
Perfood: Mit DNA-Sequenzierung und Software zur Ernährungsoptimierung
1. Januar 2000, mit Patrick Pfeffer
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Patrick Pfeffer: Hallo und herzlich willkommen zu Digital Compact Edition Health Tech. Mein Name ist Patrick Pfeffer und ich habe heute zu Gast bei mir Dominik Burziwoda. Hallo Dominik.
Dominik Burziwoda: Hallo Patrick.
Patrick Pfeffer: So, wir sprechen heute über Dominiks Venture Pair Food. Ich habe mich sehr lange auf dieses Gespräch gefreut, denn es kombiniert ja mehrere Themenbereiche aus dem sogenannten Feld der Impact Bereiche. Impact Investing ist ja in aller Munde. Wir wollen jetzt nicht nur in neue Technologien investieren, die irgendeinen Quatsch machen, sondern etwas Sinnvolles auch für die Gesellschaft. Und die Impact Bereiche sind zum Beispiel im Sektor Food Tech, Health-Tech, Umwelt oder Energie angesiedelt. Und das Unternehmen von Dominik kombiniert auf eine für mich sehr spannende Art und Weise das Thema Nutrition und Healthcare. Und ja, zu Beginn möchte ich natürlich dir, lieber Dominik, die Gelegenheit geben, dich mal unseren Zuhörerinnen und Zuhörern vorzustellen und dann unterhalten wir uns über dein Venture.
Dominik Burziwoda: Ja, gerne. Danke, Patrick. Also ich habe einen Hintergrund in Betriebswirtschaft und Recht. Ich habe mal so ein bisschen Jura studiert in einem Masterstudium unter Vorbetriebswirtschaft, hatte einige Jahre lang im Investmentbanking-Bereich sowie im Corporate-Bereich gearbeitet, war dann in einem E-Commerce-Startup, wo ich mich um die Operations gekümmert habe. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, etwas aufzubauen, zu schauen, wie es wächst und sich entwickelt. Und dann In meinem letzten Jahr dort hatte mich mein Cousin, der an der Uni Lübeck zum Thema Stoffwechsel und Ernährung forscht, gefragt, ob ich mich Interesse daran hätte, als Mitgründer ins Team einzusteigen und mich um den kaufmännischen Teil im Unternehmen zu kümmern. Und ich fand das total spannend, weil ich immer an Gesundheitsthemen interessiert war. Ich war nach Schule auch immer sehr an Biologie und Genetik interessiert. Damals, ich habe 2002 Abi gemacht, gab es das Klon-Schaf-Dolly und die ganzen Diskussionen über diese Thematiken und fand das also wahnsinnig interessant, denn die Idee war, dass wir über personalisierte Ernährungsempfehlungen Menschen einerseits dabei helfen, ihr Körpergewicht zu verbessern und andererseits auch gezielt Krankheiten therapieren. Und neben mir und meinem Cousin gibt es noch einen Arzt und Softwareentwickler, also der sein ganzes Leben lang Software entwickelt hat, dann aber Medizin studiert hat aufgrund des Rates seiner Eltern, weil sie sagten, dieses Internetding, das wird vorbeigehen. Das ist, glaube ich, nicht vorbeigegangen. Er kombiniert also beide Dinge jetzt miteinander. Und dann ein Professor für Ernährungsmedizin, Christian Siener, an der Uni Lübeck. Da sind wir zu viert im Gründerteam. Und das, was wir machen, ist, wir erstellen oder entwickeln digitale Therapien, immer mit dem Kern-Wirk-Prinzip von personalisierter Ernährung, die den Blutzucker stabil hält. Und da stellt es sich heraus, dass es über 30 Erkrankungen gibt. die wesentlich vom Glukosestoffwechsel beeinträchtigt sind und daran leiden ungefähr 3,2 Milliarden Menschen weltweit.
Patrick Pfeffer: Und wie hat dein Cousin dann rausgefunden oder war das ein Prozess, dass man das wirklich mit einer digitalen Unterstützung dann tatsächlich angehen kann?
Dominik Burziwoda: Ja, also es ist, die Vorteile davon, den Blutzucker stabil zu halten, die sind im Allgemeinen bei vielen Erkrankungen verstanden. Die meisten Menschen denken bei Blutzucker immer an Diabetes und das ist sicherlich eine, Wichtige und große Erkrankungen, aber es gibt auch viele Erkrankungen, die mit Entzündungsprozessen zu tun haben. Schuppenflechte, Psoriasis beispielsweise, da machen wir gerade eine Anwendungserprobung zu. Polizistisches Ovar-Syndrom, die häufigste Ursache für weibliche Unfruchtbarkeit. Akne. Erkrankungen, bei denen das menschliche Immunsystem eine wesentliche Rolle spielt. Das sind zum einen Autoimmunerkrankungen, wo Psoriasis oder Schuppenflechte ein bisschen reinfällt. aber auch Krebserkrankungen, denn man sieht teilweise sehr hohe Therapiedropouts bei bestimmten Krebsmedikationen, sogenannte PE3-Kinase bzw. Checkpoint-Inhibitoren. Und in unserem konkreten Fall mit der ersten Zielerkrankung auch Migräne. Und das ist aber oft verstanden. Teilweise ist man sich dem nicht so bewusst, aber es ist im Allgemeinverstand, es gibt eine gute Studienlage dazu. Die Personalisierung des Ganzen ist neu. Und da gab es Ende 2015 eine richtungsweisende Studie aus Israel vom Weizmann-Institut, die gezeigt hat, dass Menschen vollständig individuell sind. auf Lebensmittel reagieren. Um ein Beispiel zu nennen, als wir das Startup gegründet haben 2017, hatte ich 93 Kilo gewogen auf meiner 1,83. Das bin ich aber, also man sieht mir das nicht so schnell an. Schwerer Knochenbrauch, würde ich mal sagen. Und zwei, drei Kilo jetzt zu viel, wenn man nach dem BMI geht. Aber ich hatte eine Nüchtern-Glucose morgens von 104 Kilo. Damit komme ich schon langsam in prädiabetische Bereiche und wenn man dann