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Intro: Digital Kompakt. Heute aus dem Bereich E-Commerce mit deinem Moderator Joel Kaczmarek. Los geht's.
Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joel Kaczmarek. Ich bin der Geschäftsführer von Digital Kompakt und heute interviewe ich das Zentrum der Macht. So nennt er sich selbst bei LinkedIn. Er ist ein Freund, würde ich sagen, ein Kollege, ein Wissender, ein manchmal ein bisschen lustiger, frecher Kerl. Also man kann, glaube ich, viele Dinge über Alexander Graf sagen. Wir sammeln heute mal noch so ein bisschen, was noch alles dazu kommt. Ich habe für mich so begonnen, dass ich Leute, die ich cool finde, von denen ich denke, dass sie eine ordentliche Haltung haben und cool Inhalte machen, auch mal so Reverse-Podcaste. Das heißt, ich frage sie, was sie eigentlich so tun, wo sie so dazu gekommen sind. Habe mit dem Kollegen Westermeyer angefangen und dann muss für mich der zweite Alex Graf sein, zumal uns auch schon ein langer gemeinsamer Weg begleitet und es mit Alex endlich immer lustig ist. Und heute werde ich ihn ein bisschen dazu fragen Wie läuft das eigentlich mit diesem ganzen Kassenzone-Imperium? Was hat es mit diesen komischen E-Tribes auf sich? Ist er schon Millionär durch Spryker? Was investiert er eigentlich so? Also ich glaube, wir haben viele, viele Themen heute, lieber Alex. Freue mich, dass du da bist.
Alexander Graf: Vielen Dank. Willkommen im Zentrum der Macht. Und das ist überhaupt gar kein Spruch, den ich auf LinkedIn verwende. Wo kommt das denn her? Am Telefon melde ich mich manchmal damit. Das ist ein schöner Icebreaker.
Joel Kaczmarek: Finde ich, habe ich gerade gesehen, wenn man auf LinkedIn neben deinem Namen ist so ein kleiner Lautsprecher, da kann man draufdrücken und dann sagst du Zentrum der Macht.
Alexander Graf: Oh, das habe ich ganz vergessen. Das war mal so ein Feature, was LinkedIn eingeführt hat. Und da habe ich gemeint, welcher Idiot spricht dann da irgendwas ein? Was kann man da dann irgendwie einsprechen? Wo kann man das sehen? Auf meinem LinkedIn-Profil? Ja, genau.
Joel Kaczmarek: Super. Finde ich gut, wenn man seine Content-Strategie im Griff hat.
Alexander Graf: Ich finde das gar nicht. Ich schreibe mir das gleich mal auf. Gut zu wissen. Oh Mann, alles fällt einem auf die Füße. Man kann gar keine Scherze mehr machen im Internet.
Joel Kaczmarek: Sag mal über Alex das Erste, wo ich mit dir gerne mal anfangen würde und musst du mal sagen, ob dir das zu intim ist. Aus was für einem Elternhaus stammst du eigentlich? Was machen deine Eltern?
Alexander Graf: Mein Papa ist Pfarrer und meine Mutter war Krankenschwester im Osten und das war auch mein zweiter Berufswunsch. Pfarrer. Da hatte ich das Gefühl gehabt, man hat da keinen Chef, also keinen Direkten zumindest. Man hat so seine Gemeinde, das ist eigentlich ganz cool, aber dann habe ich gelernt, dass man, wenn man Theologie studiert, auch ganz viel mit Sprachen machen muss und da habe ich gar keine Lust zu gehabt. Deswegen hat es für mich nur zum Betriebswirt gereicht. Also ein sehr klassisches mittelständisches Elternhaus, würde ich sagen. Mit ostdeutschem Migrationshintergrund.
Joel Kaczmarek: Aber predigen und missionieren magst du doch bis heute noch, oder?
Alexander Graf: Es gibt auf jeden Fall dort Parallelen. Ich glaube auch, weil gute Pfarrer oder gute Pastoren, wenn die es schaffen, da von ihrer Kanzel die Leute mitzunehmen, schaffen sie auch die Kirche ein bisschen voller zu machen. Aber es ist halt am Ende eine relativ traurige Veranstaltung, das ganze Setup-Kirche zumindest in Deutschland. Sehr stark verwaltungstechnisch kaputt gemacht schon. Leider. Aber das ist ein ganz anderes Thema, da müsste ich, glaube ich, meinen Vater mal einen Podcast holen.
Joel Kaczmarek: Aber was mich ja immer interessiert ist, wie Leute so zu dem werden, beruflich auch, was wir heute sind, weil wenn du sagst, deine Mutter war Krankenschwester, dein Vater war Pfarrer, wie kam es dann, dass für dich der Unternehmerweg bereitet war? Warst du immer schon so sozialisiert auf irgendwie Risiko nehmen, auf Sachen verändern, auf Dinge tun?
Alexander Graf: Nö, also ich Ich fand schon immer unternehmerische Aktivitäten spannend, bin da auch so reingerutscht tatsächlich mit so einem Eventmanagement-Gedöns und habe dann aufgrund von mangelnden Alternativen BWL im Studium gewählt, das macht man immer dann, wenn man nicht weiß, was man sonst machen muss, also Mathe war mir zu hoch, Physik war mir zu kompliziert, die ganzen naturwissenschaftlichen Sachen sowieso, ich wollte nicht Arzt werden, ich wollte nicht Anwalt werden und Dann blieb halt irgendwie BWL, da hatte man mir damals gesagt, damit kann man irgendwie alles machen, das fand ich spannend, da musste man sich noch nicht festlegen. Passt zu unserem Zeitgeist, glaube ich, BWL, dass man sich da nicht festlegen muss. Und dann war ich einfach so durchschnittlich in meinem Studium, dass ich es nicht geschafft hatte, zu einer Unternehmensberatung zu kommen oder zu einem Investmentbanking-Unternehmen. und dann musste ich im Handel anfangen. Das war jetzt wirklich so. Wirklich so. Ich habe richtig schlechte Bewerbungen geschrieben damals an BCG. Aber es hat funktioniert im Handelsumfeld. Ich war erst bei der Comdirect Bank tatsächlich im Business Development als Praktik und dann war ich bei Otto. Und damals war E-Commerce halt noch total irrelevant für die meisten. Und ich hatte aber zwischendurch auch eigentlich immer meine verschiedenen Projekte nebenbei. Also Eventfirmen, Webseitenfirmen, Forenbetreiber, Firma. Und deswegen war für mich eigentlich Otto eher so einen Ausflug in die Corporate-Welt. Den wollte ich unbedingt mal machen. Und dann bin ich wieder zurückgegangen ins Unternehmertum. Aber ich mache mir ja über wenig Sachen Sorgen. Also ich plane irgendwie nicht lange. Ich mache halt die Sachen, die mir sinnvoll erscheinen. Das hat sich dann damals schon in der frühen Unternehmerkarriere gezeigt. Alle kochen irgendwie mit Wasser. Man muss sich einfach nur selber mal drum kümmern und mal Dinge machen. Und dann passiert auch schon eine ganze Menge. Und das hat mir auch mein Umfeld erlaubt, damals dann bei Otto auch weiterzumachen, weil natürlich die Gehaltsgrößenordnungen im Handel so niedrig waren, dass es jetzt nicht total schlimm war, da jetzt ein Startup. Also als ich dann 2011 dann zu Net Impact gegangen bin mit Tarek und noch ein paar Sachen nebenbei gemacht hat, war jetzt der Gehaltsverlust in absoluten Zahlen wirklich überschaubar. Und das ist natürlich, wenn du aus einem Investmentbanking-Umfeld kommst oder aus einem Consulting-Umfeld, wo du dann teilweise schon mit 100.000 Euro und einem Dienstwagen anfängst, ist das glaube ich schwierig im Startup-Umfeld zu gehen, wo du auch mit 25.000 Euro auskommen musst im Jahr.
Joel Kaczmarek: Was würdest du denn eigentlich sagen, ist so deine Kernstärke? Was kannst du eigentlich richtig gut? Weil ich habe so ein bisschen das Gefühl, es gibt ja Menschen, die sind in der Schule irgendwie nicht gut, weil es irgendwie nicht ihr Ding ist oder im Studium. Also ich kann mir vorstellen, dass du jemand bist, der sich so finden musste. Was ist so das eine Ding, was du richtig gut kannst oder vielleicht auch die zwei, drei?
Alexander Graf: Da habe ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht. Was meine Kernstärke ist, da müsste man andere Leute fragen. Vielleicht meine Frau würde sagen, wahrscheinlich Gelassenheit. Andere würden sagen, dass ich vielleicht Geschäftsmittel schnell verstehe oder dass ich gut netzwerken kann. Aber ich habe da jetzt keinen Brigitte-Test bisher gemacht, was jetzt meine zentralen Stärken sind und wie ich im Beruf weiter vorankomme. Wo kann man das denn machen? Da hast du doch bestimmt so einen Testanbieter, wo man das machen kann, oder?
Joel Kaczmarek: Gerade neulich habe ich vielleicht, es gibt doch dieses 12personalities.com oder sowas oder auch .de, da kannst du dir so deine Persönlichkeiten rausdingstern lassen. oder wenn du in einer Businessberatung gelandet wärst, dann hätten sie mit dir so Assessment gemacht, ob du der blaue, der rote, der gelbe oder der grüne Typ wärst oder sowas.
Alexander Graf: Solche Sachen habe ich gemacht, aber das ist ja egal. Dann isst man der gelbe und dann esse ich trotzdem weiter Schnitzel in der Kantine. Das ändert ja nicht viel.
Joel Kaczmarek: Ich werde dich nachher nochmal drauf löchern, wenn wir über Spryker reden, was eigentlich du machst und was der Boris so richtig gut kann. Aber was ich ja trotzdem mal ganz spannend finde, hast du so Derailer? Also hast du so Dinge, wo man dich so richtig mit aufregen kann im unternehmerischen Umfeld, wo du sagst, das geht gar nicht, da verliert selbst ein Alexander Graf seine Gelassenheit?
