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Marina Löwe: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Make it Mindful bei digital kompakt.
Wenn du auch in dieser Folge inspiriert bist, mehr Achtsamkeit in deinen Alltag zu integrieren, dann nutzt doch gerne die App von Sevenmind, in der die Meditationen von erfahrenen Lehrern konzipiert und von Wissenschaftlern begleitet werden.
Jetzt viel Spaß bei der Folge.
Die Antarktis ist der stillste Ort, an dem ich gewesen bin.
Ich bin allein zum Südpol gegangen und in dieser monoton sich erstreckenden Landschaft gab es keine von Menschen erzeugten Geräusche, außer denen, die ich selbst produzierte. Allein auf dem Eis, tief in dem großen weißen Nichts, konnte ich die Stille hören und fühlen. Die Stille nistete sich in mir ein. Ohne Kontakt mit der Außenwelt, isoliert und allein mit mir, war ich gezwungen, die Gedanken weiterzudenken, die mir bereits im Kopf herumgingen. Und schlimmer noch, meinen Gefühlen nachzuhängen. Erling Kagge ist ein norwegischer Abenteurer, der als erster in der Geschichte die drei Pole erreicht hat.
Den Süd-, den Nordpol und den Mount Everest. In seinem Buch Stille, ein Wegweiser, beschreibt er auf wunderschöne Art und Weise seine Exploration der Stille. Im Austausch mit dem Dramatiker Jon Fosse philosophieren sie über das Wozu. Ja, reden. Genau das soll die Stille tun. Sie soll reden und du sollst mit ihr reden und das Potenzial nutzen, das darin liegt. Vielleicht deshalb, weil die Stille mit dem Staunen einhergeht.
Aber sie trägt auch eine Art Macht in sich. Ja, wie ein Meer oder eine endlose Schneelandschaft. Und derjenige, der nicht über diese Macht staunt, fürchtet sich vor ihr. Und das ist wohl der Grund, warum so viele vor der Stille Angst haben.
Ich kenne die Angst, die Kage beschreibt. Ich bin Marina Löwe, Talentteam und Unternehmensentwicklerin und mein Job bedeutet Kommunikation. Auf dem Weg zu meinem ersten Schweigeretreat war kaum eine Reaktion in meinem Umfeld dabei, die nicht Respekt oder Skepsis wieder gespiegelt hat. Schweigen? Freiwillig? Hast du davor keine Angst? Doch, aber im Schweigen habe ich mich dann gefragt, wovor ich solche Angst hatte. Denn ich erlebe diese Stille da als so unglaublich bereichernd und beruhigend, dass ich mir mit meiner Angst schon fast albern vorkomme.
Die Stille da hat aber auch einen wundervollen Kontext. Ich bin nicht alleine, das Wetter ist perfekt, die Umgebung schlicht auf das Nötigste reduziert, aber umgeben von schönster Natur. Das Essen ist herrlich und so in Gesellschaft, aber im einvernehmlichen Schweigen genieße ich jeden Bissen so viel deutlicher, als zum Beispiel beim gemeinsamen Essengehen mit den Kollegen, dass ich mir das stille Essen für mich zu Hause sogar als Ritual bewahrt habe. Schmeckt nicht nur besser, sondern ich merke dann auch viel bewusster, wann genug ist.
Das ist so ein Körpergefühl, das wir in Gesellschaft viel schneller überhören. Aber Stille kennt auch andere Kontexte als diesen. James ist beim Kampf in Gefangenschaft genommen worden. Die Stille und Isolation in seiner Zelle wird gezielt als Folterinstrument genutzt. Sie zerrt an ihm und raubt ihm jegliche Kraft. Claudias Tage sind voller Meetings. Mitarbeitergespräche, Konferenzen, zu Hause warten ihr Mann und die zwei Kinder auf den gemeinsamen Austausch über den Tag und abends die Kunden auf die Beantwortung der Mails.
