Kinder und Karriere – geht nur eins der beiden?
5. Februar 2021, mit Marina Löwe
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Marina Löwe: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Female Leadership, dem Podcast zu Geschlechterfragen in Führung. Ich bin Marina Löwe und heute habe ich Laura und Roman Geider bei mir zu Besuch und ich freue mich sehr, denn wir haben ein sehr spannendes und sehr wichtiges Thema. Es geht um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. und mit wem könnte ich besser sprechen als mit euch beiden, denn ihr habt Zwillinge bekommen und seid beide karrieremäßig sehr gut unterwegs. Und das Statement, mit dem wir uns heute auseinandersetzen werden, ist, um den Frauen in der Karriere mehr Chancen zu ermöglichen, braucht es gleichzeitig mehr Chancen für Männer, um in die Familienführung zu gehen und zwar ohne Gesichtsverlust. Was ihr damit meint, das würde ich heute gerne näher von euch erfahren. Laura, du hast ja dich gerade auch noch selbstständig gemacht und bist Gründerin. Kannst du mal ganz kurz ein bisschen einleiten, was hat dich in den letzten Jahren umgetrieben und was ist der Bereich, in dem du dich jetzt rumtummelst?
Laura Gaida: Ja, total gerne. Also schlussendlich kam ich über einen längeren Weg eigentlich dazu. Ich bin immer schon nebenberuflich selbstständig. Was heißt schon immer? Natürlich nicht seit der Geburt, aber seit ich, ach, ich glaube schon seit Studiumszeiten. Und habe vor sechs Jahren schon ein Trainingskonzept entwickelt, sowohl für ein körperliches als auch ein mentales Training in Kombination, weil es mir schon immer so um die Gesundheitsförderung ging und auch um mentale Stärke. Und tatsächlich in dem Training immer mit Kontext und Bezug auf So das Real Life, auf unsere Herausforderungen, unsere Probleme, unsere Schwierigkeiten, was uns beschäftigt. Und jetzt stehe ich natürlich selber noch viel, viel mehr in Herausforderungen, seit wir jetzt die Zwillinge haben. Die sind jetzt wie alt. nochmal?
Marina Löwe: Ah, drei. Die sind jetzt drei Jahre alt, hast du gesagt?
Laura Gaida: Ja, genau. Und vor drei Jahren dann eben aus zwei wird vier und dann ändert sich dein Leben natürlich schlagartig. Und dann habe ich immer mehr gespürt, dass diese eigentliche Trainingspraxis sich perfekt adaptieren lässt auf das echte Leben einer Working Mom oder auch Working Dad. Ja, habe immer mehr Bezug einfach hergestellt. Wann lassen sich welche Übungen, insbesondere einfach auch mentale Übungen, in den Alltag integrieren? Und habe festgestellt, es funktioniert, es wirkt. Es löst natürlich nicht schlagartig alle Problemchen, aber es hilft einem so ein Stück weit einfach glücklicher, gesünder, also mental gesünder und gelassener zu sein. Und deswegen heißt mein Startup ganz einfach auch Mental Health & Happiness.
Marina Löwe: Und du warst ja auch lange Gesundheitsmanagerin in einem großen mittelständischen Unternehmen, General Managerin in einem Frauensportclub und bringst da ja schon einige Dinge mit. Wie erlebst du das jetzt, wo die Zwillinge da sind seit drei Jahren? Wie hat sich da für dich deine Karriereplanung verändert? Oder vielleicht ist ja auch gleich geblieben, wäre jetzt eine Unterstellung, ne?
Laura Gaida: Ja, du spürst natürlich, dass sich da ganz, ganz viel ändert, auch erstmal der Fokus, der Lebensinhalt. Aber ein wichtiger Punkt ist immer geblieben, so dieses, wir leben in einer wahnsinnigen Wohlstandsgesellschaft und doch geht es uns häufig so, so, so, so schlecht. Und das ist echt mein Ansporn, was ich nicht nur für mich persönlich, sondern auch gerne im Leben anderer Menschen versuchen möchte zu ändern. Also zu sagen, was brauchst du, um glücklich zu sein? Was brauchst du, um gesund zu sein? Und da einfach auch immer wieder sich zu hinterfragen. Und genau, das trage ich nach außen. Und das ist sowohl eben im betrieblichen Gesundheitsmanagement, glaube ich, ein ganz, ganz wichtiges Thema. Thema, um auch effektiv, gut, motiviert arbeiten zu können.
Marina Löwe: Ihr hattet ja auch sehr besondere Rahmenbedingungen, als ihr nach Düsseldorf gezogen seid. Und Roman, ich bin ja über dich auf LinkedIn gestolpert mit einem Bild, wo du mit den Zwillingen an der Hand Richtung Arbeit läufst. Vielleicht kannst du mal ganz kurz uns noch abholen, was machst du und wohin hast du die Zwillinge da mitgenommen?
Roman Gaida: Hi Marina. Ja, witzige Geschichte. Heißt Mitsubishi Electric und ich bin in der German Branch angestellt, aber Europabereichsleiter für einen Geschäftsbereich CNC für Werkzeugmaschinen. Wie du ja schon gesagt hast, wir sind vor knapp vier Jahren jetzt in Düsseldorf hier angekommen. Da waren die Kinder noch nicht auf der Welt. Die waren gerade unterwegs, also quasi mitten im Umzug. Ich habe noch mein MBA in St. Gallen und an der WTH gemacht. Laura hat immer auch noch nebenher Wirtschaftspsychologie studiert. Also war eine sehr bewegte Zeit am Anfang. Da musste man sowieso schon lernen, wie man das Ganze unter einen Hut. Also ich würde eher sagen, dass es jetzt auch mit Lauras Selbstständigkeit, sie arbeitet noch als Dozentin, dann auch noch als Senior-Projektmanagerin und ich jetzt in meiner Bereichsleiterfunktion mit 150 Mitarbeitern. Das ist jetzt eigentlich fast schon die einfachere Zeit, weil jetzt haben wir einen Kindergartenplatz. Das hat sich alles schon eingespielt, aber da wo wir hier ankamen, das war richtig eine wilde Zeit, wo man sich halt echt einnorden müssen und zusammenraufen und zu sagen, das packen wir jetzt zusammen. Das Bild ist da entstanden. weil Laura war ja im ersten Jahr direkt nach der Geburt mit Zwillingen, war sie natürlich mehr zu Hause als ich, auch allein schon wegen dem Stillen. Ich habe auch Elternzeit genommen damals und gleich vier Wochen Urlaub, dann noch die Elternzeit später und habe immer zwischendrin versucht, sie auch zu unterstützen, weil ich zum Beispiel jeden Freitag habe ich freigenommen, bin zum Ultraschall gefahren, wo sie noch schwanger war, weil es eine Risikoschwangerschaft war. Also ganz viele Dinge haben wir da am Anfang zusammen durchgestanden und sie war dann wirklich im ersten Jahr noch kein einziges Mal bei mir mal auf der Arbeit. Also ich finde es immer toll, wenn der Ehepartner oder auch vielleicht die Kinder, die können sich wahrscheinlich nicht daran erinnern, aber auch wissen, was man tut. Also wenn ich dann erzähle von Kollegen oder vom Büro, damals als man noch in Büros ging, dann ist es viel schöner, wenn man weiß, wo das ist und wer das ist. war es halt immer ein Wunsch von mir, die mal mitzunehmen. Und das war halt dann der Tag. Und die zwei konnten da gerade so laufen oder mehr oder weniger schon rennen. Also da nimmt man die besser an der Hand, weil sonst rennt der eine in die Richtung und der andere in die andere Richtung. Und dann bin ich da gerade so mit den beiden dann bei mir ins Büro gegangen und habe die auch allen meinen Mitarbeitern vorgestellt. Sind da alle Bereiche durchgelaufen, haben die auch im Arm gehabt und Laura hat am Anfang dieses Foto geschossen und deswegen, das war eigentlich auch der Startschuss, wo ich mir gedacht habe, das darf man ruhig mal zeigen, dass das alles möglich ist und dass es auch wichtig ist, dass man sich vielleicht als Führungskraft auch im Unternehmen als Vater präsentiert. Ich halte es wichtig, dass man das auch trennt, also die Arbeit selbst, aber nicht, dass man trennt, dass man Vater ist und Führungskraft. Und das heißt auch, dass die Mitarbeiter erkennen, wo Prioritäten gesetzt werden sollen, müssen und auch Prioritäten gesetzt werden dürfen. Das heißt, Mir ist es wichtig, dass wenn ich Vater sein kann, dann können es meine Mitarbeiter erst recht und viel einfacher. Also ich habe mal gehört, dass es halt ein paar Leute gesagt haben, ich werde jetzt in einem Jahr oder nicht im Jahr, das wäre komisch, ich werde Vater in neun Monaten oder in acht oder in sieben Monaten. Also relativ früh haben sie mir schon gesagt, ich werde Vater und. Ich weiß ja, dass du da so offen bist und ich werde Elternzeit nehmen. Also da bekommt man viel mehr zurück. Da hat keiner Angst jetzt acht Monate, bis er sich dann mit der sieben Wochenfrist beim Chef meldet und sagt, ich nehme Elternzeit, weil er Angst hat, seine Karriere geht in den Bach runter oder man nimmt es ihm übel. Sondern es freuen sich alle viel mehr drauf. Also man kann den Menschen da wirklich viel mitgeben, indem man so offen damit umgeht, dass man Führungskraft und Vater ist und deswegen jetzt auch nicht nur 30 Stunden arbeitet und nichts mehr tut. aber das einfach über den Tag anders verteilt und priorisiert. Und das geht jetzt im Homeoffice fast noch besser. Und für mich ist natürlich auch ein Vorteil, dass Laura so viele verschiedene Sachen macht, wie vorher schon angesprochen. Einerseits festangestellt als Projektmanagerin, andererseits Dozentin, andererseits selbstständig. Sie kann dann auch ein bisschen flexibler als ich mit den Zeiten spielen. Wird sie vielleicht später auch noch sagen, sie ist eh so eine Nachteule und ich bin jemand, der abends lieber ins Bett geht und morgens lieber dann früher aufsteht. Von dem her geht das immer irgendwie ineinander. Also das ist nicht jetzt so, dass wir sagen, wir teilen einen Tag genau 50-50 auf, sondern es muss am Ende der Woche, am Ende des Monats, am Ende des Jahres für beide gepasst haben, dass keiner zu kurz gekommen ist.
