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Corona-Strategien von RatePay, Matchbase und real.de
4. April 2020, mit Joel Kaczmarek, Gerald Schönbucher
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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Stimmenfang-Podcast von digital-kompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und ich bin der Meinung, wenn man sich mit vielen Menschen unterhält, kriegt man auch ganz, ganz viele Inputs.
Und da ich jetzt mittlerweile schon über zehn Jahre in der Digitalwirtschaft unterwegs bin, habe ich das große Privileg, viele Leute, die relevante Firmen leiten, die ganz tolles Wissen gesammelt haben und einfach auch nett und hilfsbereit sind, zu meinem Netzwerk zu zählen. Weil ich auch gemerkt habe, dass gerade in Zeiten von Corona es wirklich einen Unterschied macht, mit wem man sich unterhält und mit wie vielen Menschen man sich unterhält, möchte ich euch jetzt gerne wieder ermöglichen, dass ihr spannende, schlaue Leute hört, die euch sagen, wie sie mit ihrem Unternehmen mit Corona umgehen. Ich habe denen also SMS geschrieben, genau genommen WhatsApps, das heißt, ihr werdet gleich auch merken an den Antworten, die klingen manchmal vielleicht ein bisschen rauschig, seht es uns nach, aber was ihr im Begriff seid zu hören, sind halt wirklich Menschen, die dort draußen gerade Tanker lenken, die Schiffe lenken, Schnellboote ganz verschiedener Arten von Betrieben und sich jetzt überlegen müssen, was sie tun. Ihr werdet auch merken an den Stimmen, manche sind abgekämpft, manche sind irgendwie emotional. Also wirklich von der Front hört ihr jetzt, wie manche Menschen da draußen mit der Corona-Krise umgehen und was ihr von ihnen lernen könnt und was sie so denken. Den Anfang machen wir mit Miriam Wohlfahrt. Miriam ist vielleicht vielen von euch schon bekannt als Moderatorin auch bei uns bei Digital Kompakt. Sie hat in unserem Fincast-Format gearbeitet, also zum Thema Fintech gesprochen, baut gerade mit uns ein ganz tolles neues Format im Bereich Female Leadership und in ihrer Hauptrolle ist sie aber Gründerin und Geschäftsführerin von RatePay. RatePay ist ein Dienst, der sich rund um Rechnungslegung dreht und ihr könnt euch vorstellen, ganz viele Kunden bewegen sich zum Beispiel teilweise im Bereich Mobility, aber auch natürlich im Bereich Handel und ich finde es sehr, sehr spannend von Miriam zu hören, wie sie als Frau an der Spitze eines Unternehmens, was viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat und jetzt auch Kunden hat, die von der Krise getroffen sind, damit umgeht.
Miriam Wohlfahrt: Lieber Joel, freut mich sehr, dass ich dabei sein darf. Ihr macht einen Podcast zu dem, was da gerade passiert ist und der Umgang mit Corona. Ja, was ist bei uns hier los bei RatePay? Hier ist Miriam übrigens von RatePay. Was machen wir? Wie arbeiten wir momentan?
Am 12. März haben wir angefangen mit Homeoffice. Das war letzte Woche Donnerstag, und haben quasi 80 Prozent der Leute sind ins Homeoffice gegangen, diejenigen, die dazu in der Lage waren. Wir hatten natürlich auch einen Teil Leute, die waren noch nicht sofort dazu in der Lage, weil die zum Beispiel bei unserem Customer Service waren oder in der Buchhaltung. Die hatten einfach keinen Laptop, hatten noch keinen VPN-Zugang und waren einfach noch nicht so ausgestattet oder auch kein Handy. Das haben wir alles nachgeholt. Innerhalb kürzester Zeit sind die Leute jetzt alle in der Lage, zu Hause zu arbeiten. Und seit gestern ist jetzt jeder zu Hause. Also das ist, wir arbeiten jetzt komplett remote, RatePay ist jetzt ein Remote-Unternehmen und die Prozesse laufen ganz normal weiter. Ich würde sagen, wir sind so etwa bei 95 Prozent bei den Dingen. Es gibt halt immer noch so Kleinigkeiten, wo man merkt, oh hier ist eine Unterschrift, da hatten wir noch keinen digitalen Vorgang mit einzelnen Abteilungen oder so kleine Themen eher. Aber im Moment sind wir sehr, sehr optimistisch, wie das Ganze gestartet hat.
