Doctolib 🩺 : Auf dem Weg zum Category Killer für digitale Gesundheit?

13. Februar 2023, mit Joel Kaczmarek

Dieses Transkript wurde maschinell erstellt. Wenn dir ein Fehler auffällt, schreib uns gerne zu diesem unter redaktion@digitalkompakt.de.

Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek, ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und heute eine richtige Perle im Gespräch, nämlich das Unternehmen Doctolib und nicht minder eine Perle ist dessen deutscher CEO, der liebe Nikolay Kolev. Nikolay, den werde ich glaube ich auch mal so ins Gespräch holen müssen. Ich lernte von ihm, er ist in Sofia geboren, hat eine Finnin geheiratet, zwei Kinder und auch schon viele spannende Stationen hinter sich, unter anderem die Gründung von Moneybookers, war bei Deloitte spannend in der Beratung unterwegs und hat mit WeWork glaube ich auch echte Abenteuer erlebt.

Also das ist mal ein Kapitel für sich, aber heute wollen wir über Doctolib reden. Kennt ihr bestimmt alle da draußen das Unternehmen, was speziell zu Corona durch die Decke ging wie nichts anderes. Eine Plattform, auf der man sich Termine buchen kann, bei Ärzten und auch Videosprechstunden eingehen. Und ich will heute mal verstehen, wie tickt das Unternehmen so, wie ist es aufgestellt, wie ist eigentlich das Geschäftsmodell gebaut und das Produkt. Wo geht es da vielleicht auch noch hin? und natürlich auch, was ist denn eigentlich so in Sachen Wachstum und Internationalisierung noch auf der Agenda. Also ich glaube, wir haben heute viele spannende Themen und that being said, lieber Nikolay, moin moin und schön, dass du da bist.

Nikolay Kolev: Hey, freue mich sehr. Danke für die Einladung.

Joel Kaczmarek: Wie war denn eigentlich deine Reise hin zu DoktorLib? Also wenn man einen Lebenslauf wie deinen hat und so viel Startup-Stuff gemacht hat, wie kommt man dann dazu, der deutsche Chef von so einer Plattform zu werden?

Nikolay Kolev: Ich habe zum einen viel in Health investiert über die letzten sieben, acht Jahre. Insofern ist das Thema tatsächlich auch eine Herzensangelegenheit. Und dann war es so, dass ich sehr beeindruckt war, dass ein europäisches Unternehmen eine derartige Größe, also ein europäischer Champion wird, aber vor allem auch den Anspruch hat, ein Global Category Leader zu werden. Und das war sehr, sehr selten. Das sieht man sehr selten. Und so kam eins zum anderen, dass Das Thema Purpose und das Thema europäische DNA. Und last but certainly not least, ich war definitiv begeistert von Stan als Gründer und auch als Persönlichkeit. Und das Leben ist zu kurz für schlechten Wein, deswegen sollte man nur mit Leuten zusammen was tun, von denen man viel hält.

Joel Kaczmarek: Ja, in der Tat. Vielleicht wissen ja viele Menschen, die Doctolib benutzen in Deutschland gar nicht. Das ist eigentlich ein französisches Unternehmen, 2013 in Paris gegründet und der Kollege, den du gerade genannt hast, Stanislas Nioschato. Ihr seid in Frankreich aktiv, habe ich gelernt, in Deutschland und in Italien, richtig?

Nikolay Kolev: Ganz genau. Wenn du die drei Märkte zusammennimmst, dann hast du etwas mehr, also 55 Prozent des europäischen Health-Marktes. Besonderes Jahr für uns. Wir werden dieses Jahr zehn, in Deutschland sieben, also magische Zahl. Und in Italien sind wir seit 21.

Joel Kaczmarek: Ja, das verflixte siebte Jahr war doch, glaube ich, bei mir nur noch damals das Ding. Also musst du dir jetzt Mühe geben hier. Aber richtig. Okay, und gib mir mal so ein Feeling, da bin ich hängen geblieben, als du meintest Global Category Leader. Weil ich habe mich so gefragt, in eurem Segment, ist es da sehr schwer, neue Märkte aufzunehmen? Weil die sind ja alle durchreguliert, dann hast du Datenschutz, dann hast du unterschiedliche Regulierungen im Gesundheitsbereich etc. etc. Ist es überhaupt so einfach, neue Märkte hinzuzunehmen in einem Geschäft wie eurer?

Nikolay Kolev: Super gute Frage und super gute Beobachtung. Es gibt glaube ich ganz wenige Märkte, die so fragmentiert, so national umgehen. an vielen Stellen, wenn du Deutschland nimmst, eigentlich auch lokal sind. Insofern sind die Hürden, um es richtig zu machen, und richtig heißt, Patienten, Patientinnen, aber auch die Gesundheitsfachkräfte so zu versorgen, dass es einen Unterschied macht, extrem hart. Deswegen, ja, die Einsrittsbarriere ist hoch. Auf der anderen Seite aber gibt es eine ganze Menge an ähnlichen Mustern zwischen Frankreich, zwischen Deutschland und Italien. Und wenn ich sage europäische Champion und Anspruch auf Global Category Leader, meine ich damit, es gibt keine andere Company in Europa, die 340.000 Gesundheitsfachkräfte hat und auf der anderen Seite über 70 Millionen Patientinnen und Patienten. Also das ist unglaublich. sozusagen der Maßstab für die Kraft und Intensität der Plattform.

Joel Kaczmarek: Number Crunching ist ein gutes Thema. Also wenn du sagst 340.000 Gesundheitsfachkräfte, da sind in Anführungsstrichen vor allem Ärzte mit gemeint und wahrscheinlich auch Behandler und was noch dazu gehört. Ich habe jetzt gelesen, 25.000 davon in Deutschland, 70 Millionen Patienten, 13 Millionen davon auch in Deutschland, macht in Summe hierzulande 1,9 Millionen Terminbuchungen pro Monat. Ist das so ungefähr richtig?

Nikolay Kolev: Fast sind 55.000 Gesundheitsfachkräfte in Deutschland und du hast die Ärztinnen und Ärzte davon genannt, auch so richtig. Also wir sind mit diesen knapp 12 Millionen Patientinnen und Patienten, die du nennst, mit weitem Abstand die größte Plattform. Was aber wichtig ist, ist die Abdeckung. Die Schwierigkeit in einem föderal organisierten Staat, wie wir ihn haben, versus Frankreich beispielsweise, wo alles zentral läuft, ist, es ist ja wichtig, dass du groß bist, es ist aber vor allem wichtig, dass du überall vertreten bist, weil nur dann kommt es ja zu einem Match. Also wenn ein Patient die App hat und einen Behandler in München sucht oder in Berlin oder in Düsseldorf, dann sollten möglichst beide Parteien da sein. Und da haben wir, glaube ich, eine extrem hohe Abdeckung.

Joel Kaczmarek: Und wir können ja auch schon mal einen kleinen Sneak-Break auf das Thema Investoren nehmen. Also was ich gelesen habe, habt ihr so gut 800 Millionen Dollar an Kapital aufgenommen. Also ihr seid schon echt profund. Und wenn ich es richtig auf dem Schirm habe, so Richtung zweieinhalbtausend Mitarbeitende. Kommt das hin?

Nikolay Kolev: Genau, wir haben im letzten Jahr etwas mehr als 500 Millionen aufgenommen. Du hast jetzt die Gesamtsumme genannt, waren damit 5,8 Milliarden bewertet und wir haben im Moment etwas mehr als 2800, also knapp 3000 Mitarbeiter aufgenommen.