Marina Löwe: Also das hört sich schon nach einer anstrengenden Zeit an, dass ihr erstmal den Städtewechsel hattet. Also vielleicht noch kein riesiges soziales Netzwerk, wie man das hat, wenn man irgendwo aufgewachsen ist. Die Familie war nicht da und dann beide eigentlich mitten auf dem Weg und unterwegs. Und dann kommen Zwillinge, was ohnehin aufregend ist. Aber du sagtest dann auch noch Risikoschwangerschaft. In welcher Situation warst du damals genau, Laura? Und wie hat sich das für dich dann ausgewirkt? Also welche Konsequenzen hatte das auch?
Laura Gaida: in Bezug auf was meinst du jetzt? Einfach wie mein Mindset damals war oder ganz konkret?
Marina Löwe: Auch ganz konkret auf dein Arbeiten. Ach,
Laura Gaida: ich bin tatsächlich immer relativ optimistisch noch und bin noch im sechsten Monat, glaube ich, zur Frauenärztin gerannt, weil ich ganz knapp aus einem Termin rauskam und die Frauenärztin meinte dann beim CTG, sie haben Wehen und ich sag, oh, ja, irgendwie zieht es so ein bisschen im Rücken und sechster Monat ist natürlich nicht ganz so cool. und Dann ist es mir auch einfach wirklich nochmal bewusst geworden, dass ich, ja, wirklich, klar, Schwangerschaft und Risikoschwangerschaft ist ein besonderer Zeitpunkt, aber dieses vielleicht doch auch mal wieder ein bisschen das Gas rausnehmen und ein bisschen mehr auf sich zu achten, weil klar, dann lag ich erstmal im Krankenhaus und durfte und konnte nichts mehr machen, wobei vor drei Jahren war ja auch schon Remote-Arbeiten möglich, insofern klar erstmal wieder fit und gesund werden und hat sich dann glücklicherweise auch alles wieder beruhigt und alles war super.
Roman Gaida: Ganz so locker war es auch nicht.
Laura Gaida: Ja, also ich durfte nicht mehr viel gehen, aber erstmal war einfach Entwarnung und ich glaube, dann muss man auch die Angst wieder loslassen und sagen, ja, ist gut gegangen und dann habe ich auch ein Stück weit nicht mehr mich so extrem ausgepowert und dann auch, als die Kinder da waren, berufsbegleitend beziehungsweise dann Elternzeit begleitendes Studium, das dann natürlich zu kombinieren, so dieses, ich habe einen großen Bereich, ob es jetzt ich selbst bin oder die Kinder, um den ich mich kümmern muss und ich habe aber auch noch berufliche Ziele und dann das eben zu kombinieren, miteinander zu vereinbaren. Da ist Support gefragt und den habe ich absolut bekommen von Roman. Und meine Mama war damals auch ganz viel unterstützend da. Ja, und dann hat es funktioniert. Nicht immer perfekt, aber so, dass es für alle einfach funktioniert.
Marina Löwe: Ja, und das ist ja auch einfach nur fair zu sagen, weil diese Dinge in der Schwangerschaft und das Stillen, das kann dir ein Mann ja nicht abnehmen. Das ist halt biologisch verteilt. Was uns aber immer wieder auffällt, auch in dem Podcast, gerade wenn wir jemanden wie die Anna-Sophie Herken fragen, die eben auch in England damals war, also gerade in London, als sie das Kind bekommen hat oder ich habe gestern auch noch mit einer Mailänderin gesprochen, die lange in Deutschland lebt, aber auch in Brasilien, in Amerika, in England war oder schwedische Hintergründe, da erlebst du das einfach ganz anders, weil da bist du nicht eine von wenigen Frauen und mir ging das damals so, deshalb war ich neugierig, wie du das erlebt hast. Ich war ja mit 21 sogar schwanger, mein Sohn ist jetzt 17. Du bringst den jetzt nach einem Jahr schon in den Kindergarten und hast du nicht ein schlechtes Gewissen, wenn du da wegfährst und dass du so früh wieder zum Studium gehst. Und das war für die Niederländerinnen, mit denen ich studiert habe, die fanden das total befremdlich, dass ich sowas gefragt wurde. Weil die gehen ja auch nach drei Monaten alle wieder arbeiten und haben gesagt, warum fragt dich so jemand das? Also vor allen Dingen deine Familie. Ist ja komisch, kennen wir nicht. Also ist doch normal, dass man so früh wieder loslegt, weil die Kinder kommen ja schon irgendwie klar. Also es war ja früher auch so, dann haben sich vielleicht eher die Großeltern auf dem Hof drum gekümmert oder man hatte diese mehr Familienhäuser. Aber wir haben ja noch nie eine Zeit und eine Generation gehabt, wo sich Mütter rund um die Uhr um ihre Kinder gekümmert haben. Das ist jetzt irgendwie witzigerweise in Deutschland ein totaler Fokus, das erlebe ich jetzt bei meinen Freundinnen, dass diese gesellschaftliche Norm ist. Wenn du ein Kind hast, dann musst du selber kochen, vielleicht mit einem Thermomix, dann musst du es einfrieren, also bloß keine Fertigsachen geben. Und das Kind darf nicht weinen und das muss hier gefördert werden. Und da, das ist aber jetzt eher meine Bubble und auch so das, was ich statistisch ein bisschen mitnehme. Wie hast du das denn da erlebt, auch von die Reaktionen von anderen Frauen, auch in deinem beruflichen Umfeld? Weil Roman hat ja schon gesagt, er ist Rollenvorbild für die Männer. Was warst du denn für die Frauen?
Roman Gaida: Das hast du jetzt gesagt.
