Flowkey 🎹 : So wurde die Klavierlern-App weltweit bekannt

14. Dezember 2022, mit Joel Kaczmarek

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Joel Kaczmarek:_ _Hallo Leute. Mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und heute kann ich meiner musikalischen Ader folgen. Denn wir haben mit flowkey ein sehr, sehr spannendes Unternehmen im Gespräch, wo der liebe Jonas Gössling da ist. Der ist dort Geschäftsführer und Mitgründer und vielleicht habt ihr euch damit auch schon einmal beschäftigt. Mit flowkey kann man Klavierspielen lernen. Ich habe mich einmal an Gitarre versucht, also werde ich mit ihm heute einmal viel diskutieren, was denn da so Parallelen sind und ob ich vielleicht einmal online auf ihn umswitchen sollte, auf das schöne Klavier. Natürlich interessiert mich aber, wie macht man so etwas eigentlich? Wie ist es dazu gekommen? Diese Geschäftsidee, wie ist sie entstanden? Wie setzt man das um? Was für ein Produkt ist das eigentlich? Wie verkauft man das? Wie macht man Marketing? Wie sieht es auf der Finanzierungsseite aus und so weiter. Heute ein schöner, runder Deep Dive in die Welt von flowkey. Let being said, lieber Jonas, es freut mich sehr, dass du da bist, von einem Musikfreund zum anderen und dann auch noch unternehmerisch tätig. Also, moin moin.

Jonas Gössling:_ _Moin moin. Vielen Dank, dass ich hier sein darf.

Joel Kaczmarek_: _Ich meine, die geneigten Hörer:innen können dich ja nicht sehen. Ich aber schon und du hast ja auch im Hintergrund so richtig schöne Eierkartons – das sagt man ja eigentlich immer – so Basotect Platten an der Wand, da sieht man den Musiker. War das bei euch ein bisschen so, dass ihr selbst irgendwie Musik macht oder wie seid ihr zu dem Thema gekommen?

Jonas Gössling_: _Ich spiele seit meiner Kindheit Klavier. Ich liebe Musik und habe mich mit fünf Jahren schon ins Klavier verliebt, in den Klang. Wir hatten damals so ein altes, verstimmtes Klavier von meinem Großvater geschenkt bekommen. Meine Eltern hatten da noch nicht so viel Geld, haben es gerne geschenkt bekommen und seitdem ist Musik ein Teil meines Lebens. Ich habe immer viel Musik gemacht. Ich hatte auch einmal überlegt, Musik zu studieren, habe dann aber aus Vernunftgründen Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Musik hat mich nie losgelassen. So bin ich dann auch auf die Idee gekommen, etwas in dem Bereich zu machen. Mit flowkey ist es dann auch geglückt.

Joel Kaczmarek_: _Ich wollte gerade sagen, hättest du man Musik studiert, dann wäre etwas Vernünftiges aus dir geworden. So bist du, wie ich hier, nur Unternehmer geworden.

Jonas Gössling_: _Vielleicht träume ich insgeheim auch noch davon, einmal Musiker zu werden.

Joel Kaczmarek_: _Ich habe das ja so ein bisschen gehabt, ohne dass ich jetzt abschweifen will. Ich weiß noch, als Kind war ich immer großer Fan der Mini Playback Show und wollte auch immer auf die Bühnen dieser Welt. Meine Eltern habe mich – speziell mein Vater – immer so ein bisschen sensibilisiert. So nach dem Motto erst etwas machen, Geld verdienen und dann kann die Kür kommen und so. War das ein bisschen so bei dir?

Jonas Gössling_: _Ich habe das eher selbst für mich so entschieden, dass ich kein Profi-Klavierspieler oder -Pianist werden will. Ich habe mich da einfach nicht so gesehen. Aber Mini Playback Show kenne ich natürlich auch von früher. Ich war allerdings immer eher so der Außenseiter. Während die anderen Pokemon und Gameboy gespielt haben, habe ich klassische Musik gehört und Klavier geübt, aber es hat mir nicht geschadet.

Joel Kaczmarek_: _Okay. Dann hangeln wir uns doch jetzt einmal ein Stück weit durch. Wie gerade angedroht, ich hatte immer Greg, meinen geliebten Gitarrenlehrer, der von meinem Gesangslehrer irgendwie kam. Der hat mir versucht, Gitarre beizubringen. Ich habe so gemerkt, dass es als Erwachsener schwerer ist, so etwas zu lernen, als es das als Kind ist. Der hat mich immer aufgebaut, du bist richtig schnell und du bist richtig gut. Ich dachte immer, wenn ich jetzt schon richtig schnell bin, was muss dann erst für den frustrierend langsam sein? Wo ich jetzt natürlich darauf abziele ist, wie ist denn das, wenn man Klavier lernt? Wie lange braucht man dafür? Dann kannst du ja einmal so sukzessive beschreiben, wie ihr das mit eurer App macht.

Jonas Gössling_: _Das ist natürlich die eine Frage, die sich jeder stellt, der ins Klavierspielen einsteigen möchte. Wie lange brauche ich denn jetzt? Natürlich gibt es auf die eine Frage keine klare Antwort. Denn Klavierspielen ist eine Sache, die nie wirklich aufhört, also Klavier lernen. Aber es ist natürlich so die Frage, wie lange brauche ich, um die ersten coolen Songs spielen zu können, die ich gerne spielen möchte? Das ist ja eigentlich so das erste Ziel und das geht wirklich mit Apps wie flowkey oder auch anderen oder auch YouTube mittlerweile echt richtig gut und in einer akzeptablen Zeit. Du kannst innerhalb von ein paar Wochen die Basics lernen und mit den Tools, die heutzutage existieren, deine ersten Songs spielen. Natürlich hilft es dann auch ab einem gewissen Zeitpunkt, wenn du noch mehr in die Tiefe gehen willst, auch einen Lehrer dazu zu nehmen. Aber der Start kann auf jeden Fall sehr gut mit Apps und dem Internet passieren.

Joel Kaczmarek_: _Wie ist denn das eigentlich so vom Lernen? Weil die Frage ist ja auch immer, was ich gelernt habe, was total ulkig ist, viele Menschen, die Gitarre spielen können zum Beispiel, können keine Noten. Was ich total abgedreht fand, wo ich mir dachte, das ist doch wie, wenn ich schreiben können will, muss ich doch die Sprache irgendwie sprechen. Aber es scheint nicht so zu sein. Muss ich Noten als erstes können, wenn ich Klavier lernen will?

