Heal Capital – ein HealthTech-VC beschreibt die Zukunft

1. Januar 2000, mit Patrick Pfeffer

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Patrick Pfeffer: Hallo und herzlich willkommen zu digital. Mein Name ist Patrick Pfeffer und ich habe heute bei mir Dr. Christian Weiss von Heal Capital. Hi Christian.

Christian Weiß: Hi Patrick, freut mich sehr immer wieder mit dir zu sprechen.

Patrick Pfeffer: Ihr wisst ja, dass in der Edition Health Tech wir uns über die Zukunft der Medizin unterhalten und ihr wisst vielleicht auch inzwischen, ihr habt mich jetzt schon ein paar Episoden kennengelernt, dass ich glaube, dass wir die Zukunftslandschaft der Medizin in zehn Jahren nicht wiedererkennen werden. Wir gucken heute auf die Pharma, auf die MedTech und auf die Biotech Player und in zehn Jahren wird sich diese Landschaft komplett von links nach rechts gedreht haben. Es werden Big Player verschwinden, es werden neue Player hinzukommen, insbesondere aus dem Digital- und Tech-Segment, die heutzutage vielleicht noch kleine Startups sind. Und da die nächsten zehn Jahre jetzt mit dabei zu sein, mitgestalten zu können, ist das Spannendste, was es für mich persönlich geben kann. Und ich denke auch mal für dich, Christian, oder?

Christian Weiss: Genau so, das ist eine klasse Zusammenfassung und ich glaube, unser Herz schlägt da jeweils am selben Fleck für ähnliche oder auch die gleichen Themen.

Patrick Pfeffer: Ja, sauber. Christian, lass uns doch mal mit deiner Person beginnen. Stell dich doch mal dem Publikum vor, sag ein paar Eckpfeiler aus deiner Vita, was du alles Spannendes gemacht hast und lass uns so in dieses Gespräch eingrooven.

Christian Weiss: Wunderbar, sehr gerne. Und ich glaube, das Herz am rechten Fleck und Leidenschaft für das Thema Health-Tech ist genau das Richtige, lag bei mir nämlich eigentlich gar nicht auf der Hand von aller Anfang an. Also von daher gesehen bin zwar Doktor promoviert, aber in Anführungszeichen nicht so einer, kein Richtiger in Anführungszeichen, sondern habe ganz klassisch BWL studiert, danach auch promoviert, komme zwar aus einer Medizinerfamilie und da erschien es mir anscheinend so in der Wiege mitgegeben, dass das sinnvoll ist und dass man das irgendwie macht mit der Promotion, aber ganz auf die medizinische Seite wollte ich mich dann doch nicht verlegen zunächst. Und habe dann eigentlich die letzten zehn Jahre, und das ist der gleichbleibende Faktor, mich immer an der Schnittstelle zwischen Gesundheitswesen, Technologie und Private Equity slash Venture Capital bewegt. In verschiedensten Rollen. Ich war bei McKinsey lange als Berater, insbesondere im Gesundheitswesen- und Technologiebereich unterwegs. War dann in PE-Portfolio-Companies unterwegs und auch eher im Technologiebereich. Und eben unter anderem auch bei einem anderen Venture Capital Fonds als Partner, wo wir sehr, sehr, sehr breit investiert haben. Genau. Ganz klassische Investmentstrategie von ganz links in Anführungszeichen Hardware, Software, B2B, B2C, aber eben auch bis ganz nach rechts in Anführungszeichen. Also Drug Development, MedTech und eben alles, was dort in der Mitte sich befindet. Also sprich Digital Health oder Tech-Enabled Healthcare. Genau die Themen, über die wir uns jetzt eben insbesondere beschäftigen. Und aus dieser Erfahrung heraus, das waren dann Investments zum Beispiel in Firmen wie Blueprint Genetics, im DNA-Sequencing- und Interpretation-Bereich, klassisches Digital Health wie Humano zum Beispiel mit einigen Co-Investoren, eine ganz spannende Firma, wo sich aber eigentlich schon herauskristallisiert hat, ist dieses Thema Digital Health nicht eines, das eine ganz eigene Dynamik und auch Charakteristik hat, die du so nebenbei aus einem klassischen Tech oder aus einem klassischen Life Science Fonds gar nicht bedienen kannst und willst. Und das wurde dann weiterentwickelt. Und das Ergebnis war, es braucht einen eigenen dedizierten Vehikel, eine eigene Investmentstrategie, um diese neue Kategorie genau an der Schnittstelle zwischen Gesundheitswesen und Technologie zu adressieren. Dafür braucht es eine dedizierte Investmentstrategie, ein dediziertes Investmentvehikel. Und im Endeffekt hat sich dann aus dieser Überlegung und auch aus dieser Diskussion heraus dort meine Involvierung bei Hill Capital ergeben. Und damit machen wir genau das, wie du schon sagtest, wahrscheinlich momentan. Eines der spannendsten Themen und dürfen hier die vermutlich relevantesten und im Rahmen der Gesamtsituation auch spannendsten Unternehmen mitfinanzieren, mitbegleiten. Das ist eine ganz, ganz spannende Möglichkeit und alles das, was einen sehr persönlich und auch wirtschaftlich mit am meisten bewegt und am meisten berührt.

