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Joel Kaczmarek: Hallo Leute, mein Name ist Joël Kaczmarek, ich bin der Geschäftsführer von Digitalkompakt und heute hat der Podcast-Prinz, nämlich ich, den Podcast-Papst zu Besuch, den lieben Philipp Westermeyer von OMR. Es wird für mich eine große Herausforderung, dieser Medienpersönlichkeit Herr zu werden, weil er macht ja so und da lacht er schon. Er macht ja so unglaublich vieles auf einmal, Konferenzen, krasse Artikel, eine Newsletter, Reviews, er macht Masterclasses, einen Podcast, der auch nicht ganz kacke ist. Also ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll und wo ich aufhören soll. Deswegen glaube ich, es wird heute ein sehr schöner, bunter Ritt durch das ganze Universum von OMR, wo ich natürlich das ein oder andere weiß und kennenlerne, weil man schaut sich ja auch an, so wie er vielleicht das ein oder andere Mal bei mir mitgenommen hat, hab ich wahrscheinlich viel bei ihm auch mitgenommen, wahrscheinlich dreimal mehr als er bei mir, aber immerhin. Und ja, deswegen freue ich mich total. Lieber Philipp, schön, dass du da bist. Moin, moin.
Philipp Westermeyer: Danke für die Einladung, Joel, und danke für die Inspiration zurück. Ich habe dir ja gerade schon im Vorgespräch gesagt, nicht zuletzt dein Buch, ich glaube, es gibt ja nur ein Buch von dir, fand ich mit eines der interessantesten Bücher über die Digitalwirtschaft, die es überhaupt aus deutscher Feder in den letzten Jahren gab und hat mich auch ein bisschen inspiriert, ein eigenes Buch mal zu probieren.
Joel Kaczmarek: Ja, vielen, vielen Dank. Und ich weiß ja, man soll am Anfang immer, wenn Leute Bücher geschrieben haben, muss man es immer am Anfang machen. Also, liebe Hörerinnen und Hörer, wir werden im Verlauf des Gesprächs erst hinten drücken.
Philipp Westermeyer: So war das nicht gemeint.
Joel Kaczmarek: So war das nicht gemeint. Nein, nein, alles gut. Hätte ich sowieso gemacht. Wir werden erst hinterher drüber reden, weil ich natürlich eine Chronologie im Kopf habe. Aber wenn ihr jetzt schon da sitzt und während wir hier palabern, irgendwie die Finger langsam kribbelig werden, dann könnt ihr mal in den Buchladen eures Vertrauens gehen, digital oder echt, und euch, sagt man auf Englisch, digital unplugged oder digital unplugged?
Philipp Westermeyer: Ich glaube lieber Digital Unplugged.
Joel Kaczmarek: Digital Unplugged, das neue Buch vom lieben Philipp Westermeyer holen. Ich habe mich hintenrum schon erkundigt, ob er das ernsthaft verfolgt hat. Das weiß er gar nicht. Ja, nee, nee, der hat da wirklich sich reingeklemmt und richtig hart und ernst dran gearbeitet. Also man kann ja auch sagen, ich habe einen Ghostwriter oder ich nehme hier nur Interviews und verschriftliche die, sondern da steckt echt viel Liebe drin, habe ich gelernt. Aber dazu später mehr. Gekauft kann aber jetzt schon mal werden, liebe Freunde der guten Unterhaltung. Aber Philipp, sag mal, was mir als erstes einfiel, als ich über mein Intro mit dir nachgedacht habe, ist, das Lustige ist ja immer, man hat ja so eine Art, wie man spricht. Ich weiß hier, der Chef von Payback kam mal zu mir, war im Podcast und hat da angefangen, mich nachzuäffen. Der meinte dann, ja, herzlich willkommen bei Digital Kompakt, hat das immer so ganz betont. Und das Erste, woran ich bei dir auch immer denke, und da merkt man ja so diese Personenmarke ist, wie du immer so dieses Intro bei dir sprichst, OMR Podcasts. Gibt ihr das auch manchmal? Haben sie dich mal persifliert?
Philipp Westermeyer: Ja, absolut. Also so ist es. Ich habe das ehrlicherweise am Anfang nicht absichtlich gemacht und irgendwann hat man sich daran gewöhnt. Und dann haben wir so bei ein paar Sachen verstanden, dass man ja auch so eine Marke kreieren kann durch genau solche kleinen Sachen. Sei es nur so Audio-Branding oder für mich total krass ist es geworden mit diesen Bildern aus unserem Podcast-Studio. Vielleicht kennst du die auch von Instagram, wenn du das Logo ist, mit meiner komischen Position, mit diesem einen Bein so ausgestreckt auf der Bank. Da sitzt er mit dem Gast und das war am Anfang so, ja, machen wir mal diese Fotos. und mittlerweile ist es halt voll Teil des Rituals und so Teil des Social Media sozusagen Distribution zu dem Podcast geworden. und das ist durch einen Zufall entstanden, aber dann habe ich begriffen, ach, guck mal, Da entsteht gerade Marke, lass es mehr machen.
Joel Kaczmarek: Es ist lustig, dass du das sagst, weil als wir unser Studio gebaut haben, habe ich es auch so gemacht. Da habe ich gedacht, okay, guck mal, die Jungs machen irgendwie so auf rough und dieses bisschen Rotznäsige, was ja zu eurer Marke total gut passt. Und dann habe ich gedacht, ich will bei mir mehr so ein Wohnzimmer haben. Und ich beneide euch aber total dafür. Bei unserem Studio ist es so, wenn man uns von der Seite fotografiert, haben wir ein Fenster und es ist hinten vergittert, weil in Berlin ist ja hier Ghetto. Und jedes Mal sieht es aus, als wenn wir in so einer Knastkabine sitzen. Das heißt, da will ich auch irgendwann mal hinkommen, dass wir so schöne Fotos wie ihr machen können. Gut, aber starten wir mal vielleicht am Anfang. Beziehungsweise fällt mir ein, haben die dich auch mal persifliert eigentlich in diesem Spotify-Podcast, wo die so andere Podcaster auf den Arm nehmen?
Philipp Westermeyer: Nein, leider nicht. Hätte ich gut gefunden natürlich. Wäre auch Marketing gewesen und Branding und so, aber bin ich glaube ich nicht, die Irre ist mir nicht so teilgeworden.
Joel Kaczmarek: Okay, Staffel 2 dann, kriegen wir hin. Lass uns doch mal beim Urschleim sozusagen anfangen. Du hast ja eine wirklich interessante Reise hinter dir. Ich weiß noch, ich glaube, wir haben uns so ungefähr zu Metrigo-Zeiten kennengelernt, vielleicht kurz danach. Was ist der interessante Einstiegspunkt für dich? Also wenn du über dich gerne erzählst, sollten wir schon in den Gründungsjahren anfangen oder was wäre für dich so der?
Philipp Westermeyer: Also ich kann ja die ersten Jahre zusammenfassen. Es sind, glaube ich, schon für mich sehr wichtig, die ersten, sagen wir mal, fünf, sechs Berufsjahre. Und vielleicht nicht ganz so interessant und nicht so ungewöhnlich. Die letzten Jahre sind sicherlich mit OMR und dem Ganzen, was uns da auch widerfahren ist, ein bisschen ungewöhnlicher und interessanter deswegen. Aber die ersten Jahre waren, soll ich das mal kurz machen? Also
Joel Kaczmarek: Ja, auf jeden Fall.
Philipp Westermeyer: Also in aller Kürze, damals Berufseinstieg als Assistent vom Chef von Gunnar und ja, Bertelsmann-Vorstand, für mich ein Traum, da auf der Flughöhe einsteigen zu dürfen. Bertelsmann war damals als Arbeitgeber, ja, weiß nicht, was McKinsey ist oder was, richtig spannend und groß und nicht einfach reinzukommen.
Joel Kaczmarek: Das war dein erster Job? Also das allererste, was du gemacht hast, war das gleich? Ja. Krass.
Philipp Westermeyer: Und da war ich natürlich entsprechend stolz und hab mir dann ein H&M-Anzug gekauft und Krawatten und bin dann da irgendwie als Assi eingelaufen und alle gesiezt und hab's erlebt, eine Flugbereitschaft und Fahrern und Sekretärin en masse und so und durfte dann da mitmischen. Und hab das eine Weile gemacht, dann war aber auch schon absehbar, dass es irgendwie schwieriger wird mit Verlagen. Hab auch die Phase erlebt, wie dann die StudiVZ-Gründer da ihre Firma gepitcht haben, damals bei Gruner, wo dann am Ende Holtzbrinck gekauft hat und so. Das war eine super Zeit für mich, total prägend, auch mit meinem Chef damals die ganzen Erfahrungen zu machen. Bin dann aber rausgegangen, weil auch diese SEO-Welle schon lief. Bin auch irgendwie ein Stück weit Generation SEO, ganz viele andere Freunde von mir, die heute auch zum Teil größere Firmen machen oder auch irgendwie schon retired sind zum Teil, haben auch alle mit SEO angefangen, weil das halt so ein riesiger Goldrausch war und haben wir auch noch versucht, ein bisschen mitzuschürfen, auch ein paar SEO-Seiten gemacht und uns da mal in das Digital-Marketing reingehangelt und sind dann von SEO-Seiten auf Restplatzvermarktung gekommen, damals Banner vermarkten, Restplätze vermarkten haben wir gemacht, haben da auch so die erste richtige Firma gemacht, die wir dann verkaufen konnten.
Wir haben dann diesen Markt immer besser kennengelernt, gemerkt, es kennen sich ganz wenig Leute wirklich gut mit dem Markt aus, dieser Banner-Vermarktung und auch gleichzeitig hat sich dann da was geändert. Es gab dieses Thema Realtime-Advertising, kam halt rein und dann haben wir da eine zweite Firma gemacht und das war größer mit Investoren. dann, Project A, Florian Heinemann, der das auch gut kannte und Martin Sinner, Christoph Schäfer, so ein paar Legenden dieser Online-Marketing-Szene. Und haben das dann gemacht, an Springer verkauft, dann hat das nicht gut funktioniert, Zanox, Springer-Tochter, hat das Management gewechselt, es passte nicht mehr, wir haben es wieder zurückgekauft, haben es dann nochmal an Zalando verkauft, da noch die frühere Phase mit erlebt, Marketing, Retargeting im größeren Stil, auch Online-Shop-Monetarisierung erlebt. Das waren meine frühen Jahre und während all dieser Zeit, die ich gerade beschrieben habe, habe ich immer wieder Anfragen bekommen von Leuten, die gesagt haben, Mensch Du kennst dich ja mit Online-Marketing aus, kriegst du mit. Kannst du nicht mehr helfen? Und natürlich konnte ich nicht immer mehr allen helfen, wenn da irgendwie die Anfragen kamen. Deswegen habe ich dann immer alle Anfragen und Wünsche gesammelt und dann mal so ein kleines Seminar gemacht. Für dann 20, 30 bekannte Freunde, die halt um Hilfe gebeten haben, habe ich dreieinhalb Tage, dann ein Wochenende lang Online-Marketing erklärt. Von SEO, Affiliate, Banner, alles, was es damals gab. Dann haben danach die Leute gesagt, Mensch, hier, tolles Seminar, hab echt viel gelernt, war lustig mit dir. Sieht man sich nochmal wieder oder gibt es nicht nochmal eine Reunion oder so? Und das gab es halt alles nicht.