Jonas Gössling_: _Du musst es nicht. Es ist aber für die allermeisten der Weg und es macht auch Sinn, Noten lesen zu lernen. Allerdings macht es auch genauso Sinn, sich mit Akkorden und mit dem Gehör zu beschäftigen. So kannst du auf der einen Seite nach Noten etwas spielen oder auch nach Akkordsymbolen und auf der anderen Seite auch, wenn du Lust darauf hast oder wenn es dir liegt, selbst ein bisschen improvisieren und nach Gehör dir einfach Tasten zusammen suchen, die gut zusammen klingen. Es gibt diese zwei Ansätze, nach Gehör und nach Noten und es gibt in beiden Ansätzen Dinge, die einem helfen können. Es ist auch eine Typfrage, was einem am besten liegt.

Joel Kaczmarek_: _Jetzt mache einmal irgendwie vor dem Geiste das Bild auf, weil wir sind jetzt ein auditives Medium, das heißt Menschen, außer wenn sie sich jetzt gerade flowkey herunterladen, sehen ja nicht, wie das Ding funktioniert. Wenn ich diese App aufmache, wie funktioniert es, dass ich damit Klavier lerne?

Jonas Gössling_: _Du machst die App auf und stellt sie auf dein Klavier. Dann suchst du dir, je nachdem, ob du gerade erst anfängst, kriegst du einen Einstiegskurs oder du suchst dir gleich einen Song aus, den du spielen möchtest. Wir haben tausende Songs zur Auswahl, auch in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Das Coole an der App ist, sie zeigt dir ganz genau, wie du die Noten spielst. Du siehst die Hände von oben genau, welcher Finger was macht und die App erkennt, ob du das richtig mit machst auf deinem Klavier. Das heißt, sie hört zu und erkennt, richtiger Ton oder richtiger Akkord mitgespielt. So siehst du, was du tun musst. Kannst dem einfach folgen und die App erkennt, was du spielst, gibt dir Feedback, kann sich deiner Geschwindigkeit anpassen. So kannst du viel, viel schneller lernen als beispielsweise mit einem regulären YouTube-Video.

Joel Kaczmarek_: _Da habe ich dann immer so eine Stimme, die mir was erklärt oder gibt es Videobotschaften mit Tipps? Ich habe zum Beispiel gelernt, bei meinem Instrument war das so, ich musste dann die Hand auf bestimmte Art und Weise halten, dass es dann irgendwie besser geht. Ganz banale Sachen, wenn du da und da den Finger bewegen willst, ist der Weg sonst zu weit, halte es einmal so. Wie kriegt ihr denn so etwas abgebildet?

Jonas Gössling_: _Wir haben in der App zwei Bereiche. Der eine Bereich sind Songs und der andere Bereich sind Kurse oder Theorie. In diesem Kursbereich, da ist es genau so, dass du kleinere Instruction Videos siehst, auch zu Technik, die dir Schritt für Schritt Dinge erklären. Dann machst du das in Übungen selbst, machst du das in Übungen nach und da erkennt die App auch wieder, ob du richtig spielst, was du da eigentlich tust. Dann haben wir den Song Bereich, wo du dir einfach Songs auswählen kannst. Beides gibt es bei uns.

Joel Kaczmarek_: _Macht ihr dann auch so eine Verlängerung in Richtung Musiklehrer, dass wenn man zum Beispiel sagen kann, ich möchte das gern mit jemandem vertiefen, dass ihr jemanden empfiehlt, dass du so eine Art Marktplatz baut oder beschränkt euch rein auf Technologie.

Jonas Gössling_: _Aktuell beschränken wir uns rein auf Technologie. Wir haben aber schon oft gehört, auch von unseren Nutzern, dass das interessant ist. Die wünschen sich auch ab einem gewissen Zeitpunkt dann mehr in die Tiefe zu gehen und vielleicht noch Lehrerinnen und Lehrer dazu zu holen. Da überlegen wir schon auch in Zukunft etwas für zu entwickeln, dass flowkey Schüler und Lehrer auch zusammenbringen kann.

Joel Kaczmarek_: _Gib mir einmal so ein Gefühl. Wie lange braucht man, wenn man jetzt, sage ich einmal, nicht einen Pianisten als Vater und eine Opernsängerin als Mutter hat, um mit euch Klavier zu lernen, dass es so okay ist? Dass du vielleicht einmal auf Omas Geburtstag etwas vorspielen kannst oder dich einmal im schicken Restaurant vorne an den Flügel setzen kannst.

Jonas Gössling_: _Ich würde sagen, wenn du jeden Tag so 30 Minuten übst, schaffst du es in vier Wochen etwas zu spielen, was du gerne einmal zum Besten geben magst.

Joel Kaczmarek_: _Okay, das ist ja ganz patent eigentlich. Geht ja schon relativ schnell mit Erfolgserlebnissen.

Jonas Gössling_: _Genau, aber ich muss dazu sagen, da kannst du schon etwas spielen mit beiden Händen, es ist dann richtiges Klavier spielen. Du kannst innerhalb von ein paar Tagen auch schon die ersten Melodien mit der rechten Hand spielen, die auch schon cool klingen, aber so richtig mit beiden Händen, einer schönen Begleitung, so ein richtiger Song, so vier bis sechs Wochen, würde ich sagen.

Joel Kaczmarek_: _Meine Mutter hat irgendwie eine Nachbarin, es ist eine Israelin, die ist Pianistin und die bringt den Kindern das, glaube ich, immer bei und dann hört man das immer so. Ich glaube, wenn man Klavier lernt am Anfang ist das immer so ein langsames gekrampfe. Du hörst immer beng, beng, beng, so ein bisschen so zeitverzögert irgendwie. Gibt es so typische Lernpfade bei Klavier?

Jonas Gössling_: _Absolut. Es gibt einen typischen Lernpfad. Grundsätzlich teilst du dir Songs auf in kurze Abschnitte. Du lernst nie einen ganzen Song auf einmal. Du fängst an mit einem kurzen Abschnitt und dann fängst du an mit der rechten Hand, übst die Melodie von diesem Abschnitt und dann mit der linken Hand die Begleitung. Dann im nächsten Schritt, wenn du das beides kannst, separat voneinander, bringst du beide Hände zusammen.

Joel Kaczmarek_: _Macht es eigentlich einen Unterschied, ob ich Links- oder Rechtshänder bin? Gibt es dann auch Programmanpassung oder ist es eigentlich dasselbe?

Jonas Gössling_: _Das ist im Grunde genommen dasselbe. Natürlich fällt es Rechtshändern einfacher, die rechte Hand zu lernen als Linkshändern. Das muss nicht so sein, aber grundsätzlich am Lernablauf ändert sich da nichts.