Patrick Pfeffer: Ich wollte ja später noch mit dir über die medizinische Investmentstrategie sprechen, aber jetzt nimmst du mir das eine Thema vielleicht vorweg, weil ich das spannend finde. Nämlich, dass es für das Thema Digital Health eine gesonderte Aufmerksamkeit braucht und auch ein gesondertes Vehikel. Jetzt könntest du ja theoretisch sagen, dass sich digitale Gesundheit in die Landschaft integrieren wird und dass man auch aus dieser Integrationsperspektive heraus arbeitet. einen ganzheitlichen Fonds, ein ganzheitliches Vehikel betreibt. Du sagst aber, nein, voller Fokus, carve out, rausgelöst, um nur sich auf solche Themen zu fokussieren. Kannst du das nochmal ein bisschen erklären?

Christian Weiss: Sehr gerne. Und ich glaube, insbesondere vielleicht auch alle Gründer, die das hören werden, die Diskussion absolut kennen. Die große Schwierigkeit ist, zum aktuellen Status quo ist das Thema Aber Investment auf der Tech-Seite, Investment auf der klassischen Lifestyle-Seite noch sehr, sehr getrennt. Und die typische Reaktion ist bei den Unternehmen, die wir uns anschauen, die, die mit den klassischen Fonds sprechen. Auf der Tech-Seite heißt es dann, oh, ist ja echt super spannend, was ihr macht, aber irgendwie ziemlich regulatorisch. Das ist nicht so unsere Sache und wirklich cool, aber danke, nein, danke, können wir nichts mit anfangen. Dann nehmen das die Gründer und sagen, okay, gar kein Problem, gehe ich zum klassischen Life Science und Healthcare Investor und der sagt, ist ja wirklich spannend, was ihr da macht und tolle Traction, aber kann man das patentieren? Ja, nee, sorry, also wirklich cool, aber das kann ich nicht. Und dann gibt es genau diese Lücke, wo dann typischerweise viele dieser Themen reinfallen und genau darauf wollen wir uns fokussieren und das ist eben gar nicht unangenehm. Weil es ist eben nicht nur Healthcare mit ein bisschen Technologie und es ist nicht nur ein bisschen Technologie mit ein bisschen Healthcare, sondern es ist genau die Mitte dazwischen und darauf ist hier Capital aufgebaut, genau diese Themen ideal zu begleiten und dann auch hoffentlich zu unterstützen, sodass sie erfolgreich werden.

Patrick Pfeffer: Du kennst ja eines meiner Lieblingssprüchlein vielleicht und auch das Mantra, nachdem wir in unserer Firma arbeiten, from sick care to healthcare. Würdest du sagen, dass Digital Health da ganz gut reinpasst, nämlich in diesen Shift weg von Therapie und ich sag mal zwingend verbunden mit einem Tablettenverkauf hinzu, dass wahre Healthcare viel, viel früher einsetzt und möglicherweise auch digital supportet?

Christian Weiss: Grundsätzlich ja. Ich meine, das ist das hehre Ziel. Ein paar Gesundheitssysteme in anderen Ländern sind da ja auch schon vielleicht ein ganzes Stück weiter, als es in Deutschland irgendwie der Fall ist. Das ist auch unser übergreifendes Ziel. Wir wollen unter anderem die Patientenversorgung in Deutschland verbessern. Und da gehört dieses Thema von Sick-to-Health-Care genauso dazu wie natürlich auch Stichworte wie Value-Based-Care. Das sind ja, glaube ich, alles keine Themen. Du hattest gerade gesprochen, in zehn Jahren wird das Ganze ein bisschen anders aussehen. Ich glaube, das ist vermutlich ein richtiger Zeitpunkt. weil alle, die sich mit dem Ökosystem beschäftigen, wissen, das sind schon etablierte Strukturen, das sind gewisse Inzentivierungen, das funktioniert auch in Deutschland ja relativ gesehen erfreulich gut. Das wird sich in der Form nicht von heute auf morgen ändern und digitale Themen können und wollen dort mit Sicherheit auch ihren Beitrag zu leisten, gar keine Frage.

Patrick Pfeffer: Jetzt ist Heal Capital backed by Insurance Money. Krankenkassen investieren in die Zukunft der Gesundheit. Was so offensichtlich ist, findet noch gar nicht so lange statt.