berücksichtigt, dass ich seit dem Abschluss der Universität sieben Jahre zuvor zehn Kilo zugenommen habe, dann kann man im Prinzip die Linie weiter fortschreiben und sieht, wo das hinlaufen wird. Dann werde ich nämlich Mitte 40 mit einem ausgewachsenen Typ 2 Diabetes unterwegs sein. Und das ist unnötig. Und was habe ich gefrühstückt? Ich habe morgens Müsli gegessen. Protein-Schoko-Müsli gar nicht mal, sondern eher Protein-Sportler-Müsli. Also durchaus gesundheitsbewusst. Und um 10.30 Uhr habe ich eine Banane gegessen. Und jetzt passieren zwei schlechte Sachen. Das erste ist, wenn ich dieses Müsli morgens esse, dann schießt mein Blutzucker auf über 190 Milligramm pro Deziliter nach oben. Kein Ernährungsberater der Welt würde damit jemals rechnen, weil Müsli gilt im Allgemeinen als gesund. Warum habe ich danach die Banane gegessen? Für mich ein vermeintlich gesundes Lebensmittel, weil ich unterzuckert war und Hunger hatte. Und deshalb habe ich die Banane gegessen. Und da ich was Gesundes essen wollte, gab es die eben. Und die Banane ist wieder unheimlich schlecht für mich. Und dann gehe ich zum Mittagessen und denke, boah, hast ja schon super gut gefrühstückt, alles total gesund, hol mir eine Pommes Currywurst. Und das bedeutet, ich habe nicht gesund gegessen, sondern ungesund. Und die Tatsache, dass ich glaube, gesund gegessen zu haben, wiegt mich in falscher Sicherheit, weshalb ich noch eine ungesunde Entscheidung treffe. Und ich habe also seitdem nie wieder Müsli gegessen. Bis auf wenige Ausnahmen. Und esse morgens Weißbrot mit Käse, sogar Weißbrot mit Nutella, hält meinen Blutzucker stabil. Und meine nüchterne Glucose ist bei 93. Ich habe sechs Kilo abgenommen innerhalb von sechs Monaten. Ich halte die seit 2017 stabil. Die schwankt vielleicht mal um drei, vier Prozent, aber ansonsten halte ich das stabil. Also von Corona, Speck oder Ähnlichem ist bei mir keine Rede. Und das wäre ansonsten so nicht gegangen. Und wir sehen das in unseren Teilnehmern, dass durch die Personalisierung 80 Prozent unserer Teilnehmer noch nach zweieinhalb Jahren angeben, sich immer noch an die Ernährungsempfehlungen zu halten. weil man nur gezielt wenige Änderungen durchführen muss. Und das ist der Vorteil der Personalisierung.
Patrick Pfeffer: Und wie weit geht bei euch Personalisierung? Ein breites Spektrum.
Dominik Burziwoda: Also der Der Kernablauf unserer Produkte im Allgemeinen ist, wir testen mit einem Blutzuckersensor und einer App, wie deine Reaktionen auf verschiedenste Lebensmittel sind. Und du hast zum einen Testmahlzeiten, aus denen wir Faustregeln herleiten. Weißbrot oder Vollkornbrot. Stellt sich heraus, für 15% der Teilnehmer ist Weißbrot besser als Vollkornbrot. So, würde man nicht denken. Ist aber so.
Patrick Pfeffer: Für Meine ganze Diät ist jetzt hinfällig.
Dominik Burziwoda: Ja, möglicherweise. Aber du siehst ja gut aus. Die Hörer sehen es jetzt nicht. Aber Patrick ist gut in Schuss. Hier im Video. Und für weitere 30% ist Weißbrot genauso für dieselben Blutzuckerantwort wie Vollkornbrot. So ist auch eine gute Information, weil wenn du kein Vollkornbrot magst, dann brauchst du sie nicht reinquälen. Dann kannst du lieber auf was anderes achten. Und für 55% ist Vollkornbrot am günstigsten und daher kommen auch die allgemeinen Ernährungsempfehlungen. Das ist halt nur blöd. wenn ich zu den anderen 45 Prozent gehöre. Und das ist natürlich eine erhebliche Menge der Leute. Und das sind also diese allgemeinen Testmahlzeiten. Wir haben noch mehrere Beilagen, Kartoffeln, Nudeln oder Reis. Dann Modulatoren. sollte ich eher Kohlenhydrate mit Fett kombinieren oder eher mit Eiweiß. Bei mir ist es beispielsweise mit Fett. Und das erklärt auch, warum Nutella bei mir nicht zu einer schlechten Blutzuckerantwort führt. weil es eben sehr fettreich auch ist. Würde man nicht denken. Normalerweise würden jetzt Menschen kritisieren und sagen, naja, aber Fett enthält ja total viele Kalorien. Da nimmst du ja zu. Nee, ich bleibe ja auch länger satt danach. Das heißt, ich esse in Summe über den Tag weniger. Außerdem gibt es auch Studien, die zeigen, dass Kalorien eigentlich nicht das Maß aller Dinge sind, sondern die starken Blutzuckerschwankungen und damit verbundenen Insulinschwankungen eher ein kritischer Faktor sind. Das wird kontrovers diskutiert, muss man ganz klar sagen. Und dann kannst du natürlich verschiedenste Sachen selber testen, die du typisch benutzt. typischerweise gerne isst. Die meisten Menschen haben so ihre typischen zehn Gerichte, die sie vielleicht zum Mittag oder zum Abend essen. Und da kannst du dich eben dann munter durchtesten. Im Schnitt testen Teilnehmer in zwei Wochen 65 Mahlzeiten. Und dann erstellen wir auch Getränke beispielsweise, gesüßte Getränke. Bei mir ist es so, dass alkoholfreies Weizen die geringste Blutzuckerantwort verursacht. Und das heißt, Grundsätzlich sollte man mit gesüßten Getränken immer ein bisschen aufpassen. Aber das bedeutet, wenn ich mal was möchte, weil ich einfach was mit Geschmack haben möchte, dann trinke ich ein alkoholfreies Weizen. Dann habe ich für mich die am wenigsten ungünstige Entscheidung getroffen. Übrigens sehen wir auch starke Blutzuckerantworten auf Light-Produkte, Cola Light, obwohl es keinen Zucker enthält. Genau.