Ja, Tipps für Remote Work und Home Office. Ich habe selber früher mal in der Zeit meines Lebens drei Jahre im Home Office verbracht. Ich kann immer nur sagen, steht morgens immer zur gleichen Zeit auf, zieht euch an, macht euch schön. Aber es hilft auch manchmal wirklich, glaube ich, sich auch mal einen Spiegel irgendwie an den Schreibtisch zu stellen, damit man da nicht so verloddert. Weil es ist schon wichtig, dass man auch seine Ritualien hat. Und es ist auch schon ganz wichtig, dass man eine in Anführungsstrichen professionelle Atmosphäre zu Hause hat, weil man kann dann besser arbeiten. Also so ist es mir zumindest gegangen. Es ist aber auch wichtig, viel zu sprechen, weniger E-Mail, mehr sprechen. Ich finde das ganz extrem wichtig, deshalb eben auch super. Wir nutzen bei uns Microsoft Teams haben wir im Einsatz und haben im Prinzip jetzt jedes Meeting, was wir bisher hatten, das findet jetzt immer noch genauso statt, aber eben virtuell. Die Leute wählen sich ein und es gibt jetzt noch mehr. Ich sage mal, bei uns in der Firma gibt es immer mehr E-Mails, Nebenbei-Meetings oder man nimmt mal schnell einen Kollegen dazu. Man erreicht die Leute jetzt auch besser, weil die gar nicht im Unternehmen rumrennen, sondern dann eben auch am Platz sind. Also wir haben ganz viel Positives letzte Woche gemerkt und dass eben auch viele Teams miteinander jetzt auch arbeiten oder kollaborieren in Microsoft Teams, die vorher noch nicht miteinander kollaboriert haben. Also es ist schon ziemlich gut. Es hat sich echt toll eingespielt. Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Also nach einer Woche finde ich das gut. Es ist natürlich auch nicht alles nur lustig und schön, weil es gibt natürlich vor allem auch diejenigen Mitarbeiter, die wir sind, die zum Beispiel auch Single sind. Für die ist es manchmal gar nicht so einfach, wenn die ganz alleine wohnen und sich jetzt auch mit der Frage auseinandersetzen, okay, was heißt es, wenn wir vielleicht nicht mehr nach draußen können? Und ich bin hier alleine. Umso wichtiger ist es, dass man sich mehr um die Leute kümmert. dass man auch mal ein bisschen mehr, ich sage jetzt mal, Persönliches auch mit den Leuten bespricht, das glaube ich schon extrem wichtig ist. Ich meine, wenn wir jetzt hier quasi nur zu Hause sind und das Wichtigste oder die meisten Außenkontakte hat man mit seinen Kollegen, ich glaube, wir müssen hier echt näher aneinander rücken und das tut auch den Leuten gut. Und ich glaube, man muss es auch jeden Morgen machen. Alle Teams machen morgens ihre Retros quasi und fragen einander erst mal, wie es ihnen geht. Und jeder sagt auch ein bisschen, was der Tag so bringt. Also macht ihn jeden Morgen jetzt und Viele Teams machen es bei uns jetzt auch noch am Nachmittag, sodass die wirklich in einem ständigen Kontakt miteinander sind. Also das ist natürlich hier extrem wichtig. Ja, wie sichern wir unser Unternehmen finanziell ab? Bei uns ist es so, ich würde mal sagen, jeder Euro wird jetzt nicht nur zweimal umgedreht, sondern vier bis fünfmal. Das ist jetzt die erste wichtigste Maßnahme, weil natürlich auch einige unserer Kunden, da bricht Umsatz weg, weil die einfach so nicht mehr liefern können.
