Zwei Trends in der Analyse: Amazon Haul 🔥 und AI Commerce 🤖
10. Dezember 2024, mit Joel Kaczmarek, Alexander Graf, Jochen Krisch
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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, hier ist mal wieder E-Commerce-Zeit angesagt und zwar sind Alex Graf und Jochen Krisch wieder am Start. Ihr wisst, dann reden wir fleißig mal über Commerce-Themen, wir denken über Strategien nach, wenden den Blick nach vorne, manchmal auch nach hinten, aber in der Regel versuchen wir Strategien abzuleiten. Und wir haben ja letztes Mal ein Thema angekündigt und heute beschlossen, ignorieren wir einfach konsequent und machen was völlig anderes, nämlich wir reden über Amazon Haul und E-Commerce. AI-Commerce, weil wir uns dachten, zum Ende des Jahres quatschen wir mit euch nochmal ein bisschen über zwei spannende Trends. Also wir werden heute mal durchdiskutieren, wie ist das eigentlich, wenn Amazon jetzt auch so zusehends in das Geschäft einsteigt in Richtung Temu mit einer Billigvariante, also Amazon Haul, erster Exkurs und zweiter Exkurs. Gerade mit Perplexity Shopping ja schon der erste Anbieter am Start, der auch KI in den Commerce reinbringt. Da machen wir uns auch mal ein paar Gedanken. Wir hatten ja schon mal eine kurze KI-Ausgabe und bestimmt wird uns 25 auch noch beschäftigen in dieser Richtung. Also von daher, ich freue mich, dass wir heute spontan sind und aktuell, ihr Lieben. Hallo, moin moin.
Jochen Krisch: Hallo zusammen.
Alexander Graf: Servus.
Joel Kaczmarek: Jochen, komm, du hast ja schon ein bisschen was zu Amazon Haul gemacht. Hol uns mal ganz kurz ab. Einmal Status Quo verstehen für den geneigten Hörer und die geneigte Hörerin und dann hören wir mal unsere Meinung hier dazu an.
Jochen Krisch: Amazon Haul ist quasi die schnelle Antwort von Amazon auf Temo. In der App abrufbar, mit eigenem Warenkorb, mit eigenem Bereich. Man findet es über eine Suche. Amazon Haul und gar nicht so im offiziellen Teil und auch in den Suchergebnissen sind die Produkte, die bei Amazon Haul drin sind, nicht zu finden. Konzeptionell ist eigentlich dasselbe Konzept wie bei Temo und Co., also sprich direkt geliefert aus China. aus den Fabriken, aus den chinesischen Fabriken. Es gibt bestimmte Kriterien, Produkte dürfen nicht über einer bestimmten Preislage sein und halt super Discount. Wir hatten jetzt gerade ja auch Black Friday oder Black Friday Weeks und da gab es dann nochmal Rabatt. Also momentan versuchen sie das extrem zu promoten. Einfach in der Hoffnung, also ich bin mir gar nicht so sicher, ob das für die Kunden eine Lösung ist oder ob das eigentlich eine Lösung ist, um die Händler, die chinesischen Händler nicht zu verlieren. Also da einfach einen Gegengewicht zu schaffen und dass ihnen die nicht abspenstig werden. Insofern ist das, ja, man merkt schon an meiner Beschreibung, ich bin jetzt nicht so ein hundertprozentiger Fan, vor allem bin ich gerade so von Nachahmerlösungen nicht so ein Fan und das wirkt jetzt so wie so ein Fremdkörper, den man da so eingepflanzt hat auf Amazon. Aber wenn man es positiv sieht, okay, jetzt gibt es eine Antwort quasi auf das chinesische Konzept.
Joel Kaczmarek: Und wenn ich es richtig verstanden habe, ja auch mit leicht anderer, sag ich mal, Logistikstruktur dahinter. Also die klassischen Sachen sind ja eher so über Containerschiffe, dann FBA-mäßig in die Amazon-Warehouses. und bei dem Modell, bei dem Haul, für die geneigten Hörerinnen und Hörer, die übrigens gerade googeln und nicht finden, das schreibt sich H-A-U-L, also nicht wie die Halle, sondern mit U dazwischen. Bei Haul ist es ja eher so, dass es da auch über Luftfracht geht, dann direkt und dann mit diesen Anforderungen, die du gesagt hast. Also ich lese da jetzt erstmal raus, A, es hat nach langer Zeit, wahrscheinlich gefühlt 20 Jahren plus, mal jemand geschafft, das Amazon-Modell wieder so stark unter Druck zu setzen, dass die da wirklich reagieren. und B, es liest sich jetzt nicht gerade wie ein Move aus der Stärke heraus, also Hast du ein Gefühl, wie heiß sozusagen die Nadel war, mit der das gestrickt wurde oder hat man das schon seit längerem gebaut?
Jochen Krisch: Nö, also vergleichsweise schnell sogar. Also die Ankündigung, glaube ich, wo es durchgesickert ist, wo sie das bei den chinesischen Händen propagiert haben, so im Frühjahr, Sommer. und dann war es aber jetzt so. die Frage, schaffen sie das jetzt noch vor Weihnachten? An den Start zu bringen oder nicht mehr. Und eigentlich war große Skepsis, ob sie das noch schaffen. Insofern verwunderlich, dass sie das jetzt wirklich zur Hauptsaison noch gestartet haben. Also schon mit heißer Nagel gestrickt, aber da muss man fast den Hut ziehen, wie schnell das dann so gegangen ist. Weil das eine ist ja das Konzept hinzubekommen, das andere ist Die Strukturen. und vielleicht ergänzend noch, wer das Thema Konzept nicht kennt, es gibt halt in China ein Lager, Zentrallager, wo die Anbieter quasi ihre Ware hinschicken. Und dann wird das in einem Rutsch, aber sehr schnell über Luftfracht und über andere Kanäle dann in den Westen geschickt. Und das ist quasi, um es den chinesischen Händlern einfach zu machen, auch international zu exportieren und das nicht alles selber zu bewerkstelligen. Weil das hat man ja gesehen, wenn man das nicht macht, dann passiert es, wie es bei Wish passiert ist. dass es ein bisschen so im Chaos endet und die Plattform die Qualitätskontrolle einfach nicht mehr hat.
