Wie gut sind digitale Vermögensverwaltungen?

13. Januar 2020, mit Joël KaczmarekAndre Bajorat

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Fincast-Podcast von Digitalkompakt. Mein Name ist Joel Kaczmarek und heute geht es um das Thema digitale Vermögensverwaltung. Wer heute zuhört, nimmt ganz viele tolle Sachen mit, nämlich wir haben endlich mal einen Gast auch in unserem Format, haben uns zu entschlossen, dass wir das aufmachen. Also nehmen wir jetzt nicht nur André, dazu gleich mehr. Aber ihr werdet ganz viel erfahren, natürlich was gibt es da für Anbieter, wie funktioniert das, nach welchem Geschäftsmodell arbeiten die eigentlich. Für mich auch eine ganz spannende Frage, die André im Vorfeld eingebracht hat. Welche KPIs habe ich eigentlich, wenn ich als Unternehmen im Internet Vermögensverwaltung anbiete? und ganz viele Sachen mehr. Regulierung, welche Historie gibt es da? Welchen Tech-Stack habe ich gebaut? Wie skaliere ich das Ganze? Wie vertreibe ich es? Und so weiter und so fort. Also ihr merkt, randvoll mit spannenden Infos. Aber first things first. Erstmal herzlich willkommen, lieber André. Schön, dass du da bist.

André Bajorat: Hallo Joel, vielen Dank. Das erste Mal in einem neuen Büro.

Joel Kaczmarek: Ja, fühlst du dich wohl?

André Bajorat: Ja, super.

Joel Kaczmarek: Nett, ne? Das kann man als Zuhörer ja nicht sehen. So über zwei Meter hoch haben wir Unmengen von Pflanzen. Weil wir irgendwann gelernt haben, wir müssen Sauerstoff in den Raum holen. Ansonsten kriegt man Kopfweh, wenn man hier lange sitzt.

André Bajorat: Ja, habe ich noch nicht.

Joel Kaczmarek: Ich kann mal einen Podcast machen, weil das Learnings waren, seitdem wir hier sind. Alter Schalter. Also man zahlt ganz schön Lehrgeld, wenn man ein Studio einrichtet. Gut, aber anyway, Lehrgeld zahle ja nicht nur ich, sondern vielleicht auch andere. Wir haben heute noch den Erik zu Gast. Herzlich willkommen. Schön, dass du da bist. Stell dich doch mal ganz kurz vor.

Eric Podzuweit: Ja, hallo. Danke, dass ich hier sein darf. Mein Name ist Erik Potzeweit. Ich bin einer der Mitgründer von Scalable Capital. Ich werde ja jetzt im Folgenden erklären, was das genau ist. Ich bin ursprünglich Berliner, aufgewachsen in Berlin und auf Norderney. Das liegt in Ostfriesland und bin jetzt aber wieder zurück in Berlin.

Joel Kaczmarek: Ich kenne euch sogar schon ein bisschen. Ihr seid einer der wenigen Beispiele, was bei mir erst Werbepartner ist und dann in den Podcast kommt, weil ich euch so spannend fand. Sonst mache ich es immer so, die kommen hierher und dann mit André hilft mir und dann beackere ich die und sage, ey, gib mal Geld. Ihr seid sozusagen jemand, der mir irgendwie quasi untergekommen ist über den Werbeweg und ich fand das interessant, was ihr tut. Vielleicht erklärst du das mal. Einen kurzen Satz kann man es gar nicht erklären. Wahrscheinlich brauchst du 15, aber Beschreib mal, was Scalable Capital eigentlich macht.

Eric Podzuweit: Ja, ich versuche es so kurz und knackig wie möglich. Also für was wir machen, da gibt es verschiedene Begriffe, digitaler Vermögensverwalter, Robo-Advisor, das sind so Begriffe, die in der Presse rumschwirren. Was heißt das eigentlich? Wir legen Geld von hauptsächlich Privatinvestoren mit Technologie an. Also ganz konkret ist es so, wenn du jetzt Geld anzulegen hast, sagen wir mal da liegen, was weiß ich, hast freies Kapital, 10.000, 20.000, wie auch immerund möchtest es jetzt am Kapitalmarkt anlegen, also in Aktien und Anleihen,dann hast du eigentlich so zwei große Alternativen. Die eine Alternative ist das selber machen. Du holst dir irgendwie so ein Direktdepot bei der ING, bei der Comdirect, sonst wound machst das selber. Oder du gehst in eine Bankanlageberatung. Da gehst du zum Berater, der setzt sich mit dir hin,meistens eine nette Krawatte mit Krawattennadel noch dazu Und dann werden dir bestimmte, meistens Fonds der eigenen Bank, hauptsächlich empfohlen. Und wir haben unserer Meinung nach eine sehr gute Alternative geschaffen. Und zwar bei uns gehst du auf die Webseite oder lädst die App runter. Dort kriegst du Fragen gestellt, so einen Fragenkatalog, so 12, 13, 14 Fragen. Dann wird ein Anlageprofil für dich erstellt und dann legt die Software letztendlich, man kann auch Algorithmus sagen, legt automatisch das Geld für dich an. und jetzt kommt noch ein besonderer Kniff, wir legen das ausschließlich in sogenannten ETFs, sogenannten Indexfonds an. Also was das ist, Kann man selber drei Stunden Podcast allein darüber halten, aber eine ganz kurze Abkürzung ist, das sind sehr, sehr kostengünstige Finanzprodukte. Meiner Meinung nach eine der besten Erfindungen, überhaupt wahrscheinlich der sinnvollsten Erfindung am Kapitalmarkt in den letzten 20, 30 Jahren. wo du auf einen Schlag mit so einem ETF einen ganzen Börsenindex kaufen kannst. Also den S&P 500, das sind die 500 größten Aktien Amerikas oder der USA und das kannst du mit einem Schlag kaufen. Die ETFs sind sehr viel günstiger als die Fonds, die die Banken meist vertreiben und da lässt sich sozusagen sehr gut Vermögen mit aufbauen. Und die Software macht das alles für dich. Dann hast du eine App, wo du das alles einsehen kannst, wie lief es, ging es hoch, ging es runter, wie viel ist in Aktien, wie viel ist in Anleihen investiert und dergleichen.

Joel Kaczmarek: Also mir geht es ja auch immer so, wenn ich irgendwie zum Finanzberater gehe, der Schmerz ist ja irgendwie immer, dass die so biased sind. Also, dass sie entweder eine Provision kriegen, wenn sie ein Vermittler sind oder wenn sie ein Institut sind, dass sie quasi ihre eigenen Produkte mir aufs Auge drücken und du eigentlich als Laie fairerweise wahrscheinlich nicht weißt, ist das jetzt gut oder schlecht.

Eric Podzuweit: Ja, also du triffst den Nagel auf den Kopf. Das heißt ja Anlageberatung. Es ist aber gar keine Beratung. Es ist immer Produktverkauf. Das Wort Beratung, also wenn man zu einem Rechtsberater geht, dann zahlt man den pro Stunde und man geht davon aus, dass der im besten Interesse des Mandanten berät. In der Bankanlageberatung ist es nicht so. Also die wollen jetzt auch nicht, dass der Kunde Geld verliert. Die wollen schon, dass der happy ist, dann kommt er wieder. Aber es wird nicht frei beraten. Wenn du zu einer Sparkasse kriegst, kriegst du einen DK-Fonds. Wenn du zu einer Volksbank gehst, dann kriegst du einen Union-Fonds. Bei der Deutschen Bank gibt es den DWS-Fonds. Also jede Bank hat so eine Fondsgesellschaft hinter sich. Es ist eigentlich wie ein Autoverkäufer. Wenn du zum VW gehst, werden die dich auch nicht beraten und sagen, wissen Sie was, ein Volvo passt eigentlich besser zu Ihnen. Das wird einfach nicht passieren. Aber das Image obendrauf sieht anders aus. Das große Problem, was du angesprochen hast, ist, die Beratung ist ja umsonst. Du zahlst da nicht pro Stunde. Das ist Das gibt es auch, das ist Honorarberatung, das wird aber da meistens nicht angeboten, sondern die verdienen über die Produkte, die sie verkaufen und das verzerrt natürlich die Anreize.

Joel Kaczmarek: André, was waren denn so deine Berührungspunkte mit dem Thema? Du bist ja im Banking-Bereich zu Hause, bist ja der Banking-Papst.

André Bajorat: Naja, das ganze Thema war ja eines der ersten im gesamten Fintech-Umfeld. Du hattest natürlich am Anfang so ein paar Payment-Lösungen und da war somit das, ich sage mal, anderthalbste. Zweite war eigentlich das ganze Thema Anlagevermittlung, Anlageberatung. Und das hat eh natürlich nicht als allererste da gewesen, aber Scalable ist, glaube ich, mindestens vier Jahre unterwegs.

Eric Podzuweit: Vier Jahre am Markt, ja.

