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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Deep Dive Podcast von Digital Kompakt. Heute bei einem super spannenden Unternehmen, zu dem ich auch schon ein bisschen was gemacht habe. Bei Movinga befinden wir uns heute und ich bedanke mich ganz herzlich bei Bastian Knutzen für die Gastfreundschaft. Hallo Bastian und danke, dass ich hier sein darf.
Bastian Knutzen: Danke Jay.
Joel Kaczmarek: Erklär uns doch mal, worum genau geht es eigentlich bei Movinga?
Bastian Knutzen: Ja, bei uns, bei Movinga geht es darum, dass wir mit Movinga eine vertikale integrierte Plattform gebaut haben, mit der wir die Umzugsdienstleistung ins Internet bringen. Wir haben so ein bisschen gesehen, dass das Thema Umzug eigentlich so das Stressthema Nummer eins bei den Leuten ist. Und was wir machen, ist, dass wir auf der Kundenseite für die Kunden die Dienstleistung deutlich einfacher machen, viel bequemer, zuverlässiger und einfach schneller. Auf der anderen Seite, auf der Partnerseite, unseren zuverlässigen Partnerunternehmen helfen, eine bessere Auslastung zu schaffen, weniger Leerfahrten zu haben und mit uns zusammenzuwachsen.
Joel Kaczmarek: Wenn ich das jetzt mit eigenen Worten nochmal zusammenfasse, dann haben wir auf der Kundenseite also die Vereinfachung, Transparenz und die Kalkulationssicherheit, nehme ich mal an. Und auf der Speditionsseite wiederum die Leerzeitenoptimierung und das Generieren von Aufträgen.
Bastian Knutzen: Genau, richtig. Also auf der Partnerseite ist es halt so, dass wir den Partnern halt irgendwie auf der einen Seite Wachstum bringen, dadurch, dass wir aber halt die Leerfahrten von denen reduzieren und damit halt die Auslastung optimieren, bringen wir ihnen halt auch gleichzeitig Effizienz und mittelfristig also mehr Revenue und
Joel Kaczmarek: mehr Profit. Jetzt hast du gesagt, ihr seid vertikal integriert. Was genau heißt das?
Bastian Knutzen: Das heißt, dass wir auf Kundenseite dem Kunden wirklich ein End-to-End-Umzugserlebnis bieten. Das heißt, der Kunde geht zu uns, vom ersten Kontakt bis zur Rechnung ist es nur Movinga als einziger Touchpoint. Das heißt, wenn er irgendwelche Rückfragen hat, ist es Movinga. Der Umzugs-LKW, der ankommt, ist mit Movinga angemalt, ist gebrandet. Die Kartons sind gebrandet, die Helfer tragen unsere Movinga-T-Shirts. Das heißt, es ist wirklich eine End-to-End-Experience und wir sind sozusagen für den Kunden der One-Stop-Shop für alles rund um seinen Umzug.
Joel Kaczmarek: Also ich sage mal, von Auftragserteilung über Planung, Umsetzung, Nachbereitung bis hin zur Rechnungslegung, das seid alles ihr?
Bastian Knutzen: Genau, das sind wir. Das heißt, wir garantieren dem Kunden zum Beispiel, wenn er jetzt den Preis X bezahlt, dass es auch dabei bleibt, dass er keinen Mehraufwand geltend gemacht wird, dass er den Preis bezahlt und dafür eine zuverlässige Umzugsdienstleistung bekommt.
Joel Kaczmarek: Jetzt muss man verstehen, ihr managt diese gesamte Transaktion und die ist mit euch gebrandet, aber die Fahrzeuge und Speditionen, die das Ganze durchführen, die gehören nicht euch.
Bastian Knutzen: Man kann das, was du jetzt gerade angesprochen hast, so ein bisschen mit Flixbus vergleichen. Auch da ist es ja so, dass es lokale mittelständische Busunternehmen sind, die durch Flixbus auf ein ganz anderes Level gekommen sind, mit denen zusammengewachsen sind und auch bei denen wurden dadurch halt signifikant Leerfahrten reduziert, weswegen halt auf der Kundenseite eine Ersparnis möglich ist und gleichzeitig der Partner profitabler wird.
Joel Kaczmarek: Also wenn wir das Flixbus-Beispiel jetzt nochmal aufgreifen. So wie die Busse, die dort fahren, nicht zu Flixbus gehören, gehören euch nicht die LKWs, aber ihr lastet die aus, nehmt die gesamte Umzugsplanung vor, brandet die gesamte Transaktion, aber sie gehören euch eben nicht. Das heißt, ihr seid eigentlich mehr so ein bisschen was wie ein Disponenten.
Bastian Knutzen: Wir sind mehr als ein Disponent. Also ich glaube, was halt spannend ist für den Umzugspartner, die Kernkompetenz der meisten Umzugsunternehmen ist nun mal das Umziehen. Das Kartonspacken, das Ladungssichern, die Möbelmontage und alles, was irgendwie damit zusammenhängt. Wo viele Umzugsunternehmen nicht die Kapazitäten für haben, beziehungsweise was auch einfach ökonomisch nicht Sinn macht, wenn sie da irgendwie sich Kapazitäten aneignen und Skills auch irgendwo aneignen, ist halt alles, was um den Umzug herum passiert. Also was was Kundenakquisition angeht, was das Thema Routing angeht, was Kundenservice angeht und alles, was quasi rund um den Umzug stattfindet. Das heißt, die eigentliche Umzugsdurchführung, da sind unsere Partner die Profis, die können das. Wo wir ihnen halt hilflich sein können, beziehungsweise wo wir gut zusammenarbeiten können, ist, dass wir halt die Preiserstellung ihnen abnehmen, die vorher wirklich ein relativ langwieriger, komplizierter Prozess war, dass irgendwie Leute bei dir in die Wohnung kamen. Deine Möbel sich angeschaut haben, um abschätzen zu können, wie viel Volumen, wie viele Kubikmeter du tatsächlich umziehen möchtest. Das nehmen wir ihnen ab, bringen das ins Internet, vereinfachen das und lassen quasi die Umzugsunternehmen bei ihrer Kernkompetenz dem Eigentlichen umziehen. Und das sehen wir als wirklich eine Win-Win-Situation für beide, weil die Umzugspartner sich auf das konzentrieren, was sie gut können. Und wir, ich meine, wir haben im Hintergrund Internet vorher gemacht, nehmen ihnen quasi alles rund um die Umzugsdienstleistung ab.
Joel Kaczmarek: Wenn wir diesen ganzen Ablauf jetzt nochmal so ein bisschen zusammenfassen. Also typischerweise ist es so, man findet irgendwie in seinem Briefkasten einen Zettel oder man wird angerufen oder man stellt im Netz irgendwie eine Anfrage und wird dann kontaktiert. Dann kommt ein sogenannter Akquisiteur und bemisst eigentlich durch Begehung der Wohnung, wie viel Volumen entsteht. Und diesen gesamten Prozess wollt ihr vereinfachen, indem ihr das mit einem Algorithmus tätigt, der Daten erfasst und datengetrieben das berechnet.
Bastian Knutzen: Genau, richtig.
Joel Kaczmarek: Ich habe über das Thema schon so ein bisschen geschrieben und habe dann irgendwie wütende Kommentare bekommen, das sei der größte Bullshit, das sei überhaupt nicht möglich, weil Haushalte seien viel zu variant, es sei gar nicht möglich.
Bastian Knutzen: Genau, also es gibt, klar gibt es eine gewisse Variante und auch wir haben irgendwie gerade am Anfang natürlich gewisse Outliers. Das heißt, wir sind am Anfang, wenn wir zum Beispiel einen neuen Markt starten, gehen wir immer in ein gewissen, in ein abschätzbares Risiko rein und wir holen uns halt gewisse Datenpunkte vom Kunden. Bei einer kleineren Wohnung reichen uns wirklich ein paar wenige Datenfelder, Die Anzahl der Zimmer, die Anzahl der Personen, wie viele Quadratmeter es sind, welche Etage und ob es einen Aufzug gibt. Und basierend darauf können wir dann relativ genau abschätzen, was das für ein Aufwand ist. Also wenn man sich einen Umzug anguckt, das ist immer die Distanz, die den Preis ausmacht und das Volumen. Distanz ist relativ straightforward, klar. Das Volumen, es weiß halt kein Kunde, wie viele Kubikmeter es sind. Und das kann man halt extrem gut annähern über solche Datenfelder. Die werden dann hinten raus in unserem Algorithmus noch erweitert um viele andere Punkte. Wir schauen uns zum Beispiel da wirklich hyperlocal Real Estate Daten an und sagen, ich meine, es ist ja irgendwo, macht ja Sinn, dass irgendwie eine Wohnung in Mitte oder in Prenzlauer Berg andere Charakteristiken hat als in den Outskirts von Berlin.
Joel Kaczmarek: Aber es geht doch nicht nur um sowas. Was ist denn, wenn jemand zum Beispiel sagt, ich habe besonders zerbrechliche Sachen, die gesondert geschützt werden müssen oder er hat ein Klavier, was sehr, sehr schwer ist oder ein Teil soll eingelagert werden oder jemand trennt sich als Paar und sagt, das eine muss zum einen, das andere zum anderen. Wie löst ihr denn sowas?