Wenn abends alle schlafen, nimmt sie sich manchmal einen kurzen Moment auf der Terrasse und sieht in den Himmel. Sie genießt dann, wie der Moment der Stille sie umhüllt und sie auftanken lässt. Hier ist sie für einen kurzen Moment endlich ganz bei sich. Thorsten hingegen ist nach sechs Jahren bei seinem Partner ausgezogen und er ist seit drei Monaten in seinem Single-Apartment. Jetzt, wo er mitten in der Corona-Zeit nicht mehr auf Partys oder zu Freunden gehen kann, läuft fast nonstop das Radio, der Fernseher oder irgendein Webinar.
Die Stille beengt ihn und verstärkt seine Trauer und Einsamkeit. Mohin ist professionelle DJin. Sie gehört inzwischen zum Line-Up der größten Festivals der Welt. Ihr Erfolg kommt vom wirkungsvollen Spiel mit der Stille. Sie setzt gerne direkt vor dem Drop ein oder zwei Beats aus. Die Stille erzeugt eine Erwartung, ein Gefühl, dass etwas passieren wird. Was wirkt, ist der Kontrast, den sie zwischen ein wenig und Und viel erzeugt.
Und es funktioniert jedes Mal. Sie weiß, dass auch bei Beethoven die plötzlichen stille Momente sind, die das Gehirn aufwecken und das Knistern im Kopf erzeugen. Für Mohin ist Stille der Raum, in dem sich unser Geist und unsere Gedanken erweitern. Bernardi, Porter und Slade haben in einer Studie übrigens entdeckt, dass sich Probanden durch bis zu zwei Minuten anhaltende Ruhepausen zwischen den Musikstücken mehr entspannen als bei der Entspannungsmusik selber. Das Gehirn nimmt offenbar Stille besonders dann wahr, wenn ein akustischer Stimulus aktiv beendet wird. Stille macht also ganz viel mit uns und die Bedeutung von Stille ist so unterschiedlich, je nach Person, Situation, Zeitpunkt und Umstand.
Der Kontext und unsere Deutung geben der Stille erst ihren Wert. Stille an sich ist wertfrei. Ein leerer Container, den wir mit Bedeutung füllen. Wie steht es eigentlich mit dir und der Stille zusammen? Stell dir vor, du bist zu einem Experiment eingeladen.
Bevor es losgeht, bringt man dich noch in den Warteraum und in dem Raum ist nichts. Kein Fenster, keine Bilder, keine Zeitschriften, keine anderen Wartenden und kein Handy. Doch da ist was. Ein Elektroschocker. Was machst du in den 15 Minuten Wartezeit? In dem sehr berühmten Experiment haben sich 64% der Männer bis zu vier Elektroschocks hingegeben, ebenso wie 25% der Frauen und ein Mann hat sich 190 Mal geschockt. Allein sein in Stille und ohne Ablenkung scheint so unangenehm zu sein, dass viele Teilnehmer sich lieber Stromschläge verpassen und dass selbst, wenn sie diese im vorherigen Experiment als extrem unangenehm bewertet haben und sogar bereit waren, Geld zu zahlen, um sie zu vermeiden. Trotzdem lieber Schock als Stille. Und dazu ist mir noch eine andere spannende Statistik aufgefallen. Circa 70% aller Psychotherapien werden von Frauen besucht. Circa 70% aller erfolgreichen Selbstmorde werden von Männern vollzogen. Ich bin etwas zynisch und übertreiber, aber man könnte ja glatt denken, Männer würden lieber sterben als zu reden. Und auch bei den Elektroschocks waren die Männer deutlich anfälliger für das Phänomen. Lieber Schock als Stille.
Aber jetzt mal unabhängig vom Geschlecht. Warum fällt uns Stille manchmal so schwer? Wie begegnest du dir Stille im Alltag? Und wie geht es dir mit ihr? Wie oft bist du überhaupt in Stille und nicht abgelenkt? Von der Arbeit zum Sport, zu Freunden oder zum Fernseher, Handy, selbst in der Bahn, in der Schlange oder im Restaurant. Es gibt ja kaum noch eine Zeit, die wir nicht schnell mit dem Handy überbrücken.