Marina Löwe: Das habe ich jetzt gesagt. Aber du hast gesagt, du machst es leichter mit der Bitte um Elternzeit auf dich zuzukommen zum Beispiel. Das ist ja durchaus eine Veränderung.
Laura Gaida: Also zu allererst einmal glaube ich, ist die Welt unheimlich bunt und wir sprechen immer von dieser Diversity-Welt oder von so viel Diversity, die wir uns ja wünschen. und ich glaube, da geht es Insbesondere auch darum, dass jeder seinen für sich besten oder vielleicht annähernd idealen Weg wählen kann und darf und soll. Und natürlich, wie du sagst, ich bin auch auf genau diese anderen Frauen gestoßen, die eben gesagt haben, wie, warst 15 Monate alt und dann schon Vollzeitplatz, auch wenn wir den nicht jeden Tag Vollzeit ausnutzen, sondern ich lasse die Kinder mal länger, mal weniger lang, manchmal holt Roman die nachmittags. Also wir gucken einfach, was steht gerade an und genau, wie es einfach passt. Und ich glaube, man muss wirklich mit sich selber das vereinbaren und sagen, wie ist es für mich gut und wie fühlt es sich für mich gut an. Und ich gehe da einfach sehr selbstbewusst raus. Und wenn jemand mit einer anderen Meinung kommt, dann ist es für mich, ich gerate nicht in Selbstzweifel. Und das ist, glaube ich, das Wichtigste. Also wenn man dann natürlich anfängt zu zweifeln und sich unsicher fühlt, man muss einfach dahinterstehen. den Weg, den man geht und die Art und Weise, wie man sein Family Work Life gestaltet. Und dann fühlt es sich auch gar nicht so schlimm an, wenn jemand kommt mit anderen Meinungen. Die sind ja völlig legitim und jeder darf, denke ich, das Family Work Life führen, das für ihn passt. Ob jetzt eben in Teilzeit oder Vollzeit oder genau, ob er noch in dem alten Rollenmodell, das ist ja nicht schlechter als jetzt dieser Hype, dass tatsächlich immer Gleichberechtigung und 50-50 da sein muss. Es gibt da kein Besser und Schlechter. Und was ich mache, ich gehe raus mit dem, wie wir es für uns mit unserem Rollenmodell und mit den Lösungen und Vereinbarungen, die wir so für uns gefunden und getroffen haben und wie es bei uns einfach auch funktioniert. Und ich möchte einfach andere Frauen dazu ermutigen, dass man sich nicht entscheiden muss, wenn der Familienwunsch aufkommt, werde ich jetzt Mutter oder bleibe ich weiterhin in Anführungsstrichen Karrierefrau oder gehe ich einfach meiner Berufung auch nach. Also man muss sich nicht entscheiden. Ich glaube, es lässt sich definitiv entscheiden. Wenn man den Wunsch hat und den Wille, dann lässt es sich auf jeden Fall kombinieren.
Marina Löwe: Und Roman, wir sind ja schon an dem Punkt gewesen, wenn man den Frauen den Raum halten will, dass sie Karriere machen, weil wir haben in Deutschland faktisch noch das Thema, dass die Frauen in der Führung unterrepräsentiert sind und zwar dramatisch und dieses Jahr auch ein Rückschritt. Dann brauchst du aber auch den Hebel Männer und du hast witzigerweise gerade das Buch in die Kamera gehalten von dem Björn Süfke, den ich ja auch schon im Interview hatte. Also was glaubst du, braucht es denn für die Männer? oder was hat auch für dich den Ausschlag gegeben, dass du sagst, das ist der Rahmen, in dem ich auch meine Frau gut unterstützen kann und für die Zwillinge der Vater sein kann, wie ich das gerne sein möchte?
Roman Gaida: Wie wir vorher auch schon vor dem Podcast, vor der Aufnahme schon gesprochen haben, ist es auf jeden Fall keine Einbahnstraße. Das ist nicht nur die Aufgabe der Frauen, sich um ihre Karrieren dann zu kümmern und nicht nur die Aufgabe der Männer, nur blind zu unterstützen, sondern es ist ein gemeinsamer Weg, von dem ich denke, dass er nur gemeinsam gegangen werden kann. Denn wenn wir Väter unterstützen und es legitimer machen, dass Männer sich um die Kinder kümmern, dann schaffen wir auch mehr Platz für die Frauen in Karrierepositionen. Der Björn Sivke Das ist jetzt vielleicht sehr kontrovers. Also ich weiß, dass ich, wenn ich dann sowas in einer Unterhaltung mit anderen Menschen anfange, dass da auch viel Konfliktpotenzial drin steckt, wenn man zum Beispiel sagt, mit der Professur, die der Björn Süfke als Beispiel nimmt. Es gibt so und so viele Professoren und die sind alle männlich zum Beispiel. Gleichzeitig gibt es aber so und so viel bei Trennungen Sorgerechtstreits, wo zu 80% die Frauen recht kriegen. Würden jetzt mehr Männer auch recht kriegen, hätten diese Frauen wieder mehr Zeit für ihre Karriere. Also wenn, dann müssen wir Gleichberechtigung in alle Richtungen denken und auch in Berufen den Einstieg in MINT-Berufe einfacher zu machen für Frauen, weil zum Beispiel wir können uns alle nicht darüber beschweren, wenn wir keine Frauen in Top-Tech-Unternehmen haben. Wenn wir aber nur 5% oder 10%, das ist jetzt keine validierte Zahl, an Studentinnen in diesen Berufen haben. Das heißt, Unternehmen sollten schon die Möglichkeit haben, damit wir auch wettbewerbsfähig sind, die besten Leute zu rekrutieren. Und dafür gehört es auch, dass junge Frauen in diese Berufe einsteigen, relativ früh und auch Ingenieurinnen werden und Mathematikerinnen und Physiker werden, sodass wir als Unternehmen mehr aus dem Vollen schöpfen können. Dass wir sagen können, wir nehmen die Besten, damit wir die besten wettbewerbsfähigen Firmen in Deutschland haben. Das heißt auch zum Beispiel, und ich kann wirklich aus der Erfahrung sprechen und das ist validiert, ich kriege hunderte von Bewerbungen zum Beispiel für meine Abteilungsleiterposition im Bereich Supply Chain oder im Bereich Applikationsengineering. Zum Teil kriege ich wirklich keine einzige Bewerbung von einer Frau. und ich glaube, wir sind, ich mache ja jetzt schon lang Werbung für unser Unternehmen und wie diverse wir sind und ich als Chef, dass ich da auch mich um die Karrieren von Frauen kümmere, können auch die paar Frauen, die wir bei uns oder bei mir in der Abteilung haben, hoffentlich auch so bestätigen. Aber wenn sich niemand bewirbt, kann ich niemand nehmen. Also das ist wirklich, wir brauchen da wirklich mehr Groundwork. Und dann brauchen wir auch keine Quoten in Vorständen. Das brauchen wir vielleicht jetzt wirklich zum Teil noch. Aber in Zukunft wünsche ich mir, dass wir in einer Welt leben, wo wir diese Quote nicht brauchen, weil wir so viel gut ausgebildete Frauen haben, die einfach in dem Fall dann besser sind als der oder der Mann.