Bastian Knutzen: Klar, das sind dann irgendwie spezielle Dienstleistungen. Das, was ich jetzt gerade beschrieben habe, das geht halt für den Standardamtumzug. Für solche Sachen, wir hatten da auch wirklich andere verrückte Sachen. Also wir haben schon internationale Umzüge gemacht und haben schon Traktoren in den Iran transportiert. Also da gibt es Sachen, die man jetzt nicht einfach über so ein paar Standardfelder regeln kann, aber auch da können wir die dann halt manuell noch hinzufügen. zum Algorithmus und auch da haben wir dann einen akkuraten Preis. Und was wir jetzt einfach mal gemacht haben, um einfach mal zu sehen, wie akkurat das am Ende des Tages dann wirklich ist, wir haben halt einfach mal rund 20 Umzugsunternehmen eingeladen nach Steglitz in ein Haus und haben die einfach mal schätzen lassen, wie viel Volumen das denn da ist. Weil so funktioniert ja die Branche herkömmlicherweise, dass die Akquisiteure haben, die zu den Häusern rausfahren und das abschätzen. Und überraschenderweise, wir hatten dann am Ende auch wirklich, ich glaube es waren 23 Unternehmen, hatten dann am Ende 23 verschiedene Schätzungen. Die Einschätzung vom Volumen war deswegen am Ende des Tages normal verteilt. Und unser Algorithmus ist mittlerweile deutlich akkurater. Und spannend ist natürlich, mit jedem Umzug, den wir durchführen, haben wir einen zusätzlichen Datenpunkt und können das Ganze nochmal refinen und es wird nochmal akkurater.
Joel Kaczmarek: Ist denn das mehrstufig, wenn ihr einen Umzug plant? Also dass man zum Beispiel sagt, der Anfang ist diese 0815-Abfrage und dann kommen so diese Detailfragen hinterher?
Bastian Knutzen: Genau, richtig. Also wenn jetzt zum Beispiel auch, auch wenn es eine 300 Quadratmeter Wohnung ist, dann brauchen wir noch mehr Informationen. Der Detailgrad bzw. die Anzahl an Fragen verändert sich je nach Wohnungsgröße. Dann gibt es weitere Fragen, die gestellt werden. Wie lange wohnen Sie in der Wohnung, um abschätzen zu können, wie viele Sachen sich angesammelt haben.
Joel Kaczmarek: Also wird ein Movinga für mich immer ineffizienter oder aufwendiger, je größer meine Wohnung ist und je länger ich da wohne.
Bastian Knutzen: Ja, kannst du so sagen, aber es ist immer noch deutlich einfacher, als irgendwie jemanden zu dir einzuladen, der durch die komplette Wohnung geht oder eine Umzugsgutliste auszufüllen, wo du wirklich auf einen Detailgrad von der Anzahl deiner Handtuchhalter beantworten musst, welche Möbel du transportieren möchtest.
Joel Kaczmarek: Wobei ich bei euch in den AGBs gelesen habe, ihr sagt auch, die Kunden müssen Umzugslisten bereitstellen, wenn ihr das wollt.
Bastian Knutzen: Genau, wenn wir das wollen. Aber die Idee ist halt, das so bequem zu machen, wie irgendwie möglich, bei einem durch Daten und Technologie ermöglichen hohen Accuracy-Level.
Joel Kaczmarek: Wie hoch ist denn sozusagen der Unterschied, wenn ihr einen Umzugspreis kalkuliert und wenn jetzt jemand eine Spedition dahin gehen würde? Welche Differenz zwischen dem? Zwischen Schätzwert durch den Raum laufen und du guckst mit deinem Algorithmus?
Bastian Knutzen: Das hängt natürlich vom Umzug ab. Es gibt riesige Unterschiede. Hängt davon ab, wie lang der Umzug ist, wie groß die Wohnung ist, welche Etage das ist, ob es einen geeigneten Umzug gibt und verschiedenste andere Themen.
Joel Kaczmarek: Vater, Mutter, Kind. Drei Personen, drei Zimmerwohnungen, bauen sich ein Haus, ziehen dahin um. Wie teuer würdest du schätzen, wie teuer ist typischerweise so ein Umzug?
Bastian Knutzen: Sagst du jetzt innerstädtisch oder drei Personen, drei Zimmer?
Joel Kaczmarek: Sag mal Berlin-Zentrum nach Berlin-Rand. Drei Personen.
Bastian Knutzen: Drei Personen würde ich schätzen 600, 700 Euro innerhalb von Berlin.
Joel Kaczmarek: Okay, was würde mir jetzt ein Spediteur dafür berechnen?
Bastian Knutzen: Es kommt auch da natürlich auf den Spediteuren und es gibt, glaube ich, im Umzugsgewerbe einen riesen Price Spread. Was wir da gesehen haben, ist, dass der durchschnittliche Unterschied zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot, was du bekommst, ungefähr 4,5x ist. Das heißt, du kannst für deinen Umzug entweder 1.000 Euro zahlen oder 4.500 Euro für den gleichen Service. Also es zeigt, es ist eine extrem hohe Intransparenz da. Was wir halt machen, wir garantieren dem Kunden und liefern es dann auch am Ende eine zuverlässige, gute Umzugsexperience. Und haben dabei affordable Rates. Und warum sind die Rates affordable? Dadurch, dass wir da Ineffizienzen rausnehmen.
Joel Kaczmarek: Zum Beispiel?
Bastian Knutzen: Wir sind ja jetzt gerade durch den Prozess der Angebotserstellung durchgegangen, was bei uns deutlich einfacher ist und auch deutlich kosteneffizienter. Bei längeren Routen ist es so, wenn du zum Beispiel umziehst von Berlin nach München, sorgen wir dafür, dass am nächsten Tag ein Umzug stattfindet von München nach Berlin. Und das können wir halt machen. Dadurch, dass wir jetzt schon einige Tausend Umzüge machen, sind wir in der Lage dazu, die Ressourcen zu bündeln. Und das können halt oftmals lokale Umzugsunternehmen in der Form nicht.
Joel Kaczmarek: Wie viele Umzüge setzt hier, sagen wir mal, in Deutschland beschränkt im Monat eigentlich um?
Bastian Knutzen: Ich habe ja gerade gesagt, mehrere Tausend.
Joel Kaczmarek: Können 5.000 sein, können 2.000 sein.
Bastian Knutzen: Richtig, also konkreter kann ich da leider nicht sein.
Joel Kaczmarek: Umsatz?
Bastian Knutzen: Ähnlich.
Joel Kaczmarek: Tausender-Bereich-Umsatz.
Bastian Knutzen: Kannst du ein bisschen nachvollziehen können, dass ich da keine konkreten Zahlen
Joel Kaczmarek: Wie viel Gebühr erhebt ihr eigentlich?
Bastian Knutzen: Bei uns ist es nicht so, dass es eine feste Gebühr ist, sondern das, was wir an einem Umzug verdienen oder auch nicht verdienen, hängt da auch wieder ab, welche Distanz es ist. Was ja Sinn macht, ist, glaube ich, je länger die Distanz ist, desto höher ist unser Effizienzgewinn und desto mehr Umzüge wir durchführen, desto mehr Netzwerkeffekte haben wir und desto mehr Routen können wir die Leerfahrten rausnehmen und die Kapazitäten optimieren. Das heißt, es variiert mit der Anzahl an Aufträgen in der bestimmten Region und wie diese einzelnen Aufträge strukturiert sind. was es für Distanzen sind, was für Wohnungsgrößen sind und so weiter.
Joel Kaczmarek: Vielleicht kannst du mal erklären, warum ihr mit höheren Distanzen mehr Einsparungen habt, weil man denkt ja, wenn ich jetzt von Berlin nach Hamburg fahre, dass man da eigentlich nur Autobahnen fährt und das dadurch simpler ist.
Bastian Knutzen: Ich habe gerade den Aspekt der Leerfahrten angesprochen. Wenn du von München nach Frankfurt ziehst, ist der Effekt, die Kosten, die auf der Leerfahrt anfallen, der nicht realisierte Gewinn, deutlich geringer, als wenn es von München nach Hamburg ist.
Joel Kaczmarek: Habe ich nicht verstanden.
Bastian Knutzen: Wenn du von München nach Hamburg ziehst, fährst du 10 Stunden und am nächsten Tag fährt das Umzugsunternehmen wieder 10 Stunden leer zurück.
Joel Kaczmarek: Und ihr habt sozusagen für die in Hamburg dann schon den nächsten Job? Genau.
Bastian Knutzen: Und wenn wir in Hamburg dann den nächsten Job haben und die dann wieder nicht leer zurückfahren, sondern auf beiden Strecken einen Umzug durchführen können, sparst du als Kunde deutlich mehr, je länger die Strecke ist.
Joel Kaczmarek: Jetzt hast du gesagt, deine Gebühren variieren je nach Distanz und anderen Faktoren. Was ist denn das Minimum, mit dem ich rechnen muss als Spedition, wenn man sich bei euch registriert?
Bastian Knutzen: Auch da, es gibt keine feste Gebührenstruktur und das hängt davon ab, wie der Umzug einfach aussieht. Es gibt da keine Minimumgebühren. Es hängt auch davon ab, wir differenzieren da bei unseren Umzugspartnern je nach der Qualität und je nach dem Kundenfeedback, was wir reinbekommen. Und da gibt es jetzt keine feste Commission, die wir chargen.
Joel Kaczmarek: Ich möchte Ihnen jetzt nichts Böses, aber da sind doch manchmal vielleicht relativ einfache Menschen, die da sagen, okay, schön, ich kriege da Aufträge vermittelt. Die wollen auch am Anfang von dir wissen, was sie rechnen müssen, was sie von ihrer Marge eigentlich abgeben müssen.
Bastian Knutzen: Wir wollten es halt von Anfang an für die Umzugspartner so simpel und einfach machen, wie irgendwie möglich. Das heißt, wir gehen da nicht irgendwie über bestimmte Gebührentabellen oder ähnliches, sondern wir sagen einfach, okay, hier ist ein Umzug, der hat einen bestimmten Preis und wir würden uns freuen, dass du den abwickelst.
Joel Kaczmarek: Also im Prinzip ein bisschen auktionshaft oder was?
