MissPompadour 🎨: Das Startup rund um Farbe

8. August 2024, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und heute wird es bunt und zwar im wortwörtlichen Sinne, denn mit dem lieben Erik Reintjes habe ich den Geschäftsführer und Gründer von MissPompadour heute am Start. Vielleicht kennt ihr das Unternehmen ja, verkauft Farben und ist so einer der Rising Stars schlechthin in Sachen E-Commerce. Und ich war neugierig, mal zu erfahren, wie genau das Geschäft eigentlich funktioniert, weil Erik und ich saßen schon auf dem Speaker's Dinner der K5 irgendwie gegenüber. Da habe ich schon das eine oder andere gesagt bekommen, wo ich durchaus erstaunt war, zum Beispiel, dass man sich vor allem auf B2C fokussiert. Solche Späße, das werden wir heute hier diskutieren. Ja, und von daher, that being said, schön, Erik, dass du da bist. Moin, moin.

Erik Reintjes: Moin. Vielen Dank für die Einladung.

Joel Kaczmarek: Erzähl mal ein bisschen was zu dir. Wo kommst denn du her? Wie kommt es, dass du Farben verkaufst? Hast du irgendwie Malereltern? Bist du ein Handwerker oder bist du ein Designer? Wie kam das?

Erik Reintjes: Wir werden die Frage oft gestellt und ehrlich gesagt, das ist einfach nur Zufall gewesen. Also ich komme persönlich aus Regensburg und da ist auch unser Firmensitz in der Oberpfalz in Bayern. Wenn ich ganz vorne anfangen soll, meine Schwester und meine Mutter hatten ein Einrichtungsgeschäft in Regensburg, haben sozusagen dieses Concept-Store-Thema gehabt, also Kaffee, Möbel, Kleinzeug. Und die beiden sind oft nach Frankreich, Holland gefahren und haben alte Möbel gekauft und haben die dann im Laden gestrichen und haben die dann weiter verkauft. Und irgendwann haben die Kundinnen gefragt, mit was für einer Farbe sie das machen. Dann haben sie eine andere Fremdmarke sozusagen verkauft. Und ich habe dann im Zuge meines Modul- und Designmanagementstudiums die Möglichkeit gehabt, den Abschluss mit einem fiktiven Unternehmen zu machen sozusagen. Also statt einer Arbeit ein fiktives Unternehmen. Und dann habe ich die beiden einfach gefragt, ob ich nicht ihr Geschäft als Online-Shop duplizieren soll, weil ich damals noch beim Sport Schuster in der E-Commerce-Abteilung neben dem Studium gearbeitet habe. und mir gedacht habe, irgendwie braucht doch jedes Geschäft heutzutage auch einen Online-Shop. Genau so ist das Ganze überhaupt entstanden. Das Geschäft haben die beiden dann geschlossen aus privaten Gründen und der Online-Shop war immer noch da. und wir haben einfach schnell gemerkt, dass dieses Thema Farbe online gar nicht so schlecht ankommt. und so ist das eigentlich entstanden. Also kein Businessplan, keine Idee, nicht der klassische WHU-Weg und hier, lass mal schauen, welchen Markt wir verändern können, sondern es ist einfach von Hölzchen auf Stöckchen. und so hat sich das Ganze entwickelt.

Joel Kaczmarek: Ich finde ja ehrlich gesagt, so aus Passion heraus baut man eigentlich auch die coolsten Firmen. Also Reißbrettfirmen sind mir nicht so sympathisch wie deine, ohne es jetzt hart bewerten will. Aber wenn du Designmanagement studiert hast, hast du auch selber Designfähigkeiten oder bist du wirklich eher der Manager?

Erik Reintjes: Hände nicht das übertragen, was mein Kopf sich vorstellt. Also ich bin schon eher der Manager oder bewerte Dinge, glaube ich, ganz gut. Also ich habe Sachen im Kopf, habe zum Glück tolle Leute um mich rum, die das dann umsetzen und ich wiederum sage dann, ob ich es gut finde und auch wichtig finde. Das würde ich jetzt mal so als mein Talent bezeichnen. Aber leider den Stift aufsetzen und selber zeichnen oder designen, das kann ich leider nicht.

Joel Kaczmarek: Naja, aber ich finde es auch ganz nett, wenn man den Management-Part kann, die Ideen dann andere machen lassen kann. So kann man ja auch Skalierung reinbringen. Und jetzt ist ja Farbe nicht gleich Farbe. Also vielleicht sollten wir mal spezifizieren, was du machst. Also es gäbe ja jetzt irgendwie Wandfarbe, es gibt Lacke, es gibt Möbelfarben. Du könntest theoretisch ja auch Textilfarben verkaufen. Was ist so euer Sweet Spot?

Erik Reintjes: Der Hauptbegriff nennt sich steif in Deutschland Bautenfarbe, aber ich rede jetzt, wir reden immer von der DIY-Farbe, also Farben, die unsere Kundinnen selber kaufen und selber verstreichen ohne den Maler. Wir sind da spezialisiert auf das Thema Lack und Wandfarbe. Lack auf der einen Seite, Projektgetrieben, Möbel, Küchen, Holzdecken, Türen, also alles, was man streichen kann. Und dann natürlich die Wandfarbe. Um da vielleicht nochmal den Bogen zurückzuspannen, wo wir herkommen. Meine Mutter hat einfach früher schon immer alles gestrichen. Wenn dir ein Heizkörper nicht gefallen hat, dann hat sie halt einfach schnell weiß gestrichen. Ob das jetzt mit dem Vermieter abgesprochen war oder nicht, war ihr ziemlich schnuppe. Aber sie hat das halt oft in England gesehen und so weiter. Da ist das ganz normal. Wenn ihr eine Holzdecke nicht gefallen hat, hat sie sie gestrichen. Und das haben wir im Endeffekt auch in unsere Communities dann übertragen, als wir online angefangen haben. Meine Schwester hat einfach einen Heizkörper gestrichen, hat ein Vorher-Nachher-Foto hochgeladen. Und dann haben die Kundinnen eigentlich erst gesehen, was das Produkt Farbe noch kann, außer das Klassische. Ich streiche halt meine Wand bunt oder weiß oder grau. Und das ist vielleicht auch so ein bisschen der Unterschied von uns zu anderen Farbmarken. Wir sind sehr projektgetrieben. Also unsere Kundinnen haben immer ein Projekt. Junge Familie, das Haus von der Oma geerbt. Alles Bahama-Beige, Eichenbraun, aber jetzt irgendwie nicht 200.000 Euro auf der Seite, um das Haus kernzusanieren. Und dann sehen sie halt bei uns die Möglichkeit dieses Projektes, dass sie diese ganzen Sachen streichen können. Deshalb sind wir auch in diesem Lackbereich sehr stark, während andere Farbmarken oder der Farbmarkt natürlich sehr wandlastig ist. Und da haben wir sicherlich auch einen neuen Markt mit aufgemacht die letzten Jahre.

Joel Kaczmarek: Ja, du hast ja eingangs schon erzählt, dass deine Mutter und deine Schwester irgendwie alte Möbel gekauft und dann gestrichen haben. Also ich kann mir das wirklich so vorstellen, die fahren dann, keine Ahnung, nach Holland rüber auf den Flohmarkt, kaufen da ein schönes Holzmöbel und dann wird das irgendwie, keine Ahnung, mintgrün gestrichen oder wie?

Erik Reintjes: Ja, genau. Also es gab ja mal diese Shabby-Schick-Phase. Das war so ein Trend, dass man Möbel weiß gestrichen hat und dann so ein bisschen abgewetzt hat, damit es used ausschaut. Also ich würde mal sagen, einer unserer größten Used-Cases sind Kundinnen, die bei Ikea, weiß nicht, das Kallax-Regal kaufen oder die IWA-Regal. Das klassische Ikea-Weiß oder das Holz reicht halt nicht und dann streichen sie es. Also das ist Klassiker. Also Individualisierung mit unseren Farben. Jetzt natürlich heutzutage mit unserer Eigenmarke. Also wir haben angefangen mit fünf Fremdmarken. Also da waren wir sozusagen noch der Farbhändler online. Aber da sind wir ja total umgeswitcht und haben jetzt mit unserer Eigenmarke MissPompadour bedient da sozusagen dieses Feld mit.