Joel Kaczmarek: Also ich meine, ich würde behaupten, dass auch die FBA-Sachen häufig unter dem einen oder anderen Qualitätsmangel leiden. Zumindest wurde mir das so von dem einen oder anderen E-Commerce schon mal zugetragen. Aber in der Tat finde ich logistisch schon eine große Leistung, das mit dem Tempo hinzukriegen, was jetzt mehr sich auf das ganze Warehousing und die Struktur, die darunter liegt, bezieht. Die reine App-Geschichte ist ja nochmal eine andere. Und ich finde gleich spannend mit euch auch nochmal über die Mobile-Strategie zu reden, weil ich finde da steckt ja eigentlich eine riesige Chance drin, das haben wir ja immer so identifiziert als Amazons primäre Schwäche, dass Mobile bisher so der, wie sagt man, das Feigenblatt bisher nur war und sich da gar nicht so viel tut, aber Alex habe ich so das Gefühl, dem musst du schon die Luft anhalten, weil er bestimmt irgendwie ein ausführliches Statement dazu hat, was denkst du denn dazu?
Alexander Graf: Ja, wir bewerten ja immer nur so Zukunftsthemen, deswegen fällt es mir eigentlich schwer, hier Amazon Hohl überhaupt zu bewerten, weil ich hatte das mal in dem Podcast mit Flo Heine mal beschrieben, das ist das Temu von vor drei Jahren und wahrscheinlich sogar noch ein bisschen schlechter. Wenn man sich überlegt, was Jochen gerade geschrieben hat, für wen ist das eigentlich? Ist das für Amazon irgendwie gut für das Geschäftsmodell? Muss man ganz klar sagen, nein. Amazons Geschäftsmodell lebt davon, dass die Händler auf der großen Amazon-Plattform Werbung schalten, Logistikdienstleistungen in Kauf nehmen. Damit man dann von jedem Kauf so 10 bis 25 Prozent abbekommt als Plattform ohne Warenrisiko. Das ist auf so einem Direktversandmodell aus China nicht gegeben. Das zahlt auf gar nichts ein, insbesondere nicht auf die teure Logistik, die Amazon sich aufgebaut hat. Ist das was für die Endkunden? Offensichtlich nicht, dann wird es ja Amazon direkt einbauen in die eigene Plattform, wenn sie glauben, das ist irgendwie ein geiler Service für die Kunden, sondern die zwingen es jetzt so ein bisschen versteckt in die Kunden in so eine eigene App, in die Amazon Whole App und machen das auch mit den gleichen Werkzeugen, wie die Amazon Webseite gebaut wurde. Also eben nicht so ein cooler Feed, nicht ganz viele Videos, nichts, wo man scrollt oder inspiriert wird. Es ist immer noch so ein intent basierter E-Commerce. Ich muss da hingehen und suchen und hoffe, irgendwas Billiges zu finden. Aber eigentlich ist es kein Vorteil gegenüber normalen Amazons. Und dann bleibt eigentlich nur noch, ist es etwas für die Händler? Grundsätzlich ja, weil die Händler dann aus China direkt versenden können und nicht sozusagen auf die teure FBA-Struktur angewiesen sind. Aber auch die bleiben ja nur auf der Plattform, wenn Traffic da drauf geht. Ich meine, die Händler sind ja bei Temu und bei AliExpress, weil es da Traffic gibt, der richtig gepusht wird. Daran hat Amazon gar kein Interesse und hat auch vom Geschäftsmodell gar nichts davon, die Leute da raufzuschicken. Also ich finde schon, man kann es mit dem Schritt vergleichen, den Innenstadthändler mit dem Internet getan haben. Es gibt wenig Assets, die Innenstadthändler mitgebracht haben, die für einen erfolgreichen Onlinehandel wichtig waren. Also wenig, was sozusagen Org-Chart angeht, wenig, was Technologiekompetenz angeht, wenig, was irgendwie Warehousing angeht. Und genauso verhält sich das für Amazon. Amazon bringt eigentlich nichts mit, was für ein Temo-artiges Geschäftsmodell relevant wäre. Weder können sie diesen individuellen Feed ausspielen, noch können sie ihre Infrastruktur in den Warehouses ausspielen. Also der Schritt ist genau der gleiche und die Antwort ist deshalb auch genauso präsent. Blamabel. Wir haben ja auch hier kichernd gesessen, als wir gesehen haben, wie Piken Kloppenhoff versucht hat, eine Webseite zu bauen oder einen Marktplatz zu bauen. Und so sitzen jetzt die kichernden chinesischen E-Commerce-Experten da und sagen sich so, was machen die denn da bei Amazon? und was braucht man sozusagen, wenn man das aus Amazons Sicht smarter machen kann? möchte, man muss den Kunden ein Angebot hinstellen, bei dem sie Ware günstiger bekommen, mit einer längeren Lieferzeit. Und das aber im bestehenden Vertriebskorsett. Also man muss quasi eine zweite Buybox zum Beispiel schaffen. Oder man muss es irgendwie anders enablen. Aber eben nicht so in einer extra App. Das ist halt so eine Krücke, die sie sich gebaut haben. Und deswegen, glaube ich, ist das nicht erfolgreich. Was mich am meisten überrascht hat, weil für mich ist quasi ein großer Innovationsgrad dieses Dieses Intentless E-Commerce, dass ich irgendwie inspiriert werde dadurch, mit irgendwelchen Fake-Spielen oder sonstigen Mechanismen dazu getrieben werde, diese Plattform zu nutzen, ohne dass ich ein konkretes Produkt eigentlich suche. Und das hat ja Amazon whole und ich habe das bisher ja auch nur sozusagen über die diversen Videos mir anschauen können. Schafft es ja gar nicht. Es sieht wirklich aus wie ein kleines Amazon mit bunten Bildern und hat quasi schon am Launch-Tag irgendwelche Buttons wie beliebtestes Produkt, nur noch drei von vier verfügbar. Also ganz klassisch diese Dark Patterns, die ja sonst immer bei den anderen Plattformen bekrittelt werden. Deswegen, nee, das ist so ein bisschen das nächste Wish. Ich glaube, das scheidet wieder aus dem Markt aus in 2025.
Jochen Krisch: Man kann es ja auch so sehen. Amazon hat ja auch bei VIP gekauft und mal auf die Shopping-Plattformen gesetzt. Und da ist Amazon auch anfällig mittlerweile, quasi immer auf neue Themen dann doch zu gehen, um nichts zu verpassen und der Hoffnung, das dann irgendwie hinzubekommen. Irgendwann wird es dann eingestellt. Oder versandet so ein bisschen. Vielleicht noch eine Ergänzung, das ist keine separate App, sondern das ist ein Bereich in der App, der aber nicht direkt auffindbar ist. Ist schon eine reguläre Amazon App und ein kleiner Servicehinweis. über VPN kann man es auf USA umstellen und dann hat man auch hier den kompletten Zugang eigentlich und kann sich das angucken und reingehen. Ist mein kleiner Tipp, habe ich von Christina Mertens, mit der ich ja auch einen Podcast inzwischen zu Social Commerce Themen mache und die guckt sich das dann da immer so an. Das heißt, wir haben ob im Grocery-Bereich oder auch im in dem Bereich jetzt schon die Möglichkeit, uns das anzugucken, um so ein bisschen einen Eindruck zu bekommen.