Eben gucken, ob es eine neue Nachricht gibt, eben jemandem was sagen, nochmal eben den Kalender checken, was auch immer wir da machen. Und es ist ein super weit verbreitetes Phänomen, das du vielleicht selber kennst. Man nennt das Handlungssucht oder Action Addiction. Hauptsache wir sind beschäftigt. Was ist, wenn ich einfach mal nichts mache? Es ist fast nicht auszuhalten. Stille ist für viele von uns nicht nur zu etwas Unbekanntem geworden, sondern fast zu etwas, vor dem wir aktiv flüchten. Und falls du gerne dauernd beschäftigt bist, ist das relativ logisch, denn Denken macht unglücklich. Wenn wir einfach nur denken, woran denken wir dann? Wenn unsere Gedanken wandern, dann meistens in die Vergangenheit, das Gespräch, die E-Mail von gestern, die Trennung im letzten Jahr oder an die Zukunft. Wie kriege ich das Projekt hin? Was ist, wenn er nicht wieder gesund wird? Was ist, wenn ich den Job nicht kriege? Wir kauen an alten Schuhen. Wir machen uns Sorgen. Wir drehen uns im Kreis. Und das macht unglücklich.
Da ist unser Monkey Mind oder unser Default Mode Network aktiv.
Das ist eine Gruppe von Hirnregionen, unter anderem unser medialer präfrontaler Kortex, der hintere zinguläre Kortex und das untere Parietalläppchen. Die sind für unser Überleben total wichtig. Aber wenn wir nur in diesem Modus unterwegs sind, dann sind wir in den Grübelschleifen, die uns nicht glücklich machen. Und es gibt zwei Ursachen für menschliches Leid. Das eine ist Desire, also unser Begehren oder Festhalten an Dingen. Und das andere ist Aversion. unsere Aversion gegen Dinge und der Wunsch, etwas zu vermeiden oder der Widerstand gegen etwas. Wir wollen also etwas unbedingt.
Oder auf gar keinen Fall. Und wenn wir darauf fixiert sind, wie die Dinge zu sein haben oder sein müssten, das ist so eine fantastische Garantie auf Unzufriedenheit. Achtsamkeit bedeutet, den Moment bewusst wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten. Und das hat zwei Dinge. Im Jetztsein statt im Gestern oder im Morgen und wertfrei zu sein.
Du kannst lernen, dir beim Denken und Fühlen zuzugucken, als wenn du am Rand von einer vielbefahrenen Autobahn den Verkehr beobachtest. Und wenn dir das am Anfang komisch vorkommt oder schwerfällt, dann ist das ganz normal, denn es ist genau wie beim Sport. Du solltest auch vielleicht nicht unbedingt beim Bankdrücken sofort mit dem schwersten Gewicht anfangen, denn auch das ist eine Trainingssache und genauso ist es bei Achtsamkeit.
Das trainiert unsere Fähigkeit, zum einen bewusster wahrzunehmen, also unsere Awareness zu schulen und zusätzlich, dass wir uns dieser Wahrnehmung selbst bewusst werden. Das ist die Meta-Awareness. Und das ist ein wichtiger Unterschied zu bewusst erzeugten Suggestionen oder zum Absorbieren lassen von Gedanken und Gefühlen, also sich einfach nur trudeln lassen.
Das reine Beobachten ohne zu kontrollieren und uns dieses Beobachtens bewusst zu sein, das ist eben nicht Achtsamkeit. Diese Grundhaltung, Alles, auch die Dinge, die unangenehm sind, wahrzunehmen, ohne das zu bewerten oder sofort zu verändern, widerspricht komplett der Grundausrichtung unserer westlichen Kultur. Das macht es natürlich besonders tricky.
