Die 10 E-Commerce Predictions für 2025 🔮
9. Januar 2025, mit Joel Kaczmarek, Alexander Graf, Jochen Krisch
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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, neues Jahr, neue E-Commerce-Themen und wieder meine beiden E-Commerce-Freunde, nämlich der liebe Jochen Krisch von Exciting Commerce und K5 und der gute Alex Graf von Kassenzone sowie Spryker. Ja, auch wir drei haben keine besseren Ideen, als zum Anfang mit Predictions zu starten. Yay! Aber das Spezifische, dachte ich mir, ist das ganz cool. Wir machen das nicht so bullshittig langweilig wie auf LinkedIn, sondern wir machen das ein bisschen entertainy heute. Und zwar die beiden plus ich, wir haben jeder mal Also ich habe sogar sieben Predictions mitgenommen. Mal gucken, ich werde die besten drei raussuchen, abhängig davon, was die anderen beiden so erzählen. Aber der Gedanke ist, wir teilen heute mal, was sind denn so die drei Annahmen, die wir für 2025 in Sachen Commerce hegen. Also Commerce breit gedacht, Online-Handel, Offline-Handel, stationär, Prinzip der deutsche Handel. So von daher, that being said, ist ja eigentlich easy verstanden. Hallo ihr beiden.
Jochen Krisch: Hallo zusammen.
Alexander Graf: Moin moin und frohes Neues.
Joel Kaczmarek: Ja, ich habe schon gehört, der liebe Alex, der fährt immer pünktlich zum 1.1. in irgendeine schöne Stadt. Dieses Jahr war es Rom, glaube ich, richtig?
Alexander Graf: Rom zum Heiligen Jahr, das wusste ich bei der Buchung allerdings nicht. Da hätte ich mir ein anderes Ziel ausgesucht und die Selektion ist ein bisschen eingeschränkt, abhängig von den Zielen, die man von Hamburg bei Flughafen aus erreichen kann oder von Billund. Das ist für uns auch nicht so weit weg, aber ein paar Städte im Süden sind noch offen.
Joel Kaczmarek: Na gut, Jochen macht's auch richtig, der ruft heute aus Florida an, also wenn er da nicht unseren Neid hat, dann weiß ich auch nicht. Aber gut, wer hat Lust anzufangen? Soll ich den Anfang machen? Will einer von euch?
Alexander Graf: Gerne, gerne. Was ist so eine Prediction aus Berlin? Die würde mich ja mal interessieren, das ist ja für mich quasi der Zukunftsort überhaupt.
Joel Kaczmarek: Die erste, die ich mir gewählt habe, war, weil ich mich daran erinnert habe, dass wir uns in der letzten Folge uneins waren, habe ich mir überlegt, was zum Thema KI zu nehmen. Und zwar habe ich die Annahme, dass KI weiter Einzug halten wird im E-Commerce und das wird zwei Effekte mit sich bringen. Zum einen wird es ja sehr stark genutzt werden, um Effizienzen zu heben in den Operations mit dem Umkehrschluss, dass ich vermuten würde, so richtig wettbewerbsfähig wirst du nicht mehr lange sein, wenn du das nicht bei dir implementierst. Und das zweite ist, dass ich glaube, dass wir noch so einige Zuspitzungen im Geschäftsmodell sehen. Also ich weiß nicht, ob es ein bisschen zu Personalisierung geht, aber schon so, dass es, sage ich mal, sehr spezifische Ecken geben wird, wo KI Einzug halten wird. Und vielleicht ja sogar mehr Services, wie wir ja beim letzten Mal auch thematisiert hatten, haben wir ja über AI-Commerce gesprochen. Also da könnte ich mir vorstellen, dass da noch das ein oder andere Modell kommt. Ich würde mal sagen, das ist eine relativ low-hanging fruit und nicht sehr kontroverse oder schwer zu treffende Prognose. Aber ich fange mal einfach an und steigere mich.
Alexander Graf: Wir sind ja quasi jetzt hier auch schon die alten weißen Männer sozusagen der E-Commerce-Prognosen. Und mich erinnert es natürlich, wie alte weiße Männer ja immer so eine Erinnerung haben an irgendwas, was nicht funktioniert hat, an die Personalisierungsversprechen, die die E-Commerce-Branche in den letzten 20 Jahren abgegeben hat, die nicht eingehalten worden sind. Daher bin ich da noch nicht so sehr auf dem AI-Zug drauf, sondern glaube, dass die Businesses funktionieren, die einfach ein sehr, sehr robustes Kerngeschäft machen, auch ohne E-Commerce. Und möglicherweise neue Wettbewerber dann kommen, die AI-driven sind. Aber ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass der Pieken Kloppenburg Online-Shop mit der neuen AI-Initiative einen großen Schritt nach vorne macht.
Jochen Krisch: Mein Problem mit der Vorhersage ist, dass ich es für 2025 noch nicht sehe. Ich glaube, das Thema braucht noch Zeit und da sind wir immer so ungeduldig. Dann kommt die Technologie und dann will man gleich die Anwendungen sehen. Und natürlich die Tech-Provider wollen auch gleich immer die Anwendungen sehen und propagieren das. Also wenn wir jetzt mittelfristig sprechen würden, dann ja. Und worauf ich natürlich immer achte, ist eigentlich, welche neuen Player kommen mit AI-getriebenen Modellen. Also war jetzt Perplexity Shopping, haben wir das letzte Mal kurz angesprochen. Und das finde ich eigentlich gerade das Spannendere, darauf zu achten, was kommen dann neuen Marktplatzplayern an. Was kommt an neuen Interfaces, Möglichkeiten in der Präsentation? Und da glaube ich, dass wir da schon was sehen 2025, aber dass das jetzt irgendwie einen riesigen Business Impact hätte, jenseits von dem, was du gesagt hast, bisschen Optimierung des Geschäftsmodells, Effizienzsteigerung und solche Sachen. Aber das ist ja nicht, weswegen KI erfunden wurde eigentlich. Also deswegen bin ich da so ein bisschen verhalten.
Joel Kaczmarek: Ja, nein, aber so wie du siehst auch, eigentlich wie ihr beide, dass ich glaube, es wird so ein, zwei spannende neue Modelle geben, wo man sich mal daran abarbeiten kann und das wird dann aber auch noch nicht das Ei des Kolumbus sein, sondern das glaube ich wird dann eher wieder so. die Stufe zum nächsten, von daher ich gebe dir auch recht, ich glaube 26, 27, da gehen nochmal andere Türen auf, vor allem der deutsche Handel ist ja irgendwie gefühlt immer mit einem gewissen Delay versehen.