Joel Kaczmarek: Das war ja so eine der wesentlichsten Fragen, die du auf unserem Speakers-Dinner, glaube ich, vom ganzen Tisch gestellt bekommen hast. Ja, wie oft kauft man denn eigentlich Farbe? Ihr müsst doch voll die geringe Wiederkaufsquote haben. Also wenn ich einmal ein Zimmer gestrichen habe, dann bleibt es ja irgendwie vier bis sieben Jahre so. Das ist dann quasi deine Antwort darauf?

Erik Reintjes: Also erstmal verändert sich der Trend zum Glück, dass man nicht mehr alle vier bis sieben Jahre streicht, weil die Farbqualitäten heute so gut sind, dass du im Endeffekt in drei bis vier Stunden den ganzen Raum gestrichen hast. Das heißt, streichen hat bei uns immer noch so ein bisschen dieses Negative besetzt. Du kennst es wahrscheinlich selber, man zieht irgendwie aus einer Wohnung aus, man muss es noch nachweißeln, wie man jetzt im Bayerischen sagt. Also weiß streichen, man hat eigentlich keinen Bock drauf, man will das Geld nicht ausgeben. Deshalb ist streichen immer so was oft noch Negatives. In anderen Ländern, zum Beispiel Holland, Frankreich, England, ist das Erste, was die Leute machen, wenn sie einziehen, ist alles streichen, also sich das sofort selber machen. Und dieser Trend kommt jetzt auch glücklicherweise zu uns, das heißt, du kaufst dir nicht nur zwei-, dreimal im Jahr, weiß ich nicht, neue Kissen, neue Vorhänge, Tischdecken, Accessoires, sondern streichst auch zwei-, dreimal im Jahr, vielleicht nicht immer denselben Raum, aber unterschiedliche Räume, ne? Natürlich haben wir jetzt kein Produkt wie Kosmetik, was du immer wieder in der Retention hast, aber unser Ziel ist schon, dass unsere Kundin drei bis vier Mal kauft im Jahr. Weil es so ist, haben wir natürlich ganz klar den Fokus, dass jeder Sale bei uns profitabel sein muss. Also wir sind von Anfang an, wir waren die ersten dreieinhalb Jahre komplett gebootstrapped, das heißt, jede Dose musste Geld verdienen und das fahren wir jetzt auch immer noch so weiter. Also so eine klassische Journey ist bei uns eine Kundin, also ich sage oft Kundin, weil über 80 Prozent unserer Kundinnen sind weiblich, sieht auf unseren Kanälen, Influencer, wie auch immer, dass sie das machen kann. Dann bestellt sie bei uns das erste Mal und streicht so klassisch diese Ikea-Kommode zum Beispiel oder die Wickelkommode, die sie schon immer zu Hause stehen hat. Und dann merkt sie, okay, das geht eigentlich super einfach, es stinkt nicht, ich kann es einfach zu Hause machen. Der Partner oder die Partnerin ist überzeugt, dass es funktioniert. Und dann geht sie ans nächste Projekt, weil dann sagt sie, okay, jetzt probiere ich mal die Türen aus oder die Küche. Und dann sagt sie vielleicht noch, das hat mir jetzt so gut gefallen, jetzt mache ich auch noch das Schlafzimmer in einer schönen Farbe. Das ist die Journey, die wir bauen müssen und dann kommen wir auf drei, vier Mal Sales im Jahr auf eine Kundin. Aber klar, es ist nicht so einfach wie bei anderen Produkten.

Joel Kaczmarek: Sag doch mal ein bisschen was zur Farbqualität. Ich bin ja immer so ein Paranoiker. Also ich habe von meinen Freunden von Aerie, die machen so Pflanzentöpfe, die die Luftfilter mal gelernt, das belastetste Zimmer in der Wohnung ist in der Regel das Kinderzimmer. Weil da kaufst du neuen Teppich, neue Möbel und streichst die Wände und dann dämpft sozusagen alles aus. Wie ist es beim Thema Farbe heutzutage? Also vielleicht kannst du ja mal so ein bisschen ein Gefühl für Preis geben. Seid ihr jetzt eher teuer, mittel oder eher günstig? Und sage mal Nachhaltigkeit, Gesundheit, wie steht es darum?

Erik Reintjes: Wir haben ja sogar auch eine Kinderzimmerlinie, also Little Pomp nennt sich die bei uns, die wir extra rausgebracht haben, um das Kinderzimmer zu streichen. Also vom VK-Preis sind wir mittleres Preissegment, EK-Preis sind wir hohes Preissegment. Also das ist was Wo wir für uns sozusagen Qualität über Profit gestellt haben, weil das Produkt muss funktionieren. Also wenn du unsere Bewertungen anschaust oder wie die Kundinnen über uns sprechen, ist eigentlich immer Punkt eins super Produkt, Punkt zwei super Kundenberatung. Und dieses super Produkt hat halt den Grund, unsere Kundinnen, erstens vertrauen sie uns, weil wir ihnen sagen, das Projekt, was du machen willst, funktioniert und die will einfach nur die Dose aufmachen, streichen, Dose zumachen, fertig. So und wenn das mit dem Produkt nicht funktioniert, also dann kriegst du, heute würde man Shitstorm sagen, also weil Farbe ist auch, klingt immer crazy, aber ein total privates Produkt, weil Unsere Kunden lassen ja unser Produkt in ihr Innerstes, also ihr Schlafzimmer. Und das muss funktionieren. Und deshalb haben wir gesagt, Qualität ist das Wichtigste. Unser Produkt ist auch 100% made in Europe, also in Deutschland und in Holland produziert und auch inhaltsstofftechnisch. Erstens ist es heute gesetzlich gar nicht mehr erlaubt, dass du Produkte benutzen darfst, die VO10 entsichtest. Das ist sozusagen der Konservierungsstoff. der so ausdunstet, dass du medizinische Probleme kriegen würdest. Und unsere Farben sind wasserbasiert. Das heißt, früher, da gab es ja noch diesen Zwei-Komponenten-Lack. Das ist dieser klassische Lack, wo man diesen Geruch kennt, dass es stinkt und so weiter. Und das gibt es heutzutage alles nicht mehr. Also die Farben sind pflanzenbasiert, wasserbasiert. Oft schon aus 60 Prozent recycelten Inhaltsstoffen. Das heißt, wenn du eine Wand streichst, nach sechs Jahren ist sozusagen diese Biomasse wieder nachgewachsen. Also die Farbindustrie ist eigentlich extremst weit auf dem Thema, aber noch lange nicht am Ende, weil das Produkt immer noch funktionieren muss und es gibt immer noch nicht wirklich die technischen Möglichkeiten, zum Beispiel 100 Prozent nachhaltige Produkte herzustellen. Das wird jetzt ganz schnell kommen, weil dieser Green Deal, der jetzt auf uns alle zukommt, wird unsere Branche extremst verändern. Also wir gehen davon aus, dass 80 Prozent der Anteile, die jetzt in unserem Produkt sind, in fünf Jahren überhaupt nicht mehr benutzt werden dürfen. Das heißt nicht, dass sie schlecht sind oder dass sie jetzt giftig sind, aber einfach, weil sich das durch diesen Green Deal Act sozusagen verändert. Und das ist natürlich in einer Branche, die eher in Jahrzehnten rechnet, eine totale Veränderung. Lässt auch viele aufhorchen und viele auch verängstigt agieren.

Joel Kaczmarek: Aber ich meine auch zu Recht, weil ich weiß nicht, also ich glaube die Geschichte stimmt, vielleicht kennst du sie ja auch. Es gab damals, ich weiß gar nicht, welche Jahrhundertzahl wir da reden, ich weiß nur, dass Napoleon einer der Betroffenen sein sollte. Der ist ja am Ende glaube ich auch verrückt geworden oder was, in der Art hatte er irgendwie eine mentale Krankheit. Es gab einen Farbton, der so in diesem Europa, diesem viktorianischen, total angesagt war. Und da war aber Entweder da war Blei drin oder

Erik Reintjes: Quecksilber. Genau, Quecksilber wurde damals verarbeitet, genau.