Alexander Graf: Ja, Lügen und Vertragsverletzungen. Das hatte ich auch mal erzählt, sozusagen für mich ist Reputation super wichtig, also ich möchte selber, dass Leute mich irgendwie als ehrliche Haut wahrnehmen, man muss mich jetzt nicht mögen, ja, oder man muss jetzt auch nicht meiner Ansicht sein, aber zumindest sollten die Leute wissen, woran man ist und man sollte auch zu seinem Wort stehen. und wenn es Leute gibt, die das nicht tun, lügen oder so tun, als würden sie arbeiten, dann nicht arbeiten, da kann ich schon aus der Haut fahren, so wie du das ausdrückst, das hasse ich wie nichts anderes.
Joel Kaczmarek: Na gut, komm, dann lass uns mal deine Reise weiter nachzeichnen. Also du warst beim Otto-Konzern und was hast du da mit Tarek gemacht? Also Tarek Müller, der Geschäftsführer von About You, muss man vielleicht für Like9 dazu sagen. Die Episode kenne ich gar nicht, so lustigerweise.
Alexander Graf: Tarek ist ja damals zum Otto-Konzern gekommen und der wollte dort ein Geschäftsmodell anbringen. Da war ich auch dabei beim Kennenlern-Termin mit Rainer Hildebrandt und das war jetzt aber nichts Besonderes. richtig toll ist, aber Tarek war halt cool als Typ und dann habe ich da mit Tarek bei Otto viele gemeinsame Projekte umgesetzt, eher damals auf der Agenturseite mit Net Impact, ich damals auf der Otto-Projektmanager-Seite, sind einige Projekte rausgekommen, die glaube ich für Otto einen extrem positiven Impact hatten. über lange Zeit, also wir haben sowas nachgebaut, wie Sistrix zum Beispiel intern für Otto und noch ein paar andere coole Sachen gemacht und so ist ja Tarek auch mit dieser Otto-Kultur in Kontakt gekommen und konnte das ein bisschen kennenlernen. und dann haben wir zusammen weiter Net Impact aufgebaut, das ist eine klassische Softwarebude. Wir machen Online-Shops und Webseiten und Intranets und aus dem Business ist ja dann auch About You entstanden, dann zwei Jahre später. Insofern verbindet mich mit Tarek schon eine sehr lange Reise jetzt, mittlerweile fast 14 Jahre.
Joel Kaczmarek: Und ich meine, heute wird er ja gefeiert. Ich habe gerade irgendwie einen, ich glaube, Spiegelartikel, habe ich ihn gerade gesehen. Er macht alles anders, der Macher und so weiter und so fort. War seine Anlage damals schon zu sehen und habt ihr euch auch gegenseitig gepusht?
Alexander Graf: Ja, also ich habe relativ viel von Tal gelernt. Ich weiß jetzt nicht, ob er viele Sachen von mir gelernt hat. Wahrscheinlich, wie man bessere Folien baut und Business Cases irgendwie darstellt, das sicherlich schon. Aber ja, das war schon damals zu sehen. Der Spiegelartikel ist leider ziemlich daneben, wie ich finde. Dann hat irgendjemand geschrieben, der Leistungskultur in Unternehmen offensichtlich nicht gut findet, weil darum geht es ja in diesem Artikel, dass in einem Umfeld wie About You, wenn man dort bereit ist, viel zu leisten und auch die extra Meile zu gehen, dass man dort extrem gut und schnell vorankommen kann als Karrierebeschleuniger. Und wenn man aber das irgendwie nicht kann oder das irgendwie nicht passt, auch dann wieder raus ist. Und ich glaube, das ist nun mal der Preis, den man bezahlen muss bei schnell wachsenden Unternehmen. Das geht nun mal nicht mit 9 to 5. Und der Journalist, der das geschrieben hat, hat das sehr negativ, also meine Wahrnehmung, hat das sehr negativ ausgedrückt. Und das finde ich sehr unfair, aber wenn du versuchst, was Madiges zu finden, dann findet man am Ende des Tages auch immer was. Und für ihn war es halt die Leistungskultur. Aber Tarek hat oft Sachen hinterfragt. Das ist halt dieses First-Principle-Thinking, was jetzt auch durch Elon Musk und viele andere bekannt geworden ist, dass man eben nicht Sachen hinnehmen, sondern wirklich sich überlegt, kann das eigentlich sein? Machen diese Vertragsparagraphen hier tatsächlich Sinn? Ist dieser Business Case wirklich korrekt gerechnet? Oder werden da nicht 50 Sachen vergessen? Warum sind hier irgendwie fünf Leute, die hier für das Thema Content eingeteilt sind? Was machen die eigentlich den ganzen Tag? Zeigt mir doch mal irgendwie das Ergebnis. Das geht doch bestimmt viel besser. Und dieses immer bis auf den Kern der Sache runtergehen und auch bereit sein, sich in Dinge einzuarbeiten, die komplett außerhalb deiner Komfortzone sind, das war schon immer etwas, was Tarek ausgetauscht hat. Das hat mich auch immer sehr beeindruckt.
Joel Kaczmarek: Ich habe es gerade die Tage gelesen, dass der immer sagt, Elon Musk, wenn es nicht gegen die Gesetze der Physik verstößt, dann darf es hinterfragt werden. Also Aber es geht ja um dich. Kann man ja dich heute kennenlernen. Was war denn für dich so die Reise weiter? Weil, also wenn du sagst, ihr habt Shops früher gebaut. Ich habe mal gelernt, Dienstleister, die müssen immer dienen und leisten. Das ist ja auch irgendwie ein schmerzhaftes Geschäft teilweise. Was hast du so mitgenommen? Wie hat sich das weiterentwickelt für dich?
Alexander Graf: Erstmal haben wir ja relativ viel versucht, auch selber zu gründen im Rahmen dieser Dienstleistungsgeschichte. Wir hatten immer gedacht, wir verdienen jetzt Geld mit irgendeinem Kunden wie Otto oder den Bauer Verlag. Und dieses Geld können wir ja einsetzen, um Startups zu gründen. Und für ein Startup braucht man ja nur drei Sachen. Ein Entwickler, einen Vertriebler und jemand, der Online-Marketing macht. Und dann kann man ja jedes Thema bearbeiten, was man will. Und das sind ja Ressourcen, die liegen ja in so einer Agentur irgendwie vor. Und daraus sind auch verschiedene Projekte entstanden, unter anderem V-Stores und auch Dinge, die es heute noch gibt. Folienknecht zum Beispiel gibt es auch noch. Gehört jetzt nicht mehr Net Impact, das ist quasi alles an andere Leute dann gegangen irgendwann. Und das war aber schon ganz witzig, dass wir dann schon relativ schnell lernen konnten, wo ist eigentlich unser Limit und wo ist eigentlich die Grenze zwischen einem Dienstleistungs-Business und einem Startup-Business. Und das war ja dann auch der Kern der Frage, als es dann losging mit About You. Da war ja Net Impact slash eTribes der Dienstleister, der dieses Projekt inkubiert hat. Das war eigentlich ein Beratungsprojekt, bis dann irgendwann Otto gesagt hat, wir brauchen jemanden, der das dann irgendwie leitet. Lass doch mal einen Geschäftsführer suchen. Und dann haben die quasi ein halbes Jahr irgendwie einen Geschäftsführer gesucht und viele Leute interviewt. Das war so 2012, ich glaube 2013 ist der offiziell gestartet, das muss so 2012 gewesen sein. Da waren so die typischen Verdächtigen dabei und irgendwann meinten sie dann auch so, ja, das muss aber eigentlich so ein Typ sein, der so agil ist und auch ein bisschen Technik kann und Business kann. Eigentlich so ein Typ wie Tarek müsste das sein. Tarek, kennst du nicht so einen Typ wie Tarek? Und dann war es so, aber warum machst du das denn nicht selber? Tarek. Und so hat sich das dann entwickelt. Dann haben wir dann gesagt, ja, okay, lass Tarek das machen und lass die Entwickler darüber gehen. Aber Nils Seebach und ich, wir haben ja keine Lust zu. Wir kamen ja gerade aus dem Corporate Environment und jetzt noch so ein Corporate Startup Ding zu machen, was oft sehr limitiert ist durch die Kontrollstrukturen, die ein Konzern auswirkt. Da hatten wir ja keine Lust zu. Dann haben wir dann eTrips weitergemacht und Net Impact ist dann aufgegangen in About You. Also wir haben schon echt eine Menge gelernt in diesen Jahren, wo wir da sehr aktiv waren mit Net Impact zwischen 2011 bis dann zur About You Gründung 2013. Meine Güte, da haben wir eine Menge verrückter Sachen gemacht.
Joel Kaczmarek: Was waren denn so die geilsten Pizzakartongeschichten eigentlich? Was war denn so echt mal Highlights aus dieser Wild-West-Zeit, wo du sagst, da saßen wir mit einem Pizzakarton und dann ist das und das passiert? Gab es da so Dinge, die dir noch einfallen?
