Bist du eine hochsensible Scannerpersönlichkeit mit Vielbegabung?
15. Februar 2024, mit Joel Kaczmarek
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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von digital kompakt und heute nimmst du mal einen ganz spannenden Impuls mit, denn ich habe vor ein paar Wochen eine E-Mail bekommen, wo mir jemand über ein Thema geschrieben hat, wo ich mich sofort drin wiedergefunden habe, nämlich es ging um hochsensible Scanner-Persönlichkeiten. Einiges weitere mehr noch, also auf Englisch sagt man High Sensitive Persons dazu oder ihr werdet auch merken, es kommen noch andere Aspekte mit hinein. Und da war meine Neugierde geweckt, weil die liebe Bettina Reuss, die mir dazu schrieb, die ist nämlich Karriere- und Businesscoachin mit ihrer Firma BMR Consulting. Die ist darauf spezialisiert, sich mit hochsensiblen Scanner-Persönlichkeiten gerade auch in der Karriere- und Businesswelt auseinanderzusetzen. Und da habe ich gesagt, okay, da will ich definitiv unter die Haube gucken. Das heißt, heute werden wir mal darüber reden, was sind denn eigentlich so Eigenschaften von solchen Scanner-Persönlichkeiten? Und dann natürlich, was bedeutet das denn in der Geschäfts- und in der Businesswelt? Also sollte ich solche Leute rekrutieren? Was machen die mit meinem Team? Wenn ich selbst so bin, wo passe ich eigentlich gut rein? Und wie ist denn eigentlich so meine Zukunftschance, gerade auch für den Arbeitsmarkt? Das heißt, heute wird es, glaube ich, richtig, richtig spannend. Und that being said, liebe Bettina, ich freue mich, dass du da bist. Ich bin schon ganz neugierig.
Bettina Reuss: Hallo Joel, vielen Dank für die Einladung und dass ich dabei sein darf.
Joel Kaczmarek: Ich glaube, bei so einem Thema ist natürlich die erste Frage, die nahe liegt. Ist es ein bisschen aus Selbstbetroffenheit entstanden? Also bist du auch quasi so in dem Bucket, worüber wir heute reden, hochsensibel, Scanner-Persönlichkeit und Co.?
Bettina Reuss: Ja, ich bin im ersten Jahr meiner zarten jungen Selbstständigkeit, wo ich noch als Business-Coach bei einem der größten deutschen Bildungsträger gearbeitet habe, über eine Klientin draufgekommen, dass ich Scanner-Persönlichkeit sein könnte. Habe mich dann mit der Scanner-Persönlichkeit auseinandergesetzt. Kam dann auf die Hochsensibilität, dann noch auf High-Sensation-Seeking und dann war mir Recht klar, okay, ich habe doch keinen anderen Waffel. Es gibt Namen dafür, wie ich mich in der Zeit meines Lebens mehr oder weniger gefühlt habe.
Joel Kaczmarek: Ja, ich kenne das. Ich habe einen Businessfreund, der sagt immer zu mir, Joel, du bist ja eher so ein Künstlertyp, oder? Du bist doch bestimmt so jemand, der irgendwie viele Dinge anfängt und dann irgendwie nicht immer alle sozusagen zu Ende bringt. Und so Zahlen und Struktur, das langweilt dich doch eher. Das ist natürlich so ein undankbares Label gewesen, Künstlertyp. Und ich finde, manchmal hilft es ja auch wirklich, wenn man dem Kind einen Namen geben kann und wenn man dann so Patterns erkennt und dann so in die Lösungsfindung geht. Ist das typisch? Also geht es vielen Menschen so, wie das, was wir jetzt gerade beschrieben haben?
Bettina Reuss: Das ist ja wirklich so in der Praxis. hochsensibel parallel zur Scanner-Persönlichkeit, weil du da einfach sehr unterschiedlich zueinander agierende Anteile in dir hast. Also eine absolute Macher-Mentalität, was ich der Scanner-Persönlichkeit zuschreibe und so eine Handbremse, was der hochsensible Anteil ist.
Joel Kaczmarek: Ja du komm, dann lass uns doch mal in die Details reingehen. Also sind Hochsensible und Scanner was unterschiedliches oder kommt das oft zusammen vor?
