Wie gründe ich mit Familie?

20. August 2021, mit Joel KaczmarekFlorian Heinemann

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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joël Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und auch heute habe ich den lieben Florian Heinemann an meiner Seite von Project A und wir sprechen wieder über das Thema Business Building. Und weil wir ganz viele Hörerinnen und Hörer haben, wo wir mitkriegen, die interessieren sich für das Thema Gründen, fragen sich aber manchmal, wie ist das eigentlich kompatibel, wenn ich eine Familie habe oder haben will, möchten wir heute mal darüber sprechen, wie man eigentlich das Gründen eines Unternehmens mit dem Gründen einer Familie verbinden kann. Das heißt, wenn ich entweder schon eine habe oder im Begriff bin, eine zu gründen, bin ich dann eigentlich wirklich effektiv in der Lage, ein Unternehmen zu starten? oder gehört das dann vielleicht ein wenig vertagt? Das heißt, wir werden natürlich darüber sprechen, was für wirtschaftliche Faktoren kommen dabei zum Tragen, wie organisiere ich mich, was für Hilfsnetzwerke kann ich mir vielleicht aufbauen, aber auch, was ist eigentlich so der Preis für den Erfolg, den man dann dort anstrebt? So, that being said, lieber Florian, hallo, schön, dass du da bist und ja, du hast ja auch ganz große Familie, da kommen wir gleich zu. Moin erstmal.

Florian Heinemann: Moin, moin.

Joel Kaczmarek: Wie alt warst du, als du deine erste Firma gegründet hast?

Florian Heinemann: ABE Books? 23.

Joel Kaczmarek: Da hattest du schon Familie? Ja, nein?

Florian Heinemann: Nein. Da hatte ich, glaube ich, in dem Moment noch nicht mal eine Frau oder Freundin. Also ich war weit weg von irgendwie Familie.

Joel Kaczmarek: Okay, weil du gehörst ja zu den Menschen, die ich bewundere. Ich weiß nicht, wie transparent du mit deiner Familienstruktur umgehst. Also du hast vier Kinder, so viel darf man vielleicht sagen. Und auch eine beruflich ambitionierte Frau, also die auch beruflich sehr erfolgreich ist. Sprich, das ist eine sportliche, organisatorische Herausforderung, sowas zu managen. Ja.

Florian Heinemann: Was schon mal hilft, ist, dass die vier Kinder von einer Frau stammen. Das macht es, glaube ich, schon mal ein bisschen einfacher. Wir müssen jetzt keine Befindlichkeiten von irgendwelchen geschiedenen Frauen oder Männlern berücksichtigen. Das ist schon mal ganz gut.

Joel Kaczmarek: Ja, aber stimmt. Guter Punkt. Patchwork-Familien oder dann so Ex-Geschichten, dann kommt natürlich nochmal das Ganze auf Steroide, worüber wir jetzt reden. Aber wenn wir mal basic anfangen. Also ich glaube, du weißt, was es heißt zu gründen und du weißt, was es heißt, eine Familie zu führen. und ich würde sagen, vier Kinder ist schon so Endspiel. Das ist so Super Mario Level 4 eher schon. Du kennst das beides und wenn du jetzt mal in dein Portfolio guckst, auch mit den erfolgreichen Gründern und Gründerinnen natürlich auch, wie viele Personen davon haben denn selbst nachwuchseffektiv Familie in den wirklich ambitionierten Phasen. und bei wie vielen ist das eher nicht so?

Florian Heinemann: Ja, also es ist schon so, dass immer mehr der Gründer, ja auch sozusagen die Mehrfachgründer und so weiter sind, dadurch auch tendenziell ein bisschen älter sind und dadurch haben auch immer mehr Gründer, Familie, das ist schon meine Wahrnehmung. Also wir haben natürlich auch ein paar, was ich, 26-Jährige oder No Unity sind glaube ich 19. Insofern, die haben zumindest nach meinem Wissenstand jetzt noch keine Kinder oder noch keine Familie. Aber es ist schon immer mehr so, dass das der Fall ist.

Joel Kaczmarek: Also bei mir war es ja sonst immer so, wenn ich mir früher Team Europe angeguckt habe, habe ich für mich irgendwann festgestellt, dass es, glaube ich, gut tut, wenn jemand unternehmerisch tätig ist und hat einen Partner oder eine Partnerin, weil ich den Eindruck habe, das erdet. Dann ist so dieses ganze Dating-Game schon mal raus. Dann läufst du auch nicht Gefahr, dass man irgendwie, also gerade bei den Kerlen ist es, glaube ich, immer so ein Thema, dass die irgendwie bekloppten Lifestyle haben. Ich habe gerade irgendwie so lustig, ich habe gerade so Sebastian Diemer mit seinen Ferraris immer im Kopf gesehen. Aber ich glaube, selbst der ist in festen Händen. Also das ist schon so ein beruhigender Faktor, aber Kinder macht natürlich nochmal was. Also vielleicht gehen wir mal auf die Schwierigkeiten ein. Also dass man auch mal sagt, was schafft denn Komplexität, wenn ich eine Familie habe, in meinem Gründer-Lifestyle für dich?

Florian Heinemann: Also ich glaube, das eine ist ja sozusagen der zeitliche Einsatz, den ich sowohl für die Gründung leisten muss, aber natürlich auch für die Familie leisten muss, möchte, sollte, darf. Weil das ist ja auch sozusagen mit einer der Gründe, oder Motivation, warum man eine Familie gründet, ist ja auch vermutlich jetzt Wahl, dass man mit diesen Menschen, denen man da das Leben schenkt, dass man mit denen auch grundsätzlich jetzt mal Zeit verbringen möchte. Uns ja auch wichtig ist, dass man da ist. Nicht immer, aber und auch sicherlich immer ein Stückchen weniger, aber dass man eben schon ausreichend, je älter die Kinder werden, aber dass man eben ausreichend da ist, auch in den kritischen Momenten und dazu braucht man natürlich Zeit, die man hat und bereit ist zu investieren, aber man braucht einfach auch einen gewissen Share an Aufmerksamkeit. So, das ist natürlich nicht immer so einfach, Also das rein Zeitliche, aber auch sozusagen die geistige Kapazität und Aufmerksamkeitsspanne, um das zu leisten, weil natürlich auch die Dinge sich ja auf ganz anderen Ebenen abspielen. Unternehmerische Probleme und Probleme von Kindern oder Entwicklung von Kindern. Wir bewegen sich ja innerhalb von ganz anderen Dimensionen. Das heißt, da umschalten zu können, das ist, glaube ich, die Schwierigkeit, die viele haben, dass du im Prinzip permanent umschalten musst und in beiden Sphären idealerweise weitgehend anwesend und wirklich präsent und da bist. Und das bereitet Menschen auf, Probleme, das merkt man schon. Also wenn du zwischen verschiedenen, sehr unterschiedlichen Anforderungswelten hin und her springst, das kann nicht jeder und das ist sicherlich etwas, was man sich auch beibringen muss und trainieren muss. Das andere ist natürlich auch das Thema finanzielle Fähigkeiten oder Flexibilitäten, auch häufig als Gründer. hat man natürlich den Anreiz, möglichst wenig Cash dem Unternehmen zu entziehen in Form von Gehalt. Und weil man natürlich sagt, ich will ja, dass die Firma sich entwickelt und möglichst viel Geld soll in die Entwicklung der Firma fließen. Und das ist ja auch etwas, was Investoren, egal ob man es jetzt bootstrappt oder Investoren dabei hat, bei Investoren hat man natürlich häufig noch dann auch die Fähigkeit oder überhaupt die Möglichkeit, ein gewisses Gehalt zu bezahlen. Wenn man eine Bootstrap-Gründung macht, gibt es ja häufig noch nicht mal die Möglichkeit. Aber das ist häufig ein Thema, das man natürlich sich überlegen muss, Wenn ich jetzt eine Familie habe, habe ich in der Regel einen anderen Fixkostenblock, als wenn ich jetzt alleine in der WG lebe. Und das muss man sich überlegen, wie lange kann ich das? Habe ich irgendwas Erspartes? Und das Nächste ist natürlich, dass die Dinge, die das dann ermöglichen häufig, dieses gute Vereinbaren von Familie und ambitionierter Gründung, dass das eben eine gewisse Support-Infrastruktur verlangt oder zumindest mal macht es das deutlich leichter. Und diese Support-Infrastruktur kostet natürlich. Also wenn du jetzt in Richtung Kinderbetreuung denkst, wenn du in Richtung Putzhilfe denkst, wenn du sozusagen Einkäufe liefern lässt und so weiter. Das kostet natürlich alles tendenziell Geld. Und das ist natürlich etwas, was man überhaupt erstmal leisten muss. Wenn du natürlich noch so Themen hast wie jetzt, was ich, du hast, habe ich jetzt auch schon ein paar Mal erlebt, Leute haben eine Wohnung gekauft und dann haben sie irgendwelche Kreditverpflichtungen und dann wird man selbstständig. Das kommt ja dann nochmal erschwerend hinzu. Dann fragt die Bank, wie ist das denn? Können sie überhaupt ihre Kreditverpflichtungen jetzt noch bezahlen? Die wollen ja auch regelmäßig wissen, sind sie jetzt eigentlich noch angestellt und was ist das für eine Firma und wollen Gehaltsnachweise sehen und so. Also das ist dann nochmal das Thema zum Quadrat. Und man merkt eben schon, dass die Freiheitsgrade und natürlich auch die Möglichkeit, über gewissen Zeitraum mit relativ wenig Geld auszukommen, diese Flexibilität nimmt natürlich ab in dem Moment, wenn man Familie hat. Also insofern, ich glaube, dass das Zeitliche, dieses Aufmerksamkeitsthema, schaffe ich es, diese Themen adäquat zu berücksichtigen. Das finanzielle Thema ist sicherlich eins. Man ist nicht eine gewisse Risikobereitschaft, bin ich bereit, in sozusagen sowas reinzuspringen. Die Hürde, irgendwo rauszugehen, wo ich vorher ein festes Gehalt hatte, das ändert sich natürlich, wenn man nicht mehr nur selbst verantwortlich ist, für sein Auskommen zu sorgen, sondern im Prinzip eine gewisse Struktur noch drumherum hat, die man finanzieren muss. Das ist also sicherlich eine weitere Dimension, die man irgendwo betrachten muss. Und das führt sicherlich schon tendenziell dazu, dass es zumindest schwieriger ist oder die Hemmschwelle etwas höher ist, wenn man Familie hat, sich selbstständig zu machen. Das ist schon so. Oder zu gründen.