André Bajorat: Vier Jahre, das hast du ganz gut geschätzt.unterwegs und ich habe das damals einfachauch so wahrgenommen, dass ich gesagt habe so,okay, da nimmt jemand ein Stück weitdie bestehenden Player aus dem Markt rausund versucht effiziente Produkte,so wie du es gerade beschrieben hast, nämlich ETFs,direkt an den Mann, an die Frau zu bekommenund das unter Nutzung von Technologie. Und das war, glaube ich, ein wunderbares Beispiel dafür, wie Fintech im Grunde genommen den Markt ein Stück weit auf den Kopf stellen konnte, weil du einfach Technologie benutzt hast und auch den Kundenzugang benutzt hast, um halt effizienter und günstiger für den Kunden und möglicherweise auch besser für den Kunden Produkte anbieten zu können. Das war so meine erste Berührung mit Scalable.was für mich am Anfang nicht so ganz klar war,das kommt dann so ein bisschen aus der Regulierungsecke,was seid ihr? Das ist so ein bisschen so die Einordnung,weil bist du einfach nur ein Vermittler,hast du ja gerade das Wort schon ein paar Mal benutzt,oder ist es der Verwalter? Das steckt ja in dem Thema digitale Anlage,Verwaltung oder sowas drin. Und das musste ich erst mal am Anfang verstehen. Und da habt ihr, glaube ich, einen anderen Weg eingeschlagen,als viele andere am Anfang,weil ihr so von vornherein gesagt habt,wir machen nicht nur eine reine Vermittlung.

Eric Podzuweit: Genau, richtig. Also du hast eigentlich schon ganz gut vorbereitet. Wir sind, also vom rechtlichen Status her, wir sind BaFin reguliert. Das heißt, wir treffen als Verwalter, kriegen wir sozusagen eine Vollmacht vom Kunden und treffen die Anlageentscheidung für den Kunden. Das heißt, wir vermitteln dir nicht was oder du musst auch nicht die Entscheidung treffen, sondern wir machen das für den Kunden. Und wenn du sozusagen die Entscheidung über die Geldanlage für deine Kunden triffst, dann brauchst du eine Erlaubnis der BaFin. Und in England machen wir das ja auch. Da haben wir die Erlaubnis der FCA, der dortige Aufseher. Und das haben wir uns schon sehr früh geholt. Damit waren wir einer der ersten digitalen Vermögensverwalter. Viele andere waren damals noch auf dem Vermittlermodell. Und das war, glaube ich, ein so ein erster Erfolgsfaktor, weil die Leute wollen halt, dass nicht einfach nur eine shiny Webseite, die dann hintenrum wieder Fonds verkloppt.

André Bajorat: Aber vielleicht, Erik, um einmal da einzuhaken, ich glaube, damit Leute verstehen, was das bedeutet. Also normalerweise sagst du, ich habe jetzt 2000 Euro, 5000 Euro und lege die in ein ganz bestimmtes Produkt an. Aber was ihr sagt, Joel gibt dir einen gewissen Betrag aus seinem Vermögen, sagen wir mal 20.000 Euro. Dieses Geld nimmst du und legst die nach eigenem, ich sag mal, Gusto im Grunde genommen an, nachdem er natürlich vorher gesagt hat, wie risikoaffin er ist, aber du allokierst auch nach. Also du sagst nachher, keine Ahnung, nach vier Wochen, nach sechs Wochen oder sowas, ich verkaufe was, ich kaufe was neu. Und das ist, glaube ich, der Unterschied zu dem reinen Vermittler, wo du sagst, ich kaufe jetzt genau den Fonds, den behalte ich, bis der Kunde wieder darüber nachdenkt, dass er es verkaufen möchte oder nachkaufen möchte, sondern du machst es wirklich ganz aktiv. Du steuerst das Vermögen der Kunden eigentlich. Richtig.

Eric Podzuweit: Genau, dir wird eigentlich alles abgenommen. Das heißt, so ein anderer Begriff, den ich manchmal finde, ist so eine Art Finanzconcierge eigentlich. Der Kunde kann bei uns eigentlich nur zwei Sachen selber bestimmen. Und zwar, wie viel Geld er anlegen will. Da kann er auch jederzeit mehr oder kann was abziehen. Das kann er jederzeit machen. Und er kann in geeigneten Bandbreiten sagen, wie viel Risiko eingehen will. Den Rest machen wir für ihn. Das heißt, wir wählen diese Risiken. ETFs aus. Da gibt es nämlich Tausende am Markt und mit verschiedensten Anbietern. Da muss man sich dann schon ein bisschen genauer reinlesen. Das machen wir und dann machen wir auch diese Mischung auf fortlegender Basis. Also bei uns entscheidet die Software. Wir haben bei uns keine Person, die jetzt sagt, ach, ich glaube, jetzt müssen wir mehr in US-Aktien, sondern rein die Software, die schaut auf das Rendit-Risiko-Verhältnis und die entscheidet dann, von deinem Geld sollen sich 30% in US-Aktien und 10% in deutsche Aktien und so viel Prozent in Unternehmensanleihen entscheiden. Es wird aber alles für dich gemacht und für viele Kunden ist das das erste Mal, dass die wirklich so einen Verwalter, der ihnen das abnimmt, haben. Das ist eine ganz neue Erfahrung für dich.

André Bajorat: Also vielleicht dann nochmal, du fragtest ja, wie so die Berührung war und wie ich das wahrgenommen habe. Und ich glaube, einer der Punkte ist ja, dass oft Technologie etwas demokratisiert. Und das finde ich bei euch ist ein wunderbares Beispiel dafür. Vermögensverwalter gibt es ja schon lange. Nur konnten sich das natürlich nur wenige Leute eigentlich leisten, weil es immer darum ging, dass es einfach wirklich mit einem gewissen Reichtum eigentlich verbunden war, dass jemand dir genau diesen Job abgenommen hat. Und da hast du jetzt Technologie oder habt ihr Technologie zum Einsatz gebracht und nutzt sie, um das einfach einer viel, viel breiteren Masse im Grunde genommen demokratisierend anbieten zu können. So verstehe ich jedenfalls den Ansatz.

Eric Podzuweit: Absolut. Ich meine, du kommst ja aus Hamburg. Da ist ja so typischerweise so ein Wort auch von der Private Banking, der Vermögensverwalter und Gerade nicht das beste Image haben momentan. Aber typischerweise kommst du in eine gute Vermögensverwaltung eigentlich erst ab halben Millionen, Millionen rein. Manchmal sogar liegt die Grenze noch weiter oben. Und mit Software, mit Technologie kannst du die Grenze sehr viel tiefer senken.

André Bajorat: Ihr habt am Anfang, glaube ich, angefangen mit 40.000 oder 30.000.

Eric Podzuweit: Und jetzt sind wir bei 10.000. 10.000, das ist eigentlich die Schwelle, die wir schon eine ganze Zeit haben, ist immer noch Geld, aber es gibt auch Anbieter, Mitbewerber von uns, die das schon ab 500 Euro oder so machen. Also das hat genereller Technologie die Schwelle für eine gute Geldanlage, wo man sich um nichts kümmern muss, die auch kostenmäßig circa 50 bis 70 Prozent unter dem liegt, was die Banken anbieten. Es ist teurer als das, wenn man es selber macht, das schon, aber deutlich günstiger als das, was du in der Bank bekommst. Und das trifft sehr genau, es ist eine Demokratisierung, du kommst an eine hochwertige Vermögensverwaltung durch Software, durch Technologie jetzt zu sehr geringeren Einstiegsschwellen.

Joel Kaczmarek: Aber ich meine, es ist auch so eine Welt, mit der sich viele Leute gar nicht beschäftigen. Florian Heinemann hat mir mal erzählt, dass ihn mal ein erfolgreicher, bekannter Gründer gefragt hat, wie er sein Vermögen anlegt. und dann kam der Investor von dem noch dazu, weil die irgendwie geexited hatten. und dann hat er denen mal so einen Vermögensverwalter vorgestellt. und dann hat er sich aufgeregt, nee, er will irgendwie den und den haben, der Mark Zuckerberg irgendwie berät, hat er gesagt. Alter, willst du mich verarschen? Unter 100 Millionen guckt er dich wahrscheinlich gar nicht erst an. Das ist ja schon ein bisschen sozusagen wirklich eine andere Welt. Aber jetzt bin ich mal neugierig auf euch, die technische Seite. Wie macht ihr denn das? Also sind diese Fonds quasi, gibt es da irgendwie Informationen, die ihr euch zentral ziehen könnt, dass ihr jedes Mal einfach das wirklich vollautomatisiert checken könnt? Ich meine, da werden ja Leute für bezahlt, dass sie dazu beraten. Das heißt, die gucken sich ja wirklich an, was haben die für ein Portfolio, wie ist die Entwicklung, was gibt es für Tendenzen am Markt etc. Wie lässt sich das denn automatisieren? auf Basis welcher Daten?

Eric Podzuweit: Wie lässt sich das automatisieren? Letztendlich diese ganzen ETFs, diese Indexfonds, diese Finanzprodukte letztendlich, die sind in großen Datenbanken gespeichert. Da musst du dann so einen Zugang haben, um da ranzukommen. Wir benutzen beispielsweise Bloomberg, bekannter Name, ist ja auch der Bürgermeister noch.