Alexander Graf: Es verschwimmt mittlerweile sehr. Wir haben schon eine Menge gegründet. Es gab viele Geschäftsmodellideen, die Nils und ich hart getallt haben, wo Tarek der Meinung war, das muss auf jeden Fall funktionieren. Damals war das Thema Facebook-Gruppen noch sehr, sehr groß. Damals hatte man gedacht, wenn man irgendwie einen Member in einer Facebook-Gruppe, ich glaube Wir hatten damals die größte Gruppe bei Facebook global zum Thema Mobile-Handy. Das war, glaube ich, irgendwo so in Dubai. Und dann war das so, okay, ein Member ist so ein Euro. Jetzt lasst mal jemand finden. Guck mal, wir haben schon 500.000 Leute in der Gruppe. Das kann man jetzt bestimmt für eine halbe Million verkaufen. Am Ende ist das ganze Modell ja in sich zusammengefallen. Das war ja gar nichts mehr wert. Also da gab es schon eine ganze Menge Sachen, die wir da so gesehen und gemacht haben. Haben dann aber auch irgendwann gelernt, dass die Geschäftsmodelle, die eher im B2B angesiedelt sind, so wie Spryker, dass die uns viel, viel mehr liegen, dass wir das auch besser können, weil wir einfach sehr, sehr viele Leute in diesem Bereich kennen, sehr viele potenzielle Kunden schon kannten. Daraus ist ja auch dann Faktor A entstanden, diese Amazon-Beratung. Das sind ja oft die gleichen Kunden gewesen, die Beratungsgeschäft brauchten, aber dann spezifisch für Amazon. Also das war schon ein bisschen wilder Westen, aber alles halt auf kleiner Flamme. Also immer mit eigenem Geld, quasi nie groß mit irgendwie Venture Capital, viel halt mit wirklich eigener Reisezeit und sozusagen vielen Nächten um die Ohren geschlagen, um da diese einzelnen Businesses zu bauen. Das hat uns schon viel gelehrt, aber es war auch viel Glück dabei. 2012 war E-Commerce halt noch viel kleiner, 2012 hat, würde ich sagen, 90% des Marktes noch gesagt, Zalando kann niemals profitabel werden, es bleibt eine Nische, auch als es dann, ich glaube, sie sind seit 2012 so an die Börse gegangen, auch als es dann profitabel war, also es war immer noch so eine Zeit, wo dieser Markt, ich würde sagen, bis 2016, 2017 massiv unterschätzt wurde, das heißt, so durchschnittlich begabte Typen wie wir konnten dort, weil wir an diesen Markt geglaubt haben, überperformen, das liegt aber nicht daran, dass wir besonders schlau sind, sondern weil wir einfach Glück hatten, in diesem Markt zur richtigen Zeit aktiv zu sein. Mittlerweile ist das nicht mehr so. Mittlerweile hast du einen globalen Wettbewerb und es gibt andere Märkte, die dieses Vakuum bieten.
Joel Kaczmarek: Also wenn ich dich jetzt frage, ob du jemals bereut hast, nicht bei About You eingestiegen zu sein, dann wirst du es eher verneinen, weil es nicht deine Sphäre ist, wo du gerne arbeitest.
Alexander Graf: Also A, habe ich ja mit dem Thema Fashion gar nichts am Hut. Fairerweise Tarek und Sebastian Betz und Hannes auch nicht. Also es wäre schon mal schwierig gewesen, mich damit zu identifizieren und zu sagen, irgendwie die folgende Marke hier aus Frankreich ist cool und dieser Influencer ist cool. Ich folge einigen, um mal zu gucken, was da so passiert, aber ich kann mich da inhaltlich null mit anfreunden. Und dann ist natürlich auch ein Geschäftsmodell, bei dem man sagen muss, am Ende des Tages treibt es den Konsum von noch mehr günstiger Ware irgendwie an, egal ob man da Filter einbaut, dass das besonders nachhaltig ist. Das ist jetzt kein Vorwort, das Geschäftsmodell, ich glaube, es ist total smart gewesen, das zu gründen, aber ich würde jetzt für mich da irgendwie keinen Long-Term-Incentive sehen. Bei Spiker ist das anders. Spiker ist etwas, was mich mein ganzes Leben, denke ich, wahrscheinlich verfolgen wird. Vielleicht nicht mein ganzes Leben als operativer Geschäftsführer, aber das finde ich cool. Also mit den Kunden zu arbeiten, mir Gedanken zu machen über Geschäftsmodelle, so auch sehr komplexe B2B-Geschäftsmodelle, das ist etwas, wo ich total Spaß dran hätte.
Joel Kaczmarek: Warst du beteiligt eigentlich in About You? Also hast du da irgendwie Aktien gezeichnet. früh, so pre-IPO?
Alexander Graf: Es gab noch nicht mal diese Opportunity, da muss ich Tarek nochmal fragen, was da los war, warum es da keinen Discount gab für Alternate Impact. Aber das versuchen wir immer so weit zu trennen wie möglich. Wenn Tarek mal einlädt auf eine Feier, dann profitiere ich natürlich schon vom About You Erfolg, weil er dann die Rechnung für die Drinks übernimmt. oft, aber das ist das Einzige, da profitiere ich.
Joel Kaczmarek: Aber du hast ihn also auch nicht an Spryker beteiligt, höre ich daraus.
Alexander Graf: Doch, er war ganz am Anfang drin mit als Business Angel, in Spryker ist er mittlerweile nicht mehr.
Joel Kaczmarek: Gut, okay, dann hast du eben so E-Tribes reingeworfen. Ist ja auch Agenturkonzept im Prinzip gewesen, oder? Erzähl mal wieder, wie die Entstehung war mit Nils zusammen.
Alexander Graf: Das war auch quasi ein Nebenprodukt von Net Impact, bei dem wir gesagt haben, wir müssen das Beratungsbusiness nochmal isolieren und auch eine Beratungsmarke aufbauen. Und da hatten wir jemanden, der uns geholfen hat, so einen coolen Namen zu finden. Also E wie E-Commerce, Electronics, sozusagen so Stämme, also Indianerstämme. Ich habe das fälschlicherweise übersetzt in Baumstämme, deswegen war das erste Logo von E-Tribes so ein Baum. Hahaha. Der hat relativ lange gehalten, war aber relativ günstig. Bei 99logos.com oder was es damals gab, konnte man irgendwie 20 Dollar zahlen, hatten wir das Logo. Als wir es gegründet haben, dann auch nach der Gründung von About You, war der Fokus immer ein sehr operativer Berater zu sein. Also Leute, die mit operativem Background, mit Gründungserfahrung, anderen Unternehmern, Unternehmen dabei helfen, im E-Commerce zurecht zu kommen. Möglicherweise auch mal Sachen zu inkubieren. Nicht so sehr PowerPoint-lastig, sondern wirklich sehr, sehr mal zusammen irgendwie rausfinden, wie macht man eigentlich ein Barcamp? Wie beteiligt man sich an Startups? Welche Geschäftsmittel funktionieren eigentlich für ein Pharmakonzern? Und das jetzt nicht für ein Viertel-Millionen-Projekt, sondern dann eher auf kleiner Flamme im fünfstelligen Bereich. So haben wir angefangen und haben das dann auch weitergeführt bis 2014 und dann erst mal geparkt, als wir dann Spiker gegründet hatten und hatten dann mit Fabian Fischer einen externen Manager eingesetzt und auch Anis Doschek, die konnten sich dafür begeistern. Und das ist sozusagen auch ohne Nils und meine Direktverwaltung. Direktbeteiligung ist das super weitergelaufen, ist mittlerweile eine der größten Digitalberatungen, immer noch mit dem gleichen Anspruch, also Leute mit operativer Erfahrung, also viele Gründer, viele Ex-operativen Manager aus Unternehmen, die dort Mittelständler bis Konzerne bei der digitalen Transformation beraten, oft hinsichtlich E-Commerce, also es ist quasi eins zu eins geblieben und auch das war, glaube ich, einfach ein glückliches Timing. McKinsey und BCG haben dieses Thema integriert. immer unterschätzt, haben auch sehr schlechte Arbeit teilweise abgeliefert in diesem Bereich. Wir waren oft involviert im Quality-Check zum Beispiel von M&A-Projektideen, wo Konzerne gesagt haben, guck mal, wir haben hier ein Pamphlet von McKinsey, die haben sich ja Folgendes angeguckt, das ist irgendwie deren Empfehlung. und dann haben wir das dann sozusagen mal angeguckt und meinten, ja guck mal, aber 80% der Annahmen sind irgendwie falsch und das ist Business, was die hier vorschlagen, das ist totaler Quatsch, das verstehen die doch selber gar nicht. Und das war für uns einfach, weil wir irgendwie dringengesteckt haben in diesem Business und Und somit konnten wir uns eine relativ gute Reputation erarbeiten, sehr, sehr schnell. Klar schafft man es quasi nicht, diese Markenbekanntheit und diese Glaubwürdigkeit von einem McKinsey sofort in allen Chefetagen durchzusetzen, aber mittlerweile ist das Projekt E-Trips auch fast zehn Jahre alt. Ich weiß nicht, wann die Gründung war.
Joel Kaczmarek: Januar 2016. 11 lese ich gerade auf.
Alexander Graf: Genau, und dieses Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt. Ich glaube, es wird in den nächsten zehn Jahren sozusagen wahrscheinlich in Kerneuropa die größte Digitalberatung werden, weil die Marke cool ist, weil die Leute da extrem cool sind. Und mittlerweile ist Nils da ja auch wieder zurückgegangen und macht das dann zusammen mit Fabian Fischer. Das Feedback der Kunden ist super. Ist jetzt auch ein bisschen teurer geworden, muss man sagen. Die machen jetzt auch sehr schöne Folien, aber immer noch mit kooperativem Anspruch. Aber das ist so tatsächlich entstanden aus der Entscheidung heraus, eben nicht bei About You mitzumachen. sondern sich darauf zu fokussieren, weiterhin in diesem Beratungsgeschäft aktiv zu sein und dann nicht so sehr in der Umsetzung, Webseiten und Intranets oder Online-Shops irgendwie auf Basis von Magento oder Shopware, sondern wirklich in der Beratung.
Joel Kaczmarek: Aber hast du so einen Tipp von Unternehmer zu Unternehmer, wie hast du es geschafft, da Leute zu finden, wie den Arne, was du zum Beispiel auch gerade meintest, wo du sagst, du rekrutierst jemanden und der lebt es trotzdem mit dem gleichen Herzblut wie du und hat so den gleichen Qualitätsfaktor auch drin. Ich finde das unglaublich schwer.