Joel Kaczmarek: Gut, also wir fassen mal zusammen und ich ergänze auch mal ein bisschen, was mir noch so einfällt. Also erster Faktor, Kinder sind teuer, was ja auch irgendwie schön ist, aber alleine so, ich glaube, sieben Windeln am Tag in der ersten Phase und dann wachsen aus den Klamotten raus und die Sportkurse und so weiter. Das macht dir erstmal sozusagen Druck auf der Cash-Seite und finde ich einen wichtigen Punkt, den du gerade gesagt hast. Die Risikobereitschaft sinkt halt, je mehr Verpflichtungen man hat und man die Flexibilität nimmt dann auch nach. Das Thema Zeitmanagement ist, glaube ich, super essentiell. Also wie viel Zeit kann ich auf was verwenden und wie viel geistige Kapazität habe ich da noch, wenn ich dauernd zwischen Kontexten springen muss? Das kann ja auch eine Stärke sein. Ich kenne irgendwie viele Mütter, die so top organisiert sind, dass sie auf der Arbeit viel effizienter sind als andere Menschen, weil sie sich einfach organisieren müssen. Und dann gibt es aber auch noch so andere Elemente, die noch hinzukommen. Also Schlaf ist zum Beispiel so ein Case, den ich erlebt habe. Entweder bei kleinen Kindern, wenn die noch Babys sind, nicht durchschlafen oder auch wenn die älter sind, wird mal nachts hier und so Alarm gemacht. Dann finde ich auch so der Faktor Konflikte in der Beziehung. Also du willst ja eigentlich möglichst zen-mäßig unterwegs sein, um deine ganze geistige Kapazität auf Probleme auf der Arbeit zu nehmen. Aber wenn du dann eine Familie hast und sich zum Beispiel ein Partner oder Partnerin abgehängt fühlt, ist das auch schnell mal, finde ich, ein Thema, was halt Konflikt macht und natürlich irgendwie Energie raubt in solche Sachen. Und dann unten drunter steht dann halt irgendwie ein Stück weit das ganze Thema Stamina-Resilienz, also Ausdauer-Resilienz, die bei mir dann auch leidet als Mensch, wenn ich irgendwie beides vereinen muss. Zumal es aus den Krankheiten hinzukommt. Also ich glaube, wenn man so Kinder in die Kita gibt, was man dann mal so an Krankheitswellen mitnimmt, also ich weiß gar nicht, wie du es mit vier machst, das muss so ein unfassbarer Potenzierungsgrad sein. Das sind ja alles so Elemente. Und jetzt lass uns mal noch ein großes, richtig schön sexistisches Thema hier reinnehmen. Also ich finde, man muss da mal die Hose runterlassen und offen darüber sprechen. Ich habe neulich meiner Frau zugehört, die meinte, wir Ladies haben neulich zu uns gesagt, wenn ein Mann sagt, ich möchte Beruf und Familie vereinen, ist das was ganz anderes, als wenn eine Frau sagt, ich möchte Beruf und Familie vereinen. Das heißt, glaubst du, dass das Thema Gründen und Familie unter einen Hut zu kriegen für Frauen noch härter ist als für Männer oder gestaltet sich das mehr oder minder gleich?

Florian Heinemann: Sagen wir so, es ist sicherlich so, dass immer noch, und ich glaube, da muss man gar nicht drum herum reden, es akzeptierter ist, sozusagen, wenn Männer, Und zwar Kinder haben und sich da auch einbringen. Das ist für Frauen sicherlich noch mal schwieriger von der Akzeptanz. Das siehst du ja auch jetzt gerade bei unserer Kanzlerkandidatin der Grünen. Da ist sicherlich die Diskussion, was passiert mit den Kindern und so weiter, war da sicherlich ein deutlich größeres Thema. als das bei einem ähnlich sozusagen situierten Mann mit kleinen Kindern der Fall gewesen wäre. Und das ist sicherlich schon noch so. Ich glaube, in der Praxis hängt das einfach nur davon ab, wie sozusagen ein Paar sich Und welche Aufgabenteilung die haben. Ich glaube, da ist es ja letztendlich egal, ob jetzt der Mann oder die Frau gewisse Aufgaben übernimmt. Wenn man sich eben darauf einigt als Paar, die Frau gründet was oder es kann ja auch ein gleichgeschlechtliches Paar sein, die jetzt Kinder adoptiert haben. Also wenn man sich eben darauf einigt, der eine Partner übernimmt gewisse Aufgaben. dann ist das, glaube ich, völlig egal, ob jetzt Mann oder Frau derjenige ist, der jetzt sich da selbstständig macht. Also das hängt bloß eben davon ab, ist man in der Lage, als Paar sich sozusagen von den ja immer noch gesellschaftlichen Konventionen ein Stück weit freizumachen und zu sagen, ist für mich völlig in Ordnung, als Mann dann dort gewisse Aufgaben zu übernehmen. Weil ich glaube, was schon die Realität ist, du musst, glaube ich, als Paar eine sehr klare Aufgabenaufteilung und Zuständigkeitsaufteilung haben. Um diesen, den du ja beschrieben hast, latenten Konflikt, der ja immer schwelt, wenn der eine sozusagen sich jetzt da unternehmerisch verwirklichen darf und der andere eventuell dadurch ein bisschen zurücktritt. Ich meine, das muss man, glaube ich, einfach sehr, sehr offen klären. Und ob da jetzt der Mann quasi die Rolle hat, sich da etwas freier verwirklichen zu können oder die Frau, das ist, glaube ich, egal. Das muss einfach das Paar untereinander klären. Wichtig ist eben nur, dass man das tut, ne? Und ich meine, es gibt ja durchaus, das gibt es jetzt ein bisschen weniger noch, Beispiele, wo beide das machen. Was dann aber eigentlich nur geht mit einer wirklich exzellenten Support-Struktur. Und wo man sich dann natürlich auch fragt, hat man ausreichend Qualitätszeit, die man mit den Kindern dann eben wiederum verbringt, also als Paar. Und das ist dann sicherlich eine Frage. Aber grundsätzlich sehe ich jetzt immer stärker da jetzt keinen großen Unterschied mehr. Man muss es eben nur vorher klären. Und die Schwierigkeit ist häufig die, dass man natürlich in dem Moment, gerade wenn man sein erstes Kind hat, merkt man natürlich sozusagen, man bemerkt selbst, was ist eigentlich meine Einstellung dazu? Wie viel Zeit möchte ich eigentlich mit den Kindern verbringen? Wie gut kann ich das auch? Und das sind ja alles Dinge, die findest du ja erst raus, wenn du dein erstes Kind hast. Also wie ein Kind dein Leben verändert, deine Einstellung zur Partnerschaft, deine Einstellung zur Beziehung, deine Einstellung zu Kindern, das lernst du ja alles in dem Moment erst. Das musst du ja erfahren. Das kannst du dir ja nicht irgendwie anlesen oder so. Und ich glaube, das ist dann natürlich auch der Moment, wo man dann sozusagen als Paar sich auch nochmal die Karten legen muss und sagen, so, wie ist denn das eigentlich? Verändert das jetzt dein Ambitionsniveau? Was kannst du dir hier vorstellen? Es gibt ja auch so Vereinbarungen, dass man das ein bisschen sequenziell macht. Erst fokussiert sich der eine stärker auf das Thema Kinder, der andere ein bisschen stärker auf das Thema Karriere und dann wechselt das irgendwann. Ich glaube, egal welches Modell man wählt, ich glaube, das ist nicht geschlechtabhängig, sondern es ist einfach, man muss sich eben überlegen, wie ist die Rollenverteilung, mit der jemand auch mittelfristig glücklich ist? Weil ich glaube, es geht nur dann, wenn beide Partner wirklich sehr klar sich zu diesem Modell bekennen und auch bewusst, weil sonst fliegt dir das halt irgendwann aufgrund der latenten Konflikte, die du gerade genannt hast, um die Ohren. Und was wir zumindest für uns festgestellt haben, was schon sehr, sehr stark hilft, ist eben eine verlässliche Support-Infrastruktur, die quasi alle Nicht-Qualitätsaufgaben, so nenne ich das jetzt mal, Einkaufen, Putzen, Fahrdienste, also wir haben wahnsinnige Logistik-Operationen. die solche Dinge im Prinzip relativ zuverlässig übernimmt. Das bringt schon mal wahnsinnig viel Entlastung in das ganze Thema. Aber das muss man sich natürlich auch leisten können. Und ich glaube, da einen realistischen Blick drauf zu haben und das Maximum der eigenen finanziellen Fähigkeiten Oder Möglichkeiten dann in so einen Support zu stecken für einen gewissen Zeitraum. Das ist aus meiner Sicht ein absolutes Erfolgsgeheimnis bei dem Ganzen, weil das natürlich dann beiden Parteien sozusagen oder beiden Partnern gewisse Freiheiten gibt, die man sonst vielleicht nicht hätte. Aber es ist eine finanzielle Frage, absolut.