Wir haben Kunden aus der Reisebranche oder auch Kunden, die Probleme haben mit ihrer Auslieferung oder das sind eben schon Dinge, natürlich sehen wir eben auch, dass uns Umsatz wegbricht und wir haben ja auch Einbußen. Wir glauben, aber wir kommen ganz gut da durch. Nichtsdestotrotz haben wir einen sehr großen Krisensparplan nochmal verabschiedet. Also da sichern wir uns vor allem mit ab. Was ist das Wichtigste, ist eben die Liquidität zu sichern im Unternehmen. Deshalb ist es eben auch so wichtig, hier eben zu sagen, okay, Alles das, was jetzt nicht unbedingt gemacht werden muss an Ausgaben, wird erstmal auch nicht getätigt. Das finde ich extrem wichtig. Welche Vermutungen hast du für die wirtschaftlichen Folgen der Krise? Ja, also ehrlich gesagt, ich sehe da schon viel nicht so Tolles. Das wird wahrscheinlich sogar die schlimmste Wirtschaftskrise werden, die wir bisher so erlebt haben. Und deshalb ist es umso wichtiger, dass wir jetzt alle alle, alle sehr, sehr stark daran arbeiten, dass wir hier nicht eine Schockstarre verfallen in Angst und irgendwie in so eine Haltung, oh je, was bringt das jetzt noch, wenn ich jetzt das mache, weil wer weiß, was in drei Monaten ist. Nein, ich glaube, gerade deshalb müssen wir auch alle, die wir Unternehmer sind, unsere Mitarbeiter auch sehr stark motivieren, auch am Ball zu bleiben, auch wirklich im Prinzip so zu arbeiten wie bisher auch. vielleicht nochmal die Extrameile zu gehen, weil jeder, der hier mitarbeitet, ist eigentlich ein Teil von unserem Wirtschaftskreislauf und nur so können wir den am Leben erhalten, indem wir alle was dafür tun.
Joel Kaczmarek: Als zweites werdet ihr jetzt die Stimme von Jonas Baum hören. Jonas leitet ein Startup, das er selbst natürlich auch gegründet hat, namens Matchbase. Und ich kenne Jonas sehr gut, weil er teilweise auch schon für Digital Kompakt aktiv war und uns sehr geholfen hat. Und Jonas ist ein Mensch, der sehr, sehr tolle digitale Tools kennt, der sehr modern ist, was seine Arbeitsweisen angeht. Und er hat nun mal einen Dienst, weil ihr müsst euch Matchbase vorstellen wie so eine Art digitale Fußballliga für Bolzplätze, der von der Corona-Krise gerade sehr getroffen ist. Er kann selbst viel besser erklären, was Matchbase macht. Das werdet ihr gleich im Folgenden hören. Aber ich fand es deswegen spannend, von ihm mal zu hören, wie er sich gerade aufstellt und verhält, weil er natürlich sehr davon betroffen ist und gleichzeitig jemand ist, der sehr agil und sehr innovativ arbeitet.