Joel Kaczmarek: Ne, aber bald vielleicht Präsidentschaftskandidat.

Eric Podzuweit: Bald vielleicht Präsident, genau, aber sehr, sehr vermögend geworden. Der hat letztendlich so einen Finanzinformationsdienst geschaffen, schon in den 70er Jahren und Reuters ist so ein anderes Tool, was man nutzen kann, aber da kannst du die ganzen Daten ziehen und die laufen bei uns dann in der Datenbank und wir machen dann, also es gibt zwei Schritte. Die eine Frage ist, welche Produkte willst du aus? und danach ist die Frage, wie mischst du die, also wie sieht das Portfolio dann aus? Und bei dieser Produktauswahl ziehen wir uns die Daten, dann haben wir bestimmte Kriterien, der ETF muss günstig sein, der muss liquide sein, das heißt, der muss gut handelbar sein, der muss steuerlich geeignet sein, da kannst du verschiedenste Sachen checken und dann werden die entweder reingenommen oder werden rausgeschmissen. Die zweite Komponente ist, passt, jetzt habe ich mal zehn ETFs ausgewählt, wie mische ich die, wie passen die in deine Risikokategorie? Dahinter liegt, es wird jetzt ein bisschen technisch, aber dahinter liegt hinter jedem Portfolio so eine statistische Kennzahl, die misst so ein Jahresverlustrisiko. Und wir haben dann so statistische Prognoseverfahren und schauen, wie wahrscheinlich ist es, dass es eingehalten wird oder dass du da rausfällst aus diesem Jahresverlustrisiko. Und wenn die Prognose nicht mehr zu dem passt, was eingestellt wurde vorher, dann führt die Software automatisch sozusagen eine Änderung um. Und diese ganzen Mechanismen, die werden halt von den Teams, also insgesamt, wir haben 120. 120 oder 125 Mitarbeiter derzeit, so knapp 60 bis 65, arbeiten im Produkt- und Engineering, auch im Financial Engineering. Die kümmern sich letztendlich darum, dass diese Datenbanken laufen, dass das alles ineinander greift, dass auch die ganzen Cashflows, wir haben jetzt über 60.000 Kundenportfolien, dass das alles sehr gut ineinander greift. Die Leute zahlen ja jeden Tag Geld ein, zahlen jeden Tag Geld aus, erhöhen Sparpläne, schließen die wieder. Und dass das alles ineinander greift, wird durch dieses Team gesteuert.

Joel Kaczmarek: So und jetzt hast du ja gesagt, 10.000 Euro ist quasi das, was man wie in so einem Casino auf den Tisch packen muss, um mitspielen zu dürfen, um am Tisch zu sein. Habt ihr sozusagen so eine Lockerperiode? Also muss ich dann irgendwie sagen, ein Jahr lang darf ich das nicht anfassen oder wie muss ich mir das vorstellen?

Eric Podzuweit: Nee, du kannst jederzeit dein Geld wieder abziehen. Das heißt, wenn du Kunde bist und sagst nach ein paar Tagen, ach, ist nichts, ich brauche das Geld für was anderes, kriegst du es wieder. Das heißt, es wird nie geschlossen. Wir empfehlen den Leuten aber schon, mit einem Anlagehorizont von mehreren Jahren zu kommen. Warum? Weil dann kannst du halt Krisen auch aussitzen. Aktienmärkte beispielsweise gehen langfristig nach oben. Wenn du dein Geld in breit gestreute Aktienmärkte anlegst, wirst du über einen langen Zeitraum Geld verdienen. Aber das ist nicht zu jeder Periode so. Und wenn das halt mal unter Wasser ist und es fällt, dann ist es ganz, ganz wichtig, halt dabei zu bleiben. Und deswegen empfehlen wir den Leuten halt grundsätzlich mit einem langen Anlagehorizont zu uns zu kommen, aber wenn sie das Geld auf irgendwelchen Gründen kurzfristig brauchen, dann können sie es jederzeit einfach mit einem zwei Knopfdrücke, zwei Swipes in der App können sie es zurückbekommen.

Joel Kaczmarek: Wie oft wird die eigentlich aktiv? Also wenn ich jetzt Geld bei dir anlege, passiert das dann so stündlich, minütlich, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat? Wie oft wird da eigentlich umgeschichtet?

Eric Podzuweit: Wir schauen jeden Tag drauf. Die Software läuft zweimal am Tag durch. Das bedeutet aber nicht, dass sie jeden Tag handelt. Warum? Weil wir sind nicht ein sogenannter Daytrader. Das ist der Fachbegriff für jemanden, der wie verrückt jeden Tag hin und her handelt. Das machen wir nicht. Wir handeln zweimal pro Monat für den Kunden. Wir observieren aber jeden Tag. Und dann stellt die Software halt fest soll jetzt gehandelt werden, weil das Risiko im Portfolio angepasst werden muss oder nicht. Manchmal passiert auch nichts, manchmal handeln vielleicht auch einen ganzen Monat gar nicht, manchmal aber auch dreimal pro Monat. Das heißt, wir sind jetzt nicht hochfrequent, dass wir jeden Tag anfassen, aber wir observieren jeden Tag, das ist wichtig.

Joel Kaczmarek: Ich habe manchmal so einen Krimi gesehen, da haben die irgendwie das transatlantische Internetkabel angebohrt, damit sie 0,3 Sekunden vor Europa die Finanzdaten der USA kriegen. Also ihr seid sozusagen nicht auf dem Level.

Eric Podzuweit: Nee, das sind nicht, aber das ist dieser High-Frequency-Bereich, das gibt es immer noch. Also es gibt so Rechenmaschinen und da ist es sehr wichtig, wie nah bist du an den Börsen dran, dass sozusagen Gebäude gemietet werden, die direkt neben den Börsen hocken, weil die Latency, also die Verzögerung in den Glasfaserkabeln dann nochmal ein paar Mikrosekunden kürzer ist. Also den Bereich gibt es auch, aber das ist nicht unser.

André Bajorat: Der deutsche Internet-Hub ist in Frankfurt, da sitzt die deutsche Börse. Ja, richtig. Nee, nee, Eschborn, aber die Telefonnummer ist eine Frankfurter. Hast du das Gefühl, also du beschreibst ja gerade, wir haben über Demokratisierung gesprochen und 10.000 Euro Anlage nach unten gesetzt und Kooperationen ja auch mit so etwas wie der größten Sparkasse Deutschlands, der ING, so kann man sich glaube ich bezeichnen.

Eric Podzuweit: Ja, ich weiß nicht, ob die Zeichnung sie freuen würde, aber ja, ich weiß nicht. Ich weiß, was du meinst.

André Bajorat: Das ist halt die Bank, wo halt das meiste Sparvolumen wahrscheinlich liegt, weil die Menschen wie alle diese Tagesgelder da angelegt haben über Jahre. Eigentlich tut ihr damit etwas Gutes für uns alle. Also eigentlich seid ihr sozusagen auf der guten Seite, weil ihr das Thema Geldanlage in eine vernünftige, in breite versucht zu bringen. Gleichzeitig habt ihr aber Investoren, die man nicht unbedingt als die Guten oder die Besten auf der Welt bezeichnet.

Eric Podzuweit: Ich wusste, da kommt noch was.

André Bajorat: Wie fühlt sich das manchmal an? Vielleicht redest du ein bisschen über eure Investoren, die ihr habt, weil ihr seid ja jetzt nicht irgendwie gegründet aus eigenem Geld, sondern ihr habt ja Venture Capital finanziert, habt ihr Investoren da drin. Wie fühlt sich das manchmal an, auch mit der manchmal von manchen Leuten bezeichneten bösen Seite der Welt zusammenzuarbeiten?

Eric Podzuweit: Ja, okay. Ja, wie wird sich das an? Also genau, unsere Investorenbasis. Also wir sind ganz kurz, Anfang 2015 haben wir die Firma gegründetund haben dann im ersten Jahr so Unternehmensaufbau betriebenund sind seit Anfang 2016 am Markt. Und du hast es absolut richtig gesagt, wenn man so eine Firma startet,wir sind ja mit null Kunden, null Assets an der Management gestartetund da musst du halt viel vorfinanzieren. Ganz am Anfang haben wir es sozusagen auch selber bezahlt,auch die ersten Programmierer bei uns sozusagen aus eigener Tasche,aber sehr schnell gerätst du dann deine Grenzen. So. Dann haben wir eigentlich den klassischen Weg gemacht, ganz am Anfang Business Angels reingeholt. Danach kam in der zweiten Runde Venture Capital, da haben wir Tengelmann Ventures und Holzbring Ventures.

André Bajorat: Ihr wart relativ gut gefundet schon sehr, sehr früh. Also bevor ihr eigentlich am Markt wart, würde ich sagen, wart ihr wahrscheinlich damals mit das bestgefundetste und überraschend gefundetste Fintech, was ich so in Deutschland kannte.

Joel Kaczmarek: Haben sie dich auch gefragt?

André Bajorat: Nee, wir kannten uns, glaube ich, damals.