Christian Weiss: Es gibt da ja große Spieler, wie gerade die großen PKVen wie eine Allianz und AXA oder auch eine Signal Iduna, die da schon länger sehr, sehr aktiv sind. Also insofern ausgeschlossen ist das nicht. Es gibt aber auch ganz viele Spieler, die sich noch nicht mit dem Thema in der Form beschäftigt haben. Und das hat mit Sicherheit was damit zu tun, mit einer gewissen relevanten Größe, die man braucht, um sich mit dem Thema zu beschäftigen. Das ist eben unterschiedlich. Und natürlich, wenn wir auf den GKV-Bereich auch schauen, mit der entsprechenden gesetzlichen Regulatorik. Also da war es schlichtweg für die Barmers und TKs dieser Welt bis vor sehr kurzer Zeit einfach nicht möglich, sich in dem Bereich zu engagieren. Nichtsdestotrotz, wir wollten mit Heal Capital eigentlich das ideale Vehikel für Investments in Digital Health schaffen. Und zwar eben nicht nur auf der Investment-Finanzierungsseite, sondern auch mit dem entsprechenden Projekt. Fokus und mit dem entsprechenden Value-Add, Marktzugang, Smart Money. Aus dieser Thematik ist es eine Neuigkeit. Also PKVen haben sich immer damit beschäftigt, wie kann man besonders innovative Dinge fördern. Das war halt eine gewisse Zeit lang sehr stark immer die Erstattung von innovativen Therapien und innovativen Ansätzen. Vielleicht kann man da sozusagen dadurch, dass PKVen etwas agiler sein können und etwas weniger gesetzliche Rahmenbedingungen haben als jetzt eine GKV. Das hat sich jetzt halt Stück für Stück auch geändert. Jetzt gibt es ja auch das Thema DVG, sprich digitaler Versorgungsgesetz und DIGA ist in aller Munde. Aber in dieser Innovation durch Start-up getriebenen Welt geht es um das Thema Investments. In dem Sinne eigentlich ja nicht mehr herum. Als Zusatzinstrumenten-Baukasten zu sagen, auch damit kann und muss sich Innovation fördern. Von daher gesehen ist, glaube ich, Heal Capital ein super Beispiel, wie sich eine Industrie zu einem gewissen Teil wirklich durch Kollaboration zusammentun kann und dort gemeinschaftlich Innovation und neue Unternehmen, die hoffentlich große, erfolgreiche Plattformunternehmen werden können, aufzubauen und damit viele, viele der Herausforderungen nicht zu beseitigen, aber zumindest anzugehen und zu erleichtern. Sei es Finanzierungsthemen, sei es Marktzugang, Aber auch dieses Thema, sprich Investments von Einzelnen in PKV und in Startups, bringt dann ja immer die Schwierigkeit mit sich, was löst das für Wettbewerbsdynamiken vielleicht aus, wenn jetzt irgendwie ein Corporate in einen Startup investiert hat, dass der andere vielleicht dann nicht mehr zusammenarbeiten möchte. Ja, C-Capital haben wir eben rein vom Aufsatz her und von der Struktur her ganz blitzsauber aufgesetzt und verbinden somit eigentlich alle positiven Aspekte, die wir in der Form auch zusammenbringen wollten.

Patrick Pfeffer: Kann man guten Gewissens sagen, das ist wirklich pure smart money. Kannst du vielleicht nochmal so ein bisschen die Startup-Journey bei euch beschreiben, weil das geht ja wirklich über eine Capital Injection hinaus. Beratung im weitesten Sinne mit dabei bis hin zu Pilotierung mit den entsprechenden Kassen bis hin zu wirklich Integration in die Versorgung.

Christian Weiss: Grundsätzlich, first and foremost, wir sind ein finanziell aufgesetzter VC-Fund, wollen finanziell erfolgreiche Investments machen und müssen das auch machen. Das ist die Grundvoraussetzung für allem, was wir tun. Insofern primär ein Finanzinvestor. Gleichzeitig durch unser Setup ist es halt so, dass wir vermutlich innerhalb von zwei Tagen eigentlich vermutlich zu jedem Spieler im deutschen Gesundheitssystem, insbesondere in unseren LPs zum aktuellen Zeitpunkt, das sind das 20 PKV, innerhalb von ein, zwei Tagen einen Kontakt herstellen können und dem Startup, ich sage immer, die ultimative Höhle der Löwen zur Verfügung stellen. stellen können. Das ist natürlich etwas an den Haaren herbeigezogen, aber etwas deskriptiver können wir auch sagen, das ist natürlich auch etwas, was ein junges Unternehmen sich im Sinne von einer Vertriebsarbeit aufbauen kann und die Kontakte erarbeiten kann. Das ist ja kein exklusiver Zugang, den wir da haben. Nichtsdestotrotz ist das wahrscheinlich eine Vertriebsarbeit von vielleicht ein bis zwei Jahren, die wir auch in einem sehr, sehr kurzen Dienstweg ermöglichen können. Wir können natürlich auch durch verschiedene Erfahrungen, die wir haben an der Seite mit Rat und ein bisschen zur Seite stehen, beziehungsweise das passiert dann auch schon im due diligence Investmentprozess, in welche Richtung könnte das denn gehen, was wäre eine sinnvolle Ansprache im Gesundheitssystem und können das eben dann absolut faszinieren, nichtsdestotrotz, gar keine Frage. Den Elfmeter selbst, den muss dann jedes Startup selbst ins Tor schießen. Also insofern, wir können natürlich und wollen auch keine Wunder vollbringen. Wir wollen in erfolgreiche Unternehmen und Unternehmer und Produkte investieren und können aber da eben qua Rolle über unsere LPs sehr hilfreich zur Seite stehen und das vermutlich durch die Struktur, den Fokus her, zum momentanen Zeitpunkt besser als die allermeisten für diese Schnittstelle zwischen Gesundheitswesen und Technologie.

Patrick Pfeffer: Wie sieht denn das für Startups aus, die im digitalen Umfeld, das ist ja auch nicht allzu selten, schnell in andere Märkte skalieren möchten? Kommt man jetzt auch mit einem EU-Expansionscase zu euch oder inbound aus den USA und will in den deutschen Markt hinein? Oder sind da die Ventures, auf die ihr schaut, dann doch eher erstmal deutschsprachiger Dachfokus, weil eben auch diese starke Kombination mit euren LPs und wo das Ganze hier verankert ist?