Joel Kaczmarek: Ich finde ja so diesen Party-Talk, wie viel Mitarbeiter hast du, wie viel Funding und so immer ein bisschen affig, aber es gibt doch irgendwie auch so ein Feeling, wie ist so eine Firma grob?

Nikolay Kolev: Ja, ich finde es auch nervig, weil das ist so ein bisschen mein Pferd, mein Auto, mein Hof. Aber da geht es vor allem darum, also es geht um zwei Dinge. Das eine ist, das Thema Gesundheit ist ein sehr ernstes Thema und ich glaube, es ist wichtig zu verstehen, dass hinter diesem großen Unternehmen, was die Abdeckung angeht, auch richtig viele Leute stehen und dass es kein Startup mehr ist, sondern ein extrem solides, großes Unternehmen, was im Health-Tech sein Ding macht.

Joel Kaczmarek: So und jetzt lass uns nochmal genau auf euch eingehen, weil klar, die meisten Leute haben euch glaube ich schon mal benutzt oder kennen euch auf jeden Fall. Man kann mit euch halt Termine machen, also ihr seid eine Software für Terminvergabe und Management, würde ich mal sagen, aber ihr macht ja noch einiges mehr. Was gehört denn so alles zu eurem Umfang?

Nikolay Kolev: Genau, also damit fängt es an, würde ich sagen. Damit fängt die Reise an. Wir haben natürlich auch stark in der Pandemie genutzt, einen Service, der es dir ermöglicht, auch über Visio Termine zu machen. Das heißt, das ganze Thema funktioniert nicht nur über die Buchung eines Termins, sondern du kannst auch einen Videocall machen. Du kannst einen Messaging-Service nutzen. Wir haben mit 33 Millionen chronisch Kranken in Deutschland gearbeitet. Die größte Anzahl an chronisch Kranker und Telehealth wird immer mehr ein Thema, gerade bei solchen Leuten, weil dann auch wenn du vielleicht ein paar Tage älter bist, muss nicht jeder Besuch ein Besuch vor Ort sein, auch eine Entlastung für die Ärzte. Das heißt, das ist ein Thema, was für uns extrem wichtig geworden ist, auch im Zuge der Pandemie. Und dann nach vorne hin ist das Thema Prävention ein großes. Ich glaube, wir tun alle gut daran, den Shift zu schaffen. von wir sind krank, In Krankheit hin zu, wir wollen eigentlich in Gesundheit sein. Das ist ein großes Thema für uns, weil es einfach darum geht, möglichst nicht in Krankheit zu verwahren, sondern frühzeitig zu gucken, was sind Themen, die man angehen kann. Das ist für uns ein Riesenfeld, das Thema Prävention.

Joel Kaczmarek: Also Videosprechstunde und die Termingeschichten. Ich habe gelesen, dass ihr auch so Messenger-Dienste mittlerweile schon gebaut habt für die Ärzte. Also da ist die Zielgruppe eher das Ärztepersonal. Wie muss man das vorstellen? Ich sehe die manchmal in den Praxen dann immer so tippen und du denkst, hier ist dein Akte. Und dann sagen die immer, Frau Doktor sagt so und so. Ist das, was ihr macht, quasi das?

Nikolay Kolev: Ja, ganz genau. Also es ist die Kommunikation und dann können wir auch vielleicht auf das Praxisverwaltungssystem kommen, was letztendlich auch wenn du einmal in der Praxis bist mit dem Termin, auch Stück der Verwaltung ist. Auch daran arbeiten wir, aber zum Messenger zunächst. Es ist ein oft extrem durchtrennte Journey. Wenn du dir vorstellst, wie du zum Arzt kommst, was dann passiert, wie der Dokumentenaustausch und so weiter vonstatten geht, dann ist es eigentlich Kaum vorstellbar. Wenn ich dir sagen würde, dass du genau die gleiche Patient Journey oder Customer Journey bei deinem Schuhkauf oder bei deinem Reiseticket und sonstigen bei deinem Banking machen solltest, dann würdest du mir den Vogel zeigen und sagen, sorry, wir sind hier nicht mehr 1988. Die Realität aber, die wir in Gesundheit erleben, ist, du hast 144 Millionen Arztbriefe, die im letzten Jahr verschickt wurden, zu dir, zu mir, von einem Arzt zum anderen, krank aus und so weiter. Und 95% ist noch Fax-Kommunikationsmittel Nummer 1. Das ist mein voller Ernst und es ist aber gleichzeitig ein absoluter Wahnsinn. Weil wenn du heute Leute fragst, wer ein Faxgerät kennt, dann heben viele noch die Hand, wer eines hat, Ich kenne niemanden mehr. Und jetzt lasst uns das Thema Sicherheit vielleicht noch vage im Hintergrund lassen. Also wenn wir darüber reden, wie sicher die Nutzung von einem Faxgerät ist, wenn es darum geht, dein Blutbild zu faxen. Und deswegen ist das Thema Messenger eigentlich ein wichtiges. Und zwar nicht nur in der Kommunikation Arzt, Arzt oder Ärztin, Ärztin, sondern auch irgendwann der Austausch mit den Patientinnen.

Joel Kaczmarek: Macht ihr sowas eigentlich auch interpraxis, also zwischen zwei, dass der, weiß ich nicht, Orthopäde an den Hausarzt geht?

Nikolay Kolev: Ja klar, weil, also was ist die Alternative im Moment? Im Moment ist die Alternative an vielen Stellen nicht DSGVO-konform. An vielen Stellen ist es ein echtes auch Compliance-Thema. Und damit ist eigentlich den Behandlerinnen und Behandlern der Weg abgeschnitten, das zu machen, was heute technologischer Standard ist in vielen anderen Lebensbereichen.

Joel Kaczmarek: cool. Ich stelle mir gerade vor, wie meine Arztpraxis so eine Art Slack-Channel mit irgendwie dem Orthopäden und dem, weiß ich nicht, Chirurgen und dem Internisten hat und so. Also da merkt man ja schon, wenn man drüber lacht, wenn man es erzählt, dass man selbst schon spürt, was da unterdigitalisiert ist.

Nikolay Kolev: Ja und vor allem, jetzt geh einen Schritt zurück, also das, was du jetzt gerade sagst, ja, da merkt man schon selbst, wenn man erzählt, an jeder anderen Stelle ist das heute Realität. Was ist die Realität in der Behandlung? Also du erfährst vielfach Also du gehst zu deinem Hausarzt, der untersucht dich, schickt dich zu einem Spezialisten. Was macht der? Nochmal die gleiche Untersuchung, weil der kann es eigentlich viel besser. Dann geht es in die Klinik eventuell. Was machen die? Nochmal die Untersuchung. Das heißt, wenn du dir jetzt anschaust, top down dieses massiv überbelastete finanziell. Und dann kommen wir vielleicht noch zum Personal. Finanziell überbelastete System ist teilweise ein Resultat dessen, dass wir Dinge vielfach wiederholen, ohne Mehrwert. Dadurch im Übrigen auch den Patienten und die Patientin vielleicht auch nicht besonders gut tun. Also zweimal eine Bildaufnahme etc. Und eigentlich kreieren wir Eine Masse an wenig wertstiftenden Aktionen und wenig Gesundheit, also wenig davon führt schnell zum Resultat, ich möchte gesund werden oder gesund bleiben.

Joel Kaczmarek: Ja, man kann sich fast noch zuspitzen, oft weiß ja links auch nicht, was rechts da tut, ne?