Joel Kaczmarek: Und dann sind halt reihenweise Leute, haben halt irgendwie mentale Probleme gemacht. Also, die sind im Prinzip verrückt geworden, weil die die ganze Zeit diese ausdünstenden Stoffe eingeatmet haben. Weil halt wirklich jede dritte Edelwohnung damals quasi diesen Grünton war, das glaube ich, hatte, ja. Was weiß ich, wahrscheinlich so British Racing Green oder was in der Art. Also hat echt Impact, ja. So gibt er mir ja komplett, von daher fair enough. Was jetzt nochmal ganz interessant wäre zu verstehen, ist ja auch, wie hast du es denn geschafft, dass ihr selber Farben fertigt? Also lasst ihr die Auftrags produzieren oder habt ihr euch da selber Kompetenzen aufgebaut? Weil ich meine, das ist ja ein hochchemischer Vorgang eigentlich.

Erik Reintjes: Genau, also es ist sogar fast auf der Ebene von Lebensmittelproduktion, weil natürlich durch diese wasserbasierten Produktion und diesen geringen Anteil an Konservierungsstoffen natürlich auch in der Produktion gar keine Bakterien mehr reinkommen dürfen in das Produkt, weil sonst kippt es und stinkt dann halt vergammelt. Hat damals angefangen, als wir noch unsere Fremdmarken verkauft haben, während Corona. Das war ja die Phase, wo wir so im Endeffekt in einer schwierigen Zeit positiv gewachsen sind, muss man ganz klar sagen. Baumärkte waren zu, die ganze Farbbranche hatte das Thema E-Commerce noch nicht so auf dem Schirm. Selbst die Baumärkte hatten diese Kategorie Farbe einfach, war halt irgendwo versteckt im hintersten Eck des Onlineshops. Das heißt, die Leute sind automatisch auf uns gestolpert. Aber wir haben da schon gemerkt, wie langsam und unagil diese Branche ist und haben für uns entschieden, um dieses Wachstum halten zu können und auch unseren Anspruch an Qualität, dass wir eine Eigenmarke auf den Markt bringen müssen. Wie du gerade schon gesagt hast, das macht man nicht mal schnell selber. Also die großen Hersteller, es gibt in Deutschland so fünf, sechs große Hersteller, die gibt es seit 90, 100, 110 Jahren. Die haben große Produktionsstraßen, da müsste man schauen, schnell mal ein Kapital von 20, 30, 40 Millionenin die Hand nehmen, um das überhaupt aufzubauen. Das heißt, wir lassen produzieren,aber unsere Rezeptur,dass wir nicht mehr nur der Marketing-Casebis Pompadour sind,wenn man es böse sagen möchte, sondern natürlich auch die Hoheit über das Produkt haben. Nichtsdestotrotz die Produktion selber werden wir nie angreifen, weil das ist einfach heutzutage nicht mehr logisch. Das heißt, wir haben tolle Partner, mit denen wir zusammenarbeiten. Eine Firma in Holland, auch 130-jähriges Familienunternehmen, ein großer Hersteller in Deutschland. Mit denen konzipieren wir die Produkte selber nach dem, wie wir es für unsere Kunden brauchen, aber die Produktion selbst übernehmen die.

Joel Kaczmarek: Wenn das Produkt MissPompadour heißt, wundert mich jetzt auch nicht, dass da 90 Prozent Frauen sind. Ist es für euch denn uninteressant, sage ich mal, auch den männlichen Paar und da vor allem natürlich die Maler und die Malereibetriebe irgendwie zu gewinnen?

Erik Reintjes: Also Maler und Malereibetriebe hätten erstmal gar kein Interesse an uns, weil die natürlich mit der Einkaufsmarge des Produktes zusätzlich neben dem Auftrag Geld verdienen. Das heißt, die haben Verträge mit großen Herstellern wie Alpina, Prilux und so weiter, kaufen das Produkt ein. geben aber den vollen Verkaufspreis an die Kundin weiter. Und das ist was, also wollen wir gar nicht zur Verfügung stellen und deshalb sind wir dafür Maler auch nicht interessant. Zudem ist es auch aktuell super schwierig, überhaupt Maler zu finden für Kundinnen. Das heißt, das ist ja da, wo wir den Sweetspot sehen. Du kannst selber schnell streichen. Streichen ist ein Handwerk, das kann im Endeffekt jeder und jede. Das hören zwar die Maler oft nicht so gerne, aber nichtsdestotrotz ist das was, was jeder kann. Und deshalb kann man sich eigentlich diesen Kostenpunkt als Kundin sparen. Was war nochmal die Frage davor?

Joel Kaczmarek: Männer. Genau.

Erik Reintjes: Wir haben das nicht geplant. Also dieses MissPompadour ist aus der Geschichte, weil der Laden hieß Pompadour. Wir haben das Miss noch davor gesetzt, um dem Ganzen irgendwie so ein bisschen einen internationaleren Touch zu geben. Natürlich ist auch mit meiner Schwester und Mitgründerin Astrid, die auch Geschäftsführerin ist, natürlich ein sehr stark weiblicher Touch mit drin in der Firma. Und wir haben einfach immer gesagt, es ist verrückt, dass eine ganze Branche sei es die Farbbranche oder auch die Baumarktbranche, 50 Prozent der Gesellschaft komplett ignorieren. In der Kommunikation und auch im Support Handwerk zu begehen. Deshalb war es für uns eigentlich logisch zu sagen, wenn Frauen ignoriert werden im Marketing, in der Kommunikation, auch in den Produkten. Also unsere Pinsel zum Beispiel sind einfach dünner, leichter, kleiner, damit sie besser gehalten werden können. Wir verkaufen auch kleinere Rollen. Ja, das sind so Details. Das ist natürlich auch, was wir gelernt haben über die fünf Jahre, über unsere tausenden Kontakte in der Kundenberatung und so weiter, was die Kundin eigentlich braucht, um halt einfach easy zu Hause zu streichen. Also wir müssen nicht mit zehn Liter Eimern kommen, weil das ist halt ein hohes Gewicht. Zweieinhalb Liter Eimer reicht easy. Da würde der Maler drüber lachen, aber die Kundin sagt halt, ja, den kann ich halt selber durchs Haus schleppen. Ja, das sind so einfach so Kleinigkeiten. Wir haben übrigens auch viele männliche Kunden, die halt sagen, du ehrlich gesagt, ich gehe halt ungern in den Baumarkt und stelle eine Frage, weil da werde ich nur blöd angemacht. Haben vielleicht auch ein bisschen Manchetten, die Kumpels zu fragen, wie streiche ich denn eigentlich? Weil dann kommt ja wie, du weißt nicht, wie man streicht. Also bevor ich mit dem Thema zu tun hatte, wusste ich auch nicht, wie man richtig streicht. So woher soll man es auch können? Man muss ja Leute fragen. Deshalb sind wir wahrscheinlich auch halt in unserer Community oder mit unserer großen Community einfach sehr supportive und unterstützen halt unsere Kundinnen. Und so hat sich das entwickelt, dass einfach sehr stark weiblicher Kundensatz da ist. Aber Männer können bei uns genauso kaufen.

Joel Kaczmarek: Aber es ist genau das Thema, was du so ansprichst, wo ich gerade drüber nachgedacht habe, so zum einen, wie commerce-tauglich ist das, weil wenn du da halt, also ich habe jetzt auch in so 10, 20 Liter einmal gedacht, aber selbst wenn du 3,5 Liter verschickst, da bist du ja beim teuren DHL-Paket, das sind ja mal schnell 10, 15 Prozent irgendwie deiner Marge oder der Druckpreis, ist ja. Und beim Thema Streichen habe ich auch drüber nachgedacht, weil mir geht es so, also ich bin ja mal der Meinung, obwohl es so einfach ist, ist Streichen was, wo ich super schlecht drin bin, weil dann wird es irgendwie, und kriegst du da nicht die richtige Deckung hin und so weiter und so fort. Oder was ich hasse, wie die Pässen so Türrahmen lackieren. Besonders die aus Metall, die musst du ja eigentlich vorher entweder abbeizen oder irgendwie anschleifen. Da hab ich gar keinen Bock mehr drauf. Also du sagst, es ist beides handelbar, sowohl der logistische Teil als auch das Selbermachen.