Bettina Reuss: Also insgesamt sind ja 15 bis 20 Prozent der Menschen als Hochsensible, also High Sensitive Persons eingeschätzt. Der Name Hochsensible Person wurde in den 90er Jahren von Elaine Aron, eine US-amerikanische Psychotherapeutin, kreiert. Die kam auch auf die Begrifflichkeit High Sensation Seeking, was wiederum Menschen beschreibt, die sehr viel Reize im Außen brauchen. Das ist wiederum das, was ich heute die Scanner-Persönlichkeit nenne und der Begriff wurde auch in den 90er Jahren von Barbara Scheer kreiert. So und von 100% Hochsensiblen sind rund 30% gleichzeitig vielbegabt. Es ist so krass ambivalent und es macht so viel Gefühlschaos im Kopf. Typische Scanner-Merkmale sind halt, du bist viel interessiert, vielbegabt, multitalentiert. Als Generalist in der heutigen Arbeitswelt braucht es eher die Spezialisten, also zumindest noch. Du hast zig Ideen im Kopf, bringst aber wenige in die Umsetzung. Als typische Scanner-Persönlichkeit hast du in der Regel Probleme mit Autoritäten, mit Regeln, Vorgaben. Deutest das auch kreativ? Du liest unter Umständen auch neun Bücher gleichzeitig, aber nie eins davon fertig. Du fängst viele Dinge an, sobald du verstanden hast, wie es funktioniert, verliert sich das Interesse, wo andere halt dann sagen, ja, du musst doch mal an was dranbleiben. Und Scanners sind extrem spaß- und erlebnis- und auch interessensorientiert. Und was einem Scanner keinen Spaß macht, das macht er halt nicht. Und vor allen Dingen ist auch so typisch Scanner, aber auch der hochsensible Anteil, du suchst halt in allem den Sinn, du stellst alles auf den Kopf. Und im beruflichen Kontext ist das natürlich auch, dass du als Scanner ja vieles siehst, das überhaupt gar keinen Sinn macht. Und wenn du das Big Picture von der Sinnhaftigkeit her nicht verstanden hast, dann verstehst du auch deinen kleinen Aufgabenbereich nicht wirklich. Dann hast du da natürlich Themen, die innerlich stressen. Und Hochsensibilitätsmerkmale, das knüpft sich ja erstmal so vermeintlich das Bild, oh Gott, da hast du jemanden, der oder die so gar nicht resilient und widerstandsfähig ist. Hochsensibilität heißt ja schlicht und ergreifend erstmal nichts anderes, dass dir Filter im Gehirn fehlen und das Gehirn bis zu fünfmal mehr und schneller Informationen auflöst. aufnimmt und auch Informationen in dein Bewusstsein kommen, weshalb du dann oft in Meetings sitzt und fragst dich, wieso sehe eigentlich nur ich die Thematik oder die Problematik hier und warum sehe ich nur ich die Lösung? Und nein, ich kann das jetzt nicht nach Zahlen, Daten, Fakten oder KPIs erklären, warum ich jetzt auf diese geniale Lösung komme, die meistens auch gar nicht genommen wird, weil ich es als hochsensibles Kenner einfach nicht erklären kann, weil du nimmst mit Hochsensibilität über Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten intensiver wahr, bis du ein bisschen die Prinzessin auf der Erde bist. Wobei es jetzt auch nicht die Hochsensibilität gibt, weil der eine reagiert empfindlicher auf Geräusche, der nächste ist empfindlicher auf Licht, der übernächste ist empfindlicher bei Gerüchen. Also bei mir kann es sein, dass ich mich in einem Restaurant zwei- oder dreimal umsetze. Da ist mir zu grell, da ist mir zu laut, da klappert es und es muss schon alles stimmen und der Wohlfühlfaktor muss gegeben sein. Und dann kommt natürlich noch die intensive Wahrnehmung dazu und ich habe auch Kunden und Kundinnen, die über eine Hellsichtigkeit verfügen. Also habe ich jetzt auch gerade eine, die im Gruppencoaching über ein bestimmtes Übungsfeld darauf kam, dass sie halt die Hellsichtigkeit wieder erkannt hat, die sie lange verdrängt hatte. Also hellsichtig kann schon sein oder ist so, dass die Verstorbene sehen können oder nur Teile davon. Oder vieles passiert auch über Gefühle, über Bilder oder Bildfragmente oder auch Farben. Also es ist ganz unterschiedlich. Auch da gibt es ganz unterschiedliche Ausprägungen.
Joel Kaczmarek: Es ist wirklich verrückt, weil ich bin der Prototyp, glaube ich, für deine Beschreibung. Ich habe auch bei dem Bucherstapel, den ich so habe, gerade gedacht, ich könnte schon mal zu meinem Bücherregal führen. Ich kaufe mir mal Bücher und fange vielleicht zwei, drei, vier, fünf gleichzeitig an. Und ein bisschen auch ein blödes Gefühl. Man denkt so, okay, ich bin einfach nur einer, der in einer Schublade ist und kannte die Schublade bisher nicht. Damit ich es jetzt aber einmal sauber verstanden habe. Also, wir haben jetzt gerade diese beiden Persönlichkeitstypen unterschieden, also die Scanner-Persönlichkeit und die Hochsensibilität. Und 30% der Hochsensiblen sind auch vielbegabt. Das heißt, die haben irgendwie ausgeprägte Talente in mehreren. Gehen jetzt Scanner-Persönlichkeit und Hochsensibilität auch immer Hand in Hand? Vielleicht hast du es gesagt und ich habe nicht richtig aufgepasst, weil das will ich einmal ordentlich verstanden haben.