Joel Kaczmarek_: _Jetzt einmal so vom Gefühl her. Ich bin in vier Wochen so, dass ich schon etwas okay kann. Manchmal sehe ich bei TikTok immer diese Videos. Wenn man etwas einen Tag übt, eine Woche, vier Wochen, ein halbes Jahr usw., dann siehst du immer so das Improvement. Wie lange benutzt man euch denn? Wann ist man denn fertig und benutzt man euch auch dann noch, wenn man das Klavierspielen beherrscht, weil ihr zum Beispiel sagt, wir haben irgendwie auch ganz viele Songs die Noten und wenn du gerne spielen möchtest regelmäßig, sind wir auch eine gute Anlaufstelle, dass du einfach dir Noten angucken kannst oder endet es irgendwann, wenn man es beherrscht?

Jonas Gössling_: _Wir haben Songs und Kurse, die schon in einen sehr fortgeschrittenen Bereich auch hineingehen. Vor allen Dingen bei den Songs haben wir Sachen in der App, die sogar ich nach mittlerweile Jahrzehnten, die mich immer noch herausfordern. Wir haben ein Team von Pianisten mittlerweile, die wirklich auch bis ins höchste Level Sachen einspielen. Das heißt, du kannst die App auch ein Leben lang nutzen als Klavierspieler. Bei den meisten ist es so, dass sie nach ein paar Monaten oder nach ein bis zwei Jahren dann einen guten Stand erreicht haben in der App und die App dann sporadisch weiter nutzen. Es gibt auch eine Nutzergruppe, die jahrelang dabei bleibt. Natürlich gibt es die, die es nur für ein paar Monate machen und dann entweder zum Lehrer gehen oder einfach wieder aufhören. Ich denke, es ist so wie bei jeder anderen Sache, die man lernt, dass nicht jeder, der anfängt, dann auch das zu Ende macht oder ein Leben lang das dann macht.

Joel Kaczmarek_: _In welchen Märkten seid ihr denn bisher eigentlich alles aktiv?

Jonas Gössling_: _Der Topmarkt für uns ist die USA. Da haben wir uns gut etabliert. Danach folgt dann gleich der DACH-Raum, also Deutschland, Österreich, Schweiz und UK kommt danach, Japan, China, das sind auch alles große Märkte für uns.

Joel Kaczmarek_: _Gibt es da eigentlich viele Unterschiede, weil es ist ja zum Beispiel so Deutschland, meine ich, ist das einzige Land, was bei Noten ein B hat, wenn ich mich richtig entsinne. Nein, ein H, so herum war es. Die Amis zum Beispiel haben so ein b-flat. Das kennst du gar nicht als Deutscher, während die das genau umgekehrt kennen. Gibt es da irgendwie Varianten oder ist es eigentlich ziemlich same same überall?

Jonas Gössling_: _Nein, es gibt Varianten. Es gibt auch noch dieses Do-Re-Mi-Notensystem, was dann in Ländern wie Spanien zum Beispiel existiert. Noten sind schon überall ähnlich, aber die Noten Namen variieren von Ort zu Ort. Das kriegen wir mit der App ganz gut abgebildet. Grundsätzlich muss ich sagen, dass Musik und gerade Noten sich super gut internationalisieren lassen.

Joel Kaczmarek_: _DO-RE-MI-FA-SO-LA-TI-DO kennen wir, glaube ich, noch von Mary Poppins, wenn ich mich nicht täusche. Da war das, glaube ich, auch einmal . Ja, okay, aber cooler Case. Was kostet denn der Spaß, fragen sich jetzt vielleicht einige, die das hören und euch noch nicht kennen? Wie rechnet ihr das ab?

Jonas Gössling_: _Wir haben ein Abo und es kostet zwischen 9,99 € und 19,99 € im Monat, je nach Laufzeit. Die App kannst du aber kostenlos herunterladen. Du kannst auch kostenlos ausprobieren. Wir bieten eine Free Trial an und so kannst du erst einmal gucken, ist das etwas für mich? Macht es Spaß, mit der App zu lernen und dann auf das Abo gehen?

Joel Kaczmarek_: _Okay, der einzige Preisunterschied ist quasi nur, wie lange ich mich binde an euch?

Jonas Gössling_: _Exakt.

Joel Kaczmarek_: _Okay, das ist ja Plain Vanilla. Wie kriegt man so etwas eigentlich an den Start? Du hast jetzt gesagt, ich habe irgendwie immer schon so Musikliebe gehabt, das Klavier von deinem Opa, was ein bisschen verstimmt war, aber darauf gespielt und dann kommen so beide Passionen zusammen und dann musst du auf einmal aber eine App bauen, die irgendwie das Mikrofon anzapft und erkennt, was da gespielt wird, die irgendwie das Ganze übersetzen muss in irgendeiner Form, dass man es leichter lernen kann etc. etc.. Wie habt ihr das gemacht? Was für eine Technologie steckt da eigentlich hinter?

Jonas Gössling_: _Wir sind zu dritt gestartet, direkt aus der Uni, also TU Berlin. Ich habe damals mein Studium für die Gründung abgebrochen, also ein Masterstudium. War meine Mutter auch nicht so erfreut davon, aber sie hat es mittlerweile gut verstanden. Wie sind wir gestartet? Ich glaube, wie jedes Start-Up startet, herum probieren. Wir haben unter uns dreien ganz gut die Stärken verteilt. Einer ist der technische Experte, anderer eher Numbers Guy. Ich bin eher der kreative Visionary und so haben wir uns ganz gut am Anfang als Team aufgestellt und haben dann einfach angefangen, das Produkt zu bauen, angefangen, das zu testen, Leute eingeladen, sind hinaus gegangen, haben die ersten Marketingsachen gemacht. So hat es peu a peu dann funktioniert, die ersten Entwickler eingestellt und relativ schnell konnten wir dann auch die ersten Umsätze herein holen und profitabel werden. Das hat bei uns ganz gut funktioniert.

Joel Kaczmarek_: _Ist das flowkey von heute eigentlich noch das, was es von 2014 war? Ist das Grundprinzip gleich geblieben oder hat sich sehr viel geändert?

Jonas Gössling_: _Ja, witzigerweise ist das Grundprinzip gleich geblieben. Man hört ja immer, dass es dann Pivots gibt und doch wieder etwas ganz anderes gemacht wird. Aber bei uns war es wirklich so der Kern, die Kernidee, wie das Produkt funktionieren soll, ist ziemlich gleich geblieben und die Kernidee, wie das Geschäftsmodell funktionieren soll,auch.