Marina Löwe: Und ich glaube, das wünschen sich ja alle, dass es ein Land oder eine Welt gibt, in der man keine Quote braucht. Aber man hätte auch so wissen können, dass Rauchen schädlich ist. Man hat es trotzdem gemacht, während Kinder und Alte und Lungenkranke dabei saßen, bis es ein Nichtraucherschutzgesetz gab. Das ist so der Vergleich, den ich bis zum Erbrechen da gerne anführe, weil da hat die Logik und der Verstand auch nicht geholfen, sondern da braucht es dann eine gesetzliche Verordnung. Und bei der Quote, du hast es ja gerade aufgezählt, wie weit es geht. Also es hat mehrere Ebenen. Das erste ist, wie kriegst du überhaupt den Funnel mit Kandidaten ausreichend divers? Und da bist du bei, wie begeistert man Mädchen für MINT-Fächer? Und da gab es dieses Titelbild, ich sage selten was zu solchen Sachen und ich äußere mich selten sehr kritisch auf LinkedIn, da habe ich es getan, weil das waren die Mutmacher, ein Titelbild der Elektronikbranche und da waren 25 Männer drauf, inklusive Ranga Yoga. Ich war in der Mitte und da habe ich echt gedacht, sorry, abgesehen davon, dass es pottenhässlich war, das Cover, das kann nicht sein, dass man davon ausgeht, wenn man solche Titelbilder druckt, dass man da irgendwelche Frauen begeistert, in diese Gruppe einzutreten, weil man wäre ja erstmal auf weiter Flur alleine. Und wenn man sich dann fragt, warum sind bestimmte Frauen bis zum Vergasen auf dem Titelblatt gerade, ja, also Miriam ist gerade diese Woche auf dem Forbes-Cover gewesen und auf weiteren Titelblättern und ich bin höllisch froh, weil ich selber merke auch, wie wenig Rollenvorbilder ich habe an Frauen, die weiblich sind, die diese weiblichen Qualitäten sich bewahrt haben, diese absolute Empathie, das Herz auf der Zunge, also Miriam sagt immer, was sie denkt, die ist nullpolitisch, die spielt Kreativität, keinerlei Spielchen. Ich habe selten jemanden kennengelernt, der in der Geschäftsführung so offenherzig, unterstützend, herzlich ist und das hat wenig mit Geschlecht zu tun, sondern einfach, dass es nicht so dieses klassische Führungsbild ist, was wir manchmal in Deutschland haben. Und das ist was, wo man auf einmal merkt, ach ja, so kann man ja auch sein in der Führung. Aber als Mädchen in die Branche einzutreten, sich für das Studium zu begeistern, du bist halt erstmal jemand, dem man sagen muss, hey, hier gibt es halt nicht nur die eine Sorte Mensch, sondern wir werden immer bunter. Also dafür müsstest du noch struktureller, mit noch mehr Aufmerksamkeit hingehen. Das zweite ist, wie sind die Stellenbeschreibungen geschrieben? Und ich kann dir ein Beispiel geben, was mich sehr erschrocken hat. Ich habe gerade von einer Vorständin ein Beispiel gehört, wo es um eine Stellenbesetzung ging. Und dann sagt sie, wir haben die Frau gewählt, obwohl der Mann besser qualifiziert war. Und das Einzige, was ich dem Team ausreden konnte, war, dass sie es nicht auch genauso kommunizieren, dass wir sie gewählt haben, weil sie die Frau ist. Weil sie dachten, das wäre marketingtechnisch gut. Und ich habe gesagt, damit bringen wir sie um. Da habe ich gesagt, das sehe ich genauso. Das kannst du auf keinen Fall kommunizieren. Aber ich frage mal anders nach. Warum beschreibst du denn den Mann als besser qualifiziert als die Frau? Naja Der hat sowas ähnliches schon mal gemacht und der hat halt den idealtypischen Lebenslauf. Sie hat das nicht ganz so optimal. Und das ist für mich der Punkt. Ja, also dann zu sagen, der Mann war besser qualifiziert. Sorry, der Mann hat den Standardweg gegangen, den wir im System bisher immer besetzt haben. Dass die Frauen aber mit anderen Lebensläufen kommen. mit anderen Werdegängen, weil sie, und da kann ich dir so viele aufzählen, sich um kranke Eltern, um den Alkoholikervater, um Kinder, die sie früh bekommen haben oder sonst was gekümmert haben oder halt nicht aus reichem Hause kommen. Das ist ja auch bei Männern teilweise so. Man kann sich selber hocharbeiten, aber wenn du guckst, wer oben sitzt, das sind selten Leute, die wie du, Roman, als Zerspannungsmechaniker im Vorstand gelandet sind, sondern die haben in der Regel ganz andere soziale Hintergründe. Und da wünsche ich mir echt ein Umdenken und glaube, dass wir auch noch was zu tun haben. Ich habe deine Stellenbeschreibung jetzt nicht gelesen mit der Frage, wonach guckt denn eine Frau bei einer Stelle? Und was bringt die für einen Lebenslauf mit? Und bewirbt sie sich auf was, wo sie von vornherein, das wissen wir statistisch gesehen, dass Frauen denken, oh, ich bring zwei von den zehn nicht mit, ich kann es nicht machen. Und der Mann denkt, oh, ich habe zwei von zehn, geil, kriege ich schon hin. So, ich überspitze bewusst. Es ist aber auf Studien im Moment leider noch so, dass es statistisch so ist. Also ich frage mal an Laura zurück, was glaubst du, braucht es für Frauen, gerade wenn Kinder da sind, um zu sagen, ich traue mir diese Führungsposition zu?
Laura Gaida: Ich glaube, das ist genau das, was ich in meinen Gesprächen mit Menschen immer versuche zu vermitteln, zu sagen, auf eine Veränderung zu warten, zu sagen, ach ja, jetzt ist es endlich soweit, in fünf Jahren, da sieht es bestimmt dann besser aus, da kommt dann meine Zeit. Nee, die Veränderung, die beginnt einfach natürlich nicht im Großen, aber im ganz, ganz Kleinen beginnt die Veränderung einfach bei dir selbst. Also du bist die Veränderung, die du dir wünschst und wenn du sagst, hey und ich mache das jetzt und ich will dahin und ich schaffe das und ich bin vielleicht im Moment noch allein, aber dann gehe ich einfach jetzt auch vor und andere folgen mir vielleicht. Also ich versuche zu ermutigen und zu sagen, probiere es aus. Mach das für dich. Und genau, weil wenn wir auf Diversity warten, so ungefähr und sagen, ja, da kommt bestimmt noch was und es wird mit irgendwelchen Quoten beschlossen. Also ich glaube, manchmal sind natürlich so gesetzliche Regelungen, wie jetzt mit dem Lichtrauchgesetz, wie du es vorher erwähnt hast, wichtig, um auch Verhaltensveränderungen hervorzurufen. Aber du kannst auch immer, immer natürlich bei dir selbst beginnen. Und das ist definitiv ein Punkt. Der, glaube ich, reich ist.
Marina Löwe: Definitiv Hand in Hand bin ich total bei dir, sich an die eigene Nase zu packen und zu sagen, gut, ich gehe da jetzt rein, auch wenn ich am Anfang die Erste bin oder auch wenn ich mich frage, ob ich da wirklich schon alles mitbringe und bin dann zuversichtlich. Einfach mal machen, sagt Miriam ja auch immer. Einfach mal Ja sagen und dann wächst du da auch schon rein, gerade wenn du Unterstützung hast. Und ich glaube, dass der zweite Hebel eben auch noch da ist und wichtig ist, nämlich was kann sich strukturell und systemisch ändern? Also so ein bisschen die Frage dann an dich, Roman, wie machst du das denn in deinem Bereich, dass du sagst, ich gucke schon oder was sind die Hebel, die du hast als Führungskraft? Du hast ja durchaus einen großen Bereich, um zu sagen, ich schaffe hier Rahmenbedingungen für Frauen und Männer, dass beide eben diese Wahlmöglichkeiten haben können. wie weit möchte ich in Richtung Karriere und Führung gehen? Bin ich überhaupt eine Führungspersönlichkeit? Und wo möchte ich auch mehr mich in Richtung Familie vielleicht ausleben?
