Positionierungen für VCs
25. Mai 2016, mit Joel Kaczmarek, Florian Heinemann
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Joel Kaczmarek: So, herzlich willkommen zu einem neuen Business-Building-Podcast von Digital Kompakt. Hallo Florian.
Florian Heinemann: Moin.
Joel Kaczmarek: Gut, dann haben wir jetzt schon mal ein recht breites Spektrum an Investorentypen gehabt. Lass uns doch bei dem ganzen Thema Venture Capital mal so ein bisschen auch versuchen zu verorten, wen gibt es da eigentlich, beziehungsweise auf so einer Meta-Ebene, was sind eigentlich so die Positionierungsstrategien, die man als Venture Capitalist hat? Wie ich es mitgekriegt habe, du hast ja durchaus Gedanken zu dem Thema gemacht, was hast du da sozusagen für so eine Nord-Süd-Achse?
Florian Heinemann: Ja, also ich glaube, eine ganze Zeit lang musste man sich als Venture Capitalist eigentlich gar keine Gedanken zu seiner Positionierung machen, weil die Leute kamen halt zu einem. Der Dealflow kam zu einem, weil man halt einer der wenigen war, die überhaupt, also wenn du halt Geld zu vergeben hattest, dann kamen halt die Leute zu einem. Und ich glaube, in den USA hat sich das schon vor einer ganzen Zeit gedreht, dass du eigentlich als Venture Capitalist im Wettbewerb stehst mit anderen Venture Capitalisten um die heißen Deals. Und ich glaube, es ist ganz klar stärker ein Startup-Markt. Es wird stärker ein Startup-Markt. Die attraktiven Startups können sich ihre Investoren aussuchen. Und ich glaube, das wird hier sicherlich in Europa auch immer mehr so. Es gibt immer mehr Fonds. In London sind eine Reihe von neuen Fonds entstanden. In Berlin, das ist noch nicht Silicon Valley Zustände, aber es nimmt zu. Und ich glaube, deswegen muss man sich einfach überlegen, wie positioniert man sich. Und wir sehen eigentlich drei bis vier Positionierungen, die man einnehmen kann als Venture Capitalist. Ich glaube, die schönste Positionierung ist die, ich nenne das immer so das Sparkle oder das Reputational VCs. Das sind, sag mal, was insbesondere die anglo-amerikanischen Investoren haben, also die Sequoias, die Index, die Accels. Hier in Deutschland ist das sicherlich auch ein Klaus Hommels mit Lakestar, wo du sagst, die investieren bei dir und dann löst das so einen Reputationsübertrag aus, wo jeder sagt, boah, wenn eine Sequoia da investiert, dann muss das ja eine Granatenfirma sein. Wo jetzt eigentlich die Firma sich ja eigentlich jetzt erstmal fundamental nicht verändert dadurch. Aber es gibt einen Reputationsübertrag, der eine Substanzvermutung für diese Firma unterstützt. Und das ist natürlich eine sehr, sehr schöne Positionierung. Und man sieht eben ganz klar, dass die Reputational VCs oder die Sparkle VCs bekommen halt guten Dealflow. Ich glaube, das Problem, und wie gesagt, in Deutschland gibt es da maximal Lakestar, die da irgendwie reinfallen. Und ich glaube, das Problem an dieser Positionierung ist, man muss natürlich dauerhaft gute Investmententscheidungen treffen, weil diese Sparkle-VC-Position speist sich natürlich aus Erfolgen, die immer wieder kommen müssen. So ein bisschen wie so eine Fashion-Marke. Wenn du als Fashion-Marke dreimal deine Kollektion verhaust, dann bist du halt weg vom Fenster. Und ich glaube, viele Fashion-Marken trifft das halt. und ich glaube, man muss sich als Sparkle VC oder Reputational VC sehr, sehr gut überlegen, wie schaffe ich es, systematisch meinen sehr, sehr guten Dealflow in gute Investmententscheidungen zu überführen. Ich glaube, das ist deren größte Herausforderung, quasi dauerhaft im Markt zu bleiben. Und man sieht ja auch, in den USA gibt es immer wieder Verschiebungen. Also da machst du halt einen, wenn du einmal bei Facebook dabei bist, so ein Accel, haben davon enorm profitiert. Nicht nur, weil sie wahnsinnig viel Geld verdient haben, sondern auch in der Reputation. Vorher war das ein guter bis sehr guter und dann war es auf einmal der Sparkle VC. Sequoia hat das sicherlich sehr, sehr lange gehalten, aber du siehst auch in den USA immer wieder Verschiebungen, je nachdem, welche Investmententscheidung die treffen. Die zweite Positionierung, die wir sehen, ist sicherlich den Focused Niche VC.