Nikolay Kolev: Ja, und das ist aber im Übrigen auch, wenn man die Brille aufsetzt, der Behandlerinnen und Behandler und des gesamten Gesundheitspersonals, ist das eine absolute Tortur, die die erfahren. Weil das sind eigentlich die Menschen, die den ganzen Tag, nicht nur während der Pandemie, aber den ganzen Tag eigentlich dazu da sind, um für unsere Gesundheit zu sorgen oder um uns wieder bestmöglich gesund zu machen. Wenn du dir aber die Hälfte ihrer Zeit, und es gibt zig Studien, sagen wir mal vier Stunden am Tag, damit beschäftigst, mit Administrationen und Prozessen, die sie nie gelernt haben, für die sie nie ausgebildet wurden, die von Jahr zu Jahr komplexer, aber nicht wertsteigernder werden, dann ist das einfach ein Knockout fürs System. Und am Ende dann für uns alle, weil wir sind alle Patientinnen und Patienten.

Joel Kaczmarek: Darf ich mal was Blasphemisches sagen? Ich habe ja auch ehrlich gesagt oft den Eindruck, dass Praxen eure Software gerne einkaufen, damit sie so eine Art Schutzwall gegenüber den Patienten haben. Ich glaube, nicht mehr ans Telefon müssen und tausend E-Mails bearbeiten. Also diese Überforderung, die da ja herrscht, das sind ja keine bösen oder faulen Menschen, sondern man kriegt es ja mit. Da ist ja wirklich Highlife jeden Tag, purer Stress. Da hatte ich so den Eindruck, da ist es super dankbar, ein Tool wie euch zu haben, weil damit alles skalierbar wird, ein Stück weit anonym. Ja, und ich sage mal, den Leuten einfach mal wieder Raum zum Atmen gibt. Was ich finde, was ich von der anderen Seite manchmal aber auch anstrengend anfühlen kann als Patient. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe immer so das Gefühl, ich werde mit so einem Toolbooking konfrontiert, habe dann irgendwie in drei Monaten kriege ich den ersten Termin angeboten und telefonisch kriegst du niemanden dran. Also das ist, finde ich, manchmal auch gar nicht so eine einfache Balance. Ich weiß ja nicht, wie es dir da geht aus der Innensicht.

Nikolay Kolev: Also ich finde es interessant, dass du sagst, die machen das, um diese Schutzwand aufzubauen. Ich glaube, die Kehrseite ist Die sind völlig übersandt von Hunderten von Anrufen, die man kaum bewältigen kann, weil man eigentlich ja auch die Patientinnen und Patienten vor sich hat und eigentlich auch den Flow in der Praxis managen muss. Also wie mache ich es? Ich kann dir ganz konkret sagen, wie es bei uns zu Hause ist. Wir arbeiten beide Vollzeit. Das heißt, wer genau soll jetzt zehnmal ans Telefon gehen und vergeblich versuchen, jemanden um 10 Uhr morgens zu erreichen, wenn das Kind zum Zahnarzt muss? Und natürlich ist es bequemer und auch irgendwo ein Standard, genauso wie ich meine Banking-Transaktionen Sonntagabend mache, auch da den Termin auszumachen. Also ich will nur sagen, aus einer Patientensicht ist es, glaube ich, wirklich nichts Besonderes, sondern einfach Ankommen in der Zeit, in der wir heute sind, wo uns Technologie und digitale Tools helfen, bequem, effizient und schnell das zu tun, was wir tun wollen. Und auf der Behandlerseite Ich habe die ersten Monate, auch nach wie vor, aber am Anfang habe ich extrem viel Zeit in den Praxen verbracht, um einfach zu merken, wo ist eigentlich der Nutzen von dem, was wir machen. Wo tragen wir vielleicht noch keinen Nutzen bei und müssen uns verbessern. Und wenn du siehst, mit welcher Wucht und unkoordiniert ein Drittel des Aufkommens, was so in einer Praxis vonstatten geht, ist ungeplant, ad hoc. Stell dir vor, dein Kalender wäre von Montag bis, keine Ahnung, Dienstagnachmittag. Einfach so ein Gewusel. Da steht noch gar nichts. Das ergibt sich irgendwie von selbst. So kann kein Mensch arbeiten. Eigentlich ist es nicht zumutbar. Und das sind die Leute, von denen wir dann erwarten, dass sie einen vollen Fokus haben, uns gesund zu machen, dass sie entspannt sind, etc.

Joel Kaczmarek: Und wenn du jetzt nochmal von deiner Erfahrung erzählst, also du hast den Leuten über die Schulter geguckt, was würdest du sagen, wo seid ihr richtig top? Was hilft dir? Welche Probleme löst ihr? Und welche Nüsse müsst ihr noch knacken?

Nikolay Kolev: Super gute Frage. Also ich glaube, was wir wirklich, wirklich, wirklich gut rüberbekommen, ist das Thema Entlastung. Das Thema Entlastung, gerade bei den allgemeinen Ärzten. Ich glaube, wo wir extrem stark sind, ist im Relationship Management. Am Ende des Tages ist es ja eine Beziehung, die zwischen der Praxis und dem Patienten da ist. Und entweder die wird richtig gemanagt oder nicht. Was meine ich damit? Ein Dokumentenaustausch. Impfzertifikat, warum solltest du das Ding ausgezuckt in deiner Jackentasche haben? Das ist ein wichtiges Dokument. Ich weiß nicht, ob du dich erinnern kannst, wie viele Fälschungen unterwegs waren und so weiter. Es ist einfach nur ein Beispiel. Der Dokumentenaustausch, sicher, encrypted. Also ich glaube Das Thema, welchen Wertbeitrag leisten wir, um zu entlasten, um eine klarere, bessere Beziehung zu den Patienten zu haben, liegt extrem auf der Hand. Und das ist auch das Feedback, was wir zurückgespielt bekommen. Wo können wir besser werden? Ich glaube, wir können viel besser werden, indem wir noch mehr Themen abnehmen, also Stichwort Praxisverwaltungsmanagementsystem, das ist was, da wollen wir hinein. Wir wissen, um richtig end-to-end zu entlasten, end-to-end diesen hohen Standard setzen zu können, Da müssen wir hin und das ist für uns eine Frage der Zeit. Wir arbeiten mit Hochdruck dran und möchten auch das zur Verfügung stellen. Das andere ist, wo können wir noch besser werden? Wir können besser darin werden, digitale Tools in der Gesundheit zu erklären. Ich habe oft das Gefühl, dass wir nicht ganz klar sind, wenn wir über Gesundheitsdaten sprechen. Ich habe oft das Gefühl, dass wir nicht ganz klar sind, was ist gefährlich, was ist ungefährlich, was ist Standard. Also es geht um banale Dinge, dass wir oft in der Berichterstattung gar nicht Privacy von Security trennen. Das sind zwei Welten und das kommt mir immer wieder auch im Gespräch mit Ärzten, mit Verbänden, aber auch in Interviews. Privacy ist ein Thema, da gibt es nur weiß und schwarz. Also entweder du bist DSGVO-konform und spielst es by the book. Oder nicht, da gibt es keine Interpretation. Und Security ist ein Thema, wie wir jeden Tag lesen, von DAX bis zum kleinsten Unternehmen, das ist ein Hund-Katz-Spiel. Du versuchst jedes Mal State-of-the-Art zu sein und möglichst hohen Standard, dann Wirst du irgendwie exposed, dann verbesserst du dich wieder und so weiter. Und ich glaube, dass wir da auch eine Verantwortung haben, weil wir eben so groß sind, weil wir systemisch sind, dass auch, da glaube ich, können wir uns verbessern. Da mehr Digital Health Education, wenn du willst.