Und dann habe ich halt gedacht, okay, wenn die jetzt schon eine Reunion haben wollen oder ein Wiedersehen, dann mache ich das halt. Und dann habe ich halt damals ein Event gemacht, einmal im Jahr so eine Konferenz. Und dann Marketing Rocks saß damals. Das war dann der nächste Schritt. Aber alles als Hobby, alles nebenher, alles über Jahre so entspannt, aufgebaut, ohne Druck, Künstler eingeladen, da immer Party abends gemacht, weil es halt auch viele Freunde und Bekannte waren. Und das waren dann die Jahre, wo das so nebenher gewachsen ist und ich da die anderen Businesses, von denen ich gerade sprach, hauptsächlich gemacht habe. Und dann irgendwann bin ich bei Zalando raus und da waren wir da bei OMR schon so drei, vier Leute, die da mitgeholfen haben, das Event zu organisieren, ein bisschen zu vermarkten. Da hatten wir auch den Redakteur, den Roland, der dann auch angefangen hat, Artikel zu schreiben. Aber es war alles mehr auf einer Hobbybasis, ein kleines Team. Naja, und dann habe ich angefangen, das Vollzeit zu machen vor sechs Jahren oder so. Und jetzt sind wir fast 200 Leute. Das ist natürlich schon krass, ja.
Joel Kaczmarek: Weißt du, die meisten Menschen, die dir jetzt so zuhören, die können wahrscheinlich sich überhaupt nicht vorstellen. Du bist ja jetzt so im Schweinsgalopp durch Jahrzehnte gefühlt fast schon gegangen. Ja, ja. Weil das war ja so wilder Westen damals. Ich habe das ja auch noch mitgekriegt. Ich war ja irgendwie hier im Lager von Team Europe und ich habe gerade heute einer Bekannten hier im Büro erzählt, wie das damals so war. Die Augen gingen auf und man merkte so, die Landkarte war einfach noch so unglaublich viel kleiner damals. Also was du gerade gesagt hast, so Martin Sinner, Florian Heinemann und so weiter. Wenn man sich auch mal im Samwer-Dunstkreis so umguckt, wer dann irgendwie, keine Ahnung, Piabo hier, der Thilo Bono, der dann irgendwelche so auf so Bänken mit Olli Samwer irgendwelche Events gemacht hat und so. Und keine Ahnung, dann ging Alando los und so. Also das fand ich ja eigentlich so das Krasse. Und was du gerade beschrieben hast mit dem ganzen SEO, das war ja so Goldrausch teilweise noch. Also so Wilder Westen auch, wenn ich jetzt an so Ron Hillmann denke, der damals so irgendwelches SEO-Zeug beigebracht hat und, und, und.
Philipp Westermeyer: Aaron Even, André Alper, Philipp Klöckner sicherlich auch schon, aber ganz viele Preisvergleicher. Ich hatte vor kurzem Tim Ringel von MetaApes. Also da gibt es ganz, ganz viele, die da viele Sachen gemacht haben. Hier Markus Tandler, Johannes Beuys mit ihren Tools, Markus Tober. Also da gibt es so viele Menschen aus der frühen Phase, aber trotzdem verglichen zu heute viel weniger. Also da konnte man eine Konferenz machen und alle waren da und es waren irgendwie Also alle waren da, bezogen auf die SEO-Szene vielleicht. Und das waren dann damals irgendwie auf der SMX von Marco, der das damals gemacht hat. Das ist das beste SEO-Event damals. Bei Marco waren dann, weiß ich nicht, 600, 700 Leute oder vielleicht 1.000 Leute. Das waren alle da. Und das Gleiche gab es halt mit Markus Keller mit Affiliate. Waren alle da bei 1.000 Leuten. Und das hat sich dann natürlich irgendwann komplett ausdifferenziert. Und jetzt ist diese Digitalszene ja nicht mehr zu überblicken. Es gibt so viele Gründer. Es gibt noch mehr Experten für jede Art von Teildisziplinen. Irgendwie gibt es jetzt uns als jemand, der versucht, noch irgendwie eine Klammer zu schaffen vielleicht.
Joel Kaczmarek: Ja. Naja, das ist ja das Spannende, wie ihr jetzt eigentlich mittlerweile positioniert seid. Ihr seid ja quasi Mainstream geworden. Ich weiß noch, als ich am Anfang mal irgendwie mit einem meiner Mitarbeiter über Digital Kompakt geredet habe, da meinte er, du bist zu klein. Also von dem Themenspektrum her. OMR hat einen viel größeren Rahmen. Marketing ist alles. Da meinte ich so, ja, aber Digitalisierung ist auch alles so. Und das ist ja das Spannende, wie ihr es verstanden habt, Online-Marketing wirklich in eine Breite zu ziehen, gleichzeitig aber irgendwie noch so einen Kern sich zu behalten. Von daher Um mal uns dem anzunähern, wann war denn für dich so der Moment gekommen, dass du gesagt hast und gemerkt auch, jetzt muss ich da reingehen? Weil an und für sich hätte man ja gesagt, mit diesem ganzen Metrigo-Thema und so, wirst du wahrscheinlich viel eher gedacht haben, dass wenn ich mal Millionär werde und ein krasses Ding baller, dann das. Weil Tech, weil Dieb, weil irgendwie und so weiter. Und irgendwann merkte man ja, okay, da ist ja was. Gab es so einen Moment, wo du gemerkt hast, ah, da muss ich rein?
Philipp Westermeyer: Und vielleicht gab es den so ein bisschen, als wir zum ersten Mal eine Messe gemacht haben. Wir haben irgendwann angefangen, die Konferenz halt zu machen in der Großen Freiheit, in so einer Musiklocation hier in Hamburg, dann im König der Löwen Theater, hier in Hamburg so einem großen Musicaltheater in der Elbe. Und dann haben wir eine Messe gemacht im St. Pauli VIP-Bereich, so große Hallen im St. Pauli Stadion. Und da war dann wirklich irgendwann eine Messe. Und da waren dann zig Aussteller und da habe ich so gedacht, wow, man kann sogar eine Messe machen. Und eine Messe, das war mir schon klar, hat einen Wert. Das ist ein Marktplatz. Da habe ich gedacht, okay, und als ich auch gesehen habe, wie viele Leute dann die Artikel lesen in der frühen Phase. Das kennst du ja auch noch aus der Gründerszene-Zeit, dass man wirklich merkt, man hat einen gewissen Impact, man shapet so die Topics, über die geredet wird in der Branche. Und dann kann man ja auch nachgucken, wer sich so alles anmeldet für den Newsletter. Da habe ich schon gemerkt, da ist eine gewisse Relevanz zumindest. Und dass es jetzt ein 200-Mann-Filmer wird, natürlich nicht. Es ist ja auch noch nicht vorbei. Vielleicht wird es ja noch mehr, wer weiß.
Aber das habe ich nicht kommen sehen. Ich hatte mal so gedacht, naja, lassen wir Büros besorgen, wo wir zumindest mal mit 40 Leuten sitzen können, weil das werden wir vielleicht mal brauchen. Und ja, also diesen einen einzigen Moment vielleicht bei der Messe, vielleicht damals, als wir mit Content angefangen haben. Aber was man auch wirklich sagen muss vielleicht, du hast ja gerade gesagt, dass wir uns entwickelt haben vom Online-Marketing so in die Breite. Wir haben ein wahnsinns Glück gehabt, dass wir Themen hatten. Das Thema Online-Marketing war ein kleines, schäbiges Thema. Die ganzen coolen Marketingleute, die wollten zu Jung von Matt oder irgendwie ins Brand-Marketing und die, die nicht gut genug waren so ungefähr, die kamen irgendwie ins Online-Marketing. Es war nicht das sexy Thema. Und dann gab es aber Firmen, die Kernprotagonisten der Online-Marketing-Szene waren Google, Facebook, sowas. Und das sind heute die wertvollsten, relevantesten Firmen der Welt. Und das ist natürlich eine riesige Welle. Und auf dieser Welle sind halt alle Online-Marketing-Macher wichtiger geworden und größer geworden. Und so auch wir. Da können wir jetzt nur dankbar sein.
Joel Kaczmarek: Ja, und ich meine, dann kommt ja immer der Vergleich und die Wachablösung irgendwie. Also ich habe es so mitgekriegt, Dann bist du auf dem OMR-Festival, dann sagen die, ja, das ist die neue DMEXCO, aber in cool. Oder du bist auf der K5 und dann sagen die, das ist wie die Internet World Business, nur irgendwie in tiefgründig. Also die Leute denken ja dann auch irgendwann in so Signaling-Ebenen. Und ich war gar nicht mehr sicher, wart ihr das damals, die auch mit diesem Jobboard gestartet seien, online-marketing-jobs.de? Weil ich konnte gar nicht mehr replizieren, habt ihr mit der Konferenz begonnen oder mit dem Jobboard?
Philipp Westermeyer: Also wir hatten die Konferenz schon oder wir hatten gerade angefangen mit der Content-Seite, also online-marketing-rockstars.de hieß es ja am Anfang, ja. Bevor wir uns das Geld hatten, um OMR zu kaufen oder OMR.com zu kaufen, da hatten wir auch das Jobboard angefangen. Das hatte ich irgendwo gesehen in den USA, auch bei so amerikanischen Tech-Jobboards. Da dachte ich mir, das ist ja ein geiles Modell. Das ist ja die Monstermarge, wenn man die Relevanz hat. Und dann haben wir das halt angefangen, weil wir die Relevanz über das Event langsam bekommen haben. Und so ist es Schritt für Schritt entstanden. Und jetzt versuchen wir halt verschiedenste Erlösströme zu haben. Und ehrlicherweise in den letzten Jahren war ich auch froh, dass wir verschiedenste Erlösströme hatten, weil unser wichtigster ist ja seit zwei Jahren stillgelegt gewesen.
Joel Kaczmarek: Ja, definitiv. Kommen wir noch zu. Spannendes Thema. Weißt du noch, was es gekostet hat, OMR.com?
Philipp Westermeyer: Also im Nachhinein Riesenglück gehabt, dass es überhaupt noch gar nicht projektiert war, weil es war ja noch frei. Es gehörte einer amerikanischen Anwaltskanzlei und wir haben, glaube ich, 300.000 Dollar bezahlt.
Joel Kaczmarek: Ah, okay. Well-invested money, würde ich sagen.
Philipp Westermeyer: Ja, glaube ich auch im Nachhinein, ja.
Joel Kaczmarek: Ich meine, ging es dir aber auch so, ich stelle ja immer wieder fest, dass manchmal auch krass Timing ist. Also ich merke, manchmal ist es so, wenn man früh bei manchen Sachen dabei ist, das ist unfassbar, so kriegst du es gar nicht mehr aufgeholt. Ja. Ich glaube, das ist ja auch so eine Stärke von euch, dass ihr dann irgendwann das Gaspedal gedrückt habt. Und wie hast du das gemacht? Was war so eure Strategie, um aus so einem einmal im Jahr Get-Together deiner Marketing-Teilnehmer halt wirklich so ein fully loaded, jedes Jahr um 10, 20, 30.000 Teilnehmer wachsendes Event zu machen?