Alexander Graf: Ist es auch. Wir haben natürlich viel gelernt mit diesen vielen Gründungen, die wir bei Net Impact gemacht haben, 2011, 2012, 2013, wo wir teilweise auch externe Teams oder Leute aus unserem Netzwerk geiert haben. Und das einmal gemacht zu haben und zu verstehen, was sind eigentlich die wesentlichen Skills und wie müssen die ticken und wie kann man da auch in so einer Shareholder-Funktion positiv darauf einwirken, das haben wir da gemacht. gelernt. Und am Ende des Tages ist es Reputationsmanagement. Also wir haben natürlich über die Art und Weise, wie wir arbeiten und wie wir unser Netzwerk pflegen, glaube ich, auch genau die Leute in unserem Netzwerk, die dazu passen. Also ich glaube, es ist total schwierig, sowas kalt zu machen. Das waren ja Leute, die kannten wir ja schon aus Projekten. Es ist ohnehin immer schwierig, einen externen Manager oder eine Führungsposition komplett kalt zu besetzen. Am Ende ist es immer Reference-Management. Und je näher diese Reference an dir dran ist, desto besser. Und das war auch damals eine Timing-Geschichte und auch eine. Arne und Fabian hätten immer was anderes machen können, also die hätten jetzt ja nicht unbedingt E-Trips machen müssen, aber es war, das Timing hat gepasst, die Philosophie hat gepasst, die hatten auch an die Vision geglaubt, dass das so groß wird, bis heute hätten die glaube ich jetzt nicht damals geglaubt, aber es ist einfach ein gutes Netzwerk, aber auch heute noch schwierig und hier und hier und wieder sozusagen kommen ja immer Leute auf mich zu, die dann irgendwelche Gründer suchen oder Manager suchen, auch Konzerne, war es schon schwer, also man fällt mir immer irgendwie gerade eine Handvoll ein und meistens sind die aber auch unter Vertrag, irgendwo ist echt richtig, richtig schwer. Deswegen will ich auch nie auf der Konzernseite arbeiten. Ich will immer auf der Unternehmerseite sein.
Joel Kaczmarek: Bist du eigentlich noch beteiligt an E-Tribes und hast du da irgendwie manchmal eine Rolle oder bist du komplett? Bin ich noch beteiligt.
Alexander Graf: Das Shareholder-Set hat sich ja nicht verändert in den letzten zehn Jahren. Also da hat ja kein weiterer investiert. Also ich bin noch ganz normal. Eine Rolle habe ich aber nicht. Ich bin auch manchmal im Büro und trinke kostenlos Kaffee. Das nehme ich mir quasi als Shareholder raus und dann gucken mich die Leute, die nicht wissen, wer ich bin, dann immer schräg an. Aber zu mir reicht es bisher nicht.
Joel Kaczmarek: Chief Coffee Officer.
Alexander Graf: Genau. Aber die haben so ein geiles Büro gerade in Hamburg. Deswegen ist das, da bin ich ganz gerne.
Joel Kaczmarek: Das ist ein bisschen neidisch.
Alexander Graf: Mega neidisch. Das ist, glaube ich, das schönste Büro in Hamburg gerade.
Joel Kaczmarek: Gut. Und dann kam irgendwann das Kapitel Spryker. Nils ist auch, als Co-Founder fühlt er sich selber von Spryker. Wie war so die Genese, die Entstehung? Ich weiß, es ist ja auch so in dem ganzen Project A Umfeld entstanden. Ich erinnere mich noch, als Florian Heinemann seinen ersten Fonds aufgesetzt hat, meinte er zu mir, ja, du hier, Spryker, das könnte noch ein großes Thema werden. Wird mich nicht wundern, wird das hier so einen relevanten Teil unseres ersten Fonds irgendwie zurückzahlt. Und damals war das noch diese Zeit auch als Rocket sein Alice in Bob, glaube ich, gebaut hatte, hier seinen E-Commerce-Shop. Also da war noch groß immer ein Thema mit, welche Architektur nutzt du, Magento versus Eigenbau und so weiter. Aber nimm mich mal an die Hand, wie war die Entstehung von Spryker?
Alexander Graf: Aus einem Podcast heraus, ich glaube, das habe ich schon irgendwo erzählt. Also Nils und ich hatten schon ein relativ liquides Beratungsgeschäft aufgebaut mit E-Jobs und ich hatte damals schon mit Podcasts angefangen und das war der Podcast, den ich mit Florian Heinemann aufgenommen habe, ob es Sinn macht, ein weiteres Zalando zu starten. Wann war das denn? 2000? Es war so während der About-You-Gründungsphase, glaube ich. Und dann meinte ich zu Nils, naja, lass doch mal mit Project A reden. Die haben ja coole E-Commerce-Projekte gemacht und daraus irgendwie so eine E-Commerce-Technologie zu bauen, macht doch irgendwie mega Sinn, weil unsere ganzen Kunden auch was viel Agileres suchten. Also wir wurden von Kunden angesprochen, ob wir nicht zusammen mit Project A für die ein E-Commerce-Business bauen können. diese Technologie in den Startup auszulagern und daraus quasi ein Business zu machen. Und das war erstmal nur eine offene Frage und daraus ist dann tatsächlich Spryker entstanden, weil das Timing gut war. Also 2014, als wir gegründet haben, war das Thema B2C E-Commerce Geschäftsmodelle nicht mehr so heiß. Also es war jetzt nicht mehr das Ziel von Project A, ein weiteres Tirendo zu gründen oder einen weiteren Shop für irgendwie Küchengeräte oder so. Und die meinten, ja, das könnte irgendwie funktionieren. Hatten wir bisher noch nicht so richtig gedacht, aber Nils und ich und Boris kamen dann auch ein paar Wochen später mit dazu, hatten irgendwie ausreichend Expertise im Enterprise-Business, also Enterprise-Projekte und Software-Projekte. Project Air hatte ein Team, mit dem man starten konnte, deswegen ist es auch in Berlin gestartet und nicht in Hamburg zum Beispiel, weil wir auf das Tech-Team am Anfang sehr stark zurückgegriffen haben. Und dann haben wir gesagt, lasst mal eine neue Ecom-Technologie machen und aus einer Agentur, Gründersicht ist das immer der natürliche Pfad. Boris war ja quasi auch Agenturgründer und Agenturgeschäftsführer, wir auch. und wenn du in der Agentur bist, das waren ja so mittelständische Agenturen dann, mit 100 Leuten irgendwie oder 60 Leuten, du willst eigentlich immer auf der Software-Vendoren-Seite sein, weil du fühlst dich ja immer als derjenige, okay, der Kunde will jetzt irgendwie Spiker oder Magento machen oder Vitex und jetzt muss ich es irgendwie anwenden. Eigentlich wäre es doch viel cooler, wenn man auf der Software-Vendor-Seite steht. Die ganzen Probleme, die man als Agentur hat, gibt es doch da gar nicht. Stimmt leider nicht, dachte ich erst auch. Aber die Probleme sind halt andere. Und dadurch ist Spark Engine eigentlich eine ganz natürliche Fortsetzung unserer Gründungstätigkeiten. Also quasi jetzt ist das jetzt die Spitze des Eisberges, würde ich sagen. Über großer Software-Vendor sein. Klar, du kannst jetzt irgendwie noch eine Riesenplattform werden, wo du halt irgendwie mehr machst als nur E-Commerce. Ist aber unwahrscheinlich bei dem Momentum, was E-Commerce gerade hat. 10 Jahre Gründungstätigkeiten haben ganz natürlich in die Spryker-Gründung gemündet. Also jetzt nichts irgendwo, wo wir uns hingesetzt haben, was wollen wir denn für ein Geschäftsmodell gründen, wo gibt es irgendwie einen coolen Markt. Das war ja vor 6 Jahren auch noch der Status Quo, dass viele Leute aus dem BCG-Umfeld oder andere Gründer sich gesagt haben, okay, wo gibt es Nischen, wo gibt es Potenziale, so ist ja Amorelie entstanden. Das ist ja ein klassisches Beratungs-White-Paper-Business. Ja, da gibt es eine Nische, der Markt ist groß genug, da gibt es noch nichts in E-Commerce, lass mal da was gründen. Weder Lea noch Sebastian hatten wahrscheinlich eine besonders hohe natürliche Nähe zum Thema Sexspielzeug. Aber es war aus einer Business-Case-Perspektive halt ein geiles Modell. Vor sechs Jahren war das der Standard, wie Geschäftsmodelle entstanden sind. Und das war halt nicht unser Ansatz. Unser Ansatz war immer, dem Kundeninteresse, mit dem wir ja schon zu tun hatten, zu folgen. Und dort zu schauen, kann man aus diesem Interesse, was vielleicht zwei, drei Kunden parallel äußern, kann man daraus eine Agentur oder ein anderes Business bauen. So ist Spryker entstanden.
Joel Kaczmarek: Also Boris, den du eben erwähnt hast, Boris Lokschin, dein Co-CEO. Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Alexander Graf: Über Project A. In der Gründungsphase von Spiker hatte er auch mit Project A gesprochen. Er hatte noch ein, zwei andere Ideen da und dann meinte er bei Project A zu mir irgendwann, der Boris bringt irgendwie super viele komplementäre Fähigkeiten mit, die sie ja irgendwie gerne noch in dieser Gründung sehen würden. Und dann habe ich Boris im Schweinske im Hauptbahnhof Hamburg getroffen auf ein Bauernfrühstück und genau, dann hat es eigentlich sofort gepasst. Also wir haben wirklich sehr, sehr unterschiedliche Fähigkeiten und dann haben wir das zusammen aufgebaut.
Joel Kaczmarek: Wie funktioniert ihr beide? Also ich kenne ja Boris ganz gut. Ich verbringe ja viel Zeit mit ihm. Der ist ja, im Englischen sagt man, glaube ich, immer so ridiculously successful. Unfassbar gut in vielen. Also als Manager in so einem schnell wachsenden Unternehmen hat er, glaube ich, echte Skills vor allem auch so völlig schmerzbefreit. Wenn er mir erzählt, dass er teilweise bis zwei Uhr nachts arbeitet, ihm die Frau nur die Pizza unter der Tür durchschiebt oder er beim Joggen noch Calls macht und so. Also ist so einer der most hardworking people, die ich kenne. Wie funktioniert ihr aber beide miteinander? Seid ihr befreundet oder seid ihr trotzdem distanziert? Was sind so die Stärken des jeweils anderen? Wie funktioniert euer Sparring? Da wäre ich ja mal neugierig.