Joel Kaczmarek: Deine Namen sind ja so geil dafür.
Florian Heinemann: Ich konzentriere mich im Prinzip auf ein bestimmtes Feld, wo ich eine tiefe Expertise aufbaue. Also gerade schon drüber gesprochen, Point Nine, SaaS und Marketplaces. Sagt Christoph Janz, kennt sich einfach in der Tiefe mit SaaS aus, welche Anual Returning Revenues drücken was aus, wie sollte man das reporten, wie sollte man Sales machen und so weiter. Ein tiefes Verständnis, welche KPIs in welcher Phase wie wichtig sind. Und Marketplaces sicherlich auch, kann man auch, gibt es einfach ein erhebliches Wissen, was man da aufbauen kann. Piton ist sicherlich auch so ein Beispiel, die bei Quandoo und so weiter mit dabei waren. Auch ein sehr spezialisierter Marketplace-VC. Und ich glaube auch, das ist keine schlechte Positionierung. Felix Capital macht das jetzt auch in England, die sich darauf konzentrieren, eher markenbildungslastige Sachen sich anzuschauen und eben zu investieren. Und das halte ich auch für eine gute Positionierung, weil man einfach dann, wenn man auf das richtige Feld setzt, wenn man so ein bisschen der Go-To-Guy wird für bestimmte Themen. Und ich glaube, das ist mit Sicherheit ein Weg, um die Quote der guten Investmententscheidungen zu treffen oder die Quote der guten Investmententscheidungen sicherlich zu fördern, weil man einfach in einem Bereich den besten Deal-Flow abkriegt. Weil so ein Point Nine schafft es sicherlich schon, anders als andere in Deutschland einen international sehr, sehr guten Software-as-a-Service-Deal-Flow zu erzeugen. Und ich glaube, das ist halt wichtig, dass du halt die besten Themen in einem Bereich siehst und das idealerweise nicht nur in Deutschland, sondern eben auch zumindest mal europäisch.
Joel Kaczmarek: Und wonach suchst du den Bereich aus? Dass der groß genug ist, dass da sozusagen genug Wachstum drin ist und trotzdem klein genug, dass du dich nicht mit 18.000 anderen drum balgst?