Joel Kaczmarek: Ich finde vor allem den einen Part spannend, den du gesagt hast. Ich hatte auch im Kopf, in meiner Arztpraxis bei meinem Hausarzt haben die, glaube ich, mal dieses Medistar, wenn ich das richtig gesehen habe. Ich sehe ja manchmal nur die Ausdrücke und die sehen schon so nach 1995 aus und nicht die Software selber. Also ist das, wo ihr hinwollt, dass ihr sagt, es ist wirklich so von der gesamten Koordination, der Abrechnung, der Kommunikation zwischen Praxen etc., dass ihr das alles übernehmen wollt und dafür quasi so ein All-in-One-Tool sein wollt?

Nikolay Kolev: Ja, du bist übrigens bestens informiert, so heißt ein Anbieter. Ja, genau das ist der Anspruch, weil am Ende des Tages, sorry für das Neudeutsche, aber du versuchst ja eine End-to-End-Patient-Journey aufzubauen. Und auch da muss man ehrlich sein, da bringt es dann nichts, wenn du die halbe Journey wunderbar machst und der Rest der Journey ist, wie du sagst, Windows 95. Aus der Sicht des Nutzers ist das dann nur die halbe Wahrheit. Oder sozusagen geliefert, aber auf halber Strecke. Und da müssen wir hin. Werden wir auch. Ich glaube, der Anspruch muss sein, dass wir genau das, was wir an Service und Qualität im Übrigen auch mit vielen Behandlerinnen und Behandlern zusammen entwickeln. Das ist vielleicht auch was, das weiß man nicht so sehr über uns, aber dieses Co-Building, also gemeinsam bauen und aufbauen. Wir bauen tatsächlich viele Tools, die einfach zu der Software dazukommen, bauen wir auf Anregungen der Community. in Auseinandersetzung mit denen und die sagen, hey, sorry, aber das zum Beispiel, wenn wir das aufmachen, dann sieht das für uns komisch aus. Es spart keine Zeit, sondern es verwirrt und dann wird es neu gebaut.

Joel Kaczmarek: Und sag mal, wenn du sagst, End-to-End-Patient-Journey, wo fängt denn das an und wo hört das auf? Also offensichtlich Terminvergabe, okay, aber bis wohin geht denn das? Geht das zum Beispiel auch in sowas, was Doc Morris oder Maid machen, dass ihr sagt, bis hin in den Apothekenbereich, wenn es an die Medikamentierung geht, könnte man das treiben? ist es, dass wir davon reden, dass es so eine Art Teleklinik-Faktor geben wird, also dass du noch mehr Telemedizin-Fokus drauflegst. Weißt du, was ich meine? Also was sind denn da so eure Banden, in denen ihr spielen wollt?

Nikolay Kolev: Also wo fängt die Patient-Journey an? Ich glaube, die Patient-Journey fängt idealerweise da an, dass du morgens, wenn du aufwachst, dir ein Smart Device, wie auch immer geartet, sagt, hey, dein Schlaf war eigentlich seltsam versus üblicherweise. Bluthochdruck sollten wir uns mal angucken. Sowas hast du normalerweise nicht, wenn du in der Nativschlafphase bist. Und by the way, du hast leicht erhöhtes Fieber. Ich habe schon mal einen Termin beim Hausarzt eingestellt, passt ganz gut in deinen Kalender, Notification ist raus. Wir haben das letzte Blutbild von vor neun Monaten. haben wir in der Akte schon hochgeladen, gucken sich das an. Abschnitt A. Und dann kann man sich das entsprechend zu Ende denken, bis es einem wieder gut geht. Ich glaube, das ist die Journey, die wir abbilden wollen und welche Partner dabei noch ins Spiel kommen. Und ich hatte dir am Anfang gesagt, dass für uns Prävention, wir wollen irgendwann dahin kommen, dass wir jeden einzelnen Patienten dabei unterstützen, präventiv abzubilden. extrem aktiv zu sein. Und da sind wir glaube ich alle, wir Männer vor allem, aber da sind wir alle extrem schlecht. Wir wissen schon sehr viel, aber es ist so ein bisschen auf einer intellektuellen Ebene und es wird ganz wenig umgesetzt. Und fairerweise sind die Kampagnen, die man heute so zur Prävention hat, vielleicht auch ein bisschen aus der Zeit gekommen. Also ganz konkret das Thema Brustkrebsvorsorge. Also ja, es gibt auch Männer mit Brustkrebs, aber das ist ein extrem geringer Anteil, der ist eher relevant für die Frauen. Hodenkrebsvorsorge ist für dich und für mich für Frauen nicht relevant. Und das auch mit der richtigen Altersgruppe zu adressieren, ich glaube, da gibt es andere Wege als die Bushaltestellenwerbung.

Joel Kaczmarek: Wo ist das Ende? Also Apotheke, wäre das wirklich so ein Thema? Weil du bist ja richtig krass unterwegs. Du sagst ja sogar hier, deine Apple Watch checkt deine Gesundheit und macht dann hier mit Dr. Lipp Termine. Wie weit geht es noch?

Nikolay Kolev: Wir wollen jeden Stakeholder, also für uns jetzt, wir werden keine Apotheken haben. Das ist nicht das Thema. Wir sind eine Software-Company und die werden wir auch bleiben. Aber wir wollen einfach das Thema Gesundheit pushen ohne Ende. Und zwar wirklich Gesundheit. Wir sind im Moment in einem System, das sich extrem um Krankheit dreht.

Joel Kaczmarek: Ja, mich nervt auch mal, dass es Krankenhaus und nicht Gesundungshaus heißt. Und was mir aufgefallen ist, was ihr ja nicht tut, sind Ärztebewertungen. Ich habe einen Verdacht, warum nicht. Aber erzähl doch mal, warum das bei euch noch nicht in der Umsetzung ist.

Nikolay Kolev: Erzähl doch mal deinen Verdacht. Du warst ja bisher extrem gut informiert.

Joel Kaczmarek: Der Kunde ist der Arzt bei euch. Und wenn ihr den Kunden verärgert, indem er beschissene Bewertungen kriegt. Und ich glaube, viele fühlen sich bei Yamida ungerecht behandelt. Und das ist ja teilweise dem System geschuldet, nicht immer dem Behandler oder der Behandlerin. Wäre so meine Vermutung, dass man seine Kundschaft verbreitet.

Nikolay Kolev: Wir haben Manifesto und Das Thema Werte und Moral ist extrem tief verankert in unseren Gründungsstatuten, wenn du willst. Und ich glaube, dass wir uns nicht anmaßen können, eine Bewertung vorzunehmen für etwas, wir sind nicht ausgebildete Ärzte.

Joel Kaczmarek: Ihr nicht, aber eure Kunden könnten ja bewerten. So im Sinne wie Yameda zum Beispiel, sowas meine ich.

Nikolay Kolev: Ja, aber genau da liegt ein wesentlicher Unterschied.

Joel Kaczmarek: Meinst du damit, ihr macht sowas nicht, weil es euren Moralverstellungen nicht entspricht, dass ihr Patienten

Nikolay Kolev: Weil wir uns einfach nicht darin sehen, diese Bewertung vorzunehmen oder diese Bewertung vornehmen zu lassen.

Joel Kaczmarek: Worüber wir, by the way, noch gar nicht so viel gesprochen haben, ist eigentlich die Cash-Seite. Also als Patient in Anführungsstrichen oder Patientin kennt man euch ja nur aus der Nutzungssicht. Aber man hat ja gar kein Feeling, was das eigentlich kostet. Wie ist denn das bei euch?

Nikolay Kolev: Was der Service kostet?

Joel Kaczmarek: Lass uns über Umsätze reden.