Bastian Knutzen: Nee, nicht auktionshaft. Das haben wir gesehen, das gibt es in dem Markt. Reverse-Auktion-Modelle gibt es da verschiedene. AnyVan in UK, MyHammer in Deutschland, in den USA gibt es da U-Ship. Und das ist das, was Umzugsunternehmen nicht wollen, weil das hat einen Riesenaufwand, bis sie dann irgendwie einen Auftrag gewinnen. Sie müssen irgendwie einige Dutzend Angebote teilweise rausschicken, um einen einzelnen Auftrag zu gewinnen. Und das ist ja wieder nicht die Kernkompetenz von einem Umzugsunternehmen, Angebote rauszuschicken. Sondern was wir halt machen, ist wir differenzieren, da haben wir eine Liste von Preferred Partnern in verschiedenen Regionen und schauen uns dann halt einfach an, was die covern, welche Fleet die haben, welche Services die anbieten. und die kriegen dann darauf basierend die Umzüge angeboten bzw. kriegen die dann zu einem bestimmten Preis vorgegeben und die können dann take it or leave it die Aufträge durchführen.
Joel Kaczmarek: Aber wie entscheidet ihr denn, wer die kriegt? Ist das so first come, first serve? Also wer zuerst da ist, kriegt auch als erstes den Auftrag?
Bastian Knutzen: Genau, wir differenzieren dann nach verschiedenen Qualitätsleveln und dann ist es first come, first serve.
Joel Kaczmarek: So, jetzt will ich aber trotzdem von dir mal eine Zahl hören. Sagen wir mal, eine dreiköpfige Familie zieht von Mitte Kern Berlin in den Rand.
Joel Kaczmarek: Drei Zimmer, baut sich ein Häuschen.
Joel Kaczmarek: 600 Euro kostet so ein Umzug. Wie viel Geld kriegt ihr davon?
Bastian Knutzen: Auch da hängt es wieder davon ab, was wir gerade für Kapazitäten haben, wie wir ausgelastet sind, wie unsere Partner ausgelastet sind, ob wir dadurch irgendwie eine Downtime reduzieren können.
Joel Kaczmarek: Also du nimmst mehr, wenn du ihm Gefallen tust, dass du ihm sozusagen Leerfahrt ersparst? Gibt es Saisonalität im Umzugsmarkt?
Bastian Knutzen: Es gibt Saisonalitäten. Im Sommer werden deutlich mehr Umzüge durchgeführt. Gleichzeitig, was wir so ein bisschen beobachtet haben, ist, dass im Sommer auch eine kürzere Lead-Time ist. Also zwischen der Buchung des Umzugs und der Durchführung des Umzugs ist im Sommer die Vorlaufzeit geringer als im Winter.
Joel Kaczmarek: Ich will jetzt mal von dir trotzdem eine Zahl haben. Was verdient Movinga an einem dreiköpfigen, sozusagen Nebensaison, drei Personen ziehen von Kern nach Rand? Grob, eine Dimension.
Bastian Knutzen: Ja, da kann ich dir jetzt keine konkrete Zahl sagen.
Joel Kaczmarek: Kannst du nicht oder willst du nicht?
Bastian Knutzen: Will ich nicht.
Joel Kaczmarek: Na gut, was ich mich so ein bisschen frage ist, wenn ihr die ganze Abwicklung vornehmt, von A bis Z, heißt das, ihr besitzt den Kunden, auch die ganze Kundenerfahrung, aber ihr tragt auch die gesamte Verantwortung. Das heißt, das erschwert ja so ein Geschäftsmodell durchaus auch. Lohnt sich es, dieses Risiko wirklich in Kauf zu nehmen, anstatt die Kunden weiterzureichen und zu sagen, nach mir die Sintflut?
Bastian Knutzen: Ich glaube, das lohnt sich auf jeden Fall. Unser Ziel ist es halt, mit Movinga eine starke Marke aufzubauen. Und eine Marke kann man nur aufbauen, wenn der Kunde sein Erlebnis dann am Ende des Tages auf Movinga zurückführt und nicht auf einen Partner, an den das Ganze weitergegeben wurde. Und ich glaube, das ist halt das, was wirklich gefehlt hat, dass jemand wirklich end-to-end das Thema wirklich besitzt, beziehungsweise sich der Verantwortung annimmt. und die Risiken, die damit einhergehen. Ich meine, klar, für den Kunden machen wir es so einfach wie möglich und am Anfang haben wir dann ein gewisses Kalkulationsrisiko, was wir durch Technologie und Daten reduzieren können. Das wirklich auf unsere Kappe zu nehmen und dem Kunden da wirklich eine gute Erfahrung zu garantieren, ist das, was Kunden vorher vermisst haben und glaube ich auch einer der Gründe, warum wir sehen, dass da von Kundenseite ein großer Need anscheinend war für so ein Geschäftsmodell.
Joel Kaczmarek: Also ich gebe dir da tendenziell recht. Ich frage mich ein bisschen, wie macht ihr das denn? Also sagen wir mal, da geht irgendwie eine Ming-Vase kaputt oder irgendwie das teure Hochzeitsporzellan. Dann rufen die euch an. Schiebt ihr da den Scheck sozusagen unter der Tür durch? Oder wie muss man sich das vorstellen? Wie kontrolliert ihr denn diese ganze Kundenerfahrung? Und was passiert, wenn mal was schief geht?
Bastian Knutzen: Ich glaube, so Fundamental, warum wir dazu in der Lage sind, gute Kundenerfahrung zu liefern, ist so ein bisschen, man kann das ganz gut vergleichen, glaube ich, mit der Taxi-Industrie. Was wir halt ändern, ist halt, dass der Umzug als Dienstleistung für den Partner keine One-Off-Transaction mehr ist. Weil wir sind halt da in der Situation, dass wir bei unseren Partnern, wir konzentrieren uns auf wenige Partner, bei denen wir halt einen signifikanten Anteil ausmachen. Und dadurch, dass wir halt wirklich einen hohen Prozentsatz der Umsätze von unseren Partnern verantworten, haben die halt ein Interesse daran, auch gute Qualität zu liefern. Weil das machen wir von Anfang an, vom Beginn der Partnerschaft mit unseren lokalen Umzugsunternehmen klar. Wir sagen, okay, wir können zusammenarbeiten und wir können zusammen wachsen. Die Qualität muss aber stimmen und eure Kunden, unsere Kunden müssen zufrieden sein.
Joel Kaczmarek: Okay, aber jetzt hast du eigentlich das gleiche nochmal gesagt wie schon vorher, was ihr macht. Jetzt hast du noch die Note hingegeben mit, die haben intrinsisches Interesse, weil ihr sozusagen denen viele Leads gebt.
Bastian Knutzen: Es ist mehr als Leads, es sind ja wirklich Umzüge. Und ich glaube, dieses reine Lead-Generation-Modell ist halt da so ein bisschen die Herausforderung für den Kunden, dass er halt irgendwie am Ende des Tages trotzdem noch eine Transparenz hat und trotzdem noch einen riesen Spread hat, was Kosten und Qualität angeht. Und bei Movinga weiß er halt, okay, ich gehe da hin, ich habe eine Lösung, ich habe eine One-Stop-Solution, die meinen Umzug halt gescheit und zuverlässig und durch Effizienzgewinne auch kostengünstig realisieren wird.
Joel Kaczmarek: Wie ist das eigentlich? Wie viele eurer Kunden empfehlen euch eigentlich weiter?
Bastian Knutzen: Das ist im Umzugsmarkt, das ist glaube ich ein Markt, wo Word of Mouse absolut eine große Rolle spielt. Ich meine, es macht ja Sinn, als erstes fragst du irgendwie deine Freunde, fragst einen Bekanntenkreis und auch bei uns ist es jetzt schon ein deutlich zweistelliger Betrag von Referrals. ohne dass wir da unsere Kunden inzentivieren, also ohne dass wir irgendwie groß Gutscheine rausgeben, ist halt der Anteil von Kunden deutlich steigend und jetzt schon im zweistelligen Bereich.
Joel Kaczmarek: Mit zweistelligem Bereich meinst du Prozent, also 20 Prozent, 40 Prozent.
Bastian Knutzen: Genau, richtig.
Joel Kaczmarek: Worauf ich hinaus möchte, weswegen ich auch nach Referrals frage, ist, Als One-Stop-Shop, wie ihr euch selber nennt, also als jemand, der die ganze Transaktion kontrolliert, würde ich tippen, müsst ihr auf die erste Transaktion profitabel sein, weil ich denke, es gibt nicht so viele Leute, die zweimal einen Umzug bei euch buchen, binnen sechs Monaten. Also zumindest
Bastian Knutzen: Absolut. Also ich glaube, die Frequency bei den Kunden ist deutlich geringer als bei anderen Geschäftsmodellen. Was bei uns, glaube ich, spannend ist, ist halt, dass der durchschnittliche Warenkorb deutlich höher ist und wir durch Effizienzgewinn halt super starke Netzwerkeffekte haben und deswegen auch relativ schnell sehr attraktive Unit Economics, sodass wir dann halt relativ schnell auch profitabel im Operativen agieren können. Gleichzeitig ist es aber so, wie du gerade schon angesprochen hast, Referrals sind ein Riesenthema und wir sind jetzt gerade dabei, hier eine Marke aufzubauen, in einem Space, wo es keine wirkliche Marke gibt. Und mittelfristig wird es dann auch so sein, dass halt wirklich die Customer Lifetime dann theoretisch, weil halt ein sehr, sehr hoher Anteil Referrals wirklich da ist, mehr als 1 ist, nicht nur 1, sondern halt wirklich 1,5, 1,6, wie auch immer sich das entwickeln wird.
Joel Kaczmarek: Die Transaktionen, die sich bei euch bewegen, von den Kunden sind sehr hoch. Also ihr habt einen gewissen Anteil, also lohnt sich das für euch. Aber die kommen auch nicht so oft wieder, weil man nicht so oft umzieht. Deswegen ist es wichtig, dass ihr das ihren Freunden empfehlt.
Bastian Knutzen: Genau, richtig. So kann man es zusammenfassen. Ich glaube, das ist es. Unser Fokus ist deswegen, klar wirklich zufriedene Kunden zu haben, die uns weiterempfehlen, eine Marke aufzubauen. dass halt wirklich irgendwann so ist, so ein bisschen so, wie es jetzt irgendwie bei anderen großen Marken ist, wenn man irgendwie vielleicht an Schuhe denkt, denkt man an Zalando, dass man halt in einiger Zeit sagt, okay, Umzüge, Movinga.