Roman Gaida: Ich glaube, das ist gerade in meinem Bereich, also Werkzeugmaschinenbranche ist eine sehr, sehr maskuline Branche. Also da kann man wirklich sagen, ich muss auch versuchen, eher Frauen zu fördern in dem Bereich, mehr Selbstvertrauen zu haben. Also das ist so eine männliche Branche, sagen wir es mal. Da braucht es wirklich dann vielleicht auch Quoten, um da Frauen reinzukriegen, weil das so wirklich tief durchdrungen ist, würde ich sagen. Was ich gemacht habe, ist, ich habe die letzten vier Jahre eine ziemlich große digitale und kulturelle Transformation mit meinem Geschäftsbereich durchlaufen und hatte natürlich viele, viele Teilprojekte in dem Bereich. Und da gerade wirklich Leute und vor allem die Frauen bei uns in der Abteilung zur mutigen Projektleiterposition zu übernehmen, ohne gleich in diese Führung reingeschoben zu werden, weil ein Fehler ist, glaube ich, auch zu sagen, okay, ich möchte jetzt eine Frau unterstützen, ab morgen bist du Teamleiter, ab morgen bist du Abteilungsleiter, ohne die Vorbereitung darauf. Das ist bei Männern schlecht und das ist bei Frauen noch schlechter. Man kann einen guten Rahmen schaffen, indem man zuerst mal anfängt und sagt, diese Projektleitung leitest du und du hast die volle Verantwortung und meine Rückendeckung. Auch wenn es nicht so funktioniert, wie du gedacht hast, auch wenn du am Anfang vielleicht ein bisschen damit haperst, ich bin dein Sparingspartner, ich bin dein Coach, aber ich werde dich machen lassen, auch wenn es schief geht, ganz egal, also mach dir keine Sorgen. Und das habe ich bei mehreren Projekten intern so gemacht und die sind so daran gewachsen, gerade die Damen, wir haben ein Beispiel, ich möchte keinen Namen nennen, ich möchte es gar nicht so laut sagen, aber viele wissen das bei mir, die war vorher bei uns Assistentin. Und jetzt habe ich sie halt gehofft, dass sie das übernimmt und habe sie über Monate darin bestärkt. Wir haben Weiterbildungen mit ihr gemacht, wir haben sie gecoacht, dann hat sie ein Projekt übernommen und jetzt ist sie daran gewachsen. Sie wird nicht mehr als Assistentin wahrgenommen, sondern wirklich als jemand, der im Bereich Reporting und Controlling in Finance wirklich was drauf hat. Und die hatte das schon immer drauf, hat sie aber nie getraut, was daraus zu machen. Und die ist jetzt wirklich aus sich rausgekommen, hat dann auch gesagt, okay, hier, ich habe alles fertig, möchtest du das dann präsentieren? Dann habe ich gesagt, nein, du kannst das auch vom Top-Management präsentieren, kannst du ganz allein. Das kriegst du hin, das schaffst du. Üb das mit deinem Team vorher, üb das mit ein paar anderen, denen du vertraust, lass dir Feedback geben und probier es selber. Und die ist so daran gewachsen und diese Chancen und diese Freiheiten muss man einfach mal geben. Du hast vorher zum Beispiel gesagt, wie kann man Platz schaffen für weibliche Führungskräfte. Man muss den Raum schaffen und als Führungskraft selber auch mal sagen, ich lasse Lebensläufe zu, die nicht so linear sind. Meiner war nicht linear, deswegen fällt es mir vielleicht einfacher. Aber man kann nicht erwarten, dass Führungskräfte jetzt in einer neuen Welt mit Corona, mit anderen in der VUCA-Welt quasi neue Führungskräfte, Lösungen und Resultate erwarten, wenn man immer die gleichen Mittel einsetzt. Das heißt auch die gleichen Menschen, die gleichen Projekte, der gleiche Typ A weiß 40 Jahre, hat das schon 20 Mal gemacht, soll jetzt ein neues, wunderbar tolles Ergebnis in dieser völlig komplexen Welt abliefern. Warum dann nicht einfach mal ausprobieren und andere Leute ranlassen, die nicht so einen linearen Lebenslauf haben, die vielleicht privat auch genau solche Geschichten erleben. die du gerade vorher aufgezählt hast, die sind vielleicht zum Vorteil, weil du viel flexibler sein musst, weil du viel agiler sein musst in der Ausführung deiner Projekte. Und das kann so einen Mehrwert bedeuten. Und wenn es dann mal nicht so klappt, dann klappt es beim nächsten Mal. Aber man muss sich das als Führungskraft trauen, die Leute zu enablen und das wirklich zu machen und nicht immer dann, wenn es hart auf hart kommt und eng wird, immer auf die gleichen zurückzufallen. Das gab es dieses Jahr bei DAX-Vorständen. wo man gesagt hat, jetzt ist Krise. Das muss man dann vielleicht als Führungskraft aushalten. Diese vielleicht hier und da auch mal, auch bei männlichen Projektleitern, Zitterparty bis zum Ergebnis. Aber man wird überrascht, wie tolle neue Lösungen zustande kommen, wenn man nicht Schema F fährt.
Marina Löwe: Also du hast zwei ganz Wichtige Punkte angesprochen, das eine, ich bin heute Morgen noch darüber gestolpert, vom World Economic Forum gibt es ja die neue Studie, die sagt, 50% aller Mitarbeitenden werden innerhalb der nächsten 5 Jahre ein komplettes Reskilling brauchen, also die Entwicklung ganz neuer Fähigkeiten und die Top 10, die da drunter stehen, das sind natürlich ganz klassisch dieses analytische Denken, aber auch aktives Lernen, welche Lernstrategien habe ich, komplexe Problemlösungskompetenz, Das kritische Denken, die Analyse und Kreativität, Originalität und Initiative. Und genau das, was du sagst, ist glaube ich das, was wir am meisten unterschätzen. Diejenigen, die die widrigsten Lebensläufe hätten und ich nehme mal wieder das Beispiel Alkoholiker-Vater. Also was du da für eine Kreativität entwickelst und das ist traurig. Aber das ist genau das, was du brauchst, um zu überleben in so einer Situation und das erfordert so eine Kompetenz im Managen zwischen Institutionen und dieses Durchhaltevermögen und die Resilienz und das sind so viele andere Beispiele, die du nie im Lebenslauf sehen wirst. Also diese Kompetenzen zeigen sich in keinem Lebenslauf. Das Zweite, was mir dazu einfällt, ist, du hast ja gesagt, auch die Rolle der Männer, also wie gut ist es eigentlich möglich, sich zum Beispiel aus dieser Führungskarriere zu verabschieden, weil da hast du ja vorhin im Vorgespräch auch schon so zwei Beispiele genannt. Was haben wir denn gesellschaftlich und normenbedingt im Kopf eigentlich als, das gehört sich so für die Männer und das gehört sich für die Frauen, weil ich bin bei euch, man sollte diese Diversitätsdiskussion immer führen, aber so zu tun, als gäbe es keine Unterschiede zwischen den beiden, ist so, als ob wir über Löwen und Giraffen sprechen und sagen, lass uns aber bitte so tun, als ob sie gleich wären, weil das ist halt nicht so. Also was braucht es da auf der Seite der Männer dann auch, du hast gesagt, die Frauen brauchen mehr Förderung und mehr Selbstbewusstsein, dazu gibt es auch ein tolles Buch von der Marisa Porges, da sage ich gleich gerne nochmal was zu, aber was brauchen die Männer?