Alexander Graf: Mich würde ja mal interessieren, weil das diskutiere ich tatsächlich immer mit verschiedenen Gesprächspartnern, wie viel AI nutzt du denn als Volldigitaler im Alltag? Also was hat sich denn jetzt 2024 geändert im Vergleich zu 2023 im Bereich, keine Ahnung, Podcastproduktion, Vorbereitung auf Podcast? Also nutzt du jetzt schon irgendein Tool, was alle Folgen dieses Podcasts analysiert, was dir dann irgendwie Fragen ausgibt, die du uns jetzt stellen kannst? Also ich möchte das deshalb wissen, weil wenn du es nur zu einem kleinen Teil nutzt, dann dürften es die allermeisten Menschen noch zu einem viel kleineren Teil nutzen.
Joel Kaczmarek: Also wir machen schon ziemlich viel damit und wir nehmen uns jetzt so vor, fürs Jahr 2025 eigentlich so das beste digital kompakt aller Zeiten zu sein. Das habe ich mir schon so überlegt, in die Richtung soll es gehen, dass wir den Leuten einfach nochmal geile Services bieten. Und um es mal ganz konkret zu machen, also wir machen seit, ich weiß gar nicht wie lange schon, alles, was mit Transkription natürlich zu tun hat. Also du jagst ein Audio rein, kriegst einen schönen mit Speakern unterteilten, Transkriptionsaufbau und dann haben wir mittlerweile wirklich Systematik, die ist so ausgefeilt, dass ich fast schon überlege, ob wir daraus ein Modell machen sollten, das mit anderen zu teilen. Und das Lustige ist ja, sobald du einmal langes Content Piece hast, kannst du ja ganz viel damit machen. Das heißt, wir nehmen jetzt ein Transkript, packen es irgendwo rein, kriegen dann irgendwie einen fertigen LinkedIn-Beitrag raus, der liest dich so gut, dass du eigentlich nicht mehr so richtig merkst, dass es eine KI ist, vielleicht höchstens dadurch, dass die immer gleich strukturiert sind. dann über die Zeit. Wir haben eine eigene Bild-KI, die mit mir trainiert ist. Das heißt, ich kann auf Knopfdruck auch die passenden Bilder zu den Podcasts von mir erzeugen lassen. Plus, wir gehen jetzt den nächsten Schritt, arbeiten dann mit Zitaten, die automatisiert erstellt werden, teilweise auch automatisiert schon in Bilder umgesetzt werden. Last but not least Video. Das heißt, was wir demnächst machen werden, ist, dass wir nochmal Videopeaces bauen. Die halt KI-analysiert sind teilweise tagesaktuell auf Trends hingebaut, auf Keywords. So, das ist mal so, was in der ganzen Content-Maschinerie passiert und ich glaube, es ist schon ganz solide und vor allem ist der Witz. aber, glaube ich, was ich so bemerke beim Thema KI, das ist einerseits, also bei uns ist halt dann Automations mittlerweile dann angedockt, also du drückst auf den Knopf und es passieren irgendwie zehn Sachen parallel, kriegst Titelvorschläge für den Podcast, wir schreiben irgendwie Learnings raus und so weiter und so fort. Und das andere ist, dass es halt so eine Kommodisierung gibt, also dass du so eine gewisse Commodity-Ecke hast, dass es, glaube ich, wichtig ist, du hast lieber ein Tool, was vieles kann, vielleicht einen Ticken schlechter dann als das andere, was du noch zubuchen müsstest, aber dafür halt nicht mehr so viele. Von daher, ich glaube, wir machen da schon einiges. und was ich so höre, man unterschätzt vieles, glaube ich, auch noch. Also mittlerweile ist ja auch, dass viele in Richtung KI-Agents denken. Das heißt, dass du dich selber teilweise klonen kannst, dass du Tasks bauen kannst. Der Hamid, mit dem ich ja da viel mache, er sei herzlich gegrüßt von Eco Dynamics, der geht ja wirklich hin und sagt, wie viele FTEs willst du haben? Dann sage ich drei und dann baut er dir sozusagen rückgerechnet, kann er dir Agenten bauen, die halt Sachen für dich machen. Nevertheless ist es im Daily-Doing-Ankommen, ich glaube, by far not, also absolut nicht. Ich bin da, glaube ich, immer noch so in der gauschen Verteilungskurve, eher so die Early-Adapter-Ecke. Aber es kommt. Und wenn es nicht 25 wird, dann meinetwegen 26 oder 27.
Alexander Graf: Das klingt ja erst mal danach, dass du viele Dinge, die du vorher schon gemacht hast, jetzt mit AI enhancest, aber jetzt nicht irgendwas fundamental anders machst.
Joel Kaczmarek: Ja, glaube ich schon auch. Und ich finde, es macht auch, finde ich, dass man sich über, wie soll man sagen, Content-Strategien anders Gedanken machen muss. Weil am Ende des Tages, worauf es ja hinausläuft, ist, dass wir uns alle nur noch mit Content zuscheißen, der teilweise künstlich erzeugt ist. Ich kann da bei mir ganz gut mit leben, weil ich weiß, meine Ausgangsmasse ist gut. Das heißt, so ein tolles Gespräch mit euch beiden hier, das ist ja super hochwertiger Content. Und dann kommt eine Maschine und zerstückelt den und der wird sozusagen verteilt. Aber ich stelle mir schon manchmal Fragen, was passiert, wenn du LinkedIn aufmachst und jeder Post, das liest man ja mittlerweile. Du erkennst auch, wenn du mal 10, 15 künstliche Bilder von dir erzeugt hast, dann erkennst du irgendwann auch die KI-Bildsprache, weil die ist einfach so perfekt ausgeleuchtet. So wie Alex heute mit seinem neuen Licht-Setup, was man als Hörer vielleicht nicht sehen kann, aber wir teilen ja jetzt ja auch Shorts bald. Anyway, aber soviel mal als mein Impuls. Bin ich mal gespannt. Komm, mach Jochen mal weiter mit seiner ersten Prediction.