Joel Kaczmarek: Aber was glaubt ihr denn, was so die Strategie dahinter ist? Also wenn es eigentlich den eigenen Interessen und den der eigenen Kunden nicht nutzt und den Händlern, warum macht man es denn eigentlich und dann so halb gar?
Jochen Krisch: Ich glaube, dass Amazon schon unter Druck ist, unter Zugzwang. Und ich meine, das ist wie der klassische Konzerndenke. Irgendwas muss man ja machen, damit man sagt, wir haben den Zug nicht verpasst. Und dann macht man halt lieber sowas. Und wahrscheinlich wäre es ihnen trotzdem am liebsten, wenn Timo und Shein und Co. vorbeigingen. Für mich ist das immer klassisch Konzern, also ein bisschen mehr Aktionismus, um sowas zu machen, aber nicht so, wie es ja Alex auch angedeutet hat, dass man wirklich nochmal grundsätzlich in sich geht und überlegt, wofür stehen wir, können wir das integrieren in unser Konzept oder ist das einfach ein anderes Segment, was komplett anders funktioniert? und dann ist es halt ein Wettbewerber, mit dem wir nicht gerechnet haben. Wir werden jetzt gleich noch ein zweites Thema haben mit dem AI-Commerce. Also auch ja was, was separat kommt. Oder Social Commerce, Creator Economy und alles, was da kommt. Das sind alles Themen, die jenseits der bestehenden Strukturen entstehen und wo alle versuchen, immer sich so ein bisschen zu integrieren. Amazon macht ja auch Social und Feed und hat sein Affiliate-Programm Creator-Programm genannt und solche Sachen. Aber das ist halt alles aufgesetzt. Und deswegen ist es für mich immer so eine Notlösung, um nicht zu sagen Verzweiflungstag.
Joel Kaczmarek: Ja, ich sage ja, es ist eigentlich so ein bisschen schade, weil ja wirklich immer das ganze Mobile-Game generell bei denen so ein bisschen verwohnt war und man da eigentlich auch was mitnehmen könnte, so an Know-how, was man sich aufbaut oder mal neue Türen aufstoßen, aber in dem Setup will das nicht so richtig funktionieren irgendwie, da zündet das nicht so.
Jochen Krisch: Und ist auch noch, also ich weiß gar nicht, ob wir so tief reingehen müssen, aber Amazon ist einfach kein Mobile Player im klassischen Sinne. Ist natürlich die populärste Mobile App, weil es der bekannteste Anbieter ist, aber genauso könnte man bei vielen Stationären sagen, dass die jetzt auf einmal Mobile Player wären, nur weil sie dann eben sehr viele Uploads haben. Aber wenn man die App anguckt im Vergleich jetzt zu anderen, ist das sicherlich nicht das führende. Und ein anderes Segment, worauf ja Amazon auch noch keine richtige Antwort hat, ist ja wirklich, lass TikTok-Shop kommen und lass das quasi ein Feed-basiertes, kurz video-generiertes Shopping-Angebot werden. Dann hat Amazon da so ein paar Suche mit Amazon Live und solchen Geschichten, die sie auch vorantreiben. Aber das verstehe ich unter einer Mobile-Welt und einem Mobile-Angebot. Also das sehe ich sie einfach nicht und das sehe ich aber viele nicht.
Joel Kaczmarek: Ich überlege gerade noch, so findet ihr, dass Amazon in so einer Art Dienstleisterrolle hätte schlüpfen können bei diesen ganzen Spielen, also dass man bei Temu zum Beispiel eine Shop-Anbindung hätte vorschlagen können oder, bei TikTok meine ich, Entschuldigung, oder mit Temu, sage ich mal, kooperiert, dass man die Logistikkompetenz einbringt oder irgendwie Kundennetzwerke zusammenlegt oder, oder, also dass man sich irgendwie als Partner aufstellt oder ist das eigentlich gar kein Szenario, wo das in irgendeiner Form funktionieren kann?
Alexander Graf: Ich weiß gar nicht, ob das nicht sogar jetzt schon der Fall sein könnte. Ich meine, bei TikTok Shop ist es ja so, dass lokales Inventar verwendet wird. Und ich weiß nicht, ob die Amazon-Anbindung in Amazon FTA so genutzt wird, dass du auch aus diesen Lagern an andere Versandadressen verschicken kannst oder ob es nur für Amazon-Kunden geht. Temo versucht ja jetzt gerade radikal, den Anteil von direkt importierter Ware zu verringern in dieser Marktplatzanbindung. Also man kann jetzt ja auch Möbel kaufen bei Temo zum Beispiel. Ich glaube, es gab irgendwann mal das ausgewiesene Ziel, Ende dieses Jahres schon auf 50 Prozent sofort lieferbare Ware zu kommen, damit man eben nicht mehr von dieser Luftpracht abhängig ist. Und das würde natürlich sinnvoll sein, auch Ware anbinden zu können, die in Amazon-Lagern liegt. Da weiß ich aber nicht genau, wie das vertraglich strukturiert ist. Damit wäre Amazon indirekt schon ein Dienstleister.
Jochen Krisch: Ja, aber das ist immer so eine Denkrichtung. Ich würde fast sagen, Zalando geht wahrscheinlich am stärksten noch in die Richtung, hat aber nicht die Größe und auch jetzt nicht die Wucht, um das hinzubekommen vom Denkansatz, aber quasi aus einer Not eine Tugend machen und wirklich das, was man in der Infrastruktur hat, versucht. Zalando nennt es ja so schön, ein Ökosystem zu bauen und da irgendwie reinzukommen. Also weg von Plattform hin zu, wir versuchen überall mitzumischen und mitzukassieren dann letztendlich ja auch. Ist ein Denkansatz, aber oftmals kommen die ja quer. und ja, für TikTok-Shop wäre es vielleicht noch gegangen. Das sieht man ja auch, dass es inzwischen Kooperationen gibt und Amazon direkt in TikTok investiert. integriert ist, um da auch Checkout etc. zu haben. Aber wenn man sieht, wie das in China funktioniert und da entstanden ist, dann ist es halt schon, also es ist natürlich auch lukrativer jetzt für einen TikTok-Shop das zu machen. Und den ganzen neuen Player geht es ja gar nicht darum, E-Commerce zu machen, sondern eben über die Werbeeinnahmen erlösen. Erlösströme neu zu generieren. und über das, was Alex ja auch gesagt hat, das sind halt die Kunden, die Nutzer und dann hat man andere Monetarisierungsmöglichkeiten und muss nicht so klassisch in den E-Commerce reingehen. Also deswegen beißt sich das auch in gewisser Weise und liegt theoretisch nahe, aber in der Praxis dann auch wieder nicht, weil man sich dann bestimmte Wege einfach verbaut.