Philipp Westermeyer: Also ich glaube, das gibt es bei jedem Modell, wenn man ehrlich ist. Ich habe in meinem Buch, kann man gleich noch dazu, geschrieben, Zalando, die erfolgreichste Digitalfirma vielleicht aus Deutschland in den letzten Jahren, hätte es nie gegeben ohne Google. Die hatten das super Timing, dass die entstanden sind, als Google noch in der ganz frühen Phase war und die ganz günstig Kunden einkaufen konnten und SEO machen konnten und so. Das ist ein ganz großer Aspekt, warum es Zalando gibt. Plus damals die Zeit, Fernsehwerbung war noch günstig und so. Und bei uns, auf unsere kleine Ebene runtergeholt, hatten wir verschiedenste Effekte. Am Ende sind wir auf eine Art auch ein Facebook-Publisher. Es gab ja die Zeit, wo so heftig.de und andere sehr viele Leute erreichen konnten über Facebook. Und wir haben ja dann auch angefangen, Artikel zu schreiben. Und auch natürlich mit ein bisschen so, dieser Typ hat Geld verdient mit dem und dem. Oder ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel Geld man mit Affiliate-Marketing verdienen kann, wenn man das so macht. Aber so catchy Headlines zu den Themen, die wirklich verrückt waren damals in unserer Branche. Also auch schon guten Content, aber auch Facebook passend dargereicht.
Und so hat uns halt in der frühen Phase auch Facebook geholfen, diese Marke mit aufzubauen, indem es halt den Content so gut verteilt hat. Sowas kriegt man heute gar nicht mehr. Facebook kann das so gar nicht mehr. Da sind auch gar nicht mehr genug Leute. Dann hatten wir das Gesamtthema Digital-Marketing, Online-Marketing in der Sogwelle von Google und Facebook überhaupt mit aufwachsen zu können. Dann hatten wir Podcast erwischt, so als Thema. Vor fünf, sechs Jahren, sieben Jahren hatte ich das Thema Podcast so gesehen, gespürt, irgendwie selber Podcast gerne gehört, Kinder im Kinderwagen geschoben, Podcast dabei gehört. Dachte mir, Mensch, dass ich dann USA höre oder damals beim Jochen Krisch gehört habe oder so. Das möchte ich jetzt auch mal machen. Und dann Angefangen Podcast zu machen und dann langsam gemerkt, wow, das wird ja immer größer, das machen jetzt ja alle oder das macht ja total viel Sinn. Und dann waren wir halt früher an dem Thema dran und sind damit gewachsen. Und so haben wir verschiedenste kleine Sachen getroffen, die alle in Summe dann uns das ermöglicht haben, vielleicht was wir heute haben.
Auch ein letztes Beispiel vielleicht, die ganze Art, überhaupt ein Event zu machen. als wir angefangen haben, da war das ja vollkommen normal, dass man mit dem Sakko hinging und Business-Visitenkarte und da sehr formal eher einen Kongress besucht hat. Und dann kam so die Zeit, wo halt auch Business-Events privat werden konnten. Man konnte da auch irgendwie dann Leute kennenlernen, auch mal abends zum Konzert gehen und das private Leben, das Berufsleben verschmolz immer mehr in den Firmen. Bei Google konnte man Tischtennis spielen und abends Gitarre spielen und man hatte sich geduzt und alle Konzerne duzten sich mittlerweile und so überall. Und dieses Momentum, so dieses New Work und diese neue Art zu arbeiten, das hatten wir auch so ein bisschen getroffen mit der Art, dieses Event zu machen. Mehr, weil es halt meine Freunde waren und meine Bekannten waren, die da am Anfang hinkamen, als dass ich das jetzt genau strategisch erkannt hätte. Aber auch das hat uns geholfen und so haben verschiedenste Momente, verschiedenste Zeitfenster, die für eine Sekunde mal offen waren, wo wir die Ersten sein konnten, am Ende das ermöglicht.
Joel Kaczmarek: Ich versuche das ja manchmal für mich zu reproduzieren, um zu verstehen, wie ihr das gemacht habt, so die Secret Sauce auch mal abzuleiten. Und was mir ja teilweise zugetragen wurde, war, dass der Party-Faktor bei euch wohl total essentiell war. Dass diese OMR-Partys auch so ein Hebel waren, der gute Laune-Typ, der einem irgendwie Wissen und Kontakte zuschustert, aber vor allem auch dieses Party-Element. Ist das richtig wiedergegeben? Würdest du das für dich auch so sagen?
Philipp Westermeyer: Ja, sicherlich. Das ist ja auch das, was ich gerade so beschrieben habe. Dass man halt irgendwie gezeigt hat, man kann generell bei der Party abends, aber bei der ganzen Darreichung von Inhalten, Live-Event, aber auch digital, kann man das anders machen. Und die Party war da sicherlich ein Element, ganz klar. Wir haben ja auch da eine Wiederkehrende in Jan Delay, Das Bo, vielleicht Deichkind, Oli P., alles Leute, die sozusagen ein Stück weit auch unsere Marke mit geprägt haben. Und das hat uns geholfen, dass Passt auch zu der Branche. Ich meine, mittlerweile ist es ja so, dass diese Künstler auch von Google gebucht werden für irgendwelche großen Events oder so. Und dass diese Branche zusammenwächst und dass man, wenn man jetzt über irgendwelche Live-Festivals geht, Musik-Festivals, dass dann da ganz viele Online-Marketing-Leute auch rumstehen, weil das ja alles so eng beieinander ist. Und die Communities so ein bisschen auch austauschbar geworden sind oder so durchlässig geworden sind. Und da haben wir auch mit der Party sicherlich das gut getroffen, klar.
Joel Kaczmarek: Wie viel war denn eigentlich Zufall dabei und wie viel war Strategie? Also was ich ja bei euch wirklich zentral bewundere, ist, dass ich den Eindruck habe, ihr habt eine sehr konkrete Vorstellung, wie ihr Themen setzt und da weiche ich dir auch nicht von ab. Das heißt, wenn du mal irgendwie so einen Podcast machst mit Günther Jauch oder mit Dieter Bohlen, dann habe ich den Eindruck, da steckt ein Konzept hinter. Oder als ihr damals Udo Lindenberg und Jan Delay auf der Bühne hattet, so eine Leuchttürme, die setzen sich ja im Kopf total fest. Ist das so aus einem Zufall entstanden und dann gewachsen oder hast du von Anfang an das als Plan gehabt?
Philipp Westermeyer: Nee, also als ganz langfristigen Plan hatte ich das nicht. Ich wusste, ich weiß heute noch, ich möchte gerne eine spannende Medienplattform bauen. Und keiner weiß, wie das funktioniert. Es kann dir heute keiner sagen, wie Medien in den nächsten fünf oder zehn Jahren funktionieren werden. Das gibt es nicht. Auch die großen Verlags- oder TV-Konzernchefs wissen das nicht genau. Jeder muss da experimentieren, auch in den USA weiß es halt keiner. Also Medien ist eine total wandelbefindliche Branche und ich möchte da gerne mitspielen. Ich wusste, man muss halt viel probieren. Und es gibt ein paar Grundeffekte, an die ich glaube. Und das ist das Einzige, was ich langfristig weiß. Und dann muss man halt gucken, was für Optionen sich kurzfristig ergeben. Zumindest haben wir das so gemacht. Und dann habe ich halt gesehen, guck mal, Jan taucht da auf und die Leute feiern das mega und das klappt. Und das geht total durch die Decke, wenn er da tagsüber auf einmal auftritt oder nachts nochmal auflegt oder ein Konzert gibt.
Und dann machst du halt mehr davon. Wie immer im Marketing, du merkst, das geht, dann machst du ein bisschen mehr. Und dann haben wir halt irgendwie Udo dazu geholt oder an anderer Stelle halt gemerkt, so das mit dem Podcast, das geht ja, lass uns das jetzt irgendwie ein bisschen ausbauen. Und ich habe dann irgendwann durch Zufall mal Dieter Bohlen, fand ich persönlich spannend, dann habe ich aber gesehen, als ich das Gespräch mit Dieter Bohlen halt ausgestrahlt habe, was das für eine Resonanz gab und wie geil ich das auch selber fand als Medienprodukt. das selber nochmal wieder zu hören. Und da dachte ich mir, okay, das ist ja eine ganz gute Idee vielleicht, auch andere Protagonisten, die jetzt eigentlich ja keine Digital-Menschen sind, aber so ein bisschen halt doch, einen großen Instagram-Kanal haben oder als Marketing-Typ schon spannend sind, wie Dieter Bohlen halt, das ein bisschen aufzubohren. Und dann probiert man halt vieles aus und immer auf der Suche, wie könnte denn die Medienplattform der Zukunft aussehen.
Joel Kaczmarek: Ich finde, ihr denkt vor allem immer ganz charmant um die Ecke. Also mir hat irgendjemand erzählt, dass ihr gerade an Shaquille O‘Neal baggert. Und da habe ich gedacht, ja, macht total Und da dachte ich so, ja, das macht Sinn, weil viele wissen, der ist super bekannt in Deutschland und der macht super viel Investments irgendwie in Startup-Booten und sagt ja mittlerweile, ja, Scheck wird irgendwann sterben, aber Shaquille O'Neal as an investor will survive, so for generations. Und sowas meine ich. Und jetzt mal so aus unternehmerischer Sicht gefragt, wie habt ihr den ganzen Spaß finanziert? Weil ich kenne jetzt auch irgendwie Ulo Lindenberg, war bei dem auch mal hier im Atlantik, haben wir uns ein bisschen gequatscht und so. Das sind ja super picky people. Der sagt zu 99 Prozent der Anfragen nein wahrscheinlich. Und wenn du jetzt zusagst, kostet wahrscheinlich einen Haufen Kohle.
Philipp Westermeyer: Ja, also ich meine, das Gute war natürlich bei uns generell, dass wir die ersten vier, fünf Jahre, habe ich ja gerade beschrieben, als Hobby gemacht haben. Das heißt, es gab keinen Druck, irgendwie damit Geld zu verdienen. Es war ein Hobby. Und damit war natürlich viel mehr möglich, als wenn man davon leben muss oder wenn man irgendwie jetzt gucken muss, dass man irgendwie durchkommt. Wenn man auch andere Geschäfte hat, wie damals Metrigo und Etihad und wir irgendwo Erlöse hatten, ein bisschen aus SEO-Seiten noch und sowas halt. Das hat geholfen. Und dann ist es am Ende aber auch so, generell jetzt bei Musikern, bei Künstlern, bei Menschen, die wir auf der Bühne haben, auch als Speaker, als große Namen. Das ist fast so ein bisschen vielleicht wie so Startup-Investing in klein. Du musst halt auf Leute setzen und dann halt daran arbeiten, in den Deal reinzukommen. Wie so ein VC auch. Der sieht irgendwie ein Thema und der sieht irgendwie eine Company und dann muss er halt irgendwie sehen, dass er da reinkommt, dass er diesen Deal bekommt.