Joel Kaczmarek: Also ich würde mal behaupten, alles was wir über das Thema Gründen hier erzählen, kann man eigentlich über Berufstätigkeit insgesamt anwenden. Also ich habe gerade auch nochmal darüber nachgedacht, wenn man sich den Fall damals anschaut von der, ich weiß gar nicht mehr, Delia Fischer hieß sie früher, ich glaube jetzt heißt sie Delia Lachance von West Wing, wo ja auch ein Thema war, dass sie ein Kind kriegen wollte und musste dann irgendwie ihr Hilfsmir-Vorstandsmandat, glaube ich, ablegen. Also ich finde, alles, was wir hier sagen, gehört für mich auch immer angewendet auf Berufstätigkeit insgesamt. Und jetzt möchte ich natürlich zum Kasus-Knaxus. Also, erste Frage, hältst du es für machbar, wenn man ambitioniert gründet, also wenn man wirklich was erreichen will, dass man parallel eine Familie aufbaut? Und danach, wenn wir mal durchdeklinieren, was sind denn so Vorgehensmodelle, gerade wie du es auch beschrieben hast, also wie kann man das angehen?

Florian Heinemann: Ich halte das schon für machbar, aber klar, man muss natürlich schon ein Setup haben, Was das hergibt und was meine ich damit? Man braucht zu Hause sicherlich ein Setup, was das hergibt und man muss vielleicht auch sehr kritisch die Teamkonstellation anschauen, mit denen man das zusammen gründet. Also es gibt ja durchaus auch die Möglichkeit zu sagen. Man erweitert das Team, ob es das Management-Team oder das Gründungsteam ist, um gewisse Kompetenzen, Kapazitäten und so weiter, um vielleicht auch eben zu ermöglichen, dass man es besser vereinbaren kann und trotzdem ein sehr hohes Ambitionsniveau hat. Man muss natürlich schon sagen, gerade in der frühen Phase von solchen Gründungen, wenn sozusagen der Product-Market-Fit identifiziert wird, die initiale Konfiguration sozusagen, da hast du natürlich schon häufig einen sehr hohen zeitlichen Einsatz. Ich glaube, jeder, der Kinder kriegt, weiß das sozusagen. Man wird ja schon, das ist auch das, was du jetzt gerade von den sozusagen Teilzeitkräften beschrieben hast, die sind ja auch häufig deutlich effizienter sozusagen, jetzt mal auf Output pro Zeiteinheit gesehen, als das vorher der Fall war und das ist ja auch das Gleiche, was man an sich beobachtet, in dem Moment, wenn man Kinder hat, dann surft man eben auch nicht mehr drei Stunden auf Instagram und macht irgendwas, sondern die Zeiten, wo man eben solche Dinge tut, es reduziert sich und dann ist es schon erstaunlich, wie viel produktiver man wird. Also man kann, glaube ich, schon eine Menge durch gute Organisation, gutes Zeitmanagement, gute Supportstruktur auffangen, Und ich glaube, das muss man einfach ehrlich für sich beantworten. In was für einem Ambitionslevel-Markt bin ich hier eigentlich gerade? Also das ist, glaube ich, auch nochmal wichtig. Ich glaube, wenn du jetzt ein Gorillas-Execution-lastiges Modell machst, ist das sicherlich was anderes, als wenn du jetzt sozusagen eine Enterprise-Software-Geschichte machst, die sozusagen eher über Jahre angelegt ist, als jetzt sozusagen hier innerhalb von ein paar Monaten. oder was ich Groupon damals oder Delivery, also weißt du, wo du so Modelle hast, wo du einfach sehr, sehr schnell mit wahnsinnigem Einsatz gewinnen musst, weil einfach die Relevanz des Früh in irgendeinem Markt sein oder präsent zu sein, das eben so hoch ist. Und das ist ja bei vielen Modellen nicht so. Und ich glaube, das hängt sicherlich auch ein Stück weit davon ab, wie gut man das miteinander vereinbaren kann. Aber wie gesagt, ich glaube, wenn man da einen realistischen Blick drauf hat, wenn man das vielleicht auch ausgleicht mit zusätzlichen Teammitgliedern im Management- oder im Gründungsteam, dann geht das, glaube ich, schon. Weil was ich schon unterschreiben würde mittlerweile, dass nur, wenn man jetzt 80, 90 irgendwas Stunden arbeitet, ist das noch kein Garant für Erfolg. Wenn man die richtigen Dinge tut, ist das häufig wichtiger. Trotzdem muss man natürlich schon festhalten, die meisten sehr erfolgreichen Gründer, die ich jetzt kennengelernt habe, arbeiten zumindest in den ersten Jahren sehr, sehr hart. Ob das immer so nötig gewesen wäre, ob es auch anders gegangen wäre, ist natürlich schwer zu überprüfen im Einzelfall. Aber ich glaube, auch da hilft es natürlich, ein Mehrfachgründer zu sein, weil man dann sicherlich auch nochmal ein deutlich besseres Gefühl dafür kriegt, An welchen Stellen mache ich jetzt hier eigentlich wirklich den Unterschied? An welchen Stellen? kann ich das vielleicht auch an jemand Drittes geben? Also ich glaube, auch da, ich bin ja ein sehr starker Fan von die richtige Konfiguration irgendwie zusammenzubauen, dass das mindestens genauso großen Impact hat wie oder deutlich größeren als jetzt sozusagen einfach einen rein zeitlichen Einsatz zu bringen. Aber wie gesagt, ich glaube, man muss da schon sehr ehrlich sein. Was für ein Modell habe ich? Wie sind meine Konkurrenten aufgestellt? und so weiter, ob ich da relativ gesehen ein wettbewerbsfähiges Setting habe. Weil das ist ja letztendlich der entscheidende Punkt. Man sieht ja schon, dass im digitalen Bereich zumindest die Gewinner deutlich überproportional profitieren in einem gewissen Space oder in einem gewissen Bereich, den sie beackern. Das ist schon so, dass du eine überproportionale sozusagen Gewinnerwertentwicklung hast im Vergleich zu anderen, die das Gleiche machen. Und wenn du sagst, das ist eigentlich deine Ambition, dann muss man natürlich auch einen wettbewerbsfähiges Setting vor diesem Hintergrund zusammenbauen. Und ich glaube, da muss man schon sehr ehrlich und kritisch sein, ob das geht.

Joel Kaczmarek: Und jetzt mal hypothetische Situation. Du hast eine Finanzierung von einem Unternehmen vor dir, wo wir jetzt mal sagen, das ist jetzt keine Firma, die so einen First-Mover-Druck hat, wie du es gerade beschrieben hast, sondern ein ambitioniertes Unternehmen. Da sind zwei Gründungspersonen drin, die keine Kinder haben und eine, die welche hat. Und jetzt streiten die sich darüber, ob die Person mit Familie, mit Kind weniger Anteile kriegen sollte, weil sie kann ja nicht so viel Zeit committen. Wie siehst du aus Investorensicht so einen Konflikt, wenn jemand Familie hat versus wenn er die nicht hat?