Roman Gaida: Ich meine, ich möchte jetzt nicht spoilern, aber eine Spezialistin hast du ja auch im Podcast. Von dem her kann ich da gar nicht so viel vorwegnehmen. Ich glaube, dass es immer noch viel stigmatisiert ist, das Vatersein einfach. Dass viele Männer es vielleicht nicht aussprechen, aber trotzdem insgeheim denken, ja, das macht jetzt halt der so. Oder ich kann jetzt nicht nach Hause gehen und mich um meine Familie kümmern, weil das macht man nicht so. Und ich habe da viele Manager erlebt, glaube ich, die dann auch zu Leuten gesagt haben, solche Antworten, ja, machen Sie das, bei uns hätte es das nicht gegeben. Also man kann auch durch die Blume sagen, dass man herablassend darüber spricht. Also bei mir hätte es das früher nicht gegeben, ist zum Beispiel, aber machen Sie mal nur, das ist auch ein Spruch, den kann man sich sparen und da weiß man gleich, woran man ist. Also ich glaube Jetzt ist es ja für mich einfach. Ich bin ja in der Führungsposition und verantworte mit einer kompletten P&L den Geschäftsbereich. Das heißt, solange die Zahlen stimmen, ist das auch okay. Aber ich kann ja wiederum jetzt viel mehr auf meine Väter in unseren Abteilungen einwirken und kann denen da mehr Spielraum geben. In anderen Firmen, in denen ich war, hätte ich wahrscheinlich auch Elternzeit genommen, aber es wäre deutlich schwieriger gewesen, das durchzusetzen. Da muss ich wirklich noch sehr viel tun, damit ein Mann quasi nicht per se dann komplett aus dem Karriereweg ausscheidet, wenn er das machen möchte. Gleichzeitig müssen wir vielleicht Kinder und Jugendliche, gerade Männer, ermutigen, dass Karriere nicht per se viel Geld und Führungsposition heißt, sondern dass Karriere auch sein kann, viel Zeit oder das zu machen, was mich glücklich macht. Und das ist eben auch, ich habe ja mit dem Marius Cossave und mit dem Jörg Kundrat im Podcast, in Family, Working Dad Podcast und Familienmensch darüber gesprochen, dass wir auch Karrieren für Männer neu definieren müssen, dass diese Wege gar nicht mehr wirklich in diese Alleinversorgerrolle führen. Und oft wird man halt in die Rolle reingezwungen, wenn man schon als Kind in diese Richtung erzogen wird. Und Laura und ich haben uns vorgenommen, das bei unseren Kindern anders zu machen, aber trotzdem kommen die jetzt in eine Kita mit vielleicht 20 anderen Kindern, wo vielleicht auch 10, 15 Jungs dabei sind, die anders erzogen sind. Also die geben dann ja auch wiederum was mit, die lachen vielleicht dann, Laura hat gesagt, er schiebt immer hier sein kleines rosarotes Hello Kitty Cabrio rum, das haben wir ihm nicht mal gekauft, das wollte er halt unbedingt mal mitnehmen von Bekannten und das ist überhaupt gar kein Problem, aber wenn er natürlich dann von anderen Kindern mit fünf oder sechs mit sowas ausgelacht wird, dann ist es halt wieder die Gesellschaft, die uns formt. oder zum Beispiel bin ich letztens von jemand gefragt worden, Ja, kann ich dem das rosa Fahrrad geben oder kann der die rosa Tasse haben? Ist halt rosa. Also überhaupt diese Frage, ja es ist halt rosa, aber ist ja für einen Junge. Überhaupt, dass ich das gefragt werde, verstört mich mittlerweile schon, weil ich mir denke, warum denkt ihr so? Das muss völlig normal sein, weil sonst erziehen wir die Kinder immer in diese Richtung. Und da können wir als Eltern dann nur bedingt was tun, da muss der komplette Konsens in der Gesellschaft verändert werden. Was Männer und wie Männer sein müssen.
Marina Löwe: Total bekloppt, wenn du überlegst, dass Pink früher die Powerfarbe der Männer war und wie Louis XIV angezogen war mit Strumpfhose und Pumphose und Blau war gediegene, zurückhaltende Farbe für Frauen. Und heute ist es halt einmal komplett umgedreht. Also Laura, was begegnet dir denn so, wo du sagst, ich weiß nicht, ob es dich schmunzeln lässt oder dich auch mal ärgert oder wo du denkst, aha, okay, da haben wir noch ein bisschen was vor uns.
Laura Gaida: Du sprichst nach einem ganz konkreten Beispiel.
Marina Löwe: Gerade im Vorgespräch hattet ihr zum Beispiel diese Situation mit dem Mann, der sagte, um die Kinder kümmern muss ich mich nicht.
Laura Gaida: Genau, in der Kita, richtig. Kinderkochkurs mit Vätern. Da war erstmal nur Roman mit unseren beiden und die anderen Väter, die da waren, waren mit Mädchen da, mit ihren Töchtern. Gut, lassen wir mal so im Raum stehen, weil wir Mütter durften dann zum Essen kommen, daher weiß ich das und habe ich das hautnah miterlebt und vor allem auch wie die Väter eben, was die für Aussagen so bringen. Und da war eine Aussage, wo man mich echt erschrocken hat, als dann eine Mutter mit einem Baby dann in der Trage kam. Also die hatten dann auch zwei Kinder. Und ich sage, Mensch, jetzt mit zwei Kindern ist schon doch noch mal ein Unterschied, oder? Und er sagt, nö, wieso? Und dann sage ich, ja, bist du etwa nur Zuschauer? Und dann sagt er, ja, ich kann ja sowieso nicht viel machen. Das war auf jeden Fall, wenn man so Menschen begegnet ist, muss man schon kurz schlucken. Ich versuche ja echt offen auch andere Meinungen und Ansichten zu akzeptieren. Aber das ist ja vielleicht schon ein bisschen, was Veränderungen in unserer Welt angeht, gerade für Gleichberechtigung von Mann und Frau steht dem ein Stück weit entgegen. Ich habe natürlich die Frau, die hat nur so ein bisschen gelächelt, da war jetzt nicht genau drauf zu schließen, wie die sich fühlt, ob die damit vielleicht auch rund ist und fein ist oder ob sie vielleicht einfach nur gelächelt hat und sich innerlich denkt, ja. Schade.
Marina Löwe: Es hat ja so viele Ebenen. Also wenn ihr sagt, wo sind die Beispiele für Vorbilder, aber wo sind auch noch die Hebel, wo sich noch was tun muss. Ich musste sehr schmunzeln, weil mir jemand erzählt hat, dass auf Vorstandsebene zum Beispiel, wenn sich die Vorstände treffen und die Partner dabei sind, dann gibt es eben für die Partner Damenprogramm. Es heißt auch noch offiziell so, herzliche Einladung zum Damenprogramm. Und dann wurde gemeinsam gekocht, dass dann nicht noch eine Kosmetikerin ankam, sagte mir die Vorständin, das war alles. Und dann sitzt ihr Mann daneben und da hat sie nur gesagt, also Entschuldigung, den Begriff Damenprogramm, den können wir ja wohl für Partner von Vorständen auch mal langsam revidieren. Und ich meine, das ist noch halbwegs lustig, aber dann hast du ja auch diese Stay-on-Board-Initiativen, die zum Glück loslaufen, weil es einfach bisher überhaupt gar kein Thema war, dass jemand im Vorstand schwankt. Ja, genau. Konnte sie kaum übers Cockpit gucken und war zu leicht für den Rescue-Sitz, aber sie wollte unbedingt Kampfjet-Pilotin werden und hat sich da auch gegen alle Widerstände durchgesetzt. War damals dann im Kriegsbereich in Afghanistan alleine als Frau unterwegs und hat die Anführer gesucht und mit denen Gespräche geführt. Und pocht ganz stark drauf zu sagen, wir Frauen haben teilweise ein anderes Kompetenzmuster, aber ein ganz signifikantes und dessen sollten wir uns bewusst werden. Aber in dem Buch What Girls Need beschreibt sie ganz gut, dass es eben bei Vierjährigen schon anfängt, wenn du guckst, wie Mädchen miteinander reden und Jungs, dann unterbrechen die sich ungefähr gleich häufig. Sobald du aber Jungs und Mädchen mischt, unterbrechen Jungs Mädchen doppelt so häufig. Und je größer die Anzahl von Jungen ist, desto stiller werden die Mädchen. Wenn es nur noch ein Mädchen ist in einer Gruppe von Jungs, dann sagt sie ungefähr zweimal was und die Jungs unterbrechen sich gegenseitig ungefähr 53 Mal. Und das sind so Studien, die du an vielen Stellen wiederholt findest oder bestärkt findest, dass es einfach sehr früh anfängt, dass das Kommunikationsverhalten anders ist. Und dann ist es immer leicht gesagt, na gut, dann müssen die Frauen jetzt halt mal die Ersten sein und sich durchsetzen. Aber Roman, du hast das schon ganz gut erkannt. In der Erziehung wird dieses selbstbewusste Auftreten, für sich einstehen, ins Wort fallen, auf Dingen bestehen, das wird einfach weniger gefördert bisher beim Mädchen. Und das ist auch das, was dann eben für eine Führungsposition nochmal drei Schritte mehr Anlauf erfordert, weil es eben noch nicht so 100% selbstverständlich integriert ist. Und ich spreche gerade viel auch mit befreundeten Vätern, die dann sagen, naja, aber unser Junge, der ist halt auch einfach wahnsinnig eloquent. Und dann sage ich, ja, wie oft unterbricht er denn deine Tochter? Ach so. Ja, schon oft. Ich so, na ja, und sowas ist auch was, da kannst du bei deinen Kindern schon anfangen zu gucken. Also wie oft förderst du deine Tochter dabei, dass sie sich gegen ihren Bruder durchsetzt, dass sie bei euch das Wort bekommt, dass ihr sie bestärkt und sagt, danke, dass du ins Wort gefallen bist, weil das war ein wichtiger Beitrag. Und das sind ganz, ganz viele Kleinigkeiten, aber da fängt es in der Förderung halt schon an. Wie seht ihr das jetzt bei euren Jungs eigentlich? Was fällt euch da auf? Weil du hast ja auch gesagt, Roman, ihr gebt euch schon Mühe, da bestimmte Dinge im Blick zu haben. Und ja, manche Dinge sind auch unbewusst. Aber was ist da euer Eigener Wunsch für euch als Eltern den beiden gegenüber?