Und so ist es halt bei uns auch. Ich muss dann halt gucken, was finde ich denn gerade thematisch spannend. Und dann muss man halt Versuchen, auch diese Leute zu finden und die zu überzeugen, zu uns zu kommen. Und da hat uns jetzt noch mehr als Udo vielleicht, hat uns dann Gary Vaynerchuk geholfen. Den hatten wir ganz früh. Da habe ich irgendwie so geguckt und ein bisschen rumgesurft und Leuten aus den USA geredet. Dann war dieser Gary Vaynerchuk da. Den kannte man hier noch nicht so gut. Dann habe ich gesagt, okay, den Typen muss ich hierher holen. Und dann war das halt wie ein kleines Investment, den so zu überzeugen. Damals musste ich dem, glaube ich, irgendwie einen Flug bezahlen und vielleicht 30.000, 40.000 Euro, hätte ich jetzt gedacht. Also bezahlbar irgendwo in der Dimension. Aber der hat uns natürlich ein Vielfaches gebracht, weil er dann auf einmal der Gary Vaynerchuk wurde. Ganz viele haben den zum ersten Mal hier bei uns gesehen und so. Und das ist jetzt natürlich die Kunst, das so weiterzumachen und da die richtigen Ideen zu haben, mit Persönlichkeiten, auf die man auch so ein bisschen setzt. Ich habe auf eine Art ja auch mit Tarek oder mit Sven, Lea, Podcast-Stammgäste Personen zu finden, die einfach wahnsinnig spannend sind und einfach OMR gut tun.
Joel Kaczmarek: Ja, ich bin ja in dem gleichen Geschäft, dass ich halt auf der fachlichen Ebene solche Leute auch raussuche. Ich glaube, der spannende Faktor bei dir ist, dass du halt das Reach-Element noch draufgelegt hast, also den Gary Vee früh zu sehen oder zum Beispiel die Steffi Czerny mit der DLD hatte damals Lady Gaga, glaube ich, kurz bevor die abhob.
Philipp Westermeyer: Ja, die ist Wahnsinn, ne? Also die Idee, da muss man sagen, Steffi Cerny, die macht das ja gigantisch auch. Klar, auch mit Burda im Hintergrund und so, aber die hatten ja schon verschiedenste. Also Lady Gaga hatten sie da, Mark Zuckerberg war da ja auch schon mal vor Ort und so, in der frühen Phase halt. Aber ich meine, am Ende, so geht ja auch Medien machen. Ich weiß auch bei dir, was du machst und ich weiß genau, da gibt es Anlaufstellen, wenn da irgendwie jetzt Alex Graf, Jochen Krisch zu deinem E-Commerce-Crossover kommen, höre ich es mir halt an, weil du da einfach die richtigen Leute zusammenbringst für so ein Format. Und das immer wieder zu machen, ich glaube, so geht halt Medien machen, egal wo. Und wir versuchen es halt jetzt für das Thema Digitalwirtschaft und so ein bisschen für das Thema Finanzwirtschaft, mit Finance Forward, mit Finanzszene, genau so.
Joel Kaczmarek: Und wie löst du das Problem, dass man am Ende des Tages oft so personenabhängig ist? Also ihr habt ja eine Marke, klar, aber am Ende des Tages steht immer die Person irgendwie dahinter. Also ich glaube, OMR ist viel du. Hast du dich damit beschäftigt? Weil ich habe mich super aktiv darum bemüht, andere Leute neben mir aufzubauen und musste den ganzen Kram wieder zurückdrehen. Die Leute, nee, du musst wieder mehr Joel draufhängen. Was ich immer gar nicht wollte, sondern ich habe das echt versucht, mal sachlich zu machen. Und man merkt einfach, die Person zieht, aber du hast natürlich die Abhängigkeit immer.
Philipp Westermeyer: Das ist so und trotzdem ist es natürlich die ganz große Herausforderung, das wegzubekommen. Also ich hatte das auch, glaube ich, schon ein bisschen besser im Griff und war auch schon so, jetzt bevor Corona kam, da auf dem Weg, das zu lösen. Aber als dann Corona kam, war halt alles anders und wir mussten so viel machen und ich musste dann ja auch jeden Deal machen. Ich habe dann bei LinkedIn versucht, schnell eine Präsenz aufzubauen, weil ich gedacht habe, okay, jetzt digitale Reichweite, LinkedIn ist ja eine super digitale Reichweite, schnell aufzubauen. Bei jetzt Reichweite aufbauen, woanders halt auch bei Instagram, um halt die Firma ein Stück weit auch tragen zu können, sei es nur mit irgendwelchen kleinen Posts, die ich gemacht habe gegen Geld und so. Das war damals eine harte Phase ohne Events und dann musste ich wieder selber sehr viel in den Vordergrund gehen mit den noch mehr Podcasts und so. Eigentlich war ich schon auf dem Weg, so ein bisschen das weniger zu machen. Und ich habe mir auch ehrlicherweise vorgenommen, jetzt spätestens, wenn wir, jetzt ist das Buch raus, aber auch spätestens, wenn wir das Event jetzt wieder am Start haben nächstes Jahr, dann muss es bei mir weniger werden.
Und die gute Nachricht ist, wir haben jetzt hier zwei, drei Leute bei uns im Haus, auch entdeckt in den letzten Jahren, die, glaube ich, innerlich so stark sind, dass sie also so stark, aber gut sind, glaube ich, dass sie auch Bock haben und auch in der Lage sind, mehr zu übernehmen. Und dann kann ich auch wieder mehr Unternehmer sein. Aber das war jetzt auch eine Sondersituation bei mir. Mir ist es auch manchmal ein bisschen unangenehm, muss ich sagen, da bei LinkedIn immer alle zu nerven und regelmäßig zu posten und so. Aber jetzt ist es ein bisschen, bin ich in der Situation noch gefangen. Hoffentlich wird es mir nachgesehen, weil einfach natürlich auch bei uns das alles jetzt zwei Jahre lang Ausnahmezustand war. Wir haben es jetzt in den Griff gekriegt. Wir haben es jetzt auch irgendwie, glaube ich, alles ruhigere Fahrwasser. Aber zumindest mal das letzte Jahr, ja, schon ein hartes Jahr. Ja.
Joel Kaczmarek: Ich ziehe da meinen Hut vor, auch wenn ich heute keinen auf habe. Aber was mir zugetragen wurde, war, dass ihr so ungefähr ein halbes Jahr vor Corona ja auch, ich glaube, es waren sogar zwei Übernahmeangebote hattet. Ich habe die Zahl gehört. Da musste ich meinen Stuhl mal ein bisschen festhalten. Das war signifikantes Geld. Also es war ein merklicher zweistelliger Millionenbetrag. Und ihr habt es aber irgendwie abgelehnt. Und die haben ja sogar Interesse noch bei euch beibehalten, auch als Corona war. Dass du alles weißt.
Philipp Westermeyer: Wahnsinn.
Joel Kaczmarek: Also was ja ein krasser Ritterschlag ist, wenn man als Event oder mit einer Eventlastigkeit trotzdem noch sein Investoreninteresse oder Käuferinteresse bewegt. Was war für dich der Grund damals, das nicht zu machen?
Philipp Westermeyer: Ach, ich glaube einfach, das ist jetzt mein Lebensthema. Ich finde nichts Besseres mehr für mich. zum Arbeiten. Kenne ich. Und ja, wahrscheinlich geht es uns beiden so, weil der Job, den ich jetzt mache, der ist ja auch ein bisschen die Verlängerung oder Berufswertung eines Hobbys und eines Freundeskreises und so. Und das kann man auch nur einmal verkaufen und es ist eine wahnsinnig angenehme Situation, dass wir jetzt nicht unter Druck sind, keine Investoren haben. Und ich hatte einfach das Gefühl, das ist noch nicht vorbei, ich bin noch nicht alt genug oder ich möchte einfach noch diese Reise als Puzzlespiel noch nicht aufhören. Und habe dann natürlich, in der Tat, Angebote gab es immer mal wieder, auch natürlich ein bisschen geschluckt, als dann Corona kam. Aber auch das gehört dazu und irgendwie glaube ich, am Ende geht es auch darum, nichts zu bereuen und so. und ich glaube, ich hätte es vielleicht auch bereut, wenn ich das damals jetzt verkauft hätte, vielleicht mit Corona wäre es ein bisschen kurzfristig richtig gewesen und so, aber ich weiß nicht. Ich würde es gerne noch eine Weile weitermachen und mal gucken, wo man das noch hin entwickeln kann und es gehen auch immer mehr Türen auf und das war also ein Prozess, wo ich dachte, das ist noch nicht richtig und ichso in meiner Arbeitsfamilie hier so,das hätte mir schon auchirgendwie das Herz gebrochen.
Joel Kaczmarek: Du, ich kann das total nachvollziehen. Ich habe immer gesagt,wenn ich meine Firma mal verkaufe,was soll ich dann eigentlich machen? Ich wüsste nicht,womit ich mich dann beschäftigeplus der Family-Aspektund irgendwie hast du dannirgend so einen Motherfucker,der dir erzählt, wie du es machen sollstin drei Oktaven schlechter,wenn eigentlich gerade sodie richtigen Möglichkeitensich jetzt auftun,also ich kann das total nachvollziehen. Aber deswegen, ich habe dir echt aus der Ferne die Daumen gehalten, als Corona losging und vielleicht kannst du ja mal erzählen, wie ihr das auch geschafft habt, dass wenn man eine Konferenz hat, die echt so das eine singuläre Event des Jahres ist, was Riesenumsatz reinspült, wie ihr das aufgefangen bekommen habt, da nicht gegen die Wand zu fahren.
Philipp Westermeyer: Ja, also natürlich haben wir auch wieder da Glück gehabt. Wir haben Kundenkreis, Digitalfirmen im Wesentlichen, die jetzt von Corona, wie wir alle wissen mittlerweile, nicht so stark betroffen waren. Das heißt, es ist keine Tourismusbranche, wo alles kaputt war. Sondern es waren halt Firmen, die weiter gewachsen sind, weiter kommunizieren wollten und wo auch weiter Sachen möglich waren. Und wir haben dann ja auch digitale Produkte erzeugt. Wir haben halt ja auch dann eine digitale Reichweite Gott sei Dank vorher immer schon gehabt. Diese Medienplattform war ja immer schon da. Also Podcast, Artikel, Newsletter. Gibt es ja alles schon seit lange, lange vor Corona, Gott sei Dank. Und das hat uns dann sehr geholfen, in Verbindung auch mit der Kurzarbeit, in Verbindung auch mit einem neuen Projekt, unserer Software-Bewertungsplattform Reviews, die uns eine neue Identität gegeben hat, auch eine neue Aufgabe, ein neues Ziel, irgendwo Hoffnung auch gegeben hat. Und diese drei, vier Sachen zusammen haben uns dann durch die ersten Monate getragen.
Und auch, dass wir in den letzten Jahren was angespart hatten, haben wir natürlich auch Geld verloren. Aber es hieß dann nicht sofort, dass wir pleite waren, sondern wir haben nur Geld verloren. Aber wir hatten halt noch welches, Gott sei Dank. Um weiterzumachen Und dann kam tatsächlich auch wieder da so eine besondere Wendung jetzt Ende letzten Jahres, der Auftrag hier der Stadt Hamburg, der Kassenärztlichen Vereinigung, das Impfzentrum zu betreiben für die Stadt. In Hamburg gibt es nur ein Impfzentrum, also das war ein relativ großes Ding hier in den Messehallen, über 1000 Leute, die wir da angestellt hatten, temporär. was uns natürlich auch noch eine Auslastung gegeben hat, eine Aufgabe gegeben hat für auch die Produktionskollegen, auch das zweite Jahr zu durchstehen. und man muss auch wissen, natürlich war es super hilfreich, dass wir im ersten Jahr nicht sofort geahnt haben, dass wir jetzt zwei Jahre lang kein Event machen können würden.