Es widerspricht genauso unserer Kultur, auch im arbeitslebenden Raum für diese Wahrnehmung zu schätzen. Ohne Stille, ohne Inhalten gibt es diese Wahrnehmung nicht. Aber wir sind so gewohnt, Zeit und Gesprächspausen zu füllen, dass Effizienz und Effektivität für uns meistens bedeutet, dass kein Moment ungenutzt bleibt. Wir müssen ja irgendwas machen. Wie können wir mit Löcher in die Luft starren unser Geld rechtfertigen? Lean-Management und die Reduktion der ganzen Verschwendungsarten wie Wartezeiten, Leerfahrten, diese ungefüllte Zeit wurde komplett zur Verschwendung deklariert. Und während der Industrialisierung durch die Einführung der Massenproduktion und Standardisierung war das im Rahmen vom Terrorismus auch absolut nachvollziehbar.
Im Informationszeitalter der Digitalisierung sieht das jetzt aber ganz anders aus. Wir bewegen uns vom Informationskonsum zur Informationsverarbeitung. Vom Kennen zum Wissen zum Verstehen und Begreifen. Und an vielen Stellen gehen wir damit gegen das, was wir ursprünglich gelernt haben und auch gegen das, was wir fortlaufend erleben.
Was mich erschreckt hat, war die Beobachtung, welche Auswirkungen das Gegenteil von Stille, nämlich das Zunehmen des Lärms in unserem Alltag, für Folgen hat. Wusstest du, dass Vögel ihr Singverhalten angepasst haben, um mit den schrillen Tönen der Umwelt konkurrieren zu können? Inwiefern kann man das auch von uns sagen? Wie viel mehr Lärm müssen wir machen und wie viel Stille füllen, um das Gefühl zu haben, dass wir mithalten können? Wie sieht das denn aus, wenn eine Führungskraft nicht nur pünktlich nach Hause geht, sondern auch regelmäßig still in seinem Büro sitzt und nichts tut? Oder sogar in den Meetings kurze Momente fallen, in denen nicht gesprochen wird?
Und wenn ich Workshops oder Meetings moderiere, dann sehe ich diesen essentiellen Unterschied, den es macht, wenn durchdiskutiert wird oder es kurze Pausen zur Reflexion gibt. Warum arbeiten wir in der Moderation so gerne mit Karten? Mir ist völlig klar, dass das gerne belächelt oder auch mit den Augen gerollt wird, aber es fällt auf, dass immer wieder Punkte auftauchen, die zuvor nicht zur Sprache gekommen sind und wie einfach plötzlich die Lösung ist. Es geht eher um die Stille, die das Schreiben dieser Karten erzwingt, sowie der Fokus auf Kernworte und selbst das. in Bewegung kommen, aufstehen, die Karte irgendwo anpinnen, das alles wirkt sich auf unsere Gehirnaktivität und Wissensverarbeitung aus.
Und auch da brauchen wir jetzt in der Corona-Zeit kreative Wege, um das auch in der digitalen Zusammenarbeit beibehalten zu können. Ich denke anders, wenn ich sitze, als wenn ich stehe. Studien zeigen zum Beispiel, dass wir von unseren eigenen Ideen deutlich überzeugter sind, wenn wir sie stehend aussprechen, als wenn wir sie sitzend aussprechen. Verrückt, oder? Aber durchaus gut zu wissen.
Denn das ist einer der Gründe, warum unser Kopf eben nicht losgelöst ist von unserem Körper. Mein prägnantestes Beispiel bleibt der Meetingraum mit den acht Geschäftsführern und Standortleitern aus fünf Nationen, wo über Kennzahlen lange, hitzig diskutiert wurde.