Joel Kaczmarek_: _Einmal so für das Gefühl. Korrigiere mich. Ich habe gelesen, dass ihr momentan so in Richtung achtstelliger Umsatz macht, siebenstelliger Gewinn und circa 50 Männeken und Weiblein bei euch arbeiten. Kommt das grob hin?

Jonas Gössling_: _Das kommt sehr gut hin, ja.

Joel Kaczmarek_: _Okay, jetzt habe ich von dir schon gelernt, USA größter Markt, dann DACH und dann quasi so der Rest der Welt. Entspricht das auch eurem Focus? Versucht ihr euch gerade sehr stark auch auf USA zu konzentrieren oder wie richtet ihr euch momentan aus?

Jonas Gössling_: _Wir richten uns auch auf die USA aus. In unserem Marketing auf jeden Fall. Das ist aber auch organisch so gewachsen, dass wir jetzt in den USA so groß waren oder so groß geworden sind, weil wir zu Beginn sehr viel über YouTube Partnerschaften gemacht haben mit großen YouTubern. Die waren eben sehr aktiv in den USA und dort auch sehr bekannt. Dadurch sind wir dort einfach schnell gewachsen. Wir konzentrieren uns im Marketing aber auch auf Europa, China, Japan. Das sind so unsere Kernmärkte. Dann schauen wir eben, wo passiert gerade am meisten, wo performen die Kampagnen am besten, wie können wir unser Budget verteilen, wenn es jetzt um Paid Marketing geht? Sonst achten wir darauf, alles das, was wir tun, für diese Kernmärkte zu tun. Wenn es jetzt zum Beispiel um Suchmaschinenoptimierung geht, übersetzen wir den Content dann in die verschiedenen Sprachen und bringen das dann heraus.

Joel Kaczmarek_: _Kannst du den Teil noch einmal vertiefen, wenn du sagst, ihr habt mit YouTubern zusammengearbeitet, weil euer Produkt ist ja total charming, weil es ist so Plain Vanilla. Es ist genau klar, welche Need ist befriedigt quasi, also welchen Schmerz ist lindert. Man hat ungefähr so ein Feeling, wie lange man da ist. Ich lerne jetzt bei irgendwie 10 bis 20 Euro auf zwölf Monaten macht man irgendwas zwischen 120 und 200 Euro Umsatz schon einmal safe. Aber es ist ja so, wie identifiziere ich Menschen, die gerne Klavier lernen wollen? Weil du könnte es jetzt auch bei mir im Podcast Werbung buchen, dann würde du bestimmt viele erreichen, aber du streust auch ganz viel. Wie war denn da euer Ansatz zu sagen... Gibt es da wirklich Piano Influencer oder wie habt ihr das gemacht?

Jonas Gössling_: _Ja, es gibt Piano-Influencer. Es gibt bei YouTube recht viele Piano-Channels, die in dem Bereich etwas machen und wir waren das erste Unternehmen, was diese Menschen, diese Influencer angesprochen hat und mit denen Partnerschaften aufgebaut hat damals. Heutzutage sieht es natürlich ein bisschen anders aus, aber damals waren wir wirklich die Ersten und die haben sich total gefreut, weil sie über YouTube nur sehr wenig verdient haben und recht schnell mit uns mehr verdient haben als mit YouTube. So konnten wir für viele Künstler und Pianisten da draußen eine sehr signifikante Einnahmequelle sein und gleichzeitig mit denen wachsen. Wir haben Affiliate-Modell mit denen aufgebaut, das heißt, wir haben nichts an die ab front gezahlt, sondern immer erst dann, wenn auch wir Geld verdient haben, haben die auch mitverdient. So sind wir in den ersten Jahren wunderbar, ohne einen Cent in Paid-Marketing auszugeben, gewachsen. Dazu kommt, dass es ein relativ großes organisches Interesse gibt an dem Thema. Es suchen einfach weltweit Leute nach Klavier lernen online, App zum Klavier lernen et cetera.

Jonas Gössling_: _Wir konnten uns recht schnell in den oberen organischen Ergebnissen bei Google positionieren. Auch im App Store sind wir, wenn du jetzt Klavier lernen eingibst unter den Top drei Apps, die angezeigt werden und darüber kriegen wir auch sehr viele neue Nutzer. Dann haben wir noch eine Partnerschaft mit Yamaha, die sehr gut funktioniert. Yamaha ist der weltgrößte Hersteller von Klavieren und Keyboards, Weltmarktführer und wir haben eine Kooperation, mit denen, dass Yamaha Kunden drei Monate flowkey Premium kostenlos bekommen können. Das ist auch ein guter Kanal, um neue Nutzer zu bekommen.

Joel Kaczmarek_: _Aber es stimmt, ich habe auch bei YouTube schon öfters Musik hineingespielt bekommen von Pianisten, die das nachspielen. Ich weiß, es gibt ein sehr, sehr großartiges Cover von Toto, Africa. Peter Benz heißt der Typ. Millionenfach angeguckt und ist ja auch total plausibel, dass wenn der was promotet oder wenn ihr in solchen Videos einen Spot macht, da ist man ja irgendwie, weil man guckt das und denkt so, kann der das geil und das will ich auch können. Den Weg verstehe ich total und auch geschickt gemacht. Ihr seid für mich sozusagen so ein bisschen das Choro der Musikwelt, die kriegen es auch immer hin, so geschickt, die Influencer da irgendwie anzuzapfen. Bevor ich dich jetzt dennoch zu Yamaha noch ein bisschen löcher, wie man das geschafft hat, habt ihr jetzt nicht mittlerweile so den Schmerz, dass dieser Bereich so elaboriert ist, dass es alles teurer wird? Wenn ihr jetzt zu so einem Typen hingeht oder einer Frau, die da irgendwie Piano spielt auf YouTube, dann glaube ich nicht, dass die sich noch mit Affiliate-Programm irgendwie abspeisen lässt, oder?

Jonas Gössling_: _Das hast du wunderbar zusammengefasst. Es ist genauso, wie du sagst. Jetzt haben wir ein Hybridmodell. Wir machen auch reine Influencer Deals. Wir machen auch noch weiter Affiliate Deals, aber dieser ganze Kanal hat für uns aktuell nicht mehr die Bedeutung, die es einmal gab.

Joel Kaczmarek_: _Wie habt ihr das mit Yamaha geschafft? Das ist ja ein Mega Deal eigentlich.