Bettina Reuss: 15-20% der Menschen sind hochsensibel und davon sind 15% gleichzeitig vielbegabt. Das heißt, dann brauchst du auch sehr intensiv Reize von außen. Grundsätzlich gibt es zwei Gehirnsysteme. Das eine ist das Verhaltenshemdsystem. Ich warte erstmal ab, lasse die Dinge auf mich wirken, bevor ich eine Entscheidung treffe. Das ist im hochsensiblen Anteil oder in der hochsensiblen Persönlichkeit aktiv. Und das Verhaltensaktivierungssystem, das wiederum in dem Scanneranteil aktiv ist. Du willst Langeweile vermeiden, brauchst Reize von außen, die aufs Belohnungssystem abzielen. Und das hört sich ja total konträr an, aber in einer Person, und das beschreibe ich als hochsensibles Scanner, ist beides aktiv. Fakt ist, dass du als hochsensibles Kennerpersönlichkeit extrem schnell vernetzt denken kannst oder du bist extrem kreativ, was Farben, Form, Design anbelangt, weil mit der Hochsensibilität ist natürlich auch ein starker Sinn für Ästhetik und Schönheit gegeben. Vielleicht kennst du das auch bei dir, wenn so ein Bild so zwei Millimeter verrückt ist, dann muss es erst mal gerade gerutscht werden. Strukturenordnung auch extrem wichtig für den hochsensiblen Anteil. Ja, und das Ambivalente ist halt, weil du, wie ich es vorhin sagte, du hast einen Anteil, der extrem aktiv und machend ist. Das ist der Scanner-Anteil und du hast aber gleichzeitig so einen Anteil in dir, der alles erstmal sacken lassen muss und muss da mal nachspüren und dann kommt irgendwann eine Entscheidung. Die meisten hochsensiblen Scanner-Persönlichkeiten, so aus meiner Erfahrung vom Coaching her, sind ambivatierte Menschen, also 50% extrovertiert, 50% introvertiert. Und das eben bei Hochsensibilität macht es dann tricky auch im Business. Dahingehend, wenn du in die Sichtbarkeit musst, soll es dich zeigen, dann tun sich Introvertierteren natürlich uneinfach. Und wenn du in die Richtung Selbstständigkeit gehst, war es da eigentlich immer das Problem, dass du dich unter Umständen unter Wert verkaufst. Weil generell durch das schnelle, vernetzte Denken, durch das Pragmatische aus dem Scanner, es macht dich unheimlich schnell. Für die Menschen ist das ja total normal und im Business Coaching sage ich dann immer, ja, aber große Vorsicht, ne? Dadurch, dass du so schnell bist und weil das auch alles so automatisch und normal für dich ist, liegt gerade, wenn du jetzt in der Selbstständigkeit oder auch in der Teilselbstständigkeit arbeitest, die große Gefahr, dass du dich unter Wert verkaufst. Wenn du jetzt irgendeine Leistung an den Kunden verkaufst, du als hochsensibles Kennerpersönlichkeit machst den Auftrag vielleicht in acht Stunden, verkaufst auch nur acht Stunden, aber ein anderer veranschlagt dafür die doppelte Zeit, nimmt das doppelte Geld. Durch das Anderssein haben die Menschen ja immer so das Gefühl, ich bin so ein schwarzes Schaf in der Außenseite und ich weiß auch nirgends so richtig wirklich, wo gehöre ich denn dazu.
Joel Kaczmarek: Wenn man selbst so tickt, denkt man sich ja, dass alle Welt so tickt. Das kriegt man natürlich dann irgendwann über die Zeit mit. Also mir ging es so, dass die Leute, bei mir merkt man es ja teilweise schon am schnellen Reden, deswegen bemühe ich mich immer langsam zu reden, aber dass gar nicht die ganze Welt so tickt, sondern dass die Leute sagen, wow, du erfasst immer alles so schnell und du hast so schnelle viele Ideen und dies, das, jenes. Das ist echt total interessant und ich fühle mich gerade hier ein bisschen wie bei dir gecoacht.
Bettina Reuss: Mir ging es ja aus, weil ich fühlte mich halt schon früher irgendwie so, also im Kindheitsalter dachte ich mir schon immer so, boah, ich weiß nicht so richtig, wo ich dazugehöre. Und dann war ich auch früher extrem introvertiert. Mich haben dann so von der Schlagfertigkeit her mich 17 Jahre Hardcore-Vertriebsmanagement geprägt. Ich habe halt 17 Jahre lang technische Produkte in einem absoluten Männerdomain verkauft. Ich habe mir dann irgendwann mal, ich glaube vor zwei Jahren, ein Buch gekauft, Networking for Networking Haters. Da geht es auch um Extroversion, Introversion. Ich habe die ersten 50 Seiten gelesen und dachte mir, ich erkenne mich volles Rohr in der Introversion. Es war so hilfreich, dann eben mal zu erfahren, okay, da gibt es Namen für das, wie ich mich fühle. Also ich dachte ja, ich habe das natürlich auch während meiner Vertriebszeit gemerkt. In der Schule früher fand ich mich immer irgendwie so ultra doof. Ich dachte mir, ich kann ja gar nichts. Während meiner Businesszeit, ja irgendwie habe ich das immer hingekriegt. Ich würde heute noch nicht sagen, dass ich gut verkaufen kann. Ich kann halt gut mit Menschen. Mir ist vieles erst klar geworden, als ich mich dann eben mit den Themen auseinandergesetzt habe. Aha, das ist keine Persönlichkeit. Vielbegabt, vielbegabt. Ich bin doch alles andere als vielbegabt. Und Vielbegabung ist noch eine Teilform der Hochbegabung. Dann auch Hochsensibilität, das machte Sinn. Und da habe ich auch gemerkt, ich habe mich echt die 17 Jahre im Vertrieb voll verheizt. Ich hatte halt zu Spitzenzeiten irgendwie so 60, 70, 80 Stundenwochen. Der Flughafen war irgendwie so mein zweites Wohnzimmer. Ich hatte immer gesagt, meine Seele kommt gar nicht hinterher. Heute lebe ich sehr hochsensibilitätsausgerichtet, also dass ich mir Zeit nehme, auch in meinem eigenen Business. Also das muss ich auch lernen. Okay, andere ticken nicht so schnell wie ich und die denken auch nicht so weit und sehen so viele Details und Nuancen nicht, wie ich sie sehe. Also das war auch so eines meiner Learnings. Okay, andere Menschen ticken nicht so wie ich. Vom Scanner her, du brauchst halt, wenn du dich mit anderen Menschen unterhältst, du brauchst irgendwie so intellektuelle Inspiration und mit oberflächlichem Blabla kannst du nichts anfangen. Und gleichzeitig der hochsensible Anteil in dir, der sucht die emotionale Tiefe. Und dann ist es auch ganz oft in privaten Gesprächen, dass ich mir denke, komm auf den Punkt, erzähl mir irgendwas Interessantes, irgendwas, was mich inspiriert, weil so maximal nach 90 Minuten fängt dann so der Fluchtreflex ein. Und wenn es dann noch nichts Gutes zum Essen gibt, was ja so wieder genussmäßig für den hochsensiblen Anteil wichtig ist, dann will auch der weg.