Christian Weiss: Das sind genau die beiden Fälle, wie du sogar da angesprochen hast. Tendenziell ein bisschen, in Anführungszeichen, jüngere Unternehmen, vielleicht in der Seed-Phase, die auch dann in Deutschland und Dachbereich hier starten, wo wir dann das als sehr spannende Investmentmöglichkeit erkennen und dann auch direkt beim Markteintritt vielleicht ein Stück weit beraten, zur Seite stehen können. Oder eben genau der Fall, wie wir es jetzt ja auch zweimal gemacht haben bei Infamedica und Silo, ausländische Unternehmen, in dem Fall einen ein US-amerikanisches und ein niederländisches Unternehmen, die eben ganz bewusst gesagt haben, wie wahrscheinlich allen bewusst ist, deutscher Gesundheitsmarkt, qua Größe einer der attraktivsten, da wollen und müssen wir jetzt rein und dann sind wir natürlich dann ein sehr spannender Partner, um hier die ersten Weichen richtig stellen zu können, damit es eben auch möglichst effizient und möglichst schnell gelingen kann.

Patrick Pfeffer: Early Bird hat vor ein paar Jahren auch mal ein Modell mit Krankenkassen zusammen lanciert. Kannst du mal so ein bisschen die Unterschiede bei diesen beiden Modellen erklären?

Christian Weiss: Soviel ich das weiß, kann ich das machen. Ich habe keine Insider-Infos zu Early Bird. Nach meinem Kenntnisstand gibt es ja aber da im letzten Early Bird MedTech Healthcare Fund Investment von der Barmer Investition. Insgesamt eine super Sache. Ich glaube, wir können uns als Ökosystem nur mehr davon wünschen und auch in möglichst großem Umfang. Ich glaube, der Nachholbedarf ist da beliebig groß, je nachdem, wie man es sehen möchte. Der Unterschied ist der Fokus. Wir machen eben ganz klar das Thema Digital Health, Schnittstelle zwischen Gesundheitswesen und Technologie. Early Bird ist da ja schon deutlich länger am Markt und auch in klassischeren MedTech, Healthcare-Unternehmen sehr erfolgreich. Gleichzeitig sind wir eben aktuell rein durch 20 institutionelle Investoren im Sinne der PKV unterstützt und Early Bird haben einen Kenntnisstand, hat eben eine Breite von LPs plus eben die Barmer in dem Zusammenhang. Insofern ist das natürlich ein anderes Konstrukt, ein anderes Setup, ein bisschen mit einer anderen Strategie dahinter. In dem Sinne, glaube ich, ist von dem Zündnis, wofür wir genau stehen wollen, haben wir uns da eben für einen anderen Weg entschieden, beziehungsweise diesen breiteren Ansatz mit einer Vielzahl von EKV. Die spannende Frage, und da gab es jetzt ja auch viele regulatorische Veränderungen, ist Investments durch gesetzliche Krankenkassen eben von der Barmer. Zu welchem Umfang ist das überhaupt möglich? Da kursiert jetzt in letzter Zeit immer die Zahl von 400 Millionen Euro. Euro irgendwie im Raum, was man damit wohl anstellen könnte und möchte, muss man mal schauen, was sich daraus ergibt. Die große Herausforderung ist und war, rein regulatorisch Investments seitens der GKV eben durch die Verwaltung der Beiträge der Mitgliedsunternehmen ein Verlust quasi ausgeschlossen werden musste. Dementsprechend die Asset-Klasse Venture Capital in der Natur der Sache mehr oder weniger außen vor ist. Ich meine, jeder, der sich damit beschäftigt hat, dem ist mit Sicherheit bewusst, das ist keine Einbahnstraße und da muss man auch mit Verlusten rechnen. Plus es sind sehr, sehr lange Kapitalbindungszeiten und so weiter und so fort. Und es wurde lange nach einer Lösung gesucht. Wie ist das möglich? Also wie kann man einerseits diese sinnvolle Finanzierung von GKV oder von Venture Capital durch GKV realisieren und gleichzeitig diesem Verlustrisiko gerecht werden? Da gab es jetzt ja, glaube ich, verschiedene regulatorische Veränderungen und Versuche. Und man sucht auch noch so ein bisschen den Weg, wie man das durch Flankierung von institutionellen Investoren, durch Garantieübernahmen von anderen Investoren, von GPs und vielleicht durch eine Kappung des Upside limitieren könnte. Ich bin gespannt, wie sich das Ganze jetzt im Detail ausgestaltet. Da haben ja verschiedene Anbieter und Fonds und Investoren ihre Ringe in den Hut geworfen. Ist, glaube ich, eine ganz spannende Möglichkeit. Ich finde es insgesamt super, wie du es gerade sagtest, dass sich jetzt etwas in der Form tut. Und ich hoffe, dass sich das sehr, sehr positiv auf die ganze Health-Tech-Szene auswirkt, schneller größere Unternehmen baut und somit auch mehr Aufmerksamkeit der klassischen Growth-Investoren auf sich zieht. EIT Health, gibt es auch ein paar neue Initiativen, so wie ich das mitbekommen habe, mit dem Venture Center of Excellence heißt. Das gibt nach meinem Verständnis tatsächlich in diesem klassischen Health-Tech-Space momentan mit noch den größten Bedarf an weiteren Finanzierungsmöglichkeiten.

Patrick Pfeffer: Das ist eigentlich das Geile in unserem Bereich, dass Competition wirklich eine andere Bedeutung hat. Vielleicht Zugang zu dem einen oder anderen Deal zu haben, sieht man dann kompetitiv, aber oftmals sitzt man dann doch an dem gleichen Tisch und freut sich sozusagen, dass der andere mit dabei ist, weil du eben in wenigsten Fällen eine Runde mit alleine gehst. Also das Freizeichen. Freut mich eigentlich immer wieder in unserem Bereich, dass man jetzt nicht so ganz vorsichtig sich dem anderen Finanzierungspartner annähert, sondern meist immer sehr, sehr offen spricht darüber, die Dinge gemeinsam zu machen. Siehst du das genauso?

