Just in Time mit dezentraler Logistik

24. Februar 2021, mit Joel KaczmarekAlexander GrafJochen Krisch

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Joel Kaczmarek: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen E-Commerce-Crossover-Podcast von digital kompakt. An meiner Seite, wie jedes Mal, die beiden E-Commerce-Granden, der liebe Alex Graf und der gute Jochen Krisch. Hallo, ihr beiden.

Jochen Krisch: Hallo zusammen.

Alexander Graf: Moin, moin.

Joel Kaczmarek: So, und heute geht es um das Thema dezentrale Logistik. Wir haben ja schon mal ein bisschen über Logistik gesprochen. Da kam vielleicht auch der ein oder andere Anbieter nicht so gut weg. Also hört nochmal nach, wenn euch das interessiert. Und auch heute wird es wieder um Themen gehen wie die Probleme der Logistik. Wir werden natürlich über die letzte Meile reden. Aber natürlich vor allem auch wollen wir nach vorne blicken. Sprich, was ist eigentlich das Logistikkonzept von morgen? Wie sieht dezentrale Logistik aus? Was macht Amazon eigentlich besser als die anderen? Und nach hinten raus natürlich auch mal darüber sprechen, was sind eigentlich Möglichkeiten für den kleinen Handel? Und wenn wir es noch schaffen, vielleicht auch mal einen kleinen Blick in Richtung Mobile. Hat Jochen mir erzählt, hat er auch schon mal ein bisschen was zugemacht. Da gibt es ganz spannende Schnittstellen. So, wichtigste Frage vorneweg. Wie sieht es bei euch aus mit Weihnachtsbestellungen? Eure Logistik zu Weihnachten, läuft die?

Jochen Krisch: Alles super. Also bei mir gibt es nichts, keine Beschwerden, alles angekommen soweit. Aber wir sind ja jetzt auch noch Anfang Dezember, also es kann noch heißer werden.

Alexander Graf: Also in Summe läuft es okay, würde ich sagen. Die meisten Bestellungen werden ja hier ausgeliefert aus dem Amazon-Lager in Rendsburg. So lerne ich hier jeden Tag einen neuen Freelancer kennen, der mit seinem Privatauto für Amazon Ware ausliefert. Das ist immer ganz spannend, wer und was da für Amazon für Fahrzeuge bewegt werden. In Summe also 90% der Füllungsquote, der Bestellvorgang, der momentan am stärksten hakt, liegt bei Otto. Da habe ich für meine Frau so einen kleinen Schreibtisch bestellt, damit sie auch mal wieder ans Arbeiten kommt zu Hause. Und der ist dann angekündigt worden, in vier bis sechs Wochen lieferfähig. Der war dann nach zwei Wochen schon da, da hat aber quasi ein Teil gefehlt. Und der Rollkorn-Trainer, der dazu war, der wurde gestern erst neu avisiert für Mitte Januar. Also da rechne ich in Q1 damit. Was ich aber am spannendsten fand, als ich dann nochmal eine E-Mail geschrieben habe an den Support. Ich habe ja vor zwei Wochen schon mit denen telefoniert. Die waren auch total freundlich, das war alles super. Als ich eine E-Mail geschrieben habe dem Support und dann gemeint habe, wo ist denn jetzt dieses Teil, was am Schreibtisch fehlt, damit ich ihn endlich zusammenbauen kann, also es ist kein großes Paket, dann kam eine E-Mail von Otto zurück, die kann ich mal vorlesen und ich glaube, die beschreibt so ein bisschen das Problem, indem wir gerade sind. Aufgrund der schnell angestiegenen E-Mail-Anfragen können wir Ihnen im Moment leider nicht den gewohnt schnellen Service auf diesem Kontaktkanal anbieten. Aktuell kann die Beantwortung Ihrer E-Mail bis zu 14 Tage dauern. Meistens dauert es ja 14 Tage, bis das Produkt kommt. Hier sind wir jetzt schon 14 Tage im E-Mail-Verzug. Also, der Schreibtisch ist top, also was davon angekommen ist zumindest. Die meisten anderen Produkte sind auch geliefert worden. Ich bestelle natürlich nicht auf dem Amazon-Marktplatz. Also wenn irgendwas nicht per Prime lieferbar ist, dann vertraue ich dem gar nicht mehr jetzt vor Weihnachten, sondern alles, was direkt von Amazon im Lager liegt. In Summe also gut, aber wie Jochen schon sagt, wir sind weit vor Weihnachten. aufgrund der Logistikproblematik, die man jetzt ja überall so liest und hört. Darüber sprechen wir. Klare ich jetzt aber so, dass ich nicht mehr wie im letzten Jahr drei Tage vorher nochmal den Rest bestelle. sondern eigentlich diese Woche durch sein will mit meinen Bestellungen.

Joel Kaczmarek: Naja, bist ja noch relativ gut unterwegs. Solange es der Schreibtisch ist und nicht irgendwie der, weiß ich nicht, das Verlobungsgeschenk oder so. Nee, seid ihr schon verheiratet. Der Hochzeitsgeschenk dann. Also gut, ich lerne im Groben und Ganzen ein ganz gutes Bild. Aber lass uns doch mal tief eintauchen. Also Probleme der Logistik. Vielleicht fangen wir mal mit so einem bisschen globalen Blick an, bevor wir uns dann weiterhangeln. Jochen, du heftigst ja sehr viel mit dem Thema Logistik. Was sind bei dir so die Top-Themen, wenn man jetzt mal die Problemlage anguckt?

Jochen Krisch: Ja, wir sehen ja jetzt durch Corona getrieben auch nochmal, dass jetzt das alles eintritt, was man jetzt ja schon seit ein paar Jahren erwarten konnte, weil einfach die Strukturen nicht so angepasst wurden, dass sie jetzt für die Bestellvolumina passen. Und wenn man sich jetzt nur mal bei DHL anguckt, wie das Volumen zugelegt hat, jetzt in der Corona-Zeit, aber auch für das Jahr, DHL rechnet immer so mit 5 bis 7 Prozent Wachstum pro Jahr. Und da liegen wir natürlich jetzt weit, weit darüber. Und jetzt auch jetzt schon nach Black Friday oder Anfang Dezember ging ja die Mail an alle Händler raus. Im Prinzip, wir sind dicht, die Verteil- und Paketzentren sind überlastet und wir können keine Sonderabholungen mehr machen, sondern nur das reguläre Liefern. Und das ist für mich auch der Punkt, oft wird immer nur darauf geguckt, sind genügend Leute und Paketfahrer etc. da. Ich glaube, das ist eben gar nicht die Herausforderung, sondern die Struktur ist das, die ans Limit kommt. Die ist sehr zentral ausgelegt, also mit ein paar wenigen, in Anführungszeichen sind schon wenige, sicherlich einige, aber Verteilzentren und dann geht es eben erst an die letzte Meile und an die Depots am Ende. Und mein großer Punkt dabei ist ja, und der Sprung, glaube ich, muss jetzt passieren und passiert auch in irgendeiner Form, dass wir andere Strukturen brauchen. Im Grunde ist das alles zu ineffizient, wenn jedes Paket fünfmal angepackt wird, von der Auslieferung bis zum Verteilzentrum, bis es nochmal von der Auslieferung an die Packstation geht und dann eben nochmal an den Kunden geht. Und ich bin ja so ein Freund davon, ich nenne es immer Container-Moment, dass es einfach Lösungen geben muss, wo das viel, ja, kompakter ist das falsche Wort, aber wo das schon vorsortiert quasi Richtung Endkunden kommt, dass man es nicht fünfmal anfasst. Und das fällt für mich alles unter das Stichwort Effizienz, effizientere Strukturen. Und die müssen zum Teil das ersetzen, was bis jetzt da war. Wir müssen uns halt immer vor Augen führen, wir haben jetzt noch eine Paketlogistik, die quasi für den Versandhandel optimiert war, also den ursprünglichen Distanzhandel, der mit überschaubaren Mengen kam, mit gelegentlichen Bestellungen. Und jetzt hat ja jeder quasi, wenn nicht täglich, dann zumindest wöchentlich ja Bestellungen bei sich zu Hause, die er annehmen möchte. Und da müsste im Prinzip entweder die Infrastrukturprovider, würde ich jetzt sagen die Paketdienste, müssen sich neue Lösungen überlegen oder Koordinatoren. Amazon macht das sehr intensiv. Ich glaube, seit die jetzt seit vor fünf Jahren begonnen haben, eigene Lösungen zu machen, sieht man, dass da auch was vorangeht. Und das ist momentan so mein Favorit, wenn ich mir vorstelle, wer wird so in fünf Jahren der Gewinner sein. Aber im Prinzip auch jeder Händler ist gefragt, sich eigentlich zu überlegen, wie kann er in der Logistik näher an die Kunden rankommen, damit das einfach gar nicht unbedingt schneller geht.