Florian Heinemann: Ja, es sollte natürlich idealerweise ein Bereich sein, genau, wo du eine gewisse Zukunftsfähigkeit unterstellst. Wenn der Bereich eine gewisse Größenordnung hat, ist das gar nicht unbedingt so schlimm, dass da jetzt so wahnsinnig viele andere Leute auch diese Investments machen. Ich glaube, es ist einfach nur wichtig, dass man eben in seiner eigenen Positionierung, sowohl was das Marketing angeht, aber eben auch was das Wissen angeht, was man in dem Bereich aufbaut, dass man da halt stärker in die Tiefe gehen kann als andere. Ich glaube, bei Software as a Service wirst du es nicht vermeiden können, dass da auch zig andere unterwegs sind. Aber ich glaube, das ist eben gerade dann die Herausforderung, dass man halt das Gefühl hat, wenn man mit einem VC spricht in dem Bereich, der sieht da die meisten Themen, der kennt da die relevantesten Multiplikatoren, der hat da das tiefste Verständnis von. Und dann kann man sich eben auch absetzen gegen andere Investoren in dem Bereich, die vielleicht nicht ganz so spezialisiert sind. Aber ich glaube, das ist sicherlich eine gute Positionierung. Eine andere Positionierung, die wir sehen und die wir auch für uns ein bisschen beanspruchen, ist die des Operational VC, wo man im Prinzip sagt, pass mal auf, wir geben nicht nur Geld, sondern wir haben eben auch Leistungen, die wir erbringen in Form von Menschen, die Kompetenzen haben oder eben auch in Form von Systemen, die wir zur Verfügung stellen, um, oder Systemarchitekturkompetenz, die wir zur Verfügung stellen, um letztendlich die Konfiguration einer Firma zu verbessern. Das ist ja so ein bisschen das, was wir eben gesehen haben. Wir machen ja sowohl frühphasige Investments, wo wir das im Lead machen und dann auch sozusagen alleine tun und die Firmen versuchen vorzubereiten für spätere Runden, aber wir machen es eben auch mit zunehmend auch eben mit Accel zusammen oder mit Balderton zusammen oder mit Index oder jetzt auch mit Google Ventures ein erstes Investment, wo wir als Co-Investor mit einem dieser Sparkle VCs reingehen und eben operative Aufgaben mit übernehmen. Wir investieren ganz normal, aber wir übernehmen eben Aufgaben mit dazu und wir sehen schon sozusagen, dass dieser operative Mehrwert, wenn man in der Lage ist, ihn zu leisten, eine dauerhaft verteidigbare Position ist.
Joel Kaczmarek: War das so Absicht, dass man sagt, ihr habt jetzt vielleicht nicht die Kapitalmengen, die irgendwie diese Sparkle-VCs haben und habt vielleicht auch nicht immer den Deal-Flow-Zugang, dass ihr euch da so ein bisschen strategisch in Stellung bringt?
Florian Heinemann: Ich müsste lügen, wenn ich jetzt sagen würde, das war von Anfang an so geplant.
Joel Kaczmarek: Das wäre meine nächste Frage gewesen.
Florian Heinemann: Aber es hat sich sicherlich so ergeben, dass wir gemerkt haben, Mensch, auch Series A Firmen, wo eine Accel sich für interessiert, haben eben gewisse Themen nicht so gut aufgestellt. Vielleicht kein sehr gutes Data Warehouse, vielleicht kein sehr gutes Performance Marketing Team, vielleicht gewisse IT-Architektur-Themen, die nicht so wachstumsversprechend sind oder wachstumstauglich sind. Und dann sind wir ja so ein bisschen in diese Rolle, muss man schon sagen, reingerutscht, wo wir sagen, wir sind halt ein operativer Co-Investor und profitieren darüber von einem Deal-Flow, der sicherlich besser wäre als der, den wir selbst zurzeit noch generieren können. Und die nehmen uns gerne mit dazu, weil wir eben gewisse operative Themen mit übernehmen, aber eben auch ganz normal Geld investieren.
Joel Kaczmarek: Aber ist das nicht eigentlich doppelt hart? Weil ich stelle mir vor, du hast ja als VC oft das Problem, oder gerade auch als Inkubator, wie ihr eigentlich mal am Anfang gesehen wurdet, dass du lange Zeit Geld ausgibst und dann schlagartig Geld wieder reinkriegst. Das heißt, so bilanziell gesehen ist das irgendwie so ein bisschen komplexes Business. Das ist ja als VC, der Geld ausgibt und dann noch mehr stetische Ausgaben, stetische Burnrate hat, weil er die ganzen Experten beschäftigen muss, ist das ja noch schwieriger.