Eric Podzuweit: Nee, wir kannten uns. Wir haben uns erst kennengelernt, als wir live waren. Dann war ich mal bei euch bei Impairment Banking, war ich da mal im Podcast. Nee, das war, ja, das ist, das Team, die Idee und die Zeit, das kam einfach super zusammen. Weil dieses Fintech hat ja mega geboomt damals. Also boomt jetzt immer noch, aber anders. Sozusagen der ganz große Hype, dass jede Woche ein Fintech entsteht, der ist vielleicht ein bisschen zurückgegangen.

André Bajorat: Nee, gut, Investoren gucken ja auch immer danach, was die anderen tun. Der Lemming-Effekt ist vorbei.

Eric Podzuweit: Genau, richtig, genau. Aber die Fintechs, die jetzt am Markt sind, ja, Wir in der Geldanlage, N26 Revolut im Kontobereich oder Transferwise im Geldanlagebereich und im Geldüberweisungsbereich und so, also die, die überlebt haben, die schlagen sich extremst gut. Zurück zu der Geldseite, also Venture Capital bekommen, das war auch tolle Investoren, Holzbrink und Engelmann dann rein. Und dann hat BlackRock bei uns angeklopft, der größte Geldverwalter der Welt, verwalten so, ich glaube, 6.000 Milliarden Dollar, ja, so 6 Billionen.

André Bajorat: Eine Zahl, die wir uns nicht vorstellen können.

Joel Kaczmarek: Du vielleicht nicht.

Eric Podzuweit: Passt nicht in diesen Raum rein. Wir sind jetzt bei zwei Milliarden und müssen dann aber uns noch, was ist es dann, verdreitausendfachen, um die zu überholen. Mal gucken, wann das der Fall ist. Und jetzt natürlich die Frage, okay, weil Blackrock ist so in Deutschland, in deutschen Medien, gab ja dann so ein paar Dokumentationen, das letzte auf Arte, hat so ein bisschen so ein düsteres Image. Vielleicht trägt der Name auch dazu sei, so Blackrock und Generell hat man ja schon immer so ein bisschen so eine Vorsicht, wenn jemand so enorm groß ist. Und in einer Geschwindigkeit gewachsen ist. Ja, die Firma ist nicht alt, die ist 30 Jahre, ein paar Jahre älter als Amazon und ist bei allen DAX-Konzernen, bei allen Unternehmen in irgendeiner Form irgendwie beteiligt. Was man dazu wissen muss, ist, wie diese Beteiligung aussieht. Der Großteil von Blackrocks Geld kommt von diesen ETFs. Das heißt, da sind sie sozusagen, wenn sie jetzt bei der Deutschen Bank beteiligt sind, dann sind sie zwar offiziell, stehen sie da drauf, aber das Geld ist gar nicht ihr Geld, sondern es ist das Geld von Privatkunden. irgendwelchen anderen Kunden, was sie treuhänderisch verwahren. Sie sind eigentlich ein sehr, sehr großer Treuhänder. Das ist nicht zu verwechseln mit einem Hedgefonds oder vielleicht einem anderen Fonds, der direkt sein eigenes Geld einsetzt, sondern wenn du einen ETF auf dem DAX kaufst, du investierst da 100 Euro, dann nimmt BlackRock das Geld und dann müssen sie das auf die 30 DAX-Aktien investieren. Dann müssen sie eine Adidas kaufen, eine Allianz und so runter. Das heißt, sie stehen da zwar offiziell sozusagen als Shareholder drin, aber es ist nur treuhänderisch verwahrt für dich. Das nimmt meiner Meinung nach so ein bisschen dieses weltumfassende, ach, die sind überall beteiligt. Das meiste Geld, was sie verwalten, sind sie eigentlich Treuhänder für ihre Kunden und müssen das so ausführen. Aber ja, vom Image her können sie sich da, glaube ich, noch verbessern in Deutschland, weil ich glaube, ja klar, jetzt mag natürlich jeder sagen, ah, ist ja euer Shareholder, was soll ich jetzt anders erzählen, aber ich glaube, dass die, also ETFs ist eine der besten Möglichkeiten, Geldanlage zu demokratisieren und auch Leute mit kleinem Vermögen an den Kapitalmarkt zu bringen. Und das ist das große Business eigentlich von BlackRock. Die haben eigentlich totales, breites sozusagen Retail-Business. Und ich habe ja sozusagen, wenn du sozusagen von den großen Finanzkräften sprichst, ich habe ja früher, ich war ja sieben Jahre bei Goldman Sachs, ja, da sozusagen, ja, das Da ist es dann schon so, da sind viel unter Umständen vielleicht diese, ja, die Verzweigung, manchmal Interessenkonflikte sehr viel größer als bei einem Asset-Manager, der das Geld der Kunden hat, Mandaten sozusagen muss das da anlegen, ja.

Joel Kaczmarek: Sympathisch, dass du die dich Goldman Sachs in so richtig schön Deutsch, Goldman Sachs, das klingt so richtig gut nach.

Eric Podzuweit: Ich mache das mit Absicht, weil ursprünglich sind es zwei Deutsche aus dem Schwarzwald, Markus Goldmann und Samuel Sachs, die in Amerika gegangen sind, genau wie die Lehmann-Brüder, die haben in einem Nachbardorf da gelebt, die Lehmann-Brothers sozusagen, die gibt es nicht mehr, aber es waren alles Deutsche, die da waren. aber da vor 160 Jahren in Amerika ausgewandert sind.

André Bajorat: So wie Donald Trumps Familie halt auch, ne?

Eric Podzuweit: Ja, Trumpf oder irgendwie so hieß er.

Joel Kaczmarek: Erschreckend, was bringen wir für Leute hervor? Aber André, damit wir Erik noch mal ein paar Minuten kurz weiter gehen, warum hat denn BlackRock so einen schlechten Ruf?

André Bajorat: Ich glaube einfach genau deshalb, was Erik eigentlich gerade schon beschrieben hat, weil sie halt so viel Geld an der Management haben und in so vielen Unternehmen drin sind, dass man schon das Gefühl hat, dass da einfach eine Weltmacht am Kapitalmarkt entstanden ist, die einfach unglaublich viel Einfluss damit auf die ganze Welt haben kann, ne? Und dadurch, dass sie halt auch etwas so jung sind und halt auch den Gründer eigentlich immer noch an der Spitze haben, der auch nicht unbedingt immer so, du hast ihn ja persönlich kennengelernt, habe ich ja schon mal im Podcast gehört, er wirkt manchmal etwas kühl, lass mich das so sagen, also so als Mensch, du hast ihn anders beschrieben, also ich erinnere mich an den Podcast, den du, glaube ich, bei Handelsblatt Disrupt, glaube ich, hattest, wo der Kollege dich auch fragte, wie das so war, aber der wirkt manchmal so ein bisschen komisch und ich glaube, das ist einfach so. diese Angst, dass da wirklich eine Firma so viel Macht über die ganze Welt, über die ganzen Finanzmärkte haben kann, das ist, glaube ich, der Grund, warum die einfach ein Image haben, vielleicht ist es ein.

Eric Podzuweit: Ich glaube, es ist eher, also grundsätzlich glaube ich eher in Deutschland, man ist ja auch misstrauisch gegenüber einem Google, gegenüber einem Facebook, ja, und das ist, ich meine grundsätzlich, wenn jemand sehr, sehr viel Macht hat, sehr groß, dann ist Misstrauen ja natürlich schon angebracht oder absolut verständlich. Es schützt manchmal. Das Image, was BlackRock in Amerika hat, ist ein ganz anderes, weil da werden sie halt gerade nicht, da haben eher sozusagen Investmentbanken oder dergleichen oder Hedgefonds haben dann unter unter Umständen auch ein negatives Image. BlackRock hat da eigentlich ein sehr positives Image, weil sie haben halt wie gesagt enorm günstige Finanzprodukte, helfen da, das meiste Geld, was sie verwahren, ist wirklich für Privatinvestoren, damit die Altersvorsorge und Geldanlage machen. Also sozusagen führen da überhaupt nichts Böses im Schilde, sondern eine ganz wichtige Sache, um einfach dem amerikanischen Arbeiter, amerikanischen Menschen sozusagen bei der Geldanlage zu helfen, aber ja, diese absolute Größe, ja, aber ich meine, muss sich jeder selber ein Bild machen. Was ich ganz interessant fand, wenn man zum Beispiel diese Art der Präsentation schaut, also ich habe dann auch Freunde gefragt, sag mal, und was ist denn dein Bild nachher gewesen? Sagst du, naja, so ein bisschen war das Ganze schon tendenziös, die haben versucht so ein bisschen was und immer so. Böse Musik, die im Hintergrund aufschaut, aber den handfesten Skandal oder so hatten die noch nie. Ganz anders als wirklich sozusagen Banken oder normale Banken, die wir in Deutschland haben, die eigentlich bei jedem Finanzschweinerei sozusagen mit dabei waren. Das ist bei BlackRock nie der Fall gewesen.