Jochen Krisch: Mein Hauptthema eigentlich gerade ist, das war schon letztes Jahr und ist dieses Jahr auch diese Trennung zwischen dem Kern-Online-Handeln, der sich schwer tut, sag ich mal, und der eben KI und anderes braucht, um zu optimieren, um besser zu werden, um auf die Bottomline zu achten und eigentlich eher unter Druck ist. Das ist so die Zweispaltung. Und auf der anderen Seite Unternehmen, die einfach Gas geben und Wachstum haben. Also die Standardbeispiele sind natürlich immer unsere beliebten chinesischen Player und TikTok-Shop, was es so schwierig macht, den Markt auch zu tracken, weil wir so den alteingesessenen Markt haben. Da kann man ja immer nur unter Druck und Schwierigkeiten und Pleiten und keine Ahnung alle Übernahmen und was es da alles gibt. Und dann den anderen. Und das ist ja mein Fokus jetzt wieder seit letztem Jahr. Was machen die Innovationstreiber? Was machen die Marktgestalter? Was tut sich in dem Bereich? Und ich glaube, da sind wir jetzt wieder auf einer Spur, wo was vorangeht, wo auch langsam wieder Geld reinfließt, wo man eben Möglichkeiten hat. Das ist KI-Thema oder Technologie. Ist, glaube ich, auch das ganze Creator-Thema, wo man sieht, wie viel da an Umsatz drin ist und was da passiert, was nicht so richtig getrackt wird. Das finde ich immer so ein bisschen schade, weil sonst würde man es noch besser sehen. Also ich würde mal jetzt als erste These diese Zwiespaltung angeben.
Joel Kaczmarek: Aber was ist denn die Prediction, was passieren wird da in dem Bereich?
Jochen Krisch: Das ist letztendlich eine Marktverschiebung. Die einen werden ersetzt durch die anderen und die unter Druck sind, haben gar keine so richtigen Möglichkeiten, da rauszukommen, weil sie so in der Optimierung gefangen sind, dass die anderen eigentlich relativ leichtes Spiel haben.
Joel Kaczmarek: Aber ich kann ja auch mal so zwei Predictions von mir damit reinwerfen, die ich ja jetzt qua Kürzungen nicht mitnehme. Ich hab so mehrere gemacht, weil ich hab eh nicht gedacht wie du. Also zum einen, glaube ich, werden wir noch ganz viel Konsolidierung auch 25 jetzt sehen, dass es einige wirklich große Player vom Markt fegt. Ich glaube auch eher die stationär geprägten. Glaube ich, keine große Überraschung. Und ich bin mal neugierig, was sich eigentlich so mit diesem ganzen Ansatz der Schwarz-Gruppe tun wird, die ja mit ihrer, wie heißt die, Deutschland-Cloud, glaube ich, ne? Also mit ihren Cloud-Ansätzen hier so ein bisschen AWS-haft.
Alexander Graf: StackIt.
Joel Kaczmarek: StackIt, danke. was da so passieren wird, wie das angenommen wird, wie das im Markt funktioniert, weil es ist ja mal so ein relativ potent platzierter deutscher Versuch, neben noch ein paar anderen, also ich finde auch, vielleicht können wir ein, zwei Sätze auch nachher nochmal über die Zusammenlegung von About You und Zalando verlieren, wo ja auch das eine oder andere zusammengelegt wird, aber das finde ich mal einen ganz interessanten Case. Aber gut, anyway, Alex, komm, du noch zu Jochen.
Alexander Graf: Finde ich gut. Ich fände es noch spannender, Jochen, wenn du Namen sagst. Also quasi problembehaftete Handelsmodelle. Also ich verstehe, was du meinst versus die anderen Modelle. Aber wäre denn aus deiner Sicht so ein Zalando about you in der ersten Gruppe? Jaja, natürlich.
Jochen Krisch: Also die reinen Online-Handelsmodelle, die jetzt klassisch groß geworden sind, da zählen die Zalandos dazu, da zählen die Home24 dazu, da zählen eigentlich alle Online-Pure-Player. Ich denke gar nicht mehr so stationär, sondern mir geht es wirklich so um die klassische Online-Handelsmodelle. Zalando hat ja versucht, aus der Bredouille zu kommen, indem man den B2B-Arm jetzt stärker priorisiert und das vorantreibt. Aber der B2C-Arm ist schon schwierig. Deshalb jetzt auch die Übernahme, die ja irgendwie sehr viel Sinn macht für alle Beteiligten, um ein bisschen noch eine Wachstumsdynamik zu haben. Nein, ich meine konkret auch die Großen, auch Amazon im klassischen Modell. Alle, die eben keinerlei Fantasie haben, also das eine, oder Kapital haben, um wirklich mit den anderen, den Angreifern mitzuhalten.
Joel Kaczmarek: Agree. Ich hatte ja übrigens so eine Firma im Kopf, als ich darüber nachgedacht habe, über genau dieses Thema, was Jochen gerade gesagt hat, wo ich so überhaupt nicht einschätzen kann, wie gut die dastehen. Ich habe gedacht, die stehen voll schlecht, aber die scheinen relativ gut zu sein. Das ist Intersport. Ich habe so überlegt, was wäre für mich so ein Beispiel, von dem ich denke, wäre es 2025 schwer haben müsste. Dann habe ich gedacht, so jemand wie Intersport, der so ein stationäres Netz hat, ein erklärungsbedürftiges Produkt, was du trotzdem aber vergleichbar online kaufen kannst. Hat einer von euch die Company so ein bisschen im Blick?
Alexander Graf: Ja, die sind ja auch unter anderem Kunden von Spiker, profitieren aber von zwei, drei Dingen, die gerade ganz spannend sind. Also die haben natürlich klassisch als Händler auch das Prognose-Problem. Also die müssen jetzt entscheiden, was sie im Sommer nächsten Jahres verkaufen. Damit hängen sie natürlich hinter Modellen wie Shein und Temu und Kavi, die wahrscheinlich auch dieses Jahr nach Europa kommen, deutlich hinterher. Adidas und Nike und Co. haben sich ja so ein Stück weit von ihrer D2C-Strategie verabschiedet, weil sie gemerkt haben, das ist zu teuer oder es funktioniert nicht in verschiedenen Märkten, sind also wieder dabei, auf die Händler zuzugehen. Andere haben sich auch aus dem D2C-Markt verabschiedet und es bleibt ja, Intersport ist ja da einer der größten in diesem Markt und die auch sehr erfolgreich agieren. Das zweite Thema ist tatsächlich, dass Der klassische Online-Wettbewerb, der klassische Online-Handelswettbewerb im Kern aktuell größere Ertragsprobleme hat als gut aufgestellte Intersport. Das löst jetzt nicht alle Probleme, die auch Intersport hat, aber geht denen jetzt nicht schlechter als vor drei Jahren. Aber die müssen sich den neuen Wettbewerbern stellen. Aber den alten Online-Wettbewerbern, die wir vielleicht noch auf der K5 von vor fünf Jahren besprochen haben, ich glaube, vor denen haben sie nicht mehr so viel Angst.
Joel Kaczmarek: Na gut, Alex, deine erste Prediction.