Florian Heinemann: Ja, klar. Aber man muss sich halt überlegen Irgendwie musst du ja eine Position haben und zu sagen, ich bin ein 50-Millionen-Fonds in Berlin und ich habe keinen thematischen Schwerpunkt, ich habe nicht irgendeine Edge, ist auch nicht die Lösung. Das heißt, du musst dir schon überlegen, wie werde ich in einer kompetitiver werdenden Welt, wo Startups sich tendenziell Investoren aussuchen können, wie komme ich da an die guten Deals? Und wir glauben eben daran, dass genau das Managen und das Handeln von dieser Problematik, die du gerade beschrieben hast, die ist nicht einfach. Aber wenn du das hinkriegst, ist es halt ein verteidigbarer Wettbewerbsvorteil. Eben genau, weil es nicht einfach ist. Du erinnerst dich an unsere Diskussion, Geschäftsmodell.
Joel Kaczmarek: Verteidigbarkeit erzeugen.
**Florian Heinemann: **Genau. Geschäftsmodelle, die Komplexität haben, finde ich gut, nicht weil es mir Spaß macht, mich zu quälen, aber weil natürlich sozusagen eine Verteidigbarkeit daraus resultiert, wenn du die Komplexität gut managst und gut handelst. Und das ist eben so ein bisschen der Versuch hier. Also ob wir das hinkriegen, das steht jetzt nochmal auf dem anderen Blatt. Aber ich glaube, es ist in sich eine verteidigbare Position und du siehst ja auch in so Leuten wie Andreessen Horowitz oder auch wie Google Ventures, die alle 100, 150, 200 Leute sozusagen neben dem reinen VC-Staff aufgebaut haben, die operative Kompetenzen in irgendeiner Form an die Portfolio-Unternehmen weitergeben sollen, dass dieser Gedankengang jetzt nicht völlig irrational ist.
Joel Kaczmarek:. Aber siehst du jemanden, der sich noch in diese Richtung bewegen könnte? Weil wenn ich darüber nachdenke, irgendwie 150 Leute beschäftigen, das knallt dir schon eine ganz schöne Burn-Rate rein. Absolut. Also der einzige Kandidat in Deutschland, der mir noch einfallen würde, dem ich sowas jetzt mal ad hoc zutrauen würde, sitzt ein paar Meter, 100 Luftlinien in die Richtung. Dein Ex-Arbeitgeber, Rocket, oder?
Florian Heinemann: Ja, absolut.
Joel Kaczmarek: Wäre das ein Case für dich eigentlich?
Florian Heinemann: Machen sie zum Teil auch schon. Also GFC agiert ja schon zum Teil schon so.
Joel Kaczmarek: Aber da hast du halt immer den Interessenkonflikt, dass die jetzt selber bauen und finanzieren.
Florian Heinemann: Kann ich jetzt nichts zu sagen. Also das ist, klar, den hast du immer. Den hast du natürlich immer, wenn du investieren und Inkubation vermischst. Das hat ja auch hier vor kurzem der Kollege Schmidt ausgeführt in seinem Podcast da bei Online Marketing Rockstars. Du hast immer, wenn du Inkubationen und Investments machst, hast du einen gewissen Interessenkonflikt, den du sauber managen musst. Und wir würden eben nie Firmen, die wir inkubieren, da würden wir nicht investieren und auch nicht Firmen, wo wir investieren, inkubieren. Also ich glaube, du musst einfach da extrem sauber sein. Und das muss man sich eben sehr sorgfältig überlegen, was da so die eigenen Handlungsprinzipien sind. Aber vom Grundsatz her, klar, Rocket kann das und tut das zum Teil auch.
Joel Kaczmarek: Ich meine, ich finde das sehr, sehr spannend. Für euch macht das natürlich brutal Sinn. Lob übrigens nochmal an die Rockstars-Podcasts. Ich finde die sehr gelungen, darf man der Stelle mal sagen.
**Florian Heinemann: **Ja, absolut.
**Joel Kaczmarek: **Der Kollege Westermeyer, der kommt immer so nett, finde ich, wie so ein rotziger Jan Delay rüber. Und der Kollege Schmidt ist durchaus witzig.