Alexander Graf: Kannst du das ein bisschen genauer beschreiben? Würde das bedeuten, dass die Logistik, sei es jetzt der Logistikdienstleister oder der Händler, es schafft, meine Sendung zu aggregieren, dass ich quasi immer sagen kann, ich möchte jetzt freitags meine zehn Pakete haben, dann muss der Postbote oder der Amazon-Fahrer nicht mehr jeden Tag hierher fahren? Ist das, was du meinst mit Container-Logistik?

Jochen Krisch: Das wäre ein Punkt. Amazon macht das mit dem Amazon Day, wo sie versuchen, das zu kanalisieren und das hinzubekommen, aber nicht nur aus Kundensicht. Und das wird halt eine rollende Packstation, liefert die dann dann hin, wo sie sein soll, also zum Beispiel vor einem Lidl auf einem Parkplatz. Die sind alle fest installiert momentan, deswegen muss jedes Paket einzeln von dem Paketwagen dann nochmal in die Packstation gegeben werden. Würde der aber schon quasi eine Art von Packstation liefern und dann nur noch abstellen, dann wäre das schon mal ein Effizienzgewinn. Und ich denke eher eigentlich jetzt an solche Lösungen, das andere ist ja fast schon Kür, aber man muss sich ja wirklich vorstellen, wie die Volumina jetzt gewachsen sind in den letzten Jahren oder in diesem Jahr speziell. Also da ist wirklich Land unter und ich beobachte das ja auch intensiv, gucke mir ja auch an, habe jetzt auch einen Beitrag darüber gemacht, wie alternative Packstation-Konzepte aussehen könnten, die dann eben genau in so die Richtung gehen. So ein bisschen das Modell rollende Packstation wäre das, könnte man auch sich einen Anhänger vorstellen, dass man an einem bestehenden Paketauto noch einen Anhänger dran nimmt und das dann nur abstellt. Aber es gibt dann schon ausgefeiltere Lösungen, die sind halt alles entweder im Prototyp-Stadium oder in einem Pilot-Stadium. Die bestehenden Player wollen nicht so richtig, weil es quer zu ihrer Struktur geht. Neue Player haben keinen so richtigen Zugang zum Markt und das ist momentan so ein bisschen das Henne-Ei-Problem. und gleichzeitig ist immer mehr Land unter und sowohl die Händler als auch die Kunden leiden ja darunter, dass einfach die Ware nicht mehr so ausgeliefert werden kann, wie man es eigentlich sich wünscht.

Alexander Graf: Und ohne jetzt die Rolle von Joel zu klauen als Moderator, würde ich hier nochmal nachher eine Frage hinterher schieben. Du bist ja quasi kein DRL-Hörsprecher, sagen wir mal. Und wenn ich mir die E-Mail angucke, auf die du gerade verwiesen hast, ich kann ja mal den Absatz vorlesen, der hier relevant ist, damit die Hörer da jetzt nicht nachkramen müssen im Internet. Da schreibt die Deutsche Post an ihre B2B-Partner, also nicht an Endkunden, sondern an Händler, die mit DRL zusammenarbeiten. Für das laufende Weihnachtsgeschäft haben wir massiv die Kapazitäten in unserem Paketnetzwerk erhöht. Wir haben tausende zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt, zusätzliche Fahrzeuge, Wechselbrücken, Rollcontainer besorgt und die Sortierkapazität erhöht. Dennoch ist die Kapazität im Paketzentrum Hannover ausgeschöpft. Trotz unserer frühzeitigen und umfangreichen Planungen benötigen ihre Sendungen daher aktuell deutlich länger als zuvor. Wir sind als Teil der Gesellschaft dem Coronavirus gegenüber nicht immun. Während wir derzeit weitaus mehr Sendungen befördern als jemals zuvor, sind unsere Arbeitsabläufe an vielen Stellen coronabedingt deutlich weniger effizient. Also das hat ein paar Folgen, keine Sonderabholung, mehr Anmeldung und sowas. Also wenn man jetzt das so liest und Corona kommt jetzt ja nicht überraschend zum Weihnachtsgeschäft, was liest du denn da zwischen den Zeilen?

Jochen Krisch: Ja, da muss man schon, also da möchte ich jetzt schon mal DHL die Stange halten. Also dieses Jahr war so nicht vorhersehbar und auch jetzt von früher bis jetzt im Weihnachtsgeschäft, das kann man, so schnell kann auch eine DHL nicht reagieren. Und vor allem dieser Lockdown oder der verschärfte Lockdown, das war ja eben super spontan. Wenn man Ende November sagt, wir machen jetzt nochmal eine Verschärfung, dann können die Paketdienste nicht reagieren. Nein, was ich DHL ankreide ist, wenn man sich jetzt auch mal die Strategie 2025 anguckt zum Beispiel, dass da nichts drin ist, was jetzt diese von dir beschriebenen Probleme betrifft. Sondern im Grunde die Strategie von DHL-Paket und der Post für Deutschland ist, das, was einem im Briefgeschäft wegfällt, zu ersetzen. Und es gibt jetzt den schönen Begriff Warenpost. Also die kleinen Sendungen dürfen die Postboten mehr oder weniger mitnehmen. Und das ist jetzt quasi die Lösung, die eine DHL anstrebt. Aber das ist in keinster Weise irgendwie strukturell. Also man kann es auch im Beispiel deutlich machen von Leverie, das jetzt ja bald nicht mehr geben wird. Aber im Prinzip, was Livery dem entgegengesetzt hat, war, dass sie eben sagen, wir machen Direktverbindungen, wir machen keine Verteilzentren dazwischen, sondern wir sagen, du hast dein Lager in Berlin, du kannst über Nacht nach Stuttgart, nach, keine Ahnung, Hamburg, wo auch immer hin, die Ware verschicken in Berlin. Und von dort aus liefern wir sie dann aus. Also es ist keine mehr so zentralistische oder zentralisierte Struktur, sondern die ist schon vergleichsweise dezentral und die Mengen geben sie eben her. Also früher gab es die Menge nicht her, da bist du eben über die Verteilzentren in Hannover, in Leipzig oder wo auch immer sind, die sind gegangen und inzwischen hast du als einzelner Händler schon so ein großes Volumen, dass du im Prinzip den direkten Weg gehen kannst. Und das kann im Prinzip keiner. Also weder ein DHL ist so aufgestellt, noch ein Hermes im Kern ist so aufgestellt. Also sie übernehmen das jetzt so ein bisschen. Der Einzige, der so eine Struktur jetzt schafft, ist eben Amazon. Da gab es jetzt auch über das Wochenende die Meldung, dass die schon wahnsinnig viele Verteilzentren aufgebaut haben, die eben lokal, du hast Rendsburg angesprochen, und andere eben schon an die 50 da sind und bis Ende nächsten Jahres 200 dieser dezentralen, regionalen Verteilzentren da sein werden. Und das ist für mich eine Lösung, weil die kannst du dann ansteuern und von da aus, da ist der Umschlag relativ schnell, da ist es immer noch nicht so effizient, wie ich das vorhin meinte, dass man es wirklich nochmal kompakter macht, aber das ist zumindest schneller und die Nadelöhre sind nicht mehr so da. Du hast nicht mehr dieses eben Hannover oder, die ja riesig sind, also die Verteilzentren von DHL, Hannover, Leipzig etc., du hast diese Nadelöhre nicht mehr da, Und das meine ich mit, im Grunde müsste jetzt schon eine derartige Struktur da sein, die man dann ausbauen, optimieren kann, aber die fehlt eben bei den großen Anbietern. und Amazon ist zwar ein stark wachsender neuer Player, aber jetzt auch nicht so schnell unterwegs. Und ein Thema, was wir noch ansprechen können, ist eigentlich die Services, die jetzt entstehen, die so dezentrale verteilte Lagerflächen anbieten, sodass auch der typische kleinere Händler die Möglichkeit hat, seine Ware nicht nur im Dezentrallager zu lagern, sondern eben auch dezentraler. Also es entsteht da schon einiges, aber momentan sind wir so unter Druck, dass das einfach nicht zum Tragen kommt. Und wenn ich jetzt nochmal zurück auf DHL komme, die bestimmte Bereiche haben, wo das super läuft, wo man auch das Gefühl hat, da sind sie innovativ und versuchen das zu machen. Das sind meistens die internationalen Märkte, aber jetzt am deutschen Markt eben keine, es gibt keine Strategie. Und es gab ja, im letzten Jahr haben sie ja eine Strategie 2025 vorgestellt, die mehr oder weniger darin bestand. Boost of Packstation ist das schöne Wort. Also endlich die Packstationen so auf ein Level zu bekommen, dass auch die genügend oft verteilt sind. Und das andere ist, froh zu sein, dass Amazon Logistik da ist, dass das an Nachfrage übernimmt, was der nicht übernehmen kann. Und das dritte ist Preiserhöhungen, damit gar nicht so viel Nachfrage kommt, damit man da ein bisschen raus ist, damit der Markt dadurch gebremst ist. Aber das sind so ein bisschen die drei Säulen. Und das andere ist, das nachzuholen an Automatisierung, an Digitalisierung, was man bisher versäumt hat. Das würde ich jetzt aber mal nicht als Strategie 2025 sehen, sondern das ist im Prinzip die Nachholarbeit, also die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur. Und das ist es dann auch schon. Und jetzt sieht man eigentlich, wäre schön, wenn man das alles hätte, in anderer Form, ist aber leider nicht da.