Florian Heinemann: Ich meine, du kennst ja, glaube ich, meine generelle Sichtweise auf dieses Anteilsverteilungsthema. Also ich plädiere sehr stark für eine Gleichverteilung. Warum? Wenn du denkst, dass die Person das nicht wert wäre, dann ist das eigentlich schon nicht dein richtiger Gründungspartner an eins. Zeitliche Verfügbarkeiten in der kurzen Frist sind dabei aus meiner Sicht eher zu vernachlässigen, weil ambitionierte Unternehmen bauen sich über fünf, zehn Jahre. Das ist mindestens so. Und da ist ehrlicherweise, kann die Situation eine ganz andere sein. Also die, die da jetzt noch keine Kinder haben, Haben dann vielleicht in fünf Jahren welche und umgekehrt. Das heißt also, ich glaube, wenn jemand die richtige Einstellung hat, die richtigen Fähigkeiten hat, dann sollte das nicht das Problem sein. Und wie gesagt, aus meiner Sicht erzeugen Ungleichverteilungen von Anteilen innerhalb eines Gründerteams. aufgrund von irgendwelchen kurzfristigen Kriterien erzeugen nach hinten raus eigentlich immer sehr viel Stress. Und die Erfahrung ist ja die, dass wenn es ein gutes Thema wird, was ja sowieso nicht so wahrscheinlich ist, aber wenn das passiert, dann geht es da sowieso allen sehr gut. Das heißt, dann ist es auch egal, ob man da jetzt ein paar Prozent mehr hatte oder weniger. Also insofern würde ich da eher die Wahrscheinlichkeit minimieren, dass es zu Konflikten kommt. und da eben eher eine Gleichverteilung heranführen. Also das wäre mein Rat. Aber ich weiß, dass da sehr viele Menschen anders drüber denken und sagen, ich hatte ja die Idee und deswegen brauche ich jetzt mehr oder ich kann jetzt hier mehr arbeiten. Das ist für viele ein legitimer Grund, da mehr Anteile zu bekommen. Ich würde da immer entgegenhalten, auch fünf bis zehn Jahre wird das wahrscheinlich keinen Unterschied machen. Sondern du minimierst eher die Wahrscheinlichkeit, dass Konflikte entstehen. Denk mal drüber nach. Und wenn du wirklich glaubst oder wenn die Mehrheit der Leute glaubt, dass das nicht die richtige Person ist, dann kann man immer noch drüber nachdenken, wie die Person dann irgendwann das Unternehmen komplett verlässt. Aber nicht, indem du halt sozusagen da initial weniger Anteile gegeben hast. Das sorgt eigentlich dann eher für eine instabile Konstellation. Aber wie gesagt, das kann man durchaus auch anders sehen und da muss man natürlich auch seinen Frieden mitmachen. Das habe ich schon mehrfach gemerkt. Das ist einfach meine grundsätzliche Einstellung zu diesem Thema. Das ist auch, glaube ich, ein Stück weit persönlichkeitsbedingt. Es gibt natürlich auch Personen, die da aus ihrer Persönlichkeitsstruktur nicht so richtig raus können und immer ein Störgefühl dann empfinden bei sowas. Aber da würde ich mich halt fragen, ob ich mit so jemandem was gründen würde. Anstelle der Person, die weniger Anteile kriegen soll, ehrlicherweise.

Joel Kaczmarek: Ja, sehr gut, hätten wir's auch geklärt. Gut, Florian, komm, dann ist jetzt mal Zeit, dass wir uns auf konkrete Ansätze wirklich fokussieren. Ich kann ja mal erzählen, ich weiß, ich hab mich mit Niklas Oestberg, dem CEO von Delivery Hero, mal darüber unterhalten. Der sagte mir damals, ich weiß nicht, ob's immer noch so ist, dass er Montag bis Donnerstag immer hardcore arbeitet macht. Also auch dann wirklich so bis ein Uhr nachts, also keine Gefangenen. Und Freitag, Samstag, Sonntag aber überhaupt keine. Also der sagt halt wirklich, an den drei Tagen ist Family Life. Oder Markus Diekmann ist ja zum Beispiel auch so ein Kandidat, der immer sagt, er ist ja drei Tage CEO. Das heißt, drei Tage ist er in seiner Firma CEO. Und die anderen zwei Tage der Woche guckt er sich andere Firmen an. Aber natürlich auch, dass er seiner Familie da irgendwie Zeit einräumt. Und dann das Wochenende. Das mal so als zwei Modelle, die mir bisher untergekommen sind. Vielleicht kannst du ja mal aus deinem Erfahrungsschatz schildern, wie du das machst, dass man irgendwie vier Blagen, eine Frau und sich selbst glücklich hält neben der Arbeit.

Florian Heinemann: Ja, also vielleicht einmal das System, wir haben so eine Art rollierende Planung. Also gut, das ist jetzt in Corona-Zeiten natürlich alles ein bisschen anders gewesen, muss man fairerweise sagen, mit Homeschooling und so weiter. Aber ich sage jetzt mal, also das Nicht-Corona-Modell, ja. Wir haben uns eigentlich immer am Wochenende abends mal hingesetzt und dann immer so versucht, die nächsten vier Wochen durchzuplanen. Also das änderte sich dann natürlich. Deswegen sage ich rollierende Planung. Aber dass sozusagen wir dann immer durchgegangen sind, wer wird eigentlich in den nächsten vier Wochen eventuell auch mal nicht da sein oder hast du irgendeine Abendsverpflichtung wegen irgendwas? Das haben wir dann eigentlich immer sehr genau abgesprochen und das immer schon einen relativ langen Vorlauf, um dann quasi direkt in diesem, ich nenne es jetzt mal Meeting, direkt die Babysitter sozusagen, wenn wir dann welche brauchen, anzufragen. Und ich glaube, was halt ganz wichtig ist, gerade wenn beide irgendwie aktiv sind, beruflicher Natur, dass man sozusagen, und wir haben das auch so gehalten, es gibt jetzt auch nicht, meine Sachen gehen vor oder umgekehrt, sondern wir haben da wirklich versucht, sozusagen da im Rahmen dieser Planung gemeinschaftlich eine Lösung zu finden. Und wenn dann eben klar war, da ist jetzt irgendwie der Babysitter nicht verfügbar oder wir haben eigentlich auch immer den Anspruch zum Beispiel, dass einer von uns unsere Kinder ins Bett bringt. Und dass man dann eben auch versucht, dann im Zuge dessen, und das kann man häufig mit dem Vorlauf, dann auch noch Dinge, die dann vielleicht da gerade sind, die dann eben zu verschieben. Das habe ich also auch regelmäßig gemacht, dass hier irgendwelche Meetings, die dann irgendwo dazwischen lägen, wenn jetzt irgendwie meine Frau dann irgendwas anderes hatte, dass ich das dann halt verschiebe. Und was natürlich super ist, das muss man schon sagen, jetzt durch Corona, Ich war sonst schon, würde ich schätzen, einen Tag die Woche irgendwo unterwegs, teilweise zwei Tage. Und das bringt natürlich immer sehr viel Unruhe rein. Das ist natürlich jetzt nicht mehr so oder viel, viel seltener so. Und das ist natürlich eigentlich ganz angenehm. Was ich schon eigentlich versucht habe, immer abends zu Hause zu schlafen. Also egal von wo, ich schlafe. Also klar, natürlich jetzt nicht von den USA, aber wenn ich jetzt nach London geflogen bin oder sowas, was ich ja schon sehr regelmäßig gemacht habe oder irgendwas Innerdeutsches, dann bin ich eigentlich abends immer wieder zu Hause gewesen, um auch morgens quasi, also ich finde morgens ist so eine der kritischsten Phasen der Familie, dass du da versuchst, da eben normal präsent zu sein. Und auch Dinge so zu legen, dass man eben idealerweise erst nachdem Kinder in der Schule oder Kita sind, dass dann eben erst irgendwelche Termine anfangen. Ich finde, das bringt immer schon sehr viel Ruhe rein. und womit wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben, ist einfach eine möglichst gleiche Morgenroutine, dass man einfach weiß, 6.45 Uhr stehst du auf. 7.05 Uhr muss das Frühstück auf dem Tisch sein, 7.10 Uhr müssen eigentlich die Kinder anwesend sein, sonst klappt das alles nicht. Und das idealerweise möglichst gleich. Das bringt schon mal ziemlich viel Ruhe rein. Das hat uns sehr geholfen, was ich eigentlich immer versuche. Ich habe eigentlich immer ein bis zwei Nachmittage, die ich versuche, pro Woche mit den Kindern zu verbringen. Das legen wir dann auch im Rahmen dieser Planung fest, wo ich mit denen zum Sport gehe oder wo ich mit denen noch irgendwas mache. Und ich versuche auch eigentlich, ja, soweit es geht, das war jetzt wie gesagt wegen Corona auch kein Problem, beim Abendessen immer mit dabei zu sein. Und was meine Routine ist dann, ich fange halt, wenn die Kinder im Bett sind, um neun oder viertel vor neun oder so, fange ich dann halt an, meine E-Mails abzuarbeiten. Also ich arbeite häufig abends meine E-Mails ab. Also das ist so meine Routine. Ob die jetzt so gut ist, das sei jetzt mal dahingestellt, aber ich versuche eigentlich tagsüber sozusagen Telefonate treffen, Zoom-Calls zu machen und dann das wirklich zu nutzen von 9 bis 18.30 Uhr, dann zu Abend zu essen und dann um 9 Uhr nochmal eben meine E-Mails abzuarbeiten. Aber das führt natürlich auch häufig dazu, dass man eben das bis 12 Uhr oder auch mal halb eins macht. Das ist nicht optimal, aber ich meine, da brauchst du ja auch nur wie wichtig Schlaf ist und so weiter. Ich versuche schon, sieben Stunden zu schlafen. Ich glaube, alles andere ist dann doch nicht optimal auf Dauer. Wahrscheinlich wäre ein bisschen mehr sogar noch besser. Aber ich habe eigentlich das Gefühl, dass ich mit sieben Stunden schlafe. Das klappt eigentlich ganz gut. Wenn es siebeneinhalb sind, ist es besser. Deswegen versuche ich schon, bis Mitternacht im Bett zu sein. Aber das klappt nicht immer. Und was du natürlich schon merkst, und das ist natürlich der Nachteil dieser Vorgehensweise, wenn du eben bis, was ich 10 von 12 E-Mails mache, dann bist du jetzt nicht unbedingt Um 12 ist dein Hirn nicht auf dem Modus, den du eigentlich wahrscheinlich brauchst, um vernünftig zu schlafen. Das muss man schon sagen. Aber zumindest jetzt mal in der Zeit, wo Kinder noch klein sind und wo denen solche Routinen auch helfen, ist das der Kompromiss, den ich jetzt irgendwie gehe. Und ich versuche auch am Wochenende, mache ich schon abends in der Regel irgendwas, aber ich versuche tagsüber eigentlich nichts zu machen und bin dann auch wirklich anwesend, weil das ist ja auch immer so und versuche dann auch teilweise das Handy einfach wegzulegen. Das ist nicht immer so einfach, aber man merkt natürlich schon, wenn du Handy und Kinder verträgt sich nicht gut aus verschiedenen Gründen. Zum einen, weil du natürlich dann sehr schwere Argumentationen hast, wenn der 13-Jährige dich von TikTok ablassen will. Und das andere ist, dass du natürlich schon merkst, Wenn du parallel immer noch irgendwelche E-Mails checkst oder so, dann bist du natürlich nie so ganz da, jetzt beim Monopoly-Spiel oder Fußball oder was auch immer du jetzt da gerade mit denen machst. Und das ist schon nicht so optimal. Also damit habe ich eigentlich ganz gute Erfahrungen gemacht, dann wirklich, wenn ich zu Hause bin, das Handy wegzulegen an irgendeinem Ort, wo ich auch nicht ständig drauf gucken kann. Und dann eben das erleichtert mir sehr diesen Wechsel zwischen beruflicher Sphäre und privater Sphäre. Und da brauchst du halt schon immer so ein paar Minuten, bis du den Switch hinkriegst. Also ich zumindest. Da ist sicherlich jeder anders. Aber ich glaube, diesen Switch, den muss man sich halt erleichtern. Und das ist bei mir so ein bisschen so dieses, ich lege halt das Handy da an diesen Ort. Das kann ich eigentlich jedem nur empfehlen. Und ich glaube, das andere, was uns sehr geholfen hat, wirklich ein bisschen Ruhe reinzubringen, ist eben diese Morgenroutine, dass die halt sehr gleich ist. Und ein dritter Hinweis für uns war sicherlich zu sagen, möglichst alle Tätigkeiten, die keine Qualitätszeit mit den Kindern beinhalten, die eben zu versuchen, auch zu sourcen. Also wir arbeiten sehr viel oder haben sehr viele Projekte. sozusagen jetzt Unterstützung im Bereich Logistik, sage ich jetzt mal. Also das ist, glaube ich, auch nochmal wichtig, dass wenn man sich das leisten kann, das ist natürlich eine finanzielle Frage auch, dass man eben auch einen Babysitter hat, der Kinder zum Sport fährt beispielsweise, weil du musst eigentlich nicht bei einem Sporttraining drei Stunden daneben sitzen und alle anderen Kinder noch mitschleifen. Also es gibt eine Reihe von Kindern, die siehst du dann bei ihren Brüdern oder Schwestern, irgendwie zwei Stunden neben irgendeinem Fußball, Basketball oder sonst irgendwas Training sitzen müssen und eine genervte Mutter dazu, das ist, also wenn man das vermeiden kann oder genervter Vater, das kann man eigentlich, das sollte man glaube ich tun und dass man halt lieber sozusagen einen Babysitter hat, der dann mit dem einen zum Sport geht und der andere ist dann eben, du verbringst dann lieber Qualitätszeit mit den verbleibenden Geschwistern und machst mit denen irgendwas, Das ist sehr, sehr gut investiertes Geld, wenn man das sich leisten kann. Das muss man sagen, war so ein bisschen mein Learning, dass man eigentlich an seine Schmerzgrenze, gefühlte Schmerzgrenze geht, dessen, was man bereit ist, für Unterstützung auszugeben. Nicht um die Kinder wegzusourcen sozusagen, sondern um die Freiheit zu haben, mit den verbleibenden Kindern einfach eine qualitativ hochwertigere Zeit zu verbringen. Und wie gesagt, gerade irgendwelche Sporttransportaufgaben oder so, das ist keine Qualitätszeit aus meiner Sicht. Also wichtig ist, dass man bei irgendwelchen Spielen anwesend ist und so, das ist glaube ich wichtig. Aber man muss sich nicht neben irgendeinem Fußballtraining setzen. Das hat, glaube ich, nicht die Bedeutung, die es sozusagen auf Kosten der anderen Geschwister dann erzeugt. Und das sind so ein paar Dinge. Weiß nicht, ob dir noch was anderes einfällt.