Florian Heinemann: Ja, absolut. Nee, also das ist wirklich toll. Ich meine, Philipp fragt sehr gut nach, hat sehr viel Ahnung. Und klar, ich meine, Kollege Schmidt ist einer der schärfsten Köpfe dieser Branche. Das ist, glaube ich, ohne Frage richtig. Und ich höre ihm sehr gerne zu. Und vielleicht noch eine vierte Positionierung.
**Joel Kaczmarek: **Ich wollte gerade sagen, zurück zum Thema.
**Florian Heinemann: **Genau, zurück zum Thema. Es ist und das siehst du auch, es sind so Leute wie zum Beispiel Lead Edge aus New York, eine Mischung aus Hedgefonds und Venture Capitalist, die einfach sehr schnell sehr große Schecks aktivieren und dabei auch sehr entrepreneurial friendly sind. Also die haben zum Beispiel bei Catawiki investiert und ich glaube, das ist auch eine Positionierung, wo du sagst, pass mal auf, ich bin einfach extrem schnell hier in dem Prozess und mit mir kannst du einfach enorme Geldmengen sehr schnell aktivieren. Da gibt es jetzt in Deutschland nicht so richtig jemanden, der das übernehmen könnte. Aber das ist sicherlich auch eine Positionierung, wo man sich mal überlegen kann, wer kann so eine Rolle spielen. Aber das sind so, ich glaube, letztendlich muss man sich halt überlegen, es wird sicherlich auch noch weitere Positionierungen geben. Aber das sind so Positionierungen, wo ich sagen würde, auch in einem kompetitiver werdenden VC-Markt oder Investorenmarkt wenn man die Positionierung richtig ausfüllt, hat man eine sehr gute Chance. Und ich glaube, das Schöne ist, wenn man sowohl diese Focused-Niche-VC-Geschichte als auch diese Operational-VC-Geschichte, als auch diese Cash-Fast, Lots-of-Cash-Fast-Positionierung, wenn man das gut macht, dann wandert man natürlich auch ein Stück weit in Richtung dieser ersten Positionierung. Also wird man selbst ein Sparkle-VC. Also Andreessen Horowitz ist ja genau das Beispiel, wo du siehst, die sind sicherlich auch schon als ein gewisser Sparkle-VC gestartet, einfach aufgrund der Reputation von Ben Horowitz und Mark Andreessen. Aber die haben sicherlich auch durch ihre operative Kompetenz und ihre BizDev-Tätigkeit und so weiter nochmal zusätzliche Substanz dahinter gelegt und nochmal einen ganz anderen Wumms hinter diese Sparkle-VC-Positionierung gepackt. Und das ist sicherlich etwas, was wir auch versuchen werden natürlich. Wir sagen, pass mal auf, wir machen einfach über zehn Jahre einen richtig guten operativen Job. Und wenn uns das wirklich gelingt, dann hast du natürlich auch irgendwann einen Sparkle, den du mitverleihst. Und ich glaube, bei gewissen Themen gelingt uns das auch schon. Aber klar, das muss man sich verdienen durch ehrliche Arbeit.
Joel Kaczmarek: Ich wollte das gerade sagen. Ich finde, das sind so vier Positionierungen. Das ist alles Champions League. Also das ist jetzt nicht irgendwie B-Liga. Ich denke die ganze Zeit so, wenn ich jetzt irgendwie ein Kieran O'Leary wäre mit Blue Yard, der irgendwie gerade was aufbaut. Oder wenn ich jetzt an einen Target denke oder an einen Capnamic, wo ich sagen würde, das ist jetzt noch nicht Europas Top-A-Klasse, aber irgendwie man hat eigentlich noch sehr gute Positionierungsmöglichkeiten. Sparkle zu werden ist super tough, da musst du in die guten Deals reinkommen und musst irgendwie wahrscheinlich auch viel mitbringen. Nische ist schon noch eher machbar, da musst du halt wirklich ein Expertisefeld haben. Operation ist ein richtig dickes Brett, weil da brauchst du halt wirklich die Leute, die Manpower, die Costs und der letzte, da sind ja alle genannten und ich glaube eigentlich sogar, du hast es ja selber gesagt, ganz Europa, weit von weg, so qua Ressourcen.