Joel Kaczmarek: Ich bin heute noch ein bisschen langsam im Kopf. Kannst du mir nochmal die beiden Modelle auseinandernehmen, was du mit den Verteilzentren meinst? Also Weg 1, Zentralisierung heißt, ich habe irgendwie ein großes Lager, sammle dort alles, schicke es an eine dezentrale Position und von dort wird es verschickt. Richtig verstanden? Während Version 2 quasi ist, ich spare mir den Zentrallager-Gedanken, sondern gebe es gleich dezentral und verteile es dann?

Jochen Krisch: Ganz genau. Da ist eigentlich gar nicht mehr so viel hinzuzufügen, sondern die klassische Struktur ist eben, du hast Hannover, Leipzig und andere, da wird alles hingeliefert, das wird von den Händlern eingesammelt, dort hingeliefert und von da aus dann verteilt und über Nacht kommt es dann dahin, wo es sonst landen soll. Das wäre der indirekte Weg und der direkte Weg ist wirklich von quasi Ausgangsort zu Zielort direkt und dann verteilen. Und das ist natürlich die flexiblere Variante. Auch eine sehr aufwendige, weil die ganzen Lastwege natürlich über Nacht dann durch die Republik rattern, fahren. Aber effizienter letztendlich.

Joel Kaczmarek: Und ich meine, es ist ja immer das Thema Last Mile sonst in aller Munde. Was du jetzt beschrieben hast, klingt für mich so, als wenn gar nicht so sehr Last Mile das Problem ist, sondern eigentlich das Stück davor quasi. Also das ganze Prozessuale, Strukturelle, was kommt, bevor ich nach hinten raus verlagere. Richtig verstanden?

Jochen Krisch: Nee, das hat schon mit letzter Meile zu tun, weil je schneller es du in die Region bekommst, umso besser kannst du die letzte Meile dann auch nochmal organisieren und machen. Also das hat schon genau damit zu tun. Aber natürlich, das andere, ich meine, Deutschland ist ein relativ gut ausgestattetes Land. Da kommt man relativ überall hin, über Nacht und am nächsten Tag oder zumindest am übernächsten Tag. Insofern ist das alles auch mit der anderen Logik managebar. Aber es ist eine Volumenproblematik. Du bekommst das alles nicht mehr automatisch. an einem Tag so durch. Das ist einfach überlastet. Also es geht einfach nicht mehr. Die sind so am Limit, was diese Verteilzentren angeht, dass im Grunde dieses Modell hat sich überholt, aus meiner Sicht. Und das andere ist nicht so sophisticated, in Anführungszeichen. Im Grunde sehr banal, da einfach einen Lastwagen vom einem Lager ins andere und dann in die Region zu machen. Aber es ist einfach sehr viel hilfreicher, wenn es darum geht, jetzt diese Volumina, die wir jetzt haben und die einfach regional auch sehr hoch sind, entsprechend abzudecken.

Joel Kaczmarek: Ich erinnere mich ja noch an ein Gespräch, was ich mit Thilo von Conox hatte, der auch damals so ein bisschen gejammert hat, dass er halt meinte, naja, ich verkaufe Designmöbel, also Conox ist ja ein Designmöbelshop und für mich ist es dann schmerzhaft, wenn ich eigentlich den wichtigsten Kundenkontakt, nämlich die Logistik, nicht selbst in der Kontrolle habe. Und ich weiß noch, seine reißerischste Geschichte war, dass er mal eine Couch vom Kunden zurückgeschickt bekommen hat, da war so ein 15 Zentimeter breites Loch drin und offensichtlich ist jemand mit einem Gabelstapler reingefahren, ja. So, und er hatte mir damals so skizziert, das ist ungefähr anderthalb Jahre, glaube ich, her, dass sie halt sehr aktiv darüber nachdenken, sogar eine eigene Logistik zu starten, dass sie zumindest im ersten Wurf mal um Hannover rum, wo Conox ja sitzt, anfangen, ihre Sachen selber auszuliefern. Und ich habe jetzt vor, ich glaube, ein oder zwei Wochen gesehen, dass Spatenstich war, erster Säulenbau für das erste eigene Conox-Lager, aus dem sie versenden wollen. Also da sozusagen der Gedanke scheint sich irgendwie fortzutragen. Wenn du an solche Anbieter denkst, jetzt ist Möbel sehr speziell, weil sehr komplex ist Logistik gut. Aber wenn man schon so weit ist, dass der darüber nachdenkt, quasi regional schon selbst auszuliefern, das ist ja schon auch irgendwie ein Zeichen. Was denkst du denn zu solchen Überlegungen?