Erik Reintjes: Also der logistische Teil ist absolut handelbar. Kostentechnisch ist es alles machbar. Muss halt mit DHL auch verhandeln, dass man halt nicht Kilopreise bezahlt, sondern Paketpreise bezahlt. Wir haben jetzt halt auch einfach über fünf Jahre uns dieses Know-how angeeignet. Also wir machen die Logistik selber. Wir haben mal überlegt, das auch zu sourcen, aber ehrlich gesagt kriegt es keiner gut hin. Und deshalb haben wir auch für uns entschieden, Es weiter selber zu machen, erstens, weil wir es glaube ich richtig gut können und zweitens, weil wir auch gerne Arbeitgeber in dem Bereich sind. Und wie du schon gesagt hast, das Gewicht ist natürlich hoch. Jeder kennt es, DHL sagt, ein Paket muss zweieinhalb Meter Fallhöhe aushalten. Das ist natürlich bei Farbe utopisch, aber wir haben da viel Hirnschmalz reingestellt, um das hinzukriegen. Funktioniert wirklich gut und wir haben natürlich noch einen großen Vorteil bei unserem Produkt. Wir haben eine Retourenquote von unter zwei Prozent und da in der Mischkalkulation lohnt sich das dann auch wieder. Das selber machen, also Metallrahmen musst du mit unserem Produkt nicht mehr abschleifen oder abbeizen. Die Lacke sind heutzutage so, die legen sich genauso um das Metall wie um das Holz. Da kommen wir halt zu dem Thema des Preises. Also Farbe ist wirklich ein Produkt. Je besser die Qualität, je teurer ist der Inhalt. Und wenn du halt eine Wandfarbe für 29 Euro kaufst bei 10 Litern, muss dir klar sein, das deckt nicht. Ist so. Also das weiß der Farbhersteller, das wissen auch die Maler, das ist halt das Thema. Und wenn du da mal in einen höheren Preisbereich gehst, dann hast du auch keine fleckigen Wände mehr, weil einfach die Farbe sich über die Wand legt. Und deshalb ist es dann für jeden machbar. Ob es einem Spaß macht oder nicht, ist dann die andere Entscheidung.

Joel Kaczmarek: Na gut, macht Sinn, macht Sinn. Du hast gesagt, ihr werdet für zwei Sachen immer gelobt, für die Qualität eurer Farbe und für die Beratung. Wie macht ihr das? Also habt ihr da sozusagen einfach eine Hotline oder Online? Also was macht ihr da anders als andere?

Erik Reintjes: Damals, als meine Schwester die Farben auch noch stationär verkauft hat, hat sie einfach den Kunden ihre private Handynummer gegeben und hat gesagt, schick mir doch später eine WhatsApp und schick mir ein Bild, wie das geworden ist, wenn du noch Fragen hast. So, das war einfach aus ihr raus. Und das ist was, das haben wir zum Beispiel super schnell auch auf den Webshop übersetzt. Also wir waren, glaube ich, das zweite Unternehmen überhaupt in Deutschland, welches WhatsApp Business installiert hatte. Wir hatten dann sogar Besucher aus dem Silicon Valley, die von WhatsApp extra nach Deutschland gekommen sind, um zu schauen, wie wir das nutzen. Das war natürlich total verrückt, weil da waren wir noch, also da saßen wir zu dritt im Büro, ganz kleine Pupsbude und irgendwie saßen da drei Manager von WhatsApp und wollten sich erklären lassen, was dieses Conversational Commerce, nennt man es jetzt, ist. Also die hatten für sich noch gar nicht gesehen, was sie da eigentlich für eine großartige Möglichkeit mit ihrem Tool haben. Und wir haben diesen WhatsApp-Button von Anfang an im Shop gehabt und Kundinnen schicken uns Bilder, Nachrichten, Videotelefonie. Dann natürlich über alle anderen Messenger, die es gibt, ob es jetzt Facebook Messenger ist, Instagram Messenger. Ja, jetzt natürlich auch der klassische Chat im Shop und natürlich die Telefon-Hotline. Wir haben wirklich 19 Mitarbeiterinnen da sitzen, die Montag bis Samstag beraten. Und da geht es nicht nur darum, das Produkt richtig zu beraten, sondern die Dame ruft an und sagt, meine Tochter zieht jetzt aus, die geht jetzt in die Uni, das Zimmer ist leer, ich möchte es mir irgendwie schön machen und dabei ist sie ja noch traurig, dass ihre Tochter das Haus verlässt. Das heißt, du hast noch eine psychologische Komponente und das ist das, wo wir, glaube ich, ganz klar uns unterscheiden von den Mitbewerbern oder wo wir auch unser Wachstum hergekriegt haben, ist Wachstum. Wir nehmen unsere Kundin ernst. Wir reden mit ihr. Wir sind immer für sie erreichbar. Wir sind nicht nur das E-Commerce-Unternehmen, wo du halt schnell eine Bestellung absetzt und irgendwie Kundenberatung anschreibst, wo es meine Bestellung im Chatbot antwortet, sondern wir leisten uns wirklich diesen Menschenkontakt. Auch hier wieder natürlich unter 2% Retourenquote, weil wir halt so gut beraten, dass die Kundin gar nicht erstmal das falsche Produkt bestellt und eine sehr, sehr starke emotionale Bindung. Und da kommen wir dann wieder zum Retention-Thema. Die Kundin geht halt nicht mehr in den Baumarkt oder kauft eine andere Marke, Wir sind im Endeffekt als Marke im Handy der Kundin. zwischen der besten Freundin und vielleicht der Mutter oder der Tochter sitzen wir dazwischen. Und was willst du als Marke mehr? Also besser geht es ja nicht. Also meine Schwester und ich, wir kommen halt aus so einer Handelsfamilie. Meine Großeltern hatten Sportgeschäft und so. Also wir sind Händler. Und wir haben einfach versucht, den Handel zu übersetzen auf den E-Commerce. Das ist das, was wir, glaube ich, am besten können.

Joel Kaczmarek: Wie viele da seid ihr denn eigentlich mittlerweile und was macht ihr so an Umsatz?

Erik Reintjes: Also wir nennen den Umsatz, nennen wir gerade eine Zahl, dass wir so 20 Millionen dieses Jahr machen. Wir sind aktuell 80 Leute plus noch ein paar Externe. Aber im Endeffekt bauen wir gerade auch das Team noch aus, weil wir uns weiter im Wachstum bewegen. Das sind so die KPIs, die wir gerade haben.

Joel Kaczmarek: Und wenn man jetzt mal über Wettbewerb bei euch nachdenkt, also ich hätte so angenommen, euer Nummer 1 Wettbewerb ist wahrscheinlich sowas wie schöner Wohnfarbe, die ich im Baumarkt kaufe. Oder, also du hast jetzt Alpina und Brillux schon genannt, das ist ja eher wirklich so professionelle Wandfarbe, die man glaube ich für wirkliche Malerarbeiten kauft, jetzt gar nicht so vieles Design. Ich sehe bei mir im Viertel immer, wenn man jetzt ein bisschen tiefere Taschen hat, diese Farrow und Ball Läden oder halt so die klassischen Eigenmarken der Baumärkte. Das wäre sozusagen wahrscheinlich so das Line-Up, was ich aufmachen würde. Wie verortet ihr euch da? Also was sagst du, ist jetzt so euer USP, die Beratung nehme ich jetzt mal an und die Qualität, Preis, Leistung?