Jonas Gössling_: _Ja, das war richtig cool, auch eine witzige Story. Wir waren einmal bei Höhle der Löwen und die haben uns gefragt, ob wir nicht das Piano stellen können für die Sendung. Dann haben wir gesagt: „Klar, kümmern wir uns darum.'' Haben bei Yamaha... Wir hatten einmal so über eine Crowdfunding Kampagne, die wir auch einmal gemacht haben, kam ein ehemaliger Yamaha Manager auf uns zu. Mit dem waren wir im Kontakt und dann haben wir den angeschrieben, meinten so, wir kommen ins Fernsehen, Höhle der Löwen. Hat nicht vielleicht Yamaha Lust einen coolen Flügel zu sponsern für diese Fernsehsendung und das gemeinsam mit uns irgendwie zu machen? Dann hat der wiederum seine alten Kollegen gefragt und die haben gesagt: „Klar, komm, lade die ein.“ Dann waren wir bei Yamaha und haben uns da vorgestellt und die fanden das natürlich super, dass da ein junges Start-Up in dem Bereich etwas macht und dann auch noch ins Fernsehen kommt und haben gesagt: „Natürlich, wir supporten euch.'' So sind wir mit denen ins Gespräch gekommen und dann haben die den Flügel gestellt. Letztendlich hat dann in der Höhle der Löwen Show keiner der Löwen investiert, aber Yamaha war an Bord. Somit haben wir dann doch etwas geschafft.

Joel Kaczmarek_: _Ein bisschen cooler vielleicht sogar, weniger Stress, weniger Generve, mehr vom Fach. Aber krass, aus Japan kommt glaube ich Yamaha?

Jonas Gössling_: _Genau, ist eine japanische Firma, aber die haben auch eine Subsidiari hier in Europa und die sitzt in Rellingen nähe Hamburg.

Joel Kaczmarek_: _Ja, ich habe ja eine große Passion für Yamaha. Die meisten kennen das, glaube ich, noch von den Motorrädern, aber meine erste Stereoanlage war von denen, die habe ich bis heute noch. Also guck einmal hier, Herzensthema, cool. Wo du die Höhle der Löwen schon erwähnst, erzähl doch einmal, wie das so war für euch. Was hat euch das auch gebracht? Weil ich fand, gerade in den Anfangstagen hat man ja oft den Eindruck, man geht da vielleicht manchmal auch eher hin, um die Publicity mitzunehmen und will gar keinen von den fünf Nasen, die da sitzen, irgendwie haben. Wie war das denn bei euch?

Jonas Gössling_: _Genauso war es für uns. Wir sind hingegangen wegen der Publicity. Wir wollten uns natürlich auch einmal anhören, was von den Löwen so kommt, aber wir waren vor allen Dingen da, um einfach unser Produkt zu präsentieren, um zu schauen, wie es ankommt. Das hat dann auch gut funktioniert. Ich weiß noch, dass der Frank Thelen, er meinte dann zu uns: Erst einmal völlige Phantasiebewertung. Ich glaube, wir haben gesagt, wir sind vier Millionen Euro wert, hatten zu dem Zeitpunkt aber noch kaum Umsätze. Dann war natürlich die Bewertung eine Phantasiebewertung und Frank Thelen meinte zu uns: „Das, was ihr da gebaut habt, baue ich euch in einem Wochenende nach.'' Bei den Löwen und Löwinnen kam das ganze dann wohl nicht so gut an, aber wir haben uns danach eigentlich umso besser entwickelt. Heutzutage wären wir, glaube ich, dann doch ein ganz gutes Investment gewesen.

Joel Kaczmarek_: _Ich hätte mir das auf jeden Fall angeguckt. Aber gut. Manchmal wird bei denen auch irgendwie Unfreundlichkeit mit Kompetenz verwechselt, muss man ehrlicherweise einmal sagen. Jetzt einmal unabhängig vom einzelnen Individuum habe ich manchmal den Eindruck, wenn man etwas sehr barsch vorträgt, dann nehmen die Leute das immer gerne so, als wenn es kompetent wäre. Aber krass, hattest du denn auch so Tage gehabt, dass euch drei Tage nach einander irgendwie der Server um die Ohren flog, weil das war ja – speziell damals –eigentlich noch so ein richtiger Reichweitenbringer, oder?

Jonas Gössling_: _Ja, wir hatten zu dem Zeitpunkt leider – Das war ein bisschen blöd von uns. – immer noch keine mobile App fürs Handy, sondern nur für das Tablet. Weil wir dachten, das Handy ist einfach zu klein, um das alles gut zu erkennen. Mittlerweile haben wir auch eine mobile App, die wunderbar funktioniert, die uns total zum Wachsen gebracht hat. Aber damals hatten wir nur fürs iPad und das hatte dann eine begrenzte Reichweite, weil noch nicht so viele Menschen ein iPad hatten, wie jetzt ein Smartphone. Aber trotzdem hat uns die Sendung damals ultra viel gebracht. Wir waren davor defizitär. Jeden Monat ging der Kontostand herunter und ich hatte schon gesagt: „Okay, das wird vielleicht nichts.'' Nach der Sendung waren wir auf einmal Cashflow positiv und seitdem sind wir immer Cashflow positiv gewesen. Das war wirklich ein Wendepunkt aus dieser Perspektive. Es hat uns viel gebracht, aber es hat nicht den riesen, riesengroßen Impact gehabt, den es vielleicht für manch andere gehabt hat, aber im Detail dann für uns schon.

Joel Kaczmarek_: _Ja, mega. Was ist so eure Vision? Wo geht es für euch noch hin? Bleibt es so lean und so sauber und irgendwie klar abgegrenzt? Oder macht ihr noch andere Sachen, die ihr andockt? Oder wäre es ein Gedanke zu sagen, nachdem es irgendwie flowkey gibt, gibt es auch noch irgendwie flowguitar oder flowbase oder Flowdrums?

Jonas Gössling_: _Wir haben häufig darüber nachgedacht, in andere Instrumente hinein zugehen und flowbase zu gründen oder flowtap oder wie auch immer. Haben uns immer wieder gesagt, wir bleiben fokussiert auf den Markt Klavier. Weil es gibt noch so viele Möglichkeiten und wir gehen noch mehr in die Tiefe. Wir haben uns irgendwann entschieden, wir werden die globale Piano Learning Company und wir gehen einfach tiefer in den Markt hinein. Das heißt, was hält eigentlich Menschen davon ab, überhaupt mit dem Klavierspielen zu beginnen? Die meisten, die davon träumen, Klavier zu spielen, haben zum Beispiel noch gar kein Klavier. Wir sehen jetzt schon, dass sich viele Leute bei uns anmelden, die gar kein Klavier haben, die noch kein Instrument haben und die App gar nicht richtig nutzen können. Das heißt, als nächstes wollen wir auf jeden Fall hier ein revolutionäres Angebot machen, dass jeder Nutzer bei uns auch zusätzlich zur App ein Klavier oder Keyboard bekommen kann mit der Subscription.