Joel Kaczmarek: Ja, voll die guten Einsichten. Ich wollte dich gerade noch fragen, also Putzen wäre, glaube ich, noch so eine Waste-Tätigkeit. Die macht viel Stress, merke ich. Also ohne, dass ich das jetzt herablassend meine, ist ja wichtig und das sind wertvolle Jobs. Aber wie macht ihr das mit Einkaufen?

Florian Heinemann: Also wir versuchen eigentlich alle Jetzt spätestens seit Gorillas und Flink bin ich eigentlich sehr selten im Supermarkt. Ich kann mich ehrlicherweise gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal im Supermarkt war. Aber wir hatten auch vorher schon Bestellen alles. Also wir haben eine Mischung aus einem lokalen Bio-Anbieter, Ökodorf Brodovin, kann ich jedem nur empfehlen. Die bringen uns dreimal die Woche so die Basis-Lebensmittel. Und dann Rewe oder Amazon Fresh, je nachdem. Und für so die restlichen Sachen, die ein bisschen spontaner sind und alles andere per Gorillas und Flink. Und dann natürlich Getränke. Also Getränke ist natürlich das Allernervigste. Das ist halt per Flaschenpost oder Durstexpress, aber das ist ja mittlerweile das Gleiche. Das ist so das Vorgehen. Und das ist natürlich Brutal. Und das ist natürlich auch der Luxus, den man hat in einer Stadt wie jetzt, in einer größeren Stadt wie Berlin, dass das halt auch alles geht. Aber dadurch sparst du natürlich auch wahnsinnig viel Zeit ein und musst auch keine Kinder mit in den Supermarkt schleppen. Also das ist ja auch vor Corona schon gut. Dann ist man ganz lustig zu sehen, okay, wie sieht jetzt ein Ananas aus und so. Aber das läuft sich dann natürlich auch relativ schnell tot. Also mit Kindern in den Supermarkt zu gehen, ist weder für das Kind noch für dich schwierig. eine irgendwie in irgendeiner Art positiv besetzte Erfahrung aus meiner Sicht.

Joel Kaczmarek: Es heißt ja nicht umsonst Quengelzone, die letzten Meter vor der Kasse.

Florian Heinemann: Und in Corona-Zeit natürlich umso mehr. Also das ist natürlich, da ist ja der Stresslevel in so einem Laden nochmal höher. Und dann sagst du natürlich so, also das muss nicht sein.