Patrick Pfeffer: Ich habe es befürchtet. Ich habe es befürchtet. Und dann wirklich in zwei Wochen kommen 65 Vorschläge, was gern gegessen und getrunken wird von euren Nutzern?
Dominik Burziwoda: Genau, im Durchschnitt.
Patrick Pfeffer: Das ist ja massiv. Das ist ordentlich.
Dominik Burziwoda: Ja, super. Und wir testen und dann geben wir eben Empfehlungen ab. versuche beispielsweise dieses zu vermeiden. Wenn du Brot isst, greife lieber zum Vollkornbrot oder zum Weißbrot, je nachdem, was für ein Typ du bist. Und gerade dieses Thema, sollte ich mit Eiweiß oder mit Fett kombinieren, ist natürlich eine super Geschichte, weil Pommes esse ich beispielsweise mit Mayo. Habe ich vorher nicht gemacht, weil mir Ketchup besser schmeckt, esse ich es mit Mayo, ist fettreich, bleibt der Blutzucker stabiler. Also es ist relativ absurd. und wenn wir jetzt beide essen gehen würden, würdest du nicht merken, dass ich mich an meine Ernährungsempfehlungen halte. Du würdest denken, ich esse ganz normal, ich mache mir gar keine Gedanken darüber, ich wäre verantwortungslos, würdest du mir unterstellen. Aber dabei achte ich sehr wohl genau darauf, was ich jetzt gerade ausgewählt habe und ich habe es einfach im Kopf und gelernt.
Patrick Pfeffer: Habt ihr schon mal angefangen, ein bisschen auszuwerten, welche Type auf welche Diät gut anspringt? Also bei dir ist es zum Beispiel das Nutella, wo man jetzt natürlich denken würde, kann nicht gut sein, aber in deinem Fall ist es ja gut. Gibt es da irgendwelche Korrelationen zu Männlein, Weiblein, Alter, Lifestyle, dass man eben sagt, es gibt da eine gewisse Verbindung zu fetthaltigen oder zu sehr stark zuckerhaltigen Themen?
Dominik Burziwoda: Ja, also wir haben tatsächlich Prädiktionsalgorithmen entwickelt. Die sind ehrlicherweise nie in unserem Produkt live gegangen. Aber wir können mit einer 93-prozentigen Genauigkeit auf einigen Lebensmitteln vorhersagen, ob du sie gut vertragen wirst oder nicht im Blutzucker. Das sind aber Machine Learning Algorithmen. Das heißt, du kannst jetzt nicht sagen, männlich, mittleres Alter, dünn, dunkle Haare, grüne Augen, so, Blutzucker bleibt stabil, wenn er Bananen isst oder ähnliches. Das funktioniert nicht. Also es sind komplexe Modelle. Man könnte da jetzt keinen Test in einem Buch mit fünf Fragen oder so draus machen. Also das wäre jetzt nicht möglich.
Patrick Pfeffer: Aber du meintest, es gibt da Getränke und Lebensmittel, die eigentlich immer auftauchen. Also könntest du eigentlich fast schon in Richtung Super-Diät-Empfehlung gehen und sagen, also egal, was ihr links und rechts noch essen wollt, aber diese fünf Themen müssen immer auf eurem Speiseplan sein?
Dominik Burziwoda: Es geht nicht darum zu sagen, das sollst du essen, sondern es geht eher darum zu sagen, das sollst du nicht essen. Du könntest eher sagen, diese fünf Themen sollten auf gar keinen Fall auf deinem Speiseplan sein. Und das ist letztendlich auch so. Ich sagte ja, unser erstes Produkt ist für Migräne. Bei Migräne ist es also so, das wissen viele Leute nicht, aber es wurde ehrlicherweise schon Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieben, dass es eine Stoffwechselerkrankung sein könnte. Und zwar führen starke Blutzuckerschwankungen zu Schwankungen von CGRP. Und CGRP ist ein Hormon, das den Energiehaushalt im Gehirn reguliert. Und das menschliche Gehirn funktioniert überwiegend, also zu 99 Prozent de facto, über Kohlenhydrate, also Zucker, Kohlenhydrate. Und wenn das Gehirn unterzuckert ist, dann kommt es bei Migräne-Patienten, die eine Neigung dazu haben, möglicherweise zu einer Migräne-Attacke. Und moderne Medikamente adressieren das. Monoklonale CGRP-Antikörper kosten 5.500 Euro per anno, indem sie das CGRP hemmen, damit den Energiehaushalt im Gehirn stabilisieren und der Migräne-Attacke vorbeugen. Super gute Medikamente, kaum Nebenwirkungen oder Nebenwirkungen auf Placebo-Niveau, sagt man, funktionieren super. Und wir machen im Prinzip was Vergleichbares, denn wir setzen weiter vorne an, indem wir sagen, ist das, damit du diese Blutzuckerschwankungen und die nachfolgende Kette nicht hast. Und wir sehen auf unserer Real-World-Evidence aktuell vergleichbare Wirksamkeit wie monoklonale CGRP-Antikörper. Mit dem Vorteil, wir haben auch keine arzneimitteltypischen Nebenwirkungen und Menschen tun insgesamt was für ihre metabolische Gesundheit. Das heißt also, dadurch, dass du niedrig glykämisch isst, also blutzuckerstabilisierend, werden sich dein Diabetesrisiko, kardiovaskuläres Erkrankungsrisiko, wenn du noch zusätzlich an weiteren von den vorgenannten Erkrankungen leidest, werden möglicherweise auch hier die Symptome besser werden.