Wir dachten ja, jetzt fällt es einmal aus und dann gab es ja auch Posts, so ey, im nächsten Jahr wird es umso besser und so. und ich dachte ja auch, ja gut, im nächsten Jahr, dann machen wir im nächsten Jahr weiter und hätte ich damals gewusst, Ey, es ist jetzt für zwei Jahre weg. Oder wer weiß, jetzt hoffe ich mal für zwei. Im nächsten Jahr wollen wir es ja wieder machen. Aber das auch nicht gewusst zu haben, schützt sich ja auch davor, irgendwie depressiv zu werden. Und dann habe ich erst, dass wir dieses Jahr auch nichts machen können, habe ich ja erst Anfang des Jahres begriffen, als dann schon wieder die Welt ein bisschen anders war. Also ja, es war bitter, aber es war auch machbar. Und ich glaube, es gab da viel härtere Fälle, weil wir halt vor allen Dingen das Glück hatten, in einem Umfeld zu arbeiten, Digitalbusiness, was generell wächst. Und dann findet man schon Möglichkeiten, irgendwie mitzuwachsen.
Joel Kaczmarek: Aber ich meine, wie cool ist das denn bitte, dass du ein Impfzentrum betreibst, tausend Leute anstellst? Also ich habe noch nicht mal zehn angestellt. Wie macht man das? Mal dumm gefragt.
Philipp Westermeyer: Also wir hatten es vorher auch noch nicht gemacht und haben natürlich eine ganz große Basis an Volunteers, die wir kennen, die seit Jahren für uns arbeiten, wenn wir das normale OMR-Festival machen. Und dann haben wir die natürlich angesprochen und darüber Leute rekrutiert aus der Eventbranche, aus der Musikbranche, Gastrobranche, halt überall, wo es gerade schwierig war. Da gab es auch schon sehr viel Nachfrage. Und dann haben wir ja hier so Corona-Safe-Container aufgestellt bei uns auf dem Hof hier in der Firma.
Und dann haben wir Werbungsgespräche geführt tatsächlich irgendwie und dann haben wir innerhalb von, weiß nicht, im ersten Monat dann da irgendwie 800 Leute eingestellt und dann über die Zeit dann halt weitere. Und sehr viele digitale Tools dafür natürlich nur genutzt, wie das so ist. Also bin ich unfassbar stolz auf die Kolleginnen und Kollegen, auch auf die Stadt, dass uns das zugetraut wurde. Und ich glaube, wir haben es gut gemacht. Es war eine Wahnsinnserfahrung, auch für mich jetzt so eine Lebenserfahrung. Das wird man wahrscheinlich noch in 20 Jahren von erzählen, was da alles passiert ist.
Also wenn man so viele Leute einstellt, dann erlebt man ja auch was, weil das ist ja nicht alle sind gleich. Alles ist dabei, also an Erlebnissen und Pärchen, an Sachen, die man sich auch nicht wünscht. Aber es hat dann irgendwie mich sehr, sehr mit Arbeit beschäftigt gehalten, sodass ich diese Corona-Jahre jetzt nicht so nur gelitten habe, sondern einfach auch ein unterhaltsames, freudiges Berufsleben hatte.
Joel Kaczmarek: Naja, vor allem der andere Faktor ist ja, glaube ich, der Polit-Impact, den du für dich, deine Person, deine Marke, dein Netzwerk dadurch erzeugst, dass du halt für so eine Stadt so ein Zentrum machst, der ist ja riesig, also der ist ja gigantisch, dass die wahrscheinlich gesagt haben, also ich stelle mir das von der Genese so vor, die Stadt Hamburg geht zur Messe, sagt, wir müssen sowas machen, wie machen wir das? Dann sagen die, ja, wir haben da so einen Typen, der macht eine OMR-Konferenz, irgendwie macht der das nicht ganz schlecht, redet mal mit dem und dann rettest du dem da quasi den Arsch bei dem Thema ja mehr oder minder, so darf man das ja mal flapsigerweise sagen. Das macht ja auch ganz krassen Impact für dich, so vom Networking-Faktor. Also du musst ja in Sphären damit schweben, jenseits von Gut und Böse.
Philipp Westermeyer: Ja, ach, also am Ende sind wir dann Dienstleister. Die Verantwortung trägt natürlich schon die Stadt und die zuständigen Ministerien oder bei uns heißt es ja dann irgendwie der Senat. Wir haben das, glaube ich, gut gemacht. Aber die Entscheidung, glaube ich, die man wirklich nicht unterschätzen darf, gerade derzeit, ist auch von der Stadt, von der Kassenärztlichen Vereinigung, uns sowas zuzutrauen und sich zu sagen, okay, da gibt es so Typen, die sind dafür eigentlich nicht gemacht, die kommen aus einer anderen Ecke, die heißen auch so ganz komisch. OMR und das ist sowas mit Rockstars, ne?
Und trotzdem, denen trauen wir das jetzt zu. Das war schon super. Und dann haben wir es auch mit sehr viel Einsatz halt hinbekommen. Und ich glaube, viel anders hätte es jetzt auch im Nachhinein nicht gemacht. Und wahrscheinlich hätten es viele auch ähnlich gebaut, glaube ich. Aber es ist auch temporär und es ist auch wieder weg. Und jetzt müssen wir sehen, dass wir unser normales Tagesgeschäft wieder hinbekommen. Aber wir haben in der Tat auch viele Leute kennengelernt. Es haben ja auch abgefahren Leute bei uns gearbeitet. Also auch irgendwelche Künstler, Bandmitglieder, auch Promis, die irgendwie einfach mal mitgearbeitet haben im Impfzentrum ein paar Schichten. Und das war in der Tat schon auch so, gab es viele lustige Begegnungen.
Joel Kaczmarek: Ich erinnere mich noch an ein Telefonat zwischen dir und mir. Wir waren für irgendwas verabredet und dann haben wir uns den Hörer abgenommen. und dann meintest du, na, wie geht es dir so? Und dann sage ich, ja, heute komischer Tag, ich musste heute einen Mitarbeiter entlassen, weil hat irgendwie nicht mehr so gepasst. Und ich weiß noch ganz genau, was wir für ein Gespräch geführt haben, dass du meintest, oh ja, kenne ich und so und es ist immer schwierig und es muss passen und so und so. Und dann habe ich dich gefragt, wie viele seid ihr jetzt eigentlich? Und ich glaube damals waren es 40 oder 80 oder sowas, also auch echt schon decent.
Da meinte ich ja, krass, guck mal, Entschuldigung Philipp, dann behellige ich dich hier nicht mit der einen Nase, wo ich mich trennen musste, wenn du 80 hast. Dann meintest du, nein, nein, ich kann es total nachvollziehen, weil, ganz ehrlich, das macht ja alles Druck. Ich erinnere mich noch, du klangst irgendwie total angefasst, weil du dann meintest, ja, du guck mal, ich habe ja auch Druck, ich muss wachsen, ich muss irgendwie die Konferenz nächstes Jahr, ich muss so viele Leute einnehmen. Was macht denn das mit dir persönlich, wenn du jetzt sagst, 200 Mitarbeiter, dann temporär mal 1.000 Leute in so einem Impfzentrum, also schläfst du ruhig, wie geht es einem damit so als Mensch?
Philipp Westermeyer: Also mit dem Impfzettel muss man sagen, das war eher kein unternehmerisches Projekt in dem Sinne. Also es war dann inhaltlich schon, aber wir hatten das natürlich alles vorab gesprochen und konnten diese Leute oder die Gehälter sozusagen abrechnen oder weiter belasten an die Stadt. Das war alles transparent und da gab es Absprachen. Das heißt, da musste ich nicht ins Risiko gehen. Bei der generellen Firma jetzt, wo wir am offenen Markt agieren, klar habe ich da ein bisschen Schiss gehabt, auch als Corona-Pandemie. als dann klar war, unser Geschäftsmittel ist einfach nicht mehr da und ich weiß auch nicht, wann es wiederkommt. Mittlerweile glaube ich, dass das Schöne an so Medienmarken halt auch ist, dass man sehr, sehr agil verschiedene Sachen damit machen kann. Es gibt halt so viele Möglichkeiten, mit einer Medienmarke auch Geld zu verdienen und das haben wir jetzt ein bisschen gelernt, deswegen bin ich da relativ ruhig geworden. Wir haben jetzt halt auch gesehen, dass man so eine Krise schaffen kann und deswegen schlafe ich jetzt nicht unruhig, kann ich nicht sagen. Aber man hat natürlich so eine Paranoia, haben ja die meisten Unternehmer, du wahrscheinlich auch, dass man immer Paranoia so ein bisschen hat, kenne ich von vielen. Die habe ich natürlich auch, aber das ist wahrscheinlich auch unternehmerisch erstmal gesund und ich habe nicht das Gefühl, dass es im ungesunden Maße ist.
Joel Kaczmarek: Und ich meine, wir zelebrieren dich ja jetzt hier an vielen Stellen, rightfully so. Das eine Einzige, was ich mich manchmal bei euch frage, so als kritische Note ist
Philipp Westermeyer: Ja, hau mehr kritische Sachen raus, gerne. Also ich bin da für ein kritisches Feedback. Du bist ja auch jemand, der immer mal wieder auch mal eine WhatsApp schickt und sagt, Philipp, was machst du denn da? Also sehr gerne, können wir auch hier machen, also wirklich.
Joel Kaczmarek: Ich hab die Tage irgendwie so einen LinkedIn-Post gesehen, ja, hier, neuer Geschäftsführer für OMR Reviews, 30 Mitarbeiter. Podstars hat gefühlt 20. Da sagst du 200 overall. Also manchmal frage ich mich auch, seid ihr manchmal ein bisschen ineffizient? Also braucht man wirklich so viele Leute für die Themen, die ihr macht?
Philipp Westermeyer: Ja, gute Frage. Also bei Podcasts sind wir sogar, da bin ich jetzt nicht mehr Geschäftsführer bei der Firma, aber ich hätte jetzt gedacht, da sind es aktuell so 45, 50 Leute. Das ist auch einer unserer Wachstumstreiber, wo die neuen Kollegen alle herkommen. Also wenn man sich fragt, das ist sicherlich auch Podstars. Aber ja, du kennst ja auch, die meisten, eigentlich jeder kennt ja Sven Schmidt, meinen Kumpel, auch Podcast-Stammgast. Und der sagt mir das auch immer. Er sagt irgendwie, es ist ineffizient. Ich glaube halt, wenn man das macht, was wir machen, so eine Medienfirma zu bauen, dann kann man halt nicht mit derselben Effizienz denke, daran gehen, wie man eine Logistikfirma baut, weil bei uns die Dinge ein bisschen anders entstehen, auch aus mal Leerlauf und aus Ideen und dann muss man eine Idee verfolgen und so.
Und deswegen finde ich es total fair, aber ich würde es trotzdem so machen, dass ein bisschen eher mehr Leute zu haben als zu wenig. Jetzt nicht im Sinne von, dass es dann irgendwie alle rumsitzen und sich langweilen, aber dass man einfach auch Möglichkeiten hat, Dinge auszuprobieren und so ein bisschen Inspiration zu machen. Aber ich gebe dir schon recht, ich mit meinem Skillset, das sagt der Sven mir auch immer, könnte ich jetzt schlecht irgendwie einen Lieferkonzern oder einen Logistikkonzern führen, weil das muss da anders laufen. Das ist mir vollkommen klar.