Alexander Graf: Ich mache mal lieber was Konkretes. Ich glaube, Amazon Whole wird 2025 eingestellt. Das scheint mir genauso ein gedanklicher Rohrgrippierer zu sein wie das Food-Delivery-Thema, bei dem Amazon es nicht gelingt, outside der eigenen Box zu agieren und zu handeln und zu strategisen. Obwohl es aus meiner Sicht auf dem Papier ausreichend Potenziale gäbe, da was Spannendes auf die Beine zu stellen. sind diese halbgaren Versuche, da Marktanteile zu schützen. Die laufen, glaube ich, ins Leere. Da würde ich mich fast festlegen, dass das noch in diesem Jahr eingestellt wird.
Joel Kaczmarek: Also Amazon Haul, H-A-U-L geschrieben, ist so die Temu-Antwort von Amazon, ne?
Jochen Krisch: Das ist so eine einfache Prediktion. Ich würde dagegenhalten und sagen, bis 2026 halten sie durch.
Alexander Graf: Aber ich glaube, Amazon Hole ist die Temu-Version von Temu. Aber ich wollte konkrete Sachen hier, damit es nicht so meta wird. So, deine nächste, Joel.
Joel Kaczmarek: Na gut, ich glaube, ehrlich gesagt, ich bin mit all meinen drei ein bisschen früh dran. Wahrscheinlich auch bei der. Also meine nächste Hypothese ist, dass ByteDance, die Company hinter TikTok, eine regulatorische Lösung mit der EU findet, woran er, glaube ich, noch derzeit scheitert, dass TikTok-Shop in Deutschland an den Start gehen darf. Ich dachte, das kommt in der zweiten Jahreshälfte. und dass wir dann sehen werden, wie immer mehr Shops versuchen, so nahtlosere Kaufoptionen zu bauen. Also Pinterest könnte auch was Spannendes sein, Instagram, TikTok ist der ganze Trend. Also ich glaube, wir werden so eine Experimentierwelle von Influencer-Marketing und shoppable Content sehen, mit in Deutschland, glaube ich, durchwachsenem Erfolg. Also ich glaube nicht, dass das so ein kerndeutsch gut funktionierendes Modell ist. Auf der anderen Seite ist der Shop irgendwie oder die Plattform zu groß, als dass es gar nichts hier machen würde. Aber da sage ich, so zweite Jahreshälfte kommt da was und es wird viele Experimente dran geben.
Jochen Krisch: Da kann ich gleich meine zweite Hypothese rannehmen, das ganze Thema. Ich nenne es jetzt mal Creator Commerce, um nicht mehr Social Commerce zu sagen, wo eben genau dieser Punkt nahtlose Checkout und all die Dinge eigentlich relevant sind, um es den Creatoren leichter zu machen, online zu verkaufen. Für mich sind die Creators oder die Nachfolger der Seller auf den Marktplätzen und darüber geht schon ziemlich viel, aber nicht so strukturiert. wie man sich das vorstellt. Andererseits ist das Thema jetzt auch schon seit fünf Jahren ungefähr ein Trendthema. Es gab ja mal auch VC-seitig so diese Greater Economy Investment Strategien, wo alles nicht so richtig vorangegangen ist. Inzwischen gibt es aber die Tools, Solutions, Services in dem Bereich. Und ich glaube, dass die ganzen Plattformen, die du auch genannt hast, aufgewacht sind. Pinterest, YouTube, Instagram, wie sie alle heißen, dass die sich was überlegen müssen, wie sie da einen leichteren Einkaufsprozess machen. Haben sie bisher nicht gemacht. weil sie eigentlich händlerfreundlich sein wollten und gesagt haben, nee, wir sind für den Traffic zuständig, ihr bekommt es dann in euren Laden und in den Checkout-Prozess. Aber sowohl kundenseitig als auch creatorseitig ist das natürlich ein Problem. Und ich glaube, die wären in der Lage, die haben sich bis jetzt immer gesträubt oder die Versuche sind gescheitert bei Instagram und Co., weil es blöde Benamungen, Instagram-Shop dann oder Facebook-Shop oder was es da alles gab gab, Und das andere ist, dass ihr Werbegeschäft einfach so floriert, dass sie nicht so auf den E-Commerce-Part fokussiert waren. Das macht TikTok anders. Ich glaube, deswegen wird da Dynamik reinkommen.
Alexander Graf: Ich glaube nicht, dass das aufgrund von der Regulatorik bisher nicht in Deutsch eingeführt wurde, sondern eher aufgrund des sehenden Markterfolges in den USA und ein bisschen Fokussierung. Ich glaube jetzt, was war das, Irland und Spanien. Es wird aber trotzdem kommen. Es macht halt super viel Sinn für das Geschäftsmodell. Also ein Werbegeschäftsmodell ist natürlich besonders cool, weil das halt sehr asset-light ist und die Marge aus einem Werbegeschäftsmodell halt besonders attraktiv ist. Aber sie sagen ja den Werbetreibenden gegenüber, den Snocks dieser Welt, hey, verkaufe auf TikTok-Shop und du kannst aus deinem eingesetzten Werbe-Euro doppelt so viel Umsatz machen. Und wenn du doppelt so viel Umsatz machst aus deinem eingesetzten Werbe-Euro, dann gehen wir mal davon aus, dass du noch mehr spendest auf TikTok-Shop. Das ist erstmal eine relativ smarte Strategie und naheliegende Strategie. Ich Ich habe jetzt relativ oberflächlich mal ein paar Analysen gelesen über den Erfolg von TikTok Shop in den USA und ich glaube, was das Thema Conversion Rate und Co. angeht, sind sie da noch nicht ganz so happy. Es funktioniert eben nicht, dass man eins zu eins das chinesische Douyin-Modell, so heißt er ja, TikTok Shop, auf die USA überträgt, sondern Es dauert dann halt ein bisschen, bis entsprechend viele Influencer oder Creators Content angelegt haben. Und wahrscheinlich ist so ein ganz klassischer, schnell geschnittener AI-Content kommt in den USA noch nicht so an. Also es braucht auch da wahrscheinlich ein, zwei, drei Jahre, bis auch die Verkäufer einen Modus gefunden haben, wie sie dieses Tool für sich ideal nutzen können. Ich hatte ja mit dem Johannes Kliesch auch gesprochen, wie das für ihn funktioniert. Wir haben ja auch viel bei TikTok experimentiert. Die sind aber sehr unzufrieden bisher mit der Conversion Rate, weil es super schwierig ist, vorauszusagen, was funktioniert und was nicht funktioniert. Und so funktionieren ja die meisten Marketingabteilungen, auch modernere Marketingabteilungen noch nicht. Wir suchen ja immer so skalierbare, wiederholbare Modelle. Aber ich gehe davon aus, dass es in diesem Jahr noch kommt. Ich hätte auch eine Prediction, die sich daran anschließt. Ich glaube, weil es in diesem Jahr noch kommt und weil es dazu führt, dass Google weiterhin Werbegeld verliert, ist, dass Google sein Google Shopping Modell neu aufsetzt und das in YouTube integriert, weil du hast quasi mit dem YouTube Shorts Konsumverhalten in Deutschland fast eine ähnliche Traction wie es TikTok hat mit den TikTok-Videos. Und dort könntest du relativ smart, weil du den Zugang zu den ganzen Händlern schon hast, den Händlern erlauben, Short-artige Ads zu platzieren im bestehenden Google-Shopping-System. Die werden jetzt nicht anfangen, irgendwie Lagerkapazitäten auszubauen und irgendwie Payment zu erlauben. Aber ich glaube, es wird eine Annäherung von Google Shopping und YouTube Shorts geben, weil TikTok in diesen Markt kommt. Wird total viel Sinn machen aus meiner Sicht. Ich glaube, ich kenne keine Webseite, die so sticky ist wie die Landingpage von YouTube. Und das geht meinen Freunden, meinen Kindern ganz genauso. Fast jedes Video, was da ist, ist für mich relevant, will ich klicken. Das heißt, der Algorithmus ist so gut, wirklich so gut, dass mir dazu naheliegende Produkte anbieten. Das liegt für mich auf der Hand.