Christian Weiss: Sehe ich genauso. Gleichwohl sehe ich da auch schon im positiven Sinn auch Stück für Stück eine zusätzliche Dynamik durch eben mehr und mehr Interesse auch der klassischeren Anführungszeichen Tech und auch Healthcare. Investoren, die dort eben durch die ganze Relevanz des Themas, durch die Corona-Pandemie sich immer mehr doch auch an gewisse Teile dort heranwagen und mit entsprechenden Fondsgrößen dann auch eine entsprechende Aggressivität an den Tag legen müssen. Auf der anderen Seite nehme ich es schon wahr, dass sich dort mehr und mehr tut. Aber auch da, was ich per se als positiv begrüße und empfinde, weil weder wir noch ihr noch irgendwie in einem Early Bird können hier das ganze Ökosystem durchfinanzieren. Das ist schlichtweg nicht möglich in der Form, sondern wir brauchen die Staffelstabübergabe, wenn wir hier Großunternehmen aufbauen wollen.

Patrick Pfeffer: Jetzt macht ihr das noch gar nicht allzu lange. Hast du schon so ein paar Pros und Cons, die du mit uns teilen kannst? Also wo kommt das, wie ihr das aufgestellt habt, nicht unbedingt an seine Grenzen, aber gibt es irgendwo Themen, wo es vielleicht zu langsam läuft oder dann doch, ich sage, mal ein bisschen in die Politik abdriftet. Der eine oder andere LP möchte dann irgendwie so ein Tailor-Made-Approach. Das Startup passt besser zu mir und das passt vielleicht doch nicht zu mir, obwohl es als Gesichtspunkt eines VCs, Profitabilität etc. pp. dann doch ein geiler Deal wäre.

Christian Weiss: Also ich glaube, insgesamt ist das alles sehr, sehr positiv. Wir haben uns natürlich Stück für Stück über die Monate, seit Beginn des Jahres sind wir aktiv. Jetzt auch sehr weiterentwickelt, saubere Positionierung, ein klarer Fokus und somit der Möglichkeit, sich intensiv mit Investmentthesen, Hypothesen betriebenen Ansätzen zu beschäftigen. Austausch mit dem Healthcare-Ökosystem und insbesondere auch unseren LPs, den PKVen, sehr, sehr hilfreich. Hilfreich, Zugang für Portfoliounternehmen, sehr relevant. Auch von dem Aufsetzen her ist es ja so, dass wir von den Investmententscheidungen her komplett unabhängig agieren und investieren. Insofern sind wir da in keinerlei größere Corporate-Prozesse eingebunden oder ähnliches. Dadurch, dass eben unsere LPs unsere LPs sind und im ersten Sinne erstmal nichts weiter in Anführungszeichen und alles weitere im Sinne von der strategischen Zusammenarbeit eben on top kommt. Was man natürlich schon sagen muss, das ist jetzt aber auch keine weite Überraschung, das ist kein Selbstläufer. Das ist jetzt nicht so wie bei jeder Dinge, die man tut, dass man sich einfach hinsetzt und sagt, wir haben jetzt hier so ein neues, innovatives Startup. Wer will noch mal, wer hat noch nicht und dann kommen alle angelaufen, nur weil wir da investiert haben oder auch nicht, sondern auch wir müssen uns aktiv mit den Themen beschäftigen, lernen, wer im Ökosystem hat an welchen Themen insbesondere Interesse, nur weil das eine eine GKV und das andere PKV. haben die ja, wie du sagst, das nicht zwingend die gleichen Interesse an einem Startup 1 und Startup 2 und das ist dann sehr, sehr individuell. Das ist das, was eben aufwendig ist und Zeitbedarf und halt also auch bei uns Kapazitäten im Team logischerweise bindet, aber aus meiner Sicht absolut sinnvoll und ein profitables Zeitinvestment.

Patrick Pfeffer: Lass uns mal ein bisschen über Medizin sprechen. Ganz klarer Fokus digital. Gibt es uns vielleicht mal ein, zwei Beispiele, in was ihr investiert habt? Gerne aber auch mal ein Beispiel, was so nah dran war. Ihr habt aber trotzdem nicht darin investiert, weil es nicht digital schrägstrich skalierbar genug vom Geschäftsmodell war oder so.