Nikolay Kolev: Ja. Wir sind eine Private Company, deswegen kann ich dir zu den Umsätzen nicht ganz so viel sagen. Aber die Umsätze werden auf der B2B-Seite erzeugt. Die Ärztinnen, Ärzte, die Behandler, die zahlen für die Software. Die Patientinnen und Patienten zahlen nicht. Aber natürlich ist es mit Stell dir vor, wie es heute aussieht. Heute, wenn du ein PVS-System hast, dann wirst du für alle 15 Minuten irgendwie, kriegst du eine Rechnung für den Service.

Joel Kaczmarek: Was ist denn ein PVS-System?

Nikolay Kolev: Das Praxisverwaltungssystem, worüber wir vorhin sprachen. Also wie du in die Abrechnung So, jetzt stell dir vor, bei uns Möchtest du mit uns starten? Wir haben ein Onboarding-Team. Wir haben ein Customer-Service-Team. Also wir machen schon einen End-to-End-Aufwand, um möglichst die Software nicht nur gut integriert zu bekommen, sondern auch sie nutzerfreundlich für dich zu erklären, dich mitzunehmen auf der Reise. Das hat schon einen Kostenblock mit sich. Wir machen das aber, weil wir einfach überzeugt sind, dass wenn wir es nicht machen würden, der Nutzer nicht zufrieden wäre und damit auch die Patientinnen und Patienten nicht. Aber die Umsätze kommen auf der B2B-Seite und nicht auf der B2C.

Joel Kaczmarek: Aber habe ich das richtig verstanden? Wenn ich so ein PVS-System nehmen möchte, dann ist es Pay-by-the-Minute sozusagen?

Nikolay Kolev: Da gibt es zig Modelle, nach denen du abgerechnet wirst. Also wenn du den Service dort anrufst, wenn du etwas haben möchtest, wenn du überhaupt da jemanden ans Telefon bekommst. Und das ist, glaube ich, einfach ein Standard, den es zu ändern gilt.

Joel Kaczmarek: Weil ich habe mal geguckt, wenn ich mich bei euch umschaue, also als Arzt zahle ich da 139 Euro pro Monat pro Behandler, Behandlerin. Habe ich das richtig verstanden?

Nikolay Kolev: Korrekt, ja.

Joel Kaczmarek: Also wenn ich jetzt in der Praxis bin, drei Urologen oder Urologinnen, dann zahle ich quasi dreimal 139 Euro. Genau. Und Therapeutinnen, also Leute, die Therapie machen, Körpertherapie zahlen, ein bisschen weniger habe ich gelernt. Okay, verstanden. Das ist ja erstmal plain vanilla, würde ich sagen. Wie wird das so aufgenommen? Also wie kommt ihr im Vergleich mit anderen Anbietern in der anderen Markt? Wenn ihr mit so einer Arztpraxis redet, sagen die dann, juch hei, wo muss ich unterschreiben? Oder sind die skeptisch? Wie ist das so?

Nikolay Kolev: Also es geht weniger darum, ob jemand skeptisch ist aufgrund des Betrags, sondern vielmehr musst du aus der Richtung kommen, worüber wir vor ein paar Minuten gesprochen haben. Was ist der Wertbeitrag, den du hast? Also entlastest du mich oder mein Personal? Bringst du mir eventuell mehr Umsatz? Bringst du mir eine geordnetere Art und Weise, mit meinen Patientinnen umzugehen oder nicht? Und da musst du, glaube ich, einfach, und ich hoffe, das tun wir, ganz klar deine USPs erklären. Und dann sind 139 Euro, glaube ich, ein extrem überschaubarer Betrag für das, was Also mach es ganz konkret, wenn wir dir einen halben Tag an Arbeit abnehmen, Wenn wir dir eine Person quasi, stell dir einen virtuellen Avatar, eine digitale Person, die du mit uns hast, eine digitale Fachkraft, die dir die Koordination übernimmt, das Patient Management für 139 Euro, das ist glaube ich schon ganz okay.

Joel Kaczmarek: Ich finde das ziemlich günstig, ehrlich gesagt. Aha, siehste. Also vielleicht bin ich da naiv, aber Ärzte machen, glaube ich, immer ganz gut um. Denkt man zumindest immer. Ich glaube, es ist gar nicht so krass, weil die ja nur bezahlt werden einmalig für Patienten. Also so wie ich es mitgerichtet habe, wenn die in einem Quartal einen Patienten behandeln, kriegen die das erste Mal Geld und alle späteren Behandlungen zahlen sie nichts, die Krankenkassen. Was auch ein sehr merkwürdiges System ist, aber ist vielleicht eine andere Diskussion. Von daher wirkt es jetzt erstmal auf mich nicht teuer.

Nikolay Kolev: Nein, ist es auch mit Sicherheit nicht. Vor allem aber ist es eben Aber gerechnet an dem, was es an Beitrag hat, ist es, glaube ich, einfach wirklich nicht teuer.

Joel Kaczmarek: Und jetzt musst du mir mal eine Geschichte aus dem Nähkästchen erzählen.

Nikolay Kolev: Bitte.

Joel Kaczmarek: Wenn ich euer Tool nutze. Ich bin freiwillig gesetzlich versichert. Ist es so, dass die meisten Ärzte so eine Art Brücke machen? Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen? Also kriegen die Privatpatienten mit Dr. Lipp schneller Termine als mit Kassen?

Nikolay Kolev: Also es gibt kein Töpfchen für Gute und für Schlechte. Die Frage bekomme ich aber hin und wieder gestellt, weil wir reflektieren in der Software das System, das heute am Markt ist. Jetzt ist es die Frage, die du stellst, also sozusagen der Question behind the Question ist völlig richtig, die du stellst. Wir müssen aber das System, wie es heute ist am Markt einfach abbilden, damit wir die Ärztinnen und Ärzte und auch die Patientinnen und Patienten bedienen können. Es gibt Praxen, die nehmen nur Privatpatientinnen und Patienten. Es gibt Praxen, die nehmen gesetzlich und privat. Aber das ist mitnichten der Fall, weil du musst, ich weiß nicht, ob dir das Verhältnis bewusst ist. Also wir sind bei etwa 10, 11 Prozent der Versicherten sind privat versichert und 89, 90 Prozent sind gesetzlich versichert. Also die Rechnung würde nicht aufgehen aufgrund der Quantitäten.

Joel Kaczmarek: Ich mache immer den Weg, ich gehe die Journey immer wieder zurück, die Abfrage, sind sie privat oder kass, und dann gucke ich immer, wenn ich jetzt privat wäre, würde ich einen schnelleren Termin kriegen. Meistens lautet die Antwort, nein, habe ich den Eindruck. Aber gut, okay, hätten wir geklärt. Lass uns über Wachstum sprechen. Wie wachst ihr eigentlich? Weil, so traurig es ist, Corona muss ja für euch so ein Sechser am Lotto gewesen sein. Ich hatte so den Eindruck, damit seid ihr aufs Radar der Leute gekommen. Das muss euch ja durch die Gagge katapultiert haben. Ist das eine korrekte Wahrnehmung oder stimmt das gar nicht?