André Bajorat: Nee, ich glaube, das ist es auch nicht. Ich glaube, da geht es nicht irgendwie um konkrete Sachen, sondern ich glaube, dadurch, dass es einfach auch so ein bisschen undurchsichtig in Anführungszeichen ist, weil es so Produkte sind, die eigentlich auch eher unsichtbar im Hintergrund wirken und dann sagst du gerade treuhänderisch wirken sie halt auch in Unternehmen, Das ist, glaube ich, eher so ein bisschen so diese tendenzielle Angst, die da mitspielt. Aber lass uns vielleicht gar nicht so lange über Blackrock sprechen, aber das ist ja schon etwas, weil wir sprechen über Demokratisierung.

Joel Kaczmarek: Aber du kannst uns ja mal abholen. Also ich erinnere mich, ich war einmal mit so einem Banker in der Klasse, von der du jetzt sozusagen redest, auch mal essen. Und die haben ja dann so wirklich den feinsten Zwirn, Maßanzug und dann so Manschettenknöpfe. Und da habe ich ihn gefragt, was ist das für ein Parfüm, nach dem sie hier duften? Das fliegt ja über den Tisch zu mir. Ja, das heißt Greed. Ich war der Einzige auf Tisch, der das extrem lustig fand, komischerweise. Aber wie fühlt sich denn so eine Zusammenarbeit mit so einem Unternehmen an? Ist das so, du hast irgendeinen Sub-Sub-Sub-Manager, der kommt einmal im Monat und reitet mit dir die Zahlen durch oder wie läuft das ab?

Eric Podzuweit: Wir haben ein Board, obwohl wir eine GmbH sind, haben wir sozusagen schuldrechtlich ein Board drüber gezogen. wo drei Sitze sind, also die Gründer, dann sozusagen die Holzbring-Tengelmann als vertreten die Finanzinvestoren-Seite und dann BlackRock. Da haben wir vierteljährlich unsere Board-Meetings, wo wir so Strategie und Budgeting und Zahlen und Investitionssachen besprechen. Und dann ist es mehr so ad hoc. Also wir arbeiten mit BlackRock vornehmlich eigentlich zusammen, gar nicht auf unser Endkunden, bei unserem Endkundengeschäft, das ist unser B2C-Geschäft, sondern bei unserem B2B-Geschäft. Das habe ich jetzt noch gar nicht drüber gesprochen. Wir haben einen ein Teil unseres Geschäftes. Da bauen wir Softwarelösungen für Kunden, die das haben möchten. Manchmal arbeiten wir mit Unternehmen zusammen, wie mit Siemens, manchmal mit Banken, wie mit der ING oder mit der Santander Bank in Spanien. Und da ist die Zusammenarbeit mit BlackRock enger, weil das sind in vielen Fällen auch BlackRocks Kunden, die dann zu BlackRock kommen und sagen, hey, wir wollen diese Scalable-Technologie, könnt ihr uns da mal zusammenbringen.

André Bajorat: Das sind tatsächlich Türöffner für euch.

Eric Podzuweit: Das sind Türöffner, ja. Kannibalisierst du die dann? Die Banken oder BlackRock?

Joel Kaczmarek: Also nimmst du dir ein Geschäft weg?

Eric Podzuweit: Nein, ganz im Gegenteil. BlackRock ist eigentlich, die schweben da so eigentlich drüber und sie verdienen Geld aus ihren Finanzprodukten, aus den ETFs, da kriegen sie eine Gebühr. Aber sie haben auch einen Bereich, der ist vielen gar nicht so bekannt, das ist ein Bereich, der nennt sich BlackRock Solutions, wo sie selber Software-Dienstleistungen anbieten. Da haben sie zum Beispiel so eine Risikomanagement-Software, die heißt Aladdin. Da vornehmlich große Banken und Versicherer nutzen die, um ihre Risikopositionen zu verstehen. Also beispielsweise du bist jetzt ein japanisches Versicherungskonzern und willst auf Knopfdruck rausfinden, was passiert, wenn Griechenland pleite geht, was passiert dann mit mir. Und dann erledigen diese Software, die kann dir das sagen. Und dieser Bereich durch Software sozusagen, also mehr Tech-Unternehmen zu werden, der ist ja sehr wichtig für die und deswegen haben sie bei uns und auch in andere Technologieunternehmen, fangen jetzt an, sehr stark zu investieren, weil sie halt sagen, das ist ein Bereich, der ist uns sehr wichtig. Wir wollen sozusagen in Zukunft mehr mit Technologie Umsätze machen als rein mit Finanzprodukten.

André Bajorat: Sag mal, du hast gerade über das Thema Traden gesprochen und die Überwachung oder Observieren, hast du es genannt, des Depots, das ist ja ein Depot, was der Kunde da hat, also wenn man das mal so ganz technisch betrachtet, können wir darüber sprechen, seid ihr selber der Depothalter, aber machen wir gleich. Wie verdienst du Geld damit? Also du observierst und du handelst, hängt es davon ab, wie oft ihr handelt? Ist das sozusagen einer der Trigger, womit du bei dem Endkunden Geld verdienst? oder wie ist das Preismodell zum Kunden? Dann kannst du vielleicht auch nochmal sagen, ob du auch noch an anderen Stellen Geld verdienst, Vermittlung oder was auch immer.

Eric Podzuweit: Genau, das ist eine sehr wichtige Frage, weil bei allen Finanzdienstleistungen muss der Kunde sich immer zwei Sachen fragen. A, wie hoch sind die gesamten Kosten und an welchen Stellen wird verdient? Genau, damit die Anreize sozusagen, der, der die Dienstleistungen für mich da erbringt, dass die möglichst nah an meinen Anreizen sind. Wir haben nur eine Einkommensquelle, die Einkommensquelle ist, wir nehmen eine Gebühr auf die verwalteten Gelder. Also wenn du jetzt 10.000 Euro beispielsweise anlegst, dann kostet dich das 0,75% pro Jahr, also 75 Euro pro Jahr. Wir rechnen das pro Monat ab, also 6,25 Euro pro Monat. In dieser Gebühr, was ist da alles drin? Da ist drin unser Anteil für unsere Dienstleistung, der beträgt so, manchmal teilen wir den uns auch mit Partnern bei der ING, da teilen wir uns den beispielsweise oder in unserem Eigengeschäft, da beträgt dieser Anteil so zwischen 0,4 und 0,45, behalten wir da, also 45, 45 Euro würden wir behalten und der Rest geht für Handel und Depotführung drauf, weil das Depot liegt halt nicht bei uns, die Wertpapiere, die liegen nicht bei uns, sondern die liegen bei einer Depotbank. Da haben wir in Deutschland die ING oder die Baader Bank. Das ist auch der klassische Aufteilung eigentlich, der die Anlageentscheidung trifft und dort für die Gelder liegen, dass die beiden Orte getrennt sind. Da werden die Wertpapiere verwahrt und für die Verwahrung und für den Handel müssen wir auch zahlen. Und es ist halt ganz wichtig, dass wir nicht am Handel verdienen, weil sonst hätten wir einen Anreiz, wie verrückt zu handeln.

André Bajorat: Das war meine Frage, die dahinter steckte, also wenn du sagst, ich observiere und jeden Tag trade ich dann auch zweimal und dafür gibt es sozusagen dann eine Fieber, das ist ja normalerweise das, wie die Broker Geld verdienen, dass du halt an jedem trade, also das ist bei euch wirklich wurscht.

Eric Podzuweit: Das ist wurscht, das muss auch vertraglich so sein. und so sind eigentlich, das claimen wir jetzt gar nicht nur für uns, sondern jeder vernünftige Vermögensverwalter ist so aufgesetzt, der sagt, pass auf, Ich verdiene a nichts an den Produkten, die ich auswähle, weil sonst ist da ein Missanlass und nichts am Handel, sondern der sagt, pass auf, ich mache mit dir eine Gebühr aus, bist du bereit, mir einen Prozent pro Jahr zu zahlen? Und wenn du sagst ja, dann ist das die einzige Einnahmensquelle. So machen es die Vernünftigen.

André Bajorat: Aber damit bist du ja eigentlich fast schon in so einer Richtung Honorarberatung unterwegs. Also du sagst, es gibt einen Betrag und von diesem Betrag nehme ich irgendwie einen bestimmten Prozentsatz weg. Das ist ja fast wie eine Honorarberatung, würde ich sagen.

Eric Podzuweit: Genau, fast. Der Honorarberater würde sagen, der berechnet das pro Stunde ab, der sagt dann sozusagen, das kostet 300 Euro die Stunde und wie oft du halt anfragst, dann berechne ich dir das. Aber in gewisser Hinsicht passt es zu deiner Bezeichnung, weil es ist sehr transparent, man weiß genau, was berechnet wird. Und der Regulator, interessanterweise, der will sehr stark die ganze Finanzindustrie in diese Richtung pushen. Es gibt europäische Finanzregularik, die nennt sich MIFID II, also ein bisschen sperriger Begriff. Und eines der Hauptziele ist Kostentransparenz und vor allem diese bisher eher schlechten Anreize, dass ich aus Produkten, dass ich aus Handel verdiene, die rauszunehmen. Und in manchen Ländern ist das schon so. In England ist zum Beispiel ein komplettes Provisionsverbot. Da darf ich gar nichts mehr als Berater von den Produkten nehmen. Und in Holland ebenfalls nicht. In anderen Ländern wird es auch kommen, meiner Meinung nach. Und das pusht die Leute sehr stark raus aus der Beratung, rein in die Vermögensverwaltung.