Joel Kaczmarek: Also ich find das einfach brutal waste-zeit, weil es ist einfach strunzdumm, wenn man sich das mal so auseinandernimmt. Man geht in einen Raum, nimmt Waren, packt sie in einen Wagen, packt die Waren wieder auf die Kassenbahn, packt die Waren zurück in den Wagen, fährt mit dem Wagen zum großen Wagen, nämlich im Auto, packt die Wagen dann wieder in die Tasche und dann ins Auto rein. Also wie oft man diese Items da anfasst, ist einfach unfassbar stupide. Dann noch die Kasse, dann und so weiter. Also jetzt muss man mal einen kleinen Disclaimer machen, alles, was wir jetzt hier im Moment beschreiben, ist sicherlich so ein bisschen First World Problems und alles irgendwie hat eine gewisse Dekadenz, also falls uns jetzt jemand zuhört, der in einem richtigen Knochenjob ist, über eine Selbstständigkeit nachdenkt, denkt er sich, was sind das für entrückte Typen, aber ich bin da total bei dir und wir haben es sogar noch bonziger gemacht, wir haben mal eine Zeit lang, wir haben uns eine Putzkraft geholt und dann haben wir die einkaufen geschickt, das heißt, wir haben so Listen geschrieben und es war alles so durchdekliniert, das heißt, die Waschmaschine war gepackt mit Alles, was irgendwie in so einem komischen Wäschebeutel ist, wo man die Sachen zusammenhält, das soll irgendwie aufgehangen werden. Alles, was nicht kann, in Trockner. Hier ist irgendwie zum Einkaufen und das ist halt echt cool. Das ist wirklich cool, wenn du nach Hause kommst, deine Wohnung ist sauber, die Betten sind neu bezogen, die Wäsche ist gewaschen, vielleicht sogar gebügelt, aufgehangen und der Kühlschrank ist voll. Also es ist eine finanzielle Frage natürlich, aber ich glaube, man hat ja häufig Hemmungen und das ist glaube ich sozusagen das, was ich auch hier bei Mitarbeitern zum Teil sehe, die halt Kinder bekommen haben und so, wo ich, klar, das steht einem eigentlich nicht zu, aber es geht mich auch eigentlich nichts an, aber ich sage es trotzdem, meine Erfahrung ist, man hat natürlich wahnsinnige Hemmungen, weil man so denkt, nee, das muss ich auch alleine machen und das ist dann auch unabhängig, diese Hemmungen sind dann unabhängig vom Finanziellen und was ich eben jedem nur raten kann, Man sollte einfach sozusagen sich auf die Dinge konzentrieren. Also ich versuche mich wirklich zu konzentrieren auf Familie und Arbeit. Und alles andere versuche ich im Prinzip auszublenden, weil mir das einfach sehr viel geholfen hat, eine gewisse Ruhe da reinzubringen, trotz der Kinder und so weiter. Und alles, was du dann so an solchen Tätigkeiten hast lenkt ab, sorgt für Stress und das ist dann eigentlich immer, sorgt für eine schlechte Dynamik. und auch wenn man so im ersten Moment denkt, boah, kann man das so machen und das ist ja bonzig, ich glaube, man muss halt schon in dem Moment, wenn man eben so eine Familie hat, muss man einfach Ja, oder was heißt muss man? Aber es sorgt für enorme Entspannung und Ruhe und die braucht man ja, weil sozusagen du natürlich durch Kinder nochmal viel mehr, also ich glaube, das ist ja immer so der Aha-Moment von Paaren, die Kinder haben oder bekommen haben, dass sie immer denken Ich dachte ja auch vorher, mein Leben wäre schon stressig und so. Und was haben wir eigentlich da vorher gemacht? Das ist ja immer so ein Erweckungsmoment, wo du so denkst, Wahnsinn, wie viel Zeit habe ich eigentlich für bescheuerte Dinge verplempert? Von natürlich Instagram oder früher Facebook irgendwie angefangen bis hin zu Serien gucken, Brunchen. Das sind natürlich alles so Dinge. In dem Moment, wenn du halt Kinder hast, versuchst du halt solche Dinge ganz automatisch zu minimieren und das hilft dir dabei. Und das ist für uns sicherlich ein Modell. Und gerade weil du ja auch nicht, es geht ja nicht nur um Zeit, sondern es geht auch um, was hast du an geistiger Kapazität und an Fokus. Und ich glaube, das hat uns zumindest einfach enorm geholfen, da eben zu überinvestieren. In diesem Bereich. Und was ich auch gemacht habe, das ist auch so ein Learning, darüber kann man jetzt sicherlich total streiten, ob das jetzt schlau ist. Ich kann nur sagen, mir hat das auch geholfen. Ich habe zumindest in dieser Zeit, das wird sich jetzt sicherlich auch wieder ein bisschen ändern, wo die Kinder wirklich jetzt noch sehr klein waren. Das ändert sich jetzt eben gerade bei uns. Bei uns kommt jetzt gerade der Kleinste in die Schule. Das ist natürlich schon ein Meilenstein im Elternsein, dass ich wirklich auch an Hobbys oder auch Freundschaftskontakten, die ich sonst gepflegt habe, auch das ehrlicherweise sehr stark reduziert habe. Weil ich einfach gesagt habe, und das fand ich auch nochmal ganz spannend, wir hatten auch mal vor ein paar Jahren sehr regelmäßig mit einer, ich nenne es jetzt mal so eine Art Erziehungscode gesprochen, das kann ich auch übrigens, das hört sich in Denkst auch, boah, esoterisch und so weiter. und ich bin jetzt, du weißt ja, ich bin jetzt nicht der esoterischste Typ, aber das hat uns trotzdem sehr geholfen, so eine gemeinsame Erziehungslinie zu finden, da eben auch mit jemandem zu reden. und was die halt sagte, was sie halt sehen müssen, sie müssen das sehen, sie wusste halt, dass ich da unternehmerisch aktiv bin. für sie eine Aufgabe wie in ihrem Unternehmen. Kinder kriegen, das ist sozusagen ihre Verantwortung, das müssen sie genauso ernst nehmen wie jede Verantwortung, die sie im Unternehmen haben. und die Kinder haben sich das nicht ausgesucht, sie haben sich das ausgesucht und wenn nicht, haben sie nicht aufgepasst, also it's your problem und kümmere dich gefälligst adäquat drum. und die Ausdrucksweise von der Dame damals war vielleicht nicht ganz so nett, aber im Prinzip hatte sie recht und Und alles hat irgendwie seine Zeit. Und ich glaube, wenn man halt wirklich Kinder hat, dann ist das in dem Moment, gerade wenn die noch kleiner sind und auch die Zeit mit einem verbringen wollen und das gut finden, dann ist das eben der Fokus neben der Arbeit. Und die anderen Dinge stehen zurück. Und wenn die Kinder älter werden, das merke ich ja jetzt, dann haben die auch gar nicht mehr das Bedürfnis, sich ständig mit einem sozusagen auszutauschen. Da muss man halt da sein, wenn man merkt, sie brauchen einen. Und man muss halt genügend Zeit mit denen verbringen, dass man dann sozusagen da sein kann, wenn man merkt, oh, das drücken die ja dann nicht so aus. Die sagen ja nicht, Papa, hilf mir, sondern das ist ja dann eher so ein implizites Verhalten, wo man dann merkt, wenn man so ein bisschen aufpasst, dass die jetzt, weiß ich, ob es kuschelt ist oder irgendein Problem haben, was sie nicht so richtig sagen wollen, aber du merkst, da ist was. und dann brauchst du halt sozusagen die Zeit und die Aufmerksamkeit, um dann eben das zu bemerken und dann auch da zu sein. Aber das verschiebt sich ja dann so. Das Aufgabenprofil der Eltern wandelt sich ja dann von, Du musst eigentlich immer da sein und beschäftigen und hinzu. Die machen eigentlich schon so ihr Ding, aber die haben schon noch sehr starke Bedürfnisse. Die sind dann eben eher punktuell und die musst du halt erkennen können. Und dafür musst du halt einen ausreichend guten Draht haben. Und insofern, dann hast du auch wieder mehr Freiheiten. Und das habe ich mir eben sozusagen für mich so akzeptiert und versuche jetzt nicht mühsam dann noch irgendwie großartig zu sagen, klar, ich mache weiter Sport und so weiter, aber ich versuche jetzt eben nicht zu sagen, ich muss aber mindestens so und so viele Stunden in irgendwelche Hobbys investieren. Ich sage halt, das ist jetzt gerade nicht die Zeit. Das kannst du vielleicht mit einem Kind machen oder so, aber nicht mit vier. Und ich glaube, wenn man daher mal mit diesem Umstand mal für sich seinen Frieden gemacht hat, weil ich glaube, da bemerkt man auch viele, meine ich zu bemerken bei Eltern, die versuchen quasi ihr altes Leben weiterzuführen und sind dann halt total verzweifelt, weil sie das nicht so richtig hinkriegen und das auch nicht mehr so spannend finden wie vorher, weil es ist natürlich alles, man ist müder, man ist viel mehr Sachen im Kopf und ich glaube, es gibt einem enorme Ruhe, wenn man sagt, so, Ist jetzt eben so, die nächsten fünf, sechs Jahre ist jetzt eben der Fokus ein anderer oder wie viel Zeit es auch immer ist, je nachdem, wie lange halt die Kinder auseinander dann auch sind und so weiter. Und ich finde, wenn man das einmal für sich klar hat, dann gibt einem das auch nochmal mehr Beruhigung.