Joel Kaczmarek: Wie ist denn das eigentlich, Stichwort Bewertung, weil du hast ja auch gesagt, Transparenz ist eines eurer Themen. Ich habe mal im Netz geguckt, also ich habe gar nicht so viel großartige Bewertungen gesehen. Die, die ich zu euch gesehen habe, die waren relativ durchwachsen. Also es gab Plattformen, da war es so wie 5 von 5 Sternen, es gab welche, da waren es 3 von 3 und dann haben wie immer Leute immer geheult, dass ihr Porzellan kaputt ist und keine Ahnung. Wie steht ihr denn da?
Bastian Knutzen: Also ich glaube, wir haben da einen ganz klaren Fokus drauf und verbessern da unsere Dienstleistungen von Tag zu Tag, um noch mehr wirklich zufriedene Kunden zu haben. Und haben da auch intern wirklich einen starken Fokus drauf, in dem wir wirklich ganz klar messen, wie zufrieden sind die Kunden vor dem Umzug, während des Umzugs und nach dem Umzug. Haben da sehr viel gemacht und sind da jetzt glaube ich in der Lage, wirklich konstant ein super Umzugserlebnis zu ermöglichen.
Joel Kaczmarek: Hör ich da ein bisschen raus, dass es am Anfang durchaus auch mal geknarzt hat im Gewinde?
Bastian Knutzen: Ich glaube, was heißt geknarzt im Gewinde? Also ich glaube, klar hat man irgendwie am Anfang irgendwie noch Sachen, wo man irgendwie noch nicht alles wusste über die Umzugsdienstleistung, noch gelernt hat und dann sehr kulant dem Kunden natürlich gegenüber war. Ich glaube, das ist bei vielen Businesses so. Aber was ich heute sagen will, ist, dass wir, glaube ich, da einen sehr starken Fokus drauf haben und wirklich in der Lage sind, ein konstant gutes Umzugserlebnis dem Kunden zu ermöglichen.
Joel Kaczmarek: Was man bei euch liest, ist, dass ihr den Leuten so ein bisschen versprecht oder zumindest in Aussicht stellt, ihr könntet die Kosten für einen Umzug um bis zu 70% senken. Also in Interviews auf eurer Webseite kommt das immer wieder vor. Wenn man sich mit Leuten aus der Branche unterhält, sagen die, 40% zu versprechen wäre schon insuriös. Sowas ist gar nicht möglich, wenn man eine vernünftige Lizenz hat, die du brauchst, um so eine Flotte zu haben. Wenn man wirklich die Vehikel hat, LKWs, nicht nur solche Großraumwagen. Wenn man Versicherung zahlt und wenn man Mindestlohn zahlt. Also wo kommen solche 70% her? oder ist das nicht eher so ein bisschen so ein patentes Marketingversprechen und die Praxis sieht anders aus?
Bastian Knutzen: Ne, also es ist ja bis zu 70%, also es ist nicht bei jedem Umzug möglich, aber gerade bei längeren Routen ist es halt möglich. Wenn du jetzt, wir haben ja jetzt gerade schon kurz über irgendwie München, Hamburg gesprochen, wenn man jetzt bei dem Umzug bleibt, ist es halt so, Wenn man sich das anguckt, man kann ja auch den Service an sich noch entbündeln. Dass man halt sagt, okay, in München habe ich jetzt einen lokalen Partner, die Mowinga-Leute kommen hin, packen die Kartons, demontieren die Möbel, laden den LKW und dann fährt ein einzelner Umzugshelfer hoch nach Hamburg. entlädt den Umzugswagen, montiert die Möbel, packt die Kartons aus und so weiter. Und in Hamburg selbst kommen dann noch Leute dazu, lokale Partner. Am nächsten Tag findet dann halt die Rückfahrt statt. Und wenn man dann sich die einzelnen Cost-Servings, wenn man die dann addiert, dann kommt man auf diese 70 Prozent. Wenn man sich halt überlegt, okay, Normalerweise wird der Umzug München-Hamburg 1000 Euro kosten und der wird am nächsten Tag zurückfahren. Die Kosten würden trotzdem anfallen für drei Leute, die diese 1000 Kilometer zurücklegen und man auf beiden Strecken signifikant Kosten rausnimmt. Dann kommt man an diese 70 Prozent.
Joel Kaczmarek: Also im Prinzip schafft ihr Einsparungen durch Vernetzung.
Bastian Knutzen: Genau, so kann man es sagen. Ich hatte ja gerade schon kurz gesagt, Netzwerkeffekte und das zeichnet, glaube ich, das Geschäftsmodell aus. Mit einer ansteigenden Anzahl von Umzügen haben wir immer mehr Netzwerkeffekte und können dadurch für den Kunden immer bessere Rates ermöglichen.
Joel Kaczmarek: Wie viele Speditionen sind denn eigentlich bei euch angebunden?
Bastian Knutzen: Das ist eine Zahl, die ich auch leider nicht kommunizieren kann.
Joel Kaczmarek: Okay, soll ich es mal ein bisschen pikanter formulieren? Was ich mich frage ist, also ich habe mich mal bei Verbänden richtig erkundigt und habe gelernt, dass es ungefähr 1400 Vollbetriebe gibt für Speditionen. Mit den Verbänden, die ich teilweise geredet habe, waren 900 von diesen 1400 sozusagen Mitglieder. Und da hieß es dann, kein einziger oder sehr, sehr, sehr, sehr wenige würden mit euch arbeiten, weil ich glaube, es ist auch immer so ein bisschen, machen wir uns nichts vor, so Branchen stehen jetzt auch nicht so auf Onlineisierung, auf Digitalisierung, wo ich mich frage, wenn es 1400 in Deutschland gibt, so und die
Bastian Knutzen: haben 900. Also ich glaube, unser Approach ist es ganz klar, weniger Partner zu haben, wo wir wissen, die sind 100% zuverlässig und da dann einen signifikanten Anteil zu haben. Aber ich glaube, dadurch sind wir in der Lage, den Partner wirklich gut auszulasten, da wirklich ganz andere Rates zu ermöglichen und auch für den Partner signifikant zu sein und da wirklich auf einer guten Ebene mit dem zusammenarbeiten zu können, um halt wirklich dem Kunden gegenüber da wirklich eine gute Customer Experience zu ermöglichen und die Value Chain wirklich mehr oder weniger auch wirklich unter Kontrolle bringen
Joel Kaczmarek: zu können. Finde ich ja durchaus glaubwürdig. Ist ja auch sozusagen in deinem intrinsischen Interesse, wenn man dein Geschäftsmodell sich anschaut. Ich frage mich nur, wo kommen die her, wenn sozusagen zwei Drittel der professionellen Unternehmen in Deutschland sagen, sie arbeiten mit euch gar nicht zusammen. Ich habe mal nachgeschaut, ich habe mir sagen lassen, dieser ganze Graumarkt mit irgendwie, wir zahlen keinen Mindestlohn, wir haben nicht versichert unseren Spaß, der ist irgendwie deutlich größer, zehnmal so groß, 14.000. Also wenn von irgendwie zwei Dritteln der Profis nicht mit euch arbeiten, wäre doch die naheliegende Vermutung, dass ihr eher so ein bisschen in diesem Graumarktbereich seid.
Bastian Knutzen: Wenn wir Umzugsunternehmen onboarden, schauen wir uns natürlich alle Legal Requirements an. Dass da die entsprechenden notwendigen Lizenzen da sind. Es gibt da die EU-Güterkraftverkehrslizenz, dass die Versicherungen da sind, dass Gewerbeanmeldungen vorhanden sind. All diese Themen schauen wir uns natürlich an beim Onboarding der Partner. Und ja, also ich meine, wie gerade gesagt, wir setzen da auf wenige zuverlässige, signifikante Partner, was, glaube ich, absolut Sinn macht. Und schauen natürlich, dass alle Requirements erfüllt sind.
Joel Kaczmarek: Habt ihr eigentlich auch eigene Fahrzeuge? Das hat man am Anfang immer gelesen, dass ihr sowas habt. Also ich weiß, ihr habt eure Lizenz auf eine eigene Flotte zurückgezogen. Also könnt ihr eigentlich gar keine haben. Ihr dürftet zumindest keine bewegen.
Bastian Knutzen: Wir haben einen ganz klaren Fokus darauf, mit Partnern, mit lokalen Subunternehmen zusammenzuarbeiten, die auszulasten zu einem sehr signifikanten Anteil. um dadurch wirklich das Ganze sehr schnell irgendwie a skalieren zu können und b dabei eine gute Kundenerfahrung zu ermöglichen und garantieren zu können.
Joel Kaczmarek: Finde ich faktisch plausibel, aber heißt ja im Umkehrschluss, zumal ihr am Anfang gesagt habt, ihr habt eine eigene Flotte plus irgendwie Leerzeiten füllen, dass das nicht so funktioniert hat.
Bastian Knutzen: Ich glaube, wir sind ja noch ein relativ junges Unternehmen und haben in der Zeit relativ viel lernen können, glaube ich, über den Markt, über das Kundenverhalten, den Kundenwunsch. Wir sind ja auch gestartet mit einer reinen Vermittlung von studentischen Umzugshelfern, wo wir uns ein bisschen gedacht haben, okay, Studenten sind irgendwie zuverlässig, sind pünktlich, sind trustworthy. Und viele Kunden aber auf der anderen Seite gesagt haben, okay, der Akademiker, der soll jetzt meine Sachen schleppen, der hat keine Erfahrung, der kann nicht richtig anpacken. Wo wir dann auch wirklich nach drei, vier Wochen gesagt haben, okay, wir machen einen Cut und haben wirklich nach drei, vier Wochen das erste Mal unser Geschäftsmodell umgestellt. Und ich glaube, dass man da relativ schnell relativ viel lernt, gehört so ein bisschen dazu und ist auch extrem wichtig.