Joel Kaczmarek: Du, ich kann das so nachvollziehen. Für mich ist das schon mal eine Befreiung, dieses Wort ambivertiert zu hören. Ich habe immer gedacht, es gibt irgendwie Extro oder Intro. Dass es was dazwischen gibt, war mir gar nicht so klar, weil ich mich gerade vor kurzem gefragt habe, vielleicht bin ich eigentlich ein introvertierter Typ, der sich auf extrovertiert trainiert hat, so qua Lebenssituation. Aber das erklärt dann irgendwie einiges. Und ich kann total nachvollziehen, was du da beschreibst. Weil bei mir war es zum Beispiel immer so, wenn ich teilweise zugeschaut habe, wie andere Männer Frauen angemacht haben, dann saß ich manchmal daneben und saß und habe gedacht, das ist so plump, das ist so unintelligent, das ist so stumpf. Und was du auch beschreibst mit dem schnellen und langsamen Denken, geht mir auch so, dass ich mal denke, wenn ich mit den Fingern tippe, ist doch klar, was hier passiert. Können wir weiter? Hast du es noch nicht gecheckt? Okay, let's do it. Genau. Jetzt hast du eben gesagt, es gibt auch eine Lebensweise, die dem quasi angepasst ist, also hochsensibilitätsausgerichtetes Leben. Wie sieht denn sowas aus?
Bettina Reuss: Also grundsätzlich brauchst du mit Hochsensibilität einfach viel Mieter, weil du musst dir ja vorstellen, dein Gehirn nimmt fünfmal mehr und fünfmal schneller Informationen auf, also circa, das ist eine circa-Angabe. Wenn du dir jetzt mal einen Muskel vorstellst, den du im Fitnessstudio und Bizeps, machst jetzt Bizeps-Training, die Hand kannst du eine gewisse Anzahl hochheben und dann erschlafft der Muskel. Das Gehirn kann das noch vergleichsweise gut kompensieren, aber du merkst es halt auch, dass du dann irgendwann erschöpft bist, dich ausgelobt fühlst. Und von daher, je mehr geistige Pausen du machst, und das sage ich auch immer, also qualitativ gute Me-Time ist jetzt nicht, dass du dich auf die Couch legst, aber stachst dabei ins Handy, weil das Gehirn braucht wirklich mal so informationskonsumfreie Zeiten. Wir sind ja heute so abhängig. Wir sind ja alle irgendwie Cyber-Zombies, die abhängig sind vom Smartphone, vom Tablet und whatever. Ständig muss irgendwas konsumiert werden. Alle Menschen versuchen im Außen irgendwas zu finden. Wenn du immer nur im Außen suchst und im Außen konsumierst, hörst du keine innere Stimme von dir. Das wird nichts. Also das Gehirn auch mal zu entspannen, dir Autonomiezeit zu gönnen, dieses Musische, dazu musst du entspannt sein. Also der Da Vinci oder Mozart, die haben sich auch nicht morgens hingesetzt und gesagt, Mensch, heute mache ich mal eine richtig coole Komposition oder ein Gedicht oder was auch immer, sondern das ist aus der Muse entstanden, also dass es dann auch wirklich Menschen berührt. Und Muse kreiert sich nur in der Entspannung. Ich sage immer so, qualitativ gute Auszeit fürs Gehirn ist, wenn du einfach mal Luftlöcher starrst oder vor dich hinsinierst oder auch meditatives Gehen. Hochsensible Scanner tun sich ein bisschen schwer mit Meditation, also sich hinzusetzen, in die Stille zu gehen, weil der Kopf natürlich immer arbeitet und rattert. Da empfehle ich ganz gerne so eine aktive Meditation, also dass du entweder sich eine Kerze anzündet und in die Flamme schaust. Das ist für mich immer so ganz hilfreich. Das kann ich mal zehn Minuten aushalten, dann muss ich auch schon irgendwas machen. Oder eben meditatives Gehen oder dass man so eine körpergeführte Meditation macht. Also eine angeleitete Meditation, wo jetzt jemand spricht, entspanne deinen Fuß, entspanne dein Bein und das einmal so durch den ganzen Körper geht. Das ist ganz hilfreich, weil du dich dabei eben auf etwas konzentrieren musst.