Joel Kaczmarek: Also ich kann ganz vieles teilen, was du gesagt hast. Ich finde ja auch, wenn man zwei Kinder zum Beispiel hat, man sagt ja immer, weißt du, Leute sagen so, hey, wir sind schwanger mit unserem zweiten Kind. Und dann fängst du, wenn du es weißt, schon an zu grinsen, weil dann sagst du ja immer, ein Kind ist kein Kind. Weil es ist wirklich so, wenn du zwei Kinder hast und dann ist eins mal irgendwie bei den Großeltern zum Übernachten und du musst nur eins versorgen, dann denkst du auf einmal, wie einfach ist denn das hier? Was ist denn hier los? Und ich finde, wenn beide wechseln, natürlich noch krasser. Und ich weiß auch, was du meinst mit dem Handy. Ich finde, man sollte so Gesetze haben. Wenn Kinder da sind, kein Handy. Akzeptieren das irgendwie, weil was du gesagt hast, stimmt. Es gibt ja auch im Leadership diesen Faktor des Executive Presence. Also du musst als Führungskraft auch präsent sein und den Leuten Achtsamkeit entgegenbringen. Das gilt für Kinder genauso, präsent sein. Und ich kenne auch diesen Frust, den du meintest mit, aber früher konnte ich zweimal die Woche Sport machen, konnte noch die Serie immer gucken und dann die Freunde treffen und so. Also Es gibt ja immer einen Preis. Und vielleicht ein Faktor. noch mal ganz kurz zu diesem Thema Dienstleister, weil ich glaube, das ist wirklich einer der größten Hebel. Ich habe das auch erlebt, dass es so ein Stigma ist. Also meine Frau hat sich unglaublich schlecht gefühlt und sich wochenlang nicht getraut, ihren Eltern zu erzählen, dass sie Hilfe zu Hause hat. Und auch wenn es jetzt vielleicht wieder so ein diskriminierendes Vorurteil ist, ich glaube, bei Frauen ist es noch mal on steroids, dass die immer sagen, ich muss doch eine gute Mutter sein, ich muss das doch selber können, weil man auch bei Instagram gerne immer so diese Aber ich glaube, es ist ein echter, echter Hebel. Und ich habe die noch nie so glücklich erlebt, wie als der Kühlschrank voll war und die Wohnung geputzt, als sie nach Hause kam. Naja, gut. Vielleicht auch zum Thema Coaches noch, finde ich auch sehr guten Hinweis, weil vieles ist ja auch da so stigmatisiert. Also ich finde Therapien wichtig. Also bei uns ist es zum Beispiel so, wir hatten einen Schlafcoach für unsere Kinder, weiß ich, weil wenn Kinder nicht schlafen, super anstrengend, das klingt total verrückt, gibt es, ja gibt es und es hilft echt. Also ich habe auch zum Beispiel angefangen, wir haben Verträge geschlossen mit unseren Kindern, was sie total toll finden. Wenn du sagst, guck mal, unser Schlafvertrag ist zum Beispiel, wir nehmen nur ein Teddy mit ins Bett, es wird im Bett nicht gehüpft, wir singen, also macht es eigentlich positiv, dass du eher sagst, was ich nicht darf, sondern was ich darf. Das fand ich einen echten Gamechanger, weil die fühlen sich auch wie Erwachsene, die fühlen sich ernst genommen, wenn die einen Vertrag, die können auch nicht schreiben, dann nimmst du so einen Stift und dann unterschreiben die mit so Krickelkrakel so einen Vertrag und wenn dann halt irgendwas ist, kannst du immer darauf referenzieren. und da habe ich so gemerkt, wenn die sich dann auch gewertschätzt fühlen, die bringen auch selber Regeln in den Vertrag ein, dann sagen die, ja Papa, aber ich möchte abends zwei Gläser Wasser und nicht nur eins, nimm das bitte noch mit auf. Das fand ich ganz lustig. Also von daher, wenn ich so mal durchdekliniere, wir hatten einen Schlafcoach, wir hatten, ich mit Katja Saalfrank habe ich mich viel über Pädagogik unterhalten, der Luxus, den man jetzt mal hat durch seinen Podcast-Job. Wir haben auch Paartherapie mal gemacht, weil viele Leute denken immer, wenn du sagst, ja, wir haben halt Paartherapie, dann immer, oh. Ist bei euch, habt ihr Probleme? Müsst ihr so, und dann sagst du so, nee, das ist Beziehungshygiene. Also was du gerade so gesagt hast mit Erziehungstipps, kann man auf der Paarebene machen, dass man halt auch mal sagt, okay, lass uns mal darüber unterhalten, was sind meine Wünsche, Bedürfnisse, welche kommen zu kurz. Und jetzt eine Hinleitung zu einer Frage an dich wieder, um mal die Airtime wieder dir rüber zu münzen. Was ich vermisst habe noch bei allem, was du erzählt hast, ist, wann bist du mit deiner Frau eigentlich mal paarmäßig zusammen? Weil wenn man sagt, morgens hat man den Prozess, abends mache ich E-Mails, dann Essen, tack, tack, tack, wir wechseln es ab, der Wochenplan. Das klingt nach wenig Zeit so one-on-one.

Florian Heinemann: Das stimmt, das hatten wir sozusagen, das haben wir dann schon immer wieder, also wenn dann so Aber die Schwangerschaft ein Jahr ungefähr durch war, sag ich jetzt mal so, dann haben wir eigentlich immer wieder versucht, dann irgendwie so eine Art, was ich Freitag oder Samstagabend, wo wir dann halt zusammen essen gegangen sind, irgendwie einzuführen. Und das wird natürlich mit der zunehmenden Anzahl von Kindern immer schwerer und jetzt natürlich durch Corona nochmal zusätzlich, ja. Aber das haben wir eigentlich relativ konsequent gemacht, dass wir dann, das haben wir nicht jedes Wochenende geschafft, wie gesagt, die letzten anderthalb Jahre war natürlich sowieso alles anders, aber dass wir schon versucht haben, wobei das mit vier Kindern schon eine echte Herausforderung ist, also du hast jetzt wenig Babysitter mehr. Die es schaffen, vier Kinder quasi ins Bett zu bringen. Da hast du dann so gewisse Grenzen, aber auch das merken wir jetzt, das kriegst du hin, weil wir uns jetzt mittlerweile auch schon so, dass sozusagen die Ältesten auf die Jüngsten aufpassen. Die bringen die nicht unbedingt ins Bett, aber das geht zumindest mal, wenn der Kleinste im Bett ist, dann geht das schon irgendwie so. Ja, dann kriegt man das eigentlich ganz gut hin. Und das kann man eigentlich auch nur raten. und dann bin ich noch bei so einer Unternehmervereinigung aktiv und die habe ich auch extra so ausgesucht, dass auch der Partner quasi vollwertiges Mitglied ist bei diesem Thema. Und da sind wir mittlerweile, wie ich schätze, drei Wochenenden im Jahr oder so, die wir dann im Zuge dieser Geschichte gemeinsam verbringen. Das sind immer Veranstaltungen, auch in coolen Locations, die inhaltlich sehr cool sind und dann fahren wir da zusammen hin. Und der Partner ist da wirklich vollwertiges Mitglied dieser Veranstaltung, ist nicht nur irgendwie Teil des Damen- oder des Partnerprogramms. Und da hängen noch so ein paar andere Sachen mit dran. Und was uns sozusagen dann auch nochmal Zeit zu zweit gibt, die aber nicht nur sozusagen jetzt eine reine Paarzeit ist, sondern die auch sozusagen noch mit dritten. Wir erleben da quasi Dinge gemeinsam. Du hast auch Zeit für dich, aber du hast eben sozusagen auch etwas, wo du gemeinsam Dinge lernst und neue Orte kennenlernst und so weiter. Und das hat uns, das muss jetzt nicht das sein, aber ich glaube, sich als Paar dann irgendwann, wenn man merkt, so, wir kriegen das hin, also bei zwei Kindern, das geht dann eigentlich ganz gut, dass du dann eben einen Babysitter hast, der das dann, und sagst so, jeden Freitagabend, jeden Samstagabend, jeden Sonntagabend, was auch immer eben passt, irgendwie in den Tagesablauf, da geht man eben zusammen essen oder macht irgendwas anderes, ja, so geht ins Theater oder so. Ich meine, Essen ist natürlich ganz gut, weil man dann eben auch miteinander reden kann. So, was ja häufig zu kurz kommt, wenn man sozusagen eigentlich schon 90 Prozent der Kommunikationszeit damit verbringt, einfach nur das eigene Leben und das Leben der Kinder zu koordinieren. Absolut. Aber du merkst schon sozusagen, dass ich das jetzt nicht so gesagt habe. Du merkst, wir machen das, versuchen das auch. Aber es ist sicherlich, und das muss man schon sagen, da sind wir auch selbst. wahrscheinlich, muss man schon sagen, die Partnerschaft rückt schon immer so ein Stück weit zurück hinter dem, was ich vorhin beschrieben habe. Das ist schon so. Und ich glaube, dass auch in einem gewissen Punkt oder für eine gewisse Zeit ist das auch in Ordnung bis zu einem gewissen Punkt. Aber ich glaube, man muss schon sehr aufpassen, dass man sozusagen das weiter pflegt. Weil ich meine, da gibt es ja viele Beispiele, wenn dann erstmal das Verbindeelement Kinder aus dem Haus ist oder nicht mehr da ist, so in der Regelmäßigkeit, dass das dann auch sozusagen der Kitt der Beziehung irgendwie wegfällt. Und deswegen ist es, glaube ich, schon wichtig, eine parallele Ebene auch noch zu haben, wo man weiterhin irgendwie versucht, ein Paar zu sein, auch wenn das wahrscheinlich fast die schwierigste Sache ist von allen.

Joel Kaczmarek: Also ich meine, es gibt ja gerne mal Paare, die machen Kinder, weil sie sich das als zusammenführend wünschen. De facto ist es ja, glaube ich, die größte Belastung eher für eine Beziehung. Und ich erinnere mich sehr gut, ich habe mit einem Freund von mir, Christopher Böhmke, der hier den Deutschlandstandort von Fjord leitet, der ja wirklich permanent mit irgendwie hochrangigen Unternehmensvertretern und auch Beratern zu tun hat. Und ich weiß noch, wie der zu mir sagte, Joel, wenn du immer so diese Berater siehst, so zweite Ehe schon oder dritte Ehe, Kinder haben sozusagen aus der Erstbeziehung kein Verhältnis und irgendwie mögen die Väter nicht und sowas, also weil es ja auf Männer gemünzt, weil das vielleicht so ein bisschen so eine gewisse Lastigkeit hat. Das hat sich bei mir schon, also es ist mir schon präsent gewesen, ja. Und da ging es natürlich eher um diese Abwesenheit, also dieses immer arbeiten, arbeiten, arbeiten und dass man sich so, da muss man was investieren, ja.