Christian Weiss: Vielleicht, um das sozusagen mal ein Level höher zu ziehen, wie denken wir über den ganzen Space nach und wie nähern wir uns mit dem? Und eigentlich kann man sich das, glaube ich, in so einem Drei-Wellen-Modell vorstellen. Also wir haben irgendwie diese Schnittstelle zwischen Gesundheitswesen und Technologie, aka Digital Health, und haben dort in den letzten fünf Jahren so eine erste Welle gesehen. Und das war eigentlich Digital Health für Early Adopters, für die, die es insbesondere wollen. Das war insbesondere das Thema Field Prevention, Field Wellbeing, Sport, Runtastic, natürlich auch die ersten wirklich medizinischen Versuche. MySugar, glaube ich, da als ja immer das große, sehr, sehr positive Beispiel, auch mit einem spannenden Exit. Digital Health für die, die es in Anführungszeichen sich selbst aussuchen und das wollen. Und jetzt befinden wir uns eigentlich gerade in so einer zweiten Welle und das ist für mich das Thema Digitalisierung des Gesundheitssystems as is. Also Digital Health im Sinne des aktuellen Gesundheitssystems, aber eben für alle. Diejenigen, die es dann vom Doktor vielleicht auch verschrieben bekommen oder wo eben eine digitale Lösung ein inhärenter Bestandteil einer Therapie ist, Stichwort Telemedizin. Dass ich Verschreibungen übers Internet in Anführungszeichen besorge, dass ich eine Remote Monitoring Solution habe. Also ohne, dass ich jetzt explizit danach suche, passiert es ja durchaus, dass ich jetzt eben mit Digital Health in Kontakt komme, sei es eine Diagnose, sei es eine Therapie oder auch eine Kommunikations-Enabling-Infrastruktur-Thematik. Und dann kommt die dritte Welle und das ist eigentlich, wie du sagst, so schön das Spannendste. Wie wird denn das Gesundheitssystem vielleicht sich tatsächlich verändern und neu definiert? Wenn ich jetzt eben noch einen Schritt weitergehe und sage, unter voller Anwendung von der gesamten technologischen Möglichkeiten und unter Stück für Stück auch Anpassung der Regulatorik, wie wird sich denn das Gesundheitssystem dort insgesamt verändern? Und was gibt es für komplett neue Möglichkeiten der Diagnose, der Therapie? Stichwort Neuralink, Elon Musk mit seinen drei Schweinen, also wirklich was Neues in Anführungszeichen. Wir befinden uns momentan gerade zum einen Teil natürlich an dieser Welle 2. Es ist dann im Fokus, würde ich mal sagen, insbesondere das Thema Business Model Innovation, bekannte Technologie, die sich in anderen B2C- oder auch anderen B2B-Bereichen bewährt hat, nun eben auch im Healthcare-Bereich. Beispielsweise Telemedizin. Ich sage mal, das ist jetzt ja per se technologisch nicht der neueste Schrei, aber es hat eben eine Weile gedauert, bis es hier angekommen ist. Und dann auf dieser Welle 3 eben insbesondere auch technologische Innovationen. Stichwort Brain-Computer-Interface haben in die Firma Serigate investiert. Das ist die Anwendung von AI im Gesundheitssystem in verschiedensten Bereichen, insbesondere in der Diagnose. Geht dann natürlich aber auch in den Bereich Drug Development, wie spielt da vielleicht auch das Thema Quantum Computing irgendwann rein? Also diese ganzen Buzzwords in Anführungszeichen, die sich dort in vielerlei Munde befinden, wie finden die denn dann, wie und wo Einklang in das Gesundheitswesen und dort in das Tagesgeschäft? Und eine spannende Frage ist halt natürlich, wie kriegen wir denn nicht nur inkrementell nächste Verbesserungen, sondern wo kommt der nächste große Hub? Single-Cell-Analytics beispielsweise. Also was wird die nächste Erkenntnisstufe im Thema unserer Gesundheit nach der DNA-Analyse? Ist das Single-Cell-Analytics? Ist das Fortiomics, Microfluidics? Also alle Themen, die schon wissenschaftlich ja eigentlich in der Research-Bereich schon eine Weile da sind und wo jetzt man sich immer fragt, naja, ist jetzt vielleicht genau der Zeitpunkt gekommen, dass es einen Schritt weiter geht und auch wirklich sich Richtung Massenmarkt probiert?

Patrick Pfeffer: Dann würde ich jetzt aber auch sagen, ihr seid ein deutscher-europäischer VC, Stichwort evolutionär und inkrementell und schaut jetzt nicht nach den klassischen Welle-3-Themen, wie du es gerade beschrieben hast, versus, ich sage mal, der Amerikaner wird es vielleicht anders machen und wird ein bisschen weiter in die Zukunft blicken und das dann rückwärts aufarbeiten. Erstens ist das so und zweitens befriedigt dich das?

Christian Weiss: Würde ich genau sagen, ist nicht so. Es ist genau explizit beides. Ich glaube, es gibt einfach beide Möglichkeiten. Du kannst jetzt ein sehr erfolgreiches Geschäftsmodell aufbauen, wenn du sagst, ich gehe mal inkrementell oder mit einer Business Model Innovation ran, bin dafür sehr viel näher am Geld und sehr viel stärker am Geld gebaut, in Anführungszeichen, und schneller in der Traction her. Oder ich gehe eben an das Thema wirklich technologische Neuinnovation, schaffe da vielleicht wirklich eine komplett neue Kategorie. Mit der Kategorie 3 muss man halt immer ein bisschen schauen. Mit den großen Innovationen ist das was. Und dann kommen wir wieder auf das Thema Fondsinvestmentgrößen zu sprechen, was man mit einer entsprechenden Fondsgröße hier sinnvoll stemmen und abwickeln kann. Wenn man jetzt zum Beispiel sieht, was war, glaube ich, das Neuralink-Investment so far? 150 Millionen, 200 Millionen, ich weiß es nicht. Ist natürlich für uns in dem Sinne mal als kleine Seed-Runde nicht zu realisieren, sondern wir müssen dann irgendwie smartere und andere Ansätze finden. Ist aber für uns beides in Scope. Mein Interesse und persönliche Leidenschaft liegt noch ein Stück weit mehr auf den Tech-Themen. Je techier und je geekier, desto spannender, desto mehr interessiere ich mich dafür. Das heißt aber natürlich nicht zwanglerweise, dass es ein besseres und interessantes Investment ist. Da wundert mich, man sich ja sowieso manchmal als Investor, welche Themen so stark gehypt und in der Presse hochgejubelt werden und welche tatsächlich gut funktionieren. Das hat ja nicht immer zwingend was miteinander zu tun.