Patrick Pfeffer: Das ist genau, warum ich mich jetzt auch auf das Gespräch gefreut habe, weil ihr in dieses Thema oder in mein Lieblingsthema reinfallt, from sick care to healthcare. Dass wir jetzt einfach mal anfangen, früher anzusetzen. Ich frage mich jetzt nur die ganze Zeit, weil ich hätte mich einfach in diesen Food- und Nutrition-Bereich selber nie hineingewagt, weil es einfach so crowded ist. Und wenn du dann auch noch in Richtung Diäten und Diätempfehlungen gehst, dann wird es ja richtig pervers. Warum war zu eurer Gründung jetzt der richtige Zeitpunkt zu sagen, Wir machen jetzt hier etwas in Richtung GTX. Wir können jetzt in Richtung Personalisierung gehen. Warum 2017?
Dominik Burziwoda: Ja, weil eben kurz vorher diese Studie rauskam, also Ende 2015, also ein Jahr vorher. Im Prinzip hat es ein Dreivierteljahr gedauert, bis wir uns mit dem Gründerteam darauf geeinigt haben, das tatsächlich zu tun. Weil jetzt, da muss man auch mal ehrlich sein, also mein Cousin Thorsten hat Frau, zwei Kinder und war vorher an der Uni tätig. Also die Alternative wäre entweder gewesen Oberarzt oder eigene Facharztpraxis oder Professor. Und dann zu sagen, nee, ich gebe das jetzt auf mit Mitte 30 und gründe jetzt was. Also manchmal dauert das auch vielleicht ein paar Wochen länger, um das auch mit der Familie ausdiskutiert zu haben. Bei mir ist es, unsere Firma ist in Lübeck. Ich wohne aber in Münster. Damals habe ich in Düsseldorf gewohnt. Also das überlegt man sich natürlich. Also ich gebe dir recht, also dieser ganze Ernährungsbereich ist super crowded und auch viel, was dort stattfindet, ist vor sich zu genießen, würde ich mal sagen. Aber es ist ein Vorteil, weil das Thema Blutzucker, das ist verstanden. Also egal, mit welchem Arzt man sprechen wird, jeder Arzt, den man anspricht, würde ausnahmslos sagen, es macht Sinn, den Blutzucker nicht stark schwanken zu lassen. Es würde auch niemand sagen, dass das nicht individuell ist. Möglicherweise würde der eine oder andere sagen, naja, wenn sie sich die ganze Zeit an die Ernährungsregeln halten, dann kommen sie eigentlich ganz gut zurecht. Ja, aber tut halt keiner. Also schafft keiner. Ich schaffe das auch nicht. Fünfmal Gemüse. Also fünfmal Obst übrigens ist sowieso eine ungünstige Empfehlung, weil es natürlich wieder voll mit Zucker. Aber fünfmal Gemüse am Tag, wüsste ich jetzt nicht, wie ich das hinkriegen sollte, ehrlich gesagt. Also Und das, was wir machen, ist eben, wir geben eine Lösung, die leicht einzuhalten ist und die funktioniert. Und wir führen Studien durch und das zeigt eben, dass das gut funktioniert. Und wir glauben im Bereich der digitalen Therapien, also ich glaube massiv an digitale Therapien, an alle. Und wenn ich, übrigens wenn ich Investor wäre, dann würde ich auch massiv in das Thema reingehen. Weil ich bin ja nicht nur Gründer, ich bin ja auch Patient. Und wenn ich vom Arzt komme, ich habe beispielsweise Knieprobleme, dann sagt er, ja, machen Sie mal ein bisschen Übung. Ich schreibe Ihnen jetzt mal sechsmal hier so ein bisschen manuelle Therapie auf. Und dann, ja, ist es denn besser geworden? Dann kriege ich vielleicht nochmal irgendwie so antientzündliche Medikation. Und dann fragt er mich, na, haben Sie Medikation gut vertragen? Weiß er nicht. Keine Ahnung, was vor drei Wochen war oder vor einer Woche, als ich da die erste Pille genommen habe. Ist die Physiotherapie besser geworden? Hat die was gebracht? Ja, ich glaube schon. Wie viel? 30% Verbesserung, 50%, 5% Verbesserung? Keine Ahnung. Ja, jetzt kriegen Sie keine nachfolgende Verschreibung mehr, weil die hat Ihnen ja die Übungen jetzt beigebracht. Und die können Sie halt selber machen. Wie hat die mir die beigebracht? Die hat mir die gezeigt, einmal in einem Raum innerhalb von einer halben Stunde. Dann wurde ich vielleicht noch fotografiert oder so, wie ich da stehe. Ich habe keine Ahnung, führe ich die Übungen richtig aus oder nicht? Mache ich die oft genug? Wenn mir was wehtut, ist das möglicherweise normal, dass das wehtut, weil das einfach am Anfang so ist. oder ist es ein schlechter Schmerz? Wenn ich Muskelkater habe, also ich wette mal, dass viele Leute gar nicht unterscheiden können, ob sie Muskelkater oder Gelenkschmerzen haben. Da muss man sicher im Klaren drüber sein. Und die DIGA, die hilft massiv bei solchen Sachen. Und ich als Patient, ich muss ehrlicherweise sagen, ich finde es eher komisch, keine digitale Begleitung einer Erkrankung zu bekommen. als dass ich das jetzt bekomme. Also wenn man wirklich drüber nachdenkt, man hat auch so viele Fragen die ganze Zeit, wenn man selber krank ist.