Joel Kaczmarek: Na gut, kommen wir zu unserem zweiten Thema, AI-Commerce. Also da kann uns ja Jochen mal wieder abholen, weil du hast ja einige Texte dazu formuliert, was Perplexity da mit seiner Shopping-Lösung jetzt an den Start gebracht hat.
Jochen Krisch: Du hast so schön gesagt, AI in den Commerce bringen. Ich würde eher andersrum sagen, Commerce in die AI zu bringen. Das ist Perplexity Shopping und das ist das, was mich so überrascht hat, auch zum jetzigen Zeitpunkt, weil ich eigentlich immer davon ausgehe, so Commerce kommt immer ganz am Ende, wenn alle anderen möglichen, also die medialen und die einfachen Geschichten abgefrühstückt sind, dann kommt Commerce. Wir können gleich noch sagen, warum es gute Gründe gibt, warum Commerce jetzt da so früh kommt. Aber Perplexity als AI-Suchmaschine, würden Sie sich wahrscheinlich selber bezeichnen, gestartet, hat jetzt Perplexity Shopping gestartet und zwar als umfassendes Angebot, was mich so überrascht hat. Also nicht nur als Suchmaschine für Produkte, sondern als eine Art von Marktplatz mit eigenem Checkout. wo auch Händler jetzt gewonnen werden, um da reinzukommen. Und damit eine sehr mächtige Plattform. Also wirklich, man muss es sich als AI-getriebenen Marktplatz vorstellen. Oder es gab so am Anfang des Jahres auch, als die Investoren auf Suche gingen, was sie denn in dem ganzen Segment erwarten. Gen-AI-Marketplaces war so das Schlagwort, unter dem zum Beispiel Anderson Horowitz und andere gesucht haben. Und für mich ist das so mal so ein Kandidat, Und das, was mich so erstaunt, also ich hätte ja viel erwartet, dass man nach Produkten suchen und dass man Sucht und Beratung bekommt. und all die ganzen Geschichten und auch jetzt das Frontend ist jetzt noch nicht so spektakulär, das ist mehr so Chatbot getrieben, aber was hinten raus gleich im Angebot ist, dass man eben da auch kauft innerhalb von Perplexity Shopping oder dass sie eigentlich für alle Modelle, die es gibt, also wer am Marktplatz ist, kann direkt shoppen. Wer so dabei ist, wird eben dann auf den anderen Checkout geleitet, aber im Grunde auch um die ganzen Payment-Themen sehr gut mitgedacht und jetzt integriert hat. Also das ist jetzt alles Beta oder würde ich fast sagen Alpha, also deswegen muss man eher sagen Spitze des Eisbergs, aber man sieht da eigentlich schon, in welche Richtung das gehen kann. und das hat mich sehr überrascht, dass die wirklich sich nicht so als Service-Provider verstehen, sondern Nee, wenn ihr schon bei uns seid und das macht, dann könnt ihr bei uns auch komplett den ganzen Shopping-Prozess haben und das ist natürlich super gefährlich für alle anderen.
Joel Kaczmarek: Ja, da habe ich auch gestaunt. Also geht mir auch so wie dir. Ich habe E-Commerce früher immer gerne so als die Bundesschatzbriefe der VC-Szene auch betrachtet. Und dass man das sozusagen da reinsetzt, plus es ist ja nicht gerade Acid Light, es ist ja eher verhältnisweise Acid Heavy, wenn man sozusagen das bis an dieses Ende sozusagen vorantreibt, ist schon sehr intensiv. Was ist denn so dein Big Picture, Alex?
Alexander Graf: Also ich habe jetzt natürlich auch mit dieser Perplexi AI rumgespielt, nachdem ich ja diese Jubelposts drumherum lesen konnte.
Jochen Krisch: Jubelpost hast du gelesen? Ja.
Alexander Graf: Ich habe mir gedacht oder überlegt, welches Problem lösen die denn eigentlich? Und für mich hat sich das so ein bisschen angefühlt wie viele der E-Commerce-Präsentationen, die ich in den letzten 20 Jahren gesehen habe von sozusagen App-Anbietern, die gesagt haben, wir haben noch eine noch bessere Suche oder wir können dir noch besser den Schuh für den passenden Kunden empfehlen. Nur mit zwei Klicks. Der muss irgendwie nur Größe und sozusagen Lieblingsfilm angeben und schon finden wir den richtigen Schuh. Für diesen Anbieter und ich habe mir auch ein paar komplexere Fragen da auch mal angeschaut und was andere da irgendwie schreiben, mein Sportschuh für bestimmte Anwendungsfälle und das fairerweise hat ja Google auch schon probiert mit Google Shopping, noch bei weitem nicht so gut, weil die auch ein bisschen festhängen in ihrer Welt, möglichst viel Werbefläche anbieten zu müssen, die sie dann verkaufen, da ist ja perplex die AI noch nicht, müssen sie aber auch meines Erachtens hin. Und dann ist mir aufgefallen, das ist eigentlich ein altes Problem, was damit gelöst wird, weil in dieser neuen TikTok-Welt oder Shein-Welt oder Temu-Welt versuche ich ja eben nicht mehr durch die aktive Suche des Kunden, also diesen Intent, zu einer Produktempfehlung zu kommen, sondern dadurch, dass ich permanent immer bei ihm bin und diese ganzen Klicks sehe, sehe ich, was ihm gefällt. Deswegen glaube ich, dass wahrscheinlich YouTube in Zukunft, weil so viele Klicks bei YouTube Shorts landen, besser in der Lage ist, mir gute Produkte anzubieten, als das zum Beispiel Amazon kann.
Joel Kaczmarek: Gut, Jochen Hasita hat da anscheinend noch einen Hinweis zu.