Jochen Krisch: Ich glaube auch, dass das die Zukunft sein wird oder eine der Zukunfte. Im Prinzip, dass die letzte Meile dann wieder in der Hand des Händlers ist. Das, was dazwischen passiert. Das muss nicht in der Hand des Händlers sein. Also die großen Strecken mit dem großen Volumina, aber dann wirklich den Kontakt zum Kunden und die Lieferung jetzt im Bereich Möbel jetzt auch das Aufstellen und zu gucken, wie bei Alex, dass alle Teile vorhanden sind und solche Sachen. Also deswegen, es gibt ja auch, wenn man sich mal ein AO anguckt aus England, die jetzt auch in Deutschland stark starten und auch in der Corona-Zeit stark vorangehen und in der Corona-Zeit auch stark profitiert haben. Die machen alles selber. Sie machen genau das, was ich beschrieben habe. Sie sitzen in Köln oder bei Köln haben sie ihr Hauptlager. Über Nacht geht das dann in die Regionallagern und dann wird es mit eigenen Lieferfahrzeugen ausgeliefert. Das sind im Wesentlichen Waschmaschinen, das sind Elektrogeräte in dem Bereich. Damit haben sie alles in der Hand. Aber selbst jetzt diese Übernachtlieferung, diese teilweise ja auch an, ich weiß gar nicht an wen, Kühne oder Fiege oder wer auch immer das dann ist, Auslagern selbst, dann könnten sie noch mit eigenen Lieferfahrzeugen quasi die letzte Meile entsprechend machen. Und da passiert ja noch relativ wenig. Also wo das passiert, ist im Food-Bereich. Die sind alle anders aufgestellt. Aber jetzt, das kann man sich für Elektronik vorstellen. Ich könnte mir sogar irgendwann mal vorstellen, dass es einen spezialisierten Modeanbieter auf der letzten Meile gibt, wo man dann eben auch, keine Ahnung, mit Services arbeiten kann. Anprobierservice ist jetzt ein bisschen extrem, weil zeitaufwendig. Aber Retouren-Services oder was auch immer man sich da vorstellen kann, das kann man jetzt ja alles nicht machen. weil wir jetzt auf die Paketdienste angewiesen sind. Sprich, entweder die Händler machen es selber, da wäre jetzt A.O. ein Beispiel oder Coldblue ist jetzt auch in diesem Jahr gestartet, die machen das auch jetzt erstmal nur in NRW als eigener Anbieter und das ist dann nicht immer nur mit Laster und das kann auch ein Fahrrad oder können auch umweltfreundliche Dinge sein. Um nur ein bisschen zu verdeutlichen, wie so die Entwicklungen sind und wie auch jetzt andere Händler meistens beziehungsweise nicht aus Deutschland kommen, sich da schon Gedanken machen, wie sie das machen können, wie sie das Shopping-Erlebnis dann eben auf der letzten Meile schon wirklich auf ein anderes Level bringen können, weil das haben sie dann alles selber in der Hand. Kostet natürlich auch was, aber sie unterscheiden sich stark von den Wettbewerbern.

Joel Kaczmarek: Na muss ich denn, um Logistik eigentlich effektiv betreiben zu können, national aufgestellt sein? Weil wir haben ja hier auch schon fleißig darüber geredet, ob so ein Anbieter wie Flaschenpost zum Beispiel oder Picknick, Wenn der mir entweder meine Getränke oder mein Essen aus dem Supermarkt liefert, gleich auch was mitnimmt und quasi vielleicht mehrere Dinge vereint, wenn der Weg schon mal da ist. Aber ist ja mal die Frage, das sind ja in der Regel eher regional orientierte Anbieter bis dato.

Jochen Krisch: Ja, aber das sind ja Dinge, die entstehen können dadurch. Also gerade mit Shared-Lagern fällt mir das englische Wort nicht ein. Also geteilten Lagerflächen und solchen Sachen und jetzt auch neuen Lagerflächen. Anbietern mit unterschiedlichen USPs dem Endkunden gegenüber. Da können sich dann ja gerne andere zusammenschließen. Dann kann man sich auf der letzten Meile wieder etwas anderes überlegen. Das passiert ja nur jetzt nicht, weil jedes Paket für sich einzeln und im Grunde auch anonym durch die Republik wandert. Und dann hat man diese Möglichkeiten nicht. Aber das ist für mich so etwas, jetzt in der langfristigen Perspektive würde ich, also ich würde mir immer wünschen für 2025, aber meinetwegen erst auch 2030, dass wir solche Ansätze haben, die es bequemer machen einerseits, aber die es letztendlich auch bequemer machen. Nachhaltiger, umweltfreundlicher machen und die halt wirklich, ja, die das Thema, und das ist das Problem ja der Logistik, die denkt das ja nicht vom Kunden, der das Paket empfängt her, sondern vom Händler, der sein Paket loswerden will und in die Republik schicken möchte. Und ich plädiere lange schon dafür. dass man es anders denkt und da ist eben Amazon im Vorteil, weil sie eben vom Kunden her denken und deswegen auch solche Sachen stärker angehen, deswegen ist das jetzt super interessant, also diese Offensive jetzt dieses Jahr und wahrscheinlich nächstes Jahr noch, wenn wir da mal 2022 sind, zu sehen, was Amazon dann auf den Weg gebracht hat und was es anbieten kann und momentan noch alles für sich, aber irgendwann natürlich auch geöffnet, dann ist wie Fulfillment bei Amazon eben auch Shipping, nennen sie es ja dann, Amazon Shipping, ein Service, den auch andere Händler nutzen können und halt mit einem ganz anderen Level, weil du dann auch am selben Tag liefern kannst und weil du punktgenau, zeitgenau das machen kannst, weil du Sortimente kombinieren kannst, Anbieter kombinieren kannst. Also deswegen, das ist so meine Wunschvorstellung, wenn ich jetzt mal die Zukunft der Logistik denke.

Joel Kaczmarek: Alex, du bist so ruhig, du hast heute noch keinen irgendwie aufs Korn genommen. Wie siehst du das denn?

Alexander Graf: Na, also das mit dieser vertikalen Logistik, was ihr gerade angesprochen habt, bin ich auch ein großer Fan von. Wir sehen das natürlich bei Flaschenpost oder beim Picknick. Auf der anderen Seite muss man ja sagen, Hermes ist ja der vertikale Logistiker der Otto-Gruppe. Das Beispiel, was ich gerade genannt habe mit dem fehlenden Möbelstück. Und die hatte ich auch sogar angerufen noch auf dem LKW, die haben auch nochmal nachgeschaut, ob sie das Möbelstück nicht, also das fehlende Teil nicht irgendwo anders ausgeladen haben, also ganz so einfach ist das nicht, das heißt für so einen Universalhändler, der irgendwie alles verschickt und einfach auch dann mit Drittanbietern auch arbeitet, ist das schon gar nicht so einfach, dann so eine vertikale Logistik auch sauber zu halten und das Service-Niveau hochzuhalten. Bei einem AO.com habe ich auch mal ausprobiert, haben wir jetzt unsere Spülmaschine gekauft, da gehe ich mit, das funktioniert schon ziemlich gut, aber Aber auch da ist ja das Volumenproblem ein Thema. Die können halt nicht jede Region gleich bedienen. und das neue Logistikkonzept, was jetzt Amazon natürlich nach vorne treibt mit den einfach deutlich kleineren, regionaleren Lagern, das gibt es ja auch erst seitdem jeder Haushalt ganz viel bestellt. Die großen Zentrallager waren natürlich auch ein Problem. Effizienzergebnis, weil jetzt nicht jeder Haushalt jede Woche oder jeden Tag bestellt, sondern vielleicht einmal im Monat. und was ich mir dann immer ein bisschen überlege oder wo ich dann schaue, okay, hätten jetzt die anderen etwas anders machen können, so Hermes und DHL und Co., ja, die waren natürlich nicht progressiv, die arbeiten zu langsam, sind natürlich im klassischen, in Innovator-Dilemma gefangen, verdienen jetzt leider ja auch kein Geld, aber machen immer noch weniger Verlust, als würden sie jetzt eine neue dezentrale Infrastruktur aufbauen, die sie jetzt wieder zehn Jahre vorfinanzieren müssen. Das ist das klassische Innovators-Dilemma. Was mich so ein bisschen piesackt oder wo ich dann sage, naja, was kannst du besser machen, ist, auch vielen anderen Händlern gelingt es ja noch nicht, obwohl sie schon groß sind, so eine eigene dezentrale Logistik aufzubauen. Also da gehört ja schon super viel dazu, das zu machen. Food? Scheint ein Bereich zu sein, der das erlaubt durch die hohe Zustellfrequenz, dass man dort die Logistik aufbaut, also Getränke oder Lebensmittel. Aber das Thomann-Paket, was ich letztens bekommen habe, eins hat glaube ich eine Spedition geliefert, das andere kam ganz normal mit DHL und die sind ja schon extrem groß in ihrem Bereich und ich habe es ja auch mit Kärcher im Podcast besprochen, das wäre ja mega, wenn es so Kärcherautos gäbe, die dann Geräte quasi als Miete rumfahren, weil man braucht halt irgendwie, die meisten Haushalte brauchen ihren Hochdruckreiniger nur einmal im Jahr für die Terrasse, dann kann das auch kurz als Service vor Ort passieren. Das ist nicht so trivial, damit irgendwie ein Geschäft zu machen. Deswegen glaube ich schon sehr an diese neueren Ansätze, ob das jetzt die kleinen Hänger sind oder einfach ganz anders gedachte Paketstationen, die ja heute limitiert sind durch den Platz in der Stadt. Deswegen glaube ich, dass wir da auch auf dem dörflichen Bereich Erlösung sehen, wo dann neue Anbieter wirklich Container hinstellen, die spottbillig sind. Also letzte Woche habe ich gerade gehört, es ist wieder Containermangel, aber die waren jetzt spottbillig das ganze Jahr, wo dann irgendwie Bestellungen dann gesammelt werden bis zum Ende der Woche und da kann man sie dann selber abholen, weil diese ganz letzte Meile ist ja teuer und das meiste, was mittlerweile bestellt wird, ist ja nicht mehr so super zeitkritisch. Es reicht ja, wenn ich mir das einmal die Woche irgendwie abhole, kann ich nochmal richtig sparen, also richtig Effizienz rausnehmen und dass sich da in diesem Bereich noch nichts ergeben hat und dass da DHL und Hermes, die könnten ja da locker angreifen in dem Bereich, das sind keine riesigen Investitionen, in Ostdeutschland ist das schon gelernt mit der Paketbox, die gab es ja auch in jedem Dorf, wo man dann Schlüssel bekommen hat in den Briefkasten und konnte dann mit zur Paketbox laufen, so war das bei uns im Heimatdorf und hat dann sein Paket rausgenommen, manchmal aus dem Westen. Und also mich piesackt das so ein bisschen. Ich bin natürlich in einer total luxuriösen Situation, dass die Leute einfach von meiner Tür einfach die Pakete hinkippen können, so viel sie wollen. Ich bin immer nicht lieferfähig. Was ist das Gegenteil von lieferfähig? Empfänglich, empfangsfähig. Das ist natürlich in der Stadt nicht so mehr bei Häusern. Und das ist natürlich ein ganz anderes Problem. Und mich nervt halt so ein bisschen, dass diese offensichtlichen Konzepte, Bestellungen irgendwie zu zu synchronisieren, die ja sofort einen Einfluss hätten auf die Auslastung der DHL-Fahrer, wo jetzt gerade hier einer parkt vor der Tür. Da frage ich mich, warum das nicht funktioniert, also warum das funktioniert. warum diese Investitionen nicht getätigt werden oder warum diese IT-Fähigkeiten dort fehlen. Ich will ja auch niemanden quasi ärgern oder absichtlich irgendwie schlecht reden, aber ich bin sehr unzufrieden mit der Situation.