Alexander Graf: Ja, die Rollen verändern sich natürlich über die Zeiten. Spryker ist jetzt ja sieben Jahre alt und das stimmt auch so. Boris ist tatsächlich einer der most hardworking people, die ich kenne, muss man aber auch sein. Und er hat auch diese Fähigkeit, im first principle zu denken. Er ist, man würde sagen, ein bisschen relentless, weil er tatsächlich Dinge auch hinterfragen kann, von denen er letzte Woche noch mega überzeugt war und sagt, das ist eigentlich das Beste, was wir machen können. Aber er ist bereit. selber einzusehen oder auch selber zu erkennen, das ist eigentlich falsch, wir müssen das ganz anders machen. Und Leute, die diese Fähigkeit haben, so wie sie Boris haben, habe ich bisher ganz, ganz selten kennengelernt, weil meistens verliebst du dich dann doch in die Idee und irgendein Muster und in irgendeinem Prozess, verteidigst den dann auch. und das ist ganz normale Psychologie. Und das immer wieder zu hinterfragen, auch global zu hinterfragen, immer bereit zu sein, das Team mitzunehmen und dem wieder zu sagen, ja, das stimmt schon, eigentlich hätten wir das so nicht geplant, aber wir müssen es jetzt machen, es ist das Richtige, das ist auch ein großer Teil der Spiker-Kultur geworden. Also das sagen wir auch unseren Leuten, es geht immer darum, dass wir bereit sein müssen, den Status Quo zu hinterfragen, dass wir bereit sein müssen, immer das zu tun, was für die Kunden jetzt richtig ist. Wir sollten nicht in eine Phase übergehen, wo wir jetzt so einen Fünf-Jahres-Plan machen und dort irgendwie Produktplanung in den nächsten fünf Jahren machen, sondern wir sollten eigentlich immer über Kapazität Dinge tun, die für den Kunden relevant sind oder jetzt für unsere Market Expansion relevant sind. Und da ist Boris einer der ganz, ganz wenigen, der wirklich in der Lage ist, das auch so zu exekutieren. und Und in der Anfangsphase hatten wir Rollen noch deutlich stärker verteilt. Nils hatte so ein bisschen die CFO-Rolle, Fabian die CTU-Rolle. Ich habe mich sehr stark um Marketing, Vertrieb gekümmert. Ich glaube, bis 2017, 2018 haben Boris und ich fast jeden Deal selber vertrieben, bis wir quasi groß genug waren, um auch so eine Enterprise-Organisation aufzubauen. Also Enterprise Organisation im Sinne von Sales, Customer Success, Product Management. Und diese Organisation ist deutlich operativ zugeschnitten auf Boris. Also sozusagen, ich kümmere mich tatsächlich deutlich mehr um diese Außenminister-Tätigkeiten, PR, Analyst Relations, weil wir, das glaube ich stimmt auch, in so einer Aufmerksamkeitsökonomie leben und wir leider jetzt nicht das Netzwerk, was Boris und ich mitgebracht haben, in DACH, das können wir jetzt nicht selber aufbauen in Frankreich oder in den USA oder in Indien. Wir müssen halt Leute überzeugen, die schon ein großes Netzwerk haben, dass Spryker ein cooler Partner ist. Und das kannst du natürlich als Co-Founder und Co-CEO am besten, denn diese Leute wollen den ja sehen und sagen, dieses Investment, diese Zeit, die übernehme ich und Boris ist deutlich operativer in Berlin eingebunden und sozusagen ist Operative Active CEO, so würde man das glaube ich heute nennen. Wir telefonieren fast jeden Tag zu verschiedensten Themen, es passiert ja immer irgendwas, wo man sich kurz abstimmen müssen. In dieser relativ wilden Zeit oder in dieser Hypo-Wachstumsphase haben wir jetzt aber nicht Gelegenheit, irgendwie oft alleine essen zu gehen oder in Urlaub zu fahren. Das schaffen wir vielleicht einmal im Jahr, wo wir wirklich mal einen Tacho nehmen und so ein bisschen reflektieren können und ein bisschen gemeinsam planen. Passiert einfach so viel, was gemanagt werden muss, wo Momentum entsteht. Wir haben nicht das Gefühl, dass wir jetzt hier gemeinsam Strategien planen müssen, sondern wir haben den Luxus, dass dieses Momentum, was in unserem Markt entsteht, sehr stark auf uns zuläuft und das müssen wir nur gut einfangen und auch gut für uns nutzen. Aber auch ich bin ein großer Fan. von Boris.
Joel Kaczmarek: Seid ihr Freunde oder habt ihr professionelle Distanz zwischen euch?
Alexander Graf: Also wir haben, glaube ich, ein sehr, sehr vertrauensvolles Verhältnis, aber wir fahren jetzt nicht gemeinsam in den Urlaub, wie man es jetzt mit Freunden vielleicht machen würde oder besuchen wir uns jetzt permanent privat. Das finde ich auch fairerweise nicht hilfreich. Ich finde, da ist quasi so eine gewisse Distanz. auf der CXO-Ebene ist da eigentlich immer hilfreich, damit sich das nicht zu stark vermischt mit privaten Issues, aber das hat in diesem Fall halt eher zufällig so gepasst. Also ich glaube, das ist für die Performance von Spiker besser. Mit Nils bin ich aber super gut befreundet. Also das Setup war dann anderes. Quasi als Freunde haben wir E-Trucks. Und dann ist natürlich auch die räumliche Distanz, also ich wohne ja in der Nähe von Kiel, Boris wohnt in Hannover, manchmal treffen wir uns in Berlin kurz auf dem Flur, so zwischen irgendwie Dutzenden von Calls, aber es kann auch sein, dass wir mal zwei Tage im Office in Berlin sind und gar nicht Zeit haben, einen kurzen Update zu machen, weil einfach zu viel passiert.
Joel Kaczmarek: Wo du gerade Kiel erwähnst, stand für dich eigentlich jemals zum Thema, in die USA zu gehen, wenn es jetzt euer relevantester Markt wird mit Spryker? Eigentlich sagt man ja immer, C-Level muss ja mal sechs Monate darüber tauchen, ne?
Alexander Graf: Ja. Das war, genau, vor Corona hat man das gesagt. und es gibt aus der VC-Perspektive, die gucken sich ja sehr, sehr schematisch Märkte an und die überlegen sich, welche Unternehmen haben irgendwie gut funktioniert in ihrer Expansion in den USA, welche haben nicht so gut funktioniert. Und die Unternehmen, wo Teil des C-Levels dann auch mal bereit ist, in einen neuen Markt zu gehen für längere Zeit, die funktionieren auf dem Papier oft besser. Das ist in unserer Industrie vielleicht auch so, konnten wir jetzt aber nicht nachweisen, weil während Corona ja niemand umziehen durfte und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Grenzen für Europäer oder für deutsch wahrscheinlich auch wieder geschlossen werden in die usa in den nächsten wochen. es gibt schon ein paar cases auch in unserer industrie wo das leute versucht haben zum beispiel wie text hat das versucht in die usa zu expandieren auch in dem das management da kompletten usa gezogen ist hat es aber in den drei jahren usa aufenthalt nicht geschafft mehr als fünf prozent des umsatzes dort zu erwirtschaften. und das ist auch fairerweise nicht so einfach wie man sich. Wenn man sich das vorstellt, wenn Boris und ich in die USA fahren, dann kennt es dort auch keiner. Wir sind quasi genauso unbekannt wie die nächst bessere Person, die dort am Flughafen steht oder am Bahnsteig steht. Keiner wartet auf uns, es gibt keine Agenturen, die uns frei mit die Türen öffnen würden, sondern man muss das sehr, sehr hart erarbeiten und muss sich genau überlegen, wo ist der Hebel. Wenn der Markt anfängt Momentum zu haben und das ist bei uns der Fall, dann kann das durchaus sinnvoll sein. Wir haben aber ein sehr globales Momentum. Also wir könnten jetzt auch nach Indien ziehen oder nach Australien oder woanders hin. Fairerweise ist das ja begrenzt, diese Fähigkeit, sich selber irgendwo physisch niederzulassen. Und in dieser Wachstumsgeschwindigkeit, in der wir unterwegs sind, muss man tatsächlich dieses Narrativ hinterfragen, ob du einfach überall hingehen kannst. Klar hätte es geholfen, bei großen Events vor Ort zu sein in den USA in den letzten zwei Jahren, aber es gab halt keine. Das muss man auch fairerweise. sagen. Und ob dann die USA unser größter Markt ist in den nächsten drei Jahren, ob das noch irgendwie ein anderer Markt ist, APEC, das ist noch vollkommen unklar. Aber klar ist auch, dass wir unser Team dort massiv ausbauen. Klar ist auch, dass wir uns total freuen, wenn wir mal dahin reisen können im nächsten Jahr. Aber man darf sich da nichts vormachen. Das ist zwei weiße Gründer-Bobs aus Europa, wie vielleicht noch 500 andere Teams, die dort irgendwo stehen und sagen, hey, wir haben die beste Lösung für was auch immer. Ja, irgendwie Content Management, E-Commerce, Mailing. Jetzt kauft uns doch mal. Und dann fragen die, ja, aber zeigt mir doch mal eure US-Kunden und welche Partner arbeiten mit euch. Das ist ein ganz klassisches Relationship-Geschäft und das kannst du auch jetzt nicht massiv beschleunigen, wenn du dort vor Ort bist. Das dauert sehr, sehr lange und fairerweise hat Corona die neue Realität gestellt und das hat uns geholfen, wahrscheinlich auch in den USA ebenbürtig oder schneller zu wachsen als viele Wettbewerber, weil auch die Kunden in den USA natürlich gelernt haben, dass man sehr stark von digitalen Kanälen kaufen kann. Du lernst dich via Zoom kennen, du hast Demos, Discovery-Calls via Zoom, du hast Vertragsmanagement komplett digital, Also das war eine Frage, die vor zwei Jahren akut war. Momentan ist die nicht mehr akut, weil tatsächlich ja niemand weiß, wie Travel-Restrictions sind und wie sich die Märkte gerade entwickeln. Und wenn es dann in Q1 tatsächlich zu Ende sein sollte mit Corona, dann können wir nochmal überlegen.