Patrick Pfeffer: Wo du jetzt angefangen hast, DIGA in den virtuellen Raum zu werfen, digitale Therapien, definiert das mal bitte für uns. Also man hört auch in der Venture-Capital-Szene sehr viel von Digital Therapeutics. Dadurch, dass ich heute irgendwas in der Zunge habe, sage ich die Abkürzung DTX. Also erklär das mal bitte unseren Zuhörern und Zuhörern, was für dich damit verbunden ist.
Dominik Burziwoda: Genau, also eine digitale Therapie oder DTX, Digital Therapeutics oder DIGA im deutschen regulatorischen Sprech, ist im Prinzip eine digitale Begleitung einer Erkrankung zunächst. Das ist ein Medizinprodukt vom Rechtskonstrukt her und im fünften Sozialgesetzbuch eigentlich als Hilfsmittel einsortiert, so ein bisschen. Und im Prinzip ist es so, dass man damit Patienten begleiten möchte, vorteilhafte Dinge zu tun, um die Erkrankung zu verbessern. Das heißt, die App hat möglicherweise Videos oder ein Tagebuch, wo ich Schmerzen, Nebenwirkungen, Medikation etc. erfassen kann. Es hilft mir, adherent zu sein zur Therapie, möglicherweise zur Arzneimitteltherapie und generell einen positiven, gesundheitsförderlichen Lebensstil umzusetzen und das zu erklären. Das ist im einfachsten Sinne. Und dann gibt es natürlich Erkrankungsspezifika, also ich hatte jetzt ja gerade mein Knie beschrieben, mit Übungen, die ich möglicherweise aufnehmen kann. Wir machen Migräne. Bei Migräne ist es eben so, viel Wasser trinken hilft, Entspannungsübungen helfen, auf Schlaf achten, an die frische Luft gehen hilft, weil Energieversorgung im Gehirn hat auch immer mit Sauerstoff zu tun. Atemübungen, Spaziergänge im Freien helfen möglicherweise dann in dieser Energieversorgung im Gehirn. Und diese Dinge sind also bei uns dann auch in dem Therapieprodukt enthalten. Und da viele Erkrankungen durch unseren Lebensstil bedingt sind, also Rückenschmerzen oder eben Übergewicht etc. pp., ist es möglich, mit diesen digitalen Therapien sehr gute therapeutische Erfolge zu erzielen. Und das dauerhaft, nachhaltig. Und dabei schlägt man eben noch mehrere Fliegen, denn diese Dinge zahlen sich natürlich auf den gesamten Gesundheitszustand ein. Das ist das, was ich vorhin sagte mit Reduktion Diabetesrisiko oder kardiovaskuläres Erkrankungsrisiko. Und bei uns ist es so, wir kombinieren diese allgemeinen erkrankungsspezifischen Empfehlungen mit dem Risiko. Wirkmechanismus der niedrigglykämischen Ernährung. Man kann also im Prinzip sagen, unser Wirkstoff ist die niedrigglykämische Ernährung und da drauf kommt nochmal die, ich nenne es manchmal ein bisschen generische digitale Therapie, also die allgemein beneficielle.
Patrick Pfeffer: Also eigentlich ist DTX Niemals sozusagen Wirkstoff selber. Es ist immer ein Companion, die einen Prozess begleitet, quantifiziert, aber auch unter Umständen die Wirksamkeit erhöhen kann. eine Therapie, oder?
Dominik Burziwoda: Genau. Ja, oder möglicherweise auch sogar Arzneimittel ersetzen kann. Also, oder auch eine OP ersetzen kann. Also, wenn ich jetzt
Patrick Pfeffer: Naja, weil er ja früher einsetzt, ist schon klar.
Dominik Burziwoda: Genau, weil er früher einsetzt und vielleicht auch, weil die Dinge, die im Körper stattfinden, wirklich so nah auch am Lebensstil dranhängen. Genau, richtig. Aber ja, also es ist, ich würde schauen, also wenn man jetzt sagt, Halte ich es für wahrscheinlich, dass wir in zehn Jahren DIGA sehen, die es geschafft haben, Menschen runterzubringen von Insulin und auch runter von oralen Antidiabetika, würde ich sagen, definitiv wird das möglich sein. Und damit hat die DIGA im Prinzip
Patrick Pfeffer: Fettes Statement, in Anführungszeichen.
Dominik Burziwoda: Ja, und damit hat die DIGA im Prinzip ein Medikament ersetzt.
Patrick Pfeffer: Apropos DIGA, wo steht denn hier dein Prozess?
Dominik Burziwoda: Ja, wir sind gerade im Zulassungsprozess und hoffen, dass das BfArM uns wohlgesonnen ist und uns eine Zusage gibt für die Zulassung.
Patrick Pfeffer: So, liebes BfArM, falls ihr zuhört.
Dominik Burziwoda: Genau.
Patrick Pfeffer: Bleibt positiv, bleibt wohlgesonnen. Ja, erzähl mal ein bisschen was. Also jetzt geht es auch so bald in Richtung Market Access Price. würden wir in Deutschland sagen. Erzähl uns mal darüber ein bisschen was, wie man jetzt nach einem DIGA-Prozess oder als zugelassene DIGA, wie man im Markt startet und wie man da auch wirklich zu einem für ein Start-up passenden Pricing kommt.