Jonas Gössling_: _Das ist so unser nächster Schritt, um einfach jedem Menschen wirklich das Klavierspielen zugänglich zu machen. Dann haben wir auf jeden Fall in den nächsten Jahren noch vor, weitere Produkte und Services für Menschen in die Welt zu bringen, die Klavier spielen wollen. Da gibt es einfach noch viel, was man machen kann. Wir sind quasi die Klavierbrand.

Joel Kaczmarek_: _Wäre nicht aber auch ganz interessant gewesen zu sagen, ihr nehmt eure Technologie, lizenziert die in eine Tochterfirma und dann sucht ihr euch ein Gründer Team. Das eine lasst ihr irgendwie Gitarre machen, das andere Schlagzeug, das andere Bass usw. und so fort. Habt ihr über so etwas einmal nachgedacht, so verrückt? Oder war das trotzdem auch so Defokussierungsangst?

Jonas Gössling_: _Wir haben über so etwas nachgedacht und haben immer wieder gesagt: Das ist eben nicht nur die Technologie bei solchen Gründungsthemen, es ist viel mehr, es ist der Content, es ist das ganze Marketing drumherum und mit der Technologie selbst. Vielleicht hätten wir sie lizenzieren können, das stimmt ja. Aber wie viele Anwendungsfälle gibt es hierfür wirklich? Wäre das wirklich ein Geschäftsmodell gewesen? Ich weiß es nicht. Im Endeffekt haben wir einfach gesagt, wir bleiben dann bei einer Sache und machen die richtig.

Joel Kaczmarek_: _Aber Gitarre wäre, glaube ich, gegangen. Dann noch so eine Partnerschaft mit Guitar Hero oder so etwas. Aber nein, fair Point, finde ich respektabel. Machen ja viel zu wenig Leute. Okay, haben wir verstanden. Wie ist es denn eigentlich so mit der Investorenseite seitdem bei euch gelaufen? Habt ihr trotzdem irgendwie Geldgeber an Bord genommen oder habt ihr gesagt: „Nein, dankeschön. Wenn hier keine Löwen investieren, dann auch keine anderen Finanztiere.'' Wie habt ihr das gelöst?

Jonas Gössling_: _Wir haben gleich zu Beginn vier Business Angels hineingeholt und waren dann eigentlich auf diesem typischen Start-Up Weg Venture Capital und haben dann aber gesagt: „Nein, wir wollen das nicht machen.'' Wir hatten mehrere Gespräche mit Investoren und haben natürlich immer wieder Anfragen und mittlerweile sehr großes Interesse. Aber wir haben gesagt: „Wir wollen das nicht. Wir wollen auf eigenen Beinen stehen und eher eine profitable Company aufbauen.'' Dabei sind wir geblieben.

Joel Kaczmarek_: _Wer sind die Business Angel?

Jonas Gössling_: _Das sind, ich glaube, nicht so bekannte Leute aus dem erweiterten Netzwerk.

Joel Kaczmarek_: _Verstehe. Ich wollte gerade sagen, entweder so die Prominasen, die üblichen oder Schwiegermutti und Co.

Jonas Gössling_: _Dazwischen würde ich sagen, so dazwischen.

Joel Kaczmarek_: _Okay, was ist die Ambition? Wo geht es hin? Weil ganz ehrlich, mir würden gefühlte 20 Firmen einfallen, die euch schon hätten wegkaufen können und wahrscheinlich habt ihr das auch regelmäßig, dass ihr Angebote kriegt. Ist sowas ein Thema oder sagt ihr: „Nein, einfach eine geile profitable Firma bauen, von den Dividenden leben und ein gutes Leben haben.'' Worauf läuft es hinaus bei euch?

Jonas Gössling_: _Ja, wir wollen eine geile Firma aufbauen auf jeden Fall. Musik ist eine schöne Sache. Es ist eine schöne Sache, in die Welt zu tragen. Es ist eine schöne Sache, Menschen das näher zu bringen. Menschen zu ermöglichen, ihren Traum zu verwirklichen, Klavierspielen zu lernen. Dafür brennen wir. Das würden wir gerne weitermachen. Deswegen haben wir uns bisher immer dazu entschieden, es weiter zu machen, profitable, coole Company aufzubauen, eine coole Unternehmenskultur zu erhalten und unseren Wegso weiter zugehen.

Joel Kaczmarek_: _Was müsste denn für ein Angebot kommen, dass du schwach wirst?

Jonas Gössling_: _Da muss ich lange überlegen. Mir fällt gerade keins ein.

Joel Kaczmarek_: _Wenn jetzt vielleicht irgendjemand sehr, sehr Großes um die Ecke kommt. Ich überlege gerade. Wer macht denn im Musikbereich was? Yamaha könnte euch selbst direkt aufkaufen oder so ein Ableton. Oder vielleicht, ich weiß ja nicht, ob Adobe was im Musikbereich macht. Die machen eher so Videoschnitt und solche Sachen. Aber irgendjemand Großes kommt und sagt: „Er bringt euch...'' Oder Apple, sagen wir einmal Apple will euch kaufen aus irgendeinem verrückten Grund, weil die auch etwas machen. Gäbe es so eine Traum Company, wo du sagst, da würdet ihr schwach werden?

Jonas Gössling_: _Ich habe ja den Tim Cook dieses Jahr getroffen. Der war ja in Berlin neulich, letztens im September und hat sich auch flowkey einmal angeschaut im Apple Store. Das war schon cool, den einmal zu treffen, aber er hat uns jetzt kein Kaufangebot gemacht. Von daher...

Joel Kaczmarek_: _Was nicht ist, kann ja noch werden. Aber finde ich auch recht respektabel, wenn man da Überzeugungstäter:in ist. Wenn es nah an der Passion ist, auch echt echt cool. Wie ist denn so die Wettbewerbslage eigentlich in eurem Feld? Wie viele Unternehmen gibt es, die Piano-Apps machen? Ich würde einmal schätzen, es gibt so eine halbe Million irgendwie so Wald und Wiesen Dinger und dann so vier, fünf gute.