Joel Kaczmarek: Was ist denn sonst so eure Strategie? Wie wollt ihr denn euren deutschen Erfolg replizieren weltweit? Indien, Dubai, USA?
Alexander Graf: Das Wachstum im E-Commerce kommt ja aus mehreren Kanälen. Einmal ist es natürlich Unternehmen, die schon irgendwie vorher E-Commerce-Lösungen hatten. SAP Hybris, Intershop, Salesforce, also klassische monolithische Lösungen, die für neue Anforderungen nicht mehr ausreichen. Und die Unternehmen wissen das auch mittlerweile und suchen dann einen Ersatz in dieser neuen Kategorie, die dann für dieses Thema Composability steht und Headless. Und da sind wir einer der Marktführer. oder auch so ein Vitex aus Lateinamerika oder auch Investec Pass teilweise in den USA. Die gucken sich dann diese Lösung an. und dann hast du halt ganz viele Unternehmen, die jetzt anfangen in das Thema digital einzusteigen, also oft auch B2B-Unternehmen, Konzerne, die sagen, wir wollen unsere Vertriebskanäle digitalisieren und die sind natürlich jetzt mit so einem klassischen Online-Shop oder so einfachen B2C-Lösungen wie Salesforce oder Magento oder Commerce Tools, da kommen die halt nicht weit. Und sagen sich, wir brauchen Lösungen, die auch deutlich komplexere Use Cases abbilden. Und die reden da mit uns. Und da gibt es tatsächlich viel globales Momentum. Und dadurch, dass wir mittlerweile auch in der Analystenszene relativ gut verdrahtet sind und auch im Gartner Magic Quadrant natürlich den größten Sprung gemacht haben von allen Vendoren, ist es jetzt, wenn du der indische CDO bist von irgendeinem Distributionsunternehmen und du dir neue Lösungen anguckst, gibt es auf globaler Ebene vielleicht Fünf und einer davon sind wir. Und dann wird er sich irgendwann melden oder einen Partner anrufen und so kommt das Wachstum zustande. Das kommt nicht zustande, weil er irgendwie einen englischsprachigen Podcast mit mir hört und dann sagt, oh, der Alex, der sagt aber schlaue Sachen im E-Commerce. Mit dem muss ich mal reden, der macht ja auch irgendwie Spryker. Also so kommt das Wachstum nicht, sondern tatsächlich über ganz klassische B2B-Vertriebsaktivitäten. Das sind Analysten, das sind Agenturen, das sind Partner, das sind gute Kundenreferenzen, das ist ein gewisser Fokus im Produkt. der bei uns Richtung Marktplatz und B2B sehr stark ausgeprägt ist. Und das ist für uns auch schwer zu prognostizieren. Also wenn ich mir so angucke, wie die Pipeline wächst und entsteht, gibt es irgendwie so Länder, von denen habe ich vorher gehört, aber weiß nicht. Weißt du, was der größte Getränkehändler in der Mongolei ist? Wahrscheinlich nicht. Ja, aber wahrscheinlich macht er auch irgendwie 5 Milliarden Umsatz. Und das muss man sich dann entsprechend angucken.
Joel Kaczmarek: Crazy. Jetzt tut es mir fast ein bisschen leid, jemanden zu fragen, der in Hamburg geschäftstätig ist als Hamburger Kaufmann, weil da redet man ja eigentlich über Geld nicht. Wie hat sich das für dich denn persönlich alles, was du tust, wirtschaftlich ausgezahlt? Also soweit ich weiß, habt ihr, glaube ich, auch ein bisschen Secondaries vermutlich gemacht bei Spryker. Dann hast du ja irgendwie E-Tribes, eine sehr potente Beteiligung. Du investierst ja auch selber mit deiner Wald- und Wiese-Holding GmbH zusammen mit Tarek und ich glaube auch mit Nils, ne? Also ich schätze mal, dein Lebensabend ist eigentlich schon ausgesorgt, oder?
Alexander Graf: Ja, klar, wenn man quasi den Aktienwert sozusagen sieht, der Unternehmen schon, aber wir haben uns bisher nicht ausgiebig an dem Thema Secondaries versucht. Ich investiere auch nicht selber. Wir hatten das mal gedacht, deswegen, das war der Grund, warum wir die Waldo Wiese Holding mal gegründet haben, dass es total schlau wäre, so als drei Gründer aufzutreten und an ganz viele Startups zu investieren, Angel-Investments zu machen. Dann haben wir aber eigentlich gelernt, dass es total sinnvoll ist, sich zu fokussieren auf die Businesses, die wir machen, also Tarek mit About You. Nils mit E-Tribes, ich mit Spiker und das jetzt quasi irgendwelche Investments nebenbei und sei es noch irgendwie fünf Calls im Monat, dass das so viel defokussiert und so viel Zeit wegnimmt ja auch von den Leuten, die ja in unseren Unternehmen Zeit brauchen, das macht einfach keinen Sinn. und von einer reinen Finanzbetrachtung, wenn man mal quasi alle externen Kosten, Transaktionskosten mit einbezieht, ist es in der Regel auch schwierig, da eine Überrendite zu erzielen, wenn du selber Unternehmer bist in einem großen Unternehmen. Und Netzwerk und Wissen, was dann Grund ist für viele andere Business Angels, das bekommen wir natürlich auch so in unserem Business. Und ich telefoniere ja auch so und spreche auch so mit vielen Gründern. Das heißt, unser letztes Investment in Charles da, was ja auch schon mittlerweile länger her ist, von Tarek getriebenes Investment, das war das letzte, was wir aktiv gemacht haben. Und klar, Tarek hat irgendwie so private Sachen, die er macht und Nils auch, aber grundsätzlich investieren wir nicht mehr. Wir kriegen viele Anfragen, aber für mich macht das nichts. kann sein, dass das in ein paar Jahren anders ist, aber es macht keinen Sinn, in irgendwas anderes zu investieren. Ich glaube, ich bin ein guter Gründer, aber jetzt nicht zwingend ein besserer Investor als andere und darauf muss ich mich so ein bisschen fokussieren und das auch akzeptieren. Also ich mache euch jetzt keine dollen Aktiengeschäfte oder sowas, sondern es gibt so fünf EDFs, die irgendwie nicht sehr digital sind und darum kümmere ich mich gar nicht. und ich weiß auch gar nicht, wie man sich in mein Depot einloggt. und ich Ich muss mich eher darum kümmern, dass die Spiker-Kunden happy sind. Deswegen ist das Thema jetzt persönlich Vermögensbildung für mich überhaupt nicht relevant. Ich habe auch keinerlei Vermögensbildungsziele. Ich will weder irgendwie eine Straße besitzen, noch irgendwie eine große Megajacht haben. Für mich war es immer die Lernkurve und die Möglichkeit, coole Leute zu treffen. Und da sind wir jetzt ja in der Situation angekommen, wo wir jetzt mit vielen CEOs, Aufsichtsräten, spannenden Gründern reden können, mit denen wir irgendwie E-Commerce-Business machen. Also das kann ich schon noch ein bisschen aushalten. Also das ist jetzt nicht so, dass ich hier morgen mich irgendwie verwirklichen kann. Und das Thema Rinderherde habe ich jetzt ja schon einmal durchgespielt, zehn Jahre lang. Ich weiß, wie man super Fleisch produziert und wie man das vermarktet. Und jetzt habe ich auch nicht mehr diesen Lebensabendstraum, irgendwo in der Toskana einen Weinberg oder eine Schafherde und Büffelmozzarella machen. Das habe ich nicht mehr.
Joel Kaczmarek: Das musst du ja mal ein bisschen erzählen. Also ich weiß gar nicht, ob du das andauernd erzählst und alle Menschen wissen das oder ob ich das immer nur mitkriege. Also du wohnst bei Kiel auf dem Bauernhof und dein Schwiegervater, glaube ich, züchtet Rinder, oder? Ja
Alexander Graf: genau, der ist gestorben letztes Jahr, aber wir haben zusammen Rinder gezüchtet, zehn Jahre lang und ich war da so der Hiwi, hab mich darum den Stromdraht gekümmert, um die Wasserversorgung und hab beim Thema Kastration auch hier und da mal mitgeholfen, weil du musst ja quasi aus den Bullen dann, damit die besser schmecken später, musst ja kastrieren und hab das quasi alles hautnah mitbekommen und haben das Glück gehabt, dass hier in der Nähe halt auch ein Landschlachter ist, der das Thema gut mittragen konnte und haben das dann lokal vermarktet, irgendwie an Freunde und dann teilweise auch in Restaurants in Hamburg und so und hab dann gesehen, was dahinter steckt, sowas zu produzieren und warum es auch so eine Art von Fleisch nicht im Handel gibt, kannst du heute nicht im Handel kaufen. Du hast keine Chance, lokal gezogenes Fleisch von Fleischrinderrassen in Deutschland zu kaufen. Außer du kennst einen Bauer, der das macht. Genau, aber seit dem Tod dann von meinem Schwiegervater haben wir das runtergefahren, haben jetzt keine Rinder mehr und machen noch ein bisschen Heu auf der Koppel. Was auch ein bisschen entspannter ist, weil wenn irgendwas ist mit Rindern, nachts ist irgendwie Strom kaputt und ein Rind steht auf der Straße, dann kannst du nicht sagen, kein Problem, ich mach mir einen Slot nächsten Samstag, 9 bis 10, kümmer mich drum. Ist immer jetzt, ist immer sofort, immer muss jemand raus. Und das war schon so ein bisschen halsbrecherisch teilweise. Wir haben es jetzt gemacht.
Joel Kaczmarek: Wenn man ehrlich ist, ist es auch nicht mehr so ganz en vogue, oder? Wenn man über Klima redet und wenn alle Leute vegan werden oder so. Oder bist du da alte Schule?