Dominik Burziwoda: Ja, also Ehrlicherweise ist es schwierig. Zurzeit ist es ja so, dass man bei der Antragstellung einen Preis festlegen kann. Den kann man sich als Hersteller in gewisser Weise erstmal aussuchen. Man wird natürlich gucken, dass der Preis vernünftig kalkuliert ist. Wenn man die PR, die Krankenkassen betreiben, oft hört, dann sprechen die von Mondpreisen. Ich habe als Hersteller natürlich kein Interesse daran, weil ich möchte, dass Ärzte mein Produkt verschreiben wollen. dass ich vernünftig wahrgenommen werde. Und wenn es unwirtschaftlich ist, offensichtlich unwirtschaftlich, hat der Arzt möglicherweise ein Regressrisiko. Und das möchte ich also auch nicht machen. Das heißt also, ich werde mir einen Preis überlegen, von dem ich glaube, dass der einigermaßen nachhaltig ist. Ich habe natürlich als Hersteller das Problem, ich habe keine Marktdaten. Ich weiß nicht, wie viel werden DIGA verschrieben, weil der Markt ist komplett neu. Und irgendwo, ich muss eine klinische Studie durchführen, ich muss das Produkt entwickeln und das ist alles nicht so billig. Viele Leute denken immer, ja, eine App entwickeln, das kostet nicht so viel. Ich bin da ein bisschen kritischer. und jetzt ohne über uns zu sprechen, aber jetzt ein prominentes Beispiel ist ja die Corona-Warn-App, die eine begrenzte Funktionalität hat und trotzdem irgendwie 25 Millionen Euro Entwicklungskosten verbraucht hat.
Patrick Pfeffer: Wobei ich ja die fette Meinung vertrete, die hätte man auch sicherlich in Berlin oder Münster oder sonst wo günstiger entwickeln lassen können.
Dominik Burziwoda: Hätte man. Aber ich meine, jetzt kann man sich natürlich darüber beschweren. Aber die Frage bei der Telekom oder bei SAP, da wurden ja Menschen damit bezahlt. Und die Stundensätze von der Telekom, die sind ja möglicherweise auch so hoch, weil sie so viele Gehälter zahlen müssen, weil sie eben eine Infrastruktur haben, die anders ist als in einem Startup. Natürlich kann es ein Startup billiger machen, aber ein Startup macht Dinge auch oft günstiger bezahlt. weil es das muss. Also die Gehälter, glaube ich, die sind jetzt nicht nachhaltig so auf dem Niveau auf den Startups und viele Prozesse im Büro natürlich auch nicht. Also von daher, klar, man hätte das sicherlich günstiger machen können, aber ich glaube nicht, dass man das für ein Ablohnenei hätte machen können. Dazu kommt aber, die kostet jetzt 25 Millionen Euro und die Funktionalität ist nicht berauschend, milder ausgedrückt. Es gibt keine klinischen Studien. Ich meine, wir haben, man kann das ja sehen, unsere klinische Studie wurde mit 820 Probanden registriert, angemeldet, die wir in zwölf Monaten durchführen müssen. Also das ist teuer. Und dann muss ich mir also überlegen, welche Stückzahlen kann ich machen? und dann kann ich so ein bisschen runterrechnen und dann habe ich meinen Einstandspreis. und dann muss ich mir hinterher überlegen und den Preis mit den Kassen, mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung, das ist also in Deutschland die Entität, mit der man verhandelt, wird man dann durch einen sehr strukturierten, formalisierten Prozess geführt. Und das muss man als Hersteller dann umsetzen. und wenn man das hinter sich hat und dann die dauerhafte Zulassung erreicht hat, Wenn man entsprechende klinische Daten vorgelegt hat, dann kann die DIGA nachhaltig verschrieben werden. Und jetzt, und das wird bei der Preissetzung auch oft missachtet, ist es natürlich so, ich habe keinen zehnjährigen Patent- oder Unterlagenschutz, wie ich es bei Arzneimitteln habe. Das heißt also, möglicherweise kommen schnell neue DIGA-Anbieter in den Markt. Die MDR, also die neue Medizinprodukte-Regulierung, die wir sehen, da beschweren sich viele Leute jetzt gerade darüber, dass sie das machen müssen. Auch unter anderen Herstellern hört man das. Die werden wahrscheinlich der EU noch dankbar sein, weil das dafür sorgt, dass das Wettbewerbsumfeld ein bisschen entlastet wird. Weil eine MDR-Zertifizierung zwei Jahre dauert. Dreiviertel Millionen Euro, so ungefähr ist die Größenordnung, in der man sich da bewegt, denke ich.
Patrick Pfeffer: Ich habe mal eine Frage. Und zwar, ich habe es selber schon in der beruflichen Vergangenheit erlebt, dass wenn du mit irgendetwas der Erste bist, dass es nicht immer nur geil sein muss. Und jetzt stelle ich mir nämlich bei Giga, und wir haben auch mit vielen Startups zu tun, die jetzt in diesem Prozess drin sind, auch an dich die Frage, ist das eine Opportunität oder eine Bürde, jetzt schon in diesen Giga-Bereich reinzugehen? Unbekannter Markt, wie viele Folgeverschreibungen wird es geben, Preisfindung, sozusagen diese gesamte Wolke und diese Planbarkeit, das ist sicherlich eine Riesenopportunität, aber Mega schwer, oder?