Florian Heinemann: Ja, aber ich glaube schon, also ich glaube sowohl ein Kirin, wie du es ja gerade genannt hast mit Blue Yard, als auch Cherry jetzt, die ja neu gestartet sind, ich glaube, die haben auch eine sehr, sehr gute Chance, qua Kompetenz und qua Zugang und qua Professionalität, relativ schnell so eine Sparkle-Positionierung zu erlangen.
Joel Kaczmarek: Das merke ich auch, gerade bei Cherry zum Beispiel, mir begegnet das relativ oft, dass man so das Gefühl hat, die waren schon mal da.
Florian Heinemann: Absolut. Und ich glaube, das geht relativ schnell. Also hier zumindest jetzt noch in Deutschland. Die Frage ist, was ist Sparkle? Ist Sparkle Sequoia?
Joel Kaczmarek: Ja, das ist für mich Sparkle. Cherry ist für mich nicht Sparkle.
Florian Heinemann: Ja, aber wie gesagt, es ist ja immer ein relatives Sparkle.
Joel Kaczmarek: Wie groß ist das Schwimmbecken?
Florian Heinemann: Wie viele Investments hat jetzt Sequoia noch in Deutschland gemacht? Das war jetzt nicht besonders viel. Insofern, wenn du ein europäischer Sparkle VC bist, kriegst du auch schon sehr, sehr guten Dealflow. Das ist ja kein 0 oder 1. Das ist ja sozusagen ein Sparkliness-Kontinuum, wo du dich langsam nach oben räumen musst. Und ich glaube, sowohl die beiden Fonds, die du jetzt da genannt hast, also mit Blue Yard und Cherry, haben, glaube ich, sehr, sehr gute Chancen und alle Möglichkeiten, relativ schnell auch auf europäischer Ebene, so ein Sparkle VC zu werden. Da musst du natürlich gucken, wie kriegst du dann noch so dieses, diese mystische..
**Joel Kaczmarek: **...Aura hin.
**Florian Heinemann: **...Marketing-Power hin, wie das jetzt irgendwie Sequoia schafft. Da fehlt vielleicht auch dann der deutschen Herkunft so ein bisschen die Storytelling-Fähigkeit im allerletzten Moment oder in der allerletzten Ausprägung. Aber ich glaube, man muss es ja auch nicht übertreiben. Ich glaube, wenn du es sozusagen schaffst, dich jetzt da sehr gut zu positionieren, dass du einfach die wesentlichen, zumindest mal aus Deutschland und zwei, drei anderen Ländern, die wesentlichen Deals siehst, dann ist das ja schon mal super. Da kannst du ja schon mal einen sehr, sehr guten Job machen. Ich glaube, das Einzige, was ich ja sage, ist, man muss sich einfach nur Gedanken machen, es mag auch noch andere gute Positionierungen geben. Ich beanspruche damit keine Vollständigkeit. Das Einzige, was ich sagen will, ist, ich glaube, man muss sich einfach genau überlegen, wenn ich Geld einsammle, wie kriege ich guten Dealflow? Wie kriege ich die Top Deals? Oder wie mache ich die Sachen, die ich bekomme, wie mache ich die zu Top Deals? Weil letztendlich nur so kriege ich gute Returns. Entweder ich mache mir die oder die kommen zu mir oder ich finde sie. Also das muss ja klar sein. Und wenn ich nicht in irgendeiner Form differenziert positioniert bin, dann wird das halt immer schwerer. Das ist ja letztendlich genauso, wie wenn ich ein normales Business mache. Wenn du ein undifferenziertes Produkt an den Markt bringst, dass du damit jetzt dauerhaft profitabel bist und Venture Capital ist ein Produkt. Und ich glaube, das muss einem halt klar sein. Und ich glaube, um Enttäuschungen auch von Anlegern zu vermeiden, die bei dir Geld reintun, muss man sich das eben sehr genau überlegen.