Jochen Krisch: Weil Alex das jetzt so beschrieben hat, so eher plump, sage ich jetzt mal. Also die Suche als Thema und Personalisierung als Thema, das haben wir natürlich seit 20 Jahren und klappt nicht so, wie man sich das wünscht. Deswegen ist das immer so ein Traumziel. Ich weise deshalb immer gerne darauf hin, dass Perplexity natürlich nicht nur Perplexity Shopping hat, sondern auch Perplexity Pages hat. Perplexity Pages heißt im Wesentlichen eine Aufbereitungsmöglichkeit für Inhalte und eine Weiterleitungsmöglichkeit für Inhalte. Und jetzt haben wir natürlich nur die quasi Suche, aber eigentlich bietet sich dann irgendwann es an, dass Leute eben quasi ihre eigenen Storefronts oder ihre eigenen Ergebnisse kreieren, also zum Beispiel Creator, die denke ich da vor allem weniger an Händler. Und die dann eben entsprechend teilen und weitergeben können. Und so denke ich über das Thema und in die Richtung. Wenn ich nur das analysiere, was jetzt da ist, dann muss ich Alex 100% recht geben. Das haut einem noch nicht vom Hocker und das ist irgendwie so, ja Also bis auf die Payment- und Marktplatzintegration vielleicht, okay, aber das ist dann nice to have. Aber wenn ich PackPlexity sozusagen die Gesamtvision sehe und wie sie sich aufstellen, dann das weitergeben und das dritte, was sie eben eine Woche vorher gestartet haben, eine Werbelösung in dem ganzen AI-Kontext. Und dann ist für mich auch schon so ein Pfad klar, okay, dann muss es vielleicht gar nicht die Provision sein, sondern dann ist es eigentlich die Werbung, die der Treiber für das ganze Thema werden kann. Und wir hatten es ja vorhin schon angedeutet, warum kommt das so früh? Aus meiner Sicht, weil sich hier eine Erlösmöglichkeit anbietet, jenseits des Subscription-Modells, was sie eben jetzt fahren, dass sie sagen können, okay, wenn wir quasi Händler und ProHands integrieren, Dann sind das die, die auch Werbung schalten können, um eben präferierte Plätze, präferierte Präsentationsmöglichkeiten oder auch was immer es da geben kann, zu bekommen. Und das finde ich eigentlich das Spannende, dass das wirklich so eine umfassende Lösung werden kann. Und wir bewegen uns rein im optionalen Raum. Also das ist jetzt gerade gestartet und das ist wie gesagt Spitze des Eisbergs gestartet. Wie Alex am Anfang so schön gesagt hat, wenn wir Richtung Strategien und aus meiner Sicht auch Optionen denken, dann ist das ein sehr mächtiges Thema, was da auf uns zukommen kann. Ob das jetzt dann auch da wieder Perplexity umsetzt oder jemand anders, ist so ein bisschen wie, wir haben lange über Wish gesprochen und da schon eigentlich gesehen, was passiert aus China heraus. Aber letztendlich sind es dann Timo und Xi in geworden, die das gemacht haben. Also ich würde es nicht auf Perplexity wetten. Das kann auch ein Open AI und da können auch andere Player sein.
Alexander Graf: Aber müsste es nicht dann auch ein Player sein, ich meine, was Perplexity ja nicht hat, genauso wie ChatGPT eigentlich auch noch nicht, ist halt dieser Endkundenzugang. Also du besuchst ja jetzt auch einen ChatGPT in der Regel nur für ganz konkrete Anlässe. Ist ja nicht permanent da. Das ist keine App, die jetzt super selbstverständlich ist. Und das hat ja auch mit Amazon Echo, da war ja mal die Idee ein bisschen ähnlich, damals noch nicht AI-basiert, aber so Voice geführt. Du kannst sagen, hey, ich brauche Schuhe oder ich brauche auch neue Batterien. Das wird dann bald in der Werbung sein. Ja, dann kann man dann bei Amazon Echo sich überlegen, ob man dann seinen Werbeplatz bucht als Batterieanbieter. Das war eine Diskussion, die ist schon sechs Jahre her. Ich weiß nicht, wann kam denn diese ganze Echo-Welt da rein? Sechs, sieben Jahre her. Endkundenrelevanz aufzubauen. Heute kann man die neuen Temu-Zahlen sozusagen nach dieser, die auf Basis des Digital Services Act ausgegeben werden müssen. Das ist ja crazy, wie relevant die sind. Und da frage ich mich, auch wenn das jetzt die allerbeste AI-Shopping-Experience ever ist, was ist denn der Hebel für so ein Angebot in Kundenrelevanz zu bekommen? Oder was ist denn das Incentive der alten Anbieter, und dazu gehören ja dann ja auch schon Temo und Shein, in dieses neue Suchraster reinzukommen? Amazon ist ja die ganz alte Welt. Ich muss da reinklicken, ich muss irgendwie schreiben. Dann kommen irgendwie die mit dem modernen Shopping-Feed, Temo, Shein, Und jetzt kommt dieser möglicherweise neue, super convenient Ansatz, bei dem man aber auch nicht so gut die Werbung aussteuern kann, wie das bisher in den anderen Portalen der Fall war. Also du kannst da jetzt den Herstellern oder Händlern in China ja nicht jeden Tag irgendwie eine neue Logik der Werbung präsentieren. Und da, deswegen fühlt es sich für mich so ein bisschen wie die Apple Vision Pro an. Also Megaprodukt, aber es löst eigentlich noch kein relevantes Problem.