Dominik Burziwoda: Ja, mega schwer. Natürlich. Also massiv. Also auch gerade bei uns. Ich meine, wir haben ein Team interdisziplinär. Wir haben Ärzte, Ernährungswissenschaftler, dann Softwareentwickler, natürlich Frontend, Backend, Datenbanken. Da muss man IT-Sicherheitsexperten und Datenschutzexperten haben. Wir haben Data Scientists, logischerweise, die Auswertungsalgorithmen entwickeln. Dann juristisch wahnsinnig anspruchsvoll. Auch das Arzneimittelrecht in Deutschland ist ja jetzt auch schon ein paar Jährchen älter aus den 60ern. Und in großen Teilen und beim Medizinprodukterecht EU-Regulierung zur deutschen Regulierung dazu. Dann nochmal Sozialgesetz, Buchsregulierung etc. Also es ist unheimlich komplex, aber es macht auch Spaß. Und wenn man es gut macht, umso besser. Also ich meine, für uns, das ist ja Wahnsinn. Ich erinnere mich noch daran, als ich vor vier Jahren auf einer Konferenz war und da gab es so ein Pitch-Event mit einer Pitch-Präsentation. und dann sagte ein VC, der in der Jury saß, in 100 Jahren wird sich niemals jemand so einen Glukosesensor an den Arm stempeln. Und jetzt haben wir Kunden, die uns schreiben und sagen, dass die Migräne wie weggeblasen ist oder deutlich verbessert, nur mit Ernährung, ohne Arzneimittel. ohne Nebenwirkungen, ohne dass man jeden Tag beeinträchtigt ist, sondern nur mit personalisierter Ernährung. ist es so, dass die Migräne erheblich verbessert ist. Und das ist super.
Patrick Pfeffer: Also ich meine, als Naturwissenschaftler ist mir bewusst, es gibt Umweltfaktoren, es gibt eine genetische Prädisposition für gewisse Themen. Aber ansonsten, und das hat mir jemand mal vor ein paar Jahren gesagt, ist einfach bei mir hängen geblieben, das ist wie Benzin. Und wenn du da irgendeinen Quatsch in dich reinschüttest, dann gerät das ganze System einfach ins Holpern. Und wenn du wenn du eben keinen Quatsch in dich reinschüttest, vielleicht läufst du ein bisschen länger. Vielleicht bist du dann die alte E-Klasse, die jetzt noch in Marokko Taxi fährt. Also ich bin da voll bei dir und es ist niemals hundertprozentig vermeidbar und wir werden immer Medikation brauchen. Wir werden nicht das komplette System von links nach rechts gedreht bekommen, rein von Sickcare zum reinen Healthcare, definitiv nicht. Aber im präventiven Bereich kann man wahnsinnig viel machen, da glaube ich ganz fest.
Dominik Burziwoda: Wir sind ja keine Prävention, sondern das ist ja auch eine Therapie in dem Sinne.
Patrick Pfeffer: Nicht beides so ein bisschen?
Dominik Burziwoda: Ja, ich meine, das ist ja was Regulatorisches letztendlich. Aber wir können es natürlich bei uns auf ein Präventionsprodukt draus machen. Klar, logisch.
Patrick Pfeffer: Klar, also ich würde jetzt auch sagen, ich kontaktiere dich danach, ich will das mal ausprobieren. Aber bei mir gibt es halt keinen Anlass. Ich habe jetzt keine Migräne. Aber bei mir wäre es rein dieser Nutrition-Aspekt und daher hätte es für mich einen präventiven Charakter.
Dominik Burziwoda: Ja, wir haben ein Consumer-Produkt fürs Gewichtsmanagement, also www.millionfriends.de. Millionfriends. Genau, das ist unser Consumer-Produkt und da kann man das. also, also das Prinzip der glykämischen Ernährung ist da jetzt drin, aber nicht eben mit Migräneergänzungen etc. Aber jetzt zu wissen, welchen Lebensmittel den Blutzucker stabil halten, erfährt man auch darüber. Und das kann man natürlich machen. Und klar, und das wäre ein Präventionsprodukt. Aus regulatorischen Gründen macht es keinen Sinn, in Deutschland ein Präventionsprodukt zu entwickeln, weil es wird in Deutschland nicht bezahlt. Und ob man das jetzt gut findet oder nicht, ja, also man kann da unterschiedlicher Meinung zu sein. Und ehrlicherweise verstehe ich sogar beide Seiten, sowohl die Seite der Kasse als auch jetzt die Seite derjenigen, die sagen, mehr Prävention. Leider, das Versprechen im deutschen Gesundheitswesen ist ein sehr großes. Man sagt dir, Patrick, egal wie du dich verhältst, ob du rauchst, trinkst, zu viel isst, zu wenig isst, ob du dich nicht entspannst und die ganze Zeit jede Woche 120 Stunden arbeitest, wir zahlen alle Kosten, die daraus entstehen, wenn du krank wirst und ein Arzt bescheinigt dir das. So, das ist das Versprechen. Und das Gesundheitswesen möchte versprechen, dass das zu einigermaßen akzeptablen Beiträgen im System erfolgt. Und das ist natürlich schon mal eine Ansage, so eine Flatrate zur Verfügung zu stellen. Und da kann ich verstehen, dass dieses Versprechen aufrechtzuerhalten ist wahnsinnig kompliziert. Und man unterschätzt das, glaube ich, wenn man nicht im Thema drin ist. fast fünf Jahren jetzt damit angefangen habe, mich damit zu beschäftigen, da hätte ich nie gedacht, wie komplex es ist. Und auch heute, nach dieser Zeit, kann ich sagen, ich bin immer noch ein Grundschüler eigentlich, was das Gesundheitswesen anbelangt, von meinem Ausbildungsstand her. Ja.
Patrick Pfeffer: Ihr seid am Beginn eurer Reise, ganz klar. Kannst du noch mal zum Ende unseres Gesprächs ein paar Takte zu eurer Kooperation mit der Pharmaindustrie sagen, als auch so ein bisschen uns einen Ausblick geben, so Next Steps, nächste Funding-Runde, was ist damit verbunden und wo wollt ihr langfristig hin?