Joel Kaczmarek: Ja, es ist absurd. Das ist genau so, wie du beschreibst. Ich habe das auch, dass man dann sowas macht hier wie progressive Muskelrelaxanz nach Jakobsen. Dann hast du diesen Körperscan. Am Ende des Tages ist es wirklich so, man merkt dann, es geht einem besser oder man freut sich dann auch richtig. Ich freue mich dann richtig auf diesen Moment, nur es ist so reinzubringen, diese Disziplin zu haben, das fällt einem echt schwer und das ist echt interessant. Ich habe da noch nie drüber nachgedacht, dass das so eine Flucht vor einem selbst ist, weil ich sage ja, ich brauche dann immer Reiz. Wahrscheinlich ist das, was du auch beschrieben hast, die positive Ausstellung des Gehirns sozusagen durch den Reiz, so Gratifikation im Gehirn kriegen. Sind es noch andere Sachen? Also brauchst du zum Beispiel auch so eine Lebensumgebung, die von, sage ich mal, wenigen Reizen geprägt ist? Also weiß ich nicht, schlichte Einrichtung, viele Holztöne, brauchst du viel Natur um dich rum? Also tue ich mir eher keinen Gefallen, wenn ich zum Beispiel in der Stadt lebe als hochsensible Scanner-Persönlichkeit oder ist sowas relativ egal?
Bettina Reuss: Also ich persönlich finde es jetzt gar nicht egal. Ich kann ja auch immer nur so von meinem eigenen Empfinden ausgehen. Ich lebe ja auch mitten in München. Ich merke halt den Elektrosmog. Also im Vergleich zu, wenn ich jetzt zu meinen Eltern fahre, die wirklich auf dem platten Land wohnen, da ist ganz, ganz wenig Funkstrahlung. Ich schlafe da ganz anders. Das merkt man sofort am Wohlfühlfaktor. Wie ist meine Umgebung? Wie sind die Menschen, mit denen ich zu tun habe, wenn ich die Leute im Coaching habe? Es hat mal eine im Gruppencoaching gesagt, sagt sie, Bettina, dein Coaching macht einsam. Weil da ging es halt um das Thema Umfeldhygiene. Und jetzt gerade mit Hochsensibilität, du hast halt ein intrinsisches Bestreben nach Anerkennung und Wertschätzung. Jetzt brauchst du auch im Job dieses emotionale Feedback. Wenn es das nicht gibt, verhungerst du halt so ein bisschen wie eine Primel auf der Fensterbank, die zu wenig Wasser bekommt. Es ist aber bei Hochsensibilität so, dass die meisten diese Anerkennung und Wertschätzung im Außen suchen, weil sie sie sich selbst nicht geben. Und ein hochsensibler Mensch kennt sehr gut die Bedürfnisse von anderen Menschen, aber halt nicht die eigenen. Und privat machst du dich dazu Problemmülltonne und beruflich gehst du halt extra meine, machst extra Überstunden, extra Aufgabe und stresst dich total damit selbst.
Joel Kaczmarek: Kannst du es herleiten, warum es so ist, dass man dieses intrinsische Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung hat?
Bettina Reuss: Es sind ganz unterschiedliche Faktoren, mit denen es zusammenhängt. Grundsätzlich ist es ja in jedem Mensch evolutionär so angelegt, dass du einfach den Wunsch nach gesehen werden hast, Sicherheit, Bindung, Selbstwerterhalt und eben auch das Zugehörigkeitsgefühl. Du bist ja kein Einzelgänger und willst dazugehören. Und jeder Mensch braucht ein gewisses positives Maß an Bestätigung, was auf den Selbstwert oder das Selbstwertgefühl einzahlt. Also dieses Ich bin okay, du bist okay. Großsensibles sind ja per se sehr werteorientierte Menschen und auch sehr gerechtigkeitsliebende Menschen. Gerechtigkeit ist der Wert, der am meisten und am schnellsten verletzt wird. Das kannst du halt immer beruflich und privat adaptieren. Also da gibt es so viele kleine Hürden. Wenn man die weiß, kannst du die umgehen oder die meiste Zeit umgehen. Aber es sind echt ganz, ganz viele kleine Stolpersteine. Da
Joel Kaczmarek: kommen wir jetzt auch gleich mal zu, weil ich habe auch gerade gedacht, meine Frau wird sich den Podcast, den werde ich ihr mal zum Anhören geben, die wird halt grinsen, weil es geht ihr genauso wie wahrscheinlich deinem Partner, wenn ich teilweise ein Kopfkissen habe und suche das vierte, fünfte aus, weil ich nicht zufrieden bin, nicht gut mit schlafe. Dann sagt die immer so, was hast du eigentlich? Leg dir das Kissen hin, pack den Kopf drauf und schlafe. Und wie gesagt, dann lass uns doch mal da so rüber wechseln. Was heißt das in der Arbeitsumgebung? Ich habe das in meinem Business Club Makers und Shakers vorher auch mal so angesprochen. Ich hatte heute eine Session, habe gesagt, wir machen heute diesen Podcast und die erste Frage, die die mir gestellt haben, war, sind Menschen, die sowas haben, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit erfolgreich oder nicht erfolgreich?