Alexander Graf: Nee, also wir hatten das ja tatsächlich vor dem Hintergrund mal gestartet. Da gab es ja auch mal ein Geschäftsmodell, das hieß Loco Gourmet, dass man eigentlich gesunden oder guten Rindfleischkonsum oder Tierkonsum fördert. Und eben nicht diese Haltungsklasse 1 oder dieses billige Supermarkt. Rumsteak oder Jungbullensteak, das schlechteste Steak, was man irgendwie essen kann, sondern dass die Leute sich nachhaltig ernähren sollen, weniger Fleisch, dafür irgendwie besser lokal gezogenes Fleisch. Das war schon eine eher positive, nachhaltige Idee. Das passt heute nicht mehr in die Zeit, das stimmt. Also heute würde man ja schon versuchen, irgendwas eher Veganes zu bauen oder irgendwie Erbsenprotein, Gedöns, was auch immer. Aber der Ansatz war, glaube ich, schon richtig. Ich glaube aber tatsächlich, dass in den nächsten 20 Jahren das Thema In-Vitro-Fleisch oder so Fleischersatzware so weit ist und so gut, gut schmeckt und so viel umweltverträglicher, dass es auch für diese privaten Rinderhobbys keinen kommerziellen Anreiz mehr geben dürfte.
Joel Kaczmarek: Aber sag mal, das muss ich mal verstehen bei dir. Wie schaffst du das eigentlich, dass du so einen motherfucking Bauernhof managt, auf dem Land lebst mit den Travel-Distanzen, dann noch eine Familie mit Kindern hast und dann aber eigentlich Unternehmer bist, plus irgendwie noch, kommen wir auch nochmal gleich zu, bisschen Kassenzonen drüber reden, noch irgendwie Medien-Stuff nebenbei machst. Also wie kriegst du deine Zeit so hingebaut? Und ja, Corona, Remote, geht alles, bla bla, aber ich finde das trotzdem schon eine Leistung.
Alexander Graf: Fokus würde ich sagen. Ich habe quasi keine anderen Hobbys außer meiner Arbeit. Und alles, was quasi darüber kommt, irgendwelche Networking-Events oder Dinge, die Zeit kosten, die mich jetzt aber quasi nicht voranbringen, dem, was unser Business irgendwie braucht, mache ich ja nicht. Und dann ist es oft so, dass Kinder natürlich sehr stark fokussieren. Du musst halt natürlich dann auch da sein für die und das führt dann dazu, dass du alle Nebenwichtigkeiten, die nicht sinnvoll sind, sind, halt nicht machst. Und wenn man auf dem Land wohnt, dann hat man auch ein bisschen weniger Ablenkungen. Ich gehe ja samstags mit meinen Gummistiefeln raus und mache Laub, baue einen neuen Zaun, baue irgendwie neue Stromversorgung für den Schafstall, was auch immer. Das sind so meditative Sachen. Und dann kann man das schon nebenbei machen. Das ist ja kein Bauernhof, wo man hier irgendwie 50 Rinder melken muss morgens. Also im Zweifel, wenn jetzt hier mal drei Monate niemand irgendwas macht, dann passiert ja auch nichts. Also die Ponys hauen nicht ab, die haben genug Wasser und Gras, die drei Schaf, die hier noch rumlaufen, die sind, glaube ich, froh, dass der Hund sie nicht jagt. Alles machbar. Es ist eher wie so ein Parkspaziergang am Wochenende für die Leute, die in der Stadt wohnen. So ist das quasi als Bauernhof. Für mich, das schafft man schon.
Joel Kaczmarek: Und trotzdem habe ich mich mal bestaunt, dass du auf dem Land lebst. und klar, Corona hat es nachgelassen, aber man hat ja trotzdem oft, dass man irgendwie mit Teams in einem Meeting zusammensitzen musste, in irgendeinem Raum idealerweise, weil manche Sachen gehen dann remote doch nicht so gut. oder man muss Geschäftskontakte treffen, dann muss man zu dem Kunden da nach Niederauerbach, weil der irgendwie wichtig ist und so weiter. Also das killt dich echt gar nicht, so diesen Travel manchmal?
Alexander Graf: Doch. Aber das hat sich jetzt ja alles durch Corona total entspannt erledigt. Vorher musste ich schon so drei, vier Tage die Woche unterwegs sein und manchmal um vier aufstehen, damit ich im sechsten, ersten Flieger nach Frankfurt bekomme oder nach Amsterdam und da jemanden treffe für eine Stunde und heute kann man das einfach per Zoom machen. Ich hatte gestern zum Beispiel auch ein Board-Meeting von einem sehr großen Konzern in Deutschland, wo das ganze Board da war und ich war der Einzige, der eingewählt war, konnte mich aber damit rausreden, dass der Board-Raum auch nur begrenzte Kapazitäten hatte aufgrund der Covid-Reguläreien, das wäre ja was, vor zwei Jahren hätte das niemand gemacht, also mir kommt das sehr zu Pass und klar war das sehr viel. Berlin-Reiserei vor Corona, das hat sich auch ein bisschen gelegt, kann aber auch sein, dass das wiederkommt, aber guck mal, für mich ist jetzt die Fahrt zum Flughafen 50 Minuten, jemand, der irgendwie in der Mitte von Hamburg wohnt, hat vielleicht 30 Minuten, also es Geht schon. Und wenn man jetzt nicht so eine Bürokultur braucht, und die brauche ich halt nicht, wo ich jeden Tag mit den Teams zusammen irgendwie einen All Hands mache und irgendwelche Zettel an die Wand klebe, sondern man sich digital organisiert, ist das ein Riesenvorteil, weil unser Team ja mittlerweile global ist. Also alle sitzen remote. Von den über 400 Leuten sitzen vielleicht 80 noch in Berlin. Davon sind irgendwie 50 mal regelmäßig im Büro. Aber eigentlich sind alle remote. Und dann kann ich hier von morgens, wenn ich aufgestanden habe, die Kinder zur Schule gebracht habe, um 8 bis abends um 23 Uhr Mit Pausen zwischendrin, mal irgendwie Essen machen oder mal Sport machen, habe ich natürlich einen viel produktiveren Tag, als würde ich mich hier noch morgens in die Bahn setzen. Das merke ich auch. Man kann halt viel, viel mehr leisten, wenn der Beruf das hergibt. Ich versuche das so massiv zu reduzieren, wie es geht und merke auch selber, wenn ich mal so Bürotage habe und Bürotage plane, dass ich dann eigentlich alle Dinge, die ich von zu Hause machen kann, irgendwie Podcast aufnehmen, noch irgendwie ein Interview machen, irgendeine Präsentation noch schnell vorbereiten kann. mache ich lieber zu Hause und fahre dann für die zwei Stunden, wo ich Meetings habe, im Büro hin und bin dann auch wieder weg. Das funktioniert für mich am besten und es gibt Leute, die haben halt ein anderes Setup, das funktioniert für die besser. Boris zum Beispiel funktioniert auch extrem gut im Büro und hat natürlich viel Kontakt auch mit dem Sales-Team, die den direkten Kontakt brauchen, aber in der modernen Remote-First-Kultur musst du, glaube ich, einen Großteil deiner Arbeit virtuell erledigen können, um wirklich leistungsfähig zu sein. Wenn du dann immer noch abhängig davon bist, in ein Büro zu fahren und Kanban-Board vollzukleben, um das Gefühl zu haben, du arbeitest, dann läuft was falsch.
Joel Kaczmarek: Gut, da man ja immer sagt, ein Inlandsflug sollte so eine Podcast-Länge sein, wir sind eigentlich schon drüber gefühlt. Aber eine Sache muss ich hier noch natürlich fragen. Kassenzone, was ist das für dich und wie kam es dazu? Ist es so dein Passionsprojekt? Hatte das irgendwie einen strategischen Wert von Anfang an? Wie war das verortet?
Alexander Graf: Ja, hatte einen strategischen Hintergrund, weil wir es 2008 gegründet haben in der Hochphase der Web 2.0-Bubble. habe ich mit Florian Hermsdorf gegründet und da konnte man an den Online-Diskussionen nur teilnehmen, wenn man selber auch Blogger war und dann konnte man so Backlinks machen zu Basics Thinking und zu Exciting Commerce und hat dann quasi ja nie unter die Blogs die Kommentare geschrieben, sondern hat eben im Rahmen eines eigenen Blogbeitrags geantwortet und so seine Sicht der Welt mitgeteilt. und dadurch, dass wir bei Otto in so einer Research-Funktion waren und dort ja wirklich viele Daten hatten und spannende Sachen erzählen konnten, hat sich dann Kassenzone dort entwickelt und wir wollten irgendwie so ein Ein Name, der was mit Commerce zu tun hat, also da war Warentrennholz.com, war die zweite Variante. Also das, was man in der Kassenzone auf dieses Band legt, damit man nicht aus Versehen die Produkte von dem bezahlt, der hinter einem steht oder der vor allem die Produkte nicht klaut. Das ist ja so ein sehr deutsches Phänomen. So ist das Kassenzone entstanden und irgendwann haben wir mal angefangen, ich glaube im Rahmen der ersten K5-Konferenz, da hieß es noch nicht K5-Konferenz, das war so 2011, habe ich mal so ein Video aufgenommen mit Hubertus von MyMüsli. mit dem Handy, super schlechter Ton, super schlechter Sound und wollte so immer so 2-Minuten-Videos, erklär mal dein Business machen, das war auch so damals, weiß nicht, ob du dich noch erinnern kannst, das war so ein Ding, so alles in 90 Sekunden, daraus sind dann Podcasts entstanden und ich habe erst nicht verstanden, warum Leute, obwohl man das bei YouTube gucken kann, das als Audio hören, das hat für mich gar keinen Sinn gemacht, aber der Jochen von ExcitingComments hat das auch gemacht, dann meinte ich, okay, dann mache ich jetzt auch so einen Soundcloud-Account und lade halt diese Dateien hoch und dann guckt man, was passiert. und dann habe ich gesehen, huch, das guckt Gucken ja viel mehr Menschen als bei YouTube. Ich weiß bis heute nicht, warum. Und daraus ist dann der Podcast entstanden, was ja mittlerweile auch der wesentliche Kanal geworden ist. Und der strategische Wert jetzt für Brand Awareness, für Spryker oder damals auch für eDrive, der hat sich nebenbei entwickelt. Das war nie das Ziel. Mein Ziel war immer, mich mit coolen Leuten treffen zu können und mal die fragen zu können, wie funktioniert deren Business. Dazu gehören ja auch Leute, die auch in anderen Podcasts zu Gast sind. Ich kann es schon zuletzt, weil was war so der Der prominenteste Gast zuletzt war vielleicht Marc Vielmann von der Vielmann-Familie. Würde der sich zwei Stunden mit mir hinsetzen und über sein Business quatschen, wie das funktioniert, wenn ich jetzt nicht so einen Kanal hätte? Wahrscheinlich nicht. Oder Holger Blecker von Bräuninger. Hat jetzt lange gedauert, bis wir das auch live bekommen haben, also wir waren da schon relativ lange dran, aber das finde ich halt mega spannend. Das ist für mich so ein bisschen wie Sendung mit der Maus, nur dass ich halt selber das Kind da drin bin und Fragen stellen darf. Was hast du denn positiv? einen Abstrahleffekt hat auf unser Unternehmen. Das ist ein super Nebeneffekt, aber das ist nicht der Hauptgrund, warum ich das mache.