Wirklich, alle haben sich auf den Tisch gelehnt, wild destrikuliert, die Stimmen erhoben. Gerade in Italien, da gibt es ganz viel Leidenschaft. Und in nur fünf Minuten innehalten, atmen und bewegen, kommen wir dann von einer hitzigen Diskussion im Kreis dazu, dass alle sich entspannt im Stuhl zurücklehnen und einander zuhören. Und nach fünf Minuten sind sich plötzlich alle einig. Dann frage ich, was fällt euch eigentlich auf? Welchen Unterschied hat das gemacht? Und dann k
ommt, verrückt, die Lösung war so einfach, irgendwie haben wir das vorher nicht gesehen. Ja, genau. Das viele Machen verklärt uns oft den Blick. Durch die Technologisierung unseres Alltags und den unbegrenzten Zugang zu Interaktion, Kommunikation, Entertainment auf Plattformen wie Social Media, Informationen, Ablenkung auf Newsseiten, egal ob du Buzzfeed oder sonst was nimmst oder auch Zerstreuungen wie Candy Crush, Da ist die Zeit der Stille, Langeweile, des Nichtstuns, des Wartens, des Innehaltens bei vielen einfach komplett verschwunden.
Dabei gab es in jeder menschlichen Kultur universell nicht nur den Zugang zu Musik, sondern auch Rituale der Stille. Beim Jagen, der Zubereitung des Essens, in der Gemeinschaft am Feuer, in heiligen und heilenden Zeremonien. Wer von euch Gottesdienste kennt, der kennt auch noch die gemeinsamen Momente der Stille. der Kontemplation, des Gebets.
Es sind diese Momente, in denen uns die Stille im Außen den Rückzug nach Innen ermöglicht. Wie richten wir uns nach Innen, wenn wir mit unserer Aufmerksamkeit ständig im Außen sind? Und sogar dort permanent unsere Aufmerksamkeit fragmentieren. Das Meeting zieht sich, parallel mal eben kurz die E-Mails beantworten. Während des Telefonats noch eben die Präsentation weiter bearbeiten. Und während des Mitarbeitergesprächs nochmal das Budget-Meeting in Gedanken durchgehen. In den USA hat die Fragmentierung ein Ausmaß angenommen, auf das wir uns absolut ebenso zubewegen.
Die Aufmerksamkeit und innere Stabilität nimmt so dramatisch ab, dass Psychopharmaka im Alltag zur Notwendigkeit geworden sind, um den Job überhaupt noch machen zu können. Um sich überhaupt noch konzentrieren zu können. Ken Newport, der Computer Science Professor an der Georgetown University und Bestsellerautor, zeigt in seinem Buch Deep Work, genau wie Daniel Goleman, ehemals als klinischer Psychologe in Harvards und erfolgreicher Wissenschaftsjournalist, mit seinem Buch Konzentriert euch, wie sehr unsere Konzentrationsfähigkeit leidet.
Unsere Beschäftigung mit shallow work, also Seichentätigkeiten wie ständiges Korrespondieren, wechselnde Themen, digitale Medien etc., untergräbt unsere Fähigkeit zur Konzentration und Deep Work.
Das ist wie ein Muskel, den du nie verwendest, der erschlafft und so erschlafft dann auch die Fähigkeit zur tiefen Wissensverarbeitung. Das ist ein Grund, warum die Großen, wie zum Beispiel der amerikanische Schriftsteller und Philosoph Henry David Thoreau, der Schweizer Psychiater, Begründer der analytischen Psychologie Carl Gustav Jung oder Microsoft-Gründer Bill Gates sich regelmäßig auszeiten in stillen Namen oder nehmen. Gates nennt sie Thinking Weeks. Um mit Büchern und Stille den Gedanken und Gefühlen Raum zu geben, sich zu ordnen und was Neues entstehen zu lassen. Ein neues Verständnis, eine neue Tiefe, Verknüpfung, Idee oder Vision. Der Johann Behran hat den Zustand des Leerlaufs unseres Gehirns so schön als Germteigtechnik. beschrieben. Germteig geht bekanntermaßen dann am besten auf, wenn wir ihn zudecken und ruhen lassen.
Und unser Gehirn ist da ähnlich konzipiert.