Joel Kaczmarek: Also ich kann mir ja vorstellen, dass ein interessanter Hebel das Thema Suche ist. Weil ich habe mich damit jetzt ein bisschen beschäftigt. Ich baue ja auch gerade meine Business-Community zur KI-Community um. Und wir haben eine Doppelfolge gemacht über KI-Suche. Und ich fand einen Take ganz interessant. Also der Hamid, mit dem ich mir das gerade auch sehr intensiv angucke,der hat eine Company im Bereich KI. Und die haben sich mal angeguckt, wie sucht denn eine KI versus eine Suchmaschine. Und wir haben festgestellt, es gibt 60 Faktoren, die beeinflussen, ob dein Produkt, deine Seite, dein Angebot von einem Large-Language-Model als sozusagen wertvoll betrachtet wird oder nicht. Und was ein interessantes Side-Finding war, war, dass 15 Prozent aller Suchanfragen, die an eine KI gestellt werden, noch nie gestellt wurden. Also man stelle sich vor, du hast in Google, was es da, wie viele gibt es? 20, 30? Ich glaube, ich habe 30, ein bisschen um die 30, ne? Was ja eigentlich wirklich gefühlt das gesamte Internet in Sache Suche durchkategoriert hat, von Pontus bis Pilatus. Und trotzdem gibt es 15 Prozent der Suchen, die es bis dato noch nie gab. Und dann wird es ja auch ganz spannend, wie stellst du dich denn dann eigentlich auf, wenn du gefunden werden willst? Ich habe jetzt gelernt, das war mir selber neu, der Begriff. Man sagt ja sonst mal SEO, also Suchmaschinenoptimierung, Search Engine Optimization, wenn du für eine Suchmaschine optimierst. Und GEO, Generative Engine Optimization, wenn du es für KI tust. Und ich könnte mir vorstellen, dass dieser Zugang nochmal mit der Convenience der Suche Vor allem, die werden ja auch total nischig. Also was ich mir irgendwie so, ich habe gerade so über unsere Predictions nachgedacht, die wir ja im Januar mal liefern werden, was ich mir vorstellen könnte, dass so ein Handel, wenn ich den mit KI betrachte, sehr, sehr longtailig wird auf eine Art. Weil ich habe das von Hamid gelernt, wenn du halt über Prompts suchst, es ist teilweise ein Keyword, also ein einzelner Wort oder ein Satzbau, was die ganze Semantik schon so weit verändert, dass so eine KI ein völlig anderes Ergebnis ausspuckt, als wenn du, sage ich mal, bei Google halt nur deine drei typischen, was weiß ich, Schuhe, schwarz, 42, ausgibst.
Alexander Graf: Dazu kleiner Einwand, also das Thema verfolgt uns ja unabhängig von AI, Shopping, wirklich schon seit 20 Jahren, sozusagen diese Suchen. und wie wird Suche relevant, wie werden die Ergebnisse relevant? und dann war ja die Idee, das war ja auch so ein bisschen die Mitgründung von Zalando, dass du dann, Wenn du dort deinen Warenkorb hast und Zalando eigentlich 30 Prozent deiner Fashion-Einkäufe macht, dann wissen die auch, welche Marken du magst, welche Größe du hast, was in deinem Kleiderschrank hängt und damit die Angebote viel, viel relevanter werden. Was wir jetzt ja merken durch dieses neue Medienkonsumverhalten, alle zehn Sekunden ein Klick auf ein Video, du brauchst viel mehr Klicks und Daten. Also dieser eine Einkauf pro Monat oder pro Quartal bei Zalando reicht gar nicht auf. Du brauchst einfach vier Klicks pro Tag oder zehn Klicks meinetwegen pro Tag. um einen Algorithmus trainieren zu können, der dann in der Lage ist, dir wirklich relevantere Vorschläge zu machen. Der weiß, okay, diese Tasche von dieser Marke in dieser Farbe, die gefällt dir wahrscheinlich. Also du kannst den noch so klugen Algorithmus haben. Da gab es immer mal spannende Vorträge früher von Factfinder. Am Ende fällst du halt zurück auf diese Standard-Kategorie-Empfehlung. Andere Kunden, die dieses Produkt haben, kauften auch. Oder in der Kategorie läuft am besten A, B, C, D. Und da kannst du schon 50 Einkäufe des Kunden wissen. Das kann auch eingeloggt sein. Oft schaffst du es nicht, besser zu sein als diese Standardempfehlung. Du brauchst einfach viel, viel, viel mehr Daten. Und deswegen frage ich mich immer, wer hat diese Daten? Wer hat diese Klicks? Und wer, wenn diese Klicks kontrolliert, wer quasi diese Daten hat Der kann wahrscheinlich auch erfolgreich AI-Shopping oder AI-Shopping sozusagen initialisieren. Also die Idee, also vielleicht gehöre ich jetzt quasi zu der alten E-Commerce oder Commerce-Generation, die das schon so oft hat scheitern sehen.
Joel Kaczmarek: Was ich vermuten würde, ist aber, dass du bei AI-Commerce mehr Intent von den Kunden kriegst. Also wenn jemand dann wie in dem Beispielvideo da irgendwie erzählt, hier, ich möchte mir eine Heimbibliothek einräumen, ich habe ein Fenster, rechts daneben sind 40 Zentimeter Platz und 1,80 ist die Wand nur hoch und bitte beachte, ich habe feuchte Wände, es sollte irgendwie Holz sein, bla bla bla bla bla. You name it, da hast du glaube ich nochmal eine ganz andere Informationstichte. Deswegen sage ich, dieses Personalisierte könnte ich mir vorstellen oder dieses Longtailigere. Könnte natürlich einen Impact haben. Jenseits dessen hast du natürlich komplett recht. Also die Datenlage, wenn ich es jetzt auf Shop basiert, mit Kaufpunkten mir betrachte, ist es natürlich nochmal was anderes. Aber wenn du diesen Intent sehr, sehr genau hast.
Alexander Graf: Ja, aber ich meine, wer soll das denn formulieren? Ich meine, wenn die Leute in den Baumarkt gehen, können sie den Intent ja noch nicht mal formulieren. Ich brauche dieses Rohr am Klo. Ja, welches denn? Das eckige? Ja, nee, das sozusagen mit diesem runden Ding dran. Und da steht dann quasi der Super-Experte, der Baumarkt-Typ schon vor dir und du hast schon das Regal und weißt trotzdem, wie soll das denn AI lösen?
Joel Kaczmarek: Ach, ich glaube schon, dass das geht, wenn du gute Agents baust da drauf, aber sagen wir es mal so rum, es spricht eigentlich gegen diese Convenience, die die Lösung auf der anderen Seite wieder ausstrahlt. Wenn du sagst, ich muss jetzt dem Ding da 50 Mal erklären, was ist jetzt ein Sechskantschlüssel versus irgendwie, was weiß ich. Das ist natürlich ein fairer Punkt, ja.