Joel Kaczmarek: Ich habe genau das Gleiche gedacht, weil das ist ja, was man so einem Instagram vorwerfen kann. Das lernt halt sehr zäh, glaube ich, was man will. Das ist so eine große TikTok-Stärke und der einzige andere Player, der mir einfällt, der das in ähnlichem Niveau gut macht, ist YouTube+. Ich weiß nicht, wie es euch so geht. Ich beobachte, dass auch die Content-Pieces länger werden. Also ich habe festgestellt, ich habe jetzt eher so dreiminütige Shorts, die einem da auch mal angezeigt werden. Von daher, das wäre, glaube ich, ganz konsequent, das so ein Stück weit in unterschiedliche Richtungen auszubauen. Also kann ich mitgehen in deine Prediction.
Jochen Krisch: Würde ich auch unterstreichen. Also ich glaube, wenn man in den Shopping-Bereich reingeht, kann man viel automatisch generieren, künftig. Und das muss nicht so super aufwendig sein, sondern ich glaube, wenn das ein bisschen ein Skript hat, ein vernünftiges, und das Produkt dabei präsentiert wird oder so, dann muss das gar nicht so dramatisch sein. Weil wenn das ein Produkt ist, das einen interessiert, dann geht es ein bisschen nur noch um die Aufmachung. Und ich glaube, das ist auch noch ein schöner Hebel für die ganzen Bewegtbild-Anbieter, die sich früher halt immer schwer taten, weil es super aufwendig war, solche Dinger dann auch zu kreieren.
Joel Kaczmarek: So gut, dann bin ich wieder dran mit der dritten. Also ich glaube auch hier bin ich theoretisch einen Ticken zu früh dran und sie ist dystopisch.
Alexander Graf: Du machst immer gleich schlecht deine Prognose. Das hat man in der Schule schon gelernt. Vielleicht verplappere ich mich, aber ich stelle die Präsentation trotzdem vor. Jetzt machst doch mal wie ein klassischer Vertriebler auf der K5-Konferenz und sag einfach, du weißt es besser als alle anderen. und so ist es.
Joel Kaczmarek: Meine geheimen Kanäle offenbaren mir, dass sich China über das Jahr hinweg noch weiter die Auswirkungen angucken wird, die die Sanktionen auf Russland hat. Wird Strategien entwickeln, wie man das umgeht und ich glaube, es wird zum Ende des Jahres in Richtung Dezember eine Eskalation geben in Sachen Taiwan. Und das wird so eine ganze Kaskade an Effekten mit sich bringen, weil wir wissen ja alle, Taiwan ist ein großer Chip-Hersteller-Standort. Also wenn da die Lichter ausgehen oder ich sag mal China da die Hand drauf hat, dann kracht es aber so richtig an sehr, sehr vielen Stellen. Und ich glaube, das wird was sein, wo wir dann so die folgenden zwei, drei Jahre dran Minimum zu kämpfen haben oder zu knabbern haben. Wahrscheinlich fährt es erst so richtig 2026 hoch, aber ich glaube, wir sehen im Dezember 2025 da schon einen ersten Aufschlag.
Jochen Krisch: Du erwartest die nächste große Handelskrise nach Corona, wo die Kanäle abgeschnitten waren. Das ist aber eine heftige Prognose.
Alexander Graf: Was bedeutet das denn für dich? Also angenommen, du glaubst an deine eigene These, deckst du dich jetzt schon ein mit Screens und Mikrofon und machst schon so ein kleines Amazon-Lager oder ein TikTok-Lager bei dir am Platz?
Joel Kaczmarek: Also ich glaube, mein Kosmos ist dafür zu klein. Ich bin auch gut ausgestattet, aber ich glaube, dass das schon eine harte Kaskade wird. Verbindet sich ja auch mit anderen Effekten, wenn du den KI-Faktor hast. Ich mache mir viel Gedanken darüber, was so KI-Folgen sind. So die Entwertung von Content zum Beispiel in meinem Geschäft oder Wettbewerbsfähigkeit etc. Wenn du das dann noch aufsummierst mit sowas, ich glaube, das ist schon schmerzhaft.
Alexander Graf: Kann ich einmal zurückpushen zur Entwertung von Content? Weil da kommt jetzt am Donnerstag quasi ein Podcast dazu. Das finde ich gut eingestimmt, weil ich mich mit Philipp Westermeyer über die Zukunft von Kassenzonen unterhalten habe und gefragt habe, was sollte man machen? Und wir sind zu der Aussage gekommen, dass es heute eben nicht mehr 90% Content sind, also Aufnahme dieses Podcasts und dann 10% Distribution, also Hochladen bei Soundcloud oder Podigy, sondern es ist halt 90% Distribution und 10% Content. Wenn man aber smarte Marketingideen entwickelt, mit KI oder ohne, Dann kann man sozusagen darauf sozusagen mit gutem Content mitschwimmen. Was eben nicht mehr reicht, ist Content, Content, Content, weil es diese Schwämme gibt und dann zu hoffen, dass die Algorithmen den irgendwie picken. Aber ich bin nicht der Meinung, dass Content weniger wert ist. Jetzt muss man einfach mehr investieren, in die Vermarktung investieren. Als vorher, aber dann finden die Content-Pieces immer noch ihre Zielgruppe. Aber es ist teurer, diese Zielgruppe zu erreichen, weil du stehst natürlich bei Spotify in einem massiven Wettbewerb mit 100.000 anderen Podcasts und bei TikTok gucke ich jetzt ja nicht nur die Digital-Kompakt-Videos an, sondern vielleicht auch wie ein Angler in See fällt oder wie sozusagen ein Hund eine Katze fängt oder was immer dann auch vorgeschlagen wird von YouTube.