André Bajorat: Und damit auch sozusagen für die Dienstleistung Geld zu bekommen und nicht dafür.

Eric Podzuweit: Richtig, genau.

André Bajorat: Sag mal, ich habe eine technische Frage. Wir haben gerade schon über die depoführende Bank gesprochen oder die Verwahrung, hast du es glaube ich genannt, eine Depotverwahrung. Warum, das habe ich irgendwie noch nie so ganz verstanden, kann ich nicht mein Bestandsdepot bei irgendwem benutzen und da dann eure Dinge reinwerfen lassen?

Eric Podzuweit: Also könntest du auch, der Hauptgrund ist, wir brauchen eine, also es gibt sozusagen gesetzlich da kein, gibt es nichts, was das eigentlich verbieten würde. Der Hauptgrund ist, wir müssen halt technisch vernetzt sein, weil wenn du Kunde wirst, wir haben ja so ein digitales Onboarding ohne Unterschrift, ohne Papier. Und gleichzeitig, du musst bei uns Kunde werden, musst du auch im Hintergrund ein Wertpapierdepot für dich eröffnet werden. Und das müssen wir halt mit der Bank schön alles vernetzt haben, mit deren Compliance alles abgesprochen haben. Und das ist schon ein Integrationsprozess, also so eine Bank anzuschließen. Wir haben das jetzt schon öfter gemacht, dauert so in der Regel neun Monate. Und wir könnten das theoretisch auch mit mehreren machen, aber wir haben jetzt halt zwei sehr gute Partner, die Baader Bank für unser Eigengeschäft, die ING für die Kooperation mit der ING. Das funktioniert sehr gut und da ist jetzt aktuell kein Bedarf sozusagen da noch, Ich

André Bajorat: stelle es mir einfach nur manchmal so vor, vielleicht Joel, für dich, wenn du ein Depot hast, sagen wir mal bei der Sparkasse hier in Berlin und du möchtest bei Scalable Kunde werden, hast du plötzlich ein zweites Depot. Eigentlich nervig, also eigentlich wäre es doch wunderbar zu sagen und ich stelle mir das eigentlich so vor, dass eigentlich alles eh schon vernetzt ist, irgendwo gibt es ja ein Hub dazwischen, ob das die Börse ist, Clearstream ist, wer auch immer irgendwo das tut. warum das nicht möglich ist. Aber das ist, glaube ich, fast ein eigener Podcast, weil im Zahlungsverkehr ist es ja super einfach. Da schiebst du das Geld von einem Konto ins andere. Im Depot scheint das irgendwie immer noch Gründe zu geben, das nicht zu tun.

Eric Podzuweit: Ja, nee, das sind hauptsächlich die technischen Gründe, die Anbindungsgründe, regulatorische Gründe. Also eigentlich ja, der Zukunftsgedanke, den du beschreibst, der ist eigentlich ganz schön. Ich würde sozusagen einfach nur die Vermögensverwaltung as a Service auf Knopfdruck hinzubuchen, egal wo das Geld liegt. Das ist jetzt aber noch nicht möglich, ja.

André Bajorat: Wenn wir mal ganz kurz auf eure Kunden gucken und du sagst, ihr observiert das Depot des Kunden zweimal am Tag und handelt dann je nachdem, wie das Profil des Kunden ist und wie risikofreudig oder nicht risikofreudig er ist. Wie aktiv sind deine Kunden ansonsten? Also sagen die zum Beispiel, ich gebe dir jetzt 10.000 Euro, 20.000 Euro und was auch immer und dann machen die die Augen zu? und folgen deinem Rat, mach für die nächsten drei bis fünf Jahre einfach, sei still und hoffe darauf, dass es, oder nein, vertraue uns und es wird nach oben gehen. Lass mich so sagen. Oder sagen die dann, ach, ich habe irgendwie jetzt nochmal 2.000 Euro, die werfe ich da rein oder ich mache noch einen Sparplan daraus. Wie aktiv sind die mit euch? Also wie viele Touchpoints hast du mit denen? Messt ihr das? Wir haben ja ganz am Anfang aktuell ja über das Thema KPIs gesprochen. Dann kommen wir so ein bisschen in diese Richtung.

Eric Podzuweit: Also genau, das passt gut zum Thema KPIs. Also was sind unsere KPIs? Das Haupt-KPI für die ganze Firma ist AUM, ist der Fachbegriff da, also Assets Under Management, weil das ist die entscheidende Größe für uns eigentlich, sozusagen die Anzahl an Kunden nicht zu entscheiden, sondern die Assets Under Management. Da sind wir jetzt bei zwei Milliarden Euro angelangt.

André Bajorat: Wo wahrscheinlich dann irgendwie die Anzahl der Kunden, wenn es nur einer wäre mit ganz vielen Assets, wäre wahrscheinlich doof, weil wenn der dann geht und dann hast du das….

Eric Podzuweit: Das wäre, wenn du sagst, zwei Milliarden von dir kämen, André, und du hast einen schlechten Tag oder sagst, ich muss jetzt damit was machen. Nee, das ist dann schon besser diversifiziert, über viele Kunden verteilt zu sein. Aber die wichtige Größe ist sozusagen, das ist ein Measurement, da sind wir jetzt bei zwei Milliarden. Das ist so verteilt auf knapp 60.000 Kundenportfolien. Das heißt, der durchschnittliche Kunde, der bewegt sich so zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Aber er bewegt sich dahin, das ist der im Durchschnitt. Die Anfangskohorte, also wenn wir uns sozusagen den ersten Monat an Kunden anschauen im Durchschnitt, dann liegen die eingezahlten Gelder da eher so knapp unter 20.000, 17.000, 18.000, 19.000 Euro. Ein Jahr später hat der Kunde sich dann verdoppelt.

André Bajorat: Und nicht, weil der Wert nach oben gegangen ist, sondern weil er, okay, sorry.

Eric Podzuweit: Das ist genau, also im Idealfall ja, dass wir jedes Jahr 100% Rendite machen, aber nein, wie entwickelt das sich? Also Rendite hilft natürlich, also letztes Jahr war ein Jahr, wo es nach unten gegangen ist, dieses Jahr ist ein tolles Jahr, da ging es nach oben, da hilft es, aber die Hauptentwicklung in absoluten Zahlen kommt eigentlich, also jeder zweite Kunde hat einen Sparplan. Der relativ hohe ist bei uns, 450 Euro im Mittel. Das treibt natürlich. Und die zweite Komponente ist so einmal Nachzahlung. Die Leute probieren es aus, dann sagen sie, ach Mensch, mit der UX, mit der App, auch mal den Kundenservice angerufen. Dafür habe ich jetzt Vertrauen und investieren danach. Und das ist eigentlich die Hauptaktivität. Ansonsten ist unser Produkt ja sehr inaktiv. Wir sind ja kein Broker. Das heißt, du kannst bei uns ja nicht reingehen und sagen, ah, ich will jetzt US-Staatsanleihen rausschmeißenoder erhöhen, das geht alles nicht. Wir machen das ja für dich. Und von daher eben die meisten Kunden, die sich einloggen,die schauen drauf auf den Wert, wie ist es denn gelaufen. Ansonsten ist das nicht aktiv. Und so soll Geldanlage eigentlich auch sein. Das soll möglichst passiv eigentlich sein, ja. Zahl Geld ein, spar regelmäßig nach, aber ansonsten schließ eigentlich die Augen und schau in zehn Jahren nochmal drauf.

Joel Kaczmarek: Jetzt bin ich einmal neugierig. Du hast gerade gesagt, die Assets an der Management sind wichtig, nicht die Anzahl der Kunden. Gleichzeitig haben wir von dir aber eigentlich gelernt, dass du nur über Gebühren verdienst. Also eigentlich würden dir doch möglichst viele Kunden möglichst viele Gebühren bringen. Warum bist du dann eher auf diese Assets an der Management als KPI aus?

Eric Podzuweit: Weil wir diese Gebühr, diese 0,750, Prozent, die erheben wir auf das verwaltete Vermögen, also 0,7 einfach auf den Satz und es ist dann eigentlich egal, ob der von 100 Kunden oder von einem Kunden kommt, aber andere hat einen wichtigen Punkt, das habe ich verabschiedet, natürlich ist Anzahl an Kunden auch wichtig, weil ein breit gestreutes Portfolio ist besser, als wenn du jetzt nur von einem Milliardär das Geld verwaltest.

André Bajorat: Erik, wenn wir nochmal ganz kurz auf Kunden gucken, wir haben ja vorhin festgestellt, als wir hier reinkamen, dass wir alle Kinder haben. Ist das irgendwie eine Idee auch für Kinder, solche Sparpläne? Finde ich ist ein typisches Thema, was ja dann gerne auch für Kinder angelegt wird. Habt ihr auch die Möglichkeit, dass ihr Kinderdepots sozusagen habt?