Joel Kaczmarek: Du bist 22? 23. 23, okay. Ich glaube, es gibt sehr viele Menschen, die eine Spedition führen, die das vielleicht in zweiter, dritter Generation von Papa oder Opa übernommen haben, ihr Leben lang hart arbeiten, wirklich gucken müssen, wie sie auf ihre Kohlen kommen. Und du bist 23, hast irgendwie wie viele Mitarbeiter?
Bastian Knutzen: 370 gerade.
Joel Kaczmarek: 370 und ihr seid irgendwie nach meinen Recherchen mit 90 Millionen Euro bewertet. Wie machst du jemandem, der sich sozusagen das Kreuz krumm macht, wirklich im wahrsten Sinne des Wortes, wie erklärst du dem, wo kommt so eine Wertentwicklung in so kurzer Zeit eigentlich her?
Bastian Knutzen: Ich glaube, wenn man da mit den Partnern, mit denen wir eng zusammenarbeitet, spricht, für die ist es relativ plausibel. Die sehen halt wirklich so ein bisschen okay. Also es sind wirklich Anrufe, die hier reinkommen, wo dann Leute anrufen und sagen, okay, geht das jetzt so weiter? Ich habe jetzt irgendwie meine Fleet-Size verdreifacht, seitdem wir zusammenarbeiten. Ich möchte, dass das so weitergeht. Könnt ihr mir noch mehr Aufträge geben? Ich wachse total schnell. Ihr lastet mich viel, viel besser aus. Ich hatte vorher irgendwie einen Downtime von irgendwie 40 Prozent. Und die reduziert ihr, macht mich profitabler und größer. Der kann das gut nachvollziehen, weil er halt sieht irgendwie, dass wir Ineffizienzen aus dem Markt nehmen. Und ich glaube, das ist das Spannende an dem Geschäftsmodell, dass es halt nicht ein reiner Marktplatz ist, sondern dadurch, dass wir halt wirklich Leerfahrten reduzieren, dadurch, dass wir Ineffizienzen aus dem Markt nehmen, wir wirklich Wert schaffen.
Joel Kaczmarek: Ich überlege immer so ein bisschen, vielleicht sind deine Eltern so wie meine Eltern, die sind jetzt nicht so hardcore online-ig, lass dir mal diese Zahl auf die Zunge zergehen. Wenn mein Vater sagen würde, er macht eine Firma auf und liest nach zwei Jahren 90 Millionen Euro, 90 Millionen mal so zum Festschreiben, Was für ein Bild benutzt du denn? Wie erklärst du das deinen Eltern, wenn du sagst, das müsstest du auch für die Gaga kriegen, du bist 23, du führst 350 Leute. Ich glaube, da gibt es auch genug Leute, die sagen, der kann das gar nicht, der ist viel zu jung, was soll das, gib lieber mir die Kohle und so. Das ist schon ein bisschen Gaga, muss man mal sagen, oder?
Bastian Knutzen: Ja. Ich glaube, wenn man sich anguckt, was das Ganze für ein Potenzial hat und wo das Ganze hinführen kann. Man kann sich ja andere Promoschen angucken, wo große Player Ineffizienzen rausgenommen haben. Wenn du ein Hotel buchst, gehst du auch direkt zu Booking.com, was eine sehr kleinteilige, offline-dominierte, fragmentierte Industrie deutlich vereinfacht hat. Da pfeift ja auch nicht wirklich jemand an im Wert. Wenn man sich dann anguckt, glaube ich, aus Investorenseite, das fällt extrem schnell wachsen, dass wir halt irgendwie, was die Technologie angeht, schon auf einem sehr fortgeschrittenen Level sind, dann ist das, glaube ich, besser nachvollziehbar, als wenn man jetzt einfach von außen sagt, okay, woher kommt da irgendwie der Wert?
Joel Kaczmarek: Also an meinen Recherchen wärst du jetzt, wenn ich mir dein Anteilspaket angucke und diese Bewertung, alleine du als 23-jähriger junger Mensch, irgendwie 19 Millionen Euro schwer. Das ist jetzt natürlich ein Papierwert, machen wir uns nichts vor, das kriegst du so wahrscheinlich nicht erlöst, dann hast du da noch sozusagen Liquidationspräferenzen von Investoren drin, aber was macht das mit so einem jungen Menschen, wenn er auf einmal potenziell so wohlhabend ist oder zumindest auch so eine Verantwortung trägt?
Bastian Knutzen: Also mir, und das Gleiche gilt dafür Chris als mein Mitgründer, für uns ist das halt einfach extrem spannend, weil wir sehen, dass wir wirklich was bewegen können, dass wir was wirklich Großes schaffen können und irgendwie einen Markt nachhaltig besser machen können, indem wir halt wirklich Leerzeiten rausnehmen, indem wir Ineffizienzen eliminieren und indem wir halt wirklich dem Kunden
Joel Kaczmarek: Ja, aber das ist dein Mantra, das ist dein Berufsmantra. Jetzt mal mit dir persönlich. 19 Millionen Euro. Mal ganz ehrlich, du bist frisch von der Uni. Es gibt Leute, die könnten drei Leben lang arbeiten, verdienen nicht so viel Geld. Das musst du doch was mit dir machen.
Bastian Knutzen: Also ich glaube, ich habe gar nicht so, fairerweise gar nicht so viel Zeit, da irgendwie groß irgendwie drüber nachzudenken, weil es gibt hier immer relativ viel zu tun und da stütze ich mich da drauf, hier irgendwie noch das Ganze viel, viel größer zu machen.
Joel Kaczmarek: Ich meine, man darf auch, also du weißt, Journalisten packen jemanden wie dich immer kritisch an, gerade wenn auch viel Geld hinterliegt, aber man darf ja auch durchaus mit Anerkennung und Respekt mal sagen, du bist doch ein sehr, sehr junger Mensch, der ein großes Unternehmen leitet, viel Geld aufgenommen hat, Wie hast du das eigentlich gelernt? Es zeigt einem ja keiner an der Uni, wie man es schafft, irgendwie von einem großen englischen Investor 25 Millionen Euro aufs Konto überwiesen zu bekommen.
Bastian Knutzen: Ja, ich glaube, da kann man nicht wirklich durch eine Schule gehen. Ich glaube, wir haben halt einfach gesehen, dass es irgendwie ein Problem gibt, dass es irgendwie einen Markt gibt, wo irgendwie was verbessert werden kann, wo irgendwie Potenzial da ist. Und dann waren wir halt wahrscheinlich irgendwie so ein bisschen zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, waren da, glaube ich, ziemlich schnell in allem, was wir gemacht haben, haben hart gearbeitet, haben ein extrem gutes Team, glaube ich, in kurzer Zeit zusammengestellt. Und ich glaube, all das sind halt Punkte, die dann irgendwie potenzielle Investoren überzeugt haben.
Joel Kaczmarek: Index Ventures ist ja durchaus einer der bekanntesten, darf man sagen, in der Internetbranche und Digitalbranche. Habt ihr wirklich ein echtes Dickschiff an Land gezogen? 25 Millionen Euro haben die alleine investiert. Wie habt ihr das zum Beispiel gemacht? Wie seid ihr denn an die rangekommen? Wie war da so der Prozess? Wie ist das, mit denen zu arbeiten?
Bastian Knutzen: Ich glaube, von der Zusammenarbeit sind wir da extrem happy. Also von Index bekommen wir da sehr viel Unterstützung, gerade was irgendwie gute Leute angeht, gerade was irgendwie so ein langfristiger View of the Company angeht. wohin wir gehen sollten, wie wir unser Wachstum managen, was Internationalisierung angeht, weil die Leute bei Index halt sehr, sehr viele Companies einfach schon gesehen haben und sehen, wie man wirklich Unternehmen groß machen kann und welche Strukturen und welche Prozesse da irgendwie wichtig sind. Prozess mit Index, also wir standen schon relativ lange in Kontakt, schon vor der ersten Finanzierungsrunde und haben da uns immer wieder ausgetauscht und haben die auch wirklich als den Partner gesehen, mit dem wir irgendwie auch Lust haben, wirklich langfristig zusammenzuarbeiten. Weil wir wissen, ich meine, es wird jetzt einige Jahre sein, die wir mit denen verbringen müssen, wohl oder übel. Und da muss man sich, glaube ich, wirklich Gedanken machen, ob man auch wirklich mit den Leuten zusammenarbeiten möchte. Und da hatten wir ein super Gefühl bei den Leuten von Index.
Joel Kaczmarek: Du und dein Mitgründer, ihr habt ja beide an der WHU studiert und die Samwa sind investiert. Ist das so ein bisschen Automatismus, wenn WHU ein Internetunternehmen macht, das Samwa Geld gibt?
Bastian Knutzen: Das weiß ich nicht. Also es gibt glaube ich auch viele, die es ohne Samoa machen und es gibt auch viele nicht VR-Uler, wo Rocket oder GFC oder die Samoa-Brüder investiert haben. Bei uns war es halt so, vom Setup finden wir es super, weil es halt viele funktionale Themen gibt, in denen Rocket einfach extrem gut ist und wir viele Sachen von denen einfach lernen können und da auch wirklich super guter Input kommt. Also was weiß ich, wenn wir jetzt irgendwie in den verschiedenen Ländern, in denen wir aktiv sind, internationale Gesellschaften aufgesetzt haben, ist das ein Prozess. Wenn wir jetzt alleine gegangen wären, hätte der ein bisschen gedauert. So haben wir halt irgendwie bei Rocket Bescheid gesagt und Ja, solche Sachen haben die halt schon irgendwie ein paar hundert Mal gemacht.
Joel Kaczmarek: Habt ihr eigentlich nicht Angst, dass ein Rocket Internet hingeht, ein Movinga-Modell nimmt und irgendwie in, weiß nicht, die sind ja international unterwegs, Südafrika, Vietnam klont oder sozusagen nachbaut im Mittleren Osten, Asien allgemein. Machst du da keine Sorgen?