Joel Kaczmarek: Ja, total. Also ich meine ganz ehrlich, wenn du auch Spotify anguckst, ist ja mittlerweile auch sehr video-dominiert, hat ja auch gewisse Effekte oder größere Gründe, wollen wir vielleicht gar nicht so weit rausführen, aber es wird ja auch teurer. Also die ganze Content-Production wird ja teurer. Ich frage mich ganz oft, wie das Leute machen, die jetzt nicht so professionell aufgestellt sind wie wir, was man glaube ich mal sagen darf, also alle drei, die hier drin sitzen. Das kostet dich auf einmal das Doppelte. und dann ist ja die Frage, was ist denn das Kassenhäuschen von deinem Podcast? Also bei Philipp vielleicht die OMR, bei dir vielleicht irgendwie Spryker-Kunden, bei Jochen war es früher die K5. Mittlerweile, ich weiß gar nicht, was es bei dir noch ist, Jochen, du hast bestimmt aber auch fünf, sechs gute Ansätze. Also das ist mal so das eine und ich habe halt so danach gedacht, also ich liebe ja Content. Ich denke zum Beispiel viel darüber nach, sollten wir das, was wir alles erzeugt haben, mal irgendwie in eine Form von Büchern gießen oder machen wir mit Workbooks was? Also wie kann man das noch weiter treiben? Und ich stelle halt immer wieder fest, dass es halt alles so ersetzbar ist. Also wenn es leicht zu erzeugen ist, dann ist es auch irgendwie nicht mehr so wertvoll. Um euch mal ein Beispiel zu geben, wir haben jetzt mit einem Schlag, ich glaube so 700, 800 Begriffe aufgenommen in so ein eigenes Lexikon, weil ich halt festgestellt habe, viele Leute können in unseren Podcasts, manche Sachen verstehen die nicht so gut. Wenn man jetzt nicht irgendwie super tief drin ist, dann sind manche Abkürzungen vielleicht so ein bisschen merkwürdig, schmeißen dich raus und du verlierst so den Zugang zum Podcast. Also gehen wir jetzt hin und schreiben das in die Shownotes, nehmen so die wichtigsten Fachbegriffe, erklären die da. Und es ist halt mit KI irgendwie super schnell gemacht. Das ist halt, glaube ich, ein ganz geiler Service, aber dadurch, dass er schnell machbar ist, halt auch wieder nicht mehr so wertvoll. Und das ist so, was mich beschäftigt. Es wird teurer, wie monetarisierst du es dann noch? Es gibt mehr Angebot, dann musst du dich. Qualität und ich glaube, also Personality wird, glaube ich, ein großes Thema. Ich glaube, eine Kassenzone lebt davon, dass du da mit drin hängst, ein OMR davon, dass Philipp da wie eine bekannte Marke ist und so weiter.
Jochen Krisch: Ich glaube, auch Originalität und auf den E-Commerce bezogen Spezialisierung zahlt sich extrem aus, um da wirklich ein Land zu sehen. Nicht in der Masse, aber zumindest in der Profilierung.
Alexander Graf: Aber können ich da mal kurz einhacken? Aber machen wir da nicht den gleichen Fehler wie die Car-Start-Manager vor zehn Jahren, die dann sagen, am Ende ist die Nähe zum Kunden und das gute Sortiment, was dann zum Einkauf verleitet?
Joel Kaczmarek: deine Argumentation mit der Distribution, die teile ich vollkommen. Also es ist unabhängig davon. Das ist sozusagen Voraussetzung dafür, dass die Distribution auch Früchte trägt, dass der Content halt gut ist. Das ist so meine Arbeitspolitik. Ansonsten hast du vollkommen recht. Du kriegst den Scheiß einfach nicht mehr durch die Bubble durch. Du musst halt sehr, sehr viel mehr dafür tun. Video machen, Shorts machen, Ich meine, ich habe jetzt Leute, die mir sagen, ich mache drei LinkedIn-Beiträge am Tag, wo ich sage so, hä, aber du hast gar keine Interaction auf den Dingern drauf. Ja, aber ich tauche jedes Mal wieder im Feed der Leute auf und wenn du dann Ausreißer hast und die Ausreißer-Wahrscheinlichkeit erhöht sich, dann lohnt sich das doch. und wenn du alle zusammen nimmst.
Alexander Graf: Das ist deine These? Drei LinkedIn-Beiträge am Tag? Okay. Das habe ich nicht gesagt, das ist meine These.
Joel Kaczmarek: Ich habe gesagt, dass das Leute zu mir sagen, dass sie mittlerweile auf dem Niveau arbeiten.
Alexander Graf: Okay, ich muss nur das notieren. Fünf Beiträge pro Tag.