Jonas Gössling_: _Gut zusammengefasst. Es gibt sehr viele sehr schlechte Apps oder kleine Apps, wo du dann irgendwie auf dem Smartphone irgendwelche Übungen machst, aber die nicht so richtig mit dem echten Klavier zusammen funktionieren. Dann gibt es ein paar, die auch technologisch etwas aufgebaut haben. Unser größter Wettbewerber ist die Simply-Piano-App. Die ist von dem Unternehmen Simply mittlerweile. Die haben sich umbenannt. Die hießen früher JoyTunes, jetzt heißen sie Simply, kommen aus Israel und die haben einen sehr game fokussierten Ansatz. Das ist eher so ein Game, sehr so wie Guitar Hero, nur fürs Klavier. Wir haben eher den Ansatz, so ein bisschen seriöser, dass du es wirklich lernst. Dass wir dir wirklich zeigen, wie du Klavierstücke spielst, die du kennst, die du gerne vorspielst. Bei Simply Piano ist dann eher so, dass eine Band im Hintergrund läuft und du dann mit der Band quasi zusammen so ein paar Sachen spielst. Das heißt, wir haben schon so ein bisschen anderen Ansatz, aber die sind auf jeden Fall in unserem Markt auch noch sehr erfolgreich.

Joel Kaczmarek_: _Wenn man euch so anguckt, also vielleicht tue ich euch da unrecht und nimm es bitte nicht als Beleidigung, aber ich habe so manchmal den Eindruck, so vom Design her ist das einzige, wo ich manchmal noch das Gefühl, ihr seid ein bisschen konservativ unterwegs. Es wirkt noch so ein bisschen altbacken. Tue ich dir da unrecht?

Jonas Gössling_: _Ich würde es eher als zeitlos definieren unser Design.

Joel Kaczmarek_: _Okay, geschickt, weil wenn man einmal so hineinguckt... Ich meine, klar, es geht halt viel so Noten und schwarz auf weiß und Klavier ist schwarz weiß. Da hat man natürlich immer schon so eine gewisse Richtung. Aber wie macht ihr das denn eigentlich? Was ist denn überhaupt so euer Textdeck? Wie seid ihr so organisiert, dass ihr das auch irgendwie innovativ und modern trotzdem haltet?

Jonas Gössling_: _Zu unserem Textdeck kann ich dir gar nicht so viel sagen. Ich bin kein Programmierer. Allerdings ist die App technologisch auf jeden Fall, ich würde sagen, mit die innovativste App überhaupt, die es in dem Bereich gibt. Die Tonerkennung, die wir gebaut haben, basiert auf neuronalen Netzen. Unser Design ist ja, ich würde sagen, es ist ein sehr klassisches Design. Wir haben es sehr auch an das Instrument Klavier angelehnt unser Design. Der Content, den wir haben, da legen wir viel Wert darauf, die Videos, die Noten, dass die in guter Qualität da sind und dass du sie in verschiedenen Schwierigkeitsstufen finden kannst. Ich denke schon, dass die App, so wie sie jetzt heute aussieht, genau richtig ist für die Leute, die Klavier lernen wollen.

Joel Kaczmarek_: _Ich muss das einmal ganz doof fragen. Ist das Thema nicht irgendwann auch fertig? Ist so eine App nicht dann auch einmal zu Ende und dann geht es nur noch in Anführungsstrichen darum, die durch die ganze Welt zu treiben?

Jonas Gössling_: _Ich würde sagen, eine App ist eigentlich nie fertig, weil du entwickelst immer neue Features, versuchst sie immer besser zu machen. Du versuchst zum Beispiel die Technologie intelligenter zu machen, dass du besseres Feedback bekommst. Du versuchst die UX zu personalisieren, dass jeder Nutzer die App ein bisschen anders erlebt, dass du andere Songs angezeigt bekommst, dass du andere Kurse angezeigt bekommst, dass sie dich besser begleitet. Natürlich gibt es noch zusätzliche Sachen, die du neu entwickelst, die du an die App heran baust. Ich würde eigentlich sagen, ein gutes digitales Produkt ist nie wirklich fertig, genauso wie ein gutes physisches Produkt. Da gibt es ja dann auch neue Versionen von einem selben Produkt.

Joel Kaczmarek_: _Wie ist es so, wenn du sagst, es hat jetzt eigentlich nachgelassen, dass ihr mit den Influencern auf YouTube baut? Da muss man ein bisschen andere Wege jetzt gehen. Habt ihr einmal eine Anpassung vorgenommen? Was sind denn jetzt so mittlerweile eure relevantesten Marketingkanäle?

Jonas Gössling_: _Paid Marketing ist natürlich sehr wichtig für uns. Auf TikTok sind wir sehr erfolgreich. Facebook, Instagram weiterhin und Apple Search Ads, Google Ads haben wir auch einen ganz guten Weg gefunden für uns. Daneben haben wir weiterhin die Kooperation mit Yamaha, wo wir neue Dinge machen. Wir kommen jetzt ins Packaging. Das heißt, wenn du dein neues Keyboard oder Klavier kaufst und das auspackt, dann sind wir auch gleich mit dabei. Ansonsten machen wir weiterhin unsere Suchmaschinenoptimierung, weiten die aus, die Strategie, internationalisieren das, bauen Content Hub auf, machen Content Marketing und spielen eigentlich so die ganze Klaviatur des Online Marketings. Es läuft ganz gut.

Joel Kaczmarek_: _Neben Podcast Werbung, was ich euch natürlich noch empfehlen würde, kommt mir gerade noch als Gedanke, ist es auch so ein Thema, dass ihr einmal hingeht und sagt: Elton John, Billy Joel, Lang Lang, irgendwie so richtige Granden unterschiedlicher Segmente. Die halten alle die Hand auf und viele von denen haben es gar nicht nötig und sind musikalisch so unfassbar auf dem Olymp, dass die Kommerzialisierung ihrer Kunst gar nicht in Betracht ziehen, aber per se macht ihr ja so als Mission schon, was sehr cooles. Weswegen ich mir vorstellen könnte, dass eigentlich Promis für euch auch ein Thema sein könnten. Ist das etwas oder eher nicht so?