Dominik Burziwoda: Wir kooperieren jetzt insofern mit der Pharmaindustrie, dass wir Böhringer Ingelheim Venture Fund als Series A Investor haben, neben Wirth Ventures und einem Family Office. Wir kooperieren mit Böhringer auch noch in weiteren Themen. Also Böhringer berät uns so ein bisschen, insbesondere wenn es jetzt um den Market Access geht und verschiedene regulatorische Aspekte handelt. Pricing-Aspekte, unterschiedlichste Dinge, tauschen wir uns da eng aus und kooperieren. Das ist für mich extrem hilfreich. Also Böhringer ist ein wahnsinnig gut geführtes Unternehmen, meiner Meinung nach, mit unglaublichen Leuten. Also das hat uns wirklich extrem weitergeholfen. Und für Pairfood ist es so, wir wollen jetzt Syncephalia, unsere Migränetherapie als DIGA in Deutschland in den Markt bringen, werden aber aller Voraussicht nach diesen Sommer erste Gespräche führen mit der FDA. Und UK, Österreich schauen wir uns auch an und wollen eben schauen, dass wir das Migräne-Produkt dann langsam in die Internationalisierung bringen. Das ist komplex. Man muss überlegen, komme ich mit Studien in Deutschland aus? Muss ich eventuell eine Studie in den USA machen? Deshalb sollte man das früh planen, meiner Meinung nach. Und dann arbeiten wir gerade an weiteren Indikationen. Wir haben die Anwendungserprobung laufend. Das machen wir in Partnerschaft mit Dermanostik. einem Telemedizin-Anbieter in der Derma für Psoriasis, weil wir glauben, bei Psoriasis bzw. Volksmundschuppenflechte haben wir sehr gute Möglichkeiten, einen therapeutischen Effekt zu erzielen. Wir machen dieses Jahr eine Proof-of-Concept-Studie für Typ-2-Diabetes. Da sehen wir natürlich auch erhebliches Potenzial. Und für Polizistisches Ovar-Syndrom werden wir auch demnächst eine Anwendungserprobung durchführen. sodass wir hoffentlich verschiedene weitere Erkrankungen adressieren können in den nächsten zwei Jahren und dafür gezielte digitale Therapien in den Markt bringen können.
Patrick Pfeffer: Und Grundlage dessen, Grundlage der Auswahl der neuen Indikationsgebiete ist stets, dass es da entsprechende Literatur gibt, dass Das Auftauchen dieser Bürde in Kombination mit Nutrition, mit einer entsprechenden Ernährung, diverse Effekte mit sich bringt.
Dominik Burziwoda: Genau, also Entzündungen sind oftmals eine Indikation dafür bei PCOS, also Polizistischem Ovar-Syndrom. Das ist die häufigste Ursache für weibliche Unfruchtbarkeit in Deutschland mit mehr als einer Million Betroffenen. Da ist oftmals ein Kernaspekt eine Veränderung der Hormone, die oft eben mit einer Insulinsensitivität einhergeht. Und das beides resultiert oftmals aus starken Blutzuckerschwankungen. Wir fragen uns immer, wie ist der Pathomechanismus der Erkrankung? Glauben wir, dass unser Ansatz hierfür Sinn macht? Und dann schauen wir uns natürlich als Unternehmer den Markt an. Wie groß ist er? Macht das Sinn? Wie sind die Preisdynamiken, die Kostendynamiken in dem Markt? Ich sagte ja beispielsweise zu Beginn, Onkologie ist auch interessant. Das finden wir super. Und ich glaube, dass man hier Menschen massiv helfen könnte. Aber wir würden uns jetzt nicht selbstständig daran trauen, weil es sehr teuer, sehr komplex und umfangreich ist. So etwas würden wir nur mit einem Partner machen.
Patrick Pfeffer: Und diese Verbindung zu beispielsweise Glukoseschwankungen, je nach Tumortyp wahrscheinlich auch nicht immer Literatur vorhanden ist und man das weiß, oder?
Dominik Burziwoda: Es gibt Studien Also es kommt auf die Krebsart drauf an letztendlich. Aber es gibt Studien, die zeigen, dass oftmals eine ketogene Ernährung oder eine Low-Carb-Ernährung den Tumor in Schach hält quasi.
Patrick Pfeffer: Ja, weil die ja ohne Ende Zucker brauchen.
Dominik Burziwoda: Genau, weil die ohne Ende Zucker brauchen, richtig. Oder Insulin oft. Insulin ist ja ein Wachstumshormon oder IGF-1. Aber das menschliche Immunsystem braucht auch den Zucker. Jetzt ist die Überlegung, könnte ich möglicherweise den Blutzucker stabil halten? Der Tumor kriegt nicht diese Wachstumsimpulse, die hormonellen, aber das menschliche Immunsystem behält weiterhin den Zucker, den es ja auch braucht. Ich kriege also das Beste aus beiden Welten. Und das ist ein Gedankengang letztendlich, den man dabei hat. Aber das ist natürlich wahnsinnig komplex, anspruchsvoll und teuer, sowas zu machen. Also wenn wir jetzt darüber reden, dass die Herstellung digitaler Therapien schon aufwendig teuer und komplex ist für Erkrankungen wie Migräne oder Diabetes, dann glaube ich, ist man in der Onkologie noch in anderen Sphären unterwegs.
Patrick Pfeffer: Liebe Zuhörerinnen und liebe Zuhörer, wenn ihr nach diesem Gespräch immer noch nicht verstanden habt, dass die Entwicklung einer App doch nicht so günstig ist Dann lade ich euch als nächsten Gesprächsgast in meine Sendung ein. Na gut, Dominik, war wirklich ein spannendes Gespräch. Ich habe wirklich viel gelernt. Ich wünsche euch für die weitere Entwicklung wirklich alles erdenklich Gute und freue mich auf das weitere Wachstum, auf die weiteren Indikationsgebiete, als auch auf die Internationalisierung von Pear Food. Vielen Dank für das Gespräch.
Dominik Burziwoda: Ja, danke Patrick. Hat mich auch gefreut. Vielen Dank und bis bald.