Jonas Baum: Hallo, mein Name ist Jonas Baum. Ich bin Gründer und Geschäftsführer von Matchbase, einem On-Demand-Fußballclub. Wir bieten quasi On-Demand-Fußballspiele nach der Arbeit und am Wochenende an, zu denen man wie zu einem Fitnesskurs einfach als individueller Spieler hingehen kann. Das passiert auf Plätzen, die man so als Otto-Normalverbraucher nicht so ganz einfach prunkern kann. Bei uns spielen vor allem Menschen, die neu in der Stadt sind, beziehungsweise die viel arbeiten und deswegen da eine gewisse Flexibilität schätzen, aber gleichzeitig natürlich nicht auf die schönste Nebensache der Welt verzichten wollen. Als Organisator von Fußballspielen sind wir natürlich sehr direkt und unmittelbar von der Corona-Pandemie betroffen. Im Zuge dessen mussten wir große Teile unserer Operation herunterfahren. Nichtsdestotrotz bereiten wir uns natürlich auch darauf vor, dass diese Situation irgendwann vorbei sein wird. Gleichzeitig versuchen wir, unsere Community, unsere Nutzer natürlich weiterhin zu erreichen, ihnen Mut zu machen, irgendwie auch sie davor zu bewahren, nicht ganz verrückt zu werden, wenn wir ihnen schon nicht helfen können, Fußball zu spielen. Und deswegen gibt es mehr als genug zu tun. Alle unsere Mitarbeiter arbeiten deswegen zurzeit aus dem Homeoffice. Remote-Arbeit als solche ist für uns nichts Neues. Unser CTO arbeitet schon seit langer Zeit remote aus dem Homeoffice. Diverse Freelancer auch immer mal wieder. Einzelne Mitarbeiter gehen auch unter der Woche immer mal wieder ins Homeoffice, sodass das schon Teil unserer Firmendna ist und uns somit jetzt erstmal nicht unmittelbar vor Probleme stellt. Gleichzeitig ist natürlich aber auch noch keine Profi vom Himmel gefallen. Wir lernen immer weiter dazu. Wir versuchen das in unseren Firmen. freitäglichen Retros auch so ein Stück weit für alle offensichtlich zu machen. Feedback, was es da so gab, war und woraus wir übrigens für uns auch gerade so ein paar Guidelines beziehungsweise auch Helferlein formuliert haben, die wir wirklich schwarz auf weiß mal verschriftlicht haben, sind so Sachen wie Dass man immer darüber nachdenken sollte, wie man dem Team selber helfen kann, proaktiv durch Kommunikation sozusagen, wie man auch remote im besten Fall ein guter Teamplayer ist, dass man im besten Fall morgens, mittags zum Lunch und abends ein- und auscheckt, auch um den anderen ein Gefühl dafür zu geben. Gegebenenfalls hat man sogar immer einen eigenen Hangouts oder Videokonferenz-Channel offen, wo man sozusagen reingehen kann, wenn man so ein bisschen das Bedürfnis hat, auch mal mit anderen in Kontakt zu sein. Wichtig auch, sich so Single Sources of Truth zu schaffen in der Zusammenarbeit, wenn man mit anderen zusammenarbeitet. Das kann ein Ticketing-System sein, also weniger direkte Instant-Kommunikation, beispielsweise über Slack, gerade wenn es um Arbeitsstände geht, um Austausch zu einem bestimmten Feature, was man beispielsweise entwickelt, sondern mehr mit Tickets arbeiten, mehr dort auch To-Dos, ein bisschen radikaler, ein bisschen konsequenter eintragen und managen, um a. Dokumentation zu haben, b. einfach auch um alle anderen Teammitglieder, die vielleicht auch davon betroffen sind, immer auf dem aktuellsten Wissenstand zu haben. Dann so kleine Helferlein, wie dass man einfach sich Tagesroutinen schafft, dass man versucht, sich einen Arbeitsort einzurichten, der irgendwie gleich ist oder verschiedene Arbeitsorte, zu denen man dann immer wieder zurückkehrt, dass man versucht, die Tagesroutine, so wie man es auch vorher schon gewohnt war, durchzuziehen, von Frühstück bis abends, nur eben an einem anderen Ort. Und das sind so kleine Sachen, die auf jeden Fall sehr hilfreich sein können, die wir auch in der Zeit jetzt auch erst wieder gelernt haben bzw. wo wir merken, dass die das Ganze deutlich einfacher machen. Zwei, drei weitere Dinge, die ich an mir auch beobachtet habe bzw. in der Kommunikation. Ein Team sind so kleine Sachen in der Kommunikation selbst, dass man versucht, positiv zu schreiben, denn vieles kann natürlich