Roman Gaida: Also ich denke, dass man immer explorativ lernt und nicht vom Erzählen. Also ich kann meinem Sohn nicht sagen, es sollten nicht den Leuten so viele ins Wort fallen. Ich meine, die kopieren alles. Wir haben zwar zwei Jungs, also da ist kein Mädchen dabei, aber wir haben ja eine Mama. Also eine Mama und die ist ja auch eine Frau und für meine Jungs ist ja ein Mädchen oder eine Frau oder früher war es eine Maug, weil sie das Wort nicht aussprechen konnten, aber Es ist natürlich so, wir leben das denen vor. Wir streiten auch manchmal, aber dann müssen die auch sehen, dass wir uns wieder vertragen und wie wir das machen, gucken die sich ja von uns ab. Und dann auch den Freundeskreis, den man wählt, mit welchen Leuten man sich am Wochenende trifft, natürlich jetzt gerade weniger, aber das ist natürlich auch so, wenn wir uns mit Familien treffen, die ähnlich aufgestellt sind, mit gleichberechtigten Beziehungen, lernen die das dort auch. Also wir versuchen auch in unserem Umfeld, wir schließen jetzt niemanden aus, weil er mehr klassische Beziehungen führt, aber wir gucken schon auch, dass die Jungs da auch in unserem Umfeld Menschen erleben, die dann miteinander kommunizieren, gerade um das vorgelebt zu bekommen und nicht einfach nur gesagt zu bekommen. Natürlich sagen andere Leute zu ihren Kindern, sie sollen das machen, das machen, das machen, aber sie müssen es ja auch sehen und die gucken sich viel mehr ab, als dass sie von diesen Erzählungen dann nachher was lernen.
Marina Löwe: Was sehen Sie denn bei euch, Laura, in eurem Alltag?
Laura Gaida: Dass ich ziemlich gut bin, ins Wort zu fallen und die Männer hier im Haus auch mal zu unterbrechen. Ja, absolut, das kann ich. Und was sehen Sie denn noch? Ja, also was Roman gesagt hat, tatsächlich, dass wir uns, wir hatten uns auch irgendwann mal vorgenommen, eigentlich vor den Kindern nicht zu streiten, aber dann haben wir uns irgendwann auch mal dagegen entschieden und haben gesagt, doch, weil es hin und wieder dann eben auch passiert ist, was heißt streiten, aber in Diskussionen auch zu gehen und haben das dann tatsächlich auch mal reflektiert und gesagt, das ist gut, weil gar nicht zu streiten und Konflikte nicht auszutragen oder eben nur wegzulaufen, das ist keine Lösung. und das ist definitiv ein Punkt, den wir auf jeden Fall vorleben, dass wir uns gegenseitig sagen, was uns stört oder wenn was nicht passt. Und das ist auch unheimlich wichtig, dass die Kinder das sehen, dass es nicht hinter verschlossenen Türen passiert. Und wir versuchen da jetzt nichts ganz Fieses zueinander zu sagen, sondern auch relativ sachlich zu bleiben. Gelingt natürlich manchmal, wenn man sehr emotional ist, nicht. Aber auch das ist okay, wenn die Kinder das sehen und dann entschuldigt man sich. Und wenn die ein böses Wort aufschnappen, dann erklärt man denen, dass das eigentlich nicht so nett ist. Und Genau, also das ist auf jeden Fall was, was ganz arg wichtig ist, einfach zu sprechen, zu kommunizieren, weil man kommuniziert ja eigentlich immer, auch wenn man nicht verbal kommuniziert, aber ja eine gesunde Art von Kommunikation ihnen auch mit auf den Weg zu geben.
Roman Gaida: Vor allem im Homeoffice jetzt. Also da bringt man ja noch viel mehr mit nach Hause. Zum Beispiel, wenn man jetzt einen harten Arbeitstag hatte früher, dann hat man sich vielleicht ins Auto oder aufs Fahrrad gesetzt und bis man daheim war, war das alles verflogen und man konnte wieder so eintauchen. Man ist durch das Gate-Arbeit-Beruf raus und wieder in das Family-Gate rein und dann war alles wieder schön. Aber heute ist ja alles vermixt und das macht es natürlich noch viel schwieriger, wenn man dann Auch mal sachliche Diskussionen auch mit Mitarbeitern oder mit Chefs hat, das kriegen die ja dann in dem Lockdown, da am Anfang haben die das auch mitgekriegt, aber die müssen immer diese Versöhnung, der Kreis muss sich am Ende schließen, nicht im Streit auseinander gehen, sondern Kinder müssen wissen, man kann sie streiten, die streiten sich auch, die beißen sich auch gern mal irgendwo rein, das machen wir nicht vor, machen die trotzdem. Aber dass die sehen, okay, dann muss man sich entschuldigen und dann hat man sich wieder lieb und dann passt das. Also dieser Kreis, der muss sich immer schließen und dann ist Konflikt in der Familie sogar positiv, weil die lernen, Konflikte auszutragen und dass man sich danach wieder verträgt. Das ist wichtig, weil die Welt und gerade jetzt die heutige Welt, in der Komplexität entstehen immer wieder Konflikte und zwar überall. Alles ist zwischenmenschlich. auch einen Konsens oder we agree to disagree, eben keinen Konsens zu finden. Genau,
Marina Löwe: vielen Dank, wir sind uns gerade halt nicht einig, aber apropos Homeoffice, wie macht ihr das denn gerade, weil für diesen Podcast habt ihr ja schon gesagt, ihr habt jetzt extra einen Babysitter eingeladen, also vielen Dank für den Einsatz heute, habt geguckt, dass genug Zeit vorher ist, damit ihr auch ein bisschen runterfahren könnt. und jetzt sitzt ihr in verschiedenen Räumen, wie macht ihr das im Moment, gerade in dieser, ja, der Lockdown war im März, aber wir sind ja jetzt nearly Lockdown gerade wieder, ne?
Laura Gaida: Roman zeigt im Video auf unseren Esstisch. Nee, auf dich.
Roman Gaida: Du bist bei mir unten. Im Video bist du bei mir unten.