Jochen Krisch: Aber das letzte Stichwort hat mir gut gefallen, weil ich finde, Suche springt einfach zu kurz. Wir betrachten dieses ganze Thema AI momentan auch sehr aus einer Suchmaschinenbrille. Und ich glaube, wichtiger, und da unterscheidet sich für mich auch Perplexity von anderen Geschichten, dass es halt um die Ergebnisse geht, um die Art und Weise, wie du die Ergebnisse präsentierst. Und dass es auch Leute geben kann, die das erstmal erstellen und das dann eben weiterleiten. Das meinte ich mit den Perplexity Pages und das ist auch noch sehr starr, das ist im Prinzip nur eine Formatierung jetzt einer Seite mit unterschiedlichen Komponenten, aber das kann man auch ein bisschen weiter sich denken. Wenn man das auf E-Commerce übertrachtet, wenn man da an Creator und Influencer denkt, die das zum Beispiel erstellen könnten, müssen nicht Die heutigen Influencer sein, die das vielleicht, weiß nicht, ob die das machen oder nicht, aber kann auch eine andere Generation sein, die einfach solche Ergebnisse dann erstellt, variabel interaktiv erstellt und das dann einfach verbreiten, promoten kann. Und dann sind wir auch beim Thema, was Alex vorhin angesprochen hat. Also was ist für die Kunden attraktiv genug für den Nutzer? Und wenn ich sowas habe, dann kann ich das auch promoten, weil das haben wir ja gesehen, wie schnell solche coolen Seiten hochkommen können. Und cool hieß bisher immer, sie müssen super preisgünstig sein, Temo, Shein etc. Aber cool kann auch anderes heißen und dass man einfach eine andere Experience bekommt oder weiß, der Filter ist viel knapper, ich verirre mich dann nicht mehr. unter den Themen. Und das ist so mein Denkansatz da. Ich gebe aber zu, ich bewege mich da in Sphären, die noch nicht sehr konkret sind. Aber deswegen hat mich ja so gefreut, dass Perplexity genau jetzt der Player ist, der das macht, weil es eigentlich auch aus meiner Sicht der einzige ist, der schon mal in so eine Richtung vorausgedacht hat. Also viele andere wenden sich ja an Profis, die das nutzen sollen zur Effizienzsteigerung ihres Businesses oder was auch immer. Aber Perplexity hat man ja gesehen, die haben ja schon Plakatkampagnen und alles Mögliche gemacht. Also für Endkunden, sodass man einfach auch sieht, deren Einstellung ist eigentlich eine komplett andere. Und ein Punkt, wo ich schon gerade dran bin, Shopping ist das eine Thema, aber die ganzen anderen Consumer-Themen sind natürlich vorprogrammiert. Also Finanzen, Banking, keine Ahnung, Reisen, genau, was da kommt. Also ich würde wirklich sehr dafür plädieren, das nur als Spitze des Eisbergs zu sehen und nicht schon gleich in die Generalkritik Also einzusteigen, weil da bin ich ja voll bei Alex. Also was man jetzt sieht, ist nichts, also das ist nicht das Spektakuläre. Aber ich hoffe, ich habe so ein bisschen Ideen geben können, in welche Richtung man das denken kann.
Joel Kaczmarek: Ich glaube, es wird halt auch Anforderungen mit sich bringen. Also ich würde mal tippen, dass du dann die Produktdaten alle sehr, sehr detailliert und sehr sauber brauchst, weil wenn es wirklich in diese Longtailigkeit geht, dass jemand sagt, ich habe diesen Anwendungsfall, welches Mikrofon passt denn, wenn ich podcasten möchte und ich habe den Typen, der immer so viel redet oder der so laut ist oder meine Stimmlage ist dies, das, jenes, da brauchst du, glaube ich, ganz gute Datenlage. Und ich finde, was du ja auch eingangs gesagt hattest, auch von den Playern her ist es ja aber auch erst ein Anfang. Also ich wäre mir jetzt auch beileibe nicht sicher, ob Perplexity dann so derjenige welche ist, der da den Ausschlag gibt, weil am Ende des Tages, ich glaube, das wird so ein Convenience-Game. Wenn du eh schon ganz, ganz viel mit OpenAI zum Beispiel löst, dann könnte ich mir da auch eher den Shopping-Reiter vorstellen, als jetzt bei irgendwie irgendeinem Drittanbietertool. Aber fair enough, ja, am Ende des Tages gibt es ja vielleicht auch mehrere, die es machen, beziehungsweise ist ja eigentlich so ein Stück weit wichtig, das auch so salonfähig zu kriegen und dann, glaube ich, hast du vollkommen recht. Das ist erst so ein Case.
Jochen Krisch: Ich glaube halt, der Handel sollte sich darauf einstellen, dass es noch andere neue Player gibt, die jetzt in dieses E-Commerce-Game vordringen, eher als Marktplatz, also nicht als klassisches Handelsmodell und als Shopping-Plattform und nicht so sehr darauf einstellen, dass man nur, wenn man jetzt quasi… Ertüchtigungsprogramme macht für seinen bestehenden Shop und da mit AI, Chatbots etc. arbeitet, dass das schon reicht. Und das ist mir eigentlich immer wichtig. Bei allen Innovationsthemen ist es ja so, ob jetzt Social Commerce ist oder eben AI oder andere, dass man eigentlich immer versuchen muss zu gucken, was für neue Player tauchen dann auf? und wer kann einem da in die Quere kommen.
Joel Kaczmarek: Vielleicht habt ihr ja auch noch abschließend einen Impuls, wenn, ich sage mal, das Werkzeug, mit dem ich den Kauf betreibe, eine KI ist. Was glaubt ihr denn dann, welche Art von Marke, Hersteller, Händler dann so die größten Erfolgschancen hat? Also worauf kommt es denn dann eigentlich an, wenn ich das Interface in dieser Richtung verändere? oder ändert sich gar nicht so viel?
Alexander Graf: Kann ich ja mal darauf antworten. Also ich glaube, die Grundannahmen verändern sich nicht. Also die Händler oder die Anbieter, die am schnellsten sich anpassen können, den Markttrends oder den Konsumtrends, die gewinnen. Und es geht weiterhin darum, diesen Endkundenzugang zu kontrollieren, um diesen Endkundenzugang in Form eines Plattformgeschäfts, Werbung verkaufen, Dienstleistung verkaufen, Logistik verkaufen, zu monetarisieren. Darum wird es immer gehen. Deswegen ist die Fragestellung, die jetzt Jochen aufgeworfen hat, aus meiner Sicht korrekt. Also Wer ist quasi diese neue dominante App, die ich eine halbe Stunde am Tag öffne, die das dann nutzt? Und ist das jetzt, also was wir gerade beschreiben, dieses Shopping-AI, ist das das relevante Feature, was jetzt wirklich gefragt ist und was diesen App-Erfolg erklärt? Aus meiner Sicht ist es das nicht. Es ist quasi nur ein kleines Feature. Ich kann mir das noch nicht so vorstellen, dass das groß genug, wichtig genug ist, um so eine weitere App erfolgreich zu machen? Oder ist das ein Feature, was dann wieder den alten Apps, der Amazon-App, der Zalando-App, zu neuem Schwung verhilft? Dass die Leute dann einfach stärker darin kommunizieren. Was jetzt über den Chatbot bisher nicht geklappt hat, weil der doch recht doof ist am Ende und weil der auch sehr intent basiert ist und eigentlich darauf angelegt ist, das Service Center zu entlasten für Nachfragen aller, wo ist meine Bestellung? Da kann ich mir mehr drunter vorstellen. Aber ich bin da auch gefangen natürlich in meinem E-Commerce-Knowledge und in meiner Welt, was ich bisher gesehen habe. Deswegen wird es uns schwerfallen, diesen neuen Anbieter zu beschreiben. Aber ich bin weniger, sagen wir mal, weniger bullisch, dass das jetzt ein Thema ist. Also meine Empfehlung für die Händler und Hersteller ist, sich damit nicht auseinanderzusetzen. Genauso wie im Metaverse keinen Laden zu bauen. Genau.