Joel Kaczmarek: Also vielleicht bin ich ja naiv, ich frage mich aber auch ehrlich gesagt, warum wir überall Briefkästen, aber keine Paketkästen auch in den Mietshäusern haben. Also mal gut, bisschen Platzmangel, aber geht es euch nicht auch so, dass man sich manchmal fragt, warum gibt es nicht längst schon Boxen vor jedem Hauseingang, weil am Ende des Tages ist ja der Schmerz, der kommt nicht rein und oder kann es nicht abgeben und dann hört es ja eigentlich auch schon auf.

Jochen Krisch: Ja, das ist die andere Thematik. Nur auch immer, wer treibt es voran, wer propagiert es und wer hat überhaupt Interesse dran. Und für die Kunden, für die Nutzer wäre das super bequem. Und deswegen ist es nicht so, dass es keine Lösungen gäbe und keine Denkansätze. Aber die bestehenden Player sind im Prinzip nicht… willig oder ich würde fast sagen nicht in der Lage, weil es einfach nicht ins Konzept passt. Das ist halt schon ein durchoptimiertes Konzept und das ist, Alex hat es angedeutet, die Margen sind natürlich nicht groß. Das heißt, du musst schon sehr haushalten mit dem, was du an Geld und Möglichkeiten hast. Nur das, was ich dem Ganzen eben ankreide, ist, dass sie den Sprung nicht mitgehen werden. Jetzt die ersten 20 Jahre kann man vielleicht sagen, okay, da konnte man in Anführungszeichen mit Bordmitteln oder mit den üblichen Wachstumsraten Strukturen schaffen, sodass es einigermaßen geht. Aber wir kommen jetzt in Dimensionen, sodass das nicht mehr geht. Und deswegen frage ich mich so ein bisschen, wer ist jetzt die Alternative? Ich kann auch bei mir nochmal einen Schwank erzählen, wenn man jetzt mal sagt, es gibt ja nicht nur DHL und Hermes, aber wenn man sich mal von UPS beliefert lässt oder beliefern lassen muss, das ist ein Drama, weil die B2B natürlich super können, aber… sind nicht in der Lage, das beim Nachbarn abzugeben oder geschweige denn dann einen Weg zu finden, wo man das abholen kann oder das auch nur vor die Tür zu legen, weil es dann wieder nicht ihrem Anspruch genügt. Und das ist ein Drama, wenn man gewohnt ist normalerweise. Also DHL und Hermes und alle anderen sind jetzt auch nicht immer sehr optimal, aber da sieht man einfach nochmal, dass da nochmal ein komplett anderes Niveau, Niveau ist jetzt nicht im qualitativen Sinn gemeint, sondern Niveau, eine andere Ausrichtung da ist, sodass das auch nicht passt. Also man kann jetzt auch nicht sagen, die, die im B2B-Bereich gut sind, die könnten jetzt ja auch noch in B2C gehen und das dann entsprechend hinbekommen, weil ich bin, und das würde ich sozusagen Alex entgegensetzen, warum sie es nicht machen, ist tatsächlich, dass sie es einfach, dass sie anders optimiert sind und ihr Lieferprinzip ein anderes ist, als man jetzt bräuchte. Deswegen glaube ich, muss man auch auf neue Anbieter hoffen oder muss man mal schauen, wie jetzt Amazon Logistics, was ja jetzt eigentlich, wenn man mal 25 oder 30 sieht, ist das vorprogrammiert, dass das die Nummer 1 oder mindestens die Nummer 2 wird im Markt. Was die bringen und wie die es angehen, weil die können es natürlich auf der grünen Wiese machen. machen. Dafür werden sie ja auch kritisiert, dass sie teilweise eben dann auch Fehler machen oder Dinge nicht so passieren, die bei den anderen gang und gäbe ist. Aber ich glaube eher an die und ich habe das ja vorhin versucht ein bisschen sarkastisch zu beschreiben, aber wenn ich auch sehe einfach, dass die bestehenden und die großen Player sich ja auch drücken, diese unangenehmen Dinge anzugehen und ihnen eigentlich ganz froh sind. Das fand ich so eine interessante Aussage, so ein bisschen auch den neuen DHL-Paketschef, gab ja auch eine Investorenkonferenz, wo der präsentiert hat und Und wo das eigentlich sehr gut rüberkam, dass er einfach sagt, ja, okay, dann soll das halt Amazon Logistics machen. Und wir sind jetzt auf den Großen nicht angewiesen, sondern wir gucken jetzt eher so, dass wir bei den Mittleren und Kleineren weiterhin da sind. Wir nehmen so ein bisschen das, was bei Amazon noch zu holen ist, also so, wie nennt man das, überlaufmäßig, quasi die Pakete dann für Amazon. und das kam für mich so rüber, als ob da nicht der Ehrgeiz da wäre, dass man jetzt da gegen antritt, sondern dass man eher sagt, nee, das sind unangenehme Themen, die gehen wir gar nicht an, wir gucken lieber, dass wir mit dem Markt trotzdem noch mitwachsen und Und das eben erledigen, was wir können, also Stichwort Kernkompetenz. Das ist ja auch so ein bisschen, was DHL jetzt propagiert, dass sie alles abgeschnitten haben, was nicht in ihren Hauptgeschäft, Kerngeschäft fällt und da lieber versuchen, was sie als Kerngeschäft sehen, da gut und zuverlässig zu sein und zu bleiben.

Alexander Graf: Jochen, weißt du, wie viele Bestellungen von diesen Amazon-Regionalzentren ausgeliefert werden durch die eigene Amazon-Flotte und eigene Fahrer versus dieses Freelancer-Netzwerk?