Bettina Reuss: Super erfolgreich, weil mit Hochsensibilität und gleichzeitiger Fehlbegabung bist du einfach mit Skills ausgestattet, die krassen Future Skills, die sie in der Zukunft braucht, um die krassen Veränderungen, die auf dem Arbeitsmarkt auf alle zukommen, überhaupt bewältigen zu können, weil mit Mit Hochsensibilität und Vielbegabung in einer Person. Hochsensible Scanner sind ja sehr veränderungsbereite Menschen, weil sie ständig nach neuem streben, neue Impulse brauchen. Das natürlich nicht zu viel, nicht zu wenig, weil immer so ein bisschen das Problem Überforderung, Unterforderung gegeben ist. Aber grundsätzlich sind Hochsensible Scanner Persönlichkeiten Die perfekten Mitgestalter für den zukünftigen Arbeitsmarkt, also der Arbeitsmarkt von morgen, New Work, wie man das so immer nennt, weil was durch KI, durch Robotik, durch Automatisierung, Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt zukommt, sind natürlich krasseste Veränderungen. Also ich hatte auch vorletzte Woche in meinem Podcast so einen Prognosen 2024, wo ich mir dachte, hu, krass, also da kommt echt was auf uns zu. Sowohl negativ als auch positiv. Aber hochsensible Scanner sind zum einen, haben die die fachlichen Skills, um das Ganze mitzuarbeiten. zu begleiten, sich in völlig neue Themen einzulassen, einzuarbeiten, das mitzugestalten. Die können super krass mit unter, super krass visionär, strategisch denken. Und es sind natürlich auch Menschen, Leser, Menschen, Versteher, Menschen, Verbinder, die dann auch die Menschen in den Veränderungsprozessen mit begleiten können.
Joel Kaczmarek: Heißt das in der Umkehrschluss, dass man gut daran tut, sich solche Leute ins Team zu holen oder funktionieren die manchmal in Teams gar nicht so?
Bettina Reuss: Die funktionieren schon sehr gut. Also meistens werden heute noch Spezialisten gesucht und hochsensible Scanner sind Generalisten. Wenn sie jetzt eher introvertierter Natur sind, das sind dann immer so die, die entweder ins Burnout oder ins Boreout fallen. Ein typischer Scanner wechselt halt. Eins bis drei Jahre oder kürzere Zeitabstände. Scanner, wenn er keinen Bock mehr hat, dann wird er zum Jobhopper und der Lebenslauf wird immer länger. Ich hatte mir auch schon überlegt, ob ich an Firmen rangehe, die zu beraten und zu sagen, 15 bis 20 Prozent eures Personalkapitals, das könnten genau die Überflieger sein, die ihr vielleicht bislang als Störenfriede verkennt, weil sie alles hinterfragen, auf den Kopf stellen und irgendwie halt einfach unangenehm sind.
Joel Kaczmarek: Wie heißt denn eigentlich der Podcast, den du aufnimmst? Das hast du schon ein paar Mal davon erzählt.
Bettina Reuss: Meiner ist hochsensibel und vielbegabt erfolgreich.
Joel Kaczmarek: Und interviewst du da auch solche Menschen? oder wie funktioniert der?
Bettina Reuss: Ich mixe immer so die Einzelfolgen, Einzelthemen mit Interviews und da habe ich ganz viele Kunden. Also mitunter, wenn sie sich dazu bereit erklären, weil wie gesagt, die introvertieren, wenn ich da frage, machst du mal beim Interview mit? Nee, das muss ich mir mal überlegen, komme in drei Monaten wieder auf mich zu. Andere sagen, ja klar, geil, bin ich dabei.
Joel Kaczmarek: So und wenn ich jetzt ein Unternehmen bin, was für solche Menschen die perfekte Umgebung schaffen will, was braucht es für ein Surrounding? Also was sollte ich tun, damit ich diese Menschen quasi maximal gut zu ihrem Wohlbefinden und zu meinem Nutzen integriere?
Bettina Reuss: Also allem voran schon mal eine ästhetisch schöne Ausstattung, eher in helleren Farben, modern. Kleine Büros, ein wertschätzendes Umfeld. Der Job muss absolut inhaltlich Sinn ergeben. Also hochsensibles Kenner wollen etwas bewirken, nachhaltig etwas bewirken, damit es für sie Sinn ergibt. Konzern, weniger gut geeignet, eher die Start-up-Mentalität, nicht zu veränderungs- und neuorientiert getrieben, aber einfach so dieses, komm, wir machen was Neues, wir wollen was bewegen und wir machen es zusammen, wir brauchen unterschiedliche Kompetenzen. Da sind hochsensible Scanner perfekt platziert. Also wenn es zu viel an Ideen oder Neues, Neues, Neues, der Scanner findet es total super, aber der hochsensible Anteil sagt halt irgendwann, es wäre alles zu viel.
Joel Kaczmarek: Ich meine, du hast ja eben auch einen interessanten Aspekt angesprochen mit Burnout, Boreout. Wie ist es denn so, auch was du eben als Überforderung versus Unterforderung beschrieben hast? Wie gefährdet bin ich als hochsensible Scanner-Persönlichkeit, mich vielleicht auszubrennen?