Jochen Krisch: Ich möchte nochmal auf die Dramatik zurückkommen. Der Ursprungshypothese, die heißt ja, für den Handel füllt euer Läger. Jetzt, dieses Jahr, für die nächsten fünf oder zehn Jahre, weil es dramatisch wird. Ich finde, den Punkt müssen wir nochmal herausarbeiten. Wir sind jetzt ein bisschen abgedriftet in Richtung reines Contentspiel. Ich bin immer kein so Freund von dramatischen Hypothesen, aber wenn man die ernst nimmt und wenn man sie übernachtet, dann muss man ja wirklich Schlüsse draus ziehen. Und ein Schluss wäre tatsächlich da, vorab zu reagieren. Das ganze Thema Retail Media ist ja eins, was sehr um sich greift. Und ich sehe immer zwei Arten, wie Retail Media angegangen wird. Also eine, die 90, 95 Prozent der Leute angehen, heißt das kopieren, was Amazon gemacht hat, was alle anderen gemacht haben und da Retail Media Modelle draus zu machen. Dann gäbe es aber noch den anderen Ansatz, sich von Amazon inspirieren zu lassen. und das machen viele asiatische Plattformen, dass man sagt, man macht einfach Retail-Pure-Play. Und im Grunde ist Temo auch so groß geworden. Das heißt, man profitiert gar nicht mehr von Improvisionen und von allem, sondern man sagt, wir schaffen Reichweite, ihr schaltet Werbung bei uns und damit macht ihr euren Umsatz. Und dann ist man komplett raus eigentlich aus dieser klassischen Handelsplattform-Modell-Logik. Und da erwarte ich mir eigentlich noch einen Schub. Wenn nicht für dieses Jahr, dann für 26, 27, dass dann noch mehr Player kommen, die sagen, das spielen wir jetzt richtig groß. Weil einerseits klar, man muss Geld, Milliarden in die Hand nehmen, um da Reichweite zu generieren. Aber gleichzeitig hat man ein Businessmodell, mit dem man es relativ schnell wieder refinanzieren kann, wenn es funktioniert. Und ich glaube, ich schätze den Markt so spekulativ ein, dass es da einige gibt, die das versuchen werden. Und so ein Shoppie in Südostasien hat es vorgemacht. Temo, wie gesagt, am Anfang habe ich das auch so empfunden. Ich glaube, das ist der schnellere Weg, um neue Marktplätze und Plattformen zu schaffen, als diesen schwierigen Mühsamen. Wir bauen erst mal einen Marktplatz auf und dann ein provisionsbasiertes Modell und gehen dann in die Reichweite und die Vermarktung.
Alexander Graf: Ich bleibe hier bei meinen E-Commerce-Thesen und ich glaube, aufgrund des Domestic-Problems in China, also dem Land geht es ja nicht gut, auch wenn das Außenwirtschaftswachstum immer noch ganz positiv ist, sinkt halt massiv die Nachfrage nach Luxusmarken. Die Chinesen reisen deutlich weniger jetzt nach Corona, machen halt viel mehr Domestic-Spend. Es gibt viele neue, große Luxusmarken, die auch in China entstehen. Ich habe heute etwas über eine Automarke gepostet, ein Post, der sehr gut läuft. Und das führt dazu, dass ein Großteil des Spends, den diese Luxusmarken bisher vor allem von chinesischen Kunden hatten, wegfällt. Und das ist bei einigen Luxusmarken aus dem LVM Asch-Konzern teilweise über. 50 Prozent der Produkte gehen nach China. Das bedeutet, dass diese Unternehmen ganz, ganz großen Absatzdruck bekommen. Die können gar nicht so viel shreddern, wie sie nicht verkaufen können. Und diese Ware landet dann in den Online-Kanälen wie zum Beispiel Farfetch oder MyTheresa. Das könnte also schlecht für Luxusmarken, gut für die Händler, die dort einfache Entlastung bieten. Und ich glaube, wir können Ende des Jahres auch mal die ein oder andere Bottega Veneta-Tasche im Discount bei TK Maxx bestaunen. Ja, soweit würde ich mich aus dem Fenster lehnen.
Jochen Krisch: Boah, das ist ja brutal.
Joel Kaczmarek: Ja, ich würde gerade sagen, bisher waren seine beiden anderen doch eher konservativ. Das ist ja mal ein bisschen bolder.
Alexander Graf: Gucci bei Aldi.
Jochen Krisch: Bringst du gleich wieder auf der K5, dann sorgt das wieder in deine Zalando-Einschätzung.
Alexander Graf: Ich weiß gar nicht mehr, ob ich quasi Teil des Thesen, ich habe ja nicht vorgeschlagen, ich möchte quasi Thesen bewährter werden. Ich sage mal, 20 Milliarden aus China fehlen alleine dieser Gruppe an Konzernumsatz in diesem Jahr. So viel meinst du? Ja, ich glaube schon. Es gibt einfach geile Produkte mittlerweile in allen Kategorien aus China, die die selber kaufen und das ist einfach ein sehr großes Land, was einen Großteil der Luxusindustrie in den letzten fünf Jahren gepäppelt und getrieben hat. Und dadurch, dass sie nicht mehr so viel reisen, weil sie während Corona nicht reisen durften und dann mehr Domestic kennengelernt haben und die neuen Marken den alten Marken aus Europa teilweise überlegen sind, die können das halt besser vor Ort produzieren. Auch in besseren Qualitäten tatsächlich. Ich glaube, so sind die Ehrlichkeiten entstanden. Aber ich bin auch kein Fashion- und Luxusprofi. Deswegen kann ich einfach auch später sagen, wenn diese These gar nicht eintritt, dass ich davon gar keine Ahnung hatte. Aber ich glaube, es wird so sein.
Joel Kaczmarek: Das ist ganz interessant. Ich habe gestern oder vorgestern gerade einen Artikel gelesen. Da ging es darum, dass so viele Promis irgendwie selber Alkohol herstellen und mit einer eigenen Marke rausbringen. Und Beyoncé macht das wohl mit einem LWM-Asch-Produkt. Also die macht einen Whisky und der ist eigentlich von LWM-Asch und das ist dann sozusagen so eine Art Joint-Venture. Von daher ist er ganz interessant.
Alexander Graf: Ja, ich habe auch einen Schnaps rausgebracht. Mit meiner eigenen Marke.
Jochen Krisch: Die Beyoncé des E-Commerce, absolut würdig.
Joel Kaczmarek: Ja, so nackt auf dem Pferd hier kann ich mich auch gut vorstellen.
Alexander Graf: Nee, nee, nee, mein Schnaps ist eine coole Marke. Den gibt es nur in einem Restaurant auf Mallorca tatsächlich. Aber das ist drum, was du machst? Ja, ja, sehr schnapps.
Jochen Krisch: Können wir noch zum Abschluss einfach nochmal einschätzen, wie gut oder schlecht das Jahr 2025 wird für den E-Commerce? Das fände ich noch spannend, so ein allgemeines Gefühl dafür zu bekommen, ob wir jetzt, ich meine, wir haben, 2023 war ganz, ganz bitter, also 2022, 2023 nach Corona war ganz, ganz bitter, 2024 war so zweigeteilt, wie eure Einschätzungen da sind.
Joel Kaczmarek: Also ich glaube eher, dass es eher ein hartes Jahr wird. Ich sage ja Konsolidierung, mit denen ich rechne, dass wir einige große Pleiten wieder sehen werden. Du musst Effizienzen gehoben kriegen, die über dein Modell Gedanken machen. Ich teile auch Alex' These mit dem, dass du eigentlich nur noch Sichtbarkeitsverkäufer bist, wenn du so ein Amazon bist. Also darüber kommt ja auch ganz viel, was Effekte macht. Von daher, ich rechne eher mit herbstlichem Wetter.