Jochen Krisch: Nee, aber ich glaube, dass das Freelancer schon noch das, also Freelancer und Freelancer ist was anderes. Also es gibt ja noch dazwischen auch die externen Partner, mit denen man arbeitet. Also ich Ich denke mal, das meiste wird mit externen Partnern abgedeckt.

Alexander Graf: Du kleine Logistikunternehmen meinst du?

Jochen Krisch: Ja, Speditionen, also so ein bisschen, genau, externe. Also die können jetzt natürlich, Amazon hat ja dieses Programm, wo sie sagen, werde dein eigener Unternehmer. Das heißt, dann sind die schon relativ nah an Amazon dran, aber sind trotzdem immer externe. Im Prinzip ja auch, wie es Hermes und andere ja auch machen. Und dann gibt es ja noch dieses Amazon Flex Programm, wo, wie du beschrieben hast, jeder in seinem Kofferraum dann irgendwie noch was mitliefert. Das ist nochmal was anderes. Ich glaube, das ist aber eher ein nachrangiges Thema.

Alexander Graf: Weil ich frage das, weil ich bekomme 80 Prozent der Bestellungen quasi aus dem Kofferraum von dubiosen Autos geliefert hier von Amazon.

Jochen Krisch: Ja siehst du, das tendenziell am Land. Also deswegen, ich nehme es hier zum Beispiel in München nicht so wahr, sondern das sind meistens, also entweder Prime-Fahrzeuge. Oder ungebrandete Partner-Fahrzeuge, GoLogistics oder Mars ist auch sehr groß, Mars Logistik irgendwie. Aber jetzt versuchen wir das ja alles umzustellen auf Prime-Vans. Und das andere ist witzigerweise in München tendenziell, habe ich das Gefühl, bei Food-Themen, wenn es Prime Now geht und Amazon Fresh oder so. Dann schon mit eher Privatleuten. Also mich wundert das eher, das zu hören, dass sie das auch in deiner Region so machen. Aber ich gehe davon aus, das ist ein relativ kleiner Bereich noch. Ist auch nicht der große Hebel drin.

Joel Kaczmarek: Mal zusammengefasst, was macht Amazon denn besser? Weil bisher lerne ich jetzt, durch das höhere Volumen können sie dezentralisieren. Gibt es noch was anderes? Oder was ist denn sozusagen der Kasus-Knaxus, was man sich bei Amazon abgucken könnte als DHL?

Jochen Krisch: Das DAL ist ganz schwierig. Ich würde jetzt eher mal sagen, was macht Amazon besser? Da auf die Frage war ich jetzt vorbereitet. Das eine ist diese Dezentralisierung und bei denen läuft das jetzt ja unter Ultra-Fast-Delivery. Die Idee ist jetzt nicht unbedingt nur eine Dezentralisierung hinzubekommen. sondern immer der Gedanke, wie kann ich, also gar nicht schneller, sondern bequemer an den Kunden kommen. Und wenn sie dann halt ihr Regionallager haben, dann können sie Alex halt morgens, nachmittags, abends oder wann auch immer er bereit ist. Ich meine, er ist ja leider immer bereit, insofern ist das da gar nicht so wichtig. Aber dann kann man das ein bisschen leichter machen und man muss das immer im Kontext Food sehen. Amazon ist jetzt davon abgegangen, eine separate Food-Logistik aufzubauen, sondern versucht das zu kombinieren. Food plus oder Pakete plus Food. Und das können sie dann eben unter dem, in Anführungszeichen, Ultra-Fast-Level dann regional hinbekommen. Und das ist der Gedanke. Also das ist ja auch schon der Witz dabei. DHL und Co. haben, oder Hermes jetzt auch nochmal explizit, haben Food bewusst ausgeklammert. Alles, was nicht in Paketen ist. geschickt werden kann, wollen sie nicht machen. Und bei Amazon ist das eine Kombination. Das wird halt dann in Paketen oder Tüten geliefert oder was auch immer. Und das wird nicht unterschieden. Deswegen ist das schon eine faszinierende Struktur, die ein Amazon jetzt da aufbaut. Und ich fürchte, es kann niemand etwas davon lernen, sondern es wird eine alternative Art und Weise jetzt sein, wie Endkundenlogistik in irgendeiner Form funktioniert. umgesetzt wird. und ich würde eher sagen, was können einzelne Händler davon lernen, die jetzt natürlich auch kein Amazon sind, aber die im Prinzip gucken können, ob sie nicht für einzelne Regionen dann auf der letzten Meile sich Gedanken machen können, wie sie da ihre Services bauen. und da sehe ich Chancen.

Alexander Graf: Ich wollte nochmal kurz auf Joels Frage antworten. mit den Paketkästen. Ich habe ja auch die ersten Tests so mitbekommen, sozusagen aus dem ganzen Hermes, GLS-Netzwerk da in Hamburg, die dann versucht haben, das auch an die Türen dort irgendwie anzubringen oder in Einfamilienhäuser das anzubringen. Das Problem, wenn diese Tests designt werden, dann gehen die ja immer von dem Bestellvolumen der letzten 1. zwei Jahre aus. Wenn ich mir jetzt so anschaue, was hier an Paketen ankommt, hier in unserem sozusagen gemischt Haushalt, also in welchen ursprünglichen Packgrößen, bis hin auch in welcher Frequenz, reichen noch nicht mal diese ganz großen Kästen, die ich mir kaufen könnte. Meistens ist das ja so eine Box, die davon ausgeht, dass das Paket nicht größer ist als 40x40x50. Wenn davon irgendwie zwei drin liegen, dann sind diese Dinger schon voll. Also du musst eigentlich wie so eine Art kleines Förtenhäuschen irgendwie an deinem Grundstück aufstellen, damit überhaupt diese Pakete noch ankommen. Sei es jetzt mal ein größeres Plakat oder Bild von Poster XXL, sei es irgendwas komisch verpacktes in einem Rohr von Amazon. Das ist total schwer, das so zu designen, dass das funktioniert. Und wenn da jetzt keine Ahnung, 5, 6, 7 Haushalte dran bedient werden müssen, dann reden wir eigentlich über einen richtigen Raum, wo das rein muss. Da reicht eine Box, wo du es einfach reinschmeißt, nicht mehr aus. Angenommen, du baust so eine Box, wie sieht das denn aus am Ende des Tages, wenn du irgendwie so 20 Pakete kreuz und quer legst? Das will ja auch keiner da immer abends durch die Pakete durchkrauchen. Das ist ja in den meisten Büros, die ja schon irgendwo so eine Abstellkammer haben, schon schwierig. und auch da erlebe ich auch Jetzt mehr Büros, die ihre Mitarbeiter darum bitten, nicht mehr so viel zu bestellen, weil es einfach nicht mehr deponierbar ist. Also man wird das Papier nicht los, weil die Leute nehmen ja oft das ausgepackt mit, aber alleine das Handling der vielen Logistiker dort am Empfangstresen ist auch nicht mehr deponierbar. Da sieht man halt, es ist auch, auch wenn man will, es ist halt so ein riesiger, so ein riesiges Kniff zwischen dem, was man eigentlich tun will und was man machen kann. Deswegen frage ich mich aber schon, also Denken wir immer noch in dieser Logistik von morgen, dass hier dann einfach das DRL-Auto oder das Hermes-Auto oder das Amazon-Auto dann nur noch einmal die Woche kommt? Ist es dieses Auto? Ist es dann doch dieser Hänger, wo ich dann auf dem Land, hat ja irgendwie jeder ein Auto, wo ich dann irgendwie einmal die Woche vorbeifahre und dann die Pakete ins Auto lade, was aber auch nicht einfach ist. Also zeigt mir erstmal einen Hänger, den man automatisiert, der mir dann meine fünf Sendungen richtig rausbringt. Also ganz trivial ist es tatsächlich nicht. Die Menge macht es halt richtig kompliziert.