Patrick Pfeffer: Würdet ihr jetzt so Lab-Themen, die kombiniert werden mit bioinformatischen Approaches vom Tisch weisen, weil die nicht rein digital sind? oder würdet ihr euch sowas angucken?

Christian Weiss: Vom Tisch weisen? absolut nicht. Die Frage ist immer so ein bisschen für uns, wo kommt die eigentliche Kernwertschöpfungsstufe her? Ist das eben die Hardware-Komponente? Ist die ein notwendiger Bestandteil? Die eigentliche Wertschöpfung kommt aber dann aus einer Software-Datenkomponente. Und wenn wir jetzt auf das Beispiel Single-Send-Analytics zum Beispiel kommen, ist das ja genauso ein Fall. Klar, du brauchst irgendwie die Box. Du musst das Thema analysieren. Du könntest also sagen, ist das nicht ein Lab-Thema? Aber der spannende Teil kommt ja genau dann eigentlich in der nachgelagerten Stufe, was Was mache ich denn da mit den unendlichen Datenmengen, die ich dort an Terabyte und über Terabyte gewinne? Wie kann ich die smart, in Anführungszeichen, auslösen und wirklich Insights generieren? Ist also in dem Sinne natürlich eine Lab-Herausforderung, aber mindestens genauso sehr und vielleicht noch viel mehr Data Analytics und AI-Herausforderung. Insofern ist es wieder genau beides, weder das eine noch das andere, sondern genau beides.

Patrick Pfeffer: In unserem Fall haben wir uns zum Beispiel für diesen einen Case entschieden, Stichwort Secondary Business Model, weil wir genau gesehen haben, über die Zeit, je mehr Daten du generierst, desto weniger relevant wird das Lab in Zukunft und desto relevanter wird aber der Machine Learning Teil, also die Technologie an sich. Und genau dieser Shift hat uns persönlich jetzt dazu bewegt, bei diesem einen Case, von dem wir gerade sprechen, mitzugehen und ich würde jetzt mal vermuten, das ist bei euch nicht viel anders.

Christian Weiss: Nee, ist genau das Thema. Das sind natürlich auch Fragen, die wir uns stellen. Aber das ist meistens aus meiner Sicht recht offensichtlich. Ist es jetzt wirklich eine ganz klassische MedTech-Komponente, sprich die neue HerzClub oder der neue Stand? Das wäre uns nicht das Richtige, beziehungsweise da gibt es dann andere Investoren, die das viel, viel besser können und deutlich besser positioniert sind. Oder geht es eigentlich darum, Daten- und Softwaregetrieben hier entsprechend was aufzubauen? Und häufig lässt sich das auch schon an den Gründerteams eigentlich direkt abdecken. Weil es ist dann eben das Schöne eigentlich und auch ein Zeichen der Zeit, dass es dann sehr, sehr häufig nicht mehr reine MedTech oder klassische Healthcare-Teams sind, sondern es ist dann eben der ehemalige Tech-Founder, der immer CEO von einer reinen B2B-Tech-Company war, der sich dann zusammentut, entsprechend irgendwie ein, zwei Medizinern und dort eine ganz spannende Company aufbaut, eben mit beiden Sichtweisen. Ja, zum Beispiel hatten wir uns neulich mit Avi Medical mit dem Vlad Lata unterhalten, den wir auch schon aus der Vorzeit bei seiner vorherigen Company bei Konux kannten. Und finde ich, ist genau ein schönes Paradebeispiel. Ein Gründer, erfahrener Gründer aus einer anderen Ecke, der eben auf einem ganz Hardcore-Healthcare-Thema aufspringt und dann eben das Beste aller Welten dort vereinen möchte und das dann hoffentlich auch erfolgreich hinbekommt.

Patrick Pfeffer: Was geht denn bei euch bezüglich CRISPR, Gene Editing, Gene Silencing? Spielt das überhaupt eine Rolle?

Christian Weiss: Ja und nein. Also CRISPR ist, glaube ich, für uns schon vielleicht ein Stück zu sehr Biotech. Nichts, wo wir wirklich eine aktuelle Fokus-Investment-These drauf haben. Ultraspannendes Thema. Gleichzeitig ist es ja, glaube ich, wieder so ein bisschen über den Hype momentan im ersten Schritt wieder drüber und muss sich jetzt erst wieder hochkämpfen dann Stück für Stück. Aber da gibt es ja verschiedenste solcher Themen. Also Mikrobiom, ähnliches spannendes Thema. Geht natürlich auch wieder in die Single-Cell-Thematik rein. Spannende neue Companies, die alle super klingen und wir uns einige anschauen. Du sagst irgendwie, das müsste doch jetzt mittlerweile mal was wirklich Relevantes geben und man muss ein bisschen suchen und schauen und findet auch immer spannende Sachen. Aber ob das dann mit einem Investment noch klappt, hängt dann aber von so vielen Faktoren ab. Muss man dann schauen.

Patrick Pfeffer: Gegen Ende des Gesprächs würde ich gerne nochmal mit dir so ein bisschen in die Glaskugel schauen wollen. Wo geht die Reise für dich hin? Und wie sieht dein 2030 zum Beispiel aus? jetzt mit den Themen, die ihr verfolgt?