Erik Reintjes: Ja, und glaube ich auch, wie wir Farbe denken, wie ich es vorhin schon gesagt hatte, dass wir halt diesen Projektfaktor haben und das hat davor einfach noch keine andere Farbmarke so für sich kommuniziert. oder hat das selbst für sich vielleicht auch noch nicht gesehen. Schöner Wohnen ist wahrscheinlich die stärkste Marke in dem Bereich, aber Preissegment unter uns im Baumarkt, da sehen wir halt genau dieses Thema von, wer berät das Produkt eigentlich, wer kümmert sich um die Fragen, die aufkommen, da sehe ich uns halt auch in dem Sweetspot. D2C-Bereich, wie wir es jetzt gerade fahren oder zumindest Eigenmarken gibt es leider, ich sage bewusst leider, überhaupt nicht aktuell. Es haben mal ein paar probiert, die haben es aber leider alle nicht geschafft. Es wäre schön, wenn wir nicht immer so alleine kämpfen müssten auf dem Markt, weil wir natürlich immer erklären müssen, du kannst Farbe online kaufen, hast trotzdem die Top-Qualität, du kriegst trotzdem die schönen Farbtöne, du musst nicht in den stationären Handel, wobei wir schicken die Leute jetzt den stationären Handel, darüber können wir gleich nochmal sprechen. Es wäre schön, wenn man das nicht immer alleine machen müsste, aber es ist halt so. Alpina, Prelux, die denken in anderen Dimensionen. Das sind Milliardenkonzerne, die sehen den Bau und das ist für uns natürlich auch gut. Also klar, die haben auch so Untermarken und ich weiß auch, für wen die dann auch noch produzieren, aber am Ende geht es bei denen um die Tonnenliteranzahl. Farrow & Ball ist eine tolle Marke. Die gehen bewusst auf den ganz hochpreisigen Bereich. 150 Euro die Dose, das ist dann schon für unsere Kunden einfach auch ein Preis, den sie gar nicht zahlen möchten. Und deshalb stoßen wir da auch nicht aufeinander. Ich glaube, das ist auch gut. Und die sind natürlich auch eher international aktiv. Es ist ganz schwer zu sagen, weil ich sehe aktuell eigentlich keine Konkurrenz für uns. Der Markt ist groß. Wir sprechen in Deutschland von diesem Bautenfarbenbereich um die 5 Milliarden. Ist es eher unser Ziel, den Baumärkten und den großen Farbherstellern ein bisschen Marktanteil wegzuluchsen, als jetzt uns mit anderen Marken zu vergleichen? Weil ich glaube, da kann jeder sich seine Lücke suchen.

Joel Kaczmarek: Welche Länder bedient ihr denn eigentlich alle?

Erik Reintjes: Also klassisch Deutschland, Schweiz, Österreich. Und wir sind jetzt dieses Jahr in Holland und Frankreich gestartet. Das Ganze lassen wir aber super organisch wachsen. Also wir haben uns auch hier entschieden, jetzt nicht mit Budgets reinzugehen, sondern auch hier wieder erstmal die Communities aufzubauen, unser Produkt zu erklären, wieder zu erklären, was kannst du mit Farbe eigentlich machen. Weil auch in diesen Ländern ist es noch nicht angekommen, zum Beispiel einfach die Bartfliesen zu streichen. Und dann muss man natürlich auch so ein bisschen schauen, wie die Länder funktionieren. unterschiedlich agieren. In Südfrankreich wird zum Beispiel halt viel weniger gestrichen als im Norden, weil die Leute mehr draußen sind. Das ist einfach nicht so ein Faktor. Das ist zum Beispiel auch, warum Italien für uns aktuell noch nicht so ganz interessant ist. Wer mehr drinnen ist, der will es natürlich drinnen schön haben. Nicht umsonst sind die Skandinavier da so super stark, weil die halt einfach den großen Teil der Zeit einfach drinnen verbringen. Und wenn du halt den ganzen Tag am Strand bist, dann ist das vielleicht einfach nicht ganz so wichtig, ne?

Joel Kaczmarek: Scheiß Klimawandel für dich noch.

Erik Reintjes: Ich sag mal so, der aktuelle kalte Sommer ist für uns großartig. Und genau, dann haben wir natürlich schon, also Polen sehen wir ganz klar als super interessant an, weil die einfach richtig Bock haben auf das Thema Zuhause, DIY, überhaupt E-Commerce, also kaufen online. Und klar, Skandinavien steht auch noch vor der Tür. Also da werden wir dieses Jahr nicht mehr, aber nächstes Jahr uns darauf konzentrieren.

Joel Kaczmarek: Und du hast jetzt eben gesagt, ihr bringt die auch in die Baumärkte, also verkauft die auch stationär. oder was wolltest du damit sagen?

Erik Reintjes: Ja, Baumärkte nicht. Wir haben uns nicht gegen entschieden, aber wir waren auch in Gesprächen und der Baumarkt hat sich gegen uns entschieden. Das ist aber auch vollkommen in Ordnung. Wir sind jetzt gestartet diese Woche bei Gartencenter Dena. Es sind 121 Stores in Deutschland und da sind wir jetzt in acht Läden. einfach mal als Test, weil wir auch aus Spaß immer so ein bisschen sagen, Dena ist so ein bisschen der Baumarkt der Frau. Also du hast diesen ganzen Pflanzenbereich, auch schon DIY, gibt immer mehr Tierfutter. Wenn du mal durchläufst, siehst du, das ist genau unsere Zielgruppe. Und jetzt kann man natürlich einfach diesen Bogen schlagen von, die Kundin baut sich ein schönes Hochbeet, kauft sich eine Gartenbank und so weiter. Dena sagt immer, sie sind sozusagen vom Garten bis zum Eingangsbereich. So, und da gibt es schon viele Elemente, die man streichen kann. Gartenzäune, Garagentore und so weiter. Und da greifen wir jetzt rein mit jetzt erstmal acht Läden, um einfach zu schauen, ob das funktioniert, wie das funktioniert. Und dann haben wir auch noch weitere Pläne. Das ist jetzt alles gerade in der Mache, aber kann ich jetzt leider noch nichts zu sagen.

Joel Kaczmarek: Was wäre denn, wenn ihr eure Farben bei DM verkaufen würdet? Wenn die nicht so groß sind, sag ich mal, müsste das doch so, wenn Frauen eure Zielgruppe sind, eigentlich super gut passen, oder?

Erik Reintjes: Haben wir natürlich auch schon überlegt. Also weiß ich, Astrid hat auch schon mal überlegt, jetzt einfach mal ein cooles Display im Edeka, warum eigentlich nicht? Oder wie du jetzt gerade gesagt hast, DM, müsste man testen. Farbe, das ist auch so ein Thema, was wir online immer als Problem in Anführungszeichen haben, ist kein Impulsprodukt. Also wir haben oft eine Kundenjourney von drei, vier, fünf, sechs Wochen, bevor es zum Sale kommt. Also sie sehen sozusagen, was kannst du damit machen, wir holen sie in unseren Funnel, dann sprechen sie erstmal mit ihrem Partner, mit einer Partnerin, hey, hast du eigentlich Bock, das zu streichen? Keine Ahnung, dann kommt eine Woche Ferien dazwischen, dann bist du wieder im Urlaub und so. Und bis es dann wirklich zu diesem Punkt kommt, das kann sich schon mal zeitlich ziehen und so ganz klassische, weiß ich nicht, Influencer-Rabattcode-Aktionen, das zieht bei uns null. Also das bei Modespuck und so Kosmetik. Da geht das ja wie die Hölle, das ist mir klar, aber das ist unseren Kundinnen total egal, weil die kaufen erst, wenn sie bereit sind, das Ganze dann umzusetzen. Deshalb sind wir auch nicht so ein Hyperscale-Startup, wie man so schön sagen würde, weil wir müssen erstmal noch diese Zeit überbrücken und jetzt so langsam kommen wir in dieses Thema, dass wir das geschafft haben, das hat jetzt auch einfach drei Jahre gedauert. Die Kundinnen so gut und profitabel einzukaufen, dass wir diese Zeit überbrücken können. Genau dasselbe sehen wir halt auch oder würde ich jetzt auch sehen im stationären Handel. Ich glaube nicht, dass du in den DM-Markt reingehst und siehst, oh krass, ein weißer Lack, den nehme ich jetzt mal mit, mal schauen, was ich damit streiche. Gibt es sicher. Aber ich glaube nicht in der Masse, dass es sich für alle lohnt. Was wir jetzt gerade machen ist, wir haben ja auch wie hier wieder sozusagen den Baumarkt als Konkurrent, weil klassisches Szenario, es regnet draußen, Familie sitzt morgens am Tisch, Frau sagt, boah, komm, heute ist schlechtes Wetter, lass doch einfach mal schnell streichen. Ich bestelle die Farben bei MissPompadour, dann sagt er, ach, das ist ja nur diese Instagram-Marke, kenne ich nicht, lass mal schnell zum Baumarkt fahren, das haben die sicher auch. So, dann fahren die samstags zum Baumarkt, kaufen das und streichen. Und wir brauchen jetzt im Endeffekt auch einen Ort, wo wir unseren Kundinnen in der Beratung sagen können, freitags, sie sagt, ich würde gerne am Wochenende streichen, dann sagen wir, dann fahr doch schnell zum Dena, da stehen unsere Produkte, lass einen lieben Gruß da, kauf es da. Und damit wollen wir sozusagen diesen Verlust der Kundin vorbeugen, weil sie das Zeitthema hat.