Bastian Knutzen: Nee, also ich glaube, bisher haben wir jetzt Rocket bei der Zusammenarbeit so kennengelernt, dass die da wirklich unterstützend sind. Und ich meine, da sind ja auch unsere Interessen aligned. Wenn die halt irgendwie einen signifikanten Anteil am Unternehmen haben, haben die ein Interesse daran, dass das Unternehmen groß wird.
Joel Kaczmarek: Aber wenn sie das Ding selber bauen, irgendwie in Asien, dann haben sie einen noch signifikanteren Anteil.
Bastian Knutzen: Gut, also fairerweise, Vietnam ist jetzt auch nicht unser Zielmarkt Nummer eins. Und ich glaube nicht, dass das jetzt gerade für uns irgendwie ein Thema wäre.
Joel Kaczmarek: Wie ist das eigentlich, mit einem Samwat zusammenzuarbeiten, so im Alltag? Ruft er dich nachts um zwei an, ist er aggressiv, ist er nett, ist er supportive? Wie muss man sich das vorstellen?
Bastian Knutzen: Bei der Zusammenarbeit haben wir wirklich Rocket als extrem positiv wahrgenommen. Ich meine, man muss sich halt auch klarmachen, ich glaube, wir sind halt keine Rocket-Internet-Firma, klar. Die sind hier klar klarer finanzieller Investor,aber für uns war es wirklich extrem hilfreich,also es sind ja einige Leute in verschiedenenThemen, die hier irgendwie aufgebaut werden,die irgendwie Rocket Expertise reinbringen,was Marketing angeht, was Produkt angeht.
Joel Kaczmarek: Aber sagen wir mal konkret, es geht ja umRocket mal als Institution aus dem Vorhang,wie fühlt sich das an, wie ist der Typ darauf?
Bastian Knutzen: Ich glaube, relativ numbers driven,also wenn wir irgendwie besprochen haben,wie es ums Business steht,war er sehr auf Zahlen fokussiert,macht ja auch irgendwo Sinn,relativ kurz angebunden, klar, Und relativ direkt. So würde ich es beschreiben. Aber auch in unserem Fall hilfreich.
Joel Kaczmarek: Nutzer. Lass uns mal ein bisschen darüber sprechen. Du hast ja gesagt, es gibt durchaus ein saisonales Geschäft. Der Abstand wird kleiner zwischen Suchen und Buchen im Sommer.
Bastian Knutzen: Zwischen Buchen und Umzug.
Joel Kaczmarek: Oder Buchen und Umzug. Wo findet ihr eigentlich eure Nutzer?
Bastian Knutzen: Unsere Nutzer sind, wir sind ja jetzt gerade schon über den Bereich Referrals gegangen. Ein Teil sind Empfehlungen, die über bestehende oder alte Kunden kommen. Ein Teil kommt über direkte Partnerschaften, die wir abgeschlossen haben. Als Beispiel in Deutschland ist es zum Beispiel Immobilienscout, dass Kunden eine Anfrage stellen, ein paar Fragen beantworten zu ihrem Umzug und wir denen dann darauf basierend ein Angebot schicken.
Joel Kaczmarek: Immobilienscout sagt, 2011 hätten Sie 200.000 Anfragen pro Jahr vermittelt in Sachen Umzügen. Das ist ein Drittel. Das heißt, jeder dritte Umzug in Deutschland wird durch ein Kleinanzeigenportal vermittelt. Da hast du ja eigentlich eine starke Abhängigkeit.
Bastian Knutzen: Von Immobilienscout jetzt? Ja, und Co. Also was ich für Zahlen habe, ist, dass ungefähr 9,5 Millionen Umzüge in Deutschland stattfinden. Also es sind ungefähr 6 Millionen Haushalte, beziehungsweise 9,5 Millionen Personen, 6 Millionen Haushalte, also 6 Millionen Umzüge, die jedes Jahr durchgeführt werden. Und dass knapp 80% der Leute davon sich im Internet informieren. Und ich glaube, was wir halt schaffen können mit unserem Geschäftsmodell, dadurch, dass wir halt eine Umzugsdienstleistung nachhaltig auch günstiger machen, dadurch, dass wir halt Indefizienzen rausnehmen, ist, dass wir den Markt nochmal zusätzlich erweitern können. Von Leuten, die gesagt haben, okay, ein Umzug mit einer Umzugsfirma ist unglaublich komplex, dauert sehr lange, ist sehr kostspielig. Und dadurch, dass wir diese Faktoren irgendwie getackelt haben, können wir den Markt nochmal deutlich erweitern.
Joel Kaczmarek: Gut, aber das war keine Antwort auf die Frage. Wir haben gesagt, Kleinanzeigenportale machen viel aus, du sagst 80% gegenüber online. Okay, da ist wahrscheinlich Google ein großer Anteil, da kannst du Anzeigen buchen, es wird aber irgendwann schweineteuer. So, und dann hast du Immobilienscout, die können dir ein bisschen diktieren, wenn sie Volumen haben, hast du immer auch Einfluss. Wie machst du dich unabhängig von Leads externer Quellen?
Bastian Knutzen: Genau, indem man halt eine starke Marke aufbaut, indem man halt den Anteil an Referrals, also an Kunden, die über Empfehlungen kommen, noch weiter nach oben bringt und indem man halt die Go-To-Adresse wird für das Thema Umzug.
Joel Kaczmarek: Okay, Marke ist immer gut und sicherlich, wenn du ein verlässlicher Partner bist auch, aber am Ende des Tages regiert doch Cash. Der Immobilienscout wird auch demjenigen den Umzug geben, der ihm den am sichersten durchführt und das meiste Geld wahrscheinlich zahlt.
Bastian Knutzen: Immobilien-Scout vergibt nicht den Umzug. Immobilien-Scout ist ja wirklich reiner Lead-Generatorund verkauft halt quasi die Anfragen an verschiedene Unternehmer.
Joel Kaczmarek: Ja, aber da wirst du doch auch, musst du doch sozusagen, also da entscheiden doch die harten Zahlen.
Bastian Knutzen: Also ich glaube, Immobilienscout ist für uns halt ein guter Kanal einfach, weil halt da Kunden, die irgendwie, ich meine, wenn man gerade sich nach Immobilien umschaut, liegt halt irgendwie der Umzug extrem nah.
Joel Kaczmarek: Klar, ist ja keine Frage, aber du bist doch dann abhängig davon, die haben doch eine Marktmacht. Also die sozusagen, wenn ich eine Wohnung mieten will.
Bastian Knutzen: Ja, Immobilienscout ist ja auch nicht unser einziger Partner. Wer denn noch? Kann ich auch wieder leider nicht so sagen, aber es gibt verschiedene Portale, es gibt verschiedene Lead Generators, es gibt verschiedene direkte Partnerschaften, mit denen wir zusammenarbeiten.
Joel Kaczmarek: Komm, wir machen mal eine Torte auf. Wie viel Prozent kommt über Google, wie viel über Kleinanzeigenportale, wie viel über Drittanbieter?
Bastian Knutzen: Auch da kann ich leider keine genauen Zahlen kommunizieren, aber es ist nicht so, dass alles über Immobilienscout kommt, sondern auch nicht wirklich ansatzweise alles.
Joel Kaczmarek: Ich meine, vielleicht denke ich ja auch falsch. Ich hatte durchaus auch Kommentare unter meinen Artikeln, die gesagt haben, in der Branche lacht man sich kringlich, wenn man liest, die meisten Umzüge würden über Mobilen-Scout vermittelt, dass die gar nicht so einen krassen Einfluss haben. Haben die vielleicht recht? Habe ich falsch recherchiert?
Bastian Knutzen: Ich habe ja gerade gesagt, meine Einschätzung ist, dass ungefähr 80% des Demands online liegt.
Joel Kaczmarek: Mobilen-Scout ist ja online.
Bastian Knutzen: Gut, aber die 200.000 Anfragen sind ja jetzt deutlich weniger als die 6 Millionen Umzüge. Das wären ja dann 2 Millionen, die darüber abgewickelt werden würden. Also ich glaube, extrem viel ist online von der Nachfrage und extrem viel können wir dadurch abschöpfen, dass wir halt einfach eine starke Marke bauen und Kunden zufrieden machen.
Joel Kaczmarek: In wie vielen Märkten seid ihr eigentlich aktiv?
Bastian Knutzen: Wir sind im Moment aktiv in der DACH-Region, also Deutschland, Österreich, Schweiz, in UK, in Irland, Frankreich und Italien.
Joel Kaczmarek: Okay, das waren ja die sieben, ne?
Bastian Knutzen: Sieben Märkte, genau.
Joel Kaczmarek: Wie unterscheiden sich solche Anzugsmärkte?
Bastian Knutzen: Da gibt es einige Unterschiede. Also ich glaube Wenn man sich jetzt zum Beispiel Großbritannien anguckt, ist für uns ein extrem spannender Markt, wo der Anteil an internationalen Umzügen sehr hoch ist. Ein Viertel der Umzüge, die mit einem Umzugsunternehmen durchgeführt werden, sind international. Mag irgendwie zum Teil darin liegen, dass es halt eine Insel ist, aber ansonsten gibt es halt auch wirklich viele Experts, die irgendwie von Großbritannien in die USA gehen, nach Australien gehen und das geht natürlich für uns damit einher, dass halt mit relativ hoher Warenkorb ist und auch da gehen wir wieder in die Richtung Effizienzgewinne. Je länger die Distanz ist, desto höher unser Effizienzgewinn. und da kommen wir dann schnell in den Bereich, dass wir halt Container konsolidieren können und auch da wirklich durch Skaleneffekte das Ganze für den Kunden deutlich preiswerter machen können.
Joel Kaczmarek: Ich habe ja mal gehört, dass in England es eigentlich sehr verbreitet ist, dass man, wenn ich eine Wohnung miete, ist es ein Two-Room-Apartment und eigentlich nichts mit Quadratmetern. Das muss doch für einen Algorithmus wie euch eigentlich tödlich sein, oder?