Joel Kaczmarek: Vor allem, es ist ja nicht nur ein Produkt. Du hast ja eigentlich sehr schön klargemacht, dass Venture Capital ein Geschäftsmodell ist.
**Florian Heinemann: **Absolut.
**Joel Kaczmarek: **Wo man Verteidigbarkeit erzielen kann, Marktausrichtung etc. pp.
Florian Heinemann: Ist genau das Gleiche. Und ich meine, wir können das ja nicht von unseren Portfoliofirmen einfordern und sagen, hier, überleg dir was, positionier dich jetzt mal. Und dann selbst denkt man, dass der Dealflow zu einem kommt dauerhaft. Und ich glaube, das ist jetzt die Herausforderung, glaube ich, die wir auch hier in Berlin nehmen müssen oder auch in Europa generell, um so mal die nächste Phase zu erfüllen oder die nächste Phase zu erreichen. Weil nur wenn die Geldgeber, die jetzt Geld reinstecken in die Fonds, die müssen halt da ihre 15, 20 Prozent Rendite erzielen. Nur dann kommt mehr Geld. Und ich glaube, das ist eben sozusagen jetzt, deswegen muss man sich sowas sehr, sehr genau überlegen.
Joel Kaczmarek: Letzter Satz dann dazu, bevor wir uns mal dem Ende widmen. Aus der Gründersicht, welche der vier Typen fändest du am attraktivsten, wenn man die Wahl hätte, wenn man in dieser Luxusposition ist?
Florian Heinemann: Das ist doch ganz klar. Eine Kombination aus Sparkle VC und Operational VC. Also ich glaube, Operational VC muss immer dabei sein. Nein, kleiner Scherz. Also ich glaube, es ist letztendlich
Joel Kaczmarek: Jeder hat seine Vorteile.
Florian Heinemann: Jeder hat seine Vorteile. Ich glaube, einen Sparkle VC zu überzeugen, zumindest als, hat immer einen riesen Vorteil, wenn es gut läuft, weil du damit natürlich irgendwo es schaffst, auf eine nächste Ebene zu kommen, auch in der Wahrnehmung. Und ich glaube, es muss irgendwann das Ziel sein, einen Sparkle VC zu überzeugen. Ob es jetzt am Anfang ist oder in der Series B oder C, das ist gar nicht so wichtig. Aber ich glaube, irgendwann als ambitionierter Unternehmer muss das das Ziel sein. Weil das determiniert, glaube ich, schon dann gerade nach hinten raus dann eben nochmal den großen Exit. Aber wie gesagt, eine individuelle Entscheidung. Ist ja auch nicht immer jedermanns Sache. Es gibt ja auch sehr erfolgreiche Unternehmer, die haben nichts von allem und sind glücklich. Also insofern sollte man da, glaube ich, auch nicht zu stark vorschreiben, was da irgendwie richtig oder falsch ist. Aber ich glaube, wenn man sagt, man ist ein ambitionierter Unternehmer und man ist offen für Venture Capital, dann muss man schauen, dass man den irgendwann mit dazu kriegt. Und ich glaube, dass die Focused-Niche-VCs und auch die Operational-VCs wie wir, sicherlich dabei helfen können, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass ein Sparkle VC sich dann eben für einen entscheidet. Das glaube ich schon.
Joel Kaczmarek: Klasse. Dann danke ich dir ganz herzlich, dass du dein ganzes Wissen und deine Konzepte mit uns geteilt hast und wir hören uns beim nächsten Mal. Danke dir.
Florian Heinemann: Mach's gut. Ciao. Danke dir.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Gründung: Du willst dein eigenes Unternehmen gründen, bist schon Gründer oder von Startups fasziniert? Mit dem Top-Experten Florian Heinemann sprechen wir regelmäßig über Tipps und Ratschläge zu Finanzierungsfragen, Strategien und operativer Umsetzung auf dem Weg zu deinem eigenen Business.