Christian Weiss: Also ich glaube, es gibt drei verschiedene Bereiche. Also wenn du sagst, das eine ist, wie funktioniert das Healthcare-System? Und da hatten wir schon kurz drüber gesprochen, dass sich das wandeln völlig muss und auch wird. Das andere ist wirklich Therapien, wie einzelne Krankheiten Therapien. Und das andere ist für mich das Disease Management. Also wie gehe ich chronischen Krankheiten um und so weiter und so fort. Ein übergreifendes Thema ist ja eigentlich immer mehr diese Erkenntnis, dass eine der vielen Krankheiten in dem Sinne keine Krankheit ist, sondern sich mit dem Thema Alterungsprozess beschäftigt. Präsymptomatische Therapie von altersbedingten Krankheiten. Ich glaube, wir werden ganz zweifelsohne verändern das Gesundheitssystem gehen und es muss auch in die Richtung gehen, Value-Based Care. Es geht eher um präventive oder auch Health- statt Sick-Care-Themen. Auf der anderen Seite müssen wir, glaube ich, lernen, anders mit unseren Gesundheitsthemen umzugehen. Es gibt ja viele dieser gesundheitsmodernen Erkrankungen, Diabetes, die ganzen kardiovaskulären Erkrankungen, die es in der Form nicht immer gab und eigentlich auch nicht zwingend geben muss und das Gesundheitssystem da nicht ideal aufgestellt ist und die Themen nicht diagnostiziert, viel zu spät diagnostiziert und noch nicht wirklich behandeln kann. und wir da eigentlich Stück für Stück mehr und mehr in die Gegend kommen, sehr früh diese Themen zu erkennen. Ich sage immer, ich glaube, die einzige Lösung, das ganze Problem anzugehen, ist, jeder hat so einen Kasten zu Hause und da legt man einmal am Tag den Finger rein und da wird man einmal durchgescannt und dann wird einem gesagt, jetzt aber nochmal schnell um vier Blöcke rennen, außerdem nur noch Gemüse essen und hier nochmal einen Vitamin dazunehmen. Also ich glaube, ohne diese Diese Diagnostik, wo sich natürlich dann wieder jeder Datenschützer den Kopf zerbrechen muss, wie das mit den Daten zu handeln ist, werden wir nicht drumherum kommen, auch diese Themen anzugehen und rechtzeitig zu erkennen. Was kann ich tun und was muss ich tun?

Patrick Pfeffer: Ich wusste es ja damals, dass diese Arztkoffer, die wir damals als kleiner Junge hatten, total unterschätzt waren. Die kommen wieder, nur mit ein bisschen mehr Hightech ausgestattet. Ich bin ja durch und durch Europäer. Ich habe folgende These für mich entwickelt. Phase 1 der Technisierung und Digitalisierung haben wir an die USA verloren und da denke ich so an mobile Betriebssysteme und Co. Phase 2 der Digitalisierung, vielleicht schon analog zu deiner zweiten Welle, da befinden wir uns jetzt gerade drin, geht eher in den APAC-Raum an China und da denke ich an so Themen wie KI-Strategie. Sind die Europäer wieder weit zurückgefallen bzw. sind sich noch gar nicht einig, wie man sich da aufstellen soll? Jetzt aber auf die gesamte Menschheit betrachtet, sind wir gerade erst am Anfang der Digitalisierung. Vielleicht werden wir auch das alles gar nicht miterleben, gar nicht mal entscheidend heute. Ich gehe davon aus, dass dann die dritte Phase oder dritte Welle der Digitalisierung, wenn man sich jetzt aufrafft und jetzt Gas gibt, an Europa gehen kann. Was denkst du von dieser These?

Christian Weiss: Also ich glaube auch, dass es Bereiche gibt, wo der Kampf in Anführungszeichen noch nicht verloren ist. Das Thema Gesundheit, glaube ich, ist eines der Themen mit den größten Möglichkeiten, wo wir die Chance haben, doch eine Rolle mitzuspielen. Mit Sicherheit kein Selbstläufer und alles andere als einfach, wie immer. Aber da sind die Karten noch nicht gelegt, in Anführungszeichen. Es ist nochmal ein komplett eigenes Thema. Zweitens, Gesundheit ist immer ein Stück lokaler als andere Bereiche, weil sich eben das Thema Gesundheit nicht ohne weiteres komplett in die Cloud verabschieden lässt, in Anführungszeichen. Ja, Stück für Stück und Teile davon, aber Teile sind, müssen lokal bleiben. Deswegen gibt es da nochmal ganz andere Möglichkeiten. Das dritte Thema ist, auch hier haben wir eigentlich alle Voraussetzungen dafür geschaffen und auch einige Vorteile. Also wir haben hier eigentlich ein super Gesundheitssystem stehen, das zum Beispiel auch, glaube ich, in vielen Aspekten, denen in anderen Ländern deutlich besser ist. Also eine super medizinische Versorgung. Wir haben super Forschung. Kapital ist so langsam auch mehr und mehr entsprechend am Start. Und wir haben ein Rieseninteresse an dem Thema. Wir haben eine gute Startposition. Wir haben auch gute Aussichten. Und jetzt müssen wir einfach nur rennen, so schnell wie es geht. Und dann werden wir sehen, wo wir am Ende landen.

Patrick Pfeffer: Ich liebe es, mit Optimisten zu sprechen. Christian, vielen, vielen Dank für das Gespräch.

Christian Weiss: Danke dir, Patrick. Hat Spaß gemacht.