Bettina Reuss: Die Gefahr ist ziemlich hoch. Es ist aber auch die gleiche Gefahr, wenn du dich zu Tode langweilst. Die Symptome sind ja gleich. Aber es braucht Struktur und Ordnung. Also ich habe das auch schon von Kunden erlebt, wenn die beispielsweise einen Scanner als Chef haben und da werden ständig, jede Woche werden neue Entscheidungen getroffen und du kannst dich auf nichts verlassen. Der Scanner-Anteil ist total spontan und der hochsensible Anteil kann mit Spontanität nicht wirklich was anfangen.
Joel Kaczmarek: Ich denke gerade so an mein Team. Alex aus meiner Mannschaft, die würde jetzt glaube ich jubeln. Wie kriege ich sowas denn so orchestriert, dass ich da auch kompatibel bin mit so einem Team?
Bettina Reuss: Ja, sich selbst gut hinterfragen. Also mir geht es ja genauso. Ich glaube, meine Freelancer, die für mich arbeiten oder Mitarbeiter, die sind teilweise auch, dass sie schreiend davonlaufen könnten. Sich selbst manchmal hinterfragen, okay, wenn ich jetzt diese Entscheidung mache, welche Konsequenzen könnte das dann irgendwie so teammäßig sich auswirken? Also macht das Sinn? Mache ich das in drei Wochen auch noch? Ich habe mir irgendwann mal so eine Entscheidungshilfe kreiert, wo ich sage, okay, ich habe meine Werte über dem Schreibtisch hängen, meine Motivatoren und meine Dürfnisse. Wenn ich heute Entscheidungen treffe, gucke ich immer, okay, geht es mit meinen Bedürfnissen, mit meinen Werten und mit meinen Motivatoren vor allen Dingen überein. Und da kann ich mich selbst so ein bisschen austarieren.
Joel Kaczmarek: Ist man denn, was du auch gerade beschrieben hast, läuft man Gefahr, wenn man hochsensible Scanner-Persönlichkeit ist? Sind die so ein bisschen creepy? Sind das so ein bisschen merkwürdige Personen oft?
Bettina Reuss: Natürlich wirkt es komisch. Das ist ja allein, wie hochsensible Scanner sprechen. Du hast halt auch dadurch, dass du mehr Antennen hast, du nimmst mehr wahr. Das hatte ich auch bei mir selbst hinterfragt, wo ich mir immer dachte, die können doch nicht sehen, was ich denke. Doch, aber du siehst es halt über 93 Prozent Körpersprache. Und hochsensible, vielbegabte, hochbegabte wirken einfach mitunter sehr stark wie so ein bisschen Modellklugscheißer, Besserwisser. Und auch mit teilweise einer gewissen Arroganz. Das ist halt, wie du es einfach über die Körpersprache auch zum Ausdruck bringst und die kannst du einfach nicht kontrollieren.
Joel Kaczmarek: Ja, es ist so lustig. Meine Frau hat immer zu mir gesagt, manchmal, wenn ich mit ihren Eltern geredet habe, und ich habe die nicht angeguckt, weil irgendwie so, ja, ich kenne das dann alles mit. Ich habe immer gedacht, ich habe so ein leicht autistisches Gen. Da hat sie gesagt, du musst dir meine Eltern angucken. Sag mal, was geht denn mit dir? Du kannst doch nicht, während die dir was erzählen, gar nicht zuhören. Ich sage, ich höre doch zu. Ich kann dir jedes Wort wiedergeben. Also hat mich nicht so gefordert. Und Arroganz macht total Sinn. Da tappe ich mich auch bei. Da ist man natürlich ein bisschen verführt zu, wenn man alles schneller fasst und irgendwie rasanter ist als die Leute, dann mit so einer gewissen Ungeduld und irgendwie Gibt es denn eigentlich so eine biologische Herleitung dafür? Also kannst du sagen, dass jemand, der sowas hat, hat gewisse Gehirnströme anders oder die Neuronen sind irgendwie so geschaltet. oder gibt es da bisher gar nicht so Forschungsergebnisse zu?