Nikolay Kolev: Ja und nein. Also ich sage dir auch, was? ja und nein. Also ja, wir haben einen wahnsinnigen Push in der Brand Awareness bekommen, in Frankreich und in Deutschland. Quasi in ganz Frankreich die Impfungen organisiert, mit dem Staat gemeinsam. Nach einem ähnlichen Muster haben wir es in Berlin, in Deutschland gemacht und an vielen anderen Stellen. Aber für dich war die Wahrnehmung wahrscheinlich in Berlin, weil wir das dort organisiert haben und unterstützt haben. Insofern ja. Also die Markenbekanntheit, Wer ist Dr. Lip? Was machen wir? Das hat einen unheimlichen Boost erfahren in der Pandemie. Nein, im Sinne von, was hat es bei den Neupatienten, was hat es bei den Umsätzen? Das war nicht sozusagen der Topline-Boost und der Patienten-Boost. Das ist ein Wachstum, was eigentlich über die letzten, also wenn du dir anschaust, was das Wachstum der Patientinnen und Patienten bei uns über die letzten Jahre war, da war die Pandemie nicht ausschlaggebend. Und auf der Topline sowieso nicht, ehrlicherweise, weil das Impfmanagement war jetzt nicht etwas, das ein zusätzlicher Umsatzstrom für uns war.

Joel Kaczmarek: Muss man euch eigentlich wie einen Marktplatz denken? Also ihr habt die Patientenseite und ihr habt die Behandlerseite. Was zum Beispiel macht denn eure App? Man kann sich ja eine eigene App auch runterladen. Da kann ich jetzt offensichtlich meine Termine koordinieren. Aber ist sozusagen die Patientenseite auch nochmal eine, die eigentlich optimiert werden muss oder wird?

Nikolay Kolev: Was meinst du mit optimiert werden muss?

Joel Kaczmarek: Ist es für euch attraktiv, Patienten zu gewinnen, also eure Markenbekanntheit auf der Patientenseite zu steigern, weil euch das irgendwie auf irgendeinem Wege Umsatz bringt? Oder geht es eigentlich eher darum, die Ärzte und Ärztinnen zu gewinnen?

Nikolay Kolev: Also du musst natürlich beides haben. Warum? Weil wenn wir jetzt mit 13 Millionen Patienten in Deutschland oder 70 in Europa, dann ist es natürlich eine Marktmacht, die du hast. Auf der anderen Seite aber für den Einzelnen heißt es, ich finde möglichst viele Behandler in der App. Und auf der anderen Seite heißt es, das Angebot, was wir aussprechen für den Behandler, dem wird nur dann Rechnung gezogen, wenn natürlich möglichst viele Patientinnen und Patienten das auch nutzen, die Online-Buchung und so weiter. Das heißt, es ist mit Sicherheit kein Selbstzweck, aber es ist mit Sicherheit der sogenannte Network-Effekt ganz klar. Wenn du mehrere hunderttausend Behandler hast, wenn du mehrere Millionen Patientinnen und Patienten hast, dann ist es natürlich sich gegenseitig befruchtend, klar.

Joel Kaczmarek: Okay, den Part hatte ich gar nicht verstanden, dass man euch zum Suchen benutzt. Ich habe euch immer nur so Ärzte-Facing gesehen, dass ich auf eine Arztseite gehe, der sagt, wenn du einen Termin willst, klick hier, dann Doktorlip-Attacke. Aber okay, verstanden. Man kann euch auch als Startpunkt nehmen.

Nikolay Kolev: Ja, klar. Du kannst bei uns nach deinem GP suchen, falls du einen neuen suchst. Ja, absolut.

Joel Kaczmarek: Ja, war blöd, merke ich selber. Welche Rolle spielt ihr denn eigentlich für Krankenhäuser?

Nikolay Kolev: Also Krankenhaus ist für uns ein großes Fokusthema. Also nicht zuletzt aufgrund des Krankenhaus-Digitalisierungsgesetzes. Im Übrigen, wenn wir über systemisch über Wirkung sprechen, dann wäre ja ein Praxis-Digitalisierungsgesetz mindestens so notwendig wie die 4,5 Milliarden, die wir für die Krankenhäuser im Moment haben. Aber das nur Nebenbei, also was machen wir für die Krankenhäuser? Wir sind Teil der KZG. Also wir wollen auch da einen Beitrag leisten zur Digitalisierung der Häuser und auch hoffentlich zur Optimierung der Flows, der Patient Flows. Wir haben eine eigene Krankenhauseinheit aufgebaut in den letzten eineinhalb Jahren. Also auch die MVZs sind für uns ein großes Thema, weil das letztendlich quasi wie große Praxen sind. Das ist ein wichtiger Punkt für die Gesamtversorgung. Du hast im Moment schon eine gewisse Knappheit, wenn du jetzt dir anschaust, dass, ich weiß nicht, ob die Zahlen stimmen, ich habe sie zumindest diese Woche gelesen, dass jedes fünfte Krankenhaus, jedes fünfte MVZ vor einem großen Risiko steht, einfach die Kosten nicht mehr zahlen zu können. Insofern ist unser Beitrag mit Sicherheit nicht nur der Patient Flow, sondern auch insgesamt die Kostenoptimierung durch die Digitalisierung.

Joel Kaczmarek: Das wollte ich dich auch mal fragen, da sind wir wieder bei einer blasphemischen Frage. Du hast ja gesagt, es ist wichtig, das System zu entlasten, dass wir viel Unnötiges machen. Gibt es denn vom System her überhaupt einen Interesse? Interesse, das runterzufahren, weil so wie ich es oft sehe, jede verschriebene Operation, jedes Medikament bedeutet ja immer Umsatz. Also man fragt sich ja immer, vielleicht bin ich ja ein bisschen im Öko-Eck unterwegs oder so, aber gibt es überhaupt ein wirtschaftliches Interesse daran, weniger kranke Menschen zu haben?

Nikolay Kolev: Naja, also ich hoffe mal, dass es das gibt, ganz ernsthaft, weil das ist ja für viele Unternehmen die Geschäftsgrundlage, aber am Ende des Tages ist Gesundheit mehr. Das hoffe ich schon. Und da habe ich auch Vertrauen ins System, also ganz konkret. Wir könnten circa, auch da gibt es unterschiedliche Studien, aber ich glaube, das ist ein ganz gesunder Mittelwert, wir könnten circa 42 Milliarden Euro Euro im Jahr einsparen durch Digitalisierung. Was heißt das? Nimm das Thema elektronische Patientenakte. Nimm das Thema E-Rezept. Im Übrigen, das sind Sachen, die in anderen Ländern Standard sind. Also wir reden jetzt hier nicht irgendwie von irgendeiner Magic, die man sich auf irgendeiner Konferenz anguckt und sagt, wow, das ist die Zukunft, sondern das sind Standard-Tools, Standard-Themen, die in anderen Ländern gang und gäbe Praxis sind. Wir haben eine extrem niedrige Akzeptanz auf beiden Seiten. Also ich glaube, das Thema elektronische Patientenakte ist mittlerweile, glaube ich, bei knapp 50 Prozent der Praxen verfügbar. Aber genutzt wird sie nur von 4 Prozent. Warum? Warum bekommen wir da den Push hin zu den digitalen Tools und zur Digitalisierung nicht hin? Nimm das Thema E-Rezept. Das ist im Moment Tja, ein Modul, das wird von nur 2% genutzt. Und so gibt es eine ganze Menge an Themen, die prozessual und auf der Patient Journey einen extrem hohen Nutzen für uns hätten und massiv die Kosten senken würden. Und das ist, glaube ich, Die Frage ist, haben wir ein Gesamtkonzept für den Gesundheitssektor, der in Deutschland vielleicht schwieriger abzustimmen ist als beispielsweise in Frankreich, wo es ein Konzept gibt und es wird dann ausgerollt. Aber haben wir ein Gesamtkonzept in Berlin, das dann mit allen Ländern adaptiert, wie auch immer wird und das fehlt mir im Moment an vielen Stellen.