Joel Kaczmarek: Aber sag mal, wenn du erzählst, dass so viele Leute ihre Kallax-Regale damit streichen oder die Billys oder whatever it is, warum macht ihr nicht was mit Ikea zusammen? Also die haben ja sogar sowas auch schon, teilweise hab ich im Store schon gesehen, dass die dann so zwei Farbtöne haben, haben dann eine mal so eine Kommode angemalt. Dann denkst du, oh, aber das ist halt so eine Farbarmut. Also da hast du dann irgendwie das Mintgrün und das Babyrosa. Ist das nicht eigentlich ein Space for euch?

Erik Reintjes: Weil wahrscheinlich der Pitch, den wir Ikea gemacht haben, seit drei Jahren auf irgendeinem Schreibtisch liegt, den irgendein Bereichsleiter nicht aufgeräumt hat. Also ist eine Sache, die ich jedem Startup empfehlen kann, ist macht erst mal euer eigenes Ding, weil große warten absolut gar nicht auf euch und sehen auch oft die Opportunities gar nicht. Also wie lange wir überhaupt, Astrid und, also meine Schwester, Mitgründerin Astrid und unsere Einkaufsleiterin waren jetzt auf der Farbe, das ist sozusagen unsere Branchenmesse.

Joel Kaczmarek: Kreativer Name.

Erik Reintjes: Genau. Und die zwei sind über die Messe gelaufen, haben neues Streichzubehör gesucht. Also von, hey Süße, geh mal zur Seite, zu, was wollt ihr hier eigentlich? Klassisches Thema, ja. Und dann aber auch das Thema, wir würden gerne bei euch Farbrollen kaufen. Ja, ihr wisst schon, dass wir unter 2.000 nix verkaufen und wir sagen, wir brauchen aber 200.000. Da siehst du einfach, es dauert lange, bis große Firmen oder große Branchen junge, schnelle Firmen akzeptieren oder sehen, dass da Potenzial drin steckt. Also ich würde mich sehr freuen, von Ikea zu hören, aber aktuell haben sie das noch nicht ganz gesehen. Und hinterherrennen tun wir auch nicht.

Joel Kaczmarek: Ja, aber ich weiß, was du meinst. Es ist manchmal unfassbar, wie unkreativ manche Unternehmen sind, wenn du ihnen gute Ideen vorschlägst, wie sie so die in ihrem eigenen Saft sind. Also vielleicht hier. mein Freund Henning Heesen sagt ja immer, Elefanten treiben es gerne mit Elefanten. Vielleicht muss man auch erst eine gewisse Größe haben, damit es dann sozusagen, zahlen sie halt das Doppelte und machen es dann aber selber. Super.

Erik Reintjes: Ja, damals, als wir entschieden haben, eine Eigenmarke zu machen, das war mitten der Hochzeit Corona, sind wir dieses Farbenmessen, da gab es die Messe aktuell nicht wegen Corona, sind wir das Verzeichnis durchgegangen und wir haben alle Hersteller angeschrieben und haben gefragt, wir brauchen eine Eigenmarke, wer hat Bock? und es hat einer zurückgeschrieben, der hat es mit uns gemacht, der hat uns später auch gesagt, wenn das nicht funktioniert, dann hätte er seinen Job verloren. und jetzt sind wir der größte Einzelkunde dieser Firma und machen für die wahrscheinlich 5 bis 8 Prozent des Jahresumsatzes so. Und das ist einfach nur, weil einer mal gesagt hat, komm, wir probieren es. Und das würde ich vielen empfehlen, das einfach mal zu machen, weil ich glaube, dass viele da tolle Chancen verpassen. Von der anderen Seite redet es sich halt auch immer leichter. Ich weiß natürlich auch, wenn sowas halt nicht funktioniert und man da viel in den Sand setzt, muss man halt auch erstmal seinen Vorgesetzten oder Vorgesetzten erklären können. Also das trauen sich ja auch nicht immer alle.

Joel Kaczmarek: Was siehst du denn noch so als Ausbau für euch? Oder geht es darum, eigentlich nur das, was ihr jetzt macht, sage ich mal, zu skalieren und in weitere Märkte zu tragen?

Erik Reintjes: Also erstmal ist unser großes Ziel einfach weiterhin eine gesunde, wachsende Firma zu bleiben und zu sein. Wir haben nicht so diese Allmachtsfantasie, wir wollen das Schnellste und Größte werden. Wir fahren damit ganz gut, glaube ich, realistisch zu agieren. Nichtsdestotrotz haben wir für uns festgeschrieben, die tonangebende Farbfirma in Europa zu werden. Das heißt, das, was wir jetzt die letzten fünf Jahre geschafft haben und jetzt auch noch mal in einer viel schnelleren Geschwindigkeit natürlich, das wollen wir jetzt auch übertragen auf erstens die anderen Länder und auch in den Markt. Also wie ich vorhin schon gesagt habe, der Markt ist groß. Und vor allem auch dieser Shift im E-Commerce, also DIY ist ja aktuell, glaube ich, der einzige Bereich, der wächst, weil Möbel ist, glaube ich, durch, Fashion ist durch und jetzt ist halt gerade DIY. Das heißt, wenn wir überhaupt mal diesen Shift vom stationären Handel in den E-Commerce mitgehen, wachsen wir eh einfach automatisch mit. Und dann geht es darum, so gut zu sein, dass wenn in der Zukunft jemand sagt, ich will streichen, dass er im Kopf halt MissPompadour hat. Das ist so mein Ziel. Jetzt so andere Dinge wie, ach ja, man könnte ja auch noch Textilien dazunehmen oder vielleicht macht man jetzt doch Wohnen und so. Bin ich oder sind wir drei Gründer einfach kein großer Fan von, weil dann verzettelt man sich. Und wofür dann auch? Also ich glaube, das machen andere dann besser. Es gibt tolle Living Shops und wir müssen jetzt nicht anfangen, uns gegen West Wing aufzubauen. Dafür ist der Farbmarkt oder unser DIY-Markt auch einfach spannend.

Joel Kaczmarek: Und ich sag mal so in Sachen Marketing, also wenn du sagst, es geht so um die Anwendung, ich würde ja mal vermuten, dass so Instagram und Pinterest irgendwie so eure Nummer 1 Destinations sein müssen, ne?

Erik Reintjes: Genau, also Pinterest ist super wichtig für uns. Erstens, ich glaube, das unterschätzen viele, weil halt dieser Content einfach bleibt. Das ist ja immer das, was an Instagram so ein bisschen nervig ist. Du kannst heute einen super Post machen und morgen sieht ihn schon wieder keiner mehr. Und Pinterest, da kannst du halt super deine Bibliotheken füllen, kannst einfach spreaden und die Leute oder die Kundinnen suchen da natürlich auch nach Inspiration. Deshalb also für uns ganz, ganz wichtig. Ganz spannend im Performance-Bereich, Pinterest funktioniert für uns zum Beispiel gar nicht so gut, also die bezahlten Ads, aber der ganz normale organische Content geht da super. Klar, Instagram immer wichtig, vor allem natürlich auch im Zuge der Influencer-Kooperation. YouTube-Videos wichtig, du weißt es wahrscheinlich selber, wenn du irgendwas reparieren willst, guckst du mal auf YouTube, ob das nicht schon jemand gemacht hat. Also das heißt auch da natürlich, weiß ich nicht, Fliesen streichen, Türen streichen, das sind so ganz klassische Suchbegriffe auf YouTube. Die besetzen wir natürlich auch. Auch die PR-Arbeit ist immer noch wichtig in unserem Bereich. Living- und Home-Zeitschriften sind immer noch stark. Klar, ein paar verschwinden auch immer mal wieder vom Markt, aber trotzdem ist das nicht unwichtig für uns. Worauf ich jetzt wirklich baue, ist TikTok-Shopping. Also wir machen eigentlich seit fünf Jahren schon Instagram-Lives, dreimal die Woche. Also wir haben so ein bisschen unser eigenes Home-Shopping über Instagram gemacht. Das haben wir auch während Corona gestartet und haben es beibehalten. Weil wir natürlich immer noch ein beratungsintensives Produkt haben und unser Produkt erklären müssen. Und deshalb ist Instagram Live für uns da wirklich super wichtig. Aber Instagram hat es leider nie geschafft, es irgendwie so hinzukriegen, dass die Leute es auch als Sales-Kanal für sich oder als Kaufkanal für sich sehen. So und ich hoffe, dass TikTok Shopping das jetzt mit dem Gelernten aus Asien das rüberbringt. Dann sind wir die Ersten, die da einfach sofort Gas geben und von mir aus jeden Tag eine Stunde Verkaufsshow starten. Wir haben unser Studio, wir können da alles streichen, man kann alles zeigen und ich glaube, dass das wirklich nochmal ein Game Changer für unser Produkt jetzt werden könnte. Wir müssen da sein, wo unsere Kundin ist, ob es jetzt kommunikativ ist. Wir sind ja auch zum Beispiel auf Amazon mit unserem Produkt. gar nicht jetzt, weil wir gesagt haben, okay, wir müssen da auch noch mehr Umsatz machen, sondern weil wir halt Kundinnen haben, die kaufen einfach nur über Amazon. Die haben da halt ihr Bezahlsystem, was easy ist und die fragen dann halt bei uns, warum kann ich euch da nicht kaufen? Also das ist für uns ein weiterer Sales-Kanal, genauso wie Otto, da sind wir auch. Genau, also wir versuchen einfach da zu sein, wo unsere Kundin ist und vielleicht dann unser Produkt auch kauft.