Bastian Knutzen: Absolut. Also was heißt tödlich? Am Anfang, wir sind natürlich in den Markt gegangen, einer der Hauptdeterminanten vom Preis war in Deutschland und in der kompletten Dachregion die Quadratmeteranzahl. Und wie du gerade gesagt hast, in UK ist es üblich, man mietet halt einfach ein 3-Room-Studio oder 2-Bedroom-Flat, whatever. Klar, da müssen wir natürlich das Ganze darum adjusten. Und auch in UK gibt es auch ansonsten noch Unterschiede. Also zum Beispiel das Thema Küchentransport spielt da gar keine Rolle. Ich glaube, so verrückt sind nur Deutsche, ihre Küche umzuziehen. Aber nichtsdestotrotz, also es gibt schon Unterschiede, es gibt auch regional extreme Unterschiede. und wenn man sich das ganze Pricing vom Umzug anguckt, ist es einfach extrem intransparent. und man kann da jetzt nicht sagen, okay, ich habe jetzt den perfekten Blueprint und kann den jetzt eins zu eins irgendwie in andere Länder übertragen, sondern man muss immer das Ganze anpassen. Das Verhalten der Kunden ist anders, die Vorlaufzeit ist anders, die Distanzen sind anders, der Aufwand der Möbel ist anders, das Servicelevel, was gefordert wird, ist anders. In manchen Märkten ist es deutlich üblicher, dass man irgendwie komplett wirklich einen Rundum-Service-Umzug bucht als in anderen. In den USA zum Beispiel ist es üblich, dass Leute wirklich einen Full-Service-Umzug buchen, zwei Wochen in den Urlaub fahren und wiederkommen, das Internet ist angeschlossen, der Kühlschrank ist aufgefüllt und irgendwie die Früchte stehen auf dem Wohnzimmertisch.
Joel Kaczmarek: Was sind so die nächsten Regionen, in die ihr expandieren wollt?
Bastian Knutzen: Ich glaube, wir sind in Europa jetzt wirklich auf einem extrem guten Weg, wachsen weiterhin stark und können da wirklich nochmal einiges machen. Was für uns natürlich ein extrem spannender Markt ist, sind dann die USA, hatte ich ja gerade schon angesprochen. Also es ist halt einfach, ich meine, es ist der größte Umzugsmarkt der Welt mit sehr, sehr langen Distanzen, was mit sehr, sehr hohen Warenkörben einhergeht und mit hohen Effizienzgewinnen, verbunden mit dann irgendwann auch sehr guten Margen. Gleichzeitig ist halt das Service-Level und die Willingness to pay for services, die Zahlungsbereitschaft auch eine sehr hohe in den USA, weswegen das für uns ein absolut spannender Markt ist.
Joel Kaczmarek: Wie groß schätzt du denn euren Markt eigentlich ein? Also wenn man mal den Umzugsmarkt nimmt in Europa, sagen wir mal, auf wie viel schätzt du den?
Bastian Knutzen: Wie viele Milliarden? Wir können ja da Deutschland als Beispiel nehmen. Ich habe ja gerade gesagt, es sind neuneinhalb Millionen Leute, die jedes Jahr umziehen, sechs Millionen Haushalte. Und in Deutschland allein ist es ungefähr ein Sieben-Milliarden-Markt. Also der Umzug kostet dann knapp über 1000 Euro im Durchschnitt.
Joel Kaczmarek: 7 Milliarden in Deutschland. Europa, was würdest du da schätzen, wenn du jetzt mal deine 7 Märkte nimmst?
Bastian Knutzen: Genau, also ich glaube, Europa ist ungefähr knapp über 30 Milliarden, wenn man sich die verschiedenen Märkte anschaut. Das heißt, es ist ein Riesenmarkt und spannend ist, glaube ich, daran, wie kleinteilig der im Moment ist. Dass halt der größte Player weniger als 1% Marktanteil hat.
Joel Kaczmarek: USA, wie würdest du die dann schätzen? Jetzt haben wir 30, 7 und?
Bastian Knutzen: USA ist größer als der komplette europäische Markt, würde ich auf 45 Milliarden schätzen. Und in den USA ist halt spannend, es gibt auch wirklich größere Umzugsfirmen. Santa Fe ist wirklich einer der größten, United Van Lines, Mayflowers. Die konzentrieren sich aber so ein bisschen wirklich auf Corporate Accounts, auf Military Moving und man könnte das ein bisschen beschreiben, wenn man sich den Umzugsmarkt als eine Pyramide vorstellt, konzentrieren sie sich auf die Spitze der Pyramide. Und für Kunden gibt es auch da nicht wirklich eine große Brand, die das Ganze irgendwie durch Technologie und Daten einfacher und zuverlässiger macht.
Joel Kaczmarek: Moving.com meinst du?
Bastian Knutzen: Moving.com ist keine Umzugsfirma und auch keine vertikal integrierte Plattform, sondern reiner Lead Generator.
Joel Kaczmarek: Weiß ich nicht, komisch finde ich die ganzen Marktzahlen, ich finde die sind relativ intransparent. Also der eine sagt, irgendwie sind es so und so viele Millionen, der andere sagt so und so viele Milliarden, der eine sagt, eine Spedition kostet X, der andere Y. Also wo kriegst du da deine Zahlen eigentlich her? Bei mir lag der nicht bei 7 Milliarden irgendwie.
Bastian Knutzen: Okay, also meine Zahlen sind, es gibt eine Studie, die wird von der Telekom durchgeführt und von MyHammer.
Joel Kaczmarek: Gut, lass uns über ein schönes Thema reden, Wettbewerb. Wie beurteilst du den? Also ihr seid ja, ich glaube ihr habt diesen Ansatz schon entwickelt, aber ihr seid ja nicht alleine damit.
Bastian Knutzen: Genau, also ich glaube, in den Märkten, wo wir sind, was halt extrem spannend ist, es gibt, du hast jetzt gerade Moving.com angesprochen, es gibt glaube ich viele Plattformen, die irgendwie die Buchung einfacher machen, die ein Marktplatz sind, die irgendwie Reverse-Auction-Plattformen sind. Wir haben jetzt gerade kurz AnyVan und MyHammer angerissen, aber es gibt halt niemanden, der auf signifikantem Level wirklich das Thema End-to-End-Owned und da wirklich durch Technologieeffizienzen wirklich realisiert.
Joel Kaczmarek: Ich meine, es gibt aber schon, da gibt es ja in Deutschland, da geht ihr wahrscheinlich, springt ihr das Taschenmesser in der Hosentasche auf. Movago, da liest man ja sogar, dass sich der Business Angel, der das finanziert hat, vorher mit euch unterhalten hat, viel gesehen hat und dann es lieber selber gegründet hat. So zumindest liest man, ob es stimmt, sei mal reingestellt. Also stimmt das?
Bastian Knutzen: Also hatte ich ja gerade schon gesagt, wir müssen glaube ich einfach, und das haben wir bisher gut gemacht, da müssen wir jetzt halt einfach kein Stück vom Gaspedal gehen. Also einfach, ich glaube, wenn man immer wirklich sehr, sehr schnell unterwegs ist, das Business größer macht, die Prozesse besser macht, die Kunden zufriedener macht, dann braucht man sich, glaube ich, da wirklich nicht nach links und rechts umschauen.
Joel Kaczmarek: Braucht man, glaube ich, nie in keinem Business. Also soll man immer auf sich selber gucken. Aber trotzdem, ist da was dran, dass der sozusagen sich euer Geschäft angeguckt hat, in dem Fall der Philipp Magin, und dann was Eigenes gemacht hat und man jetzt irgendwie sich nicht so gut leiden kann?
Bastian Knutzen: Also ich meine, in einem Wettbewerbsumfeld, klar ist da jetzt nicht unglaublich viel Kontakt, aber ich glaube, wie gerade schon angesprochen, wir bauen halt hier einfach eine Company, konzentrieren uns drauf und haben damit auch ehrlich gesagt schon echt genug zu tun.
Joel Kaczmarek: Trotzdem, wie verortet ihr denn Movago?
Bastian Knutzen: Ja, also ich hatte jetzt gerade schon mal gesagt, ich glaube, wir sind da auf einem sehr guten Weg weiter extrem schnell zu wachsen.
Joel Kaczmarek: Das ist keine Antwort, wie du Movago verortest. Das ist, wie du dich verortest. Aber wenn du jetzt euch siehst, wo siehst du die?
Bastian Knutzen: Ich sehe uns halt als denjenigen, der als First Mover da ein gutes Produkt gebaut hat, eine gute Technologie gebaut hat und da einen Fokus hat und den nicht verlieren wird, sondern weiter Gas geben wird.
Joel Kaczmarek: Ich habe ja gesehen, ihr seid Schlingel. Ihr habt euch sogar von Movago die .org-Domains gesichert. Warum macht man sowas?
Bastian Knutzen: Auch da kann ich keinen Kommentar dazu abgeben. Wir konzentrieren uns darauf, hier ein gutes Business zu bauen.
Joel Kaczmarek: Ja, habe ich jetzt das eine oder andere Mal gesagt. Ist das eigentlich so ein klassischer Winner-Takes-It-All-Markt, in dem ihr seid? Also ist es so, wenn einer den dominiert, dass er ihm gehört?
Bastian Knutzen: Ich glaube halt, wir haben jetzt gerade das Thema Netzwerkeffekte angerissen und die sind schon sehr stark, glaube ich. Also mit jedem weiteren Umzug, den wir durchführen, haben wir halt A, bessere Daten und können den Buchungsprozess bequemer machen für den Kunden, weil wir weniger Datenpunkte abfragen müssen, weil wir die extrapolieren können über unseren Pricing-Algorithmus. B, können wir halt die Raten für die Kunden mit jedem weiteren Umzug nochmal deutlich günstiger machen.
Joel Kaczmarek: Okay, also kurze Antwort ja.
Bastian Knutzen: Ich glaube, vieles, vieles deutet darauf hin.