Joel Kaczmarek: Die Patientenakte wollte ich mit dir auch noch reden. Was ist denn da eigentlich der Stand? Weil du und ich sind ja jetzt Menschen, die sind ja eigentlich immer so, dass sie sagen, okay, Flow optimieren, da kann man so viel rausholen, Digitalisierung ist die Lösung. Auf der anderen Seite, gerade als Deutsche, finde ich, mit unserer Geschichte, ich erinnere mich immer an diese Geschichte, dass die Nazis irgendwie zwei Wochen brauchten, um alle Juden in den Niederlanden zu deportieren, weil die so eine gute Datenabfassung hatten. Also wenn hier mal irgendjemand Blödes an die Macht kommt, kann es auch sehr schlecht sein, wenn man alle Daten sehr zentral hat. Weißt du, so Sachen denkt man ja immer nicht. Man denkt ja immer Best Case und nicht Worst Case. Aber Leute, die sich über Datenschutz Gedanken machen, müssen halt auch Worst Case denken. Hast du da mal so ein Big Picture, was da eigentlich gerade Status Quo ist? Ich wüsste jetzt auch nicht, dass ich bei meinem Arzt eine digitale Patientenakte kriegen kann.

Nikolay Kolev: Naja, also Status Quo ist, wie ich dir gesagt habe, dass wir 144 Millionen Arztbriefe verschicken. Das ist Status Quo. Was sind die technischen Möglichkeiten, die heute schon, wie gesagt, da sind und nicht irgendwie eine intellektuelle Debatte? Da ist das Thema elektronische Patientenakte. Also das wäre ein riesen, riesen Erleichterung auf beiden Seiten. Das wäre eine Erleichterung prozessual und auch im Handling von Dokumenten, auch mit Sicherheit, was das Thema Sicherheit, also Security, Cyber Security angeht. Und es wäre ein massiver Kostenblock, der dadurch abgeschmolzen werden könnte. Das gleiche gilt für das E-Rezept. Also obwohl die Installation und Nutzung vor allem in den Apotheken kontinuierlich steigt. Ich glaube, wir sind jetzt irgendwie bei 63 Prozent verfügen über das Modul, das man benötigt fürs E-Rezept, nutzen das gerade mal 12, 14 Prozent. In den Arztpraxen gibt es da im Moment kaum Bewegung. Auch das ist ein ganz konkretes Thema. Das könnte Millionen einsparen.

Joel Kaczmarek: Was du gerade meintest mit den vier Prozent, die das nutzen. Gibt es so eine digitale Patientenakte schon oder wäre es nur möglich, eine zu machen?

Nikolay Kolev: Nein, klar. Und zu deinem Punkt mit den Daten. Das ist ein Das ist ein extrem heikles Thema. Ich glaube, dass wir da zwei große Blöcke haben. Wir haben einmal den Block Bildung, also wirklich fachkundig und faktenbasiert über diese Themen sprechen, weil es ist mit Sicherheit ein großes Anliegen, Gesundheitsdaten nicht nur sicher, sondern auch zu wissen, was passiert damit, wer hat Zugang, wer sollte keinen Zugang haben. Das heißt, diese Diskussion nicht auf einem Yellow-Press-Niveau mit entweder ganz schlimmen Zooszenarien oder alles wird gut. Beides ist mit Sicherheit falsch. Und auf der anderen Seite aber auch, auch da muss man sagen, sind wir wirklich Schlusslicht. So viele anonymisierte Daten können helfen, um wirklich Themen nach vorne zu bringen. Um Krankheit deutlich besser zu verstehen. Um einander als Gesellschaft auch zu helfen, indem man anonymisierte Daten zur Verfügung stellt, damit anderen geholfen werden kann. Dass unsere Daten auch sicher verwahrt werden können. dass wir da europäische Standards nicht nur gesetzt haben, sondern diese auch zum Goldstandard weltweit machen. Das wird nicht damit passieren, indem wir weiter Faxe verschicken. Und ich glaube, diese Diskussion, die fehlt mir an vielen Stellen. Nicht erst seitdem ich das mache. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde, es wird oft sehr Also ohne viel Fakten, aber mit lauter Stimme. Entweder alles ist ganz, ganz schlimm und da muss man ganz arg aufpassen oder es ist alles eigentlich gar kein Problem. Beides natürlich völlig falsch.

Joel Kaczmarek: Ich finde, da gibt es so viele Baustellen. Also ich habe da noch gar nicht drüber nachgedacht, du hast aber wirklich recht. Wenn man halt mal so anonym wissen würde, wie viele Menschen hatten irgendwie in diesem Jahr Bluthochdruck bedingt durch weiß ich nicht was. Da kannst du ja richtig medizinische Studien quasi fast drauf aufbauen lassen.

Nikolay Kolev: Ja, und ich gebe dir ein ganz konkretes Beispiel. Unsere Daten zum Beispiel werden in Frankfurt und bei Paris gehostet. Unsere Dokumente sind encrypted. Und das ist jetzt nicht nur für uns, ich gebe dir das einfach für uns, weil ich für uns sprechen kann. als Beispiel. Jedes Unternehmen, das in diesem Bereich tätig ist, und by the way unterliegen die auch nochmal einer speziell für Gesundheitsdaten Sicherheitsstufe und Verschlüsselung. Über diese Dinge lohnt es sich zu reden, weil das einfach faktenbasiert dann eine Ebene schafft, auf der man sich unterhalten kann. Und dann kannst du für dich entscheiden, möchtest du trotzdem weiterhin aufs Fax setzen oder möchtest du deine Dokumenten gesichert, encryptet, nur für dich und den Arzt einsehbar eben so umstellen. Das ist eine Diskussion, die kann man führen. Und dann kannst du trotzdem mir sagen, möchte ich aber nicht, Niki. Aber wenn wir die Diskussion so führen, dass deine Daten von irgendjemandem geklaut werden und für jeden einsehbar, dann wird es meiner Meinung nach dem Ernst des Themas nicht gerecht. Und dann wird es systemisch relevant, wenn wir dann sowohl medial als auch von den Ministerien, also von der Politik und von Unternehmen, also alle Stakeholder, die da mitspielen, wenn man dann Leute davon abhält, Digitale Gesundheit in Anspruch zu nehmen.

Joel Kaczmarek: Wir waren ja eben beim Thema Wachstum ansonsten auch. Wie ist denn da eure Strategie bzw. wie wachst ihr eigentlich? Habt ihr so eine typische Salesforce und die geht dann irgendwie Arztpraxen an und spricht die an? oder Krankenhäuser haben wir jetzt schon gelernt, ist auch ein Thema. Wie macht ihr das eigentlich?

Nikolay Kolev: Wir haben ja eine klassische Strategie. Salesforce, die wirklich zu den Sachsen hingeht. Ich würde sogar behaupten, eine der größten Salesforce am Markt. Wir haben aber auch das Thema Partnerschaft und Indirect Sales. Also wir haben auch einen eigenen Geschäftsbereich, der sich mit Partnerschaften auseinandersetzt. Reseller, also wie können Partner mit uns den Vertrieb zusammen aufbauen. Das Thema Marketing spielt natürlich wie bei jedem Tech-Unternehmen eine große Rolle. Das sind die Wachstumszweige.

Joel Kaczmarek: Ja, Reseller ist eigentlich ganz schlau, stimmt. Ich habe auch gerade gedacht, in einem Salesforce bei den Ärzten gehen sie ja nicht ans Telefon ran. Wer kauft denn eigentlich bei so einer Arztpraxis, mal blöd gefragt, kauft es das Praxispersonal oder kauft es der Arzt?