Jochen Krisch: Da bin ich aber mal hart dagegen oder habe ich eine andere Position. Aber um auf deine Frage zurückzukommen, Joel, ich glaube, dass Qualität eine größere Rolle spielen könnte. Also wirklich Markenmarken und Qualitätsprodukte und Themen. Es kann sein, dass es wieder dann in diese Preisvergleichs- und Preisdynamikschiene abgleitet, ist immer drin, weil dafür kann man sowas natürlich auch machen. Aber beratungsintensive Produkte, wo die Entscheidung sehr schwierig ist, der Entscheidungsprozess sehr schwierig ist, wo wir ja keine wirklichen guten Lösungen haben. Also entweder dir wird was empfohlen und dann suchst du es und nimmst das oder brauchst irgendjemanden, der dich an die Hand nimmt bei der Vorauswahl der Entscheidung von teuren Produkten oder von wirklichen Einrichtungen, sei es irgendwelche Hobbythemen oder sonstigen Geschichten. Und ich glaube halt da, wo es smartere Lösungen bräuchte, also jetzt mal mein optimistischer Case, das wäre doch schön, da was zu haben. Und dann würden natürlich all die, die eben gut, also sowohl vom Produkt gut sind, als auch von der Beschreibung gut sind, auch damit entsprechenden Material da sind, profitieren. Das muss nicht heißen, dass das nur alte, bekannte Namen sind, also können genauso gut funktionieren. Aber die halt dann sehr speziell in der Nische eigentlich erstmal sind und so sich eine breitere Zielgruppe erschließen können. Also wenn ich es jetzt mal ganz neutral und nüchtern betrachte, ich würde das nicht so kleinreden wie Alex.
Joel Kaczmarek: Ich sehe das ähnlich.
Jochen Krisch: Ich würde jetzt nicht sagen, also es ist heute und morgen natürlich kein Thema, aber ich würde es stark unterscheiden. zu Metaverse und den ganzen anderen Dingen. Da bin ich voll dabei. Das ist alles so Einfach noch zu früh und zu techy-mäßig. Aber hier, was mir halt hier gut gefällt, ist, dass man sich Anwendungsszenarien vorstellen kann. Und Stichwort App ist ganz gut. Man muss sich eigentlich immer das App vorstellen. Was könnte das für eine App sein? Oder in welcher App-Umgebung könnte das letztendlich dann passieren? Also da bin ich eigentlich Jetzt nachdem das so flott vorangeht, ich hätte auch gedacht, so ein paar Jährchen hat man da noch, aber wenn jetzt schon die ersten Ambitionen kommen, kann ich mir vorstellen, dass das doch schneller ein Thema wird als nicht. Ich fand es zum Beispiel so interessant, jetzt auch auf die LinkedIn-Beiträge, die ich geschrieben habe. Sie waren ja eigentlich nur, guck mal, da gibt es was Neues und so das Szenario aufmachen. Aber selbst da haben sich eben kleinere spezialisierte Händler angesprochen, gefühlt gesagt, nee, ich bin eigentlich unvergleichlich. Ich habe mich da jetzt mal angemeldet. Also momentan ist das ja nur als US-Thema. Das ist für uns ja noch gar nicht relevant. Aber dann habe ich gesehen, okay, das waren genau die qualitativen, eher einzigartig positionierten, die ich eigentlich da auch sehe. Also insofern trifft es dann doch irgendwie einen Nerv. Aber Alex hat ja, einen Punkt hat er ja, Das hat in keinster Weise die Reichweite und wird es auch so schnell nicht bekommen. Außer gleich die nächste Superbowl-Kampagne läuft mit Perplexity Shopping. Dann sehe ich aber noch nicht, dass die Experience so weit ist. Und das ist ja dann immer so ein Hebel, wo einfach ein Thema sehr schnell dann in den Markt reinkommen kann. Also 25 vielleicht noch nicht, vielleicht 26 dann.
Alexander Graf: Also mein Verdacht ist ja, die Unternehmen, die im Metaverse auch eine Filiale nachgebaut haben, werden die ersten Kooperationspartner von Perplexity Shopping sein.
Jochen Krisch: Nein, das glaube ich.
Alexander Graf: Das möchte ich aber jetzt gar nicht wertend sagen. Das ist einfach nur eine Feststellung.
Jochen Krisch: Nein, das Werten ist ja gar nicht so deine Art.
Alexander Graf: Ich biete ja nur Meinung.
Joel Kaczmarek: Na gut, dann bin ich mal gespannt, was ihr beide für Meinungen bietet, wenn wir uns das nächste Mal wieder hören und zwar mit den Predictions, also den Vorhersagen, was wir denn so fürs Jahr 2025 erwarten. Freue ich mich schon drauf, bin ich neugierig. Bis dahin wünsche ich euch natürlich beiden einen guten Rutsch. Frohe Weihnachten, bleibt gesund und für heute vielen, vielen Dank.
Jochen Krisch: Vielen Dank und ebenso.
Alexander Graf: Danke.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um E-Commerce: Joel trifft sich regelmäßig mit den beiden E-Commerce-Experten Alexander Graf (Kassenzone, Spryker) und Jochen Krisch (Exciting Commerce, K5) um ihr Wissen zu bündeln. Gemeinsam nehmen die drei dich mit auf eine Reise zu spannenden Tiefenanalysen, Strategiediskussionen und Praxiseinblicken des Onlinehandels. Ein wahres Feuerwerk zwischen drei Experten, die scharfe Thesen formulieren und lebhaft miteinander diskutieren.