Joel Kaczmarek: Also ist es dann auch so ein bisschen so, dass wenn man einen First-Mover-Vorteil hat, wenn man viel Kapital zur Verfügung hat, dass man da dann durchaus sozusagen gut aufgestellt ist?
Bastian Knutzen: Also ich glaube, im Moment sind wir da in einer guten Lage. Also wir haben, glaube ich, was die Prozesse angeht, sind wir super aufgestellt. Was die Technologie angeht, bin ich da sehr zufrieden und zuversichtlich. Wir sind mit Kapital ausgestattet, aber noch viel wichtiger mit, glaube ich, extrem guten Investoren, die uns wirklich auch operativ helfen. weiterhelfen und uns operativ guten Input geben. Das heißt, wir sind da extrem zuversichtlich.
Joel Kaczmarek: Plant ihr eigentlich weitere Finanzierungen?
Bastian Knutzen: Das muss man schauen, wie sich das Business entwickeln wird.
Joel Kaczmarek: Was ist denn so der Endplan? Wenn du einen Investor an Bord nimmst, musst du eigentlich immer sagen, wo die Reise mal hingeht. So, ich habe jetzt schon mal so ein bisschen klingelhöheren Börsengang, wenn man zu euch liest. Ist das so euer Ziel oder wollt ihr von irgendjemandem gekauft werden? Was ist da der Anspruch?
Bastian Knutzen: Ich glaube, damit beschäftigen wir uns jetzt fairerweise nicht viel. Also ich glaube halt, wenn man einfach sich darauf konzentriert, ein gutes Business zu bauen, was zu einem gewissen Zeitpunkt auch mal wirklich signifikant profitabel werden kann, dann wird es immer einen Weg geben. Wie der dann aussieht, das werden wir in ein paar Jahren sehen.
Joel Kaczmarek: Aber ich würde schon sagen, dass Börse so für euch der wahrscheinlichste Weg ist, zumindest bei dem Anspruch, wenn du sagst, du willst ein Zalando für die Umzugsbranche werden, dann kannst du eigentlich, also wüsste ich, wenige Leute, die dich kaufen sollen.
Bastian Knutzen: Ja, durchaus möglich. Also es kann sein, dass es irgendwann so kommen wird. Wir wollen aber jetzt erstmal die nächsten Jahre hier operativ irgendwie Gas geben und dann nicht unsere Energie auf irgendwelche Exit-Kanäle verschwenden.
Joel Kaczmarek: Lass uns mal umdrehen. Überlegt ihr, die Leute zu kaufen?
Bastian Knutzen: Du meinst jetzt hier die Umzugsfirmen?
Joel Kaczmarek: Ja, zum Beispiel ein Wettbewerber oder so. Macht das Sinn irgendwie? Also das ist ja auch ein bisschen die Grundfrage. Glaubst du daran, dass man sich einen Markt kaufen kann oder muss man ihn sich selber aufbauen?
Bastian Knutzen: Ich glaube, wenn wir jetzt einfach weiter auf dem Gaspedal sind, dann werden wir im Zweifelsfall schneller wachsen als andere. Und deswegen macht es Sinn, einfach die eigenen Operations auf ein super Level zu bringen, selbst weiter schnell zu wachsen, um damit halt weitere Marktanteile zu gewinnen.
Joel Kaczmarek: Also du würdest eher selbst einen neuen Markt aufbauen, als dir einen Player in einem neuen Markt zu kaufen?
Bastian Knutzen: Ja, das muss man sich natürlich dann immer genau angucken. Aber im Zweifelsfall glaube ich, dass wir ein Team haben, dass wir die Technologie haben, dass wir schneller wachsen als viele andere.
Joel Kaczmarek: Wie lange braucht ihr denn eigentlich von Markteintritt, bis es funktioniert solide? Habt ihr da irgendwie so ein Standardvorgehen mittlerweile schon entwickelt?
Bastian Knutzen: Ich meine, klar, die Märkte unterscheiden sich schon ziemlich, was die Struktur angeht. Und bis man da wirklich eine gescheite Durchdringung hat und diese Netzwerkeffekte realisieren kann, das dauert ein bisschen. Das ist jetzt kein fester Zeitraum. Ich glaube, in UK, da sind wir im Oktober gestartet, sind wir da sind wir da schon wirklich seit einigen Monaten auf einem Level, wo ich sage, dass wir haben den Markt, beziehungsweise sind dabei, den Markt zu durchdringen.
Joel Kaczmarek: Danke, dass du deinen Satz genau beendest, während ich trinke. Das ist sehr aufmerksam. Gerne. Gut, zum Abschluss lassen wir uns mal auch ein paar persönliche Fragen stellen. Macht es dir manchmal Angst, so viel Verantwortung zu haben? Also belastet einen das auch?
Bastian Knutzen: Ne, also es treibt einen eher an. Es motiviert einen eher und setzt einen unter Adrenalin, dass man halt sieht, okay, wir haben hier die Möglichkeit, was wirklich richtig, richtig Großes zu bauen. Ein super Team, was hier irgendwie zusammen mit Gas gibt. Und ich würde sagen, das ist eher zusätzliche Motivation.
Joel Kaczmarek: Aber wenn du sagst Adrenalin, wie schützt du dich denn eigentlich gegen so Sachen wie Burnout? Wenn du arbeitest sehr lange, sehr viel, machst du da was?
Bastian Knutzen: Ich glaube, worauf wir achten, ist, dass man sich ab und zu eine Auszeit nimmt. Dass man auch mal rausfährt. Vieles geht durch das Aufgabengebiet einher. Das ist extrem abwechslungsreich, extrem herausfordernd. Ich glaube, wenn man da trotzdem versucht, gesund zu leben, kann man dem Ganzen entgegenwirken.
Joel Kaczmarek: Ich habe gehört von dir, dass du um 5.40 Uhr teilweise schon auf der Arbeit bist oder am Arbeiten, sagen wir es mal so. Was hast du so für einen Arbeitstag? Ist das so ein bisschen dieses typische Management-Style, wie du sozusagen agierst?
Bastian Knutzen: Ich glaube, ich habe da jetzt keinen festen Stil, sondern das hängt davon ab, was gerade zu tun ist. Und ja, ich meine, es kann natürlich auch länger werden. Aber es ist jetzt nicht irgendwie Ansatz, da zu versuchen, so viel zu arbeiten wie möglich, sondern einfach die Sachen, die irgendwie anstehen, irgendwie so gut wie möglich zu lösen und die Company weiter nach vorne zu bringen.
Joel Kaczmarek: Trotzdem, da sind auch Leute immer so ein bisschen heiß drauf, in so einem Start-up, von wann bis wann arbeitet man da? Ist das wirklich so, also auch bei euch in dem Fall ganz konkret, wenn ihr sagt, ihr wollt gute Kundenexperience aufs Gaspedal und so, also wann fängt der Tag an, wann hört er auf? Jetzt sagst du mir wieder, kann ich nicht sagen. Ja, doch.
Bastian Knutzen: Also der Tag fängt frühmorgens an und hört selten von Mitternacht auf.
Joel Kaczmarek: Mitternacht, okay. Fünf Tage die Woche, sechs, sieben?
Bastian Knutzen: Also man ist 24 Stunden, sieben Tage die Woche, glaube ich, bei dem Thema und auch eigentlich jeden Tag im Büro.
Joel Kaczmarek: Was für eine Philosophie verfolgt ihr denn eigentlich beim Führen von Mitarbeitern?
Bastian Knutzen: Ich glaube, was uns extrem wichtig ist, ist, dass wir halt hier im Unternehmen gute Feedback-Prozesse haben, weil ich glaube, nur wenn ein Mitarbeiter weiß, wo er gerade steht, kann er auch irgendwie unternehmerisch tätig sein, kann er strategisch tätig sein und damit geht dann her, dass er weiß, wo die Company gerade steht. Also wir versuchen hier sehr viel Transparenz an den Tag zu legen, indem wir halt einmal pro Woche ein All-Hands-Meeting haben. Jeden Dienstag quasi allen Leuten sagen, okay, das sind die Neuigkeiten, es gibt irgendwie Neues aus der Firma. Dass wir wirklich Wert darauf legen, dass hier regelmäßig auf einer wöchentlichen Basis One-on-One-Gespräche stattfinden, die auch wieder 360-Grad-Gespräche sind, dass halt wirklich jeder weiß, okay, wo geht's hin, wo können wir das hier hinbringen. Was damit einhergeht, was wir am Anfang des Jahres jetzt eingeführt haben, sind in der gesamten Company OKRs. Das ist ein Management-System, was von Google entwickelt wurde. OKRs steht für Objectives and Key Results, womit wir jetzt super Erfahrungen gemacht haben. Wir haben uns quasi zusammengesetzt und das ist auch da wieder ein zweisattiger Feedback-Prozess. Also es geht nicht nur top-down, sondern auch bottom-up. Dass wir gesagt haben, okay, wir haben jetzt irgendwie drei Hauptziele, drei Objectives in der gesamten Firma. Vielleicht ein Beispiel jetzt in Richtung Wachstum, in Richtung Profitabilität und in Richtung Kundenzufriedenheit. Und dann kaskadiert man halt da dann die ganzen Ziele runter. Und spannend ist dann halt, dass dann wirklich jeder irgendwie seine persönlichen Ziele, die er zu jeder Zeit einsehen kann, gleichzeitig aber auch die von allen anderen. Das hat bei uns dazu geführt, dass die Leute nicht in ihren Silos arbeiten, sondern das große Picture sehen. Die Möglichkeit, dass wir hier einen globalen Marktführer bauen können, sehen und nicht die tagtägliche operative Arbeit nur vor den Augen haben.
Joel Kaczmarek: Gut, Bastian, ganz herzlichen Dank. Superspannend natürlich. Junge Menschen, viel Verantwortung, große Mission. Ich drücke dir die Daumen. Danke dir für das Gespräch. Danke dir.
Bastian Knutzen: Hat mich gefreut.
Joel Kaczmarek: Over and out.