Nikolay Kolev: Ist gar nicht blöd gesagt. Also die Antwort ist je nach Praxis größer, ehrlicherweise. Also wenn das eine Einser-Praxis ist, wo man vielleicht nur eine medizinische Fachangestellte hat oder gar nicht, dann trifft der Arzt die Entscheidung. Wenn es eine Praxis-Managerin oder eine Praxis-Manager in einer Praxis von 7, 8, 10, dann sind diejenigen, die die Entscheidung treffen. Am Ende des Tages darf man eins nicht vergessen, die Nutzer, also die MFAs oder die ZFAs beim Zahnarzt sind eigentlich die Power-Nutzer und die müssen wirklich überzeugt sein. Also die müssen sehen, dass es einen Nutzen hat, weil wenn du diese Leute, wenn du diese Gruppe nicht überzeugen kannst, dann werden auch die Ärztinnen und Ärzte sagen, sorry, interessant, aber mhm.

Joel Kaczmarek: Ja, ist ein bisschen eine unnachbare Situation. Das ist so wie bei Kinder-Apps. Die Kinder spielen, die Handys spielen und die Eltern müssen sie aber kaufen. Okay, verstanden. Und wie ist das mit den Patientinnen? Besteht da auch Umsatzpotenzial? Also ich schätze mal nein, weil ihr wahrscheinlich sowas wie Werbung, Datenverkauf und so ist ja wahrscheinlich als tabu. Aber vielleicht habt ihr sonst trotzdem Ideen? Gibt es da Pläne, was man was machen könnte auf lange Sicht?

Nikolay Kolev: Wir haben überhaupt nicht die Intention, Patientinnen oder Patienten zu monetarisieren. Wenn du dir anschaust, dass wir jetzt Beispiel des deutschen Marktes noch so viel auf der Sachsen- und Krankenhausseite zu tun haben, dass wir noch so viel im Bereich Krankenhaus zu tun haben, dass wir das Thema PVS, sobald wir das fertig haben, also wir sehen unser Wachstum klar auf der To-Be-Seite und wir wollen auch beim Thema Prävention, hatte ich dir gesagt, richtig Gas geben. Das wird für uns ein wichtiger Bereich, nicht nur in diesem Jahr, sondern auch going forward.

Joel Kaczmarek: Das finde ich cool, dass ihr sowas macht bei Prävention. Also ich staune sowieso ein bisschen, was ihr für eine große Vision habt. Also ich hätte gedacht, wir führen jetzt ein Gespräch, wo du mir sagst, nein Joel, wir sind eine Terminplanungssoftware, da gibt es genug, das machen wir. Aber im Gegenteil, ihr geht ja die ganze Patientenjourney weiter und dann auch noch ein bisschen zu Prävention. Das staune ich. Das hätte ich nicht erwartet.

Nikolay Kolev: Also nochmal ganz zu Beginn unseres Gesprächs, mein Haus, mein Pferd. Diese Themen, also diese großen Themen wie Prävention, die kannst du doch nur dann angehen, wenn du so langsam systemisch wirst und eine kritische Größe erreicht hast, wo auch das Thema ernsthaft angegangen werden kann. Wenn ich heute zu einem Gesundheitsminister gehe, in Bayern, in Hessen, wo auch immer, oder auch in Berlin, und sage, wir haben 13 Millionen Patientinnen und Patienten, wo das Thema Depression, wo das Thema Vorsorge, welches auch immer präventive Thema angegangen werden kann, dann weiß man, das ist systemisch. Wenn ich mit irgendwie 50.000 Patientinnen und Patienten hingehe, dann ist es eine tolle Idee, aber dann wird die systemische Wirkung nicht entfaltet werden. Insofern, ich glaube, die Vision fairerweise war von Tag 1 sehr groß, aber ich glaube, das, was mich auch im Prozess begeistert hat, war das Thema Head in the Sky, Feet on the Ground. Also das Thema Execution, knallharte Execution, ist für uns mindestens so wichtig wie das Thema Vision.

Joel Kaczmarek: Und was mich noch interessieren würde, mein letzter Part sozusagen Richtung Wachstum. Wie lange würdet ihr brauchen, wenn ihr jetzt noch einen weiteren Markt aufnehmen würdet? Wenn ihr jetzt sagen würdet Spanien oder UK oder Skandix, Polen?

Nikolay Kolev: Ja, die nächsten 18, 24 Monate ist voller Fokus auf die drei Hauptmärkte. Und dann werden wir uns angucken, was noch dazu kommt. Aber ich glaube ganz ehrlich, dass wir ein ganz gutes Playbook mittlerweile haben. Deutschland ist ein hochkomplexer Markt. Ich würde sagen, einer der komplexesten, wenn nicht sogar der komplexeste, was Gesundheit angeht. Da haben wir das Playbook, glaube ich, mittlerweile ganz gut. Also wir haben noch viel zu tun, keine Frage. Aber ich glaube, nach sieben Jahren haben wir ein ganz gutes Playbook. In Italien kommen wir sehr gut voran. Frankreich sind wir sowieso bei far der dominante Spieler. Das heißt, in den europäischen Märkten haben wir, glaube ich, ein sehr gutes Playbook. Und Ja, vielleicht wird das Thema über den Teich auch irgendwann mal ein Thema.

Joel Kaczmarek: Aha, spannend. Und wie ist es mit Übernahmen? Weil ich meine, in Frankreich habt ihr, glaube ich, einen Wettbewerber gekauft. Italien, meine ich, habt ihr auch über einen Zukauf aufgemacht.

Nikolay Kolev: Genau.

Joel Kaczmarek: Wen gibt es denn eigentlich noch so als Wettbewerb, wo ihr sagt, okay, da könnte ich mir Marktanteile kaufen zum Beispiel?

Nikolay Kolev: Wettbewerb gibt es noch massig und gucken wir uns auch immer mit viel Respekt und auch Achtung an. Ehrlicherweise, ich glaube, das Thema M&A ist mit Sicherheit, also hast du richtig gesagt, wir haben in Frankreich dazugekauft, in Italien erst kürzlich dazugekauft. Das Thema M&A ist eine ganz simple Rechnung für uns. 1 plus 1 gibt 3. Wenn die Rechnung nicht stimmt, dann machen wir es nicht. Also wir sind organisch extrem gut unterwegs. Ist immer wieder eine Option, aber die Rechnung muss am Ende unten bei uns rauskommen. Und wenn das nicht gegeben ist, dann werden wir uns die Marktanteile organisch holen. Wenn das gegeben ist, auch technologisch by the way, nicht nur was Marktanteile angeht, dann werden wir uns das Thema anschauen.

Joel Kaczmarek: Cool, lieber Nikolay, es hat viel Spaß gemacht mit dir und wie angedroht, ich sage ja, wir müssen mal noch eine Personality-Folge mit dir machen, du hast ja so viel zu erzählen, das hat viel Spaß gemacht heute und ich hoffe, dass deine Vision oder eure Vision diese pan-europäische wahr wird, dass das ganze Gesundheitswesen mit eurer Hilfe und auch vielleicht noch ein paar anderen Menschen besser, präventiver und gesünder wird. Vielen, vielen Dank dir.

Nikolay Kolev: Danke dir sehr.

Mehr zum Thema

Unternehmensführung

Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Unternehmertum: Denn getreu dem digital kompakt Motto "Lerne von den Besten" trifft sich Joel in freudiger Regelmäßigkeit mit den erfolgreichsten Unternehmer:innen aus der Startup- und Digitalwirtschaft. Egal ob Scale-up, Soonicorn, Unicorn oder erfolgreicher Mittelständler – in unseren Episoden zu Unternehmertum lassen dich die Besten hinter ihre Kulissen blicken und nehmen dich mit auf eine Reise zur Strategie, Entstehung und Entwicklung ihrer Firmen.