Joel Kaczmarek: Das zweite Thema, was wir in Sachen Kontroverse ja mal diskutieren können, ist die Personalie Sven Schmidt. Also Sven ist bei euch ja ein regelmäßiger Podcast-Gast, der Themen sehr klar analysiert und auch hart formuliert. Gleichzeitig ist er aber auch ein Charakter, der sich ja polarisiert. Also mir gegenüber wird er ab und zu schon mal thematisiert, womöglich, weil ich früher auch vermehrt im Informationsgeschäft tätig war und das halt häufig wegen der Härte, mit der er sich Informationen beschafft und wie er sie verpackt. Aber worum es mir im Kern geht, Sven argumentiert kontrovers und Kontroverse will ja bei einer Marke wie eurer, die auf Sympathie und Breitentauglichkeit ausgelegt ist, gut gemanagt sein. Ich habe mit ihm dieser Tage auch kurz mal telefoniert und er hat es ganz schön selbst formuliert. Ist Sven für euch das Salz in der Suppe oder läufst du auch schon mal Gefahr, OMR damit zu versalzen, waren seine Worte. Wie kriegst du das abgemischt?
Philipp Westermeyer: Also Sven ist wirklich ein guter Freund von mir und ich schätze seine Meinung wirklich sehr. Ich teile nicht alle Meinungen. Ich glaube auch, dass viele Meinungen über ihn ein bisschen zu extrem sind. Er ist auch ein emotionaler Typ manchmal, aber Ich würde auch sagen, dass es gibt schon auch zwei Welten. Es gibt die Meinung von Sven und Sven als Marke ist ja auch mittlerweile eine starke Marke und OMR und das ist auch für Leute was Separates. Am Anfang war das immer so, da dachten auch Leute, der Sven wäre jetzt ein Redakteur von Gründerszene, den wir ausgeliehen hätten für einen Podcast. Und dann ist irgendwie erst über die Jahre klar geworden, das ist nicht so.
Und also ich glaube, das gehört zu uns dazu, auch Leuten eine Plattform zu geben, die Sachen sagen, die nicht alle hören wollen. Das ist ja auch irgendwie Journalismus. Ich weiß schon, dass wir jetzt auch nicht immer journalistisch sind und dass das irgendwie ein schwieriger Weg ist, diesen neuen Journalismus in der Zukunft zu finden und zu finanzieren und so. Aber am Ende habe ich mir den Satz mal gemerkt, erst wenn Leute das nicht unbedingt lesen wollen, was da steht, dann ist es Journalismus. Und Sven ist jetzt ja keiner, der schreibt, aber auch mit dem Podcast. Ich finde, das tut uns gut, dass auch mal andere Meinungen reinkommen und jemand klare Positionen bezieht. Und ich tue das nicht so. Es liegt mir auch nicht so, generell als Typ. Und es liegt Sven gut und deswegen passt das.
Joel Kaczmarek: Also ich weiß gar nicht, ob man es bei dir ansprechen darf, vielleicht nicht in der Tiefe, aber war es für dich auch Schmerz, dass Sven mit Deutsche Startups dann auch wie ein eigenes Podcast-Projekt noch ein bisschen mehr in der Tiefe verfolgt hat?
Philipp Westermeyer: Nein, also das ist total okay. Ich finde es ein super Podcast, den Alex und Sven da machen. Hör den selber. Und wir können auch bei uns nicht alles machen. Ich freue mich über die Kollaboration, die wir da haben. Und man kann auch da jetzt natürlich, wenn man mit Personen, Marken arbeitet, auch nicht jetzt alles besitzen wollen, mit welchem Recht auch und so. Also ich muss wirklich sagen, ich bin dankbar dafür, dass das auch Sven für den OMR-Podcast getan hat, den mit nach vorne zu entwickeln. Es war dann Eine Weile so, dass auch andere sicherlich Treiber waren. Mittlerweile sind wieder Folgen mit Sven, mit die bestgehörten Folgen. Und ich glaube, es gibt für den DS-Podcast eine sehr, sehr gute Nische. Also auch ein großer Podcast, aber das ist dann sicherlich eher Spezial-Content. Und bei uns ist es ein bisschen breiter und das ist einfach am Ende eine Mischung, die sich ganz gut erkennt.
Joel Kaczmarek: Also am Ende des Tages ist es ja auch ein Instrument, wie man Menschen irgendwie positioniert und von daher, also ich finde, ihr habt ihm auch relativ viel zu verdanken in dem Podcast-Bereich.
Philipp Westermeyer: so viel Ahnung haben wie er, so analysebegabt sind wie er und auch so bereit sind, sich aus dem Fenster zu lehnen. Das muss man einfach mal respektieren. Ganz viele Leute haben halt auch vielleicht dieselbe Analysefähigkeit, viele sicherlich nicht, aber einige und auch denselben Erfolg und trotzdem würden sich nie so aus dem Fenster lehnen. Sven macht das halt und es gibt nicht so viele weitere in Deutschland, die das auf dem Niveau machen können. Und deswegen ist es natürlich Wahnsinn, dass wir davon profitieren konnten.
Joel Kaczmarek: Also um auch langsam mal Richtung Buch und Richtung Abschluss zu kommen. Was ich mich ja gefragt habe, wenn ich mir mal so die Projekte angucke, die ich mir hier so als deine Side-Projects aufgeschrieben habe. Messeturm, einen Foodtruck, mehrere weitere Magazine, dann hast du irgendwie noch ein eigenes Magazin, wo du so als Beileger im, ich glaube, in der Hamburger Morgenpost oder sowas drin bist, ne? Wie sieht eigentlich ein typischer Tag bei dir aus?
Philipp Westermeyer: Also erstmal kurz die Projekte einmal so ein bisschen abzuschwächen. Diese Foodtruck haben wir letztes Jahr im Sommer gemacht für drei Monate, weil wir noch so viel Fleisch eingekauft hatten für die Konferenz, das dann nachher halt nicht verwendet werden konnte auf der Konferenz, weil es die nicht gab. Dann haben wir halt irgendwie die Foodtruck gemacht und da das Fleisch verkauft, damit es nicht wegkommt und ein bisschen Geld zu verdienen. Und dann hatten wir bei uns hier, wir sitzen hier ziemlich zentral in der Schanze, bei uns vorm Büro ist ein Parkplatz, den wir gemietet haben und das heißt, du kannst mitten in der Schanze hier so einen Foodtruck hinstellen. Das haben wir dann gemacht.
Und der Messeturm, den haben wir gepachtet. Wir wollen den gerne im Jahr 2023, 2024 wieder eröffnen. Da ist wahnsinnig viel Genehmigungsaufgabe, Planungsaufgabe, Sanierungsaufgabe. Das läuft jetzt im Hintergrund, da bin ich jetzt auch nicht jeden Tag mit beschäftigt. Da haben wir uns an den Pitch beteiligt, haben das damals intensiv gemacht. Jetzt ist es halt ein Prozess, der im Hintergrund läuft. Und die Magazine, die wurden gemacht auch zum Festival. Das war der Wunsch vom Abendblatt, von der Morgenpost, von den Kollegen hier aus Hamburg. Mensch, gibt es ein großes Festival in der Stadt? Lass doch dazu was machen. Wie wäre es mit dem Philipp-Magazin? Ich so, boah, weiß ich nicht. Aber ja, okay, machen wir. Ist gutes Marketing. Eitel bin ich auch. Also machen wir es. Aber das ist einmal im Jahr und also letztes Jahr gab es das noch, weil es schon fast fertig war, als das abgesagt wurde. Da haben wir es noch gemacht und dann auch Horizont beigelegt, eine Kooperation mit Horizont gemacht.
Jetzt im laufenden Jahr gibt es das halt nicht mehr, weil es halt kein Festival in diesem Jahr gibt. Ob es das im nächsten Jahr wieder gibt, das sprechen wir gerade. Aber es ist auch keine Daily Arbeit. Also insofern sind meine Side-Projects ein bisschen weniger. Das härteste, ehrlicherweise, war der Podcast. Ich hatte ja jetzt Anfang des Jahres, dieses erste halbe Jahr, einen werktäglichen Börsen-Podcast mit Trade Republic zusammen. Der läuft ja immer noch. Einer der, wahrscheinlich der größte, wenn man es so jetzt bei Podcasts betrachten will, deutscher Wirtschaftspodcast. In den Charts, immer super, in der Trade Republic App drin, wo wir zehn Minuten über die Börse gesprochen haben, so Updates, also mich hobbymäßig für interessiere und das dann richtig hochgefahren habe. Und das war brutal. Jeden Tag zehn Minuten plus halt das normale unternehmerische Programm. Aber jetzt machen das ein, zwei Kollegen von mir richtig gut.
Joel Kaczmarek: Aber hat dir das jemand morgens vorgeschrieben? Du bist dann um sechs aufgestanden, hast dich vors Mikro gesetzt und es dem Team geschickt. oder wie war so der Prozess?
Philipp Westermeyer: Nee, ich habe das abends oder am Tag zuvor Storys rausgesucht. Wir wollten es zum Jahresanfang starten, weil am Jahresanfang ist an den Börsen am meisten los. War jetzt ja auch wirklich Wahnsinn mit der ganzen GameStop-Geschichte und so. und dann sagten die Trade Republic-Kollegen auch, ja. jetzt Gas geben und dann habe ich das wirklich mit einem ganz kleinen Team, ein, zwei Freunden freelancermäßig selber entwickelt, am Wochenende gesessen und Storys gesucht und das vorbereitet.
Und dann haben wir nach und nach dann für ein Team aufgebaut und am Anfang haben wir für 10 Minuten Podcast drei Stunden Recording gebraucht, dann irgendwann hast du in einer Stunde Recording den Podcast dann für 10 Minuten fertig, weil man halt besser wird und so, aber jetzt gibt es ja wirklich da 6, 7 Leute, die da jeden Tag dran arbeiten, Freelancer, Partner und so weiter. und das ist ein richtig großes Medienprodukt mit Newsletter, mit Audio Engineering und so. Ja, das war am Anfang viel Arbeit, muss man ganz klar sagen, das war monster viel Arbeit und jetzt ist es ein bisschen weniger und ich gehe ganz normal morgens um neun ins Büro und meistens ist es so, ich komme hier rein und habe irgendwie drei Termine am Tag oder vier und der Rest gehe ich einfach irgendwie durch die Gänge und es ergibt sich neue Themen und Arbeiten sozusagen.
Joel Kaczmarek: Ja, ich habe dich ein bisschen verflucht für diesen Trade Republic Podcast, weil immer, wenn jemand zu mir kommt, was von mir produziert haben will, was ich kaum noch mache, weil es echt Pain in the Ass ist, dann ist immer das so der Benchmark. Wer möchte denn was haben wie die? Tagtäglich. Scheiße Recherche aufwendig und in Hype so teuer.
Philipp Westermeyer: Ja, ja, ja. Also das muss man sagen, das ist Wahnsinn. Also einen täglichen Podcast zu machen, das ist schon richtig anstrengend. Auch 10 Minuten sind ehrlicherweise schwieriger als 60 Minuten. Ich mache ja auch den OMR Podcast. Der ist vom Aufwand her weniger. Man hat einen Gast, also wenn man einmal einen spannenden Gast hat, dann macht man ein Gespräch. Und dann ist es ja dann auch schon fast fertig. Weil zehn Minuten, die man alleine füllt, ohne Gäste oder nur mit so Zuschnitt, wo dann so Voicemessages reingeschnitten werden oder Experten dann noch gesucht werden, das dann gut zu machen und immer wieder neu, drei, vier Geschichten jeden Tag. Also war auch eine spannende Erfahrung und jetzt haben wir jetzt einen Prozess, wo das funktioniert. Aber es war jetzt kein Selbstläufer.