Laura Gaida: Ich dachte, du zeigst auf unseren Esstisch, auf unseren Arbeitsplatz. Ja, wir machen das. Jetzt im Moment, wo die Kinder ja glücklicherweise in die Kita gehen können, ist es natürlich auf jeden Fall ein ganzes Stück weit einfacher und leichter als zu Zeiten des Lockdowns. Also da war es Katastrophe, brauche ich keinem erzählen. Ich glaube, jeder, der in der Phase dasselbe erlebt hat, eben Kinder und Homeoffice, das ist vorbei. Also für Jobbeispiele gerne, bin ich sehr offen, gerne positive Geschichten, wobei man zu der Zeit auch viel Positives gelesen hat und Lösungsvorschläge und wie es denn funktionieren und klappen kann. Wir haben auch unseren Weg gefunden, auch ein Stück weit mit meiner Health & Happiness Practice und Strategie, die ich ja auch in meinen Beratungen und Workshops kommuniziere und vermittle. Dass wir einfach, ja, auch wie das Thema Kommunikation uns ausgetauscht haben, wann sind welche Arbeitszeiten für wen am besten, was sind eigentlich tatsächlich die Bedürfnisse der Kinder, wann brauchen die mehr Aufmerksamkeit, was sind so Tageszeiten, wo sie sich selber beschäftigen können oder wo ein Mittagsschlaf ist, beide parallel arbeiten können. Ja, einfach wirklich ein bisschen Struktur reinbringen, aber Nicht zu sehr an dieser Struktur festzuhalten im Homeoffice, weil es kann immer zu unvorhergesehenen, ungeplanten Veränderungen kommen, egal ob mit oder ohne Kindern. Ich denke, einen Plan zu haben ist immer gut, aber auch fein damit zu sein, wenn man mal von dem Plan abweicht und sich ein bisschen Puffer auch einzubauen. Ja, und jetzt im Moment, ich super ergonomisch, ganz häufig entweder im Bett sitzend. Genau, hört sich gemütlich an, ist es zwischendurch auch. Und dann, wenn es mir aber einfach vom Rücken her nicht mehr so gut geht, dann stehe ich auch einfach mal auf und bewege mich ein bisschen. Und das ist, glaube ich, auch wichtig, diese gesunde Selbstführung und Selbstfürsorge.
Roman Gaida: Laura hat mir ja da tausend Tools beigebracht jetzt, dass sie sich da in dem Bereich ja auch selbstständig gemacht hat und ihr Startup damit aufbaut. Da musste ich natürlich als Versuchskaninchen dann auch immer herhalten. Also hat mir dann auch was gebracht.
Marina Löwe: Hast du einen Personal Coach direkt im Wohnzimmer sitzen, das ist doch perfekt.
Roman Gaida: Genau, aber es ist ja immer so, dass der Prophet im eigenen Land nicht zählt, deswegen war ich da auch immer sehr challenging, ich hoffe dann, aber habe es dann am Schluss immer auch eingesehen, hat die Laura doch recht, hat doch funktioniert.
Marina Löwe: Ja, genau, man muss nur lange genug einfordern und standhaft wiederholen, bis es irgendwann durchdringt. Ja, danke euch in den sehr offenen Einblick auch in eure Familiensituation gerade. Wenn ich euch zum Abschluss jetzt nochmal einmal fragen würde, in Sachen Geschlechterfragen in Führung, was sind da eure Tipps? Wie lässt sich das am besten handeln oder auch weiterhin Schritt für Schritt verbessern? Was empfehlt ihr da auch unseren Zuhörerinnen und Hörern?
Roman Gaida: Also wir haben uns da vorher Gedanken gemacht, also was ganz leicht anwendbares oder ein Tipp ist auf jeden Fall Balance. Balance, damit meinen wir, dass man nicht versuchen sollte, den Tag in 50-50 aufzuteilen, wenn beide Führungskraft oder Startup oder was auch immer machen. Nicht versuchen krampfhaft zu sagen, okay, ich habe jetzt zwölf Stunden, du hast jetzt zwölf Stunden und nicht sagen, von der Woche hast du jetzt dreieinhalb Tage und ich habe dreieinhalb Tage, sondern wirklich zu sagen, Aufgabenspezifisch. Hat derjenige jetzt eine Phase, die ziemlich stressig ist, zum Beispiel Laura jetzt vielleicht im Aufbau von ihrem Startup, dann unterstütze ich mehr. habe ich jetzt eine Phase, die bei mir stressiger ist. Zum Beispiel während dem Lockdown, muss ich sagen, war es bei mir, weil mit 150 Leuten die Corona-Geschichte quasi auch im Management auf die Wege zu bringen, alle Mitarbeiter zu schützen, auch zu wertzuschätzen und ins Homeoffice zu verlagern, war schwer. Laura hatte ziemlich schnell dann Kurzarbeit. Das heißt, sie hatte quasi einen Tag Arbeit die Woche. Also hat sie quasi dann natürlich die ganze Arbeit daheim gemacht in dem Zeitpunkt. Aber das war nicht dem geschuldet, dass sie eine Frau ist, sondern dass sie Kurzarbeit hatte. Aber jetzt switchen wir das wieder um. Also das heißt, Man sollte versuchen, diese Balance zu halten, dass jeder dann, wenn er es braucht, Zeit hat und nicht, dass man das strikt für einen Tag trennt, in zwei Teile, du, ich, sondern eher so, wie es jeder gerade braucht.
Laura Gaida: Ja, Superheldenkraft, Resilienz und es gibt ja erwiesenermaßen Menschen, die resilienter auf die Welt kommen als andere, aber Das heißt noch lange nicht, dass man nicht resilienter werden kann. Also das ist ja eigentlich unser mentales oder psychisches Immunsystem. Also das kann ich wie das körperliche Immunsystem stärken und ausbauen oder eben auch nicht so. Und genau diese psychische Widerstandskraft, die lässt uns einfach optimistischer sein, lösungsorientierter, netzwerkorientierter reinzugehen in die Zukunftsplanung. Das ist auf jeden Fall ein Tipp, den ich nur geben kann, sich mit dem Thema Resilienz doch zu beschäftigen.
Marina Löwe: Also die eigene Balance finden innerhalb der Beziehung, wie ihr wann die gegenseitige Unterstützung verteilt. Und das Zweite ist die persönliche Resilienz ausbauen. Und ich glaube, es waren sehr, sehr viele Fundstücke auch im Laufe des Gesprächs versteckt. Roman, du hast ja auch gesagt, auch mit Führungskräften sprechen und sie fragen, ist Führung überhaupt dein Ding? Oder bist du vielleicht eher auf der Fachkarriereleiter besser aufgehoben und hast Führung nur gemacht, weil man das halt so macht? Also auch Dinge in Frage stellen und sagen, immer wo dieses Mann vorkommt, Ist mir so hängen geblieben. Also man muss, man sollte doch, als Frau müsste man doch sich mehr um die Kinder kümmern und sie nicht so früh im Kindergarten abschieben. Als Mann muss man doch Karriere über stetiges Gehaltsansteigern und neue Titelpositionen abhängen. Also wenn wir das angekratzt kriegen und da was gedreht kriegen, dann glaube ich, haben wir da in Zukunft einfach auch eine etwas sinnvollere Repräsentation von Kunden. Zum Beispiel in Unternehmensführungsebenen, denn das ist ja eigentlich das spannende Dilemma. Wie kriege ich in der Elektronikbranche wie bei euch zum Beispiel das auch hin, dass irgendwann die Dinge sich so bunter verteilen, dass bis zu den Endkunden hin besser verstanden wird, was eigentlich gebraucht wird auf der Ebene. Und da bin ich sehr gespannt, wie sich das die nächsten Jahrzehnte entwickeln und auswirken wird. wird, inklusive Ganztages-, Kindertagesplätze, flexibler Teilzeitmodelle, anders gearteter Lebensläufe, die man da in Betracht zieht. Also ganz, ganz herzlichen Dank. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg, Laura, für dein Start-up, dir natürlich auch weiterhin Roman in deinem Bereich, dass du da weiterhin den Kulturwandel vorantreibst und danke euch ganz herzlich, dass ihr euch am Samstagmittag die Zeit genommen habt für dieses wichtige Thema.
Roman Gaida: Vielen Dank für die Einladung, Marina. Ja, vielen, vielen Dank.
Laura Gaida: War super toll, hat Spaß gemacht.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Diversity: Lasst uns Organisationen neu, offen und tolerant denken! Nachdem wir anfangs die Organisationsentwicklerin Marina Löwe und Ratepay-Gründerin Miriam Wohlfarth wiederholt vor dem Mirko hatten, um dich für Diversity zu sensibilisieren, diskutiert Joel mittlerweile regelmäßig mit Lunia Hara (Diconium) zu Themen rund um Leadership und Diversity. Dabei geht es den beiden explizit nicht um Mann oder Frau, sondern um die Schaffung von Empathie füreinander sowie ein ganzheitliches Bild und Verständnis für verschiedene Rollen und Perspektiven.