Eric Podzuweit: Ja, Kinderdepots ist eine super Sache. Warum? Weil die haben nämlich eine steuerliche Erleichterung. Du hast einen Grundfreibetrag in Deutschland, ich glaube 9.000 Euro. Also wenn du keine anderen Einkünfte hast, wenn das Kind jetzt nicht irgendwie schon ein Instagram-Star ist oder so, oder ein Podcast-Star, große Einkünfte generiert, dann sind eigentlich 9.000 Euro überhaupt Einkünfte, Erträge, Kapitalerträge, was auch immer, sind steuerfrei. Und das ist natürlich dann super, weil eigentlich zahlt, wenn du so ein Kinderdepot hast, zahlst du da nie Steuern drauf. So. Das ist eine gute Sache. Wir selber haben Kinderdepots und wir arbeiten mit einer ganz interessanten Firma zusammen, die heißt Oscar. Und Oscar ist so ein Familien-Robo-Advisor. Bei uns geht es ja ab 10.000 Euro los, bei denen geht es schon ab 25 Euro pro Monat los. Und da kannst du dann ganz easy für die Kinder, für die Tochter einendigital ein Kinderdepot eröffnen. Oder Tante, Onkel, Opa können da rein sparenund hast dann einen tollen Service. Und da liefern wir sozusagen,sind wir das Backbone für die.

André Bajorat: Machst du sowas, Joel?

Joel Kaczmarek: Ja, habe ich auch gerade jetzt mal nachgedacht,ob ich das mal digital machen sollte. Ich mache das aber noch so klassisch als Rentensparplan. Das heißt, ich habe für meine Kinder eine Rente angelegt,investiere da 25 Euro im Monatund habe so eine Dynamik, was das dann irgendwiedann hast du diese Klassiker, darfst zweimal aussetzen,beim dritten Mal musst du wieder erhöhen,darfst zweimal aussetzen und so weiter.

André Bajorat: Also Oskar im Kopf behalten.

Joel Kaczmarek: Ja, ich muss sagen, es ist einfach Pain. Also der ganze Scheiß ist einfach Pain. Ich erinnere mich noch dran, wie es bei mir war, als mein Opa mit mir zur Dresdner Bank gegangen ist. Ich habe so meine Sparsachen da ausgezahlt gekriegt und so. Und das ist so, ich finde, es ist einfach lästig.

Eric Podzuweit: Ja, ja. Für viele Leute ist Finanzen einfach ein unsexy Topic. Man weiß, man muss es machen, aber du hast eigentlich keine Lust, es zu machen. Man schiebt es raus wie die Steuererklärung. Aber es ist wichtig. Das Allerwichtigste ist halt früh anfangen. Das ist wirklich das. Zehn Jahre vorher in so einen Sparplan eingezahlt, das kannst du hinten raus kaum noch aufholen. Und von daher muss man es den Leuten auch sehr, sehr einfach machen. Also halt keinen Gang in die Filiale mit dem Opa, wahrscheinlich mit dem Audi A80 oder so noch hingefahren.

Joel Kaczmarek: Ja, Mercedes, diese alten, netten Kanten.

Eric Podzuweit: Ja, hat ja nur dann Style gehabt. Aber ansonsten halt reine App und nicht mehr in eine Postfiliale dann latschen, um sich zu identifizieren, das alles am Handy machen zu lassen. Zumindest meine Hoffnung wird mehr Leute an den Kapitalmarkt führen, weil reines Sparen auf dem Sparbuch, jetzt meckern alle über Niedrigzinsen, das war schon immer Kacke. Sparen war schon immer Kacke. Warum? Selbst als die Zinsen höher waren. Mein Vater schwärmt immer noch von den Zinsen in den 70er Jahren, die waren dann mal zweistellig, über 10%. Ja, da war die Inflation aber auch 12%. Da war Deutschland sozusagen Emerging Market unter den Industrieländern hier in Europa. Sparen war schon immer, also mit Sparen meine ich hier nicht sorgsam haushalten, sondern einfach nur aufs Sparbuch legen, war immer eine schlechte Idee. Langfristig musst du in Aktien und auch in Anleihen, Rohstoffe musst du reingehen.

André Bajorat: Oder in Startups.

Eric Podzuweit: Oder in Startups. Was soll da schon schief gehen?

André Bajorat: Die Mikroökonomen, ich weiß nicht, ob ihr den Podcast kennt, die machen das auch immer wieder ganz gut klar, dass dieses ständige Jammern, also auf der einen Seite Jammern über Niedrigzinsen, auf der anderen Seite zu sagen, es gibt so einen Anspruch in Deutschland, dass du halt irgendwo Zinsen bekommen musst, das ist halt irgendwie, das Grundrecht gibt es halt nicht, das ist irgendwie auch Quatsch. Wir haben gerade so ein bisschen über eure Partner gesprochen. Du hast es angedeutet mit ING und auch mit Siemens. Vielleicht kannst du ganz kurz noch was dazu sagen und wie wichtig das für euch ist. Weil ich meine, Scalable kennen schon eine ganze Menge Menschen, aber ich glaube ungestützt in Deutschland, wenn ich meiner Frau jetzt sagen würde, Scalable, kennst du die? Das Wort ja, aber die Firma wahrscheinlich nicht, ne?

Eric Podzuweit: Ja, da müssen wir noch sozusagen noch, oder wollen noch bekannter werden. Die Partner, oder ich erkläre mal kurz, wie es gelaufen ist. Wir sind an den Start gegangen Anfang 2016 ganz allein. Und dann haben wir Werbung gemacht, online, offline und wie man es halt so macht und auf die Events gerannt. Und dann kam der erste Partner, der mit uns zusammengearbeitet hat, war damals Siemens Financial Service. Das war, komplett zufällig ist das stattgefunden, wirklich. Du kannst ja nicht bei Siemens anrufen und sagen, hallo, wir wollen jetzt Geld eurer Mitarbeiter verwalten.

Joel Kaczmarek: Kannst du schon, passiert nicht.

Eric Podzuweit: Kannst du probieren, ja, kannst du probieren, aber so. Nee, das ist nämlich, und zwar, wir waren auf einer, so nach Bayerischer Finanzgipfel heißt das, da waren wir eingeladen, saßen auf einem Panel und dann saß ich später am Tisch und da saß dann unter anderem der Dr. Mahntke, ein Geschäftsführer, Und der hat gesagt, Mensch, was macht denn ihr da? Ja, hier so eine App und die mischt dir die ETFs, du brauchst nichts machen, die Software achtet da auf Risiken und kostet weniger Geld. und ach, das ist ja spannend, okay, probiere ich mal aus. Und irgendwann melden die sich bei uns und sagen, könnt ihr mal bei uns vorbeikommen und uns das mal hier mal vorführen. Und dann sagten sie halt, naja, wir suchen sowas für unser Employee Benefit Programm. Ja, wo sozusagen Mitarbeiter, wenn sie Privatgeldanlage machen wollen, die mir was Gutes anbieten können. Und so sind wir da reingerutscht und das war super wichtig für uns, weil die Siemensianer sind tolle Kunden für uns und darüber hinaus hat es einen ganz starken Ausstrahleffekt gehabt. Mensch, jetzt arbeitet Siemens mit so einem Startup zusammen, das schaue ich mir mal genauer an.

André Bajorat: Siemensianer, ich habe das gelernt.

Eric Podzuweit: Ja, so heißen die.

Joel Kaczmarek: Ich frage mich eher, warum die euch angeguckt haben. Also normalerweise sind die doch immer alle so, äh, junger Teenie, hat nicht mal eine Krawatte an. So, jetzt macht der hier ein Startup, ist das seriös? Also ganz oft hat man noch so Befindlichkeit in eurem Segment, oder?

Eric Podzuweit: Ja, Siemens sieht sich selber ja als älteste Startups Deutschlands. Vor 200 Jahren hat er eine Berliner Garage gegründet. Das heißt, klar muss man sozusagen da hingehen und dann auch sehr seriös auftreten und sagen, pass auf, das hat alles Hand und Fuß, aber die sind, unserer Erfahrung nach, waren die sehr aufgeschlossen gegenüber sozusagen mal da neue Unternehmen und halt nicht sozusagen zum Fondsmanager um die Ecke zu gehen und dir so ein Ding stricken zu lassen, das wollten sie halt gerade nicht, sondern wollten auch was Digitales, was Neues, was Technikaffines haben, weil unsere Kunden sind sehr technik-, also zahlenaffin manchmal, aber in allererster Linie technikaffin. Wir haben sehr viele Informatiker als Kunden, Ingenieure und Das passt so in diese Siemensianer-Ecke natürlich voll rein.

André Bajorat: Ist das ein männliches Thema?

Eric Podzuweit: Es ist schon ein männliches Thema. Ich würde sagen, 80 Prozent sind schon Männer. Wir haben auch viele so Couple-Accounts, aber da ist dann oftmals doch der Mann sozusagen, der die Finanzsachen da macht. Also es ist schon eher ein männliches Thema. Wir haben einen Push. Wir machen beispielsweise zusammen mit Partnern wie der ING auch so Women in Finance-Events und so. Aber es ist schon ein bisschen zäh, die da Aber die jüngeren Frauen, also unter 35, da gelingt einem das sehr viel leichter. Ein bisschen so, ja, da drüber ist es schwerer. Also ich kenne es noch aus meinen Eltern zum Beispiel so, meine Mutter ist so klassisch, sagt, ja, die Finanzen, das macht der Vater so. Und das ist in den Köpfen so drin, das kriegst du super schwer raus. Aber man muss es stärker probieren.