dadurch, dass man in Textform kommuniziert, falsch verstanden werden. Wichtig ist auch, dass man sehr proaktiv und auch präsent kommuniziert. Wenn man etwas hat, wenn einem etwas aufgefallen ist, dann im besten Fall auch mit mehreren Teammitgliedern, mit den anderen teilen, denn es könnte ja auch für die anderen interessant sein. Also Dinge, die normalerweise im Office, wenn man zusammensitzt, irgendwie gang und gäbe sind, an die muss man eben denken, die kosten ein bisschen mehr Energie, aber wenn man sich daran gewöhnt, kann das sehr schöne Ergebnisse haben. Ein weiteres Learning, was ich auch immer wieder an mir beobachte, ist, dass man immer dazu neigt, eigentlich nur Ergebnisse präsentieren zu wollen, im besten Fall schon so schön und perfekt wie nur irgendwie möglich. Das ist sehr viel hilfreicher und auch einfacher für die anderen Teammitglieder, wenn man auch zwischendurch mal eine Statusmeldung abgeht. Ja, wie ist mein Fortschritt? Was hakt vielleicht? Wo gibt es Blocker? Wo funktioniert vielleicht auch mal was nicht? A hilft das sehr, sehr gut beim Erwartungsmanagement, denn erfahrungsgemäß steigen die Erwartungen an die anderen Teammitglieder in Remote Work, weil man eben nicht so viel viel Zugriff auf die anderen Leute im eigenen Team hat. Und so kann man durch regelmäßige Updates und eine stringente Kommunikation sehr, sehr gut auch mit den Erwartungen der anderen umgehen bzw. diese managen. Das hilft unglaublich viel in der tagtäglichen Kommunikation und alle wissen so auch immer sehr viel besser Bescheid, was gerade in Phase ist. Um über die Pandemie hinaus unsere Existenz und Liquidität zu sichern, planen wir die Nutzung verschiedener Instrumente. Einerseits ist das Kurzarbeit. Faktisch unser gesamtes Team befindet sich zurzeit in Kurzarbeit und wird das auf unbestimmte Bedingungen, Sicht auch sein. Gleichzeitig gucken wir uns natürlich sehr intensiv die verschiedenen Fördertöpfe von Bund und in unserem Fall dem Land Berlin an. Leider muss man zur Zeit noch sagen, dass es da nichts gibt, was auf die Situation eines Early-Stage-Startups zugeschnitten ist, zumal fast alles über Kredite läuft, die a. natürlich irgendwann zurückgezahlt werden müssen, b. vor allem aber einer Bonitätsprüfung durch die Hausbank unterliegen. und Und die allermeisten Startups, die mit Convertible Notes oder Ähnlichem arbeiten, sind natürlich auf dem Papier jetzt nicht die attraktivsten Kreditnehmer für die Banken, sodass wir da auf weitere Maßnahmen warten. Der Bundesverband Deutscher Startups hat ja schon die Initiative ergriffen. Wir hoffen, dass es da auch bald etwas geben wird. und um die Finanzierung über eben diese Umgebung. Programme hinaus zu sichern, befinden wir uns natürlich auch im sehr regen und intensiven Austausch mit unseren Bestandsinvestoren und doten da verschiedene Möglichkeiten aus, wie man gegebenenfalls da unterstützend tätig werden kann. Was mich zurzeit zu der Situation in unserem Unternehmen beschäftigt, ist einerseits natürlich die Sorge und über die Sorglosigkeit mancher Menschen, die leider immer noch nicht begriffen haben, dass je schneller und Und je mehr wir uns an die Maßgaben der Behörden, aber auch der Wissenschaftler halten, desto schneller ist diese Situation auch wieder vorbei. Das ist allerdings auch das Stichwort meiner etwas größeren Sorge in dem Moment, denn worüber wir momentan noch sehr wenig reden, ist die Finanz-, Banken- und Wirtschaftskrise, die uns nach dieser Krise erwartet. Der Aktiencrash, den wir zurzeit erleben, ist unglaublich. Ohne Präzedenzfall gibt es diverse Risiken in den Finanzmärkten, die dafür sprechen, dass die Banken hohe Ausfälle bei den Krediten haben werden, die sie in den letzten Jahren ja aufgrund des billigen Geldes der EZB auch gewolltermaßen sehr leichtfertig vergeben haben. Und ich glaube, da werden wir noch deutlich länger mit zu kämpfen haben als mit der Corona-Krise als solche. Ich hoffe, dass ich mich an dieser Stelle natürlich irre, aber wir gucken mit Sorge drauf und versuchen uns, so wie es irgendwie nur geht, darauf vorzubereiten.