Joel Kaczmarek: Ich kann mir das auch total gut vorstellen. Alleine, wenn du die ganzen Influencer auf TikTok dazu kriegst, dass wenn du mal so einen DIY-Hansel da hast, der sagt, hier, this is how I built this und dann das Zeug verlinkt, macht wahrscheinlich mega viel Sinn. Aber du hast ja gesagt, dass Influencer für euch eigentlich nicht funktionieren. Wann tun sie das denn und wann nicht?

Erik Reintjes: Langfristig. Also wir machen eigentlich nur langfristige Verträge, oft ein Dreivierteljahr, Jahr. Wir haben zum Beispiel eine Influencerin, die nehme ich immer ganz gerne als Beispiel. Home and Heartmade nennt die sich. Mit der sind wir zusammengekommen. Da hatte sie 50.000 Follower. Jetzt hat sie, glaube ich, 750.000 Follower. Die ist mit unserem Fliesenstreichen-Content sozusagen gewachsen. Das heißt, sie hat mit unserem Produkt Fliesen gestrichen und das hat die ganzen Follower in ihren Channel reingezogen. Mit der haben wir auch zum Beispiel einen eigenen Farbton. Also die ist ein absoluter Beige-Fan. Kann man jetzt drüber denken, was man möchte, aber der ist alles beige. Aber die hat ihr beige mit Home & Heartmade und mit der haben wir einen klassischen Produktdeal sozusagen. Also die wird mit beteiligt, wenn wir eine Dose verkaufen. Und die macht für uns relevant sechsstellige Umsätze. Und das ist sowas, das funktioniert super. Und da haben wir mehrere in dieser Pipeline, die müssen halt immer wieder ein Projekt zeigen, immer mal wieder streichen, selber auch die Lust haben, ihren Followern das Produkt zu erklären. Dann funktioniert das super. Wenn ich jetzt Influencerin XY einkaufe, sage, hier sind 2000 Euro, mache eine Story mit einem Rabattcode und sage, ich habe meine Küche gestrichen. Das funktioniert wirklich gar nicht bei uns. Null. Also selbst, wir hatten auch mal eine Influencerin mit über einer Million Follower. Die hat eine Story gepostet, da haben wir, glaube ich, zwei Sales gemacht bei einem fünfstelligen Investment. Das zahlt man dafür? Ja, auf der einen Seite, ouch. Aber auf der anderen Seite hat uns das total die Türen zu anderen Influencerinnen geöffnet, die vielleicht mit unserer Marke gar nicht zusammengearbeitet hätten. Also vom Follower-Bereich ein bisschen niedrigeres Niveau, aber die haben gesehen, okay, krass, die arbeitet mit denen zusammen, die zahlen die Rechnung, das hat alles funktioniert, also wir als Firma zahlen dann auch einfach und das hat alles funktioniert, das war trotzdem eine gute Kommunikation und da haben wir ganz viele, danach ganz viele tolle Kooperationen rausgekriegt, die wir sonst nie bekommen hätten. und dann hat es sich wieder gelohnt, aber wenn du natürlich erstmal das Geld überweist, denkst du dir, damit, aber gut, das sind so Dinge, die lernt man daraus.

Joel Kaczmarek: Kann ich bei dir auch so ein Joels Royalblau kriegen? Ist das möglich? Oder mischt ihr auch so Rallfarben an? Kann ich bei euch mir alles auswählen, was geht?

Erik Reintjes: Wie dein Pullover. Prinzipiell würde es gehen, wir machen es aber nicht. Also wir haben einfach unsere Farbpalette, das ist auch die MissPompadour Farbpalette, die auch mit viel Hirnschmalz entwickelt wurde. Aber grundsätzlich ist das Konzept ja nicht so schwer. Wir haben ja viele Farbtöne, viele Qualitäten, das heißt wir bräuchten extrem viel Logistikfläche. Und deshalb hast du sozusagen immer die Basen, die sind immer gleich und da wird dann die Pigmentierung reingegeben. Das heißt, wenn du bei uns bestellst, machen wir die Dose fertig und schicken sie dir zu. Außer natürlich bei unseren absoluten Top-Sellern. Die lassen wir natürlich vorproduzieren, weil sonst würden wir da aus der Kurve fliegen. Das heißt, wir könnten natürlich auch den Blauton, den du jetzt gerade an deinem Pullover trägst, könnten wir dir auch machen. Aber das würde so viel Ungereimtheiten ins Daily-Business reinbringen und Ich glaube auch, hätte nicht viele Vorteile. Deshalb haben wir unsere Farbpalette und fahren damit ganz gut.

Joel Kaczmarek: Doch, doch, doch. Joels Royal Blue. Habe ich alles schon vor Augen, aber das zu reden wird später.

Erik Reintjes: Ja, wenn du 500.000 Follower auf Instagram hast, können wir darüber sprechen, ob wir dir einen eigenen Farbton machen.

Joel Kaczmarek: Okay, Challenge accepted. Ja, cool. Ja, aber kann ich verstehen, dann habt ihr wahrscheinlich diese Rüttlermaschinen, die ich im Baumarkt immer so bewundere, wenn man da so was reinspritzt und dann schütteln die Farben ein bisschen.

Erik Reintjes: Genau, haben wir ein paar in der Reihe stehen, genau.

Joel Kaczmarek: Nice, nice. Sag mal so, letzte Fragen, komplex für mich noch so. Wie habt ihr die Party eigentlich finanziert? Ich bin nicht täuscht, es sind doch hier meine Freunde Sven Rittau und Jochen Krisch, glaube ich auch so, frühe Geldgeber bei euch, oder?