Joel Kaczmarek: Ich glaube, Abraham Lincoln hat es nochmal gesagt. Es tut mir leid, dass ich dir einen langen Brief geschrieben habe. Ich hatte keine Zeit, dir einen Code zu schreiben.
Philipp Westermeyer: Ja, das ist ein guter Code.
Joel Kaczmarek: Ja, aber ich meine, die Leute machen sich ja gar keine Gedanken. Deswegen finde ich das mal charmant, dass du es mal erzählst. Weil ich sage ja, das sehen halt auch mal Kunden an, die sagen, ich will sowas haben. Dann sage ich, ja okay, du solltest dir aber gewahr sein, dass Trade Republic da vermutlich einen sechsstelligen Betrag für überweist. Ich weiß nicht, in welchem Zeitraum, aber es ist halt teuer, weil aufwendig. Das ist Handarbeit, da steckt was drin und so. Und deswegen
Philipp Westermeyer: Das ist ein volles redaktionelles Produkt und das ist ein ernsthaftes Medienmarkt in sich selbst. Was man ja generell gerade im Medien- oder im Podcast-Bereich sieht, ist, wenn Podcasts gut laufen, dann werden die zu eigenen Medienmarken. Wir haben jetzt gerade mit dem Fußball-Comedy-Podcast Fußball MML eine eigene GmbH gegründet mit den Protagonisten, weil wir dann natürlich rund um den Podcast, um die Marke, Merchandise machen, Events machen, Social Media machen, ein, zwei Leute eingestellt haben. Ich glaube, gute Podcasts werden in bestimmten Bereichen über kurz oder lang auch eigene Firmen, wo dann ein, zwei Leute vor der Kamera die Stars sind, aber dann arbeiten da trotzdem fünf, sechs, zehn, vielleicht 30, 40 Leute für dieses Medienprodukt oder für diese Medienfirma. Und am Ende werden das viele kleine Medienfirmen und der Ohne Aktien wird schwer Podcast, so heißt der, das ist eine Medienfirma, muss man einfach ganz klar sagen.
Joel Kaczmarek: Mal blöd gefragt, wie monetarisierst du den ganzen Kram? Weil, also manchmal freut mich auch, was ich falsch mache, dass ich so langsam wachse. Ich bin halt immer so ein Prozessverrückter und Qualität hoch und bla, bla, bla. Also ich glaube, da kann man sich was abgucken, dass ihr schneller testet, schneller verwerft und schneller das ausbaut, was geht. Aber was sind so eure Haupteinnahmeströme, wenn ihr sowas macht?
Philipp Westermeyer: Naja, also wenn wir jetzt bei einem Podcast mit Trade Republic, ist natürlich Trade Republic daran interessiert, dass wir das machen und dann ist das der Kunde. Bei Podcasts generell ist ja Werbung das Thema. Ein Paid Podcast zum Beispiel, glaube ich, ist aktuell nicht so doll. Und dann ist es aber die Kunst, auch verschiedenste Sachen zusammenzuziehen. Also wir haben ja von den Jobanzeigen, die wir damals angefangen haben, mittlerweile ist die Jobplattform, glaube ich, eine richtig, richtig wichtige, große, liquide Jobplattform, wo natürlich dann auch, ehrlicherweise, jetzt fast siebenstellige Umsätze passieren. Und dann haben wir unsere Education-Business und dann haben wir das neue Reviews-Business und dann machen wir digitale Veranstaltungen, also unser Festival ins Digitale übertragen mit hin zu Experten-Zoom-Calls und haben wahrscheinlich, wenn man jetzt so guckt auf OMR, mit jetzt so Sondereffekten wie ein Impfzentrum oder sowas, haben wir wahrscheinlich irgendwie acht, neun verschiedene Erlösströme oder vielleicht noch ein paar mehr. Die sind alle nicht riesig, aber in Summe tragen die uns dann.
Joel Kaczmarek: Also ich würde ja mal schätzen, dass ihr irgendwas so um die 10, 12, 13 Millionen Umsatz pro Jahr macht. Kommt das hin?
Philipp Westermeyer: Ein bisschen mehr noch. Also schon eher, also jetzt, okay, jetzt mit dem Impfzentrum, wenn du 1000 Leute hast und einfach das Gehalt quasi durchreichen musst, dann ist es ja ohnehin ein bisschen jetzt deutlich mehr, aber es hat Umsatz. Aber dieses Jahr ist es signifikant mehr, aber im Wesentlichen auch deswegen.
Joel Kaczmarek: Lass uns nochmal zwei Projekte ganz kurz betrachten, weil die bei euch, glaube ich, schon eine Wette sind. Reviews und Podstars. Was sind denn da so die Ambitionen? Fangen wir mal mit Podstars an, ist ja so das Ältere von den beiden. Was ist so deine, eure Vision? Wie seid ihr daran noch aufgehangen? Was rechnest du dir aus?
Philipp Westermeyer: Also wir wollen schon eines der größten und wichtigsten zwei, drei deutschen Podcaststudios sein. Und Podcaststudio heißt für mich selber produzieren, heißt vermarkten. heißt Auftragsproduktion, heißt irgendwie non-fictional Content zu machen und aus diesem Business heraus halt auch Medienmarken gebären, launchen, wie jetzt bei Fußball MML, wie mit Tim Melzer, Fiete Gast oder verschiedene andere oder wie halt ohne Aktien wird schwer oder so. und das ist das Ziel. und da gibt so ein bisschen der Podcast-Markt, glaube ich, die Vision vor und ich glaube halt sehr stark an Podcasts und ich glaube, dass wir noch lange nicht so viele Podcasts haben, wie der Markt aushält. Im Buchmarkt fragt auch keiner mehr nach, warum gibt es noch ein Buch. Das wird bei Podcasts, glaube ich, ähnlich sein.
Es gibt auch lange nicht so viele Podcast-Hörer in Deutschland, wie es geben könnte oder wie es demnächst geben wird. Auch noch lange nicht so viel Werbegeld, wie es demnächst geben wird. Und deswegen wollen wir da, wenn wir da an der Spitze dieser Bewegung mit dabei sind, dann werden wir automatisch größer. Und ich kann nicht genau sagen, wie groß. Es ist halt sehr, sehr schwer, so eine Prognose abzugeben auf so ein Medium. Aber das wollen wir mitnehmen. Da haben wir jetzt aktuell 50 Leute vielleicht, drei Geschäftsführer. Ich kann mir schon vorstellen, dass wir da auch über 100 Leute sein werden eines Tages in den nächsten Jahren, Monaten. Das glaube ich schon.
Joel Kaczmarek: Ganz kurz mal nachfragen, Entschuldigung, wenn ich dich unterbreche. Es ist ja genau mein Business auch und es gibt ja immer so diese Schmerzgeschichte, du musst ein Format entwickeln, musst es zu Wachstum bringen und dann passiert ja eigentlich erst so das Geldverdienen. Ist es auch eure Hypothese, dass ihr sagt, wir müssen ein geiles Format entwickeln, auf Reichweite bringen und dann spielt uns die Werbung das Geld rein? Oder habt ihr für euch auch andere Wege gefunden, wie man die Produktion selber Weil ich habe mir ja gedacht, ihr setzt mich auf die Vermarktung, deswegen ist es interessant, dass du sagst, nee, gerade auch das Produzieren.
Philipp Westermeyer: Vermarktung ist schon auch ein großes Thema, muss man sagen. Ich habe das aber auch gerade, glaube ich, mit als erstes genannt, also Vermarktung, Produktion. Und jetzt als Beispiel, wir haben jetzt gerade, wenn man auf die Spotify- oder Amazon-Charts guckt, die zumindest chartführenden Podcasts, das sind nicht die größten, aber sind jetzt in den Charts die größten. Das ist ein bisschen irritierenderweise nicht ganz das Gleiche. Aber es sind halt auch große Podcasts. Lanz und Precht machen wir als Auftragsproduktion fürs ZDF und mit Montana Black und Simon Unge machen wir einen Podcast mit den beiden, den wir vermarkten. Und das sind natürlich große Projekte und das sind jetzt die beiden Chartführenden, sagen wir es mal so. Und das ist natürlich so der Rhythmus, was wir vorhaben. Dann machen wir mit Tim und Micky und viele Dinger. Dann auch natürlich dürfen wir einen machen für Vodafone oder für andere große Partner. Und so ergibt sich das.
Joel Kaczmarek: Die bringen auch Reichweite mit. Also wenn du mit MontanaBlack, wenn der da sein YouTube anschmeißt. Absolut.
Philipp Westermeyer: Der Typ ist der absolut krasseste Engagement Mensch in Deutschland, würde ich sagen. Also niemand hat größere Reichweiten und dann auch noch in der Kombination mit mehr Engagement als wahrscheinlich MontanaBlack. Und deswegen hatten wir den Optimismus, als da klar war, es gibt einen Podcast, der wird sehr gut laufen. Und haben von Tag 1 an, als noch nicht mal die erste Folge da war, natürlich auch geguckt, dass wir da über Werbung auch Geld erzielen können, dass wir da auch die Reichweite, die dann entsteht, irgendwie sozusagen nutzen können.
Joel Kaczmarek: Haben sie ja gerade geleakt, was der bei Twitch verdient hat. Ich glaube Platz 9 der Ausschüttung letztes Jahr bei Twitch mit, ich glaube, 2,5 Millionen oder so.
Philipp Westermeyer: Wobei das hatte er, wenn man ihm folgt und ich verfolge das natürlich so ein bisschen, das hat er ja auch schon ein paar Mal selber gepostet. Also gerade die großen Twitcher, ich glaube Knossi hat das auch schon mal öffentlich erzählt, haben das ja schon auch irgendwie geteilt und der Lebensziel war ja schon auch so klar und dokumentiert, dass jetzt keiner überrascht hat und sagt, boah, der hat da jetzt zwei Millionen bekommen. Ja, aber Das war klar, der fährt teilweise Autos, die 200.000 Euro kosten, da war ja schon irgendwie klar, das kommt da an.
Joel Kaczmarek: Ja, aber man staunt halt, wenn man sich überlegt, wenn so eine Plattform, wo Twitch, was ja jetzt gefühlt schon nochmal eine Nische, kannst du nicht sagen, aber es ist schon was anderes als jetzt irgendwie ein YouTube oder ein Facebook oder ein TikTok oder sowas, wenn die da schon sowas machen, was die sonst bewegen. Okay, verstanden, aber um mehr Reviews noch als Abschluss, bevor dein Buch hier unser Ende heute bildet.
Philipp Westermeyer: Ja, Reviews ist natürlich auch eine ganz große Wette. Es ist zum ersten Mal, dass wir wirklich ein klassisches Digital-Business haben. Eine Plattform mit einem Marktplatz, wenn man so will, wo Leute Software bewerten, die die Software selber nutzen und dann andere Leute sich die Bewertung durchlesen können, bevor sie Software kaufen. Das aufgeteilt nach verschiedensten Software-Kategorien. Das kann man monetarisieren. Da gibt es irgendwie Abo-Modelle für die Vendoren von der Software, für die Softwarefirmen. Software gerade ist ein Riesenthema.