Jochen Krisch: Ich finde, die letzten Jahre waren so hart, dass ich schon Licht am Ende des Tunnels sehe und eigentlich mich auf ein eher wieder etwas besseres Jahr einstelle. Ich habe es vorhin ja schon gesagt, ein bisschen besserer Kapitalzugang. Klar werden viele M&A-Schichten nach wie vor da sein, weil vielen einfach entweder das Geld nicht reicht oder sie einfach anorganisches Wachstum brauchen. Also für die etablierten Player eher positiv und natürlich für alle, die da irgendwie Geld haben und angreifen können. Super Jahr. Also ich glaube, die Chinesen wird es weiter gut gehen. Also wenn ein TikTok-Shop startet, dann kann das super gut werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass neue Player kommen in dem Bereich. Also das würde ich dann immer unterscheiden.
Alexander Graf: Ich glaube, E-Commerce wird stärker wachsen als 2022 und 2023. Große Frage für mich ist nur, welche Modelle davon profitieren. Modelle, die nicht so sehr am Warenrisiko hängen, das ist meine Erkenntnis aus dieser Plattform-Ökonomie-Diskussion, werden davon profitieren. Ich glaube, E-Commerce hat hat in Summe viel bessere Geschäftsmodelle, was die Quadratmeterproduktivität oder die Pro-Mitarbeiter-Produktivität angeht, als das im klassischen Handel der Fall ist. Und dieser starke demografische Wandel, bei dem dann tatsächlich auch die Kassenfrau fehlt, um um sieben Uhr morgens den DM aufzuschließen, die wird auch die Unternehmen, die bisher dem E-Commerce ein bisschen abgeneigt waren, zum Beispiel Lebensmittel und Drogerie, die wird das auch dazu führen, dass man auf effizientere Verteilungsmodelle zurückgreift. Und dazu gehört ja E-Commerce. Das ist einfach viel effizienter, was das Thema Warenumschlag angeht. Deswegen, ich bin da sehr, sehr positiv. Was sich ja gezeigt hat, trotz der schwierigen Zeiten, auch wirtschaftlich schwierigen Zeiten, ist, die Leute kaufen mehr. Also wir haben quasi nicht mehr Gesamtumsatz im System, jetzt bei Fashion oder Consumer Electronics, sondern mehr Teile für im Durchschnitt weniger Geld. Das zeigen ja Shein, Temu und Co. Davon profitieren natürlich die ganzen Zulieferdienste. Also mehr Teile bedeutet ja, dass DHL und Hermes und Co. öfter rausfahren müssen. Es gibt also auch Profiteure in diesem Umfeld und wir hatten jetzt eine gewisse Marktbereinigung schon gesehen in den letzten ein, zwei Jahren. Wir werden die auch 2025 weiter sehen, aber in Summe und darum geht es ja so ein bisschen dieses sozusagen, wohin geht die Reise, wird das glaube ich ein sehr gutes Jahr für E-Commerce in einer sehr ungleichen Verteilung, wer davon profitiert und wer davon nicht profitiert.
Joel Kaczmarek: Ein Addendum hätte ich ja trotzdem gerne noch. Ich habe auch überlegt, was mit Food eine Prediction zu machen. Jochen, was war denn deine Food Prediction?
Jochen Krisch: Ich glaube ja, dass Food die Pioniere sind des zukünftigen Online-Handels, weil sie einfach sehr schnell liefern zum einen, weil sie einfach eine Kundenbindung aufbauen und damit eine Basis schaffen für auch alles mögliche andere zu liefern. Und deswegen finde ich es sehr faszinierend, was so Knusper, Picknick etc. da machen. Und Rolig, also die Knuspermutter, hat über den Jahreswechsel Zahlen rausgegeben, wo sie sagen, sie haben jetzt eine Milliarde Umsatz ungefähr insgesamt mit einer Million Kunden, Kundinnen. Also 1.000 Euro im Schnitt lassen die Kunden im Jahr da. Und deswegen wird, finde ich, Food immer sehr unterschätzt noch, weil es vergleichsweise wenige Kunden sind, die das noch nutzen. Aber die, die es nutzen, super intensiv. Und das ist für mich so die Grundlage. Und deswegen bin ich ein super, und das wiederhole ich ja auch bei jeder Gelegenheit, niemand interessiert Food jetzt an den klassischen E-Commerce-Märkten. Aber für mich ist das eigentlich das Zukunftsmodell schlechthin. Das hat alle Komponenten drinnen, die man braucht, um in fünf Jahren, in zehn Jahren erfolgreich zu sein. Und ich fand schon, also gerade diese Deals jetzt von Rolig Knusper mit Amazon, dass Knusper Amazon Fresh quasi ersetzt und solche Sachen, sind für mich früher Indikatoren. Und man sieht jetzt am Picknick und Knusperjahr, jetzt kommt ja auch Hamburg, dann endlich wird beknuspert, nachdem Picknick gekommen ist. Also langsam wird das auch national ausgerollt. Und das sind ja beide Services, die sehr gut ankommen, also die sehr positiv bewertet sind. Also in Berlin ist es jetzt nicht ganz gut, hat es nicht ganz gut geklappt. Die Umstellung, weil da quasi Bringmeister in Knusper verbandelt wurde. Aber generell, was so der Service ist. Und Berlin ist ohnehin eine verwöhnte Stadt. Also was die Service ist, in München ist es super angekommen. Ich glaube auch Picknick, egal wo es hinkommt, kommt gut an. Und deswegen ist für mich das weiterhin das Zukunftsmodell.
Joel Kaczmarek: Ich habe gerade einen ganz tollen Podcast aufgenommen mit Josef Brunner und mit Jan Bredak von Veganz. How fucked up ist der Foodmarkt? Was man da gelernt hat, war aber auch crazy. Von daher, dass er hier mal als Appetizer angeregt. Nun ja, so viel als Prediction auf einen tollen Podcast. Und euch erstmal vielen, vielen Dank für dann insgesamt sogar zehn schöne Predictions für den E-Commerce in 2025. Bis zum nächsten Mal, würde ich sagen.
Jochen Krisch: Tschüss, schönes Jahr für alle.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um E-Commerce: Joel trifft sich regelmäßig mit den beiden E-Commerce-Experten Alexander Graf (Kassenzone, Spryker) und Jochen Krisch (Exciting Commerce, K5) um ihr Wissen zu bündeln. Gemeinsam nehmen die drei dich mit auf eine Reise zu spannenden Tiefenanalysen, Strategiediskussionen und Praxiseinblicken des Onlinehandels. Ein wahres Feuerwerk zwischen drei Experten, die scharfe Thesen formulieren und lebhaft miteinander diskutieren.