Joel Kaczmarek: Und last but not least hört ihr einen ganz alten Bekannten von mir, nämlich Gerald Schönbucher. Gerald hat damals Hitmeister gegründet, kennt der ein oder andere vielleicht von euch noch, einen Online-Marktplatz, der dann irgendwann von Real übernommen wurde und mittlerweile quasi umgefleckt ist zu Real.de. Das heißt, Gerald verantwortet das gesamte Geschäft von Real.de und hat da natürlich ganz spannenden Input, weil einerseits ist der Handel ja sehr stark betroffen, betroffen von dem Thema Corona und muss sich auch gerade Gedanken machen, wenn man große Lager hat und Leute, die im Versand sind und vielleicht ganz unterschiedliche Berührungspunkte haben, wie man damit umgeht. Auf der anderen Seite birgt es für ihn zum Beispiel auch eine ganz große Chance, weil ganz viele Digitalisierungsprozesse, die einsetzen, jetzt natürlich beschleunigt werden. Und deswegen fand ich spannend, Geralds Stimmen mal dazu zu hören, was er sagt, was bei real.de so passiert, wie er den Markt beobachtet und wie man sich dort verhält.
Gerald Schönbucher: Hallo Joel, jetzt finde ich ein paar Minuten. Vielen Dank nochmal für deine Nachricht. Kurzes Update. Wie arbeiten wir aktuell? Wir sind seit Mittwochabend letzter Woche, also Donnerstag de facto, komplett im Homeoffice. Gesamt real digital, also etwa 600 Kolleginnen und Kollegen. Mit Ausnahme natürlich der Kolleginnen und Kollegen, die in den Lägern arbeiten. Die sind vor Ort, arbeiten aber in zwei Lägern. Schichtteams, sodass auch da ein recht geringes Ansteckungsrisiko ist.
Jonas Baum: Und der Rest ist remote zu Hause.
Gerald Schönbucher: Funktioniert soweit sehr gut. Wir arbeiten mit Slack und Discord. Discord ist so eine Art Teamspeak, den man aus dem Gaming-Bereich kennt. Und ich habe den Eindruck, sagen das auch fast alle, dass es recht produktiv ist. Zoom setzen wir teilweise noch ein, ansonsten Google Hangouts, damit wir uns auch sehen können. Der große Vorteil, glaube ich, ist, es wird weniger gemietet. Viele Meetings sind ja eh Zeitverschwendung, sondern man kommt wirklich konzentriert zum Arbeiten und tauscht sich über die Dinge dann aus, was wirklich notwendig ist und das Ganze strukturiert. Also ich habe den Eindruck, die Produktivität ist da nicht zurückgegangen. Wie versuche ich die Mannschaft zu zu motivieren. Klar, wenn man die Nachrichten liest, es klingt alles schrecklich. Wir haben europaweit, angefangen natürlich in Asien, schon viel zu viele Tote. Italien, Norditalien ist eine Katastrophe. Aber es gibt auch ein paar Lichtblicke. Zum einen scheint in China, Südkorea soweit ja die Situation unter Kontrolle. Wir haben gelesen, dass es erste Impfstoffe gibt, die zumindest mal an Menschen getestet werden. Und offenbar soll auch ein Malaria-Mittel gegen das Virus wirken. Also es ist nicht alles so flieg. Aber wir werden recht wahrscheinlich in eine Rezession steuern. Ich habe den Eindruck, dass sowohl die Zentralbanken als auch die Politik die ganze Lage erkannt haben. Maßnahmen ergreifen, die hoffentlich zu führen werden, dass sich das Ganze ablindert. Aber am Ende wird natürlich das Wirtschaftswachstum zurückgehen. Es