gespräche nach links und rechts und gucken. Und irgendwann wird sicherlich einer dazu stoßen, der uns dann nochmal größere Sachen ermöglicht. Aber bis dahin wissen wir uns auch schon selber zu helfen. Also es ist nicht so, dass wir jetzt mega abhängig sind von jemandem.

Joel Kaczmarek: Naja, ich finde, solche Sachen gehen ja dann immer im Kopf los. Wenn du dann halt irgendjemanden links an dir vorbeischießen siehst oder rechts, denkst du so, oh, hätte ich sein können. Oder mit anderer Strategie, mit mehr dies, mehr das, wäre das gegangen. Das müsste doch wahrscheinlich sein, oder? Gerade wenn du sagst, 2010 war ja noch fast noch nuklearer Winter nach dem Dingsmarkt hier. So, und dann siehst du auf einmal so Rising Stars an dir vorbeiballern, oder?

Sohrab Mohammad: Total. Also Koro hast du ja selber vorhin angesprochen. Ja, wir kennen die Jungs schon sehr lange und entsprechend auch, als sie noch sehr klein waren. Just Spices werde ich auch nie vergessen, wie der Ole und ich durch unser Lager gegangen sind und er mit riesigen Augen dachte, Was habt ihr denn hier aufgebaut? Und zwei, drei Jahre später sind die halt Meilen an uns vorbeigezogen. Aber ich glaube, Torben und ich, wir haben schon eine gewisse Konzentration irgendwie auch auf uns selbst. Wir wussten immer zumindest, worauf es bei uns ankommt. Bei uns kam es immer so ein bisschen aufs Ergebnis an. Also was bleibt am Ende des Jahres übrig? Es kam darauf an, dass wir Spaß haben. dass wir Bock haben zu gestalten, dass wir auch die Entscheidungen treffen können, die wir dann treffen wollen. Ich weiß, viele Firmen, die dann einfach nur noch, in Anführungsstrichen, das Ziel hatten, hoch hinaus zu wollen, viele von diesen eben genannten Vorteilen dann einfach aufgegeben haben. Natürlich wurden sie dann anders belohnt, sag ich mal, aber das war jetzt nicht das primäre Ziel von Torben und von mir. Sonst hätten wir ja von Anfang an irgendwie ein VC genommen oder ein Angel genommen und hätten gesagt, komm, wir machen das Ding jetzt big. Wir wollten es groß machen, aber auch immer so, dass es uns Spaß macht. Auf diesem Weg gab es tausend Gespräche in die eine Richtung, in die andere Richtung. Ich fand zum Beispiel auch spannend, was Corona mit uns gemacht hat.

Joel Kaczmarek: Wollte ich gerade gesagt haben, was war da los in der Krise?

Sohrab Mohammad: Ja, also Corona war natürlich erstmal geil für uns, weil Menschen nicht mehr rausgegangen sind und nicht mehr draußen konsumiert haben. Also viel zu Hause gekocht haben und deswegen sind unsere Umsätze nach oben gegangen. Aber Corona war auch scheiße für uns, weil wir waren einfach gezwungen brutal zu wachsen, auch intern. Und zwar so, dass es definitiv auch für die Unternehmung ungesund war. Natürlich ist die Post-Corona-Phase auch so gewesen, dass wir dachten, Alter, krass, jetzt haben wir in einigen Bereichen so aufgebaut, weil wir es teilweise auch mussten und jetzt müssen wir es wieder abbauen. Also hätten wir gerne darauf verzichtet, wir wären gerne sozusagen stetig weitergewachsen, aber es hat auch psychologisch was mit uns gemacht, das war das Spannende. Also wir haben während Corona gemerkt, wie Firmen um uns herum zu irrsinnigen Bewertungen verkauft wurden und wahnsinnige Erfolgsgeschichten im Bereich Exit hingelegt haben, wo Torben und ich dachten so, okay krass, wir verstehen das irgendwie nicht, aber irgendwie gut. Und dann fängst du auf einmal an, doch Investitionen zu tätigen, die du vielleicht vor zwei, drei Jahren nicht getätigt hättest. Wir mussten uns in dieser Phase sehr stärken. schnell selber korrigieren, psychologisch zu sagen, Alter, das ist zwar irgendwie spannend, was um uns herum passiert, aber vor allem jetzt ist es wichtig, uns auf uns zu konzentrieren. Und das war anstrengend, aber ich glaube, es ist uns gelungen. Was unsere Strategie angeht, würde ich sagen, sind wir gefestigter denn je.

Joel Kaczmarek: Das ist doch ein schönes Schlusswort. Also vielen Dank, dass du da warst. Ich drücke dir ganz feste die Daumen und keep me posted.

Sohrab Mohammad: Auf jeden Fall. Guten Reishunger.

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Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Unternehmertum: Denn getreu dem digital kompakt Motto "Lerne von den Besten" trifft sich Joel in freudiger Regelmäßigkeit mit den erfolgreichsten Unternehmer:innen aus der Startup- und Digitalwirtschaft. Egal ob Scale-up, Soonicorn, Unicorn oder erfolgreicher Mittelständler – in unseren Episoden zu Unternehmertum lassen dich die Besten hinter ihre Kulissen blicken und nehmen dich mit auf eine Reise zur Strategie, Entstehung und Entwicklung ihrer Firmen.