Joel Kaczmarek: Was kriegen die in so einem Abo-Modell, wenn du da bist?
Philipp Westermeyer: Also verschiedenste Pakete, verschiedene Leistungen in dem Paket. Unter anderem, dass man negative Bewertungen kommentieren und einordnen darf, dass man Ansprechpartner nennen darf oder dass wir darüber informieren, welche Firmen ausweislich von den IP-Adressen sich das Profil der jeweiligen Firma angeschaut haben, damit die halt wissen, wer sich gerade dafür interessiert. Also natürlich alles legal. All das sind verschiedenste Elemente, also beispielhaft, die in so einem Paket drin sind. Und wir können dir jetzt, wenn du bei uns in der gängigen Kategorie Softwarehersteller bist, können wir sicherlich monatlich da relevant Leads zusteuern und das ist einfach ein Modell. Das ist einfach ein Digital-Business-Modell und das wollen wir in den nächsten Jahren entwickeln. Das ist nicht das kurzfristige Quick-Win-Ding. Das war mir von Anfang an klar, als wir das angefangen haben. Das ist nichts, wo es uns sofort den Arsch rettet, irgendwie unmittelbar. Das braucht halt Zeit, aber es ist halt die Chance, das, was wir jetzt an Problemen hatten und Verlusten erlitten haben in der Corona-Zeit, daraus was zu machen und vielleicht in fünf oder acht Jahren zu sitzen und zu sagen, Ey, damals haben wir doch Reviews gestartet und das ist jetzt ein super geiler Marktplatz und das ist jetzt vielleicht ein Projekt, das in sich das Mehrwert ist, als dass wir damals an Geld verloren haben. Und das war die Hoffnung und daran arbeiten wir.
Joel Kaczmarek: Du, ich hatte glaube ich ein Dreivierteljahr, bevor ihr das Ding gestartet habt, hatte ich den Gedanken auch. Also ich finde, ihr macht viele Sachen halt immer so auf Geschwindigkeit und manchmal vielleicht oberflächlicher, dafür aber auch schnell auf Reach. Ich habe es sofort verstanden und ich meine, du kämpfst ja dann auf der Qualitätsseite gegen so jemanden wie Gartner Research und so weiter, also Also ich glaube, der Space ist schon interessant, aber muss halt da echt, wie du sagst, über Jahre hinweg was hinlegen. Und der interessante Case könnte sein, wenn man halt die Reichweite, die ihr habt, drauf lädt und das dann quasi mit der Medienmarke koppelt, da was draus zu werkeln. Nicht uninteressant. So, aber wie schon lange angedroht, unser Ende des Gesprächs hier. Während ich mal hier ein Screenshot mache, halte ich das Foto mal in die Kamera, die die Leute nicht sehen können, die nur zuhören. Was hat es mit deinem Buch auf sich? Was ist das Ziel? Wie kam es dazu?
Philipp Westermeyer: Also vor zwei Jahren hat mich ein Verlag angesprochen, ob ich das zu Lust hätte. Und das Ulstein Verlag, Econ, also relativ bekannt, prestigereich. Ich, wie gesagt, auch nicht uneitel. Gleichzeitig ist es natürlich mir auch klar, es ist Marketing, nochmal eine andere Zielgruppe hinein. Haben die mir auch versprochen, hey, es geht in den Buchhandel. Da erreichst du nochmal ganz andere Leute, als du mit deinem Podcast vielleicht sowieso erreichst. Und das fand ich wieder den Marketingaspekt spannend. Plus halt, ich bin auch schon immer als Schüler, als Kind, als Jugendlicher unterwegs. Sehr, sehr journalistisch interessiert gewesen. Habe selber mich mal beworben für ein Literaturinstitut in Deutschland. Insofern ist das Schreiben für mich jetzt nichts, wo ich denke, um Gottes Willen, das kann ich ja gar nicht oder finde ich ja scheiße. Auch das Thema Buch war dann naheliegend.
Und dann habe ich gesagt, das machen wir. Und eigentlich war auch die Hoffnung, wir könnten es dann, wenn es dann fertig ist, verkaufen oder launchen zu einem OMR-Festival. Und das kam jetzt ja Offensichtlich anders. Da hatte ich dann lange Zeit auch nicht die Zeit, das fertig zu machen. Und dann irgendwann war aber klar, hey, das muss jetzt mal fertig werden. Wir haben es ausgemacht. Der Buchhandel wartet da auch drauf. Es wurde schon verkauft an die Buchhändler vom Verlag. Und dann habe ich mich halt hingesetzt irgendwie und da viel Zeit reingesteckt. Und das einmal machen wollen, nicht wirtschaftlich. An einem Buch kann man nichts verdienen. Ich habe da ja schon auch ein paar Mal im Podcast erzählt, 20.000, 30.000 Euro für bekommen. Das alleine kostet die ganze Hilfsrichter hatte, Visualisierung, Lektorat und so weiter. Aber es ist halt Bucketlist. und dann die Challenge, das zu machen, einmal in die Bestsellerliste reinzukommen.
Joel Kaczmarek: Öffnet neue Türen auch nochmal. Also bei mir war es so, du wirst halt viel mehr für Vorträge gebucht oder die nehme ich nochmal andersrum.
Philipp Westermeyer: Hundertprozentig. Hundertprozentig. Also das ist so. Und du nutzt es vielleicht indirekt, aber ich wollte einmal die Erfahrung machen und ehrlicherweise war es auch so, dass ich sage, ein zweites Buch wäre ich jetzt vorsichtig. Mhm. Bist du ja auch scheinbar.
Joel Kaczmarek: Ja, ich habe total Themen im Kopf. Ich habe sogar teilweise schon Inhaltsverzeichnisse geschrieben, aber ich komme einfach nicht dazu. Also manchmal denke ich, ich hätte Bock, Kinderbücher zu schreiben. Manchmal denke ich, ich würde gerne irgendwie, keine Ahnung, Sales-Anleitung schreiben. I don't know. Aber ich weiß genau, was du meinst. Und bei mir war es auch so, das war ein Marketing-Werkzeug und kein Geld verdienen. Also von Leben Also ich hatte mal hier Fitzek im Podcast, der kann davon leben, wenn er Bücher schreibt, aber der schreibt auch Krimis und keine Sachbücher, ne?
Philipp Westermeyer: Hundertprozentig. Als wir den Podcast da mit Lanz und Precht gemacht haben, mit dem Richard David Precht Abendessen und hab dann auch erzählt beim Abendessen, ey, ich mach jetzt auch ein Buch. Dann meinte er, was ist denn deine Auflage? Ich so, ja, 10.000. Dann hat er mich so angeguckt, so ganz traurig. Und dann hat er mir erzählt, dass er irgendwie in seinem Leben, glaube ich, über drei Millionen Bücher verkauft hat. Boah.
Joel Kaczmarek: Ja, aber ich meine, 10.000 ist gar nicht so schwer. Also ich glaube, ich habe siebeneinhalb gemacht mit Samwer in den ersten, weiß ich gar nicht, wie es seitdem ist, weiß ich nicht, aber das ist schon auch sportlich. Aber ich habe ja mal gelernt, so kleine Side-Story, dass so Professoren, die Bücher schreiben, die kriegen dann gleich so einen Vorschuss von 100.000 Euro oder sowas. Das ist ja immer so diese Benchmark. Wenn man einen Buchvertrag abschließt, wie viel Vorschuss kriegst du und was wird dir garantiert an Auflage etc.? ? Weil halt die ganzen fucking Universities halt immer gleich so 10, 20, 30 Bücher kaufen. Beziehungsweise jedes Semester sich die Leute mit neuen Biologiebüchern eindecken müssen und, und, und. Also wenn ich ein Buch schreibe, dann nochmal das. Aber mal zum Inhalt. Worum geht es in dem Buch? Was ist deine Absicht? Was ist die Message?
Philipp Westermeyer: Also wir wollen ein bisschen sozusagen den Zugang zur digitalen Welt öffnen. Nicht für Leute jetzt wie dich oder die jetzt jeden Tag eh da drin sind. Das ist cool, wenn ihr das auch lest, logischerweise, aber eigentlich geht es mir darum, dass smarte Leute, die an Wirtschaft interessiert sind, aber nicht jeden Tag daran arbeiten, Architekten, Zahnärzte, whatever, dass die halt irgendwie da drüber Zugang finden zu dieser Welt, die ein bisschen erklärt bekommen und zwar als unterhaltsam, spielerisch, anekdotenreich mit all dem, was ich in den letzten Jahren erlebt habe und dann verstehen, wie so Phänomene wie Gorillas zu erklären sind, dass Firmen innerhalb von ein paar Monaten Milliardenkonzerne werden, was ich so in der Wirtschafts- und Digitalwirtschaftswelt gerade verändert, aber das halt nicht jetzt so mit dem Fachbuchanspruch, sondern eher mit dem Anspruch eines Buches, das man auch irgendwie am Strand lesen möchte und das Konzept und das Ganze entlang natürlich von ein paar Beobachtungen, die ich so hatte, die mir auch ehrlicherweise ein bisschen die Augen geöffnet haben in den letzten Jahren.
Joel Kaczmarek: Lieber Philipp, ich freue mich, dass ich dich vor das Mikro gezerrt habe, weil ich habe so den Eindruck, du sendest ja relativ wenig selbst in deinen eigenen Podcast. Also du lässt ja den Leuten mehr die Bühne. Du kommentierst zwar nur, aber es hat mir jetzt viel Spaß gemacht, heute mal ein bisschen in deinen Kopf einzutauchen. Vielen Dank.
Philipp Westermeyer: Ja, danke dir. Also das ehrt mich natürlich.
Joel Kaczmarek: Ich schließe mit den Worten von Joko Winterscheidt, der hier hinten drauf geschrieben hat. Das hast du relativ selten, dass ich zu Leuten so nett bin und sie so viel lobe wie dich heute. Also genieß es. Der schreibt hier hinten drauf, ein großartiger Mensch. In meinen Augen hat er eine Marke geschaffen, von der er selbst gar nicht weiß, wie unfassbar riesig sie ist. Also in diesem Sinne, wir machen mal ein Update in fünf Jahren und bis dahin drücke ich dir die Daumen, dass das so weitergeht mit dir und deiner schönen OMR-Reise. Vielen, vielen Dank.
Philipp Westermeyer: Danke dir Joel und Kompliment zurück. Ich beobachte gerne, was du damit digital kompakt machst. Danke fürs Zuhören beim Digital Kompakt Podcast. Du merkst, hier ziehst du massig Wissen für dich und dein Unternehmen heraus. Wenn du mit uns noch erfolgreicher werden möchtest, abonniere uns auf den gängigen Podcast Plattformen. Und hey, je größer wir werden, desto mehr Menschen können wir helfen. Also erzähl doch auch deinen Kolleginnen und Kollegen von uns. Bis zum nächsten Mal.
Diese Episode dreht sich schwerpunktmäßig um Unternehmertum: Denn getreu dem digital kompakt Motto "Lerne von den Besten" trifft sich Joel in freudiger Regelmäßigkeit mit den erfolgreichsten Unternehmer:innen aus der Startup- und Digitalwirtschaft. Egal ob Scale-up, Soonicorn, Unicorn oder erfolgreicher Mittelständler – in unseren Episoden zu Unternehmertum lassen dich die Besten hinter ihre Kulissen blicken und nehmen dich mit auf eine Reise zur Strategie, Entstehung und Entwicklung ihrer Firmen.