In der Ruhephase können Informationen vorsortiert und damit leichter verarbeitet werden. Die Pausen führen also nicht zum Faulenzen, sondern zum besseren Strukturieren. Und dadurch reduziert sich der Spannungsgrad und unser Gehirn kann wieder klarer denken. Stille ermöglicht uns Achtsamkeit und Meditation, die du übrigens beide als Überbegriff sehen kannst, wie der Begriff Sport. Also so wie es ganz unterschiedliche Sportarten gibt, gibt es auch viele Varianten der Achtsamkeit oder Meditationspraxis. Aber was sie gemein haben, ist, dass zum Beispiel eine Meta-Analyse über 163 Einzelstudien zur Wirksamkeit von Achtsamkeit in Form von Meditation von Seltmeier et al. gezeigt hat, Neben der Verbesserung der Aufmerksamkeitssteuerung gibt es auch die Verbesserung der emotionalen Regulationsfähigkeit und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Also für mich klingt das nach einer sinnvollen Investition, oder? Und Erling Kager hat zusätzlich für sich festgestellt, die Stille um dich herum kann Fehler enthalten.
Aber für mich ist die interessanteste Stille diejenige, die in mir ist. Eine Stille, die ich in gewisser Weise selbst schaffe. Daher suche ich nicht mal nach der absoluten Stille um mich herum. Die Stille, auf die ich aus bin, ist die Stille in mir. Ich selbst musste weit gehen, um das herauszufinden. Aber jetzt weiß ich, dass wir die Stille überall finden können.
Man muss nur subtrahieren. Du kannst deinen eigenen Südpol finden. Wie finden wir unseren eigenen Südpol im hektischen Alltag? Achtsamkeit ist Haltung und Praxis. I know, ich wiederhole mich, aber es ist so. Und Routine hilft. Also wo kannst du die kleinen Zeitfenster schaffen? Das kann mal eine Minute sein, mal fünf, um innezuhalten.
Ich habe einen Abteilungsleiter mal gefragt, sag mal, wie hast du es eigentlich hinbekommen, dich so schnell in den Bereich einzuarbeiten? Weil zwischendurch war er durchaus am Schwimmen, aber mit der Zeit wurde er immer strukturierter und organisierter und deutlich gelassener und entspannter. Und er hat mir gesagt, ich habe mir einigen neue Routinen angewöhnt. Zum Beispiel, bevor ich durch die Produktion gehe und mit den Kollegen spreche, gehe ich erstmal in mein Büro und sortiere mich. Ganz in Ruhe. Was steht heute an? Was sind die zwei oder drei Dinge, die die größte Relevanz und Wichtigkeit haben, die ich heute auf jeden Fall erledigen werde? Und ich verteile mir immer wieder Zeitfenster zum Neusortieren.
Wenn ich im Büro keine Ruhe finde, weil immer jemand vorbeikommt, dann drehe ich eine kleine Runde draußen im Hof. Irgendwo finde ich immer zwei bis drei Minuten Ruhe und
Und dieser Tipp wiederholt sich ehrlich gesagt bei allen erfolgreichen Führungskräften, die ich kenne. Sie haben sich die Fähigkeit angeeignet, ihre eigene Stille zu finden. Sogar am Flughafen oder in der Bahn.
Sie gehen konsequent pünktlich aus Meetings, um sich einen kurzen Moment vor dem nächsten Meeting zu bewahren. Und das macht sie in jedem Gespräch beeindruckend präsent und sortiert.
Was sind deine Zeitfenster zum Sortieren?
Und für das Sortieren gebe ich dir gerne zum Abschluss dieser Folge noch ein Zitat von unserem großen deutschen klassischen Philologen Friedrich Wilhelm Nietzsche mit.
“Der Weg zu allem Großen geht durch die Stille.”
Und egal, ob du auf dem Weg zu großen oder zu kleinen Dingen bist, ich wünsche dir die Wertschätzung für die stillen Momente in deinem Arbeitsalltag. Bis zur nächsten Folge Make it Mindful.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Achtsamkeit: Tief durchatmen und in den Bauch horchen! Auf deinem Weg in ein achtsameres Arbeitsleben begleitete dich bei uns regelmäßig Marina Löwe. Von ihr erfährst du in verschiedenen Folgen, welche Potenziale in dir stecken, wenn du Achtsamkeit als Haltung in deinen Berufsalltag integrierst.