Bettina Reuss: Ich glaube zur Hochsensibilität und Füllbegabung noch nicht. Also ich habe eine Kollegin, die da mal so ein bisschen geforscht haben, aber die haben auch so ihre eigenen Interviews gemacht. Ich weiß nicht, wie viele meiner Kundinnen und Kunden und bei mir selbst ja auch. Ich habe drei Therapien früher gemacht durch eine Autoimmunerkrankung, wo es auch immer hieß, du musst mal zum Arzt gehen, damit du das endlich annehmen lernst. Also gut, bin ich zu drei Therapeuten. Unter anderem eine tiefenpsychologische Therapie, um meine seelischen Macken irgendwie so alle zu erörtern. Da war nicht eine dabei, die gesagt hat, Mensch, du könntest hochsensibel oder vielbegabt sein. Als Kenner, wenn du heute zum Psychologen gehst, kommst du unter Umständen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit mit ADHS-Diagnostik zurück. Und ich habe viele Kunden, die teilweise auch in Langzeittherapien sind. Im schlimmsten Fall sind sie dann irgendwie bereits auf Psychopharmaka oder auch schon länger auf Psychopharmaka. Das macht das Ganze ja nur noch schlimmer. Und die wenigsten Therapeuten sprechen halt das Thema Hochsensibilität an. Und auf Vielbegabung oder gleichzeitige Vielbegabung kommt nie jemand. Und ich habe Kunden, die jahrelang in Therapien rumhängen und sind dann bei mir in zwei, drei Coachings und sagen, hey, was ich bei dir in drei Coachings gelernt habe, das habe ich in drei Jahren Therapie nicht gelernt. Und das sind halt echt Aussagen, wo du sagst, krass. Oftmals hast du es ja auch, dass du das Gefühl hast, dass du dem gegenüber sitzenden Therapeuten oder der Therapeutin irgendwie so mehr sagen kannst als sie dir. Das habe ich auch schon von ganz vielen Kunden gehört. Wenn du einfach so drauf bist und die Skills oder die Gehirnwindungen hast, da fällt dir ja so viel auf. Mein geschätzter Kollege Luca Rohleder, der spricht ja auch bei Hochsensibilität von einem höheren Ich, wo du also einfach eine sehr viel intensivere Anbindung nach oben hast. Damit kommen wir in den spirituellen Bereich, wo auch viele abwinken, weil die Menschen sind doch heute total verkopft. Also wie wenige können ihre Intuition überhaupt noch hören und wie viele verlassen sich gar nicht drauf? Weil sie alles mit dem Kopf lösen wollen. Und das intuitive Bauchgefühl, woher es auch immer kommt, woher wird es denn gespeist, ist immer richtig. Wenn du nicht fühlst, was du tust, dann kannst du es lassen. Und wenn es sich für dich nicht gut anfühlt, dann kannst du es auch lassen. Das wird auch nicht besser. Und wenn sich die Jobwahl von Anfang an mit Verlaub scheiße anfühlt, das wird nicht besser. Nicht nach vier Monaten und nicht nach vier Jahren. Was sich von Anfang an nicht stimmig für dich anfühlt, lass es.
Joel Kaczmarek: Aber es ist interessant, dass du auch diesen spirituellen Faktor Hellsichtigkeit, hast du da eine Erklärung für oder hast du einen Einblick reingewonnen, wie das zusammenhängt? Hast du dich damit mal intensiver auch beschäftigt? Ich habe das auch selbst schon am eigenen Leibe erlebt und man kann es ja aber Menschen nicht vermitteln, wie das so ist.
Bettina Reuss: Das musst du erleben. Also ich war ja nach 17 Jahren Hardcore-Management auch total verkopft. Also Bauchgefühl dachte ich mir, weiß ich vielleicht noch, wie man es schreibt oder buchstabiert, aber das war es dann auch. Das kannst du aber wieder lernen. Und ich habe mal das Buch von Luca Rolita über Hochsensibilität und Berufung finden gelesen und der hat jetzt ziemlich viel spirituelle Ansätze mit drin. Und da habe ich mich dann auch mit der Zeit immer mehr getraut, das zu äußern. Ich habe aber auch alles erst mal selbst probiert. Das ist wirklich so, wenn du weniger aus dem Kopf und mehr aus der Intuition arbeitest. Und das versuche ich heute weitgehend zu machen, dass ich die richtigen Lösungen für mich erfülle. Da würden jetzt wahrscheinlich viele Business-People die Hände über den Kopf zusammenschlagen und sagen, die hat ja ein völliges Rad ab. Aber ich kenne die eine Seite und ich kenne die andere Seite. Und mit dem Kopf Etwas zu kreieren ist sehr viel anstrengender, als wenn du es einfach über die Intuition machst. Und ein Kunde von mir, der hat es eigentlich immer ziemlich cool auf den Punkt gebracht, der ist eigentlich Marketingdirektor und ist aber auch Songwriter und Sänger. Da sage ich, du beschreibst nur einen Song. Ich empfange die Energien und Schwingungen und die übersetze ich in Text und das ist eigentlich genau das, was es zum Ausdruck bringt.
Joel Kaczmarek: Also eine wirklich spannende Session, die ich heute mit dir hatte, liebe Bettina. Vielen Dank. Hat sehr, sehr großen Spaß gemacht. Vielleicht hat es ja den ein oder anderen oder die auch, die ein oder andere, die heute zugehört hat, auch inspiriert. Ich finde, es hilft immer manchmal, wenn man ein Label für die Dinge hat und wenn man dann sogar noch Elemente hinzunimmt, wie man dann mit diesem Label sozusagen umgeht, was die Impressionen sind, die man dann gewinnt, umso besser. Von daher ganz, ganz herzlichen Dank. Sag nochmal dein Podcast zum Ende, wie der hieß.
Bettina Reuss: Hochsensibel, unvielbegabt, erfolgreich. Alles in einem Wort.
Joel Kaczmarek: Von daher, ganz herzlichen Dank, viel Erfolg auf deinem Wege und ich sehe schon, wir werden mal die ein oder andere Session noch zusammen machen. Vielen, vielen Dank.
Bettina Reuss: Stimmt, ich würde mich voll freuen. Vielen Dank, Joel.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Diversity: Lasst uns Organisationen neu, offen und tolerant denken! Nachdem wir anfangs die Organisationsentwicklerin Marina Löwe und Ratepay-Gründerin Miriam Wohlfarth wiederholt vor dem Mirko hatten, um dich für Diversity zu sensibilisieren, diskutiert Joel mittlerweile regelmäßig mit Lunia Hara (Diconium) zu Themen rund um Leadership und Diversity. Dabei geht es den beiden explizit nicht um Mann oder Frau, sondern um die Schaffung von Empathie füreinander sowie ein ganzheitliches Bild und Verständnis für verschiedene Rollen und Perspektiven.