Joel Kaczmarek: Und sag mal, die Rolle, die du da spielst, dieses Rotznesige, der irgendwie mit seinen harten Urteilen daherkommende Kritiker oft, aber auch, du bist ja nicht beratungsresistent. Also du hast Hypothesen und wenn dir die jemand widerlegen kann, dann sagst du, danke, das hat mich überzeugt, okay, dann sehe ich das jetzt anders. Das muss man dir jetzt zugutehalten. Aber du bist natürlich sehr pointiert, hast eine gewisse Aggressivität in deinen Thesen. Ist das deine Persönlichkeit? Steckt da Kalkül hinter? Hat sich das entwickelt? Wie kam das dazu?
Alexander Graf: Also ich nehme das ja gar nicht so wahr. Ich finde, ich mache das super lieb und bin da handsam. Und ich finde, es gibt halt wenig Journalisten, die genug Zeit haben, sich tief in die Themen einzuarbeiten. Und die bleiben dann an der Oberfläche meistens hängen. Und ich sehe das gar nicht so als pointiert, sondern ich stelle mir diese Fragen ja wirklich. Was ist denn da jetzt der Hintergrund? Was ist denn da jetzt der USP? Das haben wir in der Beratung auch schon so gemacht. Ich will es einfach verstehen. Und es gibt natürlich dann auch Thesen, an denen ich mich irgendwie reiben würde, wo wir da nicht übereinkommen, wie im ersten Podcast mit Christoph von DM. Ja, mit Christoph Werner oder wie mit dem ehemaligen CEO vom Mediamarkt. Kann schon sein, dass wir quasi aus der Sendung rausgehen und sagen, boah, weiß nicht, also da sind wir jetzt eigentlich nicht über eins gekommen. Aber es gibt halt schon viele Grundannahmen, bei denen wir uns irgendwie einigen und die Leute sind ja alle sehr erfolgreich. Viele von denen im Podcast sind ja sehr erfolgreich und das muss man ja auch einfach mal respektieren, dass das viele gestandene Unternehmer und Unternehmerinnen sind. Das finde ich schon beeindruckend. Aber ich rede privat ganz genau so. Also ich challenge auch irgendwie Freunde und frage das genauso hart. Das wirkt vielleicht für den Außenstehenden oft wenig empathisch, aber ich mache das aus so einer kindlichen Neugier heraus und versuche da auch freundlich zu sein. Ich sage jetzt nicht, der ganze Business ist scheiße, aber wenn es scheiße ist, sage ich das. Und dann versuchen wir das zu verstehen. Und ich glaube, das ist cool für die Hörer, Weil es natürlich ist. Ich glaube, es ist auch cool für die Gäste, weil ich ja niemanden irgendwie versuche vorzuführen oder versuche zu veräppeln und daraus irgendwie eine Hardcore-Headline zu machen. Und die, die sich dieser Diskussion stellen, profitieren in der Regel davon, weil sie natürlich dann auch die 10.000, 20.000 Hörer, die es dann hören, ja dann auch wahrnehmen. Und auch von den Hörern bekomme ich ja das Feedback, die stimmen mir eigentlich nicht zu. Die stimmen eher dem Christoph Werner zum Beispiel zu. Und das ist ja für mich auch interessant. Davon lerne ich halt. Deswegen glaube ich immer noch null, dass der stationäre Handel zurückkommt. Aber wir bleiben dran.
Joel Kaczmarek: Ach naja, weißt du, ich meine, ich kenne dich ja ganz gut und ich habe manchmal so meine Momente, dass ich auch so denke, man kann deine Art und Weise manchmal auch echt damit verwechseln. Es ist so ein süffisanter kleiner Kackarsch gerade. Es wirkt halt ein bisschen arrogant, aber ich empfinde es gar nicht so. Also du sagst ja zu mir manchmal auch echt harte Sachen, weiß ich noch. Du hast mich immer so verarscht mit Instagram sei kein Business-Kanal, mit mir würdest du gar nicht reden. Ich hatte auch keine Ahnung, es ist mir hängen geblieben. Aber wie ich dich ja erlebe, ist das ja überraschend. Auf Englisch sagt man Giving. Wie sagt man auf Deutsch? Freigiebig bist. Also ich hege ja große Bewunderung dafür, dass ich das gefühlt hauptberuflich mache und du das als Nebenberuf. Bist du gefühlt immer vorne dran, irgendwelche Sachen neu auszuprobieren. Also sei es jetzt irgendwie Messenger, dann irgendwelche SMS-Dienste, dann irgendwie Instagram, dann irgendwie Newsletter und dies und das und jenes. Also ich finde, dir ist da eine interessante, spaßige Mischung geglückt. Und ich freue mich, dass wir viel zusammenarbeiten. Deswegen war mir wichtig, heute mal umzudrehen mit dir hier.
Alexander Graf: Ich habe auch ein Geschenk, wenn ich nächste Woche in Berlin bin, für dich, das kannst du ja im Office abholen, wo du gerade Instagram sagst, habe ich schon für dich vorbestellt. Kennst du wahrscheinlich schon, oder? Der Business Line Kalender von 2022, weil man darf hier im Internet nichts mehr Zynisches sagen. Ironie oder zynische Sachen bei Twitter, die fallen einem ja sofort auf die Füße, aber der Business Line darf das. Der Januar fängt zum Beispiel an und das passt sehr gut zu dir. Hier ist der Januar.
Joel Kaczmarek: Das Leben wird nicht schwerer, du wirst nur älter.
Alexander Graf: Genau, das sind die sozusagen umgedrehte Motivationssprüche. Was haben wir hier noch? Die Liebe zu einem anderen Menschen ist auch immer ein Kostenfaktor. Genau. Und das dürfen wir ja gar nicht vorlesen, aber ich kann mal ganz kurz schauen. Warte mal. Genau. Der Fuchs gilt als schlau, weil er auch am Nachts- und am Wochenende arbeitet. Ich habe solche Sachen auch mal bei uns so in internen Slack-Channels gepostet. Und es ist wirklich erstaunlich, wie viele Leute das ernst nehmen. Ich hätte halt gedacht, dass Leute dieses Smiley-Emoji darunter machen und sagen, geiler Gag. Aber es kam hin und wieder mal die Frage, so, was meinst du denn jetzt damit? Ich glaube, letztes Jahr habe ich gepostet, sei wie ein Adler. Adler arbeiten auch an Weihnachten. Und das haben Das haben Leute irgendwie sehr ernst genommen, weiß nicht, aber ich würde mich freuen. Deswegen finde ich Twitter cool. Bei Twitter kann man noch ein bisschen mit Zynismus leben. Im Podcast ja auch, also mit Flo Heinemann oder in unserem Podcast, den wir mit Jochen Krisch aufnehmen, kann man manchmal auch so ein bisschen frotzeln. Es ist gar nicht böse gemeint, aber das ist ja auch so eine Typsache. Also ich glaube, wir können schon hier und da mal ein paar zynische Sachen machen, aber ich verstehe schon, wenn das manchmal falsch rüberkommt und dann Leute sagen, Alex ist doof.
Joel Kaczmarek: Hast du das als Problem manchmal? Hast du viele Leute, die dich irgendwie arrogant finden oder das zu ernst nehmen?
Alexander Graf: Egal.
Joel Kaczmarek: Danke, charmant ausgeglichen.
Alexander Graf: Genau. Es gibt zwei Fehler im Leben. Vermeide beide. Ja, schenke ich dir, bringe ich nächste Woche ins Büro mit. Ja, dann müssen wir uns da kurz treffen.
Joel Kaczmarek: Sehr gut. Dann freue ich mich, dass du mir heute deine Zeit geschenkt hast, lieber Alex. Es hat viel Spaß gemacht. Ich hoffe dir auch ein bisschen. Ja. War aushaltbar, wa?
Alexander Graf: Ich fand's ganz schön. Ich weiß halt nicht, ich muss mal die Community fragen. Wir haben ja in Folge 300 mit Tarek ja auch schon so ein paar grundsätzliche Sachen gesprochen. Ich glaube, es kommen wieder mal neue Sachen rein. Aber ich glaube, es ist auch so, wir leben ja quasi immer in diesen Geschichten so jeden Tag und haben das Gefühl, jetzt müsste sie jeder schon hundertmal gehört haben. Ich hoffe, das war nicht so und es waren auch ein paar neue Sachen dabei. Und bedanke mich hier für diesen Reverse-Podcast.
Joel Kaczmarek: Danke dir, hat Spaß gemacht.
Outro: Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.