Joel Kaczmarek: Aber es ist erschreckend bei uns, die Mitarbeiterinnen, also ab Januar haben wir noch eine dritte, dann werde ich mal wieder berichten, aber die sind alle unter 40 und bei dem einen Managed ist der Freund, bei dem anderen der Vater.

Eric Podzuweit: Ja, das musst du ändern. Ein Mann ist keine gute Geldanlage. Die Damen, die jetzt zuhören, kümmert euch da bitte selber drum.

André Bajorat: Ein Mann ist keine gute Geldanlage, das ist immer doppeldeutig.

Eric Podzuweit: Also ja, man sollte sich da nicht nur auf den Counterpart verlassen. Verstanden.

Joel Kaczmarek: Kannst du da aber eigentlich ein Vertriebsmodell draus machen? Also Andres Frage zieht in Richtung Vertrieb ab. Wie kommt ihr sozusagen an Kunden? Und das ist ja natürlich spannend, wenn du so eine Hubs hast, wo sozusagen du mit einem Schlag irgendwie Da giert ja auch mal jeder Investmentberater drauf, wenn neue Produkte rauskommen, dass sie dann an Firmen verkaufen. Funktioniert das für euch, dass ihr auf die Siemens und Bosch dieser Welt geht?

Eric Podzuweit: Doch, also wir haben auch ein paar kleinere Firmen, die jetzt nicht so bekannt sind bei uns mit drauf. Allgemein haben wir jetzt aber noch nicht. Ist vielleicht auch eine gute Idee, vielleicht mal, dass wir sagen, ganzen Bereich, der sozusagen nur auf Corporates geht. Bisher, ja, das war sozusagen unser größtes Mandat.

Joel Kaczmarek: Das macht ihr nicht, dass ihr das forciert? Da hätte ich sofort, glaube ich, irgendwelche. Key-Accounts eingestellt.

André Bajorat: Das ist ja möglicherweise sogar ein Long-Tail-Business, also für Kleinere und Mittlere zu sagen, relativ automatisiert zu sagen, ich sorge ein Stück weit für deine Altersvorsorge, möglicherweise sogar als Bonusprogramm. und also meine Frau Zahnärztin, die schenken den Leuten immer irgendwie einmal am Ende des Jahres sowieso einen Gutschein oder sowas, sowas. halt irgendwie in so einem.

Eric Podzuweit: Ihr wirst ja doch richtig beraten, das ist ja super bei euch.

Joel Kaczmarek: Es gab doch mal wirklich so einen richtigen Run, wo die ganzen Berater da draußen auf den Trichter kamen, jetzt gehen wir hin und verkaufen Renten. Diese Firmenrenten, wo der Arbeitgeber einen Teil einzahlt aus dem Brutto und so weiter. Da waren die ja super geil drauf, dass die dann gleich mit einem Schlag vielleicht genau sowas so 30 Mandate ziehen, 15 Mandate, 45 Mandate. Darum hätte ich gedacht, dass sie sowas auch irgendwie forciert.

Eric Podzuweit: Ja, müssen wir nochmal stecken. Ich meine, bei uns sozusagen wie der Vertrieb, du hattest es nochmal mit den Partnern angesprochen, wie sieht der aus? Also es gibt total viele Sachen, die Sinn machen. Man muss dann, klar, wir sind schnell und agil, aber du schaffst dann trotzdem, Tag und Nacht nur 24 Stunden musst du überlegen, was du nacheinander machst. Und wir haben mit dem BTC-Modell an den Start und dann diese Partner, eine super Partnerschaft, die nach Siemens kam, war halt mit ING. Das ist ja in Deutschland die größte, nach Kundenanzahl drittgrößte Bank, 9 Millionen Kunden, größte Direktbank. Und die sozusagen, die Pole liegt da bei denen und die bewirbt das auch und empfiehlt das ihren Kunden. Das hat mega eingeschlagen und da lief bei uns dieser Sales Prozess dann sehr stark auch sozusagen mehr solcher Partner auch noch zu akquirieren und auch sozusagen Energie, Werbekampagnen und sowas in sowas reinzustecken.

André Bajorat: Aber könntest du ING und DKB machen?

Eric Podzuweit: Nicht unter dem eigenen Namen, also die Partnerschaft mit der ING, da treten wir mit eigenem Namen auch Scalable Capital zusammen. Das ist sozusagen exklusiv mit der ING, aber ich könnte für andere Partner, das haben wir auch gemacht, White-Label-Produkte bauen. Wir haben zum Beispiel für die Spanien, für Santander oder in Deutschland für die Targo-Bank White-Label-Lösungen gebaut. Da stehen wir dann aber nicht als Namen drauf.

André Bajorat: Und das, was du vorhin angedeutet hast, da ist es so, dass ihr euch dann die Anteile teilt mit der Bank oder kriegst du dann bei der Santander zum Beispiel oder bei der Targo Software-Lizenzen?

Eric Podzuweit: Du kriegst, also ich kann jetzt über die einzelnen Mandate natürlich nicht in Detail sprechen, aber es ist schon so, wir wollen nicht als reine Softwarebude da auftreten. Das heißt, was meine ich damit? Sozusagen Manntage verkaufen.

André Bajorat: Okay, du willst einfach sozusagen skalieren.

Eric Podzuweit: Du musst einen Cut auf die Assets haben. Warum? Das führt, a, ist das skalierbar? Ja. Sonst scalable muss es ja sein, das müssen wir den Namen ändern. Und B, es führt dann auch sozusagen diese Tagessatzberatermodelle, da sind die Incentives wieder nicht 100% allein. Da haben wir halt ein Anreizprojekt, die Länge zu ziehen und wenn wir einen Cut auf die Gebühr kriegen, selbst wenn er kleiner ist als unser eigenes Geschäft, haben wir total einen Anreiz, das Geschäft groß zu machen und deswegen macht das meiner Meinung nach Sinn.

André Bajorat: Ihr habt ja zuletzt eine Kooperation mit Weltsparen bekannt gegeben. Ich meine, die machen momentan ja irgendwie alles. Also Tamas und Team hat man das Gefühl, ich weiß nicht, ob die irgendwie tausend Luftballons in die Luft werfen und gucken, welche 20 davon wirklich richtige Heißdüsen oder nach oben fliegen. Was macht ihr da?

Eric Podzuweit: Was machen wir da? Das ist sozusagen Wir haben ja unser Kernmodell beschrieben und das ist sozusagen jetzt eine Erweiterung, dass wir sehen, viele unserer Kunden haben trotzdem, obwohl sie Geldanlage bei uns machen, haben trotzdem Geld auf Tagesgeld und Girokonten rumliegen, so Unverzinsen. Dann gibt es 0% in Deutschland, bei manchen jetzt schon Negativzins sogar. Und über die Weltsparenplattform kommst du ja an europäisches Tages- und Festgeld ran, wo manchmal Italien, Schweden und sonst wo die Zinsen etwas noch höher liegen. Und haben gesagt, Mensch, das bieten wir auch mal unseren Kunden an. Wir bieten das aktuell nur den Kunden an, die bei der Baader Bank sind. Und haben uns hintenrum sozusagen über eine API an Weltsparen angeschlossen und können sozusagen auf deren Offerten zugreifen und das unseren Kunden anbieten. Das soll dem Kunden eigentlich so ein bisschen mehr so Financial Home of the Customer sind, so Begriffe, die da mitschwingen.

André Bajorat: Und vice versa, machen die auch was mit euren Produkten?

Eric Podzuweit: Nee, das machen sie nicht. Also sie sind da als B2B-Partner, sie haben da eigene Geldanlageprodukte auch. Also auf der Front sozusagen konkurrieren sie sogar mit uns und hinten kooperieren sie, aber das sind ja, diese Modelle sieht man ja öfter sozusagen.

Joel Kaczmarek: Der ist doch, glaube ich, Schachgroßmeister, der Tamasch.

André Bajorat: Tamasch ist so viel.

Eric Podzuweit: Smarter Typ, ja.

André Bajorat: Absolut.

Joel Kaczmarek: Na gut, man merkt dir ja auch an, du bist ja auch nicht ganz auf den Kopf gefallen.

Eric Podzuweit: Oh je, sind wir so viele Lorbeeren jetzt hier.

Joel Kaczmarek: Ja, ich finde das interessant, wie du das machst. Auf der einen Seite so Pullover, locker, ich komme aus Berlin und auf der anderen Seite weiß man, wie ein Goldman Sachs ausspricht. Gut, aber Spaß beiseite.

Eric Podzuweit: Aber ich benutze nicht dieses Greed-Parfüm.

Joel Kaczmarek: Man muss ja auch noch Richtungen haben, wo man sich hin entwickeln kann.

Eric Podzuweit: Ich reibe mich morgens immer noch mit echten Scheinen so ab. Kernseife.