Jochen Krisch: Also da gebe ich dir recht, das ist alles andere als trivial. Aber ich würde deswegen auch neben Paketkasten immer gucken, also im Prinzip für mich so das Symbolbild ist auch so ein bisschen die Garage, weil du sagst jetzt separater Raum, dass man, also in den USA ist ja das bei den moderneren Mietshäusern ist ja wirklich so, dass am Empfang dann auch Möglichkeiten gibt, um Pakete eben… abzuliefern. Deswegen bin ich auch nach wie vor noch ein Freund von Packstationen und diesen Modellen, wo ich ja sage, das ist jetzt ja nicht unbedingt endkundenfreundlich, weil die Packstation ja doch immer noch etwas weg ist. Aber das sind eben so Räumlichkeiten und ich finde auch interessant, also die sich dafür anbieten und ich finde auch interessant zum Beispiel von der Benahmung, von der Namensgebung bei Amazon. Sie sind gestartet mit Amazon Locker, was die Packstation war und das ganze Thema läuft jetzt unter Amazon Hub und Hub in jeglicher Richtung. Also das kann man in stationären Läden das abholen und abgeben. Oder eben auch diese Hubs, die sie dann eben für Miethäuser machen. Das sind dann eben Lockerangebote oder eben dann auch mit Abholmöglichkeiten. Und deswegen, es ist nicht trivial, aber es muss Lösungen geben in die Richtung. Ich habe mir jetzt neulich gedacht, jetzt auch als der Lockdown da ist und ich mir denke, jetzt in der Weihnachtszeit dieser Lockdown. unheimliche Bestellflut. Die ganzen Restaurants haben dicht. Das heißt, da hat man Flächen im Grunde. Wenn es so eine Infrastruktur da wäre, dass man sagt, okay, jetzt, dann nutzen wir halt die Fläche, um da mal die Pakete abzugeben. Das geht relativ schnell und da kann man es dann irgendwie abholen. Also es ist alles eine improvisierte Lösung. Aber im Grunde geht es genau schon darum, was du ansprichst, Alex, einfach Flächen zu haben. Und das Problem verlagert sich nur. Die Fläche kann beim Endkunden sein. Oder die muss dann eben beim Logistikdienstleister sein. Es können auch diese City-Depots sein, die einfach die Ware länger haben. Und das wäre eben genauso diese Wochentagslieferung. Unsere Geschichten, das muss alles irgendwo vorgehalten werden. Und das ist eine Herausforderung, die wir, wir haben sie im Grunde akut. Und wir sind eigentlich, also wir müssten längst Lösungen haben. Aber das sind Themen, die in den nächsten fünf Jahren spätestens angegangen werden müssen, weil einfach das alles tendenziell noch steigt. Und diese kritischen Schwellen sind im Grunde schon überstiegen, sodass wir das brauchen.

Alexander Graf: Ich lese gerade parallel die Verordnung zur Garagennutzung durch. Das war irgendwo, ich glaube bei Wer wird Millionär wurde da, war so eine Frage, darf man irgendwie Möbel in der Garage lagern? und das verstößt wohl gegen die Garagenordnung. Deswegen frage ich mich, ob so eine Paketklappe für die Garage überhaupt der deutschen Garagenordnung entspricht.

Joel Kaczmarek: Ja, aber fairerweise glaube ich schon, dass es Mittel und Wege gäbe. Also ich bin jetzt mal so meine letzten Wohnstationen durchgegangen, ob da irgendwie man in der Lage wäre, so ein Hub in so einen Hof zu stellen. Also wenn da Platz ist für irgendwelche, ich weiß gar nicht, wie viele Tausende von Litern in so eine Mülltonne reinpassen, würde ich ja eigentlich denken, gibt es da auch eine Ecke für Pakete, ja, oder in der Tiefgarage oder, oder, oder du hast recht, die ganzen Läden, die so auf dem Weg liegen, weil ich habe die Tages gehabt, da war ich drüben beim Späti und meine Frau hat irgendwas bestellt und ich sage, ja hier, ich soll was abholen und dann sagt sie, komm mal mit, Alter, komm mal mit, komm mal mit gucken. Dann stand ich da in so einem Hinterraum von so einem Späti, stank unglaublich nach Qualm, richtig eklig und dann standen wir da in der ganzen Wand voller Pakete und Tüten und ich wusste nicht, was es war, was meine Frau bestellt hat. Hier, guck mal, wie heißt, lass mal gucken, lass mal gucken. Boah, also ich glaube, ich habe zehn Minuten verbracht, mit dem da mein Paket zu suchen. Von daher, also ich glaube, es braucht schon eine gewisse Kuratierung, gebe ich euch recht. Und das ist nicht trivial. Aber alles bisschen wäre schon besser als jetzt, würde ich einmal vermuten. Aber gut, anyway, back to topic. Ihr hattet ja vorhin eigentlich eine ganz spannende Frage aufgemacht. Jochen hat das, glaube ich, gesagt. Wir haben jetzt verstanden, was Amazon macht. Wir haben die Problemlage verstanden. Und dann war so die Frage, welche Möglichkeiten des kleinen Handels gibt es denn eigentlich, sozusagen zu agieren? Was würdet ihr denn tun? Und was seht ihr denn so als Mittel und Wege, wenn ihr jetzt ein kleiner Händler seid, in diesem Spiel quasi aufzutreten?

Jochen Krisch: Erstmal muss man sagen, erstmal würde ich verzweifeln, weil natürlich Amazon immer bevorzugt wird von den Großen und die Kleinen leiden jetzt ja darunter. Also das sind eigentlich immer die, die a. zahlen sie tendenziell mehr, b. sind sie die, die immer als Letztes drankommen und insofern jetzt auf der ersten Meile oder zu Beginn, also erstmal da würde ich quasi fluchen. Und auf der letzten Meile, aber finde ich ganz interessant, das können wir vielleicht noch ein bisschen hier einfließen lassen, wenn man sich das mal anguckt, wohin ist das Geld geflossen? VC-zeitig? So unheimlich viele Investments in Richtung Warehousing One, nennt sich das, On-Demand-Commerce, das ist eine Otto-Tochter. Also es gibt bestimmt ein halbes Dutzend Anbieter jetzt, die dezentrale Logistikflächen oder distribuierte Logistikflächen anbieten. Die sammeln eben mit Partnern zusammen die Flächen ein und unter unter Vermieten kann man gar nicht sagen, sondern du hast die Möglichkeit, dann eben vor Ort Lagerflächen zu mieten und deine Produkte direkt dahin liefern zu lassen. Dann lieferst du halt gleich vor Stuttgart, wenn du weißt, deine Kunden sind da vor Stuttgart. Und das ist so ein Zwischenschritt. Kleine Händler sind nicht in der Lage, das vor sich aus zu machen. Oder du hast vorhin das Beispiel Conox genannt. Du machst es wirklich am Standort für Hannover. jetzt, dass du das machst. Das schon und ich glaube für bestimmte Metropolen ja. Aber im Grunde kann sich jeder so ein Amazon-dezentrales Fulfillment-Lager machen. Netzwerk aufbauen, indem er diese Kapazitäten nutzt. Internationales Beispiel, dass das extrem viel Geld bekommen habe, wäre Flex mit E am Ende und das wird gerade extrem vorangetrieben. und so ein Plädoyer zum Beispiel ja auch auf der letzten K5, die noch stattgefunden haben, war ja auch an die Händler eigentlich jeder Größenordnung, öffnet eure Lager. und macht Lagerflächen frei auch für andere. A, habt ihr die Möglichkeit, tendenziell größere Lager zu bauen. B, habt ihr die Möglichkeit, damit noch Geld zu verdienen. Und C, wird das alles flexibler. Also der Gesamtmarkt wird auch einfacher. Momentan, wenn ich das richtig verstanden habe, sind das alles neutrale Anbieter, die ohnehin schon Logistik für mehrere Händler zum Beispiel machen. Und da wird eben dann quasi die Fläche nochmal extern vermarktet. Aber das finde ich einen ganz spannenden und wichtigen Trend, der halt auch so eine also zumindest eine Übergangslösung ist, vielleicht auch eine endgültige Lösung, wenn sich das alles noch professionalisiert, aber dass man eben sieht, ich muss nicht mehr nur in mein Zentrallager denken, sondern ich kann jetzt schon eigentlich dezentraler denken und mir eine Struktur aufbauen, überlegen, das ist das eine, aber eben auch technisch zu managen. Also ich muss ja nach wie vor noch wissen, wo ist mein Inventory und wie wird das alles gemanagt. Da bieten diese Anbieter zum Teil auch Lösungen an, sodass das eben technisch auch abgewickelt werden kann. Weil das sehe ich ein bisschen als großes Manko. Alle sind jetzt auf Zentrallogistik geeicht und ganz glücklich auch. Alles an einem Standort, da ist der Wareneingang geregelt, da ist das Lagermanagement geregelt, da ist auch der Warenausgang geregelt. Und dezentrale Logistik ist halt doch etwas anderes. Würde ich auch sagen, ist nicht die effizientere Variante, aber ist, wenn man Richtung Last Mile denkt, die zukunftsträchtigere Variante. Deswegen ist mein Plädoyer jetzt auch schon ein, zwei, drei Jahre lang einfach an den Handel generell so zu denken. Und mein Lieblingsbeispiel ist eigentlich immer, wie stolz Zalando war, dass sie ihr Lager in Berlin hatten, von wo aus sie europaweit beliefern konnten, bis sie eben irgendwann festgestellt haben, nee, diese Zentralgeschichte ist zwar alles super effizient, aber bringt uns nicht weiter. Und wie sie in den letzten Jahren dann extrem expandiert sind und einfach regionale Lager, also regional klingt zu klein, also schon große Lager auch eröffnet. überall in Europa verteilt hatten, aber damit eben ihr komplettes Modell umdenken und umstellen mussten. Ich glaube, bei den großen Händlern ab einer gewissen Bestellmenge und gewissen Größe, die werden das selber in die Hand nehmen und kleinere haben die Möglichkeit, dann eben entweder die Services der Großen, also Fulfillment bei Zalando, Fulfillment bei Amazon etc. zu nutzen oder das selber über diese neutralen, unabhängigen Plattformen zu machen.