wird nicht nur zur Kurzarbeit, möglich auch einige mehr Arbeitslose aus der Krise oder während der Krise hervorgehen. Das wird auch dazu führen, dass sich Dinge verändern, dass das, was ohnehin schon sich abgezeichnet hat, schifft von einem stationären Handel zum Online-Handel. Das beschleunigt sich. Wir haben jetzt ja die Situation, dass mit Ausnahme des Lebensmitteleinzelhandels, Apotheken, Tankstellen, der klassischen Non-Food- der Handel geschlossen bleibt. Amazon war zu lesen, stellt 100.000 neue, insbesondere Logistikkräfte ein. Und auch bei uns, bei real.de, gehen die Zahlen extrem nach oben. Also das Wachstum ist phänomenal. Wenn es auf der anderen Seite nicht so traurig wäre, wo im Grunde das herkommt, dann könnten wir uns da noch stärker drüber freuen. Aber der Generalist-Online-Handel zählt sicher zu den Gewinnern der Krise, insbesondere wenn du einen Marktplatz betreibst, wo du ja eine Diversifikation der Supply Chains über die unterschiedlichen angebundenen Händler und wiederum deren Läger und dann deren Supply Chains hast. Da also die Plattform Ökonomie als die Gewinnerbranche, die Gewinnerindustrie der Entwicklung. Ja, das in viereinhalb Minuten mal so ein kurzer Einblick, was bei real.de erstandener Dinge ist, wie ich generell die Situation bewerte. Und ich wünsche uns allen jetzt, dass wir zusammenstehen in der schwierigen Zeit, dass wir überlegt Dinge tun. Im Moment heißt es, möglichst zu Hause bleiben. sich nicht Umfelder begeben, in denen man nicht ohnehin ist, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Und meine Hoffnung ist, wenn wir in vielleicht zehn Jahren wieder zurückblicken, dass wir sagen, die Krise hat uns alle gestärkt. War zwar eine harte Zeit, aber am Ende hat es dazu beigetragen, Dinge zu beschleunigen, die Wirtschaft in Summe zu stärken und Innovationen, gerade im Bereich New Work, Remote Work zu fördern. Hoffentlich können wir dann sagen, wir sind gut konsequent damit umgegangen.
Joel Kaczmarek: Das waren unsere Stimmen für heute. Ich hoffe, du hast vieles daraus mitgenommen, konntest für dich Sachen ableiten, hast vielleicht was daraus gelernt. Man merkt, manche Sachen doppeln sich sicherlich, aber ich finde, das hilft auch manchmal, wenn man immer wiederholt hört, dass manche Dinge von mehreren Menschen so umgesetzt werden. Das heißt, man merkt ja dadurch auch, was ist wichtig und was eher nicht und kriegt auch mal neue Impulse. Ansonsten gilt wie immer, bitte bleibt gesund, passt auf euch auf und ich drücke euch ganz fest die Daumen, dass ihr gut durch die Corona-Krise kommt, aber natürlich auch viel Erfolg bei euren Unternehmungen habt. Hey! Hey!
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Leadership: Dazu spricht Joel regelmäßig mit Nina Pütz von RatePay, deren Spezialisierung im Change liegt. (Werdende) Führungskräfte, die sich eingehend mit den Themen Führung und Veränderungsmanagement befassen, finden hier einzigartige Perspektiven, viel Praxiserfahrung und anregende Ratschläge. Dieser Podcast ist also ein Muss für jede:n, der oder die sinnvolle Veränderungen vornehmen möchte und dafür nach Führungsansätzen sucht.