Jonas Gössling_: _Doch, auf jeden Fall. Es ist etwas, was wir uns anschauen. Ich muss sagen, ich bin nicht so 100 Prozent überzeugt, wenn kleine Start-Ups sich recht früh so schmücken mit großen Promigesichtern oder kleine Unternehmen, weil am Ende kann es sein, dass das Unternehmen dann einfach nur noch mit diesem einen Menschen assoziiert wird. Ich glaube, das kann auch eine Gefahr sein. Ich glaube, es ist nicht immer der richtige Weg, das zu tun, wenn man eher eine kleine Brand ist, jemand Großes zu nehmen und sagen: „Hey, das ist jetzt unser Gesicht.'' Das kann auch nach hinten losgehen. Aber natürlich schauen wir uns das an. Wir sind aber, muss ich auch noch dazu sagen, wir sind ja nicht VC gefundet. Das heißt, wir haben jetzt nicht irgendwie 50 Millionen, die wir in Marketing investieren können, wo wir auch einmal sagen können: „Hey Elton John, möchtest du nicht für fünf Millionen Euro etwas mit uns zusammen machen oder für zehn?'' Das heißt, wir schauen uns immer ganz genau an, was funktioniert für uns? Wie können wir profitabel wachsen und das machen wir dann.

Joel Kaczmarek_: _Gut, ich meine, wenn ihr sagt, ihr macht irgendwie siebenstelligen Gewinn im Jahr. Ich glaube, wenn man an die AIDS-Stiftung von Elton John jetzt etwas spendet und sagt, lass uns einmal eine geile Gala machen oder so etwas. Ich wüsste da Leute, die dir helfen können zumindest.

Jonas Gössling_: _Okay, dann lass uns einmal sprechen.

Joel Kaczmarek_: _Aber ich finde, ihr habt einen sehr schönen, bodenständigen Ansatz. Euer Produkt ist ja eigentlich aus Geschäftsmodell Sicht ein Träumchen. Erinnert mich lustigerweise, man hat immer so Vergleichsbilder im Kopf. Beim Influencer Marketing habe ich so KoRo im Kopf gehabt. Beim Core Product denke ich irgendwie an Snocks. Ich weiß nicht, ob die kennst, die so Socken und Unterwäsche nur verkaufen?

Jonas Gössling_: _Ja.

Joel Kaczmarek_: _Weißt du, das ist so E-Commerce reduce to the max. Ihr seid irgendwie bei Musik so reduced to the max und das aber noch viel charmanter, weil ihr seid Software, ihr seid quasi, was das Inventar angeht, straight from the start international vermarktbar. Vielleicht muss du ein Video einmal auf Englisch und auf Arabisch oder so etwas texten, aber ansonsten ist es ja zeitloser Content. Der ändert sich ja nie. Ich verstehe gar nicht, dass man als Investor da bei Höhle der Löwen gesagt hat, ist kacke.

Jonas Gössling_: _Ja, vielleicht kannst du ja noch einmal den Frank fragen, falls du den kennst.

Joel Kaczmarek_: _Ja, es war, glaube ich, eher good for you, hätte ich wahrscheinlich im Nachhinein eher gesagt. Nein, ich mag die ja eigentlich alle ganz gerne, aber bei allem Respekt vor den Menschen, das ist ein sehr spezielles Konstrukt da.

Jonas Gössling_: _Auf jeden Fall. Aber ich denke, dass viele Start-Up Teams, die da hingehen, das auch wissen und das dann auch sportlich nehmen und alle Seiten das eigentlich auch im Endeffekt dann wissen, was da abgeht.

Joel Kaczmarek_: _Jetzt gibt es noch einmal nach hinten heraus zwei Dinge. Wenn du einmal so zurückblickst, was waren für euch krasse Learnings, wo du gesagt hast: „Oh wow, das hätten wir am Anfang unserer Reise nicht gedacht. Da haben wir was echt Spannendes entdeckt.''' So Finding Learnings, so ein bisschen, so ein Trüffel, der euch untergekommen ist?

Jonas Gössling_: _Ich muss sagen, ein Trüffel, der untergekommen ist, ist, dass man als Start-Up nicht den Weg gehen muss, Investorengelder einzusammeln. Das dachte ich immer. Deswegen bin ich am Anfang auch diesen Weg gegangen, weil ich keine Alternative kannte. Aber mit vielen Geschäftsmodellen ist es möglich, Cashflow positiv zu werden, wenn man es darauf anlegt und dann aus eigener Kraft zu wachsen. Ich glaube, das ist auch für viele Gründerinnen und Gründer der bessere Weg. Es gibt natürlich Geschäftsmodelle, wo das nicht geht, aber ich denke, es geht für viel mehr Geschäftsmodelle, als man allgemein so denkt. Das ist eine Sache, die wir herausgefunden haben. Hey, man muss nicht diesen Weg gehen, den man überall sieht. Man kann auch seinen eigenen Weg gehen, einen eigenen Weg finden.

Joel Kaczmarek_: _Okay, zweite Perspektive geht so nach vorne. Einmal Blick nach hinten, einmal Blick nach vorne, obwohl man ja im buddhistischen Sinne eigentlich einmal eher im Hier und Jetzt sein soll. Man überschätzt immer, was man in zehn Jahren leisten kann und man unterschätzt aber, was man in fünf Jahren leisten kann. Was glaubst du, wo ihr in fünf Jahren stehen werdet?

Jonas Gössling_: _Ich glaube, dass wir in fünf Jahren so als weltweites Synonym für Klavierspielen bekannt sein können.

Joel Kaczmarek_: _Seid ihr das nicht jetzt schon?

Jonas Gössling_: _Ich denke nicht. Nein, sind wir noch nicht. Wir sind noch nicht bekannt auf der ganzen Welt. Wir sind noch nicht als Brand bekannt. Wir können noch viel, viel mehr tiefer in diesem Markt hinein gehen.

Joel Kaczmarek_: _Ja. Hey, cool Jonas. Ist doch ein mega Schlusswort. Cooles Ziel, wünsche ich euch ganz viel Erfolg für. Ich finde, ihr seid auf einem coolen Modell unterwegs, bodenständig deswegen. Heute hab ich einmal gar nicht so viel zu kritteln. Danke dir ganz herzlich für das nette Gespräch mit dir und drücke euch beide Daumen.

Jonas Gössling_: _Dankeschön.

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Unternehmensführung

Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Unternehmertum: Denn getreu dem digital kompakt Motto "Lerne von den Besten" trifft sich Joel in freudiger Regelmäßigkeit mit den erfolgreichsten Unternehmer:innen aus der Startup- und Digitalwirtschaft. Egal ob Scale-up, Soonicorn, Unicorn oder erfolgreicher Mittelständler – in unseren Episoden zu Unternehmertum lassen dich die Besten hinter ihre Kulissen blicken und nehmen dich mit auf eine Reise zur Strategie, Entstehung und Entwicklung ihrer Firmen.