Erik Reintjes: Frühe Geldgeber, genau. Also, wie vorhin gesagt, die ersten dreieinhalb Jahre waren wir gebootstrapped. Nicht einen Euro von einer Bank, nicht einen Euro von der Familie. Wir haben eine Dose gekauft, haben sie verkauft, haben kein Geld für Marketing ausgegeben. Wir haben damals gestartet, das kann ich vielleicht noch kurz erzählen, mit einer Facebook-Gruppe. Das war die Zeit, da hatte Facebook dieses Gruppenthema extremst gepusht, weil sie Angst hatten, dass dieses Social Media irgendwie verloren geht, was es ja trotzdem ist, aber Und da haben wir damals eine Gruppe gemacht, DIY-Streichen mit Kreidefarben von MissPompadour. Erstens wurden diese Gruppen sehr gut vorne angezeigt und dieser DIY-Suchbegriff wurde viel genutzt. und da sind wir sehr schnell in dieser Gruppe gewachsen, also damals, jetzt haben wir über 90.000 Mitglieder in dieser geschlossenen Gruppe. Aber damals waren es halt 5.000, 6.000 dann sehr schnell in ein, zwei Wochen. Und da haben wir diese Vorher-Nachher-Bilder reingepostet und dann haben die gefragt, wo gibt es denn die Farbe? und so haben die bei uns gekauft. So, das heißt, wir hatten eigentlich überhaupt keine Kosten fürs Marketing, weil wir da die ersten Sales mitgemacht haben. So, und damals war das noch aus dem Arbeitszimmer meiner Schwester raus, ein IWA-Regal, ein Computer, ein Etikettendrucker. Und so sind wir entstanden und so sind wir gewachsen. und wir haben halt immer bis zum nächsten Painpoint, so lange bis es nicht mehr ging, haben wir gewartet, bis wir das nächste Investment gemacht haben. So sind wir in diesen dreieinhalb Jahren dann gewachsen. Und damals war ich dann eingeladen beim Sven Rittau in seinen Podcast, in den Cheftreff und danach hat er einfach gesagt, du lass mal in Kontakt bleiben, weil er baut da gerade so ein Vehikel und der hat mit seiner Fuhrer, das ist ja auch deren Investmentvehikel und auch deren Fonds, Haben sie sozusagen eine Gruppierung zusammengebracht. Da ist der Sven drin und der Jochen drin und zum Beispiel auch der Roberto, der Gründer von BSTN, vom Sneaker Store. Der Diekmann, der ist der Gründer von Roadsurfer. Hast du wahrscheinlich auf der K5 auch gesehen, die Busse und noch ein paar andere. Genau, und die haben in einer Investitionsrunde in uns investiert. Da war es aber für uns ganz klar, also warum wir das gemacht haben, war nicht wegen des Geldes, weil wir waren damals gesund, sondern weil wir gemerkt haben, dass wir, das klingt erstmal vielleicht paradox, aber dass wir alles sehr gut können außer E-Commerce. Wir haben ja nur immer agiert und reagiert, weil das ist ja alles passiert. Und dann haben wir erstmal so gesehen, okay, jetzt brauchen wir mal einen Businessplan. Also man muss ja mal, wo wollen wir denn eigentlich hin? Dann haben wir überlegt, okay, was sind denn so Sachen wie CRM, ROAS und also so Begriffe, mit denen schnell um sich geworfen wird, aber wir hatten im Daily Business überhaupt keine Ahnung davon. Und dann haben wir uns damit einfach sehr viel Wissen ins Unternehmen geholt, weil im Endeffekt sind das alles Gründer, die E-Commerce-Businesses gebaut haben bis weit in die Milliarde rein. Wenn du halt so internationalisierst, kannst du halt mal schnell anrufen und kannst sagen, du, wie habt ihr das denn damals gemacht? Und dann sagt er halt nicht, ja, ihr müsst da irgendwie 100.000 investieren, sondern sagt, du, ganz ehrlich, wir haben da halt eine Studentin hingesetzt und haben gesagt, fang mal in Frankreich an und verkauf mal zwei, drei Hundefutterdosen bei Zuplus zum Beispiel damals. Wir haben uns wirklich Smart Money ins Unternehmen geholt, kann man ganz klar so sagen. Dieses Jahr haben wir dann nochmal einen Investor gefunden, der aus der Branche ist, aus der Farbbranche. Ich kann leider noch nicht sagen, wer es ist, weil wir das noch so ein bisschen gerade für uns behalten aus strategischen Gründen. Aber da haben wir uns sozusagen wirklich die Farbexpertise reingeholt. Also es ist kein Farbhersteller, aber es ist jemand, der in jedem Farbprodukt dieser Welt eigentlich drin ist. Und wie ich ja vorhin schon gesagt habe, für uns ist es jetzt wichtig, nicht mehr nur eine Marke zu sein, die ein Produkt verkauft, was sie nicht selbst produziert, sondern wir wollen natürlich jetzt auch die Hoheit über das Produkt. Und das war jetzt für uns einfach nochmal ganz wichtig, da einen ganz tollen Partner mit ins Boot zu holen. Auch 130-jähriges Familienunternehmen, die denken anders, die agieren anders. und ist jetzt kein V-Zähler, der sagt, ihr müsst das jetzt auf 100 Millionen hochballern. sondern die denken langfristig. und so haben wir uns wieder sozusagen auf der einen Seite das Smart Money reingeholt, auf der anderen Seite wieder Wissen reingeholt ins Unternehmen und natürlich auch Kapital, klar, aber das ist glücklicherweise aktuell brauchen wir es nicht. Sehr komfortable Situation.

Joel Kaczmarek: Was ist denn aber eigentlich so? das Endziel dann? Weil ich meine, es wäre jetzt eigentlich ein leichtes, dass ein Brilux sagt, hier kommen die Jungs und Mädels, die kaufen wir mal weg. Das wird jetzt unsere B2C-Sparte. Die stellen wir mal neben, you name it, ja, unsere Eigenmarken. Oder wir konsolidieren und das wird sozusagen B2C und B2B machen wir darüber. Bumm, das wäre so easy peasy eigentlich. Ist das sozusagen the way to go? oder was habt ihr so im Kopf?

Erik Reintjes: Wir haben viele Optionen im Kopf. Astrid hat vier Kinder, Niki hat zwei, ich habe zwei. Also es gäbe wahrscheinlich auch vielleicht mal jemand, der Bock hat und sagt, ich mache das weiter. Natürlich, wenn jemand irgendwann um die Ecke kommt und sagt, das ist was, das würde perfekt in unser Portfolio passen, kann das auch sein, dass wir sagen, natürlich. Aber da muss auch erstmal jemand kommen. Ich glaube, als wir damals Astrid und ich noch alleine im Büro saßen, habe ich gesagt, du ganz ehrlich, vielleicht schaffen wir es ja irgendwann mal, dass jemand in uns investiert. Und das war einfach nur so ein Gedanke und da haben wir beide gelacht und haben weitergearbeitet. Da hatte ich noch so an meinem Kühlschrank kleben, dieses Jahr schaffen wir 1,5 Millionen Umsatz. Aber wenn ich jetzt schon das Unternehmen, ich glaube, baue mit dem Gedanken, ich muss oder will es verkaufen, dann glaube ich nicht, dass man das Unternehmen gut baut. Dafür gibt es auch zu viele Beispiele aktuell im D2C-Bereich, Kosmetik zum Beispiel, die jetzt irgendwie an Henkel verkauft haben oder so, wo es halt gar nicht funktioniert, weil natürlich der Konzern überhaupt nicht die Emotionalität an dem Produkt hat und diese Geschwindigkeit und so, ja. Da müsste schon ein Partner kommen, der auch uns versteht, der unser Produkt versteht, der unsere Mitarbeiter versteht. Wir sind wirklich gern Arbeitgeber, wir haben ein tolles Team, wir haben Familien, die bei uns arbeiten. Also wir sind kein Familienunternehmen, aber wir haben Schwestern, also Leitung, Einkauf, Leitung, Kundenberatung sind Schwestern und so. Also bei uns ist es schon sehr familiär. Also da muss schon viel stimmen, dass da jemand kommt und sagt, hier, Ich klatsch dir, weiß ich nicht, 50 Millionen auf den Tisch und kauf das Ding. Das ist nicht, wie wir das machen wollen. Jetzt wollen wir erstmal weiter wachsen. Wir wollen ein gutes, gesundes Unternehmen sein. Alles, was auf uns zukommt, schauen wir uns an und dann gucken wir weiter.

Joel Kaczmarek: Finde ich gesund. Jetzt erstmal nächsten Meilenstein. Jetzt vielleicht erstmal sagen, Joels Royal Blue, 50 Millionen Umsatz.

Erik Reintjes: Erstmal Prioritäten setzen, genau.

Joel Kaczmarek: Und dann geht es weiter. Ja, cool, Erik. Du, vielen, vielen Dank. Es war doch echt ein spannender Ritt. Ich liebe ja solche Geschichten wie deine. Ich habe mir echt aufgeschrieben, was ich alles gelernt habe. Frauen bisher underserved im Farbbereich. Je kälter der Markt, desto attraktiver für Farben. Also so eine Sache mag ich ja. Kein Impulsprodukt. Also spannend.

Erik Reintjes: Dinge, die wir im Daily Doing gelernt haben, von denen wir natürlich vorher auch keine Ahnung hatten. Ja, genau.

Joel Kaczmarek: Ja, cool. Dann drücke ich euch ganz feste die Daumen.

Erik Reintjes: Vielen Dank.

Joel Kaczmarek: Auf bald. Und danke, dass du die Welt und diesen Podcast hier bunter machst.

Erik Reintjes: Gerne. Ciao.

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