Florian Heinemann: Gut. Aber ich glaube, dass das Gute als Unternehmer ist ja, und ich glaube, das ist schon, ich glaube, es ist einfacher, als Unternehmer diese Dinge zu verbinden, als aktuell noch leitender Angestellter in einem Unternehmen. Also ich glaube sozusagen, das ist ja das Tolle am Unternehmertum. Man kann halt seine eigenen Regeln definieren in seinem Unternehmen, wie man es gerne hätte. Ich meine, Niklas Östberg kann halt sagen, ich arbeite halt freitags nicht, wenn er das möchte. Und wenn der Aktienkurs weiter gut läuft, dann kann er das halt machen. Und das ist natürlich etwas, was jetzt teilweise in größeren Unternehmen passiert. wo man eher ein Angestellter ist, gefühlt nur dann möglich ist, wenn das sozusagen von der Gesamtkultur des Unternehmens unterstützt wird. Und da gibt es natürlich viele Unternehmen, die das bisher noch nicht tun, das muss man schon sagen.

Joel Kaczmarek: Ich würde aber auch sagen, es liegt in der Hand von jedem selbst. Also ich glaube, der CMO von Niklas Oestberg dürfte auch sich den Freitag freinehmen, wenn er performt. Absolut. Also du musst nur fragen.

Florian Heinemann: Aber natürlich auch, weil Niklas Oestberg das halt macht. Und auch ein Stück weit vorlebt und damit ja auch nicht hinterm Berg hält. Und das mache ich ja hier jetzt im deutlich kleineren Rahmen, mache ich das ja auch. Also die Vereinbarkeit von Familie und der Tätigkeit hier bei uns ist halt das Gleiche. ist für jeden transparent, dass das auch in der Geschäftsführung sozusagen gelebte Praxis ist und deswegen natürlich auch akzeptiert ist. Und diese Freiheit steht hier jedem zu. Aber das muss man natürlich auch, dieses Gefühl muss man natürlich auch haben. Und deswegen glaube ich sozusagen als Selbstständiger, ist es fast einfacher, als wenn man jetzt Vorstand in einem etwas traditionelleren Unternehmen wäre oder Vorständin. Da ist es, glaube ich, häufig schwieriger. Und wie schon gesagt, ich glaube sozusagen, gerade wenn man den Rest seines Lebens sehr, sehr gut organisiert und so weiter, muss das nicht unbedingt einhergehen mit Kompromissen in der Performance. Was ja häufig so die Vermutung ist, dass das so wäre.

Joel Kaczmarek: Ja, nee, da hast du absolut recht. Ich meine, es ja naheliegt. Als Unternehmer bist du sozusagen hochgradig flexibel und selbst im Driver-Seat. Aber ich habe heute gerade ein schönes Buch, wieder ein Kapitel gelesen. What I wish I knew when I was 20. Und da schreibt sie auch ganz schön, dass es gefühlt auf dem Planeten immer so zwei Arten von Menschen gibt. Die einen, die darauf warten, dass eine Autorität ihnen Entscheidungsmöglichkeiten gibt oder sozusagen andere Freiheiten, Flexibilitäten oder auch eigene Autorität. Und andere Menschen nehmen sie sich einfach. Und ich glaube, das ist so ein Fall davon. Man kann mit jedem Chef, jeder Chefin kann man verhandeln, was man irgendwie mit seinem Familienleben wie orchestrieren will. Also vielleicht als Aufruf mal an die Hörerinnen und Hörer heute und dann auch nochmal zusammenfassend, ich glaube, was man heute gelernt hat, zwei nicht völlig unerfolgreiche Menschen sagen hier, dass sie Hilfe von anderen in Anspruch nehmen, dass man sich dafür nicht schämen muss. Dass man sich auch beraten lässt, weil man ganz ehrlich, Familienführung, Beziehungspflege bringt einem keiner bei, weder in der Schule noch in der Uni noch irgendwo. Deswegen ist das auch ein Faktor, den ich von dir jetzt nochmal, also das finde ich ganz schön, das auch zu spüren. Plus einfach sich über Planung und Organisation Gedanken machen. Das mal alles sozusagen zu betrachten, Stigma zu ignorieren und mal zu hinterfragen. Sprich, hier geht es um Eigenverantwortung, glaube ich, beim Thema Gründen und Familie. Und last but not least, was wir gerade beschrieben haben, siehst du das so auch bei anderen? oder sind wir gerade hier die Exoten-Truppe und andere machen das ganz anders?

Florian Heinemann: Ne, ich habe schon den Eindruck, dass das deutlich mehr Einzug erhält. Womit das ja auch einhergeht, ist letztendlich, dass es jetzt egal ist, welcher Partner, egal ob jetzt gleichgeschlechtlich oder weiblich, männlich, also das sozusagen man auch deutlich stärker sieht, dass auch bei jetzt vermeintlich erfolgreichen Leuten, was auch immer das jetzt genau heißt, sozusagen eine deutlich stärkere Akzeptanz dafür da ist, quasi dort oder gelebte Praxis eigentlich so aussieht, dass da tradierte Rollenvorstellungen aufgeweicht werden. Und da eben überhaupt nicht sozusagen unbedingt in dem Maße so sind, wie das halt vor 20, 30 Jahren der Fall ist. Und ich glaube, das ist gut. Und ich glaube, jedes Paar muss da sozusagen für sich seine gesunde Balance irgendwie definieren und finden. Ich glaube, was nur wichtig ist, und das ist auch nochmal so, man versucht das ja dann häufig auch vorher zu klären. Also bevor man Kinder hat, versucht man da irgendwelche vertragsartigen Konstrukte zu finden. Und ich glaube, das ist wichtig, dass man sowas thematisiert vorher. Das ist auch schon gut. Ich glaube, nur die Erfahrung zeigt halt dann auch, wenn man Kinder hat, bilden sich natürlich auch nochmal andere Bedürfnisse. Also einige, ich habe zum Beispiel eine Bekannte von uns, das fand ich ganz spannend, die ist eigentlich sehr liebevoll mit ihren Kindern, aber die sagt irgendwie den Satz, I love my kids, but I don't love being with them. weil sie einfach sozusagen, die braucht viel Zeit für sich, merkt einfach, wenn ich das nicht habe, bin ich nicht glücklich, sozusagen. Also klar, es gibt halt andere, die gehen total drin auf, wirklich 24-7 mit ihren Kindern zu verbringen. Und auch das ist okay. Also man kann sich ja nicht, und ich glaube, gewisse Dinge Also gewisse Leute haben sehr guten Zugang zu Kindern, haben da einen super Draht, genießen das total. Andere nicht so, auch abhängig von Altersstufen. Also es gibt da auch Menschen, die können sehr gut mit kleinen Kindern. Also ich glaube, das für sich bewusst zu spüren und zu merken, so was bin ich eigentlich für ein Typ, wo bin ich eigentlich gut? das auch transparent wie in der Partnerschaft zu diskutieren und in Abhängigkeit dessen auch zu sagen, okay, auch da wieder sozusagen stärkenorientierter Ansatz. Und das kann man eben erst feststellen, wenn man wirklich Kinder hat. Das heißt, das ist so ein bisschen wie auf die Headplatte fassen. Also das kann man, wie scheiße das ist, das weiß man erst, wenn man draufgefasst hat und mit Kindern, wie das wirklich ist. Das kannst du dir halt nicht theoretisch herleiten, sondern weil es einfach so anders ist. Das muss man erleben und ich glaube, deswegen muss man auch immer wieder im Sinne einer rollierenden Anpassung des Rollenbildes oder immer versuchen, einen bewussten Entscheid zu treffen. Wo sind wir jetzt hier eigentlich gerade und was heißt das?

Joel Kaczmarek: Ich finde es echt beruhigend, dass du das sagst, weil ich weiß, was du meinst. Mir ging es so, ich fand immer tierisch langweilig, als meine Kinder noch so Eins, zwei, drei waren dann immer mit so Autos vor und zurück. Das macht mir einfach überhaupt keinen Spaß. Und ich tu mich auch heute noch schwer, Playmobil-Figuren aufzubauen und Ritterspiele nachzuspielen. Aber es gibt so andere Sachen, alles, was sportiv ist, oder Videospiele sofort. Das ist ein Highlight für uns, irgendwie Zelda auf dem Nintendo zu spielen. Und wie Leute einen angucken, wenn man sagt, ich spiel nicht gerne mit Autos, ist krass manchmal. Dann sagen die, du spielst nicht gerne mit deinen Kindern? Was bist denn du für einer? Ich sag so, nee, ich spiel nicht gerne Autos. Ich spiel gerne, keine Ahnung, hier Super Soaker oder sowas, okay, oder Verstecken, aber Autos, nee, langweilt mich so. Sehr guter Hinweis. Gut, in diesem Sinne, lieber Florian, vielen, vielen Dank, dass du heute mit mir Striptease zusammen gemacht hast, hier auf soziokultureller Ebene. Und ja.

Florian Heinemann: Immer gerne, Joel.

Joel Kaczmarek: Immer gerne. Es seien ansonsten alle Hörerinnen und Hörer hier herzlich aufgerufen. Teilt uns auch mal euer Wissen, was ihr macht, was ihr noch für Tipps habt. Ansonsten holt euch Hilfe, redet mit euren Chefinnen, Chefs, redet mal mit euren Partnern und lasst sie nicht zurück. Also ich kann nur sagen, diese ganzen Gründer, die ich teilweise erlebe, die bis zwei Uhr nachts ackern, Frau und Kind nie sehen, da gibt es Besseres. Kümmert euch. In diesem Sinne, Florian, ich danke dir. Mach's gut.

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