Joel Kaczmarek: Hat Zalando eigentlich noch diesen Ansatz, dass man bei Händlern sich Zalando-Pakete abholen kann, die Partner von Zalando sind? Gibt es das noch?

Jochen Krisch: Nee, nicht abholen, sondern die verschicken das für Zalando.

Joel Kaczmarek: Verschicken?

Jochen Krisch: Ah, ich dachte, es sei auch abholen gewesen. Okay. Ja, das gibt es.

Alexander Graf: Das andere, was du meinst, Joel, das ist hier Wish, die helfen ja dem stationären Handel, indem du dort hinkommst und wenn du dort deinen Föhn für 3,50 Dollar abholst, vielleicht noch einen Kaugummi kaufst oder so. Das ist das Hilfskonzept. Und was die kleinen Händler angeht, ich habe letzte Woche einen Podcast aufgenommen mit dem Gründer von Waterdrop. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, das ist auch so ein Produkt aus die Höhle der Löwen. Das ist, ganz vereinfacht gesagt, so eine Art Brausetabletten, die man ins Wasser werfen kann, aber viel hochwertiger und viel besser gemacht. Ende der Woche geht das live. Richtig groß auch. Und da habe ich die ganze Zeit, als ich hinzugehört habe, haben so ganz viele grüne Häkchen in meinem Kopf geleuchtet. Also kann man ewig lagern. Ist leicht, kannst du per Brief versenden, keine Retouren, weil wenn das Ding einmal aufgerissen und probiert ist, dann kann man es nicht mehr mega. Also der Rat an Händler sollte dann sein, wenn man es per Brief verschicken kann, dann ist das zur Zeit eine gute Wahl in der Produktselektion, weil da gibt es noch Kapazitäten.

Joel Kaczmarek: Wobei wir die lustigerweise haben und meine Frau hat letzte Woche gerade gestöhnt, die werden. teilweise sind die undicht, die Verpackung und dann fangen die schon an sich aufzulösen in den Verpackungen.

Jochen Krisch: Dann habt ihr zu nachhaltig bestellt.

Joel Kaczmarek: Ja, vielleicht. Wir haben die in Österreich gekauft. Die sind sehr schick, die haben auch schicke Flaschen. Aber gut, anyway, zurück zum Thema. Vielleicht noch nach hinten raus. Ich fand einen Input noch ganz spannend aus dem Vorgespräch mit dir, lieber Jochen, dass du meintest, eigentlich würde sich dezentrale Logistik auch sehr gut mit Mobile vertragen, dass das eigentlich sozusagen von der Trendentrichtung her analog ist. Was hast du damit gemeint?

Jochen Krisch: Ja, dass sich das befruchtet. Also wenn ich mobile bestelle und eben weiß, wo mein Produkt ist und mein Lager ist, kann ich ganz andere Services anbieten. Wenn ich weiß, dass es in der Region ist, dann entscheide ich mich halt tendenziell, vielleicht das abzuholen oder eben mir bringen zu lassen oder an einem neutralen Platz liefern zu lassen. Deswegen, dass die Mobile Player, und da zählt ja auch ein Picknick und viele, die wir genannt haben dazu oder ein Wish oder andere, haben eben da ganz andere Möglichkeiten, wenn sie das auch so denken. Also Mobile und Logistik immer sehr verzahnt schon zu denken und einfach, du weißt, wo der Kunde ist, du weißt, wo das Paket ist und das bietet dir unheimlich viele neue Möglichkeiten, das zu machen. Das wusstest du bei einem Desktop-Angebot nicht, beziehungsweise weißt du es tendenziell, wenn du die Adresse hast, aber dann weißt du auch nicht, ob der Kunde genau da ist, wo die Adresse ist oder ob der nicht gerade irgendwo unterwegs ist. Deswegen sehe ich das nochmal als großen Treiber. Also alles, was jetzt an Mobile-Playern kommt, ich glaube, die werden auch Logistik komplett anders angehend. und denken und die profitieren jetzt von den Entwicklungen, was wir heute auch besprochen haben. Also von dezentralen Lösungen, regionale Lösungen, auch ein bisschen verzahntere Lösungen. Nicht im Sinne von, ich bin ja kein großer Freund jetzt, das zu nehmen, was da ist, sprich stationärer Handel und dann von dem ausgehen, das zu machen, sondern ich glaube, dass diese dezentralen Lagerflächen, die können auch, Gorillas ist ein Beispiel, im Hinterhof oder irgendwo sein, wo es eben kostengünstiger ist. Und so hat ein Mobile Player einfach wirklich schöne Möglichkeiten da, Flächen anders zu nutzen und Zustellkonzepte anders zu denken und sehr viel kundenorientierter. Und auch nicht so eins für alle, sondern eine ganze Variante an Services da anzubieten, wo ich immer auch die Chance sehe, da für bestimmte Services auch noch Geld zu verlangen. Da muss ja nicht alles kostengünstig und kostenneutral sein. Und also versuche ich immer wieder darauf hinzuweisen und da ein Bewusstsein zu wecken, das muss ich nicht bei den Mobile-Playern machen, die machen das ohnehin. Aber ich habe so das Gefühl, bei den anderen ist es noch nicht so durchgedrungen, dass da wirklich jetzt eine Kombination entsteht, die nochmal sehr aus bestehender Sicht gefährlich oder aus anderer Sicht chancenreich ist, um da den Markt zu revolutionieren.

Joel Kaczmarek: Gut, ihr Lieben, dann freut es mich, dass wir heute mal wieder zentral zusammengekommen sind, über Dezentralität zu reden. Und ich glaube, beim nächsten Mal müssen wir endlich mal unser Tiernahrungsthema machen, was wir, glaube ich, seit gefühlt einem Quartal vor uns herrschen. Alex hebt die Hände vor Begeisterung.

Alexander Graf: Bis dahin ist der Hund auch da.

Joel Kaczmarek: Ja, er hat sich ja einen Hund gekauft, liebe Hörerinnen und Hörer. Er weiß ja noch nicht, was er sich angetan hat. Gut, nein, Lieben, vielen Dank. Und ja, ich bin mal gespannt, was ihr noch so nach Weihnachten zu erzählen habt von euren Logistikerfahrungen.

Alexander Graf: Vielen Dank. Tschüss. Hey! Hey! Hey!

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